Meditationsheft - Sehen und Handeln 2014

Page 1

Die Saat von heute ist das Brot von morgen

Das Blatt wenden

Meditationen zum Hungertuch der รถkumenischen Kampagne 2014

2014


© Copyright: Borowski/MISEREOR

Die Künstlerin Ejti Stih ist eine international bekannte Künstlerin aus Santa Cruz de la Tierra in Bolivien. 1957 in Slowenien geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet sie seit 1982 in Bolivien. Sie unterrichtet Malen und Zeichnen und ist eine gefragte Illustratorin von Büchern, Magazinen, Tageszeitungen und Plakaten. www.ejtistih.com Die Autorin Jacqueline Keune ist nach langjähriger Pfarreiarbeit als freischaffende Theologin und Autorin tätig. 2011 erhielt sie für ihr Schaffen den «Preis des religiösen Buches» des katholischen Buchhandels der Schweiz.

Impressum Texte: © 2014 Fastenopfer, Luzern / Brot für alle, Bern Bilder: © 2013 Misereor, Aachen/D Redaktion: Rita Gemperle, Fastenopfer Gestaltung und Layout: ComMix AG, Wabern Druck: Mengis Druck, Visp


Liebe Leserin, lieber Leser Die ökumenische Kampagne 2014 der Hilfswerke Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein wird wiederum vom Hungertuch der slowenisch-bolivianischen Künstlerin Ejti Stih begleitet. Die Theologin Jacqueline Keune erschliesst die Bilder mit den vorliegenden Meditationen neu und verbindet sie mit dem Kampagnenthema Generationengerechtigkeit. Mit ihren tiefgründigen Texten und ihrem Blick fürs Detail bringt sie die Bilder zum Sprechen und rückt Menschen in den Vordergrund, die leicht übersehen werden. Die auf dem Hungertuch dargestellten Tische konfrontieren uns mit den unterschiedlichen Wirklichkeiten an den Tischen dieser Welt. Die Texte geben den Erfahrungen und Hoffnungen der Menschen eine Stimme. Ihre Erinnerungen, Fragen, Leiden und Träume lassen erahnen, wie notwendig es ist, dass das Blatt sich wenden und «die Saat von heute zum Brot von morgen» werden kann. Wir hoffen, dass die vorliegenden Bildmeditationen Sie in Ihrer eigenen Sehnsucht nach einer gerechteren Welt und Ihrer Solidarität mit benachteiligten Menschen bestärken. Denn: «Wer das Brot teilt, wendet das Blatt». Wir wünschen Ihnen eine besinnliche und gute Fastenzeit. Rita Gemperle Fastenopfer

Siegfried Arends Brot für alle

3



Ich bringe ich breche das Brot Meine M체tter meine V채ter legten den Atem der Erde frei befragten die Sterne warfen die Saat der Hoffnung aus beteten den Himmel auf die Felder herab f체llten die Scheunen mit Korn und Wind trennten die Spreu vom Weizen zerrieben in Kreisen das Gold formten den Teig fachten die Feuer an Ich bringe ich breche das Brot Meine Kinder sie werden leben Meine Kindeskinder sie werden lachen

5


6


Der sich hingibt, hört den Herzschlag des Himmels Der sich zuwendet, erhält Antwort Der berührt, wird bewegt Der hält, wird gehalten Die auf der Flucht ist, bettet sich in Atem Die in der Luft hängt, schlägt Wurzeln Die ins Leere greift, wird in den Arm genommen Die ohne Namen ist, wird hereingeholt Der nicht sät, darf ernten Der Hunger hat, erfährt Gerechtigkeit Der die Nacht bewohnt, stösst auf Licht Der das Brot teilt, wendet das Blatt Von Geschlecht zu Geschlecht

7


8


Was wird mein Kind essen, wenn ihr das Korn verf체ttert? Was wird mein Kind trinken, wenn ihr die Erde erw채rmt? Was wird mein Kind atmen, wenn ihr die Luft ...? Was wird mein Kind sch체tzen, wenn ihr ...? Was wird mein Kind hoffen, wenn ...? Was wird mein Kind fragen?

9




12


Jemand denkt nach Jemand beugt vor Jemand wägt ab Jemand macht ernst Jemand fängt an Die Häuser wiegen den Morgen im Arm Jemand trägt Sorge Jemand wahrt die Verhältnisse Jemand bedenkt die Folgen Jemand hütet den Wald Jemand ehrt das Wasser Jemand lobt das Leben In den Strassen atmet das Recht Und auf den Feldern ernten die Mütter die Zukunft der Kinder Und in den Fabriken säumen die Näherinnen die Kleider mit Gerechtigkeit Und in den Booten holen die Fischer den Horizont ein

13


14


Den Hals nicht voll kriegen Mit H채ngen und W체rgen aber Augen zu und durch Nach uns das grosse Wasser und die H채nde in Unschuld Den Letzten fressen die Hunde Und keiner der eine Hand voll Erde auf ihn wirft Und nichts das aus den Ruinen bl체ht

15


16


Du im Teilen der Erfahrung Du im Träumen der Wege Du im Flüstern der Gebete Du im Bedenken der Folgen Du in der Güte, die das Kind mit seinen Fingern greift Du in den geschonten Schätzen des Bodens Du in den fischreichen Gründen des Meeres Du in den solidarischen Herzen der Völker Du in den verlernten Plänen des Krieges Du in der Hoffnung, die das Kind mit seinen Zehen spürt Du in der Kraft aus dem Wind Du in den Stimmen aus dem Süden Du in den Häusern aus Sehnsucht Du in den Tischen aus Liebe Du in der Verheissung, die das Kind in seinen Augen trägt

17


18


Sie klopfen an unsere Türen Sie hämmern an unsere Läden Sie rütteln an unseren Zäunen Sie steigen uns aufs Dach Sie drängen in unsere Seelen Sie liegen uns in den Ohren Sie schauen uns in die Augen Sie suchen uns heim Sie, die Campesinos ohne Land die Kinder ohne Brot die Frauen ohne Recht die Verfolgten ohne Morgen die Gefangenen ohne Gesicht Sie, die Buben in den Uniformen die Müllsammlerinnen auf den Abfallhalden die Hungrigen alle

19


Für eine gerechtere Welt Brot für alle, die Entwicklungsorganisation der evangelischen Kirchen in der Schweiz, unterstützt Entwicklungsprojekte auf der ganzen Welt und verbindet den lokalen Kampf gegen Hunger und Armut mit dem globalen Engagement für faire soziale, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Mit Informationsarbeit befähigt Brot für alle Menschen, die Welt zu verändern. Christliche Werte bilden die Grundlage dafür. Bürenstrasse 12, 3007 Bern www.brotfueralle.ch, PC 40-984-9

Menschen stärken Menschen Fastenopfer ist das Hilfswerk der Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz und setzt sich in Afrika, Asien und Lateinamerika für die Menschenrechte und ein Leben in Würde ein. Der Slogan «Wir teilen» umschreibt das Engagement von Fastenopfer: Es stärkt lokale Gemeinschaften vor Ort sowie auf politischer Ebene und unterstützt Menschen, die ihre Zukunft selber in die Hand nehmen. Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 Luzern www.fastenopfer.ch, PC 60-19191-7


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.