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NPZ ! Neue Pressburger Zeitung > Ausgabe Mai 2014 > Jahrgang 2 > Nummer 05 > EUR 3.50 > www.npz-online.eu

Politik

wirtschaft

Nachbarn

Kultur

freizeit

Leserbrief Kirchenkritik

Firmen auf dem "Guten Weg"

Sommerakademie Kittsee

Österreich Institut Bratislava

EisenbahnNostalgie

!

NPZ Das deutschsprachige Magazin

Neue Pressburger Zeitung aus der Slowakei

EU-Wahlen am 24. Mai: Stell dir vor, es ist Wahl und (fast) keiner geht hin

Wahlaufruf von Österreichs Botschafter Wuketich

Das große NPZ-Interview mit EU-Staatssekretär Peter Javorčík - titulný rozhovor aj v slovenčine


TECHNOLOGIEN UNTER KONTROLLE Versorgung und Beleuchtung von Anlagen mithilfe elektrischer Energien Industrieautomatisierung Mess- und Regeltechnik

STUDIEN PROJEKTE LIEFERUNGEN MONTAGE INBETRIEBNAHME AHME SERVICE

PPA CONTROLL, a.s. | Vajnorskรก 137 | 830 00 Bratislava Tel: + 421 2 492 37 111 | + 421 2 492 37 374 ppa@ppa.sk | www.ppa.sk


INHALT

!

NPZ Das deutschsprachige Magazin

Inhalt

Neue Pressburger Zeitung aus der Slowakei

impressum

titelthema

NPZ – Neue Pressburger Zeitung Jahrgang 2, Nummer 5 - Mai 2014

Österreichs Botschafter Wuketich zur EU-Wahl Interview mit EU-Staatssekretär Peter Javorčík Slowakische EU-Kommissare Kommentar Gabriele Matzner

Registriert beim Kulturministerium der SR: Evidenznummer / Evidenčné číslo: 4719/12 ISSN 1339-0376

Seite 18 Leserbrief Kirchenkritik

Das Magazin NPZ – Neue Pressburger Zeitung erscheint 10 Mal im Jahr, zum Jahreswechsel und im Sommer als Doppelnummer Herausgeber und Verleger: NPZ – Neue Pressburger Zeitung, s.r.o. Františkánske nám. 7, 811 01 Bratislava DIČ: 2023702076 IČO: 47 023 708 Geschäftsführer: Lic. iur. Josef Aregger, LL. M.

Seite 20 Firmen auf dem "Guten Weg"

Chefredakteur: Mag. Christoph Thanei redaktion@npz-online.eu Mobil: + 421 915 724 759 Marketingchefin und stellvertretende Chefredakteurin: Barbora Hrvolová info@npz-online.eu Mobil: + 421 903 401 464 Sekretariat: Martina Vlkovičová martina.vlkovicova@npz-online.eu Telefon: +421 2 5413 1260

Redaktionsbeirat: Matthias Földeak, Josef Herczeg, DI Peter Kollárik

Seite 38 Sommerakademie Kittsee

Umschlagbild: Shutterstock, SITA, Tomáš Kostka

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wirtschaft Firmen auf dem "Guten Weg" "Besseres Leben" - das Siegerprojekt Schutz für Konsumentenrechte Porträt Herbert Pfeiffer, PSS "Ich bin Pflegerin" Inflation oder Deflation Autosalon Bratislava Burgenland Tourismus & Wein

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Nachbarn 38

Sprechen Sie Business? Verkettung - Leiharbeitsfirmen Datenschutz - Novellen Kündigung von Arbeitnehmern

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partner DSIHK: Energieeffizienz SOHK: Termine Mai Advantage Austria: Wooddays - Holz

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kultur Seite 48 Österreich Institut Bratislava

Österreich Institut Bratislava Spuren deutscher Kultur Kulturzentrum A4 Mit dem Zeichenstift durch die Slowakei Feuilleton - Schreibwerkstatt Veranstaltungen: Tipps & Termine

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freizeit Eisenbahn-Nostalgie

Preis: € 3,50 inkl. MWSt. Jahresabbonnement: 30 €

Vertrieb in der Slowakei: Mediaprint, Interpress, in Österreich: Morawa

Leserbrief zur Kirchenkritik

Service & Experten

Grafik: Tomáš Kostka

Druck: Ultra Print, spol. s.r.o., Pluhová 49, 831 03 Bratislava

POLITIK & Gesellschaft

Sommerakademie Kittsee

Ständige Mitarbeiterinnen der Redaktion: Mag. Ingrid Blasge, DI Jana Hrbeková, Mgr. Katarína Kironská, Katrin Litschko M.A., Dr. Gabriele Matzner-Holzer, Mgr. Katarína Šujanová Übersetzungen: Thomas Franke, Dipl.-Pharm. Christel Spanik, Mag. Christoph Thanei.

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Seite 66 Golfen in der Slowakei

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Foto des Monats Ein Schirm reicht nicht für alle. Im Volkswagen-Areal in Devínska Nová Ves wurden der slowakischen Polizei feierlich ihre neuen Dienstwagen der Marke VW Golf übergeben. (Bratislava, 22. apríl 2014. Foto: SITA/Ján Slovák)


EDITORIAL

Unsere gemeinsame Wahl Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

zum dritten Mal gibt es eine Wahl, die uns im Großraum Bratislava / Slowakei alle in besonderem Maß vereint. Denn auch wenn sich die genauen Termine der Wahlen zum EU-Parlament von Land zu Land um einzelne Tage unterscheiden (in der Slowakei am 24. Mai), ist es doch eine gemeinsame Wahl für die Staatsbürger der Slowakei wie auch Deutschlands und Österreichs (und natürlich auch Ungarns, Tschechiens, Polens, ...). Dass wir alle aufgerufen sind, ein gemeinsames Parlament zu wählen, könnte eines der sichtbarsten Zeichen unserer Zusammengehörigkeit unabhängig von der jeweiligen Nationalität sein. Erstaunlicherweise scheint aber gerade in unserem Raum, der besonders viel von der europäischen Einigung profitiert hat und weiter profitiert, nicht allzu viel von Euphorie darüber zu spüren, wenn wir die traditionell eher niedrige Wahlbeteiligung als Maßstab dafür nehmen. Schon in Österreich und Deutschland gering, aber geradezu peinlich ist die Beteiligung der Wahlberechtigten in der Slowakei, die sowohl bei den EU-Wahlen 2004 mit nur 16,96 Prozent als auch 2009 mit wenig besseren 19,64 Prozent Stimmbeteiligung den niedrigsten Wert unter allen Mitgliedsländern aufstellten. Das ist umso erstaunlicher, wenn wir uns in Erinnerung rufen, welche Positiv-

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Rekorde die Slowakei als EU-Mitglied andererseits vorzuweisen hat: Der erste Rekord stand schon am Anfang: Fast schon an realsozialistische Scheinwahlen erinnernde 92,46 Prozent der Wähler hatten beim EU-Beitritts-Referendum im Mai 2003 mit „Ja“ gestimmt. Mit so überwältigender Begeisterung war bisher noch nie ein Land der Europäischen Union beigetreten. Für einen atemberaubenden zweiten Rekord sorgten die ersten Jahre als Mitglied: Um insgesamt 35,8 Prozent legte das slowakische Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten fünf Jahren EU-Mitgliedschaft seit 2004 zu, also durchschnittlich mehr als sieben Prozent pro Jahr. Damit stellte der „Karpatentiger“ selbst die baltischen Staaten und erst recht alle „alten“ Mitgliedsländer in den Schatten. Erst 2009 bremste die Wirtschaftskrise die wirtschaftliche Aufholjagd etwas ein, zu den Top-Wachstumsländern der EU gehört die Slowakei aber weiterhin. Es gilt daher längst als slowakisches Paradoxon, dass einerseits die Umfragen von Eurostat regelmäßig weit überdurchschnittliche Sympathiewerte in der Slowakei für die EU-Institutionen - allen voran gerade das EU-Parlament - ergeben, andererseits aber die Beteiligung an der Wahl zu eben diesem Parlament bisher so gering ausfiel.

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Unser kleines Experiment: Titelinterview auf Slowakisch Der Frühling hat uns in Experimentierlaune versetzt: Als kleinen Schritt in die große multikulturelle Vision, die uns für eine fernere Zukunft vorschwebt, bieten wir Ihnen und ihren slowakischsprachigen Freunden das Titelinterview mit dem für EU-Fragen zuständigen Staatssekretär Peter Javorčík auch in unserer Printausgabe an. Wir sind noch weit davon entfernt, aus der NPZ eine zweisprachige Zeitung zu machen. Aber dass Sie zumindest unsere Haupttexte auch ihren weniger gut Deutsch sprechenden slowakischen Freunden zum Lesen weiterreichen können, wäre eine schöne Vorstellung für uns. Bitte lassen Sie uns wissen, was Sie von unserem Versuch halten! Wir freuen uns über jede Leserpost an die Adresse: redaktion@npz-online.eu Ihr Christoph Thanei - im Namen der NPZ-Redaktion


TITELTHEMA

Europawahl 2014 – Bitte wählen gehen! Vom 22. bis 25. Mai 2014 werden in der ganzen Europäischen Union die Europawahlen 2014 abgehalten. Bei diesen Wahlen werden die Abgeordneten zum Europäischen Parlament für die nächsten fünf Jahre gewählt. In Österreich können die Wählerinnen und Wähler am Sonntag, dem 25. Mai 2014, ihre Stimmen abgeben, in der Slowakei werden sie dies schon einen Tag früher tun. Von Josef Markus Wuketich, österreichischer Botschafter in der Slowakei

Für viele Wahlberechtigte scheinen die EU-Institutionen und so auch das Europäische Parlament weit entfernt. Doch durch den Vertrag von Lissabon wurde die Rolle des Europäischen Parlaments wesentlich gestärkt: 95% der europäischen Gesetze werden vom Europäischen Parlament gemeinsam mit dem Rat verabschiedet. Genauso muss das jährliche EU-Budget von Europäischem Parlament und Rat zusammen beschlossen werden. Die Mehrheit der internationalen Verträge, welche die EU abschließt, benötigt die Zustimmung des Europäischen Parlaments. Schließlich haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments gewisse Kontrollrechte. So kann das Parlament den Gerichtshof der Europäischen Union um rechtliche Schritte gegen die EU Kommission oder den Rat ersuchen, wenn es der Ansicht ist, dass diese EU Recht verletzt oder gegen den Geist von EU-Vorschriften verstoßen haben. Schließlich können die EUAbgeordneten die Europäische Kommission

annehmen oder ablehnen. Besondere Relevanz hat in diesem Jahr die Regelung des Lissaboner Vertrages, der zufolge die Staatsund Regierungschefs beim Vorschlag des Kandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten vor die Ergebnisse der Europawahl berücksichtigen müssen. Die meisten europäischen Parteienfamilien haben daher Spitzenkandidatinnen und - kandidaten für die Europawahlen 2014 aufgestellt, die sich um die Gunst der europäischen Wählerinnen und Wähler bemühen. Aber auch in den einzelnen Mitgliedsstaaten haben die Parteien Spitzenkandidatinnen und –kandidaten nominiert, damit die Wahlberechtigten ihre Stimme mit einer konkreten Person in Zusammenhang bringen können. Die Österreichische Botschaft hat die Österreicherinnen und Österreicher, welche sich aufgrund ihres Aufenthalts in der Slowakei registrieren ließen, schon über die Europawahl 2014 informiert. Sie können auch unter dem Botschaftslink

https://cms.bmeia.at/botschaft/pressburg/ ratgeber/oesterreicherinnen-in-der-slowakei/wahlen.html über die Wahlen mehr erfahren oder die Informationsbüros des Europäischen Parlaments in Wien auf der Wipplingerstraße oder in Bratislava auf den Palisady besuchen. Dieser Tage wird viel über Mängel in der demokratischen Legitimation der EU Institutionen diskutiert und geschrieben. Je höher die Wahlbeteiligung bei den Wahlen im Mai liegt, umso stärker wird auch die Position des Europäischen Parlaments sein. Die EU ist ein Organismus, der sich aus den 28 Mitgliedsstaaten zusammensetzt und somit die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Union wiederspiegelt. Es klingt vielleicht schon abgedroschen, aber es stimmt: Die EU sind wir alle. Sie kann nur so gut sein, wie wir, nämlich die Mitgliedsstaaten und ihre Menschen, es wollen und zulassen. Darum – bitte wählen gehen!

Das österreichische Außenministerium hat eine ansehenswerte Initiative zugunsten der EU-Wahlbeteiligung begonnen: Politiker und Prominente „laufen für Europa“ (Foto: Österreichisches Außenministerium). Nähere Informationen dazu: http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/pressenews/presseaussendungen/2014/einladung-zum-laufen-fuer-europa.html https://www.flickr.com/photos/minoritenplatz8/13362148494/

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TITELTHEMA

Über die Rolle der Slowakei in der EU, die slowakische Außenpolitik und die Krise in der Ukraine sprach die NPZ mit dem für EU-Fragen zuständigen AußenamtsStaatssekretär Peter Javorčík. Text: Martina Vlkovičová, Foto: Tomáš Kostka, MZVaEZ SR

„Die Slowakei ist ein wirklicher Bestandteil der europäischen Familie“ NPZ: Am Integrationsprozess der SR in die EU waren Sie aktiv beteiligt. Wie wurden wir in den neunziger Jahren von unseren Europäischen Partnern wahrgenommen? Javorčík: Ich würde die Vorbeitrittszeit in zwei Phasen einteilen. Die erste lief bis zum Jahr 1998, noch in der Zeit des „Mečiarismus“, als ich in der Ständigen Mission in Brüssel tätig war. Die Situation war nicht einfach, jedem slowakischen Diplomaten war klar, dass bezüglich der Integration in NATO und EU das Signal für die Slowakei auf Rot stand, angesichts der innenpolitischen Lage. Ein wesentlicher Durchbruch

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erfolgte nach den Wahlen im Jahr 1998, als sich im wahrsten Sinn des Wortes die Türen öffneten und die Slowakei rasch den Weg der Integration beschreiten konnte. Innerhalb eines Jahres erreichten wir die Einladung zu Beitrittsverhandlungen. Trotz einiger Skepsis von Seiten mancher Nachbarstaaten ist es uns gelungen, die Verhandlungen rechtzeitig abzuschließen und zugleich mit unseren Nachbarländern und anderen Staaten am 1. Mai 2004 der EU beizutreten. Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus? Wie sind Sie zur Außenpolitik und zu den europäischen Themen gekommen?

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Mein ursprünglicher beruflicher Ausgangspunkt hat mit meiner heutigen Tätigkeit nichts zu tun, denn ich habe Maschinenbau studiert, also etwas ganz anderes als Außenpolitik. Ab 1991 absolvierte ich ein postgraduales Studium am Institut für Internationale Beziehungen der Comenius-Universität. Das war die hektische Zeit der Wende. Im Jahr 1992, als der slowakische Auswärtige Dienst aufgebaut wurde, standen uns die Türen offen, und recht schnell wurde ich Mitarbeiter des Außenministeriums, das damals entstand. Die europäische Thematik fristete zu jener Zeit noch so eine Art Aschenputtel-Dasein. Als wir 1993 Verhandlungen über den Asso-


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ziationsvertrag aufnahmen, wirkte ich im Referat für Analysen und Planung. Schon damals beschäftigte ich mich mit europäischen Themen und wurde in die Ständige Mission der SR bei der EU berufen. Später war ich aktiv in die Beitrittsverhandlungen einbezogen, und wieder führten meine Wege nach Brüssel, wo ich 11 Jahre lang tätig war. Eine Zeit lang arbeitete ich auch in der Europäischen Kommission, wodurch ich die Verhandlungen aus zwei Blickwinkeln kennenlernte: aus Sicht des Mitgliedstaates und aus Sicht der Europäischen Institutionen. Wie bewerten Sie die zehnjährige Mitgliedschaft der SR in der EU? Was für Vorteile und was für Nachteile ergaben sich daraus für die SR? 10 Jahre – das ist das erste runde Jubiläum unserer Mitgliedschaft. Das ist der richtige Zeitpunkt für Einschätzungen, Reflexionen und für das Setzen von künftigen Prioritäten. Das Positive überwiegt gegenüber einigen negativen Aspekten, obwohl auch viele Chancen ungenutzt blieben.Wenn wir vergleichen, mit welchen Augen die Slowakei in Europa oder im mitteleuropäischen Raum im Jahr 2004 gesehen wurde und wie heute, so können wir einen wesentlichen Wandel erkennen. 2004 lag die Slowakei im BIP pro Kopf der

Bevölkerung auf dem Niveau von 57 % des EU-Durchschnitts, heute liegen wir bereits bei 75 %. Innerhalb einer Dekade ist es uns gelungen den Verlust aufzuholen, der durch 40 Jahre Existenz hinter dem Eisernen Vorhang verursacht war. Damit ging ein stabiles Investitionsklima einher. Die SR wurde zu einem Land, das von vielen Investitionen in der Automobilindustrie und der Elektrotechnik profitiert. Wir sind das Land, in dem die meisten Autos pro Kopf hergestellt werden. Etwa 136 Tausend Menschen arbeiten im Ausland, vor allem in den Mitgliedsstaaten der EU, das Erasmus-Programm wurde in zehn Jahren von 17 Tausend slowakischen Studierenden genutzt. Wesentlich war auch die Unterstützung seitens der Europäischen Fonds für Infrastrukturvorhaben oder im Bereich Umwelt. Was die Negativa betrifft, so könnte man z.B. anführen, dass die Slowakei einen Teil ihrer Souveränität nach Brüssel abgegeben hat. Ein gewisser Nachteil ist auch, dass die europäische Gesetzgebung den Unternehmern eine größere administrative Belastung abverlangt. Es gibt vielleicht mehr zu beachtende Regelungen, als wenn wir nicht Mitgliedsland der EU geworden wären. Aber ich denke, diese Aspekte sind gegenüber den Vorteilen aus der EU-Mitgliedschaft vernachlässigbar.

Was für Chancen sind ungenutzt geblieben? Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die EU-Mittel effektiver ausschöpfen und uns besser an den EU-Programmen im Bereich Wissenschaft und Forschung beteiligen, denn dort ist unsere Teilhabe eine der geringsten innerhalb der EU. Auch beim Innovationspotenzial bleibt unser Land zurück. Jetzt beginnt der Wahlkampf für die Europawahlen. In der Slowakei war die Wahlbeteiligung bisher am niedrigsten. Worauf führen Sie das zurück? Was für ein Ergebnis schätzen Sie für die diesjährigen Wahlen zum Europaparlament? Ich hoffe, dass die Beteiligung höher sein wird als bei den letzten Wahlen zum Europaparlament. Eine Beteiligung von weniger als 20 % der Wahlberechtigten halte ich für einen Misserfolg. Wir nennen dies das „slowakische Paradox“, weil einerseits die Unterstützung der Öffentlichkeit für die europäische Integration hoch ist, andererseits die Wahlbeteiligung niedrig. Ich sehe da zwei Ursachen. Der Wahlzyklus ist in der Slowakei so eingestellt, dass den Europawahlen die Präsidentschaftswahlen vorausgehen. Man kann also eine gewisse Wahlmüdigkeit annehmen. Der

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Ing. Peter Javorčík wurde 1967 in Bratislava geboren. Er absolvierte die Fachrichtung Angewandte Mechanik an der Slowakischen Technischen Universität, später ein postgraduales Studium am Institut für Internationale Beziehungen und Rechtsangleichung an der Juridischen Fakultät der Comenius-Universität sowie Studienaufenthalte an der Stanford-Universität in den USA und an der Universität von Twente in den Niederlanden. Seit 1992 arbeitete er im Referat Analysen und Planung des Außenministeriums der SR, mehrmals war er in der Ständigen Vertretung der SR bei der EU in Brüssel tätig (ab 1995 als 1. Sekretär, ab 2001 als Stellvertretender Botschafter, ab 2007 als Botschafter – Stellvertreter des Ständigen Vertreters). Ab 1999 war er zwei Jahre lang Direktor im Referat des Hauptverhandlungsführers für den Beitritt der SR zur EU, ab 2004 Mitglied des Kabinetts von Kommissar Ján Figeľ in der Europäischen Union. Seit 2012 ist er Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige und Europäische Angelegenheiten der SR.

zweite Grund ist, dass man dem Wähler nur schwer vermitteln kann, welche Vorteile sich für ihn daraus ergeben, ob er seine Stimme dem einen oder dem anderen Kandidaten schenkt. Welche Rolle wird die Slowakei in Zusammenhang mit der Ukraine spielen? Wird sie die gesamteuropäische Haltung einnehmen oder angesichts ihrer guten Beziehungen zu Russland und zur Union in der Rolle eines Vermittlers auftreten?

Unsere Ambition ist es, eine starke Position der EU zu schaffen. Es ist nicht einfach, die Haltungen von 28 Ländern unter einen Hut zubringen, aber es ist wichtig, wie wir unsere Beziehungen zu den Ländern der östlichen Partnerschaft gestalten. Beim Definieren dieser Strategie kann die Slowakei einen wesentlichen Beitrag leisten, denn wir haben mit der Ukraine eine gemeinsame Grenze und kennen besser das Territorium und die politische Lage. Ich denke jedoch nicht, dass wir in die Rolle eines Vermittlers schlüpfen sollten,

Die ungekürzte Langfassung dieses Interviews finden Sie auf unserer Homepage

www.npz-online.eu unter „Zum Nachlesen“

wir wollen nur bei der Ausarbeitung des einheitlichen Standpunkts der EU mit einer relativ starken Stimme sprechen. Die besondere Position der Slowakei beruht auch im geplanten ErdgasRückfluss durch die bestehenden Pipelines. Ist es für die Slowakei vorteilhaft, sich daran zu beteiligen? Die grundlegende Haltung der Slowakei in der Frage des Erdgas-Rückstroms ist, dieses Projekt zu ermöglichen. Wir hoffen, dass es uns bald gelingt, ein Memorandum zwischen den Firmen Eustream und Ukrtransgaz über den Bau einer Leitung zum Transport von ca. 8 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Ukraine und zurück zu unterzeichnen. Hier kommt es häufig zu einer falschen Interpretation: wir wollen nicht slowakisches Gas in die Ukraine verkaufen, sondern nur die Infrastruktur zum Transport desjenigen Gases zur Verfügung stellen, das aus anderen Mitgliedsstaaten in die Ukraine fließen soll. Wir müssen uns über die Bedingungen und die Transitgebühren einigen. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Mein Lieblingssport ist Tennis. In meiner Freizeit fahre ich im Winter Ski oder gehe sonst wandern. Soweit mir das meine Arbeitsverpflichtungen erlauben, versuche ich, keinen Wettkampf von Slovan oder der slowakischen Nationalmannschaft zu verpassen.

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Hlavná téma

„Slovensko je ozajstnou súčasťou európskej rodiny a jej najužších väzieb.“ O postavení Slovenska v EÚ, zahraničnej politike SR a kríze na Ukrajine sa NPZ zhováralo so štátnym tajomníkom MZVaEZ SR, Petrom Javorčíkom. Text: Martina Vlkovičová, Foto: Tomáš Kostka

NPZ: Aktívne ste sa podieľali na integračnom procese SR do EÚ. Ako nás vnímali európski partneri v 90. tých rokoch? Javorčík: Celé predvstupové obdobie by som rozdelil na dve fázy. Prvá bola do roku 1998, ešte v období „mečiarizmu“, keď som pôsobil na Stálom zastúpení v Bruseli. Tá situácia nebola jednoduchá, každému slovenskému diplomatovi bolo jasné, že Slovensko má červenú v ďalšom postupe integrácie do NATO a EÚ, vzhľadom na vnútropolitickú situáciu. Zásadný prelom nastal po voľbách v roku 1998, kedy sa doslova otvorili dvere a Slovensko pomerne rýchlo dokázalo nabehnúť na integračnú cestu. Behom jedného roka sa podarilo dostať pozvanie na otvorenie prístupových rokovaní. Napriek určitej skepse zo strany niektorých susedných krajín sa nám

podarilo ukončiť rokovania v rovnakom čase a vstúpiť do EÚ spolu s našimi susedmi a inými krajinami, 1. mája 2004. Ako vyzerala Vaša profesijná dráha? Ako ste sa dostali k zahraničnej politike a európskym témam? Môj pôvodný profesionálny background nemá so zahraničnou politikou nič spoločné, pretože som vyštudoval strojné inžinierstvo, čiže odbor úplne iného smeru ako zahraničná politika. Od roku 1991 som absolvoval postgraduálne štúdium na Ústave medzinárodných vzťahov na Univerzite Komenského. Toto bol zjavný prelom a hektická doba. V roku 1992, keď vznikla slovenská zahraničná služba, sme mali dvere otvorené a veľmi rýchlo som sa zaradil do stavu MZV, ktoré vtedy vznikalo. Európska tematika

bola v tom čase ešte len takou „popoluškou“. V roku 1993 sme začínali rokovania o asociačnej dohode, kedy som pôsobil na Odbore analýz a plánovania. Už vtedy som sa zaoberal európskymi témami a kontinuálne som prešiel na Stálu misiu SR pri EÚ. Neskôr som bol aktívny pri vyjednávaniach o vstupe a opätovne ma cesta zaviedla do Bruselu, kde som pôsobil 11 rokov. Okrem nášho stáleho zastúpenia som pôsobil v Európskej komisii, čo mi dalo možnosť vnímať rokovania v Bruseli jednak z pohľadu členskej krajiny, ale aj z pohľadu európskych inštitúcií. Ako hodnotíte desaťročie Slovenska v EÚ. Aké výhody a aké nevýhody členstvo v EÚ SR prinieslo? 10 rokov je prvé okrúhle výročie nášho členstva, je to čas na určité zhodnotenie,

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Hlavná téma

Ing. Peter Javorčík, narodený 1967 v Bratislave, absolvoval odbor aplikovaná mechanika na Slovenskej technickej univerzite v Bratislave, postgraduálne štúdium na Ústave medzinárodných vzťahov a aproximácie práva na Právnickej fakulte UK a študijné pobyty na Stanfordskej univerzite v USA a na Univerzite Twente v Holandsku. Od roku 1992 pracoval na Odbore analýz a plánovania na MZV SR, niekoľkokrát pôsobil na Stálej misii SR pri EÚ v Bruseli (od roku 1995 ako 1.tajomník, od roku 2001 ako zástupca veľvyslanca, od roku 2007 ako veľvyslanec- zástupca stáleho predstaviteľa). Od roku 1999 bol 2 roky riaditeľom Odboru hlavného vyjednávača pre vstup SR do EÚ, od roku 2004 člen kabinetu komisára Figeľa v Európskej komisii. Od 2012 je štátnym tajomníkom MZVaEZ SR.

reflexiu a nastavenie priorít do ďalšieho obdobia. Pozitíva vysoko prevažujú nad niektorými negatívnymi aspektmi, aj keď existujú aj mnohé nevyužité príležitosti. Keď si vezmeme to, ako bolo Slovensko vnímané v Európe alebo v našom stredoeurópskom regióne v roku 2004, a ako je vnímané teraz, došlo k zásadnému posunu. V roku 2004 bolo Slovensko na úrovni 57 % priemeru EÚ vo výške HDP na obyvateľa, dnes už na úrovni 75%. Behom dekády sa nám podarilo znížiť stratu, ktorá bola spôsobená tým, že Slovensko bolo za železnou oponou viac než 40 rokov. Prinieslo to stabilitu prostredia pre investície. SR sa stala krajinou, ktorá výrazne profituje z mnohých investícií v oblasti automobilového a elektrotechnického priemyslu. Sme krajinou, ktorá vyrába najviac automobilov na počet obyvateľov. Asi 136 tisíc ľudí pracuje v zahraničí, najmä v iných členských štátoch EÚ, program Erasmus využilo za 10 rokov viac ako 17 tisíc slovenských študentov. Podpora zo strany európskych fondov na výstavbu dopravnej infraštruktúry alebo v oblasti životného prostredia, bola tiež zásadná. Čo sa týka negatív, môžeme napríklad špekulovať o tom, že Slovensko stratilo určitú suverenitu a niektoré rozhodnutia sú robené v Bruseli. Určitým negatívom je, že európska legislatíva vyžaduje hlbšiu admi-

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nistratívnu záťaž pre podnikateľov, niekedy je tej regulácie trocha viac, ako keby sme neboli členskou krajinou EÚ. Ale myslím že tieto aspekty sú zanedbateľné oproti výhodám, ktoré členstvo v EÚ prinieslo. Aké sú tie nevyužité príležitosti? Nevyužité príležitosti spočívajú napríklad v reflexii, aby sme vedeli efektívnejšie čerpať zdroje EÚ, zapájali sa do programov EÚ v oblasti vedy a výskumu, kde je naša participácia jedna z najnižších v rámci EÚ. To isté sa týka aj inovačného potenciálu, v ktorom naša krajina zaostáva. Toto sú zároveň výzvy pre nasledujúce obdobie. Momentálne začína aktívna kampaň v súvislosti s voľbami do Európskeho parlamentu. O Slovensku je známe, že má najnižšiu volebnú účasť, prečo myslíte, že je to tak? Aký odhadujete výsledok v tohtoročných voľbách? Dúfam, že účasť bude vyššia, než v posledných voľbách do EP. Sme krajinou s najnižšou volebnou účasťou, na úrovni menej ako 20%, čo ja vnímam pomerne negatívne. Nazývame to „slovenský paradox“ v tom zmysle, že podpora verejnosti pre európsku integráciu je vysoká, ale na druhej strane účasť na voľbách do Európ-

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skeho parlamentu je najnižšia. Vidím dve hlavné príčiny. Volebný cyklus na Slovensku je nastavený tak, že európskym voľbám predchádzajú prezidentské voľby, čiže je tu prítomná únava voličov. Druhým dôvodom je, že sa veľmi ťažko voličovi komunikuje, akú výhodu mu v každodennom živote prinesie to, že odovzdá mandát tomu- ktorému kandidátovi. Slovenská diplomacia sa čoraz častejšie pohráva s ideou spoločných zastupiteľských úradov v krajinách mimo EÚ. Príkladom je zdieľané zastupiteľstvo v Nairobi s ČR, či Vyšehradský dom krajín V4 v Kapskom meste. Bude tento trend ďalej nasledovať? V zahraničnej službe krajín EÚ je to dlhodobý trend. Krajiny Beneluxu a nordické krajiny sú v týchto projektoch najďalej. My máme pilotné projekty a uvedomujeme si, že spoločným súžitím s ČR alebo v rámci

Neskrátenú verziu tohto rozhovoru nájdete na našej webstránke

www.npz-online.eu v rubrike „Čítajte v slovenčine“


Hlavná téma

krajín V4 vieme jednak ušetriť finančné prostriedky, ale takisto Slovensko získa zastúpenie v krajinách, v ktorých by samostatne zastupiteľstvo neotvorilo. Počas nášho predsedníctva vo V4 od júla tohto roka chceme túto diskusiu hlbšie rozbehnúť. Chceme identifikovať určité miesta, kde by sme mohli mať spoločné, možno nie práve veľvyslanectvá, ale napríklad obchodno-ekonomické zastúpenia. Takto by sme vedeli za menej prostriedkov posilňovať svoju prítomnosť a poskytovať servis našim podnikateľom a investorom. Budeme sa snažiť identifikovať možnosti zastúpenia v takých miestach, ktoré by mali pridanú hodnotu pre každého z nás. Akú úlohu bude Slovensko zohrávať v súvislosti s Ukrajinou? Bude zaujímať celoeurópsky postoj alebo bude v úlohe samostatného mediátora,

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vzhľadom na dobré vzťahy, ktoré má aj s Ruskom a aj s EÚ? Našou ambíciou je vytvárať silnú pozíciu EÚ. Nie je to jednoduché, vzhľadom na rôzne prístupy 28 krajín, ale je dôležité, ako si nastavíme vzťahy voči krajinám Východného partnerstva. V rámci definovania tejto stratégie môže Slovensko zásadným spôsobom prispieť tým, že sme hraničnou krajinou s Ukrajinou, tým, že lepšie poznáme teritórium a politickú situáciu. Nemyslím si však, že by sme sa chceli stavať do role sprostredkovateľov, len chceme mať pomerne silný hlas pri tvorbe jednotného stanoviska EÚ. Špecifická pozícia Slovenska spočíva aj v plánovanom reverzného toku plynu. Je pre Slovensko výhodné podieľať sa na tom? Základným postojom Slovenska v otázke reverzného toku zemného ply-

nu je, že chceme umožniť tento projekt. Dúfame, že sa čoskoro podarí podpísať memorandum medzi Eustreamom a Ukrtransgazom o výstavbe spätného toku na prepravu cca. 8 miliárd m3 na Ukrajinu v opačnom smere. A tu často dochádza k dezinterpretácii, my nejdeme predávať slovenský plyn, my len poskytujeme infraštruktúru na prepravu plynu, ktorý z iných členských štátov bude plynúť na Ukrajinu. Potrebujeme si vyjasniť podmienky a poplatky za tranzit. Čo rád robievate vo svojom voľnom čase? Mojim obľúbeným športom je tenis. Počas voľna tiež rád v zime lyžujem, prípadne sa venujem turistike. Pokiaľ mi to moje pracovné povinnosti dovoľujú, snažím sa nevynechať ani jeden zápas Slovana alebo slovenskej reprezentácie.

Die NPZ erreicht neben den deutschsprachigen Bewohnern und Expats in der ganzen Slowakei auch die angrenzende österreichische Nachbarregion und Wien sowie Deutsche und Schweizer mit Interesse an der Slowakei und diesem Grenzraum. Sie geht an die wichtigsten im Raum Bratislava und der Slowakei ansässigen Firmen mit deutschsprachigem Hintergrund, an Manager und Unternehmer, Diplomaten, Kulturinstitutionen und Bildungseinrichtungen sowie an Veranstalter von Seminaren, Messen, Ausstellungen und Konferenzen, ausgewählte Hotels und andere Tourismuseinrichtungen.

Leserbriefe sind uns willkommen an die Adresse redaktion@npz-online.eu

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Die Erfolgsgeschichte der Slowakei und ihrer beiden Eurokommissare Text: Miriam Zsilleová, Fotos: Sita

Er war der Hauptverhandlungsführer des Landes, das unter der Regierung Vladimír Mečiars zum blinden Fleck Europas wurde. Wegen dessen undemokratischer Praktiken wurde es bei der Aufnahme zu Nato und OECD übergangen, und auch die Vorbereitungen auf die Mitgliedschaft in der Europäischen Union verzögerten sich. Dennoch wurden dann nach Aufnahme der Gespräche alle wichtigen Kapitel rasch abgeschlossen, und daran hat Ján Figeľ seinen Anteil. Bei der Suche nach einem Kandidaten für den ersten slowakischen Eurokommissar war er die erste Wahl.

Obwohl er ein anerkannter Kenner der europäischen Legislative war, teilte man ihm ein Gebiet zu, das ausschließlich in der Kompetenz der einzelnen Staaten lag. Er wurde nach dem Beitritt 2004 in der ersten Europäischen Kommission von José Manuel Barroso Eurokommissar für Allgemeine Bildung, Berufsbildung, Kultur und Vielsprachigkeit. „Ich habe dies als Herausforderung verstanden. Im Bereich Wirtschaft waren wir wohl eher auf Hilfe aus den Eurofonds angewiesen, aber als neue Staaten konnten wir die Identität, die Werte und Kultur des gemeinsamen Europa stärken. Dieses Ressort ist zwar vorwiegend eine nationale Angelegenheit, hat aber immer größeren Einfluss auf die Wettbewerbsund Innovationsfähigkeit der Union. Das Programm für Bildung bekam unter allen Politiken der Union das viertgrößte Budget, das gab es niemals zuvor“, sagt Figeľ.

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Als Neuling habe er sich nicht gefühlt. In den drei Jahren der von ihm geführten Verhandlungen habe er gelernt, wie Brüssel funktioniert, und mit ihm gemeinsam nahmen auch die Hauptverhandlungsführer aus Tschechien, Slowenien und Polen in der Europäischen Kommission ihren Platz als Eurokommissare ein. „Ich habe am Schreibtisch nur die Seiten gewechselt. Ich kannte Brüssel, und in Brüssel kannte man mich“, sagt Figeľ. Fast fünf Jahre lang füllte er diesen Posten aus. In seiner Ära entstanden das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT, seit 2009 in Budapest), und das internationale Programm für Studierende an Hochschulen Erasmus mundus, auf das er besonders stolz ist. „Das ist ein exzellentes Mobilitätsprogramm für Hochschüler. Es hat Raum geschaffen für Mobilität, Anerkennung der Qualifikationen und eine bessere Zusam-

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menarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen“, meint Figeľ. Im September 2009 schied er aus der Kommission aus und kehrte als Chef der KDH (Christlich-demokratische Bewegung) in die heimische Politik zurück. Als erster Eurokommissar hat er sich bewährt. „Manche meinen, der Bereich, für den die Slowakei in der Europäischen Kommission federführend war, sei nicht stark genug gewesen, aber es hat sich um ein recht umfangreiches Portfolio gehandelt. Auf Ján Figeľ geht zum Beispiel die Initiative zurück, Hilfe für die durch Windbruch geschädigten Gebiete in der Hohen Tatra anzufordern, er hat auch einen aktiven Anteil an der Schaffung des EIT, in dem Bildung, Forschung und Innovationen vereint sind“, sagt Branislav Slyško, der damalige Sekretär für Presse und Politik der Delegation und der Vertretung der EK in der SR.


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Im Oktober 2009 wurde Figeľ durch Maroš Šefčovič, den zweiten slowakischen Eurokommissar, abgelöst. Dieser wurde in der zweiten BarrosoKommission Vizepräsident. Er verglich dies mit der Situation, einen Platz in der Business-Klasse zu bekommen, obwohl man nur Economy bezahlt hat und froh sein muss, einen Fensterplatz zu erwischen.

„Ich wurde dreimal zu Barroso gerufen. Er wollte den Posten mit einer Person aus den neuen Mitgliedsländern und aus dem Lager der Sozialdemokraten besetzen, da er selbst der Volkspartei angehört, und es sollte ein Insider sein, der sich auskennt. Es war ein schönes Gefühl, am Verhandlungstisch einen protokollarischen Platz näher zum Präsidenten einnehmen zu können“, erinnert sich Šefčovič. Obwohl immer wieder betont wird, dass ein Eurokommissar nicht sein Land, sondern die Europäische Union vertrete, spielt das Herkunftsland doch eine Rolle. „Jedes Land schafft sich sein Image. In unserem Fall war das enorme Tempo prägend, mit dem wir vor dem Beitritt in den Endspurt gingen. Als Dritte schlossen wir die Beitrittsverhandlungen ab, obwohl in den Jahren 1996-97 niemand geglaubt hatte, dass wir es überhaupt schaffen. Damals war ich als Stellvertretender Botschafter in Brüssel, kaum jemand wollte mit uns zu tun haben, weil unser Land einen schlechten Ruf hatte“, erinnert sich Šefčovič. Seiner Meinung nach ist die Union stolz darauf, dass sie unsere Entwicklung positiv beeinflusst hatte, dass wir unser Demokratiedefizit beseitigt und Strukturreformen eingeleitet haben, wir sind dem Schengen-Raum und als einziger Staat aus der Visegrad-Gruppe auch

der Eurozone beigetreten. „Wir haben beim Anstieg des BIP das beste Ergebnis unter den in den letzten zehn Jahren beigetretenen Staaten erreicht, uns umgibt das Fluidum eines berechenbaren europäischen Landes, wirtschaftlich wie auch politisch“, sagt Šefčovič. Unser Kommissar berichtet von professionell interessanten, aber sehr schwierigen Verhandlungen in den Zeiten der schwersten Krise in Europa, als die Kommission für die Rettung des Euro kämpfte, aber auch um die Unterstützung durch die Menschen in den dem Staatsbankrott nahen Ländern warb. Er selbst empfand dies am stärksten bei der Durchsetzung der umfangreichen Reform in der europäischen Verwaltung. Er hat eine Verringerung des Personalstands um fünf Prozent, das historisch erste Einfrieren der Mitarbeitergehälter für die Dauer von 5 Jahren, eine Erhöhung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich und eine Anhebung des Renteneintrittsalters durchgesetzt. Dafür wurde er von Beamten und Gewerkschaftern geschmäht. „Obwohl mein Name ziemlich kompliziert ist, kennt mich garantiert jeder Brüsseler Gewerkschafter. Mir wurden damals Dutzende kritischer E-Mails und Karikaturen zuge-

schickt“, erinnert sich Šefčovič. Doch die langwierigen, schwierigen Verhandlungen haben sich ausgezahlt. „6 Milliarden Euro haben wir aus dem Verwaltungsbudget eingespart. Ohne diese Sparmaßnahme wäre wohl keine Einigung über das 7-Jahresbudget erzielt worden, denn es bestand die Forderung, Brüssel müsse ebenso sparen wie die einzelnen Mitgliedsländer“, sagt Šefčovič. Unser zweiter Eurokommissar in Brüssel ist in der Kommission gut angeschrieben und würde dies gern ausnutzen, um das einflussreichere Wirtschaftsressort zu erlangen. „Šefčovič hat für die Slowakei als Kommissar für Interinstitutionelle Beziehungen und Verwaltung den bisher bedeutendsten Posten im Rahmen der europäischen Institutionen eingenommen. Er hat zu einer weiteren Erhöhung unserer Vertrauenswürdigkeit und des Potentials der Europäischen Institutionen beigetragen, und die Slowakische Republik erwartet mit Recht nach den Wahlen zum Europaparlament und der Ernennung der neuen Kommission ein bedeutendes Portfolio. Das kann auch während der Vorbereitung auf unseren ersten Vorsitz in der EU im zweiten Halbjahr 2016 von großer Bedeutung sein“, meint Slyško

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Da haben wir die Wahl Bald ist es wieder soweit: Es wird ein neu zusammen gesetztes Europäisches Parlament (EP) geben und die an Mandaten stärkste Parteiengruppe wird voraussichtlich erstmals auch den künftigen Präsidenten der Europäischen Kommission bestimmen. Und wir rund 375 Millionen Bürger der 28 EU-Staaten, von Lissabon bis Tallinn, von Dublin bis Nikosia, dürfen gegen Ende Mai entscheiden, wer unsere Vertreter, die insgesamt 751 Abgeordneten im EP für die nächsten 5 Jahre sein werden. Oder vielmehr, welche unsere jeweiligen nationalen Parteien es sein werden, die jene Sitze verteilen, die unserem jeweiligen Land dort zustehen. Von Gabriele Matzner, 1997 - 2001 österreichische Botschafterin in der Slowakei

Wer sind diese Nicht-Wähler? Politische Parteien stellen sich solche Fragen, auch bei nationalen Wahlen, nicht oder ungern. Denn der Prozentsatz der „Abwesenden“ ändert nichts an dem zu verteilenden politischen Kuchen, man kann weiter machen wie bisher. Solange Frustrierte

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zu Hause bleiben und nicht zu politischen Gegnern, womöglich radikalen, wechseln, besteht kein - unbequemer - Grund, die eigene politische Linie in Frage zu stellen. Vor allem größere „traditionelle“ Parteien gleichen Ozean-Tankern, die nur schwer Kurs wechseln.

kämpfung der erschreckenden Jugendarbeitslosigkeit. Diese Aufgaben müssen energisch wirtschaftspolitisch und mit entsprechenden Mitteln, nicht bloß verbal angegangen werden. Es fällt schwer, angesichts des dominierenden Spardogmas eine solche Trendwende wahrzunehmen.

Meinungsforscher meinen eine Reihe von Gründen für diese steigende Abstinenz herausgefunden zu haben: weit verbreitete Frustration über eine Politik, die kaum willens und imstande scheint, die Bedürfnisse der Durchschnittsbürger zu befriedigen, und sich stattdessen den Interessen von Konzernen und Finanzkapitalisten ausliefert. Die resignative Grundhaltung, dass Wählen ohnehin nicht hilft, gilt zunächst für nationale Wahlen. Bei europäischen kommt hinzu, dass Parteien und Staaten dazu neigen, alle „Schuld“ für unpopuläre Entscheidungen und unerfreuliche Entwicklungen „Brüssel“, also „Europa“, zuzuschieben, auch solche, an denen sie selbst mitgewirkt haben. Gegen dieses Misstrauen helfen keine Beschwörungen (etwa des Friedens), Versprechungen (etwa von „Bürgernähe“ und Transparenz), Kampagnen, Aufrufe oder Hinweise auf die seit dem Vertrag von Lissabon tatsächlich gestärkten Mitspracherechte des EP gegenüber anderen Organen der EU, sondern nur glaubwürdige Zeichen eines politischen Kurs- um nicht zu sagen Paradigmenwechsels. Wieder und wieder stehen an der Spitze der Prioritäten der Europäer Arbeitsplätze, von denen man auch leben kann, und neuerdings die Be-

Die Gefahr eines rechtsextremen „backlashes“ in etlichen EU-Ländern und damit auch im EP selbst ist bei den EP-Wahlen in Anbetracht des aufgestauten Frusts über die unbehandelten Geschwüre extremer sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit sehr real. Und umso realer, je weniger EUBürger zur Wahl gehen. Rechtsextreme und Chauvinisten fokussieren zur „Lösung“ aller Probleme in der Regel den „Anderen“, Ausländer, Minderheiten, „Sozialschmarotzer“ etc.

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Wer dies nicht und eine Trendwende in der EU will, sollte nicht daheim bleiben. Denn je geringer die Wahlbeteiligung, desto größer die Chancen von Extremisten. Und es gibt viele Gründe, dies nicht zu wollen. Nicht zuletzt: eines Tages könnte jeder von uns dieser „Andere“ sein. Wir haben die Möglichkeit und Wahl, unsere Politiker wissen zu lassen, was wir denken und wollen. Die Europäische Union ist nicht vollendet oder perfekt, sie ist „work in progress“. Und wir alle können Zeichen zu ihrer Entwicklung setzen. Nutzen wir die Chance. Warten wir nicht auf den Heiligen Geist, dessen Segnungen wir erst 14 Tage nach diesen Wahlen erwarten dürfen.

Und da ist vielleicht auch schon eine Ursache für die traditionell geringe Wahlbeteiligung in fast allen Ländern: man wählt Parteien und keine leibhaftigen Personen. Parteien, die auch im nationalen Kontext fast überall immer weniger Vertrauen genießen. Seit den ersten EP-Wahlen 1979, damals noch im kleinen Kreis der „Alten“, ist die durchschnittliche Wahlbeteiligung kontinuierlich gesunken, von fast 62% auf zuletzt (2009) 43%. Besonders niedrig war sie durchgehend in Großbritannien, besonders hoch in Belgien (wo Wahlpflicht herrscht), ansonsten ist die stärkste „Partei“ fast überall seit längerem die der Nicht-Wähler. Die Slowakei, wo wie in den meisten anderen „neuen“ Mitgliedstaaten seit 2004 zum EP gewählt werden darf, ist diesbezüglich keine Ausnahme. 2004 stellte sie sogar mit 16,96% Wahlbeteiligung den bisherigen europäischen AbstinenzRekord auf, mit etwas Abstand gefolgt von Litauen, Tschechien und Slowenien. Dagegen nimmt sich die 46,2% Wahlbeteiligung in Österreich 2009 geradezu wie ein Ansturm aus, wenngleich dieser Prozentsatz beim ersten Mal, 1996, noch bei 67,73% lag.


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Politik & GESELLSCHAFT

Leserbrief - zum Beitrag „Quo vadis, katholische Kirche der Slowakei“ von Ivan Lehotský, NPZ-Ausgabe Februar 2014 Sehr geehrte Redaktion, mit Interesse lasen wir in der Februarausgabe Ihrer Zeitschrift den Artikel „Quo vadis, katholische Kirche?“. Eine interessante Lektüre, aber sehr einseitig und negativ präsentiert. Unserer Meinung nach wird dem Leser in diesem Artikel kein objektives Bild der katholischen Kirche in der Slowakei vermittelt. Dr. Ivan Lehotský als Autor des ursprünglichen Textes begrüßt kritische Reaktionen auf seine Beiträge. Die NPZ-Februar-Ausgabe mit seinem hier kritisierten Artikel finden Sie auch auf unserer Internetseite www.npz-online.eu unter "Archiv". Foto: Christoph Thanei

Deshalb haben wir uns entschlossen zu schildern, wie wir, ein junges Ehepaar, die Kirche sehen. Wir sind beide Teil der katholischen Kirche und halten sie nicht für rückschrittlich, sondern vor allem für eine Kirche der Hoffnung. Wir sehen viele verzweifelte Menschen, die vermittels unserer katholischen Kirche und ihrer Gemeinde Gott finden und deren Leben erneut Sinn erhält. Wir sehen die Arbeit unserer Priester wie die Marián Kuffas und weiterer in der gesamten Slowakei, die hunderten ehemaliger Obdachloser, Drogenabhängiger und Häftlinge ein Dach über dem Kopf, Essen, Arbeit, neue Hoffnung für die Zukunft geben. Wir sehen eine große Zahl Freiwillige, die sich aufopfernd der Erziehung der Jugend und dem Dienst an der Gesellschaft widmen. Wir räumen ein, dass die Mitglieder der Kirche nicht perfekt sind und manchmal Fehler machen. Sie sind auch nur Menschen und Irren ist menschlich. Aber Einiges im besagten Artikel verdient eine Betrachtung aus anderem Blickwinkel. Im Artikel wird der Hirtenbrief der slowakischen Bischöfe erwähnt, in dem sie auf die Kultur des Todes und die Genderideologie hinweisen, die sich aus dem Westen ausbreitet. Als Gegenbeispiel zu unserer „mittelalterlichen“ Kirche wurde die Schweiz genannt, wo die Bischöfe jedoch zur selben Zeit einen Hirtenbrief ver-

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öffentlichten, der noch mutiger und klarer auf die Kirchenlehre auf diesem Gebiet verwies und gleichfalls in der Medienkritik stand. Ziel war jedoch nicht die Kritik als solche, sondern einen Weg aufzuzeigen und eine helfende Hand zu reichen. Wenn die Kirche auf den Lehren der Bibel und Jesu Christi aufbaut, kann sie nicht etwas zustimmen, was gegen diese gerichtet ist. Diese Position wird nicht nur von den Bischöfen vertreten, sondern auch von einer großen Zahl Slowaken. Beweis hierfür ist der Nationale Marsch für das Leben in Košice (dt. Kaschau), an dem im September letzten Jahres mehr als 70 000 Menschen teilnahmen. Die Teilnehmer drückten ihre Achtung dem Leben gegenüber aus, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, sowie auch ihre Überzeugung zum Schutz der traditionellen Familie, die aus einem Vater und einer Mutter besteht. Und solche Märsche finden nun in einzelnen Städten in der ganzen Slowakei statt. Anhand des Artikels konnte der Leser den Eindruck gewinnen, dass es in der Kirche in der Slowakei einzig um „blindes“ Befolgen der Befehle der Bischöfe und Priester gehe. Aber wie auch Dante Alighieri in seiner Göttlichen Komödie festhielt, ist das größte Geschenk Gottes, das er uns in seinem Großmut gab, der freie Wille. Das Problem der heutigen Zeit ist, dass wir diesen freien Willen in einem

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Maß missbraucht haben, dass wir ungeborene Kinder töten, ohne ihren gewaltigen Wert zu erkennen. Um uns herum sehen wir mit eigenen Augen, wie schwer es heutzutage oft für junge Frauen ist, schwanger zu werden, und wie sehr sie sich nach einem Kind sehnen. Andererseits gibt es Paare, die aus verschiedenen Gründen das fünfte Gebots Gottes außer Acht lassen: „Du sollst nicht töten.“ Gegen den unrechten Gebrauch des freien Willens schützt uns der Gehorsam. Wenn die Kinder ihren Eltern nicht gehorchen, sind die Folgen Gewalt, nachlassende schulische Leistungen, Lethargie, … Als sich in der im Artikel als Vorbild herausgestrichenen österreichischen Kirche 2011 dreihundert Priester zu einer Bewegung des Ungehorsams gegenüber dem Vatikan zusammenschlossen, die die bisherigen Lehren der Kirche verurteilte, waren die Folgen für niemanden gut. Die aufgewühlte Atmosphäre in der Kirche ging 2012 Hand in Hand mit dem Austritt von mehr als fünfzigtausend Menschen aus der katholischen Kirche in Österreich. Die mit dem Ungehorsam in der Kirche verbundene Uneinigkeit bewirkte über die Jahrhunderte hinweg, dass es nun weltweit Zehntausende Denominationen gibt. Und dabei betete Jesus in seinem Hochgebet für die Kirche nach Johannes, dass wir „vollkommen eins seien und die Welt


Politik & GESELLSCHAFT

erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.“ Gott liebt uns und deshalb gab er uns bestimmte Regeln, damit es uns auf dieser Welt gut ginge. Er hat uns nicht gesagt, dass dies leicht werde, aber er versprach uns, den Weg mit uns zu gehen und uns am Ende die verdiente Belohnung im Himmel zu geben. Wenn wir uns jedoch eigene Regeln schaffen, wie wir das bei den Gläubigen in den westlichen Ländern Europas beobachten können, wo sie zur Kommunion schreiten, ohne vorher gebeichtet zu haben, und aus der Bibel nur das auswählen, was ihnen gefällt, so hat dies mit der katholischen Kirche nicht mehr viel gemein und schon eher etwas mit New Age zu tun. Im Artikel wird Kritik daran geübt, dass die Kirche Empfängnisverhütung ablehnt. Zu lesen ist jedoch nicht, dass diese abortive Wirkung hat, oder von den hunderten Studien, wie hormonelle Empfängnisverhütung die Gesundheit der Frau untergräbt, davon, dass Frauen Probleme haben, schwanger zu werden, nachdem sie die Empfängnisverhütung abgesetzt haben… Zu lesen ist im Artikel auch Kritik an den Protesten gegen eine Schulfibel, in der die Geschichte einer geschiedenen Mutter erzählt wird, die ein Verhältnis mit ihrem Nachbarn beginnt. „Dank“ dessen hat ihr kleiner Sohn zwei Papas. Einen am Wochenende und einen anderen die Woche über. Kleine Kinder nehmen das Leben in ihrer Umgebung sensibel wahr. Es ist unnötig, in ihnen den Eindruck zu erwecken, dass eine Scheidung etwas Normales sei, gar mit einem guten Ende. Wir wissen, dass dies in der Mehrzahl der Fälle nicht so ist. Eine Scheidung ist ein tiefes Trauma für beide Partner und am meisten für die Kinder. Ganz zu schweigen davon, dass Gott die Ehe als untrennbar bestimmte: „Was denn Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ (Markus 10:9) Eine der wichtigsten Botschaften des Evangeliums ist, unser Denken zu ändern, und wir sollten die katholische Kirche in der Slowakei nicht nur kritisch betrachten,

sondern auch die Menge Gutes sehen, das sie der Gesellschaft tut. Dazu zählt eindeutig der Priester Marián Kuffa, der keine Angst hat, die Ärmel hochzukrempeln, wo Hilfe nottut. Wir empfehlen den erst kürzlich gedrehten Dokumentarfilm über seine Arbeit mit Roma „Všetky moje deti“ (dt. „Alle meine Kinder“) oder auch den tschechischen Dokumentarfilm „Kde končí naděje, začíná peklo“ (dt. „Wo die Hoffnung endet, beginnt die Hölle“), der seine Hilfe für Menschen am Rande der Gesellschaft zeigt. Ein weiteres positives Beispiel sind die jungen Gläubigen aus der Gemeinde des Hl. Ägidius, die sich in Bratislava für Menschen ohne Obdach ein-

setzen oder im unweiten Plavecký Štvrtok (dt. Zankendorf) für Roma. Daneben gibt es hier die Salesianer, Piaristen, Franziskaner und weitere Ordensgemeinschaften, die sich der Erziehung junger Menschen widmen und gesunde Familien aufzubauen helfen. Und nicht zuletzt gibt es hier die „gewöhnlichen“ Menschen, die ihre guten Taten im Verborgenen vollbringen. Mit guten Wünschen für Ihre Zeitschrift, die katholische Kirche und unsere ganze Slowakei Ehepaar Tomáš und Martina, Prievidza (Nachname der Redaktion bekannt)

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WIRTSCHAFT

Firmen auf dem „Guten Weg“ - Via Bona Slovakia 2013 Auch die Slowakei hat Firmen, die die Gesellschaft inspirieren und zum Positiven verändern. Die Pontis-Stiftung (Nadácia Pontis) hat neun von ihnen feierlich bei der Preisverleihung Via Bona Slovakia 2013 ausgezeichnet. Text: Katarína Šujanová, Fotos: reefe

Der Galaabend fand am 10. April im Divadlo Pavla Országha Hviezdoslava in Bratislava statt. Die Organisatoren gestalteten das Programm einfallsreich als Theatervorstellung „Peter möchte Unternehmer sein“. Die zwei Hauptfiguren (gespielt von der Projektleiterin der Pontis-Stiftung, Monika Smolová, und dem Schauspieler mit Down-Syndrom, Peter Vaculčiak) hatten die Idee, zusammen ein Theater zu gründen. Da das nicht so einfach ist, ließen sie sich von den Erfolgsunternehmen durch den ganzen Abend beraten und inspirieren. Und nicht nur das - sie suchten und fanden auch Angestellte fűr das Theater unter den Gewinnern. Monika Smolová begleitete die Zuschauer mit Bravour durch den Abend. Mehrmals musste sie Reaktionen auf ihren Schauspielpartner Peter Vaculčiak improvisieren, meisterte das aber mit

Die Hauptpreise

Die große verantwortungsvolle Firma

Slovenské elektrárne

Die kleine verantwortungsvolle Firma

Slovak Spectator

Das verantwortungsvolle Unternehmen

Der herausragende Arbeitgeber

Slovnaft

Die ökologische Firma

IKEA Bratislava

Der faire Marktmitspieler

Profesia

Die Philantropie und die Firmen

Der gute Partner der Gemeinde

Pfizer Luxembourg

Unterstützung von Freiwilligenarbeit

Poisťovňa Slovenskej sporiteľne, a. s. - Vienna Insurance Group

Der Ehrenpreis

Hewlett - Packard Slovakia

Publikumspreis

Green investments

Einfallsreichtum, Humor und Scharm. Peter Vaculčiak drückte das Publikum die ganze Zeit die Daumen. Jede seiner richtigen und in manchen Fällen auch lusti-

gen Bemerkungen belohnte das Publikum mit Applaus. Den beiden „Unternehmern“ sekundierte unterhaltsam der Schauspieler Michal Ďuriš als ihr Assistent und

Alle Gewinner zusammen auf der Bühne mit einem Narzissenstrauß, der auf den Wohltätigkeits-"Tag der Narzissen" am Freitag, 11.April aufmerksam machen sollte.

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WIRTSCHAFT

erster engagierter Schauspieler. Die Rolle der Hostessen übernahmen charmant die Pensionisten aus dem Altersheim in Bratislava-Rača. 52 Firmen waren in 7 Kategorien nominiert, 22 schafften es in die engere Auswahl. 47 unabhängige Experten entschieden in sieben Kommissionen über die Gewinner. Die Preise in der Kategorie Das verantwortungsvolle Unternehmen wurden vom Generaldirektor der Tatra Banka, Ing. Igor Vida, überreicht. Peter Vavro, der Chefredakteur der Tageszeitung Hospodárske noviny, gab den Publikumspreis bekannt. Den Preis für Firmenphilantropie überreichte Ing. Miroslav Majoroš, der Generaldirektor von Slovak Telekom. Auch wenn der Abend voller Überraschungen war, die größte kam am Ende: Die Hauptpreise wurden vom neu gewählten Präsidenten der Slowakischen Republik, Ing. Andrej Kiska, überreicht, was die Aussergewöhnlichkeit des Abends noch unterstrich. Der prestige Preis Via Bona Slovakia wird seit 1998 von der Stiftung Pontis verliehen. Die Firmen präsentieren die Nominationen nicht nur um die anderen zu inspirieren, sondern auch um das Feedback der Fachjury zu ihren Aktivitäten zu bekommen. Auch wenn der Zahl der Gewinner beschränkt ist, ist jede Firma, die „den guten Weg“ (via bona) betreten ist und gegenüber de Gesellschaft verantwortungsvoll unternimmt, der Gewinner. Via Bona Slovakia gilt als die Anerkennung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Beiträge eines Unternehmens zur freiwilligen Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, die über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen hinausgeht.

Von oben: „Wenn jemand erfolgreich ist, wird es seine moralische Pflicht, seinen Erfolg dem Leben und der Gesellschaft zurückzugeben“ Ing. Andrej Kiska (links), der neu gewählte Präsident der Slowakischen Republik Einer der stärksten Augenblicke des Abends – der Auftritt der integrierten Tanzgruppe Len Tak Tak Pressburger Klezmer Band

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WIRTSCHAFT

„Besseres Leben“ - Das Siegerprojekt von Via Bona 2013 in der Kategorie „Unterstützung der Freiwilligenarbeit“ Wie können wir denen helfen, die das Vertrauen in die Menschen verloren haben? Diese Frage haben wir uns vor 2 Jahren in der Poisťovna Slovenskej sporiteľne (Versicherung der Slowakischen Sparkasse) gestellt. Mit großer Unterstützung unseres Hauptaktionärs Vienna Insurance Group kümmern wir uns seitdem um Menschen, die in Not sind und im Krisenzentrum Brána do života (Tor ins Leben) in Bratislava leben. Hier wohnen nebeneinander als zwei Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen junge Menschen, die nach dem 18. Geburtstag aus Altersgründen das Kinderheim verlassen mussten, und Opfer häuslicher Gewalt (Mütter mit kleinen Kindern). Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Katarína Šujanová, Fotos: reefe, Marek Chalany

Galaabend der Preisverleihung - von links nach rechts: Iva Kralová (nadácia Pontis), Katarína Šujanová und Richard Schiffer (Poisťovna Slovenskej sporiteľne)

Für die Poisťovna Slovenskej sporiteľne nimmt ihr Generaldirektor Martin Kaňa die Auszeichnung entgegen.

Nach dem gemeinsamen Ostereiermalen Nach fast zwei Jahren der langfristigen und kontinuierlichen Hilfe kann ich mit Stolz sagen, dass wir uns eine gute Bezie-

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hung zu diesen Menschen aufgebaut haben. Und ohne diese Beziehung und das Vertrauen wäre unsere Hilfe gar nicht möglich.

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Deshalb sind wir sehr froh, dass sich die einzelnen Aktivitäten wiederholen und zur Tradition werden. So haben wir zum Beispiel inzwischen schon zum zweiten Mal gemeinsam Ostereier bunt bemalt und wieder am Lauf Devín-Bratislava teilgenommen. Wir haben auch schon die zweite Runde des Finanz-Weiterbildungskurses hinter uns, mit dem wir den jungen Menschen helfen wollen, selbständig zu werden und finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Für das Jahr 2014 haben wir große Pläne. Wir möchten uns mehr auf Sport fokussieren und für alle im Krisenzentrum einen Sportplatz bauen. So machen sie nicht nur etwas Gutes für ihre Gesundheit, sondern gewinnen auch eine neue Freizeitaktivität. Unser Bemühen hat am 10. April eine Fachjury mit dem Preis für Corporate Social Responsibility „Via Bona Slovakia 2013“ in der Kategorie „Unterstützung der Freiwilligenarbeit“ ausgezeichnet. 66% unserer Mitarbeiter haben 2013 am Projekt „Besseres Leben – Social Active Day“ teilgenommen. Wir freuen uns sehr darüber, dass zu dem guten Gefühl, das uns unsere Hilfe für Andere gibt, noch eine solche gesellschaftliche Anerkennung hinzugekommen ist. (NPZ-Mitarbeiterin Katarína Šujanová ist in ihrem Hauptberuf für die Poisťovna Slovenskej sporiteľne unter anderem für dieses Projekt zuständig.)



WIRTSCHAFT

Die Assoziation der Verbraucher der Slowakei schützt Konsumentenrechte Der Schlüsselfaktor der Entwicklung der Wirtschaft ist die Nachfrage, hinter der die Verbraucher stehen. Kein Hersteller oder Verkäufer könnte ohne die Verbraucher sein Unternehmen betreiben, was auch die bekannte Losung „Unser Kunde – unser Herr“ ausdrückt. In der Praxis sieht es jedoch nicht immer so aus. Es kommt nicht selten vor, dass der Verbraucher für sein Geld nicht den entsprechenden Gegenwert bekommt. Um auf die strategische Funktion der Verbraucher auf dem Markt aufmerksam zu machen und zur Wahrung ihrer Rechte beizutragen, wurde der Welttag der Verbraucherrechte eingeführt. Erinnert wird an diesem Tag an die vier Grundrechte der Verbraucher: das Recht auf Sicherheit, das Recht auf Information, das Recht auf freie Wahl und das Recht, gehört zu werden. Text und Fotos: Jana Hrbeková (1), Assoziation der Verbraucher der Slowakei (1)

Diese vier Grundrechte wurden von dem US-amerikanischen Präsidenten J. F. Kennedy festgelegt. Aufgrund seiner Initiative erklärte im Jahre 1983 die weltweite Verbraucherorganisation Consumers International den 15. März zum Welttag der Verbraucherrechte. Zwei Jahre später, am 9. April 1985 verabschiedete die UNO-Generalversammlung Richtlinien für den Verbraucherschutz. Wenn ein Verbraucher Mängel bei der gekauften Ware entdeckt, kann er diese reklamieren. Nicht immer wird jedoch die Reklamation zu seiner Zufriedenheit erledigt. Dafür stehen ihm mehrere Alternativen offen: Er kann das Problem vor Gericht lösen, dieser Weg ist jedoch in der Slowakei langwierig und finanziell aufwändig. Vor dem Einreichen einer Beschwerde sollte er sich also entweder an die staatliche Handelsinspektion wenden oder sich von einer Verbraucherorganisation beraten lassen. Diese Organisationen beraten die Konsumenten nicht nur, sondern prüfen auch die Qualität der Produkte und stellen die Ergebnisse den Verbrauchern und den Kontrollorganen zur Verfügung. In der Slowakei gibt es zwei Verbraucherorganisationen: die Assoziation der Verbraucher der Slowakei und die Vereinigung der slowakischen Verbraucher. In beiden Fällen handelt es sich um gemeinnützige Organisationen, deren Hauptziel der Schutz der

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Verbraucherrechte ist. Die erstgenannte der beiden Bürgervereinigungen stellt uns ihr Vorsitzender Miloš Lauko (Foto) näher vor: „Wir schützen die Rechte der Verbraucher in der Slowakei schon seit ungefähr 15 Jahren. Unsere Haupttätigkeit besteht darin, dass wir regelmäßig Verbraucher-Tests machen. Die Verbraucher selbst können nicht genügend beurteilen, welche Qualität die Waren haben. Gerade dafür sind die Verbraucherorganisationen da, die sich auf diese Tests spezialisieren.“ Laut Miloš Lauko werden so nicht nur Lebensmittel, sondern praktisch alle Produkte auf dem Markt getestet – Kosmetik, Autos, auch Finanzprodukte von Banken und an-

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deren Finanzdienstleistern. Die Tests werden meistens in Labors durchgeführt, wobei für jede Ware spezielle Prüfungen verwendet werden. Danach wird jede getestete Ware in einer fünfstufigen Skala bewertet, ähnlich wie die Schüler im Unterricht. Die Ergebnisse der Tests veröffentlichen die Verbraucherorganisationen gewöhnlich in eigenen Zeitschriften. So erscheint zum Beispiel auf dem deutschen Markt die Zeitschrift „test“, die von der Verbraucherschutzorganisation Stiftung Warentest herausgegeben wird. Neben den Warentests werden hier Reports, Tipps und Trends für die Verbraucher veröffentlicht. Miloš Lauko zufolge fehle jedoch in der Slowakei zurzeit ein ähnliches Blatt:


WIRTSCHAFT

„In der Slowakei gibt es keine staatliche Unterstützung für eine solche Tätigkeit. Vor einiger Zeit haben auch wir eine eigene Zeitschrift herausgegeben, aber jetzt haben wir nicht mehr genug Geld dafür. Ohne Werbung kann man so etwas nicht weitermachen.“ Deshalb gestaltet die Assoziation der Verbraucher der Slowakei stattdessen eine wöchentliche Fernsehsendung im öffentlichrechtlichen Sender RTVS. Die Sendung heißt Test magazín und präsentiert Ergebnisse der Tests für einzelne Typen von Waren, gibt Ratschläge und Empfehlungen. Neben dem Test magazín steht den Verbrauchern auch die Internetseite der Assoziation zur Verfügung, an die sich Konsumenten mit ihren Problemen wenden können. Die Berater der Assoziation sind außerdem auch telefonisch erreichbar. Laut Miloš Lauko betreffen die meisten Fragen der Verbraucher Probleme mit Reklamationen: „Es gibt viele Waren, die problematisch sind, zum Beispiel Schuhe. Obwohl die Rechte der Verbraucher in den EU-Ländern durch Europäische Gesetzgebung geregelt werden, gibt es nationale und regionale Unterschiede bei der Umsetzung. In der Slowakei sind die Abweichungen von EU-Standards minimal – aber anders ist das Verhalten der Verkäufer gegenüber den Kunden. Oft geschieht es, dass die Verbraucher zum Beispiel Schuhe reklamieren wollen, die nach drei Tagen Verwendung kaputt werden. Aber die Verkäufer pflegen beispielsweise zu behaupten, dass es sich um keinen Produktionsfehler handle, sondern um eine unkorrekte Behandlung seitens des Verbrauchers. Sie haben sogar eigene Spezialisten, die dafür eine Bewertung ausstellen. Dem Verbraucher bleibt dann nichts anderes, als einen anderen Spezialisten zu finden und für eine neue Bewertung zu bezahlen. Wenn die Bewertungen unterschiedlich sind, muss man damit noch zum Gericht gehen. Und wer wird so etwas für ein Paar Schuhen machen, die 50 bis 100 Euro kosten?“ Ein anderes Problem ist die Qualität der Lebensmittel und anderer Waren. In der Öffentlichkeit kursieren Gerüchte, dass sie in der Slowakei niedriger ist, als in anderen westeuropäischen Ländern. Um dies zu bestätigen oder zu widerlegen, machte die Assoziation der Verbraucher der Slowakei vor zwei Jahren einen Test. Dabei wurden

die gleichen Waren, wie zum Beispiel Milka Schokolade, Jacobs Kaffee, oder Coca-Cola in verschiedenen EU-Ländern eingekauft und dann im Labor geprüft. Laut Miloš Lauko waren alle getesteten Waren mit der Ausnahme von Milka Schokolade verschiedener Qualität: „Im ehemaligen Ostblock war die Qualität niedriger, als in den alten EU-Ländern. Eigentlich gab es sogar drei Stufen der Qualität: die erste in den westeuropäischen Ländern, die zweite in der Slowakei, in Tschechien, Polen, Ungarn und die dritte in Rumänien und Bulgarien. Die Preise waren dabei alle gleich! Diese Entdeckung wurde dann in den Medien europaweit besprochen. Ich war in dieser Sache auch im Europäischen Parlament, da gab es darüber eine große Diskussion. Außerdem wurde ich vom bulgarischen Minister für Verbraucherschutz nach Sofia eingeladen, anwesend waren auch Vertreter der betroffenen Firmen und der Medien. Die Diskussion dort war wirklich stürmisch.“ Miloš Lauko meint jedoch, dass sich trotz dieser Initiative nichts geändert habe.

Ihm zufolge wenden sich Verbraucher an die Assoziation oft mit der Bitte, ähnliche Tests auch bei anderen Waren als Lebensmitteln durchzuführen. Zum Beispiel bei Waschmitteln haben sie den Eindruck, dass dieselben Marken über unterschiedliche Waschkraft verfügen. Bestätigen kann es die Assoziation jedoch nicht, da es für weitere Tests nicht genug Geld gebe. Sie setzt sich jedoch zum Ziel, zumindest das Bewusstsein der Verbraucher zu erhöhen. Laut Miloš Lauko trug dazu wesentlich eine noch 2006 durchgeführte Informationskampagne bei, die von der Europäischen Kommission finanziert wurde. Bis heute können Konsumenten Antworten auf ihre Fragen auf der Internetseite www.pravaspotrebitela.sk finden, die im Rahmen der Kampagne gegründet wurde und von der Assoziation auch weiterhin betrieben wird. Wenn man hier nötige Information nicht findet, kann man seine Frage in einem Online-Formular stellen. Die Antwort kommt dann per E-Mail.

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public relations

„Etwas von unserem Erfolg an die Gesellschaft zurück geben“ Im Gespräch mit der NPZ spannt Herbert G. Pfeiffer, Vorstandsmitglied der Ersten Bausparkasse - Prvá stavebná sporiteľňa, a. s. (PSS), einen Bogen vom Bausparen über den gemeinnützigen Wohnbau zum nachhaltigen gesellschaftlichen Engagement. Text: Christoph Thanei, Fotos: PSS

NPZ: Herr Pfeiffer, Sie werden Ende Juni Ihre Vorstandstätigkeit in der PSS beenden. Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach? Herbert G. Pfeiffer: Schon in meiner Tätigkeit für die Bank ging es mir nie ausschließlich darum, Geld zu verdienen. Für mich spielte immer der Gedanke der Gemeinnützigkeit eine große Rolle. Das hängt mehr mit der Tätigkeit einer Bausparkasse zusammen als man meinen würde, geht aber auch noch weit darüber hinaus. Daran möchte ich in Zukunft anknüpfen Haben Sie dafür konkrete Projekte im Blick? Ein Hauptprojekt betrifft meinen mittelburgenländischen Wohnort Lackenbach, aus dem meine Mutter stammt. Dieser Ort war historisch sehr bedeutend als regionales Wirtschaftszentrum, das ist aber den meisten Dorfbewohnern gar nicht mehr bewusst. So gehörte Lackenbach zu den nur sieben Judengemeinden des Burgenlandes. Die Juden standen unter dem Protektorat der Fürstenfamilie Esterházy. In Lackenbach selbst bildeten die Juden um 1860/1870 sogar zeitweise mehr als die Hälfte der Bevölkerung, aus dieser Zeit beherbergt das Dorf den größten jüdischen Friedhof der Region. Die jüdische Geschichte von Lackenbach ist noch wenig aufgearbeitet. Es gibt zwar Quellen, die werden aber in den Schulen nicht an die jungen Menschen vermittelt. Auch habe ich einen inzwischen schon 85 Jahre alten Zahnarzt im Ort kennen gelernt, der große Mengen Dokumentationsmaterial zusammen getragen hat, das man ord-

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nen und katalogisieren sollte. Die jüdische Elite von damals hat aus einem kleinen Dorf heraus erfolgreich Handel über die ganze Monarchie betrieben. Das kann uns bis heute als Vorbild dienen: Gerade im Internet-Zeitalter muss es ja viel leichter sein, aus so einem kleinen Dorf heraus erfolgreiche Aktivitäten zu entwickeln. Das geistige Zentrum war übrigens für alle das damalige Preßburg, nicht Wien. Sie wollen also die jüdische Geschichte von Lackenbach aufarbeiten? Auch das, aber ich will überhaupt dazu beitragen, dass es in dem Dorf mehr an kulturellen und gesellschaftlichen Initiativen gibt. Jetzt gibt es zwar typische dörfliche Aktivitäten wie die Freiwillige Feuerwehr oder einen Sportklub. Aber für Menschen mit anderen Interessen wird wenig geboten.

Ein Vorbild könnte dafür etwa die Gemeinde Kittsee an der Grenze zu Bratislava sein. Dort tut sich kulturell und gesellschaftlich viel gerade auch dank Initiativen wie dem Gesprächskreis „Offener Tisch“. Seit Sie vor fast 20 Jahren in die Slowakei kamen, waren Sie einer der Pioniere der österreichisch-slowakischen Wirtschaftsbeziehungen. Vor allem aber für das Bausparen haben Sie mit Ihren Visionen überhaupt erst ein Feld bereitet, das inzwischen auch andere Bausparkassen nützen. Ich habe sicher die ersten zehn bis fünfzehn Jahre dafür verwendet, vor allem den Behörden nachzuweisen und vorzurechnen, was der volkswirtschaftliche Nutzen einer Bausparstaatsprämie ist. Es gab damals wohl keinen Brief an das zuständige

Hausverwalter-Kurs in der Academia Istropolitana Nova (AINOVA) setzt einen neuen Ausbildungsstandard.

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public relations

Mag. Herbert G. Pfeiffer, geb. am 30. Oktober 1952 in Wien, Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Ab 1977 Marketingmanager in einem weltweit tätigen Industrieunternehmen, später Controller in der österreichischen Wohnungswirtschaft und danach bis 1994 Prokurist der weltweit tätigen Industrieansiedlungsagentur der Republik Österreich. Seit November 1994 Vorstandsmitglied der Prvá stavebná sporiteľňa, a. s. (PSS), der ersten Bausparkasse in Osteuropa. Er ist in mehreren internationalen Organisationen engagiert. Mitglied des Beratungsnetzwerks HUMAN der UN-ECE-Kommission in Genf, Mitglied des Management Boards der International Union for Housing Finance (IUFH) in London, Präsident der Europäischen Bausparkassenvereinigung (EuBV) und Vorsitzender des Aufsichtsrats der slowakischen Bildungsinstitution Academia Istropolitana Nova.

Ministerium, den nicht ich geschrieben habe. Als ich später, ich glaube 1997, im Rahmen einer UNO-Mission einen Vortrag über Wohnbaufinanzierung in der Slowakei hielt, wurde ich dann von der Europäischen Wirtschaftskommission für Europa gefragt, ob ich nicht für die UNO in diesem Bereich tätig werden wolle. So wurde ich jahrelanger Chairman des damals neu gegründeten UNO-Netzwerks HUMAN (Housing and Urban Management Advisory Network). In dieser Funktion bin ich viel herumgekommen, vor allem in Transformationsländern. Zuletzt etwa war ich in Moldawien um dort ein Country profile für dieses Thema zu erarbeiten. Das alles hat meinen Horizont sehr erweitert. Unter anderem habe ich damals im UNO-Rahmen eine Studie initiiert mit dem Titel „Housing Finance in Countries in

von seinem Schreibtisch blickt. Gerade für jemanden, der in einer Bausparkasse tätig ist, sollte es unverzichtbar sein, sich auch grundsätzlicher mit dem Thema Wohnungspolitik zu befassen. Denn wir finanzieren das ja und

„Ich habe mich nie ausschließlich als Bankvorstand verstanden.“ Transition“. Das war auch ein Projekt, dessen Finanzierung ich organisiert habe. Das waren aber alles keine bezahlten Tätigkeiten? Nein, diese Aufgaben habe ich alle ehrenamtlich ausgeführt. Aber für mich war es immer interessant, über den Rahmen meiner eigentlichen Banktätigkeit hinaus zu sehen. Ich habe mich nie ausschließlich als Bankvorstand verstanden, der nicht links und rechts

sollen daher auch dem Staat entsprechende Empfehlungen geben können. Ein anderes Lieblingsprojekt, das ich deshalb seit Jahren verfolge, ist das gemeinnützige Wohnungswesen. Das ist ein Wirtschaftssektor, den es in der Slowakei bisher noch gar nicht gibt. Dabei wäre der Bedarf dafür enorm groß. Worum geht es dabei? Grundansatz jeder wohnungspolitischen Maßnahme ist die Frage: Wie kann ein Sta-

at das Wohnen für seine Bürger leistbar machen? Indem die Herstellkosten reduziert werden. Und wie geschieht das? Der Staat kann entweder direkt subventionieren oder über Steuerbegünstigungen. Oder er kann einen effizienteren anderen Weg gehen, indem er einen Non-Profit- oder RegulatedProfit-Sektor dafür unterstützt: Der Sektor verzichtet auf Gewinn, wird dafür steuerlich begünstigt und muss sich einem strengen Reglement unterwerfen. Um so etwas zu realisieren, fehlt in der Slowakei aber bisher der politische Wille. Denn der Nutzen davon ist erst längerfristig zu sehen. In Österreich funktioniert das schon seit über hundert Jahren sehr gut, Initiator war dabei nicht nur der Staat, sondern vor allem schon früh die Stadt Wien sowie auch Kirchen, Firmen und Institutionen. Und weil die Einkommensgrenzen für die Bewohner eher hoch angesetzt werden, entstehen auch keine sozialen Ghettos wie im nur auf sehr Arme ausgerichteten sozialen Wohnbau wie etwa in Frankreich.

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public relations

Die drei Siegerprojekte 2013 im AINOVA-Wettbewerb für vorbildliche Renovierungen: Bürgerhaus in Sväty Jur, Synagoge in Stupava und Forsthaus Rybníček auf der Pezinská Baba in den Kleinen Karpaten.

Wie man am Beispiel Wien sieht, endet die Tätigkeit des Sektors aber nicht mit dem Bau von Wohnungen? Zu den wichtigsten Unternehmensfunktionen eines solchen gemeinnützigen Sektors gehört die Verwaltung der Wohnbauten. Und da ist uns immerhin auch in der Slowakei schon einiges gelungen. In einer Studie zu Hausverwaltungen in der Slowakei haben wir eine Reihe von konkreten Vorschlägen gemacht, unter denen besonders wichtig der war, eine effiziente Hausverwalter-Ausbildung einzuführen. Die realisieren wir inzwischen tatsächlich. Den Auftrag dafür haben wir an die Bildungseinrichtung AINOVA erteilt. AINOVA war die Einrichtung, der ich am meisten vertraute und die diese zertifizierte Hausverwalter-Ausbildung seit 1. 1. 2013 jedes Halbjahr durchführt. Darauf bin ich besonders stolz. War AINOVA nicht ursprünglich eine reine Kultureinrichtung? Schwerpunkt von AINOVA war die Bewahrung von Kulturererbe, insbesondere historischer Bausubstanz. Aber da geht es ja auch um Wohnen. Ebenso wie bei dem von uns geförderten Wettbewerbsprojekt für die beste Sanierung von historischen Gebäuden und Fassaden. Mit dieser Hausverwalter-Ausbildung erfüllt AINOVA eine weitere wesentliche Bildungsfunktion in diesem Bereich. Zu AINOVA in Svätý Jur kommen aber inzwischen auch viele Leute aus dem ganzen Land, die sich bei der Sanierung historischer Fassaden beraten lassen wollen. Für die Renovierung alter Toreinfahr-

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ten gibt es inzwischen auch einen eigenen Kurs. AINOVA führt auch Sprachkurse und Kurse über die Europäische Union. Ihre Unterstützung für AINOVA scheint also mehr mit den Aktivitäten der Bausparkasse PSS zu tun zu haben, als man auf den ersten Blick meint? Als Bausparkasse sind wir eine sehr spezielle Bank. Wir sind reguliert und das ist gut so. Unser Modell ist einfach und transparent, gerade deshalb haben wir Bausparkassen die Krise unbeschadet überstanden. Wir dürfen gar nicht spekulieren wie Investmentbanken, sondern haben im Grunde nur zwei Produkte: Sparen und Darlehen. Zu unserem Geschäftsmodell gehört aber auch, dass wir nur das finanzieren, was unsere Kunden dann auch zurückzahlen können. Und das ist oft nicht ein Neubau von

Wohnraum, sondern eine Renovierung von bestehendem Wohnraum. Auch für kleinere Investitionen wie die Erneuerung von Türen vergeben wir Darlehen. Ich verstehe meine Aufgabe jedoch überhaupt als eine über das kurzfristige Gewinndenken hinaus reichende. Unternehmer sollten auch volkswirtschaftlich denken - zum Beispiel mit Investitionen in die Lehrlingsausbildung im Land. Mir geht es um die Nachhaltigkeit dessen, was wir tun. Wer nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg haben will, muss an den Nutzen für die Gesellschaft denken. Ich bin den Aktionären der PSS sehr dankbar dafür, dass sie mir den Freiraum für alle meine Engagements ermöglicht haben. Damit hatten wir auch die Möglichkeit, etwas von unserem Erfolg an die Gesellschaft zurück zu geben. Und das wiederum sichert unser eigenes Geschäft für die Zukunft.

Die PSS unterstützt den alljährlichen Wettbewerb für vorbildliche Renovierungen traditioneller Architektur (hier ein Bürgerhaus in Sväty Jur).

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WIRTSCHAFT

Die einst wirtschaftlich prosperierende, historisch bedeutende und an Kultur reiche Stadt weist inzwischen eine der höchsten Arbeitslosenquoten der Slowakei auf.

„Ich bin Pflegerin.“ Dieser Satz verbreitet sich im Süden und Osten der Slowakei wie eine Flut. Rund 18.000 Slowakinnen, auch manche Slowaken arbeiten derzeit in österreichschen Familien. Ihre Tätigkeit: alten und pflegebedüftigen Menschen den Alltag leichter zu machen. Die NPZ befragte Pfleger und Pflegerinnen in Lučenec, einer Stadt im Süden der Verwaltungsregion Banská Bystrica, aus der besonders viele von ihnen nach Österreich fahren, über deren zweifaches Leben zwischen eigener und fremder Familie. Text und Fotos: Katarína Kironská

Der Verfall der Region Novohrad Zu den ärmsten Gebieten der Slowakei gehört die Region Novohrad mit dem Zentrum Lučenec. Die einst wirtschaftlich prosperierende, historisch bedeutende und an Kultur reiche Stadt weist inzwischen eine der höchsten Arbeitslosenquoten der Slowakei auf. Dabei ist Lučenec ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Kreuzung OstWest- und Nord-Süd und hat obendrein den Status einer Grenzstadt. Die in der Literatur und Geschichte durch Johann Hunyadys Niederlage (1451) bekannt gewordene Stadt bildet ein natürliches Zentrum des südlichen Teils der Slowakei. Dieser Teil war in der Ver-

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gangenheit vor allem durch die traditionelle Keramik bekannt. Außerdem blühten hier die Glas- und Lebensmittelindustrie, so wie auch der Maschinenbau. Großbetriebe wie die Lučenecer Ziegelbrennerei, Molkerei, der Konservenbetrieb Riso, der Keramikbetrieb Kerko, der Maschinenbaubetrieb ZŤS, sowie auch der Wollverarbeitungsbetrieb Poľana, einer der ältesten Betriebe der Stadt (1868), wurden entweder von größeren Firmen verschluckt oder gingen komplett bankrott. Die schlechte ökonomische Situation spüren auch die Geschäfte und Restaurants durch niedrigere Umsätze. Nur schwer kann man sich vorstellen, dass diese Stadt in der

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Die Region Novohrad mit ihrem Zentrum Lučenec gehört zu den ärmsten Gebieten der Slowakei.


WIRTSCHAFT

Zeit der Ersten Republik zu den zehn größten Städten der Slowakei gehörte. Man sagte damals, man könne hier auch solche Waren kaufen, die es selbst in Prag nicht gäbe. Heute eröffnen Unternehmen an einem Tag und im nächsten Monat schließen sie wieder. Kleine Betriebe sind in diesem Gebiet zum Verfall verurteilt. Diese missliebige Erfahrung musste auch die ehemalige Besitzerin eines kleinen Fastfood-Unternehmens, die 54-jährige Katarína B. machen: „In einer kleinen Stadt wie Lučenec ist es schwer, sich als Kleinunternehmer durchzuschlagen. Ich verschuldete mich und musste so schnell wie möglich einen Ausweg finden. So ging ich in eine lokale Pflegeagentur, bestand den Einstiegstest und binnen zwei Wochen saß ich schon im Auto Richtung Österreich.“ In einer Stadt, in der sich Arbeitsplätze wortwörtlich in Luft auflösen, wendete sich das typische Familienmodell von einem Tag auf den anderen. Männer blieben zu Hause und Frauen wurden zum meist- oder auch zum einzig verdienenden Teil der Familie. Die Pflegerinnenwelle überflutete schnell die ärmsten Gebiete der Slowakei. Heute arbeiten laut den Statistiken des Instituts für Soziologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften mehr als 16.000 weibliche und 2000 männliche Seniorenpfleger aus der Slowakei in Österreich.

von ihnen haben schon lange vor der Legalisierung durch das österreichische Pflegegesetz von 2008 ihr Geld auf diese Art verdient und riskierten somit alle zwei Wochen eine Ausweisung. Seit 30. Juni 2008 sind Pfleger in Österreich als Gewerbebetreibende registriert, womit auch ein gewisser Sozialschutz verbunden ist (Unfall-, Renten - und Krankenversicherung). Mit der Legalisierung erhöhten sich die Zahl der ArbeitspendlerInnen und damit auch die Konkurrenz. Obwohl der

Die Stadt der Pflegerinnen (aber nicht der Gepflegten) Es klingt zwar unglaublich, aber wenn man Frauen in Lučenec befragen würde, welchen Beruf sie ausüben, würde jede zweite Antwort mit Sicherheit lauten: „Ich bin Pflegerin.“ Und das ohne Ansehen des Alters oder Schulabschlusses. „Manche der Pflegerinnen sind schon in einem Alter, in dem sie fast schon selbst Pflege brauchen würden, nur können sie sich es nicht leisten. Viele andere dagegen haben gerade den Schulabschluss hinter sich, oft sogar einen Hochschulabschluss. Den größten Teil bilden Frauen im mittleren Alter“, erzählt Alica, die Leiterin der Lučenecer Pflegeagentur „Pflegenden Hände“. Ihre Worte bestätigen die Resultate der Studie „Opatrovateľky“ (Pflegerinnen), nach deren Schlussfolgerung zwei Drittel der Pflegerinnen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren sind. Die meisten

Lohn nicht mehr so lukrativ ist, reisen Frauen aus Lučenec weiterhin alle zwei Wochen ins Nachbarland. „Am weitesten war ich in Tirol. Das war eine 12-stündige Reise. Ich dachte, meine Beine würden platzen und am Ende müsste noch ich gepflegt werden“, sagt Katarína H., die schon das vierte Jahr als Pflegerin in Österreich arbeitet. „Meine finanzielle Situation hat sich in dieser Zeit nicht verbessert. Trotzdem könnte ich das Pflegen nicht aufgeben, denn meine Rente reicht für mich und meine Familie nicht aus.“ Die ehemalige Fast-Food-Unternehmerin Katarína B. kann sich dagegen nicht beschweren: „Meine Schulden habe ich abbezahlt. Jetzt verwirkliche ich meinen Traum. Ich habe mir ein Haus gekauft und renoviere es langsam nach meinen Vorstellungen.“ Katarína arbeitet jetzt schon seit sechs Jahren in Österreich. Zur Zeit betreut sie zwei Familien und kommt nur mehr für maximal eine

Woche pro Monat in die Slowakei. „Das Geheimnis dieser Arbeit liegt in der Anpassungsfähigkeit“, verrät sie. „Das einzig Schwierige für mich war die Sprache. Meine acht Jahre Deutschunterricht waren wie weggezaubert. Die Praxis sieht ganz anders aus.“ Auch der ausgebildete Sanitäter Marek bestätigt, dass für ihn die Sprache das Schwerste war: „Dreizehn Jahre lernte ich Englisch, auf einmal war das umsonst. Technisch war ich für den Pflegeberuf bereit, aber

Zwischen Pfleger und Patient sollte ein harmonisches Bündnis entstehen. Es ist wie die Suche eines Lebenspartners. Nicht jeder ist sofort der Richtige. sprachlich hatte ich ein Problem.“ Der damals erst Neunzehnjährige lernte die deutsche Sprache von den Grundlagen an alleine. Obwohl es Momente gab, in denen er am liebsten alles aufgegeben hätte, ist Marek für die Arbeit in Österreich dankbar: „In der Ausbildung lernte ich, mich um andere Menschen zu kümmern, was ich aber nicht lernte, war, für mich selbst verantwortlich zu sein. Und das habe ich bei der Pflege gelernt.“ In den sechs Jahren, die Marek als Seniorenpfleger tätig war, wechselte er insgesamt sechs Familien und erlebte Dinge, die ihn geprägt haben: „Persönliche Kontakte können nie durch Handys oder Skype ersetzt werden und für jemanden 24 Stunden ununterbrochen da zu sein, ist sowohl psychisch wie auch physisch belastend.“ Trotzdem behielt Marek das Pflegen in guter Erinnerung. „Ich erlebte viele schöne und auch witzige Momente. Zum Beispiel, als der Mann, den ich

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WIRTSCHAFT

Aus den Statistiken des Instituts für Soziologie der SAV:

In der Zeit der Ersten Republik gehörte diese Stadt zu den zehn größten der Slowakei. betreute, so einen Lachanfall bekam, dass ihm die Prothese aus dem Mund fiel“, lächelt Marek. „Aus jeder Familie nahm ich mir eine Erfahrung mit. Eine Zeit lang war ich Teil von sechs verschiedenen Familien und sah sechs verschiedene Lebensweisen. Ich finde, das ist eine echte Bereicherung.“ Die Pflegerin Janette würde doch die Pflege gerne gegen einen normalen Job tauschen, denn jedes Mal, wenn sie nach Österreich fährt, verlässt sie ihre kleine Tochter. „Ich möchte ein besseres Leben für sie. Einmal wird sie es ganz bestimmt verstehen können“, sagt Janette. Vanessa war erst ein Jahr alt, als Janette ihren ersten Patienten bekam. Auch Aneta, eine der ersten Pflegerinnen aus Lučenec, musste ihre Kinder regelmäßig alle zwei Wochen verlassen: „Meine jüngere Tochter war zwölf, die ältere vierzehn. Heute sind schon beide erwachsen.“ Nach ein paar Jahren, in denen Aneta auf diese Art ihr Geld verdiente, wurde auch ihre

eigene Mutter zum Pflegefall: „Sie war schon über 80 und hat sich bei einem Sturz das Becken verletzt. Nach der Operation brauchte sie schon permanente Pflege. Ich selber konnte mir jedoch nicht erlauben, mit ihr zu Hause zu bleiben, denn mit dem Pflegebeitrag vom Staat könnten nie im Leben fünf Personen ein würdiges Leben führen.“ Anetas Worte bestätigt auch Peter aus Lučenec. Er ist schon mehrere Jahre als offizieller Pfleger seiner Großmutter eingetragen: „Ich bekomme die Höchstsumme für die Pflege einer Person, 225 Euro. Von diesem Geld und der Rente meiner Großmutter müssen wir leben. Wenn wir alle Fixkosten bezahlen und die Medikamente kaufen, bleiben uns zirka 120 Euro pro Monat. Damit auszukommen grenzt fast an ein Wunder!“, sagt Peter.

Für jemanden 24 Stunden ununterbrochen da zu sein, ist sowohl psychisch wie auch physisch belastend.

Von der Pflegerin zur Unternehmerin Die damals 47-jährige Alica aus Lučenec kam wie auch viele andere nach der Priva-

In einer Stadt, in der sich Arbeitsplätze wortwörtlich in Luft auflösen, wendete sich das typische Familienmodell von einem Tag auf den anderen.

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• 18 000 Seniorenpfleger aus der Slowakei arbeiten in Österreich • 78% der Pflegekräfte hat selber Familie • 70% der Pflegekräfte haben einen Schulabschluss mit Abitur, 18% ohne Abitur, 10% Hochschulabschluss • Außer Pflegen kümmern sich 80% der Pflegekräfte um den Haushalt, 75% um den Lebensmitteleinkauf und das Kochen, 11% um den Garten, 9% um Haustiere • Das Einkommen der Pflegekräfte bewegt sich um 45€ bis 65€ pro Stunde, also 630€ bis 910€ pro Monat • 20% sind mit der Arbeit sehr zufrieden, 58% zufrieden, 6% unzufrieden

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tisierung des Maschinenbaubetriebs ZŤS um ihre langjährige Stellung. Alica hatte keine Chance, eine gut bezahlte Arbeit innerhalb der Region zu finden. Dass sie dank der zipserdeutschen Herkunft ihrer Familie von klein auf Deutsch sprach, führte sie zur Pflege: „Am Anfang habe ich drei Familien gewechselt. Die Arbeit mit Menschen ist dadurch schwierig, dass man ein gegenseitiges Verständnis für einander finden muss. Zwischen Pfleger und Patient sollte ein harmonisches Bündnis entstehen. Es ist wie die Suche eines Lebenspart-


WIRTSCHAFT

ners. Nicht jeder ist sofort der Richtige.“ Nach neun Jahren eines solchen doppelten Lebens suchte Alica eine neue Herausforderung. Sie war sich bewusst, dass sie in der Altenpflege ihre Berufung gefunden hatte, und so gründete sie mit Hilfe eines österreichischen Geschäftspartners die „Pflegenden Hände“: „Ich konnte die Sprache und hatte eine Menge Erfahrungen gesammelt. Ich kann mich in die Situation der Familie des Patienten einfühlen, denn auch meine Mutter musste gepflegt werden. Man möchte für seinen Nächsten immer nur das Beste, darum kann ich deren Bedürfnisse verstehen. Genau so kann ich mich aber auch in die Situation der Pflegerinnen einfühlen.“ Nach Alicas Worten ist die Pflege keine leichte Arbeit. Das hängt aber immer von der Situation der Pflegerin wie auch vom Patienten ab: „Jemand, der jahrelang eine Büroarbeit mit wenig Bewegung ausgeübt hat, kann eine solche Arbeit positiv sehen, denn es ist das komplette Gegenteil zu dem, was er gemacht hat. Andere sehen die Seniorenpflege als eine neue Erfahrung oder eine Möglichkeit, die Welt jenseits der Grenze zu erforschen.“ Ob diese Arbeit auf Dauer die richtige ist, sei doch sehr individuell. Für Alica selbst war das geteilte Leben das Schwierigste. „Bis ich mich an einem Ort zu Hause

fühlte, musste ich schon für die Rückreise packen“, sagt sie: „Trotzdem ist es eine schöne Arbeit, denn man hilft Menschen. Einmal wird jeder von uns eine Altenpflege brauchen, ob von den eigenen Kindern oder einer Organisation. Darum ist die Pflege etwas, das jeden betrifft und man sollte diese Arbeit von Herzen ausüben.“ In Lučenec gibt es heute mindestens sechs Pflegeagenturen. In der ganzen Region zweioder dreimal so viele. Neben dem einzigen ausländischen Investor Johnson Controls

und der Lučenecer Lebensmittelfirma CBA sind diese Agenturen einer der drei größten Arbeitgeber der Stadt. Dass man im Süden der Slowakei schwer Arbeit findet, lässt sich auch an der Abwanderung in den letzten Jahren beobachten. Die Pressesprecherin der Stadt, Mária Bérešová, bestätigt den Bevölkerungsrückgang von Lučenec. 1998 hatte Lučenec noch fast 29.000 Einwohner und obwohl die Geburtenrate wächst, hat sich 2013 die Einwohneranzahl auf nur etwas über 27.000 verringert.

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Inflation oder Deflation - Wie nehmen die Slowaken selbst die Preisentwicklung wahr? Die Inflation – ein Begriff, der nicht nur im Wirtschaftsbereich, sondern auch allgemein in der Gesellschaft oft erwähnt wird. Dieser Indikator der Wirtschaftsentwicklung hat jedoch auch sein Gegenüber, das für gewöhnlich nicht so bekannt ist – die Deflation. Die Deflation, also eine Abnahme des Preisniveaus, ist in der Wirtschaft keine gewünschte Erscheinung. Im Unterschied zur Inflation steigert sie zwar den realen Wert von Einlagen, auf der anderen Seite hilft sie den Schuldnern – einschließlich des Staates – nicht, da sie auch den realen Wert der Schulden erhöht. Text: Jana Hrbeková

Vor allem eine langfristige Senkung von Preisen kann die Wirtschaft in die sogenannte Deflationsspirale bringen, also zu einem sich selbst verstärkenden konjunkturellen Abwärtstrend. Wichtig sind dabei vor allem die Erwartungen der künftigen Preisentwicklung, die das Verhalten der Verbraucher beeinflussen. Wenn man erwartet, dass die Preise sinken, pflegt man Einkäufe auf später zu verschieben. Infolge einer schwächeren Nachfrage fallen die Preise noch mehr, womit ein Teufelkreis entsteht. Für eine weitere Wirtschaftsentwicklung ist also die erwartete oder die subjektiv wahrgenommene Inflation oder Deflation wichtiger als die realen Werte dieser Indikatoren, sagt der Analytiker der UniCredit Bank Ľubomír Koršňák. Darum entschied sich die UniCredit Bank, bei ihren Analysen diese Phänomene auch aus dem Blickwinkel der Verbraucher zu messen. Warum weisen die wahrgenommene und die statistisch gemessene Inflation nicht dieselben Werte auf? Koršňák: „Die Menschen nehmen die Preiserhöhung oft ganz anders wahr, als es vom Statistikamt veröffentlicht wird. Der Unterschied entsteht so, dass das Statistikamt die Inflation an einem durchschnittlichen Haushalt berechnet. Jeder Haushalt hat einen anderen Verbrauch und unterschiedliche Ausgaben,

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darum wirkt sich auch die Inflation anders auf ihn aus. Außerdem spiegeln sich dabei andere Faktoren wider – wie z. B. die unterschiedliche Wahrnehmung der Preisänderungen bei täglich und selten eingekauften Waren und Dienstleistungen.“ Die UniCredit Bank ließ sich am Beispiel Deutschlands und Tschechiens inspirieren. Sie nutzte bei der Beurteilung der Inflation einen neuen Index – den Index der wahrgenommenen Inflation bei oft gekauften Waren und Dienstleistungen. In diese Kategorie gehören zum Beispiel Lebensmittel, auf deren Preiserhöhung die Menschen stärker reagieren als bei größeren Investitionen. Eine andere Regel sagt, dass die Preiserhöhung viel empfindlicher als die Preissenkung wahrgenommen wird. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Analysen mithilfe des neuen Indexes. Die durchschnittliche jährliche Preiserhöhung in der Slowakei belief sich seit dem Jahr 2006 auf 2,9 Prozent, die wahrgenommene Inflation auf 3,3 Prozent. Die deutlichste Abweichung zwischen der realen und der wahrgenommenen Inflation wurde in den Jahren 2011 und 2012 verzeichnet, als der Unterschied mehr als zwei Prozent darstellte. Zurzeit nähern sich diese zwei Werte einander an. Die vom Statistikamt veröffentlichte Inflation wird als ein gewichteter

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Durchschnitt der Preisänderungen im Warenkorb berechnet, wobei die einzelnen Posten des Warenkorbs den Verbrauch im durchschnittlichen Haushalt widerspiegeln. Den größten Teil bilden in so einem Warenkorb die Wohnkosten – etwa 28 Prozent, danach folgen Ver-

Ľubomír Koršňák: „Die Menschen nehmen die Preiserhöhung oft ganz anders wahr als das Statistikamt.“ - Foto: UniCredit Bank.


WIRTSCHAFT

pflegungskosten. Der kleinste Teil sind die mit der Bildung verbundenen Kosten. Das Niveau der so gemessenen Inflation war in den letzten Jahren in der Slowakei laut Koršňák wechselhaft: „Die Inflation bewegt sich wie auf einer Schaukel nach oben und nach unten. Zurzeit erreicht sie ihr historisches Minimum. Im Januar sind die Preise zwischenjährlich überhaupt nicht gewachsen und die Inflation war auf dem Null-Niveau.“

verdoppelt haben sie sich dabei im Laufe von etwa 14 Tagen. In der Slowakei wurde der größte zwischenmonatliche Anstieg der Preise im Januar 1991 gemessen – als die Inflation das Niveau von etwa 26 Prozent erreichte. Im Laufe des ganzen Jahres 1991 sind die Preise um etwa 60 Prozent gestiegen.“ Für die Zukunft erwartet Koršňák keine dramatische Preiserhöhung, die Inflation sollte jedoch in den nächsten Jahren im Vergleich zum Durchschnitt

Die durchschnittliche jährliche Preiserhöhung in der Slowakei belief sich seit dem Jahr 2006 auf 2,9 Prozent, die wahrgenommene Inflation auf 3,3 Prozent. Koršňák zufolge ist eine mäßige Inflation für die Entwicklung der Wirtschaft gesund. Den allmählich steigenden Preisen gleichen sich auch die Löhne oder Zinssätze an. In der Slowakei könnte dies jedoch durch die Währungspolitik der Eurozone etwas komplizierter werden, meint Koršňák: „Die Zinssätze in der Eurozone werden dem europäischen Durchschnitt angepasst, wobei größere Länder wie Deutschland oder Frankreich wahrscheinlich eine etwas niedrigere Inflation als die Slowakei haben werden. Dann könnte es in einigen Zeitabschnitten dazu kommen, dass die Zinssätze niedriger als die Inflation sein werden. In so einer Situation sinkt der reale Wert der Einlagen und Kredite.“

der Eurozone etwas höher sein: „Bei den Gütern sind wir dem europäischen Durchschnitt sehr nahe, hier erwarten wir also keine grundsätzliche Konvergenz. Bei der weiteren Entwicklung der slowakischen Wirtschaft rechnen wir mit einem Anstieg der Gehälter, was sich bei Preisänderungen im Bereich Dienstleistungen widerspiegeln sollte. Diese sind in der Slowakei noch immer billiger als in der Europäischen Union. Wir erwarten also, dass die Preise der Dienstleistungen im mittel- bis langfristigen Horizont steigen werden. Dies wird

eine etwas höhere Inflation als die in der Eurozone zur Folge haben.“ Und wie sieht die aktuelle Situation aus? Laut Angaben des Statistikamtes der Slowakischen Republik verzeichnete die Slowakei im Februar zum ersten Mal in der Geschichte eine mäßige Deflation. Auf dem Markt wurde zwar eine geringe Beschleunigung der Preiserhöhung erwartet – die Verbraucherpreise sanken jedoch zwischenmonatlich sowie zwischenjährlich um 0,1 Prozent. Im Februar waren vor allem Lebensmittel und Treibstoffe etwas billiger, die Preissenkung dauerte auch im März fort. Laut Koršňák sollte sich dieser Trend in diesem Halbjahr nicht ändern: „Eine mäßige Deflation droht noch immer, wir nehmen jedoch an, dass sie nicht höher sein wird. Wir schließen nicht aus, dass in den nächsten Monaten eine Preissenkung von etwa 0,1 bis 0,2 Prozent vorkommen kann, unser Grundszenario für dieses Jahr rechnet jedoch mit einer niedrigen Inflation. Im zweiten Halbjahr könnte eine höhere Nachfrage eine mäßige Inflation mit sich bringen.“ Ein gewisses Risiko bei dieser Vorhersage stellen die Erdölpreise dar, die im Zusammenhang mit der Entwicklung in der Ukraine steigen können. In einem solchen Fall kann man mit einer schnelleren Ankunft der Inflation in der Slowakei rechnen.

Über die Inflation oder Deflation kann man in der Slowakei seit dem Übergang zur Marktwirtschaft sprechen, als die regulierten Preise durch Marktpreise ersetzt wurden. In der Slowakei sowie in Tschechien wurde seitdem laut Koršňák keine Hyperinflation verzeichnet – im Unterschied zu einigen anderen osteuropäischen Ländern, die denselben Prozess durchmachten: „Als Beispiel kann ich einige Länder anführen, die einen extremen Preiszuwachs verzeichnet haben. In Bosnien und Herzegowina beispielsweise haben sich die Preise im Juni 1992 mehr als verdreifacht,

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WIRTSCHAFT

Der diesjährige Autosalon feiert einen Riesenerfolg Auf dem Bratislavaer Ausstellungsgelände Incheba erlebte am Sonntag, den 14. April, das wichtigste Ereignis der slowakischen Automobilbranche se inen Höhepunkt – der Bratislavaer Autosalon. 35 ausstellende Marken und 132 Aussteller aus Österreich, Tschechien, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Polen, Italien und der Slowakei boten den Besuchern auf fast 40 000 Quadratmetern Fläche einen Einblick in die attraktive Welt des Automobilismus. Unter den Ausstellungsstücken gab es fast fünf Dutzend slowakischer Premieren, von denen mehrere direkt vom Genfer 84. Internationalen Auto-Salon in Bratislava eintrafen. Das hohe Niveau des Autosalons sorgte so dieses Jahr dafür, dass er beachtliche 185 323 Besucher in seinen Bann zog. Text: MM, Incheba, Foto: Incheba

Teil des Autosalons war auch der 4. Jahrgang der Ausstellung von Luxuserzeugnissen und –services Exclusive Salon. Eine Promenade im Stil von St. Tropez, eine große Zahl teurer und schneller Autos, luxuriöser Schmuck, Jachten und Hubschrauber verliehen dem Event Glanz. Der Exclusive Salon stellte auch den teuersten Wagen der gesamten Ausstellung aus, einen Rolls-Royce Wraith zum Preis von knapp 350 000 Euro. Der Autosalon hatte jedoch nicht nur neue Autos zu bieten, sondern auch Veteranen. Die Besucher konnten neun Exponate aus fünf Generationen der legendären Marke bewundern. Die beliebte Eröffnung der Tuning-Saison am letzten Ausstellungstag zeigte Dutzende getunter und aufgepeppter Wagen. Für die Atmosphäre einer großartigen Motoren-Show sorgte das Begleitprogramm. Die Besucher konnten ausgesuchte

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Modelle mehrerer Marken auf Testfahrten ausprobieren. Crashtests, ein Kollisionssimulator, ein Überrollsimulator und ein Alkoholsimulator führten Interessenten die Gefahren des Straßenverkehrs vor Augen. Die jüngsten Besucher konnten sich auf einem Verkehrsspielplatz das richtige Verhalten im Straßenverkehr aneignen. Während des Autosalons wurden Preise für die kreativsten Ausstellungsstän-

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de überreicht. Dieses Jahr gingen sie an insgesamt vier Unternehmen: MercedesBenz Slovakia, s.r.o., Peugeot Slovakia, s.r.o., Kia Motors Sales Slovakia, s.r.o. und Porsche Slovakia, s.r.o. Die Preise des Bratislavaer Autosalons gingen dagegen an die besten Kraftfahrzeuge in Dutzenden Kategorien. In der Kategorie Schönstes Auto des Autosalons siegte der Jaguar F-Type R.


WIRTSCHAFT

Burgenland: Wein & Tourismus werben um slowakische Gäste Für einen kräftigen Paukenschlag sorgten Burgenland Tourismus und Wein Burgenland in Bratislava: Bereits zum sechsten Mal präsentierte sich die heimische Wein- und Tourismuswirtschaft in großem Stil in der Slowakei. 50 Winzer aus dem Burgenland und führende touristische Anbieter sorgten in der slowakischen Hauptstadt für gewaltiges Interesse. Text und Fotos: Burgenland Tourismus und Wein Burgenland

Bei der großen Burgenland-Präsentation am 10. April im Hotel Radisson Blu Carlton in der Altstadt von Bratislava stellten führende Winzer, Kultur- und Freizeitanbieter sowie Beherbergungsbetriebe aus dem Burgenland ihre Angebote vor. Für Medien- und Reisebürovertreter wie auch Meinungsbildner gab es bereits zu Mittag die Möglichkeit bei einem Degustationsmenü begleitet von Top-Weinen aus dem Burgenland das heimische Angebot näher kennenzulernen. Anschließend luden 50 burgenländische Winzer zu einer Weinverkostung. Das Interesse war überwältigend: 720 Besucher, darunter viele Journalisten, Fachpublikum, Einkäufer,

Weinfreunde, bestehende und potentielle Burgenland-Gäste, drängten sich in den vornehmen Salons des Radisson Blu CarltonHotels und waren von den burgenländischen Weinen begeistert. Für einen reibungslosen Ablauf sorgen die Schüler des 3. Jahrganges der Tourismusschule Pannoneum aus Neusiedl am See. Mit Kontinuität erfolgreich Das Burgenland steht bei den Slowaken hoch im Kurs. Mehr als 16 Prozent

Steigerungen bei den Nächtigungen im vergangenen Jahr, dazu tausende Tagesgäste, die das burgenländische Rad-, Thermen- und Shoppingangebot nutzen und die heimischen Weine und Kulinarik schätzen. „Die Region Bratislava mit einem enormen Gästepotential gleichsam ´vor der Haustür` bietet eine Riesenchance für den burgenländischen Tourismus, die es zu nutzen gilt. Wir wollen uns als perfekte Naherholungsdestination für Gäste aus der Slowakei positionieren, dabei aber noch mehr unsere Stärken betonen. Da darf der burgenländische Wein nicht fehlen“, so Burgenland Tourismusdirektor Mario Baier. „In den vergangenen Jahren konnten wir das Burgenland in Bratislava durch Präsentationen, Medienkooperationen und zahlreichen Workshops in Bratislava gut positionieren und somit den Weintourismus und den Weinverkauf - hier im speziellen den heimischen Ab-Hof Verkauf stärken. Speziell die Region in und um Bratislava ist aufgrund der großen Einwohnerzahl und der geografischen Nähe äußerst interessant“, so Christian Zechmeister, Geschäftsführer der Wein Burgenland.

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nachbarn

Vorhang auf für die Sommerakademie Schloss Kittsee 2014 Vom 4. bis 17. August findet unter der künstlerischen Leitung der Schriftstellerin Karin Ivancsics zum zweiten Mal eine Veranstaltung statt, die ganz im Zeichen der Kreativität steht: die Sommerakademie Schloss Kittsee 2014 (SOAK). Text: Katarína Kironská, Fotos: SOAK

In dem außergewöhnlichen Ambiente des Schlosses und seiner Umgebung bietet die Veranstaltung im Rahmen des Kultursommers Kittsee Workshops für Fotografie, Schreiben, Theater, Zeichnen und Malerei. Diese Mischung aus Geschichte, Kunst und Kultur nimmt sich als Ziel seine Besucher, ob klein oder groß, Anfänger oder Fortgeschrittene aktiv in die Veranstaltung miteinzubinden. Der Besuch eines Workshops an der Sommerakademie ist mehr als bloß intensive Beschäftigung mit einer künstlerischen Technik. Die Besucher bekommen die Möglichkeit sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, die eigenen Grenzen zu überwinden und obendrein die verschiedenen angrenzenden Orte und Kulturen kennen zu lernen. „Bei der SOAK sind die Teilnehmer nicht nur Kulturkonsumenten, sondern sie dürfen selber schreiben, präsentieren und überhaupt mitmachen“, erzählt Karin Ivancsics. Die Grenzlage der Gemeinde Kittsee zeigt sich als geradezu ideal für nachbarschaftliche Gemeinschaftsprojekte zwischen Österreich, Ungarn und der Slowakei. „Ein Grund für die Initiierung der SOAK war, dass

das Schloss für die Leute, die jetzt schon hier wohnen oder aus der Slowakei, Ungarn oder den österreichischen Regionen kommen, als Kommunikations- und Kulturzentrum über die Kunst eine Vermittlungs- und Annäherungsrolle spielen könnte.“ Die Grenze in den Köpfen Der Schwerpunkt für das öffentlich zugängliche Rahmenprogramm der diesjährigen Sommerakademie wird das Jubiläum 25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs sein, ein Thema, das die drei nebeneinander lebenden Kulturen wie in der Geschichte so auch im Heute vereint. Karin Ivancsics ist selbst in Deutsch Jahrndorf, in dem damals noch streng zerteilten Dreiländereck aufgewachsen: „Für mich als Kind war das eine sehr außergewöhnliche Situation, denn man fühlte sich in dieser Ecke umkreist und von Stacheldrähten gefangen. Man wusste nicht, was dahinter ist, nur dass da ein anderes Land beginnt und so bald es möglich war, bin ich wie andere Jugendliche weggezogen. Ich dachte nicht, dass ich wieder zurrückkommen würde, heute finde ich es sehr spannend zu den Wurzeln zurrückzu-

Das malerische Schloss Kittsee aus dem 17. Jahrhundert

Termine für die Workshops 2014: Mo, 4. – Sa, 9.8.2014 Workshops für Kinder und Jugendliche Theater (12-16 Jahre) „Besetzt!“ Leitung: Sandra Schüddekopf Zeichnen und Malerei (10-16 Jahre) „Kohlenschwarz und Pastellgrell“ Leitung: Oliver Marčeta Sa, 9.8. Abschlusspräsentation Mi, 13. – So, 17.8.2014 Workshops für Erwachsene Kreatives Schreiben „Die Landschaft als Text/Der Text als Landschaft“ Leitung: Petra Ganglbauer Künstlerische Fotografie „Ablichten einer möglichen Wirklichkeit“ Leitung: Hermann Staudinger Abschlussmatinée, 14.8. Präsentation/ Vernissage Rahmenprogramm Vorhang auf! (Eintritt frei): 8.8., 14 Uhr – zweisprachige Lesungen von Jutta Treiber und Marián Hatala 8.8., 16.30 Uhr – „Da ist der Wurm drin!“ Karin Schäfer Figuren Theater 8.8, 19 Uhr – Lesung von Jutta Treiber 14.8., 19 Uhr – Lyrikabend mit zweisprachigen Lesungen von Mila Haugová und Manfred Chobot. Special Guest: Alfred Polansky (Gitarre) 15.8., 14 Uhr – Lesungen von Terézia Mora und Ludwig Laher mit anschließender Diskussion (Moderatorin: Eva Watzek-Hillinger) 15.8., 19 Uhr - Konzert Kisláptaros Népzenekar kehren und zu sehen, wie es nach der Grenzöffnung weitergeht.“ Für Vorhang auf! sind zwei, teilweise mehrsprachige Leseabende mit anschließender Diskussion zum Thema Öffnung der Grenzen und den damit verbundenen Veränderungen geplant. Ziel ist es, die unterschiedlichen An-

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Im kulinarischen Dorf wird für das leibliche Wohl gesorgt.

Der Kurs „Zeichnen und Malerei“ gehört zu dem vielfältigen Angebot der Sommerakademie

Schreibpädagogin Petra Ganglbauer mit Leiterin Karin Ivancsics und Schülern Die Leiterin der Sommerakademie Kittsee Karin Ivancsics liegen und Bedürfnisse der Bevölkerung „von hüben und drüben“ bewusst zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, den Nachbarn auf der Ebene der Kultur zu begegnen. Die Sommerakademie richtet sich dieses Jahr besonders an Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 Jahren. Ihnen ist gleich die erste Woche von Montag den 4. bis Samstag den 9. August gewidmet. Im Theaterworkshop, geleitet von Sandra Schüddekopf, sollen sie auf spielerische Art und Weise lernen und erkunden, wie die Situation vor 25 Jahren war und gleichzeitig durch eigene Erfahrungen den Bogen zur Gegenwart spannen, um den Kontrast sowie die Symbiose zwischen Heute und Gestern zu finden: „Kinder können auf einer Ebene miteinander kommunizieren, wie es für die Eltern - bedingt durch die historischen Umstände - gar nicht möglich war. Die Grenzen sind noch immer in unseren Köpfen, die neue Generation hat

dieses Problem hoffentlich nicht mehr oder geht anders damit um. Kinder sehen die kulturellen Unterschiede unbelasteter und haben weniger Berührungsängste. Darum fände ich es wichtig und spannend, dass Kinder aus verschiedenen Ecken der drei Länder mit egal wie guten Deutschkenntnissen mitmachen und ihre Geschichte einbringen. Ich glaube, dass sich dadurch etwas Großartiges entwickeln kann und wenn hier und da ein paar slowakische Töne und Wortfetzen erklingen und mitmischen, dann wäre das toll.“ Die Landschaft als Text /Der Text als Landschaft Wie die Workshops für Kinder und Jugendliche, so sind auch die Workshops für Erwachsene, die in der Woche danach von Mittwoch den 13. bis Sonntag den 17. August stattfinden, mit buntem Programm, wie z. B. Konzerten und Lesungen umrahmt. „Viele der weit angereisten Teilnehmer sind überrascht, wie nahe die slowakische Grenze und überhaupt die Hauptstadt Bratislava liegt. Durch die Exkursionen lernen sie die Umgebung kennen und machen oftmals

Kreatives Schreiben auf dem Schloss auch allein noch Ausflüge in die slowakischen Museen und Galerien, die ja so viel zu bieten haben.“ Der Schreib-Workshop titelt „Die Landschaft als Text /Der Text als Landschaft“ und wird von der bekannten Radiokünstlerin und Schreibpädagogin Petra Ganglbauer geleitet. Der Kurs für künstlerische Fotografie läuft unter dem Thema „Ablichten einer möglichen Wirklichkeit“, geleitet wird er von Herman Staudinger. „Die Teilnahme an den Workshops ist begrenzt, Qualität ist uns wichtig, wir möchten, dass jeder einzelne Teilnehmer individuelle Betreuung erhält. Das große Interesse für den Schreibkurs führte außerdem dazu, dass die Teilnehmerzahl erhöht sowie das Begleitprogramm modifiziert wurde.“

Anmeldeschluss: 30. Juni 2014 Office@sommerakademie-kittsee.at Nähere Informationen: www.sommerakademie-kittsee.at, www.kultursommer-kittsee.at

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Sprechen Ihre Betriebswirte die Business-Sprache? Eine hochentwickelte Wirtschaftsabteilung ist der ideale Partner für jedes Business.

Deloitte German Desk

Ján Bobocký, Senior Manager, Deloitte

bietet umfassende Beratung und Konsultationen im Bereich Steuern, Wirtschaftsprüfung, Buchhaltung, Risikosteuerung sowie komplexe juristische Dienstleistungen.

„Die Buchführung ist die Sprache des Business“. Das ist ein Zitat vom Investitionsmagier Warren Buffet. Diese Sichtweise ist jedoch manchmal so weit entfernt von der slowakischen Realität wie die Slowakei von den USA. Im slowakischen Umfeld wird die Buchführung seit langem eher als Hilfsmittel zum Aufstellen der Steuererklärung verstanden. Der Arbeitsinhalt der heutigen Betriebswirte und Finanzdirektoren ist jedoch viel weiter und komplexer, es geht nicht nur um das Sicherstellen der Richtigkeit von Finanzreports oder Steuererklärungen. Diese Fachleute werden zu Businesspartnern der übrigen Abteilungen, denn unter anderem minimieren sie die Risiken, nutzen die zur Verfügung stehenden Mittel voll aus und schaffen Mehrwert durch Verbesserung und Effizienzsteigerung von Prozessen. Wir unterscheiden vier Gesichter des Finanzdirektors: Steward – die wichtigste Mission des Stewards ist die Kontrolle. Er legt Nachdruck auf die Einhaltung von innerbetrieblichen Richtlinien, von Terminen des internen und externen Reportings und auf die Minimierung steuerlicher Risiken. Operator – im Gegensatz zum Steward stellt der Operator Fragen. Er hat die Aufgabe, ein Gleichgewicht zu finden zwischen den Fähigkeiten, Kosten, Anforderungen und der Leistung der Betriebswirtschaftsabteilung. Katalysator – er will bei organisatorischen Änderungen, bei der Einführung

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neuer Verfahren ein aktives Element sein. Stratege – die Aufgabe des Strategen ist es, bei der Festlegung strategischer Ziele die Führung zu übernehmen, z.B. bei Fusionen und Akquisitionen, bzw. bei der Beschaffung von Kapital und Mitteln für die Weiterentwicklung des Unternehmens. Merkmal einer hochentwickelten Abteilung für Betriebswirtschaft ist jedoch der richtige Zugang zum Jahresabschluss und zur Aufstellung der Managerreports. Wenn Sie auf eine der unten stehenden Fragen mit Ja antworten, wird es wahrscheinlich auch in Ihrer Gesellschaft erforderlich sein, einen qualitativen Sprung in einer der oben genannten Rollen des Finanzdirektors bzw. der Betriebswirtschaftsabteilung herbeizuführen. • Hängt die Einhaltung der Termine für den Jahresabschluss und die Steuererklärung vom persönlichen Einsatz Ihrer Buchhalter ab? • Nehmen Sie in letzter Minute Korrekturen vor, um die Richtigkeit und Vollständigkeit des Jahresabschlusses zu „retten“? Wie viele solcher Fehler findet erst der Wirtschaftsprüfer? • Dienen bei Ihnen zur Vorbereitung von Reports vorwiegend manuell in MS Excel erstellte Tabellen? • Wie viele manuelle Kontrollen müssen erfahrene Buchhalter bei Ihnen aus-

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Wir bieten Konsultationen in deutscher Sprache. Die Kenntnis der hiesigen Abläufe ermöglicht es uns, auf der Grundlage Ihrer Anforderungen vernünftige, praktische und preisgünstige Entscheidungen zu treffen. Kontaktpersonen: Peter Jaroš, +421 2 582 49 201 pjaros@deloittece.com Silvia Hallová, +421 2 582 49 169 shallova@deloittece.com www.deloitte.sk führen, um eine hohe Qualität des Jahresabschlusses und der Steuererklärung sicherzustellen? • Wie viel Zeit widmen Sie dem Erläutern der Unterschiede, die sich aus der uneinheitlichen Methodik bei der Vorbereitung der Managerreports in den einzelnen Zeiträumen ergeben? In vielen Fällen ist ein Wandel zum Besseren durch Aufsuchen von Impulsen aus dem externen Umfeld möglich. Sehr effizient ist das Einholen eines guten Feedbacks vom Wirtschaftsprüfer oder dessen unmittelbare Einbeziehung als Berater zur Identifizierung von Korrekturmaßnahmen in sich entwickelnden Bereichen oder bei der Auswahl einer hochwertigen IT-Lösung. Sie sollten sich nicht darauf verlassen, dass das Management in der Zentrale Ihrer Unternehmensgruppe alles richtet, und dass das Einhalten der Anordnungen allein den Erfolg der hiesigen Gesellschaft sichert.


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Verkettung zeitweiliger Zuweisungen durch Leiharbeitsfirmen JUDr. Gabriela Semančíková, LL.M. MBA www.aks.sk

Verkettung zeitweiliger Zuweisungen durch Leiharbeitsfirmen Am 1.5.2013 ist die Novelle von Gesetz Nr. 5/2004 über ArbeitsmarktDienstleistungen in der Fassung späterer Vorschriften in Kraft getreten. In dieser Novelle wurde der Paragraf 29 um einen neuen Absatz 2 ergänzt: „Um eine zeitweilige Zuweisung laut Abs. 1 handelt es sich nicht, wenn der den Leiharbeiter nutzende Arbeitgeber im Zeitraum von 24 aufeinanderfolgenden Monaten mehr als fünf mal erneut mit der Leiharbeitsfirma oder mit den Leiharbeitsfirmen die zeitweilige Zuweisung des selben Leiharbeiters vereinbart, mit Ausnahme des in der Sondervorschrift angegebenen Grundes (Anmerkung: § 48 Abs. 4 Gesetz Nr. 311/2001 Z. z. Arbeitsgesetzbuch); eine erneute zeitweilige Zuweisung ist eine Zuweisung, durch welche der Leiharbeiter dem die Leiharbeit nutzenden Arbeitgeber vor Ablauf von sechs Monaten nach Beendigung der vorherigen zeitweiligen Zuweisung zugewiesen wird. Im Fall laut erstem Satz erlischt das Arbeitsverhältnis zwischen dem Leiharbeiter und der Leiharbeitsfirma und es entsteht ein unbefristetes Arbeitsrechtsverhältnis zwischen dem ehemaligen Leiharbeiter und dem ihn einstellenden Arbeitgeber. “ Diese Bestimmung ist eingefügt worden, um eine übermäßige Verkettung von zeitweiligen Zuweisungen der Leiharbeiter einzuschränken, einen Missbrauch der Möglichkeit zeitweiliger Zuweisungen zu vermeiden und ein Umgehen der Bestimmungen des Arbeitsgesetzbuches über das direkte Arbeitsrechtsverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu ver-

hindern. Die Bestimmung von § 29 Abs. 2 ergänzt also die positive Definition des Begriffs „zeitweilige Zuweisung“ (§ 29 abs. 1 des zitierten Gesetzes) um dessen negative Definition, also um die Abgrenzung dessen, was nicht mehr als zeitweilige Zuweisung gelten kann. Zugleich wird der „zeitweilige“ Charakter der Zuweisung eines Leiharbeiters durch die Leiharbeitsfirmen betont. Im Sinne dieser Bestimmung kommt es bei Erfüllung gewisser Bedingungen von Gesetz wegen zum Erlöschen des Arbeitsrechtsverhältnisses zwischen Leiharbeiter und Leiharbeitsfirma und zur Entstehung der unbefristeten Arbeitsrechtsverhältnisses zwischen dieser Person und demjenigen Arbeitgeber, der die Leiharbeit genutzt hatte. Hierzu müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: a) Nach der ersten zeitweiligen Zuweisung des Leiharbeiters kommt es zu einer erneuten zeitweiligen Zuweisung derselben konkreten Person an denselben die Leiharbeit nutzenden Arbeitgeber, und zwar mehr als fünf Mal. b) Die Anzahl der erneuten zeitweiligen Zuweisungen wird in einem Zeitraum von 24 aufeinander folgenden Monaten beobachtet, wobei der 24-MonatsZeitraum ab Beendigung der ersten zeitweiligen Zuweisung zählt. c) Zwischen der zeitweiligen Zuweisung und der erneuten zeitweiligen Zuweisung bzw. zwischen zwei erneuten zeitweiligen Zuweisungen vergehen nicht mehr als 6 Monate, d) Die Kette der mehr als fünf zeitweiligen Zuweisungen eines Leiharbeiters

an einen die Leiharbeit nutzenden Arbeitgeber darf nicht unterbrochen sein, z.B. durch die zeitweilige Zuweisung der betreffenden Person an einen anderen Arbeitgeber. Käme es zu einer Unterbrechung der Kontinuität, ob nun aus dem Grunde (Buchstabe c) eines Zeitraumes länger als 6 Monate zwischen zwei zeitweiligen Zuweisungen oder wegen einer anderen Lücke zwischen den zeitweiligen Zuweisungen (Buchstabe d), so wird die Bedingung der Abfolge von zeitweiliger Zuweisung und erneuter zeitweiliger Zuweisung von neuem in einem 24-Monats-Zeitraum beurteilt. e) In die Anzahl der fünf erneuten zeitweiligen Zuweisungen ist nicht einzurechnen die zeitweilige Zuweisung aus dem in § 48 Abs. 4 des Arbeitsgesetzbuches genannten Grund.

Advokátska kancelária JUDr. Gabriela Semančíková LL. M., MBA, Hviezdoslavovo námestie 7, 811 02 Bratislava telefón: +421-2-4910 4011-3 fax: +421-2-4910 4015 e-mail: Semancikova@aks.sk www.aks.sk

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Datenschutz – Novellen und Anpassungspflichten Das am 1. Juli 2013 in Kraft getretene neue Datenschutzgesetz Nr. 122/2013 enthält eine Reihe von Pflichten für Unternehmen und Arbeitgeber, die aufgrund der Übergangsfristen im ersten Halbjahr 2014 umzusetzen sind. Mit der nach dem Präsidentenveto im zweiten Anlauf am 3.4.2014 verabschiedeten Novelle wurde ein Teil dieser Pflichten wieder gestrichen. Von Mag. Bernhard Hager, LL.M., Dvořák Hager & Partners, advokátska kancelária, s.r.o., www.dhplegal.com

In Zeiten von Google und Facebook, Eduard Snowden, NSAAbhöraktionen, Veröffentlichung diverser geheimer Telefonate von Staats- und Regierungschefs zur Ukraine-Krise gewinnt man den Eindruck, dass im Umgang mit persönlichen Daten alles möglich ist, außer deren effektiver Schutz. Was aber in der großen Politik gängige Praxis zu sein scheint, gilt nicht für den gewöhnlichen Unternehmer bzw. Arbeitgeber, der in der Slowakei den strengen Vorschriften des Datenschutzgesetzes unterworfen ist und jederzeit mit einer Kontrolle durch das Datenschutzamt rechnen muss. Der Strafrahmen für die Nichteinhaltung der Bestimmungen aus dem Datenschutzgesetz reicht von EUR 300 bis EUR 300.000, wobei die Behörde mit der seit dem 15.4.2014 wirksamen Novelle wieder die Möglichkeit hat, in bestimmten Fällen auf eine Bestrafung zu verzichten. Das Gesetz schreibt vor, bis zum 1.1.2014 die Datenverarbeitung und die generellen Datenschutzmaßnahmen an die aktuelle Rechtslage anzupassen.

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Bis zum 1.1.2014 musste eine Belehrung jener Personen erfolgen, deren Daten verarbeitet werden. Bis zu diesem Tag mussten beim Datenschutzamt die Informationssysteme, (Software zur systematischen Verarbeitung der Personaldaten), registriert werden. Mit der seit dem 15.4.2014 wirksamen Novelle wurde die Registrationspflicht der Informationssysteme auf eine Meldepflicht geändert und somit ist auch die Gebühr von EUR 20 nicht mehr zu zahlen. Bei bestimmten, definierten Daten, wie sensible Personaldaten, biometrische Personaldaten, Sicherheitskameras oder Maßnahmen zum Schutz von Eigentum und Finanzinteressen gilt weiterhin die Registrationspflicht und ist eine Gebühr von EUR 50 zu zahlen. Bis zum 1.7.2014 müssen die Verträge mit externen Datenverarbeitern an die neue Rechtslage angepasst werden. Ursprünglich bestand die Verpflichtung, bis zum 1.7.2014 eine sog. „verantwortliche Person“ dem Datenschutzamt anzuzeigen, und

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gleichzeitig nachzuweisen, dass diese Person die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt und auch die notwendige Prüfung erfolgreich abgelegt hat. Die Bestellung einer verantwortlichen Person ist nach der Novelle nur noch freiwillig. Allerdings muss die verantwortliche Person im Falle der Bestellung die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen und die notwendigen Prüfungen nachweisen. Durch die Novelle wurde per 15.4.2014 auch die Pflicht zur Erstellung von sog. Sicherheitsrichtlinien abgeschafft. Nun unterscheidet das Gesetz nur mehr zwischen einem Sicherheitsprojekt (z.B. bei der Verarbeitung von sensiblen Personaldaten) und einer Belehrung der betroffenen Personen. Neu sind auch die Bestimmungen zur Übermittlung der personenbezogenen Daten in das Ausland, wobei zwischen den EUMitgliedstaaten und dem Rest

zu unterscheiden ist. Im Rahmen der EU können Daten frei übermittelt werden. Bei Drittstaaten hingegen gilt eine schärfere Informationspflicht gegenüber der betroffenen Person, die der Übermittlung der Daten ausdrücklich zustimmen muss. Mit der jüngsten Novelle hätte auch die Möglichkeit eingeführt werden sollen, ohne Zustimmung des Betroffenen persönliche Daten zu verarbeiten, wenn dies zum Schutz der Rechte des Datenverarbeiters oder Dritter erforderlich ist, insbesondere zur Klärung unlauterer Praktiken am Arbeitsplatz, Beurteilung der Arbeitsleistung oder Effektivität der betroffenen Person. Der Präsident hat dagegen unter Berufung auf die Verfassung und Menschenrechte ein Veto eingelegt und das Gesetz wurde im zweiten Anlauf ohne diesen Passus verabschiedet. Somit setzt das „Monitoring der Mitarbeiter“ auch künftig die Zustimmung der Betroffenen voraus.


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Arbeitgeberseitige Angebotspflicht bei Kündigung von Arbeitnehmern

– unmögliche gerichtliche Anforderungen Jeder Arbeitgeber kann bestätigen, dass gute Arbeitnehmer selten gekündigt werden. Trotzdem ist ein einseitiger „Abschied“ von einem dürftig leistenden oder undisziplinierten Arbeitnehmer aus gesetzlich festgesetzten Gründen nicht einfach.

Von Andrej Leontiev (li.) und Jana Kostrabová, Partner bei TaylorWessing enwc Rechtsanwälte in Bratislava, www.taylorwessing.com

Die Situation wird noch durch die Rechtsprechung des slowakischen Obersten Gerichtshofes, und zwar nicht nur durch die Präzisierung, sondern auch durch Erweiterung der Voraussetzungen der Gültigkeit einer Kündigung verkompliziert. Die slowakischen Gerichte sind besonders arbeitnehmerfreundlich und betrachten die Arbeitgeber noch immer als die „Bösen“. Besonders umfassende Rechtsprechung hat sich im Zusammenhang mit der sog. „Angebotspflicht“ entwickelt. Die Angebotspflicht bedeutet, dass der Arbeitgeber dem „überflüssigen“ Arbeitnehmer alle freien Arbeitsstellen in seinem Betrieb anzubieten hat, deren Qualifikationsvoraussetzungen er erfüllt (auch wenn eine zusätzliche Vorbereitung erforderlich wäre). Nach den Bestimmungen des Arbeitsgesetzbuches muss diese Pflicht im Zeitpunkt der

Zustellung der Kündigung erfüllt werden. Wir erlauben uns aber auf ein relativ neues Urteil des Obersten Gerichtshofes hinzuweisen (Urteil Nr. 1 M Cdo 5/2009 vom April 2011), in dem der Gerichtshof „unauffällig“ festgestellt hat, dass der Arbeitgeber dem gekündigten Arbeitnehmer auch während des Ablaufs der Kündigungsfrist alle freien Arbeitsstellen anzubieten hat. Die Richter des Obersten Gerichtes bezeichnen diese Feststellung als „gutes Recht“. In der Praxis bedeutet das, dass der Arbeitgeber jede Arbeitsstelle, die neu ausgeschrieben wird, zuerst allen seinen sich in der Kündigunsfrist befindlichen Arbeitnehmern anzubieten hat. Dieser Vorgang ist in manchen Fällen praktisch unmöglich, insbesondere bei großen Gesellschaften mit vielen Arbeitnehmern, die in der Regel viele offene Positionen haben. Insbesondere wenn man dazu noch die Rechtsprechung berücksichtigen muss, nach der das Angebot allen sich in der Kündigungsfrist befindlichen Arbeitnehmern gleichzeitig vorgelegt werden muss und die Stelle derjenige bekommen soll, der dieses Angebot zuerst annimmt. Stellen Sie sich eine Gesellschaft mit zweitausend

Mitarbeitern, die monatlich mehrere neue Arbeitsstellen ausschreibt und in Krisenzeiten relativ oft redundante Mitarbeiter in der Kündigungsfrist hat. Soll sie bei jeder neuen Ausschreibung alle sich in der Kündigungsfrist befindlichen Mitarbeiter ansprechen, dazu noch alle gleichzeitig? Die Gesellschaft könnte auf ihre Recruiting-Abteilung und auf Auswahlverfahren verzichten. Die Auslegung ist auch aus rechtlicher Sicht unlogisch: Wie kann eine Kündigung, die im Zeitpunkt der Zustellung alle gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt und dadurch als gültig zu betrachten ist, im Laufe der Kündigungsfrist wegen Unterlassung der Angebotspflicht nachträglich ungültig werden?

Es bleibt nur zu hoffen, dass es sich in diesem Fall nur um ein Missverständnis seitens des Obersten Gerichtshofes handelt und die Gerichte diese extrem extensive Auslegung des Arbeitsgesetzbuches nicht wahrnehmen und bestätigen werden. Die Frage ist also, was die Arbeitgeber tun können, um solchen unerwünschten Situationen vorzubeugen. Der sicherste Weg ist die Schaffung einer klaren Organisationsstruktur mit genauer und umfassender Beschreibung der Qualifikations- und Praxisvoraussetzungen für jede Arbeitsstelle. Damit wird die Anzahl der Positionen, die den gekündigten Arbeitnehmern anzubieten sind, stark begrenzt.

Symbolfoto: Shutterstock

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Konferenz belegt großes Interesse an energieeffizienten Gebäuden Exportinitiative Energieeffizienz

Über 100 Teilnehmer erschienen zur deutsch-slowakischen Konferenz am 11. März 2014 in Bratislava, um sich über Energie­effizienz-Maßnahmen im Gebäude­bereich zu informieren. Fachexperten aus beiden Ländern stellten aktuelle Trends und Praxis­beispiele vor, während Anbieter aus Deutschland auf innovative Techno­logielösungen eingingen. Einer davon war die Firma Wagner & Co Solartechnik. „Das Publikum war handverlesen und hatte auch wirklich Interesse an den vor­gestellten Produkten und Technologien“, zeigte sich Export Sales Manager Michael Otterbach zufrieden. Otterbach nahm zusammen mit den Vertretern sieben weiterer Unternehmen an dem Projekt der Exportinitiative Energieeffizienz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie teil, das die DSIHK für die Slowakei durchführte. Text: Markus Halt, Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer (DSIHK)

Mit an Bord war auch Klaus Drücker von der STEICO Gruppe, der auf slowakischer Seite einen großen Wunsch nach Energieeinsparungen feststellte. „Insbesondere hochgedämmte Gebäude scheinen für den slowakischen Markt interessant zu sein, was ja genau unsere Spezialität ist“, erläuterte der Vertriebsprofi aus Feldkirchen. Beide trafen sich im Anschluss an die Konferenz mit zahlreichen slowakischen Firmen, um potenzielle Kooperationen zu besprechen. Michael Otterbach rechnet bereits in naher Zukunft mit kleineren Aufträgen, etwa die Installation einer Solar­anlage

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in einem Zweifamilien­haus. Größere Bestellungen erwartet er dagegen erst in ein bis zwei Jahren. „Das ist aber auch genau der Grund, warum ich schon jetzt vor Ort bin. Man muss immer im Voraus investieren, um mittelfristig die Aufträge zu erhalten“, zog Otterbach ein sehr positives Fazit. Klaus Drücker sah mittel– bis langfristig ebenfalls Wachstumspotenzial. „Uns ging es vor allem darum, mit Bauträgern und Hausbaufirmen zu sprechen und heraus­zufinden, ob das Produkt für den slowakischen Markt geeignet ist.“ Die kommenden Wochen würden zeigen, wie sehr sich die Kontakte vertiefen

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In Zeiten knapper fossiler Energieträger und kontinuierlich steigender Energiepreise wächst weltweit der Bedarf an innovativen Techniken, die den Energieverbrauch senken. Deutschland genießt beim Thema Energieeffizienz einen hervorragenden Ruf. Vor diesem Hintergrund wurde durch die Bundesregierung unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und Partnern unter der Dachmarke "Energieeffizienz - Made in Germany" die Exportinitiative Energieeffizienz eingerichtet. Sie unterstützt deutsche Anbieter von Produkten, Systemen und Dienstleistungen im Kontext Energieeffizienz. Unter dieser Dachmarke werden eine projekt- und akteursübergreifende Informationsinfrastruktur sowie umfassende Informationen in wichtigen Handlungsfeldern angeboten. In der Slowakei fungiert die DSIHK als Partner der Exportinitiative Energieeffizienz. Mit der Unterstützung des BMWi organisiert die Kammer Geschäftsreisen vor Ort, um kleinen und mittleren Unternehmen die nötigen Kontakte und Kooperationspartner in der Slowakei zu vermitteln. Weitere Informationen: http://www.efficiency-from-germany.info

ließen. Drücker ergänzte: „Auf jeden Fall war ich überrascht, mit was für konkreten Bauvorhaben die hiesigen Projektierer auf mich zukamen. Im Fokus scheint zu stehen, diese möglichst energieeffizient zu gestalten.“


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Slowakisch – Österreichische Handelskammer Die Slowakisch – österreichische Handelskammer ist ein gemeinnütziger Verein, der mit seiner Tätigkeit die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Slowakischen Republik und der Republik Österreich fördert. In der Slowakisch – österreichischen Handelskammer sind alle Unternehmen willkommen, die an der Verbesserung der Handelsbeziehungen zwischen der Slowakei und Österreich interessiert sind. Ihre Mitglieder sind auch bekannte Persönlichkeiten aus dem Bereich Wirtschaft und Kultur.

Mai 2014 15.-16.5.2014 GET TOGETHER POPRAD 20.5.2014 ARBEITSFRÜHSTÜCK ZUM THEMA IMMOBILIENENTWICKLUNG IN DER SLOWAKEI UND IN ÖSTERREICH 30.5.2014 FOREIGN CHAMBERS OPEN GOLF TOURNAMENT – GOLF CLUB WELTEN, BÁČ

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Holz als das Baumaterial für Städte von morgen WOODDAYS in Bratislava zeigen die Potentiale des modernen Holzbaus Ab 25. April 2014 wird in Bratislava zehn Tage lang Holzbau in der Stadt konkret zum Thema. Eine kompakte Ausstellung in einer begehbaren Holzbox - der WOODBOX, platziert am Námestie L’. Štúra - zeigt internationale Beispiele zukunftsorientierter Holzarchitektur im urbanen Raum. Begleitend finden die WOODDAYS mit unterschiedlichen Dialogveranstaltungen statt. Text und Fotos: AußenwirtschaftsCenter Bratislava

Holz hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung zum High-Tech-Baustoff durchgemacht. Bauen mit Holz erfolgt in bislang ungeahnten Dimensionen bis zum Hochhausbau und erobert zunehmend die Städte. Gleichzeitig verfügt Holz über einzigartige ökologische Qualitäten und erfüllt wie kein anderer Baustoff die steigenden Anforderungen an ressourcenschonendes Bauen. Internationale Beispiele belegen den Höhenflug des Holzbaus. In Mailand wurde im Herbst letzten Jahres der größte Wohnbau aus Holz Europas eröffnet. Der komplett in Massivbauweise mit Brettsperrholz ausgeführte Komplex in der Via Cenni umfasst vier neungeschossige Gebäude, die je 27 Meter in die Höhe ragen. In Wien wurde 2012 ein siebengeschossiger Wohnbau aus Holz fertiggestellt. Auch in anderen europäischen Metropolen wie London, Zürich oder Berlin sind in jüngster Zeit Holzbauten mit sechs, sieben oder acht Stockwerken entstanden. Holz erfüllt bravourös die Aufgaben des verdichteten Wohnbaus mit mehrerlei positiven Begleiterscheinungen. Die Bauteile werden witterungsunabhängig im Werk vorgefertigt. Der hohe Vorfertigungsgrad bringt äußerst kurze Errichtungszeiten von wenigen Monaten mit sich, die Baustellen selbst sind

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lärmarm und sauber. Diese Vorteile prädestinieren den Einsatz von Holz überall da, wo in dicht besiedelten Gebieten gebaut wird. Betroffen sind nicht nur Wohnbauten, sondern in besonderer Weise auch Kindergärten, Schulen, Alten- oder Pflegeheime. Einzigartige Qualitäten spielt der Holzbau auch beim Bauen im Bestand aus. Den alten Gebäudebestand ökologisch, funktionell, energetisch und ästhetisch an die aktuellen Anforderungen anzupassen, zählt zu den großen Herausforderungen der Zukunft. Holz

verfügt über ein geringes Gewicht bei hoher Tragfähigkeit sowie gute Wärmedämmeigenschaften. Es eignet sich daher insbesondere für Sanierungen und Nachverdichtungen. Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz Die immer drängender werdenden Fragen des Klimaschutzes erfordern auch im Bauwesen ein neues Denken. Gebäude für smarte Städte der Zukunft müssen ressourcenschonend und CO2-arm sein. Daher wird in den nächsten Jahren erhöhtes Au-

Woodbox in Mailand, Fotocredit: proHolz Austria

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genmerk auf die Wahl der Baustoffe fallen. Holz ist im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen ökologisch konkurrenzlos. Bäume entziehen der Luft beim Wachstum das Treibhausgas CO2 und wandeln es mit Hilfe des Sonnenlichts in Kohlenstoff und Sauerstoff um. Der Kohlenstoff wird im Holz gespeichert. Pro Kubikmeter Holz wird so ungefähr eine Tonne CO2 gebunden und bleibt der Atmosphäre solange erspart, bis das Holz verrottet oder verbrannt wird. Bauen mit Holz erhält den klimaentlastenden Kohlenstoffspeicher jahrzehntelang und lässt in den Städten einen zweiten Wald aus Häusern entstehen. Europa verfügt über einen großen Holzvorrat und kann nachhaltig mit Holz bauen. Derzeit werden weniger als zwei Drittel des jährlichen Nachwuchses genutzt. Von den 776 Mio. Kubikmeter Holz, die jährlich in Europas Wäldern nachwachsen, werden nur 490 Mio. Kubikmeter geerntet. Bauen mit Holz auf dem Weg zum Durchbruch in Europa Wachsende, grünere Städte von morgen stellen hohe Anforderungen an Ressourcenschonung, kluge Verdichtung, energetische Sanierung und smarte Wohnraumschaffung. Holz bietet entsprechende Lösungen, die jedoch vielfach noch nicht bekannt sind bzw. noch nicht die geeigneten Voraussetzungen vorfinden. Ziel der WOODBOX und der WOODDAYS ist es, einen Beitrag zur Holzbau-Verbreitung und Vernetzung in Europa zu leisten. Die WOODBOX führt anhand von rund 50 realisierten, internationalen Projekten die Potentiale zukunftsorientierter Holzarchitektur in Europa eindringlich vor Augen. Die WOODDAYS widmen sich den Rahmenbedingungen, unter denen den der Holzbau in Europa reüssieren kann. In verschiedenen Dialogveranstaltungen von Architekturkongress bis Städtedialog werden Fragestellungen wie Brandschutz und mehrgeschossiges Bauen oder die Berücksichtigung von CO2-Effekten und Energieeffizienzpotentialen diskutiert. WOODBOX & WOODDAYS machten im März in Mailand Station und gastieren von 25. April bis 05. Mai 2014 in Bratislava. Details zum Programm auf www.wooddays.eu

Wohnbau Via Cenni, Mailand/IT, Fotocredit: promolegno, Cambiaggi

Wohnbau Sanierung & Aufstockung Bebelallee, Hamburg/D, Fotocredit: blauraum architekten, Reipka

Wohnbau Wagramer Straße, Wien/A, Fotocredit: proHolz Austria, Klomfar

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KULTUR

„Wir wollen ein modernes Österreich-Bild vermitteln“ Das Österreich Institut ist mehr als nur Sprachschule. Häufig dient es auch als erste Anlaufstelle für Menschen, die Fragen zu Österreich haben. Die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ sprach mit Michael Huprich, der seit 2007 das Österreich Institut in Bratislava leitet. Text: Katrin Litschko, Fotos: Österreich Institut

NPZ: Das Institut in Bratislava existiert seit 1998 und gehört somit zu den ältesten Österreich Instituten in Europa. Es hat außerdem eine besondere Lage, da es sehr nahe an der Grenze liegt. Wie gut kennen die Kursteilnehmer denn Österreich? Michael Huprich: Wenn sie zu uns kommen, wissen sie nicht viel. Alle wissen, dass Wien die Hauptstadt ist und dass es Mozart gab. Vor allem bei den jüngeren Leuten ist das schon alles, was ihnen über Österreich bekannt ist. Da versuchen wir zu vermitteln, dass Österreich mehr ist als nur Lipizzaner und Mozartkugeln. Wir wollen zeigen, dass Österreich ein modernes Land mit Spitzenleistungen in Technologien, in der Wirtschaft und auch in der Wissenschaft ist. Zwei Haustüren vom Institut entfernt befindet sich die nächste Sprachschule. Wie hebt sich das Österreich Institut von der Konkurrenz ab? Wir vermitteln mehr als nur Sprache. Wir vermitteln genauso Wissen darüber, wie Österreich funktioniert. Auch durch die Qualität unseres Unterrichts unterscheiden wir uns. Wir versuchen, einen möglichst hochqualitativen Unterricht zu machen. Dazu gehört, dass wir unsere Lehrer permanent schulen. Wir haben eigene interne Fortbildungen, schicken unsere Lehrer aber auch auf Kongresse und Seminare. Außerdem versuchen wir hier eine familiäre Atmosphäre zu schaffen.

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Viele Leute kommen zu uns, weil sie sich in den Kursen einfach wohl fühlen. Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn man mit Spaß lernt und sich wohl fühlt, dann lernt man schneller und besser.

oniert sehr gut. Jeder dieser Kurse schließt auch mit einer Zertifikatsprüfung ab – dem Österreichischen Sprachdiplom. Bis jetzt haben 99,8 Prozent dieses Sprachdiplom nach den drei Wochen abgelegt.

Neben den klassischen Sprachkursen findet man beim Österreich Institut eine ganze Reihe besonderer Angebote. Wir haben einige eigene Kurse erstellt. Jetzt sind zum Beispiel Kurse für Pflegepersonal sehr gefragt. Seit rund zwei Jahren bieten wir auch sogenannte Sprint-Kurse für Leute an, die sehr schnell Deutsch lernen wollen. Dort lernt man in drei Wochen in 30 Unterrichtseinheiten so viel, wie sonst in 120 Einheiten. Wir haben dafür eine eigene Methode entwickelt und das funkti-

Über die Hälfte sind maßgeschneiderte Firmenkurse Ein weiterer Schwerpunkt sind die Firmenkurse. Wie muss man sich diese Kurse denn vorstellen? Die versuchen wir so flexibel wie möglich zu gestalten, dafür entwerfen wir auch eigene Unterrichtsmaterialien. Sie werden speziell anhand der Unterlagen angefertigt, die wir von den Firmen zur Verfügung gestellt bekommen. Wir passen sie dann an die Bedürfnisse der Kunden an.

„Wenn man mit Spaß lernt und sich wohl fühlt, dann lernt man schneller und besser.“

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KULTUR

Die meisten Kursteilnehmer sind zwischen 20 und 35 Jahre alt

Mag. Michael Huprich stammt aus Oberösterreich. Er studierte Sprachwissenschaften und Geschichte in Salzburg und Wien. Bevor er 2007 das Österreich Institut als Geschäftsführer übernahm, arbeitete er als Journalist für die österreichische Industriellenvereinigung, die ÖBB und als PR-Berater für mehrere große Unternehmen. Wie läuft es ab, wenn eine Firma auf Sie zukommt und gerne einen Kurs für ihre Arbeitnehmer hätte? Wir organisieren alles. Wir machen die Einstufung, die Kurseinteilung und die Zeiteinteilung mit den Kunden. Auch monatliches Reporting bieten wir an. So erfährt dann die Firma, wer wann im Kurs war und was in den Kursen gemacht wurde. Denn in vielen Firmen haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Leute gar nicht wissen, was in den Kursen passiert. Darum versuchen wir diese Black Box zu füllen, wenn die Firma es wünscht. Wir sind außerdem gerade dabei, eine Art Gutscheinprogramm aufzunehmen. Firmen können bei uns Gutscheine kaufen, die sie dann an ihre Mitarbeiter verteilen. Die können sie dann wiederum hier bei uns in einen Deutschkurs einlösen. In vielen Firmen sind nur zwei oder drei Leute, die Deutsch brauchen. Die stellen dann selten einen ganzen Kurs. So geben wir diesen Firmen die Möglichkeit, ihre Leute zu uns zu schicken.

Wenn man das Österreich Institut betritt, trifft man auf Menschen verschiedenster Altersklassen. Darunter sind auch die jüngsten. Wie bringt man denn Kindern Deutsch bei? Das geht schneller und einfacher als man denkt, weil Kinder wahnsinnig lernbegierig sind. Unsere Jüngsten sind vier Jahre alt, im Moment haben wir sogar drei solche Spielgruppen. Wir haben auch Kurse für Vorschulkinder und Kinderkurse, die ab sieben oder acht Jahren losgehen. Wir gestalten die Kurse so spielerisch wie möglich und unterscheiden in den Kleinkinderkursen nicht nach Sprachkenntnissen. Es geht mehr darum, miteinander und voneinander zu lernen. Die kleinen Kinder, die schon ein bisschen Deutsch können, bringen das auch beim Spielen den anderen bei. Das funktioniert sehr gut. Es ist ganz lustig, wenn die Kleinen im Österreich Institut herumlaufen. Wir machen im Sommer auch spezielle einwöchige Workshops für Kinder im Alter von vier bis zwölf. Wie werden denn die Lehrer bei Ihnen ausgesucht? Wir haben fünf muttersprachliche Lehrkräfte, der Rest sind slowakische Lehrerinnen und Lehrer. Die müssen natürlich Deutsch auf muttersprachlichem Niveau können. Außerdem müssen sie eine päd-

agogisch-didaktische Ausbildung haben. Darauf legen wir sehr viel Wert, weil wir die Erfahrung gemacht haben, nur Muttersprachler zu sein reicht nicht, um gut unterrichten zu können. Wir sind der Meinung, dass diejenigen einen besseren Unterricht machen, denen es Spaß macht zu unterrichten und die auch das methodische Handwerk gut beherrschen. Eigentlich nennen wir unsere Lehrer Kursleiter, weil sie mehr sind als Lehrer. Sie sind für den ganzen Kurs verantwortlich, auch für das Drumherum. Wir haben ebenfalls Ausbildungen im Gruppenmanagement für unsere Lehrer gemacht. Das geht soweit, dass man nach dem Kurs noch gemeinsam etwas unternimmt oder dass man sich erkundigt, was los ist, wenn jemand zwei/ drei Mal nicht in den Kurs kam. Internet, E-Mails und Filme – doch nichts geht über den persönlichen Kontakt Am Österreich Institut werden auch öfter Projekte durchgeführt. Was konnte man denn da in letzter Zeit erleben? Wir veranstalten zusammen mit dem Lehrstuhl für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache in Wien immer Projektwochen. Dann kommen Studentinnen und Studenten des Lehrstuhls an Schulen hier in Bratislava und bereiten dort zu bestimmten Themen Projekte vor. Meiner

Bei Ausflügen in die Grenzregion können die Kursteilnehmer ihre Deutsch-Kenntnisse direkt in der Praxis anwenden, hier bei einem Ausflug nach Carnuntum.

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KULTUR

Der Fall des Eisernen Vorhangs war Aufhänger für das Projekt „1989 – 2009 – 2029 – Was war? Was ist? Was wird sein?“.

Das Österreich Institut in Bratislava: Adresse: Baštová 9, 811 03 Bratislava Telefon: +421 2 544 107 97 E-Mail: office@oei.sk Homepage: www.oei.sk Öffnungszeiten (Kursbüro): Montag bis Donnerstag: 10.00-13.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Freitag: 10.00-13.00 und 14.00-17.00 Uhr Meinung nach das schönste Projekt war, als die Schüler hier in Bratislava einen Film über ihre Stadt erstellt haben, der Jugendlichen in Österreich zeigen sollte, wie slowakische Jugendliche in Bratislava ihre Stadt erleben. Dasselbe wurde umgekehrt mit Wiener Schülerinnen und Schülern gemacht, die Wien vorgestellt haben. Da wurden wirklich schöne Filme erstellt. Das slowakische Gesetz schreibt seit mehreren Jahren Englisch als erste Fremdsprache an den Schulen vor. Hat sich dadurch das Interesse an den Deutsch-Kursen bei Ihnen verringert? Nein, eigentlich im Gegenteil. Es tut uns sehr leid, dass diese Entscheidung getroffen wurde. Aber es gibt an den Schulen ein Stundenkontingent, das man frei vergeben kann, und viele der Direktorinnen und Direktoren haben es genutzt, um DeutschUnterricht anzubieten. An vielen Schulen gibt es also nicht weniger Deutsch-Unterricht. Trotzdem ist es so, dass wir immer mehr Zulauf von Leuten haben, denen

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der Unterricht in den Schulen zu wenig ist. Es gibt auch sehr viele junge Leute, die zu uns kommen, weil sie in Österreich, Deutschland oder der Schweiz studieren oder arbeiten wollen. Wie wird im Österreich Institut mit den Neuen Medien gearbeitet? Meine Lehrer setzen häufig das Internet im Unterricht ein. Wir verwenden Filme und machen sogar eigene Filmdidaktisierungen. Wir versuchen also ein möglichst breites Spektrum der Neuen Medien im Unterricht zu nutzen. Wir hatten auch Videotelefonie im Einsatz. Man konnte mit unseren Kursteilnehmern an den anderen Standorten per Internet Kontakt aufnehmen. Es gab auch eine E-Mail-Gruppe, wo

man sich gegenseitig E-Mails schreiben konnte. Das ist ganz gut angekommen und wir werden das wieder machen. Wir versuchen, die Neuen Medien möglichst stark zu integrieren, aber Sprachunterricht braucht immer auch persönlichen Kontakt. Ganz ersetzen können meiner Meinung nach die Neuen Medien den persönlichen Kontakt zwischen Kursleiter und Teilnehmer nicht.

Das Österreich Institut in Zahlen: • 9 Österreich Institute gibt es europaweit. • 4 Mal pro Jahr erscheint der Österreich Spiegel, eine Zeitung für den Deutschunterricht. • Rund 60 Prozent der Kursteilnehmer sind Studenten und Angestellte. • Fast 9 000 Menschen besuchten bislang einen Kurs am Österreich Institut in Bratislava. • Rund 55 000 Unterrichtsstunden werden an den Österreich Instituten jährlich abgehalten.

Deutsch lernen mal anders: das Österreich Institut bei der Veranstaltung „Straße der Sprachen“.

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JAZZ ARÉNA

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T H E AT R E

Main Partner of Arena Theatre

General Partner of Jazz concerts in the Arena Theatre

Partner of Jazz concerts in the Arena Theatre

Organizers of Jazz concerts in the Arena Theatre

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DIVADLO ARÉNA Viedenská cesta 10, 851 01 Bratislava Tickets sale:

www.ticketportal.sk Box Office: Divadlo Arena, Monday to Sunday, from 2 p.m. to 6 p.m. tel.: 02/6720 2557, fax: 02/6720 2556 e-mail: obchodne@divadloarena.sk

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KULTUR

Auf den Spuren deutscher Kultur in Bratislava Wo findet man in Bratislava einen Lehrer von Johann Wolfgang von Goethe? Was verschlug die Schokoladenfabrik Stollwerck aus Köln in die Stadt? Und warum findet man im Innenhof des Rathauses deutsche Inschriften, die auf die Vergänglichkeit der Zeit anspielen? Von Katrin Litschko in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bratislava

Das Goethe-Institut Bratislava hat eine mobile App entwickelt, die Sie auf Entdeckungsreise in die slowakische Hauptstadt entführt. Sie begleitet Sie an Orte, die mit der deutschen Kultur zusammenhängen und bringt Ihnen die Geschichte hinter den Plätzen, Gebäuden und Persönlichkeiten näher. Auf einem Internetstadtplan, der auch offline und von der ganzen Welt aus abrufbar ist, sind die rund dreißig Spuren hinterlegt. Per Klick öffnen sich dann Texte, Fotos und Filmaufnahmen. So lassen sich direkt vor Ort Vergangenheit und Gegenwart miteinander vergleichen. Durch die kostenlose App soll die Mulitkulturalität der Stadt offenbart werden. Sie ist außerdem ein Beitrag zur Diskussion über nationale, aber auch europäische Identität. „Spuren deutscher Kultur“ steht auch auf Slowakisch unter „Stopy nemeckej kultúry“ zur Verfügung. Und wer Gefallen an der Bratislavaer App gefunden hat, der kann sich ebenfalls in Brasilien, Israel oder Stockholm auf Spurensuche begeben. Denn auch dort gibt es eine entsprechende Smartphone-App. Die NPZ stellt Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bratislava in den folgenden Ausgaben jeweils eine ausgewählte Station der Spuren-App vor.

Hier finden Sie nähere Informationen über die App und den Weg zum Download:

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Burg Bratislava Herren zu Salm Von 1532 bis 1784 war Preßburg Hauptstadt des Königreichs Ungarn. Der Habsburger Kaiser und König von Ungarn Ferdinand I. residierte jedoch im nahe gelegenen Wien. Die Preßburger Burg war also nie kaiserliche oder königliche Residenz, jedoch die der Gaugrafen. Ab 1545 bestimmte Ferdinand I. die Nachfahren von Niklas Graf Salm (* 1459 in Niedersalm in den Ardennen, Belgien; † 4. Mai 1530 in Salmhof, Gemeinde Marchegg, Niederösterreich), einer seiner wichtigsten militärischen Befehlshaber und Organisator der Verteidigung Wiens gegen den osmanischen Angriff im Jahre 1529, zum Gaugrafen von Preßburg. Graf Eck von Salm-Neuburg († 1574) veranlasste den Umbau der mittelalterlichen Burg zu einem prachtvollen Renaissancebau, der Ort von Krönungen und Zusammenkünften der Regierenden wurde. Der Bau erfolgte durch den italienischen Architekten Pietro Ferrabosco unter Mitwirkung anderer namhafter Meister wie dem Maler Giulio Licinio. Neue Bauformen der Renaissance wie Stuckarbeiten und Wandmalereien wurden hier erstmals im ungarischen Königreich verwirklicht. Reste davon sind heute im Oratorium und im Erker der ehemaligen Kapelle zu sehen. Von 1567 bis 1571 stand der sächsische Prinz Johann Friedrich II., als Unterstützer Luthers mit dem Reichsbann belegt, in der Burg unter Hausarrest. Erhaltene Renaissance-Zimmer erinnern heute an die Verdienste der Grafen zu Salm-Neuburg, insbesondere auf militärischem Gebiet bei der Abwehr der Türken. Neben der Preßburger Burg hatten die Grafen weitere Sitze in der (heutigen) Slowakei: in Schintau (Šintava), Freistad (Hlohovec) und Paulenstein-Stampffen (Pajštún-Stupava).

goethe.de/bratislava/spuren

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public relations

Das Slowakische Nationaltheater führt eine neue Tradition ein: Das Festival Eurokontext.sk vom 5. bis 24. 6. 2014 Das Slowakische Nationaltheater lädt zum neuen internationalen Theaterfestival Eurokontext.sk ein, das vom 5. bis zum 24. Juni 2014 unter der Schirmherrschaft des Kulturministers der Slowakischen Republik, Marek Maďarič, veranstaltet wird. Eurokontext.sk ermöglicht eine produktive Konfrontation und bringt Themen, die für unseren geografischen Raum mit seiner gemeinsamen Geschichte spezifisch sind. Was die am Festival Eurokontext.sk gastierenden Theater verbindet, sind die Macht des Themas, des Wortes und progressiver Mainstream.

Einen festen Bestandteil des Festivals werden konstruktive Diskussionen, Workshops sowie Ausstellungen bilden. Auf den Bühnen des Slowakischen Nationaltheaters werden sich im Juni binnen zwanzig Tagen 17 Opern-, Ballett- und Schauspielhäuser aus neun Ländern präsentieren. Das Festival wird in erster Linie Theater aus den Ländern der Visegràd-Gruppe (V4) und ausgesuchte Partner aus der Europäischen Theaterkonvention (ETC) präsentieren. Künftig wird dieses Festival als Biennale organisiert: • In ungeraden Jahren können sich die Besucher auf ein Schauspielfestival freuen. • In geraden Jahren erwartet die Zuschauer ein Festival des Musik- und Tanztheaters. • In diesem Pilotjahrgang werden sowohl Schauspiel als auch Oper und Ballett beim Festival vertreten sein. Ausführliche Informationen zum Festival Eurokontext.sk finden Sie: • auf den Websites www.snd.sk und www.eurokontext.sk • auf der Fan-Website www.facebook. com /eurokontext.sk • über eine spezielle Handy-Anwendung • persönlich an den Kassen des SND und an der Verkaufsstelle im Einkaufszentrum Eurovea • unter +421 2 204 72 297

Eine meiner Prioritäten nach meinem Antritt als Generaldirektor des Slowakischen Nationaltheaters war auch die Einführung der Veranstaltungstradition eines internationalen Festivals als Plattform für schöpferische Inspiration, künstlerische Konfrontation und Begegnung von Freunden. Früher wurden auf unserer führenden Bühne das Theaterfestival Eurothalia und zwei Jahrgänge des Internationalen Festivals des Musiktheaters veranstaltet, die ihren Sinn hatten und Erfolg und Widerhall beim breiten Publikum fanden. Daran möchten wir anknüpfen, die positiven Aspekte und den Nutzen weiter entfalten, allerdings mit System und klarer Vision. Unsere Ambition ist es, auf der Karte der europäischen Theaterkunst einen Abdruck zu hinterlassen. Kontexte zu finden und zu benennen. Ich hoffe, dass der Pilotjahrgang des internationalen Festivals Eurokontext.sk zum Kulturereignis des Jahres 2014 nicht nur in Bratislava, sondern auch im breiteren Kontext der Theaterwelt wird. Aus diesem Grund möchte ich Sie zu diesem Festival herzlich einladen! Marián Chudovský, Generaldirektor des SND

Das Festival Eurokontext.sk ist eine Plattform für die Begegnung mitteleuropäischer Theater. Wir suchen Gemeinsamkeiten, aber auch Individualität, um damit gegenseitige Inspiration zu erlangen. Für das Publikum in Bratislava ist dies eine exklusive Gelegenheit, verschiedene Poetiken und Wege des mitteleuropäischen Musiktheaters zu erleben. Friedrich Haider, Musikdirektor der Oper des SND

Aus meiner Sicht bietet Eurokontext.sk in erster Linie Raum zur Begegnung. Die Chance zu vergleichen, wo unsere Kunst steht und worauf unsere Visionen hinzielen. Es ist sehr wichtig, unseren Zuschauern Kunst anderer Theater und Länder zu präsentieren, damit sie ihre Wahrnehmung der Theaterkunst auch um den breiteren internationalen Kontext erweitern können. Jozef Dolinský d. J., Direktor des Balletts des SND

Slowakisches Nationaltheater=SND NPZ ! Neue Pressburger Zeitung > Mai 2014 > www.npz-online.eu

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public relations

Die beliebten SND-Abos sind wieder erhältlich Treue Kunden mit einem Bonus in Form von Extraleistungen zu belohnen, ist eines der Grundprinzipien jedes erfolgreichen Unternehmens. Das Slowakische Nationaltheater ist eine staatliche Kulturinstitution, daher kann man es wohl kaum für ein gewöhnliches „Unternehmen“ halten. Dennoch nehmen wir die Kundenbetreuung sehr ernst. Das ist auch einer der Gründe, warum wir jedes Jahr unser Angebot an Abonnements erweitern. Dank Abonnements können sich Zuschauer einige Monate im Voraus ihren Platz im Saal für eine Reihe von Vorstellungen der kommenden Saison sichern. Bonus für Genießer Der große Vorteil eines Abonnements liegt zweifellos im Preis. Wie es bei „Produktpaketen“ so üblich ist, ist der Preis im Vergleich zu einzeln gekauften Eintrittskarten immer günstiger. Beim SND-Abo beträgt die Ermäßigung im Durchschnitt etwa 20 %. Ein weiterer Vorteil ist die Garantie eines festen Platzes im Saal, von dem Sie die beste Sicht und Akustik haben. Geschätzt wird auch die professionelle Betreuung von Seiten eines ausgewählten Mitarbeiters der Verkaufsabteilung des SND. Erfreulich ist sicherlich auch das Jahrbuch für die Saison 2014/2015, das Sie zum Abo gratis erhalten. Unser Gast hat das Sagen Wir beim SND lassen uns beim Gestalten von Abo-Paketen für die nächste Saison gerne durch ihre Anregungen und Ideen inspirieren. Auf diese Weise sind die Abo-Pakete VERDI und SHAKESPEARE entstanden, mit denen wir auf die große Nachfrage nach den Werken dieser Genies reagiert haben. Beide Pakete sind mit einem Schlag zum Hit bei den Gästen geworden und haben zu einem Rekordverkauf von Abonnements in

der SND-Geschichte geführt. Daher haben wir beschlossen, unser Abo-Angebot für die nächste Saison neben den traditionellen Premierenpaketen auch um weitere thematische Pakete zu erweitern. Abo-Pakete nach Ihrem Geschmack

• Romantik XXL Mit dem Abo-Paket Romantik XXL werden Sie in fremde Welten mit romantischen Geschichten und schicksalhaften Lieben entführt. Voller Verlockungen sind allerdings auch jene Welten, in denen Geiz und Erbarmungslosigkeit der Welt dem Glück im Wege stehen. • Märchengeheimnisse Das Abo-Paket Märchengeheimnisse ist für neugierige Kinder bestimmt, die die größten Geheimnisse und Zauber der Oper, des Balletts und des Schauspiels enthüllen möchten. An fünf phantastischen Abenden werden die Augen der Kinder leuchten, wenn sie das Wesen des Glücks entdecken. • Lustiges Paket Das Lustige Paket garantiert Ihnen die beste Unterhaltung im SND. In der Oper und im Schauspiel können Sie Komödien erleben, die Ihr Zwerchfell richtig in Bewegung bringen. Komödien der beliebtesten Autoren, mit den besten Darstellern und aktuellen Themen. • Bücherwurm Das Abo-Paket Bücherwurm bietet ein Wiedersehen mit berühmten Werken der Literatur auf der Bühne des Slowakischen Nationaltheaters. Dieses Paket kann auch dem größten „Bücherfeind“ das Lesen näher bringen. • Brennende Sehnsucht Das Abo-Paket Brennende Sehnsucht bietet leidenschaftlichstes Tanz- und Opernerlebnis. Suggestive Geschichten, dramatische Schicksale, leidenschaftliche Suche nach Liebe in den neuen Titeln der Oper und des Balletts des SND.

• Made in Slovakia Das Abo-Paket Made in Slovakia ist für diejenigen bestimmt, die sich das slowakische Naturell in historischen Zusammenhängen näher ansehen möchten. Die im Auftrag vom Schauspiel des SND verfassten Texte und die besten Stücke der slowakischen Klassik verraten Vieles über die Höhepunkte unserer Geschichte. • What´s Up? Teenager, aufgepasst! Habt ihr das Gefühl, dass im Fernsehen nichts Richtiges läuft und dass ihr von Facebook, Instagram bzw. Twitter langsam durchdreht? Besucht das SND. Coole Hip-Hop-Tänzer, rapende Schauspieler, phantastische Balletttänzer, mutige Szenen, freche Texte... • Seelenerkundung Das Paket Seelenerkundung bietet einen Einblick in die unerforschten Schichten nicht nur der russischen Seele. In die Welt von verkommenen Bonvivants sowie schicksalhaften Liebhabern, ausschweifenden Vätern und verlorenen Söhnen. In die Welt all derer, die im positiven oder negativen Sinn mit dem konfrontiert sind, was außerhalb unserer Reichweite liegt. • Konzerte Mit dem Abo-Paket Konzerte kommen die Fans von Konzerten und Opernsängern auf ihre Kosten. Der Zyklus wird im großen Stil eröffnet – mit dem Eröffnungskonzert der 95. Saison des SND, gewidmet dem Lebensjubiläum des Starsängers der Oper des SND, Peter Mikuláš. • Fragen aus dem Salon Interessante Gäste, interessante Themen Themen und ein interessanter Raum für Diskussionen mit Štefan Hríb. Das Abo-Paket Fragen aus dem Salon für Stamm-Fans dieser kontroversiellen Persönlichkeit unter den slowakischen Journalisten. Abschließend noch die wichtigste Information, der SND-Abo-Verkauf beginnt ab 5. Mai 2014! Daniel Rabina Marketingzentrum des SND


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KULTUR

Das A4 hat den Schatten des Provisoriums verlassen Das Zentrum für zeitgenössische Kultur A4 feierte dieses Jahr ein kleines Jubiläum - zehn Jahre seiner Existenz. Der multifunktionale und nichtkommerzielle Raum bietet seinen kulturhungrigen Besuchern die Möglichkeit ein umfassendes Angebot an Kulturveranstaltungen unter einem Dach zu finden. Heute ist das Zentrum in dem ehemaligen YMCA-Gebäude in der Karpatská Straße in Bratislava zu finden, aber der Weg zu dem idealen Sitz verlief nicht immer reibungslos. Text: Jana Kočišová, Fotos: Filip Drábek

Acht Jahre Provisorium Die Initiative einen kulturellen Raum Zero in Bratislava zu schaffen, begann schon im Jahre 2002. Damals warben der Verein für zeitgenössische Oper und der Verband Atrakt Art um ungenutzte Räume des Kulturministeriums. Ihre Idee war ein Multigenre-Kulturzentrum zu gründen. Die Initiative wurde aber vom Kulturministerium nicht unterstützt. Die erste Wende kam ein Jahr später. 2003 wurde die A4-Assoziation gegründet, darin waren die Assoziation für zeitgenössischen Tanz, Burundi Datalab Studio Displej Press und der Verein für zeitgenössische Oper vereint. In dieser Zeit begannen auch die viel versprechenden Verhandlungen mit dem Kulturministerium um das Haus der Kunst am Platz des Slowakischen Nationalaufstandes (Námestie SNP). In diesen Räumen des ehemaligen V-Klubs blieb das Zentrum A4 letztendlich unter eingeschränkten Bedingungen acht Jahre lang, bis zum Januar 2012. Im Zentrum von Bratislava repräsentierte das A4 einen lange fehlenden Ort, an dem sich die slowakische kontemporäre Theater-, Film-, Musik- und Performanceszene präsentieren konnte. Gleichzeitig brachten die A4-Mitarbeiter unzählige internationale zeitgenössische Projekte nach Bratislava. Das A4 wurde aber leider manchen Kulturvertretern ein Dorn im Auge. Die Verträge wurden immer wieder intransparent verlängert und das Kulturzentrum musste alle paar Monate um seine Existenz in diesen Räumen kämpfen.

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Die Wende kam Anfang 2012. Das A4 musste trotz Einsprüchen der Kulturinteressierten aus den Räumen des Nationalen Aufklärungszentrums (Národné osvetové centrum/NOC) im Haus der Kunst verschwinden. Das Kulturzentrum A4 gewann die öffentliche Ausschreibung nicht und in den Räumen sollte der kurz vor dem Ausschreibungsverfahren gegründete Verein Cylinder um den Magier Alexander Gerič Kultur verbreiten. Doch immer mehr Stimmen riefen, dass die Ausschreibung nicht korrekt und die Kommission nicht objektiv war. Dann äußerte der damalige Kulturminister Daniel Krajcer, dass beide Seiten die formellen Bedingungen nicht erfüllten und eine neue Ausschreibung erst nach der Renovierung der Räume einen Sinn hätte. So begann die Suche nach neuen Räumen. In der Zwischenzeit wurden zum Beispiel Theaterstücke vom Theater Skrat im Exil in den Räumen des Polnischen Institutes aufgeführt. Konzerte, Projektionen, Workshops, etc. mussten eine Weile warten. Für einige Zeit war das A4 auch provisorisch im zweiten Stock des Kaufhauses Dunaj zu finden. Das ehemalige YMCA - heute A4 Ab Oktober 2012 wurde mit Hilfe der Stiftung Intenda der Umzug in das ehemalige YMCA-Gebäude realisiert. Somit wurde die Karpatská Straße mit ihrer perfekten strategischen Lage - nah zum Zentrum und zum Hauptbahnhof, nicht weit weg von Račianske mýto oder Koliba - zu einem lebendigen kulturellen Knotenpunkt. Heute treffen sich in dem Gebäudekomplex jeden

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Abend verschiedene Genres in mehr als drei anderen Klubs neben dem A4. Nach der Lösung der komplizierten Existenzfragen konnten sich die A4-Mitarbeiter wieder auf das Wichtige konzentrieren – Besuchern Kultur aus der Slowakei und der ganzen Welt abseits vom Mainstream anzubieten. Somit begannen am 13. Oktober 2012 nach der eigenhändigen Renovierung unzählige Filmprojektionen, Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Theateraufführungen und vieles anderes. Im März 2014 wurden zum Beispiel im A4 Filme des Filmfestivals Febiofest projiziert und im April 2014 fand auch das Festival des Autorentheaters Pro-téza dort seinen Platz. Jedes Jahr im Dezember wird das internationale Festival für kontemporäre Musik Next in dem Kulturzentrum veranstaltet. Diese drei Beispiele helfen, sich ein Bild von dem Angebot des A4 zu machen. Vintage, Beobachter und Dada Neben eigenen Veranstaltungen finden im A4 zum Beispiel mindestens ein Mal pro Monat vegane Abendessen statt. Dort treffen sich Menschen, die ihr selbstgekochtes veganes Essen mitbringen und es miteinander teilen. Außerdem werden im A4 auch verschiedene Basare und Märkte veranstaltet, von denen man sich nicht nur VintageKleidung, sondern auch selbstgenähte Stücke mit nach Hause nehmen kann. „Ich war überrascht, dass hier so viele Sachen mit so viel Optimismus geschehen. In Deutschland würden Sie so etwas nicht finden“, sagte Matthias Beckmann in einem Interview mit der Tageszeitung Sme. Der deut-


KULTUR

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1 Der Musiker Hiromichi Sakamoto aus

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Japan bei seiner Aufführung im Jahr 2011.

2 Tänzer während der Aufführung Healing

Heating im Jahr 2009. 3 Der Musiker Wraetlic aus Schottland während eines Konzertes im Jahr 2013. 4 Das Publikum im A4 beim Konzert der Band Prince Rama aus New York im Jahr 2012.

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sche Grafiker und Künstler war erstaunt über die Energie der Kulturorganisation, die auf eigene Kosten und mit viel Enthusiasmus Veranstaltungen organisiert. Beckmann war letztes Jahr auf Reiseresidenz durch die Slowakei unterwegs. In Zusammenarbeit von Banská St a nica Contemporary und dem Goethe-Institut besuchte er die Kulturzentren in Banská Bystrica, Banská Štiavnica, Bratislava, Dúbravica, Košice, Topoľčany und Žilina, um diese zu beobachten und zu zeichnen. Sein Buch

über diese Reise „Der Beobachter“ wurde im A4 im März 2014 feierlich getauft. Der Abend wurde auch von einer Diskussion mit Anténa-Mitgliedern begleitet – des slowakischen Netzwerkes für unabhängige Kultur, dessen Mitglied auch das A4 ist. In Zusammenarbeit mit dem GoetheInstitut und dem Tschechischen Zentrum wurde im April auch der Workshop mini Masterclass mit dem deutschen Künstler Felix Kubin umgesetzt. Felix Kubin

wird als einer der originellsten deutschen Elektronika-Musiker beschrieben. In seinen Werken arbeitet er mit Sci-Fi Pop, der Neuen Deutschen Welle, Dada-Einflüssen oder schwebt einfach auf der Retro-Welle. Nach dem Workshop präsentierte er seine Musik live zusammen mit Imre Kiss, der slowakisch-ungarische Wurzeln hat, und dem tschechischen Musiker HRTL. Das A4 arbeitet außer mit dem Goethe-Institut, dem Tschechischen Zentrum oder dem Polnischen Institut zum Beispiel auch mit dem Französischen Institut zusammen. In Kooperation mit ihm wurde auch eine Serie von Filmen des Regisseurs Abdellatif Kechiche gezeigt. An vier Abenden waren vier seiner Filme zu sehen – „Das Ausweichen“, „Couscous mit Fisch“, „Vénus noire“ und „Blau ist eine warme Farbe“.

A4 – Assoziation für zeitgenössische Kultur Karpatská 2, 811 05 Bratislava Programm unter: http://www.a4.sk/program

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KULTUR

Matthias Beckmann: Der Beobachter - Mit dem Zeichenstift durch die Slowakei Der deutsche Zeichner Matthias Beckmann war im Sommer 2013 mit Bleistift und Papier in der Slowakei unterwegs. Sein Reisetagebuch präsentierte er nun auch im Kulturzentrum A4 in Bratislava. Text: Christoph Thanei, Zeichnungen: Matthias Beckmannn Fotos: Štokovec, priestor pre kultúru

Wie lange brauchen Sie für eine Zeichnung? Das kann auch sehr schnell gehen, manchmal nur ein paar Minuten. Komplexe Situationen wie in der Synagoge in Žilina dauern länger. Im Schnitt kann man sagen, so etwa 20 bis 45 Minuten. Meine Zeichnungen entstehen zügig, aber nicht hektisch. Wo hat es Ihnen am besten gefallen? Das ist schwer zu sagen. Ich fand es natürlich in der Synagoge in Žilina toll. Weil die so groß ist und so nach Baustelle aussieht. Das sind aber eher ästhetische Überlegungen. Ich mag halt gerne diese etwas wirren Situationen mit vielen Durchblicken. Als Zeichner sieht man Städte wohl ganz anders als ein Tourist? Wenn ich zeichne sehe ich Städte natürlich anders als wenn ich nur als Tourist Präsentation des Reisetagebuchs im Kulturzentrum A4 in Bratislava. Von links nach rechts: Michal Hvorecky (Autor des Essays), Dr. Jana Binder (Leiterin des Goethe-Instituts Bratislava als Unterstützer des Projekts), Svätopluk Mikyta (Projekt Banska Stanica), Matthias Beckmann. - Foto: Christoph Thanei

NPZ: Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, durch die Slowakei zu reisen? Matthias Beckmann: Ich hatte Svätopluk Mikyta vorher schon gekannt. Er leitet gemeinsam mit Zuzana Bodnárová das Projekt "Banska Stanica" in Banská Štiavnica. Weil ich als Künstler vor allem Situationen und Orte vor dem Motiv zeichne, haben sie mich im Rahmen eines Artist in Residence Projekts eingeladen, eine Art

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Führer durch alternative Kulturzentren und Ateliers der Slowakei zu zeichnen. Wie haben Sie die Orte ausgesucht? Die habe gar nicht ich ausgewählt, sondern Sväto und Zuzana. Es sollten Orte sein, die ich in einem Zeitraum von drei Wochen besuchen kann. Sie haben mir einen Plan zusammengestellt, wo ich wann bin und welche Ansprechpartner ich dort hatte.

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Aus Matthias Beckmanns Reisetagebuch: (...) Sväto kommt später dazu und wir fahren gemeinsam zum Cvernovka Atelierhaus in einer alten Zwirnfabrik. An den Mauern fallen mir große Linolschnitte auf - Street Art, die eine akademische Schulung verrät. Wir wollen den Architekten treffen, der für den Umbau der von Walter Behrens erbauten alten Synagoge in Žilina zu einem Ausstellungszentrum verantwortlich ist. Da er noch nicht da ist, sehen wir uns in anderen Ateliers um. (...)


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Das Projekt “Banska Stanica”: http://www.banskastanica.sk (auch auf Englisch) Zuzana Bodnárová: Wir organisieren das Kulturprojekt Banska Stanica in einem weiterhin in Betrieb befindlichen Bahnhof. Bei uns können Sie eine gültige Fahrkarte zum Beispiel nach Košice oder Bratislava kaufen - und unterstützen damit zugleich auch unsere Tätigkeit. Unser Schwerpunkt liegt auf sogenannten Reise- und Residenzaufenthalten. Künstler werden von uns eingeladen, bei uns Kunstwerke zu schaffen und zu präsentieren - so wie eben Matthias Beckmann. Das können zum Beispiel Musiker, bildende Künstler oder Fotografen sein. Solche Residenzaufenthalte können auch drei Monate dauern. Wir sind keine feste Galerie, sondern das Kunstwerk ist dann zum Beispiel in diesem Fall das gezeichnete Reisetagebuch von Matthias Beckmann.

herumgehe. Ich zeichne sehr formalistisch und mag gerne alles, was eine größere visuelle Fülle hat. Deshalb zeichne ich in Museen lieber im Depot, wo die Figuren einfach so herumstehen, als im Museum selbst, wo alles so geordnet ist. Weil das dichter ist, mehr Informationen enthält und ein bisschen improvisiert wirkt. Diese improvisierten Orte mag ich lieber als die ganz geordneten. Sie haben sicher auch manche kuriosen Situationen erlebt? Ich habe mich grundsätzlich immer gewundert über diesen Optimismus hier und diese Energie. Immer wenn ich die Frage stellte: Wie läuft das bei euch, wie finanziert ihr das eigentlich? Dann bekam ich die Antwort: Das geht schon irgendwie. Wir haben ja schon 20 Prozent der Finanzen gesichert. Da würde man in Deutschland gar nicht mit dem Projekt anfangen, hier wird das einfach gemacht. Welche Leute sind Ihnen als besonders interessant in Erinnerung geblieben? Sehr interessant fand ich diesen Komponisten Milan Adamčiak. Ich fand es faszinierend, wie dieser Künstler, der schon in den 60-er Jahren zur internationalen Avantgarde gehörte, so bescheiden geblieben ist und aus seiner kleinen Hütte, in der er lebt, in die weite Welt hinauszieht. Er wird nach Deutschland oder Tokio eingeladen, lebt aber zu Hause bescheiden und ist damit unabhängig geblieben.

Matthias Beckmann vor der Cvernovká (Zwirnfabrik) in Bratislava - Cvernovka Atelierhaus in Bratislava 2013

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KULTUR

Matthias Beckmann zeichnet Milan Adamčiak vor seinem Haus, 2013

Matthias Beckmann, Auf dem Weg zum Kulturzentrum A4, 2013

Beobachter Matthias Beckmann Mit einem Essay von Michal Hvorecký und einem Reisetagebuch von Matthias Beckmann, Broschur mit Kunststoffschutzumschlag, 80 Seiten, 74 ganzseitige Abbildungen, 24,8 x 17,4 Štokovec Publishing House, Slowakei, 2014 Herausgeber: Štokovec, Space for Culture, Banská Štiavnica ISBN 978-80-89587-10-0 Informationen zum Autor: http://www.matthiasbeckmann.com

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Welche Unterschiede zwischen der Slowakei und Deutschland sind Ihnen aufgefallen? Vor allem, dass hier viel mehr improvisiert wird und man mehr Optimismus und Gottvertrauen hat. Bei uns in Deutschland wird viel komplizierter überlegt: Ist das alles finanzierbar, dürfen wir das machen, wird das erlaubt? Hier macht man es einfach - mit einer gewissen Naivität, aber ganz im positiven Sinn. Ich würde uns Deutschen wünschen, dass wir auch oft weniger herumreden, sondern mehr Dinge einfach tun.


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Feuilleton

Geschichten aus der Schreibwerkstatt Texte von Deutsch-Studierenden der Pädagogischen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava

Ein außergewöhnliches Erlebnis von Dominika Beňačková Ich kam gestern Abend aus der Stadt zurück in mein Wohnheim, als ich nachdenkend über den Flur ging und plötzlich etwas sah, was ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte und wohl auch nicht mehr sehen werde. Aus der Gemeinschaftsdusche, die wir in unserem riesigen Wohnheim haben und die jeden Tag von Hunderten von Studenten benutzt wird, kam ein Student heraus, der eine Trompete hielt. Ich registrierte das nur und beachtete es nicht weiter, weil ich einfach sehr müde war, nach dem ganzen Tag. Als ich in mein Zimmer trat, stellte ich aber fest, dass ich eine seltsame Sache gesehen hatte, die nicht alltäglich ist. Ich erzählte es gleich meiner Mitbewohnerin, die vor Lachen beinahe aus dem Bett fiel und nicht glauben wollte, dass so etwas vorkommen kann. Wir begannen zu überlegen, was er mit der Trompete in der Dusche gemacht haben konnte. Zuerst fiel mir ein, dass er ein Mitglied eines Orchesters sein könnte und üben musste, damit seine nächste Vorstellung perfekt wäre. Aber dann sagte mir meine Mitbewohnerin, dass sie überhaupt nichts gehört hatte, keinen Ton, der aus der Dusche geklungen wäre. Dann fiel uns beiden gleichzeitig ein, dass er seine Trompete mit Wasser geputzt haben könnte, weil sie schmutzig war und das die einzige Möglichkeit war, wie er die Trompete wiedermal sauber bekommen konnte. Aber nachher wurde uns bewusst, dass man damit die Trompete nur kaputt machen würde, wenn man etwas so Riskantes machen würde. Oder vielleicht doch nicht?

Hm, so dachten wir weiter nach. Nach einer Weile sagte sie, es könnte auch sein, dass er nur den Fingersatz geübt hatte, ohne Töne zu produzieren, dass er einfach nur die Finger über die Knöpfe hatten laufen lassen, um besser auf die Aufführung vorbereitet zu sein. Vielleicht spielt er sogar bei den Wiener Philharmonikern und wollte seine Mitbewohner nicht beim Lernen stören und darum hatte er sich entschlossen, in die Dusche zu gehen und dort ein bisschen zu üben.

Und meine Mitbewohnerin hatte das nicht hören können, weil sie Kopfhörer trug und einen Film anguckte und nichts von allem rundherum mitbekam. Und als er die Übung beendet hatte, übte er nur den Fingersatz und deswegen sagte sie auch zu Recht, dass sie überhaupt nichts gehört hatte. Alles Übrige aber bleibt ungeklärt. Vielleicht treffe ich ihn nächstes Mal und dann werde ich nicht vergessen, ihn zu fragen, was er eigentlich in der Dusche geübt hat.

Symbolfoto: Shutterstock

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KULTUR

Veranstaltungen: Tipps & Termine Von Katarína Kironská

Feste und Festivals „Bratislavský majáles“ 1.- 4.5., 16:00, Bratislava – Tyršovo nábrežie Anfang Mai findet am Ufergelände Tyršovo nábrežie das alljährliche Maifest statt. Besucher können sich auf vier Tage volles Programm freuen, zusammengestellt aus Konzerten, dem kreativen Jahrmarkt „Májový džem“ mit originellen Handmade-Produkten, vielen Ess-, Getränk- und Souvenirständen. Am Samstag ermöglicht obendrein ein Aussichtsschiff eine angenehme Fahrt über die Donau. Den Tag vollendet ein großartiges Feuerwerk. Information: www.bratislavskymajales.sk/ Bands: Polemic, Hex, Para, Václav Neskář /CZ/, Slobodná Európa, Korben Dallas, Billy Barman, Medial Banana, Walter Schnitzelsson, World & Ethno und viele andere. http://www.bratislavskymajales.sk/?foto

Maifest Malacky 1.5., 10:00, Malacky – Schlosspark Auch in diesem Jahr feiert die Stadt Malacky den 1. Mai mit einem reichhaltigen Programm aus Konzertauftritten von beliebten Musikgruppen, Handwerks- und Sportattraktionen, Märkten, Workshops, Diskussionen und Aktivitäten für Kinder. Information: www.malacky.sk http://www.malacky.sk/index.php?page=clanok_zmen&menuid=316

Garten „Faunova Záhrada III“ 3.5., 14:00, Pezinok - Schlosspark Das Freizeitzentrum für Jugendliche CVČ und OZ Akčná Kopa bereiteten für seine Besucher eine alternative Benefizveranstaltung voller Rockmusik, Malerkunst und verschiedenen Workshops vor. Information: www.pklife.sk Das Internationalen Festivals der Geister und Gespenster 7.-11.5, Schloss Bojnice Das 21. Internationale Festival der Geister und Gespenster bietet seinen Besuchern einen imposanten Eintritt in das nächste Jahrzehnt voller „furchtbarer Besichtigungen“ mit Schauspielern, Humor, Gesangskunst, Tanz zu Bühnenmusik, Lichtspielen, Kostümen und vor allem mit viel Spukerei. Dieses Jahr bringt das Festival den Besuchern die spannende Geschichte über den weltbekannten ungarischen König Mathias I. Hunyady, der Corvinus

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genannt wurde. Sein Leben war geheimnisvoll, interessant und merkwürdig. Information: www.bojnicecastle.sk http://www.bojnicecastle.sk/pic/MFDS%202000px.jpg

Das historische Festival – Rotenstein 2014 17.-18.5., 10:00, Burg Červený Kameň Am 17. und 18. Mai findet auf der Burg Červený kameň das historische Festival Rotenstein statt. Es ist das größte Ritterturnier der Slowakei. Auf dieser Veranstaltung dürfen Pferde, Ritter sowie Hofdamen nicht fehlen. Außerdem finden hier Besucher mittelalterliche Köstlichkeiten, Fechtkämpfe und Musik aus vergangenen Zeiten. Information: www.historickyfestival.sk http://festum.sk/gallery/gallery.php?q=2013&w=201

Trdlofest 2014 17.5., Skalica Der Tag der Gourmet-Spezialität Skalický trdelník, des runden Hohlkuchens bestreut mit Walnüssen. Das Rezept zur Herstellung stammt aus dem 18. Jahrhundert, als es der Koch des Grafen Gvadanyi nach Skalica mitbrachte. Bis heute bereitet man den Kuchen mit dem Loch in der Mitte nach traditioneller Rezeptur zu. Der feine Hefeteig wird um eine hölzerne Stange, den „Trdlo“, gewickelt und über offenem Feuer gebacken. An diesem Tag wird nicht nur der Magen befriedigt, sondern auch alle anderen Sinne, denn ein reiches Programm umrahmt die Veranstaltung von morgens bis abends. Information: www.trdlofest.creatiff.sk http://www.trdlofest.creatiff.sk/fotogaleria.php?rok=16&kateg=15

Slovak Food Festival 22.-25.5., Bratislava – Bratislaver Burg Qualitätsreiche gastronomische Betriebe bieten auf dem größten Picknick der Stadt ihre Spezialitäten der Öffentlichkeit an. So kann man durch den Geschmack die Schönheiten der Slowakei kennenlernen. Information: www.slovakfoodfestival.sk http://www.slovakfoodfestival.sk/fotogaleria

Buchfestival BRaK 30. 5.-1. 6., 10:00, Bratislava - Pisztory Palais Zwischen 30. Mai und 1. Juni findet in den Räumen des Pisztory Palais das erste Mal das Buchfestival BRaK statt. Die BuchVerkaufsausstellung hatte bereits im De-


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zember im Gebäude des KC Dunaj eine Vorveranstaltung. Dieses Mal ist auch eine Autorenstunde ein Bestandteil. Sie bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich mit mehreren Autoren und Illustratoren der teilnehmenden Verlage zu treffen. BRaK ist ein Fest der Bücher und überhaupt allem, was damit verbunden ist: von der Autorenschaft des Textes, über die Illustration, Grafik und typografische Bearbeitung bis zur Polygraphie, Druckerei und Bindung. Information: www.facebook.com/brakfestival/ timeline?filter=1 https://www.facebook.com/photo.php?fbid=169991133212016&set= pb.164859407058522.2207520000.1397544030.&type=3&theater

Cirkul ‚art 2014 – Das Festival des neuen Zirkus 23.- 25.5., 09:00, Bratislava – Medická záhrada Cirkul ‚art stellt die besten neuen Zirkus-Produktionen vor. Es ist das einzige Festival seiner Art in der Slowakei. Cirkul ‚art findet im Medizinischen Garten (Medická záhrada) statt. Information: www.cirkulart.sk

Blues am Schiff 11.5., 19:00, Bratislava, Loď (Schiff) - Theater im Unterdeck Ein unvergesslicher Bluesabend mit Ausblick auf die Donau und Life-Musik von exzellenten Musikern wie Boboš Procházka, Ajdži Szabó, Pišta Lengyel, Martin Zajko und vielleicht sogar Oskar Rózsa. Information: www.lodteatro.sk http://www.lodteatro.sk/files/10.jpg

Jazz in der Arena: Ovsepian – Camarda - Valihora 15.5., 19:00, Bratislava – Theater Aréna Das Jazztrio der Mitschüler vom Berklee College of Music in Boston/USA stellt sich nach mehr als drei Jahren mit neuen Liedern aus der Schöpfung von Vardana Ovsepiana im Theater Aréna vor. Information: www.divadloarena. sk/program/2014/05 http://www.divadloarena.sk/ponuka/detail/113

www.cirkulart.sk

Konzerte Peter Gabriel 5.5., 19:30, Bratislava – Stadion des Ondrej Nepela (Slovnaft Arena) Der sagenhafte britische Sänger Peter Gabriel tritt im Rahmen seiner Tournee zum Jahrestag des legendären „Sledgehammer“-Albums „So“, in der slowakischen Hauptstadt auf. Der Sänger, Komponist und Multiinstrumentalist in einem, der in den Jahren 1966 bis 1975 in der Musikgruppe Genesis als Flötist tätig war, ist zweifellos eine der Hauptfiguren der Geschichte der Pop-Musik. Das mit vielen Preisen gewürdigte Album „So“ kam 1986 heraus und wurde zu einem der meistverkauften seiner Zeit. Sein größter Hit „Sledgehammer“ ist auf den Musikkanälen bis heute einer der am häufigsten laufenden aller Zeiten. Information: www.petergabriel.com, www.ticketportal.sk/event.aspx?id=60117 Fragile 6.5., 7.5., 3.6., 4.6., 19:00, Bratislava, Loď (Schiff) - Theater im Unterdeck Stimminterpretationen der weltberühmten Rock-Pop-Jazz-Hits in interessanten A cappella Interpretationen – man hört also nur die Stimmen der Sänger, keine Musikinstrumente (á la Bobby McFerrin) und obendrein bietet die Musikgruppe den Besuchern eine unvergessliche Show! Die Gruppe Fragile bilden: B. Kostka, S. Norisová, J. Golisová, H. Krajčiová, S. Rymarenková, S. Košecký, V. Csontos, K. Mikulcik. Information: www.lodteatro.sk, www.fragile.sk http://fragile.sk/fotogaleria?year=2013&pg=2

Freizeit und Sport Antiquitätenbörse 10.5., 31.5., 21.6., 07:00, Vorburg der Burg Červený Kameň Eine Veranstaltung, die nicht nur Antiquitätenliebhaber anspricht. Die Besucher erwartet eine reiche Auswahl an Münzen, Medaillen, Briefmarken, Postkarten, Aufkleber, Abzeichen, Bücher, Gemälden, Grafiken, Porzellan, Musikplatten, Uhren, Spielkasten, historischen Waffen, Möbeln, usw. www.snm.sk/?muzeum-cervenykamen-uvodna-stranka Retro-Börse 17.5., 10:00, KC Dunaj Bratislava Die Retro-Börse (Retro Burza) im KC Dunaj bringt eine bunte Auswahl an handgefertigten Broschen, Ringen, Ohrringen, Stirnbändern, Kleidungstücken und anderen Produkten sowie gesunde Delikatessen von Kreativen, die auf dem Webportal SAShE.sk vertreten sind. Die Besucher können sich außerdem auf einen kreativen Workshop mit der Gruppe PoTvoRa freuen. www.kcdunaj.sk http://www.kcdunaj.sk/

Lesungen Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit 6.5., 10:30, Bratislava - Österreichisches Kulturforum Erzähler: Martin Ploderer (Wien) Vor hundert Jahren brach jener Krieg aus, der später als „Erster Weltkrieg“ in die Geschichtsbücher einging und dessen Folgen das gesamte 20. Jahrhundert und letzten Endes auch das Europa von heute prägten und noch prägen. In einzigartiger Weise hat Karl Kraus es mit „Die letzten Tage der Menschheit“ ver-

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KULTUR

standen, diesem welterschütternden Ereignis ein monumentales Denkmal zu setzen, in dem er auch seiner scharfen Gesellschaftskritik und seiner eindringlichen Warnung vor dem Krieg die Form einer vor Witz und Sarkasmus funkelnden Satire gibt. Information: www.rakuskekulturneforum.sk/program/2014/ Veranstaltung in deutscher Sprache. Königreich der Schatten 12.5., 18:00, Bratislava - Österreichisches Kulturforum Erzähler: Michael Stavarič (Wien), Moderation: Michal Hvorecký (Bratislava) Die junge Wienerin Rosi Schmieg verschlägt es auf der Suche nach ihrer Bestimmung nach Leipzig, wo sie das Fleischerhandwerk erlernt, denn an die „Fleischerei Schlingel“ hat sie die schönsten Kindheitserinnerungen. Und auch ihr Großvater war schließlich Metzger gewesen. Er fiel im Zweiten Weltkrieg, getötet von einem Amerikaner. Dessen Enkelsohn will ebenfalls Fleischhauer werden und reist nach Europa, nach Frankreich und Deutschland, auf den Spuren des Großvaters, der einst aus der Tschechoslowakei emigriert war. Voller Phantasie und mit schwarzem Humor erzählt Michael Stavarič vom Geschäft des Tötens, der Anbetung des Fleisches, von Kindheitsliebe und einer unheilvollen Zeit. Information: www.rakuskekulturneforum.sk/program/2014/ Veranstaltung in deutscher Sprache. Buchpräsentation & Jazzkonzert: I could write a book 22.5., 18:00, Bratislava - Österreichisches Kulturforum Petra Schmögner und Peter Vukics lesen aus „Das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab“ im musikalischen Dialog mit „Elly Wright & Vlado Vizar Jazz Quartet“ Der sensationelle Fund von 31 Gästebüchern, die der Zeichner und Chronist Prof. Eduard Sauerzopf über vier Jahrzehnte akribisch geführt hat, bildete die Basis zum Buchprojekt. Die Herausgeber, Petra Schmögner und Peter Vukics, haben Monate lang nachgeforscht, aufgespürt und gesammelt, gefragt und zugehört, um nun die wunderbare und wechselhafte Geschichte des Künstlerdorfes aus der Sicht der HauptdarstellerInnen erzählen zu können. In humorvoller Weise geben die Herausgeber Einblicke in die Zeit des kulturellen Aufbruchs und in die Geschehnisse rund um das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab, wobei die vielen JazzAnekdoten einen intimen Einblick in die Seelen der Künstler und Musiker gewähren. Information: www.rakuskekulturneforum.sk/ program/2014/, www.neumarkt-raab.at, www.ellywright.at Konferenz By design 18.5., 10:00, Bratislava - Theater Aréna Vortragende: Stefan Sagmeister, Erwin Bauer Die Konferenz „By Design“ ist nicht nur für Designer und Architekten, sondern für alle bestimmt, die mehr darüber erfahren möchten, was gutes Design für unser alltägliches Leben wie auch fürs Business bringen kann. Information: www.rakuskekulturneforum.sk/program/2014/

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Ausstellungen Wein und Architektur in Mitteleuropa 23.4. – 18.5., Bratislava, Design Factory Die internationale Wanderausstellung „Wein und Architektur in Mitteleuropa“ präsentiert die Entwicklung der zeitgenössischen Kellerwirtschaft in der mitteleuropäischen Region; in Bezug auf die zeitgenössische Architektur stellt sie die interessantesten Weingüter in Mitteleuropa vor, die die Kriterien der innovativen und inspirativen, den zeitgenössischen Tendenzen entsprechenden Architektur erfüllen. Die Ausstellung präsentiert 38 Weingüter oder Weinzentren in 7 Ländern: Deutschland, Italien, Österreich, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn. Die einzelnen Weingüter oder Weinzentren sind anhand von Fotografien, Grundrissen und Plänen auf großformatigen Fotowänden dargestellt. Information: www. rakuskekulturneforum.sk/program/2014/, www.designfactory.sk http://www.designfactory.sk/pics/gallery/22_big_c4cd565abfbb967c5933432f1a4eaa16.jpg

Die Harmonie der Imagination 8. 4.- 6. 6., Bratislava – Galerie Nedbalka Galerie Nedbalka lädt zu einer Ausstellung ausgewählter Werke der Maler Michael Jakabčica (l930 – 2001) und Viera Žilinčanová (1932-2008), deren Wurzeln in den magischen Künsten des (poetischen) Realismus liegen. Information: www.nedbalka.sk http://www.nedbalka.sk/kratkodobe-vystavy/aktualna-vystava-jakabcic-zilincanova

Ernst Fuchs: Retrospektive 27.5. – 21.9., Bratislava - Galerie der Stadt Bratislava Die Ausstellung in der Galerie der Stadt Bratislava präsentiert die bedeutendsten Werke des frühen wie auch des späteren Schaffens des Künstlers: Gemälde, Zeichnungen und Grafiken. Ernst Fuchs ist österreichischer Maler, Zeichner, Grafiker, Bildhauer, Architekt, Bühnenbildner, Komponist, Dichter, Sänger und einer der Gründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Er wirkte in Paris, den USA und Israel. Sein Werk ist von Gustav Klimt, Egon Schiele oder Ernst Munch wie auch durch das Schaffen alter Meister wie Albrecht Altdorfer oder Albrecht Dürer geprägt. Information: www.rakuskekulturneforum.sk/program/2014/, www.gmb.sk, www.ernst-fuchs.at http://www.ernstfuchs-gallery.com/original1.html

Street Art vs. Pop-art 26.4.–26.5., Bratislava – Galleria Cvernovka Street Art vs. Pop-Art ist eine Ausstellung in der Galerie Galleria Cvernovka, in der die Arbeiten des Königs der Pop-


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Art, Andy Warhol, mit den Werken zweier weltweit angesehenen Street-Art-Künstler - Banksy und Bambi konfrontiert werden. Eine Alternative zu diesen Werken bildet die künstlerische Arbeit der anonym arbeitenden Künstlerin Poppy. Zur Besichtigung stehen in der Galerie außerdem die authentischen Fotografien von Billy Name, der als künstlerischer Berater und Fotograf des legendären Andy Warhols arbeitete. Information: www.galleriacvernovka.sk http://www.warhol.org/collection/art/work/1998-1-183/

Die Nacht der Museen 17.5., Bratislava, Košice Die Nacht der Museen und Galerien ist eine paneuropäische Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Europarates mit dem Ziel das kulturelle Erbe zu präsentieren. In dieser Nacht ist der Eintritt frei! Information: www.nocmuzei.sk http://www.spisskyhrad.com/wp-content/uploads/2014/04/Podujatia-Noc-muzei-a-galerii-2014.jpg

Tutti frutti der zeitgenössischen Kunst und Kultur 28.5.-30.6., 09:00, Bratislava Das Ziel des Festivals Tutti Frutti ist die Öffnung der Markträume der zeitgenössischen Kunst und Kultur sowie die Erweiterung des Markts um kulturelle Aktivitäten und Projekte, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Position und Funktion des Raumes, als wichtiger Kulturpunkt der Stadt, richtet. Information: www.novota-art.sk/tuttifrutti/?p=1

Das Metropolitan Orchestra Bratislava: Mai, die Zeit der Liebe - Liebe in der Operette 18.5., 17:00, Bratislava – DPOH Stadttheater Der Monat Mai gehört auf den Konzerten des Metropolitan Orchestra Bratislava schon traditionell der Liebe. Davon überzeugen ganz bestimmt die Solisten des MährischSchlesischen Nationaltheaters, das Ehepaar Janka DrahovzalováHoštáková und Jan Drahovzal. Information: www.mob.sk http://www.mob.sk/

Musicals Hairspray 15.5. – 17.5., 19.5., 21.5., 22.5., 31.5., Bratislava – Theater Nová Scéna Das weltberühmte Musical, dessen Geschichte im Fernsehstudio anlässlich des Wettbewerbs Miss Haarlack läuft. Mit etwas Übertreibung und Humor enthüllt die Vorstellung Intrigen und Tücken, die bei ähnlichen Wettbewerben üblich vorkommen. Die Popularität des erfolgreichen Broadway-Musicals hat sich auch durch den gleichnamigen Film mit Niki Blonsky, Michelle Pfeiffer, John Travolta, Christopher Walken, Queen Latifah u. a. durchgesetzt. Information: www.nova-scena.sk/podujatia/ http://www.nova-scena.sk/podujatia/detail/hairspray-101.html

Opern und Operetten Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Pique Dame 23.5., 25.5., 19:00, Bratislava – Slowakische Nationaltheater Oper in drei Akten in russischer Sprache. Piotr Iljitsch Tschaikowski blieb in dieser Oper dem Schriftsteller Puschkin und seinem literarischen Verweis treu. Zwar nicht in der Abbildung der großen Liebe mit dem romantischen Sentiment wie in der Oper Eugen Onegin, sondern mehr dem Puschkin als mitleidlosen Kritiker des Zarismus und seiner gesellschaftlichen Deformationen. Geld, Reichtum und dadurch die höchste Verehrung in der Gesellschaft zu haben, ist eine Versuchung, der Hermann, Hauptdarsteller der Oper, nicht widerstehen kann. Zuerst glaubt er an billige Anleitungen zum Reichwerden, doch später scheut er vor nichts mehr zurück, um das ersehnte Geld zu bekommen, wobei der Preis, den er dafür zahlt, für alle vernichtend ist. Es bleibt die Frage offen, ob es nur Phantome der Vergangenheit sind, die heute noch so eine furchterregende Suggestion haben, oder ob diese alte Geschichte auch etwas Gemeinsames mit unserer Gegenwart hat. Information: www.snd.sk http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/10/Tschaikowsky_EBieber_1888.jpg

Musik Music à la cARTe 30.5., 20:00, Bratislava – Štúdio L+S Music à la cARTe ist ein exklusiver Abend mit exklusiven Gästen- nicht nur über Musik. Einmal pro Monat treffen sich auf der Bühne des Studios L + S herausragende Künstler, deren gemeinsamer Nenner die Fähigkeit der ausdruckvollen Präsentation ist. Das Musiktrio Eugen Vizváry, Valihora Martin und Oskar Rózsa demonstrieren schon traditionell ihre eigenen Interpretationen der „Slowakischen Klassiker“. Information: www. musicalacarte.com, www.studios.sk http://www.studios.sk/hraci-plan/detail/p/341/354/music-ala-carte

Einen ausführlichen und regelmäßig aktualisierten Veranstaltungskalender finden Sie auf unserer Homepage:

www.npz-online.eu

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freizeiT

Nostalgie auf Schienen: Von Enthusiasten für Interessierte Das Museale Dokumentationszentrum der Eisenbahnen macht slowakische Eisenbahngeschichte für die Öffentlichkeit erlebbar. Text: Michal Tunega (MDC), Fotos: MDC

Das Slowakische Eisenbahnmuseum, heute Museales Dokumentationszentrum der Eisenbahnen der Slowakischen Republik (MDC), wurde am 1. Juli 1983 als Denkmaleinrichtung des Eisenbahnverkehrs in der Slowakei gegründet. Als vom Staat registriertes Museum soll es die Entwicklung der Eisenbahn auf dem Gebiet der heutigen Slowakei dokumentieren. Systematisch werden mittels einiger Hundert Gegenstände alle Arbeitsbereiche im Eisenbahnwesen gezeigt. Ergebnis der bisherigen Arbeit des MDC sind vor allem: • die ständige Exposition der Eisenbahngeschichte im Verkehrsmuseum STM und die saisonale Öffnung des Eisenbahnmuseums in Bratislava-Ost (Bratislava východ) • ein alljährliches Treffen der betriebsfähigen slowakischen und ausländischen historischen Fahrzeuge im Lokschuppen (Remise) Bratislava Ost • Publikationen, insbesondere das Buch „Dejiny železníc na území Slovenska“ (Geschichte der Eisenbahnen auf dem Gebiet der Slowakei) • Service für individuelle Forscher, zugänglich sind fast 20.000 Bücher und einige Zehntausende Archivdokumente Zu den bedeutendsten Projekten des MDC gehören: • der allmähliche Aufbau des nationalen Eisenbahnparks in den Räumen des alten Lokschuppens Bratislava Ost, • die Aufnahme des Dampfbetriebs an der Zahnradbahn Pohronská Polhora – Tisovec für Touristen. Unter all den Pflichten, die dem MDC vom Gesetz auferlegt werden, ist für die Öffentlichkeit sicher die Präsentationspflicht am

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attraktivsten. In diesem Sinne werden den Interessierten Ausstellungen und Veranstaltungen zugänglich gemacht, auf denen die Sammlerstücke gezeigt werden. Am beliebtesten sind Vorführungen funktionstüchtiger historischer Schienenfahrzeuge, weil sie längst vergangene Zeiten wieder aufleben lassen. Solche historischen Fahrzeuge gehören den ŽSR, werden jedoch von Vereinen verwaltet, denen sie zu einer symbolischen Pacht überlassen wurden. Die ersten derartigen Vereinigungen entstanden bereits in den 1980-er und 1990-er Jahren, meist bei den großen Lokschuppen. Es hat sich gezeigt, dass diese Zusammenarbeit fruchtbar ist, die Freiwilligen sind in der Lage, alle technischen Probleme bei der Restaurierung der vernachlässigten historischen Fahrzeuge zu lösen, und sie bringen die Kraft auf, die oft über hundert Jahre alten Fahrzeuge instandzuhalten und vorzuführen, und zwar in der Slowakei und auch im Ausland. Im Jahr 2014 wurden den 13 Vereinen, die in Vrútky, Zvolen, Poprad, Bratislava Hbf., Bratislava Ost, Haniska pri Košiciach, Prievidza, Tisovec, Púchov und Topoľčany tätig sind, 107 Fahrzeuge anvertraut. Hinter dieser Anzahl von Fahrzeugen verbergen sich eine Menge Freiwilligenarbeit und Eigenmittel, großer Enthusiasmus und zähe Ausdauer. Gepflegt werden 17 Dampfloks, 8 Dieselloks, 8 Motorwaggons, 2 Elektroloks, 1 Elektromotorwaggon, 42 Personenwagen, Dienstwagen, Postwagen und Schlepptender, 9 Güterwagen, 6 Servicewagen, 1 Tarierfahrzeug, 2 Kranwagen, 9 Personenund Güter-Draisinen, 1 Gleisstopfmaschine und 1 Gleisbett-Reinigungsmaschine. Manche dieser Stücke sind betriebsfähig, manche können zumindest ausgestellt werden, andere warten noch auf ihre Instandsetzung. Die Ergebnisse dieser ehrenamtlichen Arbeit werden

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bei Nostalgiefahrten oder bei Ausstellungen der Eisenbahntechnik vorgestellt. In Zusammenarbeit mit diesen Vereinen und den Eisenbahngesellschaften veranstaltet das MDC für die Öffentlichkeit alljährlich Dutzende Events, bei denen die historischen Fahrzeuge und Gegenstände aus den Sammlungen des MDC präsentiert werden. Viele dieser Events haben schon langjährige Tradition, z.B. das „Wecken der Katka“ in Košice (meist in der zweiten Aprilhälfte), der Tag des Kindes im ehemaligen Lokschuppen in Vrútky, verbunden mit einigen Ausfahrten in die Umgebung, das Juni-Treffen der historischen Eisenbahnfahrzeuge im alten Lokschuppen Bratislava-Ost, der SeptemberGrand Prix der Dampfloks in Zvolen u.ä. Eine eigene Tradition haben auch Nostalgiefahrten auf den Strecken der Tatra-Elektrischen, bei Liptovský Mikulás und andere. Das Eisenbahnmuseum Bratislava-Ost entstand 2008 anlässlich der 160-Jahr-Feier der Eisenbahnen in der Slowakei. Hervorzuheben ist die Saisoneröffnung in der ersten Aprilhälfte, das bereits erwähnte Treffen der historischen Eisenbahnfahrzeuge und der Saison-Abschluss im Oktober. Gerade das Treffen bietet die beste Möglichkeit, die ganze Kollektion fahrtüchtiger Oldtimer der ŽSR zu besichtigen. In diesem Jahr, zur 16. Wiederkehr, wird es am 14. und 15. Juni stattfinden. Für die Besucher wird ein buntes Programm mit vielen Attraktionen zusammengestellt, vor allem gibt es Fahrten mit historischen Zügen und eine große Ausstellung, einige Fahrzeuge werden zum ersten Mal gezeigt werden. Für weitere Informationen besuchen Sie uns im Internet:

www.zeleznicnemuzeum.sk, www.mdc.sk a www.vlaky.net


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1 Dampflok-Ausstellungen sind stets eine Attraktion

2 Die erst unlängst instandgesetzte ölbeheizte Dampflok 555.3008

3 Zum Fotografieren werden historische Güterzüge bereitgestellt

4 Die Lok 464.001 war noch unlängst voll funktionstüchtig, jetzt muss sie generalüberholt werden

5 Eines der Events im Eisenbahnmuseum Bratislava Ost

6 Die Diesellok T 478.1201 wartet noch auf ihre Aufnahme in die Sammlungen des MDC

7 Das große Treffen der Dampfloks im Eisenbahnmuseum Bratislava Ost.

Aktuelle Veranstaltungstipps des MDC: 17.Mai: Nacht der Museen und Galerien im Eisenbahnmuseum Bratislava-Ost 31. Mai und 1. Juni: Eisenbahn für Kinder - Der internationale Kindertag in der Výhrevňa Vrútky (Heizwerk Vrútky) 14. und 15. Juni: 16. Nationales Treffen der historischen Eisenbahnfahrzeuge im alten Lokschuppen Bratislava-Ost 13. September: Grand prix Slovensko - Dampflokomotiven-Rennen in Zvolen

NPZ ! Neue Pressburger Zeitung > Mai 2014 > www.npz-online.eu

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