KULTUR
Auf den Spuren deutscher Kultur in Bratislava Wo findet man in Bratislava einen Lehrer von Johann Wolfgang von Goethe? Was verschlug die Schokoladenfabrik Stollwerck aus Köln in die Stadt? Und warum findet man im Innenhof des Rathauses deutsche Inschriften, die auf die Vergänglichkeit der Zeit anspielen? Von Katrin Litschko in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bratislava
Das Goethe-Institut Bratislava hat eine mobile App entwickelt, die Sie auf Entdeckungsreise in die slowakische Hauptstadt entführt. Sie begleitet Sie an Orte, die mit der deutschen Kultur zusammenhängen und bringt Ihnen die Geschichte hinter den Plätzen, Gebäuden und Persönlichkeiten näher. Auf einem Internetstadtplan, der auch offline und von der ganzen Welt aus abrufbar ist, sind die rund dreißig Spuren hinterlegt. Per Klick öffnen sich dann Texte, Fotos und Filmaufnahmen. So lassen sich direkt vor Ort Vergangenheit und Gegenwart miteinander vergleichen. Die NPZ stellt Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bratislava in den folgenden Ausgaben jeweils eine ausgewählte Station der Spuren-App vor.
Der "Schöne Ignaz" im Jahre 1959 - Karpatenpost, Juli 1959, S. 5.
Der Schöne Ignaz Ignaz Lamar, allgemein als „fescher Nazi“ bekannt, war in seiner Zeit ein Original in Preßburg. Fast sein ganzes Leben lang schlenderte er durch die Gassen, über den Korso zwischen Michaeler Tor und Donau, immer elegant mit Frack, Zylinder, weißen Gamaschen, mehreren Ringen und Stock. Nach allen Seiten hin grüßte er auf Deutsch, Ungarisch und Slowakisch. Vielfach wurde er ausgelacht, war aber trotzdem beliebt. Oft wurden ihm feine Päckchen aus Konditoreien geschenkt. Geboren am 11. August 1897 in Preßburg – Engerau (heute Petržalka) hatte er schon früh die Eltern verloren und verdingte sich als Clown bei seinem Großvater. Beliebt war er bei den Preßburger Hausfrauen als Hilfe beim Hausputzen oder Teppichklopfen beispielsweise. 1945 wurde er mit den anderen Deutschstämmigen im Lager in Engerau interniert. Nach einer Legende antwortete er auf die Frage der Ermittler, ob er Nazi sei, lächelnd „ja“. Bis 1966 lebte er im Armenhaus in der Radlinsky Straße, dann die letzten Monate an einer schweren Lungenkrankheit leidend im Krankenhaus in Lehnice, wo er 23. Oktober 1967 starb. Geschaffen hat die Statue „Schöner Nazi“ in Lebensgröße der Bildhauer Juraj Meliš.
Hier finden Sie nähere Informationen über die App und den Weg zum Download:
goethe.de/bratislava/spuren
NPZ ! Neue Pressburger Zeitung > Juli/August 2014 > www.npz-online.eu
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