www.oehboku.at | Winter 2019/20
Pflanzengesundheit
PflanzenschutzPsychologische Gewinne Beratung 1x2 Ballkarten revolution? Neu an der BOKU
Alles rund um den BOKU Ball
CRISPR/Cas9 im Fokus
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ÖH Magazin | Winter 2019/20
Inhalt & Editorial ÖH BOKU Vorsitz-Talk....................................................................... 4 Neu: Psychologische Beratungsstelle ........................... 6 Sportlich durch den Winter ............................................ 7 Referat für Frauen* und feministische Politik . ............... 8 BOKU Lastenrad .......................................................... 10 Mapathon@TÜWI ........................................................ 11 Tagung für Ernährungssouveränität ............................. 12 BOKU Ball 2020 ........................................................... 14 Universitätsvertretung .................................................. 18
BOKU Campus Senat der BOKU . ......................................................... 20 Kulturverein TÜWI . ....................................................... 22 BOKU Life Hacks: Literatursuche ................................ 24 Forst-Fachtreffen mit IFSA ........................................... 26 SDG Internship . ........................................................... 28 Quo vadis, Bioökonomie? . .......................................... 30
Pflanzengesundheit
Pflanze gut, alles gut! Schön, dass du wieder reinliest in die Winterausgabe deiner Studierendenvertretung! Ob dein Leben gerade auf dem Kopf steht oder dein Willhaben-Einkauf etwas ausgeartet ist: Mit der psychologischen Studierendenberatung (S.6) und dem BOKU Lastenrad (S. 10) möchten wir dir unter die Arme greifen. Am 31.12. feiern wir in der Wiener Hofburg den BOKU Ball. Erfahre alles, was du wissen musst und gewinne Freikarten (S. 14-17). Passend zum dazugehörigen Motto gibt’s diesmal spannende Artikel zur Pflanzengesundheit (S. 32 ff). Lust, einen Beitrag für das ÖH Magazin zu schreiben? Wir freuen uns über Ideen: presse@oehboku.at Toi, toi, toi für die Prüfungsphase. Hoffentlich sehen wir dich in der Hofburg!
Christiane Hörmann
Phytomedizin von A bis Z ............................................ 32 Forschungsbedarf in der Phytomedizin . ..................... 34
Christiane Hörmann Chefredakteurin
Comic: Little Albies Alba .............................................. 35 Buch: Was Pflanzen wissen.......................................... 36 Chemische Pflanzenschutzmittel ................................. 38 Die Revolution des Pflanzenschutzes? ........................ 40 Agent Orange in Österreichs Wäldern.......................... 42 Trude Trautsich ............................................................. 43
Hochschüler*innenschaft an der Universität für Bodenkultur Wien (ÖH BOKU) Peter Jordan Straße 76, 1190 Wien (2. Stock) www.oehboku.at facebook.com/oeh.boku instagram.com/oehboku twitter.com/oehboku
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ÖHa, der Winter ist da „Drausn is koit, herin is woarm, hört‘s euch die G‘schicht vom Vorsitz an!“ Wir hoffen, ihr habt den Jahreswechsel schön verbracht konntet bereits mit voller Energie und Motivation in den Endspurt des Wintersemester starten. Autor*innen: Johannes Schützenhofer, Christina Seiringer u. Timon Kalchmayr (Vorsitzteam der ÖH BOKU) / Foto: Thea Theurl
Es begann mit der ÖH Wahl ... Alle zwei Jahre nach den ÖH Wahlen wird von der neuen Universitätsvertretung auch ein neues Vorsitzteam gewählt. So begann im Juli auch unsere Geschichte:
Wer sind wir eigentlich?
Insgesamt waren 3.321 von euch wählen. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 33,2 %, womit wir wieder im Spitzenfeld der Universitäten bei der Wahlbeteiligung der ÖH Wahl lagen. Aber wie so oft im Leben: Mehr geht immer, denn es ist schön, vom eigenen Mitspracherecht Gebrauch zu machen. Die Universitätsvertretung von 20192021 besteht aus 11 Mandaten. Die Mandatsverteilung sieht so aus: 5 Mandate für die Fachschaftsliste BOKU, 3 Mandate für die bagru*GRAS*boku, 2 Mandate für die Aktionsgemeinschaft BOKU und 1 Mandat für den Verband sozialistischer Student*innen. Nach der ÖH Wahl wird bei der konstituierenden Sitzung der Universitätsvertretung das Vorsitzteam gebildet, welches die Geschäfte der ÖH BOKU lenken und die Studierenden nach außen vertreten soll. Bei dieser Sitzung wurde am 19. Juni 2019 Johannes Schützenhofer, Timon Kalchmayr und Hannah Streinesberger als Vorsitzteam gewählt. Hannah Streinesberger trat am 11.09. von ihrer Aufgabe als stellvertretende Vorsitzende zurück. Als Nachfolgerin wurde Christina Seiringer bei der UV-Sitzung am 29.10 gewählt.
Christina kommt ursprünglich aus Oberösterreich und studiert an der BOKU Agrarwissenschaften. Neben ihrem Engagement in diversen Vereinen ist sie top motiviert, ihre Aufgabe in der ÖH BOKU im Vorsitzteam zu meistern.
Timon kennst du vielleicht aus der ÖH Lounge in der Muthgasse. Neben seinem LBT-Studium engagierte er sich bereits im Referat für Organisation und interne Kommunikation und freut sich über die neuen Aufgaben und Herausforderungen im Vorsitzteam.
Prüfungsaktivität: Hä, was ist das? Seit 2019 ist die “Universitätsfinanzierung Neu” gültig. Seitdem ist die sogenannte Prüfungsaktivität eine der Kennzahlen, nach welcher die Universitäten ihre Budgets für die Fi-
nanzierung der Lehre zugewiesen bekommen. Studierende zählen als prüfungsaktiv, wenn sie innerhalb eines Studienjahres mindestens 16 ECTS Punkte sammeln.
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Wir möchten klarstellen, dass hinsichtlich der Studierbarkeit auch auf die Lebensrealität der Studierenden eingegangen werden muss. Daher stellt eine Aufforderung, „schneller zu studieren“, nicht die Lösung für die Finanzierung der Lehre dar. Es muss auch von Seiten der Universität aktiv daran gearbeitet werden, Hürden im Studium abzubauen und konkrete Lösungsvorschläge gemeinsam mit Lehrenden und Studierenden erarbeitet werden. Wir stehen in diesem Zusammenhang auch in engem Kontakt mit dem Rektorat der BOKU, um gemeinsam an Lösungen im Sinne aller Angehörigen der Universität zu arbeiten. Johannes (aka Hansi) studiert KTWW und findet, nach 2 Jahren in der Studienvertretung gibt es noch viele weitere Themen, um die Uni für Studierende zu einem besseren Ort zu machen und hat daher noch lange nicht genug von der ÖH.
Für dich als Student*in sind gewisse ECTS Leistungen zwar erforderlich für diverse Beihilfen, jedoch gibt es keine studienrechtlichen Konsequenzen, falls du im Sinne der Universitätsfinanzierung als “nicht prüfungsaktiv” giltst. Wir als ÖH BOKU kritisieren diese neue Universitätsfinanzierung grundsätzlich, da die Qualität eines Studiums nicht in ECTS pro Jahr bemessen werden kann. Deswegen soll es nicht das oberste Ziel einer Universität sein, möglichst rasch und effizient Universitätsabschlüsse zu generieren, sondern, ihre Studierenden zu mündigen Absolvent*innen auszubilden.
Mitarbeit in den Referaten? Projekte umsetzen? Die ÖH ist das, was du draus machst. Über 200 Kolleg*innen von dir engagieren sich freiwillig in der ÖH BOKU und organisierten dieses Semester bisher über 50 Projekte, mehrere Podiumsdiskussionen und fast jede Woche eine Veranstaltung zur Vernetzung von BOKU Studierenden. Denkst du dir: “Das ist ja eigentlich schon ganz cool, ich würde mich auch gerne ehrenamtlich engagieren”? Oder hast du coole Projektideen? Dann kannst du natürlich jederzeit die ÖH BOKU im 2. Stock des TÜWI-Gebäudes besuchen oder eine Mail schreiben. Du kannst dich auch vorab auf unserer Homepage (www.oehboku.at) über unsere Referate und Tätigkeiten informieren. Referate kümmern sich um gewisse Themenbereiche und Aufgaben
der ÖH BOKU. Einige Beispiele findest du auf den nächsten Seiten. Neben der Erfahrung, die du bei uns sammeln kannst (Studienkolleg*innen mit Beratung helfen und unterstützen, Projekte umsetzen, …), lernst du auch richtig viele Leute aus anderen Studiengängen kennen, aus welchen sich viele gute Freundschaften entwickeln.
… und nach den Prüfungen geht es auf zum BOKU BALL! Wie jedes Jahr findet Ende Januar der BOKU Ball in der Hofburg statt. Der Ball wird von der ÖH BOKU organisiert und die Planungsarbeiten laufen bereits seit Monaten auf Hochtouren! Wir laden euch recht herzlich ein, am 31. Jänner 2020 eine „blühende“ Ballnacht mit uns zu erleben. Wir wünschen euch viel Erfolg in der Prüfungszeit!
Kontakt Tel.: 01 47654 -9101 sowie -9103 Mail: vorsitz@oehboku.at Erfahre mehr über die ÖH BOKU facebook.com/oeh.boku instagram.com/oehboku twitter.com/oehboku Sprechstunden: Jederzeit auf Anfrage oder wenn die Türe offen steht Wo? TÜWI Gebäude in der Peter-Jordan Straße 76, 2. Obergeschoss, Eingang durch das ÖH Sekretariat
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Neu: Psychologische Beratungsstelle für BOKU Studierende Seit diesem Semester bieten die BOKU und die ÖH BOKU Studierenden mit psychischen Problemen die Möglichkeit, sich an eine eigene psychologische Beratungsstelle zu wenden. Autorin: Ruth Scheiber-Herzog (ÖH BOKU Referat für Sozialpolitik) Illustration: Designed by Freepik
Was tun bei psychischen Problemen?
Referat für Sozialpolitik und auf der ÖH Homepage zum Downloaden: www.oehboku.at
Eine externe Psychotherapeutin berät und unterstützt BOKU Studierende unter anderem bei: • Problemen, Konflikten und Krisen, die während des Studiums oder im Privatleben auftreten können • Schwierigkeiten in der Interaktion mit Studienkolleg*innen sowie auch mit Lehrenden oder anderen Universitätsangehörigen • Ängsten und Unsicherheiten bei Prüfungen, auch im Hinblick auf die Zukunftsgestaltung Die erste Einheit (= Erstgespräch) ist für BOKU Studierende kostenfrei. Die Gespräche sind selbstverständlich vertraulich und nach Wunsch anonym.
Fristen: Im Wintersemester spätestens bis zum nächstfolgenden 30. April Im Sommersemester bis zum nächstfolgenden 30. November
Beilagen: • Kopie des Studierendenausweises • Meldezettel zur Bestätigung des ständigen Aufenthalts in Österreich • Studienblatt für das laufende Semester und eine Bestätigung über den Studienerfolg • Ein aktuelles (nicht älter als 6 Monate) fachärztliches Gutachten oder Attest oder Bestätigung von klinischen Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen bei psychischen Beeinträchtigungen
Kontakt und Terminvereinbarung Mag.a Nadja Springer Psychotherapeutin (Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie) E-Mail: nadja.springer@wpv.at Tel: 0680 141 35 58 Die Beratungsgespräche finden im 3. Bezirk (Seidlgasse 1/2) statt. Nach dem Erstgespräch kann durch die Therapeutin bei Bedarf an andere entsprechende Stellen weitervermittelt bzw. verwiesen werden. Die dabei anfallenden Therapiekosten können mittels vorherigen Ansuchens der Studierenden an einen Unterstützungsfonds durch eine finanzielle Tei-
labgeltung seitens der ÖH BOKU und der Universität refundiert werden.
Wie wird der Antrag gestellt? Das entsprechende Antragsformular auf Rückerstattung der in Anspruch genommenen psychologischen Beratungen sowie die Richtlinien des Unterstützungsfonds erhaltet ihr im
• Kopien der bezahlten Honorarnoten Sende das ausgefüllte Formular und die Beilagen an sozial@oehboku.at. Zusätzlich und bei akuten Krisen bieten die Psychologische Studierendenberatungsstelle des Ministeriums und die Psychosozialen Dienste Wien ihre Unterstützung und Hilfe an. Fragen? Dann schreib an sozial@oehboku.at oder komm einfach in eine unserer Sprechstunden (siehe www.oehboku.at)
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Sportlich durch den Winter! Immer nur in der Bibliothek hocken ist keine artgerechte Haltung! Deshalb organisiert die ÖH BOKU für euch zahlreiche Sportkurse. Autor: Ralph Benco (ÖH BOKU Sportreferat) / Fotos: ÖH BOKU Sportreferat
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nser vielfältiges Sportangebot richtet sich primär an alle BOKU Studis, wobei seit diesem Semester nahezu alle Kurse auch dem BOKU Personal geöffnet wurden. Den Großteil unserer Kurse organisieren BOKU Studis selbst und halten diese auch ab.
Unsere Sportangebote: • AcroYoga • BOKUlethics • BOKUteers • BOKU Beez Basketball & Football • Bouldern & Klettern • Fahrradreparatur • Feldenkrais (Muthgasse) • Hapkido • Laufen • Mountainbiken • Rennrad • Tanzen • Ultimate Frisbee • Yoga (Türkenschanze & Muthgasse) Unsere Kurse finden außerhalb der Uni, zum Teil auf der Türkenschanze und jetzt neu (!) auch in der Muthgasse statt. Bei einigen unserer Kurse gibt es limitierte Plätze, also beeilt euch und meldet euch schnell an! Alle Infos zu unseren Kursen findest du auf der Homepage (www.oehboku.at) unter dem Punkt Organisation –> Referate –> Sportreferat. Dort findest du auch alle Kontaktinfos, wie die jeweilige Mailadresse der Kurse sowie – falls
Von oben nach unten: BOKUlethics, Training in der Halle | Yogasession im Schwackhöferhaus | BOKUteers, Krafttraining im Studio
vorhanden – den Link zu der jeweiligen Facebook-Gruppe. Du bist der Meinung, es fehlt definitiv ein Kurs? Der Meinung sind wir auch ;). Wenn du unser Team mit unterstützen oder einen neuen Kurs organisieren möchtest, melde dich bei uns. Dazu brauchen wir von dir nur die Infos, wie der Kurs ablaufen soll, wer ihn organisiert und wie wir dir bei der Organisation unter die Arme greifen können.Wenn du dir die Punkte überlegt hast, schreib
uns doch einfach eine kurze Email an sport@oehboku.at mit deinen Ideen. Wir sind immer offen für Neues!
Weitere Infos findest du auf der ÖH Homepage unter Referate – Sportreferat www.oehboku.at/wer-wir-sind/ referate/sportreferat.html oder per Mail: sport@oehboku.at
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Das Referat für Frauen* und feministische Politik stellt sich vor Im WS 2019/20 feiern wir ein ganz besonderes Jubiläum: Vor genau 100 Jahren wurden an der BOKU zum ersten Mal Frauen als ordentliche Hörer*innen zugelassen. Aktuell gibt es ca. 12.500 Studierende mit einem Frauenanteil von etwa 50 %. Aus diesem Anlass möchten wir euch gerne das Frauen*referat der ÖH BOKU vorstellen. Autor*innen: Benjamin Kandelsdorfer, Mina Mahmudi, Magdalena Postl, Kajetan Reisinger u. Esther Riepl (ÖH BOKU Referat für Frauen* u. feministische Politik) / Foto: Magdalena Postl
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as „Frauen*referat“ dient der Beratung und Unterstützung von Studierenden in frauenspezifischen Angelegenheiten. Es möchte die Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischen Aspekten der Gesellschaft und der Situation von Frauen* im universitären und beruflichen Alltag forcieren. Unser Referat macht sich weiters zur Aufgabe, ein Netzwerk von und mit Frauen* innerhalb der Universität und der ÖH BOKU zu fördern. Diesbezüglich überlegen wir uns viele spannende Projekte und Events, die wir gerne für die BOKU Studierenden gestalten und umsetzen.
Männer!? im Frauen*referat? Zur Verwunderung vieler sind selbstverständlich auch Männer im Referat für Frauen* und feministische Politik willkommen. Aktuell engagieren sich neben unserer Referentin und den zwei Sachbearbeiter*innen auch zwei fleißige Sachbearbeiter in unserem Referat. Wir sind sehr glücklich über diesen Zuwachs, auch im Zeichen der Gleichberechtigung und der liebevollen und wertgeschätzten Zusammenarbeit.
Unsere Projekte Der Bäuerinnentag ist die Abschlussveranstaltung der Lehrveranstaltung „Frauen in der bäuerlichen Garten- und Landwirtschaft“. Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden
die Arbeitsbereiche und Wirtschaftsweisen von Frauen* in der bäuerlichen Landwirtschaft untersucht, wobei das Thema „Perspektiven für Frauen* am Land“ im Vordergrund steht. Ziel ist eine Verbindung von Forschung und Praxis, ein Austausch zwischen den Studierenden mit den Bäuerinnen und Frauen* am Land, eine Vernetzung zwischen dem Lebensalltag an der Universität und dem Lebensalltag im ländlichen Raum. Beim Selbstverteidigungskurs für Frauen* erarbeiten die Teilnehmerinnen mit dem Kursleiter und seinem Assistenten einen Handlungsleitfaden für potentiell kritische Situationen. Aufbauend auf bereits vorhandenen Verhaltensweisen und Fähigkeiten wird ein vierstufiges System erarbeitet, welches durch instinktive Schutzreflexe ergänzt wird. Anschließend können die Teilnehmerinnen bei verschiedenen Szenarien das Erlernte üben und festigen. Für den „Feministischen Filmeabend“ wird ein Film mit feministischen Themen gewählt und gemeinsam besucht. Anschließend bieten wir Raum für Diskussion, Austausch und Vernetzung der Studierenden. Mit diesen Diskussionsrunden versuchen wir hierarchischen, eingerosteten und patriarchalen Strukturen entgegenzuwirken und neuen Wind an der Universität zu verbreiten. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe des 100-jährigen Frauenstudiums an der
BOKU findet im März wieder unser Frauenbrunch statt. Während des Brunchs können von uns bereit gestellte Texte zu feministischen Themen diskutiert oder einfach nur kurz dem Unialltag entflohen werden. Der „Mami* und Papi Treffpunkt“ ist ein neues Projekt, welches gerade in der Entstehungsphase ist. An jeder Universität gibt es Studierende, die bereits Eltern sind und wir wissen, dass es oft sehr schwer sein kann, die Familie, das Studium und den Beruf in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund wollen wir mit unserer neu gegründeten Gruppe eine Basis für Eltern schaffen, in der sie sich vernetzen, austauschen oder einfach nur Halt finden können. Fühlt ihr euch angesprochen und würdet euch gerne mit anderen jungen Eltern in derselben Situation unterhalten? Dann kommt doch bei unserem nächsten Treffen vorbei, wir würden uns freuen euch kennen zu lernen. Schreibt uns eine Mail an frauen@oehboku.at.
Wie könnte die Zukunft aussehen? Die Zukunft ist für viele ein großes Fragezeichen und obwohl vermeintliche Expert*innen oft Wege oder Richtungen aufzeigen, welche scheinbar kaum beeinflusst werden können, sind dies meist nur wage Prognosen. Die einzige Möglichkeit tatsächlich unsere Zukunft zu verän-
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nario, in welchem der Feminismus wirklich nicht mehr benötigt wird jenes, in dem alle Menschen tatsächlich gleich behandelt werden. Dieses Miteinander kann nur unabhängig von Herkunft, Religion, sozialer Schicht und vor allem auch unabhängig von der Geschlechterzugehörigkeit vonstattengehen. Der einzige Weg, um dies zu erreichen, ist es gemeinsam an einem Strang zu ziehen und die verbleibenden Missstände, welche zwar zumindest in Europa auf dem Papier offiziell nicht mehr existieren, jedoch in der Praxis leider noch zum bitteren Alltag vieler unserer Mitmenschen gehören, zu lösen.
Haben wir dein Interesse geweckt? Alle aktuellen Informationen zu unseren Projekten, Veranstaltungen, Workshops und vieles mehr findet ihr auf unserer offiziellen Homepage: www.oehboku.at oder auf Facebook: ÖH-BOKU Frauenreferat. Habt ihr euch schon immer gedacht ihr habt die perfekte Idee für einen Workshop oder eine Veranstaltung, die zum Frauen*Referat passt? Ihr könnt euch gerne per Mail bei uns melden und eure Ideen vorstellen – gemeinsam werden wir dann an der Umsetzung arbeiten.
Von oben nach unten: Benjamin, Magdalena, Mina, Esther und Kajetan
dern, ist uns vorzustellen, was wir in Zukunft gerne erreichen würden, um dann auch auf dieses entsprechende Ziel hinarbeiten zu können. Es mag utopisch klingen, jedoch wäre eine dieser lebenswerten Zukunftsideen eine Welt, in welcher der Feminismus tatsächlich nicht mehr nötig ist. Dies
mag im ersten Augenblick etwas extrem bzw. befremdlich klingen, jedoch würde dies durchaus Sinn machen: Da es die primäre Intention des Feminismus ist, eine Welt zu erschaffen, in welcher alle Menschen frei miteinander leben und sich vollkommen entfalten können, ist das einzige Sze-
Solltet ihr euch in einer Vorlesung oder anderweitig auf der Universität diskriminiert fühlen, Probleme haben oder einfach nur jemanden zum Reden brauchen, könnt ihr gerne einen Termin mit uns über frauen@oehboku.at vereinbaren. Wir nehmen uns gerne Zeit für euch und unterstützen euch bei euren individuellen Angelegenheiten. Kontakt Mail: frauen@oehboku.at Infos zum Referat: www.oehboku.at
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Wir präsentieren: Das BOKU Lastenrad! Lastenräder liegen im Trend als umweltfreundliche Transportmöglichkeit in der Stadt. Nun kann auch auf der BOKU ein Lastenrad von allen Studierenden und Mitarbeiter*innen als nachhaltige und schnelle Alternative zu Transporten mit dem Auto ausgeborgt werden! Autor: Timon Kalchmayr / Foto: Wolfgang Leitl (ZID/BOKU-IT)
Die Geschichte des Lastenrads „Das BOKU Lastenrad“ entstand als Initiative zweier Studierender und wurde 2017 mit dem Nachhaltigkeitspreis der BOKU in der Kategorie „Betriebliche Verantwortung“ ausgezeichnet. Anfänglich musste erarbeitet werden, wie der Verleih des Lastenrades organisatorisch umzusetzen ist und verschiedene Modelle wurden probegefahren. In der darauffolgenden Zeit konnte durch Unterstützung der BOKU und der ÖH BOKU das Projekt Schritt für Schritt umgesetzt werden. Seit kurzer Zeit kann das BOKU Lastenrad jetzt endlich ausgeborgt werden. In der derzeitigen Anfangsphase soll getestet werden, wie der Verleih am besten funktioniert. Auch an einigen weiteren Verbesserungen – wie zum Beispiel der Aufnahme des Lastendrades in die online BOKU-Fuhrparkübersicht – wird noch gearbeitet.
Was kann das Lastenrad? Ganz einfach: Lasten umweltfreundlich transportieren! Und das bis zu 120 kg, wenn du fest genug in die Pedale trittst. Aber keine Sorge, es verfügt auch über einen Elektromotor, der dich bei der steilen Fahrt auf die Türkenschanze unterstützt. Das Lastenrad kann von allen Studierenden und Mitarbeiter*innen der BOKU über das ÖH BOKU Sekretariat ausgeborgt werden. Es kann für maximal zwei aufeinanderfolgende Werktage für eine Gebühr von 5 € pro Tag entlehnt werden.
SO FUNKTIONIERT DER VERLEIH Schritt 1: RESERVIEREN Schicke eine E-Mail mit dem Datum, an dem du das Lastenrad nutzen willst, an sekretariat@oehboku.at. Das Lastenrad kann für maximal 2 Werktage ausgeliehen werden. Die Nutzungsgebühr beträgt 5 € pro Tag. Schritt 2: ABHOLEN Im ÖH BOKU Sekretariat bekommst du die Schlüssel (und den Akku) für das Lastenrad. Hierbei ist auch ein Entlehnformular zu unterschreiben. Bitte beachte den Abholzeitraum von 9-12 Uhr. Schritt 3: FAHREN Danach kannst du das Lastenrad vom Abstellplatz (Radabstellmöglichkeiten hinter dem TÜWI-Gebäude) abholen und benutzen. Bitte beachte die Informationen zur sachgerechten Nutzung, die am Entlehnformular zu finden sind. Schritt 4: ZURÜCKBRINGEN Nachdem du das Lastenrad an seinen Abstellplatz zurückgebracht und abgesperrt hast, bringst du die Schlüssel und den Akku zurück ins ÖH BOKU Sekretariat. Bei der Rückgabe musst du noch ein Rückgabeformular unterschreiben. Bitte beachte hier den Rückgabezeitraum von 9-12 Uhr. Da das Lastenrad ein neues Projekt ist, befindet sich der Verleih-Prozess noch in der Testphase. Es kann also zu leichten Änderungen kommen. Aktuelle Informationen dazu findest du immer unter www.oehboku.at/unileben/ das-boku-lastenrad.html.
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Helfen, die Welt sichtbarer zu machen Sind dir Satellitenbilder, GIS und Fernerkundung in deinem Studium untergekommen, die praktische Anwendung vielleicht nicht? Dann komm‘ zum nächsten Mapathon@TÜWI! Autoren: Jürgen Rieger u. Christian Pyerin (ÖH BOKU Referat für Entwicklungspolitik) / Foto: Alexander Öze (Österreichisches Rotes Kreuz)
Aber was genau ist ein Mapathon? Bei einem Mapathon treffen sich Freiwillige und kartieren gemeinsam ein Stück Welt, von dem es noch keine Karten gibt. Denn auch wenn es manchmal schwer vorstellbar ist: Es gibt noch viele solcher unkartierter Gegenden. Zum Beispiel kann es bei Naturkatastrophen ein großes Problem sein, wenn die Hilfsorganisationen im Krisengebiet nicht wissen, wo es vor Ort Straßen, Siedlungen oder andere Infrastrukturen, wie Wasserversorgung, gibt und wo die Gefahr einer Epidemie besteht. Vor allem von ärmeren Gegenden, die meist auch besonders verwundbar sind, gibt es oft noch keine Karten. Und eben dieses Problems haben sich Ärzte ohne Grenzen, das Internationale Rote Kreuz und das Team von Humanitarian Open Street Maps angenommen, indem sie das Projekt „Missing Maps“ ins Leben gerufen haben.
Das Missing Maps Projekt Auf der Website missingmaps.org werden Satellitenbilder von Gegenden, von denen gerade Karten benötigt werden, hochgeladen. Die Gebiete werden in kleinere Raster unterteilt und Menschen von überall können diese Satellitenbilder kartieren. So können nach Katastrophen wichtiges Kartenmaterial für Ersthelfer*innen möglichst schnell erstellt werden. Somit nehmen die Freiwilligen den Hilfsorganisationen zumindest einen Teil der Arbeit ab. Diese Idee kommt bereits gut an: Die Community umfasst inzwischen schon mehr als 81.000 Freiwillige.
Gemeinsam werden für die Entwicklungszusammenarbeit Karten angelegt.
Mapathon@TÜWI, wie genau läuft es ab? Zunächst gab es einen Einstieg in das Thema: Edith Rogenhofer von Ärzte ohne Grenzen erklärte uns, worum es bei dem Projekt geht und welches Gebiet wir kartieren werden. Nach einer kurzen Erklärung, wie man Häuser, Flüsse und Straßen markiert und was die häufigsten Fehler sind, wurde gleich losgelegt. Der Aufbau der Website ist sehr benutzerfreundlich und wenn man sich mal unsicher war, ob man gerade ein Haus oder einen großen Erdhaufen sieht, konnte man sich vertrauensvoll an das Organisationsteam wenden. Angst davor, einen Fehler zu machen und dadurch eine Karte zu ruinieren oder jemanden zu gefährden, muss man übrigens nicht haben – alle Karten werden noch einmal von Expert*innen oder erfahrenen Mapper*innen kontrolliert, bevor sie freigegeben werden.
Danach sind sie öffentlich zugänglich. Wenn ihr also das nächste Mal von einem Hurrikan, einem Erdbeben, Überschwemmungen oder anderen Katastrophen hört und gerne helfen würdet, denkt an missingmaps.org! Ihr könnt jederzeit von zu Hause aus losmappen – und zu den nächsten Mapathons im Sommersemester kommen (nähere Infos gibt’s beim Referat für Entwicklungspolitik der ÖH BOKU). Und ganz nebenbei: Es ist auch eine sinnvolle Möglichkeit, sein Wissen aus der GIS-Übung mal in der Praxis anzuwenden.
Das Projekt: www.missingmaps.org Ärzte ohne Grenzen: www.t1p.de/6pu0 Mehr Infos über das Referat für Entwicklungspolitik: www.t1p.de/pbeb
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Gutes Essen für Alle! ... aber wie? Eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung sind das Leitbild der Bewegung für Ernährungssouveränität. Wir waren bei der Tagung für Ernährungssouveränität in Linz. Autorin: Janin Salzger/ Fotos: Nyéléni Austria und Dilara Cubuk
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s braucht Ideen und Engagement von verschiedenen Stakeholdern auf allen Ebenen. Ein Vernetzungstreffen mit vielen interessanten Vorträgen, Diskussionen, Workshops und Exkursionen fand Anfang November unter dem Titel „Gutes Essen für Alle!“ statt.
Welches Essen wollen wir? Unter welchen Bedingungen wird es produziert und welche Verantwortung tragen die Konsument*innen? Diese Fragen und viele mehr wurden bei der Tagung „Gutes Essen für Alle“ am ersten Novemberwochenende diskutiert. Die Hauptorganisatoren sind nyéléni Austria und Südwind, unterstützt durch die EU. Das gute Essen für alle Teilnehmer*innen wurde von dem gemeinnützigen Verein „Über den Tellerrand“ zubereitet. Zahlreiche Bäuer*innen und Bauern, Student*innen, Pädagog*innen, Selbstständige und interessierte Konsument*innen nutzten ihre Freizeit, um sich zu vernetzen, sich weiterzubilden und gemeinsam weiter zu denken. Diese Themen werden auch an der BOKU großgeschrieben. So war unsere Uni stark durch ihre Studierenden vertreten, gefördert von der ÖH BOKU.
ben rebelliert und für eine lebenswerte, sozial gerechte Zukunft plädiert. Dabei spielen die Produktion und der Konsum von unseren Lebensmitteln eine essentielle Rolle. Während Konsens darüber besteht, dass weitgreifende Handlungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene eingefordert werden müssen, ist den Teilnehmer*innen auch klar: Sie wollen nicht auf Maßnahmen „von oben“ warten, sondern selbst aktiv dazu beitragen.
Äußerst passend dazu war nicht zuletzt der Veranstaltungsort – die „Schule des Ungehorsams“ von Gerhard Haderer in der Tabakfabrik Linz. Friedlicher, konstruktiver ziviler Ungehorsam ist in Zeiten des Klimawandels und Artensterbens und der politischen Inaktivität einmal mehr von großer Bedeutung. Systemwandel statt Klimawandel wird von vielen gefordert, gegen Artenster-
Bei den Exkursionen am Freitag wurden FoodCoops und Gemeinschaftsgärten in Linz sowie Betriebe in der Region, die Milch und Kräuter produzieren, verarbeiten und vermarkten, besucht. Besonders hervorgehoben wurden die Bedeutung der direkten Zusammenarbeit von Produzent*innen und Konsument*innen und die gegenseitige Wertschätzung. Michaela Auf-
reiter vom Bio-Kräuterhof erzählt, dass sie dadurch mehr Freude an der Arbeit hat und es ihnen die Kooperation erleichtert, mehr zu experimentieren und verstärkt Nachhaltigkeit zu implementieren. Judith und Hannes Hofstadler vom Biohof Hammer berichten davon, wie sie die Auswirkungen des Klimawandels hautnahe durch Einbußen bei ihrer Ernte erleben. Neben ethischen Überlegungen zum Tierwohl ist auch das einer der Gründe, warum sie vor 10 Jahren auf eine biologische Wirtschaftsweise umgestellt haben und sich in diesem Bereich stetig weiterentwickeln wollen. Gut einkaufen – aber wie? war Gegenstand der Podiumsdiskussion am Abend des ersten Tages. Tom Boothe, Bernd Fischer und Kurt Langbein stellten verschiedene selbstorganisierte kooperative Supermarktprojekte aus
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Unten v. links n. rechts: Bernd Fischer von UMS EGG, Filmemacher Kurt Langbein und Tom Boothe von Coopérative La Louve bei der Podiumsdiskussion „zu Gut Einkaufen – aber wie?„ | Die BOKU Teilnehmer*innen bei der Tagung für Ernährungssouveränität in Linz.
aller Welt vor. Wie regionale, biologisch hergestellte Produkte zu einem fairen Preis gehandelt werden können, was den langfristen Erfolg solcher Initiativen ausmacht und wie das kapitalistische System damit umgangen werden kann, wurde mit verschiedenen Ansätzen erklärt und inspirierte eine interessante Diskussion mit dem Publikum.
Der Antagonismus zwischen Bauern- und KonsumentenGenossenschaften muss aufgelöst werden plädiert Kurt Langbein. So geht aus der Debatte hervor, dass das Ziel der Ernährungssouveränitäts-Bewegung nur gemeinsam erreicht werden kann. Es darf keine Differenzierung in „uns und „die“ geben, sondern muss in respektvollem Umgang miteinander das Gemeinwohl,
nicht aber der individuelle Gewinn priorisiert werden. Wichtig dabei ist auch ein inklusives Handeln, um wirklich eine Kooperation – keinen exklusiven Klub – zu ermöglichen. Tom Boothe sieht das sehr pragmatisch: „Banning is the lazy way out. To inspire sustainable change we have to talk about it, engage and stay democratic. Excluding ideas and products is excluding people.” Nach dem sehr direkten Einstieg folgten am Samstag zahlreiche Workshops und Vorträge. Thematisiert wurden unter anderem bäuerliche Rechte in Österreich, Bildungsarbeit, Lebensmittelabfälle, Permakultur, Klima und Migration. Parallel dazu gab es Raum für Vernetzung und Möglichkeiten für neue Interessent*innen, aktiv zu werden, unter anderem bei den Farmers For Future oder FoodCoops. „Wir müssen ein Agrarsystem einfordern, bei dem die Produzent*innen und die Verbraucher*innen von Lebensmitteln
im Zentrum stehen und nicht die Interessen von Konzernen und Börsenspekulanten! Landwirtschaft geht uns alle an!“ – so Gerhard Haderer. Ganz in diesem Sinne ermutigen und ermächtigen sich die Teilnehmer*innen und Vortragenden gegenseitig, sich für eine nachhaltige Entwicklung im Ernährungsbereich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, diese aber auch von zuständigen Institutionen einzufordern. Bernhard Gruber, Permakultur-Aktivist und Buchautor, stellt am Ende seines Workshops fest: „Wir sind die Generation, die anfangen muss, aufzuräumen“ – und genau das tun wir.
Wenn du dich engagieren möchtest, dann komm‘ auf der ÖH BOKU vorbei, informiere dich unter www.ernährungssouveränität.at oder werde bei einer lokalen FoodCoop aktiv.
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Tanze zum Blütenzauber in der Wiener Hofburg! Wir blühen auf! lautet das diesjährige Motto beim BOKU Ball am 31. Jänner. Erfahre hier alles, was du über den BOKU Ball wissen musst und gewinne 1x2 Studierendenkarten (s. Gewinnspiel). Autorin: Christiane Hörmann / Fotos: Theresa Pichorner u. Alexander Maschler
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iele sogenannte „BOKU Ball Fremde“ werden sich vermutlich fragen, was den Abend so besonders macht. Wahrscheinlich ist es die bunte Mischung an Menschen, die in einem gemeinsamen Rahmen tanzen und feiern. Unsere Uni besteht aus vielen Persönlichkeiten: Die Konservativen, die Alternativen, die Traditionellen und die Modernen. All‘ das verschmilzt beim BOKU Ball zu einer ausgelassenen Masse. Schließlich trifft man den jungen Herren mit Dreadlocks, der sich in seinem Anzug zurecht gemacht hat. Neben ihm steht eine ältere Dame, die sich im Hosenanzug präsentiert und zum Mamma Mia Cover der BOKU Blaskapelle abgeht: Hier fühlen sich einfach alle wohl!
Bunte Musik für ein buntes Publikum Neben dem altbekannten diversen Musikprogramm haben wir heuer erstmals zwei Highlights aus der Wiener Musikszene bei uns zu Gast. Die Gewinner*innen des österreichischen Bandcontests, Dream Owner (Alternative Rock), sowie die Nachwuchskünstler*innen aus Wien, Spitting Ibex (Funk, Hip Hop), beehren uns am Ballabend.
Wir blühen auf! Jedes Jahr gibt es ein anderes Motto, unter dem der BOKU Ball eingeläutet wird. Meist orientiert man sich an den sogenannten „UNO Jahren“. So soll 2020 das
Was ist dein BOKU Ballfeeling? Jahren im „Dadurch, dass der TÜWI (Hofladen) seit vielen ein bisschen Gartensaal präsent ist, ist der BOKU Ball auch überwiegt das ein Geschäftstermin geworden. Allerdings IS) in einem völVergnügen, die vielen bunten Jungen (TÜW ein Vielfaches. lig anderen Umfeld zu erleben, die Arbeit um Diskussion von Die sich wiederholende, jährliche interne welchen BeSeptember bis Anfang Dezember, ob und unter Ball einbringen dingungen sich der TÜWI wieder beim BOKU hen Fixpunkten.“ möchte, gehört außerdem zu meinen jährlic
UNO Jahr der Pflanzengesundheit sein. Das BOKU Studium Phytomedizin, das dadurch in den Vordergrund gerückt wird, ist ein weiterer Grund für die Mottowahl.
Wer veranstaltet den BOKU Ball? Die ÖH BOKU trägt die Verantwortung für die Organisation. Das Kernteam besteht aus rund zehn Studierenden, die sich schon in den Sommermonaten zusammensetzen und ihr Bestes geben, um wieder für ein ausgelassenes Fest zu sorgen. Das Team freut sich immer über Verbesserungsvorschläge und Ideen: bokuball@oehboku.at
Infos und Karten gibt’s online unter bokuball.at Die ÖH BOKU freut sich, dich am 31.01. in der Wiener Hofburg begrüßen zu dürfen!
Was ist dein BOKU Ba llfeeling? „Barfuß im Saal mit de r goldenen Decke (weiß nicht mehr wie er heißt, der hinterm Festsaal) zu Jaz z oder lateinamerikanischer Musik tanzen/sh aken.“
(Michael Kovar, TÜWI)
(Charlotte Voigt, ehem. ÖH Vorsit
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Gewinne BOKU Ballkarten mit deinem Ballgschicht’l! Erzähl‘ uns von DEINEM BOKU Ball Moment! Was hat deiner Ansicht nach den Ballabend so besonders gemacht? Unter allen Einsendungen werden 1x2 Studierendenkarten verlost. Schicke deine Geschichte bis 27.01. an presse@oehboku.at mit dem Stichwort „Ballgschicht’l“. Die besten 5 werden veröffentlicht (bitte angeben, ob die Veröffentlichung anonym erfolgen soll). * Mitarbeiter*innen der ÖH BOKU sind von diesem Gewinnspiel ausgeschlossen, können aber trotzdem ihre Geschichten mit uns teilen. Warst du noch nie am Ball, kannst du uns deine Vorstellungen eines Abends am BOKU Ball schicken. Das Einsenden mehrerer Beiträge erhöht die Gewinnchancen nicht. Bargeldablöse ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Was ist dein BOKU Ballfeeling? „BOKU Ball ist für mich das Vereinen von Tradition und Tracht, von Menschen aus aller Welt, die eine glänzende Ballnacht erleben und damit gleichzeitig die Universität und ihre Tätigkeiten an einem Abend feiern, wertschätzen und mit Stolz in den Mittelpunk t stellen.“ (Sophie Chraska, BOKU Ball Team) Was ist dein BOKU Ballfeeling?
Die Boku Ball Checkliste • Freund*innen fragen, ob sie mitkommen • Auf bokuball.at Karten bestellen • Mit Zahlungsbestätigung zur Kartenabholung gehen • Daheim nochmals die Kleiderordnung checken • Bei Unsicherheiten dem Ballteam noch ein Foto
„Musik – fröhliches Miteinander von Studis, Profs, Mitarbeiter*innen, Kollegen und Kolleginnen von anderen Unis (international!) – eben spürbarer positiver BOKU-Geist! „Die Chemie stimmt“ ;o)).“ (Barbara Hinterstoisser, BOKU Professorin)
vom Outfit schicken: bokuball@oehboku.at • Mit gültigem Studierendenausweis und Ballkarte in die Wiener Hofburg kommen • Die ganze Nacht durchtanzen und einen schönen Ball erleben • Ballfotos unter bokuball.at ansehen
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Wie kleiden für so einen Anlass? In den letzten Jahren gab es ein paar Reibungspunkte, wenn es um den Dresscode am BOKU Ball ging. Normalerweis e verlangen die Räumlichkeite n der Hofburg, in Abendkleidung zu erscheinen. Allerdings haben wir beim BOKU Ball den sogenannten Trachtenbonus, wodurch unsere Ballgäste auch in Dirndl und Lederhose erscheinen dürfen. Diesen Bonus möchten wir nur ungern verlieren, weswegen es umso wichtiger ist, dass man sich aus Respekt vor dem Haus an die Kleiderordnun g hält.
Hierfür findest du online unter bokuball.at eine genaue Beschreibung, was erwünscht und was unangemessen ist. Achtung! Durch den Erwerb der Ballkarte stimmst du gleichzeitig dem Dresscode zu, sodass dir bei unangemessener Kleidung der Zutritt zum Ball verwehrt werden kann. Da wir natürlich auch nicht möchten, dass dieses Missgeschick am Ballabend vorkommt, kannst du uns gerne ein Foto deines Outfits schicken, um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Wir nehmen uns sehr gerne die Zeit dafür, deine Mail an bokuball@oehboku.at zu beantworten!
Traditionelle Tracht: Mindestens knielange Dirndln mit Bluse, Trachtenanzug oder knielange Lederhose mit hohen Stutzen und traditionellen Schuhen Abendkleidung: Langes Abendkleid oder Hosenanzug mit elegantem Schuhwerk, dunkler Anzug (auch dunkelblau oder grau), Smoking oder Frack mit Krawatte oder Fliege, kombiniert mit einem einfarbigen Hemd und elegantem Schuhwerk
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Uni-WER?-sitätsvertretung Du kannst alle zwei Jahre die Universitätsvertretung der ÖH BOKU wählen. Doch wer steht dahinter und was passiert dort eigentlich? Autor: Timon Kalchmayr (ÖH BOKU Vorsitz) / Foto: Johannes Marschick
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ie Universitätsvertretung (UV) ist das oberste Entscheidungsgremium der ÖH BOKU und wird alle zwei Jahre bei der ÖH Wahl neu gewählt. Mindestens zweimal pro Semester gibt es Sitzungen, in denen Entscheidungen getroffen werden, die die strategische Ausrichtung der ÖH BOKU betreffen. Aber auch darüber, wie das Budget der ÖH BOKU eingesetzt wird und welche Studierenden dich in diversen Gremien an der Universität (Senat, Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen etc.) vertreten, wird hier entschieden. Auch das Vorsitzteam der ÖH BOKU wird aus den Reihen der Universitätsvertretung gewählt und setzt im Namen der UV Beschlüsse um. Derzeit besteht die UV aus 11 Mandatar*innen. Diese Zahl ergibt sich daraus, wie viele Studierende zu einem gewissen Stichtag vor der ÖH Wahl an der BOKU inskribiert sind. Die Mandate werden nach der ÖH Wahl an die bei der Wahl angetretenen Listen verteilt.
Wie läuft eine UV-Sitzung ab? Die Sitzung ist öffentlich und beginnt mit Berichten des Vorsitzteams, der Studienvertretungen und Referate, die
WUSSTEST DU SCHON, DASS … … mindestens zweimal pro Semester Sitzungen der UV stattfinden? … die Sitzungen der UV öffentlich – also für alle Studierenden zugänglich – sind? … die Referent*innen, welche die Leitung der ÖH BOKU Referate übernehmen, in der UV nach einem ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren gewählt werden? … alles, was in UV-Sitzungen besprochen wird, danach in Form von Protokollen auf der ÖH BOKU Homepage nachzulesen ist? … alle Beschlüsse der UV vom Ministerium auf ihre Rechtsgültigkeit geprüft werden? … die letzte Sitzung der UV 8 ½ Stunden dauerte und dort über 36 Anträge abgestimmt wurde? darüber erzählen, was gerade in der ÖH-Arbeit ansteht. Danach werden die restlichen Tagesordnungspunkte abgearbeitet. Das läuft generell nach folgendem System ab: Es können Anträge von Mandatar*innen, Studienvertretungen und Referent*innen eingebracht werden. Diese werden dann besprochen und die Mandatar*innen stimmen darüber ab. Wurde ein Antrag in der UV beschlossen, kümmert sich das Vorsitzteam um die Umsetzung. Nach der Sitzung wird ein ausführliches Protokoll erstellt und anschließend auf der Homepage der ÖH BOKU veröffentlicht. Allerdings kann das manchmal etwas dauern, da es zuvor in der nächsten Sitzung „beschlossen“ werden muss.
Die Mandatar*innen der Universitätsvertretung (v.l.n.r. hinten: Jürgen Rieger, Christina Seiringer, Timon Kalchmayr, Johannes Schützenhofer, René Froschmayer (Ersatzmandatar), v.l.n.r. vorne: Martina Winter, Lilian Kaufmann, - 18 Anita Sturm, Hannah Streinesberger, Florian Ladenstein, Ariane Weifner)
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Hier einige Beispiele der Beschlüsse aus der letzten Sitzung der Universitätsvertretung: • Einsatz der ÖH BOKU für verlängerte Öffnungszeiten der Universitätsgebäude am Wochenende • Finanzielle Unterstützung des BOKU Beez Football-Teams beim Ankauf von Ausrüstung • Da die BOKU derzeit einige Änderungen bei Studienplänen plant, wurde eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema eingerichtet. • Unterstützung von BOKU4Future, der lokalen Vernetzungsgruppe von Fridays For Future an der BOKU • Schaffen einer Druckmöglichkeit für Studierende im Simony-Haus • Die Kleidervorschriften für den BOKU Ball sollen ohne Geschlechterstereotypen/-vorgaben angegeben werden (der BOKU Ball wird von der ÖH BOKU organisiert).
Alle Protokolle und Beschlüsse der UV findest du auf der Homepage: www.oehboku.at/wer-wir-sind/ universitaetsvertretung.html
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Kennst du schon … … den Footprint Award? BOKU Studierende können ein Projekt einreichen, mit dem mindestens 1 Kriterium der SDG´s erfüllt wird. Der Preis ist mit 1.000 € dotiert. Mehr Infos auf unserer Homepage unter: Unileben -> Nachhaltigkeit (www.oehboku.at) … den ÖH BOKU Projektetopf? Dadurch können Studierendenprojekte gefördert werden. Alle Studierende können einen Projektantrag einreichen. Die Projektanträge und eine Erklärung dazu findest du im ÖH BOKU Sekretariat oder auf oehboku.at unter Downloads. … die ÖH Bibliothek? Im TÜWI Gebäude im 2. Stock befindet sich die ÖH Bibliothek. Komm’ doch zu den Öffnungszeiten vorbei – ein idealer Ort zum Schmökern, auf der gemütlichen Sitzecke Platz zu nehmen und sogar seine Bücherwünsche in der Wunschliste einzutragen. Mehr Infos unter: bibliothek@oehboku.at - 19 -
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Wie und was wird an der BOKU gelehrt? Ein Senatsmitglied gibt Einblicke in ihre Arbeit als Vertreterin der Studierenden. Autorin: Charlotte Voigt / Fotos: Christoph Gruber
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er Senat ist, neben Rektorat und Universitätsrat, eines der drei Leitungsgremien der Universität. Davon ist der Senat das einzige Gremium, in welchem alle Gruppen der BOKU (Lehrende, Personal und Studierende) demokratisch gewählt vertreten sind. Zwar nicht alle gleich stark (nur vier Studierende vertreten hier fast 13.000 Studierende), aber trotzdem!
Warum ist es wichtig, dass hier alle vertreten sind? Der Senat entscheidet über Angelegenheiten der Lehre. Dazu zählen etwa, wie das Curriculum aufgebaut ist und wer an der BOKU überhaupt lehren darf. Weiters werden auch studienrechtliche Angelegenheiten zum Teil vom Senat entschieden, sofern sie nicht im Universitätsgesetz geregelt sind. Die konkreten Aufgaben und die Zusammensetzung sind im Universitätsgesetz festgelegt. An der BOKU besteht der Senat aus 18 stimmberechtigten Mitgliedern: Neun Professor*innen, vier Lehrende sowie wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, vier Studierende und ein*e Vertreter*in des allgemeinen Personals. Mitsprechen dürfen jedoch auch Ersatzmitglieder mit ständigem Anwesenheitsrecht und geladene Auskunftspersonen. Der Senat entscheidet aber nicht alleine, sondern er kann Kommissionen und Arbeitsgruppen einrichten, um Tätigkeiten zu erfüllen: Zum Beispiel die Kommissionen für Habilitationsund Berufungsverfahren, oder die
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Die 3 Leitungsgremien der BOKU
Rektorat
UniRat
Fachstudienarbeitsgruppe
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Senat
Studierende Mittelbau Professor*innen Allgemeines Personal
2 Studierende 2 Mittelbau 4 Professor*innen
Senats-Studienkommission
5/6 Studierende 5/6 Professor*innen 5/6 Mittelbau
Fachstudienarbeitsgruppe
Fachstudienarbeitsgruppe
Senatsstudienkommission (SenatsStuKo) zur Bearbeitung von Curricula. Oftmals werden Entscheidungen (z. B. die Änderungen von Lehrveranstaltungen) erst nach langer Bearbeitung in den Arbeitsgruppen dem Senat vorgestellt, welcher dann das letzte Wort hat. In all diesen Arbeitsgruppen reden auch Studierende mit, um sicherzustellen, dass die Entscheidungen auch mit der heutigen Lebensrealität der Studierenden zusammenpassen. Nicht immer gelingt uns das. Die Arbeit beinhaltet oft eine Kompromissfindung zwischen unterschiedlichen Interessen an der Universität. Jedoch konnten in den letzten Jahren durch die Arbeit der Fachstudienarbeitsgruppen die Aufnahme von „KnockOut Prüfungen“ in die StEOP größtenteils vermieden werden sowie eine
Fachstudienarbeitsgruppe
Verdeutlichung von Studierendenrechten, wie zum Beispiel drei angebotene Prüfungstermine pro Semester, in der Satzung verankert werden. Das derzeit größte Projekt des Senats ist die Modularisierung. Als Teil der Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium möchte die BOKU modularisierte Studien einrichten. Das bedeutet, dass Studien nicht mehr aus vielen kleinen Lehrveranstaltungen bestehen, sondern die Lernziele in größeren Einheiten (Modulen) sortiert, koordiniert und auch geprüft werden. Dahinter liegen Ziele wie eine verbesserte Koordination der Lehrinhalte, erleichterte Bedingungen für Auslandsaufenthalte und die Möglichkeit, Lehrinhalte besser zu vernetzen. Bei einer solche Umstellung entstehen
Fachstudienarbeitsgruppe
alle möglichen Fragen und es sind noch viele Antworten und Lösungen zu finden, um sicherzustellen, dass mit diesem Prozess der Studienalltag wirklich verbessert wird. Wenn auch du mehr über die aktuellen Entscheidungen des Senats erfahren möchtest, kannst du unter short.boku.ac.at/k2dgq einen Blick in die regelmäßig erscheinenden „Senats-Infos“ werfen.
Überblick boku.ac.at/universitaetsleitung/senat Senat Infos short.boku.ac.at/k2dgq
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Ein Boden mit Kultur! Das TÜWI Kultur-Beisl ist heute von der Türkenschanze nicht mehr wegzudenken. Doch was steckt hinter dem Kulturverein und wie ist das TÜWI eigentlich entstanden? Autorin: Rebekka Jaros / Fotos: TÜWI Kulturverein
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chon seit über 25 Jahren gibt es das TÜWI. Der zu einem großen Teil von Studierenden betriebene Kulturverein mit dem gleichnamigen Beisl und Hofladen ist für viele ein gemütlicher Treffpunkt und fixer Bestandteil des Uni-Lebens an der BOKU. Hier kann man in entspannter Atmosphäre ein vegetarisches Mittagessen oder ein Bier nach der Prüfung genießen. Die kulinarische Versorgung der Studierenden an der Türkenschanze ist allerdings nur ein kleiner Teil der Aktivitäten, für die das TÜWI genutzt wird. Der Verein organisiert regelmäßig kulturelle und politische Veranstaltungen aller Art – von Konzerten bis hin zu Podiumsdiskussionen. Die Räumlichkeiten stehen auch anderen Initiativen, bspw. Fridays for Future, auf Anfrage zu Verfügung.
„Das TÜWI ist, was du draus machst“, erklärt eine der Aktivist*innen, mit denen ich mich für ein Interview getroffen habe. Die Räumlichkeiten des Vereins sollen Studierenden, aber auch anderen Menschen die Möglichkeit bieten, eigene Ideen zu verwirklichen. Mitmachen kann jede*r, nur für sexistische, rassistische, faschistische oder andere diskriminierende Tendenzen gibt es hier keinen Platz. Gegründet wurde der erste TÜWI-Verein im Jahr 1985 von einer Gruppe motivierter Studierender, nachdem das (mittlerweile abgerissene) „alte“ Türkenwirtgebäude der ÖH BOKU zur Nutzung zur Verfügung gestellt wurde. Doch bereits fünf Jahre danach wurde der Betrieb geschlossen und die Räumlichkeiten des Vereins in eine Mensa umgewandelt. Schon kurze Zeit
darauf engagierten sich Studierende für ein neues TÜWI, welches schließlich 1995 seine Pforten öffnete. Wie mir ein Aktivist des Kulturvereins erklärt, ist das TÜWI ein eigenständiger Verein, der offiziell nicht zur BOKU gehört. Aufgrund seiner geographischen Lage, seiner Gründungsgeschichte und seiner engen Zusammenarbeit mit der ÖH-BOKU werde dieser gewöhnlich mit der Universität für Bodenkultur assoziiert. Im Verein heißt es:
Eine BOKU ohne TÜWI ist wie ein Boden ohne Kultur! Dieser Spruch stand schon vor Jahren auf den Bannern von Protestierenden, zu einer Zeit, in der der Fortbestand des Kulturvereins nicht so sicher war:
Einmal im Jahr findet das TÜWI-Seminar statt, das Interessierten die Möglichkeit zum Einstieg in den TÜWI-Kulturverein bietet.
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Vor dem Abriss des „alten“ TÜWIs wurde im Rahmen der Abrisswoche noch einmal würdig gefeiert.
Als im Jahr 2005 bekanntgegeben worden war, dass die BOKU einen dritten Standort in Tulln errichten würde und zur Finanzierung dieses Vorhabens der Verkauf des alten Türkenwirt-Gebäudes angedacht war, war unklar, ob das TÜWI weiterhin bestehen konnte. Nach zahlreichen Protesten wurde im Senat schließlich für eine Weiteranmietung des Türkenwirt-Gebäudes gestimmt. Bereits 2011 gab es wieder neue Verhandlungen. Der Anlass: Der geplante Abriss des legendären „alten“ TÜWI-Gebäudes. Aber auch hier konnte man sich schließlich einigen und dem Kulturverein wurde durch einen Vertrag mit der ÖH BOKU ein Standort im neuen Türkenwirt-Gebäude zugesichert. Das alte Gebäude wurde abgerissen, aber das TÜWI blieb. „Die Schwierigkeiten waren die zwei Umzüge, die sehr ressourcenraubend waren“ erklärt eine Aktivistin. Trotz all dieser Schwierigkeiten ist der TÜWI-Kulturverein heute von der BOKU fast nicht mehr wegzudenken. Wie eine der Aktivist*innen bemerkt, ist es „schon ein alleinstellendes Merkmal der BOKU, dass so ein Verein hier Platz hat und damit auch die Kulturangebote und die Möglichkeiten zum Austausch und zum kritischen Hinterfragen des Gelernten“.
Zeitleiste - Geschichte des TÜWIS Vor 1985
Im TÜWI-Gebäude befindet sich das Hotel zum Türkenwirt
1985
Gründung des „alten“ TÜWI-Vereins
1991
Auflösung des „alten“ TÜWI-Vereins nach Streitigkeiten mit der ÖH BOKU
1995
Neugründung des TÜWI-Vereins an der BOKU
2005
Pläne zum Verkauf des TürkenwirtGebäudes zur Finanzierung des neuen BOKU- Standorts in Tulln führen zu Protesten
2006
Es wird für die „Weiteranmietung des Türkenwirt-Gebäudes“ gestimmt
2012
Der Abrissbescheid für das alte Türkenwirt-Gebäude wird ausgestellt
2016
Abriss des „alten“ TÜWI-Gebäudes Einzug in den „TÜWItainer“ als Übergangslösung
2018
Einzug in das neue TÜWI-Gebäude
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s k c a H e f i L U K O B
Literatursuche
chtige ? Wir haben ein paar wi eit rb ra ina m Se e ein m tragen. nde Literatur für “ für dich zusammenge ch Wie finde ich die passe ar se Re re tu ra ite „L hrveranstaltung Erkenntnisse aus der Le
Suchfunktionen in BOKU Lit Search
Klassifikation der UB BOKU
UND: Ergebnisse beinhalten die Stichwörter „Baum“ und „Dach“ (alternativ reicht ein Leerzeichen zwischen den Begriffen)
Um die Suche auf ein bestim mtes T h e m e ng e biet einzugrenzen, hilft dir die Aufschlüsselung der Themengebiete in der BOKU Bibliothek (klassifikation.boku. ac.at/inhalt.html). Die Ziffernkombination kannst du anschließend in die BOKU Lit Search Suche zum jeweiligen Stichwort dazukopieren. Bsp. BOKU Lit Search Eingabe: („34.01 MET“) Wasser -> Alles zum Wasser aus dem Themenkreis Meteorologie.
ODER: Ergebnisse müssen mind. eines der Stichwörter enthalten, aber nicht zwingend beides. NICHT: Exkludiert alle Ergebnisse, die dieses Stichwort enthalten. Geeignet bei geläufigen Begriffen (Thema „Bienen“ ohne „Honig“)
Fernleihe Wichtige Literatur, die nur in einem anderen Bundesland oder im Ausland erhältlich ist, kann über die BOKU Fernleihe ausgeborgt werden. Die Kosten basieren je nach Reichweite und Art (Buch, Kopien) zwischen zwei und zehn Euro. Dies gilt auch für Journals, für die die BOKU keine Lizenzen hat.
BOKU Lit Search: Der richtige Umgang hilft, qualitative Literatur schnell zu finden.
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Klassifikation der Universitätsbibliothek (UB) Bodenkultur nach Themenbereichen
Zugang zur Literatur Außerhalb vom BOKU Campus muss man sich vorher über den sogenannten HAN-Zugang einloggen, sonst hat man keinen Zugang zur Literatur der BOKU. Funktioniert ein Link nicht, kann man in BOKU Lit Search ein Feedback geben (rechts oben) und der Bibliothek Bescheid sagen.
Stichwörter Besteht ein Begriff aus zwei Wörtern, sollte man ihn unter Anführungszeichen setzen, damit es als zusammengehöriges Wort erfasst wird. Bsp.: „Landscape planning“ Stichwörter sollte man auf den Titel, das Thema sowie die Kurzzusammenfassung (Abstract) begrenzen, da BOKU Lit Search bei Online verfügbaren Papers den ganzen Text, aber auch die darin enthaltenen Quellenangaben, nach dem Stichwort durchsucht.
In eigenen LVs und Workshops lernt man alles, was man für die Literatursuche benötigt. Mehr Infos zum Weiterbildungsangebot der BOKU Bibliothek findest du hier: short.boku.ac.at/ ub_schulungen.html Tutorials von der BOKU Bibliothek: short.boku.ac.at/eyk3ro
Trunkierung Sucht man nach den Ergebnissen eines Wortstamms, setzt man ein Sternchen. Bsp.: Bei „pol*“ würde man alle Abwandlungen erhalten wie „policy, politcs, political“ etc.
Elektronische Zeitschriftensuche (EZB) Über den Eduroam WiFi Zugang der jeweiligen Unis kann man vor Ort Artikel downloaden, für die eine Universität den Zugang hat. Bsp.: Du sitzt in der Mensa auf der TU, loggst dich über das Eduroam WiFi ein und kannst alle Artikel herunterladen, für die die TU Lizenzen besitzt. (Auf der Hauptuni funktioniert dieses Prinzip nur in der Bib.)
E-Books zitieren Anstatt den Link von der Suchwebsite einfach zu kopieren, sollte man beim Zitieren von E-Books unbedingt die DOI-Nummer verwenden. Links können sich nämlich ändern bzw. gelöscht werden. Bsp.: DOI-Nummer ist 10.1038, also lautet der Link https://doi. org/10.1038. Elektronische Zeitschriftensuche (EZB)
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SoINNOVember with IFSA – ein besonderes Forst-Fachtreffen Das Lokalkomittee BOKU der International Forestry Students’ Association hat sich 2019 mit Studierenden aus 14 Ländern einem spannenden und schmackhaften Thema gewidmet. Soziale Innovation im Kontext Wald und Nichtholzprodukte. Autorin: Iris Oberklammer / Fotos: Sonja Breiteneder & Kevin Kopecky
Was ist überhaupt soziale Innovation? Veränderung sozialer Praxis als Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen mit dem Ziel, das Gemeinwohl zu verbessern – und zwar durch das Engagement von Akteur*innen der Zivilgesellschaft. Jede*r von uns könnte also Initiator*in sozialer Innovation werden. Es gibt verschiedene Arten von Policies, die soziale Innovation unterstützen. Manche haben vulnerable Gesellschaftsgruppen zum Ziel, wie z. B. Green Care WALD. Andere wollen die institutionelle Veränderung und Inklusion von Akteur*innen der Zivilgesellschaft stärken, wie zum Beispiel LEADER, welche lokale Aktionen für Machbarkeitsstudien, Trainings, Networking und Start-ups systematisch durch Personal oder Finanzierung un-
terstützt. Ein forstrelevantes Beispiel einer LEADER-Region ist die Holzwelt Murau, die wir im Zuge unseres Meetings besuchten. Sie versucht, sich ihren hohen Lärchenanteil zu Nutze zu machen und fokussiert sich u. a. darauf, diesen zu erhalten und zu fördern. Das Holzmuseum und zahlreiche innovative Holzbauwerke und -techniken
gliedern sich in das Thema ein. Forstliche Nichtholzprodukte (NWFP) wie Wild, Beeren, Pilze, Nüsse, Getränke (alkoholisch und nicht-alkoholisch), Marmeladen, Chutneys, Honig, aber auch Waldpädagogik, Teambuilding, Survivalcamps, konnten wir in der FAST Pichl und bei den Steiermärkischen Landesforsten verkosten bzw. deren Management besprechen. Die Steiermärkischen Landesforste verkaufen ihr Wild unter der klingenden Marke XeisWild an Privatkunden und Gasthäuser. Dadurch schaffen sie lokalen Mehrwert und fördern gesunde, nachhaltige Ernährung in der Region zu einem leistbaren Preis. Früher waren NWFP Teil der traditionellen, agrarischen Landnutzung, heute sind sie zunehmend mit neuen urbanen Nachfragetrends verbunden. Dennoch mangelt es an Unterstützung, da sie von forst- und landwirtschaftlichen Institutionen noch vernachlässigt
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werden. Genau hier können soziale Innovationen ansetzen! Diese und noch einige andere spannende Themen wurden bei SoINNOVember besprochen und diskutiert. Für weitere Informationen und um bei den nächsten Events dabei zu sein, folgt uns doch auf Facebook (IFSA
BOKU) und besucht eines unserer „Cosy-Get-Togethers“! Ein großes Dankeschön geht an Gerhard Weiß, der uns im Zuge des Projekts SIMRA (Social Innovation in Marginalised Rural Areas) fachlich begleitete und unterstützte!
Kontakt ifsa.boku@gmail.com facebook.com/ifsaboku Links: www.simra-h2020.eu www.forstfrauen.at
Quellen: Weiß, G. (2019) im Rahmen von SoINNOVember with IFSA BOKU | Ludvig et al. (2018): Mapping European and forest related policies supporting social innovation for rural settings. For Pol Econ 97: 146-152.
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SD what? - SDG Internship! Mein 3-monatiges SDG Internship in Kenia letzten Sommer war eine interessante Erfahrung für mich, um meinen sehr Uni-geprägten Horizont zu erweitern und ein Stück der Welt da draußen zu sehen. Ein Praktikumsbericht von Vera Mayr / Foto: Vera Mayr
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ein 3-monatiges SDG Internship in Kenia letzten Sommer war eine interessante Erfahrung für mich, um meinen sehr Uni-geprägten Horizont zu erweitern und ein Stück der Welt da draußen zu sehen. SDGs sind die 17 Sustainable Development Goals oder Nachhaltige Entwicklungsziele der UNO, die bis 2030 von allen UNO-Mitgliedsstaaten in globaler Zusammenarbeit erreicht werden sollen. Auf der BOKU hast du wahrscheinlich schon von diesen Zielen gehört und auch, dass viele unterschiedliche gesellschaftliche Akteur*innen an deren Erreichung arbeiten. Seit letztem Jahr gibt es von HORIZONT3000 in Kooperation mit der BOKU und anderen Wiener Universitäten das SDG Internship Programme. Das Programm ermöglicht es Studierenden, einen kurzen, aber intensiven Einblick in die Arbeit von Organisationen und damit Akteur*innen zu erhalten, die an den nachhaltigen Entwicklungszielen arbeiten. Darüber hinaus wird ein globaler Austausch ermöglicht. Studierende aus dem globalen Norden (Österreich) arbeiten in Projekten im globalen Süden mit und Studierende des globalen Südens werden in Projekten in Österreich mitarbeiten.
Schulbildung und damit Aufstiegschancen an. Die Kinder und Jugendlichen kommen aus dem Gebiet Mukuru, einem Slum, in dem etwa 650 Tsd. der insgesamt 4,4 Mio. Menschen Nairobis leben. Ein großer Teil der Menschen in Mukuru kann sich den Besuch normaler Schulen nicht leisten, da springt MPC als wichtige, aber dennoch zu kleine Organisation ein.
Ich konnte von Juli bis September 2019 mein Praktikum in Kenia, genauer in der Hauptstadt Nairobi, bei der kirchlichen Organisation Mukuru Promotion Centre (MPC) machen. MPC ist, seit der Gründung 1985, als provisorische Unterrichtsmöglichkeit für Straßenkinder, stetig gewachsen und bietet nun etwa 5.500 Kindern und Jugendlichen
In meinem Praktikum habe ich gemeinsam mit der MPC Umweltbeauftragten Carol Waithereo versucht, Aktionen zu setzen, um die stark durch Abgase, Abwässer und Abfall belastete lokale Umwelt zu entlasten. Diese haben wir zum Großteil mit den Kindern, Jugendlichen und Mitarbeiter*innen geplant und umgesetzt. So konnten wir hoffentlich zu
einer gewissen Bewusstseinsbildung beitragen bzw. die Umwelt als wichtigen Lebensfaktor wieder ins Gedächtnis rufen. Während meiner freien Zeit konnte ich viel von dem wunderschönen Kenia sehen und erfahren. Neben Ausflügen zu einer Kaffee- und Teeplantage, einer Bootstour am Lake Victoria, Schwimmen im Indischen Ozean und Wandern am erloschenen Vulkanrand, war mein Höhepunkt die Safari mit dem Rad im Hell´s Gate Nationalpark.
SDG Internship Programm www.sdg-internshipprogramme.at
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Wusstest du, dass ... … es beim neuen TÜWI Gebäude die Möglichkeit gibt, das eigene Fahrrad zu reparieren? Fahrradständer, Luftpumpe und Werkzeug sind immer vor Ort. Die Werkstatt befindet sich außen an der Ostseite des Gebäudes. Frage im ÖH Sekretariat nach mehr Infos! (TÜWI, 2. Stock) … es ein Kompensationsprojekt gibt, um Flugreisen zu kompensieren? BOKU-Studierende können durch ein ÖH BOKU Projekt 50 % des CO2-Kompensationsbeitrages von Flugreisen refundiert bekommen. #Flugzeugepflanzen Mehr Infos gibt’s hier: short.boku.ac.at/29k8z80 - 29 -
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Quo vadis, Bioökonomie? Bei einer Podiumsdiskussion Anfang Oktober fragten wir, wo das neue Zentrum für Bioökonomie an der BOKU in der sozial-ökologischen Transformation verortet werden kann. Das Ergebnis ist, wie auch der Begriff, noch recht unscharf. Ein kritischer Kommentar von Bernhard Kastner (BOKUs kritische Studierende) / Foto: Pixabay
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mweltprobleme sind Teil der Menschheitsgeschichte. Ob natürliche Widrigkeiten oder selbstgemachte Umstände: Nur wenige Kulturen haben ihre jeweiligen Organisations- und Wirtschaftsformen auch nur wenige Jahrhunderte lang aufrechterhalten können. Die modernen Industriegesellschaften machen zwar mit ihren historisch unvergleichlichen Innovationen noch den Anschein, dem bisher naturgegebenen Zyklus von Aufstieg und Zerfall Paroli bieten zu können, doch in Anbetracht der nun ebenso unvergleichlichen Umweltprobleme ist guter Rat auch für sie teuer. Allerdings scheint die unsrige gegenüber vorangegangenen Gesellschaften noch ein Ass im Ärmel zu haben: Wie niemals zuvor wissen wir darüber Bescheid, dass sich unsere Umwelt verändert und wir haben auch eine Ahnung davon, wie das geschieht. Die Wissenschaft formuliert bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine innige Verflechtung von Mensch und Natur und seit den 1970ern und ‘80ern stoßen Forderungen nach einer nachhaltigeren Wirtschaft auf breites Gehör. Die umweltpolitischen Forderungen der frühen Ökologiebewegungen zielen vor allem auf den Ausbau von Regelwerken, die Verschärfung von Grenzwerten, Sicherheitsstandards und
Emissionsreduktion. Die folgenden technisch-regulativen Maßnahmen reduzieren zwar lokale Luft-, Gewässer- und Bodenverschmutzung, lassen die stark verschmutzenden Schwerin-
dustrien aber einfach in die neuen Schwellenländer des globalen Südens abwandern.
Think global, act local Es folgt eine weitere Professionalisierung und Institutionalisierung der Umweltbewegungen. Parteien werden gegründet und eine unüberschaubare
Vielfalt an zwischenstaatlichen Organisationen, NGOs und internationalen Umweltabkommen produziert, sogar die Vereinten Nationen sprechen ab 1992 dann offiziell von „Nachhaltiger Entwicklung“. Doch bleiben selbst proklamierte Durchbrüche wie 2015 in Paris ohne nennenswerte Effekte auf nationale Politiken. Zu sehr sind diese von kurzfristigen Planungshorizonten und ressortspezifischer Problembehandlung geprägt. Auf die Frage, wie alternative, ökologisch verträgliche Praktiken vorangetrieben werden können, antworten nun zivilgesellschaftliche Initiativen. In vielen Nischen wird auf verschiedenste Weise mit alternativen Lebensstilen experimentiert und manches davon sickert im Westen in den Mainstream. Die Ausrichtung des eigenen Konsums an „fairen“ Kriterien hat einen hohen Stellenwert erlangt, hippe Öko-Textilien sind „in“, Flugreisen sind „out“. Food-Coops oder Urban Gardening Projekte sind schon lange keine Absurditäten mehr, Partizipationsmöglichkeiten in Entscheidungsgremien vielerorts eine Selbstverständlichkeit. Alle wollen aus dem Hamsterrad des stressigen Alltags ausbrechen und wünschen sich eine neue Work-Life-Balance und wer die internetgestützte Sharing-Economy ausprobiert oder gar solidarökonomische Ansätze unterstützt, ist schon längst Teil der so-
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BOKU Campus
terreich wurde mit der Bioökonomiestrategie der vergangenen Regierung stark entlang der produktivistischen Wertschöpfungskette biobasierter Rohstoffe ausgerichtet und schenkt den gesellschaftlichen Aspekten der Transformation wenig Beachtung. Wo sich die Bioökonomie der BOKU positioniert, wird sich erst anhand von Taten zeigen. Zumindest wurden von der Ethikplattform der BOKU bereits im Jahr 2017 Kriterien für eine nachhaltige Forschung verabschiedet.
zial-ökologischen Wende von unten. Anders ausgedrückt: Die oppositionellen Kräfte wider des kapitalistischen Produktivismus winden sich aus ihrem politisch-ökonomischen Stillstand und sammeln sich mit neuen Ideen in der sozio-kulturellen Sphäre.
Baustelle Bioökonomie Die sozial-ökologische Transformation behandelt also nicht nur Umweltprobleme, sondern eben auch Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Wie werden wir mit Dingen umgehen? Wie werden wir unsere Arbeit organisieren? Wie werden wir miteinander umgehen? Transformierende Ansätze lieferte die Bioökonomie an der BOKU bislang mit einem interdisziplinären Fleckerlteppich technischer Ansätze. Holzfasern statt Plastik, Phytomedizin für gesunde Nutzpflanzen, biologisch inspirierte Materialien, vertikale Pflanzanlagen und ökologischer Landbau sind wertvolle Wissenselemente. Die Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen allein macht aber noch kein nachhaltiges Wirtschaftssystem aus. So wichtig es zwar ist, Produkte, Verfahren und Dienstleistungen an sich nachhaltig zu gestalten: Sie werden weder Armut bekämpfen, den Gender Pay Gap schließen oder die Produktionslogik verändern.
So wie das Bodengefüge für die Nährstoffverfügbarkeit von Nutzpflanzen verstanden werden muss, ist das Wissen um Prozesse und Strukturen auf gesellschaftlicher Ebene genauso notwendig, um ihre Transformation zu begleiten. Wie können beispielsweise Konsumund Mobilitätsverhalten beeinflusst werden? Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Stadt-Land-Gefälle? Was tun mit Einkommensunterschieden und Chancenungleichheiten? Und was braucht es eigentlich wirklich, um ein „gutes Leben“ zu führen? Es geht um verschiedene kulturelle Dynamiken, um Mentalitäten und Werthaltungen, Governance verschiedener Ebenen und dergleichen mehr. Diese Themen werden von den Sozialwissenschaften behandelt. Sie erst geben dem technokratischen Fleckerlteppich seinen Platz in der Wohnung.
… und jetzt alle zusammen! Mit der „Bioökonomie“ wurde vor rund 15 Jahren von der EU ein Begriff geprägt, der mittlerweile unzählige Staaten weltweit dazu veranlasst hat, eigene Strategien zu formulieren. Ihre Inhalte fächern zwischen wachstumsorientierter, industrieller Biotechnologie und agrarökologischer Suffizienz eine große Bandbreite an Möglichkeiten auf. Ös-
Eine umfassende Lösung der Umweltprobleme ist aber weder heute, noch in Zukunft von irgendeiner einzelnen Institution zu erwarten. Keine wissenschaftliche Disziplin hat die Antwort auf alle Fragen. Keine politische Einheit die Macht, alles zu verändern und kein „spiritueller Führer“ die Fähigkeit, die Welt zu retten. Auch das Zentrum für Bioökonomie wird in diesem Sinne keine Berge versetzen aber es hat die Chance, alle transformativen Projekte an der und um die BOKU zu bündeln, zu fördern und engagierten Initiativen eine Andockmöglichkeit zum Wissensaustausch und zur Vernetzung zu bieten. Die sozial-ökologische Transformation ist ein seit Jahrzehnten weltweit laufender, stets wachsender und weitgehend unstrukturierter Prozess. Er wird von politischen und zivilgesellschaftlichen Initiativen vorangetrieben. Egal, ob mit milliardenschweren Förderprogrammen, in experimentellen Subkulturen oder als einzelner Mensch mit seinem täglichen Handeln. Bist auch du schon Teil davon?
Weiterführende Literatur Lettow, Susanne (Hg.). (2012). Bioökonomie. Bielefeld: Transcript Verlag. Brand, Karl-Werner (Hg.). (2017). Die sozial-ökologische Transformation der Welt: Ein Handbuch. Frankfurt: Campus Frankfurt/New York.
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... wie Appel: „Ebenso wie man zum kranken Menschen und zum kranken Tiere den Arzt ruft, muss es in Zukunft möglich werden, auch beim Auftreten von Pflanzenkrankheiten den Pflanzenarzt zu Rate zu ziehen, der in der Lage ist, die vorliegende Krankheit richtig zu beurteilen und der […] Anordnungen zu treffen vermag, die eine Heilung oder weitere Ausbreitung verhindern.“ So die aus dem Jahre 1923 stammende Auffassung Otto Appels, der als einer der Vorreiter*innen des Faches gilt.
... wie Feuerbrand: Hinter dem Namen verbirgt sich eine hochinfektiöse, schwer zu bekämpfende Krankheit, die bei Obst- und Ziergehölzen aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) auftritt. Der Erreger ist das Bakterium Erwinia amylovora. Befallene Pflanzen sterben oft innerhalb von kurzer Zeit ab. ... wie Gen-für-Gen: Hierbei handelt es sich um ein wichtiges Konzept der Phytopathologie. Gemeint ist damit die gemeinsame Evolution eines Krankheitserregers und seiner Wirtspflanze. Virulenzgene (des Erregers) und Resistenzgene (der Wirtspflanze) stehen sich dabei gegenüber.
... wie BOKU: An der Universität für Bodenkultur verschreibt sich das Masterstudium der Phytomedizin den globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Insbesondere durch die stetig steigende Weltbevölkerung und den durch die Klimaänderung verstärkten Befallsdruck von Schadorganismen sind nachhaltige Lösungsansätze in Pflanzenproduktion und Pflanzenschutz gefordert. Dabei geht es vor allem darum, Ertragssicherheit und -güte zu garantieren, ohne jedoch die Umwelt zusätzlich zu belasten.
... wie Herbizide: Bei über 40 % der in Deutschland abgegebenen Spritzmittel handelt es sich um Herbizide, auch Unkrautvernichtungsmittel genannt. ... wie Interdisziplinarität: Die Verbindung verschiedener Disziplinen ist wesentlicher Bestandteil des Fachgebiets. Neben ökonomischen und ökologischen Belangen spielen vor allem auch die sozialen Aspekte des Pflanzenbaus eine wesentliche Rolle. Neben Pflanzengesundheit und Pflanzenschutz geht es um Themen wie Verbraucher*innenschutz, Arbeitsschutz, Umweltschutz oder Produktqualität.
... wie Colletotrichum coccodes: Ein Pilz, der bei gemäßigten Wachstumsbedingungen kaum Schwierigkeiten verursacht, mit zunehmender Hitze und Trockenheit jedoch zu Hochform aufläuft. Die durch ihn verursachten Schäden (die Welke-Krankheit der Kartoffel) beschränkten sich in der Vergangenheit auf die trocken-heißen Gebiete Ostösterreichs: Mittlerweile ziehen sie sich über das gesamte österreichische Kartoffelanbaugebiet.
... wie Jubiläum: Fast 100 Jahre ist es her, dass der Verband Deutscher Pflanzenärzte als Vorgängerorganisation der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft gegründet wurde. Die Entstehung des Verbandes leistete wesentliche Beiträge zur Etablierung des Faches in seiner heutigen Form.
... wie Drittel: Etwa 33 % aller pflanzlichen Nahrungsmittel und nachwachsenden Stoffe gehen aktuell trotz aller Bemühungen im Pflanzenschutz durch Krankheiten und Insektenfraß verloren.
...wie Klimawandel: Dieser stellt auch die Pflanzenwelt (und ihre gesundheitlichen „Betreuer*innen“) vor neue Herausforderungen: So schaffen die steigenden Temperaturen günstige „Einreisebedingungen“ für Krankheitserreger, deren Einsatzgebiet in der Vergangenheit auf südliche Regionen beschränkt war. Ein Beispiel: Der Südliche Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii) verursacht Läsionen auf den Stängeln von Rotklee und Luzerne, die die Pflanzen zum Absterben bringen können. Früher in Italien und Frankreich verbreitet, richtet er mittlerweile auch erhebliche Schäden in Österreich an.
... wie Extremwetterereignisse: Nicht nur Hitzeperioden, sondern auch langanhaltende Niederschlagsereignisse werden vermehrt als Auslöser für neue Krankheitsbilder gesehen. Ein Beispiel hierfür ist die Ährenverbräunung der Winter-Gerste.
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... wie Leistungsfähigkeit: Leistungsfähige landwirtschaftliche Sorten und hochwertiges Saatund Pflanzgut sind die Voraussetzungen für eine hochwertige Produktion. Landwirtschaftliche Pflanzen- und Gemüsearten existieren in einer Vielzahl an Sorten, die sich in entscheidenden Merkmalen (Krankheitstoleranz, Ertrag, Qualität etc.) unterscheiden. In Österreich sind Merkmale und Eigenschaften der einzelnen Sorten im Saatgutgesetz von 1997 festgehalten.
... wie Toxikologie: Die wissenschaftliche Untersuchung möglicher toxischer Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln ist wesentlicher Bestandteil des Fachgebiets. Bei der Auseinandersetzung mit möglichen Gesundheitsgefährdungen wird in der Bewertung zwischen Risiken für den*die Landwirt*in bei der Ausbringung („Anwender*in“) und Risiken für „zufällig beteiligte Dritte“ unterschieden. ... wie Umweltbewusstsein: Umweltbewusstsein im Pflanzenschutz ist zentral. Dabei geht es vor allem auch um langzeitige Studien und Überwachung, da die Ergebnisse von Langzeitstudien oft drastischer ausfallen als kurzfristige Bewertungsergebnisse. Dies betrifft beispielsweise die Überwachung von Wirkstoffrückständen in Gewässern oder auch die Berücksichtigung nicht-letaler Effekte auf vorhandene Organismen.
... wie Mykotoxine: Mykotoxine sind Pilzgifte. Sie sind natürliche, sekundäre Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die bei Menschen und Tieren eine toxische Wirkung zeigen. ... wie Nematoden: Die winzigen, fadenförmigen Bodenlebewesen werden zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. So befallen bestimmte Arten in der Pflanzenproduktion unerwünschte Insektenlarven und kommen somit als natürliche Gegenspieler zum Einsatz.
... wie Verordnung für Maßnahmen zum Schutz vor Pflanzenschädlingen: Mit der Globalisierung des Handels kommt es vielfach auch zum Auftreten neuer Pflanzenkrankheiten und -schädlinge. Mit der EU-Verordnung soll die europäische Landwirtschaft vor der Einschleppung und Verbreitung neuer Schädlinge geschützt werden.
... wie Oekolandbau: Weitgehend geschlossene Nährstoffkreisläufe sind das Ziel dieses nachhaltigen landwirtschaftlichen Ansatzes. Statt mineralischen Düngern werden die in der Tierhaltung anfallenden Produkte ausgebracht, Nährstoffüberschüsse können so vermieden werden. Auch der Verzicht auf chemischsynthetische Pflanzenschutzmittel schont angrenzende Gewässer sowie die umliegende Tier- und Pflanzenwelt.
... wie Wintergetreide: Wintergetreide ist besonders von der zunehmenden Herbsterwärmung und den steigenden Temperaturen betroffen. Diese steigern die Mobilität virenübertragender Insekten und erhöhen damit das Risiko einer Erkrankung.
... wie Phytomedizin: Etymologisch betrachtet, hat das Wort „phyto“ seinen Ursprung im Griechischen (phutón, „Pflanze”). Dabei vereint die Phytomedizin die Disziplinen Phytopathologie (die Lehre der Pflanzenkrankheiten) und Pflanzenschutz.
... wie Xerophyt: Beim Umgang mit veränderten klimatischen Bedingungen richtet sich der Fokus vermehrt auf standortangepasste, widerstandsfähige Bewirtschaftungssysteme. Dabei spielt die Züchtung von Pflanzen – die Hitze und Trockenheit überstehen (sog. Xerophyten) – eine wichtige Rolle.
... wie Qualität und Quantität: Aufgabe der Phytomedizin ist es, Qualität und Quantität pflanzlicher Rohstoffe zu sichern und Verluste durch effiziente und ökologisch vertretbare Maßnahmen zu reduzieren.
... wie Yams: 17 von 44 untersuchten wilden Vertretern der Yamswurzel sind laut Weltnaturschutzunion (IUCN) vom Aussterben bedroht. Als Gründe hierfür werden eine Verdrängung durch die Intensivierung der Landschaft sowie die zunehmende Urbanisierung angesehen.
... wie Ressourcen: Unter dem Stichwort der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen (PGR) verbirgt sich das Bemühen um Biodiversität von Nahrungspflanzen sowie der Kampf gegen Arten- und Sortenverlust. Dies wird beispielsweise durch die Führung einer Genbank für landwirtschaftliche Kulturpflanzen gefördert. ... wie Schädlinge: Die EU-Verordnung für Maßnahmen zum Schutz vor Pflanzenschädlingen definiert bzw. unterscheidet Quarantäneschädlinge – die die gefährlichsten Schädlinge für das Gebiet der Union sind – und Tilgungsmaßnahmen erfordern, und Qualitätsschädlinge. Diese beeinträchtigen die Pflanzen zwar, müssen aber nicht getilgt werden.
... wie Zukunft: Der Strategieprozess „Zukunft Pflanzenbau“ stammt aus dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Ziel ist es, Österreichs Vorreiterrolle einer nachhaltig produzierenden Landwirtschaft innerhalb Europas weiter zu fördern und dabei gleichermaßen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte einzubeziehen. - 33 -
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Pflanzengesundheit
Forschung im Brennpunkt zwischen Ökonomie und Ökologie Weltweit gehen auch heute noch etwa ein Drittel aller pflanzlichen Nahrungsmittel und nachwachsenden Rohstoffe durch Krankheiten und Insektenfraß verloren. Der Forschungsbedarf im Bereich Phytomedizin ist ungebrochen. Autor: Clemens Wieltsch (Studienvertretung Agrarwissenschaften) / Foto: Pixabay
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ach wie vor fehlt es in vielen Bereichen an Wissen über die Schadursachen und in weiterer Folge an erfolgreichen Bekämpfungsstrategien. Gleichzeitig steht die globale Pflanzenproduktion im 21. Jahrhundert vor zusätzlichen Herausforderungen. Neben der ständig steigenden Weltbevölkerung ist es vor allem der dem Klimawandel geschuldete verstärkte Befallsdruck durch Schadorganismen, welche die Produktion zunehmend erschweren.
men zu minimieren. Da die Anforderungen an einen wirkungsvollen und umweltverträglichen Pflanzenschutz steigen, ist die Wissenschaft gefordert, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Das Institut für Pflanzenschutz forscht zu diesem Zweck in den unterschiedlichsten Bereichen. Derzeit werden 16 laufende Projekte betreut. Eine Studie unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Siegrid Steinkellner befasst sich beispielweise mit dem in der Gesellschaft viel diskutierten Thema Glyphosat. Ziel
Die große Bandbreite der Forschung spiegelt sich auch in der Lehre wider. Mit dem Masterstudium Phytomedizin haben BOKU Studierende die Möglichkeit, sich intensiver in den Bereich Pflanzengesundheit zu vertiefen. Der Masterstudiengang verbindet die Bereiche Agrar- und Forstwissenschaften und bezieht zusätzlich die Fachbereiche Biologie, Ökologie, Genetik und Biotechnologie mit ein. Studierende können im Studium aus folgenden Schwerpunkten wählen: • Molekularbiologie, Pflanzenbiotechnologie • Analytik, Methodik, Diagnostik • Integrierter und biologischer Pflanzenschutz Derzeit zählt die BOKU circa 110 aktive Studierende der Phytomedizin. Das hier erlernte Fachwissen können die Absolvent*innen in den verschiedensten Berufssparten anwenden. Durch das hohe fachliche Niveau sind Phytomediziner*innen auch international in Forschung und Privatwirtschaft sehr gefragt. Interesse, in diesem Bereich tätig zu werden und die Probleme der modernen Pflanzenproduktion zu lösen? Schreib uns eine Mail oder informiere dich auf der BOKU Seite.
Aus diesen Gründen ist die Rolle des Pflanzenschutzes in der Erzeugung pflanzlicher Produkte auch in Zukunft eine zentrale. Die Phytomedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Qualität und Quantität pflanzlicher Rohstoffe zu sichern und Verluste durch ökologisch und ökonomisch akzeptable Maßnah-
der Studie ist es, eine wissenschaftliche Grundlage für einen Aktionsplan zum nationalen Verbot von Glyphosat zu liefern. Weitere Projekte befassen sich mit dem pflanzlichen Immunsystem, Biodiversität im Weinbau, Schadorganismen bei Knoblauch sowie der Rolle von Mykorrhiza in der Pflanzengesundheit.
Mail: stvaw@oehboku.at Master Phytomedizin: short.boku.ac.at/h066422.html
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Autorin: Iris Oberklammer Illustration: Manuela Kraft
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oing with „the flow“ is not Abies‘ strength. It‘s a sturdy tree that does not like to be bent. But some situations require elastic ity, such as heavy snow pressing against you on a steep slope. Johnson (1987) found that Abies alba (Weißtanne) is likely to give in to snow pressure and break as soon as it reaches a critical diameter somewhere clo-
se below 10 cm. Fagus sylvatica (Rotbuche) just lies down and triumphs. Georg Gratzer (pers. comm. 2019) assumes that this is one of the main reasons for Fagus‘ regeneration dominance on the slopes of Rothwald. Other reasons are warmer temperatures on the slopes (compared to cold air down in the valley) and ungulate browsing.
Thus, Abies alba and Picea abies (Fichte) only manage to grow up at steep sites if they are protected from snow pressure. More interesting stuff on Urwald Rothwald Gratzer & Waagepetersen, 2018 Simon et al., 2011 Splechtna et al., 2005
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Was Pflanzen wissen: Wie sie sehen, riechen und sich erinnern In diesem Buch spricht Daniel Chamovitz, Direktor des Manna Center for Plant Biosciences der Universität Tel Aviv, über Pflanzenneurobiologie, pflanzliches „Bewusstsein“ und warum Darwin einer Mimose, mit dem Fagott, ein Ständchen spielte. Ein Buchtipp von Vincent Scheibenbauer (ÖH BOKU Referat für Bibliothek u. Archivierung) / Foto: Maleen Neuenhofer
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flanzen begegnen uns in jedem Lebensbereich und ohne sie würden wir nicht existieren. Sie betreiben für uns lebensnotwendige Photosynthese, wir ernähren uns von ihnen: Manchmal stellen wir sie auf unseren Schreibtisch und erfreuen uns an ihrer Schönheit. Wir geben ihnen Namen und empfinden Mitleid, wenn wir vergessen, sie zwei Wochen zu gießen. Um zu existieren, haben sie „Sinnesorgane“ ausgebildet, die unseren gar nicht so unähnlich sind. Der Autor geht von 6 Sinnen bei uns Menschen aus. Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören und die räumliche Orientierung. Dem Autor ist klar, dass diese Wörter vielleicht nicht ganz passen, aber es fehlt, wie er betont, an Alternativen. Pflanzen „sehen“ nicht so wie wir Säugetiere, die mit Stäbchen, Zapfen und einem Nervensystem ausgestattet sind. Wir sehen in Bildern, Pflanzen nicht. Dafür nehmen sie viel differenzierter elektromagnetische Strahlung wahr, die außerhalb unseres sichtbaren Spektrums liegt und doch gibt es Gemeinsamkeiten. Wir beide besitzen einen Rezeptor für blaues Licht, Cryptochrome genannt. Er regelt unseren circadianen Rhythmus und somit bei Pflanzen die Bewegungen der Blätter. Wenn wir auf Reisen ein paar Zeitzonen überspringen, kommt eben dieser Rhythmus durcheinander.
Aber bekommen Pflanzen auch Jetlag? Stellt man künstlich den Tag-NachtRhythmus von Pflanzen um, heben sie die Blätter, wenn es dunkel wird und senken sie bei Tag. Es braucht eine ganze Weile, bis sich diese Störung wieder normalisiert. Wenn wir von dem olfaktorischen Geruchssinn, wie Säuger ihn haben, ausgehen, haben Pflanzen keinen Geruchssinn. Sie besitzen keine Nase und kein Nervensystem. Falls wir aber den Begriff ein wenig dehnen und uns die Frage stellen, ob Pflanzen Duftstoffe aussenden, wahrnehmen und darauf reagieren, dann können sie das. Sie senden bei einer Verletzung Alarmsignale in die Luft, warnen so z. B. vor einem bevorstehenden Raupenangriff und erzeugen Abwehrstoffe. Eine unreife Avocado reift schneller, wenn man sie mit einer braunen Banane in ein Papiersackerl steckt. Tricks wie diese gab es bereits im alten Ägypten, wo man mit aufgeschlitzten Feigen die Früchte eines ganzen Baumes schneller reifen ließ. Amerikanische Bäuerinnen u. Bauern ließen Zitrusfrüchte in einem Schuppen reifen, der mit Kerosin beheizt wurde. Sie waren überzeugt, die Wärme sei für den Reifeprozess verantwortlich und wunderten sich, als
das mit einem elektrischen Heizofen nicht gelang. Der gemeinsame Nenner bei diesen Geschichten ist das Gas Ethen, welches bei jeder Frucht die Reife einleitet. Teufelszwirn, eine orangefarbene Kletterpflanze, besitzt kein Chlorophyll und ist somit nicht zur Photosynthese fähig. Um überleben zu können, ernährt sie sich parasitär von anderen Pflanzen, indem sie sich an ihr Opfer heftet und mit ihren Saugorganen ihnen lebenswichtige Nährstoffe mausert (stiehlt, raubt, entzieht). Dabei hat sie, zum Leidwesen der Bäuerinnen u. Bauern, eine Präferenz für Paradeiser entwickelt, die sie ausschließlich mit dem Geruchssinn selektiert.
Buchtitel: Was Pflanzen wissen Autor: Chamovitz, Daniel Verlag: Carl Hanser Verlag ISBN: 978-3-446-43501-8
Viele Beispiele wie diese finden Sie in dem liebevoll gestalteten Buch. Spannend sind auch die erwähnten Studien, die teilweise gar nicht zum Ziel hatten, Sinnesorgane von Pflanzen zu erforschen, aber durch ein gescheitertes Experiment oder Zufall, den Wissenschaftler*innen ein Heureka-Erlebnis bescherten. Gewürzt mit vielen
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Illustrationen, Witz und Einführungen für Botanik-Neulinge, lesen sich die 250 Seiten im Handumdrehen, und der Autor wahrt mit Quellenverweisen den wissenschaftlichen Anspruch. Er streicht Parallelen zwischen uns heraus, ohne sie zu vermenschlichen und ihnen doch ein Gesicht zu geben. Vielleicht bringt dieses Buch uns dazu, nicht ganz so achtlos mit Lebewesen umzugehen. Für Botaniker*innen viel-
leicht nur wenig Neues, aber die witzigen Anekdoten hört man in keiner Vorlesung. Darwin wollte übrigens sehen, ob die Mimose auf Musik reagiert und sich ihre Blätter schließen. Nein, haben sie nicht und sonst ist auch nicht viel passiert, was aber nicht heißt, dass sie es nicht wahrgenommen hat. Das Experiment schaffte es nur als „när-
rischer Einfall“ in Darwins Notizbuch und erinnert mich daran, dass auch die größten Genies ihre schrulligen Momente haben.
Öffnungszeiten der ÖH Bibliothek: DI 14-15 Uhr & DO 13-14 Uhr (TÜWI Gebäude, 2. Stock, 02/09)
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Chemische Pflanzenschutzmittel: The good, the bad or the ugly? Chemische Pflanzenschutzmittel sind ein kontroverses Thema: Einerseits scheinen sie angesichts der wachsenden Weltbevölkerung unentbehrlich, mit gravierenden Auswirkungen. Brauchen wir sie tatsächlich, um die Welt zu ernähren? Autorin: Rebekka Jaros / Foto: Pixabay
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as Thema Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen. Während von Befürworter*innen chemischer Pflanzenschutzmittel auf erhöhte Hektarerträge hingewiesen wird, was angesichts einer stetig wachsenden Bevölkerung ein wichtiges Thema ist, warnen Gegner*innen vor den ökologischen und gesundheitlichen Folgen dieser Stoffe. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist in Österreich im Laufe der letzten Jahre stark angestiegen und auf über 24 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs wird laut BIO AUSTRIA mittlerweile Bio-Landbau praktiziert. Auf globaler Ebene bleibt die biologische Landwirtschaft allerdings eine Nische und oft wird argumentiert, dass der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln notwendig sei, um die stetig wachsende Weltbevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgen zu können. Immerhin war die Einführung chemischer Pflanzenschutzmittel ein wichtiger Faktor dafür, dass sich weltweit die durchschnittlichen Nahrungsmittelerträge pro Hektar im letzten Jahrhundert stark erhöht hatten (Carvalho, 2017). Vergleicht man die Hektarerträge in der biologischen Landwirtschaft mit der konventionellen Landwirtschaft, ergibt sich tatsächlich ein großer Unterschied:
Laut einem Bericht der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Wien (2015) sind die Hektarerträge auf Flächen, die ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet werden, global gesehen um ungefähr 20-50 % geringer als in der konventionellen Landwirtschaft, abhängig von Region und Kulturart.
sen worden war. Schon kurz darauf belegte eine neue Studie die hummelschädigende Wirkung des Neonicotin-Ersatzstoffes Sulfoxaflor (Siviter, et al.). Weiters werden in der EU bereits verbotene Pflanzenschutzmittel oft nach
Auf der anderen Seite bringt der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln oft drastische ökologische Konsequenzen mit sich: Laut dem Umweltbundesamt Deutschland (2015) sind Pflanzenschutzmittel eine der Hauptursachen der Rückgänge vieler Feldvogelarten. Auch der weltweite Rückgang von Pflanzenbestäubern kann mit dem Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in Verbindung gebracht werden. Zwar gibt es in der EU immer strengere Zulassungsverfahren für chemische Pflanzenschutzmittel, jedoch hat sich in der Vergangenheit oft gezeigt, dass die negativen Auswirkungen verschiedener Pestizide erst nach längerer Zeit bemerkt worden waren. Carvalho (2017) spricht hier von einer Versuchs- und Irrtums-Kette, bei der in Verruf geratene Pflanzenschutzmittel immer wieder von neuen abgelöst worden waren. Beispielsweise wurden erst 2018 drei Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide in der EU verboten, nachdem ein Zusammenhang dieser Stoffe mit dem Rückgang bestäubender Insektenarten nachgewie- 38 -
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wie vor in anderen Ländern eingesetzt, mit entsprechend schlimmen Folgen für Umwelt und Mensch. Beispielsweise wird DDT, eines der ersten synthetischen Pflanzenschutzmittel, in Südostasien (zum Teil illegal) nach wie vor zur Malaria-Vorsorge verwendet (Carvalho, 2017). Sind chemische Pflanzenschutzmittel trotzdem ein notwendiges Übel, das wir in Kauf nehmen müssen, wenn die Weltbevölkerung mit ausreichend Nahrung versorgt werden soll? Einer Studie von Muller et al (2017) zufolge wäre es durchaus möglich, eine für 2050 prognostizierte Weltbevölke-
rung von 9 Mrd. Menschen mit rein biologischer Landwirtschaft zu ernähren, allerdings nur unter veränderten Rahmenbedingungen: Wichtige Punkte wären laut der Studie ein geringerer Pro-Kopf-Konsum tierischer Produkte, weniger Nahrungsmittelabfälle und ein vermehrter Anbau von Hülsenfrüchten für die menschliche Nahrung. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Badgley et al. (2007), die in einer Studie zeigten, dass man die derzeitige und möglicherweise eine noch größere Weltbevölkerung mit rein biologischer Landwirtschaft ernähren könnte.
Fazit: Ein globaler Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel wäre zwar rein theoretisch möglich und Argumente dafür gäbe es genug, aber politisch und wirtschaftlich wäre dieser derzeit noch schwer implementierbar. Wie Badgley et al. (2007) sagt, ist die Art der Lebensmittelproduktion nur ein Rädchen in einem nachhaltigen Lebensmittelversorgungssystem. Das komplexe Problem Welternährung kann nicht allein mit gesteigerten Hektarerträgen gelöst werden. Genauso wenig löst ein alleiniger globaler Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel alle Probleme.
Quellen: - Muller, A., Schader, C., et al., 2017: Strategies for feeding the world more sustainably with organic agriculture. In: Nature Communications 8, 1290 (2017) | - Umweltbundesamt Deutschland, 2019: Pflanzenschutzmittelverwendung in der Landwirtschaft. Verfügbar unter: https://bit.ly/33WI7Ij [zuletzt aufgerufen: 17.11.2019] | - Siviter, H., Brown, M. J. F., Leadbeater L., 2018: Sulfoxaflor exposure reduces bumblebee reproductive success. In: Nature 561: 109–112 | - Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Wien, 2015: Strategieprozess Zukunft Pflanzenbau. Wirtschaftliche, volkswirtschaftliche und soziale Betrachtungen. Verfügbar unter: https://bit.ly/37gA5Mc [zuletzt aufgerufen: 17.11.2019] | - Carvalho, F. P., 2017: Pesticides, environment, and food safety. In: Food and Energy Security: 6(2): 48– 60 | - Badgley, C., Moghtader, J., et al., 2007: Organic agriculture and the global food supply. In: Renewable Agriculture and Food Systems: 22(2): 86–108
Chemische Pflanzenschutzmittel – geht es auch ohne?
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Die Revolution des Pflanzenschutzes? Das molekularbiologische Verfahren CRISPR/Cas9 könnte eine Alternative zum herkömmlichen Pflanzenschutz bilden. Auch wenn es im europäischen Raum aktuell nicht zugelassen ist, birgt es großes Potential für die Zukunft. Autor: Niklas Köhler / Foto: Tim Steiner
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ie globale Landwirtschaft steht vor einem Dilemma. Einerseits müssen immer mehr Lebensmittel produziert werden, da die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf über 9,2 Mrd. Menschen anwachsen soll.1 Andererseits steigt die Nachfrage nach Produkten, die ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hergestellt werden. Vor diesem Hintergrund stellt das Genome Editing Verfahren, CRISPR/ Cas9, einen Lösungsansatz dar. Mit ihm konnten bereits pilzresistente Nutzpflanzen gezüchtet werden. Die Funktionsweise ähnelt der eines editierten Textes. Der Text entspricht dem Genom, welches sämtliche Informationen über den Phänotyp der Pflanze enthält. Er besteht aus Wörtern (=Genen), die sich aus Buchstaben (= Basenpaaren) zusammensetzen. Mithilfe des Genome Editings ist es möglich, Gene oder Basenpaare an Nutzpflanzen zu löschen oder hinzuzufügen. Dadurch können Resistenzen gegen Pilzerkrankungen erzeugt werden. Die Genschere CRISPR/Cas9, mit dem die Verände-
rungen erzeugt werden, besteht aus zwei Teilen: Einem Lotsen (CRISPR Abschnitt) – der sich an den Basenabfolgen des Genoms orientiert und an der Stelle andockt, an der das Genom verändert werden soll – und einem Schneideprotein (Cas9), welches die DNA an dieser Stelle zerteilt. 2 Der zelleigene Reparaturmechanismus setzt die DNA zwar wieder zusammen, jedoch in veränderter Basenabfolge. Dadurch kann dieser Abschnitt der DNA nicht mehr gelesen werden und seine Informationen gehen verloren. Im Gegensatz zu anderen Genome Editing Verfahren ist CRISPR/Cas9 wesentlich präziser und kostengünstiger. Es wurde 2012 von den Forscherinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna entdeckt. Wichtig für das Verständnis und die Einordnung des Genome Editings ist, dass keine DNA fremder Organismen eingeführt wird. Stattdessen verwendet man die soeben beschriebene Genschere, von der nach dem Eingriff nichts in der Zelle zurückbleibt. Die Pflanzen, die hierbei entstehen,
sind von natürlichen Mutationen nicht zu unterscheiden. 3 Darüber kann präzise vorausgesagt werden, an welcher Stelle das Genom wie verändert wird. Zum Vergleich: Das ist bei der klassischen Gentechnik nicht der Fall, da weder vorhergesagt werden kann, wo, noch wie sich das Genom verändert.4 Nichtsdestotrotz wurde das Verfahren vom Europäischen Gerichtshof im Juli 2018 als Gentechnik eingestuft und ist somit im europäischen Raum nicht zulässig. 5 Konkret beim Weizen angewendet, gibt es zwei Ansätze, um mit CRISPR/ Cas9 die Pilzresistenz zu erhöhen. Der erste ist der Resistenzgenansatz. Hier machen sich Wissenschaftler *innen die Erkenntnis zu Nutze, dass es gegen jeden Erreger ein Resistenzgen gibt. Von diesen Resistenzgenen werden möglichst viele in einer Kulturweizensorte konzentriert. Dadurch ist sie gegen deutlich mehr Erregerstämme immun.6 Der zweite Ansatz konzentriert sich darauf, das Gen (MLO-Gen), wel-
Quellen: 1 Julius Kühn-Institut; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (2016): 60. Deutsche Pflanzenschutztagung. 20. - 23. September 2016, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ; Kurzfassungen der Beiträge. Quedlinburg: Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (Julius-Kühn-Archiv, 454). Online verfügbar unter http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:2-68426. | 2 Miedaner, Thomas (2017): Punktgenau in das Erbgut eingreifen. In: LOP (1/2), S. 35–39, zuletzt geprüft am 01.12.2017. | 3 Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Hg.) (2017): Wissenschaftlicher Bericht zu den neuen Techniken in der Pflanzenzüchtung und der Tierzucht und ihren Verwendungen im Bereich der Ernährung und Landwirtschaft. Berlin. | 4 5 Kumlehn, Jochen (21.11.2017): Potentiale von CRISPR/Cas9. Interview mit Niklas Köhler. Telefontermin, Freising. Word Dokument. | EuGH (25.07.2018): Gesetz zur Regelung der Gentechnik. GenTG, vom BGBl. I S. 2066, S. 1. Online verfügbar unter https://www.gesetze-im-internet.de/ 6 McDonald, Bruce A.; Linde, Celeste (2002): Pathogen population genetics, evogentg/BJNR110800990.html, zuletzt geprüft am 13.02.2018. | lutionary potential, and durable resistance. In: Annual review of phytopathology 40, S. 349–379. DOI: 10.1146/annurev.phyto.40.120501.101443. | 7 Pflanzenforschung (2010): Pflanzen-Pathogen-Interaktion. Hg. v. pflanzenforschung.de. Berlin. Online verfügbar unter http://www.pflanzenforschung.de/ 8 Wang, Yanpeng; Cheng, Xi; Shan, Qiwei; Zhang, Yi; Liu, de/journal/journalbeitrage/pflanzen-pathogen-interaktion-894, zuletzt geprüft am 11.11.2017. | Jinxing; Gao, Caixia; Qiu, Jin-Long (2014): Simultaneous editing of three homoeoalleles in hexaploid bread wheat confers heritable resistance to powdery mildew. In: Nature biotechnology 32 (9), S. 947–951. DOI: 10.1038/nbt.2969. | 9 Zeller, Simon L.; Kalinina, Olena; Brunner, Susanne; Keller, Beat; Schmid, Bernhard (2010): Transgene × Environment Interactions in Genetically Modified Wheat. In: PLOS ONE 5 (7), e11405. DOI: 10.1371/journal.pone.0011405. | 10 Maurin, Jost (2016): Ökoforscher über neue Gentech-Methode: „CRISPR hat großes Potenzial“. taz.de. Online verfügbar unter http://www.taz.de/!5290509/, zuletzt aktualisiert am 23.08.2017, zuletzt geprüft am 22.04.2019.
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ches den Weizen anfällig für Mehltau macht, auszuschalten. Im Genom der Gerste ist dieses Gen defekt. Dadurch besitze sie eine natürliche Immunität gegen Mehltau.7 Durch den Einsatz von CRISPR/Cas9 wurde dieses Phänomen auch im Weizen erzeugt, mit dem Erfolg, eine mehltauresistente Weizensorte zu generieren. 8 Insgesamt sind beide Ansätze vielversprechend, haben jedoch auch ihre Schattenseiten. So sind die An-
sätze unter Glashausbedingungen sehr erfolgreich. Im Freiland hingegen treten teilweise Ertragsrückgänge und verminderte Stresstoleranzen auf. 9 Vermutlich wird in Zukunft weder CRISPR/Cas9 noch ein anderes solitäres Verfahren die Lösung aller Probleme darstellen. Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Standortwahl etc. spielen eine ebenso große Rolle. Auch wird auf Pflanzenschutzmittel nicht
restlos verzichtet werden können. Jedoch bietet CRISPR/Cas9 neue Möglichkeiten, sowohl die konventionelle, als auch die ökologische Landwirtschaft zu revolutionieren.10
Hast du auch eine wissenschaftliche Arbeit, die du mit uns teilen möchtest? Sende deinen Vorschlag an presse@oehboku.at.
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Was Agent Orange mit Österreichs Wäldern zu tun hat Selbst nach einem halben Master der Forstwissenschaften hätten wir nicht den Schluss ziehen können, dass Herbizidanwendung im österreichischen Wald eine relevante Praxis der 60er- und 70er-Jahre war – und dennoch! Autorinnen: Iris Oberklammer u. Alice Cosatti / Foto: Pixabay
I
Zur Auffrischung: Wir sprechen von Agent Orange, das im Vietnamkrieg als Entlaubungsmittel und zur Zerstörung von Nutzpflanzen eingesetzt wurde, das enorme Schäden an Menschen und Umwelt verursachte und dessen Nachwirkungen bis heute sichtbar sind.
lung von Tormona zur Bekämpfung unerwünschter Bäume zum Auslöser eines öffentlichen Kleinkriegs. Damals war der Johannserkogel gerade unter Schutz gestellt worden und Prof. Mayer (damaliger Leiter des WaldbauInstituts), der die Erklärung zum Naturwaldreservat initiiert hatte, plädierte für eine intensive Tormona-Nutzung im Wienerwald, um die Fichte zu fördern. Der Forstentomologe Anton Kurir protestierte und erreichte, dass sich der damalige Wiener Bürgermeister dagegen aussprach. Damit war die „Verfichtung“ des Wienerwaldes abgewandt.
Back to Europe: Tormona wurde in Lösung manuell oder aus der Luft versprüht. Ziel war die Förderung von Fichte, Kiefer und Lärche und das Einsparen von Mähkosten für die Jungwuchs- und Dickungspflege. Nicht nur in Österreich, auch in der BRD, der DDR und in Nordschweden. 1969 wurde die öffentliche Empfeh-
Wir lernen im Studium, dass wir mehr Laubbäume in unseren Wäldern brauchen. Klar scheint, dass der Laubbaummangel auf die exzessive Pflanzung der Fichte zurückzuführen ist. Es scheint aber auch an gezielter chemischer Bekämpfung von Laubbäumen zu liegen. Auf lange Sicht sollte analysiert werden, inwieweit Herbizidanwendung in Öster-
n den 60ern und 70ern wurde einer der Wirkstoffe von „Agent Orange“ (2,4,5T) unter dem Namen „Tormona 80“ und „Tormona 100“ zur Laubbaumbekämpfung verwendet. Problematisch war dies wegen des hohen Verunreinigungsgrades durch Dioxine (v.a. PCDD).
reichs Wäldern den Laubholzmangel mitverantwortet hat, da es ein vergessener Aspekt in der aktuellen Diskussion ist.
SCHON GEWUSST!? Auch heute finden sich PCDD (Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane) in Humusauflage und Vegetation. Das liegt daran, dass sie noch emittiert werden, 74 % davon durch Kleinfeuerungsanlagen wie bspw. Kachelöfen. Gerade Waldsysteme dürften PCDD auch über Jahrzehnte akkumulieren, da die gefundenen Konzentrationen die bekannte Emissionslast übersteigen. Möglicherweise sind die Lokalemissionen in den Alpen (und folglich die gemessenen Konzentrationen) auch höher als geschätzt.
Quellen: Brunner, K.; Schneider, P. (Hrsg.) (2005). Umwelt Stadt: Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Böhlau Verlag. Wien | Anderl, M. et al. (2006). Austria‘s National Inventory Report 2006. Submission under the UNFCCC. Report Bd. R-0016. Wien | Anderl, M. et al. (2006). Austria‘s Informative Inventory Report 2006. Submission under UNECE Convention on Long-range Transboundary Air Pollution (LRTAP). Report Bd. R-0067. Wien | Belis, C. et al. (2009). A comparison of Alpine emissions to forest soil and spruce needle loads for persistent organic pollutants (POPS). Environmental pollution. Barking, Essex: 1987. 157. 3185-91. | Weiss, P. et al. (2000). Regional aspects and statistical characterisation of the load with semivolatile organic compounds at remote Austrian forest sites. Chemosphere. 40. 1159-71. | Der Spiegel. 14/1977 – „Tour mit Tormona“ | https://www.svt.se/nyheter/lokalt/smaland/pa-70-talet-rasade-plantgiftsdebatten (17.11.2019) Allgemeine Forstzeitschrift, Nr.29, Bayerischer Landwirtschaftsverlag 1974.
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Trude Trautsich Ein Kommentar Autor*innen: Anonym / Illustration: Manuela Kraft
„Die grüne Farbe scheint nur Schein zu sein.“ „Politik geht uns alle was an.“ „Mmh, Spinatstrudel …“ Grüß euch, Kinder! Heut‘ muss ich euch wieder was von meiner Enkelin Eva erzählen! Sie studiert ja seit fast einem Jahr mit euch auf der BOKU, der nachhaltigen und grünen Uni, wie ich immer hör´. Ich treff die da dann auch einmal die Woche für einen Kaffeetratsch und seh‘ dann immer so viele Plakate und Poster, über Veranstaltungen, Demonstrationen und Themen aus aller Welt. Und immer ist das Klima dabei: Klimakrise, Klimawandel, Klimakatastrophe. Bei unserem Kaffee habe ich Eva dann mal gefragt, ob man hier an der Uni nicht eh schon genau wüsste, was man gegen die Klimakrise machen müsste. Mit den Vorlesungen über Nachhaltigkeit und dem ganzen Wissen über die Natur … da sind sich sicher alle einig, was man tun muss. Wir beide philosophierten dann oft über einigen Tassen Kaffee und einem Spinatstrudel aus dem TÜWI und kamen unweigerlich zur Politik. Ein Freund von der Eva hat sich dann zu uns gesetzt und gemeint, dass auch Universitäten eine politische Rolle spielen und Position gegenüber der Politik beziehen können. „Na, aber eure Uni, die ist ja eh so vorwärtsdenkend und überall auf der Welt vernetzt! Die hat sicher schon klar Stellung genommen zu dem grauslichen Debakel!“, hab ich daraufhin eingeworfen und war überrascht, als keine Antwort kam. Das Schweigen der Eva und ihres Freundes fand ich komisch und als ich nachgefragt hab, sagten sie nur betreten, dass das nicht so einfach sei … die Uni und ihre vielen Mitarbeiter*innen ( ja, das Gendersternchen hab ich in ihren Sätzen rausgehört!), die Finanzierungen und Investitionen … da wären solche Aussagen einfach schwer. Warum schwer? Die Daten gibt es ja, die Universität arbeitet ja selbst an vielen Projekten mit! Und als eine Institution, die sich seit über 130 Jahren mit der Umwelt beschäftigt (ja, da hab ich aufgepasst, als die Eva für die Prüfungen gelernt hat!), der kann die Zukunft der Natur ja nicht egal sein. Alternative Investitionsmöglichkeiten gibt’s ja schon zu Hauf, ist ja nicht erst seit gestern klar, dass Öl und Kohle falsche Sparschweinderl sind. Und das Geld einer Einrichtung, die auf Nachhaltigkeit baut, das sollt ja sowieso von Quellen kommen, die auch zu dieser Grundidee passen – wie schaut das denn sonst aus? Weil ich bin schon der Meinung, dass man leben sollte, was man predigt und drin sein sollte, was drauf steht.
Trude Trautsich – und du?
Hast auch du ein Anliegen, das du gerne loswerden möchtest? Dann trau dich! Sende uns eine E-Mail (ideal mit fertigem Text, max. 2.200 Zeichen inkl. Leerzeichen) mit dem Betreff „Trautsich Trude“ an presse@oehboku.at
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