Der Weg der einschneidenden Faust

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Klärung der grundlegenden Bewegungsorganisation im Wing Tsun

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Oliver Gross Der Weg der einschneidenden Faust

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Oliver Gross Der Weg der einschneidenden Faust Klärung der grundlegenden Bewegungsorganisation im Wing Tsun

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Impressum Anschrift des Autors IAMA, Institute of Authentic Martial Arts IP MAN Wing Tsun und Escrima-Waffenführung Vondelstraße 29–31, 50677 Köln www.ip-man-wing-tsun.de

Gross, Oliver Der Weg der einschneidenden Faust Klärung der grundlegenden Bewegungsorganisation im Wing Tsun Sportverlag Strauss, Köln 2011 – 1. Auflage ISBN 978-3-86884-130-5

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© Sportverlag Strauß Olympiaweg 1, 50933 Köln Tel. 0221 846 75 76 Fax 0221 846 75 77 info@sportverlag-strauss.de www.sportverlag-strauss.de

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Illustrationen: O. Gross Fotos: J. Holke, O. Gross Satz & Layout: M. Schüngel, grossgestalten, Köln Herstellung: Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Kassel Printed in Germany

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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


Verbale Kommunikation bleibt immer relativierbar! In unseren Gedanken machen wir uns ein Bild von der Welt. Mit unserem Körper sind wir ein Teil der Welt. Wir können innere Zusammenhänge verstehen, die mit Worten nicht auszudrücken sind.

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Mit Dank an: Prof. Wolfgang Tiedt, Gaby Marquardt, Dr. Gerd Helmer, Dr. Zhu Wenjun, Sifu Turan Ataseven, Sihing Martin Herrmann, Wu Dong Laoshi, Dr. Dietmar Elke, Tobias Groß, meine Frau und Familie, meine Schüler

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Speziell danken möchte ich Prof. Dr. Thomas Schack. U. a. für die Entwicklung seines Modells der Bewegungsrepräsentation. Sein exzellentes Buch, Die Kognitive Architektur menschlicher Bewegung (erschienen 2010 im Meyer & Meyer Verlag), lag leider zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Buches noch nicht vor.

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Besonderer Dank gilt ebenfalls Großmeister Dr. Keith Ronald Graf von Rothenburg Kernspecht (Gastprofessor an der Nationalen Sportakademie in Sofia). U. a. für sein Grundlagenwerk des Wing Tsun Vom Zweikampf: Strategie, Taktik, Physiologie, Psychologie, Philosophie und Geschichte der waffenlosen Selbstverteidigung.

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Diese Arbeit basiert aus Respekt vor meinen Meistern in Bezug auf das Wing Tsun vorwiegend auf selbst entwickelten Gedankengängen und eigener Forschung! Insbesondere meinem wichtigsten Lehrer Sifu Emin Boztepe möchte ich für seinen Unterricht danken. Ich wünsche ihm, dass er sein umfangreiches Wissen eines Tages in einem Buch zusammenfasst.

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Form und Zeichnungen dieser Arbeit sind Teil des Inhaltes und vom Autor selbst erstellt. Diese stehen sowohl in der allgemeinen Tradition der Kampfkünste, in denen Kunst und Kalligrafie eine große Bedeutung hatten, als auch in der Tradition meines Studienschwerpunktes, in welchem Dorothee Günther das Bewegungszeichnen eingeführt hatte.


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Über den Autor

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Der Verfasser hat sich rund 20.000 Stunden in Theorie und Praxis mit dem Wing Tsun auseinandergesetzt. Dazu kommen weitere 10.000 Stunden der Beschäftigung mit verschiedenen anderen Kampfsportarten wie dem Escrima, Brazilian Jiu-Jitsu, Karate, TaeKwon-Do, Savate, Thai-Boxen sowie an der Beijing University of Physical Education mit dem Wushu, Qigong, Chen-Taiji und dem Betrunkenen-Stil. Im Sportstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln kamen Sportarten wie Turnen, Schwimmen, Schießen, Judo, Bewegungstheater, Tanzen, Handball, Badminton, Volleyball, Leichtathletik, Gymnastik und die Feldenkrais-Methode dazu.

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Oliver Gross aktuell

Diplom Sportwissenschaftler (DSHS Köln)

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Mentaltrainer

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Fitnesslehrer (Lehrinstitut Materia)

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Wing Tsun und Escrima Experte – Leitung IAMA, Institute of Authentic Martial Arts – IP MAN Wing Tsun und Escrima-Waffenführung

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Lehrkraft – Deutsche Sporthochschule Köln – Lebendige Anatomie, wahrnehmungsorientiertes Training

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Lehrkraft – Universität Bielefeld – Wing Tsun, Escrima, Tai-Chi – Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstraining in schulischen und außerschulischen Settings


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Inhalt

Vorwort

13

1 1.1 1.2

Geschichtlicher Überblick zur Entstehung des Wing Tsun Wing Tsun heute Ahnenlinie der Wing-Tsun-Meister des Verfassers

15 16 17

2 2.1 2.2

Fragestellung dieser Arbeit Die Organisation von Bewegung Die grundlegende Bewegungsorganisation des Wing Tsun

3

These

4

Der Weg der einschneidenden Faust

5 5.1 5.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3

Bewegungsrepräsentation und Bewegungskontrolle im Wing Tsun Die kognitive Architektur der Bewegungen im Wing Tsun These zur Mechanik des Wing Tsun Das grundsätzliche Vorgehen im Wing Tsun anhand wesentlicher Bewegungsmerkmale Beispielbewegung 1 – Bong-Sao und Wendung Beispielbewegung 2 – Pak-Sao auf Jab Beispielbewegung 3 – Taan-Sao und Wendung

6 6.1 6.2

Das taktile Reaktionszeitenmodell GM Kernspecht und andere Autoren Reagieren auf taktile Reize: Ja oder Nein?

7 7.1 7.2 7.3 7.3.1

Die grundlegende Bewegungsmechanik im Wing Tsun Energiespeicherung – die Vorwärtsspannung im Wing Tsun Energieübertrag – die Wendung im Wing Tsun Schema der grundlegenden Win-Tsun-Mechanik Umsetzung des schematischen Vorgehens zur Energienutzung des Gegners in der Praxis

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Verformungen auf dem Weg zum Gegner Das tendomuskuläre System im Wing Tsun Der Dehnungsverkürzungszyklus im Wing Tsun Der monosynaptische Dehnreflex im Wing Tsun Reaktivkraft im Wing Tsun Stiffness im Wing Tsun Die Propriozeption im Wing Tsun

67 67 68 69 71 71 72

9

Im Wing Tsun übernimmt der Angreifer das Ausholen für uns

73

10

Fehler beim Versuch der Energienutzung

75

11 11.1 11.2

Zwei Experimente zur Bedeutung des taktilen Sinns im Wing Tsun 76 Herabsetzung der Oberflächensensibilität – Vorversuch 76 Reagieren auf taktile Reize ist riskant und praxisfern 79

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12 Integration und Korrektur bestehender Leitsätze des Wing Tsun 12.1 »Be like water« 12.2 Arme wie eine Weidenrute 12.3 Die Kraftgesetze des Wing Tsun 12.3.1 Korrektur der Bedeutung der Kraftgesetze 12.4 Die (zwei) Prinzipien des Wing Tsun 12.4.1 Die Bedeutung der vier Prinzipien 12.5 Yau und Gong 12.6 Yin und Yang im Wing Tsun

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Fazit: Das neue Modell der Bewegungsorganisation im Wing Tsun

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Deutung der Bruce-Lee-Aussage

91

15 16

Zum Schluss Philosophie in Bewegung – ein Ausblick

93 96

17

Die drei Kreise in der Waffenführung – ein Ausblick

97

Literaturverzeichnis

100

Empfehlungen

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Vorwort

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Im Laufe meiner 25-jährigen intensiven Beschäftigung mit Kampfkunst sind mir die verschiedensten, mehr oder weniger gut begründeten Kampfkunstkonzepte, -theorien und -philosophien begegnet. Oft hatten leider Theorie und Praxis wenig miteinander zu tun. Besonders überzeugt hat mich deshalb das Wing Tsun! Einerseits durch seine Einfachheit und Systematik, andererseits weil Praxis und Theorie hier sehr nahe beieinander liegen. Während meiner Studienzeit an der Deutschen Sporthochschule Köln und an der Beijing University of Physical Education konnte ich viele dieser Theorien überprüfen und für mich selbst neu, besser und vertiefter verstehen oder auch verwerfen. Besonderen Anstoß für dieses Überprüfen der Bewegungsmechanismen habe ich dabei in meinem Studienschwerpunkt Freizeit und Kreativität bekommen, in welchem das Thema unkonventionelle Bewegung, Bewegungsfindung und Bewegungsbegründung eine zentrale Rolle spielen. Für die Überprüfung der Bewegungssteuerung ist insbesondere das kognitiv-perzeptuelle Modell von Prof. Dr. Schack von Bedeutung gewesen.

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Die wenigen wissenschaftlich relevanten Bücher zum Thema Kampfkunst, wie etwa das Buch: »Vom Zweikampf« (Kernspecht 2000), habe ich in meiner Jugend unzählige Male gelesen, so dass sich deren Inhalte in fast jeder Vorlesung und jedem Seminar an den neuen Inhalten von Anatomie, Physiologie, Biomechanik, Bewegungssteuerung oder auch im Vergleich mit anderen Sportarten reiben mussten. Schnell wurde deutlich, dass sowohl die bekannten Aussagen zur Theorie im Wing Tsun (vgl. Kernspecht 2000) als auch die Erklärung und der Unterricht der Bewegungen selbst nicht dem Standard im Leistungssport oder der Vielschichtigkeit im Schulsport standhalten können. Die Kampfkunstszene allgemein ist davon geprägt, dass traditionelle Leitsätze unüberprüft übernommen werden oder jeder Lehrer seine eigenen Gesetzmäßigkeiten festlegt. Neue Ergebnisse werden meist mit den Worten »Das wusste ich schon!« entgegengenommen. Fragt man dieselben »Experten« wenige Tage später erneut nach diesen Erkenntnissen zu ihrer Kampfkunst, so bleiben sie meist stumm.

Wing Tsun ist eine der spannendsten und ausgeklügeltsten Kampfkünste denen ich begegnet bin. Die Beijing University of Physical Education (BUPE) ist Partneruniversität der Deutschen Sporthochschule Köln und bietet einen eigenen Fachbereich für Wushu, Taiji und Qigong. Sie liegt auf einem großen Campusgelände im nördlichen Beijing nahe dem alten Sommerpalast. Mein dortiger Lehrer hieß Wu Dong und war Spezialist für Chen-Taiji. Chen-Taiji ist der älteste und dynamischste Taiji-Stil. Weitere Stile sind das Yang-, Wu-, Wu- und Sun-Taiji.

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In der Theorie mangelt es beispielsweise an Aussagen zu Bewegungssteuerung, biomechanischen Prinzipien, motorischem Gedächtnis etc. Perspektiven aus dem Schulsport, die bisher wenig im Wing Tsun ausdifferenziert wurden, sind Fairness, Kooperation, Umwelt, Leistung, Gestalten, Spielen sowie ein guter Methodenmix in der Unterrichtsgestaltung. In Anlehnung an Schul- und Leistungssport könnte das Training im Wing Tsun sowohl in Bezug auf das Erlernen von grundlegenden Fertigkeiten als auch in Bezug auf WingTsun-spezifische Fähigkeiten wesentlich vielfältiger gestaltet werden. In der Praxis wird meist ausschließlich an den Zielbewegungen gearbeitet, eine systematische Hinführung zu diesen bleibt aus.

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2 Fragestellung dieser Arbeit

Die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit lautet: Wie ist die Bewegung des Wing Tsun grundlegend organisiert? Mit Bewegungsorganisation sind die besonderen Merkmale in der Struktur des Wing Tsun gemeint. Diese zeigt sich einerseits in der ganz besonderen äußeren Form und Mechanik des Wing Tsun und andererseits in der Repräsentation der Bewegungen in unserem Langzeitgedächtnis. Daraus ergeben sich folgende zwei zu betrachtende Felder. a) Welches sind die grundlegenden Bewegungsmechanismen, Bodypostures und Trajectories des Wing Tsun?

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b) Wie sieht die basale Bewegungsrepräsentation und Speicherung der Wing-Tsun-Bewegungen und Strategie im Langzeitgedächtnis aus?

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Die Beantwortung dieser Fragen geschieht u. a. im Spannungsfeld zu den bestehenden Wing-Tsun-Theorien.

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Wichtig: Mit Bodypostures sind in dieser Arbeit alle Wing-TsunTechnikpositionen bezeichnet. Sie stellen Positionen statischen Gleichgewichtes dar. Mit »Trajectories« werden in dieser Arbeit die Wege inund zwischen den verschiedenen Wing-Tsun-Techniken beschrieben. Sie bezeichnen Bewegungen in dynamischem Gleichgewicht.

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»Grundlegend« ist auch in folgender Weise zu verstehen: »der wesentliche Grundcharakter der Bewegungen« oder: »das Besondere, das Einzigartige in der Vorgehensweise des Wing Tsun«. Ausnahmen und zusätzliche Strategien werden in dieser Arbeit nicht untersucht und damit auch nicht ausgeschlossen!

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2.1 Die Organisation von Bewegung

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Unser Nervensystem ist strukturell und funktionell in zwei wesentliche Zweige unterteilt. Der afferente Teil ist zuständig für die Aufnahme und Weiterleitung z.B. eines Bewegungszustandes oder äußerer Reize. Über den efferenten Teil des Nervensystems werden tätigkeitsauslösende Impulsfolgen gesendet. Die sensorischen, afferenten Nerven münden dorsal in das Rückenmark, während die efferenten Nerven zur motorischen Kontrolle das Rückenmark ventral verlassen. Jede Bewegungsveränderung wird nun wieder als afferente Signalfolge in die sensorischen Zentren geleitet. Diese Signale nennt man Reafferenzen, sie machen einen Sollwert-Istwert-Vergleich (Regelung) der Bewegung möglich (vgl. Schack 2005). Zwischen der Wahrnehmung von Reizen und der Steuerung von Bewegungen muss im Gehirn eine Idee möglicher sinnvoller Handlungen vorhanden sein. Es gibt daher verschiedene Modelle der Bewegungsorganisation. Noch recht verbreitet ist die Theorie 18


Keele beschreibt motorische Programme als »a set of muscle commands that are structured before a movement sequence begins, and that allows the entire sequence to be carried out uninfluenced by peripheral feedback« (Keele 1968, S. 387f.).

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fester motorischer Programme, nach welcher Bewegungen als feste Abläufe im Gehirn gespeichert werden (vgl. Keele 1968, S. 387f.). Neuere Modelle gehen davon aus, dass Bewegungen flexibler und modalitätsabhängig organisiert sein müssen, um in wechselnden Situationen bestehen zu können und anpassungsfähig zu bleiben. In dieser Arbeit wird die Bewegungsorganisation des Wing Tsun in ein aktuelles mehrschichtiges psychologisches Modell der motorischen Kontrolle eingeordnet. Da es in diesem Sinne um eine vieldimensionale Strukturierung der Bewegungsorganisation geht und nicht um eindimensionale, lineare Bewegungsstränge, wird in diesem Zusammenhang auch von der kognitiven Architektur komplexer Bewegungen gesprochen (vgl. Schack 2004).

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2.2 Die grundlegende Bewegungsorganisation des Wing Tsun

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Wing Tsun ist eine der effektivsten Selbstverteidigungstechniken der Welt. Das außergewöhnliche am Wing Tsun ist, wie die Verteidigungsbewegungen ausgelöst und ausgeführt werden. Im Wing Tsun gibt es viele komplexe Bewegungsmanöver. Zusätzlich werden die Bewegungen von unterschiedlichen Meistern teilweise unterschiedlich ausgeführt und unterrichtet. Was das Wing Tsun jedoch als eigenständiges System erkennbar macht und von anderen Stilen unterscheidet, ist die Art und Weise, wie die Verteidigungsbewegungen grundlegend ausgelöst werden und in den Handlungsverlauf eingefügt sind. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Organisation eben dieser für das Wing Tsun grundlegenden Bewegungen. Ausnahmen, aktives Angreifen und sog. »höhere Techniken« werden nicht betrachtet. Wenn wir beim Wing Tsun jedoch von einem in sich schlüssigen System sprechen wollen, so fußen auch alle höheren Techniken auf den grundlegenden Mechanismen, die in dieser Arbeit beschrieben werden.

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Die Techniken des Wing Tsun werden systematisch in aufeinander aufbauenden Programmen unterrichtet. Dabei beinhalten die fortgeschrittenen- bzw. höheren Programme zusätzliche Strategien etwa des aktiven Angreifens.

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5 Bewegungsrepräsentation und Bewegungskontrolle im Wing Tsun

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Von größtem Interesse muss nun sein, wie es zur Automatisierung der Bewegungen kommen kann, auch wenn sich keine der Zweikampf- oder Selbstverteidigungssituationen genau wie eine vorhergehende anfühlen kann. Es steht außer Frage, dass es in der realen Stresssituation eines Nahkampfes nicht möglich ist, die Kampfsituation mit willkürlich gesteuerten Strategien zu lösen, selbst die Schnelligkeit von taktil ausgelösten Automatismen werden wegen der Enge der Situation relativiert, da bei schon bestehendem Gegnerkontakt kaum noch Zeit zum Reagieren bleibt. Durch das jahrelange Wing-Tsun-Training muss sich ein Gesamtbild der Bewegungsstrukturen in unserem Langzeitgedächtnis bilden. Diese Speicherung der Bewegungsmöglichkeiten im Langzeitgedächtnis nennt man in der Sportwissenschaft Bewegungsrepräsentationen. Diese enthalten Sollwerte darüber, wie die Bewegungen ausgeführt werden und wie sie sich anfühlen. Es handelt sich bei einer solchen Repräsentation nicht um eine lineare Kette von Entscheidungen, sondern um eine merkmalsbezogene Struktur.

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Übertragen wir dieses Bild auf einen Anfänger und einen Experten im Wing Tsun, so wäre der wesentliche Unterschied, dass der Anfänger erst grob die Hauptstrecke zu seinem Ziel kennen lernen muss. Der Fortgeschrittene kann dagegen zur gleichen Zeit eine ganze Zahl von Nebenstrecken und Abkürzungen abrufen, die ihm helfen, das Ziel unter den verschiedensten Umständen zu erreichen.

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Die mentale Kontrolle von Bewegung ist vielschichtig und als Struktur von Verknüpfungen verschiedener Kontroll- und Speicherebenen im Langzeitgedächtnis vorzustellen (siehe auch Kapitel 2.1). Nach Schack lässt sich diese Speicherstruktur in vier Ebenen darstellen (Abbildung 2). Auf den verschiedenen Ebenen kann man sich die Speicherung verschiedener Eigenschaften und Dimensionen von Bewegungen vorstellen. Das kann die zeitliche und räumliche Struktur der Bewegung betreffen, die anzeigt, was man wann und in welchem Zusammenhang tut. Das kann aber auch die grundlegende Eigenschaft einer Bewegung betreffen, also z. B. wie sie sich anfühlt, wie die Muskulatur arbeitet oder wie

Für die Ausführung bekannter Bewegungen ist anzunehmen, dass Referenzmodelle der tatsächlichen Bewegungsausführung vorauslaufende Sollwerte für einzelne Programmelemente liefern und antizipatorische Korrekturen ermöglichen. Durch eine Repräsentation integrierter, merkmalsbezogener Strukturen wird im Falle bereits bekannter Bewegungen eine Stabilisierung und Effektivierung der Bewegungsausführung möglich. (Schack 2002, S. 42)

Diese Struktur der Bewegung ist u. a. vergleichbar mit einem Stadtplan. Wenn wir in einer Stadt von Punkt A möglichst schnell nach Punkt B gelangen wollen, dann kann es entscheidend sein, dass wir sowohl Haupt- als auch Nebenstrecken zum Ziel kennen, oder dass wir wissen, zu welchen Uhrzeiten welche Strecke frei ist und ob eine Baustelle etwa die Fahrt blockieren könnte.

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Bu Abbildung 3: Schema, Trizeps bei Streckung und Beugung des Arms. Viele nachgebend arbeitet.

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Wing-Tsun-Techniken entstehen, wenn (u. a.) der Trizeps exzentrisch bzw.

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5.3 Das grundsätzliche Vorgehen im Wing Tsun anhand wesentlicher Bewegungsmerkmale

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Im Wing Tsun stößt der Praktizierende grundsätzlich keilförmig »einschneidend«, mit beiden Armen leicht versetzt auf den Angreifer zu (Abbildung 3 und folgende). Kann der eigene »Gegenangriff« nicht durchgesetzt werden, so wird der »Keil« auf seinem Weg zum Gegner z. B. durch dessen Arme gebremst und gestoppt.

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1. Grundsätzliches Vorstoßen zum Gegner

Dazugehörige Merkmale, die einen Knotenpunkte bzw. BAC bilden können: – Arme zum Gegner heben – Blick zum Gegner (peripher oder direkt) – Front zum Gegner – Wing-Tsun-spezifische Körperspannung aufbauen / Stand – Keilförmiges Vorstoßen 29


– Raum gewinnen – Kontakt aufnehmen (Durchschlagen oder Unterbrechung der Bewegung durch etwa Kontakt mit den Armen des Gegners) 2. Umkehrpunkt der Vorwärtsbewegung

Dazugehörige Merkmale, die einen Knotenpunkte bzw. BAC bilden können, sind: – Geschwindigkeit, Kraft, Druck des Gegners fühlen – Muskelspannung fühlen – Last am Arm – Umkehrpunkt der Vorwärtsbewegung, wenn Gegnerdruck größer als eigener Druck Dieser Schritt ist gegnergeführt!

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Wird der Anwender gestoppt und am weiteren Vorgehen bzw. Durchschlagen gehindert, so geht sein Druck weiter vorwärts. Auch wenn die Bewegungsrichtung sich dabei wegen des stärkeren Drucks des Angreifers ändern oder umkehren kann. Je nach eigener Steifigkeit (Stiffness) und Voraktivierung findet der Moment der Bewegungsrichtungsumkehr früher oder später statt.

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2.1 Nachgeben

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Wirkt weiterhin ein starker Vorwärtsdruck z. B. auf unseren Arm ein, so geben wir diesem konkreten Druck im Sinne einer exzentrischen Muskelarbeit nach. Dabei bleibt der Vorwärtsdruck erhalten und die Bewegung kann sofort wieder konzentrisch werden, wenn der Druck des Gegners nachlässt oder ein sicherer Weg zum Gegner frei wird. Je nach Druckrichtung werden wir in unterschiedliche Technikpositionen / Bodypostures geführt. Um sicher in diese Position zu kommen und ein dynamisches Gleichgewicht zu gewährleisten, müssen die Trajectories, bis auf leichte gegnerspezifische Anpassungen, festgelegte Bewegungspfade darstellen. Die Vorteile dieses Verhaltens sind groß und extrem störresistent!

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Dazugehörige Merkmale die einen Knotenpunkte bzw. BAC bilden können: – Trajectory durchlaufen (solange ein hinderlicher Druck den Praktizierenden dazu zwingt) – Bodyposture einnehmen (solange ein hinderlicher Druck den Praktizierenden dazu zwingt)

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Abbildung 4: Bong-Sao-Wendung – Phase 1

Phase 1: Der Gegner startet einen Fauststoß. Unsere Körperspannung ist aktiviert und die keilförmige Ausgangs- oder Man-Wu-Position ist aufgebaut. Unsere Vorwärtsbewegung startet (am besten schon zu Beginn der Ausholbewegung des Gegners). Welche Technik entstehen wird, ist noch nicht entschieden! 33


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Achtung: Hier wird nur der Verteidigungsmechanismus thematisiert. In der Selbstverteidigung müssen immer auch Aktionen mit dem zweiten Arm ausgeführt werden!

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ge Abbildung 5: Bong-Sao-Wendung – Phase 2

Phase 2 Wir schnellen unserem Gegner keilförmig entgegen und möchten seinem Angriff zuvorkommen oder in seine Bewegung einschneiden. Die linke Hand ist für dieses Beispiel zu vernachlässigen! Welche Technik entstehen wird, ist noch nicht entschieden! 34


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Durch das Einschneiden und »Anlehnen«, im Gegensatz zu einem Block, verlieren wir nicht die Ausrichtung zum Gegner. Kommen wir nicht zum Ziel, so gleicht die Bremswirkung des Wing-Tsun-Keils eher einer Scheibenbremse, bei der die Höhe der Reibung über Fortbewegung oder Stoppen unserer Vorwärtsbewegung entscheidet.

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Abbildung 6: Bong-Sao-Wendung – Phase 3

Phase 3: Unsere Kräfte kollidieren, hier auch als Impact bezeichnet. Die Arme schieben sich weiter keilförmig vor. Ist die Kraft des Angreifers größer als die eigene, so geben wir im nächsten Schritt nach, können wir standhalten, so schiebt sich der Keil weiter vor. Welche Technik entstehen wird, ist noch nicht entschieden! 35


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Abbildung 11: Pak-Sao auf Jab – Phasen 1 und 2

Phasen 1 und 2 zeigen, wie sich der vorstoßende Arm dem Jab nähert und die Hand von außen Kontakt mit dem gegnerischen Arm bekommt.

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Achtung: Hier wird nur der Verteidigungsmechanismus thematisiert. In der Selbstverteidigung werden immer auch Aktionen mit dem zweiten Arm ausgeführt!

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ge Abbildung 12: Pak-Sao auf Jab – Phasen 3 und 4

Phasen 3 und 4 zeigen, wie der Jab den Arm bedrängt und beugt. Dabei verläuft der Trajectory unserer Abwehr über eine leicht diagonale Bahn. Achtung: Kein aktives Nachgeben, sondern Nachgeben bei exzentrischer Muskelarbeit.

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ge Abbildung 15: Taan-Sao-Wendung – Phase 2

– Der Keil schneidet in die Angriffsbewegung ein – Gegnerischen Druck fühlen – Körperspannung – Gleichgewicht halten – Vertikale Achse halten

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Abbildung 16: Taan-Sao-Wendung – Phase 3

Es kommt zur Kollision der Kräfte. Sind wir schwächer, so geben wir dem angreifenden Druck bei exzentrischer Muskelkontraktion nach. – Druck, Geschwindigkeit wahrnehmen – Last am Arm (u. a. Trizeps)

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Achtung: Hier wird nur der Verteidigungsmechanismus thematisiert. In der Selbstverteidigung müssen immer auch Aktionen mit dem zweiten Arm ausgeführt werden!

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ge Abbildung 17: Taan-Sao-Wendung – Phase 4

Der Angriffsdruck ist stärker als unser Vorwärtsdruck und verläuft parallel zu unserem Arm. Der Ellenbogen wird nach innen verschoben und geht aus der Angriffslinie. Der Ellenbogen wird gebeugt und der Trizeps gelängt. Die Hand zeigt nach oben und steht ca. zwischen der eigenen und der Schulter des Angreifers. Ein Taan-Sao ist entstanden. 48


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Abbildung 17a (unten): Diese Situation würde vor Phase 5 entstehen, wenn der Gegner keinen Schritt macht!

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Achtung: Wenn keine Wendung stattfindet, ergibt sich die Gleichzeitigkeit von Abwehr und Angriff aus dem gleichzeitigen Starten beider Arme. Man-Sao und Wu-Sao stoßen also gleichzeitig vor. Während der eine Arm zur Verteidigung wird, schlägt der zweite Arm durch. Hierbei nutzen wir nicht die Energie des Gegners! Wird der gestauchte Arm wieder frei, so stößt dieser mehr oder weniger zeitlich versetzt (und nicht gleichzeitig!) nach dem Angriff wieder vor! Dafür wird in diesem Fall die gespeicherte gegnerische Energie nutzbar!

Abbildung 18: Taan-Sao-Wendung – Phase 5

Ein Taan-Sao war entstanden. Die max. Beugung im Ellenbogen war erreicht. Der Trizeps ist exzentrisch gedehnt. Vorderer Schultermuskel und Pektoralis fixieren das Schultergelenk nach vorne. Durch das anhaltende Vorstoßen des Gegners entsteht eine Wendung. Der Ellenbogen geht leicht nach außen.

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6 Das taktile Reaktionszeitenmodell

Dieses Modell basiert vor allem auf zwei Aussagen:

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Das klassische Modell des Reagierens im Wing Tsun kann als »taktiles Reaktionszeitenmodell« bzw. »Reagieren auf Berührung« beschrieben werden (vgl. Leung, Kernspecht 2004, S. 50, S. 63). GM Leung schreibt dazu, dass wir im Chi-Sao, der wichtigsten Partnerübung im Wing Tsun »eine Übersensibilität der Arme entwickeln, so dass man auf Seh- und Gehörsinn verzichten kann« (Leung, Kernspecht 2004, S. 28f.).

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1. Im Wing Tsun wird vorwiegend auf taktile Reize reagiert (durch die schnelle Kontaktaufnahme zum Gegner). Diese Reize können schneller verarbeitet werden als optische Reize, auf welche die meisten anderen Kampfsportarten und Kampfkünste zurückgreifen.

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2. Je geringer die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten ist, umso schneller kann die eigene Reaktionsantwort ausgelöst werden (vgl. Kernspecht 2000, S. 14ff.).

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Meine Theorie stellt Aussage 1 in Frage. Dabei geht es weniger darum, ob Berührungsreize schneller als optische Reize verarbeitet werden können. Auch soll die Bedeutung der taktilen Informationen im Verlauf eines Wing-Tsun-Kampfes nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Aus sportwissenschaftlicher Sicht muss der grundlegende Mechanismus jedoch im Wesentlichen über Vorwärtsdruck, Stiffness, Reaktivkraft und die druck- und winkelmessenden Sensoren der Muskulatur erklärt werden!

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6.1 GM Kernspecht und andere Autoren Das jap. Wort »Budo« bedeutet soviel wie Kriegskunstweg. Der Begriff »BudoSportarten« wird allgemein gerne als Oberbegriff für alle Kampfkünste gebraucht.

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Großmeister K.R. Kernspecht und weitere Autoren haben versucht, die Vorteile des Wing Tsun gegenüber anderen Budo-Sportarten herauszustellen. Von dieser Kategorisierung in besser / schlechter oder geeignet / ungeeignet wird hier deutlich Abstand genommen. Es soll ausschließlich um die Klärung eines grundlegenden Bewegungsphänomens im Wing Tsun gehen. Kernspecht nennt die Zeit, die wir brauchen, um uns für eine Reaktion zu entscheiden, »Hirnschaltzeit« (Kernspecht 2000, S. 14).


Genau wie im Nahkampf ist es auf der Buckelpiste wegen der zu hohen Geschwindigkeit und Härte der Einschläge nicht möglich, ein zartes Nachfühlen als Basis für die Bewegungssteuerung zu nutzen.

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Während also die Verteidigungsbewegungen, Trajectories und Bodypostures ihrer Form nach antizipiert werden können, bedarf es eines andauernden Druckes, um eine Technikposition auszulösen. Dies ist zu vergleichen mit der Skifahrt über eine Buckelpiste, bei der nicht jeder Buckel bewusst und zart erfühlt werden kann, um daraufhin die Beine zu strecken oder zu beugen. Die Piste vor Augen übernimmt die Nachgiebigkeit bzw. Steifigkeitseinstellung der Beine im Zusammenhang mit antrainierten Körperpositionen das Durchfahren der Piste je nach Grad der Expertise immer automatisierter (Abbildung 19). Die eigene Geschwindigkeit sowie die Höhe und Form der Buckel entscheiden über die Voraktivierung und Stiffnesseinstellung der Muskulatur (Antizipation der Modalitäten). Bewegungslenkende Reafferenzen liefern dann einen permanenten Sollwert- / Istwert-Vergleich des Bewegungszustandes, welche dem Experten eine Verarbeitung der fortlaufenden Handlung über innere Regelkreise ermöglichen. Zu große Härte lässt uns aus den Buckeln hinausschießen. Weichheit dagegen würde unsere Beine am ersten Buckel einknicken lassen. Die Feinkoordination im Wing-Tsun-spezifischen Nahkampf, ebenso wie auf der Buckelpiste, entwickelt sich im Spiel und in der Auseinandersetzung mit den Umweltgegebenheiten.

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Abbildung 19: Fahrt über die Buckelpiste 53


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Achtung: Der Begriff »Stiffness« oder »Steifigkeit« ist nicht mit dem umgangssprachlichen »steif« zu verwechseln. Er bezeichnet, wie fest ein elastisches Element eingestellt ist.

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Abbildung 22: Energiespeicherung – Phasen 3 und 4

Einige Anteile des tendomuskulären Apparates, insbesondere die fast idealelastischen Sehnen, können einen Teil der Energie des Gegners wie bei einer Feder als potentielle Energie speichern (Phase 3) und gegebenenfalls an ihn zurückgeben (Phase 4) Die Federwirkung ist abhängig von meiner Steifigkeit (mechanisch: Federhärte od. Federkonstante) und der möglichst umfänglichen Nutzung vieler elastischer Elemente (Muskeln und Sehnen) in unsere gesamtkörperliche Technikumsetzung (Bodypostures). 59


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te Fauststoß geht weiter vor

Griff am Hals

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Abbildung 33:

Weiter nachgeben, Ellenbogen mit

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Nachgeben in die Wendung, der re.

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Abbildung 32:

3. Der Gegner dringt weiter vor. Im Arm wird nicht mehr nachgegeben. So wird die Kraft über den festen Rumpf an die Beine übertragen und eine Wendung mit Fauststoß entsteht. Energie wird übertragen. 4. Haben wir uns erfolgreich aus der Bahn des Angriffs drängen lassen und eine freie Bahn zum Gegner gefunden, so können weitere Angriffstechniken folgen (Hier ein Ellenbogenstoß)! 66


8 Verformungen auf dem Weg zum Gegner

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Wing-Tsun-Verteidigungsbewegungen bezeichne ich als Verformungen auf dem Weg zum Gegner. Die konkreten Bodypostures wie Taan-Sao, Bong-Sao oder Jam-Sao stellen in diesem Zusammenhang Idealpositionen der Verformung bzw. des Nachgebens dar. Bisher wurde angenommen, dass die Techniken durch taktile Reize ausgelöst werden. Es handelt sich jedoch um ein Nachgeben auf zu großen Druck entgegen der eigenen Vorwärtsbewegung bei hoher Steifigkeit in bestimmte Verteidigungspositionen hinein. Dabei wird besonderer Wert auf das Aufrechterhalten der Vorwärtsenergie gelegt, um die Kraft des Gegners mechanisch abfangen und nutzen zu können. Wird nach dem Nachgeben wieder ein Weg zum Gegner frei, oder zieht sich dieser zurück, so stoßen wir weiter zum Gegner vor. In diesem Sinne stellen Wing-Tsun-Verteidigungsbewegungen nur Verformungen auf dem Weg zum Gegner dar.

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8.1 Das tendomuskuläre System im Wing Tsun

Serien- und parallelelastische Elemente Der tendomuskuläre Apparat besteht aus parallel- und serienelastischen Elementen.

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Das tendomuskuläre System umfasst alle elastischen Elemente des Muskel-Sehnenkomplexes. Es bildet ein zentrales Element der Wirkungsweise vieler Sport- und Alltagsbewegungen und hat einen leistungspotenzierenden Effekt. Insbesondere die Sehnen stellen ein fast idealelastisches Element dar, welches einen Großteil der in der Dehnung gespeicherten Energie wieder abgeben kann. Funktionelle Nachgiebigkeit und Speicherung der Energie hängen in großem Maße von unserer Voraktivierung und Stiffness (siehe Kapitel 8.5) ab. Im Wing Tsun übernimmt dieses System u. a. eine flexible Bremswirkung zum Absorbieren der starken Krafteinwirkung eines Angriffes. Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens ergibt sich aus dem Phänomen, dass Muskeln bei der exzentrischen Kontraktion mehr Kraft erzeugen können als im konzentrischen Modus. Im Abbrem-

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Bei der Kontraktion der Muskelfasern wird die Kraft über elastische Strukturen auf das Skelett übertragen. Vereinfacht kann man sich einen Muskel bestehend aus kontraktielen Elementen, parallelelastischen – und serienelastischen Elementen vorstellen. Die serienelastischen Strukturen sind zum Teil in den Querbrücken, teilweise in den Aktinfilamenten, in den Z-Scheiben und in den Sehnenansätzen zu finden. Indem sich bei Aktivierung des Muskels die kontraktielen Elemente verkürzen, werden die serienelastischen Strukturen gespannt, und es kommt zu einer messbaren Muskelkraft. Die parallelelastischen Elemente sind bindegewebige Strukturen, welche die Muskelfaser umhüllen (Sarkolemm), sowie das Endosarkomer-Protein Titin, welches die Überlappung von Aktin und Myosin sichert und somit eine Überdehnung des Sarkomers (kleinste funktionelle Einheit der Muskelfaser, bestehend aus Aktin, Myosin und Titin) verhindert.

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Die Hemmung des Antagonisten stellt im Wing Tsun einen großen Vorteil dar. Bei Auslösung dieses Reflexes im Trizeps wird dieser für 20–30 ms gestärkt und automatisch der Bizeps gehemmt, was wünschenswert ist, da die Aktivität des Bizeps die Schlagbewegung (Streckung des Armes) behindert.

8.4 Reaktivkraft im Wing Tsun

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Die Definition von Reaktivkraft klingt wie maßgeschneidert für die Funktion der Wing-Tsun-Verteidigungsbewegungen: Reaktivkraft ist die exzentrisch-konzentrische Schnellkraft bei kürzest möglicher Kopplung (unter 200 ms) beider Arbeitsphasen, also in einem Dehnungsverkürzungszyklus (siehe Kapitel 8.2). Anders ausgedrückt: Reaktivkraft ist die Fähigkeit, einen Impuls im Dehnungsverkürzungszyklus zu erzeugen. Mit Reaktivkraft kann aus nachgebender, abbremsender Bewegung (zwei der wichtigsten Funktionen der Wing-Tsun-Verteidigungsbewegungen) große Kraft in kürzester Zeit entwickelt werden (vgl. Bußmann 2008, S. 23). Diese wird im Wing Tsun entweder zur Unterstützung der Verteidigungsbewegung oder im direkten WiederVorstoßen zum Gegner genutzt.

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8.5 Stiffness im Wing Tsun

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»Stiffness« bzw. »Steifigkeit« sind Begriffe aus der Sportwissenschaft, die dem Kampfkunst-Trainierenden fremd klingen. Stiffness hat jedoch nichts mit dem umgangssprachlichen: »steif« oder »er bewegt sich steif« zu tun. Stiffness bezeichnet den Widerstand eines elastischen Körpers gegenüber deformierenden Kräften. In der menschlichen Bewegung bezieht sich der Begriff Stiffness meist auf den tendomuskulären Apparat, innerhalb dessen insb. die Sehnen als nahezu idealelastisch gelten. Auch die Muskulatur selbst besitzt elastische Eigenschaften (Short Range Elastic Stiffness). Die Sehnen bilden nun, einfach gesagt, den Anfang und das Ende eines Muskels. Um die elastischen Eigenschaften der Sehnen im Nachgeben und den Verteidigungsbewegungen nutzen zu können, muss daher der zwischen den Sehnen liegende Muskel die Spannung aufrechterhalten (exzentrische Kontraktion). Dabei ist eine hohe Steifigkeit die Voraussetzung, um Energie in den elastischen Anteilen von Sehnen und Muskeln im Wing Tsun zu speichern und nutzbar zu machen. Auch für den Energieübertrag ist eine hohe Stiffness Grundvorraussetzung.

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Die Speicherung der Energie hängen in großem Maße von unserer Voraktivierung und Stiffness ab.

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Abbildung 35:

Ein unstrukturierter, bzw. zu weicher Keil kann nicht in die Gegnerbewegung

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einschneiden!

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Nicht zuletzt ist leicht nachvollziehbar, dass nur ein stabiler Keil erfolgsversprechend in einen aggressiven Angriff hineingestoßen werden kann. Analog dazu würde sich ein zu weicher Keil auch nicht unter eine Tür stoßen lassen (Abbildung 35).

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8.6 Die Propriozeption im Wing Tsun

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Die Propriozeption wird auch als Lageempfinden des Körpers bezeichnet. Er besteht aus Bewegungssinn, Stellungssinn und Kraftsinn. Im Wing Tsun sind insbesondere die Muskelspindeln, als Teil der menschlichen Propriozeption von besonderer Bedeutung. Sie liefern einen wesentlichen Teil der Informationen zur Stellung unserer Gelenke (Gelenkwinkel) und zu Druck und Kräften, die in und an der Muskulatur wirken. Aus ihren Informationen lässt sich so über den Druck zum Gegner neben der eigenen auch dessen Lage und Bewegungsintention erfühlen.

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9 Im Wing Tsun übernimmt der Angreifer das Ausholen für uns

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Die Speicherung der Energie in den elastischen Anteilen der Muskulatur und Sehnen sowie die Nutzung eines Dehnreflexes entgegen der plötzlichen Längenveränderung in der Muskulatur sind wesentliche Kennzeichen für eine Ausholbewegung etwa vor einem Absprung oder in der Ausholbewegung zum Werfen. Auch die Verlängerung des Beschleunigungsweges spielt bei einer Ausholbewegung eine wichtige Rolle. Im Wing Tsun wird das Beladen der elastischen Elemente mit Energie sowie die Rückführbewegung in die Verteidigungsbewegung großteils vom Angreifer übernommen. In diesem Sinne gilt im Wing Tsun meine Aussage, dass der Gegner für den Praktizierenden das Ausholen übernimmt. Gut erkennbar war dieses Prinzip in der Bong-Sao-Bewegung. Großmeister Dr. Leung Ting beschreibt diese Bewegung folgendermaßen:

Das exzentrische Nachgeben kann die Leistung des konzentrischen Vorstoßens deutlich erhöhen. Dies bildet die Grundlage um die kurzen Wing Tsun Angriffsbewegungen im Nahkampf effektiv zu gestalten.

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Im Wing Tsun wird das Beladen der elastischen Elemente mit Energie sowie die Rückführbewegung in die Verteidigungsbewegung großteils vom Angreifer übernommen. In diesem Sinne gilt im Wing Tsun meine Aussage, dass der Gegner für den Praktizierenden das Ausholen übernimmt.

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17. Bong-Sau – Die Verkörperung der Wing-Tsun-Theorie Die Wing-Tsun-Theorie lautet: »Gehe mit dem angreifenden Arm mit, folge ihm, wenn er zurück gezogen wird und stoße zu, sobald du freie Bahn hast.« Dieses Prinzip wird im Wing Tsun zur Abwehr von Angriffen bevorzugt, während die harten Blocks anderer Systeme, bei denen zwei Kräfte zusammenstoßen, abgelehnt werden. (Leung, Kernspecht 2004, S. 57)

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Wichtig, um die Funktionsweise dieses Vorgehens korrekt verstehen zu können, wäre es, wenn Leung erklären würde, warum man in seinem Beispiel in den Bong-Sao nachgibt, wenn es zu keiner Kollision von Kräften kommt. Es ist ebenso nicht nachvollziehbar, wie man mit dem angreifenden Arm mitgehen soll. Des Weiteren bleibt unklar, wie das plötzliche Umschalten vom Mitgehen mit dem gegnerischen Angriff zum Folgen der Rückzugsbewegung des Gegners gesteuert werden soll. Um eine funktionierende Wing-Tsun-Verteidigung auszulösen, müssen diese drei Punkte folgendermaßen beschrieben werden: 1. Die Kräfte von Verteidiger und Angreifer kollidieren 2. Einer zu starken Kraft wird exzentrisch nachgegeben 3. zieht sich der gegnerische Arm zurück, so wird die exzentrische

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Muskelarbeit automatisch mit schnellstmöglicher Koppelung, reaktiv wieder konzentrisch. Achtung: a) Die Form des Zusammenstoßes bezweckt nicht das gewaltsame Ablenken der gegnerischen Kraft z. B. zur Seite wie bei einem klassischen Block. Die Kollision ergibt sich auf dem Weg zum Gegner. Wird mein Keil gestoppt und der Gegner dringt weiter vor, so werde ich in die Verteidigungsbewegung hinein gezwungen.

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Dies und die Aussagen der folgenden Kapitel widersprechen deutlich der Aussage Kernspechts, dass eine Berührung ausreichen darf, um beispielsweise einen Bong-Sao auszulösen, und es vorher nicht zu einer Kollision zwischen uns und dem Angreifer kommen muss (vgl. Kernspecht 2000, S. 136 und Leung, Kernspecht 2004, S. 55).

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Aber sobald der angreifende Arm oberhalb des abwehrenden Armes diesen nur berührt, verwandelt dieser sich automatisch in Bong-Sau, der die Kraft des Angriffes nicht primitiv durch Kollision stoppt, sondern diese, wie der Chinese sagt, »aufnimmt«.(Kernspecht 2000, S. 136 u. Leung, Kernspecht 2004, S. 55)

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b) Für den Übenden sei gesagt, dass die vorstoßende Kraft nicht unserer Maximalkraft entsprechen muss. Sie sollte aber mindestens so groß sein, dass die eingenommenen Bodypostures in ihrer äußeren Schutzfunktion (Winkel und Räume) gegenüber der Angriffsenergie aufrecht erhalten werden können. Solange wir uns innerhalb dieses Kräfterahmens bewegen, ist die Festigkeit, mit der ein Wing-Tsun-Kämpfer vorgeht, nicht aussagekräftig über die Qualität seines Könnens.

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10 Fehler beim Versuch der Energienutzung

Die folgende Aufzählung listet Fehler beim Versuch der Energienutzung des Gegners in der Wing-Tsun-Praxis auf.

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1. Zu geringe Muskelaktivierung = es kann keine Energie im tendomuskulären Apparat gespeichert werden

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2. Abreißen der Muskelspannung = es kann nicht reaktiv gearbeitet werden, evtl. gespeicherte Energie geht verloren

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3. Keine hohe Körperspannung = es kann keine Energie von der einen auf die andere Körperseite übertragen werden

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4. Keine hohe Körperspannung = Die Arme haben kein Widerlager für die Energiespeicherung

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5. Keine hohe Körperspannung = Es kann keine zusätzliche Energie im Rumpf gespeichert werden

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6. Mit zu großer Lockerheit trainieren = im Ernstfall werden die Techniken eingedrückt

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12 Integration und Korrektur bestehender Leitsätze des Wing Tsun

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Das Wing Tsun zeichnet sich durch seine Leitsätze und seinen Bezug zur chinesischen Philosophie aus. An dieser Stelle soll gezeigt werden, dass die klassischen Leitsätze, Prinzipien und Gesetze sehr gut aus der Perspektive der neuen Aspekte und Erkenntnisse dieser Arbeit erklärt werden können.

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12.1 »Be like water«

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Wasser ist das große Vorbild im Taoismus, der Grundphilosophie des Wing Tsun. Sein Verhalten gilt als anpassungsfähig, durchsetzungsfähig und doch unzerbrechlich. Ohne Zögern reagiert es auf Hindernisse mit Anströmen und Umfließen und nimmt dabei keinen Schaden. Wasser reagiert jedoch nicht auf einen Reiz. Es reagiert wegen seiner »Materialeigenschaften«. »Be like water« ist eine berühmte Aussage von Bruce Lee. Dessen Anpassungsfähigkeit drückt er folgendermaßen aus: »be like water (…) if you poor water into a pot, it becomes the pot (…)«. (Video: Bruce Lee, 1970) Schaut man sich Wasser etwas genauer an, dann wird seine Strukturkraft sichtbar, es fließt nicht einfach nur, es ist das Element, in dem sich das Leben entwickelt hat, es transportiert Nährstoffe, bildet Schichten, Wellen, Walzen, Strömungen und Wirbel. An seinen Strömungslinien haben sich viele der primitiven Lebewesen gebildet wie etwa unsere entfernten Vorfahren, die röhrenförmigen Chordaten. Wir sind nicht nur am und im Wasser entstanden, sondern bestehen auch zu einem großen Teil aus Wasser. Wegen seiner lockeren molekularen Struktur, wegen seiner Schwere, seiner Fließeigenschaften und seinem Vorwärtsdruck etc. kann es anpassungsfähig und spontan reagieren. Genau wie das Wasser reagiert die Feder eines Autos nicht auf einen taktilen Reiz mit Nachgeben, sondern allein wegen seiner Struktur und seines Aufbaus auf ein Schlagloch mit einem Einund Ausfedern. Bodypostures, Trajectories, Vorwärtsspannung und reaktive Nachgiebigkeit geben dem Wing-Tsun-Kämpfer seine »Materialqualität«. Diese versetzt ihn in die Lage, auf eine Vielzahl von Angriffen mechanisch und anpassungsfähig, ähnlich wie Wasser, zu reagieren.

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ge Bodypostures, Trajectories, Vorwärtsspannung und reaktive Nachgiebigkeit geben dem Wing-Tsun-Kämpfer seine »Materialqualität«, die ihm die Fähigkeit geben, auf eine Vielzahl von Angriffen mechanisch und anpassungsfähig, ähnlich wie Wasser, zu reagieren.

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Die zwei Prinzipien des Wing Tsun müssen heißen: 1. Stoß vor 2. Gib nach (wenn nötig)

3. Wenn die Kraft des Gegners größer ist, gib nach! Ist der Angreifer stärker, so geben wir dem Druck des Angreifers nach (laut Kernspecht auf leichte taktile Reize, laut Gross mit exzentrischer Muskelarbeit und nur auf jeweils relevanten, anhaltenden Druck).

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4. Zieht der Gegner sich zurück, folge! Zieht sich der Gegner zurück, z. B. mit einem Schritt, so folgen wir ihm u. a., um Folgeaktionen des Gegners aus der Trittdistanz zu unterbinden. Auch dieses Vorgehen ist nur möglich, wenn bereits vor dem Zurückgehen des Gegners ein Vorwärtsdruck zum Angreifer besteht. Zusätzlich nutzen wir hier die Reaktivkraft, den DVZ und damit auch das tendomuskuläre System. Alle vier Prinzipien basieren auf einem Zyklus von generellem Vorstoßen und dem Nachgeben auf zu große Kräfte des Gegners (bei aufrechterhaltenem Vorwärtsdruck). Vorstoßen und Nachgeben sind daher die zentralen Prinzipien. Spezielle Arten des Vorstoßens innerhalb der Kampfhandlung sind das Klebenbleiben und das Folgen. Ein überarbeitetes Schema der vier Prinzipien könnte folgendermaßen aussehen. Dabei ist zu beachten, dass den Prinzipien 2 und 4 keine grundlegende Bedeutung zukommt!

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Abbildung 37:

Schema – Wing-Tsun-Prinzipien 86


In vielen Kampfkünsten wird die Theorie von Yin und Yang in einem zeitlichen nacheinander umgesetzt. Etwa erst Yin bzw. Nachgeben / Ausweichen und dann Yang bzw. Angreifen.

in das Nachgeben bzw. Yin möglich. Aus der exzentrischen Muskelarbeit (siehe auch Kapitel 8–9) ist ebenfalls ein schnellstmöglicher Übergang aus dem Nachgeben in ein erneutes Vorstoßen gewährleistet. In Abbildung 38 sieht man die klassische Wing-TsunSituation der Gleichzeitigkeit von Verteidigung und Angriff mit den Armen. Abbildung 39 zeigt eine Verteidigung gegen einen versuchten Hebelangriff an den Beinen (Take-Down).

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Abbildung 38:

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mit dem Ellenbogen

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Verteidigung links mit Taan-Sao und gleichzeitigem Konter rechts

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Abbildung 39:

Verteidigung unten mit Sprung zurück und gleichzeitigem Stützen bzw. Schlagen oben 88


13 Fazit – das neue Modell der Bewegungsorganisation im Wing Tsun

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Die in dieser Arbeit vorgestellte Neudefinition der Bewegungsorganisation im Wing Tsun zeigt und erklärt deutlich die Genialität der Erfinderin dieses Bewegungssystems – Ng Mui. Sie stellt sinnvoll und nachvollziehbar dar, wie u. a. durch das grundsätzliche Vorstoßen zum Gegner in einem Zug

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1. der Angriff und das Konzept des Angreifers gestört wird 2. die Kraft des Gegners gegen diesen nutzbar wird 3. auf bewusste Reaktionen verzichtet werden kann 4. ein schnelleres Reagieren möglich wird, ohne schneller als der Gegner sein zu müssen 5. der taktile Sinn keine wesentliche Rolle im Wing Tsun spielt.

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Auch der Abgleich mit den philosophischen Aspekten des Wing Tsun wird verbessert. So reagiert das dem Taoismus zum Vorbild gewordene Wasser auch nicht auf spezielle etwa taktile Reize, wenn es auf ein Hindernis trifft, sondern es umfließt diese wegen seiner Struktur. Diese Struktur spiegelt sich im Wing Tsun u. a. im permanenten Vorwärtsdruck wider, der nur in eine Rückwärtsbewegung umschlägt, wenn die eigene schwächere Kraft einer stärkeren nachgeben muss. Erklärungsansätze wie das Nutzen taktiler Informationen, um bestimmte Wing-Tsun-Bewegungen oder -Techniken reflexartig auszulösen, werden widerlegt und als fintenanfällig erkannt. In der folgenden Grafik (Abbildung 40) sind wesentliche Merkmale der kognitiven Architektur des Wing Tsun zusammengefasst.

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Die Darstellung hat keinen Bezug zum Motorkortex!

Abbildung 40:

Kognitive Architektur, Repräsentationen von Form und Merkmalen der möglichen Wing-Tsun-Bewegungen müssen im Langzeitgedächtnis gespeichert sein. Kreis mit Punkt = Knotenpunkt

BAC, kleiner Kreis = äußeres Merkmal

kleines Quadrat = afferent-sensorisches Merkmal, 90

kleines Dreieck = reafferent-sensorisches Merkmal


14 Deutung der Bruce-Lee-Aussage

Bruce Lee:

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Ich widme mich nun schon seit einigen Jahren dem Training des Wing Chun Kung Fu, dem Stil der Natürlichkeit. Mein Geist wird nun nicht länger vom Gegner, dem »Selbst«, der Beherrschung der formalen Technik oder ähnlichem verwirrt. Ich habe die Techniken des Gegners zu meinen Techniken gemacht; meine Aufgabe besteht einfach darin, die andere Hälfte der Einheit zu vervollständigen (…). (Lee in Kernspecht 2000, S. 13)

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Im Einzelnen werden nun die oben zitierten Aussagen gedeutet.

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Ich widme mich nun schon seit einigen Jahren dem Training des Wing Chun Kung Fu,

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dem Stil der Natürlichkeit.

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Das jahrelange Training führt zu einer sicheren Speicherung- und Automatisierung der Bewegungen (innere Regelung, die Bewegungskontrolle erreicht nicht das Bewusstsein).

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Natürlichkeit bedeutet, sich verhalten wie Wasser. Vorwärtsfließen, Anströmen und Umströmen ergeben sich auf der Ebene der Bewegung im Wechselspiel von Vorwärtsstoßen und auf relevante Drücke Nachgeben müssen.

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Bruce Lee hatte seinen ganz eigenen, persönlichen Bewegungsstil entwickelt. Dieser entspricht nicht vollständig der Wing-TsunStruktur, ist wohl aber in sich ebenso genau strukturiert. Expertenbewegung zeichnet sich immer durch Formvollendung aus. Diese Formvollendung befähigt zur freien Improvisation und kann sich wegen der sicheren Automatismen subjektiv als »formlos« anfühlen, da nicht mehr an die Form gedacht werden muss. So wird Bruce Lee nicht mehr vom Gegner, dem »Selbst«, der Beherrschung der formalen Technik oder Ähnlichem verwirrt.

Mein Geist wird nun nicht länger vom Gegner, dem »Selbst«, der Beherrschung der formalen Technik oder ähnlichem verwirrt.

Bruce Lee hatte seinen ganz eigenen, persönlichen Bewegungsstil entwickelt. Dieser entspricht nicht der Wing-Tsun-Struktur, ist aber in sich hoch strukturiert. Expertenbewegung zeichnet sich immer durch Formvollendung aus. Diese Formvollendung befähigt zur freien Improvisation und kann sich aufgrund der sicheren Automatismen subjektiv als formlos anfühlen, da nicht mehr an die Form gedacht werden muss. So wird Bruce Lee nicht mehr vom Gegner, dem »Selbst«, der Beherrschung der formalen Technik oder Ähnlichem verwirrt.

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Ich habe die Techniken des Gegners zu meinen Techniken gemacht; meine Aufgabe besteht einfach darin, die andere Hälfte der Einheit zu vervollständigen (…). Wo der Gegner drückt, wird nachgegeben, gegnerische Lücken werden u. a. mit gespeicherter oder übertragener Energie desselben ausgefüllt. So wird der Gegner über den Angriff ein Teil von uns.

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15 Zum Schluss

Diese Arbeit untersucht umfänglich die Organisation der Verteidigungsbewegungen im Wing Tsun. Daneben werden die kognitiven und physiologischen Bedingungen für ein funktionelles Vorgehen aufgezeigt und begründet.

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Automatismen stellen sich ein, wenn nach jahrelangem Training, stabile Regelkreise teilweise autonom den Kampfverlauf steuern. Diese Automatismen betreffen im Wing Tsun den Zyklus von Vorstoßenwollen und Nachgebenmüssen, wenn relevante Angriffe uns dazu zwingen. Trajectories und Bodypostures stellen dabei Verformungen auf dem Weg zum Gegner dar. Ist dieses Vorgehen verinnerlicht, kann dies subjektiv als Formlosigkeit empfunden werden, stellt jedoch die vollkommene Verinnerlichung der Struktur und des Vorgehens im Wing Tsun dar.

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Ein Teil der Struktur ist beispielsweise die aufrechte Haltung, die das Wing Tsun aus dem Buddhismus entliehen hat. Sie ist sowohl äußeres Erkennungsmerkmal der Wing-Tsun-Struktur als auch ein Zeichen der täglichen Übung mit dem Ziel, noch etwas aufrechter zu stehen und dem buddhistischen Bild des Menschen als Bindeglied zwischen Himmel und Erde etwas näher zu kommen.

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Natürlich spielen im Wing Tsun, wie in allen Bewegungskünsten und Sportarten, viele Qualitäten eine wichtig Rolle. Diese konnten und sollten in dieser Arbeit nicht alle betrachtet werden und sind beispielsweise:

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Anlage-, Entwicklungs- und lernbedingte Faktoren – Geschlecht – Talent – Konstitution – Alter – Sportliche Technik – Sozialisierung – Lernfähigkeit Sensorische, kognitive und psychische Faktoren – Konzentration – Informationsaufnahme und -verarbeitung – Steuerung und Regelung

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17 Die drei Kreise in der Waffenführung – ein Ausblick

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Die Escrima-Waffenführung basiert auf dem philippinischen Stockkampf. Es ist das System der Wahl, wenn es um die Handhabung verschiedener Hieb- und Stichwaffen geht. Das grundlegende Konzept der Bewegung besteht in einer dreifach runden, kreisförmigen Führung der verschiedenen EscrimaWaffen wie Machete, Stock, Langstock oder ähnlicher Alltagsgegenstände. Zur Übung lässt sich das grundlegende Bewegungsschema in drei ihrer wichtigsten Komponenten zerlegen.

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1. Runde Hand /Armbewegung (ähnlich dem Angelauswurf oder dem geraden Wurf) 2. Rotation des Körpers (um die Längs- bzw. Schraubenachse) 3. Hoch-Tiefverlagerung des Körpers

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Die rotative- oder kreisförmige Bewegung des Armes bei der Schlagausführung, z.B. im »Einserschlag«, oder in der Abwehr, z.B. im »Dachblock«, hat mehrere Effekte. Der wichtigste Effekt ist die Zurückführung der Restenergie in die sichere Ausgangsposition mit gleichzeitig hohem Energiepotential (DVZ) für den/die Folgebewegung/en. Auch der Körper wird so nicht über das Ziel hinaus in eine Richtung beschleunigt (nie alles auf eine Karte setzen). Die Rotation des Körpers integriert die Körperkraft in den Schlag, sie potenziert die Kraft der Armbewegung. Die Rückführung der Schulter hilft bei der Rückführung des Schlagarmes in die Grundposition. Gleichzeitig kann die ansteigende Rotation die Weite und Härte des Schlages beeinflussen. Ein aufeinander folgendes Erhöhen des Schultereinsatzens vergrößert die Kraft und Reichweite in schnell aufeinander folgenden Schlägen immens (z.B. in der schnellen Folge von Block und Konter). Die Hoch-Tiefverlagerung des Körpers integriert die Beine und die Schwerkraft in die Bewegung und Schlagkraft. Das schwingende Auf und Ab in der Folge mehrerer Schläge hilft uns zugleich bei der Schrittarbeit und gibt unserer Schlagfolge gleichbleibend viel Kraft und Qualität. Die Wichtigkeit der »drei Kreise« ergibt sich insbesondere aus der Schwierigkeit der meisten (Escrima-) Trainierenden den Stock nur als Potentiator der eigenen Bewegung zu verstehen und ihn

Abbildung 42: Sifu Gross mit Großmeister René Latosa. GM René steht für einen sehr praktischen und effektiven Umgang mit den verschiedensten Waffen.

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Durch die runde Bewegungsführung wird die Rückführbewegung gleichzeitig zur Ausholbewegung für die Folgeaktion.

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Empfehlungen

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Abbildung 44: O. Gross mit Prof. Wolfgang Tiedt an der Deutschen Sporthochschule Köln

»Sifu Oliver Gross hat mit seinem Buch eine hervorragende und verständliche Grundlegung der Bewegungsorganisation des Wing Tsun vorgelegt. Sifu Oliver ist nicht nur ein ausgezeichneter und ambitionierter Kampfkünstler, sondern zeigt zudem, dass er ein herausragendes Verständnis für die theoretische Dimension dieser traditionellen Kampfkunst hat. Letzteres belegt er eindrucksvoll im Unterricht und durch seine Seminare an unterschiedlichen Universitäten. Seine stets freundliche und sympathische Art machen ihn zu einem wahren Meister, einem echten Vorbild. Ich bin sehr glücklich, dass er mein Lehrer ist.«

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Prof. Dr. John Steward Gordon – Universität zu Köln – Ethik – Bioethik – Klassische griechische Philosophie

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»I recommend Mr. Sifu Oliver Gross as an expert for moving art. He has been my best student at the German Sport University Cologne. He worked intensively and with his great energy made a positive contribution to the class. It was always a pleasure for me to work with him in the various classes he took. Some of my classes he attended were Gymnastics, Moving Art and Feldenkrais Method. His movements are fast, intense and innovative. I wish Mr. Sifu Oliver Gross all the best for his future career.«

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Gaby Marquardt – Dozentin, Deutsche Sporthochschule Köln – Bewegungskunst – Feldenkrais/Somatics – August-Bier-Plakette 1971


»Mr. Sifu Oliver Gross is an expert in the field of East Asian martial arts. His ability to move is outstanding and he has the authorisation to conduct examinations and to develop his own kind of forms. He is very involved in the traditional kind of martial arts. In spite of the fast moving times, he has not forgotten the ancient traditions. He can be seen as a keeper and promoter of Chinese culture. I wish him all the best for his institute and his career as a teacher.

Abbildung 45: Sifu Gross mit Meister Zhu Wenjun

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Dr. Zhu Wenjun – Kampfkunstmeister – Gastprofessor TCM-Universität Nanjing / VR China

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»Oliver studierte Kampfkunst an der Beijing Sport Universität. Mit mir lernte er u. a. den Betrunkenen-Stil. Er war sehr begeistert von dieser Kampfkunst, und übte sehr engagiert. Seine Begeisterung und sein Fleiß haben mich sehr überzeugt. Meinen Schülern erzähle ich oft von ihm und sage ihnen wenn sie trainieren, dann so wie Oliver!«

Abbildung 46: Gross mit Wu Dong Laoshi

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Wu Dong – Dozent, Beijing University of Physical Education – Kampfkunstmeister / Chen Taiji

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»Kennengelernt habe ich Oliver Gross in meiner aktiven WingTsun-Zeit Mitte der 1990er Jahre in Hildesheim. Neben seiner sozialen Kompetenz, die sich durch Empathie, Freundlichkeit, Fairness und Authentizität auszeichnet, habe ich Oliver Gross als begeisterten und erfolgreichen Kampf- und Bewegungskünstler, Kämpfer und Sportwissenschaftler kennengelernt. Von seiner Qualität als Seminarleiter konnte ich mich bereits persönlich in seinen Seminaren überzeugen. Durch seinen sportwissenschaftlichen Hintergrund ist er zudem in der Lage, das Thema Wing Tsun und Kampfkunst aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Ich freue mich daher sehr über seine Auswertungen zum Thema Wing Tsun in Form dieses Buches!«

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Herbert Fritzsche – Verhaltenstrainer für Systemisches Einsatztraining an der Polizeiakademie Hannoversch Münden/Niedersachsen 105


Abbildung 47: Trainingsgruppe im Sommercamp in der Türkei. O. Gross im Bild mit »Hasenohren« versehen von seinem ersten Lehrer Martin Herrmann.

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»Nach über 30 Jahren Kampfsporterfahrung und fast 10 Jahren an der Seite von Oliver Gross bin ich immer wieder von seinen Ansichten fasziniert und von seiner Art motiviert. Seine visionäre Ader ließ ihn zwar nicht den Weg des geringsten Widerstands gehen, aber gerade diese Erfahrung ermöglicht jetzt Kampfsportlern unterschiedlichster Gesinnung ihren eigenen Weg besser zu verstehen und diesen gleichzeitig detaillierter und mit anderen Augen zu sehen.”

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Mike Dawidovski – Former Judo and Submission Wrestling Champion – Luta Livre Teacher »Faixa Roxa«, BJJ – Headcoach Bad Company-Competition-Team

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»Ich kenne Sifu Oliver Gross schon seit vielen Jahren. Obwohl wir unterschiedliche Stile unterrichten, war unser Austausch immer von einer besonderen Wertschätzung und Offenheit geprägt. In Oliver vereint sich ein hohes, fundiertes und vor allem verinnerlichtes Wissen der Kampfkünste mit einem nahezu unstillbaren wissenschaftlichen Schaffensdrang. Er ist ein Mensch, der den Dingen wirklich auf den Grund gehen will. Diese Kombination macht das vorliegende Buch so besonders und kann dem Leser völlig neue Perspektiven der Kampfkunst erschließen.« Jan Günzel – Kampfkunstmeister

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Abbildung 48: Gross mit Trainer Mike Davidovski nach einem Luta Livre Training

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»Eine Kampfkunstlektüre, bei der das Lesen endlich mal wieder Spaß gemacht hat. Nicht nur für den Wing-Tsun-Praktiker interessant und gespickt mit wertvollen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen für die Praxis. Sehr angenehm war, dass Oliver Gross, anders als bei anderen Autoren sonst üblich, auf ein einseitiges Anpreisen der eigenen Kampfkunst verzichten konnte und sich in seinen Thesen auf die seriöse Sportwissenschaft gestützt hat. Über leicht zu verstehende mechanische Modelle erklärt Oliver Gross die Wirkungsweise der grundlegenden Bewegungsmechanik im Wing Tsun, wie der Vorwärtsspannung und Energieübertragung.«

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Andreas Güttner – Diplom-Sportwissenschaftler – Kampfkunstmeister

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Abbildung 49: Gross mit Guro Andy Güttner nach einem gemeinsamen Escrima Lehrgang

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Die Grundlage dieses Buches bildet die mit magna cum laude (1,0) bewertete Diplomarbeit von Oliver Gross. Der Mechanismus der Verteidigungsbewegungen des Wing Tsun wird grundlegend und umfassend herausgearbeitet. Dies geschieht im Spannungsfeld mit den vorhandenen Theorien (insb. Dr. K. R. Kernspecht) und aus verschiedenen sportwissenschaftlichen Perspektiven wie der Sportpsychologie (Kognitive Architektur), Biomechanik (Energienutzung des Gegners) und der Physiologie. Zuletzt werden die gewonnenen Erkenntnissen mit der gängigen Philosophie des Wing Tsun abgeglichen.

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Oliver Gross unterrichtet an der Universität Bielefeld und an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit vielen Jahren leitet er seine eigene Wing Tsun und Escrima Schule in Köln.


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