InteriorFashion- 10 Jahre Pressed Chair

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Fräsen, pressen, biegen Manche Designentwicklungen wirken geradezu so ausgefallen, dass jede zeitliche Einordnung schwerfällt – zeitlos wäre für sie nicht das richtige Wort. Der „Pressed Chair“ jedenfalls, den der Designer Harry Thaler für Nils Holger Moormann gestaltet hat, wurde gerade zehn Jahre alt. Sieht man ihm aber nicht an. Hinter dem ikonischen Entwurf steckt eine komplexe Produktionstechnik, wie sie bei der Herstellung von Automobilkarosserien praktiziert wird. Der Clou: Der Stuhl besteht aus nur einem einzigen 2,5 mm dicken Stück Aluminium, das nach etlichen Fehlversuchen schließlich irgendwann den hohen Ansprüchen an ein tragfähiges Sitzmöbel genügte. Auf Nieten, Schrauben, Haken, Ösen oder gar Kleber wird bei der Herstellung verzichtet, aus einem zweidimensionalen Material wird Schritt für Schritt ein dreidimensionales Möbel, welches es entweder in unbehandelter oder lackierter Ausführung gibt. Anlässlich des Jubiläums bot Nils Holger Moormann darüber hinaus eine auf 100 Stück limitierte Edition mit glasperlengestrahlter und eloxierter Oberfläche und einer ausgestanzten „10“ auf der Sitzfläche an – allerdings waren diese bereits nach kurzer Zeit vergriffen. Zur Feier nahm die Neue Sammlung in der Pinakothek der Moderne in München den „Pressed Chair“ nun in das kürzlich neu eröffnete X-D-E-P-O-T auf.

Ein passendes Gegenstück mit eigener Persönlichkeit: Der Couchtisch „BC 09 Basket“ ist mehr als ein kleines Pendant. Beweglich und kontaktfreudig erweitert er die Basket-Kollektion von Janua Möbel auf vielseitige Art und Weise oder steht selbstbewusst für sich alleine. Sein kreatives Wesen zeigt sich in vielen verschiedenen Höhen, Größen und Formen. Von seinen schier unbegrenzt wählbaren Oberflächen ganz zu schweigen. Hier im Bild sind die Tischplatten in „Rosso Lepanto“ (l.) und „Calacatta Veneto“ mit einem Gestell aus tiefschwarz pulverbeschichtetem Stahl zu sehen. Für Januar Möbel ist der Couchtisch „BC 09 Basket“ die logische Erweiterung zur Erfolgsstory des Tischs „BC 07 Basket“ von Hoffmann und Kahleyss Design. Foto: Janua | www.janua-moebel.de

Tisch auf zwei Beinen

Aus einem hauchdünnen Stück Aluminiumblech wird zunächst die Kontur des Stuhls gefräst, anschließend werden stabilisierende Wölbungen und Vertiefungen eingepresst und schließlich Lehne und Beine in Position gebracht – fertig ist der „Pressed Chair“ von Nils Holger Moormann. Fotos: Nils Holger Moormann, Lorraine Hellwig | www.moormann.de

Auch wenn die Kölner Möbelmesse pandemiebedingt erneut abgesagt werden musste: Den niederländischen Hersteller Arco hielt das nicht davon ab, im Januar dennoch eine kleine Neuheitenpräsentation in der Domstadt zu veranstalten. Nämlich in der Design Post Köln, die, direkt neben dem Messegelände gelegen, auch jenseits des zum Jahresauftakt üblicherweise großen Möbelspektakels zahlreiche wichtige Marken versammelt. Ein Highlight bei Arco war fraglos der monumentale Esstisch „Dew“ aus massivem Eichenholz von Sabine Marcelis. Eigentlich ist die Designerin aus Rotterdam eher für kühlere, glatte, spiegelnde Entwürfe bekannt ist. Dies ist nun ihr erstes Projekt aus Holz – in einer schlichten, unperfekt ovalen Form, die man am liebsten rundum erfahren möchte. Die Maserung des Holzes ist wunderschön hervorgehoben, die Unterkante der Tischplatte schmeichelhaft sanft gerundet. Beugt man sich hinunter, entdeckt man zwei Füße in Form von gebogenen Platten, die dem Möbel auf fast archaische Weise festen Stand verleihen. Ist nicht eine wichtige Erkenntnis der zurückliegenden Zeit, dass Esstische heute nicht nur als geselliger Mittelpunkt des Hauses funktionieren müssen, sondern immer häufiger auch Arbeitsplatz im Homeoffice oder zum Erledigen von Schulaufgaben sind? „Dew“ ist dafür nicht einfach nur prädestiniert – vielleicht sollte es der einzige Esstisch sein, an dem man jemals Platz nimmt, um zu arbeiten.

Objekte Unserer Tage (kurz: OUT) liebt Dinge mit klarer Kante – da reiht sich dieser neue Esstisch fraglos ein. Benannt ist das Möbelstück wie viele Möbel des jungen Berliner Unternehmens nach klassisch deutschen Nachnamen: „Richter“ entsteht aus massiver Eiche, die aus nachhaltiger deutscher und österreichischer Forstwirtschaft stammt, in einer Tischlerei auf der schwäbischen Alb. Die Formensprache greift das Aussehen einer klassischen Werkbank auf, wird aber mittels Fräsung und Feinschliff veredelt. Essen, arbeiten, sogar tanzen lässt sich auf dem Tisch, wie die Macher von

Den Esstisch „Dew“ von Sabine Marcelis gibt es in verschiedenen Größen und

OUT versichern. Foto: OUT | www.objekteunserertage.com

mehreren farblichen Ausführungen. Foto: Inga Powilleit | www.arco.nl

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InteriorFashion 1|2022


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