1 minute read
InLateinVersiegelt
Als das Christenthum zuerst geseßlich eingeführt wurde, war ein verdorbenes Latein die allgemeine Sprache der westlichen Länder Europas geworden. Darum wurde auch der Gottesdiest in diesem verdorbenen Latein abgehalten, und die Bibelüberseßung in dieser Sprache in den Kirchen vorgelesen: denn sie war ja die allgemeine Sprache des Landes. Nach dem Einbringen der barbarischen Bölkerschaften, die das römische Reich zerstörten, hörte das Latein nach und nach auf, die Sprache irgend eines europäischen Landes zu sein. Aber die Verehrung der Menschen hält natürlich noch lange Zeit die festgewordenen Formeln und Ceremonien der Religion aufrecht, nachdem die Umstände, durch welche sie eingeführt wurden und unter denen sie allein vernünftig sind, längst aufgehört habeen. Obgleich daher das Latein von der großen Masse des Volkes nicht mehr verstanden wurde, so blieb man doch dabei, den Gottesdienst in dieser Sprache zu halten. So seßten sich in Europa ähnlich wie im alten Aegypten zwei verschiedene Sprachen fest: eine Sprache der Priester und eine Sprache des Volkes, eine heilige und eine profane, eine gelehrte und eine ungelehrte Sprache. Nun war es doch aber nothwendig, daß die Priester Eiwas von jener heiligen und gelehrten Sprache, in der sie die gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten hatten, verstanden, und so wurde das Studium des Lateinischen von Anfang an ein wesentlicher Theil des Universitätsunterrichts.
Mit dem Griechischen und Hebräischen hatte es nicht die nämliche Bewandtniß. Die unfehlbaren aussprüche der Kirche hatten erklärt, daß die lateinische Übersetzung der Bibel, die man die Vulgata nannte, ebenso vom göttlichen Geiste diktirt worden sei und daher das nämliche Ansehen habe, als die griechische und hebräische Urschrift. Dan folglich die Kenntniß dieser beiden Sprachen kein unerläßliches Erforderniß für einen Geistlichen war, so machte auch das Studium derselben nicht lange mehr einen nothwendigen Theil in dem Lehrplan des Universitätsunterrichts aus. Ich habe mir sagen lassen, daß es in Spanien Universitäten giebt, auf denen das Studium der griechlischen Sprache niemals einen Theil des Lehrplans ausgemacht hat. Die ersten Reformatoren fanden, daß der griechische Text des neuen Testamentes und selbst der hebräische des alten [Testamentes] ihren Meinungen günstiger sei, als die Übersetzung der Vulgata, die, wie sich wohl vorausseßen ließ, nach und nach den Lehren der katholischen Kirche angepaßt worden war. Sie machten sich alte daran, die vielen Irrthümer jener Übersetzung aufzudecken, wordurchdie römischkatholische Geistlichkeitgezungen wurden, sie zu vertheidigen oder auszulegen.
Buch V. Kapitel I. Von den Ausgaben des Souveräns oder des Gemeinwesens
Abschnitt: Von den öffentlichen Bauten und Anstalten, die zur Erleichterung einzelner Zweige des Handels notwendig sind.
TEIL III. Von den Kosten der öffentlichen Arbeiten und öffentlichen Anstalten. Untersuchungen über das Wesen und die Ursachen des Nationalreichthums, Volume 3; 1776
Adam Smith
Diese Seite wurde absichtlich frei gelassen.