Gottesdienste - Sehen und Handeln 2015

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Sehen und Handeln

Gottesdienste

Weniger f端r uns. Genug f端r alle.

2015


Sehen und Handeln Brot für alle und Fastenopfer führen seit 1969 jährlich eine ökumenische Kampagne in der vorösterlichen Fastenzeit durch. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein, das Hilfswerk der christkatholischen Landeskirche. Die Kampagne hat zum Ziel, die breite Öffentlichkeit für die Ungerechtigkeit zu sensibilisieren, dass weltweit rund eine Milliarde Menschen an Hunger leidet. Diese Realität zur Kenntnis zu nehmen genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke Handlungsmöglichkeiten auf: das eigene Konsumverhalten zu verändern, ein Südprojekt mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen. So wird die Passions- beziehungsweise Fastenzeit zum Inbegriff der gelebten Solidarität. www.sehen-und-handeln.ch werden Sie unser Fan: facebook.com / sehenundhandeln

Editorial

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Ökumenischer Familiengottesdienst

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Manna in der Wüste

Ökumenischer Gottesdienst

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Dummes Volk – verständiges Volk

Stationenweg

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Konsum unter der Lupe

Essen und feiern

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Essen, verstehen, handeln

Hungertuch

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Damit alle leben können

Jugend- oder Gemeindegottesdienst

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Wenn der Hahn kräht

Predigtanregungen zu den Fastensonntagen 1. 2.

Fastensonntag: Der Schöpfung ihren Wert zurückgeben Fastensonntag: Die Verwandlung

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Predigtanregungen zum Hungertuch Zum Hungertuch/oberer Bildteil: Heilsame Grenzen Zum Hungertuch/linker Bildteil: Macht aus Kindermund Zum Hungertuch/rechter Bildteil: Nehmen oder Empfangen? Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23, Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64, bfa@bfa-ppp.ch, www.brotfueralle.ch Postkonto 40-984-9 Materialbestellungen via www.brotfueralle.ch/shop, materialstelle@bfa-ppp.ch oder direkt an 031 380 65 79

Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 Luzern, Tel. 041 227 59 59, mail@fastenopfer.ch, www.fastenopfer.ch, Postkonto 60-19191-7 Materialbestellungen via www.fastenopfer.ch/shop oder direkt an 041 227 59 12 / mail@fastenopfer.ch

Nives Hagmann, Im Has 6, 4616 Kappel SO 062 261 46 65, partner-sein@christkath.ch, www.partner-sein.ch, Postkonto 25-10000-5 2

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Gebete aus aller Welt

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Weitere Liturgien

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Impressum Werkheft Gottesdienste 2015 Redaktion Siegfried Arends, Rita Gemperle Mitarbeit Elisabeth Kienast-Bayer, Lenz Kirchhofer, Ingrid Krucker, Patrick von Siebenthal, Verena Sollberger, Josef Wirth, Michel Durussel, Célestine Kabundi Kabengele, Martina Schmidt, Nassouh Toutoungi Lektorat Annemarie Friedli Redaktionsschluss 17. September 2014 Gestaltung ComMix AG, Wabern Druck Binkert Buag AG, Laufenburg Auflage 17‘260 Exemplare Papier Cyclus Offset, 100% Recyclingfasern © Brot für alle, Bern /Fastenopfer, Luzern, Herbst 2014


Editorial

Weniger für uns. Genug für alle. Liebe Gottesdienstverantwortliche «Jeden Tag wächst die Menge der Dinge, die ich nicht brauche.» Dieser Satz stammt nicht etwa aus der Gegenwart, sondern wird dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben. Was als Aussage aus dem 5. Jh. v.Chr. überrascht, bringt zum Ausdruck, was heute zunehmend mehr Menschen empfinden. Unser Leben ist geprägt vom Überfluss: Zu viele Termine, zu viele News, zu viele materielle Dinge. Während zu viele Termine und News für uns selber zum Problem werden, wirkt sich unser Überkonsum von Nahrungsmitteln oder Kleidern negativ auf andere aus. Hier setzt die Ökumenische Kampagne mit dem Slogan «Weniger für uns. Genug für alle» an. Am Beispiel der industriellen Fleischproduktion zeigt sie auf, wie sich der Überkonsum auf die Natur und auf die Menschen im Süden auswirkt. Sie sind von den Folgen des Klimawandels am stärksten betroffen. Ihre Ernten werden durch Dürren und Überschwemmungen noch unsicherer. Ein gerechter und klimaschonender Umgang mit Nahrungsmitteln und anderen Konsumgütern ist deshalb (über)lebensnotwendig. Das biblische Bild der Tischgemeinschaft weist uns den Weg: Statt Überfluss auf der einen und Mangel auf der anderen Seite ist ein «Genug für alle» möglich und nötig. Die Beiträge dieses Werkheftes schaffen unterschiedliche Zugänge zum Thema. Das Hungertuch lädt ein zur Auseinandersetzung mit unserer Verantwortung für die Schöpfung. Drei Predigten entfalten die Bildsprache und die biblischen Inhalte des Hungertuchs. Der Familiengottesdienst mit dem Titel «Manna in der Wüste» regt an, zwischen einem zu wenig und einem zu viel das Genug zu finden. Der Jugendgottesdienst nimmt das Pouletmotiv des Kampagnenplakates auf und verbindet es mit der Geschichte von der Verleugnung des Petrus, während der ökumenische Gottesdienst uns einen ungewohnten

Bildlegende: (v.l.n.r): Patrick von Siebenthal, Ingrid Krucker, Elisabeth Kienast-Bayer, Rita Gemperle, Siegfried Arends, Verena Sollberger. Auf dem Bild fehlen: Josef Wirth, Lenz Kirchhofer

Blick auf die Gerichtsworte des Propheten Jeremia verschafft. Anregungen zur Umsetzung des Themas ausserhalb der Gottesdienste bieten der Stationenweg und der Beitrag «Essen, verstehen, handeln». In Ergänzung zum Werkheft, das in Zusammenarbeit mit den Westschweizer Kolleginnen und Kollegen entstanden ist, finden Sie dieses Jahr zusätzliche Beiträge auf unserer Website (www.sehen-und-handeln.ch/gottesdienste). Diese Beiträge stammen aus der Ökumenischen Kampagne 2009, die ebenfalls dem Thema Klima und Ernährung gewidmet war, und haben (leider) nichts an Aktualität eingebüsst. Im Namen der Arbeitsgruppe «Gottesdienste» von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein wünschen wir Ihnen und Ihrer Gemeinde eine gute Vorbereitungszeit auf Ostern. Wir danken Ihnen für Ihr Engagement zugunsten der Ökumenischen Kampagne. Es ist für uns immer wieder beeindruckend, mit wie viel Kreativität und Einsatz Gemeinden und Pfarreien das Kampagnenthema umsetzen.

Rita Gemperle Fastenopfer

Siegfried Arends Brot für alle

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Ökumenischer Familiengottesdienst

Manna in der Wüste Anhand der Geschichte des Mannas in der Wüste wird das Thema «Überkonsum» aufgegriffen. Selbst in der Wüste versorgt Gott sein Volk mit ausreichend Nahrung, daher braucht es nicht zu raffen und zu horten. Durch ein symbolisches Mannasammeln teilt die Gottesdienstgemeinde diese Erfahrung.

Lenz Kirchhofer, christkath. Pfarrer, Aarau Verena Sollberger Schwarzenbach, reformierte Pfarrerin, Luzern

Liturgischer Gruss und Begrüssung Lied KG 730/RG 699/CG 889 Wechselnde Pfade

Hinführung zum Thema der Kampagne Im Unser Vater/Vater unser bitten wir Gott um «unser täglich Brot». Wie viel ist das denn eigentlich, dieses «tägliche Brot»?

Wo hört sinnvoller Vorrat auf, und wo beginnt der Überfluss? Wie viel brauchen wir denn eigentlich zum Leben? Was ist «genug»? Und ist manchmal weniger (für uns) nicht mehr (für alle)? Genau um diese Fragen dreht sich die diesjährige Kampagne von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein: «Weniger für uns. Genug für alle.»

Tagesgebet Herr, Gott der Schöpfung, wir sagen dir Dank für deine Welt, die du so vielfältig, voll Wunder und Herrlichkeit geschaffen hast.

Wir loben dich, Ursprung allen Seins, und danken dir für diese Welt, die deine Hand ins Leben rief: für die Tiere, die Vögel und alle Blumen, für die Berge und Ebenen, die Meere und Wälder, für die Schätze der Natur, die du reichlich schenkst. Wir danken dir für das Leben, das du uns und unseren Lieben gegeben hast. Wir danken dir für die Vielzahl der Menschen und Kulturen in unserem Land. Hilf uns, mit deinen Gaben sorgfältig umzugehen. Sei du bei uns in diesem Gottesdienst, wenn wir darüber nachdenken wollen. nach einem Gebet aus Südafrika

Lied KG 555/RG 15/CG 775 Der Herr ist mein getreuer Hirt

So viel wie ich brauche für einen Tag, oder nicht? Wenn wir einkaufen gehen, dann kaufen wir aber meistens mehr ein als nur gerade für einen einzigen Tag. Wir sorgen dafür, dass wir etwas Vorrat haben zuhause. Zur Sicherheit. Falls unerwartet Gäste kommen oder der Laden geschlossen hat oder wir aus irgendwelchen Gründen nicht einkaufen gehen können. Wir haben nicht nur ein Set Kleider, nein, wir haben viel mehr. Damit wir auswählen können, nicht immer dasselbe tragen müssen. 4

Lebensnotwendig – Brot in der Wüste. © Peter Hauser


Ökumenischer Familiengottesdienst

Aktion «Manna sammeln» Normalerweise fällt ja unser Essen nicht vom Himmel. In unserem Gottesdienst geschieht aber jetzt genau das. Aus einer «Räpplikanone» oder von einer Empore herab werden kleine eingepackte «Schöggeli», Bonbons, Traubenzucker o.Ä. – quasi Manna! - in die Kirche geworfen. Kinder (und Erwachsene!) werden eingeladen, nach vorne zu kommen und zu schauen, was da «vom Himmel» gefallen ist und sich zu bedienen. Wenn alle wieder am Platz sind, wird das Übriggebliebene weggeräumt. Kurzes Gespräch: Habt ihr alle etwas bekommen? Oder ist jemand leer ausgegangen? Wieviel habt ihr aufgesammelt? Klar, wenn es so feine Sachen «regnet», wollen wir doch alle möglichst viel ergattern. Das ist doch wie ein Spiel, wie ein kleiner Wettbewerb: Wer sammelt am meisten? So sind wir Menschen halt!

Lesung «Manna in der Wüste» (Ex 16) Nach Regine Schindler, Mit Gott unterwegs, S.66. Der Text ist auch zu finden unter www.sehen-und-handeln.ch/gottesdienste. Abschnitt vorlesen mit folgender Einleitung: «Sechs Wochen ist es bereits her, dass die Israeliten aus Ägypten geflüchtet sind, angeführt von Mose und Aaron. Nun sind sie müde. Am schlimmsten aber ist der Hunger….»

Musik Auslegung Die Israeliten bekamen von Gott ihr «tägliches Brot». Tag für Tag lag das Manna bereit vor ihren Zelten. Wie das wohl war für sie, nur gerade für den einen Tag Manna sammeln zu dürfen? Würden sie nicht bald wieder Hunger leiden müssen auf ihrem Weg? Da wäre es doch naheliegend, dass man zur Sicherheit für den nächsten Tag auch gleich noch etwas einpackt…. Ah, da kommt Ruben, der war dabei, den können wir gleich selber fragen!

Vielleicht habt ihr das, was ihr gesammelt habt, ja auch mit denen geteilt, die nicht so schnell waren oder sich nicht nach vorne getraut haben.

Ruben tritt auf. Du bist doch dabei gewesen, Ruben, erzähl uns doch, wie das war mit dem Manna.

Um Brot vom Himmel, Nahrung von Gott gegeben, geht es auch in der Geschichte, die wir gleich hören. Und um die Frage, wie wir damit umgehen sollen.

Ruben: Ja, das war was mit diesem Manna! Wie ein Geschenk vom Himmel haben wir es erlebt. Himmelsbrot sozusagen. Ein wunderbares Zeichen dafür, dass Gott uns nicht vergessen hat, dass ER für uns sorgt.

Musik

Da lag es vor unserem Zelt, dieses Manna – und dann durften wir nur für den einen Tag sammeln! Ich geb’s zu, ich habe mich am ersten Tag nicht daran gehalten. Andere wahrscheinlich auch nicht. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und vorsorgen, denn Hunger, das hatten wir lange

genug gehabt. Und jetzt lag da das Manna in Hülle und Fülle vor mir auf dem Boden – wie konnte ich das alles einfach liegen lassen? Nein, aus lauter Angst, zu wenig zu haben, sammelte ich, was das Zeug hielt und versteckte es in meinem Zelt. Aber es war tatsächlich so wie Mose es angekündigt hatte: Was zu viel gesammelt wird, das verfault und beginnt zu stinken. So haben wir gelernt, auf Gottes Zusage zu vertrauen: am nächsten Tag lag tatsächlich neues Manna für uns bereit! Wir mussten nicht hamstern, nicht horten, keine Angst haben, dass wir zu kurz kämen, nein, es hatte Tag für Tag genug für uns alle. Überfluss bringt nichts. Das «tägliche Brot» ist genug. Danke, Ruben! Was ihr auf eurem Weg durch die Wüste gelernt habt, dass nämlich weniger sehr oft mehr ist, das täte auch uns heute ganz gut. Stell dir vor, Ruben, da werden doch z.B. in Brasilien auf riesigen Feldern Sojabohnen angepflanzt, mit dem dann unsere Hühner, Schweine und Rinder hier in der Schweiz gefüttert werden. Für die Felder wurden zuvor Wälder oder Savannen gerodet. Kleinbauernfamilien haben dadurch nicht mehr genug Boden zum Bewirtschaften. Die Tiere hier bei uns fressen ihnen buchstäblich die Lebensgrundlagen weg. Wenn wir so wie ihr damals in der Wüste lernten, mit weniger auszukommen (und dabei immer noch genug haben!), dann hätten auch die Menschen im Süden genug zum Leben. Eben: «Weniger für uns. Genug für alle.»

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Ökumenischer Familiengottesdienst

Wieviel ist genug? Markt in Senegal. © Fastenopfer

Lied KG 577/RG 638/CG 330 Herr, gib uns unser täglich Brot

Fürbitten/Unser Vater Du, unser Gott, du nährst uns und sorgst für uns. Du gibst uns, was wir zum Leben brauchen, wie damals den Israeliten in der Wüste. Lass uns wie sie auf deine lebenspendende Fürsorge vertrauen! Wir bitten dich, erhöre uns! Du, unser Gott, wir wissen, dass nicht alle Menschen genug zum Leben haben. Und wir wissen, dass das Futter für unsere Hühner und Schweine Menschen im Süden die Lebensgrundlage raubt. Wir haben mehr als genug. Andere haben von allem zu wenig. Mach uns bereit zu verzichten, ohne

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Angst zu kurz zu kommen! Wir bitten dich, erhöre uns! Du, unser Gott, Öffne uns die Augen, um zu spüren, wie viel wir wirklich brauchen zum Leben. Und lass uns entdecken, dass weniger für uns tatsächlich oft mehr ist für alle, besonders für die, die Not leiden. Wir bitten dich, erhöre uns!

Mitteilungen Tag für Tag lag für die Israeliten neues Manna bereit. So mussten sie auf ihrem Weg durch die Wüste nie mehr Hunger haben, sie hatten immer genug zum Leben. Gott sorgte für sie. Am sechsten Tag der Woche durften sie jeweils für zwei Tage Manna sammeln. Als Vorrat für den Sabbat, den Ruhetag, denn da lag kein Manna für sie bereit. Damit ihr alle gestärkt in diesen Sonntag, in diesen Ruhetag gehen könnt, gibt es für alle noch ein wenig zusätzliches «Manna»!

Jede Familie/jedes Kind erhält ein kleines Säckli z.B. mit ein paar Traubenzückerli. Mit unserer Spende für die Projekte der kirchlichen Werke können wir dazu beitragen, dass das «Manna» auf dieser Erde gerechter verteilt wird. (Evtl. Projekt vorstellen)

Lied KG 147/RG 343/CG 503 Komm, Herr segne uns

Segen Es segne und behüte Euch der dreifaltige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er bewahre Euch in seiner Weisheit und Gnade und gebe Euch allezeit seinen Frieden.

Ausgangsspiel


Ökumenischer Gottesdienst

Dummes Volk – verständiges Volk Welchen Tonfall braucht es, um uns zum Hinhören und zur Richtungsänderung angesichts der drohenden Katastrophe zu bewegen: Anklage oder Ermutigung? Die zornige Anklage, die Gott durch den Propheten Jeremia an sein Volk richtet, ist die Kehrseite seiner Liebe. In diesem Gottesdienst sollen beide Seiten, zorniges Gericht und liebevolle Verheissung, zum Klingen kommen. Martina Schmidt, Leiterin des Secrétariat Romand von Brot für alle Michel Durussel, Pfarrer der Eglise Evangélique Réformée du Canton Vaud (EERV) Übersetzung: Siegfried Arends

Gott, erweise dich geduldig mit uns, überwinde durch deinen Geist die Mauern, die uns trennen von dir, hilf uns, den Sinn unserer Geschichte zu verstehen, damit wir dir singen können und unsere Freude mit anderen erklingen lassen. nach Suzanne Schell

Begrüssung Lied RG 841/KG575/CG 909 Gott gab uns Atem

Psalmlesung Psalm 1 im Wechsel gesprochen

Gebet Gott, wir treten vor dich in Demut, erweise dich geduldig mit uns, wenn wir uns ärgern über dein unbequemes Wort, über deine Weisungen, die uns in die Quere kommen, über den Zorn, dessen Sinn wir nicht erkennen. Gott, erweise dich geduldig mit uns, wenn wir dein Buch lieber schliessen wollen, wenn wir uns deinen Fragen verweigern.

Lesung Jeremia 5,20-29 – in dur und in moll Hinführung: Im heutigen Textabschnitt klagt Jeremia seine Zuhörerschaft heftig an. Der Prophet beschuldigt das Volk der Ignoranz und eines Mangels an Respekt vor Gott («Furcht Gottes»). Das Volk wird als «dummes Volk ohne Verstand» beschimpft, weil es die lebensfördernden Grenzen, die der Schöpfer dem Chaos gesetzt hat, nicht erkennt und zugleich das Recht der Schwächsten in der Gesellschaft missachtet. Jeremia sieht die drohende Zerstörung von Juda und Jerusalem durch die feindlichen Babylonier daher voraus und versteht die nahende Katastrophe als Strafe Gottes – und findet doch kein Gehör.

aber nicht weniger bedrohlich sind: die ökologische Katastrophe durch den Klimawandel und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Wie aber kann es gelingen, dass der Appell zur dringend notwendigen Veränderung auch wirklich gehört wird und Früchte trägt? Jeremia fand kein Gehör mit seinen «Jeremiaden». Auch wir werden mehr und mehr taub für die alarmierenden Parolen. Wie aber klingt der Text, wenn wir ihn nicht länger als drohende Anklage, sondern als einladende Verheissung hören? Wenn der Tonfall von moll, also finster, in dur, d.h. hell und verheissungsvoll, verändert wird? Wir hören den Text daher in zwei Fassungen: als ursprüngliche Gerichtsankündigung einerseits und als einladende Botschaft andererseits. Welche Botschaft erreicht uns am ehesten?

Welchen Tonfall braucht es, damit Menschen zum Nachdenken und zur Umkehr in einer kritischen Situation kommen? Die Frage stellt sich auch heute. Aktuell drohen andere Katastrophen als zur Zeit Jeremias, die 7


Ökumenischer Gottesdienst

Lesung jeweils im Wechsel zwischen der Originalversion und dem «transponierten» Text: V.20-21; V.22; V.23-25; V.26-27; V.28-29 Jeremia 5,20-29 Ursprünglicher Text: Gerichtsworte

Transponierter Text: Verheissungsworte

20 Verkündet dies im Haus Jakob und lasst es hören in Juda:

20 Verkündet dies im Haus Jakob und lasst es hören in Juda:

21 Hört doch dies, dummes Volk ohne Verstand. Augen haben sie und sehen nicht, Ohren haben sie und hören nicht!

21 Hört doch dies, kluges und verständiges Volk. Augen haben sie und sie sehen, was passiert, Ohren haben sie und hören genau hin!

22 Mich wollt ihr nicht fürchten, Spruch des HERRN, vor mir nicht zittern, der ich dem Meer den Sand als Grenze gesetzt habe, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf? Und wogten die Wellen auch hin und her, nichts können sie erreichen, und brausen auch seine Wogen, sie werden sie nicht überschreiten.

22 Ihr respektiert mich, Spruch des HERRN, und achtet mich, der ich dem Meer den Sand als Grenze gesetzt habe, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf. Und wogten die Wellen auch hin und her, nichts können sie erreichen, und brausen auch seine Wogen, sie werden sie nicht überschreiten.

23 Dieses Volk aber hatte ein störrisches und widerspenstiges Herz, abgewichen sind sie und fortgegangen.

23 Dieses Volk hatte ein folgsames und verständiges Herz, meine Nähe haben sie gesucht.

24 Und nie haben sie in ihrem Herzen gesagt: Lasst uns den HERRN, unseren Gott, fürchten, der Regen gibt, Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit, die Wochen der Erntefrist sichert er uns.

24 In ihrem Herzen haben sie gesagt: Lasst uns den HERRN, unseren Gott, fürchten, der Regen gibt, Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit, die Wochen der Erntefrist sichert er uns.

25 Eure Verschuldungen haben dies gestört, und eure Sünden haben das Gute von euch fern gehalten.

25 Euer Einsatz hat diese Ordnung bewahrt, und euer gutes Verhalten hat Schaden von euch ferngehalten.

26 Denn in meinem Volk finden sich Frevler; wie der Vogelfänger lauert man im Versteck, Fallen stellen sie, fangen Menschen.

26 Denn in meinem Volk finden sich vorbildliche Menschen; sie knüpfen öffentliche Netzwerke von Männern und Frauen, um anderen zu helfen.

27 Wie ein Käfig voller Vögel, so sind ihre Häuser voller Trug, darum sind sie gross geworden und reich.

27 Wie ein Garten voller Vögel, so sind ihre Häuser voller Güte, darum sind sie gross geworden und reich an Mitmenschlichkeit.

28 Fett sind sie geworden, feist, selbst das Mass des Bösen haben sie überschritten, das Recht haben sie nicht durchgesetzt, das Recht der Waise, sie haben sie nicht zum Erfolg geführt, und den Rechtsanspruch der Armen haben sie nicht eingelöst.

28 Stark sind sie geworden, wach, sie brechen die Rekorde in Wohltätigkeit, sie respektieren das Recht, das Recht der Waise, sie haben sie zum Erfolg geführt, und den Rechtsanspruch der Armen haben sie eingelöst.

29 Sollte ich dies nicht ahnden, Spruch des HERRN, mich nicht rächen an einer Nation wie dieser?

29 Sollte ich das nicht loben, Spruch des HERRN, eine solche Nation etwa nicht belohnen?

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Musik Impulse für die Predigt Um Zorn auszudrücken, verwendet die hebräische Sprache den Ausdruck «af», ein Wort, das so viel bedeutet wie «Nasenlöcher». Zorn wird vorgestellt als ein heftiger Atemhauch, der der Nase entweicht, wie bei einem Stier, der gewaltig schnauft aus seiner Nase. Wenn man zornig ist, spürt man, wie die Atmung sich beschleunigt, man bläst kräftig, um den Stress, der sich im Innern aufgebaut hat, herauszulassen. Es ist allemal besser, diese Energie loszuwerden, anstatt sie im Inneren festzuhalten. Jedenfalls schämt Gott sich keineswegs, seinen Zorn zum Ausdruck zu bringen. Der Text aus dem Buch Jeremia atmet diesen Zorn Gottes. Gott ist wütend, denn sein Volk hört nicht auf ihn. Er fragt sich, ob er es nicht bestrafen muss für diesen Mangel an Aufmerksamkeit, für das völlige Fehlen von Gottesfurcht: «Sollte ich das nicht bestrafen und an einem solchen Volk keine Rache nehmen?» Wütend sein ist heutzutage schlecht angesehen. «Zorn ist ein schlechter Ratgeber», besagt eine verbreitete Redensart. Der innere Sturm weckt die Angst, er benebelt die Sinne und kann zu zerstörerischen Exzessen führen. Allerdings kann der Zorn sich auch als positive Kraft erweisen, wenn er nicht auf Zerstörung zielt, sondern eine beschädigte Beziehung wieder herzustellen versucht. Er drückt das Verlangen nach einer gerechten Beziehung aus. So wie es keinen Tag ohne Nacht gibt, so erscheint der Zorn als die Kehrseite der Liebe. Wenn keine Spur von Zorn oder Wut mehr da ist, dann herrscht Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen, Abwesenheit von Beziehung.


Ökumenischer Gottesdienst

© Fastenopfer

erkennen, unsere Schwestern und Brüder. Auch durch unsere Art zu konsumieren.

Lied RG 28/KG571/CG781 Gott deine Güte reicht so weit

«Euer Einsatz hat diese Ordnung bewahrt» – In Haiti verhindern Steinmäuerchen die Erosion.

Im Text, den wir gehört haben, wird der Prophet zum Sprachrohr des heiligen Zorns Gottes, dem Schöpfer des Universums: Er liebt sein Volk, aber er kann das Fehlverhalten nicht länger ertragen. Das Volk entfernt sich nicht nur von seinen Weisungen und erkennt nicht mehr, dass Gott ihm einen grossartigen Raum zum Leben auf Erden bietet. Schlimmer noch: Die Ausbeuter haben freie Hand – solche, die kein Recht anerkennen und die von der Schwachheit der Armen profitieren. Die Lesung des Textes in «dur» und in «moll» lässt seine verborgene Botschaft aufleuchten: «Weil ich euch liebe, habe ich dem Meer Grenzen gesetzt, sodass seine Wogen euch nichts anhaben können. Weil ihr mich respektiert, gebe ich euch Regen im Herbst und im Frühjahr zur rechten Zeit, und sorge ich für die feste Ordnung der Erntewochen.» (V.22+24) Hinter dem anklagenden Charakter der Worte Jeremias verbirgt sich die Einladung, sich auf das Wesentliche zu besinnen: Gott war da von allem Anfang an. Ihm verdanken wir unser Leben. Er hat dem Chaos unüberwindliche Grenzen gesetzt. An diese Zusage und an diese Verheissung sollen wir uns erinnern, wenn die Beziehung zu unserem Mitmenschen, unserer Mitwelt und zum Schöpfer Schaden nehmen. Darauf zielt auch die Ökumenische Kampagne von Brot für alle,

Fastenopfer und Partner sein unter dem Motto: «Weniger für uns. Genug für alle.» Sie will unser Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung und für das notwendige Teilen der Ressourcen wecken. Wir werden auf kritische Entwicklungen hingewiesen: Die agro-industrielle Produktion von Tierfutter ist verheerend für das Klima. Die Soja-Monokulturen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zerstören den Boden. Den Kleinbauern und –bäuerinnen bleibt nicht mehr genügend Boden, um ihre eigene Nahrung zu produzieren. In den Ländern des Südens macht die Störung des Klimas sich am stärksten bemerkbar durch Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme, wodurch grosse Teile der Ernten zerstört werden. Diese Tatsachen stellen uns vor Fragen zu unseren Konsumgewohnheiten: Wenn ich Pouletfleisch mit einer katastrophalen Umweltbilanz kaufe, bin ich gefangen in dem Netz, das Leben zerstört. Angesichts der voranschreitenden Katastrophe laden uns die Worte des Propheten Jeremia zur Umkehr ein. Ob wir sie in «dur» oder in «moll», also als Gerichtsworte oder als Verheissung hören, seine Botschaft ist unmissverständlich: Gott hat uns alles gegeben, hat sich uns in Jesus selbst gegeben, und lädt uns so zur Umkehr ein: Seine guten Gebote einzuhalten und in den Erniedrigten und Entrechteten seine Kinder zu

Fürbitten siehe S.22

Lied RG835/KG229/CG896 Gib uns Weisheit, gib uns Mut

Sendungswort Wir loben Gott vereint im Gottesdienst. Wenn wir danach zurückkehren in unseren Alltag, dann scheint es, als ob das Lob verstumme. Hör nicht auf, Gott zu loben mit deinem Leben. Gib Brot denen, die hungern. Gib Kleidung denen, die ohne Kleidung sind. Nimm diejenigen auf, die kein Zuhause haben. Es ist nicht nur deine Stimme, die singt, sondern deine Hand singt ebenfalls, wenn dein Tun und dein Reden eins sind. Während deine Zunge Gott zu festen Stunden lobt, soll dein Leben ihn unentwegt loben. Wenn du nur mit deiner Stimme singst, wird es Zeiten der Stille geben. Dein Leben sei ein Lobgesang, den nichts unterbrechen soll. Sing mit deiner Stimme und mit deinem Herzen. Lass dein Leben niemals zum Verstummen kommen. (nach Augustinus)

Segen 9


Stationenweg

Konsum unter der Lupe Miteinander auf den Weg gehen und sich unterwegs zum Gespräch anregen lassen ist eine bewährte Form für die Jugend- wie für die Erwachsenenarbeit. Der Stationenweg nimmt verschiedene Bereiche des Konsums unter die Lupe und gibt Anregungen zu kleinen Veränderungen im Alltag. Ingrid Krucker, Pfarreibeauftragte, Bichwil Josef Wirth, Pfarrer, St. Gallen

Vorbemerkungen Für die einzelnen Stationen werden symbolträchtige Orte ausgewählt, die zum jeweiligen Thema in Beziehung stehen.

Wenn Zeit für einen längeren Film vorhanden ist, eignen sich: «We feed the world». Zu Wort kommen neben Fischern, Bauern und Fernfahrern auch Jean Ziegler und Peter Brabeck, der Konzernchef von Nestlé International. Die DVD ist im Handel erhältlich. (Erwin Wagen- hofer, 96 Min., Universum Film)

«Chicken Curry für den Weltmarkt» (José Bourgarel und Hubert Dubois, Die ausgewählten Themen sind als Frankreich 2005, 48 Min., ab 14 Anregungen gedacht. Sie können den Jahren) örtlichen Gegebenheiten angepasst «Vom Fluch der Soja» (Josef und werden. Lotti Stöckli, Brasilien/Schweiz Die Gestaltung der einzelnen 2014, DVD, Kurzversion 6 Min., Stationen erfolgt mit den Materiali- Langversion 38 Min., ab 16 Jahren). en aus den Unterlagen der Kampa- Weitere Infos zu den Filmen (ausser gne (Fastenkalender, Werkhefte, «We feed the world») unter Meditationsheft). Darin finden sich www.sehen-und-handeln.ch/filme Hintergrundinformationen, aktuelle Beispiele und besinnliche Texte. Aktion: Im Anschluss an den Film oder die Filmsequenz wird das Thema Die Gestaltung einzelner Stationen in einem Podiumsgespräch oder in kann einer Schulklasse, einer Kleingruppen vertieft. Jugendgruppe oder einem Pfarrei- verein bzw. einer Gemeindegruppe Besinnung: «Womit soll ich das Reich übergeben werden. Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen Hunger im Überfluss grossen Trog Mehl mischte, bis das (Pfarreisaal, Kino) Ganze durchsäuert war.»( Lk 13,20) Schon durch kleine Änderungen in Was hat der Hunger in der Welt mit meinem persönlichen Konsumverhaluns zu tun? Über die Auswirkungen ten oder bei den Essgewohnheiten unseres Fleischkonsums informiert kann Entscheidendes in Bewegung der Film «Die Antwort liegt auf geraten. deinem Teller», 7 Min. (Download unter Lied: KG 577/EG 638/CG330 Herr, gib www.sehen-und-handeln.ch/infofilm) uns unser täglich Brot 10

Vom Haben-Müssen zum Sein (Kloster, Kapelle) Viele spirituelle Traditionen lehren den Weg aus dem Mehr-Haben zum Mehr-Sein. Wer sich von Gott gehalten und geliebt weiss, kann einfacher loslassen und verzichten. Dieser inneren Haltung spüren wir nach mit Zitaten aus dem Buch von Mira Czutka, Out of Office; Als Managerin auf den Spuren des Franziskus. Das Pilgerbuch für den Weg nach innen: «Der Weg zum Heilwerden des Herzens führt über den Verzicht, über die gelebte Armut. Es geht dabei nicht alleine um materiellen Verzicht, sondern auch darum, woran sich mein Herz hängt. (...) Armut im Geist – wir würden heute vielleicht Freiheit im Geist sagen – bewirkt, dass ich mich selbst hinten anstellen kann. Es bedeutet auch, dass ich bereit bin, die Erfahrung des Schmerzes und der Enttäuschung zuzulassen. (…) Armut im Geist ist wie eine offene Hand, die bereit ist zu empfangen. Das drückt auch aus, dass ich damit leben kann, wenn ich nichts empfange. (…) Armut ist eine innere Haltung, die es mir ermöglicht, im Sein statt im Haben zu leben. (…) Das heisst auch, einfacher zu werden. Wer wenig braucht, hat immer mehr.» Aktion: Der Text wird langsam, Satz für Satz in die Stille hineingesprochen, evtl. von verschiedenen Personen. Danach kann die Haltung der geschlossenen Hand und das langsame Öffnen der Hand angeleitet und konkret erfahren werden. Besinnung: «Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.» ( Mt 5,3). Lied: KG 546/EG 650/CG891 Mein Herr und mein Gott


Stationenweg

Klimaschutz: Reparieren statt wegwerfen – z.B. im Repaircafé. © M.Luggen

Fleisches Lust (Metzgerei) Fleisch – z.B. ein feiner Braten – ist für viele eine grosse Lust und für andere eine grosse Last. Damit bei uns genug Fleisch produziert werden kann, wird in den Ländern des Südens statt Getreide für den eigenen Bedarf Futtermittel für unsere Tiere angebaut. Weniger ist mehr. Wir brauchen nicht jeden Tag Fleisch. Warum sich nicht vornehmen, den Konsum von Fleisch zu reduzieren? Es ist sehr lobenswert, dass viele Metzgereien vor allem Fleisch aus der Region anbieten. Das kann zur doppelten Lust werden: Wir dürfen uns am Fleisch freuen und die Menschen im Süden können auf ihrem Land Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf anbauen. Aktion: Ein «Fleischrädli» zuerst betrachten, riechen und dann ganz langsam essen. Auch weniger Fleisch genügt – zum Geniessen.

Besinnung: Gott sorgt für Fleisch (und Brot) in der Wüste (Ex 16,1-4a. 12b-13); aber wir sollen nicht mehr nehmen als wir brauchen. Lied: KG 520/EG 66/CG 799 Nun danket Gott, erhebt und preiset Alternative: Ähnlich kann auch eine Station zum Brot in einer Bäckerei oder zu einem andern Nahrungsmittel in einem Quartierladen oder im claro-Laden gestaltet werden.

Aus Alt mach Neu (Brockenstube, Secondhand-Laden) Überall, wo wir unseren Konsum einschränken, schonen wir nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt. Umgekehrt verschmutzt jedes Wegwerfen Luft, Erde oder Gewässer. Daher ist es ein vielfacher Gewinn, wenn es uns gelingt, Altgewordenes wieder zu verwerten, zu reparieren oder neu zu nutzen.

Aktion: Wir stöbern im Angebot und/ oder lassen uns von den Ladenbesitzern über Zielsetzung, Angebot, Weiterentwicklungen etc. informieren. Wo es nicht möglich ist, ein entsprechendes Projekt zu besuchen, kann alternativ das Konzept der Repair-Cafés vorgestellt werden (siehe dazu: www.konsumentenschutz.ch/repaircafe), ein Büchertisch zum Thema «Aus Alt mach Neu» zum Schmökern einladen, eine Modenschau mit Secondhand-Kleidern organisiert oder eine Fachperson eingeladen werden, die Tipps zum Flicken von Kleidern oder Reparieren von elektrischen Geräten vermittelt. Besinnung: «Wenn du Überfluss hast, dann tu damit Gutes, und sei nicht kleinlich, wenn du Gutes tust.» (Tob 4,16) Was wir nicht (mehr) brauchen, gehört nicht in den Abfall, sondern kann neu genutzt Freude bereiten. Lied: KG 592/EG 833/CG899 Komm in unsre stolze Welt

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Stationenweg

Augen auf beim Ferienkauf (Reisebüro)

Sonne tanken (Anlage von Sonnenkollektoren)

Wir sind die erste Generation, die Ferien machen und dazu in alle Welt reisen kann. Wir sind privilegiert, weil wir fremde Länder besuchen, andere Kulturen kennenlernen und uns in der Ferne erholen können. Dieses Privileg darf aber nicht auf Kosten notleidender Menschen gehen. Darum ermuntert uns der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung, unsere Ferienreisen kritisch zu planen und beim Buchen nach Angeboten zu fragen, die das Klima und die attraktiven Urlaubslandschaften schonen und den Einheimischen eine faire Beteiligung am Tourismus ermöglichen. Der Arbeitskreis präsentiert fünf Kriterien für einen fairen Tourismus: sich Zeit nehmen, fairer Austausch, Nutzen für die Einheimischen, faire Preise und Respekt vor den Lebensgrundlagen. Diese fünf Kriterien können zusammen mit dem Hinweis auf die Website des Arbeitskreises Tourismus und Entwicklung www.fairunterwegs.org/faustregeln schriftlich abgegeben werden.

Sonnenkollektoren nehmen die Energie der Sonne auf, nicht um sie zu speichern und anzuhäufen, sondern um sie weiterzuleiten an Einrichtungen, die elektrischen Strom brauchen. Die Sonne schenkt im Überfluss und wir dürfen von diesem Überfluss empfangen, was wir brauchen. Problematisch wird es, wenn wir von jenen Energien zu viel verbrauchen, die im Gegensatz zur Sonnenenergie nicht erneuerbar sind. Wenn alle Menschen auf der Erde so viele Ressourcen verbrauchen würden wie wir in der Schweiz, bräuchte es 2,8 Erden. (Hinweis auf ökologischen Fussabdruck; www.footprint.ch)

Aktion: Liegestühle bereitstellen, um zu entschleunigen. Zehn Minuten einfach sein und überlegen: was brauche ich persönlich für glückliche Ferien? Besinnung: «Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.» (Gen 2,2-3) Lied: KG 575/RG 841/CG 909 Gott gab uns Atem

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Aktion: Wenn der Stationenweg tagsüber stattfindet und die Sonne scheint, die Teilnehmenden einladen, sich der Sonne zuzuwenden und bewusst und dankbar die Wärme aufzunehmen (Sonne tanken). Bei fehlender Sonne oder als zweiter Schritt kann Solarenergie mit einer Solarlampe, einem Solarwecker o.Ä. erfahrbar und sichtbar gemacht werden. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, kann der ökologische Fussabdruck berechnet werden. Dazu Kopien mit den Fragen abgeben und diese sofort oder zu Hause ausfüllen. (www.footprint.ch). Ausserdem können Unterschriften für die Klimapetition gesammelt werden. Weitere Informationen und Unterschriftenbogen unter www.sehenund-handeln/klimapetition Besinnung: Mit Psalm 19 Gott loben und danken für das Geschenk der Sonne. Lied: KG 547/RG 825/CG901 Hilf, Herr meines Lebens

Freude am Essen (Pfarreiheim) Was gibt es Schöneres, als in froher Gemeinschaft um einen Tisch zu sitzen und das Essen zu geniessen. Auch Jesus hat immer wieder Menschen um den Tisch versammelt im Wissen, dass zu einem auch geistig nahrhaften Essen die Gemeinschaft gehört. Noch grösser ist die Freude, wenn wir wissen, dass die Produkte, die wir essen, fair und saisongerecht produziert wurden. Aktion: Saisongerechte und fair produzierte Zutaten für ein Birchermüesli werden präsentiert. Bei jeder Zutat überlegen wir, woher sie kommt und denken an die Menschen, die sie produziert haben. Dann werden die Früchte gemeinsam geschnitten und die Zutaten zu einem Müesli gemischt. Ein schön gedeckter Tisch lädt ein zum genussvollen Essen. Das gemeinsame Essen kann auch gemäss dem Vorschlage Essen und feiern, S. 13 gestaltet werden. Besinnung: «Sie brachen in ihren Häusern das Brot.» (Apg 4,32-35) Christliche Gemeinschaft wurde von Anfang an im gemeinsamen Essen konkret und erlebbar. Lied: KG 147/EG 343/CG503 Komm, Herr, segne uns Variante: Fastenfenster In Anlehnung an den Brauch der Adventsfenster ist es auch denkbar, in der Fastenzeit jede Woche ein Fastenfenster zu eröffnen, entlang den Stationen 2-6. Dazu wird in Absprache mit den Ladenbesitzern ein Schaufenster oder ein Plakat mit Anregungen und Informationen zum Thema gestaltet, welches in den Wochen der Fastenzeit zum Nachdenken und Umdenken anregen kann. Die Gestaltung können Schulklassen, Jugendgruppen oder Pfarrei- bzw. Gemeindegruppen übernehmen.


Essen und feiern

Essen, verstehen, handeln Der Aufruf zu einem gerechten, nachhaltigen und klimaschonenden Umgang mit Nahrung ist ein zentrales Thema der Ökumenischen Kampagne 2015. Mit einem gemeinsamen Mahl kann dies sinnlich erfahren und gepflegt werden. Das Mahl schlägt eine Brücke zwischen Gottesdienst und Alltag, Sehen und Handeln. Anhand der Nahrungsmittel auf dem Tisch wird mit kurzen Informationen und Impulsen deutlich gemacht, wie uns das Essen sowohl mit der Schöpfung als auch mit anderen Menschen verbindet. Lied

Elisabeth Kienast-Bayer, Frauenfeld Rita Gemperle, Fastenopfer, Luzern

RG 813/KG 418/CG 886 Ubi caritas et amor

Gemeinsames Essen Die Teilnehmenden bedienen sich nicht selber, sondern lassen sich das Essen von der linken Nachbarin/dem linken Tischnachbarn schöpfen/ servieren. Zeit und Gelegenheit zu feiern und über das Gehörte zu diskutieren.

Vorbemerkungen Das Mahl kann als alternative Form eines Suppenzmittags, evtl. im Anschluss an einen Gottesdienst oder als eigener Abendanlass (HauskreisAbend o.Ä.) stattfinden. Während des Apéros und des Essens kann («Tafel»-) Musik gespielt werden. Die Texte der Feier sowie die Rezepte und die Hintergrundinformationen zu den vorgeschlagenen Menüs finden sich unter www.sehen-und-handeln.ch/gottesdienste

Apéro z.B. Cashew-Nüsse und Most

Begrüssung Einladung an den Tisch, Erklärungen zum Ablauf

Lied KG 584/RG249/CG 840 Erd und Himmel sollen singen

Lesung Ausschnitte aus Ps 104 (siehe Download)

Reisernte in den Philippinen. © Fastenopfer

Impuls 1 Essen verbindet (siehe Download)

Gebet (siehe Download)

Menü und Produkte vorstellen Variante Fair Trade: Gebratener Reis mit Ananas, Bananen und Kartoffeln Variante saisonal-regional: Kartoffel-Lauch-Gratin mit Äpfeln Informationen zu den verwendeten Nahrungsmitteln und Produzentenporträts machen bewusst, wie uns das Essen mit der Schöpfung und den Bäuerinnen und Bauern verbindet. (Rezepte und dazugehörige Informationen als Download)

Dessert und Produkte vorstellen Variante Fair Trade: Schokoladenmuffins Variante saisonal-regional: Süssmostcrème Wir schlagen vor, das Fair Trade-Menu mit dem saisonal-regionalen Dessert und das saisonal-regionale Menü mit dem Fair Trade-Dessert zu kombinieren. (Rezepte und dazugehörige Informationen als Download)

Impuls 2 Satt oder hungrig und durstig? (Mt 5,6) (siehe Download)

Lied KG 49/RG 93/CG331 Danket, danket dem Herrn

Segensgebet

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Hungertuch

Damit alle leben können Das Hungertuch zeigt, wie sich der Klimawandel in Nigeria und in andern Ländern des Südens auswirkt. Unter dem Titel «Gottes Schöpfung bewahren – damit wir alle leben können» lädt es ein zur Auseinandersetzung mit unserer Verantwortung für die Schöpfung. Die Vision lautet: Genug für alle.

Rita Gemperle, Fastenopfer

Die Schöpfung ist Geschenk und Leihgabe von Gott. Doch diese Schöpfung ist bedroht. Der Klimawandel konfrontiert uns mit den negativen Folgen unseres grenzenlosen Konsums für die Natur und für das Zusammenleben auf der Erde. Die drei grossen Szenen auf dem Hungertuch regen in vielfältiger Bild- und Symbolsprache an zur Auseinandersetzung mit unserer Schöpfungsverantwortung und zeigen Wege zur Umkehr.

Die Schöpfung Der obere helle Bildteil thematisiert die Schöpfung. In der Taube als Ausdruck für die Leben schaffende Geistkraft werden die Schöpfungstaten Gottes in verschiedenen Symbolen und Facetten gezeigt. Die ausgestreckte Hand des Schöpfers schafft Leben. Der Knochen in der Schriftrolle bringt die Vision des Propheten Ezechiel ins Bild: Gott schafft selbst aus Totem Leben (Ez 37). Die Schriftrolle selber beginnt in der Unendlichkeit und läuft bis in unsere Gegenwart. Der Künstler erklärt diese 14

Darstellung mit dem Beginn des Johannesevangeliums «Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts.» Gottes Schöpfungswille – ausgedrückt auch in der reliefartigen Darstellung von Sonne, Mond, Pflanzen, Tieren und Menschen – ruft die Schöpfung ins Dasein (Gen. 1).

Die Gefährdung der Schöpfung Wie geht der Mensch mit dieser Schöpfung um? Der Künstler setzt die Umweltzerstörung und den Klimawandel aus seiner Erfahrung in Nigeria heraus ins Bild: Bodenerosion und vertrocknete Felder, anschwellende Flüsse durch Unwetter, die die Behausungen der Menschen gefährden. Vom Rohöl verschmutze Gewäs-

ser, die Fische töten und Landwirtschaft verunmöglichen. Mit solchen Auswirkungen des Klimawandels sehen sich auch die Partner in den Projektländern von Fastenopfer und Brot für alle konfrontiert. Das Kind mit den Zügen des sechsjährigen Sohns des Künstlers schaut uns hilfesuchend an. Die Fabrikschlote im Hintergrund zeigen die Gefahr, die durch Luftverschmutzung der Menschheit insgesamt droht. Der Künstler will uns zur Umkehr bewegen. Wo Menschen die Schöpfungsordnung nicht respektieren, durch übermässigen Konsum und egoistisches Gewinnstreben die Natur ausbeuten, droht der Untergang aller. Ein verantwortungsvoller Lebensstil und ein nachhaltiger und klimaschonender Umgang mit Nahrung und anderen Konsumgütern sind daher nötig.

Respektvoller Umgang mit der Schöpfung Umkehr heisst zuerst, auf die schöpferische Geistkraft Gottes zu hören. Der Kopf der Taube – Symbol des Geistes – weist deshalb auf die Kerze

Der Künstler Der nigerianische Künstler Tony Nwachukwu gestaltete das Hungertuch. 1959 in Endugu geboren, lebt er heute in Oweei/Nigeria. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Nwachukwu arbeitet viel mit Batiktechniken und stellt u.a. liturgische Gewänder her. In Süddeutschland und Österreich hat er für einige Kirchen Kreuzwege gestaltet. Daneben gilt sein Interesse den Naturwissenschaften. Er berät Landsleute über die Möglichkeiten der Solarenergie. © Hüsch/MISEREOR


Hungertuch

Hungertuch «Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können» von Tony Nwachukwu. © MVG Medienproduktion, 2009.

in der Mitte der versammelten Menschheitsfamilie. Vertreterinnen und Vertreter aller Kontinente haben sich um das Licht herum versammelt: eine Europäerin, ein Lateinamerikaner, ein Asiat, ein Araber, eine Afrikanerin - dazu ein afrikanischer Junge als Vertreter der kommenden Generationen. Sie sind umgeben von einem grünen Garten, der an den ersten Garten Eden erinnert. Alle in der Runde halten etwas in ihren Händen, das mit einem der Schöpfungstage korrespondiert: eine Schale mit Wasser, in dem ein Kabeljau schwimmt, einen Getreidehalm, einen vom Aussterben bedrohten tropischen Rotschnabeltoko, eine Öllampe als Symbol für Energieressourcen, eine rosa Blüten tragende afrikanische Teufelskralle, eine Pflanze, die zu medizinischen Zwecken gebraucht wird, und ein Coburger Fuchsschaf, eine alte Rasse, die jetzt wieder nachgezüchtet wird. Sie

haben sich um den Erdball wie um einen Tisch versammelt. Hier teilen sie ihre Verantwortung für einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung. Die Osterkerze erleuchtet ihre Gesichter. Beseelt von Christi Geist erkennen sie, dass alles Leben geschenkt ist und sorgsam gepflegt und bewahrt werden will. Als Betrachtende sind wir eingeladen, uns an den Tisch zu setzen und uns in Gemeinschaft mit vielen anderen einzusetzen für einen gerechten, nachhaltigen und klimaschonenden Umgang mit Nahrung und anderen Konsumgütern. Die von sattem Grün und Blau umgebene Fabrik am rechten Bildrand und die vier ins Haar der Afrikanerin verwobenen afrikanischen Sprichworte weisen auf dieses Ziel der Nachhaltigkeit hin. Das stilisierte Tier (über dem Kopf des Kindes), dessen Beine aus Pflanzen bestehen, steht beispielsweise für

die afrikanische Weisheit «Fleisch ist nicht ohne Pflanzen». Es mahnt uns zu einem nachhaltigen (Fleisch-) Konsum. Unser Handeln ist gefordert. Damit wahr werden kann, was der diesjährige Kampagnenslogan nahelegt: «Weniger für uns. Genug für alle.»

Materialien zum Hungertuch Das Hungertuch ist als Stoffdruck im Gross- und im Kleinformat, als A4-Druck und als Hellraumfolienset erhältlich. Als spiritueller Beglei­ter zu den Bildern des Hungertuchs dient das Meditationsheft mit Texten von Monique Janvier. Das ganze Bild und einzelne Bildausschnitte sowie weitere Erklärungen der Symbole stehen zum Download bereit unter www.sehen-und-handeln.ch/ hungertuch. 15


Jugend- oder Gemeindegottesdienst zum Kampagnenplakat

Wenn der Hahn kräht Anhand der Geschichte von der Verleugnung des Petrus wird das Thema «Verantwortung» zur Sprache gebracht. Der Gottesdienst kann im Unterricht mit Jugendlichen vorbereitet und mit der gesamten Gemeinde gefeiert werden. Patrick von Siebenthal, Pfarrer in Büren an der Aare Siegfried Arends, Brot für alle

sollen. Präsentation Kampagnenplakat und Kampagnenthema oder Kurzfilm zum Thema Fleischkonsum: www.sehen-und-handeln.ch/infofilm

Lied Beginn mit Hahnenschrei Hahn kräht dreimal (Download als mp3)

Einleitung Kurz die Geschichte von der Verleugnung des Petrus in Erinnerung rufen. In dieser Feier wollen wir daran anknüpfen und fragen: Wo kräht dieser Hahn heute?

Lied rise up 019,1-2: Manchmal kennen wir

Gesprächsimpuls Der Hahn, der kräht und so Unrecht und Verrat ins Gewissen ruft: Wo erlebe ich etwas Ähnliches, Vergleichbares? Die Jugendlichen überlegen sich zu zweit oder zu dritt Beispiele von Unrecht und Verrat aus ihrem Umfeld und weltweit (oder tragen diese im Gottesdienst vor). Dazwischen jeweils Hahnenschrei.

Verbindung zur Ökumenischen Kampagne Die Ökumenische Kampagne ist auch wie ein Hahn, der uns ein täglich geschehendes Unrecht in Erinnerung ruft: den Verrat an Gottes Willen, dass alle genug zum Leben haben 16

rise up 019,3: Manchmal kennen wir

Rollenspiel/e Wo kräht der Hahn heute? Was können wir tun? Was wäre richtiges Verhalten? Müssen wir etwa ganz auf Fleisch verzichten und uns nur noch vegetarisch oder gar vegan ernähren? Jugendliche spielen in kleinen Gruppen einen vorgängig eingeübten Schluss für die zwei Szenen «Fleischmonster» und «Schluss mit Grillieren?» vor. Rollenspiele siehe www. sehen-und-handeln.ch/gottesdienste Variante: Jugendliche spielen Szenen noch ohne Schluss vor. Gottesdienstteilnehmende werden gebeten, die Szene weiterzuspielen.

Lied rise up 019,4: Manchmal kennen wir

Biblischer Impuls Eigentlich wollen wir kein Unrecht tun. Und tragen doch mit unseren Konsum- und Essgewohnheiten dazu bei, bewusst oder unbewusst. Wenn der Hahn kräht, wollen wir unseren Verrat oft nicht wahrhaben. Petrus erfährt am Ende: Gottes Liebe ist stärker als alles Unrecht und Versagen. «… und erlöse uns von dem Bösen» beten wir im Unser Vater/Vater unser:

Wir bitten um Befreiung aus dem, was «böse» ist und was Leben und Natur zerstört. Wir bitten um Gottes Hilfe, aber wir können und wollen Gott nicht alles überlassen, sondern unseren Beitrag dazu leisten, damit es genug für alle hat.

Vater unser/Unser Vater (evtl. gesungen) Wenn wir um unser tägliches Brot bitten, geht es nicht nur um mein Brot: Alle sollen genug zum Leben haben.

Handeln Welchen Beitrag kann ich leisten? Was ist möglich? Handlungsmöglichkeiten auf vier Ebenen vorstellen: a) Klimapetition unterschreiben (Unterschriftenbögen unter www. sehen-und-handeln.ch/klimapetition) b) spenden für ein Projekt der kirchlichen Werke c) Meine Ernährungsgewohnheiten überdenken: Worauf will ich achten? d) Welche Aktion können wir gemeinsam unternehmen, um Geld zu sammeln? Bevor der Hahn dreimal kräht, sollen die Teilnehmenden sich in Gruppen oder allein für sich etwas vornehmen. Auf Visitenkärtchen Selbstverpflichtung notieren: «Ich nehme mir vor, in der Zeit bis Ostern…»

Lied rise up 205: Danos un corazón

Segen


Predigtanregung zum ersten Fastensonntag

1. Fastensonntag

Der Schöpfung ihren Wert zurückgeben Predigttext: Gen 9,8–17 Die Schöpfung wird durch die Ausbeutung ihrer Ressourcen vielmehr zur Quelle von Profit. Der Überkonsum unserer Zeit ist ein überdeutliches Symptom dieser zügellosen Ausbeutung der Natur. Nassouh Toutoungi, Pfarrer der christkatholischen Kirchgemeinde Biel Übersetzung: Siegfried Arends

Die traditionelle Vorstellung in der Theologie, die davon ausging, dass die Schöpfung nichts anderes ist als ein Hinweis auf den Schöpfer und praktisch keinen Wert in sich selbst hat, beraubte die Schöpfung ihrer eigenständigen Bedeutung. Das hatte zur Folge, dass die Schöpfung als etwas angesehen wurde, das der Mensch beherrschen und bändigen muss. Man hat sich dabei gerne auf das zweifelhafte Verständnis des Auftrags Gottes an das erste Menschenpaar berufen: «Macht euch die Erde untertan!» Eine solche Theologie nimmt der Schöpfung jedoch jeglichen Eigenwert: sie ist nichts anderes als ein Fingerzeig auf den Schöpfer und man kann mit ihr nach eigenem Gutdünken umgehen. So verstanden ist die Schöpfung nicht etwa ein wertvolles Gut, das es zu bewahren und zu respektieren gilt.

Ein offenkundiger Ausdruck dieses Überkonsums ist zum Beispiel die Tatsache, dass wir Nahrungsmittel, die noch zum Verzehr geeignet sind, in den Abfall werfen. In der Schweiz werden jährlich pro Person im Durchschnitt dreissig Kilo Nahrungsmittel weggeworfen. Die Hälfte davon ist noch ohne weiteres geniessbar, von sechs Kilo ist die Haltbarkeit abgelaufen und drei Kilo sind Essensreste. Lässt sich diese Art zu denken und zu leben umkehren? Ist es möglich, der gesamten Schöpfung ihre berechtigte Wertschätzung zukommen zu lassen und nicht nur dem Menschen alleine? Möglich wird dies, wenn man sich an den Bund erinnert, den Gott mit Noah schliesst. Das Ausserordentliche an diesem Bibeltext ist, dass alle Protagonisten etwas lernen – nicht nur Noah, sondern auch Gott. Gott lernt Gott zu sein im Gegenüber zu seiner Schöpfung: Er erkennt, dass die Menschen zum Guten und zum Bösen imstande sind. Nicht zuletzt aber lernt Gott der Fähigkeit zur Veränderung, zur Bekehrung zu vertrauen, über die wir Menschen verfügen.

Der Regenbogen, dieses schöne Schauspiel der Natur, wird von Generation zu Generation zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und allen Lebewesen (V.12). Wir sind aufgefordert, uns an diesen Bund zu erinnern, wann immer wir den Regenbogen erblicken, diesen bleibenden Hinweis darauf, dass Gott sich um seine gesamte Schöpfung kümmert – und darauf, dass wir Menschen als Partner und Partnerinnen Gottes eingeladen sind, seine Fürsorge zu teilen. Das unverantwortliche und gewaltsame Verhalten der Menschen hatte alles Leben mit Auslöschung bedroht. Doch am Ende steht die Rettung nicht nur der Menschheit, sondern aller Lebewesen. Gott setzt sich dafür ein – doch wofür setzen wir uns ein? Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Natur. Wir dürfen dankbar nutzen, was uns die Schöpfung schenkt, müssen dabei jedoch für ihren Wert in sich selbst Garant stehen. Die Güter der Schöpfung mit mehr Respekt zu behandeln könnte auch ein erster Schritt sein, den Überkonsum zu reduzieren, der ein wichtiger Faktor für die Klimazerstörung ist.

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Predigtanregung zum zweiten Fastensonntag

2. Fastensonntag

Die Verwandlung Predigttext: Mt 17, 1-9

Abt Célestin Kabundi Kabengele, kath. Pfarrer der Pastoraleinheit Lausanne Nord Übersetzung: Siegfried Arends

Entsetzt über die Ankündigung seines Leidens, werden drei der Jünger von Jesus zur Seite genommen und auf einen Berg geführt. Dort enthüllt er ihnen die Herrlichkeit Gottes, die in ihm lebt und die sich eines Tages auch in ihnen verwirklichen soll, sofern sie wirklich seine Jünger sein wollen. Indem die Jünger akzeptieren, in die Abgeschiedenheit geführt zu werden, machen sie eine Grunderfahrung des Glaubens. Wenn es heisst: Jesu «Angesicht strahlte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiss wie Licht», wird damit deutlich, dass den Jüngern die besondere, innige Beziehung zwischen Jesus und seinem himmlischen Vater bewusst wird. Die himmlische Stimme bestätigt diese tiefe Verbundenheit. Sie kommt darin zum Ausdruck, dass Jesu Wille mit dem seines Vaters identisch ist. Deshalb findet Jesus Gefallen bei seinem Vater: «Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf ihn sollt ihr hören!» Die Stimme sagt nicht «Seht auf ihn», «schaut ihn an», sondern «Hört auf 18

ihn!» Gott offenbart sich im fleischgewordenen Wort nicht, um angeschaut zu werden, sondern um sich Gehör zu verschaffen. So lernen wir, was es heisst Jünger oder Jüngerin zu sein: nämlich zu hören auf den Sohn. Denn das, was die Jünger erleben, das sollen wir selbst auch nachvollziehen, auf unterschiedlichen Ebenen. So wie der Jünger Petrus ziehen wir es bisweilen vor, uns in unseren Gewohnheiten einzurichten, darin unsere Zelte aufzuschlagen und dabei unseren Besitzstand zu wahren. Doch die himmlische Stimme lädt uns ein, einen anderen Blick zu wagen und unsere Lebensgewohnheiten zu hinterfragen: Aus uns selbst herauszugehen und uns auf den Weg zu machen – den Weg der Liebe. Das heisst, dass wir unsere Zelte nicht an irgendeinem fixen Ort aufrichten sollen, sondern überall in dieser Welt, wo wir dazu berufen sind, Zeuginnen und Zeugen der Hoffnung und der Liebe zu sein. Jesus verlässt sich auf uns und auf unsere Verantwortung, um Zeichen seiner Gegenwart zu setzen. Das Wahrnehmen unserer Verantwortung sowie die Lebendigkeit und Ausstrahlung unserer Gemeinschaften hängen direkt mit unserer spirituellen Verwurzelung zusammen. Wie steht es daher um die Pflege meiner Gotteskindschaft? Wie steht es um mein Engagement? Und was tue ich, um auf ihn zu hören, im Dienst meiner Schwestern und Brüder zu sein und so an einer besseren Welt

zu bauen – eine Welt, die sich verwandeln lassen soll durch die Kraft Gottes und seine Gerechtigkeit? Das Wort Gottes kann uns aus unserer Alltagsroutine herausreissen. Es lädt uns ein, unsere Gewohnheiten hinter uns zu lassen und uns verwandeln zu lassen. Das Thema der Ökumenischen Kampagne fordert uns ebenfalls zu einem grundlegenden Wandel auf, zu einem Mentalitätswandel angesichts des Klimawandels und des Überkonsums, für die wir einerseits Verantwortung tragen und deren Folgen uns andererseits zu schaffen machen. Bei dem Motto «Weniger für uns. Genug für alle.» geht es nicht darum, allem zu entsagen, allen Besitz aufzugeben, sondern unseren Lebensstil zu überdenken und allenfalls zu ändern. Wie konsumieren wir und wie gehen wir um mit dieser Erde, die wir als Gabe von Gott empfangen haben? Vielleicht lohnt sich diese Übung: Unseren Kleiderschrank untersuchen und schauen, was wir schon seit Langem nicht mehr tragen; unseren Vorratsschrank unter die Lupe nehmen, unsere Tiefkühltruhen, unsere Kühlschränke … Und uns dabei die Frage stellen: Was brauche ich wirklich? Wie nachhaltig ist mein Konsum? Was muss sich hier wandeln? Predigtanregungen zum 3.-5. Fastensonntag finden Sie unter www.sehen-und-handeln.ch/gottesdienste


Predigtanregungen

Predigt zum Hungertuch

Heilsame Grenzen Predigttext: Psalm 104 / oberer Bildteil des Hungertuchs

Verena Sollberger Schwarzenbach, reformierte Pfarrerin, Luzern

Die folgenden drei Predigten zum Hungertuch können als einzelne Predigten oder als Predigtreihe in beliebiger Reihenfolge eingesetzt werden. Die Bildausschnitte finden Sie unter www.sehen-und-handeln. ch/hungertuch oder im Hellraumfolienset. Was gibt es Schöneres, als sich am Abend nach getaner Arbeit zurückzulehnen und auszuruhen? Mit einem zufriedenen Blick zurück auf das, was gelungen ist. Das gilt offenbar nicht nur für uns, sondern auch für Gott: «Gott sah auf alles, was ER gemacht hatte: Es war alles sehr gut!» Mit diesen Worten enden die Schöpfungstaten Gottes im Buch Genesis (1,31). Hochzufrieden ist Gott mit seinem Werk. Auf eindrückliche Weise erzählt der obere Teil des Hungertuchs von dieser Zufriedenheit Gottes. In seiner Schöpfung hat alles seine Ordnung. Tier, Mensch, Natur leben in friedlicher Koexistenz zusammen. Alle Geschöpfe sind miteinander verbunden, voneinander abhängig, aufeinander angewiesen. Jede und jeder hat, was zum Leben

nötig ist. Gottes lebensschaffender Geist durchweht alles Erschaffene. So hat der Künstler Tony Nwachukwu (ausgesprochen: Nuatschuku) aus Nigeria die Schöpfungsgeschichte in die Flügel einer Taube gezeichnet: Was Gott erschafft, atmet seinen Geist. In Psalm 104 wird die grosse Weisheit des Schöpfers besungen, mit poetischen Worten nachgezeichnet, wie sinnvoll und klar Gott diese Welt erschaffen hat. Da heisst es an einer Stelle: «Da hoben sich Berge, senkten sich Täler an den Ort, den du ihnen wiesest. Du hast eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten.» (Ps 104, 8+9) Nicht nur Bergen und Tälern, auch uns Menschen hat Gott einen «Ort» zugewiesen. Hat uns Grenzen gesetzt, die wir nicht überschreiten sollen, um die Ordnung, das Gleichgewicht in seiner Schöpfung nicht zu gefährden. Doch diese uns von Gott gesetzten Grenzen, die Leben schützen, werden immer wieder missachtet. Die Unversehrtheit der Schöpfung wird aufs Spiel gesetzt zugunsten von egoistischen Interessen und Gewinnmaximierung. Auf dem Hungertuch sind es symbolisch die Industrieschlote, die die Schwingen der Taube durchstossen und mit ihrem Rauch die Lebensgrundlage von Mensch, Tier und Natur vergiften. In Nigeria, der Heimat des Künstlers, ist diese Vergiftung von Boden und Flüssen durch die Ölindustrie bittere Realität. Das Kind auf dem Ölfass treibt in eine unsichere Zukunft auf ölverschmiertem Fluss.

Wo die gesetzten Grenzen missachtet werden, Profit oberste Maxime ist (linke Bildhälfte), ist das Leben, die Schöpfung massiv bedroht. Da verliert das Leben seinen Glanz, seine Farbe. Wo Menschen die gesetzten Grenzen respektieren (rechte Bildhälfte), das Wohlergehen aller im Blick haben, blüht das Leben, erfüllt von Gottes Geist. Der Künstler verdeutlicht dies eindrücklich: Die Taube weist mit ihrem Schnabel auf die Osterkerze, die die Gesichter der um den Tisch versammelten Schar zum Leuchten bringt. Gott setzt uns Grenzen. Heilsame Grenzen. Dies gilt auch für unser Konsumverhalten. Wenn die einen ständig nach mehr gieren, bleibt für die anderen immer weniger übrig zum Leben. Der Slogan der diesjährigen Ökumenischen Kampagne «Weniger für uns. Genug für alle» bringt es auf den Punkt: Das gesunde Mass für die einen bedeutet Lebenschancen für die anderen. Weniger für uns, das meint nicht freudloser Verzicht und karges Leben, sondern zielt darauf ab, zum gesunden Mass zurückzufinden. «Gott öffnet seine Hand und sättigt uns mit Gutem», formuliert der Psalmbeter. Wo uns dieses Vertrauen gelingt, gibt es genug für uns – und genug für alle.

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Predigtanregungen

Predigt zum Hungertuch

Macht aus Kindermund Predigttext: Psalm 8/linker Bildteil des Hungertuchs kommende Generationen zu bewahren? Lieben und achten wir Gottes gute und schöne Schöpfung oder vergessen wir unseren Auftrag und unsere Verantwortung?

Patrick von Siebenthal, reformierter Pfarrer, Büren an der Aare

Was ist der Mensch? Erstaunt und fasziniert fragt der Psalmbeter angesichts des weiten Himmels nach den kleinen Menschen: «Was sind die Menschen, dass du an sie denkst?» (Ps 8,5) Als Gottes Stellvertreterinnen und Stellvertreter herrschen sie über die Tiere (V. 7-9). Eine starke Aussage: Gott hat «die Werke seiner Finger» (V. 4) in die Hände der Menschen gelegt. Der Psalmbeter staunt darüber, dass Gott seinen Menschen ein solches Vertrauen entgegenbringt. Das Hungertuch zeigt drastisch, was aus der in Ps 8 bestaunten Welt geworden ist: Umweltzerstörung und Klimawandel, Ausbeutung von Gottes Schöpfung. Der Mensch stösst in den göttlichen Schöpfungsbereich hinein, angedeutet durch die drei Fabrikschlote am linken Bildrand. Der kleine Junge auf dem Giftfass schaut uns hilfesuchend an. Was ist der Mensch? Zerstört er die Erde oder schafft er es, sie auch für 20

Wenn Menschen nach den Sternen greifen, machen sie sich viel zu gross. Aber wenn sie meinen, ihr Schicksal stehe (nur) in den Sternen, machen sie sich viel zu klein. Menschen dürfen stolz sein auf das, was sie in ihrer Geschichte erreicht, erfunden, erschaffen haben. Damit diese Errungenschaften ein Segen bleiben auch für kommende Generationen, darf dieser Stolz nicht zu Übermut und Grössenwahn verkommen. Der nigerianische Künstler Tony Nwachukwu (ausgesprochen: Nuatschuku) zeigt die Richtung auf: Er baut auf nachhaltige Technologie, indem er Fabriken mit sauberem Wasser davor malt und sich selbst für Solarenergie in seiner Heimat einsetzt. Er mahnt eine ökonomisch, ökologisch und sozial ausbalancierte Lebensweise an, im Einklang mit der Schöpfung: «Ein Jäger schiesst nicht auf einen Vogel, der auf seinem Kopf hockt» – so lautet eines der vier afrikanischen Sprichwörter, die in die Haare der Afrikanerin am unteren Bildrand gemalt sind. Gegen den menschlichen Grössenwahn setzt Ps 8 Gottes wunderbaren, machtvollen Namen (V. 2.10) und – für mich eine der unglaublichsten Aussagen der Bibel – ausgerechnet

die Macht der Säuglinge und Kleinkinder: «Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du eine Macht geschaffen gegen alle, die dich bedrängen, auf dass Feindschaft und Rache verstummen» (V. 3 nach Bibel in gerechter Sprache, siehe www.bibel-in-gerechter-sprache.de). Dass kleine Kinder mit ihren Mündern grosse Macht entfalten können, haben wir wohl alle schon erlebt: Ihr Schrei ist unüberhörbar und klar und zwingt uns zur Entscheidung, ob wir darauf reagieren wollen oder nicht. So wie Ps 8 Kinder ins Spiel bringt, die Leben und Zukunft in einer schwierigen Situation einfordern, so bildet auch der nigerianische Künstler zweimal das gleiche Kind ab, das uns auffordernd anblickt. Es fordert uns auf, die «Feindschaft» zwischen Mensch und Natur zu überwinden! Die Herrlichkeit des göttlichen Namens offenbart sich als Macht im Mund der Schwächsten. Gott ruft sich durch die Kinder in Erinnerung: Denkt an uns und damit ans Leben, die Zukunft dieser Welt, Gottes gute Schöpfung. Was ist der Mensch? Der Psalm beantwortet die Frage nicht. Es liegt an uns, sie heute zu beantworten.


Predigtanregungen

Predigt zum Hungertuch

Nehmen oder Empfangen? Predigttext: Gen 2,4b-9a.15/rechter Bildteil des Hungertuchs dabei nur meine Bedürfnisse und das eigene Wohl im Zentrum. Anders verhält es sich, wenn ich etwas erhalte oder geschenkt bekomme. Dann empfange ich. Ich nehme etwas als Gabe oder Geschenk entgegen. Josef Wirth, kath. Pfarrer, St.Gallen

Wir kennen es alle: Beim Einkauf in einem Supermarkt nehmen wir aus den Regalen, was wir brauchen und häufig auch, was wir nicht brauchen. Aber es steht zuvorderst und «gluschtet» uns. Etwas anders verhält es sich im Quartier- oder Dorfladen. Hier müssen wir das eine oder andere Produkt erfragen. Es wird uns gegeben und wir werden daran erinnert, dass wir nicht in erster Linie Nehmende, sondern Empfangende sind. Dieses einfache Beispiel aus unserem Alltag weist uns auf tiefere Grundhaltungen gegenüber der Schöpfung und den Menschen hin. Ich kann mir selber etwas nehmen oder ich kann es mir geben oder schenken lassen. Die Selbstbedienungsmentalität im Supermarkt fördert die Lebenshaltung: Ich hole mir, was ich brauche. Schnell nehme ich mehr als ich brauche, weil es mich «gluschtet» oder weil ich mich mit Vorräten absichern möchte. So bin ich versucht, zu horten und mehr zu konsumieren als ich brauche. Oft stehen

Was unbewusst und unproblematisch beginnt, kann schnell zum Problem werden. Wenn ich mehr nehme als ich brauche, trage ich bei zum respektlosen Umgang mit der Schöpfung. Die Folgen solcher Ausbeutung sind auf dem Hungertuch links dargestellt: eine belastete und bedrohte Welt. Diese Ausbeutung geschieht gegenüber der Natur und den Menschen. In unserer Gier nach mehr importieren wir Nahrungsmittel auch aus Ländern, in denen viele Menschen Hunger leiden. Die Lesung aus dem Buch Genesis lädt uns zu einer anderen Haltung ein: Gott setzt den Menschen in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre. Wir sind also eingeladen, die Gaben der Schöpfung von Gott zu empfangen und sie zu hegen und zu pflegen. Sie sind für uns wie eine Leihgabe, die besonders sorgfältig behandelt werden will. Diese Haltung ist auf dem Hungertuch unten rechts dargestellt. Sechs Menschen halten alle sorgfältig ein Geschenk in der Hand. Es sind Dinge, die besonders geschützt werden wollen und von Zerstörung bedroht sind. Diese sechs Menschen aus

verschiedenen Kontinenten stehen mit ihren Gaben für je einen Schöpfungstag. Sie sind um einen Tisch versammelt und ihre Augen sind auf die Osterkerze in der Mitte gerichtet: Gemeinschaft wächst dort, wo Menschen dankbar empfangen und für das Wohl aller sorgen, wo sie mit Gott zusammenarbeiten und sich an Jesus und seinem Traum von einer gerechten Welt orientieren. Der Bibeltext und das Hungertuch regen uns an, unsere eigene Haltung zu überprüfen: laufe ich Gefahr, mehr zu nehmen als ich brauche und so die Schöpfung und andere Menschen auszubeuten? Bin ich bereit, mich in eine Haltung von dankbarem Empfangen einzuüben? Eine solche Überprüfung kann zu sehr konkreten Konsequenzen führen. Ich überlege mir dann beispielsweise beim Einkaufen zweimal, ob ich diesen Artikel wirklich brauche. Oder ich nehme nicht einfach das Billigste, sondern jenes Produkt, von dem ich weiss, dass es fair produziert wurde. Mit dieser Haltung leisten wir einen Beitrag zu einer gerechteren Welt und zur Verwirklichung des diesjährigen Slogans der ökumenischen Kampagne von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein: «Weniger für uns. Genug für alle.»

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Gebete

Eingangsgebete

Fürbitten

Aus Indien

Gott des Lichts und des Lebens, wir sehen dich in der aufgehenden Sonne, der Wind weht durch die Felder aus Mais, wir spüren den lebensspendenden Regenschauer. Hilf uns, dein Licht in der Schöpfung zu sehen.

Erstaunt kosten wir das Brot, das uns täglich geschenkt wird. Das Brot und vieles mehr. Reich ist deine Erde, Schöpfer, und reich sind unsere Tische gedeckt. Dafür danken wir.

Wir sind Vögel aus dem gleichen Nest Wir mögen verschiedener Hautfarbe sein Wir mögen verschiedene Sprachen sprechen Wir mögen zu verschiedenen Religionen und Kulturen gehören aber wir teilen ein gemeinsames Heim, die Erde. Auf demselben Planeten unter dem gleichen Himmel geboren betrachten wir dieselben Sterne atmen die gleiche Luft und müssen lernen gemeinsam vorwärtszugehen oder elend zusammen unterzugehen. Denn ein Mensch kann alleine leben aber nur in Gemeinschaft überleben.

Gott des Mitleids, du bist mit den Menschen, die die Folgen des Klimawandels spüren, die unter den Fluten, Dürren und Hungersnöten leiden. Zeige uns, wie auch wir mit ihnen sein können. Gott der Wahrheit und der Gerechtigkeit, du hörst die Menschen auf der ganzen Welt, die darum ringen, dass ihre Stimme gehört wird. Öffne unsere Ohren und die Ohren der Mächtigen, dass sie die Schreie derer hören, die in Armut leben. Gott der Hoffnung, wir sehen dich in den Menschen, die nicht aufgeben, die nicht den Glauben verlieren und weiterkämpfen für deine Erde und für deine Menschen. Netzwerk SAFCEI Schöpfer allen Lebens, schenke uns Zeit an diesem Sonntag, ein wenig Muße in dieser Fastenzeit. Lass uns aufatmen mit all deinen Geschöpfen. Anhalten, innehalten und uns zu dir wenden. Wandle uns, wende uns hin zu neuem Leben. Bewege uns – durch Christus. Klimawandel-Lebenswandel

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Besorgt hören wir hin, wenn täglich Menschen verhungern. Zu reich ist deine Erde, zu reich sind wir, um das hinzunehmen. Lass uns dieses Unrecht nicht ertragen. Darum bitten wir. Verängstigt sehen wir zu, wie deine Schöpfung bedroht wird durch unsere Art zu leben, durch unsere Art von Reichtum. Lass uns deine Geschöpfe achten und unser Leben wandeln. Darum bitten wir.

Aus Indien

Bewundernd erleben wir, wie immer wieder Menschen ein radikal einfaches Leben wählen, im Dienste anderer geben, was sie haben. Lass uns auch lernen, loszulassen und so reich zu werden. Darum bitten wir. Still bitten wir für alle, die unser Gebet brauchen. Höre unsere Bitten, Gott, und begleite uns, Christus, wenn wir neue Wege gehen, unser Leben wandeln und unser Brot teilen. nach: Mechtild Werner

Die Gaben der Schöpfung feiern – Mayazeremonie. © T.Goethe


Weiteres zur Kampagne

Weitere Liturgien Zusätzliche Materialien für die Gottesdienstgestaltung stehen auf der Kampagnenwebsite zur Verfügung. Grösstenteils sind sie der Ökumenischen Kampagne 2009 unter dem Titel «Weil das Recht auf Nahrung ein gutes Klima braucht» entliehen, lassen sich aber problemlos auf die aktuelle Kampagne übertragen.

Unter www.sehen-und-handeln.ch/ gottesdienste finden Sie:

Predigtanregungen zum 3., 4. und 5. Fastensonntag

Weitere Gebete und Texte

3. Fastensonntag: Vom Feiern, Eifern und der Phantasie. Zu Joh 2,13–21. 4. Fastensonntag: Brachzeit mit Neu anfang. Zu 2. Chr 36,14–16.19–23. 5. Fastensonntag: Ein Fotoalbum mit Zukunftserinnerungen. Zu Jer 31,31–34.

Lob-, Dank- und Fürbittgebete, Glaubensbekenntnisse, Segensworte aus allen Teilen der Welt.

Versöhnungsfeier: Neu anknüpfen am Netz des Lebens Das Bild des Netzes lädt dazu ein, die «Verbindungsfäden» zu anderen Menschen nah und fern, zu Gott und zu seiner Schöpfung zu überprüfen. Die Mitfeiernden knüpfen sich neu ein ins gemeinsame Netz des Lebens.

Stationenweg: Von Bäumen lernen Der Stationenweg lässt beim Symbol «Baum» verweilen und bringt Passion und Ostern mit dem Kampagnenthema in Verbindung.

Kindergottesdienst: Gottes Erde – unser Haus

Predigtreihe zum Buch Jona: Die Abenteuer des Herrn Taube

Ausgehend vom Zusammenleben in einem Haus, machen sich die Kinder Gedanken über das Zusammenleben in Gottes Schöpfung, unserm ErdenHaus. Für Kinder zwischen fünf und neun Jahren.

Die Geschichte des Propheten Jona vor dem Hintergrund der drohenden Klimakatastrophe gelesen. Für Hörende, die sich mitverantwortlich fühlen für das Heil und die Zukunft einer bedrohten Welt.

Film «Die Antwort liegt auf deinem Teller» Dieser Info-Film (7 Min.) zeigt auf anschauliche Art die Auswirkungen unseres Fleischkonsums auf das Leben der Menschen im Süden und die Umwelt. Neben Fakten gibt er auch Tipps, wie wir mit kleinen Änderungen unseren Fleischkonsum etwas nachhaltiger gestalten können. Der Film wird eingesetzt beim Stationenweg und beim Jugend - oder Gemeindegottesdienst. Bereit zum Download unter www.sehen-und-handeln.ch/infofilm

Quellenangaben: Titelblatt Foto: Mayazeremonie © T. Goethe S.4: aus Südafrika: Vergib uns unsere Schuld. Für Versöhnung - gegen das Unrecht in Südafrika, Arbeitsheft Ev. Missionswerk, Hamburg 1986 S.7: Suzanne Schell: Lytta Basset, FrancineCarillo, Susanne Schell, Traces vives, Labor et Fides, 1997 S.9: Augustinus: Une Bonne Nouvelle, ça ce partage, Prières, méditations, petits contes et récits, Service protestant de mission, Défap S.10: Mirca Czutka; Out of Office. Als Managerin auf den Spuren des Franziskus. Das Pilgerbuch für den Weg nach innen, Kösel -Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 2010 S.14/15: Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können. Arbeitsheft Hungertuch, Misereor, 2009 S.22: Gott des Lichts und des Lebens © Netzwerk SAFCEI (Southern African Faith Communities’ Environment Institute) www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de S.22: Schöpfer allen Lebens und Fürbitten: © www.klimawandel-lebenswandel.de

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«Die Zukunft der Menschheit hängt nicht mehr davon ab, was sie tut, sondern mehr denn je davon, was sie unterlässt.» John Irving

Brot für alle – Wir bewegen Menschen

Fastenopfer – Menschen stärken Menschen

Partner sein – Solidarität weltweit

Brot für alle ist die Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Wir bewegen Menschen im Norden zu einer bescheidenen Lebensweise und engagieren uns entwicklungspolitisch für das Recht auf Nahrung und eine gerechte Wirtschaft. Im Süden unterstützen wir Menschen, sich aus Not und Hunger zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemeinsam mit Partnern vor Ort zeigen wir Missstände auf und setzen uns für die Rechte der Betroffe­­nen ein.

Fastenopfer ist das Hilfswerk der Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz. Wir setzen uns im Norden wie im Süden für eine gerechtere Welt ein, in der die Menschen nicht unter Hunger und Armut leiden, sondern ein würdiges Leben führen. Wir arbeiten in 14 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika mit lokalen Partnerorganisationen zusammen. Nebst dem Engagement vor Ort setzen wir uns in der Schweiz und weltweit für gerechte Strukturen, etwa bei Handels- und Wirtschaftsabkommen, ein.

Das Hilfswerk der christkatholischen Kirche der Schweiz Partner sein sensibilisiert Menschen für Mission und Entwicklungszusammen­ arbeit. Es unterstützt und begleitet Projekte für die soziale und wirtschaftliche Entfaltung von benachteiligten Menschen. Die Projekte dienen der Hilfe zur Selbsthilfe, wobei der Dialog mit den Projektpart­ nerinnen und -partnern Zeichen einer gelebten Solidarität mit den Christinnen und Christen anderer Länder ist.

Bürenstrasse 12, Postfach 1015 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65 bfa@bfa-ppp.ch www.brotfueralle.ch Postkonto 40-984-9

Alpenquai 4, Postfach 2856 6002 Luzern Tel. 041 227 59 59 mail@fastenopfer.ch www.fastenopfer.ch Postkonto 60-19191-7

Nives Hagmann, Im Has 6 4616 Kappel SO Tel. 062 216 46 65 partner-sein@christkath.ch www.partner-sein.ch Postkonto 25-10000-5

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