Npz 04 2014 mikusova

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Centrope - grenzüberschreitende Region im Herzen Europas Innerhalb der Europäischen Union gibt es vielfältigste Varianten vertiefter Zusammenarbeit über alte staatliche Grenzen hinweg. Über die für unseren geografischen Raum wichtigste dieser regionalen Initiativen sprach die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ mit der auf der Seite von Bratislava dafür zuständigen Expertin Tatiana Mikušová. Text: Peter Stossier, Fotos: Slowakisches Centrope-Haus und Tatiana Mikušová privat

NPZ: Frau Mikušová, was ist eigentlich Centrope? Tatiana Mikušová: Centrope ist eine grenzüberschreitende regionale Initiative von vier Ländern. Slowakei, Österreich, Tschechische Republik und Ungarn. Die mitteleuropäische Region Centrope bilden acht Bundesländer, Städte und Komitate auf dem Gebiet Österreichs, Ungarns, der Slowakei und der Tschechischen Republik. In dieser Region leben etwa sechseinhalb Millionen Einwohner.

ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde aus verschiedenen Studien klar, dass der Raum zwischen Bratislava, Wien, Győr und Brno eine sehr zukunftsträchtige Region ist, mit großem Potenzial für wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Aus diesem

Das klingt sehr offiziell, können Sie unseren Lesern den Sinn dieser Initiative näher bringen? Da müssen wir ein wenig in die Vergangenheit gehen. Schon seit den neun-

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Grunde wurde im Jahr 2003 die Initiative Centrope ins Leben gerufen, um den Nachteil dieser Region, der durch den Eisernen Vorhang entstanden war, in eine Entwicklung umzuwandeln, die das große gemeinsame Potenzial nützen würde. Das passierte noch vor der EU Erweiterung durch die neuen Länder, aber schon mit dem Ausblick darauf.

Passkontrollen, ... - besteht heute ein gemeinsamer Wirtschaftsraum mit neuer Infrastruktur und unbegrenzter Mobilität der Arbeitskräfte. Die Bewohner dieser Region betrachten den einfachen alltäglichen Zugang zur Kultur, Erholung und zum Einkaufen jenseits der Grenzen schon als ganz natürlich.

und unterstützt haben, wie zum Beispiel die gemeinsamen Veranstaltungen der slowakischen und österreichischen Weinbauern. Wichtig waren auch die regelmäßigen politischen Konferenzen, bei denen jedes halbe Jahr die zuständigen Politiker über die Herausforderungen der Zukunft diskutierten.

Ja gut, aber das ist nicht alles nur das Ergebnis der CentropeInitiative? Natürlich nicht, aber Centrope hat wesentlich dazu beigetragen. Erlauben Sie mir ein paar Beispiele, wie das geschehen ist. Centrope hat mehrere Studien erarbeitet, die die notwendigen Wege, Projekte und Maßnahmen klar identifiziert haben. Solche Studien wurden für Bereiche wie Humankapital, Erziehung und Arbeitsmarkt oder Kultur und Tourismus sowie Entwicklung der Infrastruktur und vieles mehr erarbeitet. Die Grundlage für diese Studien waren von Centrope organisierte Expertendialoge, Konferenzen, Monitorings der regionalen Entwicklung und Analysen der Infrastruktur. Diese Studien waren ein Leitbild für viele Projekte, von denen heute schon mehrere realisiert wurden: hier könnte ich zum Beispiel die Brücke zwischen Devínska Nová Ves und Schlosshof nennen oder das touristische Internetportal www.tourcentrope.eu. Centrope hat auch viele Workshops organisiert, die lokale Initiativen erweckt

Bedeutet das, dass Centrope seine Rolle erfüllt hat und jetzt andere Initiativen und Strategien die Aufgabe übernehmen? Ja und nein. Gewiss hat Centrope wesentlich dazu beigetragen, dass auch die EU sich dieser zentraleuropäischen Region besser widmen kann. Das widerspiegelt sich zum Beispiel in der Donauraumstrategie der EU, die natürlich viel breitere Aufgaben hat. Centrope hat eine Etappe erfolgreich abgeschlossen und eine neue steht vor uns. Meiner Meinung nach müssen hauptsächlich die Slowakei, Ungarn und Tschechien in ihren Eigeninitiativen, auf den Ergebnissen von Centrope aufbauend, die Region und regionale Zusammenarbeit und das regionale Zusammenwachsen weiter fördern. Österreich war ein unumstrittener Leader in der Centrope-Initiative, heute müssen die anderen Länder selbst die Zusammenarbeit weiter ausbauen und mit allen koordinieren. Und das Gelernte vieleicht an weitere Länder, eben im Rahmen der Donaustrategie, weitergeben.

Zur Person: DI Tatiana Mikušová war 2002-2006 Vizebürgermeisterin von Bratislava. Sie ist für die Stadt und Region Bratislava seit mehreren Jahren in wechselnden Funktionen für das Projekt Centrope zuständig. derzeit als Abgeordnete der regionalen Selbstverwaltung und Vorsitzende der Kommission für grenzüberschreitende Kooperationen. Absolventin der Fakultät für Bauwesen der Hochschule für Technik, (heute Slowakische Technische Universität STU) in Bratislava. Verheiratet, Mutter von fünf Kindern.

Was ist seither durch die CentropeInitiative geschehen? Seit seiner Gründung hat die Initiative einen langen Weg absolviert. An der ehemaligen Außengrenze der Europäischen Gemeinschaft mit autarken Arbeitsmärkten, wenig unternehmerischen Gelegenheiten, überfüllten Straßen und

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