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„Etwas von unserem Erfolg an die Gesellschaft zurück geben“ Im Gespräch mit der NPZ spannt Herbert G. Pfeiffer, Vorstandsmitglied der Ersten Bausparkasse - Prvá stavebná sporiteľňa, a. s. (PSS), einen Bogen vom Bausparen über den gemeinnützigen Wohnbau zum nachhaltigen gesellschaftlichen Engagement. Text: Christoph Thanei, Fotos: PSS
NPZ: Herr Pfeiffer, Sie werden Ende Juni Ihre Vorstandstätigkeit in der PSS beenden. Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach? Herbert G. Pfeiffer: Schon in meiner Tätigkeit für die Bank ging es mir nie ausschließlich darum, Geld zu verdienen. Für mich spielte immer der Gedanke der Gemeinnützigkeit eine große Rolle. Das hängt mehr mit der Tätigkeit einer Bausparkasse zusammen als man meinen würde, geht aber auch noch weit darüber hinaus. Daran möchte ich in Zukunft anknüpfen Haben Sie dafür konkrete Projekte im Blick? Ein Hauptprojekt betrifft meinen mittelburgenländischen Wohnort Lackenbach, aus dem meine Mutter stammt. Dieser Ort war historisch sehr bedeutend als regionales Wirtschaftszentrum, das ist aber den meisten Dorfbewohnern gar nicht mehr bewusst. So gehörte Lackenbach zu den nur sieben Judengemeinden des Burgenlandes. Die Juden standen unter dem Protektorat der Fürstenfamilie Esterházy. In Lackenbach selbst bildeten die Juden um 1860/1870 sogar zeitweise mehr als die Hälfte der Bevölkerung, aus dieser Zeit beherbergt das Dorf den größten jüdischen Friedhof der Region. Die jüdische Geschichte von Lackenbach ist noch wenig aufgearbeitet. Es gibt zwar Quellen, die werden aber in den Schulen nicht an die jungen Menschen vermittelt. Auch habe ich einen inzwischen schon 85 Jahre alten Zahnarzt im Ort kennen gelernt, der große Mengen Dokumentationsmaterial zusammen getragen hat, das man ord-
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nen und katalogisieren sollte. Die jüdische Elite von damals hat aus einem kleinen Dorf heraus erfolgreich Handel über die ganze Monarchie betrieben. Das kann uns bis heute als Vorbild dienen: Gerade im Internet-Zeitalter muss es ja viel leichter sein, aus so einem kleinen Dorf heraus erfolgreiche Aktivitäten zu entwickeln. Das geistige Zentrum war übrigens für alle das damalige Preßburg, nicht Wien. Sie wollen also die jüdische Geschichte von Lackenbach aufarbeiten? Auch das, aber ich will überhaupt dazu beitragen, dass es in dem Dorf mehr an kulturellen und gesellschaftlichen Initiativen gibt. Jetzt gibt es zwar typische dörfliche Aktivitäten wie die Freiwillige Feuerwehr oder einen Sportklub. Aber für Menschen mit anderen Interessen wird wenig geboten.
Ein Vorbild könnte dafür etwa die Gemeinde Kittsee an der Grenze zu Bratislava sein. Dort tut sich kulturell und gesellschaftlich viel gerade auch dank Initiativen wie dem Gesprächskreis „Offener Tisch“. Seit Sie vor fast 20 Jahren in die Slowakei kamen, waren Sie einer der Pioniere der österreichisch-slowakischen Wirtschaftsbeziehungen. Vor allem aber für das Bausparen haben Sie mit Ihren Visionen überhaupt erst ein Feld bereitet, das inzwischen auch andere Bausparkassen nützen. Ich habe sicher die ersten zehn bis fünfzehn Jahre dafür verwendet, vor allem den Behörden nachzuweisen und vorzurechnen, was der volkswirtschaftliche Nutzen einer Bausparstaatsprämie ist. Es gab damals wohl keinen Brief an das zuständige
Hausverwalter-Kurs in der Academia Istropolitana Nova (AINOVA) setzt einen neuen Ausbildungsstandard.
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Mag. Herbert G. Pfeiffer, geb. am 30. Oktober 1952 in Wien, Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Ab 1977 Marketingmanager in einem weltweit tätigen Industrieunternehmen, später Controller in der österreichischen Wohnungswirtschaft und danach bis 1994 Prokurist der weltweit tätigen Industrieansiedlungsagentur der Republik Österreich. Seit November 1994 Vorstandsmitglied der Prvá stavebná sporiteľňa, a. s. (PSS), der ersten Bausparkasse in Osteuropa. Er ist in mehreren internationalen Organisationen engagiert. Mitglied des Beratungsnetzwerks HUMAN der UN-ECE-Kommission in Genf, Mitglied des Management Boards der International Union for Housing Finance (IUFH) in London, Präsident der Europäischen Bausparkassenvereinigung (EuBV) und Vorsitzender des Aufsichtsrats der slowakischen Bildungsinstitution Academia Istropolitana Nova.
Ministerium, den nicht ich geschrieben habe. Als ich später, ich glaube 1997, im Rahmen einer UNO-Mission einen Vortrag über Wohnbaufinanzierung in der Slowakei hielt, wurde ich dann von der Europäischen Wirtschaftskommission für Europa gefragt, ob ich nicht für die UNO in diesem Bereich tätig werden wolle. So wurde ich jahrelanger Chairman des damals neu gegründeten UNO-Netzwerks HUMAN (Housing and Urban Management Advisory Network). In dieser Funktion bin ich viel herumgekommen, vor allem in Transformationsländern. Zuletzt etwa war ich in Moldawien um dort ein Country profile für dieses Thema zu erarbeiten. Das alles hat meinen Horizont sehr erweitert. Unter anderem habe ich damals im UNO-Rahmen eine Studie initiiert mit dem Titel „Housing Finance in Countries in
von seinem Schreibtisch blickt. Gerade für jemanden, der in einer Bausparkasse tätig ist, sollte es unverzichtbar sein, sich auch grundsätzlicher mit dem Thema Wohnungspolitik zu befassen. Denn wir finanzieren das ja und
„Ich habe mich nie ausschließlich als Bankvorstand verstanden.“ Transition“. Das war auch ein Projekt, dessen Finanzierung ich organisiert habe. Das waren aber alles keine bezahlten Tätigkeiten? Nein, diese Aufgaben habe ich alle ehrenamtlich ausgeführt. Aber für mich war es immer interessant, über den Rahmen meiner eigentlichen Banktätigkeit hinaus zu sehen. Ich habe mich nie ausschließlich als Bankvorstand verstanden, der nicht links und rechts
sollen daher auch dem Staat entsprechende Empfehlungen geben können. Ein anderes Lieblingsprojekt, das ich deshalb seit Jahren verfolge, ist das gemeinnützige Wohnungswesen. Das ist ein Wirtschaftssektor, den es in der Slowakei bisher noch gar nicht gibt. Dabei wäre der Bedarf dafür enorm groß. Worum geht es dabei? Grundansatz jeder wohnungspolitischen Maßnahme ist die Frage: Wie kann ein Sta-
at das Wohnen für seine Bürger leistbar machen? Indem die Herstellkosten reduziert werden. Und wie geschieht das? Der Staat kann entweder direkt subventionieren oder über Steuerbegünstigungen. Oder er kann einen effizienteren anderen Weg gehen, indem er einen Non-Profit- oder RegulatedProfit-Sektor dafür unterstützt: Der Sektor verzichtet auf Gewinn, wird dafür steuerlich begünstigt und muss sich einem strengen Reglement unterwerfen. Um so etwas zu realisieren, fehlt in der Slowakei aber bisher der politische Wille. Denn der Nutzen davon ist erst längerfristig zu sehen. In Österreich funktioniert das schon seit über hundert Jahren sehr gut, Initiator war dabei nicht nur der Staat, sondern vor allem schon früh die Stadt Wien sowie auch Kirchen, Firmen und Institutionen. Und weil die Einkommensgrenzen für die Bewohner eher hoch angesetzt werden, entstehen auch keine sozialen Ghettos wie im nur auf sehr Arme ausgerichteten sozialen Wohnbau wie etwa in Frankreich.
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Die drei Siegerprojekte 2013 im AINOVA-Wettbewerb für vorbildliche Renovierungen: Bürgerhaus in Sväty Jur, Synagoge in Stupava und Forsthaus Rybníček auf der Pezinská Baba in den Kleinen Karpaten.
Wie man am Beispiel Wien sieht, endet die Tätigkeit des Sektors aber nicht mit dem Bau von Wohnungen? Zu den wichtigsten Unternehmensfunktionen eines solchen gemeinnützigen Sektors gehört die Verwaltung der Wohnbauten. Und da ist uns immerhin auch in der Slowakei schon einiges gelungen. In einer Studie zu Hausverwaltungen in der Slowakei haben wir eine Reihe von konkreten Vorschlägen gemacht, unter denen besonders wichtig der war, eine effiziente Hausverwalter-Ausbildung einzuführen. Die realisieren wir inzwischen tatsächlich. Den Auftrag dafür haben wir an die Bildungseinrichtung AINOVA erteilt. AINOVA war die Einrichtung, der ich am meisten vertraute und die diese zertifizierte Hausverwalter-Ausbildung seit 1. 1. 2013 jedes Halbjahr durchführt. Darauf bin ich besonders stolz. War AINOVA nicht ursprünglich eine reine Kultureinrichtung? Schwerpunkt von AINOVA war die Bewahrung von Kulturererbe, insbesondere historischer Bausubstanz. Aber da geht es ja auch um Wohnen. Ebenso wie bei dem von uns geförderten Wettbewerbsprojekt für die beste Sanierung von historischen Gebäuden und Fassaden. Mit dieser Hausverwalter-Ausbildung erfüllt AINOVA eine weitere wesentliche Bildungsfunktion in diesem Bereich. Zu AINOVA in Svätý Jur kommen aber inzwischen auch viele Leute aus dem ganzen Land, die sich bei der Sanierung historischer Fassaden beraten lassen wollen. Für die Renovierung alter Toreinfahr-
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ten gibt es inzwischen auch einen eigenen Kurs. AINOVA führt auch Sprachkurse und Kurse über die Europäische Union. Ihre Unterstützung für AINOVA scheint also mehr mit den Aktivitäten der Bausparkasse PSS zu tun zu haben, als man auf den ersten Blick meint? Als Bausparkasse sind wir eine sehr spezielle Bank. Wir sind reguliert und das ist gut so. Unser Modell ist einfach und transparent, gerade deshalb haben wir Bausparkassen die Krise unbeschadet überstanden. Wir dürfen gar nicht spekulieren wie Investmentbanken, sondern haben im Grunde nur zwei Produkte: Sparen und Darlehen. Zu unserem Geschäftsmodell gehört aber auch, dass wir nur das finanzieren, was unsere Kunden dann auch zurückzahlen können. Und das ist oft nicht ein Neubau von
Wohnraum, sondern eine Renovierung von bestehendem Wohnraum. Auch für kleinere Investitionen wie die Erneuerung von Türen vergeben wir Darlehen. Ich verstehe meine Aufgabe jedoch überhaupt als eine über das kurzfristige Gewinndenken hinaus reichende. Unternehmer sollten auch volkswirtschaftlich denken - zum Beispiel mit Investitionen in die Lehrlingsausbildung im Land. Mir geht es um die Nachhaltigkeit dessen, was wir tun. Wer nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg haben will, muss an den Nutzen für die Gesellschaft denken. Ich bin den Aktionären der PSS sehr dankbar dafür, dass sie mir den Freiraum für alle meine Engagements ermöglicht haben. Damit hatten wir auch die Möglichkeit, etwas von unserem Erfolg an die Gesellschaft zurück zu geben. Und das wiederum sichert unser eigenes Geschäft für die Zukunft.
Die PSS unterstützt den alljährlichen Wettbewerb für vorbildliche Renovierungen traditioneller Architektur (hier ein Bürgerhaus in Sväty Jur).
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