NPZ ! Neue Pressburger Zeitung > Ausgabe November 2013 > Jahrgang 1 > Nummer 11 > EUR 3.50 > www.npz-online.eu
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wirtschaft
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Kultur
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Deutschlands Botschafter Michael Schmunk
Guido Glania im Interview
Der Wiener Schriftsteller Beppo Beyerl
Alena Heribanovรก Slowakisches Institut Wien
Penati Golf Resort
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NPZ Das deutschsprachige Magazin
Neue Pressburger Zeitung aus der Slowakei
Welche Wege, welche Ziele? Trotz einiger Verbesserungen bleibt die Verkehrsinfrastruktur der Slowakei noch eine groร e Baustelle
TECHNOLOGIEN UNTER KONTROLLE Versorgung und Beleuchtung von Anlagen mithilfe elektrischer Energien Industrieautomatisierung Mess- und Regeltechnik
STUDIEN PROJEKTE LIEFERUNGEN MONTAGE INBETRIEBNAHME AHME SERVICE
PPA CONTROLL, a.s. | Vajnorskรก 137 | 830 00 Bratislava Tel: + 421 2 492 37 111 | + 421 2 492 37 374 ppa@ppa.sk | www.ppa.sk
INHALT
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NPZ Das deutschsprachige Magazin
Inhalt
Neue Pressburger Zeitung aus der Slowakei
impressum
titelthema
NPZ – Neue Pressburger Zeitung Jahrgang 1, Nummer 11 - November 2013 Registriert beim Kulturministerium der SR: Evidenznummer / Evidenčné číslo: 4719/12 ISSN 1339-0376
Seite 20 Deutschlands Botschafter Michael Schmunk
Das Magazin NPZ – Neue Pressburger Zeitung erscheint 10 Mal im Jahr, am Anfang des Jahres und im Sommer als Doppelnummer
Chefredakteur: Mag. Christoph Thanei redaktion@npz-online.eu Mobil: + 421 915 724 759
Briefe an die Redaktion
Seite 30 Guido Glania im Interview
Redaktionsbeirat: Matthias Földeak, Josef Herczeg, DI Peter Kollárik
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Nachbarn Seite 38 Der Wiener Schriftsteller Beppo Beyerl
Der Wiener Schriftsteller Beppo Beyerl
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SERVICE SEPA-Lastschriften Solarenergie
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partner Seite 45 Alena Heribanová Slowakisches Institut Wien
Preis: € 3,50 inkl. MWSt. Jahresabbonnement: 30 €
Vertrieb in der Slowakei: Mediaprint, Interpress, in Österreich: Morawa
Deutschlands Botschafter Michael Schmunk Teilung der Tschechoslowakei Katholische Bischöfe Europas in Bratislava Slowakische Bischöfe gegen Christus? Holocaust-Museum Sereď
DSIHK-Geschäftsführer Guido Glania im Interview Exodus der slowakischen Krankenschwestern VW Slovakia eröffnet Ausbildungszentrum
Grafik: Tomáš Kostka
Druck: Ultra Print, spol. s.r.o., Pluhová 49, 831 03 Bratislava
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wirtschaft
Ständige Mitarbeiterinnen der Redaktion: Dr. Gabriele Matzner-Holzer, DI Slávka Dzureková, Mgr. Katarína Kironská, Mgr. Katarína Šujanová Übersetzungen: Thomas Franke, Dipl.-Pharm. Christel Spanik, Mag. Christoph Thanei.
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POLITIK & Gesellschaft
Marketingchefin und stellvertretende Chefredakteurin: Barbora Hrvolová info@npz-online.eu Mobil: + 421 903 401 464 Sekretariat: Martina Vlkovičová martina.vlkovicova@npz-online.eu Telefon: +421 2 5413 1260
Leserbriefe
Herausgeber und Verleger: NPZ – Neue Pressburger Zeitung, s.r.o. Františkánske nám. 7, 811 01 Bratislava DIČ: 2023702076 IČO: 47 023 708 Geschäftsführer: Lic. iur. Josef Aregger, LL. M.
Die Verkehrsanbindung ist entscheidend Verkehrsminister Ján Počiatek Nur keine Eile? Verkehrswege Slowakei-Österreich Österreichischer Verkehrsverbund Ost-Region Bratislava-Ticket Breitspur-Eisenbahn Wohin geht die Reise? Verkehrsmuseum Bratislava
Seite 57 Penati Golf Resort
Advantage Austria - AußenhandelsCenter Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer Slowakisch-Österreichische Handelskammer
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kultur Alena Heribanová, Slowakisches Institut Wien Eröffnung Österreichisches Kulturforum Rückblick: Endre Nemes in der Galerie Nedbalka Historisches Pressburg: Zuckermandl Design auf Slowakisch Veranstaltungen: Tipps & Termine Monat der Fotografie Bratislava
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freizeit Penati Golf Resort eröffnet weiteren Golfplatz
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Umschlagbild: NDS NPZ ! Neue Pressburger Zeitung > November 2013 > www.npz-online.eu
Foto des Monats Parade der Steinadler Internationales Falknertreffen in PoÄžnĂ˝ Kesov (Bezirk Nitra), 24. Oktober (Foto: SITA/Martin Havran)
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Die Verkehrsanbindung ist entscheidend für Business und Beschäftigung Schon lange Zeit stehen auf den obersten Sprossen der Arbeitslosenstatistik die Bezirke Rimavska Sobota, Poltár und Revúca. Und gerade die gehören laut Plan der Strategischen Infrastrukturentwicklung in der SR bis zum Jahr 2020 zu den Bezirken mit der schlechtesten Verkehrsanbindung in der Slowakei. Von Ivo Trávniček, der Autor ist Chefredakteur des Unternehmerportals www.podnikam.sk, Fotos: Shutterstock (1), BTS (1), ZSR (1)
für Verkehr, Bauwesen und Regionalentwicklung der SR Martin Kóňa. Für dieses Bauvorhaben wurden schon hunderte Millionen Euro ausgegeben, und die Fertigstellung wird vor allem behindert durch politische Streitigkeiten bei der Auswahl des „richtigen“ Auftragnehmers, aber auch durch Überprüfung der ökologischen Auswirkungen seitens der EU.
Schon lange Zeit stehen auf den obersten Sprossen der Arbeitslosenstatistik die Bezirke Rimavska Sobota, Poltár und Revúca. Und gerade die gehören laut Plan der Strategischen Infrastrukturentwicklung in der SR bis zum Jahr 2020 zu den Bezirken mit der schlechtesten Verkehrsanbindung in der Slowakei. Neben dem lückenhaften Autobahnnetz erschwert auch der schlechte Straßenzustand die Mobilität. Das Durchschnittsalter der Fahrbahnen auf den Straßen I. Ordnung beträgt mehr als 20 Jahre. Diese Straßen nehmen ungefähr 50 % des Verkehrsaufkommens auf, die ungenügende Finanzierung ihrer Instandhaltung und Reparaturen kann beträchtliche volkswirtschaftliche Schäden in Form von erhöhtem Verschleiß und Beschädigungen der Fahrzeuge verursachen. Der erwähnte Strategische Plan stellt ferner fest, dass auch Zeitverluste infolge
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des stockenden Verkehrs, erhöhte Kosten für den Gütertransport und die Personenbeförderung, die erhöhten Unfallzahlen und die ungünstigen Auswirkungen auf die Umwelt ein Problem darstellen. 2010, 2013, 2018… Das wichtigste Ereignis, auf welches sich die hoffnungsvollen Blicke der Straßennetzbenutzer in der Slowakei heften, ist die durchgehende Fertigstellung der Autobahn D1 bis Košice. In diesem Zusammenhang wurden schon mehrere „definitive“ Termine hinfällig. „Wenn alles nach Plan liefe, könnte man die Slowakei bereits 2018 flüssig von West nach Ost auf der Autobahn durchqueren. Jetzt müssen wir beim Festlegen des definitiven Datums auf die Ergebnisse geologischer Erkundungen warten,“ sagt aktuell für die NPZ der Sprecher des Ministeriums
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Für die Transportunternehmen ist auch die Fertigstellung der Autobahnverbindung nach Polen wichtig, und selbstverständlich: ein qualitativ hochwertiges Straßennetz. „Bei der Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur ist den Straßen I. Ordnung Priorität zu geben, denn deren Zustand ist katastrophal. Jede neue Schnellstraße oder Autobahn verbessert die Umwelt und verringert zugleich die Treibstoffkosten aufgrund des geringeren Verbrauchs,“ sagt der Generalsekretär des Transportunternehmerverbandes ČESMAD Slovakia Pavol Reich. Neben dem schlechten Straßenzustand belasten die Fuhrunternehmer auch die zu entrichtenden Mautgebühren. Sie haben Einfluss auf die Preise der zu befördernden Waren und werden letztlich von uns allen bezahlt. Hier zeigt sich ein heller Streifen am Horizont: „Änderungen in den Gebühren für die Benutzung des Straßennetzes wurden in Zusammenhang mit den neuen Mauttarifen ausgehandelt. Bei den Gebühren erzielten wir einen Preisnachlass für öko-
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logische Fahrzeuge, und zugleich tritt am 1.1.2014 ein Rabattsystem in Kraft, das je nach Anzahl der auf gebührenpflichtigen Straßen gefahrenen Kilometer einen Nachlass von 3 bis 11 Prozent bringt,“ fügt Pavol Reich von ČESMAD Slovakia hinzu. Auswirkungen auf den Bürger Neben dem Preis für den Gütertransport ärgern den Bürger auch der mit ihm verbundene Lärm und die Umweltverschmutzung, die er oft direkt an den eigenen Fenstern beobachten kann. Deswegen plant das Ministerium den Bau mehrerer Ortsumfahrungen und ein Fahrverbot auf Straßen III. Ordnung sowie Einschränkungen auf Straßen II. Ordnung. Diese Änderungen machen den Fuhrunternehmern zwar das Leben schwerer, werden aber von Fachleuten positiv beurteilt. „Gebührenpflicht für das Durchfahren des Intravillans wird zu besseren Mauteinnahmen führen und ist außerdem ein
sinken,“ kommentiert der Generaldirektor des Forschungsinstitut für Verkehr (VÚD) Ľubomír Palčák die Neuerungen. Als positiv für das Transportgewerbe beurteilt er die Bonusregelung bei der Maut nach Zurücklegen einer gewissen Kilometerzahl. „Die Rabatte werden den Unternehmen zu höheren Transportleistungen verhelfen, was sich in besserer Flexibilität und erhöhter Konkurrenz niederschlagen wird, und was für die Frachtführer Vorteile mit sich bringt,“ sagt Palčák. Weiterentwicklung der Eisenbahn Neben der Verbesserung des Straßennetzes liegt dem Staat natürlich auch die Verschiebung des Gütertransports und der Personenbeförderung von der Straße auf die Schiene am Herzen. Dazu sollen die Modernisierung der Züge des staatlichen Personenbeförderungsunternehmens und die Senkung der Schienennutzungsgebühr beitragen, was ab nächstem
Jahr aktuell sein wird. „Der Bahntransport wird für die Firmen, die Güterbeförderung in Auftrag geben, attraktiver werden,“ kommentiert der Sprecher des Verkehrsministeriums die geplanten Änderungen. „Priorität hat das Fortsetzen der eingeleiteten Modernisierung der durch die Slowakei führenden Schienenstränge, die zum transeuropäischen Verkehrsnetz TEN-T gehören. Im Bereich der Eisenbahn-Infrastruktur ist es wichtig, die überlasteten Strecken zu elektrifizieren, insbesondere in den Abschnitten zwischen Devínska Nová Ves und der österreichischen Grenze, sowie zwischen Bánovce nad Ondavou und Humenné,“ bemerkt der Generaldirektor des VÚD. Problematische Flugplätze Der wichtigste Knotenpunkt des Luftverkehrs ist der Flughafen Bratislava. Er hatte die Chance, im Prozess der Privatisierung, an dem auch der benachbarte Wiener Flughafen teilnahm, in Privathand zu gelangen. Die Ausschreibung wurde jedoch eingestellt und nun kämpft der staatliche Flughafen weiter um Passagiere. „Das Ziel sind neue Direktflüge ins Ausland. Dafür müssen jedoch Voraussetzungen geschaffen werden, woran wir intensiv arbeiten. Wir hoffen, dass uns dies in kurzer Zeit gelingt, und dass der Bratislavaer Flughafen aufhört nur eine Art „Vorort“ für das benachbarte Wien zu sein,“ erklärt das Verkehrsministerium. Wegen Geldmangels stehen jedoch den kleinen Flugplätzen in Žilina und Sliač Betriebseinschränkungen bevor.
Instrument zum Schutz von Städten und Dörfern vor schweren Lastkraftwagen. Die Anpassung der Mauttarife zugunsten ökologischerer Fahrzeuge ist eine positive Änderung hinsichtlich Umweltschutz. Die Rabatte für abgasarme Fahrzeuge werden vor allem stärkeren Fuhrunternehmern helfen, denn diese können sich eher eine Erneuerung ihres Fuhrparks leisten. Kleine Fuhrunternehmer mit älteren Fahrzeugen werden offensichtlich benachteiligt sein, denn ihre Wettbewerbsfähigkeit wird
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„Unsere Richtung stimmt“ Wie geht es weiter mit der slowakischen Verkehrspolitik? Das ließ sich die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ von Verkehrsminister Ján Počiatek erklären.
NPZ: Welche sind derzeit Ihre wichtigsten Prioritäten in der Verkehrspolitik? Ján Počiatek: Priorität hat natürlich der Autobahnausbau. Am wichtigsten ist dabei die Verbindung zwischen Bratislava und Košice. Ich kann sagen, dass wir auf dieser Strecke schon weit vorangekommen sind und eigentlich nur mehr ein kleiner weißer Fleck auf der Landkarte geblieben ist. Dabei handelt es sich allerdings um den heiklen Abschnitt Turany - Hubová, bei dem sich unvorhersehbare geologische Prebleme ergaben. Zu den weiteren Prioritäten des Ressorts gehören auch der Bau der D3 als guter Autobahnverbindung nach Polen und der beschleunigte Ausbau der R2 als Schnellstraßenverbindung über die südslowakische Trasse in den Osten der Slowakei. Wie sieht die Zeitplanung für die seit über zwei Jahrzehnten angeblich „fast fertige“ Autobahnverbindung Bratislava - Košice aus? Als ambitiösen Termin hatten wir 2019 bestimmt, allerdings war das noch bevor sich die angesprochenen Probleme im Abschnitt Turany - Hubová zeigten. Derzeit wird eine Studie erarbeitet, die zeigen soll, wie es damit weiter gehen kann. Wie zufrieden sind Sie mit dem bei seiner Einführung Anfang 2010 sehr umstrittenen Autobahn-Mautsystem? Das Parlament berät gerade über ein neues Mautgesetz. Damit reagieren wir auf mehrere Änderungen in der EU-Legislative, vor allem erhöhen wir den Schutz der Anrainer von niederrangigen Straßen. So haben wir ein flächendeckendes LKW-Verbot
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DI Ján Počiatek, Minister für Verkehr, Bauten und Regionalentwicklung der Slowakischen Republik - Foto: Presseabteilung des Ministeriums für Straßen dritter Klasse eingeführt. Zugleich wurden die Strafen für Missachtung der Mautvorschriften erhöht und und mit Frächtern und Regionalverwaltugnen auf eine Reihe weiterer Veränderungen geeinigt. Dazu gehören etwa die Ausweitung des Netzes der gebührenpflichtigen Straßen, aber auch ermäßigte Mauttarife für ökologische Fahrzeuge. Schon im neuen Jahr werden unsere Verbesserungen sichtbar sein.
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Bratislava braucht eine komplexe Verkehrslösung - auf welche wichtigsten Säulen baut Ihre Strategie auf? Wie sollen Projekte europäischen Formats wie die Transeuropäische Eisenbahnverbindung TEN-T 17 Paris-Bratislava mit regionalen und städtischen Bedürfnissen, insbesondere einer engen Anbindung von Petržalka
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an das Stadtzentrum, in Einklang gebracht werden? Viele Menschen haben immer den Bahnhof Bratislava-Filiálka mit dem Korridor TEN-T 17 in Verbindung gebracht. Das ist dabei aber ein schon seit Jahren nicht mehr gültiger Mythos. Der Bahnhof Filiálka war nicht als Teil dieses Korridors vorgesehen, wurde nie ordentlich vorbereitet und nicht aus europäischen Mitteln finanzierbar. Deshalb haben wir schnell Projekte ausgearbeitet, die den Verkehr in Bratislava und Košice deutlich verbessern. So wird zum Beispiel der sehnsüchtig erwartete Umbau der Alten Brücke Realität und in Verbindung damit auch die Straßenbahn nach Petržalka. Ebenso wird der Fahrzeugbestand der öffentlichen Linien in diesen beiden größten Städten der Slowakei modernisiert. Und wie sieht es mit der Autobahnumfahrung von Bratislava und den grenzüberschreitenden Verbindungen nach Österreich aus? Bratislava braucht diese Umfahrung, den sogenannten „Nultý obchvat“. Ebenso außer Diskussion steht die Notwendigkeit des beschleunigten Ausbaus der Schnellstraße R7 von Bratislava in den Südosten. Angesichts der komplizierten Situation bei der Ausschöpfung von EU-Förderungen in der Region Bratislava und der begrenzten Mittel des Staatsbudgets wird dieses Projekt wohl ein ernsthafter Kandidat für eine PPP-Finanzierung werden. Derzeit läuft eine Machbarkeitsstudie, parallel dazu beginnen aber auch schon die Vorbereitungen für ein PPP-Projekt. Unser Ziel ist, den Baus schon 2015 zu beginnen.
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Welche weiteren Pläne haben Sie mit der staatlichen Gütereisenbahn ZSSK Cargo? Stehen Partnerschaften etwa mit den Eisenbahngesellschaften Tschechiens oder anderer Nachbarländer noch zur Debatte? Im Sommer dieses Jahres hat die Regierung den umfangreichen, von uns ausgearbeiteten Arbeitsunterlagen zugestimmt, in denen es um die Gesundung des gesamten Sektors des Gütertransports auf Schiene geht. Darin enthalten sind mehrere Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Schienentransports gegenüber dem LKW-Transport. Für ZSSK Cargo sind wir nach sehr detaillierten Analysen zum Schluss gekommen, dass sich die Firma vor allem auf ihr Kerngeschäft, also den Gütertransport auf Schiene, konzentrieren soll. In die zugehörigen Tätigkeiten wie den intermodalen Transport oder das Fahrzeugmanagement wollen wir hingegen strategischen Investoren den Einstieg ermöglichen, wobei der Staat aber jeweils Anteilseigner auch dieser Bereiche bleiben soll. Auf diese Weise können wir ZSSK Cargo wesentlich sanieren. Der Flughafen Bratislava hat zwar einen neuen Terminal, ist aber ständig in finanziellen Problemen, und die Passagierzahlen stagnieren. Wie wollen Sie den Flughafen weiterentwickeln und in welchem Ausmaß können sich daran auch ausländische Firmen beteiligen? Unser Ziel ist es, den Flughaven wieder in Schwung zu bringen, dafür hat das gegenwärtige Management von mir klare Anweisungen. Auch mit ausländischen Partnern haben wir intensive Gespräche über
zusätzliche Flugverbindungen geführt. Eine erste Schwalbe am Horizont ist die direkte Flugverbindung Bratislava-Kiew. Ziel ist es, in der Slowakei solche Bedingungen zu schaffen, die mehr Direktverbindungen anlocken. Ich will nicht voreilig sein, aber mehrere Verhandlungen lassen erwarten, dass wir schon bald gute Nachrichten vom Flughafen vernehmen werden. Ihr Ministerium ist auch für den Fremdenverkehr zuständig. Immer wieder heißt es, die Slowakei hätte von ihren landschaftlichen Gegebenheiten ein ähnliches Potenzial wie die Tourismus-Großmächte Österreich und Schweiz. Warum wird das nicht genützt? Wie wollen Sie den Tourismus stärker entwickeln? Der Fremdenverkehr hat in der Slowakei tatsächlich ein riesiges Potenzial. Deshalb widmen wir ihm große Aufmerksamkeit und unterstützen ihn nach Kräften. Wir haben eine komplett neue Strategie zur Entwicklung des Fremdenverkehrs ausgearbeitet und unterstützen aktiv das Destinationsmanagement. Unser Ziel ist, dass sich die Tourismusunternehmen miteinander verbinden und ein ganzheitliches Produkt ausarbeiten, das Touristen für mehr als nur ein oder zwei Nächte anspricht. Ich bin sehr froh, dass diese Herangehensweise schon erste Früchte zeigt. Im ersten Halbjahr ist die Zahl der ausländischen Besucher der Slowakei um 107 120 gestiegen, was einen Zuwachs um 16,1 Prozent im Jahresvergleich bedeutet. Obendrein steigt die Zahl der Slowaken, die im Inland urlauben, sehr kräftig. Diese Ergebnisse bestätigen, dass unsere Richtung stimmt. (ct) Das Interview wurde schriftlich per E-Mail geführt.
Die NPZ erreicht neben den deutschsprachigen Bewohnern und Expats in der ganzen Slowakei auch die angrenzende österreichische Nachbarregion und Wien sowie Deutsche und Schweizer mit Interesse an der Slowakei und diesem Grenzraum. Sie geht an die wichtigsten im Raum Bratislava und der Slowakei ansässigen Firmen mit deutschsprachigem Hintergrund, an Manager und Unternehmer, Diplomaten, Kulturinstitutionen und Bildungseinrichtungen sowie an Veranstalter von Seminaren, Messen, Ausstellungen und Konferenzen, ausgewählte Hotels und andere Tourismuseinrichtungen.
Leserbriefe sind uns willkommen an die Adresse redaktion@npz-online.eu
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Nur keine Eile? Die Verkehrsverbindungen zwischen der Slowakei und Österreich werden langsam besser. Die Betonung liegt auf langsam. Gemeinsam mit Richard Teichmann, einem der Pioniere der slowakisch-österreichischen Zusammenarbeit nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene, sondern gerade auch im Bereich der Verkehrsverbindungen, blickt die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ zurück auf mehr als zwei Jahrzehnte schneller Versprechen und langsamer Realisierungen. Text und Fotos: Christoph Thanei
NPZ: Sie haben als Mitbegründer der Slowakisch-Österreichischen Handelskammer von Anfang an die Verkehrsverbindungen zwischen der Slowakei und Österreich zu einem zentralen Thema gemacht. Der slowakische Teil der Autobahnverbindung zwischen Wien und Bratislava als den beiden am nächsten beeinander liegenden Hauptstädten der Welt wurde schon im Juni 1990 fertig gestellt. Die von Ihnen stets geforderte Fortsetzung auf österreichischer Seite dauerte zwar 17 Jahre länger (bis 2007), aber inzwischen ist sie uns auch schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Können wir mit den inzwischen erzielten Verbesserungen spät aber doch zufrieden sein? Richard Teichmann: Wir haben lange auf die Fertigstellung der Autobahnverbindung gedrängt. Seit damals wurde viel verbessert, wenn auch sehr langsam. Wir hatten damals immer wieder kritisiert, dass auf österreichischer Seite so lange nichts gemacht wurde, nachdem die Slowaken gleich nach der Wende ihre Autobahn an die Grenze gebaut hatten. Auch die damals von uns kritisierte Bahnverbindung ist viel besser geworden. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Ich habe jetzt extra nochmals für Sie einen Fahrplan vom 1. Mai 1912 herausgesucht, weil Sie mich schon im Voraus danach gefragt hatten: Damals ist der Zug von Wien Staatsbahnhof um 4 Uhr 50 losgefahren und um 06 Uhr 03 angekommen. Im März 1998 hatten wir unter dem Titel „Die schnellere
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Verkehrsverbindung Wien - Bratislava lässt auf sich warten“ eine Stellungnahme veröffentlicht, in der wir darauf hinwiesen, dass der Zug damals noch kaum schneller war als fast ein Jahrhundert zuvor. Auch jetzt bleibt die Situation unbefriedigend: Wenn man vor über hundert Jahren schon in wenig mehr als einer Stunde fahren konnte, dann sind die jetztigen 50-Minuten-Verbindungen doch immer noch zu langsam. Wir sprechen von einer Entfernung von 60 Kilometern zwischen zwei Hauptstädten, das muss doch in einer Schnellverbindung von einer halben Stunde erwartbar sein. Das Gegenargument ist immer: „Aber da fährt doch niemand.“ Aber natürlich fährt niemand, gerade weil die Verbindung so unattraktiv ist!“ Wir wollen gerne in dieser Richtung neue Initiativen im Rahmen der Slowakisch-Österreichischen Handelskammer in Gang bringen. In Ihren aktuellen Projekten, die wir zum Teil kürzlich auch in der NPZ vorstellen konnten, konzentrieren Sie sich immer mehr auf den Raum Košice und die Ostslowakei. Dort scheinen Sie von Neuem auf ähnliche Verkehrsprobleme zu stoßen, die Sie in Bratislava zu lösen geholfen hatten? Košice hat gute wirtschaftliche Perspektiven, aber was ganz einfach noch fehlt, ist eine ausreichende Verkehrsanbindung. Die Zugsverbindungen aus Bratislava sind ja inzwischen sehr verbessert worden, aber man müsste auf jeden Fall schneller als mit dem Auto hinkommen können. Vor allem aber gibt es keine or-
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Dr. Richard Teichmann, Mitbegründer der Slowakisch-Österreichischen Handelskammer, seit 2001 geschäftsführender Gesellschafter/Partner, Bischoff & Compagnons Property Networks GmbH (Ungarn, Slowakei, Österreich), Beratung, Entwicklung und Durchführung gewerblicher Bauprojekte, Development, Konzeption, Finanzierungsbeschaffung und Verkauf. - Porträtfoto: Bischoff & Compagnons. dentlichen Flugverbindungen, das beklagen zum Beispiel die großen deutschen Firmen, von denen 80 bis 100 Manager regelmäßig jede Woche nach Košice anreisen. Da muss man den Flughafen Wien, der ja bekanntlich Eigentümer des Flughafens Košice ist, in die Pflicht nehmen. Es ist bedauerlich, dass die Flugverbindungen nicht besser überlegt werden. Košice ist ja eine Destination mit einem wirklich großen Einzugsgebiet: Es sind ja nur etwa 90 Kilometer bis zur polnischen Grenze, etwa 100 in die Ukraine und nur 40 nach Ungarn. Von den vielen Flugpassagieren des Flughafens Wien-Schwechat ist schon ein sehr großer Prozentsatz aus der Slowakei, da muss man sich doch auch für die Slowakei selbst etwas überlegen können. Die feh-
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Jungfernfahrt der Marchfähre Angern - Záhorská Ves 2001
lende Verkehrsanbindung ist auf jeden Fall ein großes Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung der Ostslowakei mit ihrem an sich starken Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften. Die meisten Absolventen etwa der technischen Hochschulen würden ja sehr gerne in der Region bleiben, wenn es für ausländische Firmen leichter wäre, dort zu investieren. Auch hat Košice eine große Chance als künftiges Tor in die Ukraine, die in Zukunft immer wichtiger werden wird.
aller Verzögerungen und der Langsamkeit der Politik kommen wird, was kommen muss: Dass historische Wirtschaftsräume, die das heutige Košice ja in der Monarchie mit heute ungarischen und ukrainischen Gebieten bildete, wieder zusammenwachsen zum Vorteil von allen. Ein wichtiges Verkehrsthema für Košice und Umgebung ist ja die russische Breitspur-Eisenbahn. Die endet jetzt in zwei Strängen in Košice vor allem für US Steel und in Čierna nad Tisou für andere Transporte. Nová Ves und dann ist der Aufschwung mit den Investitionen über Bratislava nach Trnava und ins ganze Waagtal nach Žilina weitergewachsen. Meine Hoffnung ist daher, dass sich auch in der Ostslowakei zeigen wird, dass trotz
Heißt das aber nicht auch, dass für die Ostslowakei doch nachteilig sein muss, wenn die BreitspurEisenbahn nach Österreich verlängert wird, dann wird doch
Eine gute Verkehrsanbindung von Košice an Bratislava wurde schon von den Regierungen der 90-er Jahre versprochen, aber viel passiert ist noch nicht. Wie optimistisch sind Sie dennoch für Ihr Engagement in Košice? Wie schnell die Entwicklung funktionieren kann, wenn die Verkehrsinfrastruktur passt, sieht man doch in der Westslowakei: Da war zunächst Volkswagen in Devínska Oben: Eröffnung der Autobahnverbindung bei Kittsee 2007 Links: Spatenstich zur Spange Kittsee 2004 die Ostslowakei schon wieder einen Teil ihrer Bedeutung verlieren? Und die Autobahn von Bratislava nach Košice baut man dann vielleicht erst recht langsamer, wenn es eh zumindest per Eisenbahn eine gute Verbindung gibt? Was jetzt nach Košice fährt, ist vor allem der Transport ins Stahlwerk und von dort wieder heraus. Wenn die Strecke von Wladiwostok bis nahe an Wien
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verlängert wird, gibt es um so viel mehr an zusätzlichen Kapazitäten, dass das wieder aus anderen Gründen interessant
wird. Und was die Autobahn betrifft: Die wird schon lange geplant und es wird noch lange dauern, bis sie fertig wird.
Eine Bahnverbindung aus Wladiwostok und zugleich aus China wird diese Autobahn nie ersetzen.
Verkehrswege Slowakei-Österreich Wenn wir jetzt auf der Autobahn oder im Zug zwischen Wien und Bratislava unterwegs sind, dann spüren wir, wie nahe sich die beiden Städte tatsächlich sind. Aber die Visionäre dieser schnellen Verbindungen haben noch nicht vergessen, wie lange es dauerte, sie zu realisieren. Und sie haben neben der Beschleunigung der bestehenden Verbindungen auch schon im Blick, wie sich entferntere Teile der Slowakei - insbesondere die aktuelle Europäische Kulturhauptstadt Košice - so schnell wie möglich erschließen lassen. „Eine funktionierende Infrastruktur ist Voraussetzung für die Entwicklung eines Wirtschaftsraumes“, mahnte im September 1997 die „Slowakisch-Österreichische Handelskammer“ (SÖHK) in einer Resolution. Damals hätte kaum jemand geglaubt, wie viele Jahre es noch dauern sollte, bis die damaligen Hauptforderungen nach einer längst geplanten Autobahnverbindung Wien-Bratislava und einer schnellen Zugsverbindung zwischen den beiden nächstgelegenen Hauptstädten der Welt tatsächlich realisiert wurde. Nicht zu vergessen ist, dass die Verkehrsverbindungen über die March noch immer mangelhaft sind, obwohl immer von regionaler Zusammenarbeit geredet wird. In der Zeit der Monarchie. gab es mehrere Brücken über die March. Und wie ist die Situation jetzt? Mehr als zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war die Eröffnung einer Marchfähre zwischen Angern in Niederösterreich und Záhorská Ves auf slowakischer Seite 2001 schon ein Meilenstein. Denn eine wetterfeste Straßenverbindung über den schmalen Grenzfluss folgte erst im Jahr 2005 zwischen Hohenau und Moravský Svätý Ján und sie ist bis heute nicht rund um die Uhr befahrbar. Und auch die Autobahnverbindung zwischen den beiden Hauptstädten ließ lange auf sich warten: Die Slowaken hatten schon
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kurz nach der „Samtenen Revolution“ vom November 1989 in ihrer ersten West-Euphorie eine Autobahn mit großem Zollamt an die österreichische Grenze gebaut. Auf österreichischer Seite fehlten aber noch 17 Jahre danach rund 20 Kilometer zur Anbindung weiter nach Wien. Als diese „Spange Kittsee“ im November 2007 eröffnet wurde, war das Zollamt längst von der EU-Integration der Slowakei überholt und daher überdimensioniert. Einen Monat später wurde es aufgrund des slowakischen Schengen-Beitritts sogar ganz überflüssig. Gebaut wurde es zur raschen Abfertigung des erwarteten intensiven Personen- und Warenverkehrs auf einer von slowakischer Seite als selbstverständlich erwarteten Autobahn zwischen den beiden am nähesten beieinander gelegenen Hauptstädten der Welt. Tatsächlich gedient hat es hingegen jahrelang in erster Linie als Symbol für politische Inkonsequenz. Andererseits gibt es inzwischen auch Vorbildprojekte, an die damals noch kaum jemand dachte: Der sehr beliebte TwinCity-Liner ist zwar nie ein wirkliches Massenverkehrsmittel geworden, aber er hat sich als unersetzliches Symbol für die Nähe von Wien und Bratislava etabliert. Und nach Wolfsthal und Hainburg fährt aus Bratislava ebenso wie ins ungarische Rajka eine „innerstädtische“ Autobuslinie - ein für die ganze Europäische Union vorbildliches Projekt grenzüberschreitenden Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Noch viel weniger bemerkt sind kleinere Errungenschaften, die vor allem in der Freizeit Menschen beider Länder zusammenbringen: Seit der „Schengen“-Erweiterung im Dezember 2007 kommen regelmäßig bei Schönwetter viele vor allem junge Leute aus dem slowakischen Plattenbau-Stadtteil BratislavaPetržalka auf Fahrrädern und Inline-Skates oder auch einfach nur zu Fuß über die Staatsgrenze in österreichische Nachbargemeinden
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Bau der Radfahrerbrücke über die March 2012
wie das burgenländische Kittsee, ohne auch nur zu beachten, wo unterwegs die Slowakei aufhört und Österreich anfängt. Für Radfahrer gibt es zudem seit kurzem auch die Möglichkeit, über eine Fahrradbrücke zwischen Devínska Nová Ves und Marchegg hin und her zu fahren, als hätte es da nie eine Grenze gegeben. In den Medien beider Länder wurde mehr diskutiert, ob die Brücke „Chuck-NorrisBrücke“ oder anders heißen sollte. (Sie heißt jetzt „Cyklomost slobody / Fahrradbrücke der Freiheit“.) Ihr völkerverbindender Charakter ging in der Diskussion etwas unter. Auch die Eisenbahnverbindungen wurden im (Beinahe-)Stunden-Intervall ausgebaut (mit kleinen Lücken in den Zeiten mit weniger Passagieraufkommen), das ist ein großer Erfolg, nachdem jahrelang nur nostalgisch von der einstigen Straßenbahn Wien-Preßburg geschwärmt anstatt am Ausbau gegenwärtiger Verbindungen gearbeitet wurde. Nicht wirklich geklärt ist aber noch immer - auch aus durchaus schwerwiegenden Umweltschutz-Bedenken - wie es mit weiteren Straßenverbindungen zwischen beiden Ländern weitergeht. Und auch für den Ausbau der Eisenbahnverbindung gibt es noch keine endgültige Entscheidung über die endgültige Vorzugs-Trassenführung (über Marchegg zum Hauptbahnhof Bratislava oder KittseePetržalka mit besserer Anbindung von dort in die Innenstadt von Bratislava).
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Schon seit zwanzig Jahren unterwegs
Spedition Hochel
Eine Firma muss nicht groß sein, damit die Kunden zufrieden sind und wiederkommen. Vor allem bei Transportunternehmen legen die Kunden Wert auf Pünktlichkeit, Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Seriosität, sagt Ing. Martin Hochel, Manager des Transportunternehmens Hochel. Die Spedition Hochel ist ein Familienunternehmen – was bedeutet das für Sie? Als Familienbetrieb verstehen wir den Güterverkehr als unsere Berufung. Für uns ist nicht die Größe entscheidend, sonder der beste Service und der gute Name unserer Firma. Es gibt Kunden, für die wir kontinuierlich seit zehn, ja fünfzehn Jahren arbeiten. Den Betrieb gründete 1992 mein Vater, es gibt uns also bereits seit mehr als zwanzig Jahren. Und wir sind stolz darauf, dass die Fluktuation der Arbeitnehmer bei uns gering ist. Wodurch unterscheidet sich die Firma Hochel von anderen Transportgesellschaften, wie wird sie von den Kunden wahrgenommen und welche Dienstleistungen bietet sie an? Wir stehen unseren Kunden für den Transport jeglicher Güter zur Verfügung, die mit Planen-Anhängern transportiert werden können, einschließlich ADR-Gefahrguts, in einer Menge von bis zu 100m3. Unsere Stärke sind besonders die Zielländer Deutschland, Italien und Frankreich, aber wir fahren auch in andere EU-Länder.
Im Straßentransport ist es nicht einfach hervorzustechen, aber wir investieren wirklich viel in gute und verlässliche Mitarbeiter und Technik. Und den Transport realisieren wir mit eigenen Fahrzeugen, sodass wir sie direkt kontrollieren und die Verantwortung für sie übernehmen können. Wir sind effektiv, aber steigern die Produktion nicht auf Kosten der Qualität. Eine Win-Win-Strategie steht für uns im Verhältnis mit dem Klienten im Vordergrund. Sehen Sie Unterschiede bei der Führung eines Speditionsunternehmens in der Slowakei und im Ausland? Ich bin der Meinung, dass sich ein guter Minister in erster Linie dafür einsetzen muss, den Unternehmen in seinem Ressort die Tätigkeit zu erleichtern, ihnen bessere Bedingungen und niedrigere Kosten zu bieten, als sie die Konkurrenz im Ausland hat, sowie für die ordnungsgemäße Durchsetzbarkeit des Rechts zu sorgen. Wir haben jedoch leider keins von beidem. In Zusammenarbeit mit der Handelskammer wollen wir die Aufhebung des sommerlichen Samstags- und Sonntagsfahrverbots durchsetzen. Wenn man uns
nämlich wie derzeit das Befahren von Nebenverkehrsstraßen verbietet, wird es während der Sommerferien fast unmöglich, am Montag Güter nach Deutschland zu liefern. In Tschechien wurden diese Verbote teilweise aufgehoben. Wenn die beladenen Fahrzeuge aufgrund des Verbots entweder nicht fahren oder aber weite Mehrstrecken zurücklegen müssen, steigen der Preis und somit die Kosten für die Transportunternehmen und ihre Kunden, und die Fahrer sitzen statt bei ihren Familien auf irgendeinem Parkplatz in ihrer Fahrerkabine. Nicht zu reden von der Absurdität, dass wir der Regionalregierung die höchste Straßensteuer zahlen und dabei ihre Straßen nicht nutzen dürfen. Planen Sie für Ihr Dienstleistungsportfolio Neuerungen? Die Kunden dürfte interessieren, dass wir unsere Fahrzeuge für die GPS-Ortung ausgestattet haben, wir planen den Bau eines eigenen kleineren Umschlaglagers und erneuern und erweitern regelmäßig unseren Fuhrpark, allerdings nicht zum Preis einer Verschuldung oder auf Kosten der Qualität, die für uns Vorrang vor der Quantität hat.
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Österreichischer Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) - ein Vorbild für den Raum Bratislava? Seit Jahren wird in Bratislava davon gesprochen, die verschiedenen Betreiber des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs von der Eisenbahn bis zu Bussen und Straßenbahnen so zu koordinieren, dass Fahrgäste mit einer einzigen Fahrkarte zum Beispiel von einer Straßenbahn aus Ružinov in einen Zug nach Trnava umsteigen könnte. Viel geschehen ist aber noch nicht. Was im Raum Bratislava und Westslowakei noch immer Zukunftsmusik ist, wurde bei den österreichischen Nachbarn schon lange erfolgreich verwirklicht. Die "NPZ - Neue Pressburger Zeitung" fragte deshalb nach, wie das Konzept bei unseren Nachbarn rund um Wien funktioniert.
Die Verkehrsverbund Ost-Region Gesellschaft m.b.H. (VOR) sorgt für ein koordiniertes Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Als Schnittstelle zwischen Fahrgästen, Verkehrsunternehmen, Gebietskörperschaften und Politik sorgt VOR für eine umfassende und bestmögliche Unterstützung der Mobilitätsbedürfnisse im urbanen wie auch im ländlichen Raum. Als ältester und größter Verkehrsverbund Österreichs vereint VOR seit 1984 Schienenverkehrs- und Busverkehrsunternehmen zu einer Tarifgemeinschaft für mittlerweile knapp 2,8 Mio. Einwohner. Mittlerweile ist VOR zentrale Mobilitätsagentur in der Region und für Beauftragung sowie Organisation des öffentlichen Regionalverkehrs der drei Bundesländer zuständig. So werden sämtliche Regionalbusleistungen in der österreichischen Ostregion von VOR im Rahmen von Ausschreibungen beauftragt.
Fakten VOR • Geschäftsführung: Mag. Wolfgang Schroll; Thomas Bohrn, MBA • 1984 Gründung des Verkehrsverbund Ost-Region • rd. 90 Mitarbeiter • Region mit 25.972 km2 und knapp 2,8 Mio. Einwohnern • 900 Linien mit ca. 11.500 Haltestellen in der Region • Über 979 Mio. Fahrgäste in Jahr 2012 • über 40 Verkehrsunternehmen im Verbund
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Auf einer Fläche von 25.972 km2 verkehren im VOR rund 900 Linien, die ca. 11.500 Haltestellen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland bedienen. Im Jahr 2012 nutzten über 979 Mio. Fahrgäste die Öffi -Angebote in der Region. Der Verkehrsverbund Ost-Region GmbH wurde 1984 von den Ländern Wien, Niederösterreich und Burgenland gegründet. Ziel war von Anfang an, ein entsprechendes Angebot an öffentlichem Verkehr für die steigenden Verkehrsströme in und rund um die wachsende Metropole Wien zu gestalten. Mittlerweile gehen die Aufgaben von VOR aber über Wien und sein Umland hinaus und betreffen den öffentlichen Verkehr in den drei Bundesländer in ihrer Gesamtheit. Das Prinzip der Tarifgemeinschaft wird von unseren Fahrgästen – rund 979 Mio. im Jahr 2012 – sehr gut angenommen und konnte gemeinsam mit Infrastrukturmaßnahmen wie dem Ausbau der Westbahnstrecke (Schiene: Wien – St. Pölten bis Salzburg) für einen Boom des öffentlichen Verkehrs in der Region sorgen. Wesentlicher weiterer Erfolgsfaktor von VOR ist die bundesländerübergreifende Koordination des öffentlichen Verkehrs gemeinsam mit mittlerweile über 40 Verkehrsunternehmen im Verbund (darunter Konzerne wie ÖBB, Wiener Linien, aber auch kleinere Busunternehmen). Ein aktuelles Erfolgsprojekt von VOR ist die Neugestaltung der Jugendfreifahrt: Mit dem Top-Jugendticket für nur € 60 pro Jahr können SchülerInnen und Lehrlinge
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bis 24 Jahre alle öffentlichen Verkehrsmittel im Verbund ganzjährig nutzen. Das „einfache“ Jugendticket (€ 19,60) berechtigt zur Nutzung der Öffis an Schultagen vom Wohnsitz zur Ausbildungsstätte. Bereits im Jahr der Einführung des Angebotes im Schuljahr 2012/2013 nutzten über 320.000 Jugendliche das Angebot. Quelle: Verkehrsverbund Ostregion (VOR)
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Zugfahrten aus Österreich nach Bratislava werden immer beliebter Immer mehr Reisende fahren mit dem Zug aus Wien und Ostösterreich nach Bratislava. 77.000 verkaufte Bratislava-Tickets allein im ersten Halbjahr 2013 bringen den Österreichischen Bundesbahnen ÖBB ein Fahrgastplus von 13% und bedeuten ein neues Rekordhalbjahr.
Seit seiner Einführung vor 10 Jahren eilt das Bratislava-Ticket von Rekord zu Rekord. Nach dem All-Time-High 2012 mit insgesamt 160.000 verkauften Tickets, konnte im ersten Halbjahr 2013 der Vergleichswert vom Vorjahr mit rund 77.000 verkauften Tickets noch einmal um 13% übertroffen werden.
Hauptbahnhof Bratislava - Foto: Christoph Thanei
„Ein zweistelliges Plus bedeutet einen Vertrauensbeweis der Kunden. Wir haben mit 70 Zügen pro Tag zwischen den beiden Donaumetropolen ein sehr attraktives Angebot mit günstigen EURegio-TicketPreisen“, erklärt Michael Fröhlich, Regionalmanager der ÖBB-Personenverkehr AG für die Ostregion. Ab Wien nur 15 Euro für Hin- und Rückfahrt & Öffis in Bratislava Im ÖBB EURegio-Ticket von Wien nach Bratislava (Hin- und Rückfahrt) sind im Preis von nur € 15 auch die Benützung der Straßenbahn- und Buslinien des Stadtverkehres innerhalb von Bratislava sowie die Mitnahme eines Fahrrades im Zug inklusive. Ab Bruck an der Leitha und Neusiedl am See kostet das Bratislava-Ticket € 7, ab Gänserndorf und Siebenbrunn-Leopoldsdorf € 6. Für den „kleinen Grenzverkehr“ ab Marchegg oder Kittsee sogar nur 4 Euro. Erhältlich sind Bratislava-Tickets bei allen Personenkassen und Fahrkartenautomaten der ÖBB. Ermäßigte Stadtführungen & Stadtrundfahrten Bei Voranmeldung werden ermäßigte Stadtführungen angeboten, die bereits nach Ankunft des Zuges am Bahnsteig des Hauptbahnhofes beginnen. Hunderte Bahnfahrer haben diesen Kundenvorteil bereits genützt. Als weiterer Kooperationspartner in der slowakischen Hauptstadt bietet Tour4U seit dem Vorjahr Ermäßigungen bei Stadtrundfahrten in „Oldtimer – Fahrzeugen“.
Neuer Folder „BratisLover“ Die seit Juni neu aufgelegte Broschüre wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband im Magistrat Bratislava erstellt. Sie enthält neben dem Fahrplan einen Terminplan mit interessanten Veranstaltungen bis Jahresende und kurze Darstellungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Der in der Mitte eingeheftete Stadtplan erleichtert die Orientierung. Den neuen „BratisLover“ gibt es bei den Personenkassen der ÖBB in Wien, NÖ und Burgenland und als Download im Internet unter oebb.at/euregio. ÖBB: Österreichs größter Mobilitätsdienstleister Als umfassender Mobilitätsdienstleister sorgt der ÖBB-Konzern österreichweit für die umweltfreundliche Beförderung von Personen und Gütern. Die ÖBB gehören zu den pünktlichsten Bahnen Europas und bieten ihren Kunden die höchste Pünktlichkeit in der EU. Mit konzernweit 39.833 MitarbeiterInnen bei Bahn und Bus (davon 35.990 in Österreich, 3.843 im Ausland, zusätzlich 1.814 Lehrlinge) und Gesamterträgen von rd. 6,27 Mrd. EUR ist der ÖBBKonzern ein wirtschaftlicher Impulsgeber des Landes. Strategische Leitgesellschaft des Konzerns ist die ÖBB-Holding AG. Quelle: Österreichische Bundesbahnen
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Eine Breitspureisenbahn durch die Slowakei Ein faszinierendes Projekt: Güter aus Mitteleuropa werden per Bahn in die Ukraine, nach Russland, nach China, nach Asien oder von dort nach Mitteleuropa per Bahn transportiert. Dies wäre relativ sicher, kostengünstig und mit Destination Asien doppelt so schnell wie der Schiffstransport. Dabei darf es zu keinem Umladen der Güter kommen. Von Helmut Wessely, 2006 – 2010, österreichischer Botschafter in der Slowakei
Da in China Normalspur verwendet wird, müssen die Radachsen der Waggons für Russland auf Breitspur gewechselt und an der Ostslowakei neuerlich auf Normalspur gewechselt werden. Um diesen letzten Wechsel zu beseitigen schlagen die russischen Eisenbahnen seit einigen Jahren ein Großprojekt vor: Verlängerung der Breitspureisenbahnlinie von Cierna nad Tisou bis in den Raum Wien in Österreich. Dort sollte dann auf Schiff, Bahn oder LKW umgeladen werden. Warum werden solche Transporte nicht schon heute angeboten und durchgeführt? Eisenbahningenieure bekräftigen, dass die moderne Technik des Umspurens effizient und ohne großen Zeitaufwand möglich ist. Siehe an der Grenze Frankreich/Spanien. Freilich müssten viele Abschnitte der mehrere tausend Kilometer langen Strecke modernisiert und auf den letzen Stand der Technik gebracht werden. Kürzlich berichteten die Medien, dass die klassische transsibirische Eisenbahnlinie mit großen Investitionen erneuert werde. Die Züge könnten dann über Wien hinaus in jede beliebige Richtung weitergeführt und ein Umschlag vermieden werden. Der Transport auf der Donau ist wegen des fehlenden Ausbaus einer Strecke in Bayern und der auch in Österreich gelegentlich herrschenden Problematik des Niedrigwassers nicht wesentlich vermehrbar. Ein Umschlag auf Bahn oder LKW könnte ohne weiteres auch in der Ostslowakei
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erfolgen und dort für dringend gesuchte Arbeitsplätze sorgen. Bei einer mehrere tausend Kilometer langen Strecke sollte es auf 400 km nicht ankommen. Am 2. 8. 2013 berichtete der Spiegel online, ein Zug aus 51 Containerwagen sei von Zhengzhou, einer 8-MillionenMetropole in Nordostchina, in HamburgBillwerder angekommen. Die Ladung bestand aus Kleidung, Schuhen und Reifen. Geplant sei nun einen Zug pro Woche in jede Richtung abzufertigen. Na also! Geht doch, wenn man will. Gewollt hat dies allerdings ein Privatunternehmen, die Spedition Schenker. Die Deutsche Bahn sei praktisch nicht beteiligt gewesen, hieß es. Dieser Transport sei zwar teurer als das Schiff, aber doppelt so schnell. Warum wollen die russischen Eisenbahnen nicht? Machbarkeitsstudien sind in den letzten Jahren schon einige angekündigt worden, über Ergebnisse gibt es keine Informationen. Rohstoffe aus Sibirien will Russland nach Mitteleuropa transportieren. Doch worum kann es sich dabei handeln? Erze, Holz, Getreide, Kohle ? Die Verhüttungsanlagen Europas werden derzeit wegen der zu hohen Kosten nach Übersee verlagert, bleibt Kohle, die für Kraftwerke von Interesse wäre. Aber wollte man nicht die CO2-freie Energieproduktion? Wofür braucht man dann aber einen 200 Hektar großen Hub in der Parndorfer Heide, die zu den schutzbedürftigen Naturlandschaften in Österreich gehört? Also kein Umladen
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auf Schiff und LKW? Großspurige Ankündigung von Arbeitsplätzen kostet nichts. Es ist eher zu befürchten, dass eine Geisterbahn entstehen könnte. Das geschätzte Investitionsvolumen von 6 Mrd. Euro eignet sich im Zusammenhang mit der Auftragsvergabe allerdings bestens für „Provisionen“ in der Tradition staatlicher Unternehmen. Ohne Schulden wird es nicht gehen und diese werden letztendlich die Steuerzahler, jedenfalls jene der Slowakei und Österreichs zu begleichen haben. Das nennt man dann internationale Zusammenarbeit.
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Wohin geht die Reise? Aus dem Wiener Musik-Kabarett der 50er Jahre stammt der „Wilde auf seiner Maschin“, der zwar keine Ahnung hat, wohin er mit seinem Motorrad rast, dafür aber umso schneller dort sein wird. Wichtiger als ein Ziel, gar ein sinnvolles, sind ihm Bewegung an sich und Prestige. Von Gabriele Matzner, 1997 - 2001 österreichische Botschafterin in der Slowakei
Diese Geisteshaltung lässt sich natürlich in vielen Lebensbereichen beobachten, die mit Verkehr im engeren Sinn nichts zu tun haben. Die fast schon außerirdische Geschwindigkeit maschinen-getriebener Finanztransaktionen, bei denen in Sekundenbruchteilen Milliarden US-Dollar über den Globus verschoben, und bisweilen versenkt werden. Oder die explosionsartig vermehrte Mobilität, darunter Flugreisen in entfernteste Winkel der Erde zum Selbstzweck, wofür das Englische den Begriff „binge flying“, Flugorgien, bereithält. Unablässig durchkreuzen Laster Europa, sammeln beispielsweise Rinder da ein, bringen sie zur Schlachtung dort hin, verteilen ihre verwertbaren Reste wieder über die Lande und unverwertbaren wiederum anderswo. Der zeitsparende Nutzen des Autos für den Einzelnen findet seine evidenten Grenzen, sobald fast alle diesen Vorteil suchen und sich in Staus und Parkplatzsuche verlieren. Die dabei auftretenden negativen Effekte, für Umwelt, Ko-Lebewesen oder gedeihliche soziale Beziehungen, bezeichnet die ökonomische Lehre als „externe“, da sie nicht von den Verursachern, sondern von anderen, zumeist via Massensteuerzahler der Allgemeinheit, zu tragen sind. Das Gegenteil von Mobilität, Immobilität oder unüberwindbare Grenzen, ist natürlich menschenfeindlich und potentiell destruktiv, nicht nur für wirtschaftliche Entwicklung. Bewohnern des ehemaligen sowjetischen Imperiums des „real existierenden“ Sozialismus, war schließlich Reisefreiheit fast wichtiger als die damit schwesterlich verbundene Gedankenfreiheit.
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Für erhöhte Mobilität sprechen auch positive „externe“ Effekte. Wir lernen fremde Länder, Gebräuche und Speisen kennen, erweitern unseren Horizont. „Wenn der Verkehr zunimmt, nimmt die Unwissenheit ab, und so vermindert sich der Hass“, hoffte der fortschrittsgläubige englische Historiker Henry Thomas Buckle vor rund 180 Jahren auf eine Beseitigung nationalistischer Vorurteile. Man darf weiter hoffen. Große Vorteile versprachen sich auch die Begründer des EU-Binnenmarktes von der Einführung der „Vier Freiheiten“, nämlich der grenzüberschreitenden Mobilität von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. 20 Jahre später kann man wohl sagen, dass bei allen Problemen die Vorteile überwiegen.
Die anhaltende Wirtschaftskrise, ein „externer“ Effekt der grenzenlosen Beweglichkeit von Kapital, von dem weltweit schätzungsweise 21-32 Billionen USDollar auf Steueroasen ruhen, könnte nun die EU-Staatenlenker zu Verkehrsregeln bei Kapital ermuntern. Neuerdings wird nun ein Murren über angeblichen „Sozialtourismus“ in der EU hörbar, vor dem es lahmende Sozialbudgets zu schützen gelte. Ungehemmte Personenmobilität stößt auch inner-europäisch an Akzeptanzgrenzen. Wie dem auch sei: das Thema „Verkehr“ im weiteren Sinn ist und bleibt ein zentrales, nicht nur für die Wirtschaft, und nicht nur in Europa.
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Das Verkehrsmuseum Bratislava Für große und kleine Liebhaber historischer Verkehrsmittel In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs Bratislava befindet sich im Bereich eines historischen Bahnhofsareals des 19. Jahrhunderts ein Museum der besonderen Art. Bestückt von Eisenbahnfans ebenso wie von Sammlern von Automobil-Veteranen präsentiert sich das Verkehrsmuseum Bratislava einer interessanten Publikumsmischung: Ältere Herren, die das eine oder andere Fahrzeug noch selbst benutzten, und Kinder, oft die Enkelkinder der Ersteren, scheinen die größte Begeisterung beim Durchwandern des teilweise im Freien befindlichen Museums zu empfinden. Vereinfacht gesagt, stehen in den überdachten Innenräumen die Autos und auf den Gleisen im Freien die historischen Lokomotiven. Text und Fotos: Christoph Thanei
Die ausgestellten Straßenfahrzeuge reichen von den überhaupt ersten Verkehrsmitteln mit und ohne Motor bis zu Autos, die noch vor wenigen Jahrzehnten massenhaft auf unseren Straßen unterwegs waren. Zu den besonderen Kostbarkeiten gehört ein Exemplar des legendären Ford T, des ersten in Serie produzierten Autos der Welt. Oder der in Großbritannien entwickelte und später auf Lizenz auch von Škoda in der Tschechoslowakei gebaute Sentinel, der mit Kohlen beheizt eine Art fahrende Dampfmaschine für die Straße in Zeiten von Erdölkrisen war, wie uns Museumsmitarbeiter František Hanuliak erklärt. Kinder wie Erwachsene bringt der freundliche Pensionist, der in aktiven Zeiten selbst Konstrukteur bei den einstigen
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„Bratislava Automobilwerken BAZ“ war, mit Hinweisen auf Details wie Gaslaternen als Autoscheinwerfer. Es lohnt sich, das Museum zumindest bei einem von sicher mehreren Besuchen nicht allein zu erkunden, sondern sich telefonisch anzumelden und damit eine kostenlose Führung zu bekommen. Auf Deutsch ist das aber nur an jenen wenigen Tagen möglich, wenn Hanuljaks deutschsprachiger Kollege Viliam Reinisch anwesend ist. Während im Inneren des Museums schützende Absperrungen darauf hinweisen, dass die Ausstellungsstücke nicht zum Angreifen gedacht sind, lässt sich draußen zwischen den Kostbarkeiten der
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Eisenbahngeschichte nicht nur herumgehen, sondern zum kleineren Teil auch in sie einsteigen. Abgerundet wird das Museum durch allerhand Zubehör der Verkehrstechnik von historischen Weichenstellwerken bis zu Eisenbahner-Uniformen und allerhand kleinen Geräten wie Fahrkartenentwertern.
Verkehrsmuseum (Múzeum dopravy) Geöffnet täglich außer Montag von 10 Uhr bis 17 Uhr (auch am Wochenende) Weitere Informationen: http://www.muzeumdopravy.com
Leserbriefe
Briefe an die Redaktion
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NPZ Das deutschsprachige Magazin
Neue Pressburger Zeitung aus der Slowakei
Liebe Leserinnen und Leser, Ihre Meinung ist uns wichtig! Wir freuen uns über Ihre Anregungen, Kritik und Kommentare zur "NPZ - Neue Pressburger Zeitung" ebenso wie über Ihre Reaktionen auf einzelne Beiträge. Schreiben Sie uns an: redaktion@npz-online.eu
NPZ als Reisebegleiter Sehr geehrte Damen und Herren, Vor einer Woche bin ich – zusammen mit meiner Manželka – nach einem vierwöchigen Aufenthalt in der Slowakei nach Waltershausen zurückgekehrt. Im Bahnhof Bratislava hl.st. endeckte ich kurz vor der Abreise die Neue Pressburger Zeitung, das Heft Nr. 9/2013 war mir ein sehr guter Begleiter während der Zugfahrt nach Thüringen/Durínsko. Ich darf Ihnen noch verraten, dass ich zusammen mit meiner Frau seit 2002 jedes Jahr in Ihr Land reise. Immer mehrere Wochen, in jeweils eine andere Region. Die Slowakische Republik ist somit bereits unsere „Zweite Heimat“ geworden. Leider erfährt man hier per TV, Rundfunk oder Presse kaum etwas über Ihr Land. Jeder Aufenthalt in der Slowakei wird nach der Reise mit einem Erlebnisbericht (ca. 20-25 Seiten) und ca. 350 Fotos dazu, gewürdigt. Mit freundlichen Grüßen, Bernd Oertel Waltershausen/ Thüringen
Namensdiskussion: Bratislava oder Preßburg Sehr geehrte Damen und Herren, Durch Zufall kam mir Heft 10 Ihrer Zeitschrift in die Hände. Mir fällt auf, dass Sie für die Hauptstadt der Slowakei überwiegend den slowakischen Namen Bratislava verwenden. In einer deutschsprachigen Zeitschrift ist das doch einigermaßen überraschend – zumal sie sich „Neue Pressburger Zeitung“ nennt. Im übrigen wäre anzumerken, dass die richtige Schreibweise im Deutschen Preßburg ist, die Sie auch auf Seite 20 verwenden, aber leider nur dort. Von anderen Orten gebrauchen Sie überwiegend die slowakischen Ortsnamen, nur im Beitrag „Kleine Ausflugstipps“ hat sich die Autorin – dem Namen nach wohl eine Slowakin – lobenswerterweise die Mühe gemacht, die Ortsnamen auch auf Deutsch anzugeben (seltsamerweise aber nicht bei Kaschau/Košice). In einer deutschsprachigen Zeitschrift sollte das generell die Regel sein. Mit besten Grüßen, Dr. Alexander Demblin Wien Stellungnahme der Redaktion: Sehr geehrter Herr Doktor Demblin, vielen Dank für Ihren Leserbrief! Die Frage „Pressburg oder Bratislava“ ist immer wieder ein Diskussionsthema. In der NPZ haben wir uns von Anfang an pragmatisch entschieden: In historischen Zusammenhängen (dazu gehört auch der auf historische Wurzeln zurück gehende Zeitungsname) verwenden wir den historischen Namen Pressburg oder Preßburg (beide Schreibweisen sind belegbar). Wenn es aber um die Gegenwart
geht, verwenden wir den gegenwärtigen Namen Bratislava. Die ehemalige Krönungsstadt der ungarischen Könige hieß bekanntlich in der Zeit der Monarchie auf Deutsch Pressburg / Preßburg und auf Ungarisch Pozsony. Weniger bekannt ist im deutschsprachigen Raum, dass dieser historische Name in der slowakischen Sprache nicht Bratislava, sondern Prešporok lautete. Im März 1919, kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei und dem Anschluss Pressburgs an diesen neuen Staat, wurde die Stadt dann offiziell in Bratislava umbenannt. Bratislava ist also nicht die slowakische Variante von Pressburg, sondern der seit 1919 gültige „neue“ Name. Recht haben Sie aber auf jeden Fall damit, dass die deutschsprachige Bezeichnung von Košice noch immer Kaschau lautet. Denn dabei geht es nicht um eine formelle Umbenennung, sondern lediglich um zwei sprachlich verschiedene Varianten. Dass die offizielle Umbenennung von Pressburg / Pozsony / Prešporok in Bratislava auch nach fast einem Jahrhundert noch nicht von allen nachvollzogen wurde (unter anderem auch nicht von den Außenministerien Deutschlands, Österreichs und Ungarns), ändert nichts an ihrer formellen Gültigkeit, zeigt aber, dass die Diskussion über den Namen der Stadt noch längst nicht abgeschlossen ist. Als Beitrag zu dieser Diskussion möchten wir daher gerne auch Ihren Leserbrief veröffentlichen. Wir hoffen, dass Ihnen die NPZ trotz der von uns gewählten Namensbezeichnung Bratislava gefällt und Sie sie gerne weiterhin lesen werden! Mit freundlichen Grüßen Christoph Thanei
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Politik & GESELLSCHAFT
„Die Slowakei ist ein kleines, aber wichtiges Land mit großem Potenzial“ Die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ sprach mit dem neuen deutschen Botschafter Michael Georg Schmunk über seine Interessen und Visionen. Text: Christoph Thanei, Fotos: Vladimír Benko
NPZ: Herr Botschafter, wie sind Sie hierher gekommen? War die Botschaft in Bratislava ein Wunschposten für Sie? Michael G. Schmunk: Wie Sie wissen, war ich vorher bei der OSZE in Wien auf Posten, also in einer multilateralen Funktion. Das habe ich vor allem gemacht, weil ich sehr stark an sicherheitspolitischen Fragen interessiert bin. Aber die multilaterale Arbeit im diplomatischen Dienst ist eine ganz andere als die bilaterale. Ich war sozusagen ja nicht in Österreich, sondern bei der OSZE. Mein Tätigkeitsfeld erstreckte sich von Vancouver bis Wladiwostok. Nach drei Jahren hatte ich eine gewisse Sehnsucht nach bilateralen Beziehungen. Denn die bilateralen Beziehungen berühren den gesamten Fächer der Kooperation inklusive Wirtschaft, Kultur und Bildungspolitik - und man hat ein ganzes Land im Blick. Daher hatte ich den starken Wunsch, ein kleines mitteleuropäisches Land als Aufgabe zu bekommen. So war ich froh, in die Slowakei entsandt zu werden. Meiner Frau und mir hat das Land auch sofort gefallen. Ganz weg von Ihren sicherheitspolitischen Themen werden Sie hier ja auch nicht sein. Bratislava war ja auch schon Schauplatz großer Nato-Treffen oder des Gipfeltreffens der Präsidenten Bush und Putin. Mit großem Interesse habe ich wahrgenommen, dass Bratislava immer mehr zur
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Drehscheibe internationaler Begegnungen und Strategiedebatten wird. Wenn Sie meinen Lebenslauf lesen, stellen Sie sehr schnell fest, dass ich nicht immer nur in der reinen Diplomatie tätig, sondern wiederholt auch im Bereich von Think Tanks aktiv war. So freut mich, dass es hier zum Beispiel immer wieder diese interessante Veranstaltung Globsec gibt und auch andere internationale Treffen. Und wie gefällt Ihnen die Slowakei, was sind Ihre ersten Eindrücke? Man merkt sofort, dass die Slowakei ein „ur-europäisches“ Land ist. Uns verbindet die Donau nicht nur im geografischen, sondern auch ideellen Sinn der europäischen Geschichte. Ein Fluss, der einen gesamten Literatur- und Musikraum zusammenhält. Mir gefällt auch Bratislava als Stadt sehr gut. Bratislava ist auf einem guten Weg und ich wünsche mir, dass es noch mehr als bisher gelingt, Touristen gerade auch aus meinem Land hierher zu locken. Überhaupt nützt die Slowakei ihr Tourismus-Potenzial noch zu wenig. Dafür wäre noch gezieltere Werbung nötig. Denn das Wissen über das Tourismusland Slowakei ist in Deutschland noch sehr gering. Ihre Affinität zu Balkan-Themen eröffnet Ihnen sicher viel Gesprächsstoff mit dem slowakischen Außenminister Miroslav Lajčák, der
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dort ja auch eine wichtige Rolle spielt und in der EU als einer der besten Balkan-Kenner gilt? Außenminister Lajčák und ich kennen uns noch gut aus unserer gemeinsamen Arbeit in Sarajewo. Ich war damals der deutsche Botschafter, er der Hohe Repräsentant für Bosnien-Herzegowina. Wir waren beide in einer sehr schwierigen Zeit darum bemüht, dem Land in eine neue EU-Zukunft zu helfen. Ihr Vorgänger, Axel Hartmann, hat als wichtigen Schwerpunkt die Förderung der deutschen Sprache gesehen. Wird das auch für Sie so sein? Für jeden deutschen Botschafter ist das ein zentrales Thema. Slowaken und Deutsche verbindet kulturell sehr viel, auch was die Sprache anlangt. Ich bin immer wieder positiv überrascht, wie viele Menschen hier auf einem sehr hohen Niveau die deutsche Sprache sprechen. Das freut mich natürlich. Ich weiß auf der anderen Seite auch, dass in den Stundenplänen der Schüler dafür Platz geschaffen werden muss. Da bin ich mir mit meinen Kollegen aus Österreich und der Schweiz vollkommen einig. Deutsch gehört zu den wichtigen Wirtschaftssprachen in Europa. Für junge Menschen in der Slowakei sollte das ein großer Anreiz sein: Sie lernen nicht nur eine wichtige Kultursprache, sondern können mit
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ihren Deutschkenntnissen auch besser Geld verdienen. Deutsche Investoren sind die wichtigsten in der Slowakei. Haben Sie schon Kontakte zu Ihnen? Selbstverständlich war der Kontakt zur Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer eine meiner ersten Amtshandlungen als Botschafter. Ich konnte soeben auch bei einem großen Wirtschaftstag in Berlin mit großer Freude feststellen, dass das Interesse von Firmenvertretern in Deutschland an der Slowakei sehr groß ist. In Berlin sieht man die Slowakei als besonders erfolgreiches Beispiel der wirtschaftlichen Kooperation. Auch unsere beiden Regierungschefs und Außenminister verstehen sich sehr gut. Die Kooperation bringt viele Früchte, diese Erfolgsgeschichte möchte ich ausbauen helfen.
Gibt es besondere Anliegen, die Sie in der Slowakei vertreten wollen? Nicht nur die Sprache, gerade auch die deutsche Sprache, sondern überhaupt die Ausbildung ist besonders wichtig für die jungen Menschen. Das in Deutschland bewährte duale System der Fachkräfte-Ausbildung ist zum Beispiel etwas, das viele Chancen eröffnet. Ich war gerade bei der Eröffnung eines neuen, hochmodernen Ausbildungszentrums von Volkswagen in Bratislava. Da habe ich den Jugendlichen, die dort als erste aufgenommen wurden, gesagt: Ihr könnt euch glücklich schätzen, an so einem Leuchtturm-Projekt teilnehmen zu können. Nützt diese Chance! Übrigens gehört auch zu dieser Ausbildung das Erlernen der deutschen Sprache. Unterschiedliche Auffassungen zwischen Deutschland und der Slowakei gibt es sicher in der
Energiepolitik. In der Slowakei sind die Sympathien für die Atomenergie groß und die Energiewende in Deutschland wird deshalb hier sehr kritisch beobachtet. Natürlich, das wissen wir auch. Wir verstehen auch warum. Ein sich noch entwickelndes Land braucht billige Energie. Der deutsche Weg mit sehr weitem Blick in die Zukunft ist kein einfacher Weg und kein billiger Weg. Heute sieht das noch alles sehr schwer, wenn nicht unmöglich aus. Aber ich glaube, dass es ein zukunftsweisender Weg ist. In zehn oder zwanzig Jahren wird man wahrscheinlich sagen, dass das der richtige Ansatz war. Die so genannte Energiewende in Deutschland ist so wie vorher die Arbeitsmarktreform mit der Agenda 2020 ein sehr revolutionäres Projekt. Und auch bei diesem sozialpolitischen Projekt sieht man jetzt, dass Deutschland jetzt deswegen sehr gut dasteht. Wir wissen, dass das manche
Botschafter Michael G. Schmunk, Antrittsbesuch beim slowakischen Präsidenten Ivan Gašparovič
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Politik & GESELLSCHAFT
Botschafter Michael Georg Schmunk, geboren am 17. März 1951 in Wiesbaden. Studium der Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft in Bonn. Stationen der diplomatischen Laufbahn unter anderem in Washington und Südafrika. Leiter der jeweiligen deutschen Vertretungen in Baku (Aserbaidschan), im Kosovo und in Sarajewo. Dazwischen verschiedene Expertenfunktionen für das Auswärtige Amt (zum Beispiel als Sonderbotschafter für Afghanistan) und in Think Tanks mit vor allem sicherheitspolitischen Schwerpunkten. Zuletzt 2010 bis 2013 Gesandter und Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei der OSZE in Wien. Seit 2013 Botschafter in der Slowakei. Verheiratet mit Maryann B. Schmunk (USA). Länder, nicht nur im Osten, sondern auch im Westen, anders sehen. Aber wir hoffen, dass wir gerade auch in Bratislava, wo man zur Atompolitik anders steht, unsere Position auch einmal ausführlich darstellen können. Sie sind mit Ihrer Frau gemeinsam in die Slowakei gekommen. Wie weit nimmt sie an Ihrer Arbeit Anteil?
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Meine Frau ist Amerikanerin mit italienischen Wurzeln. Zwar ist sie Kunsthistorikerin, aber sie hat sich auf unseren Auslandsposten vor allem für den zivilgesellschaftlichen Sektor stark gemacht. Wir hoffen, dass sie in diesem Bereich auch hier aktiv werden kann. Was interessiert Sie und Ihre Frau in Ihrer Freizeit? Wir sind sehr an Literatur interessiert. Ich lese gerade ein Buch des jungen slowakischen Autors Michal Hvorecky über eine Donau-Schifffahrt. Ich hoffe, ihn auch bald persönlich kennen zu lernen. Ich war auch begeistert, kürzlich zu einer Ausstellung eines österreichischen Künstlers (Anm.: Hannes Mlenek, den die NPZ in dieser Ausgabe vorstellt) in das Museum Danubiana eingeladen zu werden. Das Museum hat mich sehr begeistert und ich freue mich auch für Bratislava, wenn dieses Museum ausgebaut werden kann. Auch Sport interessiert mich sehr. Im Fußball bin ich ein Fan von Bayern München. Aktiv war ich Basketballer, das hat mir früher großen Spaß gemacht. Jetzt bin ich zum ersten Mal in einem Land, das sehr Eishockey-begeistert ist. Davon verstehe ich noch nicht viel. Daher freue ich mich sehr darauf, bald einmal ein Spiel
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Ihrer Nationalmannschaft live zu sehen. Ich interessiere mich aber auch sehr für schöne Landschaften. Meine Frau und ich wandern sehr gerne. So habe ich mir vorgenommen, im Laufe meiner Tätigkeit in Etappen die ganze Slowakei zu durchwandern. Die Slowakei ist voll von schönen Burgen, das interessiert mich sehr. Neugierig sind wir auch auf die einheimische Küche. Schon in Österreich waren wir in einem Weinland und sind daher schon sehr gespannt darauf, unsere Wein-Studien auf slowakische Weine auszudehnen. Auch habe ich gehört, dass in Ihrem Land Slivovitz getrunken wird, auch darauf sind wir nach unseren Erfahrungen im Kosovo und Bosnien-Herzegowina sehr neugierig. Wir hoffen natürlich auch, nicht nur Politiker und Diplomaten kennen zu lernen, sondern auch die so genannten „gewöhnlichen“ Leute. Wir wollen mehr von dem Land erfahren als es ein Tourist erfährt. Es wird sicher ein spannendes Leben hier für uns, wir empfinden eine große Vorfreude darauf. Wie würden Sie Ihre Arbeits- und Lebenseinstellung beschreiben? Als Botschafter brauche ich natürlich ein gewisses geordnetes Vorgehen und konsequente Strategien, um Ziele zu verfolgen, die den deutschen Interessen dienen. Wir arbeiten ja nicht im luftleeren Raum, sondern innerhalb des deutschen diplomatischen Dienstes. Wichtig ist für mich zudem eine Neugierde auf alles Neue. Auch Spontanität, Kreativität und manchmal auch nonkonformes Denken gehören auch dazu, um etwas zu bewegen. Das kann bilateraler Arbeit sehr zugute kommen. Zum Schrecken meiner Frau bin ich ein extremer Frühaufsteher. Dafür bin ich abends dann auch schon oft müde. Alles, was sich nach 22 Uhr abspielt, bereitet mir dann schon ziemliche Mühe. Morgens bin ich dafür umso fitter, vor allem im Sommer. Das vollständige Interview finden Sie auf unserer Internetseite:
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public relations
Der Weg auf den Weltmarkt beginnt in der Bank Mit einem starken Finanzpartner kann ein Unternehmen viel einfacher auf den internationalen Märkten agieren. Über die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit sprachen wir mit Henrieta Hudecová, der Leiterin der Abteilung für internationale Kunden der Tatra banka. beit mit der Raiffeisen Bank International äußerst ertragreich. Die Lösungen, die wir ihnen im Rahmen nicht nur des Produktportfolios der Tatra banka anbieten, verbinden wir auch mit den Gruppenlösungen der RBI.
Mit welchen Wünschen wenden sich internationale Unternehmen am häufigsten an Sie? Die Anforderungen der ausländischen Klienten sind heutzutage sehr komplex und beziehen sich oft nicht nur auf lokale Bedürfnisse. Sie sind bei der Strukturierung anspruchsvoller und verlangen globalisierte Lösungen beispielsweise auf dem Gebiet des Cash Managements bzw. der Finanzierung. Die Unternehmen, auf die unsere Abteilung ausgerichtet ist, haben Schwesterunternehmen in den umliegenden Ländern Mittel- und Osteuropas, und so ist die Synergie und die geeignete Kombination lokaler Aktivitäten dank der Zusammenar-
Raiffeisen Bank International – Marktführer im Firmenkundengeschäft • Universalbanken-Gruppe mit Heimmarkt in Zentral- und Osteuropa • mehr als 125 Jahre Firmengeschichte • 17 Märkte, 30 Länder, mehr als 14,3 Millionen Kunden, über 3 000 Filialen
Was würden Sie einem Unternehmen empfehlen, das ins Ausland expandieren möchte? Wir empfehlen ihnen vor allem, sich an uns zu wenden – den International Desk der Tatra banka – gleichgültig, ob es sich um eine slowakische Firma handelt, die in neue Märkte einsteigen möchte, oder um eine ausländische Gesellschaft, die in die Slowakei expandiert. Wir sind eine Art Eingangspforte für den Beginn der Zusammenarbeit mit der Bank. Wir sichern den Kunden ein Maximum an Komfort, da sie über eine Kontaktperson nicht nur die Probleme der ortsansässigen Einheit lösen können, sondern auch die Bedürfnisse des Unternehmens auf anderen Märkten, auf denen die RBI-Gruppe vertreten ist. Wir sichern auch aktiv die Kommunikation mit Institutionen außerhalb der Bankenbranche wie beispielsweise Industrie- und Handelskammern und sind in verschiedenen Foren im Gespräch mit potentiellen ausländischen Investoren. Die Tatra banka ist die drittgrößte Bank in der Slowakei, wie sieht ihre Position in diesem Sektor aus?
Die Tatra banka wurde als einzige unter den bestehenden hiesigen Marktführern im Bankenbereich praktisch von der Pieke auf hochgezogen. Heute können wir stolz darauf sein, auf eine mehr als zwei Jahrzehnte dauernde Geschichte zurückzublicken und über mehrere Jahre die Position der stärksten Geschäftsbank einzunehmen. Bei der Kreditvergabe haben wir mehr als zwanzig Prozent Marktanteil, was die klare Strategie unserer Bank und ihre aktive Bedienung der Bedürfnisse der Businessklientel belegt.
Die Tatra banka bietet ihren Kunden • Leistungen höchster Qualität • Maßgeschneiderte Lösungen • Unterstützung bei finanziellem Bedarf jeder Art, Annäherung der Märkte und Zusammenarbeit im Rahmen mit der RBI-Gruppe • Komplettlösungen aus dem Produktportfolio der Tatra banka und der Raiffeisen Bank International aus einer Hand Sie arbeiten bereits seit mehr als zehn Jahren in der Tatra banka. Was gefällt Ihnen an der Arbeit am meisten? Die Arbeit mit den Menschen, der aktive Kontakt und die anspruchsvollen Besprechungen mit den Kunden sind für mich äußerst motivierend und bereichernd. Dabei betrachte ich jedes Kundengespräch als Herausforderung, als Quelle von Inspiration, Motivation und neuen Informationen. Jeder Kunde ist unterschiedlich und hat seine speziellen Anforderungen und ein guter Geschäftsmann muss diese sofort erkennen und sie für den Aufbau langanhaltender und ausgewogener Geschäftsbeziehungen nutzen.
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Die Teilung der Tschechoslowakei aus der Sicht eines Auslandsslowaken Zwanzig Jahre sind vergangen, seit aus der „guten, alten Tschechoslowakei“ zwei selbstständige Staaten wurden. Die Weihnachtsfeiertage sowie den für Tschechen und Slowaken historisch so bedeutenden Jahreswechsel 1992/1993 durfte ich damals in der Slowakei erleben. Der Grund war rein privater Natur und hatte mit Politik nichts zu tun. Von Ivan Lehotsky, Studium der Philosophie und Theologie in Fribourg und Zürich. 12 Jahre Tätigkeit für die Katholische Kirche der Schweiz. Dann Gymnasiallehrer in Zürich. Lebt und publiziert in der Slowakei.
Nach diesen geschichtsträchtigen Tagen kehrte ich zurück in die Schweiz, wo ich als Lehrer an einem Gymnasium unterrichtete. Meinen Schülern konnte ich erzählen, dass ich im Dezember 1992 in einem Staatsgebilde angekommen und im Januar 1993 aus einem anderen ausgereist bin, ohne mich von dem Ort, an dem ich mich aufhielt, entfernt zu haben. Außerdem habe ich meinen Schülern in Kürze die Umstände zu erklären versucht, warum sich Tschechen und Slowaken trennten, vor allem aber, wie sie es taten, nämlich friedlich. An dieser Stelle hat mich ein Schüler mit der Bemerkung unterbrochen: „Gewiss sind Sie jetzt stolz, Slowake zu sein!“ Statt einer Antwort mussten sich die Schüler von mir einen moralisierenden Vortrag anhören, dass es nicht von Bedeutung im Leben eines Menschen sei, ob er Slowake, Deutscher, Schweizer, Katholik, Moslem, Jude, von gelber oder schwarzer Hautfarbe ist, dass im Leben eines jeden Menschen andere Werte gelten und wichtig sind, die man pflegen sollte und die sein Menschsein ausmachen. Derselbe Schüler hat mich nochmals unterbrochen: „Aber dennoch können Sie stolz sein! Denn schauen Sie, wie elegant sich beide Völker ohne jedes Blutvergie-
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ßen oder einen Bürgerkrieg (wie auf dem Balkan) getrennt haben.“ Dieses Argument musste ich selbstverständlich akzeptieren, doch nicht ohne die Bemerkung, dass dies dennoch für mich kein Grund sei, ein „stolzer Slowake“ zu sein. Prag kenne ich seit meiner Jugend, teils auch aus meiner Militärdienstzeit und durch Besuche gleich nach der Wende 1989. Die Stimmung nach der Wende 1989/90 war mir also durchaus vertraut. Nun aber, nach der Teilung der Republik und der Entstehung zweier neuer Staaten, war ich neugierig zu erfahren, wie die Menschen auf die neue politische Situation reagierten, weshalb ich gleich in den Frühlingsferien 1993 mit meinen Schülern eine Exkursion nach Prag organisierte. Die Exukursion ist durchaus gelungen, nicht zuletzt dank einiger Prager Freunde, die mir preisgünstige Unterkunft, gute und günstige Verpflegungsmöglichkeiten für die ganze Gruppe organisierten und wertvolle Insidertips für Kulturveranstaltungen wie Jazzmusik, alternative Theatervorstellungen usw. gaben. Selbstverständlich gehörten dazu auch die obligaten touristischen Attraktionen. In meiner Freizeit, wenn die Schüler ( 17 –18 Jahre alt) vor mir Ruhe hatten und auf eigene Faust die Stadt erforschen konnten, versuchte ich
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meinerseits, auf Spaziergängen durch die Stadt mir meine Jugend und die Zeit vor 1968 in Erinnerung zu rufen. Vieles war mir vertraut wie eh und je, einiges zeigte sich mir völlig neu. Dass die Republik geteilt war, bekam ich gleich an Kleinigkeiten zu spüren wie etwa beim Besuch des Petřín, eines Ausflugsorts mit einem Aussichtsturm. Es existierten auf einmal für geradezu alles und jedes zwei verschiedene Preiskategorien: die eine für ausländische Touristen und eine andere für die Einheimischen, für die alles wesentlich billiger war. Wie gewohnt sprach ich überall Slowakisch, um die billigere Variante der Eintrittskarten zu erhalten. Die Kassiererin aber machte mich in reichlich agressivem Ton darauf aufmerksam, dass für mich ebenso wie für meine Schülergruppe, die ich leitete, der höhere Preis, also der für Ausländer gelte. Für sie waren Slowaken von heute auf morgen Ausländer. „Ihr hättet Euch schließlich nicht separieren müssen“, rechtfertigte sie sich. Mein Einwand, dass ich persönlich ja gar nicht für eine Trennung gewesen sei und genauso unter der neuen Situation leide wie sie, fand kein Erbarmen. Ein zweites, ganz anderes Erlebnis, das mir in fester Erinnerung blieb, hatte ich
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im inzwischen weltbekannten jüdischen Stadtviertel von Prag. Ich hatte fest geplant, am nächsten Tag mit meinen Schülern alles Sehenswerte in diesem Stadtteil zu besuchen: die berühmte Altneue Synagoge, den jüdischen Friedhof mit dem Grab des Rabbi Löw und das Museum mit Kinderzeichnungen aus dem KZ. Einen Tag zuvor hatte ich mir alles angeschaut, um gut vorbereitet zu sein. Anschließend besuchte ich, müde, hungrig und durstig, ein kleines gemütliches Restaurant in unmittelbarer Nähe der „touristischen Ziele“. Aus dem reichhaltigen Angebot der Speisekarte machte ich selbstverständlich meine Bestellung auf Slowakisch. Als ich die Rechnung bekam, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Es war mir viel weniger angerechnet worden, ja nicht einmal die Hälfte dessen, was ich laut Speisekarte hätte zahlen müssen. Ich machte die junge, sympathische Serviererin sofort darauf aufmerksam, dass sie sich womöglich zu meinen Gunsten verrechnet habe. Mit einem Lächeln wurde ich belehrt, dass der Preis durchaus so in Ordnung sei. Was auf der Speisekarte angegeben sei, gelte für Ausländer und nicht für „unsere“ Leute. Immer wieder werde ich gefragt, wie ich gestimmt hätte, wäre damals, vor der Trennung von Tschechen und Slowaken, ein Referendum durchgeführt worden. Zugegebenermaßen war ich nicht begeistert, dass es zur Teilung des Landes kam. Meine Jugend, meine Schulzeit, den Militärdienst hatte ich in der ČSSR erlebt. Ich habe sogar eine Tschechin geheiratet. Ich war nie Nationalist und fühlte mich eher als Tschechoslowake. Dennoch hätte ich damals bei einem Referendum für die Teilung gestimmt, und zwar aus der Überzeugung heraus, dass es für unsere beiden Völker, die Slowaken wie die Tschechen, besser wäre, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Denn für den sogenannten „Westen“ schien die Slowakei bisher eigentlich gar nicht zu existieren. Es kränkte, wenn Sängerinnen wie Lucia Popp(ová) oder Edita Gruberová als tschechische Künstlerinnen bezeichnet wurden, „Slovan Bratislava“ als tschechische Fußballmannschaft oder
Alexander Dubček als Tscheche. Am meisten aber hat mich das Benehmen meiner tschechischen Landsleute in der Emigration gestört. Selbstverständlich betraf dies nicht alle, aber doch einige, nämlich diejenigen, für die die Tschechoslowakische Republik schon mit ihrer Emigration 1968 aufgehört hatte zu existieren. Man sprach nur von der „Tschechei“, von tschechischem Geld und der tschechischen Regierung, auch wenn der damalige Präsident der den Tschechen verhasste Slowake Husák war. Mich hat damals diese Einstellung gestört, denn ich hatte mich wirklich als Tschechoslowake gefühlt. Umso interessanter war es für mich festzustellen, dass sich gerade diese meine überheblichen tschechischen Landsleute nach der Teilung darüber erregten, dass die „undankbaren“ Slowaken die Republik verraten hätten. Es war in ihren Augen nicht etwa Václav Klaus der Vater des Gedankens, die Tschechoslowakei zu teilen, sondern die „slowakischen Nationalisten“. Bei einigen hatte man den Eindruck, sie trauern dem Verlust
einer „Kolonie“ nach. Es kann als bewiesen angesehen werden, dass ein Referendum in beiden Teilen der Republik zu zwei Drittel zugunsten der Erhaltung der alten Tschechoslowakei verlaufen wäre. Dass es zur Trennung ohne ein Referendum kam, war das „Verdienst“ der Politiker auf beiden Seiten der heute existierenden Grenze. Noch heute werde ich immer wieder gefragt, ob die Trennung wirklich nötig war, zudem sie ohne jedes Blutvergießen, ja geradezu elegant und kultiviert ablief. Meine Antwort ist nach wie vor ein klares „Ja“. Mein stärkstes Argument ist – in Schwejkscher Manier: „Schauen´s, wie es uns zwei kleinen unbedeutenden Völkern gelungen ist, Europa und den Großmächten ein Schnippchen zu schlagen! Die ehemaligen Kolonialmächte England, Frankreich, die wirtschaftliche Großmacht Deutschland, alle haben in sämtlichen europäischen Gremien nur eine Stimme. Und wir? Das Doppelte! Nämlich zwei Stimmen!!“
Foto: MZV SR
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Bratislava war Schauplatz der größten katholischen Bischofsversammlung Europas Einmal pro Jahr treffen sich die katholischen Oberhirten aller Länder Europas mit Vertretern des Vatikan zu ihrer größten Versammlung. In diesem Jahr im Oktober war zum ersten Mal Bratislava der Schauplatz des vier Tage lang dauernden kirchlichen Großereignisses. Text: Christoph Thanei, Foto: SITA/Ján Slovák
Die Botschaft des neuen Papstes Franziskus scheint auch bei den Bischöfen Europas angekommen zu sein. Die katholische Kirche Europas darf sich nicht vor der Außenwelt verschließen, sondern muss sich ihr öffnen. So lautete die zentrale Botschaft der Vollversammlung der Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen: “Auch wenn im Gesellschaftsleben der Geist des Laizismus überall zu spüren ist, darf es nicht die Reaktion der Kirche sein, sich zurück zu ziehen und eine Art Festung bilden zu wollen”, hieß es im offiziellen Abschlussdokument nach vier Tagen Diskussion, Gebeten und gemeinsamen Messfeiern. Die Tagung unter dem Leitthema «Gott und Staat - Europa zwischen Laizität und Laizismus» fand vor dem Hintergrund mehrerer Aufsehen erregender Äußerungen von Papst Franziskus zugunsten einer Modernisierung der Kirche statt.
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Erwartungsgemäß vermieden die Bischöfe zumindest in ihrer offiziellen Erklärung aber konkrete Reaktionen auf jüngste Forderungen des Papstes, die für konservative Oberhirten irritierend sein konnten. So hatte Franziskus etwa gefordert, die Kirche solle sich nicht immer nur an Themen wie Abtreibung und gleichgeschlechtliche Partnerschaften klammern, sondern sich mehr der aktiven Seelsorge und Nächstenliebe widmen. Gerade die politisch sehr einflussreiche katholische Bischofskonferenz der Slowakei als Gastgeber er Versammlung repräsentierte bisher eher die gegenteilige Position und stellte gerade die kritsierten Themen in den Mittelpunkt ihrer Wortmeldungen. Sucht man hingegen den Sitz der slowakischen Caritas, also einer Wohltätigkeitseinrichtung, die in Ländern wie Österreich eine enorme Bedeutung hat, entdeckt man sie
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nur mit Mühe in einem versteckten Büro eines kleinen Altstadtgässchens von Bratislava. Und wenn man sich nicht vorher anmeldet, hat man Mühe, die slowakische Caritas überhaupt zu finden, weil sie zumindest bei unserem letzten Besuch nicht einmal über eine ständig funktionierende Türklingel verfügte. In öffentliche Kritik geraten ist die Katholische Bischofskonferenz der Slowakei (KBS) zuletzt aber auch in Zusammenhang mit der Absetzung des einzigen als “reformfreundlich” geltenden slowakischen Erzbischofs Robert Bezák vor einem Jahr. Anhänger Bezáks nützten die internationale Versammlung auch zu stillen Protesten. Sie vermissen noch immer eine ausreichende Erklärung für die Absetzung ihres Idols und vermuten dahinter Intrigen der durchwegs konservativen anderen Bischöfe gegen das einzige “schwarze Schaf”.
Die «Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen Europas» (Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae - CCEE) vereint die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen von 39 Landeskirchen Europas (inklusive kleiner Einzeldiözesen wie Luxemburg und Zypern). Die Versammlung tritt einmal pro Jahr in einem jeweils anderen Land zusammen. Dass diesmal Bratislava Tagungsort war, erklärte Gastgeber Stanislav Zvolenský, der Vorsitzende der slowakischen Bischofskonferenz, mit dem Jubiläum der Ankunft der Slawenapostel Cyrill und Method vor 1150 Jahren.
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„Die slowakischen Bischöfe würden Christus davonjagen“ Der slowakische Bestsellerautor Jozef Banáš legt sich in seinem Buch mit den katholischen Kirchenführern an.
Seit dem 12. September diesen Jahres, als das neue Buch „Code 1“ des Bestsellerautors Jozef Banáš auf dem slowakischen Markt erschien, ist das Buch Gegenstand heißer Debatten. Bereits der Dokumentarroman „Code 9“, der drei Jahre vorher erschien und sich, für den slowakischen Markt schier unglaublich, knapp 36 000 Male verkaufte, hatte Banáš die Wellen der slowakischen Literaturwelt, aber auch des slowakischen gesellschaftlichen und besonders des religiösen Lebens hochschlagen lassen. Der Autor übt kompromisslose Kritik an der Führung der katholischen Kirche in der Slowakei. Die Bischofskonferenz und ihre Ansichten verbannt er ins Mittelalter und verkündet, ähnlich wie vor ihm Dostojewski im Großinquisitor: „Erschiene Christus jetzt auf einer Sitzung der slowakischen Bischofskonferenz, so würde man ihn davonjagen, denn er würde die Anwesenden mit seinen Ansichten gegen sich aufbringen.“
Dies bringt ihm seitens modern denkender Katholiken, die wegen der unbegründeten Abberufung des beliebten Tyrnauer Erzbischofs Róbert Bezák noch unter Schock stehen, breite Unterstützung ein, jedoch auch lautstarke bis drohende Reaktionen seitens der „Eigentümer der Wahrheit“, wie Banáš sie nennt. Diese reizt allein schon die Titelillustration, auf der anstelle des gewohnten gekreuzigten Christus ein meditierender Jesus zu sehen ist. Der Autor wehrt sich sehr effektiv. Öffentlich verkündete er seine Bereitschaft, sein Buch aus dem Handel zu nehmen, sollte ein beliebiger Kirchenvertreter auch nur ein einziges der im Buch angeführten Argumente widerlegen. Und er fügt hinzu: „Wir Christen haben Licht in der Gestalt des bewundernswerten Menschen Jesus Christus, den uns die Theologie jedoch in imaginäre Himmel verjagt, zu einem un-
erreichbaren Modell der Vollkommenheit gemacht hat, wodurch Jesus für die Christen seine motivierende Kraft verloren hat. Ich verstehe auch nicht, warum sie uns diese unsinnigen Dogmen der Todsünde aufdrängen, des ewigen christlichen Leidens, die uns Christen ständig in die Knie zwingen.“ Laut Banáš „bündelt sich dies alles im Bild des gekreuzigten Christus, obwohl er nur drei Stunden am Kreuz litt, sein ganzes Leben jedoch herrlich und voller Freude war. Weshalb zeigen sie uns keinen fröhlichen Christus? Ich möchte Christus den Menschen zurückgeben, sie brauchen ihn sehr! Im Roman „Code 1“ zitiere ich nur die Evangelien. Wenn also „Code 1“ verboten werden soll, müssen die Evangelien verboten werden.“ Fotos von der Homepage des Autors: http://www.jozefbanas.sk
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Geschichte: Das Holocaust-Museum in Sereď soll das Vergessen verhindern Ungefähr 40 Minuten von Bratislava entfernt liegt die kleine Stadt Sereď. Den meisten Slowaken ist Sereď vor allem wegen der legendären Back- und Süßwarenfabrik Sedita bekannt. Zur jüngeren Geschichte dieser kleinen Stadt gehört aber viel mehr - und leider nicht nur Positives. Umso wichtiger ist, dass es erforscht und dokumentiert und damit dem Vergessen entzogen wird. Text: Jana Kočišová
In Sereď stand in der Zeit des von NSDeutschland abhängigen „Slowakischen Staates“ der Jahre 1939-1945 eines der insgesamt drei Konzentrationslager auf dem Boden der Slowakei - und nur in Sereď blieben zumindest teilweise die ursprünglichen Gebäude des Lagers erhalten. Die anderen beiden Konzentrationnslager in Nováky und Vyhne wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Verwaltung des Objektes in Sereď übernahm in den Nachkriegsjahren das Innenministerium, in dessen Händen der Gebäudekomplex bis zum Jahre 2009 blieb und als Kaserne genutzt wurde. Im Jahre 2009 wurde der Komplex dem Kulturressort zugeteilt, damit die Idee der Errichtung eines Holocaust-Museums in der Slowakei in Zusammenarbeit mit dem Museum der Jüdischen Kultur als Teil des Slowakischen Nationalmuseums realisiert werden kann. Die Entstehung des Museums soll in zwei Phasen erfolgen. Im Rahmen der ersten Phase wurden die noch erhaltenen fünf Gefangenen-Barracken bereits als Nationales Kulturdenkmal unter Schutz gestellt und werden nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den Rest der anderen Gebäude (das einzige jüdische Krankenhaus auf slowakischem Gebiet während des zweiten Weltkrieges und das Gebäude der Kommandantur) sowie den sogenannten Appelplatz erhielt das Slowakische Nationalmuseum erst im vergangenen Jahr. Deren Erschließung erfolgt daher erst in einer zweiten Phase der Museumserrichtung.
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In vier der erwähnten Barracken wird den Besuchern eine interaktive Ausstellung präsentiert, in der fünften soll das bereits aktive Bildungszentrum untergebracht werden. Zu den Aktivitäten des Bildungszentrums gehören zum Beispiel Videoaufnahmen und Dokumentationen von Gesprächen mit Überlebenden, die in Zusammenarbeit mit dem Verein Edah und dem jüdischen Museum entstehen. Auf die Frage, wann das Museum offiziell eröffnet
Oben: Ansichts-Postkarte aus dem Lager Sereď. - Archiv des Vereins EDAH. Rechts: „Arbeitslager für Juden in Sereď“. Von links an der Werkbank: Ďuro Kohn, Gabi Eichler (Oren), Jenő Rosenblum und Šmuel Givoni - Foto im Eigentum des Vereins EDAH.
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wird, antwortete uns Martin Korčok, der Vertreter des Leiters des zum Slowakischen Nationalmuseum gehörenden Jüdischen Museums: „Diese Frage wird uns in unterschiedlichen Formulierungen fast jede Woche gestellt. Leider kann ich sie jetzt nicht beantworten, weil wir jede zwei Monate darüber informiert werden, dass schon sehr bald das Entwicklungsprogramm begonnen werden soll - aber tatsächlich ist das noch immer nicht geschehen. Sobald wir
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Das ürsprüngliche Arbeitslager in Sereď wurde 1941 errichtet. Für die Zeit bis zum Slowakischen Nationalaufstand im Jahre 1944 spricht man vom sogenannten „Ersten Sereď“ als Zeit des Arbeitslagers und der ersten Transporte nach Polen. Nach dem Slowakischen Nationalaufstand schickte Adolf Eichmann als neuen Leiter des Lagers Alois Brunner. Mit ihm begann die Zeit des „Zweiten Sereď“, die von sadistischen Praktiken, Morden und Transporten in den sicheren Tod nach Auschwitz und Theresienstadt geprägt war.
Das Lager Sereď heute. Foto: Jana Kočišová. die finanziellen Mittel aus dem Entwicklungsfonds erhalten haben, sind wir dann allerdings verpflichtet, den geplanten ersten Teil des Museums mit der Ausstellung und dem Bildungszentrum binnen vierundzwanzig Monaten zu eröffnen.“ Einer der ersten Schritte zur Realisierung des Museums wird der Umbau der Gebäude sein, damit sie wieder genau wie während des zweiten Weltkrieges aussehen. Dabei sind die Skizzen nach persönlichen Erinnerungen zweier Holocaust-Überlebender, der beiden Architekten Abraham Pressburger und Arieh Fatah bestimmend.
Bisher ist der Komplex des ehemaligen Lagers in Sereď für die breite Öffentlichkeit noch geschlossen. Er wird nur für besondere Anlässe schon jetzt zugänglich gemacht. So hat zum Beispiel der ORF kürzlich einen Teil seiner Dokomentarfilm-Aufnahmen über Alois Brunner, der von September 1944 bis März 1945 Leiter des Lagers war, in dem Komplex gedreht. Und Vorträge für ein Fachpublikum fanden bereits hier statt. Auch Besuche von Überlebenden oder deren Kindern wurden bereits ermöglicht.
Oben: Rechnung für Kleidungspaket Archiv des Museums der Jüdischen Kultur beim Slowakischen Nationalmuseum.
Links: Auszug aus dem Register der Inhaftierten und Deportierten des Lagers Sereď. Foto: Slowakisches Nationalarchiv.
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„Die Slowakei muss ihr Image erst aufbauen“ Die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ sprach mit Guido Glania, dem Geschäftsführer der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer (DSIHK). Text: Christoph Thanei, Fotos: DSIHK
NPZ: Einen schönen Ausblick haben Sie hier aus Ihrem Bürofenster auf die Dächer von Bratislava. Guido Glania: Das ist auch gar kein Zufall, sondern wohl überlegt. Wir haben hier ja immer wieder Firmenvertreter aus Deutschland zu Besuch. Deshalb legen wir Wert darauf, ihnen schon aus dem Büro etwas von der Stadt zeigen zu können. Gibt es viel zu zeigen - oder kennen Ihre Besucher Bratislava und die Slowakei schon gut, wenn sie zu Ihnen kommen? Es ist leider kein Geheimnis, dass die Slowakei und Bratislava zu sehr im Schatten von Tschechien, Ungarn und Österreich liegen. Auch wenn wir in Deutschland die Slowakei präsentieren, zeigt sich immer wieder, dass dieses Land dort noch sehr wenig bekannt ist. Auch Vertriebsleute und Geschäftsmanager, die viel im Ausland herum gekommen sind, wissen über die Slowakei viel weniger als sie wissen sollten.
de Unterstützung der Regierung und der slowakischen Institutionen dafür, dass wir die Slowakei in Deutschland bekannter machen wollen. Viele Länder betreiben ja ein intensives Marketing für ihr Land. Die Slowakei hätte es besonders nötig, erst einmal ein eigenständiges Image aufzubauen, macht dafür aber sehr wenig. Es fehlt also so eine Art „Nation Branding“? Ja, die Slowakei als Investitionsziel ist so etwas wie ein „Start Up“. Dafür muss man erst entsprechend werben. Natürlich machen alle etwas: Die Tourismusagentur SACR, die Investitionsagentur Sario und so
Woran liegt diese geringe Bekanntheit? Zum einen hängt das mit der relativ kurzen Geschichte der unabhängigen Slowakei zusammen. Als die jetztigen Vertriebsmanager und Geschäftsführer zur Schule gingen, gab es die Slowakei als eigenständiges Land noch nicht. Der Slowakei fehlt aber auch ein Alleinstellungsmerkmal, das sie von anderen Ländern abhebt. Sei es kulturell oder touristisch: Prag und Budapest kennt jeder, aber Bratislava wird zu wenig wahrgenommen. Wir vermissen aber auch eine ausreichen-
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weiter - aber das ist alles zu wenig. Andere Länder, die auch nicht viel Geld haben, bauen überalle gemeinsame Informationsstände auf, die Slowakei tut da kaum etwas. Wenn es nicht allein am fehlenden Geld liegt, mangelt es also an Ideen? Natürlich. Dabei gibt es hier doch sehr viele kreative Köpfe. Man muss aber auch sagen: Imagewerbung kostet Geld und das ist gut investiertes Geld. Wenn man die Slowakei zum Beispiel als Tourismusland bewirbt, nützt das auch allen anderen Bereichen der Wirtschaft und wenn man die slowakische Lebensmit-
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Überschreitung der Mindesthaltbarkeit eingeführt, die existenzbedrohend sein können. Aber wenn man dann sieht, wie solche Inspektionen laufen können, dann ist das ja geradezu eine Einladung, dass sehr leicht jemand in Versuchung kommen kann, das „anders zu lösen“. Ich sehe da keine Logik in Richtung einer effizienten Korruptionsbekämpfung. Und das öffentliche Vergabesystem ist sowieso eine Dauer-Baustelle, bei der ich keine klare Strategie sehe, das alles transparenter zu machen.
Guido Glania Dr. Guido Glania, geboren 1970; Studium und Promotion der Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Köln und Nürnberg; 1996-1999 Außenwirtschaftsexperte beim deutschen Textilverband, 1999 bis 2003 Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin, handelspolitischer Referent; 2003 bis 2008 Büro des BDI in Brüssel, Bereichsleiter Außenwirtschaft und Entwicklungspolitik; 2008-2011 Alliance for Rural Electrification in Brüssel, Generalsekretär. Seit März 2011 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Slowakischen Industrieund Handelskammer in Bratislava. Dr. Glania ist verheiratet und Vater eines 6-jährigen Sohnes. telbranche im Ausland präsentiert, nützt das auch dem Tourismus und der gesamten Volkswirtschaft. Aber die Eigendarstellung der Slowakei liegt einfach im Argen. Wir sehen das jetzt aktuell am Beispiel der Kulturhauptstadt Košice. Das ist eine große vertane Chance, die nicht so schnell wieder kommt. Wenn man schaut, was andere Länder, die auch nicht viel Geld haben - ich nehme das Beispiel Hermannstadt in Rumänien - alles getan haben, um ihre Stadt für dieses Kulturhauptstadtjahr herauszuputzen und Werbung zu machen, dann ist enttäuschend, wie wenig in der Slowakei gemacht wurde. Man hätte doch vor Jahren schon überlegen müssen, wie man die Stadt bekannt macht und wie man zum Beispiel für mehr internationale Flüge in die Stadt sorgt. In Košice ist man nach der Devise vorgegangen: Sparsam, aber doch nachhaltig. War das nun doch etwas zu bescheiden? Viel zu bescheiden. Es hätte sich bei rechtzeitiger Vorbereitung eine große Chance nicht nur für Košice, sondern die ganze Ostslowakei und überhaupt das ganze Land ergeben. Aber stattdessen gibt es eher immer weniger statt mehr internationale Flugverbindungen nach Košice. Das ist doch ein Trauerspiel der verpassten Gele-
genheit. Man kann natürlich Košice schwer mit Marseille vergleichen, das im selben Jahr Kulturhauptstadt war. Aber dort hat man einfach Investitionen in die Verschönerung getätigt, von denen die Stadt noch lange profitieren wird. Das sehe ich in Košice leider kaum. Dabei sehen wir an den Firmen, die bei uns Mitglieder sind, dass sie in Košice und der Ostslowakei ihren Standort ausbauen und mehr Personal suchen. Doch die öffentliche Hand tut viel zu wenig. Die Autobahn von der ungarischen Seite nach Kechnec und Košice ist jetzt zum Beispiel für 2025 geplant worden. Das klingt schon nach Sankt Nimmerleinstag und ist ein Armutszeugnis für die grenzüberschreitende regionale Kooperation. Auch die Autobahnverbindung von Bratislava nach Košice wird nur im Schneckentempo realisiert. Sie sind jetzt drei Jahre in der Slowakei. Sehen Sie nicht auch positive Entwicklungen? Sie hatten jetzt in der NPZ den Schwerpunkt „Rechtsstaat“. Da hätten wir doch beim EU-Beitritt 2004 erwartet, dass es einen klaren positiven Trend gibt. Aber ich sehe nicht einmal den Trend. Frau Žitńanská, die in Ihrer Zeitung mit einem Beitrag vorkommt, war als Justizministerin sicher sehr ambitioniert, aber jetzt geht da nichts mehr weiter. Ich sehe überhaupt kein gestiegenes Problembewusstsein. Ganz im Gegenteil: Wenn wir zum Beispiel die Lebensmittelaufsicht ansehen, da wurden jetzt horrende Strafen zum Beispiel für die
Die DSIHK nimmt zu solchen Themen - nicht nur Korruptionsbekämpfung, sondern auch zum Beispiel Arbeitsrecht oder Ausbildung von Fachkräften - sehr offensiv Stellung. Wo sehen Sie Ihre Aufgabe? Mehr im Service-Bereich für Ihre Mitglieder oder doch mehr in der politischen Interessensvertretung? Wir sind da als Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer in einer relativ ungewöhnlichen Position, weil wir sehr unterschiedliche Aufgaben verbinden. Einerseits vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder in den Bereichen, die Sie angesprochen haben. Zugleich sind wir aber auch für slowakische Unternehmen da, die in Deutschland Geschäftspartner suchen. Und wir werben sehr viel für die Slowakei als Wirtschaftsstandort und machen Projekte für deutsche Unternehmen etwa im Bereich Energieeffizienz. Wir sind ein starker Dienstleister für Unternehmen beider Länder, wenn sie im anderen Land Fuß fassen wollen und machen in beide Richtungen intensive Marktberatung. Die hier schon präsenten deutschen Firmen sind sehr stark und gut etabliert. Sie wollen uns als Interessensvertretung und Anbieter von Informations- und Networking-Veranstaltungen. Die Unternehmen aus Deutschland, die noch nicht hier sind, wollen vor allem unsere Marktbeobachtung und Beratung zur Markterschließung. Auf jeden Fall wird die Slowakei für deutsche Firmen aber nicht als Absatzmarkt so wichtig werden wie als Produktionsstandort?
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Der slowakische Markt ist bekanntlich sehr klein und die Nachfrage stagniert. Aber es gibt interessante Trends und Nischen, bei denen wir deutschen Unternehmen helfen können. Trotz des hier sehr geringen Interesses an erneuerbaren Energieen läuft ganz gut das Thema Biogas und Biomasse - und sonst allerhand Spezialitäten und besondere Produkte. Auch Wärmedämmung und Energieeffizienz in der Produktion sind im Industrieland Slowakei natürlich ein interessantes Thema. Auffallend an der Struktur der slowakischen Wirtschaft ist die starke Abhängigkeit von wenigen Produktionsbranchen, allen voran der Automobilindustrie und auch der Elektronikindustrie. Seit Jahren spricht eine slowakische Regierung nach der anderen die Transformation von einer reinen Werkbank zu einer wissensorientierten Ökonomie. Ist das angesichts der gegenwärtigen Struktur überhaupt realistisch? Es wird wenig in Forschung investiert. Ein sehr schöner Trend ist aber, dass immer mehr Unternehmen gerade aus Deutschland zunehmend Entwicklungsaufgaben, also Engineering-Tätigkeiten
Über die DSIHK Die Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer ist Teil des weltweiten Netzes von deutschen Auslandshandelskammern. An 120 Standorten in 80 Ländern weltweit bieten die Auslandshandelskammern (AHKs) ihre Erfahrungen, Verbindungen und Dienstleistungen deutschen wie ausländischen Unternehmen an. AHKs sind in allen Ländern vertreten, die für die deutsche Wirtschaft von besonderem Interesse sind. Mit über 350 Mitgliedern ist die AHK Slowakei eine der größten bilateralen Organisationen in der Slowakei. Die AHK versteht sich als deutschsprachige Plattform für exzellente Geschäftskontakte, direkten Erfahrungsaustausch und persönliche Begegnungen.
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in der Slowakei wahrnehmen. Das sehen wir zum Beispiel bei Continental in Zvolen oder Scheidt & Bachmann in Žilina. Allerdings sind solche interessanten Projekte von Firmen weitgehend isoliert von der slowakischen Forschungslandschaft, also den Universitäten und anderen Wissenschaftseinrichtungen. In Deutschland gibt es sehr viel Auftragsforschung mit Drittmittelfinanzierung, in der Slowakei sieht man davon noch nicht so viel. In Deutschland funktioniert aber auch die Berufsausbildung in engerer Kooperation von Bildungseinrichtungen und Firmen. In der Slowakei ist die berufliche Ausbildung sehr praxisfern, die Hochschulen sind zum Teil gut, aber dazwischen klafft eine große Lücke, die in Deutschland durch eine schöne Brücke zwischen beruflicher und universitärer Ausbildung etwa an Fachhochschulen geschlossen wird. Die Slowakei hatte ja in realsozialistischer Zeit auch eine duale Berufsausbildung nach ähnlichem Prinzip, wie es jetzt aus Deutschland wieder importiert werden soll. Wo ist der Fehler passiert, dass man die schon bestehende gute Ausbildung aushungern hat lassen und nun ihr Fehlen beklagen muss? Anscheinend war das auch eine gewisse Fehlberatung im Rahmen der PhareProgramme der Europäischen Union. Da hat man geraten, einen Bildungsmarkt zu schaffen nach britischem Modell, das war dann aber zu kurzsichtig. Wenn man schon damals darauf geschaut hätte, dass die Unternehmen mehr für die Ausbildung ihrer Mitarbeiter verantwortlich sind, dann wäre Vieles besser gelaufen. Wir sehen aber jetzt, dass auch auf Initiative von privaten Firmen wieder einiges Erfreuliches geschieht. Interessante Pilotprojekte zur dualen Ausbildung gibt es etwa in Gestalt eines neuen VW-Ausbildungszentrums in Bratislava oder bei T-Systems in Košice, wo seit September in Kooperation mit einer technischen Schule Fachinformatiker ausgebildet werden. Solche praxisorientierten Ausbildungsmodelle haben Vorbildwirkung auch für andere Firmen, die selbst initiativ werden wollen.
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Eine Branche mit viel Potenzial wäre in der Slowakei der Tourismus. Warum funktioniert es damit nicht besser? Viel geholfen wäre schon, wenn alle die Slowaken, die immer über die Schönheit des Landes sprechen, dieses touristische Potenzial auch selbst nutzen und mehr im Land herumfahren würden. Ich als Ausländer habe in wenigen Jahren von der Slowakei schon mehr gesehen als die meisten Slowaken selbst. Dann kommt aber auch dazu, dass erst eine gewisse Tourismuskultur erlernt werden muss und natürlich kommen wir da wieder auf das Thema Vermarktung zurück. Wenn jemand international noch überhaupt kein Image hat und dabei aber so wenig tut, um sich eines zu schaffen, darf sich nicht wundern, dass die Touristen nicht von selber kommen. Die Slowakei ist ja auch nicht mehr eines der billigsten Urlaubsländer in Mitteleuropa. Was gefällt Ihnen selbst an Bratislava und der Slowakei? Die Stadt hat mir von Anfang an gefallen. Der Wechsel aus Brüssel hierher war spannend für mich. Auch weil meine Arbeit hier für mich etwas Neues war. Ich bin ja kein so typisches „AHK-Gewächs“, das immer in diesem Bereich tätig war. Ich bin davon überzeugt, dass wir als DSIHK Impulse für die Zukunft der Slowakei geben können und müssen. Diese Perspektive macht meine Arbeit spannend. Bratislava als Stadt ist angenehm überschaubar, man kann sich hier leicht orientieren und die Slowaken sind ja sehr umgänglich und hilfsbereit. Die Lage im Dreiländereck ist auch sehr interessant. Freilich wäre mir als Kölner eine pulsierende Metropole manchmal schon sehr recht. Vor allem mehr Multikulturalität und Mut zur Originalität. Von der historischen Mehrsprachigkeit, die immer beschworen wird, merkt man doch in der Gegenwart nicht mehr viel. Die Ungarn zum Beispiel sind in Bratislava ja völlig versteckt und unbemerkbar. Mich fasziniert immwer wieder auf Neue, wie dynamisch sich unsere Mitglieder entwickeln. Dieses Unternehmertum gibt Mut für die Zukunft der Slowakei.
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Resignation oder: Warum wandern slowakische Krankenschwestern ab? Achtzehn Patienten auf eine Schwester. Gehalt: 300 bis 500 EURO. Gleichgültigkeit seitens Regierung und Parlament. Fehlende Durchsetzungskraft für Gehaltserhöhungen. Oder immer schlechtere Beziehungen zu den Ärzten. Gründe für das Abwandern der Schwestern aus den slowakischen Krankenhäusern gibt es in Fülle. Text: Veronika Folentová (Redakteurin der Tageszeitung "Sme"), Fotos: Shutterstock
Michaela ging vor fast zehn Jahren nach Österreich. Zuvor hatte sie als Krankenschwester im Trebišover Krankenhaus gearbeitet. Der Grund: vor allem das Geld. „Hier im Osten werden die Schwestern sehr schlecht entlohnt,“ sagt Michaela. Zum niedrigen Gehalt gesellte sich noch, dass ihr das hiesige Krankenhaus keine Weiterbildung finanzieren wollte. „Mein erstes Anliegen war es, in Österreich das Geld für ein externes Hochschulstudium zu verdienen,“ sagt die Schwester. „Als ich zurück wollte, wurde mir gesagt, solche Schwestern wie mich benötige man nicht.“ Michaela ist in ständigem Kontakt mit ihren ehemaligen Kolleginnen in der Slowakei. „Da hört man nichts Gutes,“ sagt sie. Oft wird sie gefragt, was für Erfahrungen sie in Österreich habe, denn andere möchten es auch versuchen. Meist ist aber die Familie ein Hindernis. „Unter so einem Druck, wie meine ehemaligen Kolleginnen arbeiten, möchte ich nicht stehen,“ sagt Michaela. Gehaltserhöhungen für Schwestern gäbe es nicht. Erhöht werde vor allem der Stress und die administrative Belastung. „Sie müssen die Spritzen und das Verbrauchsmaterial zählen. Früher hatten sie freie Hand, jetzt müssen sie bei Nichteinhalten des Verbrauchs mit Sanktionen rechnen,“ ergänzt sie. „Mit den Patienten kommen sie nur wenig in Kontakt“. In Österreich verdient man in zwei Wochen durchschnittlich 800 bis Tausend Euro. Das ist ein riesiger Unterschied zu
den Gehältern in der Slowakei. Sie ziehe die Rückkehr in die Heimat in Erwägung, allerdings ginge sie wohl nicht nach Trebišov, eher wohl nach Bratislava oder Košice. Ähnlich wie Michaela sieht die Din-
ge auch Maria aus Trebišov, die ebenfalls nach Österreich gegangen ist, wo sie bereits acht Jahre lang als Pflegerin arbeitet. Ihrer Meinung nach haben die Schwestern in Österreich viel weniger Arbeit. In der Slowakei falle viel mehr Admi-
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nistrative an, aber es müssen auch Dinge getan werden, die in Österreich Aufgabe des Arztes sind. „Für die Patienten bleibt keine Zeit,“ sagt Maria. Oft wandern die Schwestern nicht nur ins Ausland, sondern auch in die großen Städte ab, vor allem nach Bratislava und Košice. Während man in Trebišov etwa 500 EUR verdient, können es in der Hauptstadt auch schon tausend sein. Es hängt von der Fachrichtung und der Praxisdauer ab. Auf Erschöpfung und Überarbeitung der Schwestern weist auch eine Umfrage hin, die von der Krankenschwester Maria Vargová als Bestandteil ihre Diplomarbeit durchgeführt worden ist. Die Tageszeitung SME hat auf sie aufmerksam gemacht. An der Umfrage nahmen 140 Schwestern aus internen, chirurgischen, onkologischen Abteilungen und aus Abteilungen für langfristig Kranke in Spitälern in Bratislava und Svidník teil. Das ist nur eine kleine Zahl, aber sie deutet doch an, dass die Schwestern oft an der Schwelle zum Burnout stehen. „Der Staat hat aus der Krankenschwester ein unattraktives Dienstmädchen gemacht und dabei die Krankenpflege erniedrigt,“ sagt die Aktivistin dieses Berufsstands Ľubica Kočanová. Das hat nicht selten Folgen bei der Arbeit mit den Patienten, und zwar besonders dann, wenn diese nicht mehr für sich selbst sorgen können. Oft betragen sich die Schwestern gegenüber diesen Menschen aggressiv und gefühllos. Einige Blogger machen auf diese Verhaltensweisen aufmerksam, sie beschreiben, wie unehrerbietig sich das Personal manchmal gegenüber älteren Patienten verhält. Meist werden in den Blogs eigene Erfahrungen aus der Zeit vor dem Ableben von Angehörigen geschildert. Die Äußerungen auf den Blogs von sme.sk weisen vor allem auf die fehlende Bereitschaft der Schwestern hin, den Patienten häufiger die Windeln zu wechseln oder sie umzubetten, um dem Wundliegen vorzubeugen. Die Übermüdung und in der Folge das schlechtere Betragen des Pflegepersonals gegenüber den Patienten haben ihre
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Verfassung gegen höhere Gehälter Der Protest der Schwestern verlief still, in schwarzen T-Shirts und ohne Massenkündigungen. Die Ärzte übten Verrat an ihren Kolleginnen. Anfängerinnen sollten wenigstens 640 EUR monatlich bekommen; schrittweise, je nach geleisteten Arbeitsjahren, sollte ihr Gehalt auf mehr als 900 EUR ansteigen. So sah es wenigstens das Anfang vorigen Jahres verabschiedete Gesetz vor, mit dem die Abgeordneten den Schwestern und Hebammen Gehaltserhöhungen bewilligten. Die Schwestern hatten ihren Forderungen in einer stillen Weise Nachdruck verliehen. Sie trugen schwarze T-Shirts und sammelten mehr als zweihunderttausend Unterschriften unter eine Petition. Sie zogen durch die Straßen und vor das Parlament. Die Freude fand ein jähes Ende Die Euphorie dauerte jedoch nicht lange. Das Gesetz trat Anfang April vorigen Jahres in Kraft. Im Juli wurde es vom Verfassungsgericht vorläufig außer Kraft gesetzt, denn die Ärztekammer hatte dessen Verfassungskonformität in Zweifel gezogen. Darin gab ihr das Verfassungsgericht dieses Jahr Recht, es bezeichnete das Gesetz als verfassungswidrig. Begründung: eine derart markante Gehaltserhöhung würde privaten Krankenhäusern und Ambulanzen schaden. Man hätte das Gehalt der Schwestern, so das Gericht, nur um etwa die Hälfte anheben sollen. Die Ärzte haben das Ihre bekommen Das Verhalten der Ärzte war scheinheilig. Auch sie hatten mit Protestaktionen höhere Gehälter durchgesetzt. Sie waren jedoch härter vorgegangen als die Schwestern und haben im Dezember 2011 das slowakische Gesundheitswesen lahmgelegt, als mehr als tausend von ihnen ihre Entlassung einreichten. Es mussten tschechische Militärärzte aushelfen, in den Spitälern wurden nur die notwendigsten Leistungen erbracht. So setzten die Ärzte in einigen Wellen ihre Gehaltsforderungen durch. Jetzt haben Ärzte mit Approbation fast 1500 EURO monatlich. Ärzte, die sie noch nicht haben, müssen zumindest 920 EURO monatlich verdienen. Weitere Gehaltserhöhungen für Ärzte stehen in den Jahren 2014 und 2015 an.
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Wurzeln auch im Arbeitskräftemangel. Und der ist nicht nur gefühlt. Dass es in der Slowakei zu wenig Krankenschwestern gibt, darauf weist auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hin (OECD). Während in hoch entwickelten Ländern auf tausend Einwohner fast neun Krankenschwestern kommen, sind es in der Slowakei nicht einmal sechs. Österreich liegt nach den jüngsten Angaben aus dem Jahr 2011 ebenfalls unter dem Durchschnitt, dort sind es kaum acht. „Die Kammer der Krankenschwestern registriert 46 Tausend Schwestern, geschätzte 20 Tausend sind im Ausland,“ sagt Kočanová. Insgesamt fehlen ihrer Meinung nach in der Slowakei 16.200 Schwestern. Die Anzahl derjenigen, die sich zur Kammer anmelden, sinkt. Vor zwei Jahren waren es 155, im vergangenen Jahr 300. Das reicht längst nicht an das Jahr 1994 heran, als es mehr als zweitausend Anmeldungen gab. Ohne in der Kammer angemeldet zu sein dürfen Schwestern in
der Slowakei nicht im Beruf arbeiten. Das Gesundheitsministerium und die Krankenhäuser behaupten jedoch, keinen Schwesternmangel zu spüren. Aber das Abwandern der Schwestern könnte eine Zeitbombe werden, wenn man das Durchschnittsalter der in den slowakischen Spitälern verbleibenden in Betracht zieht. Dies liegt in der Universitätsklinik in Bratislava bei 47 Jahren. Im Fakultätskrankenhaus in Trenčín sind es sechs Jahre weniger. Die Schwestern im Kinderkrankenhaus der Medizinischen Fakultät in der Hauptstadt sind im Durchschnitt 39 Jahre alt. Auch wegen dieses Personalmangels sind heutzutage die Arbeitsbedingungen in den Spitälern oft unerträglich. Es ist keine Ausnahme, wenn eine einzige Schwester achtzehn bis zwanzig Patienten betreuen soll. Problematisch sind vor allem die Nachtdienste. Die sind auch für Schwestern auf so schwierigen Stationen wie Geriatrie oder Neurologie keine Ausnahme, also auf Stationen, wo die Patienten oftmals immobil sind und mehrmals
täglich von den Schwestern gewaschen und frisch gewindelt werden müssen. Depression und Resignation werden durch die schlechte Entlohnung noch verstärkt. Es gibt ein Gehaltsgefälle von der Westslowakei in Richtung Osten. Einfluss auf das Gehalt hat auch, ob es sich um ein größeres staatliches oder um ein regionales Spital handelt, das von der territorialen Selbstverwaltung, dem Kreis, getragen wird. Mehr als diese Unterschiede quält die Schwestern aber das Gefühl der Ohnmacht. Sie sind nicht imstande, höhere Gehälter durchzusetzen. Nicht einmal eine Petition mit zehntausenden Unterschriften hat geholfen. Auch nicht, dass das Parlament ein Gesetz verabschiedet hat, wonach den Schwestern 640 bis 928 EUR monatlich, je nach abgeleisteten Arbeitsjahren, zustünde. Das wurde nämlich vom Verfassungsgericht gekippt, mit der Begründung, dass die Gehaltserhöhung private Krankenhäuser und Ambulanzen in ihrer Existenz gefährde.
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Neues Ausbildungszentrum bei VW Slovakia eröffnet Autoproduzent in Bratislava zieht mit werkseigener Ausbildung in den Kampf gegen Fachkraftmangel auf dem slowakischen Arbeitsmarkt. Text und Fotos: Renata Kubicová
„Wir hatten immer wieder das Phänomen, dass nach der Ausbildung in einer sogenannten Berufsmittelschule die Ausgebildeten mit ihrem slowakischen Facharbeiterbrief bei uns anfangen wollten und das, was wir erwarteten, nicht konnten“, klagt Ralf Mayer, Leiter der technischen Aus- und Weiterbildung bei Volkswagen Slovakia in Bratislava. Neu eingestellte Mitarbeiter mussten nachqualifiziert werden, nicht selten auch ein Jahr lang, oft gar in Deutschland und natürlich zu hohen Kosten. „Erst dann waren sie im Beruf eines Mechanik-Elektrotechnikers, was ja ein typischer slowakischer Berufsabschluss ist, bei uns wirklich einsetzbar.“ Mayer spricht damit ein Problem an, das in- und ausländischen Firmen im Land zunehmend zu schaffen macht: Fachkräf-
temangel. Einst war die Slowakei gerade wegen ihrer gut ausgebildeten und billigen Arbeitskräfte bei ausländischen Investoren beliebt. Dieses Erbe der traditionellen weltbekannten und gigantischen Maschinenbaukonzerne, die vor der Wende genügend Lehrplätze angeboten hatten, ist im Laufe der Zeit aber nahezu verschwunden. Berufsausbildung findet heute nahezu nur noch hinter Schulbänken statt. Auch für die jungen Leute selbst sei dies nicht gerade ein Vorteil, so Mayer: „Das slowakische Berufsausbildungssystem ist sehr theorielastig. Das geht so weit, dass man in einem vier Jahre dauernden Ausbildungsgang gleichzeitig noch das Abitur macht - und die Schüler einer solchen Berufsausbildungsschule kom-
men durchschnittlich nur zu 30 Prozent der Unterrichtsstunden mit betrieblicher Praxis in Kontakt, 70 Prozent sind reine Theorie. In Deutschland z.B. ist dies genau umgekehrt.“ Fehlender Praxisbezug in der Berufsausbildung könnte gar mitverantwortlich dafür sein, dass die Slowakei heute die dritthöchste Jugendarbeitslosigkeit in Europa hat, obwohl Firmen seit Jahren über Fachkräftemangel auf dem slowakischen Arbeitsmarkt klagen. Bei VW hat man sich daher entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Fehlende technische Fachkräfte werden jetzt in Eigenregie direkt im Werk auf ihre Tätigkeit vorbereitet. In einem nagelneuen Ausbildungszentrum, das nahezu hundertprozentig nach dem Muster der deutschen dualen Berufsausbildung funktioniert: Vier Tage Praxis, ein Tag Theorie. Die ersten 24 Teilnehmer haben seit Anfang September einen zweijährigen Ausbildungsvertrag bei VW in der Tasche und werden zu Mechatronikern umgeschult. Für sie war es das große Los, denn während der Vertragszeit beziehen sie auch ein Gehalt über 600 Euro. Also mehr, als in der Slowakei antretende Jungpädagogen mit Hochschulabschluss bekommen. Vor allem winken aber Aussichten auf eine Top-Ausbildung und einen nachfolgenden Job direkt im VW-Werk. Entsprechend groß war auch das Interesse: Angemeldet hatten sich 300 Absolventen slowakischer Mittelschulen mit technischer Ausrichtung, 64 wurden zu Aufnahmetests eingeladen, 30 haben sie auch geschafft. Angenommen wurden schließlich aber nur die besten.
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Der Unterschied zur slowakischen Berufsausbildungsschule, die er absolviert hat, liegt hier sofort auf der Hand, erzählt begeistert der 25-jährige Miroslav Matis; „In diesen zwei Jahre hier werde ich in der halben Zeit doppelt so viele Erfahrung und Kenntnisse sammeln können. Und das vor allem in der Praxis. Außerdem war es immer schon mein Traum, beim größten und stärksten Autoproduzenten in Mitteleuropa zu arbeiten.“ Gut eine Million Euro hat VW in sein neues Ausbildungszentrum in Bratislava investiert. Drehmaschinen, Fräsmaschinen, Feilbänke und vor allem ein kostenaufwändiges Pneumatik- und Hydraulik-Equipment sowie Automatisierungs- und Steuerungstechnik stehen jetzt den Lernenden in der blitzblanken Halle zur Verfügung. Die Rentabilität des Projekts steht für Ralf Mayer außer Frage: Mit der praxisorientierten Ausbildung bekommen die Absolventen ein verbessertes Problemlöseverhalten, das später, wenn sie als Instandhalter eingesetzt werden, Ausfall-
zeiten in der Produktion erheblich verkürzen kann. „Außerdem nutzen wird das Equipment auch für die Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Künftig können wir auch für kleine slowakische Firmen Mechatroniker im
Auftrag ausbilden.“ Und vor allem soll das jetzige Pilotprojekt aus langfristiger Sicht eines Tages zum Vorbild für bereits geplante Änderungen des slowakischen Berufsausbildungssystems werden.
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Der Autor bei einer Lesung in Kittsee (Veranstaltungsreihe „Literarische Grenzgänge“ des Vereins KuKuK) - Foto: Roman Stöger.
Ankunft in Bratislava Die Literarische Reise eines Wiener Schriftstellers in die Nachbarhauptstadt Von Beppo Beyerl, Schriftsteller geboren 1955 in Wien-Hadersdorf, Studium der Slawistik in Wien
Weil ich mit der Euregio-Karte von Wien aus günstig hinkomme, starte ich in Bratislava vom Hauptbahnhof. Vor 1918 hieß er übrigens unter Verwendung der damaligen ungarischen Staatssprache Pályaudvar, so steht es auch auf einer Ansichtskarte in meinem Archiv. Damals konnte man seine historisch gewachsenen Dimensionen und Ausmaße noch erkennen. Nach 1918 hieß er „nadrazie“. Doch die Slowaken wollten im „nadrazie“ nicht einsteigen, weil er ihnen zu tschechisch
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war. So reisten sie ab 1919 von der „stanica“ ab. Das heißt zwar Haltestelle, ist aber unbefleckten slowakischen Ursprungs. In späteren Zeiten wurde der alte Bahnhof durch die verschiedensten Zu- und Vorbauten zerstört, sodass man vom alten Pályaudvar heute sowieso nichts mehr erkennen kann. Vor dem Bahnhofsbereich herrscht hingegen jener Zustand, den die Bahngesellschaften aller Länder der Befindlichkeit ihrer Kunden nicht mehr zumuten wollen.
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Einige Standerln mit Regenschutzdach, einige Kioske ohne Regenschutzdach, einige unvermutet und eher zufällig herumstehende, tratschende Passanten. Vor ein paar Jahren – nach einem missglückten Besuch der Hohen Tatra, die sich mir zwei Tage lang mit dichten Wolken verschloss, während ich in Starý Smokovec im Regen fluchte – bat ich einen der Standler, dass er mir den „borovička“ von seinem Fass in meine Thermosflasche umfülle. Und der „borovička“ aus der Thermosflasche
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schmeckte so, dass ich diese Umfüllaktion jederzeit wiederholen würde. Von der „stanica“ kommt man bald in die Štefánikova. Und hier sollte man trotz des penetranten Verkehrslärms ein wenig verweilen und mit zugehaltenen Ohren in eine traurige slowakische Andacht versinken. In der Monarchie hieß sie noch Stefaniestraße, weil sie an die ungeliebte aus Belgien stammende Gemahlin des Kronprinzen Rudolf erinnerte. Die Stefaniestraße führte nach Devín, weiter nach Devinská Nová Ves, wo noch das alte Zollhaus an der Straße zur March steht, dann über eine Marchbrücke ins Marchfeld und an ein paar Marchschlössern vorbei nach Wien. Die Geschichte mit der Most Chucka Norrisa erspar ich Ihnen, aber es ist schon kurios und fast ein wenig erheiternd, dass die Slowaken eine Brücke nach dem „schlechtesten Schauspieler aller Zeiten“ – eben nach Chuck Norris – benennen wollten. Dann kam der Erste Weltkrieg, Pressburg hieß damals Pozsony und gehörte zu Ungarn. Von drei Personen, die sich allerdings im Exil aufhielten, wurde 1918 die Gründung der Tschechoslowakei vorbereitet. Treibende Kraft der Staatsgründung war auf slowakischer Seite ein gewisser Milan Rastislav Štefánik, General, Astronom und Frauenheld, während des Kriegs eingesetzt als erfolgreicher französischer Kampfpilot. Nach der Gründung des Staates wurde er zu dessen Verteidigungsminister ernannt. Als er am 4. Mai 1919 in Italien aufbrach, logischerweise im Flugzeug und mit dem grün-weiß-roten italienischen Hoheitszeichen, um zum ersten Mal in den von ihm mitgegründeten Staat zu gelangen, wurde sein Flugzeug gegen elf Uhr kurz vor der Landung von den eigenen Truppen abgeschossen. Die wackeren tschechoslowakischen Soldaten hatten die grün-weißroten Hoheitszeichen von Italien mit den rot-weiß-grünen von Ungarn verwechselt und das Feuer auf das Flugzeug ihres eigenen Chefs eröffnet, weil sie eine Invasion des Nachbarstaates befürchtet hatten, mit dem sie nämlich gerade um den Besitz der Stadt Bratislava kämpften. So begann die Epoche der Freiheit der Slowakei mit dem Tod jenes Politikers, der diese Freiheit
propagiert hatte. Wen diese Interpretation des Todes des slowakischen Nationalhelden nicht überzeugt, dem bleibt eine apokryphe Alternative: Bei ungünstigem Wetter zerschellte das Flugzeug aufgrund eines Flugfehlers des Piloten. Wie dem auch sei: An die Straße der österreichischen Kronprinzessin hängte man eine slowakische Endung, sonst brauchte man nicht viel ändern, und aus der Stephaniestraße wurde die Štefánikova. Damals gab es in Bratislava noch drei ethnische Gruppen, die Ungarn, die Österreicher und die Slowaken, somit hatte es auch drei Namen, Pozsony, Pressburg und Prešporok. Ja die Slowaken sagten
Prešporok, und als die Stadt nach dem Ersten Weltkrieg nach mehreren Scharmützeln mit ungarischen Verbänden im Winter 1918/1919 ins neue Reich der Tschechen und Slowaken eingegliedert wurde, da sollte sie weder auf einen ungarischen noch auf einen deutschen Namen, sondern auf einen rein slowakischen Namen hören. Also rekonstruierte man ein von slowakischen Patrioten schon früher verwendetes Bratislava. Das markante Wilsonovo, ja freilich, nach dem amerikanischen Präsidenten benannt, schließlich hieß der Hauptbahnhof in Prag auch Wilsonovo nadraží, also das internationale Wilsonovo blieb ohne Chance.
• • • Dass ich nicht vergess: Die Pressburger-Bahn drehte hier um, beim Krönungshügel. Dann fuhr sie zurück zu der vom Kaiser 1891 eröffneten Franz-Josephs-Brücke, um dann von Engerau, dem späteren Petržalka, über Hainburg nach Wien zum „Hauptzollamt“ zu zuckeln. Zuckeln kann man wohl sagen, die Fahrtdauer betrug etwa drei Stunden. Am 12. November 1904 wurde der Beschluss zum Bau gefasst, am 3. Juni 1911, also sieben Jahre nach dem Baubeschluss, wurde mit dem Bau begonnen, das Tempo in Österreich war kaum zu überbieten, und am 13. April 1914 eröffnete die „Niederösterreichische Landesbahn“ den Betrieb der Strecke von Wien nach Pressburg. Das bittere Ende begann 1935. Die slowakische Eisenbahngesellschaft POHEV ersetzte auf der Strecke von Pressburg bis zur Staatsgrenze die 1.435-mm-Normalspur durch die 1.000-mm-Kleinspur, um sie in das stadteigene Straßenbahnnetz integrieren zu können. Nun fuhr man bis Berg, der österreichischen Grenzstation, um dann zuerst mit einem Bus, später mit der Straßenbahnlinie 6 nach Pressburg weiterzuzuckeln. 1941 – damals gab es andere Grenzen, weil Engerau gehörte auf einmal zu Hitlers „Großdeutschem Reich“, und Bratislava war die Hauptstadt einer durch Hitlers Gnade errichteten slowakischen Republik – verlängerten die Nazis die Trasse der Deutschen Reichsbahn von Berg bis nach Engerau, da die erweiterte Trassenführung für deren Endsieg unentbehrlich schien. Aber Gott sei Dank es kam anders. Am 2. April 1945 verließ der letzte Zug Engerau in Richtung Wien. Dies war ein sogenannter „Räumzug“, bespannt mit der Lokomotive „Hütteldorfer 52 1510“, die sämtliche noch verbliebenen Waggons aus der Station Engerau mitnahm. Das war der letzte Zug der „Pressburger-Bahn“.
Der Text ist ein Auszug aus Beppo Beyerls Buch: „Wiener Reportagen Band 4“, Edition Mokka, 2012 - Der NPZ zur Verfügung gestellt vom Autor.
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Service
Einführung von SEPA-Lastschriften in der Slowakei: Ende der Inkassozahlungen im Handelsverkehr? Die Harmonisierung im Rahmen der Europäischen Union wird meistens positiv wahrgenommen, weil dadurch oft dieselben „Spielregeln“ eingeführt werden. Die Einführung von einheitlichen Zahlungsverkehrsprodukten (SEPA-Überweisungen und SEPA-Lastschriften) im ganzen europäischen Wirtschaftsraum ab 1. Februar 2014 wird allerdings einige Änderungen mit sich bringen, die vor allem die slowakischen Unternehmer eher negativ empfinden könnten.
Von Andrej Leontiev (li.) und Radovan Pala, Partner bei TaylorWessing enwc Rechtsanwälte in Bratislava, www.taylorwessing.com
Problematisch scheinen hauptsächlich die SEPA-Lastschriften zu sein, da die slowakischen Banken vorhaben, vorerst nur die verbraucherorientierten SEPA-Basislastschriften (CoreModel) und nicht gleichzeitig auch die SEPA-Firmenlastschriften, die sich ausschließlich auf Geschäftskunden beziehen (B2BModel), zu implementieren. Daher werden Geschäftskunden ab Februar 2014 alle Inkassozahlungen nur im Wege der Basislastschriften abwickeln können. Das markanteste Problem dieses Konzeptes stellt die neu eingeführte Widerspruchsmöglichkeit des Zahlungspflichtigen dar. Die Basislastschriften, bei denen ein gültiges Mandat vorliegt, können bis zu 8 Wochen nach dem Belastungstag
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ohne Angabe von Gründen zurückgegeben werden. Bei den Firmenlastschriften wird bei vorliegendem Mandat keine solche Möglichkeit bestehen. Die Banken avisieren bereits, dass sie von den Geschäftskunden vorsorglich verlangen werden, über genügend Deckung auf dem Zahlungskonto für den Fall der Rückerstattung zu verfügen. Damit stellt dieses Instrument aber eine unnötige finanzielle Belastung für die Geschäftskunden dar und außerdem droht hier eine starke Missbrauchsgefahr. Die Inkassozahlungen werden daher bis zur Implementierung des SEPA B2B-Models (möglicherweise erst im 2016) keine Sicherheit für den Lieferanten im Handelsverkehr bieten. Darüber hinaus müssen die Basislastschriften spätestens 5 Geschäftstage (bei wiederkehrenden Lastschriften 2 Geschäftstage) vor der Fälligkeit der ersten Inkassostelle vorliegen. Bei den Firmenlastschriften ist es bloß 1 Geschäftstag. Die Inkassozahlungen unter diesen Bedingungen entsprechen absolut nicht den Bedürfnissen der Geschäftskunden, die definitiv flexiblere Zahlungsbedingungen benötigen. Eine weitere wichtige Än-
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derung betrifft das feste Fälligkeitsdatum ohne jegliche Wiederholungsmöglichkeit, was für die Slowakei ein großer Schritt zurück bedeutet. Ein Problem kann dabei auftreten, wenn ein Zahlungspflichtiger die Lastschriften z.B. nur auf eine Lastschrift pro Monat gegenüber einem gewissen Lieferant als eine Schutzmaßnahme eingeschränkt hat; gegebenenfalls kommt ein wiederholter Versuch nicht in Frage und es bedarf einer Vereinbarung der Beteiligten über
Foto: EC
eine andere Zahlungsform des geschuldeten Betrages. Da die Frage, wann die Firmenlastschriften in der Slowakei eingeführt werden, offen steht, bleibt den slowakischen Unternehmern nichts anderes übrig, als sich bis dahin den auf Verbraucher orientierten Bedingungen des Core-Models unterzuwerfen, was sicherlich einen negativen Einfluss auf ohnehin schon schlechte Zahlungsdisziplin in der Slowakei haben wird.
service
Solarenergie: Alles wieder eitel Sonne? Monatelang herrschte auf dem slowakischen Fotovoltaikmarkt wegen einer drohenden Solarsteuer und einem geplanten Netzzugangsentgelt Stillstand. Die angedrohte Solarsteuer ist wieder vom Tisch, dafür kommt aber ab 2014 ein Netzzugangsentgelt. Neue Projekte wird es keine mehr geben, aber bei bestehenden Projekten kann man wieder rechnen und es rechnet sich. Von Mag. Bernhard Hager, LL.M., Dvořák Hager & Partners, advokátska kancelária, s.r.o., www.dhplegal.com
Solarsteuer wieder vom Tisch Im Sommer dieses Jahres hat das slowakische Finanzministerium angekündigt, die Möglichkeiten einer Solarsteuer zu prüfen. Als mögliche Variante wurde dabei nach tschechischem Vorbild die Besteuerung der Einnahmen aus dem Elektrizitätsverkauf diskutiert. Alleine aufgrund dieser Ankündigung kam der gesamte Markt für Transaktionen vollkommen zum Erliegen, weil potentielle Käufer keine Möglichkeit hatten, den künftigen Ertrag von Anlagen zu bewerten. Auch die Banken schlugen Alarm, weil auch deren Finanzierungskalkulationen bei Einführung einer nachträglichen Steuer nicht mehr gehalten hätten. Eine Konkurswelle bei drittfinanzierten Projekten wurde befürchtet. Nun hat das Finanzministerium verlautbart, auch in den künftigen Jahren nicht mit einer Solarsteuer zu rechnen, womit wieder Leben auf den Transaktionsmarkt zurückkehrt. „G-Komponente“ kommt! „G-Komponente“ ist eine Abwandlung der englischen „Grid charge“ und steht für
Netzzugangsentgelte und kann von den Netzbetreibern ab dem 1.1.2014 verlangt werden. Dieses Netzzugangsentgelt gilt für alle Energieerzeuger, egal ob diese konventionelle oder erneuerbare Energieträger einsetzen. Die konkrete Höhe des Netzzugangsentgelts steht noch nicht fest, da die Regulierungsbehörde noch nicht über alle Preisanträge der Netzbetreiber entschieden hat. Ausgehend von den Preisen für 2013 würde die „G-Komponente“ ca. EUR 20.000/MW/Jahr ausmachen. Die Regulierungsbehörde beschwichtigt und meint, die Tarife für 2014 würden deutlich geringer ausfallen. Es gibt zahlreiche rechtliche Bedenken gegen die Zulässigkeit dieses Netzzugangsentgelts: Höhe des Tarifs EU-widrig: Ausgehend von den aktuellen Preisen würde das vom Anlagenbetreiber zu zahlende Entgelt ca. EUR 1,10 EUR/MWh betragen. Nach einer EU-Verordnung dürften aber höchs-
Symbolfoto: Shutterstock
tens 0,5 EUR/MWh verrechnet werden. Widerspruch zum Ökostromgesetz: Bei Ökostromanlagen ist es nach unserer Ansicht unzulässig, den garantierten Tarif durch Netzzugangsentgelte hinten herum herabzusetzen. Da Ökostromanlagen die Elektrizität nicht durch das Netz durchleiten, sondern an den Netzbetreiber verkaufen, benützen diese das Netz nicht und es kann ihnen daher auch kein Netzzugangsentgelt verrechnet werden.
Wir empfehlen, alle Kommunikationskanäle zu den Vertriebsgesellschaften und der Regulierungsbehörde zu nutzen, damit kein, oder nur eine sehr geringes Netzzugangsentgelt beschlossen wird, Nach dem 1.1.2014 soll das verrechnete Netzzugangsentgelt nur unter Vorbehalt bezahlt werden, um den Netzzugang nicht zu gefährden, und das Geld im Anschluss (gerichtlich) von dem Netzbetreiber zurück verlangt werden.
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AußenwirtschaftsCenter Bratislava: Halbjahresbilanz der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Slowakei und Österreich
Entgegen der Entwicklungen der vergangenen Jahre kam es 2013 nicht zu einer weiteren Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und der Slowakei. Die beiden Volkswirtschaften tauschten im ersten Halbjahr 2013 Waren im Wert von 2,7 Mrd. EUR, ein Wert der 7 % oder 200 Mio EUR unter dem Vorjahreswert liegt. Von dem Rückgang des Warenaustausches waren Exporte in die Slowakei stärker betroffen als Importe. Text und Grafik: Thomas Spazier, AußenwirtschaftsCenter Bratislava
Österreich exportierte 10,3 % weniger Waren in die Slowakei als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Importe gingen um 4,4 % zurück. Dies führt zu einer Vergrößerung des Handelsbilanzdefizites auf 320 Mio. EUR. Im Vorjahresvergleich lag dieser Wert bei 200 Mio. EUR und war im Jahresvergleich von 2011 auf 2012 gesunken. Ein Hauptgrund für die negative Handelsbilanz ist die Tatsache, dass viele österreichische Betriebe Fertigungen in der Slowakei betreiben, deren Halberzeugnisse oft nach Österreich zu der weiteren Verarbeitung und Veredelung gehen. Die Slowakei ist aktuell Österreichs 13.-wichtigster Exportmarkt, 1,9 % der Gesamtexporte gehen in das östliche Nachbarland. Sie liegt damit vor Volkswirtschaften wie den Niederlanden und Spanien und, gemessen an der Einwohnerzahl, liegt kein kleineres Land im bilateralen Warenverkehr vor der Slowakei. Auch ist Österreich eine
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der beliebtesten Tourismusdestinationen der Slowaken. Österreich ist, vor den Niederlanden, der zweitgrößte ausländische Direktinvestor mit einem Investitionsvolumen von 6 Mrd. EUR. Aufgrund der Änderungen des Steuerund Arbeitsrechts waren die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu Beginn 2013, aus Sicht internationaler Investoren weniger attraktiv. Dies ging aus der jährlichen Investorenumfrage, welche das AußenwirtschaftsCenter gemeinsam mit der DSIHK und weiteren Handelskammern durchführt, hervor. Die in der Slowakei tätigen österreichischen Unternehmen sind, nach einer anfänglichen Zurückhaltung, optimistisch und befinden sich in wirtschaftlich gutem Zustand. Es wurden in den letzten Monaten wieder verstärkt Investitionen, vorwiegend Erweiterungsinvestitionen, angekündigt und durchgeführt. Besonders hervorgehoben werden sollen
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die nachhaltigen Großinvestitionen österreichischer Unternehmen wie, bspw. AKAtech, die ein Investment in Höhe von 6 Mio. EUR in die Produktionserweiterung und die Schaffung bis zu 150 neuer Arbeitsplätze beabsichtigen. Weitere Großinvestitionen wurden von Kronospan in die Holzproduktionsnlagen der Bucina DDD
in Zvolen und von Slovenske Cukrovary, Teil der österreichischen Agrana Zucker, in die Zuckerproduktion in Sered´ angekündigt. Österreich bleibt damit der wichtigste, nachhaltig agierende ausländische Realinvestor in der Slowakei und die Verflechtung der beiden Volkswirtschaften schreitet stetig voran.
Abbildung: Warenhandel zwischen Österreich und der Slowakei in Millionen EUR (Y-Achse/Ordinate) im Jahresvergleich (X-Achse/Abszisse) und ausgewiesene Letztjahreswerte
WEIHNACHTS-JOUR FIXE DER
DEUTSCH-SLOWAKISCHEN INDUSTRIE-
UND
HANDELSKAMMER
Vorweihnachtlicher Networking-Event der deutsch-slowakischen Geschäftsgemeinde Am 12. Dezember 2013 um 18.00 Uhr Restaurant Ciros, Altstadt Bratislava
www.dsihk.sk/veranstaltungen
Deutsch-Slowakische Industrie– und Handelskammer Suché mýto 1 / SK-811 03 Bratislava Tel.: +421 2 2085 0620 / Fax: +421 2 2085 0632 E-Mail: info@dsihk.sk / Web: www.dsihk.sk
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SOHK-Arbeitsfrühstück am 15. 10. 2013 in den Räumlichkeiten der Firma Deloitte Die Slowakisch-österreichische Handelskammer organisierte in Zusammenarbeit mit DELOITTE TAX k.s. ein Frühstücksseminar zum Thema: „Commuters“. Vortragende: Lubica Dumitrescu, Director | Tax, , Jozef Stieranka
Was ist zu beachten, wenn Ihre Mitarbeiter nach Österreich gehen bzw. aus Österreich kommen? • aus der Sicht des Arbeitsrechts und der Steuer- und Abgabenvorschriften • aus der Sicht der Pflichten des Arbeitgebers gegenüber den Ämtern • aus der Sicht der Pflichten des Arbeitgebers gegenüber den Arbeitnehmern Was sind die häufigsten Fehler, die die Arbeitgeber bei Dienstreisen der Mitarbeiter machen? • Was besagt der Vertrag über die Doppelbesteuerung? • Was besagt die EU-Vorschrift über die Sphäre der sozialen Sicherstellung? Immer öfter kommen in der Praxis Fälle des grenzüberschreitenden Pendelns der Mitarbeiter vor, wobei die Mehrheit der Fälle nicht immer ideal gelöst wird - ob vertraglich oder aus der Sicht der Steuer- und Abgabenvorschriften, die sich auf diese grenzüberschreitenden Arbeitsleistungen beziehen. Da aus der Sicht der Logistik vor allem das tägliche
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Pendeln zwischen Österreich und der Slowakei sehr einfach scheint, ohne jegliche Grenzkontrollen bzw. andere Kontrollen, kann man leicht einen Gesamteindruck gewinnen, dass es auf der Seite des Arbeitgebers wie auch Arbeitnehmers nicht viel zu erledigen gibt. Wie so oft, ist das Gegenteil der Fall. Wichtig ist deshalb: die Lage korrekt einzuschätzen. Bei der Beurteilung der Leistung der grenzüberschreitenden Arbeit sollte man die Situation umfassend betrachten und feststellen, was Inhalt und Aufgaben des Mitarbeiters bei Durchführung einer solchen Arbeit sind. Ob es sich um eine Einstellung von Mitarbeitern zwischen Unternehmen oder um Erbringung von Leistungen durch einen Mitarbeiter bzw. ob der Mitarbeiter mehrere vetragliche Beziehungen mit mehreren Gesellschaften eingeht. Insbesondere sollte man auf die Steuerlage achten. Der Angestellte wird höchstwahrscheinlich in beiden Ländern, in denen er tätig ist, besteuert, wobei das System der Besteuerung nicht gerade einfach ist. Man ist zu einer Steuererklärung in beiden Ländern verpflichtet, Acht zu geben ist auf Höhe des Einkommens, das
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in jedem der Länder zu besteuern ist. Zu beherrschen sind nicht nur die lokalen Steuervorschriften, sondern auch der Vetrag über die Doppelbesteuerung, in dem potenzielle Probleme der Doppelbesteuerung geregelt sind. Die Sozial- und Krankenversicherungsabgaben sind für den Arbeitnehmer das interessanteste Kapitel, da deren Höhe das Ausmaß des Krankenversicherungsgeldes bestimmt (bei Steuern ist es dem Arbeitnehmer grundsätzlich egal, an welches Land er zahlt). Im Rahmen der EU müssen die Abgaben koordiniert werden. Eine der wichtigsten Regeln ist, dass die Abgaben, im Gegenteil zu Steuern, nur in einem Land zu bezahlen sind. Dies führt oft zu
Problemen bei Arbeitgebern, denen nicht immer die Regeln bzw. Pflichten in den anderen Ländern vertraut sind. Aus der Steuer-Abgaben Sichtweise ist ein Beispiel der ansländischen Geschäftsführer interessant, ein österreichischer Staatsbürger ist Geschäftsführer in einer slowakischen Firma (Mutter- oder Tochtergesellschaft). Dies sind sehr komplexe Situationen, in welchen die Geschäftsführer gewöhnlich mehrere Verträge eingehen, z. B. sind sie zugleich Angestellte bzw. Geschäftsführer in anderen Gesellschaften oder Ländern. In diesen Fällen muss man wieder auf die Koordinierung der Steuern und Abgaben achten.
KULTUR
„Es ist eine Wohltat, in Wien zu sein“ Die „NPZ - Neue Pressburger Zeitung“ sprach mit der Direktorin des Slowakischen Instituts in Wien, Alena Heribanová, über ihre ersten Erfahrungen nach einem halben Jahr. Interview: Katarína Šujanová und Christoph Thanei, Fotos: Slowakisches Institut Wien
NPZ: Sie leiten das Slowakische Institut in Wien seit April diesen Jahres. Haben Sie lange überlegt, diese neue Aufgabe anzunehmen? Alena Heribanová: Das Management war nicht neu für mich. Neben der Fernseharbeit führte ich schon zehn Jahre lang eine PR-Firma namens Herial. Für österreichische Klienten habe ich viele Veranstaltungen auch in Österreich vorbereitet. Ich habe auch viele internationalen Konferenzen zum Beispiel in New York, Nairobi und Dubai organisiert. Es ist eine neue Konzeption des Außenministeriums, dass Persön-
lichkeiten aus dem kulturellen Bereich die Slowakischen Institute im Ausland verwalten. Die Künstler kennen uns, wir haben gute Kontakte und können gut mit ihnen zusammenarbeiten. Ich halte das für eine gute Idee. Und es ist eine schöne Arbeit. Die Arbeit in der Kultur ist immer schön. In der Kulturarbeit fehlt immer das Geld. Gilt das auch für das Slowakische Institut? Das kann ich in diesem Moment nicht sagen. Ich bin hier seit April und ich denke, es geht. Unsere Veranstaltungen sind
nicht so vom Geld abhängig. Für viele Slowaken ist es eine große Ehre und Freude, dass sie in Wien mit uns zusammenarbeiten können. Als ich zum Beispiel mit dem Schauspieler Juraj Kukura sprach, ob wir ihn hier für eine Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Schriftsteller Dominik Tatarka engagieren können, hat er gleich freudig zugestimmt. Oleg Tatarka war bei der Veranstaltung und sagte wörtlich: „Herr Kukura, Sie sind der Einzige, der meinen Vater irgendwann in einem Film spielen kann.“ Nicht nur Juraj Kukura, sondern viele andere Künstler aus der Slowa-
Oben von links: "Tage der Hl. Kyrill und Method in Wien" im Juni 2013 (Alena Heribanová mit Pavol Demeš) Eröffnung der Ausstellung "Slowakischer Sokrates: Adam František Kollár" mit Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek (dritte von links) im Oktober Unten von links: Lesungen im Café Landtmann/EUNIC-Woche (Kooperation der europäischen Kulturinstitute in Wien) und Eröffnung der Design-Ausstellung "Slovak Therapy"
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PhDr. Alena Heribanová
kei kommen sehr gerne nach Wien, da ist Geld nicht so ein großes Problem. Trotzdem bin ich ein bisschen neidisch, wenn ich diese fantastische Unterstützung der Kultur seitens der österreichischen Regierung sehe. Das ist wie ein Traum für mich. Das möchte ich auch in der Slowakei haben. Können Sie ein Beispiel nennen? Wir haben hier im Institut einmal im Monat die Diskussion „Der Fünfuhrtee“. Letztens hatten wir eine Diskussion mit Modeschöpfern aus beiden Ländern. Die Österreicher haben über finanzielle Unterstützung gesprochen. Es war neu für mich. Die Slowaken haben keine, das ist ein Unterschied. Das ist keine Kritik. Ich wollte nur sagen, dass die Leute hier in Wien eine fantastische Unterstützung im Kulturbereich haben. Das spüre ich auch als Direktorin des Slowakischen Instituts in Wien. Wenn wir Veranstaltungen vorbereiten, zum Beispiel in der Hofburgkapelle, sind die Bedingungen sehr angenehm für uns. Wir haben eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Wo wollen Sie Ihre inhaltliche Schwerpunkte setzen? Ich habe ein Konzept erstellt, das ich verwirklichen möchte: die Kooperation mit jungen Menschen. Um einen frischen Wind in unsere Aktivitäten zu bringen. Meiner Meinung nach war das Institut bisher ein bisschen konservativ. Ich möchte mehr Mode, Design und Diskussionen zu aktuellen Themen. Ich plane auch große Projekte. Diese großen Projekte möchte ich an den jeweils passenden großen und charismatischen Orten realisieren. Wie zum Beispiel ein Konzert im Stephansdom mit Oskar Rózsa. Oskar Rózsa ist ein junger slowakischer Komponist, der das Oratorium „Under my spell“ für das slowakische Festival „Viva Musica“ komponiert hat. Das plane ich für das 25. Jubiläum der Samtenen Revolution des Jahres 1989. Nächstes Jahr habe ich auch ein Konzert für den Geiger Dalibor Karvay in Klosterneuburg vorbereitet. Dann möchte ich hier unsere berühmten Namen wie Andy Warhol in einer großen Ausstellung vorstellen. Zusammen mit tschechischen Partnern
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haben wir eine Gedenkveranstaltung für Adam František Kollár, den Hofberater von Maria Theresia, realisiert. Er war Chefbibliothekar in der damaligen Österreichischen Nationalbibliothek und eine herausragende Persönlichkeit. In Zusammenarbeit mit dem Rathaus wollen wir eine Gedenktafel für ihn in Wien installieren lassen. Lässt sich die gemeinsame Geschichte mit Tschechien für Ihre Kulturarbeit verwenden? Ja, anlässlich des Jubiläums nächstes Jahr - 100 Jahre seit dem Ersten Weltkrieg – werden wir viel kooperieren. Es ist keine Feier, aber es ist ein Jubiläum. Und wir werden darüber sprechen und es wird viele Veranstaltungen dazu geben. Mit welchen Partnern arbeiten Sie in Österreich zusammen? Welche sind Ihnen besonders wichtig? Wir arbeiten sehr viel mit den Kulturinstitutionen zusammen. Zum Beispiel Klosterneuburg, Hofburgkapelle, Akademie der bildenden Künste, Universität für angewandte Kunst Wien. Der Sektionsleiter für Kultur im österreichischen Außenministerium, Herr Dr. Eichtinger, hat für uns zum Beispiel eine Austellung im Juni zum Jubiläum von Cyril und Method erröffnet. Wir möchten auch mit der Kunsthalle und anderen großen Institutionen zusammen-
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leitet das Slowakische Institut (SI) in Wien seit April 2013. Sie ist in Piešťany geboren, studierte Englisch und Slowakisch an der Comenius-Universität Bratislava. Mehr als 30 Jahre arbeitete sie als Moderatorin des Slowakischen Fernsehens STV. Sie ist auch Autorin zweier Bücher und Herausgeberin der Publikation“37 Top-Frauen der Slowakei“. Jahrelang arbeitete sie in internationalen Kulturprojekten mit, absolvierte einen Studienaufenthalt bei BBC in London und am GoetheInstitut in Düsseldorf. Mehr als zehn Jahre war sie Geschäftsführerin der Medienagentur Herial, s.r.o., die zahlreiche Kulturprojekte im In- und Ausland realisierte. Sie ist verheiratet mit dem Schriftsteller und Filmemacher Jozef Heriban. Gemeinsam haben sie zwei Töchter. arbeiten. Heute haben wir ein Treffen mit Vertretern der Vienna Insurance Group, die uns unterstützen wollen. Frau Dr. Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, hat unsere Ausstellung über Adam František Kollár hier im Slowakischen Institut am 16. Oktober eröffnet. Wenn Sie mit österreichischen Partnern sprechen, haben Sie den Eindruck, dass die slowakische Kultur bekannt in Österreich ist? Die Oper und die Opersänger sind bekannt. Sie sind hier die größten Stars, aber meistens sind es die Leute, die nicht mehr in der Slowakei leben. Wie zum Beispiel Edita Grúberová und Pavol Bršlík. Die Neuen sind hier nicht so bekannt. Unsere Dokumentaristen, Regisseure, Künstler, Bildhauer – die sind hier auch nicht berühmt. Wir sind hier für das österreichische Publikum. Für die Leute, die sich für die slowakische Kultur interessieren. Wie sieht es mit der slowakischen Literatur aus? Hier ist sehr bekannt unsere Zdenka Becker. Sie ist eine slowakische Schrift-
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stellerin, die heute in St. Pölten lebt. Oder Irena Brežná. Sie lebt in der Schweiz. Und auch Michael Hvorecký ist oft Gast in Österreich. Er ist sehr aktiv. Anton Hikysch, der ein Buch über Leben und Zeit Maria Theresias geschrieben hat, wurde ebenso ins Deutsche übersetzt. Es ist nicht so einfach. Wir hatten zum Beispiel hier Peter Krištúfek, der ein sehr interessanter Schriftsteller ist, aber er ist auch nicht so berühmt. Die Literatur ist mehr national.
te Sehenswürdigkeiten wie die Hofburg oder das Rathaus sprechen. Alles zusammen verstärkt einen Geist der Stadt. Den Geist der Freude und Freundschaft, der optimistischen Atmosphäre. Es ist eine Wohltat, in Wien zu sein. Wien hat etwas Spezielles, weil hier so viele glückliche Touristen und glückliche Menschen sind. Sie genießen die Stadt. Man fühlt hier eine kollektive Freude. Das mag ich an Wien am meisten.
Was gibt es, das Ihnen an Ihrer Arbeit nicht gefällt? Im Allgemeinen kann ich nichts sagen, was mir nicht gefällt. Manchmal ist es zu viel Arbeit. Aber das ist unser Problem. Wir haben viel geplant und müssen dementsprechend viel arbeiten.
Wie ist Bratislava im Vergleich dazu? Bratislava ist nicht so groß, nicht so laut und nicht so optimistisch, aber immer noch herzlich. Ich liebe Bratislava sehr.
Wenn Sie selbst Kultur genießen wollen, was gefällt Ihnen? In Wien haben wir eine Million Möglichkeiten, um Kunst und Kultur zu genießen. Ich habe Pläne für jedes Wochenende, was ich sehen oder erleben möchte. Letztens war ich auf der World Press Photo Ausstellung und ich habe auch Henri Mattisse in der Albertina gesehen. Sie kennen Wien schon relativ gut und entdecken jetzt auch mehr. Was gefällt Ihnen besonders an Wien? Die Atmosphäre. Ich denke, Wien hat eine spezielle Atmosphäre mit heildender Wirkung. Ich möchte nicht über konkre-
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Ich treibe viel Sport. Im Winter fahre ich Ski, im Sommer erfreuen mich Radfahren und Schwimmen. Ich lese Bücher und reise sehr gern. Was ist für Sie wichtig im Leben? Ich weiss nicht, ob das nicht zu langweilig klingt, aber das Wichtigste für mich ist meine Familie. Ich habe zwei Töchter und ich bin 37 Jahre verheiratet mit meinem Mann. Ich hatte immer Glück in meinem Leben. Auch im beruflichen Leben habe ich schöne Aktivitäten gemacht. Es war nicht immer einfach, das Showbusiness ist manchmal ein bisschen stressig , aber die Arbeit ist sehr schön und immer spannend. Diesbezüglich bin ich ein Glückspilz.
Mit Ihrer jetztigen Funktion sind Sie eine offizielle Diplomatin der Slowakischen Republik. Könnten Sie sich eine weitere diplomatische Karriere, zum Beispiel als Botschafterin vorstellen? (Lächelnd:) Ich lerne jetzt. Aber es ist schön. Das Leben eines Diplomaten ist sehr schön. Ihre Töchter gehörten zu den ersten slowakischen Kindern, die Schulen in Österreich besuchten. Wie bewerten Sie diese damalige Entscheidung jetzt? Es war eine gute Entscheidung. Jetzt kann ich das schon sagen. Am Anfang war es gar nicht so einfach, weil uns niemand mit eigenen Erfahrungen beraten konnte. Wir mussten um Viertel 6 aufstehen. Aber ich schätze das sehr, weil es für unsere Kinder eine tolle Möglichkeit und Investition in die Zukunft war. Sie haben die Schulen in Kittsee und dann in Wien besucht. Die Ältere war auch auf der Uni Wien. Die Jüngere studiert jetzt in London. Haben Sie als Direktorin des Slowakischen Instituts überhaupt Zeit für Ihre Familie? Nicht so viel, wie vorher, das ist mein Schmerz. Ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben. Ich arbeite oft bis 23 Uhr. Es ist sehr anstrengend, aber immer schön. Doch mit noch kleinen Kindern könnte ich mir diese Arbeit nicht vorstellen.
Slowakisches Institut in Wien Wipplingerstrasse 24-26 , 1010 Wien www.mzv.sk/sivieden www.facebook.com/SlowakischesInstitutInWien
Öffnungszeiten: Mo - Do 9:00 - 12:30, 13:00 - 17:00 Fri 9:00 - 12:30, 13:00 - 15:00
Die Slowakischen Institute weltweit Paris, Rom, Berlin, Wien, Budapest, Moskau, Prag und Warschau
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Ein offener Ort für die Begegnung zweier Kulturen Herzliche Begegnungen und mitreißende musikalische Darbietungen voller Lebensfreude begeisterten die eingeladenen Gäste bei der feierlichen Eröffnung der neuen modernen Räumlichkeiten des Österreichischen Kulturforums in Bratislava. Text: Katarína Šujanová, Fotos: Marek Chalany für das Österreichische Kulturforum
Am Freitag, den 11.Oktober begleitete Mag. Brigitte Trinkl, die Leiterin des Österreichischen Kulturforums Bratislava, die Besucher durch den Eröffnungsnachmittag. Das zeremonielle Durchschneiden des Bandes vollzog sie gemeinsam mit dem Staatssekretär im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, Dr. Reinhold Lopatka, dem Staatssekretär im Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten der Slowakischen Republik, Ing. Peter Javorčík, dem Österreichischen Botschafter in der Slowakei, Dr. Josef Markus Wuketich und Dr. Martin Eichtinger, dem Leiter der Kulturpolitischen Sektion des österreichischen Außenministeriums.
Wurm präsentiert, der zu den erfolgreichsten österreichischen Gegenwartskünstlern zählt. Die Ausstellung von Erwin Wurm „Instruction for Idleness“ eröffnete Dr. Martin Eichtinger.
Zum Schluss überraschte die Gäste mit ihrem vollen Einsatz die Philanthropy Band aus ausländischen Diplomaten, zwei slowakischen Oberbürgermeistern und anderen Prominenten.
Das bunte Kulturprogramm begann mit Auftritten des weltberühmten slowakischen Geigers Dalibor Karvay und der begabten österreichischen Geigerin Lara Kusztrich. Miklós Albert begleitete sie bei dem Lied Navarra von Pablo de Sarasate auf dem Klavier. Die österreichische Chanson-Sängerin Valerie Sajdik brachte das Publikum mit ihrem leicht ironischen und koketten Programm „Wiener Salettl“ in vergnügte Laune.
„Ich möchte, dass diese neuen Räumlichkeiten zum offenen Ort für Begegnungen werden, wo sich die Besucher immer willkommen fühlen.“
Die neuen Räume befinden sich in dem prominenter Lage nahe dem Präsidentenpalast im Astoria Palace. Zur Eröffnung wurde eine Fotoausstellung von Erwin
Das Österreichische Kulturforum ist die Kulturabteilung der Österreichischen Botschaft in Bratislava. Das Österreichische Kulturforum organisiert nicht nur in Bratislava, sondern auch in der ganzen Slowakei zahlreiche Kultur- und Bildungsveranstaltungen (Vorträge, literarische Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen, Symposien usw.)
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Brigitte Trinkl, Leiterin des Österreichischen Kulturforums Bratislava
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„Zusammen mit dem Dobrý trh wird diese Gegend zum Ort der Begegnungen und guter Energie.“ Milan Ftáčnik, Oberbürgermeister von Bratislava
„Dieser prominente Ort ganz nah dem Präsidentenpalast ist ein einzigartiges Symbol für immer stärkere bilaterale Beziehungen zwischen Osterreich und der Slowakei.“ Peter Javorčík, Staatssekretär im Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten der Slowakischen Republik
„Österreich und die Slowakei sind heute nicht nur Nachbarn, sondern auch Freunde und enge Partner.“ Reinhold Lopatka, Staatssekretär im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich
„Es gefällt mir sehr, dass die neuen Räume offen und leicht zugänglich für die vorbeigehenden Menschen sind. Es verbindet zwei Kulturen zusammen.“ Die Philantrophy Band: „Wir könnten auch Diplomatic imunity heißen“, überlegte der Leadsänger Gad Amir unter dem begeisterten Applaus des Publikums. Auf dem Foto von links: Milan Ftáčnik, Oberbürgermeister von Bratislava (Gesang) Theodore Sedgwick, Botschafter der USA (Klavier, Gesang) Grigorij Mesežnikov, Präsident des Instituts für Öffentliche Fragen (Gitarre) Gad Amir, Erstzugeteilter der Israelischen Botschaft (Gitarre, Gesang) Shai Saadon, Vertreter von IBM International Services Centre (Bassgitarre) Peter Gogola, Oberbürgermeister von Banska Bystrica (Schlagzeug) Florin Vodita, Botschafter von Rumänien (Gitarre, Gesang)
Alena Heribanová, Leiterin des Slowakischen Instituts in Wien (in der ersten Reihe Mitte).
„Die Lage ist großartig hier, so mitten im pulsierenden Leben!“ Sektionsleiter Kultur im österreichischen Außenministerium (in der ersten Reihe links neben Alena Heribanová).
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Endre Nemes in der Galerie Nedbalka: Visuelle Gedichte Die Privatgalerie Nedbalka stellte einen ganz besonderen Künstler vor: Endre Nemes, einen leider mehr im übrigen Europa als in seiner Heimat bekannten Maler, dessen Werke fast sechzig Jahre in der Slowakei vergessen wurden. Text und Foto: Jana Kočišová
Endre Nemes ist ein Prototyp des modernen Kosmopoliten. Er wurde in Ungarn geboren, ist in der Slowakei aufgewachsen, hat im heutigen Tschechien studiert und wurde infolge der traurigen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erst nach Finnland und letztlich nach Schweden zur Emigration gezwungen. Seine Werke stellen bis heute seine authentische persönliche Reaktion auf verschiedene künstlerische Wellen dar. Mann kann bei Endre Nemes markante Züge von Expressionismus, Kubismus oder Surrealismus erkennen und manche seiner Werke erinnern an jene Gruppe deutscher Künstler, die im Geist der Neuen Sachlichkeit während der Zwischenkriegszeit ihre Werke meisterten. Die in der Nedbalka ausgestellte Sammlung umfasst Werke des Künstlers aus den Jahren 1930 - 1968, darunter neben zahlreichen Gemälden auch zwei Kollagen. An dem ältesten Bild der Ausstellung – „Die sitzende Frau“ aus dem Jahre 1930 fällt vor allem seine Roheit und dunkle expressionistische Atmosphäre auf. Diesen Ton behalten auch die weiteren figurativen Werke
aus der ersten Hälfte der Dreißigerjahre. Die Bilder aus der darauf folgenden Dekade erwecken die Aufmerksamkeit wegen der Stiländerung vom Expressionismus zum Kubismus. Damit verbunden sind auch häufigere Variationen von Leinwandgröße und Farbtönen. Zum Beispiel das kleinformatige Stilleben aus dem Jahre 1935 im Vergleich zum großformatigen bunten Bild „Eine Frau mit Büffel und Ochsenkopf“ aus dem Jahre 1936. Setzen wir mit den weiteren Stücken der Austellung chronologisch fort, werden die kubistischen Züge der Meisterwerke von einem magisch-träumerischen Surrealismus abgelöst. Die surrealistische „Grosse Pantomime“ aus dem Jahre 1944 verfügt über klare Linien, satte Farben und eine durchdachte Komposition. Obwohl die Körperteile im Zusammenhang mit Büchern, Bildern, Musikinstrumenten und anderen Gegenständen auf den Beobachter irgendwie chaotisch wirken, hat jeder Teil der gesamten Einheit seinen festen Platz.
In der Galerie Nedbalka - Foto: Filip Drábek
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Galerie Nedbalka
Nedbalova ulica 17, Bratislava 811 01 Öffnungszeiten: Jeden Tag ausser Montag 13:00 – 19:00 http://www.nedbalka.sk/ Die Werke aus den Sechzigerjahren zeigen weitere markante Stiländerungen. Zum Beispiel „Die zwei Generationen“ aus dem Jahre 1963 wird von nicht-figurativen abstrakten Abbildungen geprägt, dabei bleibt aber der Künstler bei seinen bevorzugten Farben. Als Hinweis auf vorige Einflüsse von Surrealismus und sogar Konstruktivismus dient das Gemälde aus dem Jahre 1967, „Klafinngrighet Pantopragmatic“. Diese Beispiele der ausgestellten Kunstwerke von Endre Nemes beweisen das breite Spektrum seiner künstlerischen Äußerungen. Seine Werke sind weltweit berühmt und paradoxerweise wurden auch die meisten Stücke der slowakischen Galerie im Ausland erworben. Ein langer Umweg eines Wurzellosen nach Hause.
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Historisches Pressburg: Der Schlossgrund (Zuckermandl) Fische im Graben und das sprechende Haus Nach den äußerst überstürzten und unsensiblen Abrissarbeiten, die den Pressburger Schlossgrund (slowakisch Podhradie) im 20. Jahrhundert ereilten und so das Antlitz Bratislavas bis heute zeichnen, blieb nicht viel übrig, was uns an die reiche Vergangenheit dieses einzigartigen und bunten Stadtteils erinnern könnte. Von Barbora Hrvolová zusammengestellt nach: Ulice a námestia Bratislavy (Straßen und Plätze Bratislavas), Foto: Archiv Tivadar Ortvay, Verlag Marenčin PT
Der Schlossgrund oder auch Zuckermandl bzw. Zuckermantel genannt, gehörte zwar nicht zu den reichsten Vierteln, aber dafür schäumte sie über vor Lebensenergie, den Freuden und Sorgen ihrer Bewohner, der Händler, Handwerker, der Schulen und Spitäler. Zu den lebendigsten Orten des Schlossgrunds zählte der Fischplatz (Rybné námestie) mit der Dreifaltigkeitssäule. Die Überlebenden der Pestepidemie von 1713, die 3860 Menschenleben dahinraffte, ließen sie aus Spenden errichten, und sie hat bis in unsere Tage überlebt. Heute wird der Fischplatz auf der einen Seite von der Auffahrt auf die Neue Brücke und auf der anderen vom Park Inn Danube Hotel gesäumt, auf der dritten geht er in den Hviezdoslav-Platz über. Auf dem Fischplatz befand sich damals auch ein Brunnen, der in der städtischen Buchhaltung von 1461 erwähnt wird, also noch vor der Entdeckung Amerikas. Der Platz diente vor allem als Markt und laut den städtischen Buchhaltern stand hier eine Metzgerei. In der Nähe gab es eine flache Donaubucht, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Donauregulierung zugeschüttet wurde. Matthias Corvinus selbst ließ unweit des Platzes eine Brücke über die Donau erbauen und bald darauf legten hier Flößer an. Fische im Graben Der Fischmarkt wurde im Jahr 1781 reichlich mit Karpfen beliefert, von denen hier jährlich angeblich bis zu 24 Tonnen verkaufte wurden, des weiteren 1200 Kilogramm Zander, 1200 kg Hecht, 8 Tonnen Wels und 160 Kilogramm
Stör, im Angebot waren auch frische Krebse. Der Fischreichtum ist heutzutage längst nicht mehr so groß. Allerorten, wo die Möglichkeit dazu bestand, wurden Fische gezüchtet – in Gruben am Wegrand, in Gräben und Teichen. Wenn die Stadt die Erlaubnis zum Ausfischen erteilte, gab es ausgelassene Feierlichkeiten, ein Teil der Ausbeute ging an die Stadtherren und ein weiterer wurde zum Verkauf geboten. Hier am Fischplatz stand auch die Stadtbrauerei, die bald verkauft wurde. Für die Käufer war das sicher ein lohnendes Geschäft, denn in Pressburg wurden damals jährlich 18 bis 20 tausend Kübel konsumiert, also unglaubliche Zehntausend Hektoliter. Des Doktors Testament An der südwestlichen Seite des Platzes wohnte zu Beginn des 19. Jahrhunderts der
berühmte Rechtsanwalt Pavel Szlemenics, ihm gegenüber wiederum der Arzt Leopold Buben. In seinem Testament verfügte dieser, allen Pressburger Gymnasiasten ein Stipendium in Höhe von 600 Kronen auszuzahlen, sein Haus widmete er dem Gymnasium. Das Haus begann sich später zu senken und wegen der Begleitgeräusche wurde es das sprechende Haus genannt. Es wurde für elftausend Gulden veräußert und an seiner Stelle wurde ein luxuriöses Mietshaus errichtet. An einer Ecke des Fischplatzes stand die städtische Wachstube der Donaufähre. Auch wenn es uns heute nicht so erscheinen mag, die Menschen in Pressburg lebten vor Jahrhunderten mit ihrer Arbeit, ihrer Unterhaltung, ihrer Kultur und ihrem Gesellschaftsleben vielleicht reichhaltiger und bunter als wir in der Gegenwart.
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Design auf Slowakisch So wie die österreichische Folklore nicht nur aus Tirol und Jodeln besteht, besitzt auch die Slowakei wundervolle Ausprägungen eines eigenen Volkskunstschaffens, die jedoch leider oft verborgen bleiben. Das junge Designer-Duo Sylvia Ciulisová und Vladimír Korček beschloss neue Wege zu gehen und alte Formen und Farben in die moderne Welt des Designs einzubringen. Text: Barbora Hrvolová, Foto: Archiv Sylvia Ciulisová und Vladimír Korček
NPZ: Wieso fanden Sie gerade in den traditionellen slowakischen Stickereien Inspiration und dekorative Vorbilder? Sylvia Ciulisová: Schon von klein auf faszinierten mich Textilien, Kleidung, Farben und Muster. Später wurde mir bewusst, wie schön und vielfältig die Stickereien unserer Großmütter und Urgroßmütter sind, wie dauerhaft und wahr ihre Aussage ist. Jede Region in der Slowakei, jedes noch so kleine Dorf hat ein typisches Ornament, das in Farben, Formen und innewohnender Botschaft faszinierend ist. Leider weiß kaum noch jemand von ihnen, und die Zahl derer, die diese Pracht herstellen können, nimmt ständig ab. Vladimír Korček: Als Grafiker stoße ich täglich auf eine Vielzahl von Anregungen und Inspirationen, aber als mir Sylvia Muster traditioneller Stickereien zeigte, wollte ich den eigenen Augen nicht trauen, so begeistert war ich. Ein solches Quantum an völlig unterschiedlichen Motiven – einige zart und fein, andere dicht und vollblütig, mit Tierfiguren. Das, was in Mexiko, Chile, Nepal oder Indien hunderte Familien ernährt - die traditionelle Stickerei -, liegt bei uns brach, wie ein Schatz, den noch niemand entdeckt hat. Welche Möglichkeiten hat Ihrer Meinung nach ein junger slowakischer Künstler, der seinen eigenen Weg finden will? Wie sieht die heutige slowakische Kunstszene aus? Sylvia Ciulisová: Die Situation ist eigentlich paradox – es gibt zu wenig und zu viel Kommerz. Einerseits absolvieren
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hier viele junge talentierte Menschen ein Studium, es gibt auch Möglichkeiten für sie, sich auf Ausstellungen und Festivals zu präsentieren. Aber zu dem Zeitpunkt, wenn der junge Künstler mit seinem Können auch Geld verdienen will, schwinden die realen Möglichkeiten, denn es gibt hier praktisch keine Firmen - mit Ausnahme einiger Interieurstudios - die sie beschäftigen würden. Viele junge Leute gehen deshalb ins Ausland, wo sie in renommierten Ateliers Arbeit finden und erfolgreich sind. Es gibt auch kein Netz von Kuratoren, einige ausgewählte Künstler werden bevorzugt und treten deshalb ständig und überall wieder in Erscheinung. Vladimír Korček: Viele junge Künstler arbeiten in Grafikstudios, aber es fehlen Entwurfs-Ateliers, denn die Produktion – ob nun von Textilien, Wohn-Accessoires, Werkzeug, Geräten – ist praktisch zum Erliegen gekommen. Zwischen Kunst und dem Alltagsdesign liegt eine tiefe Schlucht, die z.B. vom bekannten schwedischen Möbelhaus ausgefüllt wird. Wir würden eine Kommerzialisierung in diesem Sinne begrüßen – schauen Sie nur auf jenes Angebot: traditionelle schwedische Motive, Speisen, Stickereien und Textilien. Wieso sollte das nicht mit unseren slowakischen ebenfalls gelingen? Was planen Sie in der nächsten Zukunft? Sylvia Ciulisová: Wir haben eine Kollektion von Ansichtskarten, SmartphoneEtuis und kleinen Souvenirs geschaffen, alle verziert mit Stickereimotiven aus den verschiedenen Regionen der Slowakei,
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Sylvia Ciulisová hat Jura studiert, sich jedoch stets auch für textile Gestaltung interessiert. Vladimír Korček widmet sich vor allem dem grafischen Design. Gegenwärtig arbeiten beide im Keramikatelier Sometile, aber auch unter dem Markenzeichen Slovakiagift. Ihre AnsichtskartenKollektionen mit slowakischen Stickereimotiven wurden von der ÚĽUV-Kommission gebilligt (Zentrale für Volkskunstschaffen). da können die Touristen ein originelles, wirklich slowakisches Andenken mit nach Hause nehmen. Auch bedruckte T-Shirts, Sitzsäcke und Halstücher aus traditionellem Blaudruck stammen aus unserer Feder. Für die Bratislavaer designweek bereiten wir eine Kleiderkollektion vor, die von traditionellen Trachten inspiriert ist, und langsam läuft auch unsere Zusammenarbeit mit Firmen an, die Interesse an ungewöhnlichen Werbegeschenken haben, z.B. Honig aus der Ostslowakei, der das Prädikat „Bester Honig der Welt“ erzielte und in einem originellen Steingutgefäß verkauft
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wird. Damit kann man seine Geschäftspartner wirklich erfreuen. Unsere Arbeit wird auch durch die Tatsache behindert, dass das überlieferte Handwerk im wahrsten Wortsinn ausstirbt, alte Meister finden keine Nachfolger. Vladimír Korček: Wir sind die letzte Generation, die sich noch daran erinnert. Traurig ist, dass viele von uns beim Wörtchen „slowakisch“ nur an eine typische Koliba (Sennhütte) und den Bača (Senner) mit seiner Fujara (ein HirtenBlasinstrument) denken. Dabei können wir auf eine unglaubliche Fülle von Beispielen für die Geschicklichkeit und den Kunstsinn unserer Vorfahren stolz sein – einfache Frauen, erschöpft von der Arbeit auf dem Felde, haben am Abend bei der Petroleumfunzel noch Muster gezaubert, von denen heutige Grafiker nicht einmal träumen können. Es wäre wichtig den Menschen zu zeigen, dass sich die slowakische Vergangenheit nicht auf das Wirken der nationalen Aufklärer, auf Sprachengesetz und Pflichtlektüre beschränkt, sondern dass es darin auch um Schönheit, Schöpfertum, handwerkliches Geschick und Originalität geht, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen.
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Veranstaltungen: Tipps & Termine Von Katarína Kironská
Feste und Festivals St.-Martins-Tage in Bratislava 7.-10. 11., Bratislava - Innenstadt Da St. Martin der wichtigste Patron der Stadt ist, erlebt die slowakische Hauptstadt ab 7. November bis zum Ende des Wochenendes ein Fest voller Tanz, Musik, Essen und Trinken. Information: www.bkis.sk, www.bratislava.sk. Tag der offenen Weinkeller 2013 15.11. – 16.11., Weinstraße Kleine Karpaten (zwischen Bratislava und Trnava) Der Tag der offenen Weinkeller ist eine der beliebtesten Veranstaltungen der Weinstraße Kleine Karpaten. Mehr als 120 Keller sind für Ticket-Inhaber geöffnet. Wegen des großen Interesses empfiehlt sich, so früh wie möglich Tickets zu besorgen. Information: www.mvc.sk http://www.mvc.sk/fotogaleria
Weihnachtsmarkt in Bratislava November-Dezember, Bratislava Innenstadt Einen Monat vor Weihnachten erleuchtet am Hauptplatz in der Altstadt von Bratislava der städtische Weihnachtsbaum. Die einzigartige Atmosphäre des Weihnachtsmarkts lockt täglich Tausende Besucher, sich bei Glühwein oder Weihnachtsgebäck zu treffen. Neben verschieden Imbissbuden findet man hier auch Stände mit Souvenirs oder kleinen Weihnachtsgeschenken. Den echten Weihnachtszauber krönen die klangvolle Musik und viele kulturelle Darbietungen. Information: www.bkis.sk, www. vianocnetrhy.sk http://www.vianocnetrhy.sk/vismo/galerie2.asp?id_org=600186&id_ galerie=1022&p1=1008
Weihnachtsdorf Schloss Hof 23.11. – 24.11., 30.11. – 1.12., Schloss Hof Besinnliche Adventstimmung, ein weihnachtlich beleuchtetes Schloss und rund 100 Marktstände im Arkaden- und Meierhof erwarten die Besucher des Weihnachtsmarkts in Schloss Hof. Festliche Konzerte, weihnachtliche Schlossführungen und ein vielfältiges Kinderpro-
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gramm verkürzen die Wartezeit aufs Christkind. Information: www.schlosshof.at (7.12. – 8.12., 14.12. – 15.12., 21.12. – 22.12.) http://www.weihnachtsdorf.at/servicenav/ presse/pressefotos-schloss-hof/
Film Dokumentarfilm: Bilder einer alten Welt Regie: Dušan Hanák, Tschechoslowakei 1972 14.11., 18:30, Slowakisches Institut in Wien Zum 50. Jubiläum der Entstehung des Filminstituts in Bratislava. Der Film ist inspiriert von fünf Fotoserien seines Mitarbeiters Martin Martinček, die alten Menschen aus einer sozial schwächeren Schicht in den Regionen um Liptov und Orava als stille Helden des tristen Alltags zeigen. Der Film war jahrelang während des kommunistischen Regimes verboten und erlebte nach seiner Wiederaufführung in den 80er-Jahren einen weltweiten Siegeszug und ist ein Meisterwerk der Filmgeschichte geworden. In Paris erhielt er 1989 den Felix für den besten Dokumentarfilm. Nachfolgende Veranstaltungen des Slowakischen Instituts in Wien: www.mzv.sk/App/WCM/ZU/ViedenSI/main.nsf/vw_ByID/ID_23A797384362972DC1257BDB003FCD 37_SK/$File/Programm%20des%20Slowakischen%20Instituts%20 in%20Wien_Sept-Dez%202013.pdf Messe Bibliothek 14.11. – 17.11., Bratislava, Incheba Die alljährliche Buchmesse Bibliothek ist ein Feiertag für alle, die gerne schreiben, lesen und Bücher kaufen. Besucher treffen sich mit Verlage, Autoren, Illustratoren, Lektoren, Übersetzern, Druckern, Händlern und natürlich auch mit Lesern. Aufgrund des großen Interesses der Öffentlichkeit und des positiven Feedbacks von Ausstellern, wird die Dauer der diesjährigen Messe auf 5 Tage verlängert. Information: www.incheba.sk http://www.incheba.sk/vystavy/biblioteka-6352/fotogaleria.html?page_id=6455
Musik Melos-Étos 2013 8. - 14.11., Bratislava – Slowakische Philharmonie, Slowakisches Nationaltheater, Kathedrale St. Martin, Konzertaula Klarisky, Mirbach Palais, Konzertstudio des Slowakischen Rundfunks, Die große evangelische Kirche, DPOH das Städtische Theater
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Das 12. Jahr des internationalen Festivals der zeitgenössischen Musik Melos-Étos findet vom 8. bis 14. November statt. Am Eröffnungskonzert am 8. November tritt im Gebäude der Redoute die Gruppe Melos Ethos Ensemble (SK) unter der Führung des belgischen Dirigent Daniel Gazona auf. Information: www.hc.sk/ melos-ethos http://www.hc.sk/melos-ethos/melos_program_rok.php?ffrokid=177&fr_ rok=2013&lg=en
Oper Ľubica Čekovská: Dorian Gray Oper in drei Akten in Englischer Sprache Premiere: 8., 9.11., 19:00, Slowakisches Nationaltheater Die junge slowakische Komponisten Ľubica Čekovská ist zwar neu auf der Opernbühne, bringt aber einen um so originaleren musikalischen Ausdruck und eine wichtige Fähigkeit, die Musik in einer Einheit mit anderen Künsten aufzufassen. In ihrem Dorian Gray beschäftigt sie sich mit den beunruhigenden Fragen über die physischen und psychischen Formen der Schönheit und des Bösen. Das Werk wurde auf Antrag der Oper des Slowakischen Nationaltheaters geschrieben und erklingt als Weltpremiere im Rahmen des Internationalen Festivals World New Music Days 2013. Nachfolgende Veranstaltungen des Slowakischen Nationaltheaters: www.snd.sk http://www.snd.sk/?oper&predstavenie=01_dorian&termin=5865
Ballet Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Der Nussknacker Ballettmärchen Premiere: 29., 30.11., 19:00, Slowakisches Nationaltheater Die Premiere des weihnachtlichen Kinderballetts ist eine Reminiszenz an die traditionelle Version des russischen Choreographen Vajnonen. Die großzügige Inszenierung voller künstlerisch reicher Bilder, sowie technisch anspruchsvollen Variationen, nimmt Kinder zusammen mit dem einzigartigen Nussknacker auf eine fabelhafte Weihnachtsgeschichtenreise. Nachfolgende Veranstaltungen des Slowakischen Nationaltheaters: www.snd.sk http://www.snd.sk/?balet&predstavenie=luskacik-1
Ausstellung Monat der Fotografie 2013 1.11. - 30.11., Bratislava Der 23. Jahrgang des Festivals Monat der Fotographie bringt in die Galerien und Museen der slowakischen Hauptstadt viele, wie individuelle, so auch kollektive Ausstellungen von Autoren aus ganzer Welt. Information: www.sedf.sk/sk/mesiac-fotografie-2012, www.mesiacfotografie.sk Miroslav Cipár 21. 11. 2013 - 2. 3. 2014, Bratislava, GMB – Palffy Palais Miroslav Cipár ist ein Künstler der sich in seinen Bildern auf Themen der Individualität fokussiert. Mit seiner Kunst versucht er zu zeigen, dass die Individualität nicht notwendig der Zeit untergeordnet sein muss. Seine einzigartige färbige Sensation spricht Augen und Geist an. Information: www.gmb.sk/sk/exhibition/detail/ miroslav-cipar http://www.gmb.sk/sk/exhibition/detail/miroslav-cipar
Konzert Richard Müller a Fragile – Stimmen 13.11., 19:00, Aegon Arena NTC In einer einzigartigen Verbindung des slowakischen Sängers Richard Müller und der Gruppe Fragile entstand das neue Projekt Stimmen. Nach drei ausverkauften Turneen durch die Slowakei und Tschechien entschied sich der Sänger diesmal für Konzerte „a cappella“ – nur reine Stimmen, kein Musikinstrument und eine atemraubende Form der Interpretation. Information: www.muller.sk/index.php?page=hlasy http://www.muller.sk/index.php?page=foto
Einen ausführlichen und regelmäßig aktualisierten Veranstaltungskalender finden Sie auf unserer Homepage:
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KULTUR
Der Monat der Fotografie Im November verwandeln sich die Museen und Galerien in Bratislava im Rahmen des internationalen Festivals „Monat der Fotografie“ in einen Parcours internationaler Fotoausstellungen. Das Haupthema des diesjährigen Fotofestivals, das von 30. Oktober bis 30. November zum 23. Mal veranstaltet wird, ist Edeldruck und Rückkehr zu den Drucktechniken aus dem 20. Jahrhundert, die in der digitalen Zeit eine besondere Unwiderstehlichkeit gewinnen. Text: Katarína Šujanová, Fotos: Festival „Mesiac fotografie“
Zu den wichtigsten Glanzlichtern der slowakischen Fotografie gehören der letzte Zyklus über wichtige Persönlichkeiten der französischen Kultur von Tibor Huszár im Haus der Kunst und die Ausstellung im Mitteleuropäischen Haus der Fotografie „Beschäftigt mit der Schönheit“ von Anton Podstraský, die die Beziehung der Fotografie und des totalitären Regimes der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts reflektiert. Einer der Höhepunkte des Festivals ist die Ausstellung von Graciela Iturbide „Das Fest und der Tod“ im Mitteleuropäischen Haus der Fotografie. Die mexikanische Fotografin ist Laureatin des Hasselblad-Preis, der als weltweit bedeutendste Auszeichnung in der Fotografie gilt. Österreichische Fotografie repräsentiert Ulrich Seidl, der bekannte Regisseur der Trilogie „Paradies“, mit der Austellung „Die Einsamkeit der Außenseiter aus der Trilogie Paradies“ im Pálffy Palais. Auch „Sony World Photography Awards“ präsentiert sich dieses Jahr zum ersten Mal in Bratislava. Der Wettbewerb sucht jährlich die besten Bilder der internationalen zeitgenössischen Fotografie. Mittlerweile hat sich der Award als einer der fűhrenden Fotowettbewerbe der Welt etabliert. Zu den beliebtesten begleitenden Veranstaltungen gehört bestimmt die „Portfolio Review“. Zum 15. Mal können
Amateurfotografen und fortgeschrittene Fotografen eine professionelle Beurteilung ihrer eigenen Fotos von mehr als 30 Experten aus 13 Ländern einholen. Der Monat der Fotografie in Bratislava wird von OZ FOTOFO, dem Mitteleuro-
Ulrich-Seidl-Liebe
Nähere Informationen: www.mesiacfotografie.sk FestivalPass für 13 Euro
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päisches Haus der Fotografie, organisiert und gehört zum Europäischen Monat der Fotografie, der auch in Paris, Wien, Berlin, Budapest, Ljublana und Luxemburg stattfindet.
freizeit
Im PENATI GOLF RESORT wird ein weiterer Golfplatz eröffnet Das größte Golf Resort in der Slowakei, Träger der Preise ZLATÝ ALBATROS (Goldener Albatros) 2012 und ENVIRO OSCAR 2012 sowie erstes slowakisches Mitglied der THE LEADING GOLF COURSES OF EUROPE, hat einen neuen 18-Loch-Platz mit dem Namen HERITAGE COURSE. In Kombination mit dem ersten 18-Loch-Golfplatz, dem Nicklaus Design LEGEND COURSE, können Golfspieler im Penati Golf Resort auf zwei hervorragenden und vom Wesen her sehr unterschiedlichen Plätzen von höchster europäischer Qualität spielen, den besten, die die Slowakei derzeit zu bieten hat. Text: Miroslava Dulova, Fotos: Miroslava Dulova, Penati Golf Resort
Das Penati Golf Resort in Šajdíkove Humence umfasst 217 in eine herrliche Landschaft gebettete Hektar inmitten der für die hiesigen Kleinen Karpaten typischen Kiefernwälder und Sanddünen. Der sandige Untergrund des Platzes ermöglicht eine Spielsaison vom Frühlingsanfang bis zum späten Herbst. Die neue Bahn HERITAGE COURSE verweist auf ein traditionelles Routing und
das goldene Zeitalter der Golfarchitektur. Dieser Naturgolfplatz betont die authentische Natur der windischen Marchauen. Jonathan Davison erläutert: „Beim ersten Besuch des Areals des Penati Golf Resort und des für den Bau der Bahn Heritage Course vorgesehenen Grundstücks war ich buchstäblich überwältigt. Die landschaftliche
Umgebung hatte Ähnlichkeit mit klassischen Golfplätzen, es hatte einen Charakter und eine Anmut, wie sie sich Designern von Golfplätzen in der modernen Ära nur sehr selten bieten. Es gab dieselbe Bodenbeschaffenheit, dieselben Pflanzenarten und Gräser, wie sie auf bedeutenden Plätzen Kontinentaleuropas zu finden sind, auf Plätzen wie beispielsweise *Morfontaine GC, Paris, und *Hardelot GC,
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freizeiT
Côte d‘Opale, in Frankreich, *Sunningdale GC, Surrey, und *Walton Heath GC in England, *De Pan Golf, Utrecht, und *Royal Zoute, Zoute, in Holland. Ich stellte mir das Ziel, einen Golfplatz zu schaffen, der die Theorie der frühen Golfplatzarchitekten widerspiegelt. Mich packte die Leidenschaft, alle existierenden Naturelemente in ihrer maximalen Authentizität so einzubinden, dass ein Platz mit traditionellem Erscheinungsbild entsteht, der die Atmosphäre der goldenen Ära der Golfplätze ausstrahlt. Bei der Projektierung und dem Bau des HERITAGE COURSE war daher das Hauptziel, einen Platz mit sehr traditionellen Spielbedingungen zu errichten, wie sie die klassischen Golfplätze Europas aufweisen. Der HERITAGE COURSE bietet Par 72 mit ausgewogenen Par 36 auf den ersten und ebenso vielen auf den letzten neun Löchern. Der Platz hat fünf verschieden Abschläge mit 4677 bis 6230 Metern Länge. Das neunte
und das achtzehnte Loch liegen in der Nähe des Clubhauses. Die Fairways sind derart gestaltet, dass sie den Spielern eine große Zahl
an Spielpositionen bieten. Die Spieler haben Ausblick auf ein breites Ziel, die ausgedehnten Fairways mit einer Breite von 44 bis 51 Metern. Die Bunker liegen an strategischen Stellen und gelegentlich kann es sogar von Vorteil sein, hier zu attackieren und in ihrer Nähe zu spielen. Einige von ihnen wurden als raffinierte Hindernisse konzipiert und können den Spieler daher auch ordentlich ins Schwitzen bringen. Die Greens stellen durch ihr Design einen direkten Kontrast zur ersten Achtzehn, dem LEGEND COURSE, her. Das vorrangige Ziel des Designs des HERITAGE COURSE war es, den Golfspielern flachere Greens zu bieten, gleichzeitig aber viel Bewegung um sie herum beizubehalten und so viele Spielmöglichkeiten zu eröffnen. Jene Spieler, die das Green nicht treffen, können aus einem breiten Spektrum an Schlägen wählen. Es hängt von der Spiel-
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sicherheit und den Fähigkeiten des Golfers ab, ob er den Texas Wedge wählt oder einen niedrigen Schlag mit dem Eisen 7. Die Größe der Greens ist gleichfalls unterschiedlich, von 440 Quadratmetern auf Loch sieben bis 900 auf Loch 12. Auch die verschiedene Größe der Greens stellt ein Designelement dar, das den Golfern eine reichhaltige Mischung an Spielmöglichkeiten und gleichzeitig ein im Vergleich zum ersten, von Nicklaus Design erbauten Platz, vollständig anderes Spielerlebnis bieten soll.“
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Deutschlands Botschafter Michael Schmunk
Guido Glania im Interview
Der Wiener Schriftsteller Beppo Beyerl
Alena Heribanová Slowakisches Institut Wien
Penati Golf Resort
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