NORR Spezial Finnlands Küste

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SPEZIAL

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FINNL AND

KÜSTE, ÅLAN-D, SCHÄREN MEER

FRÜHLING/SOMMER 2016 NORRMAGAZIN.DE/FINNLAND2016

SOMMERGLÜCK AUF ÅLAND Skandinavisch abschalten

KREATIV MIT MEERESBLICK Tove Janssons Insel

INSIDER GUIDES

+ Ruhe pur + Natur aktiv + Musik live

FISKARS UND STRÖMFORS Handwerkskunst erleben

FINNISCHE FREIHEIT Ein 1 322 Kilometer langes Küstenabenteuer im Kajak

EIN SONDERHEFT ZUR NORR-FRÜHLINGSAUSGABE 2016.

Produziert in Zusammenarbeit mit


FOTO: UDO HAAFKE

GEWINNE

EINE

SCHÄREN UR SEGELTONEN. SO FÜR 2 PER 00 EUR 0 3 T: R WE

Auf deiner Tour mit der S/S Albanus (S. 23) segelst du von Turku durch den finnischen Schärengarten nach Mariehamn, Åland. Welche Inseln steuerst du dabei an?

norrmagazin.de/ finnland-quiz


EDITORIAL

LIEBESERKLÄRUNG

I

n deiner Hand hälst du NORRs erste Spezialausgabe über eine ausgewählte Region der nordischen Länder – die finnische Küstenlandschaft. Als wir uns mit der Planung befassten, fragte ich mich, wie wohl unsere Nachbarn auf der anderen Seite der Ostsee die Inselwelt betrachten. Haben die Küste und all ihre vorgelagerten Inseln in Finnland die gleiche Bedeutung wie in Schweden, wo viele Menschen die Sommer ihrer Kindheit in den Schären verbracht haben? Meine eigenen Empfindungen sind fast schon religiöser Natur, wenn es um diese einmalige Landschaft geht: die vom Inlandeis rund geschliffenen Granitfelsen, die jahrtausendelang Stürmen und Wellen ausgesetzt waren und so wunderbar weich sind. Die Flechten, die sich in kaleidoskopischen Mustern auf ihnen ausbreiten. Lila Grasnelken und andere zähe wie schöne Blumen, die in den Felsspalten wachsen. Seeadler, wilde Kiefern und wogendes Schilf ... Nehmen die Finnen die Einzigartigkeit dieser kargen und dennoch einladenden Landschaft tatsächlich ähnlich wahr wie ihre

schwedischen Nachbarn? »Auf jeden Fall«, versicherte mir mein Kollege Jonas Sivelä auf typisch finnische Art: direkt und auf den Punkt gebracht. Je weiter die Arbeit an dieser Ausgabe fortschritt, desto überzeugter wurde ich, dass auch auf der anderen Seite der Ostsee eine zurückhaltende, aber deswegen nicht weniger starke Liebe zu den unzähligen Felsinseln, Holmen und Schären vorherrscht wie in Schweden. Und ich bekam eine immer größere Lust, im kommenden Sommer selber nach Finnland zu fahren. Um die Wartezeit ein bisschen zu verkürzen, gehe ich mit meinen Kindern in die Biblio­ thek, wo wir Tove Janssons berühmte Mumin-Bücher ausleihen. Die habe ich selber als Kind bei meinen Großeltern im Schärengarten von St. Anna südlich von Stockholm gelesen. Und ich bin mir mittlerweile sicher, dass die Mumin-Bücher nicht nur einfach eine erfolgreiche Kinderbuchserie sind, sondern genauso eine Liebeserklärung an die finnische Inselwelt – in klingendem Finnlandschwedisch.

Paddeln auf Åland Es ist mir fast schon peinlich, es zuzugeben, aber ich war noch nie auf Åland paddeln. Und das, obwohl das Inselreich eines der besten Reviere überhaupt ist. Tausende kleine Inseln und Schären warten nur darauf, entdeckt zu werden. Und außerdem liegen sie gar nicht weit weg von Stockholm, wo ich lebe. Jetzt habe ich wirklich keine Ausrede mehr.

Melodische Sprache Neben Finnisch ist das sogenannte Finnlandschwedisch offizielle Amtssprache in Finnland. Rund fünf Prozent der Einwohner haben diesen schwedischen Dialekt als Muttersprache. Die meisten von ihnen wohnen im Südosten des Landes, an der Westküste sowie auf Åland. Für mich und viele andere ist diese Sprachvariante eine der schönsten Mundarten, die es im Schwedischen gibt.

Gabriel Arthur NORR S PE Z IAL FINNISCHE KÜSTE

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INHALT

INHALT 2016 FOTO: LOUISA LINDBÄCK

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FOTO: SUPSTATION.FI

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Der beste Gin der Welt. Finnische Fahrradästhetik. Design in Helsinki. Wellenreiten für die Umwelt. INTRO

12 ABSCHALTEN Nach einer Woche auf

den Åland-Inseln will Jonas Sivelä nur eins: unbedingt wiederkommen und die Stille genießen.

Die finnische Küste bietet großartige Möglichkeiten, Natur aktiv zu erleben. Die besten Tipps für Outdoor-Fans. GUIDE

30 LIFESTYLE Outdoor und Design werden in

Finnland großgeschrieben. Wir präsentieren die besten Produkte made in Finland.

34 DAS LETZTE WORT Hendrik Morkel über ­ onne, Schokolade und den finnischen S Frühling.

FOTO: BERTIL BLOM

18 KULTUR/ABSCHALTEN Sommer am Meer: ein Besuch bei Finnlands berühmtester Kinderbuchautorin und Erfinderin der Mumin-Trolle.

20 KULTUR 366 Jahre finnische Kunst- und Industriegeschichte: Eine Zeitreise von Fiskars bis Strömfors.

24 OUTDOOR Von null auf 1 322 Kilometer: Bertil Blom entdeckt die Küste seiner Heimat mit dem Kajak.

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FOTO: JUHO KUVA

PKW-

MITNAHME STOCKHOLM – HELSINKI v. v. STOCKHOLM – TURKU v. v. STOCKHOLM – TALLINN v. v. STOCKHOLM – RIGA v. v. HELSINKI – TALLINN v. v. ÅLAND-VERBINDUNGEN KombiTickets mit Stena Line

auf allen Routen möglich!

18 FOTO: RAIJA LEHTONEN

Rostock – Trelleborg & Stockholm – Turku Deckspassage Stena und Innenkabine Tallink, 1-4 Personen, inkl. PKW (1,90 m h / 5 ml), Nebensaison, 01.01. - 26.06. & 07.08. - 30.12.2016, Sa - Do

KOMpLETT:

157,- €

MIT DEN WELLEN REISEN

20 IMPRESSUM Dieses Magazin wurde im Auftrag von VisitFinland produziert. Verantwortlich Philipp Olsmeyer Chefredakteur Gabriel Arthur Redaktion Jennie Aquilonius, Katja Gustafsson, Jana Krah, Hendrik Morkel, Miriam Petzold, Jonas Sivelä Art Direktion Linda Klemming Titelbild Lars Schneider NORR AGENCY Metargatan 11 S-111 66 Stockholm www.norrmagazine.com info@norrmagazine.com

Stadt, Land und Meer erleben Entdecken Sie mit den Tallink-Silja-Kreuzfahrtfähren traumhafte Schärenlandschaften, endlose Horizonte und die schönsten Orte der nördlichen Ostsee: Stockholm, Helsinki, Turku, Tallinn, Riga und die Åland-Inseln. Die Reederei bietet ein unvergessliches Kreuzfahrterlebnis zwischen Skandinavien und dem Baltikum auf höchstem Niveau. An Bord erwarten die Gäste exklusive Restaurants und Bars, erholsame Wellness-Landschaften, nordische Shopping-Möglichkeiten sowie ein Showprogramm der Superlative. Tallink Silja GmbH, Böckmannstr. 56, D-20099 Hamburg Tel.: 040 547 541 222 E-Mail: International.Sales@tallinksilja.com Mehr Informationen unter www.tallinksilja.de


INTRO

DER BESTE GIN DER WELT

FOTO: KYRÖ DISTILLERY

Isokyrö, ein kleines Städtchen in Westfinnland, wurde letztes Jahr auf einen Schlag weltbekannt: Dort stellt die Kyrö Distillery Company ihren »Napue Gin« her, der 2015 einen ganz besonderen Preis gewonnen hat.

Mikko Koskinen

auf die Idee, in einem kleinen Ort in Finnland Gin und Whisky herzustellen. Laut Mikko Koskinen, dem Marketingchef der noch jungen Firma, saßen er und seine Freunde eines Abends zusammen und haben sich gefragt, warum es noch keinen finnischen Roggen-Whisky gibt. Denn Roggen gibt es gerade in der Umgebung von Isokyrö genug. Nach zwei Jahren Recherche wurde die Brennerei der Kyrö Distillery Company in einer alten Käsefabrik in Isokyrö, im Herzen von Pohjanmaa, aufgebaut, und WIE KOMMT MAN

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kurz danach wurden die ersten Roggen-Whiskys gebrannt. Da Whisky aber einige Jahre reifen muss und man nicht von Roggen und Luft alleine überleben kann, beschlossen Mikko und seine Freunde, auch einen Gin zu destillieren, damit Geld in die Kassen kommt. Ihr »Napue Gin« wird aus 16 Kräutern und Roggen destilliert, und mit Sanddorn, Cranberry, Fichtenholz und Birke sind einige wirklich typisch nordische Zutaten dabei, die dem Gin seinen einzigartigen Geschmack geben.

Dass ihr Produkt aber gleich auf Anhieb den ersten »International Wine & Spirit Competition Gin & Tonic« gewinnen würde, damit haben die fünf Freunde sicher nicht gerechnet. Die Nachfrage stieg um das zehnfache, und momentan werden 4 000 Flaschen »Napue Gin« pro Monat hergestellt. 2017, rechtzeitig zum 100-jährigen Unabhängigkeitsjubiläum Finnlands, wird dann auch der Roggen-Whisky fertig sein. Da kommt Vorfreude auf! u kyrodistillery.com


FOTO: VISITFINLAND.COM

SOUND OF FINLAND BY NORDIC BY NATURE Die finnischen Favoriten aus der Redaktion. Alle Songs können auf der NORR-Homepage angehört werden. norrmagazin.de/finnland2016

Garage Rock goes Girl Group Have you ever seen the Jane Fonda Aerobic VHS (Do The) Shämaläin Echte Frauen-Power LCMDF – Rookie Nordische Melancholie Black Twig – 1998 Elektro-Experimente Jaakko Eino Kalevi – Hush Down

NORDIC BY NATURE ist ein

schwedisch-deutsches DJ-Duo aus Berlin mit einem Faible für skandinavische Musik. Steffi und Nina veranstalten die Partyreihen »Swedish Wave Night« und »Scandinavian Disco«.

Design für alle

u toimivakaupunki.fi u helsinkidesignweek.com

Seemannsgarn

Die Seemannskneipe »Salve« wurde bereits 1897 eröffnet und ist eine echte Institution in der finnischen Hauptstadt. Außer dem kulinarischen Klassiker, der aus gebratenem Hering mit Kartoffelbrei besteht, kann man hier viele traditionelle Gerichte genießen, die typisch für Helsinki und Finnland sind. Die Aussicht auf den Hafen ist auch nicht zu verachten. u raflaamo.fi/en/helsinki/salve

nbnberlin.de

FOTO: VISITFINLAND.COM/TAIPALE BROTHERS

VIER JAHRE IST es nun her, dass Helsinki die Welthauptstadt des Designs war. Einige Bauwerke des Events machen noch immer von sich reden. Dazu gehört auch die Kamppi-Kapelle aus Holz – eine Oase der Stille am wohl hektischsten Platz des Landes. Stadtentwicklung und Design spielen in der finnischen Hauptstadt weiterhin eine große Rolle und haben sicher auch dazu beigetragen, dass ihr Ende 2014 die Ehre zuteil wurde, den »Unesco City of Design«-Status zu bekommen. Ein besonderer Tipp für Designinteressierte ist auch die jährlich stattfindende »Helsinki Design Week« – ein internationales Festival mit Workshops, Ausstellungen und Seminaren.

TRAUMBERUF DAS HOBBY zum Beruf machen – dieser Traum kann mit der zehnmonatigen Ausbildung zum »International Wilderness Guide« am Tampere Vocational College Wirklichkeit werden. Der Kurs ist auf Englisch und verlangt den Teilnehmern einiges ab. Man sollte sich am Ende nicht nur mit seiner Ausrüstung auskennen, sondern seinen Kunden auch alles Wissenswerte über die Natur, in der man sich bewegt, erzählen können. Wer sich nach Natur und Vogelgezwitscher sehnt, kann sich noch bis Mitte April bewerben, das neue Schuljahr fängt im August an. u tredu.fi

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INTRO

FOTO: PELAGO

MADE IN FINLAND Funktional, ästhetisch und all­ tagstauglich – das sind die Fahr­ räder der beiden Brüder Hyppönen, die hoffen, dass ihre Räder nicht nur in der Stadt, sondern auch abseits der Wege gefahren werden. ist und Fahrräder mag, sollte unbedingt einen Besuch bei Pelago Bicycles in der Kalevankatu 32 einplanen. Direkt im Zentrum von Helsinki ist der Laden der beiden Brüder Timo und Mikko ein richtiges Schmankerl für Rad- und Designliebhaber. Hier sind nicht nur alle Räder der Finnen zu finden, sondern auch noch praktisches Zubehör für Radabenteuer jeglicher Couleur. Bevor der Laden Wirklichkeit wurde, haben die beiden schon WER IN HELSINKI

einige Jahre als Hobby Fahrräder für Freunde und Bekannte gebaut – aus Fahrradrahmen, die sie aus dem Müll gerettet haben. Als die Nachfrage größer wurde, kristallisierte sich allmählich das Pelago-Konzept heraus: Alltagstaugliche Fahrräder für die Stadt und für »Alternatives Reisen« wollten sie kreieren. Daraus wurde dann Mitte 2000 Pelago Bicycles – und seitdem bauen die zwei Brüder und ihre Kollegen in einer alten Lagerhalle im Hafen von Helsinki

ihre Räder zusammen: praktisch, zuverlässig und schön anzusehen. Benannt nach Städten, gibt es da zum Beispiel das zeitlose Modell »Brooklyn«, das ideal für Stadtfahrten ist, oder das »Sibbo«, das auch gerne im Gelände seine Runden dreht. Und wer nun Lust bekommen hat, die Räder mal Probe zu fahren: Ab 2016 verleiht Pelago auch Räder – damit wird es noch einfacher, Helsinki zu erkunden! u pelagobicycles.com

FOTO: VISITFINLAND.COM/ELINA SIRPARANTA

Selbstfin(n)dung 1

Du willst finnischer werden? Als erstes brauchst du natürlich einen finnischen Namen. Der Finngenerator hilft dir dabei. Tippe deinen Namen ein, und einen Klick später hast du das finnische Pendant. u visitfinland.com/finngenerator

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Als nächstes brauchst du ein finnisches Sternzeichen. Bist du ein ruheloser Rentierhirte oder ein gemütlicher Getreidesammler? Gebe einfach beim Finnscope dein Geburtsdatum ein, und schon weißt du es. u visitfinland.com/finnscope

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Jetzt, da du fast schon ein waschechter saunaliebender Finne bist, müssen wir nur noch wissen, wie hoch deine Temperatur ist. Beim Finnometer einfach den Finger auf dein Smartphone oder Trackpad legen, einmal klicken – und schon weißt du, was deine ideale innere finnische Temperatur ist. u polarnightmagic.com/finnometer

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Die perfekte Welle Pauliina und Aino lieben das Surfen und die Natur. Im Herbst 2015 starteten sie das Umweltprojekt »Bothnia Savages«, zogen in eine Holzhütte, lebten nur von dem, was die Natur bot – und surften in der eiskalten Ostsee.

FOTO: BOTHNIA SAVAGES/AINO HUOTARI

land keinen beständigen Wellengang – die Wellen kommen und gehen in unregelmäßigen Abständen. Es war also gut, außer Surfen auch noch etwas anderes zu tun zu haben. Wir haben Angeln gelernt, wildes Gemüse und Kräuter gesammelt und mit unserem Heimtrainer Energie für unsere Telefone und Akkus erzeugt. Was braucht man, um im kalten Wasser zu überleben?

Wie kommt man auf die Idee,

Und warum zieht man mit

in Finnland surfen zu gehen?

dem Surfbrett in eine Holzhüt-

Wir waren letzten Sommer in Frankreich, und als sich unsere Reise dem Ende zuneigte, suchten wir nach Möglichkeiten, im Herbst in Finnland weiter zu surfen. Wir wussten, dass es hier möglich ist zu surfen, hatten aber unsere Zweifel, ob wir in der kalten Ostsee über­leben könnten.

te und engagiert sich dort für die Umwelt?

Diese Idee kam uns recht plötzlich, aber als sie erst mal in unseren Köpfen war, haben wir realisiert, dass wir etwas verändern könnten. Daraus wurde dann ein journalistisches Projekt mit einem starken Fokus auf die Umwelt. Zudem gibt es in Finn-

Ab Oktober sollte man am besten einen 5,6 mm dicken Neoprenanzug anhaben, und auch Kopf, Hände und Füße sollten unter dickem Neopren versteckt sein – sonst kann man schnell unterkühlen. Man muss wachsam sein im kalten Wasser, weil sich die Hypothermie manchmal ohne große Anzeichen bildet. Auch warme Kleidung für danach ist sinnvoll – und den Bikini kann man auf jeden Fall getrost daheim lassen! Instagram @bothniasavages Twitter #bothniasavages

»Finnland ist mit 17,7 Einwohnern pro Quadratkilometer der Staat mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte in der EU.« Quelle: Das Statistikportal

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FESTIVALS

Wir präsentieren die spannendsten Festivals entlang der finnischen Küste in 2016.

FOTO: VISITFINLAND.COM / JUSSI HELLSTEN

MUSIK & MEER

FLOW FESTIVAL 12.–14. AUGUST

im Volksmund heißt, ist ein urbanes Kunst- und Musikfestival, das gleichzeitig auch eines der beliebtesten Indiefestivals in Finnland ist. Dieses Jahr stehen M83 aus Frankreich, Jamie XX aus Großbritannien und Sia aus Australien auf der Bühne in Suvilahti. »FLOW«, WIE ES

FOTO: VISITFINLAND.COM / JUSSI HELLSTEN

u flowfestival.com

KOTKA MARITIME FESTIVAl 28.–31. JULI

bringt Schifffahrt, Musik und Kirmes zusammen und ist eines der größten Festivals in Finnland. Es ist zudem ein richtiges Familienfestival mit Angeboten für Groß und Klein und immer einen Besuch wert. DAS »KOTKA MARITIME FESTIVAL«

u meripaivat.com

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FOTO: VISITFINLAND.COM

PORI JAZZ

9.–17. JULI

feiert 2016 einen runden Geburtstag: Es wird fünfzig Jahre alt. Auch Blues, Soul, Funk, Hip-Hop, Afro-Cuban Jazz und sogar Pop kann man hier hören. 2016 stehen unter anderem Joss Stone, das Bo Kaspers Orkester und J. Karjalainen auf der Bühne. DAS »PORI JAZZ FESTIVAL«

FOTO: VISITFINLAND.COM

u porijazz.fi

RUISROCK

8.–10. JULI

wie der Name schon vermuten lässt, ein Rockfestival, das jedes Jahr auf der Insel Ruissalo in Turku stattfindet. In den vergangenen Jahren haben hier Legenden wie HIM, Ozzy Osbourne, Rammstein und Faith No More auf der Bühne gestanden. Wer 2016 alles auf einer der zwei Bühnen musizieren wird, ist noch ein ungelüftetes Geheimnis. »RUISROCK« IST,

u ruisrock.fi


XXXXXXX 1/2016

Stiller Sommer

Eine vierköpfige Familie aus einer finnischen Kleinstadt beschließt, ihren Sommerurlaub auf den Åland-Inseln zu beginnen – in einer idyllischen Unterkunft mit miserablem Handynetz. Nach einer Woche haben sie nur noch einen Wunsch: im nächsten Jahr unbedingt wiederzukommen. TEXT JONAS SIVELÄ FOTOS JONAS UND KARIN SIVELÄ, LOUISA LINDBÄCK 12

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ABSCHALTEN

D

arauf haben wir lange gewartet: Anfang Juli leitet eine Woche auf den Åland-Inseln unseren wohl verdienten Sommerurlaub ein. Die Überfahrt von Turku nach Åland dauert nur wenige Stunden. Als wir in Mariehamn ankommen, weht ein leichter Wind bei strahlend blauem Himmel. Wir machen uns auf nach Geta an der Nordspitze der Inselgruppe. Nach einer knappen Stunde erreichen wir eine kleine von Bäumen gesäumte Schotterstraße. Aufgeregt studiert Karin die Gegend. Unsere beiden Töchter Tilda und Emma sitzen auf der Rückbank und fragen im Chor, ob wir bald da sind. Nach einer weiteren Viertelstunde Autofahrt lichtet sich der Wald und unter uns kommen rötliche Felsen zum Vorschein. Es sind nun keine Bäume mehr zu sehen, dafür – ich kann meinen Augen kaum trauen – eine Aussicht, die nicht von dieser Welt ist: Meer, so weit das Auge reicht. Blaues und in der Sonne funkelndes Meer. Wir haben unsere Unterkunft »Norrhavs Lisa« erreicht. Hier kommen uns schon die Vermieter Marlene und Peter Lindbäck entgegen, die beinahe so aufgeregt scheinen wie wir. Eine Woche ohne Strom und Handynetz

Als ich das erste Mal mit Marlene telefonierte, erkundigte ich mich nach dem genauen Ort der Unterkunft. Marlene antwortete geheimnisvoll: Stellen Sie sich die Karte von Åland als Ziffernblatt vor. »Norrhavs Lisa« liegt ungefähr auf 12 Uhr. Ich schaute mir die Karte gleich im Internet an, sah aber nichts als einsame Felsen und Meer. Marlene und Peter vermieten ihr privates Sommerhaus heute an Gäste, damit auch andere in den Genuss dieses Schmuckstücks im Schutz der Felsen kommen können. »Norrhavs Lisa« verfügt weder über Strom noch fließend Wasser und auch der Handyempfang ist miserabel. Aber genau das wollten wir. Eine Woche fernab von Lärm und Stress – wir sind für niemanden zu erreichen. Marlene und Peter wünschen uns eine schöne Woche und machen sich auf – mit einem leisen, sanften Lächeln im Gesicht. »Norrhavs Lisa« ist genau genommen nicht nur ein Sommerhaus, sondern ein Anwesen bestehend aus drei kleinen Häuschen, die durch Terrassen

und Treppen miteinander verbunden sind: zwei Wohnhäuser und eine Saunahütte mit angrenzender Außenküche. Der Gaskühlschrank ist mit Butter, Käse aus der Region und Eiern bestückt, und als Willkommensgruß finden wir einen Laib frisches Brot. Wir wollen uns gerade stärken, da zieht es Emma und Tilda schon auf Entdeckungstour. Vor uns liegt nicht etwa eine langweilige Rasenfläche, sondern ein Gebilde aus glatten, rötlich-grauen und erhabenen Felsen mit vielen

»Als wir am nächsten Morgen aufwachen, ist es mucksmäuschenstill und nichts ist zu hören. Keine Wellen, kein Wind, keine Vögel. Nichts.« kleinen Höhlen, Spalten und Klippen. Emma ist erst zwei Jahre alt, sodass wir sie auf ihrer Entdeckungsreise lieber fest an der Hand führen – auch wenn sie gerne ganz alleine losgetigert wäre. Das Klettern macht jedoch schnell müde. Wir setzen uns also auf die Felsen zwischen Haus und Meer. Wie lange wir dort verweilen, kann ich nicht sagen. Tag, Abend und Nacht gehen zu dieser Jahreszeit ohnehin fließend ineinander über. Von Märchen und Schlössern

Als wir am nächsten Morgen aufwachen, ist es mucksmäuschenstill und nichts ist zu hören. Keine Wellen, kein Wind, keine Vögel. Nichts. Wir frühstücken auf der Terrasse. Wann haben wir uns dafür zuletzt zwei Stunden lang Zeit genommen? Wir setzen eine zweite Kanne Kaffee auf. Nur zur Sicherheit und um uns vielleicht daran zu erinnern, dass wir es ganz gemütlich angehen lassen wollen. Die Mädels wollen erneut die Gegend erkunden. Diesmal steuern wir einen kleinen Teich gleich neben dem Grundstück an. Wir nehmen das Gummiboot mit, das Peter aufgeblasen für uns bereitgestellt hat. Obwohl der Teich nicht besonders groß ist, begeben wir uns auf ein kleines Ruderabenteuer. Die Felsen um den Teich sind moosbewachsen, und auf dem Wasser treiben große Seerosenblätter. Wie in Grimms Märchen, aber ohne Hexen und andere gruselige Gestalten. Auch wenn es zugegebenermaßen verlockend NORR S PE Z IAL FINNISCHE KÜSTE

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Am Meer kommen Geist und Seele zur Ruhe: beim Baden, Angeln oder einfach beim Genießen.


ABSCHALTEN

»Aber genau das wollten wir. Eine Woche fernab von Lärm und Stress – wir sind für niemanden zu erreichen.« wäre, wollen wir nicht nur in unserer Unterkunft verweilen. Denn Åland hat viele interessante Orte und Sehenswürdigkeiten für kleine und große Besucher zu bieten. In Geta gibt es einen kleinen Laden. Wir finden dort alles, was wir brauchen: frisches Brot, Åland-Käse, Erdbeeren, Grillgut, Bier aus der regionalen Brauerei Stallhagen – und natürlich Eis! Die Kassiererin gibt uns außerdem die Telefonnummer eines Fischers in der Nähe, der den besten Fisch der Insel liefere. Wir wollen uns heute noch das Schloss Kastelholm ansehen. Das aus dem 14. Jahrhundert stammende Bauwerk wurde im 18. Jahrhundert aufgegeben, inzwischen sind weite Teile aber wieder rekonstruiert. Auf der Fahrt dorthin ist Emma im Auto eingeschlafen. Karin und Tilda gehen also zu zweit auf Schlossbesichtigung, während ich mit Emma noch ein wenig spazieren fahre. Als Emma aufwacht, erwarten uns Tilda und Karin schon im Freilichtmuseum Jan Karlsgården direkt neben dem Schloss. Sie haben ihre Schatzsuche auf Kas­ telholm gerade beendet – es scheint, als wäre hier überall auch an die Kinder gedacht worden. Bei uns Erwachsenen stellt sich gerade der Kaffeedurst ein, und wir beschließen, erst einmal einzukehren. Wie in allen anderen Cafés auf Åland wird auch hier der vielleicht bekannteste Leckerbissen der Region angeboten: Åländische Pfannkuchen. Es handelt sich hierbei nicht um gewöhnliche Pfannkuchen, wie man sie von zu Hause kennt, sondern um eine Delikatesse nach alter Tradition, deren Rezepte von Generation zu Generation weitergegeben und in jedem Dorf leicht variiert werden. Eines ist jedoch allen gemein: Serviert werden die Pfannkuchen mit Schlagsahne und Marmelade aus Trockenpflaumen. Märchenhafte Stille

Es ist, als würden die Tage miteinander verschmelzen, die Uhren gehen hier anders. Man fühlt sich wie in einem Märchen, und die einem bekannte Realität scheint fernab und wie in einen Schleier gehüllt. Jetzt verstehe ich das geheimnisvolle Lächeln, mit dem uns Marlene und Peter verabschiedet haben. Sie kennen das Geheimnis

dieses Ortes: eine vollkommene und reine Stille. Ich glaube nicht, dass sich dieses Gefühl an einem anderen Ort als diesem hier reproduzieren lässt, wo die Sinne im warmen Schoß der Natur ruhen dürfen. Bei unserer Abreise scheint die Sonne. Man könnte meinen, sie würde hier immer scheinen. Wir wollen Marlene fragen, ob wir nächsten Sommer wiederkommen dürfen – und im Sommer darauf und darauf …

Die Åland-Inseln Die Åland-Inseln sind Finnlands einzige autonome Region. Die Åländer dürfen selbst über ihre internen Angelegenheiten entscheiden. Ungefähr 91 Prozent der Inselbewohner haben Schwedisch als Muttersprache. Åland hat den höchsten durch­ schnittlichen Lebensstandard Finnlands, und seine wichtigste Industrie ist die Seefahrt. Auch dem Tourismus kommt eine bedeutende Rolle zu. u visitaland.com ANREISE Nach Åland gelangt man am besten per Fähre von Finnland oder Schweden aus. Von Turku gibt es täglich zwei Überfahrten in die Inselhauptstadt Mariehamn, und auch die Autofähren zwischen Helsinki und Stockholm legen hier einen Zwischenhalt ein. u vikingline.se u tallinksilja.se ÜBERNACHTUNG »Norrhavs Lisa« an der Nordküste ist von Mariehamn aus am besten per Auto oder Fahrrad zu erreichen. Åland hat aber auch zahlreiche andere tolle naturnahe Ferienunterkünfte zu bieten, die allesamt in ruhiger Meeresnähe liegen. u visitaland.com u mlform.ax AKTIVITÄTEN Åland ist ideal für Angelausflüge oder Kanutouren. Eine beliebte Art, die Inseln zu erkunden, ist das Radfahren, ob in Form von Tagestouren oder einer einwöchigen Radwanderung. u skargardsleden.com

KLEINES WÖRTERBUCH Ålandspannkaka = Åländische Pfannkuchen Sommarsemester = Sommerurlaub Rökt fisk = Geräucherter Fisch Cykel = Fahrrad Stillhet = Stille

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ABSCHALTEN

FOTO: MAARIT PARRILA

EINSAME KLASSE Fünf Tipps zum Abschalten und Luft holen 2.

1. FOTO: © KVARKENRÅDET/PATRICIA RODAS

1. Haie und Heringe

Obwohl der Name dieser Insel übersetzt Haischäre bedeutet, können Urlauber die langen und atemberaubend schönen Sandstrände unbesorgt genießen. Der Name der ehemaligen Fischerinsel leitet sich in Wirklichkeit vom ursprünglichen »Haililuoto« ab, was übersetzt so viel bedeutet wie Heringschäre. Nicht nur die zahlreichen Strände, sondern auch die vielen Wanderwege laden zu einem gemütlichen Ausflug ein. Der Leuchtturm Marjaniemi ist hier ein guter Ausgangspunkt. Die idyllischen Dünenstege führen sowohl kleine als auch große Entdecker an ihren persönlichen Traumstrand! Wissenswertes zum Leben auf der Insel liefert die Naturausstellung des Nationalen Forstwirtschaftsamts beim Leuchtturm. Auf dem Gelände befinden sich außerdem ein Restaurant und das behagliche Lotsenhotel. Nach Hailuoto gelangt man ausschließlich per Autofähre, im Winter führt eine Eisstraße zur Insel. u hailuototourism.fi

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2. Wanderglück

Der Kvarken-Archipel hat es als erste finnische Landschaft in die Liste des Unesco-Weltnaturerbes geschafft und besticht durch zahlreiche großartige Ausflugsziele. Eines davon ist der durch Maksamaa führende Vesterö-Wanderweg, der einen herrlichen Rahmen für eine ein- bis zweitägige Tour bietet, die sich auch hervorragend für Familien eignet – und all diejenigen, die sich entspannt in der Natur bewegen wollen. Ein guter Ausgangspunkt ist der Parkplatz Sandvikskärret. In Richtung Süden beginnt die Route mit einer Waldetappe, die zum Beerenpflücken einlädt. Nach Jätterholmsbrunnen führt der Weg am Strand entlang weiter mit überwältigender Sicht auf das offene Meer. An der Südspitze der Insel, auf Söderskatan, befindet sich eine Rasthütte. Hier ist der Boden stei­ nig, ein perfekter Zeltplatz findet sich jedoch unweit der Hütte südlich auf einer kleinen Landzunge, deren große Felsblöcke ins Meer ragen. Und das Beste: Am Morgen kann man direkt

vom Zelt aus ins Wasser springen! Eine andere, etwas längere Route verläuft zwischen Björköby und Panike. u kvarkenworldheritage.fi

3. Unberührte Natur

Die Festungsinsel Örö wurde lange Zeit von den finnischen Streitkräften genutzt. Seit 2015 ist sie nun aber Teil des Schärenmeer-Nationalparks und wird vom finnischen Forstwirtschafts­ amt verwaltet. Da Örö lange für die Öffentlichkeit unzugänglich war, ist auch die Natur nahezu unberührt. So ist die Insel Lebensraum einiger gefährdeter Pflanzen-, Schmetterlings- und Vogelarten, die andernorts äußerst selten sind. Neben einer atemberaubenden Natur hat Örö außerdem beeindruckende Wanderwege zu bieten, die nach der Militärgeschichte der Insel benannt sind: Der Sechs-Zoll-Pfad (bezeichnet ein Kanonenkaliber) führt über ca. fünf Kilometer an den Süden der Insel, und die 120-mm-Runde macht den Besucher mit dem nördlichen Teil vertraut. Gezeltet werden darf


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3. FOTO: SVEN FORSELL

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5. FOTO: © LENTOKUVA VALLAS OY

auf dem gekennzeichneten Zeltplatz, aber auch die alte Kaserne bietet überdachte Schlafmöglichkeiten. Aufgrund ihrer Lage inmitten des Nationalparks ist Örö auch ein idealer Ausgangspunkt für einen etwas längeren Ruderausflug in die Schären. Im Sommer setzt täglich ein Boot von Kasnäs nach Örö über. u örö.fi/en

4. Ruhezone

Das Erste, was in Kökar ins Auge fällt, sind die rötlich schimmernden Felsen der Insel und ihre üppige Flora, die gemeinsam eine schöne und sanfte Farbwelt bilden. Das leicht verschlafene Kökar ist der perfekte Ort, um sich der Ruhe der Natur hinzugeben. Der Laden des Campingplatzes Sandvik hat frisch geräucherten Fisch wie Flunder oder Barsch im Angebot, der sich bestens für ein kleines Picknick auf einem sonnengewärmten Felsen am Meer eignet. Die südlich vor Kökar gelegene kleine Insel Källskär ist ebenfalls einen Besuch wert. Sie ist unter

FOTO: JUHO KUVA

»50 Leuchttürme wachen über Finnlands Küste. Rund ein Drittel dient als Restaurant oder Unterkunft.« anderem bekannt für ihre fast drei Meter hohe Felsformation »Kannan« aus der Eiszeit. Auf Källskär befindet sich außerdem die ehemalige Sommerresidenz des Freiherrn »Graf« Göran Åkerhielm. Der extrovertierte Schwede errichtete auf der Insel ein prächtiges Blockhaus, einen Hafen und baute dort sogar Weintrauben an. Im Sommer ist Källskär tagsüber per Boot von Kökar aus zu erreichen. Auf der Hauptinsel von Kökar gibt es mehrere kurze Wanderwege. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Robbenfängersiedlung Otterböte aus der Bronzezeit. Nach Kökar gelangt man am besten per Fähre von Korpo oder den Åland-Inseln aus. Besucher mit eigenem Boot können an den Gasthäfen der Insel anlegen. u kokar.ax/en/startsidatur/ turism-eng

5. Aussichtspunkte

Auch wenn die meisten Leuchttürme in Finnland heute automatisch funktionieren, haben sie nichts von ihrem Charme verloren. Der Leuchtturm auf der malerischen Insel Tankar, 1889 im klassischen Stil erbaut, wacht über die Küste von Kokkola und stellt ein wunderschönes Fotomotiv dar. Wer gerne mal in einem Leuchtturm übernachten möchte, ist in Kylmäpihlaja richtig. Der dortige Turm verfügt über einige Zimmer, die auch an Touristen vermietet werden. Einer der bekanntesten Leuchttürme in Finnland ist Bengtskär. Der höchste Leuchtturm der nordischen Länder hat eine bewegte Geschichte hinter sich, über die man sich während einer Führung informieren kann. u tankar.fi, kylmapihlaja.com u bengtskar.fi

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ABSCHALTEN/KULTUR

EINSAME KREATIVITÄT Die kleine Insel Klovharun war fast dreißig Sommer lang der wichtigste Ort der Inspiration für Finnlands bekannteste Kinder­buchautorin Tove Jansson und ihre Lebens­partnerin Tuulikki Pietilä. TEXT HENDRIK MORKEL FOTO JUHO KUVA

Jansson mit ihrem Bruder Lars und dem Ingenieur Sven Brunström ein kleines Sommerhaus auf der felsigen Insel Klovharun im Pellinki-Schärengarten. Die nächsten dreißig Jahre hat sie hier regelmäßig mit ihrer Partnerin die Sommermonate zwischen Mai und September verbracht. Das Leben auf der Insel war für Tuulikki, die Künstlerin war, und Tove einfach und entspannt – Schreiben, Kunst, Fischen und Feste mit Freunden gaben den Tagen ihren Rahmen. 1964 BAUTE TOVE

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Die Ruhe auf der Insel ist auch heute noch magisch: Seehunde schwimmen vorbei, Küstenseeschwalben fliegen im Sturzflug ins Meer auf der Jagd nach kleinen Fischen, und Wind und Wasser formen die Felsen in einem unerschütterlichen Rhythmus – Jahr ein, Jahr aus. Das Sommerbuch und Notes from an Island, das bisher leider noch nicht auf Deutsch erschienen ist, sind zwei Bücher aus Janssons Feder, in denen Klovharun eine wichtige Rolle spielt, aber es braucht nicht viel


»Man muss auf eine lange Reise gehen, bevor man wirklich rausfinden kann, wie wunderschön es daheim ist.« Tove Jansson, Komet im Mumintal

Fantasie, um sich vorzustellen, dass auch das eine oder andere Erlebnis der Mumins seinen Ursprung auf dieser kleinen Insel im Finnischen Meerbusen genommen hat. Denn der weite Horizont, der Klang der Wellen auf den Felsen und der frische Geruch des Meeres machen den Kopf frei und erlauben den Gedanken zu reisen – ins Mumintal und in die weite Welt.

1995 spendete die Familie das Anwesen dem ansässigen Heimatverein Pellinge. Dieser bietet im Sommer einige wenige geführte Touren an und gibt Künstlern und Autoren die Möglichkeit, in Klovharun Ruhe und Inspiration für ihre Arbeit zu finden. u tovejansson.com u pellinge.net u visitporvoo.fi

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Aus den historischen FiskarsGebäuden wurden Ateliers, Ausstellungsräume und Wohnungen.

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In den alten Industriestätten finden heute Ausstellungen statt.


KULTUR

DIE SPUR DES KUNSTHANDWERKS Kunst und Handwerk waren und sind in Finnland eng miteinander verknüpft. Wie eng, zeigt sich an seinen historischen und einst industriellen Orten, an denen sich immer mehr zeitgenössische Künstler niederlassen und so ganze Dörfer zu neuem Leben erwecken. TEXT MIRIAM PETZOLD FOTO RAIJA LEHTONEN

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n Südfinnlands historischen Gemeinden, in denen vor Jahrhunderten der Grundstein für verschiedene Handwerkstraditionen gelegt wurde oder sich Manufakturen einen Namen machten, befinden sich heute oft Museen, Galerien und Ateliers, die diese aufgreifen. Insbesondere die Arbeit mit Eisen und Glas spielte im Finnland des 18. und 19. Jahrhunderts unter Künstlern und Handwerkern eine bedeutende Rolle und prägt die finnische Kulturlandschaft bis heute. Die Spuren dieser Zeit führen von Helsinki entlang der Ostküste bis in den südwestlichen Schärengarten hinein.

im Studio »Bianco Blu« beibringen – und erlebt, wie aus der »glühenden sirupartigen Glasmasse ein fertiger Gegenstand entsteht«. Aber nicht nur die Kunstwerkstätten, auch die umliegende Natur ist einen Besuch wert. Neben Foodfestivals, Märkten, Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen können von Fiskars aus auch Angeltrips in den Schärengarten und Paddeltouren unternommen werden, es gibt einen Skateboardpark, ein Paintball-Gelände und organisierte »Silent Talks«, bei denen in meditativer Ruhe und

Ein Dorf namens Fiskars

Am Rande der Region Uusimaa – dort, wo Finnland beginnt, sich in tausend kleine Inseln aufzuspalten – liegt ein Dorf namens Fiskars. Oft beschrieben als »Mittelpunkt finnischen Designs«, leben hier heute 121 Kreativschaffende in einer Gemeinschaft, darunter vor allem Tischler, Keramiker, bildende Künstler und Industriedesigner. Katja Öhrnbergs Landschaftsmalerei, Stühle von Zimmermann Marko Escartin und Miniaturkeramiken von Riitta Talonpoika werden hier in den kommenden Monaten ausgestellt, nachdem der »Maalismarkkinat« (dt. Märzmarkt) das kurzzeitig im Winterschlaf ruhende Kulturzentrum wieder aufgeweckt hat. Wer eher zum Selbermachen als zum Zugucken zu begeistern ist, lässt sich das Schmieden von Eisen oder das Blasen von Glas

Künstler am Werk.

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KULTUR

Die ehemalige Eisenhütte in Strömfors.

stillschweigender »Freude am eigenen Dasein« durch die Wälder gewandert wird. Trotz solcher touristischen Angebote erinnert an diesem Ort immer noch viel an seinen industriellen Ursprung: Die inzwischen 366 Jahre alte Geschichte von Fiskars geht auf die Gründung einer Eisenmanufaktur zurück. Nostalgie und Entschleunigung

Das Phänomen, dass sich Künstler, Handwerker und Designer an historisch wertvollen, oftmals mit der Industrialisierung zusammenhängenden Stellen niederlassen und kleinen Ortschaften so neues Leben einhauchen, begegnet einem entlang der finnischen Küstenlandschaft immer wieder. So auch nur zehn Autominuten von Fiskars entfernt, in Billnäs, oder aber 200 Kilometer weiter östlich, wo die einstige Verarbeitung von Eisen, Holz und später Plastik in der »Strömforsin Ruukki« (dt. Strömfors-Eisenhütte) gegen Designausstellungen, Kunstwerkstätten und Gastronomiebetriebe ausgetauscht wurde. An diesen nostalgisch-romantischen Orten weht nicht nur der Küstenwind. Hier herrscht ein ganz besonderes Flair, das vor allem durch die ansässigen Kunsthandwerker entsteht, die mit ihrer Arbeit das würdigen, was ihre Vorfahren vor Jahrhunderten geschaffen haben. Hergezogen seien sie laut der Künstlergemeinschaft in Fiskars mit dem Ziel, »Handarbeit, Kunst und Design mit dem Fokus auf Qualität in die Gegenwart zurückzuholen«. Indem sie sich sowohl von den historischen Gemäuern und ihren Geschichten als auch von den Handwerkstechniken und Tugenden ihrer 22

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damaligen Bewohner inspirieren lassen, setzen sie nicht nur Traditionen fort, sondern erhalten diese auch langfristig am Leben – und entschleunigen damit ganz nebenbei das der Besucher.

Kunstvolle Reisetipps für Südfinnland DESIGN MUSEUM Im Helsinki Design Museum wird die Entwicklung finnischen Industriedesigns von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute dokumentiert. u designmuseum.fi EHEMALIGE EISENHÜTTEN In Fiskars, Billnäs, Strömfors und Leineperin werden einst wichtige Orte der finnischen Industrialisierung den Besuchern durch Ausstellungen und Workshops nahegebracht. u fiskarsvillage.fi, billnas.fi, stromforsinruukki.fi, leineperinruukki.fi HISTORISCHE ALTSTADT In Raumas Altstadt, die zum Unesco-Welt-­kulturerbe ernannt wurde, haben sich zahlreiche Kunstschaffende angesiedelt, die ihre Werkstätten und Galerien auch für Besucher öffnen. Ebenfalls einen Besuch wert sind die historischen Viertel von Hamina, Loviisa und Naantali. u visitrauma.fi, hurmaavahamina.fi, visitloviisa.fi, naantali.fi KULTUR-TOUR Reise für Kulturinteressierte von Helsinki über Turku und Mariehamn nach Stockholm. u highlaender-reisen.de


KULTUR/OUTDOOR

ZEITREISE

FOTO: UDO HAAFKE

Auf dem Traditionssegler »Albanus« lässt sich der Schärengarten zwischen Åland und der Hansestadt Turku wie vor 100 Jahren erkunden. Die Crew erwartet ein Mix aus Kultur, Natur und echten Seemannsabenteuern.

vorigen Jahrhunderts befuhren große Segelschiffe die Ostsee. Man nannte sie »Galeassen«, große Galeeren, und ihre Besitzer waren vor allem Großbauern, die an Bord Weizen und Gemüse, Fisch und Fleisch transportierten. Um die daraus entstandene Kultur und Tradition des Segelns zu bewahren und das Wissen an eine jüngere Generation weiterzugeben, wurde 1986 die Schiffsvereinigung Albanus gegründet. In den folgenden zwei Jahren baute man im östlichen Hafen Mariehamns aus echtem åländischen Kiefernholz und nach Originalplänen aus dem Jahr 1904 eine traditionelle Galeasse, die »S/S Albanus«. Der Stapellauf, pünktlich zum skandinavischen Segel-Event »Tall Ship Race«, sorgte für einen Publikumsrekord in Ålands Hauptstadt. Heute ist die »S/S Albanus«, auf der 21 Menschen übernachten können, viel mit jungen Menschen unterwegs. Der Verein veranstaltet Lager für Kinder und Jugendliche, die an Bord Segelkenntnisse erwerben können. Aber auch private Touren zu den schönsten Plätzen in Ålands Schärengarten AM ANFANG DES

sind möglich. Ab Sommer 2016 werden sechs­ tägige Segeltörns zwischen Mariehamn und Turku angeboten, bei denen die Teilnehmer als Teil der Crew die gesamte Vielfalt der Inselwelt erleben können (siehe Infokasten).

6 Tage Segelabenteuer Reise auf dem Traditionssegler »S/S Albanus« von Mariehamn nach Turku (oder zurück). Übernachtet wird am Start und Zielort im Hotel oder unterwegs in einer der 21 Kojen an Bord. Zwischenstationen sind die malerischen Inseln Kumlige oder Kökar in Ålands Schärengarten sowie Korpoström oder Nagu südlich von Turku. Während der Segeltour wird das Essen in der Kombüse vom Koch aus frischen, regionalen Zutaten zubereitet. Mehr Informationen und Buchung unter u www.andersweg.reisen

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FOTO: THOMAS KAST

1322 KILOMETER FREIHEIT

Bertil Blom ist Musikredakteur – und liebt die Stille des Meeres. Sechs Wochen lang paddelte er die gesamte finnische Küste entlang und fand dort Freiheit, Ruhe und unendlich viele Inseln. TEXT JENNIE AQUILONIUS FOTO BERTIL BLOM

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OUTDOOR

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s ist ein heißer Sommer. Die Sonne brennt vom Himmel und zwingt Bertil Blom aus dem Kajak heraus und ins Wasser hinein. Viele Paddler suchen im Schatten der Bäume Schutz, als die Sonne ihren Zenit erreicht. Am wärmsten ist es in Tammisaari, westlich von Helsinki, doch dort hindern einen die blaugrünen Algen an einem erfrischenden Bad. »Am Anfang freuten wir uns über das schöne Wetter mit dreißig Grad und Sonne, aber als es dann immer so weiterging, wurde es anstrengend. Wir waren für eine Safari ausgerüstet mit Hüten, Nacken- und Nasenschutz und Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 50. Im Boot ist man der Wärme total ausgeliefert«, berichtet Bertil in klingendem Finnlandschwedisch. Er ist eigentlich schwedischsprachiger Musik­ redakteur beim öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen Yle, und die Paddeltour entlang der finnischen Küste ist eine Reportagereise fürs Radio. Die finnische Küste wird auch als das »blau­ weiße Band« bezeichnet, und auch die Paddelroute heißt so. Sie beginnt für Bertil in Virolahti im Südosten des Landes an der finnisch-russischen Grenze. Zeitweise wird er von Freunden, anderen Outdoor-Enthusiasten und Radiohörern begleitet. Bertil sendet nämlich live von unterwegs und bringt Beiträge für verschiedene Radiosendungen sowie Gespräche mit anderen Paddlern und seinen Mitstreitern. Als ihn ein kulinarisch interessierter Freund begleitet, entwickelt sich daraus eine Diskussion über das Kochen im Freien – über gefriergetrocknetes Essen, Trockenfrüchte und darüber, dass man besser kein frisches Fleisch im Gepäck haben sollte. Mit einem anderen Freund unterhält er sich fürs Radio über die Sicherheit auf See und über das Zelten in den Schären. »Wir haben unter anderem darüber gesprochen, dass man niemals alleine paddeln sollte, es sei denn, das Wetter ist ruhig und man hält sich nahe am Ufer auf. Auch so grundlegende Dinge wie das Tragen einer Schwimmweste und eine gewisse Übung beim Kentern haben wir thematisiert. Über beides sollte man unbedingt Bescheid wissen, bevor man sich auf See begibt.« Bertil paddelt mit langsamen Bewegungen, damit die Kraft länger reicht. Er ist mit einem schmalen

Grönlandpaddel aus geöltem Holz unterwegs. »Bei meiner Technik werden hauptsächlich die großen Muskeln im Rücken und in den Beinen beansprucht und nicht die Arme, die eigentlich eher schwach sind. Ich drehe den Oberkörper ähnlich wie ein Pendel, aber ohne hastige Schwünge.« Der Mann und das Meer

Die Natur um ihn herum verändert sich beständig. Das tiefe Wasser des finnischen Meerbusens geht mehr und mehr ins Schärenmeer über. Die spektakuläre Natur nordwestlich von Hanko bringt Bertil zum Staunen. Eine Vielzahl unbewohnter Inseln breitet sich vor ihm aus – mit blanken und flachen Klippen, die wie fürs Zelten gemacht zu sein scheinen. »Ich glaube, das finnische Schärenmeer besitzt die weltweit höchste Inseldichte. Um einen Übernachtungsplatz braucht man sich hier keine Sorgen machen. Man paddelt einfach, so lange man will – oder bis man einen besonders schönen Platz erspäht, an dem man sein Zelt aufschlagen möchte. Ende Juli ist in den Schären eigentlich Hochsaison, aber sobald man sich etwas abseits der bekannten Routen hält, ist man überwiegend alleine.« Aus Sicherheitsgründen paddelt Bertil hauptsächlich in Küstennähe, aber auch weil er für seine Reportage Menschen interviewt, die er unterwegs trifft. Und das geht an Land besser als auf dem Wasser. Am meisten beeindrucken ihn die Ein-

Meistens hat Bertil Blom auf dem Wasser Gesellschaft, aber ab und zu ist er auch alleine mit sich und der Natur.

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Die finnischen Schären bieten fantastische Zeltplätze. Sonnenuntergang inklusive.

»Wenn ich im Kajak sitze, höre ich keine Musik, sondern erlebe ganz bewusst die Stille. Ich höre der Natur zu, den Vögeln, Wellen und dem Wind.« heimischen auf den Schäreninseln – authentische Menschen, die ohne große Ansprüche leben. »Wir können viel von dieser einfachen Lebensweise lernen. Dass man nicht viel braucht, um ein gutes Leben zu leben, zum Beispiel. Gesundheit, ein warmes und trockenes Zuhause, Essen auf dem Tisch und das Vermögen, die wunderschöne Aussicht und das Tierleben hier draußen genießen zu können – mehr braucht es nicht. Darüber hinaus hat die Nähe zur Natur eine beruhigende Wirkung, sie tut einfach gut. In meinem Alltag fällt es mir leicht, mich selber zu stressen und mir über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die hier draußen auf dem Meer komplett ihre Bedeutung verlieren.« Vor allem die Stille und das Gefühl von Freiheit locken den Musikredakteur aufs Meer und die Möglichkeit, sich nur mit Muskelkraft fortzubewegen, ohne Benzin und lauten Motor – und sich frei zwischen flachen Buchten und dem tiefen Meer bewegen zu können. »Wenn ich im Kajak 26

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sitze, höre ich keine Musik, sondern erlebe ganz bewusst die Stille. Ich höre der Natur zu, den Vögeln, Wellen und dem Wind. Paddeln ist ein leiser Sport, er ist zudem auch ökologisch und ökonomisch vertretbar.« Die Bewohner des Meeres leisten ihm in der Stille Gesellschaft. Seeadler, Raubseeschwalben, Raubmöwen und Seehunde begleiten Bertil beständig auf seinem Weg durch das Meer. Zweifel, Glück und Einsamkeit

Dort, wo das Schärenmeer in den Bottnischen Meerbusen übergeht, wird es flacher und die Klippen verschwinden fast gänzlich. Gute Übernachtungsplätze sind nicht mehr so leicht zu finden. Statt auf flachen Inseln gilt es jetzt, das Zelt zwischen Büschen und Grasflächen aufzuschlagen. Die Wellen brechen sich überwiegend an weichen Sandstränden. An den schönsten Strandabschnitten des »blau-weißen Bandes« wird Bertil von seiner Frau und seinen beiden Kindern, sieben und


OUTDOOR

elf Jahre alt, erwartet: In Hanko, Yyteri bei Pori, in Vaasa und in Kalajoki steht seine Familie am Strand und winkt mit einer blau-weißen Flagge, als er an Land geht. Während seiner Tour bloggt er regelmäßig und postet Beiträge auf Facebook. Seine Zuhörer können die Reise entlang der Küste auf einer digitalen Karte verfolgen. Eines seiner erklärten Ziele ist, auch andere Outdoor-Enthusiasten zum Mitpaddeln anzuregen: »Ein junger Mann war gerade während einer Europareise in Paris, als er Kontakt mit mir aufnahm. Er hatte meine Reise im Internet verfolgt und fragte, ob er ein paar Tage mit mir paddeln dürfte. Fünf Tage lang war er dann mit von der Partie. Und er war nicht der Einzige – es gab sogar welche, die mich nur für ein paar Stunden begleitet haben.« Vor dem Start traf Bertil den Schweden Sören Kjellkvist, der die norwegische Küste bis nach Russland hochgepaddelt ist – ohne Geld und Proviant. Er wollte beweisen, dass es möglich ist, nur von dem zu leben, was die Natur ihm bot (siehe auch NORR 1/2014 und NORR 4/2015). Doch Bertil setzt vor allem auf menschliche Begegnungen auf seiner Tour. Das Ziel vor Augen

Auf der zoologischen Station in Tvärminne vor Hanko trifft er ein Forschungsteam, das sich mit Kriegsschiffen beschäftigt. »Was die Begegnungen mit Menschen betraf, war ich doch ein wenig erstaunt. Ich dachte, ich würde mehr Leute treffen. An einigen Tagen war das auch so, aber an anderen Tagen wiederum war es wie ausgestorben. Aber das liegt sicher auch daran, dass der finnische Schärengarten so groß ist«, sagt Bertil. Zwischen Vaasa und Pietarsaari paddelt Bertil ganz ohne Begleitung. Er ist im Durchschnitt acht Stunden pro Tag unterwegs und legt 33 Kilometer zurück. Nördlich von Kalajoki schlägt das Wetter um. Die Wolken ziehen sich zusammen, und der ein oder andere Schauer ergießt sich über das Kajak. Die Schären werden immer spärlicher, Bertil orientiert sich jetzt hauptsächlich an der Küstenlinie. Morgens ist es feucht, und ab und zu fragt er sich schon, was er hier eigentlich macht. »Irgendwie war es absurd. Aber ich wusste, dass dieses Gefühl immer nur kurz anhalten würde. Meine Reise hatte ja ein klares Ziel, das ich unbedingt erreichen wollte.« Je nördlicher Bertil kommt, desto leerer wird es

überall. Nur die Seeschwalben sind noch da, das berichtet er im Naturprogramm seines Radiosenders. »Auf halber Strecke hatte ich durchgegeben, dass die Seeschwalben bereits nach Süden geflogen seien. Doch ein Experte, der an der Sendung teilnahm, sagte mir, dass ich in Lappland sicher noch welche sehen würde. Und er hatte recht.« Ende August erreicht ein müder, aber zufriedener Bertil Blom in Torneå-Haparanda sein Ziel an der schwedischen Grenze.

Bertil Bloms Lieblingsinseln RULLOURI südlich von Hamina – ein unbeschreiblich schöner Zeltplatz auf einer flachen und gut geschützten Felseninsel. Hier habe ich die erste Nacht auf meiner Tour verbracht. BOCKKLOBBEN östlich von Hitis – eine hohe, unbewohnte Insel von tiefem und klarem Wasser umgeben, mit einer fantastischen Aussicht. PURUNPÄÄ hat an der nordwestlichen Spitze wunderschöne Plätze, wo man sein Zelt auf­schlagen kann. STYRSJÖBERGEN südlich von Siippy. Hier beginnt die Provinz Pohjanmaa. Wer vom Meer aus kommt, wird von roten Felseninseln begrüßt, die ideal zum Sonnen und Baden sind. AM IIJOKI Wo der Fluss Iijoki ins Meer mündet, liegt eine kleine Insel mit einem schönen Sandstrand auf der westlichen Seite. Hier kann man sein Zelt aufschlagen und ein abendliches Bad im Meer nehmen. u visitfinland.com BERTIL BLOM, 55, finnischer Musikredakteur aus Vaasa, ist die gesamte Küste seines Heimatlandes per Kajak entlanggepaddelt – von Virolahti im Süden bis nach Torneå im Norden. Dabei hat er 1 322 Kilometer in 40 Tagen zurückgelegt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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OUTDOOR

KÜSTENABENTEUER Fünf Tipps für aktive Naturliebhaber FOTO: VISITFINLAND.COM/KEIJO PENTTINEN

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1. Wind in den Segeln

Finnland ist nicht nur als »Land der tausend Seen« bekannt, es gibt hier auch eine schier unendliche Anzahl großer und kleiner Inseln vor der Küste, die nur darauf warten, mit dem Segelboot erkundet zu werden. Die finnische Küste ist 660 Seemeilen lang und erstreckt sich vom östlichen Finnischen Meerbusen an der Grenze zu Russland über die Åland-Inseln bis hoch in den Norden, wo Finnland an Schweden grenzt. Mit über 240 Häfen kann man die Länge des Segeltages ganz individuell bestimmen – die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Über ­­10 000 Kilometer markierte Wasserwege führen sicher durch die 80 000 Inseln entlang der Küste, die gesäumt sind mit grünen Wäldern und traditionellen roten Häusern. Auch Seeadler, Küstenseeschwalben und Robben leisten einem gerne Gesellschaft. Alle Häfen haben Wasser, Strom und natürlich eine Sauna! Wer es bevorzugt in der freien Natur zu übernachten, kann auch auf einer Insel sein Zelt aufschlagen, denn das Jedermannsrecht gilt auch (eingeschränkt) entlang der Küste. Egal, ob

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FOTO: SUPSTATION.FI

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man es lieber ruhig oder stürmisch mag – Finnland bietet unvergessliche Segelerfahrungen für alte und neue Seebären. u sail-in-finland.info

2. Das Board flach halten

Seit Sommer 2015 kann man die Küstenstadt Vaasa nun auch auf dem SUP-Board erkunden. Die SUP-Station Vaasa am Strand von Hietasaari, einer kleinen Insel, die nur zehn Gehminuten vom Zentrum entfernt liegt, bietet die Möglichkeit, in einer entspannten Atmosphäre das Stand-Up-Paddeln zu lernen. Wer es schon beherrscht, kann sich auch einfach nur ein Board ausleihen und die Stadt vom Wasser aus entdecken. Ob man nun zur Universität paddelt, zum Fährhafen oder einmal um die Insel Vaskiluoto herum – die Möglichkeiten sind vielfältig. Wer es allerdings exotischer, wilder und natürlicher mag, sollte sich einer der Touren ins Weltnaturerbe Kvarken anschließen. Hier ziehen Seeadler ihre Kreise, während man zwischen den unzähligen kleinen Inseln in Ruhe den Schärengarten erkunden kann.

Kleine Buchten, weite Aussichten und die roten Fischerhütten von Svedjehamn prägen das Bild. Im Hafencafé kann man sich nach einem schönen Paddelausflug stärken, bevor es wieder nach Vaasa zurückgeht. Die SUP-Station Vaasa ist nur in den Sommermonaten geöffnet – genaue Öffnungszeiten findet man auf u supstation.fi/vaasa/

3. Mit dem Rad auf See

Die beliebteste Radtour Finnlands startet in Turku und führt über 250 Kilometer durch den der Stadt vorgelagerten Schärengarten. Kleine Dörfer, mittelalterliche Kirchen, aufregende Fährüberfahrten und natürlich die wunderschöne Natur der Inselwelt erwarten einen hier. Die »Saariston Rengastie«, wie die sogenannte Ringstraße heißt, beginnt in der ehemaligen Hauptstadt von Finnland, und wenn man schon mal dort ist, kann man auch gleich die Burg und die Kathedrale besuchen. Auch einen Besuch wert ist die »Moomin Welt«, die auf einer Insel vor Naantali liegt. Besonders Kinder werden den Besuch bei Tove Janssons Figuren lieben. Da-


FOTO: VISITFINLAND.COM

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»Die beliebteste Radtour Finnlands startet in Turku und führt über 250 Kilometer durch den Schärengarten.«

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FOTO: VASTAVALO/JANNE-PETTERI KUMPULAINEN FOTO: HENDRIK MORKEL

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nach hat man die Wahl: eine lange Tour oder eher nur ein Tagesausflug? Wer nur einige Tage Zeit hat, radelt weiter nach Süden auf der kleinen Schärenrunde und nimmt die Fähre nach Nauvo. Wer aber genug Zeit hat, die große Schärenrunde zu erforschen, radelt weiter gen Norden. Das Radeln auf den Schären geht eher gemütlich zu, und die vielen Fährpassagen lockern die Fahrt zu­sätzlich auf. Wer nicht im Zelt oder unter freiem Himmel übernachten möchte, hat zudem eine große Auswahl an Unterkünften, von gemütlichen B&Bs bis hin zu exquisiten Hotels. u saaristonrengastie.fi

4. Problemlösung am Fels

Bouldern nennt man das Klettern auf Felsblöcken ohne Gurt und Seil. Hel­ sinki, Turku und Åland haben alle tolle Bouldergebiete – aber das beste Gebiet des Landes findet man in Vaasa. Der Grund für die ganzen Felsblöcke, die mittlerweile Boulderer aus aller Welt anlocken, ist schnell identifiziert: die Eiszeit. Vor knapp 10 000 Jahren ließ sie in und um Vaasa jede Menge

5.

Granitblöcke zurück. Und was Häuslebauern beim Unterkellern die Nerven raubt, zaubert Boulderern ein Lächeln ins Gesicht. Probleme, so nennt man Kletterrouten in der Fachsprache, gibt es in Vaasa um die 900, Tendenz steigend. Hautuumaa bietet mit über 300 Problemen in den Schwierigkeitsgraden 4 bis 8a die größte Auswahl. Hier trifft man bei schönem Wetter mit Sicherheit einige der lokalen Boulderer an, die Besuchern gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wer es eher hoch und schwierig mag, schaut in Mikroautorata vorbei, und wer nach dem Bouldern gerne ein erfrischendes Bad nehmen möchte, wird in Suvilahti sein Glück finden. Vom 29. April bis zum 1. Mai wird gefeiert: Dann findet bereits zum zweiten Mal das »BoulderFest« in Vaasa statt. u 27crags.com/areas/vaasa u highsport.fi

5. Die mit den Fliegen fischen

Nicht nur die unzähligen Seen und Flüsse Finnlands sind ein Paradies für Fliegenfischer, auch die Küste ist ein

echter Geheimtipp. Hier hat man gute Chancen auf meterlange Hechte. Denn Hechte, die im Brackwasser der Küste leben, werden besonders groß. Und große Hechte fängt man am besten mit großen Fliegen. Die Saison fürs Fliegenfischen beginnt mit dem Auftauchen der Stein­ fliegenschwärme im April und endet im September mit Beginn der Herbst­ schonzeit. Wer auch im Spätherbst und Winter fischen möchte, muss sich aufs Eisangeln verlegen. Das Schöne am Fliegenfischen ist, dass man fast in jeder Jahreszeit draußen unterwegs sein kann. Im Frühling und Herbst an der Küste zu angeln, wo die Hechte leben, ist ganz besonders beeindru­ ckend. Das findet auch Pieta Piiroinen, eine von vielen finnischen Frauen, die dem Fliegenfischen verfallen sind. Ihren ersten Hecht fing sie bereits mit 11 Jahren. Auf ihrem Blog »Race with the wind« (auf Finnisch) berichtet sie von ihren Erfahrungen, gibt Tipps zum Fliegenfischen – und zeigt ihre Fänge. u fishinginfinland.fi/fliegenfischen u racewithwind.blogspot.fi u eraluvat.fi

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LIFESTYLE

Wellenreiter

Asenne ist die erste finnische Firma, die Surfboards herstellt. Denn auch die Finnen sind dem Ruf der Wellen verfallen. Hergestellt aus den besten Materialien und von einem erfahrenen Shaper, gibt es Boards für jeden Geschmack. Das »Tukki« ist das Longboard der Finnen und für Anfänger und Experten gleichermaßen geeignet – für einen schönen, ruhigen Ritt auf jeder Welle. u asennesurf.com

FINNISCHE SPEZIALITÄTEN

Nicht nur in Sachen Design, sondern auch beim Outdoor-Equipment sind die Finnen weltberühmt. Wir haben unsere Favoriten für einen unbeschwerten Sommertag mit Wind und Wellen zusammengetragen.

Kopf hoch!

Der »Vai-ko Timberjack«-Beanie wird in Finnland aus »bluesign®«-zertifizierter Merinowolle hergestellt, und fünf Prozent des Verkaufserlöses jeder Mütze werden für einen guten Zweck gespendet. Die drei Lagen Wolle mit dem Birkenholz-Label sehen nicht nur stylisch aus, sondern halten auch an kühlen finnischen Sommerabenden schön warm. u vai-ko.com

Männersache

Formal Friday macht schicke Männerkleidung aus funktionellen Materialien. Die »Walrus Merino Bomber«-Jacke mit kariertem Muster ist sportlich, elegant und sieht nicht nur auf dem Rad oder dem Segelboot gut aus, sondern auch beim Entspannen am Strand. Die Merinowolle bringt natürliche Funktionalität mit: Sie ist klimaregulierend, angenehm weich und geruchshemmend. Ein Muss für den Sommer. u formalfridayclothing.com

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Pfadfinder

Die »Traverse« ist Suuntos neueste Uhr für Wanderer und Abenteurer, die gerne abseits der bekannten Pfade unterwegs sind. Die Uhr mit GPS zeigt dir den Weg an, den du zu Hause auf movescount.com geplant hast, und sagt dir vor Ort, wie sich das Wetter entwickeln wird. Mit 100 Stunden Batterielaufzeit sind auch längere Abenteuer kein Problem. Hergestellt wird die Uhr natürlich in Finnland – wo sonst?! u suunto.com

Radkünstlerin

Das »Airisto« von Pelago Bicycles ist ein Alleskönner: Es macht Spaß, damit jeden Morgen zur Arbeit zu fahren, aber auch auf der Ringstraße macht es eine gute Figur. Der Stahlrahmen ist langlebig und schön leicht, während Sitz und Lenker für jede Fahrt eine angenehme Sitzposition versprechen. Gepäckträger und Korb helfen beim Transport von Einkäufen, und ein Kindersitz passt natürlich auch auf dieses sportliche Damenrad. Zusammengebaut im Westhafen von Helsinki, ist es ein Rad, mit dem man sich überall sehen lassen kann. u pelagobicycles.com

Appetithappen

Rapala ist jedem Angler auf der Welt ein Begriff – die Firma aus Finnland war die erste, die Wobbler aus Balsaholz gefertigt hat, und ihr »Rapala Original Floater« ist der wohl meistverkaufte Wobbler der Welt. Erhältlich in einer Vielzahl von Farben und Formen, trägt das Modell bei Angelausflügen zu einem unvergesslichen Erlebnis bei, wenn ein Hecht am Köder anbeißt. u rapala.fi

Taschenliebe

Handgemachte Taschen und Rucksäcke von Kasperi halten ein halbes Leben lang. Und das Beste daran: Sie sehen auch noch mit jedem Jahr besser aus. Groß genug für Laptop und NORR, kommt die Tasche selbstverständlich mit ins Büro oder Café, und für das Sommerpicknick am Strand finden auch eine Decke, Snacks und eine Flasche Wein darin Platz. u kasperi.net

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REISEPARTNER

SAUNA, WIND & WASSER – ein perfekter Tag auf der Ostsee Die Reederei Finnlines verbindet Deutschland direkt mit Finnland. Die 1 200 Kilometer quer über die Ostsee verbringt man auf der Fähre ganz ent­ spannt. Eine Reise mit der »Finnlady« von Travemünde nach Helsinki.

ich über die große Laderampe in den Schiffsbauch. Nachdem das Auto sicher in der Garage der Fähre verstaut ist, erinnert mich der Purser daran, die Uhr auf die finnische Zeit vorzustellen. Obwohl es schon nach Mitternacht ist und die Kabine sehr gemütlich, ist mir und auch den anderen Gästen noch nicht nach Schlummern zumute. An Deck beobachten wir noch, wie jede Menge Lkw und Anhänger geladen werden. Denn das Schiff nimmt neben 550 Passagieren auch noch einiges an Fracht nach Helsinki mit. Meine Mitreisenden treffen sich noch an der IN TRAVEMÜNDE FAHRE

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Bar oder nutzen die Sauna an Bord, die bis vier Uhr morgens geöffnet hat. Typisch finnisch! Am nächsten Morgen lässt es sich prima ausschlafen – nach und nach trudeln die Passagiere zum großzügigen Brunch im Restaurant ein. Auf dem Buffet treffen sich klassische Marmeladenbrötchen, finnische Pasteten, Rührei und alles andere was deutsche, finnische und schwedische Gaumen lieben. Ohne Hektik probiere ich mich durch die kalten und warmen Gerichte, bleibe zufrieden noch ein Weilchen bei einem Glas Begrüßungssekt sitzen und lasse den Blick durch die Panoramafenster über das Meer schweifen. Man hat schließlich nichts anderes vor, als aufs Meer zu schauen, an Deck zu gehen und sich den Wind ins Gesicht wehen zu lassen! Nachmittags genieße auch ich Sauna und Whirl­ pool, und eine herrlich entspannende Massage lasse ich mir auch nicht entgehen. So rundum verwöhnt bin ich dann doch überrascht, dass der Lautsprecher das Abendessen ankündigt. Ich zapfe mir erst mal ein Bier und lasse meinen Blick übers Buffet schweifen: Fisch in vielen Formen und Farben, bunte Salate, deftige Fleischgerichte, verschiedene Käsesorten, Eistorte .... hier kann ich’s


NATUR ERLEBEN AKTIV REISEN »Ruska« – die farbenprächtige Herbstzeit in Finnisch-Lappland – erwartet Sie zu erlebnisreichen Wanderungen. Genießen Sie die bunt eingefärbte Natur, lernen Sie Interessantes über das Volk der Sami kennen, und bestaunen Sie mit etwas Glück das Polarlicht, welches im September sehr häufig ist. Überzeugen Sie sich selbst in kleiner Gruppe, mit max. 8 Personen, von der Vielseitigkeit und Weite der finnischen Nationalparks. NORR-Leser erhalten bei Buchung der Reise »Finnland - Ruska - Wandern in Finnisch-Lappland« zehn Prozent Rabatt auf den Reisegrundpreis. Bitte das Stichwort »NORR« bei der Buchung angeben. Der Rabatt gilt nur bei Direktbuchung über Rawakas. Rawakas Gmbh +49 351 42450892; info@rawakas.de u www.rawakas.de

mir gut gehen lassen! Später probiere ich auf Empfehlung des Barmanns frischen »Minttu«, finnischen Minzschnaps, bevor ich in die Kabine verschwinde. Ab ins Bett. Bis morgen in Helsinki!

Finnlines Finnlines bietet die einzige direkte Schiffsverbindung zwischen Finnland und Deutschland an. Abfahrten sechsmal wöchentlich von Lübeck-Travemünde und Helsinki-Vuosaari. Die Überfahrt dauert 30 Stunden. Preise und Tarife richten sich nach Kabinenwahl, Saison und Größe des Fahrzeugs. SONDERRABATT FÜR NORR-LESER: 10 % Rabatt auf die Standardtarife (außer Hoch­ saison) bei Nennung des Codes »VISITFIN«. Preisbeispiel für 2 Personen: Kabine (Innen) + Pkw kosten 672 Euro, für NORR-Leser nur 605 Euro (in Saison II, einfache Fahrt). Weitere Sonderangebote mit eingeschränkter Verfügbarkeit auf der Finnlines-Homepage. Buchung und Information: Finnlines Passagierdienst Tel: +49 (0) 4502 805-443 Mail: passagierdienst@finnlines.com u www.finnlines.de


DAS LETZTE WORT

Hendrik Morkel über das Leben in der sonnigsten Stadt Finnlands.

KÜSTENLIEBE ich nun bereits in Finnland erst um 10 Uhr aufgeht und um 15 Uhr schon am und bin während dieser Zeit von Jyväskylä in MitHorizont verschwindet, schickte der gelbe Planet telfinnland nach Tampere im Süden und von dort sehr oft seine warmen Strahlen herab. nach Vaasa an der Küste gezogen. Gefunden habe Irgendwann um den Jahreswechsel herum beich hier alles, was das Leben eines Outdoor-En­ merkte ich es dann: Ich war gar nicht so müde wie thusiasten erfreut – vor allem aber Sonne! Dass ich ich es sonst um diese Jahreszeit normalerweise war an den anderen Orten jedes Jahr wieder unter einer sai»Mein Verlangen nach Schokolade war sonal bedingten Störung litt, weg, und ich sehnte mich nicht mehr war mir lange nicht bewusst. nach dem Frühling in Deutschland.« Sobald der November kam, reduzierte sich mein Energie­ niveau merklich, ich schlief gerne länger und hatte – und das trotz eines Babys! Mein Verlangen nach verstärkten Appetit auf Süßigkeiten. Sobald es Schokolade war weg, und ich sehnte mich nicht dann sonniger und die Tage wieder länger wurden, mehr nach dem Frühling in Deutschland. Stattdesverschwand die Winterdepression sofort. sen genoss ich alles, was die sonnigen Wintertage in Das alles wurde mir aber erst im Nachhinein be- Vaasa mir boten: mit dem Fatbike den Wald erkunwusst. Als ich vor vier Jahren nach Vaasa zog, war den, Langlaufski fahren, Schlittschuh laufen auf der es Frühling, wir hatten gerade ein Haus gekauft gefrorenen Ostsee, Eisklettern im Steinbruch und und erwarteten unser erstes Kind. Als wir dann natürlich Schlit­ten fah­ren mit meinem Sohn. das Haus etwas auf Vordermann gebracht hatten Der Winter in Finnland ist lang. Aber hier und unser Sohn geboren wurde, war es plötzlich an der Küste in Vaasa, wo die Sonne so viel wie schon wieder Herbst. Aber die Sonne schien nirgendwo sonst in Finnland scheint, macht er mir weiter, und Vaasa wurde seinem Titel als sonnigste so viel Spaß, dass ich mich jedes Jahr aufs Neue Stadt Finnlands jeden Tag aufs Neue gerecht. auf ihn freue – und auf die Möglichkeiten, die er Sogar an den kurzen Wintertagen, wo die Sonne mir bietet. VIERZEHN JAHRE LEBE

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