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neunerNEWS Nr. 19, Juni 2012


neunerNEWS 19/2012

editorial Mit ein wenig Wehmut berichten wir in dieser Ausgabe der neunerNEWS über den Umzug eines neunerHAUSes: In der Hagenmüllergasse im dritten Wiener Gemeindebezirk haben wir vor mehr als einem Jahrzehnt das erste neunerHAUS eröffnet – so mancheR BewohnerIn erinnert sich noch an den Einzug. Und an die ereignisreichen Jahre, die folgten, in denen der Verein neunerHAUS wuchs, neue Wohneinrichtungen und medizinische Versorgung geschaffen wurden. Nun ist die „HAMÜ“ umgezogen. Das Haus muss abgerissen und in den nächsten Jahren

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wussten sie, dass … … weltweit knapp 1 Milliarde Menschen nicht genug zu essen haben, während jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden?

»Wir haben uns viel vorgenommen!« Markus Reiter

neu errichtet werden. Für unsere BewohnerInnen haben wir im 13. Bezirk ein sehr ansprechendes Ersatzquartier gefunden. Der Umzug war für alle Beteiligten aufregend und anstrengend. Mittlerweile haben sich aber alle BewohnerInnen gut eingelebt und geben erste Einblicke in ihr neues Zuhause. In diesem Heft informieren wir Sie über weitere Neuigkeiten rund um den Verein neunerHAUS und über unsere Arbeit, z.B. in der neunerHAUS Zahnarztpraxis für obdachlose Menschen, für die wir – besonders als Urlaubsvertretung in den Sommermonaten – dringend ehrenamtliche ZahnärztInnen suchen. Mit Hochdruck arbeiten wir an zukünftigen, innovativen Projekten, sowohl in der Wohn- als auch der medizinischen Versorgung obdachloser Menschen. Mehr darüber im Herbst dieses Jahres, soviel vorweg: Wir haben uns viel vorgenommen. Und wir werden viel Hilfe brauchen. Bei unseren neuen Projekten ebenso wie bei den bestehenden Angeboten. Daher bitte ich Sie sehr herzlich, uns bei unserer Arbeit zu begleiten. Mit Ihrer Zeit als ehrenamtlich TätigeR, mit einer Sachspende, als Fördermitglied oder mit einer Geldspende. Ein Erlagschein liegt dieser Ausgabe bei. Sie können aber auch online spenden – alle Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.neunerhaus.at. Und: Ihre Spende können Sie steuerlich geltend machen. Ich danke Ihnen sehr herzlich und wünsche einen schönen Sommer

… jede/r ÖsterreicherIn im Schnitt pro Jahr 11,5 Kilogramm genießbare Lebensmittel wegwirft und damit 96.000 Tonnen Nahrungsmittel im Restmüll landen? Diese Menge würde ausreichen, die Bevölkerung einer Stadt mit 120.000 EinwohnerInnen ein Jahr lang zu versorgen. … 13% der ÖsterreicherInnen arm oder von Armut bedroht sind? Damit liegt Österreich im EU-Vergleich an fünfter Stelle. Die Kluft zwischen Armen und Reichen wächst weiter. Das reichste Prozent der Haushalte in Österreich besitzt ein Viertel des Geldvermögens. Das oberste Promille verfügt über acht Prozent des gesamten Geldvermögens und damit über gleich viel wie die untere Hälfte der Haushalte. ... die neunerHAUS TierärztInnen im vergangenen Jahr die Tiere von rund 350 TierbesitzerInnen in etwa 1.050 Einzelterminen behandelt haben? Patienten waren rund 230 Hunde, 90 Katzen und 30 Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweine, Ratten, Mäuse und Vögel. … mit dem Umzug des neunerHAUSes Hagenmüllergasse nach Hietzing unser Wohnangebot um 12 Wohnplätze aufgestockt werden konnte?

Impressum: Herausgeber: Verein neunerHAUS, Margaretenstraße 166/1. Stock, 1050 Wien Tel.: +43/1/990 09 09-900, E-Mail: verein@neunerhaus.at, www.neunerhaus.at ZVR-Zahl: 701846883, DVR-Nr.: 2110290 Spendenkonto: RLB NOE-Wien, BLZ: 32.000, Konto-Nr.: 5.929.922 Redaktion: Ruth Gotthardt Mitarbeit: Claudia Ackerl, Hanna Esezobor, Markus Reiter, Doris Wallnöfer Gestaltung: BÜRO Markus/Zahradnik Fotos: Julian Pöschl, derStandard.at/Schilly, Armin Plankensteiner Druck: Donau Forum Druck Fotos und Gestaltung wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Das neunerHAUS dankt sehr herzlich!

Mag. Markus Reiter, Geschäftsführer


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„Unstet und flüchtig sollst du sein!“ … sprach der Herr zu Kain, der seinen Bruder erschlagen hatte. Ruhelos umher irren zu müssen, ist eine der bittersten Strafen. Heute werden Gewalttäter weggesperrt. Sie sind von der Gesellschaft ausgeschlossen. Aber sie haben ein Dach über dem Kopf. Umso bestürzter sind wir, völlig unschuldige Menschen um uns zu wissen, die auf der Straße sitzen. 2010 wurden in Österreich 37.000 Wohnungslose gezählt. Selbst wenn nur die Hälfte davon tatsächlich kein Dach über dem Kopf hat, ist das alarmierend genug. Denn das heißt, dass Tausende dieser armen Teufel täglich um einen Schlafplatz kämpfen müssen. Im Winter übernachten sie in WC-Anlagen. Sie nisten in Kellergeschoßen der Rohbauten. Sie werden aus UBahnstationen verjagt. Sie verkriechen sich in Containern. Einen warmen Unterschlupf zu finden ist, manchen sogar wichtiger als ihre Freiheit. Ich hörte von einem Obdachlosen, der vor Winterbeginn immer ein Strafdelikt beging, um inhaftiert zu werden. Er wusste über Strafausmaße genau Bescheid. Seine Delikte waren gerade so bemessen, dass er die kälteste Zeit über eine warme Zelle und ein Essen hatte. Doch mit den meisten Betroffenen verhält es sich ganz anders. Sie sind, wie man so sagt, normale Menschen. Unglückliche Lebensumstände haben sie aus der Bahn geworfen. Es genügt schon, den Job zu verlieren. Die Miete kann nicht mehr bezahlt werden. Was folgt, ist die Delogierung. Gott sei Dank gibt es bei uns karitative Einrichtungen. Zum Beispiel das neunerHAUS. Ein Teil der Betroffenen wird aufgefangen und von SozialarbeiterInnen betreut. Doch die Verzweiflung sitzt unvorstellbar tief. Frauen fliehen vor ihren gewalttätigen Ehemännern. Ein Zurückkehren ist meist ausgeschlossen. Die dafür eingerichteten Frauenhäuser sollen das Ärgste abwenden. Aber die Zahl verarmter, obdachloser Männer ist ungleich größer. Sie verkraften die Scheidung nicht. Ohne Perspektive tut der Alkohol sein übriges. Ich gehe durch die Stadt. Das kleine Buchgeschäft hat zugesperrt. Die Leute beziehen ihre Schmöker lieber aus dem Internet. Die Blumenhandlung gibt es auch nicht mehr. Blumen bekommt man im Baumarkt zu Schleuderpreisen. Der Obststand, die Fleischhauerei – verschwunden, die Papierhandlung pleite. Abverkauf. Dahinter stehen Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt verloren haben. Der Supermarkt hat sie verschlungen. Grausamkeiten, die still und leise vor sich gehen.

Extremschrammel Roland Neuwirth bei einem Benefizabend für das neunerHAUS

Wo früher der Greißler war, hat ein Türke aufgemacht. Er überlebt, weil man bei ihm auch am Wochenende einkaufen kann. Anlaufstelle für arbeitslose Biertrinker. Die totgeschlagene Zeit, finanziert von der monatlichen Stütze, liegt in leeren Dosen am Gehsteig. Ein paar Betrunkene sitzen mitten auf der Fahrbahn. Jugendliche, eigentlich noch Kinder, sturzbesoffen. Sie randalieren, schlagen auf vorbeifahrende Autos. Sie hätten ein Zuhause. Die Frage ist nur, welches. Denn ein Zuhause ist mehr, als bloß ein „Dach über dem Kopf“. Es bedeutet ebenso, „festen Boden unter sich“ zu wissen. Nicht nur zu existieren, sondern wirklich zu leben. Seinen Mittelpunkt gefunden zu haben. Wenn wir den Armen „Obdach“ geben, schenken wir ihnen zumindest eine Atempause. Nicht „unstet und flüchtig“ sein zu müssen, heißt, an ein Morgen denken zu können. Dass aus dem Obdachfinden ein Nachhausefinden werden kann. Roland Neuwirth, Musiker


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neunerHAUS Hagenmüller­ gasse mit neuer Adresse in Hietzing Die BewohnerInnen des neunerHAUSes Hagenmüllergasse sind umgezogen. Das Haus wird abgerissen und neu gebaut. Voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2014 können die BewohnerInnen wieder in „ihre HAMÜ“ zurückkehren. Für die Übergangszeit konnte ein Ersatzquartier in einem Haus des Arbeiter-Samariter-Bundes Wien gefunden werden – in der Riedelgasse in Hietzing.

neunerHAUS Hagenmüllergasse / Riedelgasse auf einen Blick Der älteste Bewohner ist 70, die jüngste Bewohnerin 23 Jahre alt. Insgesamt bietet das Haus 72 Menschen Platz in hellen Kleinstwohnungen mit einem Wohn/ Schlafraum und Kochnische, Vorraum, Bad/WC, voll möbliert. Ein eigener Wohnungsschlüssel ist selbstverständlich, Besuche sind jederzeit möglich, Haustiere willkommen. Ein schöner Garten lädt zum Relaxen ein. Die monatliche Miete beträgt 285 Euro (alles inklusive) Weiters wird geboten: Beratung durch den Psychosozialen Dienst, Versorgung mit Lebensmittelspenden (Wiener Tafel u.a.) und Freizeitaktivitäten wie Bastelgruppen, organisierte Ausflüge, hauseigener Flohmarkt. Eine ehrenamtliche Friseurin kommt einmal im Monat ins Haus. Betreut werden die BewohnerInnen von einer Hausleiterin, drei Sozialarbeiterinnen, einer Sekretärin, zwei Zivildienern und vielen ehrenamtlichen HelferInnen.

Danke für die Unterstützung Ein großer neunerHAUS-Dank gilt dem Fonds Soziales Wien für die Unterstützung beim Umzug und unserem Vermieter, dem Arbeiter-Samariter-Bund Österreich. BewohnerInnen und Team sind bestens angekommen und freuen sich auf eine gute Zeit in Hietzing!


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Martina G.

» Ich hatte zuerst Angst, dass es hier zu

klein ist und nicht alles Platz hat. Einen Großteil habe ich mitnehmen können, einen Teil habe ich untergestellt. Auch meine Kinder können mich weiterhin besuchen. «

Gabi S.

» Es ist besser als wir es uns vorgestellt

haben. Es ist ruhig und wir haben viel frische Luft. «

Anita N.

» Ich habe vorher nicht in der Hagenmüllergasse gewohnt, bin direkt in die Riedelgasse eingezogen. Es gefällt mir gut, fühle mich noch ein bisschen einsam, habe aber schon Anschluss gefunden. Die Leute sind sehr nett hier. «

Wolfgang K.

» Ich hatte drüben eine viel größere Wohnung, aber genutzt habe ich eigentlich auch nur einen Raum. Hier sind die Wohnungen recht gut aufgeteilt und dass jeder die gleiche Miete zahlt, ist fair. «

Herbert V.

» Ich wohne hier, aber ich lebe noch nicht hier,

das braucht noch mehr Zeit. Aber sonst geht mir nix ab. «

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Silvia F.

Jetzt ist es soweit! Mit gemischten Gefühlen fahren wir mit den Öffis in den 13. Bezirk. Werden unsere ganzen privaten Sachen in die kleine Wohnung passen? Wie lange werden wir brauchen, um den Raum wohnlich zu gestalten? Schon am frühen Nachmittag sind unsere Sachen vor unserer Tür. Sogleich beginnt die Auspackerei, wo und was und wohin mit allem? So am dritten Tag fühle ich mich schon sehr wohl in meinen neuen vier Wänden. Mittlerweile herrscht eine richtig gute Stimmung im Haus. Unsere Wohnungen sahen auf den ersten Blick kleiner aus, als sie eigentlich sind. Für mein Gefühl sind die Bewohner sehr locker und haben sich – so wie ich – sehr schnell auf die neue Umgebung eingestellt. Mit einem Wort, es ist in unserem Haus sehr gemütlich. Es gab auch schon die ersten Gangpartys, die sehr lustig waren. Die nächsten zwei Jahre wird es hoffentlich so bleiben.

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ZahnärztInnen gesucht, um In der neunerHAUS Zahnarztpraxis geben ehrenamtlich tätige ZahnärztInnen obdachlosen Menschen ihr Lächeln zurück Es ist Mittwochvormittag und in der neunerHAUS Zahnarztpraxis im 5. Wiener Gemeindebezirk herrscht Hochbetrieb. Im Warteraum ist jeder Platz besetzt, der Schmäh rennt und hilft ein wenig über die Angst hinweg. Die Menschen, die hier auf eine Behandlung warten, zählen aus zahnärztlicher Sicht zu den ganz schweren Fällen: massive Karies, Lücken im Gebiss, abgebrochene Zähne, Kiefergelenksprobleme, Mundhöhlenentzündungen, Schleimhautwucherungen, 30 Jahre alte oder schlecht sitzende Prothesen sind an der Tagesordnung.

Viermal die Woche bieten ehrenamtlich tätige ZahnärztInnen Hilfe für Menschen, die aufgrund ihrer schwierigen Lebenssituation den Weg zum niedergelassenen Arzt nicht mehr finden. Zu groß ist die Scham, aber auch die Angst vor möglichen Kosten. Obdachlose Menschen leiden oft seit Jahrzehnten an zermürbenden Schmerzen, viele haben seit Jahren keinen einzigen Zahn mehr. Nicht selten sind die Betroffenen gerade einmal Mitte 20, leben seit mehreren Jahren auf der Straße und entsprechend verwahrlost ist der Zahnzustand. Zeit als Erfolgsrezept Heute hat Dr. Malek Dienst. Er ist ein „Zahnarzt der ersten Stunde“ im neunerHAUS. Seit der Eröffnung im März 2009 ist er regelmäßig ehrenamtlich tätig. „Ich sehe hier Zahnzustände, wie man sie üblicher Weise als Zahnarzt kaum kennt. Das ist manchmal schon eine Herausforderung. Umso schöner, wenn ich helfen kann und die Menschen mit einem strahlenden Lächeln und ohne Schmerzen weggehen“, freut sich Christian Malek mit seinen PatientInnen. Der nächste Patient wird aufgerufen. Es ist sein erster Behandlungstermin. Die Sozialarbeiterin, die am Empfang für die PatientInnen da ist, hat seinen Versicherungsstatus klären können, die Wiener Gebietskrankenkasse wird den Kassenanteil der Behandlungskosten tragen. Herrn B. ist anfangs die Angst anzusehen, aber die freundliche Aufnahme und die Herzlichkeit, mit der Sozialarbeiterin und zahnärztliche Assistentin auf ihn zugehen, entspannen ihn merklich. Es wird gescherzt, aber auch viel gesprochen und erklärt, um das Eis zu brechen. „Aus unserer langjährigen Erfahrung in der allgemeinmedizinischen Betreuung obdachloser Menschen wissen wir, dass Zeit ein ganz wesentlicher Faktor für unsere PatientInnen ist, um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Das gilt auch für die Arbeit in unserer Zahnarztpraxis,“ erklärt

Dr. Christian Malek, einer von rund 20 ehrenamtlich tätigen ZahnärztInnen, ist seit Eröffnung der neunerHAUS Zahnarztpraxis vor drei Jahren dabei


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Lücken zu füllen Dr. Walter Löffler, ärztlicher Leiter der Einrichtung, sein Rezept für die allgemein- und zahnmedizinische Versorgung im neunerHAUS. Die erste Sitzung dauert nur kurz, Röntgenaufnahmen werden gemacht, ein umfassender Sanierungsplan erstellt. Es wird einige Monate und zahlreiche Termine dauern, bis Herr B. wieder „kraftvoll zubeißen“ kann. Für heute ist er erleichtert, dass er es geschafft hat: „Ich hab meinen ganzen Mut zusammennehmen müssen, um überhaupt hierher zu kommen – der Anfang ist gemacht, und nächste Woche komme ich wieder.“ Wie die meisten PatientInnen, die ihre Termine konsequent wahr- und dieses Hilfsangebot dankbar annehmen. Frau S. – die nächste Patientin – ist eine alte Bekannte und kommt heute zur Kontrolle. Ihre Behandlung ist abgeschlossen. „Ich hab´ keinen einzigen gesunden Zahn mehr gehabt, nur schwarze Stummeln, und mich furchtbar geniert. Seit ich meine Prothese habe, fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Ich trau mich endlich wieder zu lachen – es ist ein richtiger Neubeginn für mich.“ Nach minimaler Anpassung sitzt die Prothese perfekt – Zahnarzt und Patientin sind hoch zufrieden. Leben am Rand der Gesellschaft Obdach- oder wohnungslos zu sein bedeutet, gezeichnet am Rande der Gesellschaft zu leben. Schlechte Zähne verstärken die soziale Ausgrenzung auf allen Ebenen, die Chancen auf eine neue Arbeitsstelle oder eine eigene Wohnung sinken. Viele PatientInnen verlassen die neunerHAUS Zahnarztpraxis nicht nur mit „neuen Zähnen“ sondern auch mit neuem Selbstwertgefühl und dem Bewusstsein, sogar für ein Bewerbungsgespräch wieder gewappnet zu sein. Für die betroffenen Menschen ist die neunerHAUS Zahnarztpraxis die einzige Einrichtung dieser Art in Wien und sie steht allen wohnungs- und obdachlosen Menschen offen. Seit der Eröffnung vor drei Jahren wurden mehr als 1.700 PatientInnen kostenlos behandelt. Leistungen, die von den Krankenkassen nicht getragen werden, deckt der Verein neunerHAUS aus Spendengeldern. „Mit der neunerHAUS Zahnarztpraxis tragen wir maßgeblich und nachhaltig zur Verbesserung des gesamten Gesundheitszustandes obdachloser Menschen bei. Um den Betrieb zu sichern, brauchen wir

dringend weitere ZahnärztInnen, die uns ehrenamtlich unterstützen,“ ruft neunerHAUS-Geschäftsführer Markus Reiter zur Mitarbeit auf. Ruth GotthardT, neunerHAUS

Unser Team braucht dringend Verstärkung! Besonders in den Sommermonaten kommt es urlaubsbedingt immer wieder zu Engpässen. Unsere Ordinationszeiten sind Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr. Schon die Übernahme eines Dienstes pro Monat hilft uns, den Betrieb zu sichern. Wenn Sie uns als Zahnärztin/-arzt ehrenamtlich unterstützen wollen, wenden Sie sich bitte an: Mag.a (FH) Livia Mutsch, Organisatorische Leiterin Geschäftsbereich medizinische Versorgung livia.mutsch@neunerhaus.at neunerHAUS Zahnarztpraxis für obdachlose Menschen 1050 Wien, Margaretenstraße 166 / 1. Stock T +43 1 990 09 09-920


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Ein Herz für die Tiere von Obdachlosen Menschen Das neunerHAUS beherbergt nicht nur Menschen, die aufgrund unterschiedlicher Schicksale ihre Wohnung verloren haben, sondern auch deren Haustiere. Und sorgt bei Bedarf für veterinärmedizinische Betreuung. In der neunerHAUS-eigenen tierärztlichen Versorgungsstelle finden obdach- und wohnungslose Menschen kostenlos Hilfe, wenn der vierbeinige Begleiter krank oder verletzt ist und das Geld für den Tierarztbesuch fehlt. Unterstützung bei der Pflege der Tiere bekam das neunerHAUS kürzlich von THE DOG CARE COMPANY im 17. Bezirk: Zwei Tage lang wurde gewaschen, geputzt und gestutzt – von den Krallen bis zum Gesichtshaar wurde getrimmt und faconiert und zahlreichen Vierbeinern ein Sommer-Styling verpasst.

Großer Andrang herrschte beim ersten Pflegetag für Tiere obdachloser Menschen

„Der Hund ist oft der einzige Freund im Leben der Obdachlosen. Mir ist es ein großes Anliegen, zu helfen und einen Beitrag zur artgerechten Pflege und Gesunderhaltung ihres Lieblings beizutragen“, erklärt Alexander Hysek, Inhaber von THE DOG CARE COMPANY. neunerHAUS-Geschäftsführer Markus Reiter freut sich über die Initiative „Wer Tieren obdachloser Menschen hilft, tut nicht nur den Vierbeinern etwas Gutes, sondern auch den TierhalterInnen, denn: geht es den Tieren gut, freuen sich auch „ihre“ Menschen.“

Social GOld „Soziales Gold“ ist eine temporäre, goldene Bodeninstallation von Johannes Angerbauer im Rahmen der internationalen Großausstellung „Gold“ im Unteren Belvedere in Wien. Aus der Bodeninstallation entstehen nach der Ausstellung Wandobjekte in Form von elf Triptychen, die zum Verkauf angeboten werden. Ein Teil des Erlöses kommt dabei dem neunerHAUS zugute – das neunerHAUS dankt Johannes Angerbauer herzlich für die Spende. www.socialgoldkiss.com

Ostern bei rapid Acht große Rapidfans, allesamt BewohnerInnen des neunerHAUSes Kudlichgasse waren am Ostersamstag beim Rapidmatch und hatten sehr viel Spaß! Die Karten wurden von Casinos Austria zur Verfügung gestellt – wir bedanken uns sehr herzlich! Zehn Karten für das Match SK Rapid gegen Wacker Innsbruck im Mai wurden uns von Rapid gespendet – auch dafür vielen Dank!


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neunerHAUS. Wir geben Obdach. Und mehr. Unser großes Ziel ist es, obdachlosen Menschen ein Zuhause zu geben, das diesen Namen verdient. Dafür gehen wir neue Wege, gehen Sie mit uns!

JA, ICH WERDE neunerHAUS FÖRDERMITGLIED! Mit meiner neunerHAUS Fördermitgliedschaft verändere ich das Leben von obdachlosen Menschen. Denn Wohnen im neunerHAUS bedeutet: ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben zu führen. Gleichzeitig trage ich dazu bei, dass Verwaltungskosten gespart werden und Projekte langfristig planbar sind.

Zutreffendes bitte ankreuzen:  Beitrag „Standard“ 72,– EUR

 Beitrag „TOP“ 240,– EUR

 Beitrag „Sozial“ 36,– EUR

 Ich ermächtige den Verein neunerHAUS den Beitrag per Lastschrift von meinem Konto einzuziehen. In den Folgejahren wird der Beitrag jeweils Anfang Februar abgebucht.  Schicken Sie mir bitte einen Zahlschein zu.  Ich richte den Dauerauftrag direkt in meinem Geldinstitut bzw. per Netbanking ein. Spendenkonto: Raiffeisen 5.929.922, BLZ 32.000

Name

Vorname

Kontonummer (kein Sparkonto)

Straße, Hausnummer

Bankleitzahl

PLZ, Ort

Geldinstitut

Telefon

Email

Datum

Unterschrift

Bitte ausfüllen und per E-Mail, Post oder Fax an neunerHAUS senden: neunerHAUS – Hilfe für obdachlose Menschen Margaretenstraße 166/1. Stock | 1050 Wien | Fax +43 1 990 09 09 909 marketing@neunerhaus.at www.neunerhaus.at

Diese Fördermitgliedschaft kann jederzeit formlos und ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Ihr Beitrag als Fördermitglied ist steuerlich absetzbar. DANKE für Ihr Vertrauen!

Wir geben Obdach. Und mehr.


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Auflauf der HaubenköchInnen Bereits zum sechsten Mal fand im Mai der Haubenauflauf zugunsten obdachloser Menschen in Wien statt. Aufläufe bereiteten die zehn HaubenköchInnen in der Erste Bank Lounge am Graben zwar keine zu, dafür CC_9erHaus_10Jahre_85x120_SW.pdf 1 23.04.12 16:22 aber ein feines 10 Gänge Menü mit Köstlichkeiten wie

Risotto „rot“ mit grünen Äpfeln, Kren und Pinienkernen (Bernie Rieder), Thunfisch in Pfefferkruste (Martina Willmann) und Schokoladenmousse-Törtchen mit Crème-Brûlée-Kern und marinierten Himbeeren (Aurelio Nitsche). In ausgelassener Stimmung genossen die Gäste und HaubenköchInnen das Flying Dinner. Die Weinbegleitung kam aus dem Burgenland und der Steiermark und wurde zur Verfügung gestellt von den Pannobileund den STK-Winzern. Kabarettistin Susanne Pöchacker führte unterhaltsam durch den Abend. Ein Höhepunkt des Abends war die Versteigerung von Objekten der besonderen Art: Auktionator Otto Hans Ressler (Im Kinsky Kunst Auktionen) brachte charmant und unwiderstehlich ganz besondere Schmankerln unter den Hammer: Eine Fahrt ins Grüne mit „Privatchauffeur“ Karl Hohenlohe in seinem Oldtimer, eine typische Josef Hader Brille, ein Crime & Dine mit Manfred Buchinger und Eva Rossmann, ein Mittagessen mit Bundespräsident Dr. Heinz Fischer in der Hofburg. Der gesamte Erlös des Abends, EUR 49.000,–, fließt in Projekte des Vereins neunerHAUS für obdachlose Menschen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei den HaubenköchInnen – Hannes Tinnacher, Christian Petz, Manfred Buchinger, Bernie Rieder, Peter Blecha, Joachim Gradwohl, Martina Willmann, Peter Zinter, Ingo Taubert, Aurelio Nitsche und Siegfried Kröpfl – bei unseren Hauptsponsoren – der sBausparkasse, der Erste Bank Restaurantbetriebe und der Erste Bank; bei den Weinsponsoren Pannobile und STK-Winzer sowie bei allen weiteren UnterstützerInnen, die zum Erfolg dieses Abends beigetragen haben.

stühle gesucht

card complete unterstützt das neunerHAUS.

Für das neunerHAUS Hagenmüllergasse, das gerade in sein Ausweichquartier im 13. Bezirk übersiedelt ist, fehlen den BewohnerInnen noch circa 50 Stühle für ein gemütliches Zusammensitzen und Plaudern. Aus Brandschutzgründen müssen die Sessel aus Metall sein. Kontakt: sabine.nemec@ neunerhaus.at, Tel: 01 990 09 09-100


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Mario H., 32, neunerHAUS Hagenmüllergasse

»Vom Kleinen Mario mit den groSSen Plänen« Mario hat in seinem noch jungen Leben nicht viel ausgelassen. Geboren wurde er in Oberwart im Burgenland. Seine Familie zählt zu den Roma, sie ist arm und Mario krank. Seine Eltern entschließen sich, ihr Kind wegzugeben. Mit acht Monaten ist er das jüngste Kind im SOS-Kinderdorf in Tirol. Er wächst mit 12 Geschwistern auf und besucht die interne, streng katholische Grundschule, danach Hauptschule und „Poly“. Heute bezeichnet er seine Kindheit als die schönste Zeit seines Lebens. Er wächst in einem liebevollen Umfeld und behütet auf. „Du bekommst alles, bis 15 bist du reich und schön“, erinnert er sich. Dann kommt der Umzug ins SOS-Jugendhaus. Der Ausbruch ist vorprogrammiert, er macht viel Blödsinn, erzählt vom „Rauchen, Saufen und Giftln“. Als er beim Schwarzfahren erwischt wird, bleibt seine Kinderdorfmutter streng, zahlt die Strafe nicht. Irgendwann landet er schließlich im Gefängnis. Es sollte nicht das letzte Mal sein. Als Jugendlicher findet er es cool, gibt bei seinen Freunden sogar damit an. Er lernt Installateur und absolviert seinen Wehrdienst. Er geht nach Wien um eine berufliche Karriere zu starten, hält dem psychischen Druck aber nicht stand. Mit 21 Jahren und kaum Geld in der Tasche reist er auf der Suche nach seinen Wurzeln ins Burgenland. Seine Mutter freut sich, ihn zu sehen, aber wirklich Anschluss findet er nicht. Er gerät zusehends auf die schiefe Bahn, wird mehrmals wegen Körperverletzung und Waffen- und Drogenbesitzes verurteilt. „Der klane Mario isch zum unvernünftigen Gauner worden“ bringt

er seine unrühmliche Vergangenheit in tirolerischem Dialekt auf den Punkt. Wieder in Wien, lernt er die alleinerziehende Christine kennen. Sie und ihre Tochter werden zu seinem Ruhepol. Die Beziehung zerbricht, als das gemeinsame Kind nach nur wenigen Tagen stirbt. Seit fast drei Jahren wohnt er in der „HAMÜ“. Er zählt zu den Engagiertesten im Haus. „Ich bin hier heimisch geworden und habe zurück in die Normalität gefunden.“ Seine Einzimmerwohnung zählt zu den Vorzeigewohnungen des Hauses. Sauberkeit ist ihm wichtig, Alkohol im Zimmer verboten. Sport – im speziellen Fußball – ist seine Passion. Er ist vernünftiger, selbstbewusster und lebensfroher geworden. Ein Fixpunkt in seinem Leben ist seine Oma, die er oft besucht und schaut, ob alles passt. Am Freitag oder Samstag geht er einkaufen und sonntags essen sie gemeinsam zu Mittag. Ein Pflichttermin. Im Juli wird er 33. Er wünscht sich eine Familie und eine geregelte Arbeit, vielleicht noch einen Hund. Sein Traum ist es, in Tirol wieder Fuss zu fassen. Viel hat er sich vorgenommen, denn er will es alleine schaffen. Und dann wird er ein Buch schreiben: Das Leben des Mario H. Hanna Esezobor, neunerHAUS

Schenken Sie Gesundheit! Das neunerHAUS sorgt für Obdach und Gesundheit von Mensch und Tier. Mit unserem Team neunerHAUSARZT und unserer neunerHAUS Zahnarztpraxis bieten wir wichtige medizinische Versorgung für obdachlose Menschen. Und die vierbeinigen Begleiter werden von unseren ehrenamtlichen TierärztInnen betreut. Wir helfen unbürokratisch, rasch und nachhaltig. Wenn Sie uns dabei helfen wollen, spenden Sie bitte. Spenden an den Verein neunerHAUS sind steuerlich absetzbar.


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