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Vorwort
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Vorwort
Ein Projekt der
Gregor Louisoder Umweltstiftung bayern-wild.de www.umweltstiftung.com
Mit dem Wolfswanderweg möchten wir Sie auf eine faszinierende Wanderung in eine der schönsten Naturlandschaften Europas mitnehmen und Sie für den Schutz von Bär, Wolf und Luchs und ihres Lebensraumes begeistern. Denn dank der strengen Schutzbestimmungen in unseren Nachbarländern und erfolgreichen Rudelgründungen in Deutschland werden die bayerischen Alpen in Zukunft Wolfsland sein, und auch der eine oder andere Braunbär und Luchs wird sicher mal einen Abstecher zu uns machen.
in Kooperation mit
Kaum ein Thema des Naturschutzes sorgt immer wieder für so viel Aufregung wie Wildtiere, wenn sie - scheinbar oder tatsächlich - den Menschen beeinflussen. Dabei werden oft längst widerlegte Fabeln, Mythen und Lügengeschichten immer wieder aufgewärmt. Oft stehen dabei wirtschaftliche Eigeninteressen im Vordergrund. Dabei halten die wildbiologische Forschung und diverse Projekte zum Schutz und Management von Wildtieren aus Deutschland, Europa und Übersee genügend Informationen und Erfahrungswerte bereit, um sich dem Thema fundierter zu nähern und für (fast) alle Fragestellungen eine Antwort zu finden. Ob Wildtiere wie Bär, Wolf und Luchs in Bayern leben können, entscheiden Sie. Weitere Informationen finden Sie im Internet: www.bayern-wild.de Schöne Stunden und tolle Erlebnisse !
Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung
Haben Sie Angst? Wenn Sie mit dem Auto über die A8 zum Ausgangspunkt gekommen sind, haben Sie sich einem realen Risiko ausgesetzt, auf einer der gefährlichsten Strecken Deutschlands verletzt zu werden. Genießen Sie jetzt einfach die Natur – in vielen beliebten Urlaubsregionen wie der italienischen Toskana, Kroatien, Florida oder den Rocky Mountains teilen sich Menschen und „Raubtiere“ wie Bär, Wolf, Luchs oder Puma den Lebensraum. Aber passen Sie auf, wenn Sie anschließend ein gemütliches Bier im Biergarten trinken – Wespen oder der Hofhund könnten doch noch für ein unangenehmes Erlebnis sorgen. Detaillierte Informationen zum Zusammenleben von Wolf, Bär und Luchs mit dem Menschen wie den Leitfaden „Lernen, mit dem Wolf zu leben“ und die Ausstellung „Wandern ist Bärensache“ finden Sie im Internet: www.bayern-wild.de
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Service Tipps für SpitzingTour Mit Bus und Bahn gelangen Sie bequem zum Spitzing-Wolfswanderweg: Die Bayerischen Oberlandbahn (BOB) fährt im Stundentakt ab Hauptbahnhof München in Richtung Bayrischzell. An der Haltestelle Schliersee oder Fischhausen-Neuhaus steigen Sie auf die RVO Bus Linie 9562 zum Spitzingsee um und fahren bis zur Haltestelle Spitzing-Taubensteinbahn. Die ersten 600 Höhenmeter bringt Sie die Taubensteinbahn nach oben. Wer lieber wandert, kann vom Spitzingsattel aus über die Schönfeldhütte oder vom Ort Spitzingsee über die Schwarzenkopfhütte zur Bergstation wandert. Der Wolfsweg ist rund 17 Kilometer lang. In 4 ½ Stunden können Sie ihn bequem wandern und zwischendurch auf verschiedenen Hütten einkehren. Auf jeden Fall sollten Sie knöchelhohe, feste Wanderschuhe mit Profilsohle tragen, Regen- und Sonnenschutz dabeihaben und über ein bisschen Kondition verfügen.
Fahrpläne online auf www.bayerischeoberlandbahn.de, www.rvo-bus.de, www.alpenbahnen-spitzingsee.de
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01.Los geht´s … … auf dem Wolfsweg! Bayern ist wilder als Sie glauben. Folgen Sie uns auf der Wanderung mitten hinein in eine Region, die ein junger Wolfsrüde aus den Westalpen jahrelang erkundete, sich Beute suchte und dem Menschen dabei stets vorsichtig aus dem Weg ging. Die Route führt durch „typische“ Wolfslebensräume, vorbei an Almen, durch Wäldern mit möglichen Kinderstuben und Einständen der wichtigsten Beutetiere. Service Tipps für SpitzingTour
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N 47° 39.589´
E 011° 55.208´
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02.Gestatten, Wolf! „Ich bin ein weithin Bekannter, denn meine zahmen Ableger, die Haushunde, sind noch weiter verbreitet als ich. Sicher laufen Ihnen einige meiner Verwandten auf dem Weg zur Rotwand über den Weg. In den Alpen achte ich auf meine Linie und werde nur etwa 32 Kilogramm schwer und so groß wie ein Schäferhund. Die amerikanischen und russischen Verwandten bringen natürlich mehr auf die Waage. Meine Beine sind lang und hoch, der Rücken gerade und der Kopf ist wirklich impossant – viel breiter als bei einem Hund. Im Gesamteindruck bin ich von grauer, dinstinguierter Farbe. Doch Vorsicht! Viele Hunderassen versuchen mich zu kopieren. Nur auf den ersten Augenschein, kann man mich deshalb nicht immer eindeutig erkennen. Selbst erfahrene Wolfskenner suchen immer noch nach zusätzlicher Bestätigung, wie Spuren, Bewegung und genetische DNA-Untersuchungen.“ zoom
N 47° 39.534´
E 011° 55.299´
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03.Der Wolf – ein alter Alpenbewohner Entlang des Grates hat man einen guten Überblick über meine neue, alte Heimat. Um 1990 erreichten die ersten Wölfe die Alpen. Sie kamen von der sich immer besser erholenden Wolfspopulation in den italienischen Abruzzen. In den Piemonteser Alpen (Italien) und den französischen Seealpen konnten sie vor gut 20 Jahren zuerst Fuß fassen – in einer Region, in der im Sommer Tausende Schafe, weitgehend ohne Hirten, auf den Almweiden leben. Heute besiedeln 100 -150 Wölfe die französischen Alpen. Auch in den italienischen Westalpen und im Osten, in Slowenien, haben sich Wolfsfamilien etabliert. Das sind die Keimzellen für die Ausbreitung der Wölfe im Alpenraum.
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N 47° 39.366´
E 011° 55.421´
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04.Hallo Gams! Hier am Lempersberg oberhalb der unteren Wallenburger Alm steht man mittendrin im Gamsrevier. Über kaum ein anderes Alpentier gibt es so viel Lieder, Geschichten und Erzählungen wie über die temperamentvollen Gams. Die Böcke und Geißen – auch sie tragen die kurzen, schwarzen Hörner – sind tollkühne Kletterer, die noch im steilsten Gelände Fuß fassen können. Im Winter lassen sie sich an steilen, sonnenverwöhnten Südhängen aufwärmen, im Sommer stehen sie in schattigen, nach Norden exponierten Lagen. Hier suchen sie saftige Gräser, Kräuter und Baum- und Strauchknospen als Nahrung. Die Geißen stehen mit ihren Kitzen in kleinen Rudeln beieinander und sind recht scheu. Die Böcke bleiben unter sich und halten sich manchmal recht nah an Wanderwegen auf, versteckt in Latschenfeldern. Sie wissen, dass ihnen im steilen Gelände nicht so leicht ein Feind folgen kann. Das macht sie auch für den Wolf zur schwierigen Beute. Nur mit viel Glück und bei passendem Gelände kann er eine Gams reißen. Meist sind das dann schwache oder kranke Stücke. zoom
N 47° 39.121´
E 011° 55.497´
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05.Hunger! Beim Blick links und rechts vom Klemmstein könnte einem Wolf das Wasser im Maul zusammenlaufen: überall Lebensräume für seine liebsten Beutetiere. Was frisst ein Wolf? In den Alpen vor allem Rotwild. Ein Viertel bis ein Drittel seiner Beute sind Hirschkälber, alte Hirschkühe und schwache oder kranke Tiere. Männliche Hirsche mit Geweih sind für einen Wolf, selbst im Rudel, normalerweise zu wehrhaft und gefährlich. Auch Rehe und Gams (rechts Gamskitze) reißt der Wolf regelmäßig – aber nicht so häufig wie Hirsche. Siehe Übersicht Ungeschütze Schafe auf der Alm sind natürlich im Sommer ein gefundenes Fressen. Aber dagegen können Almbauern und Hirten Schutzmaßnahmen ergreifen.
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N 47° 39.899´
E 011° 55.621´
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06.Augenweide – Almweide Diese Blumenwiesen unterhalb der Rotwand wurden in mühevoller „Maularbeit“ von Schafen gestaltet. Die natürliche Waldgrenze liegt eigentlich erst kurz unterhalb des Gipfels der Rotwand und ihrer Nachbarberge. Die Bäume der oberen Waldzone wurden aber schon vor fast tausend Jahren gerodet. Und seither halten Rinder, Schafe, gelegentlich auch Ziegen, diese Flächen offen. Die Keimlinge der Bäume werden abgebissen und sterben. Gräser und Bergkräuter wissen sich dagegen zu wehren. Sie können immer wieder nachwachsen, wenn oben Blätter oder Blüten abgezupft werden. Durch die Beweidung im Sommer – während der Vegetationsperiode – bleiben die Almflächen offen. Wenn nur wenig (natürlicher) Dünger eingesetzt wird, nehmen einzelne Gräser nicht überhand. Im Gebiet der Rotwand treffen verschiedene geologische Schichten aufeinander. Die Folge dieses ganz besonderen Standorts sind viele, seltene Pflanzengesellschaften auf engstem Raum, zum Beispiel mit zoom der Alpen-Aster (großes Bild) und dem Südlichen Tragant (kleines Bild). Mittlerweile wurden Flächen zwischen Jägerkamp und Auerberg zumindest teilweise als Landschaftsschutzgebiet, FFH- und Natura 2000-Flächen unter Schutz gestellt und vor weiterer Erschließung und Intensivierung der Nutzung zu bewahren. N 47° 38.901´
E 011° 55.819´
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07.Wolf und die sieben Geißlein Das ist kein Märchen: Wölfe reissen Schafe und, wenn vorhanden, auch Ziegen. In allen Wolfsvorkommen Europas weiden auch Schafe – die beliebteste Wolfsbeute unter den Haustieren. So vielfältig wie die Beweidungsformen und die Regionen so unterschiedlich sind auch die Schutzmaßnahmen, um das Vieh vor dem Zugriff von Wölfen zu bewahren. Auch in bergigem Gelände gibt es erfolgreiche Herdenschutzmaßnahmen, ob mit mobilen Zäunen, die zur Nacht aufgebaut werden, ob mit speziellen Hunden (Herdenschutzhund im kleinen Bild) oder Hirten. Die Kosten dafür muss der einzelne Landwirt nicht allein tragen. Material- und Personalkosten und fachliche Beratung werden großzügig von der Allgemeinheit bezuschusst.
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N 47° 38.882´
E 011° 56.024´
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08.Bayerische Multi-Kulti-Wölfe Wer Lust hat, kann jetzt den Rotwandgipfel, einen der höchsten Berge des Mangfall gebirges zur Linken erklimmen – oder gleich einen Einkehrschwung im Rotwandhaus machen und darüber nachdenken, dass Bayern Wolfserwartungsland ist. Am Alpenrand zwischen Berchtesgaden und Garmisch-Partenkirchen können Zuwanderer aus allen benachbarten Wolfsgebieten auf einander treffen. Denn ein sächsischer Wolf kann auf seiner Erkundungstour bis hierher gelangen und auf „Pfadfinder“ aus Italien, der Schweiz, Polen oder Slowenien treffen. Auf der Karte zeigen die Kreise den durchschnittlichen Aktionsradius eines Wolfes in dem jeweiligen Wolfsgebiet.
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N 47° 38.738´
E 011° 56.112´
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09.Die Adler sind zurück! Auch Steinadler schlagen gelegentlich ein Lamm, oder versuchen es zumindest. Deshalb wurden sie ebenfalls in der Vergangenheit scharf bejagt. Heute sind sie in den Alpen wieder im Aufwind. Viele ehemalige Adlergebiete konnten die großen Greife wieder zurückerobern. Auch in den Bergen des Mangfallgebirges ziehen einige Adlerpärchen wieder ein bis zwei Junge pro Jahr groß. Zum Beispiel am Seeberg, nordöstlich der Auerspitz. Bei ihren Jagdflügen nutzen sie geschickt die Aufwinde an warmen Bergflanken und streichen niedrig über Felskanten. So können sie am besten ihre Beute überraschen: Schneehasen, Murmeltiere oder Gamskitze. Und schlagen sie doch mal ein Lamm auf der Alm, kostet ihnen das heute nicht mehr das Leben. Gut, dass sie wieder da sind!
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N 47° 38.809´
E 011° 56.310´
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10.Meine – Deine – Unsere Alm Die Almwirtschaft ist eine der ältesten Bewirtschaftungsweisen in den Alpen. Vom Frühsommer bis in den Herbst waren Jahrhunderte, zum Teil Jahrtausende lang die Weideflächen um die Baumgrenze die „Premiumgebiete“ für das Vieh – vom Ochsen, über Pferde, Kühe, Kälber, Schafe, Ziegen bis zu Schweinen. Das Futter auf den Almflächen und in den lichten Bergwäldern war hochwertig und gratis. Im Tal konnte währenddessen Heu als Futterreserve für die lange Winterzeit gemacht werden. Nahrungsmangel zwingt keinen Bauern mehr dazu, Vieh auf die Almweide zu treiben. Das „Hauptprodukt“ der Almwirtschaft ist heute die Almlandschaft und die Pflanzenvielfalt auf den beweideten Flächen. Meist wird nur noch pflegeleichtes Jungvieh und einige Schafe aufgetrieben. Auch Senner (Hirten), die während des Almsommers die Tiere betreuen und bewachen und die Weideflächen pflegen, gibt es nur noch auf einigen Almen. Damit die Bewirtschaftung der Almen trotzdem weiter besteht und Almflächen offen gehalten werden, erhalten Almbauern heute großzügige finanzielle Unterstützungen von der Gesellschaft, zum Beispiel durch zoom EU-Fördermittel. In Zukunft wird sich die Almwirtschaft wieder anpassen müssen. Der Klimawandel macht auch vor den Almflächen nicht halt. Um die Artenvielfalt weiter zu fördern, wird man in Zukunft die Herden wieder vermehrt aktiv führen müssen. Denn je trockener die Böden, desto empfindlicher sind sie gegenüber dem Tritt von Pflanzenfressern. N 47° 38.694´
E 011° 56.338´
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11.Brunos letztes Abenteuer Totgesagte leben länger! Noch vor knapp zehn Jahren hätte kaum jemand an ein Comeback der großen Beutegreifer in die Alpen geglaubt. Doch seit 2006 hat uns ein Bär aus dem italienischen Brentagebiet eines Besseren belehrt. Wie für einen einjährigen Jungbären üblich hat er sich auf den Weg gemacht um sich einen passenden Lebensraum zu suchen. Er wanderte durchs Inntal und dann entlang der bayerischen Alpen immer weiter nach Westen. Durch die waldreichen Berge entlang der bayerisch-tiroler Grenze zieht er schließlich ins Gebiet zwischen Rotwand und Thiersee. Er hat schon von seiner Mutter gelernt, dass gute Bärennahrung wie Schafe, Bienenstöcke oder Geflügel gerne in der Nähe von Menschen vorkommen. Und anders als Wölfe hat er keine Scheu vor Menschen. Die bayerischen Behörden sind von dem Jungbären allerdings völlig überrumpelt: Nach vergeblichen Fangversuchen, wird er schließlich am 26. Juni in der Nähe der Kümpflalm vor uns, erlegt. zoom
N 47° 38.386´
E 011° 56.303´
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12.Augen auf beim Spuren suchen! Spurenlesen ist hohe „Indianerkunst“. Aber selbst erfahrene Jäger können nicht immer eindeutig Spuren oder Kothäufchen eines Wolfes erkennen. Der einzige echte Beweis für die Anwesenheit eines Wolfes ist sein genetischer Fingerabdruck. Aber vielleicht haben Sie Glück und finden einen besonders typischen Pfotenabdruck. Die Zehen sind beim Wolf sehr symmetrisch angeordnet und leichtgestreckt. Die Pfoten sind länglich, schmal, etwa 9-13 Zentimeter lang (unten rechts). Wölfe laufen nicht breitbeinig. Linke und rechte Pfoten drücken sich fast wie auf einer Linie ab. Oft setzen sie die Hinterpfoten genau in die Abdrücke der Vorderpfoten. Das ergibt ein schmaleres Spurbild wie bei vielen Hunden. (großes Bild) Und im „Häufchen“ finden sich die Reste der letzten Mahlzeit. Das kann von schwarz glänzenden Insektenpanzern bis zu Haaren von Rotwild, Reh oder Schaf sein (unten). Solange nicht wildernde Hunde in der Gegend leben, verrät der Kot am ehesten den Wolf. zoom
N 47° 38.303´
E 011° 56.263´
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13.Große und kleine Bergjuwelen Rund um die Rotwand finden eine Reihe seltener Tierarten Lebensräume: Birkhühner („Kleiner Hahn oder „Spielhahn“ genannt“, kl. Bild unten rechts) suchen offene Almflächen mit lichten Wald- und Latschenstreifen auf. Etwas tiefer, in weiten alten Bergwäldern findet das Auerwild („Großer Hahn“, kl. Bild oben links, Henne unten links) Nahrung und Deckung. Beide Arten sind in Mitteleuropa sehr selten geworden. Sie haben vor allem Balzplätze und Kinderstuben verloren und reagieren besonders empfindlich, wenn sie im Winter und Frühjahr gestört werden. Schneehühner (großes Bild) sind rund um die Rotwand bereits verschwunden. Schitouren und Schneeschuhwanderungen durch die Rückzugsgebiete stressen und schwächen die Vögel lebensgefährlich. Deshalb werden Tourenfahrer und Touristen eindringlich gebeten die bevorzugten Wintereinstände der seltenen Vögel zu meiden. Von solcher Rücksicht profitieren übrigens auch viele andere seltene Wildarten im Gebiet: Haselhühner, Schneehasen (kl. Bild zoom oben rechts) sowie Rotwild und Gams. Der Wolf dagegen stellt für diese Arten praktisch keine Bedrohung dar – selbst wenn er mal einen Vogel, einen Hasen fängt. Viel wichtiger ist, dass in Wolfsreviere weniger kleine Räuber, wie der Fuchs unterwegs sind. Das hilft den seltenen Arten auch in anderen Wolfsgebieten. N 47° 38.205´
E 011° 56.155´
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14.Die Fichte und ihre Freunde Lange, trockene und eisige Winter, heiße Sommer, dünner Boden über kargem Fels – die Lebensbedingungen für Bäume im Bergwald sind nicht gerade rosig. Kein Wunder, dass hier nur besondere Könner Wurzeln schlagen. Am höchsten steigt die Latsche oder Bergkiefer. Sie schmiegt sich strauchartig wie ein Mantel über die Felskanten. Fichten (kl. Bild links, 2) kämpfen sich ebenfalls weit nach oben und bilden in den höheren Bergwaldregionen imposante Baumcharaktere aus. Tannen (kl. Bild links, 1), Buchen, Ahorn (kl. Bild unten rechts) und kleinere Bäume wie die Vogelbeere (großes BIld) bilden darunter den typischen Bergmischwald. Jede dieser Arten hat andere Wurzeltypen, Kronenformen und Ansprüche. Zusammen halten und fördern sie Waldboden, speichern Wassern und wirken wie ein Bollwerk gegen Lawinen, Steinschlag und Muren. Deshalb ist ein artenreicher Bergmischwald eine langfristige Sicherheitszone für die Menschen und ihre Bauwerke im Tal. zoom
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N 47° 38.138´
E 011° 56.020´
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15.Kinderzimmer gesucht! Beim Wolf herrscht Gleichberechtigung: Rüde (Männchen) und Fähe (Weibchen) erkunden weiträumig neue Gebiete. Begegnen sie einander, können sie – müssen aber nicht – eine Familie gründen. Im Februar ist Ranzzeit, Ende April, Anfang Mai kommen die Welpen zur Welt. 3- 8 Junge pro Wölfin sind üblich. Natürliche Höhlen (kl. Bild unten links und rechts), hohe Bäume oder gegrabene Erdbaue bieten Mutter und Kindern in den ersten Wochen Unterschlupf. Oft hat die Wölfin bereits Zweit- und Drittbaue vorbereitet. Wird sie mit ihrem Wurf gestört, bringt sie die keinen Welpen dorthin in Sicherheit. In einem Jungwald wie auf dem großen Bild, lassen sich die Wolfswelpen ab 2 Monaten gut verstecken. Der Vater, bei größeren Familien auch die älteren Geschwister, helfen bei der Aufzucht der Jungen tatkräftig mit. Hier in den ruhigen Wäldern und Gräben zwischen Rotwand und Sonnwendjoch könnte auch mal eine passende Wolfs-Kinderstube liegen. zoom
N 47° 38.098´
E 011° 56.702´
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16.Appetithappen Alpenwölfe brauchen einige Kilogramm Fleisch am Tag. Sie müssen aber nicht täglich fressen, sondern können auch mal – notgedrungen – Fasttage einlegen. Im Durchschnitt frisst ein Wolf etwa 2,5 Kilogramm Fleisch pro Tag. Über das Jahr summiert sich das auf 12 Stück Rotwild, 20 Rehe und 6 Gams; das Ganze verteilt auf 200 bis 300 Quadratkilometer. Umgerechnet auf 100 Quadratkilometer sind das durchschnittlich 6 Stück Rotwild. Im Vergleich dazu erlegen die Jäger der Region auf gleicher Fläche etwa 120-160 Stück Rotwild.
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N 47° 38.151´
E 011° 54.818´
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17.Ungenutzte Schätze Die Rote Valepp – das „Waldwasser“ wie sie noch vor über tausend Jahren genannt wurde – fließt in die falsche Richtung. Jedenfalls aus dem Blickwinkel der früheren Besitzerin der Wälder rings um den Spitzingsee. Die brennholzhungrige Salinenverwaltung in Reichenhall, später in Rosenheim, konnte die riesigen Holzvorräte dieser Bergwälder nicht nutzen. Denn bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde Holz auf dem Wasserweg transportiert: Die Stämme wurden in aufgestaute Bergbäche geworfen und dann mit einem Wasserschwall zu Tal getriftet. Die Wälder am Spitzingsee blieben deshalb jahrhundertelang weitgehend ungenutzt. Größere Mengen wären unweigerlich dem Lauf der Roten Valepp folgend im Tiroler Inntal gelandet – kein lukratives Geschäft für die bayerische Salinen- und Forstverwaltung.
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N 47° 38.359´
E 011° 53.727´
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18.Krücken für den König … … der Wälder. Dabei ist der Rothirsch gar kein reiner Waldbewohner. Viel glücklicher ist Rotwild in offenen und halboffenen Lebensräumen, wie sie die Almflächen und lichte, lückige Bergwälder bieten. Aber strenger Jagddruck und nur wenig ungestörte Rückzugsräume haben aus dem tagaktiven, sichtbaren Hirschen eine scheue, nächtliche Waldart gemacht. Außerdem würden viele Hirsch mit ihren Rudeln im Winter in Tallagen und Auwälder wandern. Das verhindern heute dichte Besiedlung und Straßennetz. Damit Rotwild in seinem „Winter-Ersatz-Lebensraum“ im Bergwald nicht aus Not junge Baumpflanzen ratzeputz kahlfrisst, wird ihnen an Fütterungen als Ausgleich „Ablenk-Futter“ angeboten. Wölfe finden die Konzentration von vielen Wildtieren auf wenig Raum, wie bei einer Fütterung, auch attraktiv. In Zukunft wird man viel mehr darauf achten müssen, wo Winterfütterungen angelegt werden. Rotwild muss sich an den künstlichen Futterstellen sicher fühlen können, in dem sie einen guten Überblick über das Gelände haben und einen annähernden Feind frühzeitig erkennen können. Der Mensch muss lernen, die Landschaft wieder mit den Augen der Wildtiere zu sehen. zoom
N 47° 38.597´
E 011° 53.698´
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19.Im Stehen schlafen Das würde das Rotwild im Winter tatsächlich. Fast so wie Murmeltiere können Hirsche ihren Stoffwechsel auf Minimalbetrieb herunterschrauben. Das ist eine perfekte Anpassung an den Winter mit viel Schnee, Kälte und wenig Nahrung. Ungestörtes Rotwild bewegt sich kaum während des Tages und frisst nur ein bisschen um den Grundbedarf zu decken. So machen Hirsche auch kaum. Schäden an den Forstpflanzen im Bergwald – vorausgesetzt sie werden nicht aufgeweckt. Das geschieht, wenn die Tiere gestört werden. Dann schießen Blutdruck und Herzschlag hoch – und der Appetit. Damit Rotwild relativ ungestört durch den Bergwinter kommt, wird um die kleinen Wintereinstände ein Zaun gezogen und drinnen mageres Winterfutter angeboten – Das Ganze nennt man Wintergatter. Eine Methode, um Rotwild, das nicht mehr wegwandern kann, so natürlich wie möglich über den Winter zu bringen. Wölfe „kontrollieren“ immer wieder Wintergatter und versuchen einzelne Stücke zu reißen. Wenn das Wild aus dem Gatter flüchten kann, hat es gute Chancen den Angriffen zu entgehen. Weil ein gutes Wintergatzoom ter aber auch ein sehr attraktiver, ruhiger Einstand für Rotwild ist, kann es nach einiger Zeit auch wieder zurück kommen. Am Hang gegenüber hat der Forstbetrieb Schliersee ein Wintergatter mit Schaufütterung eingerichtet, in dem man von Dezember bis zur Schneeschmelze Rotwild beobachten kann. N 47° 39.078´
E 011° 53.117´
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20.Ist Bayern wolfstauglich? Meist herrscht buntes und geschäftiges Treiben rund um den Spitzingsee. Wanderer, Schifahrer, Urlauber bevölkern Sommer wie Winter die Gegend. Vertragen sich hohe Siedlungsdichte, Almwirtschaft, Tourismus und Wölfe im gleichen Gebiet? Erfahrungen aus zahlreichen Wolfsvorkommen zeigen: Ja, durchaus! Denn Wölfe sind nicht wählerisch. Sie brauchen keine einsamen Weiten oder dichte Wälder. Sie sind typische Kulturfolger. Guter Wolfslebensraum muss zwei Eigenschaften aufweisen: ausreichend Nahrung durch Wildreichtum und etwas Toleranz durch den Menschen. Kleine Rückzugsgebiete zur Jungenaufzucht und wenig Straßenverkehr – auch Wölfe haben Autounfälle – sind das i-Tüpfelchen. Das Gebiet rund um die Rotwand und die Nachbarlandkreise – unsere Tour hat etwa 1/20 eines durchschnittlichen Wolfsterritoriums umfasst – erhielt bei der Lebensraumbewertung für Wölfe Höchstnoten: Die grünen Landkreise Bayerns (1) bieten „optimalen“ Lebensraum, (2) „suboptimalen“, die roten Gebiete (3) sind tatsächlich ungeeignet. zoom
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N 47° 39.897´
E 011° 53.196´
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Start/Ziel.Auf bald Wolf und Co. Ob er noch hier ist, der bayerische Alpenwolf? Das Revier wäre ideal für Meister Isegrim. Und sicher werden auch andere Wölfe die Alpen wieder als Lebensraum erkunden und schätzen lernen. Für uns sollte das ein Zeichen sein, dass die Zeiten des erbarmungslosen Kampfs gegen die Natur vorüber sind. Wir können die Heimkehrer mit Freude und Neugier erwarten und wissen heute genug, um vor dem Zusammenleben mit großen Beutegreifern keine Angst mehr zu haben.
Service Tipps für SpitzingTour
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N 47° 39.967´
E 011° 53.386´
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Impressum Gregor Louisoder Umweltstiftung Brienner Straße 46 80333 München www.umweltstiftung.com in Kooperation mit dem WWF Deutschland, www.wwf.de Verantwortlich: Claus Obermeier Texte / Redaktion: Dr. Christine Miller Karte: DTK25 © Bayerische Vermessungsverwaltung, Nr. 80/11 Fotos: Archiv Gerold (10, 17), Christian Gareis (11), Armin Hofmann (02, 05 u. li., 16 u. re., 16 u. li., 18 re., 18 u. re., Start/Ziel re.), Johanna Hofmann (20 u.), Engelbert Holzner (18 u. li., 19 u.), Miha Krofel (01 re., Start/Ziel u. li.), Dr. Klaus Lintzmeyer (06), Kathrin Merkel (12 u. re.), Dr. Christine Miller (14, 19 re.), Dietmar Streitmaier (04, 05 re., u. re., 09, 13, Service-Tipps), Peter Christoph Sürth (01 u., 02 u., 07, 08, 12 re, 12 u. li.,15, 16 re., 20 re., Start/Ziel u. re.) Layout/Umsetzung: Agentur KOPFBRAND Ein Projekt der
Gregor Louisoder Umweltstiftung bayern-wild.de www.umweltstiftung.com
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