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Staatsbürgerschaft slowakisch, Adresse österreichisch Das Leben der Slowaken in den Grenzgebieten Österreichs, nahe an Bratislava, ist ein schon lange bekanntes Phänomen. Mangels Wohnflächen in der slowakischen Hauptstadt entscheiden sich viele Bewohner Bratislavas, statt in eine Plattenbauwohnung zu ziehen, ein Stück grüner Fläche jenseits der Grenze zu finden. Verlockend sind die geringeren Immobilienpreise, die höhere Lebensqualität und die Möglichkeit für die Kinder, von klein auf die deutsche Sprache fließend zu sprechen. Die gefragtesten Orte sind Kittsee, Berg, Wolfsthal und Hainburg. Viele lassen sich aber auch von einer größeren Entfernung nicht abschrecken, denn je weiter das Haus oder Baugrundstück von der Großstadt entfernt ist, desto niedriger ist der Preis. So findet man immer mehr Slowaken in Österreich auch in einer Distanz von bis zu 50 km von Bratislava. Text und Fotos: Katarína Kironská
Die österreichsche Adresse lohnt sich Entsprechend der Nachfrage wächst die Zahl der slowakischen Makler, die sich ausschließlich auf die österreichischen Grenzlokalitäten spezialisieren. Wie Gabriela Kočkovská von Lemon Reality erklärt, lohnt es sich trotz gestiegener Preise für Slowaken noch immer, eine Adresse in den österreichischen Gemeinden nahe der slowakischen Grenze zu erwerben: „Der Preis steigt jedes Jahr, im Vergleich mit der Slowakei ist er aber noch immer niedriger als in der nahen Umgebung Bratislavas. Noch vor der Öffnung der Grenzen kostete ein Quadratmeter in der Grenzennähe zirka 30 Euro, heute kostet er fast 160 Euro. Die Preise in den österreichischen Gemeinden die weiter von der Grenze liegen, sind wesentlich geringer. Sie bewegen sich um die 55 bis 75 Euro pro Quadratmeter.“ Einen besonderen Reiz bildete bis vor kurzem noch die Wohnbauförderung, dank der man einen Kredit mit einer Verzinsung von nur einem Prozent pro Jahr bekommen konnte und außerdem eine einmalige Fördersumme ohne Rückgabepflicht von zirka 2000 Euro für die Anschaffung einer Wärmepumpe. Die öffentliche Förderung für energiesparende Häuser bewegt sich zwischen 18.000 und 40.000 Euro je nach
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Genossenschaftswohnungen in Österreich sind wegen ihrer Finanzierung sehr beliebt.
Familieneinkommen und Energieindikatoren. „Heute wird der Erwerb der Wohnbauförderung in Burgenland schon strenger reguliert. Die Slowaken müssen jetzt nachweisen, dass sie entweder schon seit zwei Jahren ihren Hauptwohnsitz und eine Arbeitsstelle in Österreich haben oder nur eine Arbeitsstelle, die dafür aber schon seit fünf Jahren.“ Als weitere Option gerade für junge Menschen, die vom Elternhaus unabhängig leben wollen, gelten die in der Slowakei inzwischen schon unbekannten Genossenschaftswohnungen: "Genossenschaftswohnungen in Österreich sind auch für Slowaken zugänglich und wegen ihrer Finanzierung sehr beliebt. Die Bewohner sind formell Mieter, bezahlen
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aber schon beim Einzug einen Teil des Wohnungspreises und bekommen nach zehn Jahren die Möglichkeit, der Genossenschaft die Wohnung zur Gänze nach dem Marktpreis abzukaufen. Falls sie es sich in der Zwischenzeit anders überlegen, bekommen sie das Einstiegskapital zurück. In Kittsee z. B. sind aber schon alle Genossenschaftswohnungen besetzt. Ähnlich ist die Situation auch in den anderen Grenzgemeinden.“ Ebenso wie die Slowaken begannen, sich im Nachbarland auf Dauer niederzulassen, wirkt sich dort auch ihre Kaufkraft aus. Die Parkplätze vor den Geschäften und Einkaufszentren von Hainburg und Kittsee sind jeden Tag voller Autos mit slowakischen Kennzeichen und die Verkäufer sind oft selbst
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Bewohner Bratislavas wählen statt einer Plattenbauwohnung, ein Stück grüner Fläche jenseits der Grenze.
Slowaken. Mit ihrer Zuwanderung haben Slowaken zur Verjüngung der Gemeinden beigetragen, denn Zuwanderer waren und sind hauptsächlich junge Familien mit Kleinkindern. Diese Gemeinden bieten ihnen im Vergleich zur Großstadt viele Vorteile von der Freizeitgestaltung im Schwimmbad in Hainburg, im Park beim Schloss Kittsee oder auf einem der Radwege bis hin zu den Bildungsmöglichkeiten und der Mehrsprachigkeit. Mit zunehmendem slowakischem Anteil fürchten die österreichischen Gemeinden allmählich, von der benachbarten Großstadt verschluckt zu werden. „Ihr Ziel ist es, trotz steigender Einwohnerzahl den Charakter als Dorf zu bewahren. Die Bürgermeister von Berg und Wolfsthal regulieren die Zuwanderung z. B. so, dass sie selber mit den Interessenten Gespräche führen. In der Regel bekommen Bewerber mit den besseren Deutschkenntnissen die Genehmigungen bevorzugt. In Hainburg sind alle Grundstücke schon verkauft und neue wird es so bald nicht geben. Und in Kittsee gibt es zur Zeit eine Bausperre. Die einzigen drei Projekte, die noch davor vereinbart wur-
Traum in Kittsee verwirklichen: „Ich fühle mich hier zu Hause. Mittlerweile haben meine Familie und ich viele Bekannte, Slowaken wie auch Österreicher. Die Sprache macht uns kein Problem, mein Sohn besucht eine österreichische Schule und überhaupt sehe ich hier keine Nachteile.“ Gabrielas Haus wurde von einer österreichischen Firma gebaut: „Damals durften ausschließlich österreichische Firmen Häuser in Österreich bauen. Heute dürfen es schon auch slowakische, nur brauchen sie eine österreichische Bewilligung.“ Hainburg
den, sind 14 Mietwohnungen, die als Start ins selbstständige Leben junger Österreicher gemeint sind, 16 Reihenhäuser in der Nähe des Sees und Genossenschaftswohnungen in der Steinfeldsiedlung“, sagt Gabriela Kočkovská. Geschätzt werden die Nähe und die Sauberkeit Auch Gabriela wollte hinaus aus dem Grau der Betonsiedlung in die eigenen vier Wände im Grünen. Vor drei Jahren konnte sie ihren
Die Bürgermeister von Berg und Wolfsthal führen mit den Immobilieninteressenten Gespräche.
Barbora Baťková, die seit kurzem ebenfalls Kittseerin ist, schätzt die Nähe zu Bratislava und den Verkehr ohne Stau: „In meiner Arbeit in Bratislava bin ich mit dem Auto in 15 Minuten, das ist im Vergleich zur Distanz vom Stadtteil Lamač, wo ich vorher wohnte, viel schneller. Außerdem mag ich das Dorfleben und den Frieden, der hier herrscht.“ Barbora zog zu ihrem Freund, der in Kittsee vor vier Jahren eine Genossenschaftswohnung erworben hat: „Vorher arbeitete er saisonweise in Italien. Dann aber fand er es doch wichtig, sich dauerhaft niederzulassen. Die Genossenschaftswohnungen waren gerade im Aufbau und ihm gefielen die Finanzierungsmöglichkeiten durch die Wohnbauförderung, so wie auch die Bauqualität." Da Barboras Söhne schon erwachsene Hochschulstudenten sind, behielt sie die Wohnung in der slowakischen Hauptstadt, zurückziehen will sie selbst trotzdem nicht. „Ich bin zwar in Bratislava geboren, den Vorteil der Grenznähe nutzte auch schon meine Urgroßmutter, die regelmäßig mit der
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Pressburgerbahn zum Meinl nach Wien einkaufen fuhr. In unserer Familie wurden schon immer drei Sprachen verwendet: Slowakisch, Deutsch und Ungarisch. Meine Schwester lebt in der Schweiz und ihre Kinder wachsen auch mehrsprachig auf.“ Die Prellenkirchnerin Linda Klanicová reizte ebenfalls das ruhige Dorfleben. „Meine Bedingungen waren eine gute In-
frastruktur, also Ärzte, Geschäfte, Schulen und Freizeitmöglichkeiten, in der Nähe zu haben und eine problemlose Verbindung zur benachbarten Großstadt. Da Wien 40 km und Bratislava nur 20 km entfernt sind, ist Prellenkirchen ideal.“ Im Dorf lebt Linda mit ihrem Ehemann seit 2010 und obwohl sie meint, dass sich der Immobilienkauf in Österreich nicht mehr lohnt, würde sie es heute nicht anders machen. „Ich finde, das österreichische Grenzgebiet
hat einen höheren Standard und somit so viele andere Qualitäten, dass der Preis keine Rolle spielt.“ Linda schätzt vor allem die Regeln der Gemeinde und, dass man sie auch wirklich einhält. „Ich finde, es gibt keine Kulturunterschiede zwischen den Bewohnern. Im Gegenteil, die Kommunikation mit den Behörden ist viel leichter und angenehmer als in der Slowakei und die Menschen sind hier wirklich sehr freundlich.“
„Kittsee soll ein Dorf bleiben“ Die Bürgermeisterin von Kittsee, Dr. Gabriele Nabinger, sprach mit der NPZ über das multikulturelle Leben in ihrem Dorf. Text: Katarína Kironská, Fotos: Gemeindeamt Kittsee
NPZ: Wann hat der große Zuzug von Slowaken nach Kittsee begonnen? G. Nabinger: Die größten Zuwanderungen waren in den letzten drei Jahren. Wir waren die am meisten wachsende Gemeinde Österreichs. Ich denke 95% dieser Zuwanderer kamen aus der Slowakei, die meisten wahrscheinlich aus Bratislava. Heute stellen die Slowaken schon fast ein Drittel der Gemeindebevölkerung. Von 3100 Einwohnern sind 998 Slowaken. Wie hat sich die Gemeinde durch die Zuwanderung geändert? Früher war Kittsee ein Dorf, in dem sich die Bewohner untereinander gekannt haben, jetzt wird es aber langsam zu einer kleinen Stadt und die Leute kennen sich nicht mehr. Es sind immer viele Fremde da. Man weiß nicht, wohnen sie da, fahren sie durch, oder gehen sie nur einkaufen. Außerdem ist durch die Nähe zur Großstadt die Kriminalität deutlich gestiegen. Die Einbrecher kommen mit einem Rucksack zu Fuß über die Pressburger Straße, nehmen etwas Kleines mit und gehen wieder. Heute wurde zum Beispiel in der Hauptschule eingebrochen. Gestohlen wurde
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fast nichts, aber der angerichtete Schaden ist trotzdem ärgerlich. Sehen Sie die Zuwanderung der Slowaken eher als Vorteil oder Nachteil? Sie hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehören zum Beispiel das neu entstandene Einkaufszentrum und dass wir durch die höhere Einwohnerzahl mehr Geld von der Regierung bekommen. Ein Vorteil ist auch, dass wir wachsen, während andere burgenländische Gemeinden aussterben. Ein Nachteil ist, dass wir den Kindergarten vergrößern und neue Straßen bauen müssen, das kostet alles Geld. Was bedeutet die Bausperre für die Slowaken? Kittsee hat im Moment keinen Bebauungsplan und die Bausperre war die schnellste Möglichkeit, um zu verhindern, dass wir zu einer einbetonierten Siedlung voller Hochhäuser werden, wie z. B. Petržalka. Das möchten wir nicht und das möchten auch die slowakischen Mitbürger nicht. Denn auch sie sind hierhergezogen, weil es hier grün, klein und friedlich ist. Die Bausperre heißt also nur so viel, dass
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man vorläufig außer Einfamilienhäusern mit maximal 500 Quadratmetern Baufläche, einem Stockwerk oder höchstens einem Stock mit ausgebautem Dach, nichts bauen darf. Also Einzelhäuser sind durchaus erlaubt, Kittsee soll ein Dorf blieben. Haben sich die Slowaken ins Gemeindeleben gut eingefügt? Zum Teil. Gleich bei der Dorfeinfahrt auf der rechten Seite gibt es die Steinfeldsiedlung, die hauptsächlich von Slowaken bewohnt wird. Wir bauen dort Startwohnungen für junge Kittseer. So werden die Kittseer mitten unter den Slowaken wohnen, womit wir zur Vermischung der Kulturen beitragen. Eltern mit Kindern kommen im Kindergarten zusammen und helfen dort bei der Vorbereitung von Festen. Auch bei der Feuerwehr und im Musikverein haben wir Slowaken. Jetzt beginnt im Schloss das Projekt KiKi – Kinder in Kittsee, das wurde für junge Mütter mit Babys organisiert.
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Unterrichtsministerium geförderte Kurs „Vater, Mutter, Kind lernt Deutsch“. Kommt es zwischen den verschiedenen Kulturen auch zu Konflikten? Der Konflikt ist nicht zwischen den Kulturen oder Sprachen, sondern zwischen Land und Stadt. Weil das Verhalten anders ist. Am Land sind die Menschen zufriedener, in der Stadt sind sie anspruchsvoller. Das Stadtverhalten hat aber auch Vorteile. Früher war z. B. der Schlosspark leer. Jetzt ist er voll mit Leuten, die dort spazieren gehen und picknicken. Das macht man normalerweise nur in Städten. Sie können sich dort treffen, Kaffee trinken, plaudern, Erfahrungen austauschen. Die Slowaken können überall mitmachen, aber das braucht alles seine Zeit. Wir planen auch slowakische Veranstaltungen im Schloss. Zurzeit bereiten wir da den Kultursommer vor. Wie funktioniert die sprachliche Verständigung?
Zu Bauverhandlungen nehmen die Slowaken einen Dolmetscher mit, aber die meisten können ja Deutsch und die Kinder sowieso. In der Neuen Mittelschule, ab zehn Jahren, haben wir jetzt die Fremdsprache Slowakisch ebenso als Pflichtfach wie Englisch. Ich finde, das ist gut für die Kinder. In der Volkschule ist Slowakisch aber noch freiwillig. Es gibt auch Deutschkurse. Im Kindergarten z. B. läuft der vom
Sprechen Sie Slowakisch? Ich habe Russisch studiert, ich verstehe also ein bisschen. Ich habe auch viele slowakische Kollegen im Spital, wo ich arbeite. Da merkt man schon, sie passen auf, wenn ich daneben bin. Ich habe es schon auch versucht zu lernen, aber bei meinen Antworten kommt dann doch immer Russisch heraus.
Gasthaus Leban Wir Würden uns freuen, sie in unserem Gasthaus beWirten zu dürfen, Welches nur ca. 10 autominuten von bratislava entfernt ist. Unser Restaurant bietet Platz für ca. 100 Personen. Gerne veranstalten wir Ihre Feiern (Firmung, Hochzeit, Kommunion, Taufe, Geburtstag, Verlobung). Weiters nehmen wir Anfragen zu Busreisen entgegen und stellen verschiedene Angebote aus. Von Mittwoch bis Freitag bieten wir 2 Wochentagsmenüs, sowie am Sonntag 1 Festtagsmenü, welche Sie dem Menüplan entnehmen können. Auf unsere Speisekarte bieten wir verschiedenes von, Schwein, Rind, Geflügel, Lamm, Fisch, vegetarisch sowie Wild in der Saison. Unsere Angebot umfasst auch Produkte zum mitnehmen wie zum Beispiel eine Auswahl von hausgemachten Marmeladen und Kompotten. Weiters finden Sie in unserem Betrieb einen Gastgarten vor, welcher über ca. 100 Sitzplätze verfügt. Da der Garten komplett von alten Weinstöcken überwachsen ist, sitzen Sie den ganzen Sommer im Schatten. Mit unseren 5 Gästezimmern bieten wir Ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit. Besonders stolz sind wir auf die Auszeichnung „burgenländischer Genusswirt des Jahres 2011, 2013 und 2014“. unter den nPz-abonnentinnen verlosen wir diesen monat 2 x 2 sonntagsmenüs im Gasthaus leban in Kittsee! die Gewinner werden per e-mail verständigt.
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