Ein Tag im Leben

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von nicolas walker, november 2010 berufschule f端r gestaltung z端rich


Daryl Stone

Ein Tag im Leben

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Daryl Stone, 19, lebt zum einen ein ruhiges Informatikerleben, doch da steckt auch noch De Boeystraat in ihm. Text und Foto: Nicolas Walker

Manche Menschen haben zwei Persönlichkeiten in sich, so auch ich, Daryl Stone. Neben meinem eher ruhigen und realistischen Leben als Informatiker, trage ich noch den energiege ladenen und wilden De Boeystraat in mir. Diese zwei Persönlichkeiten erinnern fast schon an einen Helden aus einem amerikanischen Comic, in die ich seit klein auf verliebt bin und damit gross wurde. Ich wollte als kleiner Junge immer ein solcher Held sein und meinen Beitrag zur Welt leisten. Jetzt nehme ich diese Mission durch die Musik wahr, als Teil der Elektro-Band Mothers Of Charleston. Dabei wirke ich schon ziemlich anders als meine Privatperson.Wir haben auch schon gehört, wir seien voll auf Drogen. Obwohl wir keinerlei Drogen zu uns nehmen, ausser dass wir vielleicht mal ein wenig Marijuana konsumieren im Studio. Damit möchte ich aber überhaupt nicht in Verbindung gebracht werden. Diese Verrücktheit soll mehr das Selbstvertrauen und der Wille hinter dem Ganzen hindurchschimmern lassen. Kommt der Vibe von Der-weiss-was-er-tut rüber, dann bin ich cool damit. Klar möchte ich mich auch ein bisschen differenzieren. Das merkt man aber schon wenn man mich neben Jungs von der Langstrasse stellt, ich bin nicht einer von denen, sondern halt von Zürich Nord. Mein Stil ist wie meine Persönlichkeit: varianternreich und einzigartig. Mir ist es sehr wichtig, dass ich ehrlich zu mir selbst bin und mir treu bleibe, währendessen jeder Zweite mit dem selben Haarschnitt herumläuft und ja so verhängt ist. Im Allgemeinen ist die ganze Elektro-musikszene ziemlich

lustig. Sie hat sich enorm entwickelt, wie als der Hip Hop aufkam vor einigen Jahren, boomt nun der Elektro total. Jeder grosse Act war schon in der Schweiz und doch hat die Schweiz im Vergleich zum Ausland immer noch Berührungsängste. Ist etwas neu oder anders, lehnt man es lieber ab, als die Musik zu schätzen oder ihr einfach nur mal zuzuhören. Doch nicht nur Zürich entwickelte sich, auch ich mich selbst. 2005/2006 begang ich mit Rapmusik um mich auf eine Art auszudrücken. Rückblickend war dieser Ausdruck jedoch ziemlich schlecht. Zu diesem Zeitpunkt fand ich es aber geil. Es half mir Ereignisse durch die Musik zu verarbeiten. 2008 lernte ich dann meinen Produzenten Francesco Parla kennen, mit dem ich das Projekt Rod Stone startete, was zwei EPs hervorbrachte. Mit jungen 18 Jahren durfte ich dann auch schon mein Highlight erleben: meine Musik lief auf DRS 3. Seit 2010 sind wird nun aber an Mothers Of Charleston dran. Jan Steiner komplettiert mit seinen Stimmeinlagen und Live-Instrumenten unser kreatives Kollektiv. Mir bedeutet es auch viel, dass ich schon recht gute Kontakte mit anderen Musiker im Ausland habe, zum Beispiel in Schweden und Südafrika. Die sind es auch, die mich sehr inspirieren und mir eine grosse Hilfe waren in der ganzen M.O.C Entwicklung. Ich konnte beispielsweise viel von Spoek Mathambo lernen. Natürlich beeinflusst mich auch das normale Leben als Daryl, schliesslich arbeite ich acht Stunden am Tag. Auch meine Familie, Kollegen, meine Freundin, Leute auf der Strasse,

Mode, Musik, Film, Games – alles mit dem ich konfrontiert werde. Hiervon handeln auch unsere Songs Musik, Sex, Mode Liebe, Wut, Verlust, wie das Leben eben so spielt. Zürich bietet dabei die beste Kulisse. Ich habe es genossen hier aufzuwachsen, vorallem in Schwamendingen fühle ich mich zu Hause. Hier finde ich alles, was ich brauche. Zudem haben wir in Zürich die grösste Clubdichte in ganz Europa und mitten im Nachtlebenviertel findet man auch Kulturschaffende. Falls es mich dann doch mal wegzieht, dann habe ich da schon meine Städte, die ich gerne besuche. Als direkte Konkurrenz zu Zürich erscheint mir bis jetzt Antwerpen in Belgien. Es ist sehr ähnlich wie in Zürich, nur finde ich die Leute freundlicher. Als Zürcher fehlt mir aber die Bademöglichkeit wie die Limmat oder Zürichsee mitten in der Stadt. Schlussendlich ist es eben doch die Stadt, in der ich mich zu Hause und geborgen fühle. Da spielen auch meine Herkünfte, Jamaika und Holland, keine Rolle. Solange ich hier meine Persönlichkeit entfalten kann, bin ich stolzer Zürcher. Das Schönste wäre natürlich, wenn ich meine Persönlichkeiten vereinen könnte, heisst von der Musik zu leben. Entweder von meiner eigenen oder als Tontechniker. Doch vielleicht ist auch gerade dieses Doppelleben die Magie dieser Comic-Helden...

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www.nicolas-walker.tumblr.com


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