BMW Schweiz (D)

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Einfach luxuriös Gemüse, Eier, Forelle: In der privaten Küche von Spitzenkoch Heiko Nieder. Handarbeit Aussergewöhnliche Menschen und ihre besonderen Produkte. Fenster zur Schweiz Ein Fotograf sieht Land und Leute aus einer neuen Perspektive.

Sieben — Das Magazin für zeitgemässen Luxus von BMW Schweiz


BMW 7er

www.bmw.ch

Freude am Fahren

DAS BESTE AUS ZWEI WELTEN.

DER BMW 7er, NEU ALS PLUG-IN-HYBRID: 2,1 L / 100 KM.

BMW 740e, 4 Zyl., Systemleistung: 240 kW* (326 PS*), Treibstoffverbrauch kombiniert: 2,1 l/100 km*, CO2-Emission kombiniert: 49 g/km*, Stromverbrauch kombiniert: 12,5 kWh/100 km*, CO2-Emission aus Stromproduktion: 10 g/km* (Durchschnitt aller immatrikulierten Neuwagen in der Schweiz: 139 g/km), Energieeffizienzkategorie: B*. Abgebildetes Fahrzeug enthält Sonderausstattungen. * Bei diesen Werten handelt es sich um vorläufige und noch nicht bestätigte Angaben.


Editorial

Inhalt Fenster zur Schweiz

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Handarbeit 12 Kochen: Einfach luxuriös

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Was ist gute Kunst?

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«Es muss hygge sein»

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Stadtrundgang Kopenhagen

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Foto Cover: Kieran Doherty  Foto Editorial: Thomas Buchwalder

Was ist Luxus heute? Liebe Leserinnen und Leser, was ist zeitgemässer Luxus? Natürlich, wir als Hersteller von Automobilen, die für viele Menschen nach dem Eigenheim die zweitgrösste Anschaffung im Leben ist, konnten diese Frage immer relativ einfach beantworten. Aber Zeiten ändern sich, und Luxus ist nicht mehr bloss ein grosser Motor mit vier Rädern. Eine gelungene Form, ein besonderer Geruch, ein aussergewöhnlicher Klang sind heute genauso entscheidend für unser modernes Verständnis von Eleganz, Komfort und Stil. In diesem Magazin, das BMW Schweiz erstmals herausgibt, erörtern wir deshalb genau diese Frage: Was ist zeitgemässer Luxus? Auf den kommenden Seiten lernen Sie auf einer Fahrt durch die Schweiz das Land aus einer neuen Perspektive kennen: Der preisgekrönte irische Fotograf Kieran Doherty hat besondere Landschaften und alltägliche Situationen aus den Fenstern der neuen BMW 7er-Limousine eingefangen (Seite 4). Wir besuchen den Schweizer Botschafter in Kopenhagen, der dem renommierten Designer Alfredo Häberli freie Hand gegeben hat, seine Residenz neu einzurichten. Daraus wurde eine Visitenkarte für eidgenössisches Handwerk und Design (Seite 26). Und wir stellen Ihnen Leute vor, die etwas Besonderes produ­ ootsbauer, zieren: Ein Bäcker, eine Leder-Modemacherin, ein B ein Florist oder ein Biobauer sprechen über ihren Luxus (Seite 12). Und falls Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, nach der Lektüre an einem unserer Fahrzeuge interessiert sind, laden wir Sie herzlich ein, das neue Brand Experience Center von BMW in Dielsdorf (Bild oben) zu besuchen. In dem raffinierten Bau, der mit Klassikern des modernen Möbeldesigns eingerichtet ist, bieten wir Ihnen ein aussergewöhnliches Markenerlebnis mit rund 100 aktuellen BMW Modellen in sämtlichen Farben und Motorisierungen – die Sie selbstverständlich auch Probe fahren können. Unsere Product-Genuises nehmen sich gerne bei einem Kaffee Zeit für ein ausführliches Gespräch. Und für ausgefallene Wünsche Ihr Fahrzeug betreffend reservieren wir Ihnen einen Platz in der Individual Lounge, wo es um Lack und Leder in exklusiven Ausführungen geht. Am Ende ­bestimmen Sie, was zeitgemässer Luxus Ihnen bedeutet. Kurt Egloff President & CEO BMW (Schweiz) AG PS: Für einen Termin im BMW Brand Experience Center, Dielsdorf, wenden Sie sich an Ihren lokalen BMW Händler oder schreiben uns eine E-Mail. Auch Lob, Anregungen oder Kritik zu diesem M ­ agazin erreichen uns unter: liaisonmanagement@bmw.ch

Star aus dem Maschinenraum 34 12-Zylinder: König der Motoren 36 Wie fahren wir in Zukunft?

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Impressum 7 — Ein Magazin von BMW (Schweiz) AG vom Freitag, 25. Juni 2016, in Zusammenarbeit mit NZZ Media Solutions AG. Konzept/Redaktion/Projektmanagement: David Schnapp, Ammann, Brunner & Krobath AG, www.abk.ch Layout: Bodara GmbH, Büro für Gebrauchsgrafik, www.bodara.ch Druck: Multicolor Print AG, Baar Auflage: 110’854 Exemplare Teilnahmebedingungen: Über die Leseraktionen in diesem Heft wird keine Korrespondenz geführt. Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt. Die Ziehung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Barauszahlung ausgeschlossen. Vom Wettbewerb ausgenommen sind alle Mitarbeitenden der BMW (Schweiz) AG und der NZZ sowie Geschäftspartner und deren Familienangehörige. Teilnahmeschluss: 8. Juli 2016 Datenschutz: Ich bin damit einverstanden, dass meine Angaben von der BMW (Schweiz) AG erhoben, verarbeitet und zu Marketingzwecken genutzt werden. Eine Weitergabe meiner Daten an Dritte erfolgt nicht. Als Ausnahme gelten hier Dienstleister, die im Auftrag der BMW (Schweiz) AG handeln, sowie BMW Konzern­ unternehmen und die BMW Handelsorganisation. Diese ­Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft kostenfrei widerrufen werden.


Fenster zur Schweiz

Neuenburger Jura — Auf dem Weg vom Creux du Van, einem Felsenkessel im Jura, das älteste Naturschutzgebiet der Schweiz (seit 1870), blickt dieses Braunvieh ­eidgenössisch gelassen in die Linse des Fotoreporters.



Ein preisgekrönter irischer Reportage-Fotograf entdeckt die Schweiz aus einer neuen Perspektive – aus den Fenstern einer BMW 7er-Limousine. Eine Reise in Bildern vom Klöntalersee im Kanton Glarus, über Luzern bis zum Jura. Fotos: Kieran Doherty

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Klöntalersee — Fährt man von Glarus aus die Klöntalerstrasse hoch, liegt er plötzlich da wie ein Fjord in Norwegen: der aus einem Bergsturz entstandene See glitzert grün und blau in der Sonne – ein rund 3,3 km2 grosses Naturschauspiel.

Zürich — Manche Zürcher sagen, es sei das schönste Gebäude der Stadt: das ­historische Geschäftshaus Metropol im Belle-Epoque-Stil – Bahnhof­strasse und See in Sichtweite. 2012 hat es die Schweizerische Nationalbank erworben, um darin verschiedene Abteilungen einzuquartieren.

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Erfolgreiche Nachwuchsfรถrderung seit 1993. Und in Zukunft.

credit-suisse.com/nationalteams


Stausee Sta. Maria/Lukmanierpass — Im Dreieck von deutscher, italienischer und rätoromanischer Schweiz unterbricht die eindrucksvolle Staumauer die wilde Landschaft. Von 1964 bis 1968 gebaut, dient der See heute als Speicher für die Elektrizitäts­gewinnung im Winter, wenn die tiefer gelegenen Stauseen Wasser benötigen.

Luzern — Die «einzigartige Stadt», wie sie sich selber nennt, ist ein Magnet für Touristen, eine idyllische Heimat für Uhren- und Schmuckläden, Hochschulen, ein Kultur- und Kongresszentrum, das einzigartige Verkehrsmuseum oder schlicht «das gesellschaftliche und kulturelle Zentrum der Zentralschweiz» (Wikipedia).

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Zürichsee — Seit 1932 verkehren die Schiffe der Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen AG im Zehnminutentakt zwischen der «Gold-» und der «Pfnüselküste», bringen Pendler in die Nähe der Stadt und wieder nach Hause oder transportieren Ausflügler wahlweise Richtung Pfannenstiel oder Albis.

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Oberalp — Für dieses Bild brauchte der Fotograf Geduld: Bis der Zug der Matterhorn-Gotthardbahn Sedrun Richtung Andermatt verlassen hatte, und bei günstigen Licht­ verhältnissen in den vorgegebenen Rahmen fuhr, dauerte es eine Stunde oder auch zwei.

Neuenburgersee — Wenn man vom Zimmer 107 des eleganten ­«Hotels Beau Rivage», das hier gleich rechts am Ufer liegt, auf den Neuenburgersee blickt, sieht man bei klarer Sicht die Spitze des Montblanc. Und je nach Lichtverhältnissen verwischen Horizont, Wasser und Land geheimnisvoll in der milchigen Abenddämmerung.

Kieran Doherty, geboren 1968, begann seine ­Karriere als Fotoreporter 1993 und berichtete im Auftrag der Agentur Reuters aus ­Krisenregionen wie Nordirland oder dem Irak. 2015 gewann er den ersten Platz beim renommierten Wettbewerb World Press Photo. Für diese ­Reportage benutzte er eine Leica ­Model Q sowie Model M.

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Zeitgemässer Luxus

Made in Switzerland Brot, Blumen, Bio-Obst, Boote und Leder: eine Handwerkerin und vier Handwerker, die aus Zeit und besten Materialien höchst unterschiedliche Produkte herstellen. Texte: Simon Brunner, David Schnapp  Fotos: Thomas Buchwalder

«Mein Sauerteig heisst Josef» Daniel Amrein ist Bäcker aus Leidenschaft — und wohl einer der besten im Land.

Brot ist sein Leben: Bäcker Daniel Amrein.

Brot backen ist Handwerk im Wortsinn.

Die langen Haare zusammengebunden, den Kinnbart zum Zopf geflochten und grosse, goldene Ringe in den Ohren: Dass Daniel Amrein, 54, in dem kleinen Dorf Wauwil im Luzerner Hinterland wohl schon immer aufgefallen ist wie ein bunter Hund, kann man sich beim Anblick des freundlichen Mannes im orangefarbenen T-Shirt leicht vorstellen. «Ich war schon immer ein schräger Vogel», sagt Amrein in seiner offenen und direkten Art. Der «Eigenbrötler» – so der treffende Name für seinen Bäckereibetrieb – macht vieles anders und auch besser als andere. Brot, von Grossverteilern und Tankstellenketten zu jederzeit, angeblich frisch erhältlichen Allerweltslebensmittel degradiert, ist Amreins ganze Leidenschaft – und seine ganze Kunst. Und da sind noch die drei alten Motorräder, eine 30-jährige Harley, eine 1976er BSA sowie eine 1962 Triumph, mit denen er übers Land fährt, wenn es ihn fortzieht. Aber Daniel Amreins grosser Traum war immer, Brot zu backen mit den traditionellen, handwerklichen Methoden. Auf der ständigen Suche nach dem besonderen Ge-

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schmack benutzt er alte Getreidesorten wie Urdinkel oder Emmer, die teilweise nur für ihn angebaut werden, mahlt sie selber und mischt sie mit einem Sauerteig, dessen Basis schon sein Vater in den 1960er-Jahren angesetzt hat. Bei der Wahl seiner Zutaten ist Amrein kompromisslos: Eier von freilaufenden Hühnern holt er selbst von einem befreundeten Bauer, und er sagt: «In mein Brot kommt nur Milch von Kühen, die Hörner haben.» Während der Berichterstatter ihn erstaunt ansieht, leuchten Amreins Augen, wenn er erzählt, wie er einen Bauer davon überzeugen konnte, eine Kuh der Sorte «Rhätisches Grauvieh» zu kaufen. Die Rasse wurde im Zuge der extensiven Landwirtschaft von Braunvieh verdrängt, weil sie mehr Milch gibt, aber auch krankheitsanfälliger ist. Grauvieh ist kleiner, robuster – und hat Hörner, was einfach zu einer Kuh gehöre, findet der Luzerner Bäcker. Mittlerweile hat der Bauer eine ganze Herde Grauvieh, der Tierarzt müsse kaum noch aufgeboten werden. Sein Brot verkauft Amrein jeden Samstag auf dem Markt in Luzern oder die Kunden bestellen per Internet und holen es direkt in der Backstube oder auf dem Markt ab. Über die Vermarktungsgesellschaft Regiofair wird sein Brot in der Zentralschweiz verteilt. Und in Zusammenarbeit mit Nenad Mlinarevic, dem Schweizer «Koch des Jahres 2016», kreiert Amrein Brot – zum Beispiel mit geräucherten Baumnüssen–, aus dem im Restaurant «focus» ein eigener Gang entsteht. Sein Luxus, sagt Amrein, sei, dass er aussuchen könne, mit wem er zusammenarbeite. Und es sei ja nicht so, dass der ganze Aufwand nicht wirtschaftlich sei. Sein Spezialbrot kostet fünf Franken und wird mit viel Hingabe und Handwerkskunst hergestellt. «Ein Päckli Zigaretten kostet ja auch acht Franken», sagt der Bäcker mit schwer zu widerlegender Logik. «Aber das Ziel im Leben kann nicht sein, dass man zehn Stunden arbeitet und drei Stunden vor dem Fernseher sitzt», sagt Amrein. Er wolle nicht möglichst gross werden und viel backen, sondern möglichst gut bleiben und konsequent. So lange die Arbeit Freude macht, darf sie auch mal etwas mehr Zeit einnehmen, und wenn er genug habe, packe er seinen Schlafsack, steige aufs Motorrad und fahre irgendwo hin. Aber seine Erfüllung findet er im Herstellen von Brot: Daniel Amrein plant die Erweiterung seiner Bäckerei mit einem gemauerten Holzbackofen, worin er Brot unter freiem Himmel machen kann. Und die Sauerteige werden künftig in Holzbottichen in einem temperierten «Wohlfühlzimmer» aufbewahrt, und jener Sauerteig, den Amreins Vater einst angesetzt hat, bekommt einen Namen: Er soll nach seinem Schöpfer «Josef» benannt werden. www.eigenbroetler.info

Szenen aus Amreins Backstube in Wauwil im Luzerner Hinterland.

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Zeitgemässer Luxus

Die Accessoires von YVY werden über einem Kleid oder T-Shirt getragen.

«Bei Leder schlägt mein Herz höher»: Yvonne Reichmuth mit einem Harness aus ihrer Kollektion.

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Bleibende Werte Topmodels und Hollywoodstars tragen die Leder-Accessoires von Yvonne Reichmuth.

Die Zürcher Modedesignerin Yvonne Reichmuth hat sich mit handwerklich hochwertigen Lederaccessoires in kurzer Zeit einen Namen gemacht. Ihre Werkstatt ist frei von jeglicher Art von Glamour, aber was den kleinen Raum in einem Hinterhof im Zürcher Kreis 4 verlässt, hat den edlen Glanz von hochwertigem Handwerk. Yvonne Reichmuth, eben 30 Jahre alt geworden, entwirft Accessoires und spezielle Kleider aus Leder und Nieten. Was auf den ersten Blick etwas – nun, ja – gewöhnungsbedürftig aussieht, wird richtig kombiniert zur stilsicheren Erweiterung des persönlichen Auftritts. Arm- und Halsbänder, seit kurzem auch Taschen oder sogenannte Harness, eine Art Kombination aus dünnen Lederbändern, die wie einen ultraleichten Schutzanzug über ein schlichtes T-Shirt oder ein Kleid angezogen werden können, gehören zu den typischen YVY-Lederwaren. Ihre Schöpferin Yonne Reichmuth sieht ihre Arbeit in der Sattlerei begründet und studierte nach der Matur Modedesign und lernte später in Florenz, wie man Taschen macht. Seit 2013 gibt es jedes Jahr eine neue Lederkollektion. Zu Beginn habe sie noch mit Stoff gearbeitet, sagt Reichmuth, «aber bei Leder schlägt mein Herz höher. Leder ist unverkennbar, sinnlich, natürlich. Es ist ein Wert, der bleibt. Accessoires sind auch nicht so schnelllebig wie Mode und Leder hat ein eigenes Leben, es wird schöner durch die Patina, die mit den Jahren kommt», erklärt sie ihre Begeisterung für den Werkstoff.

Jeder Millimeter zählt: Die Arbeit mit Leder braucht Präzision und Gefühl.

Jeder Millimeter zählt Sie könne stundenlang mit Gleichgesinnten über Leder reden oder über die Werkzeuge, mit denen man es bearbeitet, sagt die ganz in Schwarz gekleidete Designerin

mit einer ruhigen, sonoren Stimme. Und man bekommt den Eindruck, dass sie sich angesichts des in Lederfragen reichlich unbedarften Gegenübers etwas zügelt, um nicht in überbordenden Enthusiasmus auszubrechen, wenn sie über ihr liebstes Material spricht. Der Rohstoff kommt aus der Toskana, wo er nur mit natürlichen Pflanzenextrakten gegerbt wird. Geruch, Textur, die Beschaffenheit der Oberfläche – für alles hat Yvonne Reichmuth einen geübten Blick. Sie kann an keinem Auto-Ledersitz vorbei, ohne mit tastenden Fingern darüber zu streichen, um etwas über die Beschaffenheit des Materials zu erfahren. Die Arbeit mit Leder erfordert ein hohes Mass an Präzision, schneidet man einen halben Millimeter daneben, war die Mühe umsonst. Grosse Aufmerksamkeit widmet Yvonne Reichmuth etwa den Kanten eines Lederbandes, in mehreren Schritten werden sie mit Hitze, Werkzeugen und Farben bearbeitet. «Ich habe Jahre daran gearbeitet, bis es so war, wie ich wollte», sagt Reichmuth und: «Jetzt bin ich happy damit.» Die Inspriationen für ihre bisweilen exotischen Entwürfe holt sie sich in der Architektur, in der Natur oder in einem Land wie Marokko, das Ergebnis begeistere 18- bis 80-jährige Kundinnen ebenso wie die Stylisten der Stars: die Sängerin Janet Jackson, die Schauspielerin Monica Bellucci oder das Topmodel Kylie Jenner zierten schon Hochglanzmagazine und trugen dabei YVY. Und Reichmuth, die vor allem via Online-Shop oder wenigen Läden verkauft, beliefert auch einen Showroom in Los Angeles: «Schliesslich sind die Stars dort und halt nun mal nicht unbedingt hier», sagt sie. www.yvy.ch

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Uncompromising Performance kjus.com


«Extravaganz ist nicht mehr gefragt» Christian Felix ist der Florist und Inneneinrichter der ­guten Zürcher Gesellschaft.

Am Anfang war die Blume: Christian Felix in seinem Geschäft, unweit von Bahnhofstrasse und Paradeplatz.

Von der Vase bis zur guten Stube. ­Real-Feel-Look macht ganze Konzepte für das schönere Wohnen.

Christian Felix ist der Florist der guten Zürcher Gesellschaft und stattet mittlerweile ganze Villen mit gutem Geschmack aus. Das Wichtigste sei dabei, dass die Kunden sich wohlfühlen. Sein Auftritt im olivfarbenen Polo, in Jeans und Stoffturnschuhen ist unprätentiös, seine zurückhaltende Art angenehm: Christian Felix ist einer der prominentesten Floristen Zürichs, seine beiden Geschäfte – eines für Blumen, eines für Inneneinrichtung – liegen im Herzen der Stadt, Bahnhofstrasse, Paradeplatz und See liegen in Fussdistanz. Felix hatte schon immer eine Verbindung zur Natur. 1964 geboren und aufgewachsen auf einem Bauernhof in 9504 Friltschen, Thurgau, machte er eine Lehre als Gärtner und später eine zweite als Florist. In New York und Los Angeles erweiterte er seinen Horizont und eröffnete 1995 sein Geschäft an der prestigeträchtigen Nüschelerstrasse 1 in 8001 Zürich. «Ein guter Florist überrascht seine Kunden», sagt Felix. «Er kann beispielsweise aus einfachen, nicht sonderlich teuren Blumen farbintensive Kombinationen schaffen.» Auf die Natur wird dabei Rücksicht genommen, in seinem Laden «real feel look» wird möglichst saisonal gearbeitet, auf exotische Pflanzen, die um die halbe Welt geflogen werden, wird weitgehend verzichtet. Blumensträusse mit Gefühl – damit erreichte der zurückhaltende Ostschwei-

zer schnell eine wachsende Kundschaft. Legendäre Lokale wie die «Kronenhalle» oder das Café Sprüngli beliefert er regelmässig und seit Jahren mit floraler Kunst. Der Schlüssel zu seinem Erfolg, sagt Felix, sei es wohl gewesen, dass er trotz prominenter Lage und Kundschaft immer ein Geheimtipp geblieben sei. Am Anfang war die Blume, und so kam Christian Felix gewissermassen in die Wohnungen und Häuser seiner Kunden, für die er heute umfassende Konzepte zur Inneneinrichtung macht. «Es war eine schleichende Erweiterung in den Innenraum», sagt er. Wir haben zunächst Accessoires zu den Blumen verkauft und mit der Zeit wurde das Angebot immer umfassender. Bei der Inneneinrichtung komme ihm seine Erfahrung als Florist zugute. «Ob man einen Blumenstrauss gestaltet oder ein Haus einrichtet, es geht um Texturen, Farben, Formen und räumliches Vorstellungsvermögen», sagt Felix. In der Vase oder im Wohnzimmer, «Extravaganz ist heute nicht mehr gefragt, die Zeiten, als man über die Stränge geschlagen hat, sind vorbei», sagt Christian Felix über den Trend in der Floristik und dem Interior Design. Und er selbst verkörpert diesen Trend perfekt: Unaufgeregt, zurückhaltend, aber mit genügend guten Ideen, dass es für einen Strauss Blumen oder gar ein ganzes, neu eingerichtetes Haus reicht. www.real-feel-look.com

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Bond für alle Mathias Ganz baut ­exklusive Boote, die man teilen kann.

Gibt es etwas Schöneres, als den Tag auf dem noch spiegelglatten See zu beginnen, den man nur mit einem Kursschiff und ein paar Felchen teilen muss? Zwischen dieser Vorstellung und unserer Lebensrealität stehen meist ein paar ungelöste Probleme: Wir haben keine Zeit. Wir können uns kein Motorboot leisten. Und wenn wir eins hätten, wäre es unmöglich, in Zürich oder Genf oder Luzern einen Anlegeplatz zu bekommen. Problem eins muss jeder selber lösen. Für zwei und drei gibt es eine Lösung: Der innovative Zürcher Bootsbauer Ganz bietet ein Motorboot-Teilet an, wodurch der Luxus für (fast) jeden erschwinglich wird. Kosten für Mitglieder: eine einmalige Aufnahmegebühr, der jährliche Mitgliedschaftsbetrag und die individuelle Nutzung. Der junge CEO und Besitzer Mathias Ganz, 38, rechnet vor: «Für ein Dutzend Ausflüge in einem Sommer zahlen Mitglieder etwa 6000 Franken.» Gerade für eine jüngere Kundschaft sei der Bootsbesitz kein Statussymbol mehr, sagt Ganz: «Die Generation Y ist sich gewohnt, dass man Sachen teilt, auch wenn sie wertvoll sind.» Dafür sei für diese Generation die Flexibilität enorm wichtig: «So, wie sie

H&M und Gucci kombinieren, wollen sie einerseits Motorboot fahren und anderseits in einer WG wohnen.» Ganz bietet zurzeit Sharing-Boote auf dem Zürichsee und dem Lago Maggiore an. Die Boote, die Ganz baut, verströmen ein cooles Miami-Feeling. Die jüngste Kreation des Hauses, die Ovation 7.6 (ab Fr. 155 000.–), ist für den German Design und den Best of Boats Award nominiert. Die Liegefläche nimmt nicht die ganze Breite des Bootes (2,50 Meter) ein, sondern lässt einen schmalen Durchgang frei, der bis ins Cockpit reicht. So muss man nicht über die Liege kriechen – die bleibt trocken. Das Heck des Bootes lässt sich herunterklappen und wird so zur Badeplattform. Alles wird über ein grosses Touchpad gesteuert. Als Antrieb stehen Benzin-, Diesel- oder Hybridmotoren zur Wahl mit bis zu 430 PS. Am Zürcher Filmfestival stellte Ganz das Wassertaxi. Hollywoodstar Kiefer Sutherland war begeistert: «Schade, kannten sie Ganz nicht, als sie den letzten Bond drehten», sagte er lachend. «Bis jetzt hat sich Daniel Craig nicht gemeldet», sagt Mathias Ganz, «aber wir laden ihn gerne auf eine Probefahrt ein.» www.ganzboats.ch

Miami-Feeling: die O ­ vation 7.6 von Ganz Boats.

Mehr Handarbeit geht nicht: die Früchte für die Brände wachsen an 500 Hochstammbäumen.

«Motorboot fahren und in der WG wohnen»: Unternehmer Ganz.

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Bruno Muff vor seiner Brenn-Anlage, die ­weltweit einzigartig ist.

Luxus der Natur Bruno Muff hat Google Maps miterfunden und ist heute Biobauer.

«Was wir machen, ist eigentlich das Gegenteil von Luxus oder davon, was man gemeinhin darunter versteht», sagt Biobauer ­Bruno Muff, 51. «Wir haben 500 Hochstammbäume, die wir von Hand ernten und die Früchte selber weiterverarbeiten – mehr Handarbeit geht nicht.» Kunstpause, dann kommt ein Lächeln und die Pointe: «Doch gerade das ist heute Luxus: beste, hand­ gemachte Bio-Produkte aus der Schweiz.» Muff hat eine schier unglaubliche Biografie – dazu aber später mehr – und führt seit acht Jahren mit seiner Frau Rebecca am Südfuss der Rigi den Haldihof, das Gut mit der inoffiziell schönsten Aussicht der Schweiz: Der Blick auf den Vierwald­ stättersee und auf die umliegenden Berge ist atemberaubend. Muff ist Traditionalist. Viele Bäume auf dem Haldihof sind hundert Jahre alt, und er kultiviert wenig populäre Sorten wie die Mispel, eine Frucht, die die Römer in die Schweiz brachten. Aber Muff ist auch einer der innovativsten Landwirte der Schweiz. Über 200 Produkte hat er selber entwickelt, darunter einen Balsamico-Essig von der Kornelkirsche, einen Rigi Dry Gin oder eine Seife aus Molke. «Wir betreiben ein Tüftel-Labor», sagt er. Nicht immer gehe es auf: «Wenn wir mit einem neuen Produkt zu weit gehen, merke ich das sofort, denn es bleibt im Hofladen liegen.» Apropos Hofladen: Auch der Vertrieb folgt dem Zeitgeist. Man kauft direkt im Haldihof ein oder bestellt online. Zwischenhändler gibt es wenige. Das funktioniert unter anderem, weil die Muffs viele Fans haben. Zum Beispiel Nenad Mlinarevic, 34, «Koch des Jahres» (2 Michelin-Sterne, 18 Gault-

Bauernhof mit Aussicht: Der Blick vom Haldihof ist atemberaubend.

Millau-Punkte). Das Rapsöl und der Apfelbalsam von Muff gehören zu den Lieblingsprodukten von Mlinarevic. Er kommt gerne auf dem Hof vorbei, degustiert Neukreationen und gibt Feedback. «Der Austausch mit unseren Konsumenten, speziell mit den Köchen, ist essenziell für mich», sagt Unternehmer Muff, der mit dem Hof eine schwarze Null schreibt. Vielleicht ist der dreifache Familienvater deshalb so innovativ, weil er branchenfremd ist. Muff ist studierter Landschaftsplaner: In seiner ersten Karriere legte er mit seinem Bruder, einem Raumplaner, den Grundstein für eine der beliebtesten Internet-Anwendungen der Welt, für Kartendienste von diversen Suchmaschinen. In den 1980er Jahren entwarfen sie Karten, die auf Luft- und Satellitenbildern basierten. Das war eine Weltneuheit. «Dann kamen die ersten Apple Computer auf, die erleichterten uns mit ihrer starken Grafikleistung die Arbeit ungemein», sagt Bruno Muff. Die Brüder suchten nach einer Anwendung für ihre elektronischen Karten und spezialisierten sich auf Geoinformationssysteme. So wurde Google auf das Luzerner Unternehmen aufmerksam und kaufte es 2008. Daraus wurden die Anwendungen Google Maps und Google Earth weiterentwickelt. Wie viel die Internet-Firma ihnen bezahlte, verrät Muff nicht, nur, dass es genug war, um den Haldihof zu erwerben. Die Definition von Luxus lautet für Muff so: «An manchen Tagen ­arbeiten wir 17 Stunden. Es ist anstrengend, am Abend tut alles weh. Doch ich habe die Freiheit, das zu tun, was mich antreibt: der Natur nahe sein – und tüfteln.» www.haldihof.ch

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Eine unerwartete Reise: Heiko Nieder in seiner privaten Küche «bulthaup b3».


Kleine Kochschule

Einfach luxuriös Wie entstehen aus ganz alltäglichen Zutaten edle Gerichte? Heiko Nieder, einer der besten Köche der Schweiz, zeigt in seiner Küche zu Hause, warum gute Vorbereitung das beste Rezept ist. Text: David Schnapp  Fotos: Thomas Buchwalder

Morgens 8 Uhr in einem kleinen Dorf im oberen Zürcher Glatttal. Bei Familie Nieder macht sich die 5-jährige LisaMarie gerade wetterfest für einen Kindergartenausflug in den Wald, während ihre 2-jährige Schwester Amelie frei hat – ihre Krippe ist heute geschlossen. Und Daniela Nieder hat die schnörkellos-elegante weisse Bulthaup-Küche im kleinen Eigenheim für ihren Mann freigegeben. Heiko Nieder, geboren 1972 in der Nähe von Hamburg, ist einer der besten Köche der Schweiz. Mit «The Restaurant», das im City Resort «The Dolder Grand» beheimatet ist, hat er seit der Eröffnung 2008 zwei Sterne im «Guide Michelin» und 18 Punkte im «Gault-Millau» sowie viele weitere Auszeichnungen erhalten; unter anderem wurde er 2014 vom «Gault-Millau» zum «Besten deutschen Koch im Ausland» gewählt. Eine unerwartete Reise Wer im «The Restaurant» isst, wird mitgenommen auf eine unerwartete Reise durch Nieders fantastische Aromenwelt, in der bretonischer Steinbutt mit Schildampfer oder Hummer mit Erdbeeren und Estragon zusammenkommen, und wo Desserts aus Sellerie, weisser Schokolade, Campari und Waldmeister

serviert werden. Und wer in dem mit Silber tapezierten, grosszügigen Speisesaal sitzt, auf den Zürichsee blickt oder auf Originale von Hodler, Dalí oder Pissarro, der erwartet Luxus nicht nur an den Wänden, sondern auch auf dem Teller. «Mit Schweinebauch brauche ich meinen Gästen nicht zu kommen», sagt Nieder. Auch Innereien seien nicht sehr populär, trotzdem schmuggelt er hin und wieder ein kleines Ragout aus Kalbsherz und -lunge in einer Sauce zum perfekt rosa gebratenen Rücken auf den Teller. Hummer, Kaviar und edle Salzwasserfische gehören zwar zur Inventarliste eines Menüs im «The Restaurant». Heute Morgen aber ist die Aufgabenstellung für Heiko Nieder eine ganz andere. Er soll zeigen, wie man aus alltäglichen Produkten etwas zubereitet, das durch seinen klaren Geschmack und die Einfachheit luxuriös wird und nicht durch den Preis des Ausgangsmaterials. Nur keinen Stress «Stress beim Kochen ist blöd», sagt der sympathische Norddeutsche direkt, «deshalb sollte man sich gut vorbereiten und alles bereit haben, bevor man den Herd anmacht. Ich kann nicht zuerst Zwiebeln anschwitzen und während sie in der Pfanne liegen, das nächste Gemüse

rüsten.» Akkurat hat er deshalb alles in Schüsselchen bereitgestellt, was es für die Zubereitung eines Gemüsefonds braucht, den man entweder als Suppe oder als Ausgangsmaterial für Saucen nutzen kann. Geschnitten werden Karotten, Zwiebeln, Tomaten oder Stangensellerie mit einem handgefertigten Messer der deutschen Manufaktur Nesmuk, dem Rolls-Royce unter den Küchenmessern. Seine scharfen Werkzeuge bewahrt Nieder in einer eigenen Schublade auf, wo sie in der Originalverpackung ruhen und nur vom Hausherrn selbst benutzt werden dürfen. «Das Gemüse sollte möglichst fein geschnitten werden, denn je grösser die Oberfläche, desto stärker ist die Auslaugung und also intensiver der Geschmack am Ende», erklärt Nieder. Doch zu lange sollte man einen solchen Kraftfond nicht kochen, damit er nicht trüb wird. Der Küchenchef nimmt es genau, und er ist ein ausgewiesener Ästhet. Präzision und Perfektion seiner Gerichte sind augenfällig, und auch wenn es zu Hause lockerer zugehen darf als in der Restaurantküche, serviert Nieder Frau und Töchterchen eine bildschöne Gemüsesuppe mit Einlage. Nur die Backerbsen aus der Tüte, welche die kleine Amelie so mag, fallen etwas aus dem Rahmen.

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Gemüsefond

binden. Unter ständigem Rühren die Sauce auf 60 °C erhitzen. Durch ein feines Sieb passieren und sofort mit dem Kartoffelschmarrn servieren.

1,1 kg Tomaten 400 g Shiitake-Pilze 250 g Champignons 330 g Staudensellerie 300 g Gemüsezwiebeln 300 g Knollensellerie 2 Knoblauchzehen 15 g Blattpetersilie 4 g Thymian 5 Frische Lorbeerblätter 3 l Wasser 50 g Grobes, graues Meersalz Gemüse fein schneiden, etwas Sonnenblumenöl bei mittlerer Hitze in einem grossen Topf erwärmen und Gemüse während 15 Minuten langsam anschwitzen. Wasser und Salz dazugeben, einmal aufkochen und den Fond anschliessend 30 Minuten ziehen lassen, aber nicht mehr kochen. Durch ein feines Sieb passieren.

Forelle mit Rapsöl und Kamille Kamillen-Rapsöl-Sud 300 ml Geflügelfond (oder Gemüsefond) 5 g Kamillenteeblüten, getrocknet 200 g Butter, kalt, in Würfeln 80 ml Kaltgepresstes Rapsöl Limette Die Eier trennen, die Kartoffeln grob reiben und etwa 1 davon zur Seite stellen. Alle Zutaten bis auf das Eiweiss und die beiseite gestellte Kartoffel mixen und durch ein feines Sieb passieren. Kartoffelmasse mit den restlichen Kartoffeln mischen. Eiweiss steif schlagen und mit einem Gummispatel unter die Masse ziehen. Die Schmarrnmasse in eine warme, gebutterte Pfanne geben, auf dem Herd etwas anziehen lassen und danach im Ofen bei 180 °C etwa 25 Minuten garen, bis die Oberfläche gleichmässig gebräunt ist.

Geflügelfond auf 250 ml reduzieren, den Kamillentee in den heissen Fond geben, 3 Minuten ziehen lassen und durch ein feines Sieb passieren. Anschliessend die kalten Butterwürfel und das Rapsöl mit einem Schwingbesen einarbeiten, bis eine homogene Flüssigkeit entsteht. Mit einigen Tropfen Limettensaft abschmecken.

Eigelbsauce 170 g Geflügel- oder Gemüsefond, reduziert auf 100 ml 120 g Kalte Butter, in Würfeln 80 g Eigelb Salz Limette

Confierte Forelle 4 Forellenfilets mit Haut 200 g Flüssige, geklärte Butter oder Oliven- oder Rapsöl (je nach Geschmack) 50 g Limettenolivenöl Himalaya-Salz

Kartoffelschmarrn mit Eigelbsauce Kartoffelschmarrn 150 g Mehligkochende Kartoffeln (z. B. Röseler oder Bintje), gekocht vom Vortag 70 g Magerquark 300 ml Milch 2 Eier 50 g Mehl 20 g Butter, leicht gebräunt Salz Weisser Pfeffer

Forelle, Limette, Thymian, Rapsöl, Kamille – die Zutaten, die Nieder im nächsten Gericht verwendet, belasten auch ein durchschnittliches Haushaltsbudget nicht übermässig –, aber am Ende gibt es dennoch ein geschmackliches Aha-Erlebnis. Einkaufstipp vom Profi: Fische sollte man am besten beim Händler seines Vertrauens kaufen und niemals am Montag, weil dann die frische Ware noch nicht eingetroffen ist. Ideal sei es, den Fisch morgens zu kaufen und abends zuzubereiten. Fisch, vor allem solchen aus dem Süsswasser, bekommt milde Hitze sehr viel besser als hohe Temperaturen. Und damit er gleichmässig gart, sollte man ihn etwa eine Stunde vor dem Zubereiten aus dem Kühlschrank nehmen. Etwas Salz und Limettensaft, ein Bad aus kalt gepresstem Rapsöl und bei 60 bis 65 Grad zieht der Saibling mit Frischhaltefolie zugedeckt im Ofen oder in einer Wärme-

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Den reduzierten Fond bei mittlerer Hitze erwärmen, aber nicht aufkochen. Die kalte Butter und das Eigelb mit einem Schwingbesen unterziehen, um zu

Kochen & Essen Ganz nach dem Motto, «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen» lädt BMW Schweiz zehn Leserinnen und Leser zu einem einmaligen Erlebnis im «The Restaurant» von Heiko Nieder im «Dolder Grand» in ­Zürich ein. Zusammen mit dem Spitzenkoch bereiten die Teilnehmer ein Menü zu, das Sie anschliessend in der einmaligen Atmosphäre des Restaurants geniessen können. Haben wir Ihr Interesse an diesem ­besonderen Anlass geweckt, und möchten Sie einer der zehn Teilnehmer sein, ­schreiben Sie uns eine E-Mail an: liaisonmanagement@bmw.ch

Geklärte Butter oder Öl mit Limettenolivenöl in ein tiefes Blech geben. Fischfilets salzen, in der ButterÖl-Mischung wenden und mit der Hautseite nach oben in das Blech legen und mit Frischhaltefolie abdecken. In einem Ofen oder einer Wärmeschublade bei ca. 65 °C langsam confieren. Der Fisch ist gar, wenn man die Haut fast mühelos abziehen kann. Forelle mit der Kamillen-Rapsöl-Sauce servieren.

schublade vor sich hin, bis das Filet (immer mit Haut!) leicht gegart ist und eine fast cremig-zarte Konsistenz bekommt. Den optimalen Garpunkt hat man erreicht, wenn sich die Haut des Fisches fast mühelos abziehen lässt. Für die Sauce mischt Heiko Nieder zwei Aromen, auf die man vielleicht nicht einfach so abends beim Zähneputzen gekommen wäre: Kamille und Rapsöl. «Das passt gut zu Fisch. Irgendwann leuchtete mir das ein, ich kann aber nicht mehr sagen, wann und warum. Vielleicht habe ich einen Kamillentee getrunken und dabei gedacht, ‹das riecht ja toll!›. Und ich mag den Geruch von Raps. Er ist zwar intensiv, aber doch noch angenehm.» Die Verwendung von guten Ölen und Salzen sei im Übrigen mindestens so wichtig, wie die Qualität von Fisch oder Fleisch. Himalaya- oder Maldon- wird statt normalem Jod-Salz verwendet. Und


Nützlicher Hochglanz

« Stress

Ordnung kommt vor dem Kochen. Das «Mise en ­place» für den Gemüsefond.

beim Kochen ist blöd.»

Suppe mit Back­erbsen: Heiko Nieder und Töchterchen Amelie.

statt einfachen werden kaltgepresste Öle in Nieders Gerichten verwendet. Für das Fisch-Rezept verwendet er Kamillenteebeutel, in denen ganze, getrocknete Blüten eingeschlossen sind und kein schwer zu definierendes Pulver. «Das kostet nicht viel mehr, aber das Ergebnis ist am Ende überproportional viel besser», sagt der Koch. Der kleine Trick mit der Butter Auch aus einem Stück Butter lässt sich noch etwas mehr herausholen, wenn man sie klärt, um das reine Butterfett von Eiweiss und Molke zu trennen. Geklärte Butter hat einen intensiveren Geschmack und lässt sich höher erhitzen. Der Vorgang ist relativ einfach: Butter in einem kleinen Topf langsam verflüssigen, bis sich das Eiweiss schaumig an der Oberfläche absetzt. Diesen Schaum abschöpfen und das Fett vorsichtig in ein Gefäss

giessen, ohne dass die Molkepartikel am Topfboden mitschwimmen. Zuletzt widmet sich Heiko Nieder dem Schweizer Nationalgemüse, der Kartoffel. Es ist natürlich keine beliebige Supermarktknolle, sondern eine Bergkartoffel der Sorte Röseler, die im Albulatal auf über 1000 Metern über Meer mit viel Handarbeit gezogen wird. Gekocht, gepresst, mit Milch, Mehl und Ei – unbedingt «bio», findet Nieder – vermischt, wird aus dem besonderen Erdapfel eine Art Soufflé, das in der Pfanne auf dem Herd und im Ofen zubereitet wird. Das Ergebnis ist eine leichte, luftige Textur und ein intensives Kartoffelaroma. Zusammen mit einer Sauce aus Eigelb und etwas Gemüsefond ist dieses einfache Gericht ein schwer zu widerlegender Beleg dafür, dass das Gute vor allem Zeit und Hingabe braucht. Das ist zwar wertvoll, aber nicht teuer.

Spitzenkoch Heiko Nieder hat seine Küche zu Hause nach klaren Vorstellungen eingerichtet. Das Wichtigste seien kurze Wege. Der Profi bereitet vor dem Kochen alle Zutaten vor, genügend Abstellflächen sind dafür entscheidend. Und dem ausgewiesenen Ästheten ist das Design neben der Funktionalität ein zentrales Kriterium, das seine «bulthaup b3» augenscheinlich erfüllt. Ein grosses Spülbecken, gut zugängliche S ­ tromanschlüsse, ein grosser Kühlschrank seien wichtige Details einer guten Küche, sagt Nieder. Für Susanne Häfliger, die Geschäftsführerin von Bulthaup Schweiz, ist die Küche ein sehr individueller Ort. «Manche Kunden bauen ein ganzes Haus um die Küche herum, andere holen aus wenig Platz das Maximum heraus. Mein wichtigster Rat, egal, was jemand plant, ist: Man sollte sich Zeit nehmen dafür.» Drei Grundmodelle bietet der renommierte Küchenbauer Bulthaup an, die sich alle durch klare Linien und reduzierte Formen auszeichnen. Aber das Spektrum der Möglichkeiten ist enorm. Die Spezialisten haben für fast alles eine Lösung, aber es gehe immer darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die dem Kunden gerecht werde, sagt Häfliger: «Die Küche ist heute der gesellschaftliche Mittelpunkt des Hauses.» Erst vor rund zwanzig Jahren hat man die Wände zu den bis d ­ ahin kleinen, abgeschlossenen Küchen entfernt und die Essenszubereitung in den Wohnraum hinein erweitert. Die Bulthaup-Chefin sagt: «Auch wenn sich die Küche zum Statussymbol entwickelt hat, genügt Hochglanz nicht. Bei Bulthaup seien sie Qualitätsfanatiker. Man baue nur ein, was wirklich funktioniere. Wie die automatisch öffnenden Türen, die en vogue sind. Funktionieren sie auch nach 30 000-mal auf- und zumachen noch einwandfrei? Das Motto, so gesehen, ist: «Schön und gut». Das ist für praktisch veranlagte Ästheten eine ideale Ausgangslage.

«Schön und gut»: Küche «bulthaup b3».

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Kunst

Was ist gute Kunst, — Caroline Lang? Die Baslerin Caroline Lang gehört zu den wichtigsten Frauen im Schweizer Kunstmarkt. Die Chefin des Auktionshauses Sotheby’s nimmt Platz im Fond und erklärt, was gute Kunst ist, und wie man sie erkennt. Interview: David Schnapp  Foto: Holger Salach

Frau Lang, lassen Sie uns direkt mit der Grundsatzfrage beginnen: Was ist gute Kunst? Das ist ganz einfach! Gute Kunst ist zeitlos, bewegt die Menschen und trifft den Zeitgeist. Gute Kunst kann mit jedem anderen Objekt leben. Ein grossartiges, zeitgenössisches Gemälde entfaltet seine Wirkung auch über einer barocken Kommode oder neben einer römischen Statue. Gute Kunst ist also nicht bloss ästhetisch sondern macht eine Aussage? Wenn es bloss ästhetisch wirkt, ist es keine Kunst sondern Dekoration. Ist im Zweifelsfall die Aussage wichtiger als die Ästhetik? Seit dem Urinal von Marcel Duchamp aus dem Jahr 1917 hat sich ja die Frage, was überhaupt Kunst ist, grundlegend verändert. Aber eine starke Aussage allein, ist noch keine Kunst. Ein hübsches Bild mit Blumen zum Beispiel? Moment, van Gogh war mit seinen Blumen zu seiner Zeit nicht angesehen. Oft braucht es mindestens eine Generation dazwischen, um die Qualität eines Gemäldes oder eines ­Musikstückes zu erkennen. Erst im Rückblick erkennt man, was Bestand hat. Man kann demnach nie sofort bestimmen, was gute Kunst ist? Die, die das können, sind in der Regel die Experten, oder sie halten sich zumindest dafür (lacht). Können Sie das? Wenn man die Sensibilität für die Kunst seiner Generation hat, ist es möglich zu erkennen, was den Nerv der Zeit trifft. Ist das ein Tipp? Nur Werke von Künstlern kaufen, die etwa gleich alt sind wie man selbst? Ich würde es so sehen: Man identifiziert sich leichter mit Kunst aus der eigenen Epoche. Die grossen Kunsthändler – etwa Ende des letzten Jahrhunderts in der Schweiz – haben meist Künstler ihrer Generation gesammelt. Das heisst nicht, dass man nicht gleichzeitig ein Interesse für Antiquitäten haben kann. Wer sich wirklich für Kunst interessiert, ist nicht auf eine Sparte fixiert, sondern hat einen Blick und die Leidenschaft für alles, was passiert. Aber es gibt immer ein Interesse an der Aktualität – schon bei den Griechen und Römern waren die schönsten Vasen gefragt. Und heute? Heute hat die Kunst den hintersten Winkel der Welt erreicht. Schon ein Kleinkind ist einer Bilderflut ausgesetzt. Wer in den 1960er oder 1970er Jahren geboren wurde, hatte vielleicht Fernsehen, aber das war nichts im Vergleich zum Bilderbombardement, wie wir es heute durch die sozialen Netzwerke erleben. Es ist schwieriger heute, Kunst zu verstehen als zu der Zeit, als Bilder einer gewissen Selektion unterworfen waren. Wie meinen Sie das? Vor vielleicht hundert Jahren musste ein Künstler eine grosse Italienreise machen, um die wichtigsten Gemälde in den Museen zu sehen und sich inspirieren zu lassen. Heute ist unter dem Titel Kunst alles möglich und zugänglich. Haben Sie sich bei der Einschätzung eines Künstlers schon mal grundlegend geirrt? Ich irre mich laufend. Aber was heisst das schon? Man irrt sich nie, wenn man etwas kauft, was einen berührt. Das kann ein kommerzieller Missgriff sein – aber kein Irrtum. Ich habe nie mit meinen Ohren Kunst gekauft, sondern mit meinen Augen. Viele Leute machen es umgekehrt, das ist ein Problem. Mein grösster Irrtum aber war, als ich spontan ein Werk von Christo-

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Caroline Lang ist seit 2012 Verwaltungsratspräsidentin von Sotheby’s Switzerland, einem der weltweit führenden Kunst-Auktions­häusern. Zuvor war die Baslerin, die Auktionen in vier Sprachen abhält, fast acht Jahre lang Direktorin des Schweizer Ablegers in Genf. In das Unternehmen trat sie bereits 1987 in London ein, nachdem sie in Paris eine Kunstschule besucht hatte.

pher Wool ersteigert hatte. Ich war Mitte zwanzig, verdiente vielleicht 30‘000 Franken im Jahr und zwang meine Familie, mir 16‘000 für ein Bild auf Aluminium von ihm zu leihen. Mein damaliger Freund hasste das Werk und verbot mir, es aufzuhängen. Ich lagerte es ein und verkaufte es fünf Jahre später einem Händler für 40‘000 Dollar. Der Irrtum war, das Werk zu früh zu verkaufen. Vor ein paar Jahren kam jemand zu Sotheby’s mit «meinem Kunstwerk». Wir verkauften es für 1,5 Millionen. Ihr Rat wäre also, nicht auf das zu hören, was andere sagen? Man kann schon auch hören, aber viele Leute schauen gar nicht hin. Man sollte sich die Zeit nehmen, etwas anzusehen, sich damit auseinanderzusetzen. In den vergangenen fünf Jahren wurde mehr Kunst öffentlich gezeigt, als zusammen in den letzten zweihundert Jahren zuvor. Die Digitalisierung bringt also auch Vorteile? Natürlich, aber wie verarbeiten Sie das alles? Dazu kommt, das von all der Kunst, die heute entsteht, vielleicht fünf Prozent die Zeit überdauert. Wie findet man diese fünf Prozent? Sie wollen das Geheimrezept dafür, wie man etwas für zehn Franken kauft, um es in ein paar Jahren für zehn Millionen zu verkaufen? Das funktioniert nicht. Warum gibt es mehr gute Künstler als Künstlerinnen? Das ist ein grosses und heikles Thema. Werke von Frauen sind auf dem Kunstmarkt immer noch rund 30 Prozent weniger Wert. Sind Männer die besseren Künstler? Ich habe mich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt, und es gibt ja ein Muster – von der Malerei bis zur Haute Cuisine:

Sie werden von Männern dominiert. Ich glaube, dass der Kern des Schöpfungsaktes aus reinem Zufall besteht und Männer sind halt meistens unüberlegter als Frauen (lacht). Es gab eine Zeit, als ich in Paris eine Kunstschule besucht habe und Künstlerin werden wollte. Ich musste erkennen, dass ich es nicht kann. Es fehlte mir die Kraft des Schöpferischen. Warum sind Sie stattdessen in den Kunsthandel? Weil ich das hingegen sehr gut kann. Wie man so schön sagt: Ich kann einem Eskimo einen Eisschrank verkaufen (lacht). Laufen Sie dabei Gefahr, vor lauter Handel den Sinn für die Kunst zu verlieren? Sie können nicht gut mit der Kunst handeln, wenn Sie nicht eine Sensibilität und Leidenschaft dafür haben. Worauf soll man sich verlassen, wenn man ohne grosses Expertenwissen Kunst kauft? Auf seinen Instinkt? Das Beste ist, so viel zu sehen, wie man kann. Die Schweiz hat die höchste Museumsdichte pro Kopf weltweit, es gibt also keine Ausreden! Und dann ist wichtig, was Sie persönlich anspricht. Wen oder was haben Sie zuletzt für sich entdeckt? Ich bin ein grosser Fan der jungen Amerikaner wie Marc Bradford und Grotjahn. Zurzeit gilt es als weniger angesagt in sehr junge Künstler zu investieren. Man gibt nicht mehr so leicht viel Geld aus für ein Werk, das weitestgehend unbekannt ist. Vor ein paar Jahren noch war das anders, man hat Hundertausende von Franken auf einen Künstler gesetzt wie auf ein Pferd. Der Wert schoss nach oben und fiel bald darauf schnell wieder runter, und der nächste, neue Jeff Koons wurde bejubelt. Heute sind die Zeiten unsicherer, man will Referenzen sehen, bevor man kauft.

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Design

«Es muss

hygge sein»

Der renommierte Designer Alfredo Häberli hat in einem einmaligen Projekt in ­ Zusammenarbeit mit Schweizer ­Botschafter ­Benedikt Wechsler dessen Sitz in ­Kopenhagen zu einer Visitenkarte für ­­­eidgenössisches Design gemacht. Hier sprechen die beiden über die Macht der guten Form. Interview: Alfredo Häberli, Fotos: Kieran Doherty



Alfredo Häberli, geboren 1964 in Buenos Aires, ist einer der bedeutendsten Schweizer Designer der ­Gegenwart: Geschirr, Möbel, Teppiche, Autos – es gibt fast nichts, was der Vater zweier Teenager mit seinem Büro im ­Zürcher Seefeld nicht schon ­gezeichnet hätte. Manche Objekte sind dabei zu Klassikern des zeitgenössischen Designs geworden und werden seit vielen Jahren produziert und verkauft.

Die neu gestalteten Innenräume der Botschaft und der Blick auf die Meerenge von Öresund.

Alfredo Häberli: Herr Botschafter, die Schweizer Botschaft in Kopenhagen ist heute ein Schaufenster für Schweizer Design. Wie kamen Sie eigentlich darauf? Benedikt Wechsler: Als ich erfuhr, dass Kopenhagen mein nächster Posten sein würde, habe ich mir überlegt, wie ich in den Handelsbeziehungen einen echten Unterschied machen kann. Wofür ist Dänemark bekannt? – Gutes Design, Essen, Lego… Und was könnten wir Schweizer hier beitragen? Ich wusste, ohne ein grosser Spezialist zu sein, dass wir ebenfalls eine lange Designtradition mit berühmten Namen haben. Und meine Frau, holländisch-schweizerischer Nationalität mit einem guten, natürlichen Handelsgeist, hat mich dann gefragt: «Warum richtet ihr die Residenz nicht mit Schweizer Möbeln und Design ein?» Aber Sie wollten nicht eine eigene Auswahl treffen? Nein, das schien mir nicht angebracht. Dafür braucht es eine Autorität wie Sie (lacht)! Vor allem gefiel mir, dass Sie nicht nur die bekannten Klassiker pflegen, sondern auch neuen, jungen Ta-

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lenten helfen, sich zu etablieren. So wurde daraus ein Pilotprojekt, das es in der Schweizer Diplomatie in dieser Form noch nicht gegeben hat und wofür ich glücklicherweise auch die Unterstützung des Aussendepartementes (EDA) bekommen habe. Und, ist es uns gelungen? Ich glaube schon. Woran wir noch arbeiten müssen, ist sichtbar zu machen, dass hier gelebt wird. Das soll kein steriler Showroom sein, sondern ein einzigartiger Ort, der die Leute letztlich dazu animiert, sich für Schweizer Design zu interessieren oder es sogar zu kaufen. Dieses Haus ist zwar an einer sehr schönen Lage, aber es sind keine riesigen Räume, die einem durch ihre schiere Grösse den Atem nehmen. Es gibt also viele Dänen, die auch Räume dieser Dimension bewohnen und bei denen eines der Sofas, die wir hier stehen haben, auch gut aussehen würden. Wir wollen letztlich Schweizer Firmen oder Designern dabei helfen, hier neue Kunden zu gewinnen.


Benedikt Wechsler, ­geboren 1967 in Basel, ist seit 2015 Botschafter der Schweiz in Kopenhagen. Zuvor war der studierte Staatswissenschaftler unter anderem Diplomatischer Berater für drei verschiedene Bundespräsidenten, Kabinettschef von ­Aussenministerin Michelin Calmy-Rey und hatte einen Lehrauftrag für internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen.

Mitarbeiter der Firma Mowag installieren eine mobile Landebrücke vor der Botschaft.

Die Idee war es, einen Ort zu schaffen, wo sich Schweizer Design, aber auch Architektur, Mode, Kulinarik über ein ganzes Jahr präsentieren können. Wir müssen uns als Botschaft überlegen, was unsere Aufgabe ist. Vieles kann man heute via Internet und Mail erledigen. Deshalb wurden die Büros der Botschaft im Stadtzentrum von Kopenhagen hier in der Residenz verlegt und die konsularischen Dienstleistungen in Stockholm konzentriert. Trotzdem müssen wir für die rund 3500 Schweizer, die hier leben, da sein. Deshalb habe ich die Pop-up-Embassy eingeführt, die jeden zweiten Freitag im Monat von 14 bis 16 Uhr in einem von fünf Cafés in Kopenhagen besucht werden kann.

nun in die Schweiz ziehen will und dazu ein paar Fragen hat. Ich treffe jedenfalls immer interessante Leute.

Und das funktioniert? Absolut, da gibt es die Frau, deren verstorbener Mann immer die Pässe beantragt hat, und die nicht weiss, wie das geht. Oder Kulturschaffende, die ein Projekt mit der Schweiz anbahnen möchten. Oder die Dänin, die mit einem Schweizer verheiratet ist und

Gibt es schon messbare Resultate? Tatsächlich hat etwa die Schweizer Kaffeemaschinen-Manufaktur Olympia Express, von der eine «Maximatic» bei uns in der Küche steht, hier bereits einen Vertrieb gefunden und erste Geräte verkauft.

Zurück zur neu möblierten Residenz… Ich sehe sie als Anker. Unternehmen wie Roche, Novartis, Nestlé brauchen unsere Hilfe weniger. Aber ein mittelständischer Möbelhersteller wie Horgen Glarus und viele andere sind vielleicht froh um die Möglichkeit, sich hier präsentieren zu können. Wir haben Broschüren dieser Firmen zur Hand, oder sie können gleich selbst herkommen und Kunden empfangen. Es ist die Bühne für einen ersten Schritt in einen neuen Markt.

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Und ausserhalb des Designbereichs? Die Kreuzlinger Rüstungsfirma Mowag hat in Dänemark einen grossen Auftrag für gepanzerte Fahrzeuge gewonnen. Solche Aufträge sind immer auch Teil einer politischen Entscheidungsfindung, die wir unterstützen können. Kann ein Botschafter wie Sie eigentlich machen, was er will? Es gibt klare Vorgaben, aber je nach dem, wo man ist, können Akzente gesetzt werden. Die Schweiz ist für Dänemark kein Land ganz oben auf der Prioritätenliste. Polen ist zum Beispiel näher und wichtiger. Dort existiert ein grosser Markt und ein bedeutender Produktionsstandort. Die Frage war also: Wie können wir die Dänen erreichen? Und Design interessiert hier einfach jeden, vom Hafenarbeiter bis zum CEO und Politiker. Wenn die Dänen selber schon so viel gutes Design haben, brauchen sie dann unseres überhaupt noch? Design ist ja nicht nur Möbel. Es geht auch darum, industrielle Prozesse gut zu designen, und darin ist die Schweiz Weltspitze. Es gibt dänische Firmen wie Lego, die deshalb in der Schweiz produziert haben. Die Löcher in den berühmten Landi-Stühlen gibt es nicht, weil sie vor allem schön aussehen, sondern weil es damit weniger Material braucht und die Herstellung günstiger wird. Und durch die Vertiefung gibt es ein 3D-Moment, das verbessert die Statik, der Stuhl ist stabiler. ... Oder die Dänen bewundern uns für unsere typografische Tradition. So haben wir den Design-Auftritt der Schweiz in Dänemark mit dem Schrifttyp LL Circular von Laurenz Brunner gestaltet, der zu einem Kult-Designer herangewaschen ist. Ganz in der Tradition von Adrian Frutiger.

Botschaft mit Aussicht: Blick vom Salon in den Garten.

Es gibt einige Ähnlichkeiten in der Designkultur: Man will mit wenigen Linien und reduziertem Materialeinsatz einen hohen Komfort erreichen. Weder Schweizer noch Dänen würden jemals einen unbequemen Stuhl machen – aus Respekt gegenüber dem menschlichen Körper. Es gibt aber einen Unterschied: Oft gibt es bei schweizerischem Design eine kleine Erfindung wie die Löcher im LandiStuhl. Die Dänen arbeiten mehr an der Form. Wir kommen

Schweizer Auswahl Unter den Dutzenden Möbeln und Objekten, die Alfredo Häberli für die Botschaftsräume in Kopenhagen kuratiert hat, gehören einmalige Stücke mit Schweizer Wurzeln.

Seconda 602 Stuhl von Mario Botta für Alias (1982).

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Sofa Terazza von Ubald Klug für De Sede (1973).

Tische April von Alfredo Häberli für Nikari (2012). Regal Etage von Moritz Schmid für Röthlisberger (2012).


Die Lichtskulptur «Cloud» von Belux hängt über dem langen Esstisch.

aus der mechanischen Tradition der Uhrmacherei, die Dänen wollen Wärme erzeugen. Das heisst «hygge» und bedeutet Gemütlichkeit, Wärme, schönes Licht, Eleganz. Und wenn es nicht «hygge» ist, dann ist es nicht gut! Als ich mich mit den Objekten, die jetzt hier stehen, befasst habe, wurde mir klar, dass es gar nicht so einfach ist, mit Schweizer Produkten «hygge» zu sein. Wir sind grosse Büromöbel-Produzenten mit einer bewundernswerten Ingenieurs- und Qualitätstradition. Aber damit will man kein Haus einrichten. Auch Architektur spielt übrigens in Dänemark eine grosse Rolle. Peter Zumthor, Herzog und De Meuron sind Stars hier. Letztere bauen gerade ein grosses Spital im Grossraum Kopenhagen. Vom guten Ruf der Schweizer Architekten können auch Firmen aus dem baunahen Gewerbe wie Swisspearl/Eternit profitieren. Oder die exklusiven Kolumba-Ziegelsteine, die Zumthor mit der dänischen Firma Petersen entwickelt hat: Das ist heute ein Erfolgsprodukt, ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche schweizerisch-dänische Kooperation.

Wie eine terrassierte Landschaft fliesst das Sofa von De Sede in den Raum hinein.

Darum geht es ja hier auch, es soll ein Pingpongspiel sein. Künstler, Architekten, Designer beider Länder sollen hier zusammenarbeiten, es ist wichtig, dass ein Austausch stattfindet. Diese ganzheitliche Idee wurde von meinen Vorgesetzten gut aufgenommen, und sie ist eine gute Ausgangslage. Man könnte immer noch mehr machen, aber unsere Mittel sind beschränkt und die Herausforderung ist, damit eine gute Wirkung zu erzielen. Das ist uns ganz gut gelungen. Aber es soll weitergehen. Die Idee ist nicht, dass die Botschaft jetzt zwanzig Jahre lang so aussieht.

Swiss Design in Residence — Das Projekt, das Alfredo Häberli für die Schweizer Botschaftsresidenz in Kopenhagen entworfen und kuratiert hat, startete im Januar 2016 und umfasst die Einrichtung der Residenz mit passenden Objekten, made in Switzerland, aber auch Kollaborationen mit der ETH Zürich, verschiedenen Unternehmen, Modemachern und vieles mehr. So wird die Residenz mit Meerblick in einem noblen Kopenhagener Aussenquartier quasi selbst zur Botschafterin von Schweizer Handwerk und Qualität. Botschafter Benedikt Wechs-

ler und Designer Häberli erhoffen sich einen kulturellen und wirtschaftlichen Pier.

Spheres – Eine Idee von der Zukunft In Zusammenarbeit mit dem DesignTeam von BMW in München entwickelte der Zürcher Designer Alfredo Häberli im vergangenen Jahr eine Installation, die dem Leitmotiv «Präzision und Poesie» gewidmet ist und 2015 erstmals am renommierten Salone del Mobile in Mailand gezeigt wurde. Diesen Sommer ist «Spheres» im dänischen Designmuseum in Kopenhagen zu sehen. Ausgehend von persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen zum Automobil hebt Alfredo Häberli das Thema Mobilität auf eine assoziative Ebene. Ausgehend von weitestgehend automatisierten Fahrzeugen gibt er dem Fahr-

erlebnis eine neue Bedeutung und macht diese in einer beeindruckenden räumlichen Dimension sichtbar. Wie werden wir Bewegung, Begegnung, Zeit und Raum nutzen und gestalten? Im Mittelpunkt seiner Reise in die Zukunft der Mobilität steht ein grossformatiges, bewusst abstrakt gehaltenes Objekt, dessen Form die Leichtigkeit der Fortbewegung zitiert und dessen Ausgestaltung auf zentrale Werte künftigen Automobildesigns eingeht: Technisch wird alles machbar sein, der Luxus der Fortbewegung fokussiert sich auf die Kernaussage, Mobilität wird unbeschwert und kommunikativ.

«Spheres – Perspectives in Precision & Poetry for BMW designed by Alfredo Häberli» im Designmuseum Danmark, Bredgade 68, 1260 Kopenhagen K; noch bis 21.8.2016.


Städtetrip Kopenhagen 1

Velos, Cafés, Jazz und Kunst

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Text: David Schnapp  Fotos: Kieran Doherty

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Der offizielle Vertreter der Schweiz in Kopenhagen, Benedikt Wechsler, macht eine Führung zu seinen Lieblingsplätzen in der Hauptstadt Dänemarks.

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2  Geologisk Museum Das geologische Museum der Universität Kopenhagen beschäftigt sich ausführlich mit Grönland, eine Landschaft, die Benedikt Wechsler fasziniert oder mehr: «Ich liebe Grönland», sagt er. Weil die Schweiz, zum Beispiel wegen der Alpenaufschichtung, ausserdem von grösserem geologischen Interesse ist, gibt es in Dänemark auch deshalb einige Fans der Eidgenossenschaft. Øster Voldgade 5–7, 1350 København K

1  Charlottenlund Søbad Auch normale Arbeitstage beginnt Wechsler sportlich, er joggt zu einem Winterbad, wo Clubmitglieder erst in die eiskalte Ostsee tauchen – Wechslers Rekord liegt bei –1 °C – und dann in der Sauna schwitzen. Theoretisch könnte der Botschafter auch direkt von der Residenz aus ins Meer steigen, nur eine Sauna gibt es da nicht. Ausserdem sei so ein Club ideal, um Kontakte zu knüpfen und sein Netzwerk zu pflegen. Charlottenlund Søbad, Kystvejen 2, 2920 Charlottenlund

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3 Torvehallerne Die beiden Glasgebäude, die aussehen wie grosse Gewächshäuser mitten im Zentrum, sind täglich ab 10.00 Uhr ein permanenter Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Die Lebensmittelhallen seien sommers und winters ein Erlebnis, findet Benedikt Wechsler, der herkommt, um Käse oder Fisch einzukaufen, oder um wie so viele etwas zu essen – zum Beispiel hervorragende asiatische Gerichte. Frederiksborggade 21, 1360 København K


5  Spisehuset Rub & Stub Das «Rub & Stub» nimmt selbst in Food City eine Sonderstellung ein, hier wird nur mit dem gekocht, was anderswo weggeworfen wurde, beziehungsweise, was die Nahrungsmittelindustrie nicht verwenden kann. Rådhusstræde 13, Huset-KBH, 1. Th, 1466 København K 4  Paludan Bogcafé Bücher sind eine der grossen Leidenschaften von Botschafter Wechsler, der in diesem Café auch deshalb seine Pop-upEmbassy eingerichtet hat: Alle zwei Wochen können Schweizer Bürger und andere Interessierte Benedikt Wechsler in einem von fünf Kopenhagener Lokalen treffen und ihr Anliegen persönlich vorbringen. Die Pop-up-Botschaft ist ein sehr zeitgemässer Ersatz für die frühere Vertretung in der Innenstadt, die das Schweizer Aussenministerium geschlossen hat. Fiolestræde 10–12, 1171 Kopenhagen K

7  Europa 1989/Café Norden Diese beiden Standorte der Pop-up-Botschaft sind beliebte Treffpunkte im Herzen der Hauptstadt und nahe der Universität: Eine oft besuchte Station, wenn Familie Wechsler auf dem samstäglichen Stadtbummel ist. Europäische Kaffeehauskultur aus Wien, Budapest oder Paris zum einen und einfache Bistroküche zum anderen. Amagertov 1, 1160 Kopenhagen K/Østergade 61, 1100 Kopenhagen

8  The Standard Das Restaurant direkt an einem der Kopenhagener Häfen befindet sich in einem hochästhetischen Art-Deco-Bau und ist ein weiteres Projekt des umtriebigen Claus Meyer, Miterfinder der Nordic Cuisine. Das «Noma», eines der einflussreichsten Restaurants der Welt und ebenfalls eine MeyerIdee, befindet sich in Sichtweite. Aber im «Standard» bekommt man leichter einen Tisch und ausserdem gibt es auch einen Jazz-Club im Haus, der von Niels Lan Doky, einem bekannten dänischen Jazz-Pianisten, -Komponisten und -Produzenten, geführt wird, und ein Freund von Benedikt Wechsler ist. Havnegade 44, 1058 København K

10  Amalienborg Slot Nach seinem Amtsantritt im Herbst 2015 musste Botschafter Wechsler in dem Schloss aus dem 17. Jahrhundert bei der dänischen Königin Margarethe II. das Berufungsschreiben der Bundespräsidentin überreichen. Der Vertreter der offiziellen Schweiz fuhr nicht in einer Limousine mit getönten Scheiben vor und auch nicht mit seinem Elektrobike, sondern benutzte sein 40 Jahre altes Militärvelo, gewissermassen das offizielle Fahrzeug der «Swiss Pop-up-Embassy». Amalienborg Slotsplads 5, 1257 Kopenhagen K

11 Toldboden Wenn neben dem unkomplizierten Restaurant Kreuzfahrtschiffe ablegen, wird der Blick frei auf das aufstrebende Hafenviertel. Nordre Tolbod 18–24, 1259 Kopenhagen

6  Kunstforeningen GL STRAND Benedikt Wechsler pflegt seinen Sinn für Ästhetik und die Schönheit der Dinge unter anderem hier. Er ist Mitglied in diesem modernen Kunstverein im alten Teil von Kopenhagen, in dessen Räumlichkeiten es ein Café gibt und wo auch regelmässig überraschende Ausstellungen stattfinden. Zuletzt war hier beispielsweise eine Werkschau des weltberühmten Modefotografen Mario Testino zu sehen. Gl. Strand 48, 1202 Kopenhagen K

9  Gammel Strand Neben der Meerjungfrau ist die pittoreske Flanierstrasse am Slotsholmenkanal am alten Kopenhagener Hafen mit den bunten Häuschen und dem mit hübschen Booten belegten Pier eine der grössten Anziehungspunkte in der dänischen Hauptstadt. «Es mag zwar sehr touristisch sein hier, es ist aber trotzdem ein schöner Ort», sagt Benedikt Wechsler. Gammel Strand 48, 1202 Kopenhagen K


«Und der ­geschmeidige Sound kann sich hören lassen.»


Musik

Star aus dem Maschinenraum Ein Popstar, der weltweit für massenhaft gute Laune sorgt: Die erstaunliche Karriere des Pharrell Williams. Text: Thomas Wördehoff  Foto: Christopher Anderson/MAGNUM

Ein gutes Baujahr. Kein Zweifel, 1973 förderte einige Kaliber zutage, die man heute ohne Weiteres als Schwergewichte der Musikgeschichte einordnen kann. Queen brachten ihr Debütalbum heraus, mit «Aladdin Sane» beförderte David Bowie den Glamrock endgültig in schillernd androgyne Zwischenwelten und mit «Dark Side of the Moon» legten Pink Floyd den unkaputtbaren Grundstein für ihren phänomenalen Erfolg. Ein gutes Omen für einen wichtigen Säugling jener Tage: Am 5. April des gleichen Jahres, also gut 14 Tage nach dem Erscheinen des legendären Floyd-Werks, sollte in Virginia Beach einer der massgeblichen Architekten des Pop unserer Tage auf der Sonnenseite zur Welt kommen. Der Globus sang begeistert Albert Hammonds «It ­Never Rains in Southern California» und ergötzte sich an «Papa Was A Rollin’ Stone», die Watergate-Affäre beherrscht die News. Die Welt braucht gute Songs. Der Neugeborene aus Virginia sollte sich schon 30 Jahre später als ernst zu nehmender wirtschaftlicher Faktor für eine darbende Industrie erweisen: Seit geraumer Zeit lässt sich dem Phänomen Pharrell Williams nur mehr mit Zahlen beikommen. Schon 2003 errechneten emsige Statistiker, dass Williams 20 Prozent aller in Grossbritannien im Radio gespielten Songs produziert hatte – in Amerika waren es gar 43 Prozent. Seit 2004 trug der Mann mit dem Hut und dem goldenen Händchen schlappe neun Grammys nach Hause, angereichert von unzähligen anderen internationalen Auszeichnungen.

reichbarer Elektronika herum und produzierten erste Hip-HopNummern. Es war die Bauanleitung für Hits, die Pharrell Williams und Chad Hugo fesselte wie nichts sonst. Kein Wunder also, dass Teddy Riley, Schüler von Quincy Jones und ehemaliger Mastermind hinter Grössen wie Michael Jackson und Bobby Brown, auf die Knaben aus Virginia Beach aufmerksam wurde und ihnen den ersten Produzentenjob gab. Vielleicht war auch hilfreich, dass sein Studio unmittelbar neben der High School der beiden Pennäler lag – The Neptunes fabrizierten mit «Rump Shaker» einen Hit für Wreckx-N-Effect, einem R&B-Herzensprojekt von Mentor Riley, und manövrierten ihr Baby zielsicher auf Platz 2 der Billboard Hot 100.

Geschmeidiger Sound aus der digitalen Werkbank Nun regnete es Zahlen, Namen, Auszeichnungen: Bei so ziemlich allen wichtigen Veröffentlichungen des Dance-, Hip-Hopund R&B-Umfelds waren The Neptunes in irgendeiner Form dabei. Britney Spears «I’m A Slave 4 U», Justin Timberlakes «Rock Your Body», Snoop Doggs «Drop It Like It’s Hot» gehören in die Trophäensammlung – nicht zu vergessen sind Madonna, Beyoncé, Robin Thicke und ähnliche Kaliber. Und der geschmeidige Sound, den die beiden Meister, die gegenwärtig zu den einflussreichsten Produzentengurus gehören, an ihrer digitalen Werkbank kreiert haben, kann sich hören lassen: Es ist ein schlanker, geschmeidig-durchlässiger Klang, der ihre Produktionen durchpulst – tanzbare, positive, marktgeDer Star aus der Blaskapelle rechte Gutelaunemusik, der sich niemand entziehen kann. Sie Er mag einige musikalische Flausen im Kopf haben – eines muss entpuppte sich als todsicheres Vehikel für einen zukünftigen man ihm wohl lassen: Seine Karriere hat er mit der strategischen Popstar, der gleichsam mit dem Trojanischen Pferd in die MuKaltblütigkeit eines Odysseus geplant. Träumen sich andere sikwelt eingeschmuggelt wurde: Pharrell Williams. Teenager verwegen in die Glitzergalaxien künftigen Weltruhms Die Musikwelt wollte Neues, es kam N.E.R.D. – ein Projekt hinein, begaben sich Pharrell Williams und sein Schulfreund von Pharrell, Chad und dem Sänger Shay Haley, das sich als TestChad Hugo zielsicher in die Maschinenballon für den späteren Solokünstler Wilräume von Hip-Hop und Pop. Begegnet liams herausstellte. Der wurde dann 2013 waren sich die beiden Jungspunde auf durch zwei Brüder im Geiste, das französidem Sommercamp einer Schule für Besche Produzenten- und Musikerduo Daft Punk, mit dem Dauerbrenner «Get Lugabte in Virginia Beach und fanden schnell musikalisch zusammen: Williams cky» in die weltweite Umlaufbahn gespielte Schlagzeug, Hugo war ein guter schickt. Mit fast 10 Millionen verkaufter BMW verschenkt 10 × 2 Tickets für den Auftritt Saxofonspieler und wusste mit Keyboards Exemplare ist es einer der populärsten von Pharrell Williams am 13. Juli 2016 am Moon and Stars Festival in Locarno. Für umzugehen. In der örtlichen Blaskapelle Songs der Musikgeschichte. Pharrell Wileine Teilnahme an der Verlosung schreiben versah der eine seinen Dienst an der Kesliams wird in diesem Orbit noch lange eine Sie bitte eine E-Mail an: Rolle spielen – dass sein zweiter Superselselpauke, der andere als eine Art Tamliaisonmanagement@bmw.ch bourmajor. Nebenbei schraubten sie an ler «Happy» heisst, ist nur folgerichtig, er den Knöpfen und Reglern sämtlicher erläuft und läuft und läuft und läuft …

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Motoren

Hoch lebe der König Edel, kultiviert und technisch hochstehend: Der Zwölfzylinder ist immer noch der Traumantrieb für Auto-Liebhaber. Was macht seine Faszination aus? Illustration: Chi Lui Wong Es war 1987, als im BMW 750i erstmals nach dem Krieg wieder ein Zwölfzylindermotor eine Limousine antrieb. Er leistete 300 PS und brachte den als E32 bezeichneten Siebner in 7,4 Sekunden auf 100 km/h. Knapp 30 Jahre und einige Motorengenerationen später erwarten viele Auto-Kenner mit grossem Interesse den Nachfolger des E32, den neuen BMW M 760Li. Er wird aus 6,6 Litern Hubraum, mit einem Doppelturbo zwangsbeatmet, 600 PS leisten und erstmals wird ein V12-Motor bei BMW mit dem Allradsystem Xdrive gekoppelt sein. Aber viele Details sind noch ein Geheimnis und erhöhen die Spannung beim Warten. Zwölfzylinder sind die Könige des Motorenbaus, sie vereinen anspruchsvolle und hochstehende Technik, die natürlich ihren Preis hat, mit Prestige und Eleganz. Was aber macht die Faszination

750Li von 1987 (E32): Der erste Zwölfzylinder der Nachkriegszeit.

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eines V12 sonst noch aus? Da ist vor allem die Laufkultur. Durch die hohe Anzahl an Kolben werden die sogenannten freien Massenmomente erster und zweiter Ordnung auf null reduziert, das Ergebnis ein Motor, der so vibrationsarm läuft, dass eine ganz neue Kultur der Fortbewegung daraus entsteht. Egal ob Hochleistungssportwagen oder komfortable Limousine für die lange Fahrt: Viele V12 sind zu Legenden des Automobilbaus geworden. Vom Lamborghini Espada (1968), über den Porsche 917 (1969) bis zum erwähnten BMW 750i (1986) und schliesslich zum kommenden BMW M 760Li (ab Herbst 2016): Die zauberhafte Zahl Zwölf garantiert eine Antriebseleganz, die man am besten mit dem schönen englischen Adjektiv «effortless» beschreibt: mühelos, frei von Anstrengung. (das)

750Li von 1998 (E38): Das erste Auto eines Herstellers in Europa, das ab Werk ein Navigationssystem hatte.

760Li von 2003 (E65): De ab 2003 auch mit Zwölfzy


Nur 100-mal: Der Siebner mit Montblanc Dieses Auto ist so exklusiv wie sein Lack: In «Centennial Blue metallic» strahlt der auf exakt 100 Exemplare limitierte 7er zum 100-Jahre-Jubiläum von BMW. Entwickelt wurde das Design gemeinsam mit Montblanc, noch ein Traditions­ unternehmen, das seit über 110 Jahren für Schreibkultur und Handwerkskunst steht. Erhältlich ist das Sondermodell unter anderem mit dem neuen 12-Zylinder-Aggregat –, aber bloss zwei Exemplare kommen in die Schweiz. Die Besitzer erhalten ein stilvolles Automobil und ein exklusives Schreibgerät dazu: den «Montblanc for BMW Centennial Fountain Pen». Zwei unterschiedliche Produkte, aber beide basierend auf kontinuierlicher Innovation.

Wohin geht die Fahrt? Ende Jahr ist es so weit: Haben wir Ihr Interesse am neuen BMW 7er mit 12-Zylinder-­ Antrieb geweckt? Möchten Sie dazu Informationen aus erster Hand erhalten? Oder interessiert Sie eine ­andere Motorisierung oder eine ­Probefahrt? Schreiben Sie uns eine E-Mail an: liaisonmanagement@bmw.ch r ab 2001 gebaute 7er wurde lindermotor angeboten.

M760Li xDrive von 2016 (G11): Im neuen 7er wird erstmals ein V12-Motor mit Allradantrieb gekoppelt.

#TheNext100Years


The next 100 years

«Denkverbote

sind verboten»

Automobilhersteller können nicht mehr bloss Fahrzeuge verkaufen. Mobilität als Dienstleistung ist das Geschäft der Zukunft, sagt BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer. Interview: Michael Krobath


Das digitale Zeitalter hat begonnen. Wird es die Autobranche revolutionieren? Absolut. Die Auswirkungen sind epochal und mit den Tech-Firmen drängen neue Player in den Markt. Hinzu kommt mit der Urbanisierung noch ein zweiter globaler Megatrend. Die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre sind extrem spannend. Sie werden in der Autobranche mehr technische Veränderung bringen als die letzten hundert Jahre. Wie begegnet man als traditioneller Hersteller der neuen Konkurrenz? Wir müssen uns noch mehr zu Tech-Firmen entwickeln. IT-Giganten wie Apple, Google, Uber oder Didi in China haben einen Vorsprung in der Software-Entwicklung, wir in der Fahrzeugproduktion. Die entscheidende Frage lautet: Wer lernt schneller von den anderen? Wir haben das früh erkannt und uns in den vergangenen Jahren über tausend Start-ups angeschaut. Bei den Interessantesten sind wir eingestiegen. Wie sieht unsere mobile Zukunft aus? In den Städten wird sich das autonome und emissionsfreie Fahren zunehmend durchsetzen. Daneben eröffnet die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten, Mobilitätsangebot und Kunden zusammenzubringen. Stichwort: Mobility-onDemand, Carsharing, Ridesharing. Für die BWM Group ist klar: Mobilität muss neu gedacht werden und sie erhält neue Spielregeln. Sie ist künftig kein einzelnes Produkt mehr, sondern ein Prozess, der nahtlos organisiert werden muss. Daran arbeiten wir und dabei sind Denkverbote verboten.

In welche Richtung geht es? Ein zentraler Gedanke ist beispielsweise die «Ultra-Customization». Es gibt nicht mehr Kundensegmente, sondern den individuellen Kunden. Personen, die künftig nicht ein Auto, sondern Mobilität einkaufen, werden verschiedene Bedürfnisse haben und sich je nach Situation, Laune und Nutzung jederzeit neu für ein Modell entscheiden. Premium kann dann heissen: Ich nutze genau dann ein bestimmtes Auto in einer bestimmten Ausstattung, wenn ich es will: geputzt, gewartet, vollgetankt und dank digitaler Personalisierung mit meiner Musik, meinen Lieblingsrestaurants und Reiserouten programmiert.

Peter Schwarzenbauer (56) ist Mitglied des Vorstands der BMW AG. Er ist für MINI, BMW Motorrad, Rolls-Royce sowie den Bereich Aftersales BMW Group verantwortlich. Der gebürtige Bayer und diplomierte Betriebswirt ist zuständig für neue, innovative Geschäftsideen des Konzerns, weshalb ihn «Die Welt» einmal als «obersten Trendscout» von BMW bezeichnete.

Haben diese neuen Dienstleistungen rund um die Mobilität mehr Zukunft als das traditionelle Auto? Es geht hier nicht um Entweder-oder, sondern um Sowohl-als-auch. Die These vom Niedergang des Privatautos ist eine Mär. Zum einen wächst der weltweite Markt durch das Wachstum der Mittelund Oberschichten in den Schwellen­ ländern. Zum anderen hat die Finanzierungswirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Boom im Premiumsegment geführt, da man nicht mehr viele Jahre dafür sparen, sondern dank monatlichen Zahlungen relativ schnell zu einem Premiumprodukt kommt. Zusätzlich vergrössert Mobility-on-Demand unseren Markt. Plötzlich können wir Personen ein Angebot machen, die gar kein Auto besitzen – zum Beispiel einen BMW 7er mit Chauffeur, der sie gelegentlich ins Restaurant fährt. Setzt sich das autonome Fahren durch? Die gesellschaftlichen Vorteile sind evident. Autofahren wird für alle Beteiligten noch sicherer. Deshalb bin ich überzeugt, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür auch geschaffen werden. Die Frage ist nur wann. Fährt das Auto der Zukunft mit Strom? Wir sind überzeugt: Elektromobilität ist ein entscheidender Schlüssel zur sauberen Stadt. Und wir gehen davon aus, dass die Batterietechnik in ein bis zwei Jahrzehnten so weit ist, dass Reichweiten- und Kostenprobleme gelöst sind. Es macht mich stolz, dass wir mit dem BMW i3 und dem BMW i8 jener Premiumhersteller waren, der am konsequentesten und frühesten auf Elektromobilität und Leichtbau gesetzt hat. Wird es im nächsten Jahrhundert noch Autos geben? Die Mobilität wird sich verändern. Aber das Auto wird es immer geben.

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