Meditationsheft 2015 "Im Garten der Schöpfung"

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Weniger für uns. Genug für alle.

Im Garten der Schöpfung

Meditationen zum Hungertuch der Ökumenischen Kampagne 2015

2015


© Hüsch/MISEREOR

Der Künstler Tony Nwachukwu lebt und arbeitet in Oweei/Nigeria. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Er arbeitet viel mit Batiktechniken und stellt u.a. liturgische Gewänder her. In Süddeutschland und Österreich hat er für einige Kirchen Kreuzwege gestaltet. Daneben gilt sein Interesse den Naturwissenschaften. Er berät Landsleute über die Möglichkeiten der Solarenergie.

Die Autorin Monique Janvier, Lyrikerin und Mitglied der Société Genevoise des Ecrivains, lebt aktuell in Genf. Geboren in Marokko, fühlt sie sich eingewurzelt im Garten der Welt. Sie ist leitende Fachangestellte Gesundheit und Mitglied des Cursillos in Genf, einer ökumenischen Laienorganisation. Seit 25 Jahren betreut sie Schreibwerkstätten. Impressum Texte: © 2015 Fastenopfer, Luzern / Brot für alle, Bern Bilder: Das MISEREOR-Hungertuch «Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können» von Tony Nwachukwu © MVG Medienproduktion, 2009 Redaktion: Rita Gemperle, Fastenopfer Übersetzung: Toni Bernet-Strahm Gestaltung und Layout: ComMix AG, Wabern Druck: IRL plus SA, Renens VD


Liebe Leserin, lieber Leser Die ökumenische Kampagne 2015 von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein wird begleitet vom Hungertuch des nigerianischen Künstlers Toni Nwachukwu. Unter dem Titel «Die Schöpfung bewahren – damit alle leben können» lädt es ein zur Auseinandersetzung mit unserer Verantwortung für die bedrohte Schöpfung. Die Lyrikerin Monique Janvier vergleicht in den vorliegenden Meditationen unsere Rolle in der Schöpfung mit der Arbeit von Gärtnern und Gärtnerinnen, die aufgerufen sind, täglich die nötige Arbeit im Garten der Schöpfung zu verrichten. Denn Gärtnerinnen und Gärtner sind aufmerksam für das, was die Erde, die Pflanzen, Tiere und auch die Menschen brauchen. Was brauchen wir? Was brauchen die benachteiligten Menschen in den Ländern des Südens? Was braucht die Schöpfung heute von uns? Diese Fragen werden in der diesjährigen Kampagne mit dem Slogan «Weniger für uns. Genug für alle.» neu gestellt. Die Bildmeditationen dieses Heftes wollen Sie inspirieren, sich diesen Fragen zu stellen. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche und gute Vorbereitungszeit auf Ostern. Rita Gemperle Fastenopfer

Siegfried Arends Brot für alle 3


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Die Schriftrolle enthüllt die Jahrhunderte Die Geschichte Gottes und der Menschheit Die zerstörerischen Tragödien Die Schrecken und die Tränen Das Aufgehen der Sonne, die Überfülle allen Lebens Die Freuden und das Wiedererstehen

Meinen Platz heute einschreiben Ins Buch der Schöpfung Meinem Alltag Sinn geben Prioritäten suchen Für mich, die andern, die Natur Hin zur Fülle Da, wo ich bin Sorge tragen zu den Schätzen des Lebens Zur Würde meiner Mitmenschen Zur Schönheit der Erde Zeuge sein meiner Werte In der Freiheit zu sein

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Das Buch der Schöpfung Öffnet sich dem Licht, dem Leben Von Generation zu Generation Der Bund mit Gott geht weiter Die Zukunft hängt von uns ab Von uns, den Kindern der Schöpfung Seien wir aufmerksame Gärtner Erfinden wir Harmonien Die nötige Arbeit verrichtend von Stunde zu Stunde Rücksicht nehmend auf jede Blume Auf die Fische, die in den Meeren schwärmen Auf die Tiere, die die Erde bevölkern Freuen wir uns über alles, was lebt Öffnen wir Hände und Geist Lassen wir uns von Kreativität überraschen Bewahren wir das Glück zu verstehen Wie Schöpfer und Geschöpf sich begegnen Lauschen wir der Symphonie der Natur

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Wenn die Lawine mein Haus mitreisst Wo wird mein Ort sein, zu leben? Wie mein Ideal dann retten, das Leben! Möge mein Haus ein Ort der Zuflucht sein Ein Herd des Friedens und der Schönheit Ein guter Ort, neue Kraft zu schöpfen Möge mein Haus ein blühendes Feld sein Wo der Körper Tempel des Geistes ist Wo das Herz sich mit Heiterkeit kleidet Möge mein Haus ein Empfangsraum sein Um Brot und Trauer zu teilen Um Freude zu schenken und zu empfangen Möge mein Haus ein offenes sein Mit durchlässigen Mauern Und Hecken, die keine Grenzen bilden

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Wie weit wird sie ihre Zerstörung vorantreiben, die Welt? Dieser Wahnsinn der Menschen mit ihrem masslosen Konsum? Die Ernährung für morgen aufs Spiel gesetzt Rauch, Abgase, Werbung Giftige Schadstoffe als Ursachen der Umweltverschmutzung Also verwende ich natürliche Energien Kaputtes wird zu schnell entsorgt Und weggeworfener Müll vergiftet die Erde Also trenne ich Abfall und fördere Recycling Lärm bedrängt den inneren Frieden Und der Gestank der Motoren schadet dem Atemgang Also suche ich Stille, reine Luft Der Überfluss, das Immer mehr, sie stumpfen ab Das Immer schneller, Immer weiter tötet Also beschränke ich mich auf das Wesentliche Ja, ich ändere meinen Lebensstil Entdecke das richtige Mass, die Einfachheit In der Choreografie des Universums

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Da gibt es das Wasser, Quelle des Lebens Geschenk, Segen und Freund Zu teilen unter Völkern und Ländern Da gibt es Quinoa: Protein der Anden Im Austausch mit der ganzen Welt Gegen Reis, Mais und Weizen Da gibt es die Bäume, den Ölbaum des Friedens Aufzunehmen das Gebet der Vögel Und einzuwurzeln die Menschen in der Geschwisterlichkeit 14


Da gibt es die Blumen, Zeichen des Herzens Darzureichen der Frau Aus Afrika, Europa, Asien und Amerika Da gibt es das Lamm, Symbol der Unschuld Durchdrungen von göttlicher Natur Zu feiern die wiedergefundene Hoffnung Da gibt es das Licht, Licht des Lebendigen Das die Erde erwärmt Damit in der Freude die ganze Menschheit wächst 15


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Du, Kind, weisst du? Verloren, unaufhörlich unterwegs Treibst du auf den Wassern der Irrfahrten Du, Kind, weisst du? Von Überschwemmung? Verwüstung? Gewalt? Ausbeutung? Du, Kind, weisst du? Der Planet Erde ist uns anvertraut Wir müssen ihn bewahren Du, Kind, weisst du? Heute zu leben ist eine Mission Zu jeder Zeit neu zu entdecken Du, Erwachsener im Werden Ich wünsche für dich eine Familie Das Recht zu spielen, das Staunen Begeistertes Lernen Den Dialog mit den Alten Und das Aufscheinen des Gewissens

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Der Vogel, Träger des Lichts Einer brennenden Lampe gleich Nähert er sich dem Menschen, spricht ihn an Entfaltet seine Flügel, erleuchtet ihn Der Vogel, Bote zwischen Erde und Himmel Lädt jeden ein, die Botschaft anzunehmen Einzutreten ins intimste Innere seiner selbst Es zu stärken, zu bilden und zu befreien Der Vogel, die Taube, offenbart das Licht Das Licht Christi, den Geist Christi Der Mensch, sein verwandelter Blick Erneuert das Antlitz der Erde Der neue Mann lässt Licht in sich wohnen Und die neue Frau sich völlig verwandeln Als Verantwortliche der Schöpfung Leben sie in Liebe mit ihr

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Menschen stärken Menschen Fastenopfer ist das Hilfswerk der Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz. Wir setzen uns im Norden wie im Süden für eine gerechtere Welt ein, in der die Menschen nicht unter Hunger und Armut leiden, sondern ein würdiges Leben führen. Wir arbeiten in 14 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika mit lokalen Partnerorganisationen zusammen. Nebst dem Engagement vor Ort setzen wir uns in der Schweiz und weltweit für gerechte Strukturen, etwa bei Handels- und Wirtschaftsabkommen, ein. Alpenquai 4, 6002 Luzern www.fastenopfer.ch, PC 60-19191-7 Wir bewegen Menschen Brot für alle ist die Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Wir bewegen Menschen im Norden zu einer bescheidenen Lebensweise und engagieren uns entwicklungspolitisch für das Recht auf Nahrung und eine gerechte Wirtschaft. Im Süden unterstützen wir Menschen, sich aus Not und Hunger zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemeinsam mit Partnern vor Ort zeigen wir Missstände auf und setzen uns für die Rechte der Betroffenen ein. Bürenstrasse 12, 3007 Bern www.brotfueralle.ch, PC 40-984-9


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