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2.6 Akzeptanz – Unveränderbares lässt sich nicht verändern

Mit psychisch Kranken wird im Rahmen von Psychotherapie oder Klinikaufenthalten oft an der Akzeptanz der Krankheit und der Situation gearbeitet. Auch für Angehörige gilt: Die Erkrankung zu akzeptieren, ist ein wichtiger Schritt. Er erleichtert den Umgang mit Ihren Gefühlen und entlastet die Beziehung zum Erkrankten.

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Fragen Sie sich: Wie stehe ich eigentlich zu der Erkrankung? Was habe ich bisher beobachtet, verstanden und gelernt?

Bei welchen der folgenden Glaubenssätze über Ihren nahen Menschen finden Sie sich eher wieder?

• „Die Erkrankung ist ein momentaner Ausnahmezustand, er kommt bald wieder auf die richtige Spur und geht seinen geplanten Lebensweg.“ • „Er muss sich mal zusammenreißen, dann wird alles wieder gut.

Vielleicht muss ich mehr Strenge zeigen.“ • „Das ist doch kein Leben, das er da führt. Geht nicht vor die Tür, hat keine Freunde, für mich wäre das nichts.“ • „Er wird nie das Leben führen, das ich mir für ihn gewünscht habe. Aber wichtig ist, dass er wenigstens mit dem Leben klarkommt.“ • „Ich akzeptiere die Erkrankung und den Weg, den er im Umgang damit findet.“

Viele Angehörige berichten, dass sie sich in all den genannten Glaubenssätzen, die unterschiedliche Stadien der Akzeptanz spiegeln, zeitweise wiedergefunden haben. Das ist verständlich. Wie sollen Sie auf Anhieb etwas akzeptieren, das Sie verängstigt und verärgert?

Machen Sie sich bewusst: Das Problem kann leider nicht einfach

gelöst werden. Die Erkrankung führt bei Ihnen beiden zu seelischem Schmerz. Dies ist nun einmal so. Dies müssen Sie leider akzeptieren. Schonen Sie Ihre Energie und versuchen Sie nicht gegen diese unveränderbare Lage anzukämpfen.

Stellen Sie sich die Frage: Was wünsche ich mir wirklich für den Erkrankten?

Viele erfahrene Angehörige beantworten dies so: „Der geliebte Mensch soll langfristig einigermaßen zufrieden sein und mit seinem Leben klarkommen.“

Der Weg, der den Betroffenen dorthin führt, ist der richtige.

Auch Sie selbst können sich fragen, was die Erkrankung langfristig für Ihr eigenes Leben bedeutet. Was wünschen Sie sich selbst? Wie viel Ihrer Kraft können Sie investieren? Wie viel Energie soll übrigbleiben, für das, was noch wichtig ist? Was ist Ihnen noch wichtig? Auch für Sie gilt:

Der Weg, den Sie finden, um in dieser Situation ein einigermaßen zufriedenes Leben zu führen, ist der richtige.

»Casey ist eine begeisterte Schwimmerin und schnorchelt gern an Riffs, um die Unterwasserwelt zu beobachten. Bei einem Aufenthalt auf Hawaii stößt sie auf eine grüne Meeresschildkröte, die vom Strand in die Richtung des offenen Meeres schwimmt. Und Casey entscheidet sich, sie zu begleiten. Nach wenigen Minuten hat die so gemächlich wirkende Schildkröte sie als geübte Schwimmerin abgehängt. Am nächsten Tag geschieht es wieder. Und nun nimmt Casey sich die Zeit, die Meeresschildkröte genauer zu beobachten. Sie stellt dabei fest, dass die Schildkröte nie gegen die Strömung kämpft. Immer wenn eine Welle an den Strand rollte, verlangsamte sie ihre Bewegungen und paddelte nur so viel, dass sie an der Stelle bleibt. Wenn dann die Welle zurück ins Meer strömt, nutzt sie diese Strömung für sich und macht Strecke. Im Gegensatz zu Casey selbst, die unabhängig von den Strömungen mit dem gleichen Krafteinsatz schwimmt.«

Das Café am Rande der Welt – John Strelecky

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