Credit Suisse (D)

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Mittwoch, 20. Februar 2019

Verlagsbeilage

Tag der Unternehmer Ein Dankeschön an die Persönlichkeiten, die unser Land vorwärtsbringen.

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218 539

Unternehmen in der Schweiz

Lernende

7283 neue Patente im Jahr 2017

Rund

+100

Exporte im Wert von

Milliarden Franken

45%

Nachfolgeregelung innerhalb der Familie CREDIT SUISSE

233,1

neue Stellen pro Tag (netto)

CH-8021 Zürich · Telefon +41 44 258 16 98 · www.nzzcontentsolutions.ch


2  NZZ-Verlagsbeilage

Tag der Unternehmer

Mittwoch, 20. Februar 2019

Mit Mut aus der Komfortzone Der neue schweizweite «Tag der Unternehmer» rückt die Denker und Lenker hinter den Firmen in den Fokus. Andreas Gerber, Leiter des KMU-Geschäfts bei der Credit Suisse, wertet die Initiative insbesondere als «Dankeschön» an die Adresse der Unternehmer für ihre Verdienste rund um den Wohlstand im Land. mit auf die Rennstrecke geben. Das funktioniert nicht.»

FLAVIAN CAJACOB

Die Schlagzeilen in den Wirtschaftsnachrichten, sie werden von den grossen Firmennamen beherrscht. Darüber hinaus geht gerne vergessen, dass es genauso die kleinen und mittleren Unternehmen sind, die den ökonomischen Motor Schweiz am Laufen halten. Der «Tag der Unternehmer» trägt diesem Umstand Rechnung und will die Bedeutung der KMU einer breiten Bevölkerung ins Bewusstsein rufen. Die Ziele sind klar: «Wir bieten den Unternehmern eine Plattform, sich auszutauschen und zu vernetzen, zudem soll ihnen einfach einmal gedankt werden für die erbrachten Leistungen», sagt Andreas Gerber, Leiter des KMU-Geschäfts bei der Credit Suisse, die die Initiative aus der Taufe gehoben hat. Er soll fortan jeweils am 20. Februar in allen Landesteilen zelebriert werden. Die Schweiz habe den KMU schliesslich einen Grossteil ihres Wohlstands und ihrer Wohlfahrt zu verdanken. «Und darauf», betont Gerber, «kann man nicht oft ­ genug hinweisen. Dafür braucht es einen ­Brückenschlag zwischen Unternehmern und Bevölkerung.»

Kleines Land, oberste Liga Der 20. Februar als Datum ist nicht zufällig gewählt. Auf den Tag genau 200 Jahre zuvor hat am Zürcher Hirschengraben ein gewisser Johann Heinrich Alfred Escher vom Glas (1819–1882) das Licht der Welt erblickt. Escher sollte wie kein Zweiter die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz im 19. Jahrhundert prägen. Ihm und seiner Schaffenskraft zu verdanken sind Unternehmen wie die Gotthardbahn-Gesellschaft (heute SBB), die Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (heute Swiss Life) oder die Schweizerische Kreditanstalt (heute Credit Suisse). Aber auch Bildungseinrichtungen wie das Eidgenössische Polytechnikum (heute ETH Zürich) gehen auf die Initiative Eschers zurück. Für Gerber sind seine Verdienste nicht genug zu würdigen. «Vor Eschers Zeit war die Schweiz ein typisches Auswandererland, wir wurden von unseren Nachbarn als Bauern und Knechte wahrgenommen. Es war Escher, der unser Land zum Inbegriff von Industrie, Bildung und Prosperität gemacht hat.» Im Sog des Unternehmers und seiner Projekte wurde zudem der Teppich für die vielen kleinen und mittleren Betriebe gelegt. Gut 140 Jahre nach Alfred Eschers Tod sind die Zahlen zum Schweizer KMU-Markt äusserst beeindruckend: Auf einen Betrieb ab 250 Mitarbeitende oder einen Konzern ab 1000 Mitarbeitende kommen nicht weniger als 99 kleine oder mittlere Betriebe. Vom Schreiner über das Treuhandbüro bis hin zum Start-up aus dem Hightech-Bereich – in einer aktuellen

Transfers in die Zukunft

Andreas Gerber: Leiter des KMU-Geschäfts bei der Credit Suisse und Präsident des Swiss Venture Club (SVC).

Erhebung machen die Ökonomen der Credit Suisse schweizweit fast 600 000 KMU aus (siehe Infografik auf den Seiten 4/5). Die Mehrheit von ihnen befindet sich nach wie vor in Familienbesitz oder wird vom Inhaber geführt. «Wir sind zwar ein kleines Land», bemerkt Gerber dazu, «gleichzeitig spielen wir in der obersten Liga, wenn es um Qualität, Service, Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit geht.»

Oft eingeengter Spielraum Experte Andreas Gerber beobachtet, begleitet und berät die KMU-Szene seit gut 30 Jahren. Ob nun als Leiter des KMUGeschäftes bei der Credit Suisse oder in seiner präsidialen Funktion beim Swiss Venture Club (SVC): Der 50-Jährige weiss ganz genau, wo der Branche der

Schuh drückt – und er scheut sich nicht vor deutlichen Worten, wenn es um die Einschätzung der Situation geht, in der sich viele kleine und mittlere Firmen derzeit befinden. «Was die Wettbewerbsfähigkeit anbelangt, so bringen wir es doch tatsächlich fertig, den einst äusserst unternehmerfreundlichen Spielraum in der Schweiz mehr und mehr einzuengen. Das ist eine Katastrophe.» Mit seinem Verdikt spielt Gerber auf die hohe Regulierungsdichte an, gleichfalls auf bürokratische Hürden, die es den Familien- oder Traditionsbetrieben teilweise nahezu verunmöglichen, gegen die Konkurrenz im In- und Ausland zu bestehen. «Vieles wird bei Gesetzen und Verordnungen über ein und dieselbe Kante gebrochen, egal, ob da ein international tätiger Vermögensverwalter steht oder der lokal verankerte

MICHELE LIMINA

Schreinermeister.» Im Compliance-Bereich oder bei Steuerthemen sei bestimmt nichts gegen klare Regulative einzuwenden. «Aber da die Schweiz eben auch ein teures Land ist, brauchen wir unbedingt Rahmenbedingungen, die Flexibilität zulassen, Sicherheit garantieren, Berechenbarkeit und Einfachheit ermöglichen.» Viele Kleinunternehmer würden sich zusehends überfordert fühlen mit der stetig wachsenden Zahl gesetzlicher Vorgaben. «Sie haben nicht das Gefühl, dass Politik und Behörden ihnen auf Augenhöhe begegnen», schüttelt Gerber den Kopf und führt ein Beispiel an: «Man kann von den Firmen nicht verlangen, sie sollen ihre Fabrikationskapazitäten im Inland ausbauen und ihnen dann in Form von langwierigen und komplizierten Baubewilligungsverfahren einen Rückstand

Bank für Unternehmer

Swiss Venture Club

Als führende Bank für Unternehmer ist die Credit Suisse Ansprechpartnerin über alle Phasen der unternehmerischen Tätigkeit hinweg – etwa bei Firmengründungen, Fragen zur Finanzierung, dem Zahlungsverkehr, dem Cash Management, internationalen Geschäften, aber auch hinsichtlich Digitalisierung, Nachfolgeregelung oder Branchenlösungen.

Der KMU-Verein Swiss Venture Club (SVC) stellt sich seit 18 Jahren in den Dienst kleiner und mittlerer Unternehmen und ist heute mit über 3000 Mitgliedern aus allen Branchen und Regionen eines der grössten und wichtigsten Netzwerke für Unternehmerinnen und Unternehmer der Schweiz. Dafür bringt er innovative Persönlichkeiten aus Wirt-

Gleichzeitig unterstützt die Credit Suisse Unternehmer beim Aufbau und Erhalt ihres Privatvermögens, abgestimmt auf unternehmerische Pläne und steuerliche Aspekte. Mit dieser breiten Dienstleistungspalette werden Unternehmer und ihre Firmen – ob Start-up, KMU oder Grosskonzern – umfassend beraten. credit-suisse.com/unternehmer

Inhalt

Der «Tag der Unternehmer» soll zudem zum Reflektieren über die Konkurrenzfähigkeit anregen. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Regulierungsdichte oder aber auch mit den innerbetrieblichen Nachfolgeregelungen sind Stichworte dazu. Daneben kommt dem Austausch und der Pflege des Netzwerks grösste Bedeutung zu. «Wir wollen den Dialog fördern – und das in positiver Hinsicht, also bewusst lösungsorientiert», erklärt Gerber, der sich äusserst beeindruckt zeigt von der Vielzahl erfolgreicher KMU im Lande. «Nach wie vor ist in der Schweiz sehr viel möglich, das zeigen all die innovativen Unternehmen nicht nur aus der Start-up-Szene, sondern gerade aus den traditionellen Geschäftsbereichen.» Stichworte wie Digitalisierung und Demografie geben die Richtung vor. Ein Indiz hierfür sieht der Banker nicht zuletzt in den Geschehnissen der vergangenen Jahre. Namentlich die Eurokrise habe gezeigt, dass Schweizer KMU agil, widerstandsfähig und letztlich in der Lage seien, sich rasch und nachhaltig auf eine neue Situation einzustellen. «Familien- oder inhabergeführte Unternehmen weisen häufig Strukturen auf, die es ihnen erlauben, effektiv und effizient auf die Entwicklungen im In- und Ausland zu reagieren. Das ist sicherlich einer der grossen Vorteile von KMU.» Mit Blick auf die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Schweiz warnt Gerber gleichzeitig davor, sich selbstgefällig zurückzulehnen. 150 Jahre ohne allzu grosse Krisen hätten hier und dort die Überzeugung zementiert, wonach es «scho guet» komme. Wer so denke, wiege sich in falscher Sicherheit, denn die Welt drehe sich schneller, als vielen in unserem Land bewusst sei. «Wir dürfen nicht bequem werden», mahnt Gerber. Wer erfolgreich und innovativ bleiben wolle oder den Erfolg suche, der müsse raus aus der Komfortzone, besser heute als morgen. Das motiviert, selbstbewusst und mit dem unternehmerischen Charakterzug par excellence: «Mit Mut, viel Mut!»

schaft, Wissenschaft, Politik, Medien sowie Kultur zusammen und ermöglicht ihnen das Knüpfen wertvoller Kontakte. Darüber hinaus schafft der Swiss Venture Club mit der Verleihung des regionalen Unternehmerpreises «Prix SVC» öffentliche Aufmerksamkeit für deren Leistungen. www.swiss-venture-club.ch

Impressum

UNTERNEHMERLAND

ERFOLGSGESCHICHTE

JUNGUNTERNEHMEN

TRADITIONSBETRIEB

20 Fakten zum Wirtschaftsstandort Schweiz – die Infografik.

Climeworks ist in nur einer Dekade nachhaltig gewachsen.

Wo sich Start-ups Beratung und Risiko­ kapital holen können.

PB Swiss Tools richtet den Blick seit 141 Jahren vorwärts.

Seite 4

Seite 6

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Seite 7

«Tag der Unternehmer» ist eine Verlagsbeilage der NZZ-Mediengruppe. Inhalt realisiert durch NZZ Content Solutions in Kooperation mit Credit Suisse (Schweiz) AG.

Projektmanagement: Norman Bandi, Leiter NZZ Content Solutions, c/o Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich. www.nzzcontentsolutions.ch


Tag der Unternehmer

Mittwoch, 20. Februar 2019

NZZ-Verlagsbeilage

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«Man muss den Spielraum für die Unternehmer maximal halten» Ob als Wirtschaftskapitän oder als Wirtschaftsminister: Das Plädoyer von alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann galt stets dem freien Unternehmertum. Den ersten schweizweiten «Tag der Unternehmer» erachtet JSA als willkommene Gelegenheit zum Dialog. Herr alt Bundesrat, am 1. Januar dieses Jahres sind Sie offiziell in den Ruhestand getreten. Wie muss man sich diesen Umstand bei einem Wirtschaftsminister und Unternehmer vorstellen? Wenn Ruhestand bedeutet, darauf zu warten, dass der Tag zu Ende geht, dann ist das sicher nicht meine Sache. Ich sehe und erlebe meine momentane Situation weniger als Ruhestand, schon eher als «beruhigten Zustand» und betätige mich bereits wieder ein bisschen in den eigenen Firmen. Weitere Engagements werden folgen.

Die Rolle der Politik in diesem Kontext? Politisch motivierte Eingriffe sind vielleicht als Hilfestellungen gut gemeint, bringen in der Regel aber nichts. Flächendeckende Mindestlöhne, rigider Kündigungsschutz – das kann nicht funktionieren. Wenn tatsächlich einmal für Arbeitnehmer über 50 Jahre eine längere Kündigungsfrist gilt, dann müssen Sie

«Ich bin tief beeindruckt von dem, was in KMUs geleistet wird.»

Sie verzichten freiwillig auf das bundesrätliche Ruhegehalt in der Höhe von jährlich 220 000 Franken. Was soll mit dem Geld passieren? Ich bin privilegiert und brauche dieses Geld zum Glück nicht. Momentan bin ich daran, zu prüfen, wie das Geld gemeinnützig eingesetzt werden kann.

sich nicht wundern, wenn anschliessend bei den 49-Jährigen eine Kündigungswelle einsetzt. Aber man kann natürlich ganz schön Aufmerksamkeit erzeugen mit einem solchen Vorschlag oder gar Wahlen gewinnen.

Sie waren während acht Jahren Wirtschaftsminister, davor gut 30 Jahre Unternehmer. In welcher Funktion hat man weniger Freunde? Das ist eine schwierige Frage. Auf jener Stufe, auf der ich Politik gemacht habe, ist man immer Teil eines Gremiums: Geschäfte werden von vorberatenden Ämtern, vom Parlament oder vom Gesamtbundesrat aufgegleist und abgesegnet. Da geschieht es selten, dass jemand mit dem Finger auf Sie zeigt und Sie ­persönlich für einen Entscheid verantwortlich macht. Mit ganz wenigen Ausnahmen hat die Ammann Group mein Engagement als Bundesrat denn auch nicht zu spüren bekommen. Aber sie hat es zu spüren bekommen. Wie gesagt: Mit ganz wenigen Ausnahmen. Meinem Sohn, der das Unternehmen seit sieben Jahren führt, wurde einmal unverhohlen kommuniziert, dass das Verhalten des Vaters sich durchaus auf die Geschäftsbeziehung auswirken könne. Was tut man da? Ich bin sicher, dass mein Sohn die Situation gut gelöst hat. Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn der «Gewerbler» draussen in der Gemeinde sich nicht politisch in einem Gremium einbringt. Die Gefahr, dass auf einen umstrittenen Entscheid sofort eine Retourkutsche folgt und sich langjährige Partner, Kunden oder eben auch Freunde von einem abwenden, ist latent vorhanden. Sie warnen Unternehmer also davor, in die Politik einzusteigen? Natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Man muss sich aber der Konsequenzen bewusst sein und sich darauf einstellen. Aber wer in unserem Land mitgestalten will, der darf nicht abseitsstehen, sondern muss seine Meinung einbringen. Gerade wenn es um die Rahmenbedingungen in der Wirtschaft geht, sind die Erfahrung und das Engagement seitens KMUs, Familien- und Traditionsunternehmen äusserst gefragt. Wieso sind Sie seinerzeit eigentlich in die Politik gegangen? Genau aus diesem Grund: Ich wollte mitgestalten. Auslöser war ein Bauprojekt im Glarnerland, an dem unser Unternehmen beteiligt war. Eine einzelne Person brachte es fertig, dieses Vorhaben über Jahre hinweg zu blockieren. Und das einzig und allein aufgrund ihrer politischen Gesinnung. Da sagte ich eines Tages zu mir: Das kann doch nicht sein, dass ein Einzelner einem Tal seinen Willen aufzwingt und den wirtschaftlichen Fortschritt abklemmt – ich will mithelfen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Gesamtgesellschaft profitiert. Einer, der sich als Wirtschaftskapitän auch aktiv in die Politik eingebracht hat,

Johann Schneider-Ammann: bis vor kurzem Bundesrat und Wirtschaftsminister,­ GORAN BASIC / NZZ heute im unternehmerischen Unruhestand.

ist Alfred Escher, dessen Geburtstag sich am 20. Februar zum 200. Mal jährt. Was können wir heute von ihm lernen? Escher war ein Unternehmer mit einer unglaublichen Schaffenskraft, der die Herausforderungen nicht nur gesehen und benannt, sondern sie auch angenommen und bewältigt hat. Mit seinen Visionen und immensen Bedürfnissen hat er grosse Risiken geschaffen, die rasch abgedeckt werden mussten. Bloss konnte

«Wer mitgestalten will, muss seine Meinung einbringen.» damals kein Finanzinstitut diese Risiken eingehen. Also gründete Escher gleich selber eine Bank, oder er bildete die Fachleute für seine Vorhaben am von ihm installierten Polytechnikum aus. Man muss schon sehen: Die Industrialisierung stand damals in ihrer vollen Blüte, es war eine Pionierzeit, nicht vergleichbar mit heute. Eine Karriere wie diejenige von Alfred Escher ist heutzutage also nicht mehr möglich? Auf diese Art sicherlich nicht, nein. In den letzten Jahrzehnten bin ich lediglich einem Unternehmer begegnet, den man vielleicht in eine Linie mit Escher stellen könnte: den 2010 verstorbenen SwatchPatron Nicolas Hayek. In meiner Zeit als Verwaltungsrat seines Uhrenkonzerns erlebte ich wiederholte Male, wie

Wie schätzen Sie gegenwärtig die weltweite Reputation der Schweiz als Werkplatz ein? Eigenverantwortung, Unabhängigkeit, Präzision, Qualität, Verlässlichkeit – das zählt auch heute noch und dessen ist sich die Welt bewusst. Darum werden wir beneidet. Oder unser duales Bildungssystem: Wie oft wurde mir als Wirtschafts- und Bildungsminister von Kollegen aus dem Ausland beschieden, die Schweiz würde gut daran tun, mehr Akademiker auszubilden und weniger Berufsleute. Heute kommen die gleichen Leute zu uns, um sich ein Bild von unserem System zu machen, weil sie gemerkt haben, dass der duale Weg vielleicht doch nicht der falsche ist.

Hayek fuchsteufelswild wurde, wenn ihm jemand beschied, dass er dies oder jenes aus technischen Gründen nicht wie von ihm angedacht realisieren könne. In solchen Momenten pflegte er jeweils zu poltern, er könne alles bewegen, mit zwei Ausnahmen – die Steuern und den Tod. Und wehe, jemand widersprach ihm in seinem Urteil! So hat Hayek sehr viel bewegt.

Wie können wir dieses Ansehen bewahren? Solange das Schweizer Volk an der Urne entscheidet, es wolle keine zusätzliche Ferienwoche, solange es sagt, es wolle keine generellen Mindestlöhne, solange funktioniert die Schweiz als Volkswirtschaft prächtig. Sie hören das nicht zum ersten Mal von mir, aber ich finde tatsächlich, dass die Schweiz ein «petit paradis» ist. Sie bleibt aber nur ein kleines Paradies, wenn man bereit ist, zu schuften, und den Vorsprung nutzt, den wir haben.

Eine charismatische, kompromisslose Haltung, die Sie sich auch von anderen Unternehmern wünschen würden? Wie gesagt, Hayek war eine Ausnahmeerscheinung, ein Extrembeispiel, wenn Sie so wollen. Wenn ich die KMUs im Lande anschaue, so bin ich tief beeindruckt von dem, was da Tag für Tag geleistet wird. Und das steht ja in direktem Zusammenhang mit der Person, die das Unternehmen führt. Wie gut wir mit diesen vielen Familien- und Traditionsunternehmen durch die Krisen der letzten Jahre gekommen sind, das imponiert mir ungemein.

Inwiefern machen für Sie Initiativen wie der nationale «Tag der Unternehmer» Sinn – machen sie überhaupt Sinn? Natürlich. Möglichkeiten zum Dialog sind immer wichtig. Zudem wird die Brücke geschlagen von der Wirtschaft, dem Unternehmertum, hin zur Bevölkerung. Darüber hinaus kann man solche Initiativen gezielt als Plattform nutzen, um den jungen Unternehmerinnen und Unternehmern im Land Mut zu machen. Denn nebst einer überzeugenden Idee und dem richtigen Finanzierungspaket gehört zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell immer auch sehr viel Mut.

Weshalb ist dies in dieser Art gelungen? Weil wir uns nicht ins Bockshorn haben jagen lassen und einfach mir nichts, dir nichts alle geltenden Regeln über Bord geworfen haben. Man hat sich in den schwierigen Zeiten gegenseitig Mut ­gemacht, blieb innovativ. Man hat sich geholfen, rasch, unbürokratisch. Und dank der Tatsache, dass wir das Arbeitsgesetz offenhalten konnten, sind wir heute besser dran als all unsere Nachbarn. Für Escher, für Hayek und für den Wirtschaftsminister Schneider-Ammann war ein Punkt stets von zentraler Bedeutung: Man muss den Spielraum für die Unternehmer maximal halten. Nur so können sie in die Zukunft investieren, nur so können sie frei entscheiden.

Auch das Loslassen braucht Mut. Sie haben die Geschicke Ihrer Unternehmen nach Ihrer Wahl in den Bundesrat sukzessive in die Hände Ihrer Kinder übergeben. Ein schmerzhafter Prozess? Soll ich ehrlich sein? Wir bitten darum .. . Ich bewundere meine Kinder. Und ich habe mich in den letzten acht Jahren etliche Male gefragt, weshalb mein Sohn und meine Tochter in die Fussstapfen ihres Vaters getreten sind. Natürlich, sie haben dies im Wissen getan, dass unser Familienunternehmen finanziell unabhängig ist. Aber sie erlebten mich in der Vergangenheit schon mal auch in Momenten des Hinterfragens, des Zweifelns, viel-

leicht auch des Verzweifelns. Meine Frau sagt gerne: «Hannes, Du hast den Kindern immer gezeigt, dass es geht.» Und ich antworte jeweils: Ja, und mir zeigte einst mein Schwiegervater, dass es geht. Eine Generation hat der anderen vorgelebt, was es heisst, Unternehmer zu sein. Kürzlich konnte man lesen, Sie würden sich inskünftig sogar als Schreiner versuchen. Was ist dran an der Geschichte? Mein Berufsleben lang habe ich mit Metall gearbeitet – dabei ist mir Holz eigentlich viel näher und sympathischer. Als Jugendlicher wollte ich sogar Bergführer und Zimmermann werden. Deshalb nun die Idee mit der Schreinerei: Ich stehe in Kontakt mit verschiedenen Betrieben und sehe mich allenfalls in der Rolle des Mitbesitzers mit finanzieller Verpflichtung, aber auch als aktiven Mitarbeiter. Wenn die Chemie stimmt zwischen einem Betrieb und mir, dann steige ich sofort ein. Haben Sie schon eine Idee, was Ihr «Gesellenstück» sein könnte? Das lasse ich vorerst noch offen. Aber ich habe zu Hause eine kleine Werkstatt, da schleife und hoble ich immer mal wieder, in den letzten acht Jahren allerdings sehr selten. Ein absoluter Anfänger auf dem Gebiet der Holzverarbeitung bin ich also nicht. Jetzt, da ich nicht mehr so oft dahinterstehe, könnte ich mich vielleicht an die Fertigung eines Rednerpultes wagen (lacht)!

Interview: Flavian Cajacob

Fünf Stichworte Berufsbildung

«Die klassische Berufslehre muss weiter aufgewertet, ihr Prestige in der breiten Bevölkerung gefördert werden. Wir sollten den Lehrerinnen und Lehrern An­ erkennung schenken, wenn sie guten Schülern den Weg nicht nur an die Hochschulen, sondern auch in die Berufslehre ebnen. Dank unserem System ist danach noch immer alles möglich.» Forschung & Entwicklung

«Das A und O einer funktionierenden Wirtschaft. Die Schweiz befindet sich diesbezüglich in einer hervorragenden Ausgangslage. Wenn es mit der Bildung, der Forschung und der Innovation funktioniert, funktioniert der Rest auch.» Digitalisierung

«Ein technologischer Zeitsprung. Entweder man beschäftigt sich mit der neuen Welt – oder man ist nicht dabei. Dann bekommt man ein riesiges Problem. Ich sehe die Digitalisierung mehr als Chance denn als Gefahr.» Freihandelsabkommen

«Als exportorientierte Volkswirtschaft sind wir zwingend darauf angewiesen. Der bilaterale Weg ist der effektivste. Die Schweiz verfolgt diesbezüglich die richtige Politik. Freihandelsabkommen sind eine Chance, für unsere Unternehmen und die ganze Schweiz.» SwissEF.ch

«Die Swiss Entrepreneurs Foundation, die ich als Schirmherr mitlanciert habe, fördert das Schweizer Innovations-Ökosystem mit verbesserten Rahmenbedingungen für die Kommerzialisierung innovativer Technologien. Der gemeinsam von Stiftung, Credit Suisse, UBS und Mobiliar lancierte Swiss Entrepreneurs Fund investiert Risikokapital in Startups und KMU. Was im Silicon Valley möglich ist, soll auch in der Schweiz möglich sein: Wir wollen die Unternehmen und die Jobs hier halten.» https://swissef.ch


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Tag der Unternehmer

NZZ-Verlagsbeilage

20 Fakten zum Unternehmerland Schweiz

1. Wirtschaftsstandorte im Vergleich

2. Platz Der Wirtschaftsstandort Schweiz bietet Unternehmen im internationalen Vergleich hervorragende Rahmenbedingungen: Im Global Entrepreneurship and Development Index (GEDI) 2018 belegt die Schweiz den zweiten Platz. Rang

Land

GEDI

1.

USA

83.6

2.

Schweiz

80.4

3.

Kanada

79.2

4.

Grossbritannien

77.8

5.

Australien

75.5

6.

Dänemark

74.3

7.

Island

74.2

8.

Irland

73.7

9.

Schweden

73.1

10.

Frankreich

68.5

Mittwoch, 20. Februar 2019

Internationalen Rankings zufolge zählt die Schweiz zu den konkurrenzfähigsten Ländern der Welt. Doch der Wettbewerb ist hart. Gefragt sind Unternehmergeist, Innovationsbereitschaft und Qualitätsprodukte. In der Übersicht präsentieren wir interessante Zahlen und Grafiken zum Wirtschaftsstandort Schweiz.

Quelle: Global Entrepreneurship and Development Index (GEDI) 2018

5. Firmengründungen

6. Industrie- und Gewerbeflächen

7. «Überlebensrate» neuer Unternehmen

43174

8%

83%

2018 wurden 43 174 Unternehmen neu ins Handelsregister eingetragen, am meisten in den Branchen Unternehmensdienstleistungen (B2B), Unternehmens- und Steuerberatung, Handwerk, Einzelhandel und Gastgewerbe.

der Siedlungsflächen in der Schweiz entfallen auf Industrie- und Gewerbeflächen.

Die durchschnittliche Überlebensrate der neuen Firmen in der Schweiz liegt ein Jahr nach der Gründung bei 83%. So waren 32 820 Unternehmen, die 2015 «ex nihilo» gegründet wurden, auch 2016 noch aktiv. Besonders hoch ist die Überlebensrate in der Branche «Gesundheitsund Sozialwesen».

Quelle: Schweizerisches Handelsamtsblatt SHAB; IFJ Institut für Jungunternehmen AG

35,3%

100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

Mehr als ein Drittel der Firmen werden von Frauen gegründet, 54,9% von Männern und 9,7% von Männern und Frauen gemeinsam. Quelle: BFS, Statistik der Unternehmensdemografie (2016)

8% 49% 6% 31% 6%

Neugründungen 2013

Neugründungen 2014

8. Familienbetriebe

9. Unternehmerinnen

10. Frauen in Führungspositionen

75%

37,3%

35,4%

Von den rund 585 000 Schweizer KMU sind drei Viertel Familienunternehmen, also vollständig im Besitz der Gründerfamilie.

Frauen sind in der Kategorie der Selbstständigen (einschliesslich der im eigenen Unternehmen angestellten Personen) weiterhin unterrepräsentiert, aber ihr Anteil steigt. Im zweiten Quartal 2018 belief sich der Frauenanteil im Kreis der Unternehmenden auf 37,3%.

Der Anteil der Frauen in Führungspositionen lag 2017 bei 35,4%. Zehn Jahre zuvor waren es 32,8%. 1996 betrug der Anteil erst 29,4%.

Quelle: Credit Suisse

Quelle: BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE), 2. Quartal 2018

16. Patentanmeldungen

17. Export

18. Pendler

7283

233146 000 000

4 000 000

Das Europäische Patentamt verzeichnete 2017 insgesamt 7283 Patentanmeldungen aus der Schweiz – eine neue Höchstmarke. Mit 884 Anmeldungen pro eine Million Einwohner liegt die Schweiz im Pro-Kopf-Ranking europaweit vorne.

Die Schweizer Wirtschaft exportierte im Jahr 2018 Waren im Wert von 233,146 Milliarden Franken (nominal) – ein neuer Rekord. Die Importe zogen ebenfalls an, auf 201,8 Milliarden Franken.

9 von 10 Erwerbstätigen in der Schweiz sind Pendlerinnen bzw. Pendler, was rund 4 Millionen Menschen entspricht. (Stand 2017)

8000

7283

7241

6910

6742

6000

7116

+0,6% 7000

5000

Papier/Grafische Erzeugnisse 0,7% Kunststoffe 1,5% Andere 2,9% Textilien/Bekleidung 2,1% Fahrzeuge 2,2% Nahrungsmittel 3,9% Bijouteriewaren 5,0%

4000

Chemischpharmazeutische Produkte 44,8

Metalle 6,2%

3000

Präzisionsinstrumente 7,2%

2000

Uhren 9,1%

1000 0

Exporte nach Warengruppen

2013

2014

2015

2016

Maschinen und Elektronik 14,4%

2017

Quelle: IGE; Europäisches Patentamt (2018)

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung (EZV), 2019

52% Etwas mehr als die Hälfte der Pendelnden benutzte 2017 das Auto für den Arbeitsweg, 31% benutzten den öffentlichen Verkehr und 15% gingen zu Fuss zur Arbeit oder fuhren mit dem Velo.

15 Pro Arbeitsweg (ein Hinweg) legten die Pendlerinnen und Pendler 2017 rund 15 Kilometer zurück und benötigten dafür 31 Minuten.

2017

2016

2014

2015

2013

2009

2010*

2007

2008

2006

2005

2004

2002

2003

2001

25%

1999

* Die Daten 2010 werden nicht veröffentlicht, weil die Umformulierung der Frage nach der Stellung im Beruf erst nach dem ersten Quartal 2011 gültig war.

2000

30%

37,3% Unternehmerinnen

62,7% Unternehmer

35%

1997

Die Aktien von Schweizer Familienunternehmen schneiden besser ab als jene von Firmen, die nicht in Familienbesitz sind. Eine Studie der Credit Suisse zeigt, dass Unternehmen, die mehrheitlich in Familienbesitz sind, in den vergangenen zehn Jahren rund 8 Prozent mehr Rendite im Jahr erzielten.

Frauen in Unternehmensleitungen oder mit Vorgesetztenfunktion Frauen in Unternehmensleitungen Frauen mit Vorgesetztenfunktion

1998

8%

40%

1996

Quelle: Credit Suisse Succession Survey 2016

Neugründungen 2015

Quelle: BFS, Unternehmensdemografie UDEMO

Quelle: BFS, Arealstatistik Schweiz (AREA)

2011

Gebäudeareale Besondere Siedlungsflächen Verkehrsflächen Erholungs- und Grünanlagen

2012

Industrie und Gewerbe

Quelle: BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) 2018

Anzahl Arbeitspendler/innen (Summe beider Richtungen) 12 236 10 000 5 000 2 500 1 000 500 150

Anzahl Zupendler/innen in die Gemeinde 222 963 100 000 50 000 10 000 1000

1

ohne Grenzgängerinnen und Grenzgänger

1


Tag der Unternehmer

Mittwoch, 20. Februar 2019

2. Geschäftsklima

38. Rang

Platzierung der Schweiz im Vergleich von 190 Ländern

Im Weltbank-Index «Ease of Doing Business» 2019 zum G ­ eschäftsklima für U ­ nternehmen belegt die Schweiz im interna­tionalen Vergleich Rang 38. Sie hat damit gegenüber dem Vorjahr fünf Plätze eingebüsst. Das Ranking wird angeführt von Neuseeland und Singapur.

Allgemeines Ranking Rang 38

Effizienz von Insolvenzverfahren Rang 46

20

Gründung eines Unternehmens Rang 77

40

Ausführung von Verträgen Rang 55

Erhalt einer Baubewilligung Rang 69

60

NZZ-Verlagsbeilage

3.  Gesamtanzahl Unternehmen

4.  Anzahl Arbeitsplätze

601755

4 400 000

Unternehmen gab es 2016 in der Schweiz, über zwei Drittel davon stammten aus dem tertiären Sektor (Dienstleistungen), etwa 15% aus dem Sekundär- (Industrie, Kunst und Gewerbe) und nur 9% entfielen auf den Primärsektor (Land-, Forstwirtschaft und Fischerei).

99,7% aller marktwirtschaftlichen Unternehmen in der Schweiz zählen weniger als 250 Beschäftigte (KMU). Sie stellen dabei rund zwei Drittel der insgesamt rund 4,4 Millionen Arbeitsplätze in der Schweiz.

80

Anschluss an das Stromnetz Rang 11

Abwicklung der Steuern Rang 20 Schutz von Investoren Rang 110

Gewährung von Krediten Rang 73

312 509

> 1000 Beschäftigte (19,09%)

842 727

456 868

2 990 710

Tertiärsektor (75,9%)

1–249 Beschäftigte (67,75%) Quelle: BFS, Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) 2018, provisorische Zahlen für 2016

Quelle: Doing Business 2019, Weltbank

500–999 Beschäftigte (6,08%)

268 365

Sekundärsektor (15,1%)

90 934

Eintragung von Eigentum Rang 16

250–499 Beschäftigte (7,08%)

Primärsektor (9,0%)

53 953

100

Grenzüberschreitender Handel Rang 39

5

Quelle: BFS, Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) 2018, provisorische Zahlen für 2016

11.  Arbeitszeit pro Woche

12. Lehrstellen

14.  Kosten pro Arbeitsstunde

15. Bruttoinlandprodukt

42,6

218 539

60,05

668 572 000 000

2017 wurde gemäss EU28/EFTA-Länder­ vergleich in Island mit 42,9 Stunden am längsten gearbeitet pro Woche, gefolgt von der Schweiz (42,6), Grossbritannien (40,7) und Rumänien (40,6). In Deutschland lag die wöchentliche Arbeitszeit bei 40 Stunden. Am Schluss der Rangliste lagen Finnland (37,8) und Frankreich (37,6).

2017 wurden in der Statistik der beruflichen Grundbildung 218 539 Lehrverhältnisse registriert. Damit ist etwa jeder 23. Beschäftigte in der Schweiz ein Lernender bzw. eine Lernende. Den höchsten Anteil erreichten mit über 90% die Beruflichen Grundbildungen mit EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis).

Eine Arbeitsstunde in der Schweiz kostete 2016 durchschnittlich 60,05 Franken in Unternehmen des sekundären und tertiären Sektors.

Das Bruttoinlandprodukt der Schweiz betrug 2017 insgesamt 668,572 Milliarden Franken. Die Agrarwirtschaft trug rund 0,7% zur Brutto­ wertschöpfung bei, die Industrie 25,5% und der Dienstleistungssektor 73,8%.

Ausbildungstyp Island

42,9 Std.

Schweiz

42,6 Std.

Grossbritannien

40,7 Std.

Rumänien

40,6 Std.

Deutschland

40,0 Std.

EU28-Durchschnitt Finnland

37,8 Std.

Frankreich

37,6 Std. 0

10

20

30

50

45,0

2017 wurden in der Schweiz insgesamt 7,861 Milliarden Arbeitsstunden geleistet. Quelle: BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung und abgeleitete Statistiken: Arbeitszeit

Baugewerbe

2005

2010

2015

2017

225 530

221 435

218 539

53,0

Kunst / Unterhaltung / Erholung

Männer

119 970

131 086

128 918

128 343

53,2

Handel / Auto-Reparaturen

Frauen

80 196

94 444

92 517

90 196

53,6

Sonstige Dienstleistungen

178 333

200 162

208 159

205 013

53,8

Wasser / Recycling

10 068

12 611

55,7

Verkehr / Logistik

> Berufliche Grund­ bildung mit EBA

1 604

8 457

12 946

13 466

56,1

Gesundheits- / Sozialwesen

> Anlehre

4 686

2 020

234

56,7

Durchschnitt 2. Sektor (Produktion)

> Nicht BBG-reglementierte BGB

5 475

2 280

96

60

58,4

Gewerbe / Warenherstellung

Quelle: BFS, Statistik der beruflichen Grundbildung (SBG-SFPI)

58,6

Bergbau

60,1

Durchschnitt 2. + 3. Sektor

60,6

Immobilien

61,3

Durchschnitt 3. Sektor (Dienstleistungen)

Stand: Mai 2018

71,1

Öffentl. Verwaltung

13.  Neue Stellen pro Tag

71,9

Erziehung / Unterricht

+100

72,4

Energieversorgung

73,5

Freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleistungen

Der Schweizer Arbeitsmarkt ist von einer hohen Dynamik geprägt: Jeden Tag werden hierzulande durchschnittlich etwa 1350 Stellen geschaffen, davon 37% durch neue Unternehmen. Gleichzeitig gehen rund 1250 Jobs verloren. Im Schnitt kommen somit täglich rund 100 Stellen (netto) hinzu.

78,0

10

20

30

40

Quelle: Economiesuisse (2017)

3,1 3,0 2,9 2,8 2,7 2,6 2,5 2,4 2,3 2,2 2,1 2,0 1,9 1,8 1,7 1,6 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 –0,1 –0,2 –0,3 –0,4 –0,5

2010

50

70

80

90

2013

2014

2015

2016

2017

Grundstücks- und Wohnungswesen, Erbringung von wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Sonstige Dienstleistungen Gütersteuern minus Gütersubventionen

100

BIP, Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

Quelle: BFS, Strukturelle Arbeitskostenstatistik (2018)

Quelle: BFS, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (2018)

19. Energieverbrauch

20. Firmennachfolge

296 310

73 786

45%

Der Gesamtenergieverbrauch des Dienstleistungssektors lag 2017 bei 139 230 Terajoule (TJ), jener des Industriesektors bei 157 080 TJ. Zusammen ­ergibt dies einen Verbrauch von 296 310 TJ. 1 Terajoule entspricht 277 778 Kilowattstunden.

Gemäss einer Analyse von Bisnode D&B müssen 73 786 Schweizer Unternehmen in den nächsten Jahren ihre Nachfolge regeln. Betroffen sind rund eine halbe Million Arbeitsplätze. 13,4% der Firmen haben ein Nachfolgeproblem, insbesonders kleine Betriebe bis neun Mitarbeitende.

Rund 45% der Unternehmen werden im Kreis der Familie übertragen («Family buy-out»), 30% an Mitarbeitende, die nicht zur Familie gehören («Management buy-out») und 25% an eine firmenexterne Person («Management buy-in»).

Mitarbeitende

2016

41%

2013

40% 41%

Statistische Differenz inkl. Landwirtschaft 1,0%

Haushalte 27,8%

Verkehr 36,3%

Analysierte Unternehmen

1 bis 9 10 bis 49 50 bis 249

501 800   41 011   6 591

Unternehmen mit offener Nachfolge 68 026   5 306    454

Total

549 402

73 786

Prozentualer Anteil

13,4

13,6 12,9  6,9

Quelle: Bisnode D&B, Nachfolge-Studie KMU Schweiz 2018

Dienstleistungen 16,4%

Industrie 18,5%

Family buy-out (FBO)

Management buy-in (MBI) 25% 25% 27% 2013 Management buy-out (MBO) 17% 2016 2013 Unbekannt 2016

Unbekannte Übergabepläne Realität

23%

n.a.

40%

30%

21% 19%

26%

0% 0

Quelle: BFE, Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2017

45%

2016

2013

Quelle: BFS, Pendlermobilität (2019)

2012

Verarbeitendes Gewerbe / Herstellung von Waren, Bergbau, sonstige Industrie Baugewerbe / Bau Handel, Verkehr, Gastgewerbe und Beherbergung Information und Kommunikation Öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen

Finanzen / Versicherungen 60

2011

Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

IT / Kommunikation

92,1 0

Beiträge zum BIP-Wachstum in Prozentpunkten des BIP (absolut), zu Vorjahrespreisen

51,7

Quellen: BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung und abgeleitete Statistiken: Arbeitszeit; Eurostat (2018)

7 861 000 000

Sonstige wirtschaftl. Dienstleistungen

200 166

> Handelsmittelschulen

40

Gastgewerbe / Hotellerie

Total

> B erufliche Grund­ bildung mit EFZ

39,4 Std.

36,7

10

20

30

40

50

Quelle: Credit Suisse, Studie «Unternehmensnachfolge in der Praxis» (Juni 2016)


6  NZZ-Verlagsbeilage

Tag der Unternehmer

Mittwoch, 20. Februar 2019

Die Klimaflüsterer Sie filtern CO2 aus der Luft, handeln es klimaneutral oder pumpen es in den Boden, wo es keinen Ökoschaden mehr anrichtet. Die beiden Gründer Christoph Gebald und Jan Wurzbacher kämpfen mit ihrer Firma Climeworks seit zehn Jahren gegen die Erderwärmung. ROBERT WILDI

Am Anfang stand der Traum vom Unternehmertum. Schon zu Schulzeiten trieb beide Gründer die Idee um, einmal eine eigene Firma zu haben. Als sich Christoph Gebald und Jan Wurzbacher am ersten Tag ihres ETH-Studiums trafen, funkte es ideell sofort. Der schnelle gemeinsame Nenner im Smalltalk: Einmal selbständig etwas auf die Beine stellen. «Das können wir ja gleich zusammen angehen», scherzten die Maschinenbaustudenten. Das war 2003.

Professorale Idee aufgeschnappt Fünf Studienjahre später hatten die beiden sowohl ihre Freundschaft als auch die feste Absicht, ins Unternehmerleben einzusteigen, erheblich vertieft. «Noch vor dem Studienabschluss wurde uns klar, dass die Zeit für Taten jetzt gekommen ist», erinnert sich Wurzbacher. Die Idee lag bereits vor. ETH-Professor Aldo Steinfeld vom Institut für erneuerbare Energieträger arbeitete damals an Ver-

Die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind das hehre Ziel.

fahren mit dem Ziel, aus Solarenergie und CO2 wieder Benzin oder andere Treibstoffe herzustellen, wofür er auch nach Verfahren suchte, um das CO2 dazu aus der Luft zu gewinnen, da nur so ein geschlossener Kreislauf entstehen würde und die produzierten Treibstoffe folglich klimaneutral sein würden. Für die zwei angehenden Jungakademiker war klar – dies war die Chance für den Aufbau ihres eigenen Unternehmens. 2009 gründeten Gebald und Wurzbacher gemeinsam das Start-up Climeworks. Geschäftsidee: eine Technologie entwickeln und auf den Markt bringen, mit der im grossen Massstab CO2 aus der Luft gefiltert und dann entweder verkauft oder aber unter dem Erdboden dauerhaft eingelagert werden kann. Zunächst als Angestellte von ETH Zürich und Empa Dübendorf konnten die Jungunternehmer dank einer Anschubfinanzierung seitens der Gebert Rüf Stiftung erste Prototypen bauen und diese konsequent verbessern. Ideelle und finanzielle Unterstützung leisteten in der Seed-Phase auch das Institut für Jungunternehmen (IFJ) sowie die Initiative Venture Kick.

CO2 verwerten oder versteinern Heute beschäftigt Climeworks bereits mehr als 60 Mitarbeitende und hat über die Jahre mit Getränkeherstellern und Gewächshäusern zwei wichtige Absatzmärkte für das aus der Luft gefilterte CO2 gewonnen sowie konsequent aufgebaut. «Diese beiden Kundensegmente beziehen das für sie wichtige CO2 von uns, was aus Sicht des Klimas einer Art Zwischen-

speicherung entspricht», erklärt Gebald. Denn sowohl aus der Getränkeflasche als auch dem Gewächshaus entweicht das CO2 nach Gebrauch letztlich wieder in die Atmosphäre. «Es handelt sich hierbei um CO2-neutrale Anwendungen, ähnlich wie bei der Herstellung von Treibstoffen aus atmosphärischem CO2.» Mittel- und längerfristig haben Gebald und Wurzbacher allerdings den Ehrgeiz, neben den neutralen noch viel stärker auf die negativen CO2-Anwendungen zu setzen. Statt eines Kreislaufs geht es dabei um aktiven Klimaschutz mittels sogenanntem Carbon Dioxide Removal. Das aus der Luft gefilterte CO2 wird nicht zwischengespeichert und wieder in die Atmosphäre geschickt, sondern unterirdisch gespeichert. «Dort verbindet es sich mit dem Gestein und wird schliesslich ein Teil davon, womit es dem Klima nie mehr schaden kann.»

Rückwirkend klimaneutral Climeworks möchte nun möglichst viele Menschen dazu animieren, ihr im Alltag selbst produziertes CO2 zu versteinern und damit sozusagen ein klimaneutrales Leben in Angriff zu nehmen. Zu diesem Zweck entwickelt das Unternehmen zurzeit eine Plattform, auf der sich Interessierte anmelden können. «Wir möchten unseren Nutzern auch die Variante ‹CO2-negativ› anbieten, indem wir auf Wunsch rückwirkend in der Vergangenheit verursachte Emissionen mittels Versteinerung wieder aus der Atmosphäre entfernen», erklärt Wurzbacher. Gegenwärtig sei man mit Hochdruck am Ausarbeiten dieser Plattform. Dass eine markante Nachfrage dafür vorhanden ist, zweifelt bei Climeworks niemand an. Ein durchschnittlicher Erdenbürger emittiert jährlich 5 Millionen Tonnen CO2. Länder wie die Schweiz (12 Tonnen) oder die USA (20 Tonnen)

Christoph Gebald (links) und Jan Wurzbacher wollen mit ihrer Firma Climeworks einen Beitrag zur Ökologie leisten.

rangieren in dieser Statistik in den vorderen Positionen. Jan Wurzbacher ist überzeugt, dass sich gerade in den westlichen Industrienationen viele Menschen mit der Klimaproblematik auseinandersetzen und empfänglich sind für pragmatische und nachvollziehbare Lösungen, um einen persönlichen Beitrag zu leisten.

Welt verändern? Verbessern! Für die beiden Gründer von Climeworks sind die letzten Jahre wie im Flug vorbeigezogen. Das Unternehmertum sei mit viel mehr Arbeit verbunden, als sie sich in den kühnsten Studententräumen hätten erträumen lassen, räumt Christoph

Gebald ein. «Die viel beschworene unternehmerische Freiheit betrifft nur sehr bedingt die Freizeitgestaltung neben der Arbeit. Was uns jedoch jeden Tag von neuem antreibt ist die Tatsache, dass ein Tag bei Climeworks genauso spannend und erfüllend ist, wie ein Tag auf einer hochalpinen Skitour.» Vom ihnen hie und da angehafteten Image, alleine die Welt verändern zu wollen, wollen Gebald und Wurzbacher nichts wissen. «Unser Geschäft alleine wird die Welt nicht verändern, sondern es ist ein Baustein respektive eine Lösungsvariante im Kampf gegen den Klimawandel. Eine Lösungsvariante von ganz vielen.» Dass sie damit ihren klei-

FABIAN WEBER

nen Teil zur Verbesserung der Situation rund um die «grösste Herausforderung in der Menschheitsgeschichte» beitragen, sei mehr als genug Motivation, um mit voller Kraft weiterzumachen. Denn einfache Rezepte gebe es auch in Zukunft wohl kaum. «In 20 oder 50 Jahren werden Menschen immer noch mit kerosinbetriebenen statt elektrischen Flugzeugen zwischen den Kontinenten hinund herfliegen. Wir wollen ihnen zumindest die Möglichkeit bieten, die damit verursachten CO2-Emissionen wieder aus der Luft zu saugen und im Boden zu versenken», so Gebald. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 weiterhin ermöglichen zu können.

Die nächste Generation will sich etablieren Robert Wildi · Mit landesweit 43 174 neuen Einträgen im Handelsregister ist die Schweiz im vergangenen Jahr in Sachen Firmengründungen nur knapp am Allzeitrekord vorbeigeschrammt. Dieser stammt aus dem Vorjahr, in dem sich sogar 43 416 frisch gebackene Unternehmerinnen und Unternehmer neu im Markt positionierten. Die Schweiz ist und bleibt ein Gründerland.

gesprächen zugänglich machen kann. «Im Rahmen von Erstberatungen, die in der Regel unsere Juristen und Anwälte führen, werden zunächst diverse Parameter aus dem Umfeld, die grundsätzliche Motivation sowie die Eignung zur Selbständigkeit in Erfahrung gebracht», erklärt Mattia Piccoli, Marketingverantwortlicher bei Startups.ch.

Die meisten Gründungen in Zug

Sieben Regeln für Firmengründer

Während in 16 von 26 Kantonen – darunter Zürich, Bern oder St. Gallen – die letztjährigen Neueintragungen gegenüber 2017 leicht rückläufig waren, erlebte Zug 2018 mit seiner Positionierung als «Crypto Valley» einen regelrechten Boom. Im Zentralschweizer Kanton nahm die Zahl der Firmengründungen im Jahresvergleich um satte 15,74 Prozent (+351 Einträge) zu. Auch Kantone wie Appenzell Ausserrhoden (+55 Einträge), Neuenburg (+44 Einträge) oder das Tessin (+51 Ein­ träge) waren im vergangenen Jahr ganz besonders Start-up-freundlich. Für angehende Unternehmer bietet zum Beispiel die Organisation Startups.ch mit Hauptsitz in Winterthur eine ganze Palette an wertvollen Infos und Tipps, die man sich in Form von Beratungs-

Die richtige Geschäftsidee finden Den Markt richtig analysieren Einen aussagekräftigen Businessplan

erstellen

Eine Marketingstrategie entwickeln Die Finanzen stetig kontrollieren Stets Ordnung und Durchblick

behalten

Das eigene Netzwerk aktivieren Quelle: Startups.ch

Dabei sollte sich ein potenzieller Firmengründer ganz selbstkritisch Fragen stellen wie: «Habe ich eine gute Geschäftsidee, die auch über Alleinstellungsmerkmale verfügt?», «Kann ich damit realistischerweise in eine Marktlücke stossen?», «Verfüge ich über ausreichend Reserven, um einen Misserfolg abzufedern?»; aber auch «Bin ich als Person für das Unternehmertum geeignet, verfüge ich über ein ökonomisches Basiswissen, bin ich ein guter Kommunikator und stressresistent?». Häufig seien angehende Firmengründer so intensiv vom Kerngeschäft besetzt und von einer unternehmerischen Euphorie beseelt, dass solche und andere wichtige Fragen zur frühzeitigen Sicherung einer Altersvorsorge vergessen gingen, so Piccoli.

Die besten Schweizer Start-ups Jungunternehmer sind in den ersten Betriebsjahren besonders gefordert, um ihre neuen Produkte und/oder Dienstleistungen dereinst als Traditionsfirma zu etablieren. Nicht allen Start-ups gelingt dies – andere hingegen starten regelrecht durch. Venturelab zeichnet deshalb seit 2011 einmal jährlich die hundert verheissungsvollsten und innovativsten Firmengründer des Landes mit dem «TOP 100 Swiss Startup Award» aus. Wer es unter

den Bewertungskriterien einer renommierten Investoren- und Expertenjury in diesen Kreis schafft, ist für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung vorteilhaft positioniert. «Das Erscheinen auf der TOP-100-Rangliste setzt bei vielen Jungunternehmen eine positive Kettenreaktion in Gang, die ihnen bei weiteren Finanzierungsrunden hilft», lautet die Überzeugung der Credit Suisse, die die Preisverleihung als einer der Presenting Partners unterstützt.

Finanzielle Unterstützung Um KMU und Jungunternehmen bei der Wachstumsfinanzierung unter die Arme zu greifen, hat die Credit Suisse bereits im Jahr 2010 die Credit Suisse Entrepreneur Capital AG (vormals SVC AG – für KMU Risikokapital) ins Leben gerufen. In den letzten neun Jahren sind über dieses Gefäss bereits rund 130 Millionen Franken in über 50 Schweizer Firmen investiert worden. «Wir erhöhen dieses Kapital nun auf 200 Millionen Franken, um das Unternehmertum in der Schweiz noch stärker zu fördern», sagt Elios Elsener, CEO der Credit Suisse Entrepreneur Capital AG, und ergänzt: «Damit wollen wir dazu beitragen, dass die Schweiz auch in Zukunft ein weltweit führender Innovationsstandort bleibt.»


Tag der Unternehmer

Mittwoch, 20. Februar 2019

NZZ-Verlagsbeilage

7

Neugier bringt Ideen bringt Erfolg Werkzeug und Instrumente aus dem Emmental reisen ins All und helfen im Operationssaal. PB Swiss Tools ist seiner Konkurrenz gerne eine Nasenlänge voraus. Durch stetige Innovation bewegt sich das Traditionsunternehmen seit 141 Jahren vorwärts. SANDRA MONN

Eva Jaisli hat keine Assistentin. Wählt man die Telefonnummer, meldet sie sich direkt am anderen Ende der Leitung: die CEO von PB Swiss Tools. Genauso unkompliziert wie der Anruf beantwortet wird, ist auch ein Termin für ein Treffen vereinbart. «Ich erledige meine Sachen gerne selbst.» Es sei ihre Herkunft, die sie entsprechend geprägt habe. Ihre Eltern waren mit einem KMU im Innenausbaubereich tätig. Werkzeug hat im Leben der Unternehmerin schon immer eine Rolle gespielt. Heute besitzt sie zwei Werkzeugkisten. Eine ist im Werkraum, die zweite in der Küchenschublade. «Die Küche ist das Zentrum, von wo aus wir aktiv sind. Somit ist sie der beste Platz für Sachen.» Dass sie gleich an zwei Orten im Haus Werkzeug bereithält, sei nichts Aussergewöhnliches und wäre auch so, wenn sie nicht CEO von PB Swiss Tools wäre. Sie schätzt den Nutzen, den ihr Werkzeug bietet. «Ich habe grosse Freude an manueller Arbeit – gärtnern, nähen, stricken, streichen. Ich lege gerne selbst Hand an.» Wenn eines ihrer vier Kinder zügelt, ist sie diejenige, die sich um die richtigen Werkzeuge kümmert.

Der geschärfte Werkzeugblick Dass sie eine besondere Leidenschaft für ihren Beruf hat, zeigt sich auch, wenn Jaisli im Ausland weilt. Da kommt es nicht selten vor, dass sie auf einen fremden Handwerker zugeht und ihn fragt, ob sie mal einen Blick in seine Werkzeugkiste werfen darf. Ist das Werkzeug von einem anderen Anbieter, erfährt sie, welche Marken noch im Angebot sind. Es interessiert sie zudem, ob sich der Arbeiter selbst und bewusst dafür entschieden hat oder ob es ihm zur Verfügung gestellt wurde. «In amerikanischen Werkzeugkisten sind die Unterschiede sehr gross. Wenn ich da einen Schraubenzieher von Stanley finde, überrascht mich das nicht. Es gibt schliesslich immer gute Gründe, etwas vom Heimmarkt zu wählen.» Eine Überzeugung, die in der Schweiz ebenfalls stark verankert sei. Der Zweite Weltkrieg ist für die Entwicklung von PB Swiss Tools wohl am entscheidendsten gewesen. Die Grenzen waren dicht und die Nachfrage nach Qualitätswerkzeug gross. Zum einen wurde damals direkt für die Schweizer Armee produziert, zum anderen für die Industrie und die handwerklichen Betriebe. Das hat den Pioniergeist der Firma weiter gefördert. Es war Eva Jaislis Schwiegervater, der den Ehrgeiz hatte, mehr zu machen, statt nur mit dem vorhandenen Knowhow zu arbeiten. «Er hat sich getraut, über die Landesgrenze hinauszuschauen, und seinen Blick auf Amerika gerichtet. Dabei realisierte er, dass man die Produktion seriell durchführen kann.» Die Lehrbücher übersetzte er zusammen mit dem Dorfschullehrer. «So ist es gelungen, die richtige Technologie ins Haus zu holen, zum Beispiel für das Punktangussverfahren.» Der Schwiegervater hatte für diese Neuerung einen halben Jahresumsatz investiert. «Man muss sich mal vorstellen, welches Risiko das war. Dieser Pioniergeist hat bewirkt, dass man neue Materialien und Technologien für die Serienfertigung einsetzte, und nach dem Krieg schnell in der Lage gewesen ist, die Produkte nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa anzubieten», erzählt Jaisli. Es sei ein wichtiger Moment gewesen. «Ein Industrialisierungsprozess, der viel innovative Kraft mobilisiert hat.» PB Swiss Tools war der erste Industriebetrieb im Kanton Bern mit Robotern. Und das vierte industrielle KMU, das überhaupt so gearbeitet hat. Für Jaisli sind das entscheidende Momente gewesen. «Wir konnten eine Firmenkultur aufbauen, die Innovationsfähigkeit fördert, die Integration von neuem Wissen als selbstverständlich voraussetzt. Das bedingt eine Investitionskraft,

Mit der Produktion von Nasenringen für die Bezähmung von Ochsen hat alles begonnen: PB Swiss Tools zählt heute, auch dank Eva Jaisli, zu den weltweit führenden ­Anbietern FABIAN WEBER von Werkzeug und Instrumenten.

die Erneuerungen in allen Prozessen und Technologien ermöglicht. Genau das macht uns stark und wettbewerbsfähig.» Der erste Schraubenzieher ging 1940 in Produktion. Heute stellen 180 Mitarbeitende in Wasen und Sumiswald jährlich 12 Millionen Werkzeuge und Instrumente her. Alles wird zu 100 Prozent hierzulande entwickelt und hergestellt. «Der Werkplatz Schweiz bietet uns sehr gute Rahmenbedingungen.» Mehr als zwei Drittel werden weltweit exportiert.

bemühen uns, der Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus zu sein», sagt Jaisli. Die Geschwindigkeit für Erneuerungen und Innovation spiele dabei eine grosse Rolle. «Wir haben den Ehrgeiz, im Markt zu den führenden Anbietern von Werkzeug und Instrumenten zu gehören. Unser Know-how, unsere Erfahrung, dass wir alles hier im Haus produzieren, die soziale Verantwortung – all dies trägt zu nachhaltigem Erfolg bei.»

Eva Jaisli hat den Drang, es morgen noch besser zu machen.

Krise eröffnet neues Feld Die Finanzkrise 2008 hat PB Swiss Tools zwar einen Drittel der Aufträge im Ausland genommen, gleichzeitig war es der Start in ein neues Geschäftsfeld – die Herstellung von medizinischen Instrumenten. «Wir erkannten, dass wir auch über die Kernkompetenz für diesen Markt verfügen.» Das Set sorgt dafür, dass sich Implantat-Schrauben einfach lösen lassen. Der Anspruch ist immer derselbe: «Mit unseren Produkten wollen wir andere erfolgreich machen.» Das Unternehmen investiert jährlich nicht nur in Rohmaterial, sondern auch in verschiedene Prozesse wie Technologie und Mitarbeiter, um Entwicklungsprozesse vorantreiben zu können. «Wir

Die Nachfolgeregelung Letztes Jahr feierte Eva Jaisli ihren 60. Geburtstag. Die Nachfolgeregelung ist ein Thema, das die Unternehmerin nun ebenfalls an die Hand nimmt. Von den vier Kindern ist der Sohn bereits in der Entwicklungsabteilung von PB Swiss Tools tätig. Ob die drei Töchter – eine Medizinerin, eine Juristin und eine Studentin für internationale Beziehungen – eines Tages ebenfalls in der Firma arbeiten werden, ist noch offen. Gemäss der Unternehmerin ist es zweitrangig, ob das KMU mit 180 Angestellten in Zukunft ausschliesslich von Mitgliedern der

Familie geleitet wird. Viel wichtiger sei, dass die neuen Führungskräfte dem Anforderungsprofil entsprechen. Die Voraussetzungen für die nächste Generation seien in vielerlei Hinsicht geschaffen. Der ihr nachfolgenden Person rät Jaisli: «Die Faktoren, die PB Swiss Tools bis anhin erfolgreich gemacht haben, sollten weiterhin im Auge behalten werden. Was aber nicht heisst, dass die Vergangenheit die Zukunft bestimmt. Vielmehr wird agiles Verhalten im Umgang mit Herausforderungen die Wettbewerbsfähigkeit weiterhin bestimmen.»

Für Frauen von Frauen Ebenfalls im Fokus stehen dabei Frauen. «Auch sie wollen Profiwerkzeug, denn sie wollen einen guten Job machen und dafür benötigen sie verlässliche Utensilien.» Es ist kein Zufall, dass das Werbeplakat von PB Swiss Tools einen Mann und eine Frau bei der Arbeit auf einer Windkraftanlage zeigt. In der Bildwelt der Schweizer Firma kommen Frauen nicht weniger vor als Männer. Es sei gut möglich, dass es für sie als weiblicher CEO naheliegender und selbstverständlicher sei, das weibliche Geschlecht gleichgestellt in den Mittelpunkt zu setzen. Wenn man jedoch bedenke, dass der Grossteil im Einkauf der Grossverteiler weiblich ist, sei dies eigentlich ein logischer Schritt. Zudem nicht ausser Acht lassen dürfe man die höhere Anzahl an Eineltern-Haushalten, die dazu führe, dass sich immer mehr Frauen und Männer eine eigene Werkzeugkiste zulegen. Eva Jaisli beschreibt sich selbst als sehr neugierig. «Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, so denke ich, dass das ein guter Treiber gewesen ist.» Aus der Neugier entstünden Fragen, daraus wiederum Interessen, die schlussendlich Entwicklungen vorantreiben. «Es fällt mir leicht, auf Menschen zuzugehen, Neues zu erfahren und Beziehungen zu pflegen.» Den Dialog mit anderen empfindet sie als inspirierend. «Dort hole ich mir Anregungen und Feedback, um Dinge unter die Lupe zu nehmen, zu erneuern und an mir selber zu arbeiten.» Für sie sei es wichtig, sich um alles zu kümmern und allen Anspruchsgruppen gerecht zu werden. «Unser Blick ist stets

zukunftsgerichtet und die Prioritäten werden laufend abgeglichen. Wer nicht vorwärtsschaut, kann im Wettbewerb nicht bestehen und ist schnell weg. Wir experimentieren ununterbrochen, überlegen uns, was können wir besser, noch wirtschaftlicher und für unsere Zielgruppen attraktiver machen.» Innovation sei schliesslich nur mit anderen möglich. Also wird auch bei den Kunden im Handel und der Industrie regelmässig nachgefragt und erforscht, was ihnen fehlt. «Wir haben den Drang, es morgen noch besser zu machen», erklärt Jaisli. Ein Bedürfnis, das schon immer da gewesen sei. Obwohl die Arbeit fordernd ist, sagt die Unternehmerin, dass sie ein gutes Sensorium dafür habe, wie viel Energie ihr zur Verfügung stehe. «Ich spüre jeweils, wann ich auslüften muss. Dann mache ich etwas für mich. Bewege mich in der Natur, laufe die Hügel hinauf, fahre mit dem Velo zur Arbeit oder gehe auch mal abends um 22 Uhr joggen. Bei diesen Aktivitäten kann ich wunderbar auftanken.» Seit 23 Jahren ist Eva Jaisli im 1878 gegründeten Familienbetrieb tätig. Zusammen mit ihrem Ehemann führt sie das KMU in der vierten Generation. Da sie in Unternehmensführung und internationalem Marketing qualifiziert ist, sei es logisch gewesen, dass sie die Arbeit der CEO übernimmt und ihr Mann als Ingenieur CTO von PB Swiss Tools wird. Würde sie rückblickend etwas anders machen? «Ich wäre vielleicht eine Spur mutiger bezüglich Tempo, gerade wenn es darum geht, neue Märkte aufzubauen. Der Einstieg in die Medizinaltechnik ist in einer Zeit geschehen, in der wir hervorragende konjunkturelle Voraussetzungen hatten. Man hätte das sicher zwei, drei Jahre früher anpacken können.» Auf der anderen Seite habe es immer gute Gründe gegeben, weshalb nicht drei Schritte aufs Mal gemacht worden seien. «Vorwärtsdenken ist der erste Schritt. Vision und Strategie daraus ableiten ist die Annäherung an eine erfolgreiche Zukunft. Das muss im Team erarbeitet und die daraus resultierenden Ziele miteinander vereinbart werden», sagt Jaisli.


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