FMI 04_2024 Interview tenless

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fMi: Sie betreiben im Großraum München zwei EMS-Studios unter dem Namen tenless. Seit wann sind Sie im EMS-Markt aktiv?

Wir profitieren vom Megatrend Gesundheit“

Interview mit Rita De Pippo-Albrecht, tenless

Rita De Pippo-Albrecht

Die Inhaberin zweier EMS-Studios kam als Quereinsteigerin in die Branche. Rita De Pippo-Albrecht ist Maskenbildnerin, Friseurmeisterin und Fachkauffrau mit Ausbildereignungsschein. Sie sammelte zehn Jahre Berufserfahrung in der Film- und Medienbranche als Teamleiterin. Nach diversen Ausbildungen (Fitnesstrainer-B-Lizenz) und Leadership-Seminaren in der Fitnessbranche ist sie seit 2012 Inhaberin zweier EMS-Boutique-Studios, die im März 2024 neu gebrandet wurden. An der Akademie für Naturheilkunde erwarb sie zusätzlich von 2020 bis 2022 die Fachkompetenz für holistische Gesundheit.

info@tenless.de | www.tenless.de

Rita De Pippo-Albrecht: Im Jahr 2012 habe ich mit dem ersten EMS-Studio in Kooperation mit einem Studiosystem gestartet. Parallel zur Systemzugehörigkeit habe ich mir weiteres Betriebs-Know-how selbst erarbeitet und stetig an den Erfolgsfaktoren gefeilt. Gemeinsam mit meinem Team wurde das Umsetzungskonzept so in den vergangenen zwölf Jahren konsequent optimiert. Infolgedessen war die Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre – trotz Corona-Pandemie –durchgehend positiv und wir konnten den Umsatz fortwährend steigern.

Seit wann gibt es tenless? Aus welchen Gründen haben Sie auf tenless umgebrandet?

Das Rebranding der beiden Studios erfolgte im März 2024. Dieser Schritt war die logische Konsequenz auf die Marktentwicklung der vergangenen Jahre. Die vorherige Positionierung passte nicht mehr zu den Chancen, die der Fitnessmarkt für die EMS-Boutique-Studios ganz offensichtlich bereithält. Ich habe die Lockdowns 2020 und 2021 genutzt, um mich gedanklich intensiv auf die Zeit danach vorzubereiten.

Mit tenless profitieren wir vom Megatrend Gesundheit. Heute machen wir uns den demografischen Wandel gezielt zunutze. Wir haben unsere Leistungen bewusst auf den Personenkreis hin ausgerichtet, der sich vom Fitnessmarkt bisher nicht angesprochen und abgeholt fühlte. Diese Zielgruppen profitieren am meisten von den Effekten eines EMS-Trainings, legen Wert auf persönliche Betreuung und – ganz wichtig – können sich unsere Leistungen auch langfristig leisten.

Wer ist Ihre Zielgruppe und was machen Sie mit tenless heute konkret anders als früher, um diese zu erreichen? Wir fokussieren uns auf die Zielgruppe der 40- bis 69-Jährigen. Das ist kein Fitnesspublikum, dem es nur um Körperkult oder Muskellifestyle geht, sondern um Gesundheit, Prävention und den Erhalt der Lebensqualität. Unsere Kundinnen und Kunden sind tendenziell eher untrainiert, haben wenig Zeit und möchten ihre Freizeit nicht mit Krafttraining verbringen, das ihnen vielleicht langweilig erscheint.

Hierfür können wir rasch wirksame und sichere Lösungen anbieten. Mit nur 20 Minuten pro Woche können wir die Lebensqualität unserer Kundschaft bis ins hohe Alter erhalten. Das Training bei tenless wirkt quasi für die Muskulatur wie Zähneputzen: Führt man es regelmäßig aus, kann man Problemen vorbeugen, bevor sie entstehen.

Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung wird deutlich, dass die Zahl der älteren Menschen noch deutlich zunehmen wird. Das ist gut für uns. Diese Zielgruppe war auch vorher in meinen EMS-Studios präsent, der Studiobetrieb war jedoch nicht konsequent auf diese Kundinnen und Kunden hin ausgerichtet. Das machen wir heute ganz anders. Wir fokussieren uns jetzt voll und ganz auf diesen Personenkreis. Dafür habe ich die Studiogestaltung, den gesamten Workflow, das Angebot, das Training, die Kooperationspartner und die Marke auf die Kernzielgruppe hin ausgerichtet. Die tenless-Studios sehen nun – innen wie außen – ganz anders aus.

Unsere Zielgruppe nutzt zwar auch digitale Werkzeuge, ist jedoch weiterhin verstärkt offline unterwegs. Diesen Umstand machen wir uns zunutze und setzen auch verstärkt offline Maßnahmen zur Kundengewinnung ein. Das spart Kosten und lässt sich zudem leicht umsetzen. Hier haben wir in den vergangenen Jahren viel ausprobiert und zur Umstellung viele neue gut funktionierende Tools eingesetzt.

Darüber hinaus setzen wir auf die Kooperationen mit Physiound Arztpraxen in der Region. So können wir unseren Kundinnen und Kunden – bei weiterführenden Gesundheitsfragen –kompetente Ansprechpartner zur Seite stellen. Es finden auch immer mehr ehemalige Patienten dieser Praxen zu uns, die eigenverantwortlich und präventiv etwas für sich tun wollen.

Welche Tools und Maßnahmen haben sich bewährt?

Wir arbeiten heute nach dem tenless-Beratungs- und Trainingsprogramm. Dieses wurde gemeinsam mit Physiotherapeuten, Ärzten und Gesundheitsexperten entwickelt. Mit steigendem Alter der Kundinnen und Kunden nehmen auch die Zipperlein zu. Da ist es wichtig, dass mein Team mit weiterführenden Gesundheitsfragen sicher und professionell umgehen kann.

Unser Kunde oder unsere Kundin erhält nun immer ein individualisiertes Trainingserlebnis. Bei tenless werden zwei Personen, auch mit unterschiedlichen Trainingszielen und Leistungsniveaus, zeitgleich mit individueller Trainingsauswahl trainiert. So erhöhen wir die Kundenzufriedenheit und senken die Kündigungsquote.

Darüber hinaus haben wir die Preisgestaltung angepasst. Der beliebteste Neukundentarif liegt aktuell bei 50 Euro pro Woche. Auch bei unseren Bestandskunden wurden die Preise erhöht. Das hat sehr gut funktioniert.

Bei den konzeptionellen Anpassungen war mir besonders wichtig, dass sie einfach umzusetzen sind und spielerisch in den Alltag integriert werden können. Das ist uns ebenfalls gut gelungen.

Wie hat sich die Veränderung des Konzepts auf die beiden Studios ausgewirkt?

Seit der Umgestaltung kommen messbar mehr Interessenten der richtigen Altersgruppe in die Studios. Call- und Walk-ins haben messbar zugenommen und es bleiben deutlich mehr Interessenten vor unseren Studios stehen. Wir hatten so viel Zulauf, dass wir bereits Ende Mai in einem Studio einen Aufnahmestopp verhängen mussten. Dort haben wir eine Warteliste aufgesetzt.

Mit der Konzeptumstellung konnten wir alle Bestandskunden halten und für die neue Ausrichtung begeistern. Viele unserer Kunden gehörten ohnehin bereits zu unserer anvisierten Zielgruppe und fühlen sich im neuen Ambiente nun noch wohler.

Auch für mein Team war die Umstellung ein echter Gamechanger. Heute können sie ihr Gesundheitswissen umfassend einbringen und sind nicht mehr reine Gerätebediener. Das ist wertvoll und trägt deutlich zu einer gesteigerten Mitarbeiterzufriedenheit bei.

Die Neupositionierung schafft Glaubwürdigkeit bei der Kundschaft und den interessenten, weil sich die Kernzielgruppe dadurch wirklich angesprochen und abgeholt fühlt. Heute werden wir ganz anders wahrgenommen. Und der Erfolg gibt uns recht.

Chance oder Wachstumshindernis: Wie sehen Sie die Regulierung im EMS-Markt? Zunächst fand ich die neuen gesetzlichen Regelungen um die Strahlenschutzverordnung und die Medizinprodukte-Betreiberverordnung erst einmal nervig und anstrengend. Heute bewerte ich das jedoch völlig anders.

Dank der Regulierung des EMS-Marktes war es deutlich einfacher, das Vertrauen meiner Zielgruppe zu gewinnen. Gerade ältere Personen legen besonders viel Wert auf Qualität und Sicherheit. Der Einsatz von Medizinprodukten sowie der höhere Qualitätsstandard meiner Mitarbeitenden wird von unserer Zielgruppe sehr geschätzt, ja fast schon erwartet.

Ich habe die neuen Regelungen auch genutzt, um mein Angebot deutlich zu professionalisieren und mich von „schwarzen Schafen“ im Markt abzugrenzen.

Als weiteren Pluspunkt kann ich mich so bei Kooperationspartnern aus der Medizin wie Physiotherapeuten und Ärzten noch besser positionieren.

Das Dienstleistungsmodell EMS hängt von guten Mitarbeitenden ab. Wie kann man diese finden und halten?

Die Mitarbeiter der Zukunft ticken anders. Der wertschätzende Umgang auf Augenhöhe, ein abwechslungsreicher und sicherer Arbeitsplatz sowie spannende Entwicklungschancen sind besonders wichtig. Durch die höhere Preisgestaltung kann ich meine Leute auch angemessen bezahlen. Bei tenless nehmen wir die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden ernst.

Ähnlich wie bei den Kundinnen und Kunden werden nun auch Mitarbeitende auf uns aufmerksam bzw. lassen sich gewinnen, die den EMS-Markt bisher nicht für sich entdeckt hatten.

Kein Wunder, die Arbeit im Gesundheitsmarkt der Zukunft ist krisensicher, macht Spaß und die Mitarbeitenden dürfen ihr Wissen aktiv einbringen. So entsteht echte Zufriedenheit und das wirkt sich positiv auf unsere Dienstleistungsqualität aus.

Ich bin wirklich stolz auf mein Team und freue mich, dass wir unseren Kundinnen und Kunden heute echte Mehrwerte bieten können.

Ein Ausblick in die Zukunft: Sind weitere Anlagen oder Kooperationen geplant?

Ja. Ich kann mir definitiv weitere tenless-Standorte vorstellen. Das Marktpotenzial ist groß. Nach der Umstellung habe ich viel Interesse und Lob, gerade von langjährigen EMS-Betreibern, erfahren. Über das positive Feedback habe ich mich sehr gefreut und fühle mich in meiner Ausrichtung bestätigt.

Krisen können auch Chancen bieten. Mit tenless sind wir genau richtig positioniert und können einen wertvollen Beitrag zu mehr Lebensqualität und Gesundheit leisten. Ich freue mich darauf, die Zukunft aktiv zu gestalten.

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