Contigo 3/2016 - Bildung stärkt

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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

Nr.3| 2016

© Mission 21 / Dorothee Adrian

Bildung stärkt


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INHALT

contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, Mission 21 und den OeME-Fachstellen Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788

Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9

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DOSSIER

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1

S4 – 9

Junaiti Yusuf lernt konzentriert in der Migrantenschule in Kundasang in Sabah, Malaysia. Nur dank eines Stipendiums kann sie zur Schule gehen. Was bei uns selbstverständlich ist, bleibt in vielen Ländern des Südens Mangelware: eine solide Schul- und Ausbildung. Die Theologin Suzan Mark erzählt ihre Geschichte und weiss: «Ohne Bildung wäre ich ganz woanders». Indigene Frauen wurden mutiger, seit sie lesen und schreiben können. Und Menschen in der Schweiz merken, wie viel sie aus der weltweiten Kirche lernen können. da BROT FÜR ALLE

S10 – Ökumenische Kampagne 2017 – Schweizer Banken finanzieren Ölpalmplantagen und Land Grabbing

S13 – Tödliches Benzol: in der Schweiz seit Jahren verboten,

Mission 21 – Evangelisches Missionswerk Basel Missionsstrasse 21, 4009 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch Redaktion Dorothee Adrian (da) Mission 21 Heinz Bichsel (hb), OeME Olivier Schmid (os), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch

in Chinas Fabriken erlaubt

Layout comDesign AG, 3210 Kerzers

HEKS

Druck rubmedia, 3084 Wabern

S14 – Qualifizierten Migrantinnen und Migranten eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben

S15 – Mobiles Informationsangebot «infoRefugees» bietet Flüchtlingen Orientierung

Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64

MISSION 21

S18 – Junge Frauen aus dem Südsudan werden in einem Flüchtlingslager zu Hebammen ausgebildet

S19 – Herbstkampagne: Bildung stärkt Menschen HINWEISE UND MEDIENTIPPS

S22 – Oikocredit, Agenda S23 – Buch- und Filmtipp

Titelbild: Als Kind hatte Delia Mamani (Mitte) keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen: «Unsere Eltern schickten nur die Buben zur Schule, wir Mädchen mussten zuhause und auf dem Feld mithelfen.» Heute freut sich die 60-Jährige über alles, was die Lehrerin ihr beibringt. «Ich geniesse es, in meinem Alter noch die Schule besuchen zu dürfen!» Rückseite: «Haus der Hoffnung» heisst die Schule für «Restaveks». So werden in Haiti Kinder – mehrheitlich Mädchen – ganz armer Familien genannt, die als Haushalthilfen gegen Kost und Logis verdingt werden. Oft dürfen sie nicht in den Unterricht.


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EDITORIAL

Damit Wissen kein Privileg bleibt Claudia Bandixen, Direktorin Mission 21

dass Fremde mit Urkunden auftauchen, die sie als neue Besitzer grosser Landstücke ausweisen. Die Dorfbewohner können sich nur wehren, wenn sie lesen und sich die nötigen Informationen beschaffen können. Die Schule zu besuchen oder eine Ausbildung zu absolvieren, ist in vielen Ländern ein Privileg, das sich zahlreiche Familien nicht leisten können. Dort, wo der Staat praktisch ausfällt, wie im Südsudan oder in der Kwango-Region der Demokratischen Republik Kongo, sind es oft die Kirchen, die den Zugang zu Wissen ermöglichen.

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Bildung ist eine der wichtigsten Strategien zur Linderung und Überwindung von Armut. Die Zukunft von Kindern hängt in vielen Fällen davon ab, ob sie Wissen und Bildung auf ihren Lebensweg mitbekommen oder nicht. Nelson Mandela hat diese Tatsache «Unserer Jugend soll es einmal besser gehen als

auf den Punkt gebracht, als er sagte: «Das grösste

uns.» So lautete die Antwort des Lehrers in einer

Problem in der Welt ist Armut in Verbindung mit

kleinen indonesischen Dorfschule auf unsere Frage,

fehlender Bildung. Wir müssen dafür sorgen, dass

was ihn motiviere. In seinem Dorf sind mehr als die

Bildung alle erreicht.»

Hälfte der Erwachsenen Analphabeten. Dabei sei Lesen und Schreiben wichtig, um in einer modernen Welt zu überleben und seine Rechte geltend zu machen. Als Beispiel nannte er die ständige Gefahr,

Die Leiterin und die Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und Mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.


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DOSSIER

NIGERIA

«Bilde eine Frau aus und du bildest eine ganze Nation aus!» Suzan Mark, Nigeria*

Die Theologin Suzan Mark leitet die Frauenarbeit

eingeschult, denn in dem Jahr konnte ich mit meiner rechten Hand mein linkes Ohr berühren. Ich war damals sieben Jahre alt. Zuerst schlugen uns die Jungen. Doch als wir immer mehr Mädchen wurden, akzeptierten sie uns.

der Kirche der Geschwister in Nigeria (EYN). Sie wäre niemals so weit gekommen, wenn ihr Vater nicht mit einer Tradition des Dorfes gebrochen

Barfuss auf heissem Boden

hätte. Als ich ein kleines Mädchen war, gingen nur die Buben aus unserem Dorf in die Schule. Dank meinem Vater war ich das erste Mädchen aus unserem Dorf, das zur Schule gehen durfte. Er sagte: «Gott hat mir meine Kinder geschenkt. Warum sollte ich die Mädchen diskriminieren?» Also durften wir zur Schule gehen. Kulturell war es so verpönt, Mädchen zur Schule zu schicken, dass es sogar hiess, Bildung würde Mädchen dazu bringen, sich später zu prostituieren. Darauf sagte mein Vater nur: «Ich vertraue Gott.» 1973 wurde ich

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Suzan Mark: «Die Lücke zwischen Männern und Frauen kann sich nur schliessen, wenn Frauen Bildung erhalten.»

Unser Tag begann zwischen vier und fünf Uhr morgens. Meine Mutter weckte meine Geschwister und mich, damit wir zunächst unsere Arbeit auf dem Hof verrichteten. Es war also nicht leicht für uns! Nach der Arbeit rannten wir dann barfuss los. Wir mussten wirklich rennen, sonst wären wir zu spät gekommen. Um acht Uhr fing die Schule an, um 14 Uhr liefen wir wieder nach Hause. Wenn am Nachmittag die Sonne brannte, suchten wir Stellen mit Gras, um darauf zu hüpfen, denn sonst verbrannten wir uns die Füsse. Man kann sich hier in der Schweiz kaum vorstellen, wie heiss es bei uns wird! Ich liebte die Schule. Alles war so schön und ordentlich und rund um das Gebäude waren überall Blumen. Es war eine ehemalige Missionsschule, erbaut von Missionaren. Oh, ich fand sie wunderschön. Auch die Lehrer, sie hatten eine gute Erscheinung und Ausstrahlung, und ich sagte mir: «Ich möchte auch Lehrerin werden.» Am liebsten mochte ich Mathematik, vor allem Arithmetik. In der weiterführenden Schule sagte ein Lehrer, Arithmetik sei ein Mysterium, das man nie ganz begreifen könne. Das entmutigte mich und ich vertiefte mich nicht weiter darin. Nach der Schule heiratete ich. Als ich zwei Kinder hatte, beschloss mein Mann, Theologie zu studieren. Es war üblich, dass die Ehefrauen mit an die Universität gingen, aber separaten Unterricht erhielten. Da die anderen Frauen nicht zur Schule gegangen waren, war es für mich aber unglaublich langweilig! Ich beantragte, am Theologiestudium teilnehmen zu können. Nach einer Prüfung durfte ich mit den Männern studieren. Ich studierte insgesamt sieben Jahre Theologie, machte zuerst ein Diplom, dann den Bachelor und schliesslich den Master. 1993 wurde ich für drei Jahre Theologie-Dozentin am Kulp Bible College. So wurde mein Traum, Lehrerin zu werden, doch noch wahr. 1999 leitete ich dann für vier Jahre das Michika Bible College. Inzwischen


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bin ich die Leiterin der Frauenarbeit unserer Kirche.

Im Theologiestudium habe ich gelernt, wie Gott ist: unendlich liebevoll. Er liebt jeden Menschen, egal, welcher Religion er angehört. Das hat mich berührt und demütig gemacht. Ich war früher sehr grob und störrisch, die Leute warnten meinen Mann vor der Hochzeit: «Wirst du Suzan bändigen können?» Durch das Theologiestudium habe ich eine persönliche Beziehung zu Gott entwickelt. Er ist ein Gott, der nicht ausschliesst, nicht diskriminiert, sondern liebt. Eine Szene fällt mir dazu immer wieder ein: Wir waren einmal zu dritt am Flughafen, zwei von uns Frauen trugen die kirchliche Uniform. Dann kamen zwei Musliminnen auf uns zu, umarmten uns und sagten: «Wir lieben euch!» Diese Geste verkörperte für Kursteilnehmerinnen und Lehrerinnen beim gemeinsamen Kochen im «Women Development Centre» der Frauengemeinschaft. Suzan Mark leitet die Frauenarbeit der Kirche der Geschwister in Nigeria. mich Gottes bedingungslose Liebe. Ich war auch beschämt, denn ich hatte den Eindruck, die Liebe der Musliminnen zu uns war in dem Moment tiefer als unsere zu ihnen. schen Männern und Frauen kann sich nur schliessen, wenn Frauen Bildung erhalten. Als ich jung war hiess es oft, HauptDie Lücke schliessen sache, die Männer erlernen einen Beruf, die Frauen sollen sich um die häuslichen Pflichten kümmern. Aber so bleiIch wünsche mir, dass viele Menschen sich mit Theologie ben die Frauen immer benachteiligt. Es bringt unser Land beschäftigen, damit sie Gott kennenlernen. Ich wünschte, Nigeria nach vorne, wenn Mädchen in die Schule gehen und mehr von uns Theologinnen und Theologen würden andere studieren oder einen Beruf erlernen. Als Frauen werden sie Religionen umarmen und sagen: «Kommt. Wir gehören zuihr Wissen immer weitergeben wollen. Deshalb sage ich imsammen! Lasst uns Gott zusammen preisen.» mer: «Bilde eine Frau aus, und du bildest eine ganze Nation Ohne Bildung wäre ich ganz woanders. Ich mag meinen aus!» Als Frauen werden sie ihr Wissen immer weitergeben Beruf in der Kirche, ja, ich habe richtig viel Freude damit! wollen. So geht es mir mit meinen fünf leiblichen und fünf Ich liebe es, anderen etwas weiterzugeben. Ich ermutige alle Adoptivkindern. Frauen und Mädchen, sich weiterzubilden. Die Lücke zwi-

«Nigerias Friedenskirche in Zeiten des Terrors Die Kirche der Geschwister in Nigeria (EYN) ist eine Friedenskirche, die sich für das friedliche Zusammenleben von Muslimen und Christen einsetzt. Ausgerechnet sie ist vom Terror durch die islamistische Gruppierung Boko Haram am meisten betroffen. Die meisten zerstörten Kirchen waren EYN-Kirchen, die meisten getöteten Christinnen und Christen waren EYN-Mitglieder. Viele Frauen, die ihre Ehemänner und Häuser verloren haben, wenden sich an die Kirche, speziell an die Frauenarbeit (Women Fellowship), deren Leiterin Suzan Mark ist. Die Kirche leistet Nothilfe, insbesondere für Vertriebene, Witwen und Waisen. Und sie unterstützt Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren, beim Wiederaufbau ihrer Lebensgrundlagen – gleich welcher Religion sie angehören. Protokoll und Übersetzung: Dorothee Adrian

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Bedingungslos geliebt


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CHANCEN

Lesen und schreiben können macht mutiger Dorothee Adrian*

Zur Schule gehen, eine Ausbildung absolvieren, eine Stelle finden: in vielen Ländern des Südens ist diese Laufbahn eine Ausnahme, vor allem für Frauen. Mission 21 und ihre Partner unterstützen Bildungsangebote für benachteiligte Menschen. Als ich 2013 in den Anden war, sind mir Menschen begegnet, für die Bildung nicht selbstverständlich ist. Wo ich aufgewachsen bin, mussten wir zur Schule gehen, grosse Lust hatten wir darauf nicht. Doch als ich in Peru mit erwachsenen Frauen sprach, die erst mit 30 oder 40, manche auch noch älter, lesen und schreiben lernten, erahnte ich den Wert der Bildung. «Wir sind mutiger geworden», sagten die indigenen Frauen, «wir trauen uns jetzt, etwas zu sagen, wenn wir ungerecht behandelt werden». Sie können ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen, können endlich vorlesen, sie engagieren sich in Verbänden für ihre Rechte als Kleinbäuerinnen, manche arbeiten im Gemeinderat mit – Bildung befähigt diese Frauen, ihr Leben selbstbestimmter zu führen und sich aktiv in der Gesellschaft einzubringen.

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Neue Perspektiven durch Bildungsprojekte

Seit die indigenen Frauen lesen und schreiben können, sind sie mutiger geworden.

Bildung nimmt in der Arbeit von Mission 21 einen zentralen Stellenwert ein, über die Hälfte des Projektvolumens geht in die Bildungsarbeit. Hansueli Meier, Programmverantwortlicher für Chile bei Mission 21, sagt: «Bildung ist ein unverzichtbares Mittel auf dem Weg zu einer gerechteren Welt. Armut und Perspektivenlosigkeit werden dadurch wirksam und nachhaltig reduziert.» Zum Beispiel in Indonesien und Malaysia, wo benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Stipendien gefördert werden. Sie absolvieren eine weiterführende Schule oder erreichen einen Berufsabschluss. Viele gehen dann wieder in ihre entlegenen Heimatregionen zurück, arbeiten als Lehrer, Krankenschwestern, Ärztinnen oder lokale Verwaltungsangestellte. So stärkt das Stipendienprogramm gesamthaft die schwächsten Regionen, denn diese leiden unter Fachkräftemangel.


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Ein Bildungsprojekt in Chile hilft Frauen, aus dem Kreislauf von Gewalt und Verzweiflung auszusteigen. Sie leben in den verarmten Vororten der chilenischen Stadt Concepción, viele werden von ihren Partnern misshandelt. In verschiedenen Kursen und Workshops erlernen sie einerseits praktische Fähigkeiten, was ihren Selbstwertgefühl stärkt, andererseits lernen sie auch konkret, Konflikte gewaltfrei zu lösen und ihre oftmals schwierige Vergangenheit aufzuarbeiten. Gloria Sánchez hat an dem dreijährigen Programm teilgenommen und beschreibt, wie sie sich nach jahrelangen Demütigungen und Gewalterlebnissen «völlig zerstört» gefühlt habe, «ängstlich, unsicher, dick und hässlich». Dank der Gruppenarbeit fühle sie sich heute «sicher, schön und mit gutem Selbstwert ausgestattet.» Sie sagt: «Für mich hat das Leben neu begonnen». Im Südsudan lernen Menschen unter besonders herausfordernden UmHalim Pratama aus Indonesien (links) und Richard Offei aus Ghana beschäftigen sich intensiv mit der Zukunft ihrer Länder: Ob Zerstörung der Wälder oder Arbeitslosigkeit, Bildung, Politik, Friede und Religion. ständen. Die Presbyterianische Kirche des Südsudan unterhält eine Schule mitten in einem Flüchtlingscamp. Der Unterricht findet in führen. «Wir müssen die Jugendlichen heute mit dem Thema einer Kirche statt, es ist heiss, laut und eng. Dennoch sind vertraut machen, damit sie morgen Einfluss darauf nehmen die Kinder und Jugendlichen begeistert dabei. Sie wissen, wie können», sagt er. wichtig Bildung für ihre Zukunft ist, erzählen Dorina und Richard Offei aus Ghana beschäftigen die fehlenden PerMathias Waldmeyer, Koordinatoren für den Südsudan. Die spektiven für junge Menschen in seinem Land und auf dem Schulen werden von den «Parents-Teachers-Associations» ganzen Kontinent. «Für junge Ghanaer sind Arbeitslosigkeit, (Eltern-Lehrer-Vereine) mitgetragen, welche die Anliegen Bildung, Politik, Friede und Religion grosse Themen. Denn der Schule in die Dörfer und Gemeinschaften trägt. Zum wir sind mit Arbeitslosigkeit und einem schlecht funktionieBeispiel, wie wichtig die Bildung von Mädchen ist. renden Bildungssystem konfrontiert.» Er ist überzeugt, dass sie eigentlich gerne in ihrem Land bleiben würden, wenn sie Für Indonesiens Wälder und Ghanas Jugend dort die Möglichkeit auf eine gute Ausbildung und Anstellung hätten. Auch er bringt Jugendliche und junge ErwachseEine neue Welt kann sich aber auch öffnen, wenn sich ne vom ganzen Kontinent zusammen. Dabei helfen ihm die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen begegnen. Dessozialen Medien, denn Reisen ist für viele unerschwinglich. halb fördert Mission 21 den Austausch, zum Beispiel dieDie Begegnungen seien inspirierend gewesen, berichsen Sommer: Das evangelische Missionswerk lud 35 junge teten viele der Teilnehmenden aus der Schweiz, dem Elsass Erwachsene aus Österreich, Deutschland, Frankreich und und Deutschland. Einige werden an einem dreijährigen der Schweiz ein. Sie lernten die internationalen Delegierten Programm als Jugendbotschafter teilnehmen. Sie werden der Missionssynode kennen, darunter auch die Vertreter der in Länder des Südens reisen, in denen Bildung (noch) nicht Jugendnetzwerke in Asien und Afrika. selbstverständlich ist – und dabei selbst viel lernen. Halim Pratama aus Indonesien eroberte mit seiner charmanten Art schnell die Herzen. Der 26-Jährige hat ernste Anliegen: ihn beschäftigt die Zerstörung der Wälder. Sie wird durch die Industrie vorangetrieben – und durch lokale *Mit Material von Miriam Glass, Mara Wirthlin, Katrin Pilling (alle Mission 21) sowie von «Kirchenbote online». Verwaltungen gebilligt. Brandrodung verschmutzt die Luft und gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung über die Landesgrenzen hinweg. Im Herbst dieses Jahres wird Halim in Papua einen Workshop zur Erhaltung des Waldes durch-

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WELTWEITE KIRCHE

«So habe ich das noch nie gesehen!» Detlef Lienau*

Aus Kontakt wächst Verständnis, aus Empathie wird Engagement. Darauf zielt die Bildungsarbeit eines Missionswerks. Doch wie kann der Transfer von Süden nach Norden Menschen in Europa bereichern und verändern? Die Erfahrung zeigt: Im Spiegel des Fremden kommen wir leichter an das Eigene heran. Blicke nach Bolivien und Kamerun bei einem Kurs «Älter werden in einem anderen Land» regten an zum Vergleichen: Erwachsene können die Angst einer Bolivianerin, den Kontakt zu Kindern und Enkelkindern zu verlieren, gut mitempfinden. Wie ist das eigentlich bei mir? Konfirmanden beschreiben, was sie sich

für ihr Älterwerden wünschen. Teilnehmende vom Jugendlichen bis zum Senior hörten am Kurs Lebensgeschichten älterer Menschen. Sie erlebten dabei beides: Die Kraft der Irritation durch das Fremde und die Möglichkeit anzuknüpfen.

Menschen des Südens Gehör verschaffen Dieser Umweg über das Andere bleibt anspruchsvoll, denn die Teilnehmenden suchen zuerst einen Nutzen für sich selbst. «Was habe ich davon?», wird immer häufiger gefragt. Zugleich gehört zum Auftrag eines kirchlichen Werkes wie Mission 21, den Schwachen eine Stimme zu geben. Unsere Bildungsarbeit will den Menschen des Südens Gehör verschaffen. Es gilt, die Brücke zu schlagen: Auf der einen Seite sind unsere Partner, deren Erfahrungen wir teilen möchten.

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Gian Dietschi (vorne) aus Allschwil-Schönenbuch war mit einer ökumenischen Gruppe im Missionshaus in Basel. Unter dem Titel «voll und ganz dabei» ging es um Menschen, die sich begeistert für etwas einsetzen.


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Auf der anderen Seite unsere «Kunden», die etwas für sich herausholen wollen. Wir glauben, dass Vielfalt ein Mehr an Erkenntnis bringt: Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern viele Perspektiven – und je mehr Perspektiven uns vertraut sind, umso mehr weitet sich unser Horizont. Die Lebenswirklichkeit anderer Länder versuchen wir dabei möglichst anschaulich und authentisch zu präsentieren. Wir wollen gute Bildungsmedien einsetzen, die Atmosphäre schaffen, ohne Stereotypen zu produzieren. Da es diese auf dem freien Markt kaum gibt, entwickeln wir selbst viele Materialien. Zum Beispiel thematisieren wir Mangelernährung aus der Sicht des Jugendlichen Naidoo, der vom Projekt «Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt» profitiert. Er erzählt: «Ich will nicht immer Maniok essen.» Das verstehen Konfirmandinnen unmittelbar.

Aus Empathie wird Engagement Dieser Perspektivenwechsel führt zur Empathie. Vielleicht ist das Voneinander-Lernen erst der zweite Schritt. Vorher kommt das Miteinander-Verbunden-Sein. Wie in jeder Beziehung geht es auch im Netzwerk der weltweiten Kirche zuerst darum, sich zusammengehörig zu erleben. Das hat Mission 21 bei der Entwicklung einer Liturgie für die von Boko Haram bedrängte Partnerkirche in Nigeria gelernt. Unsere ersten Entwürfe waren klassische Fürbitten: für die Menschen in Not, für ein stärkeres Engagement unsererseits. Wir merkten: Damit legt sich bleierne Schwere auf die Gemeinde, die Liturgie wirkte fast moralisierend. Nicht wenige Gottesdienstbesuchende fragten sich: Was hat das mit mir zu tun? Wir haben die Liturgie umgearbeitet, sodass die Gemeinde zu Beginn des Gottesdienstes betet: «Mit uns tritt vor Gott Maria aus Peru, die sich an ihrer Ernte freut. Mit uns feiert dich Gott, Josef aus Nigeria, der um sein zerstörtes Haus trauert.» Damit zeigen wir: Die Gemeinde, mit der wir feiern, ist grösser und weiter als die, die sich hier und jetzt versammelt. Unsere Kirche umfasst die Christinnen und Christen aller Zeiten und Kontinente. Wir teilen Not und Freude, wir gehören zusammen. Vielleicht ist das Verbunden-Sein der erste Schritt vor dem zweiten, dem Voneinander-Lernen. Erst kommt die Empathie, dann das Engagement. Zuerst die Erfahrung «Die Menschen in Nigeria und wir gehören zusammen», aus welcher der Impuls wächst «Wir stehen füreinander ein.»

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© Mission 21 / Adrian Dorothee

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Detlef Lienau

Lernen heisst übersetzen, nicht kopieren Die Bildungsarbeit eines Missionswerkes folgt vielfältigen Ansprüchen. Sie will • befremden und irritieren und so den Horizont des Vertrauten weiten. • Rollenwechsel und Empathie einüben. • die Zusammengehörigkeit der weltweiten Kirche erlebbar machen. • den Überhörten eine Stimme geben. Hohe Ansprüche, denen gewichtige Fragen entgegenstehen: Kann man Einsichten aus ganz anderen Ländern einfach so übertragen? Sind Lebensgefühl, Gesellschaft und Glaube nicht zu unterschiedlich? Ist es nicht naiv, Einsichten übernehmen zu wollen? Doch: die Kirchen des Südens sind beneidenswert vital – wer möchte sich da nicht ihre Erfolgsrezepte abschauen? Aber ihre wörtliche Art, die Bibel zu lesen, ihr unmittelbares Vertrauen, dass Gott ihre Gebete erhört, die direktive Art der Predigt – in der Art zu glauben gibt es vieles, wozu wir sagen: Das passt nicht zu uns Reformierten in der Schweiz. Betrachten wir im Kurs «Fresh expressions aus dem Süden» Filme von Gottesdiensten aus Gemeinden Afrikas, Südamerikas und Asiens, fällt besonders die enge Gemeinschaft der Gemeinden ins Auge: Man berührt sich, spricht im Gebet laut aus, was einen bedrückt und besucht

*Detlef Lienau ist promovierter Pfarrer und Studienleiter bei Mission 21. Er ist zuständig unter anderem für die Veranstaltungsreihe «Horizonte weiten», die sich an Aktive in Kirchgemeinden richtet.

einander. Ein Gefühl von Gemeinschaft suchen auch Menschen in der Schweiz in ihren Kirchgemeinden. Aber so eng wie in Indonesien oder im Kongo? Nein, das lässt sich nicht 1 zu 1 übertragen. Voneinander lernen heisst nicht kopieren, sondern übersetzen. Und zuerst einmal: Neugierig sein auf den Schatz, den wir mit einer weltweiten Kirche haben. dl


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OEKUMENISCHE KAMPAGNE 2017

Geld gewonnen – Land zerronnen Urs Walter

Fehlt das Land, fehlt das Brot. In der Ökumenischen Kampagne 2017 stehen die negativen Folgen von Land Grabbing für Bauernfamilien im Zentrum. Das Beispiel Indonesien zeigt: auch Schweizer Banken

Früchten, Medizinpflanzen, Holz und Tieren, die den Menschen zum Leben dient, geht verloren. Stattdessen entstehen Monokulturen, bei deren Bewirtschaftung viel Pflanzenund Insektengift eingesetzt wird. Das vergiftet Boden, Bäche und das Grundwasser. Zurück bleiben tote Landschaften. Mit dem Verlust des Landes als Nahrungsquelle und damit als eine nährende Wohnstatt geht oft auch die Beziehung zur Götterwelt verloren. Statt die Schöpfung langfristig zu bewahren, zerstört der Mensch sie. Zerbricht aber die Beziehung zwischen Mensch, Schöpfer und Schöpfung, wird das bebaubare Land, der fruchtbare Acker, zum unwirtlichen Land. Die Bibel nennt das unwirtliche Land gar Wüste, ein Ort, der keine Heimat bietet.

Land muss dem Leben dienen

stecken hinter solchen Projekten. In Indonesien steigt die Nachfrage nach Flächen für den Anbau von Ölpalmen rasant. Die Regierung fördert im Zeichen der «Entwicklung» solche Plantagen. Ausländische Investoren oder inländische Eliten haben sich hunderte von Quadratkilometern Land gesichert. Sie wollen Palmöl ernten und als Rohstoff beispielsweise an die Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie verkaufen. Hinter den Investitionen stecken auch Schweizer Banken. Was den Interessen der Investoren dient, verletzt aber oft das Recht auf Nahrung vieler Menschen vor Ort. Das sogenannte Land Grabbing nimmt den Bäuerinnen und Bauern ihr Land. Sie können es nicht mehr selbstbestimmt nutzen und ihre Ernährung sicherstellen – für viele Menschen die Voraussetzung, um ein Leben in Würde zu führen. Ohne Land verlieren sie nicht nur ihre Existenz, sondern auch ihre Zuversicht.

Land muss dem Leben dienen und nicht dem Profit, lautet die zentrale Aussage der Ökumenischen Kampagne 2017. So führen die Entwicklungsorganisationen Brot für alle, Fastenopfer zusammen mit Partner sein ihr Engagement für das Recht auf Nahrung weiter. Die Menschen dürfen nicht den Boden unter den Füssen verlieren. Kaufen Investoren Land und legen grosse Plantagen an, haben die Bauern und Bäuerinnen keinen Zugang mehr zu Land. Dabei ernährt die bäuerliche Landwirtschaft die Welt. Die bäuerlichen Familienbetriebe stellen 70 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sicher. Über 80 Prozent der ländlichen Bevölkerung in Entwicklungsländern hängen direkt von dieser kleinbäuerlichen Landwirtschaft ab. Sie versorgt auch die städtischen Armen mit lokalen und erschwinglichen Lebensmitteln und braucht zumeist weniger Dünger, Pestizide und Energie, belastet also die Umwelt viel weniger.

«Die Firma kam von hinten» Einer der Betroffenen ist Pak Tontong aus Nanga Pari in Westkalimantan, Indonesien. «Die Firma kam heimlich und hinterrücks und hat ohne unsere Zustimmung rund um unser Dorf Ölpalmplantagen angelegt», erinnert er sich an die Zerstörung der bisherigen Lebensgrundlage. Die Firma, das ist Prima Sawit Andalan PSA. Sie gehört zum indonesischen Konzern Dharma Satya Nusantara DSN. Hinter den Investitionen in Palmöl stecken auch Schweizer Banken: DSN wurde von der Credit Suisse mit Krediten unterstützt.

© Brot für alle/ Urs Walter

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Garten Eden wird zu Wüste Land Grabbing für Plantagen hat gravierende Auswirkungen. Wälder werden abgeholzt und fruchtbare Felder verschwinden. Die Vielfalt an

Der reife Büschel einer Ölpalme wiegt über 25 Kilogramm. Fleisch und Kern der einzelnen Früchte geben das gesuchte Palmöl.


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Land Grabbing: Bauern verlieren ihr Land Land Grabbing betrifft viele. Werden riesige Plantagen angelegt oder Minen im Tagebau betrieben, verlieren Bauernfamilien den Zugang zu ihrem Land und genügend sauberem Wasser. Häufig werden bei diesem Land Grabbing Menschenrechte und

© Brot für alle/ Urs Walter

Ansprüche der Bevölkerung verletzt.

Mitmachaktion «Neuland» geplant Allein in Indonesien, dem Beispielland der Ökumenischen Kampagne 2017, sind hunderte von Quadratkilometern von Land Grabbing und Abholzung betroffen. Hinter dieser unheilvollen Entwicklung stecken auch Gelder von schweizerischen Investoren. Deshalb fordern Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein, dass Banken und Finanzinstitute keine Geschäfte tätigen, die Land Grabbing fördern. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen im Süden soll ein Umdenken beim Investieren erreicht werden, damit der Zugang zu Land sichergestellt und eine ressourcenschonende Landwirtschaft gefördert wird. Um diesen Zusammenhang aufzuzeigen, erarbeiten wir mit und für die Kirchgemeinden die Aktion zum Mitmachen «Neuland». Land Grabbing im Süden soll bei uns

Plantagen verdrängen Wald und Äcker der Bauernfamilien, so wie hier im Süden Kameruns.

sichtbar gemacht werden. Weitere Informationen dazu sind ab Mitte September 2016 auf www.sehen-und-handeln.ch zu finden. Auf dieser Webseite werden unter dem Menüpunkt «Für Kirchgemeinden und Pfarreien» ab September schrittweise Informationen, Kulturangebote und Unterlagen für Ihre Vorbereitung veröffentlicht www.sehen-und-handeln.ch

KAMPAGNENGAST

Kartini Samon, Indonesien Kartini Samon arbeitet für Grain, eine Partnerorganisation von Brot für alle. Zuvor hat sie bei der indonesischen Bauernbewegung SPI gearbeitet, dem lokalen Zweig der Kleinbauernbewegung La Via

Kartini Samon hat ländliche Entwicklung studiert und war aktiv in bäuerlichen und ländlichen Jugendbewegungen von Indonesien. Aus diesem Wissen heraus erläutert Kartini Samon die Folgen der Ölpalm-Monokulturen umfassend und weiss viel aus dem Alltag der ländlichen Bevölkerung. Indonesiens Regierung fördert seit mehreren Jahren den Anbau von Ölpalmen im grossen Stil. Das zerstört grosse Flächen Regenwald und erfolgt auf Kosten der einheimischen Landbevölkerung. Berichte von Grain bilden eine wichtige Grundlage für soziale Bewegungen und Bauernorganisationen, die sich weltweit für ihre Rechte und Lebensgrundlagen wehren. Auch Brot für alle stützt sich gerade beim Thema Land Grabbing immer wieder auf Recherchen von Grain ab.

© Brot für alle / Grain

Campesina.

Kampagnengast buchen: Einsatzzeit: 3.–20. März 2017; Sprachen: Indonesisch, Englisch und etwas Italienisch (Übersetzung gewährleistet); Einsatzmöglichkeiten: Gottesdienste, Vorträge, Schulen; Kosten: Ab 200 Franken, je nach Art des Einsatzes

Kontakt: Stephan Tschirren, tschirren@bfa-ppp.ch, 031 380 65 95.


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PERSONALIA

NEWSLETTER

Michel Egger wechselt zu Brot für alle

Konzentriert und knackig: News für Kirchgemeinden

Seit Mitte August betreut Michel Egger im Büro Lausanne von Brot für alle die neu definierte Aufgabe Transition. Gemeinsam mit kirchlichen und ausserkirchlichen Gruppen wird er Initiativen und Projekte entwickeln, um eine wirklich nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. «Eine nachhaltige Entwicklung muss als wichtige Dimension die Spiritualität und den persönlichen Kurswechsel einbeziehen», hält dazu Bernard DuPasquier, Geschäftsleiter von Brot für alle, fest. Nur so gebe es Veränderungen, um allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Der Soziologe und Journalist Michel Egger setzt sich seit über zwanzig Jahren für nachhaltige Entwicklung und gerechtere Nord-Süd-Beziehungen ein. Anfänglich arbeitete er für Brot für alle, seit 14 Jahren betreute er bei Alliance Sud die Dossiers Welthandel sowie Unternehmen und Menschenrechte. Daneben arbeitet er als Autor und Gesprächsleiter. Fragen der Ökospiritualität beschäftigen ihn seit Jahren. Egger hat «Trilogies» gegründet, ein Netzwerk, um in breitem Austausch aus den spirituellen Traditionen die bedeutenden Fragen unserer Zeit anzugehen (www.trilogies.org). uw

Mehr Übersicht und weniger elektronische Nachrichten dank dem neuen Newsletter von Brot für alle: Mehrmals jährlich erhalten Sie mit unserem Newsletter für Kirchgemeinden Informationen zu unseren Anliegen und der entwicklungspolitischen Arbeit. Dazu Hinweise auf Unterlagen für Ihre Arbeit in der Kirchgemeinde. Anmeldung: www.brotfueralle.ch/kirchgemeinden oder Maria Dörnenburg, Beratung und Fundraising Kirchgemeinden: doernenburg@bfa-ppp.ch, 031 380 65 62

ARBEITSBEDINGUNGEN

Waadt tritt Electronics Watch bei Die von Brot für alle mitgegründete Electronics Watch setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der weltweiten Elektronikindustrie ein. Als Monitoring-Organisation stellt sie der öffentlichen Hand Informationen und Beurteilungen über die Hersteller zur Verfügung. Öffentliche Einkäufe können viel bewirken, um die Produktionsbedingungen zu verbessern. Jetzt geht der Kanton Waadt voran und tritt Electronic Watch bei. Als erster Schweizer Kanton will die Waadt in der öffentlichen Beschaffung ausdrücklich auf gute Arbeitsbedingungen achten und von den IT-Herstellern und ihren Zulieferern Transparenz und Kontrolle fordern. Kriterien sind sichere Arbeitsplätze ohne Gesundheitsgefährdung, keine unmenschlich lange Arbeitszeiten und Löhne, die zum Leben reichen, sowie der Schutz der Umwelt. Viele weitere Verwaltungen stehen dem Ziel von Electronics Watch wohlwollend gegenüber. Im Bundesgesetz zur öffentlichen Beschaffung sollen nicht einzig Preis und Qualität als Kriterien gelten. uw www.brotfueralle.ch/oeffentliches-beschaffungswesen

© Brot für alle

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Michel Egger neu bei Brot für alle.


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BENZOL

Bei uns verboten – in China führt es zu Vergiftungen Unternehmen sollen die Gesundheit ihrer Beschäftigten schützen. Darum ist das hochgiftige Benzol in der Schweiz verboten. Nicht so in China. Das führt zu vielen Vergiftungen. Dabei würden weniger gefährliche Stoffe nur einen Franken mehr kosten. Millionen junge Chinesinnen und Chinesen suchen jedes Jahr Arbeit bei Zulieferfirmen von Apple, Samsung und Co. Dort montieren sie Leiterplatten, reinigen Touchscreens und kommen mit dem hochgiftigen Lösungsmittel Benzol in Berührung – oft mit tödlichen Folgen. Die Wissenschaft ist sich einig, dass der regelmässige Kontakt mit Benzol zu akutem Blutkrebs führen kann. Darum ist der gefährliche Stoff bei uns in der Industrie seit 40 Jahren weitgehend verboten, wie in 37 weiteren Ländern auch. Nicht aber in China, wo alle Welt Elektronik-Produkte herstellen lässt und dabei Benzol verwendet. Die Folgen: Jedes Jahr werden weltweit zwischen 150 000 und 300 000 Menschen Opfer einer Benzol-Vergiftung. Der Grossteil ist erst 15 bis 24 Jahre alt.

Leukämie als tödliche Folge Einer von ihnen ist Ming Kunpeng. Er sitzt auf einem Etagenbett und starrt ins Leere. Aus seiner Nase führen zwei grüne Schläuche zu einem Sauerstoffgerät. Seit Monaten ist das enge Zimmer sein Leben. An den Wänden hängen Bilder – er selber lachend in einem Freizeitpark, er und seine Familie. Bilder aus der Vergangenheit. «Mein Sohn ist 26, das sollte eigentlich die beste Zeit seines Lebens sein», sagt sein Vater, Gaosheng Kunpeng, während er ihm verschiedene Pillen verabreicht. Ming Kunpeng sagt kein Wort. Er leidet an

Leukämie – weil sein Arbeitgeber die Gesundheit seiner Angestellten zu wenig geschützt hat. Anfang 20 zog Ming in die Stadt und begann in einer Fabrik des holländischen Konzerns ASM zu arbeiten, einem Zulieferer von Bestandteilen für Computerchips, Telefone und Tablets. Zwei Jahre lang reinigte er Leiterplatten mit Chemikalien – darunter Benzol, dem süsslich riechenden, besonders wirksamen Lösungsmittel. Dass Benzol hochgradig krebserregend ist, wusste er damals nicht. Statt einer Sicherheitsausrüstung erhielt er für seine Arbeit lediglich Papiermaske und Handschuhe. Bereits nach zwei Jahren wurde bei ihm eine aggressive Form von Leukämie festgestellt. ASM stritt dennoch jegliche Verantwortung ab. Erst nach über einem Jahr juristischen Kampfs bot ASM der Familie eine einmalige Entschädigung an. Viel zu wenig, um die bisherigen Krankheitskosten zu decken, geschweige denn die Kosten der kommenden Jahre. Ein paar Monate später springt Ming Kunpeng aus dem Fenster im 15. Stock des Spitals. Er wollte keine Last mehr sein für seine Familie.

Kampagne gegen den Einsatz von Benzol Gegen diese Missstände mit tödlichen Folgen wendet sich die diesjährige Entwicklungspolitische Kampagne von Brot für alle und Fastenopfer. Benzol soll nicht mehr verwendet werden, lautet die Forderung. Angesprochen sind die grossen Telekommunikationsanbieter in der Schweiz. Eine Petition fordert, dass sie Druck auf die Hersteller ausüben. Was die Internationale Arbeitsorganisation vorgibt und 38 Länder umgesetzt haben, soll weltweit gelten. Auch Smartphones lassen sich mit weniger gefährlichen Substanzen herstellen. Das würde ein Telefon nicht einmal einen Franken «teurer» machen. «Globale Marken müssen Verantwortung übernehmen für das, was in der IT-Industrie in China geschieht», fordert auch Yi Yeting, selber ein Benzol-Opfer. Der Familienvater hat bereits 28 Chemotherapien hinter sich. Jetzt engagiert er sich in einer Organisation, die sich für ein Benzol-Verbot in China einsetzt. uw Information: www.stopp-benzol.ch Petition unterschreiben: www.stopp-benzol.ch/petition

Wer bezahlt den Preis? Die Geschichte von Ming Kunpeng und weiteren Benzol-Opfern der IT-Industrie in China erzählt der Dokumentarfilm „Who Pays the Price? The Human Costs of Electronics“. Der Film wurde von Brot für alle und Fastenopfer mitfinanziert und soll 2017 an verschiedenen Filmfestivals gezeigt werden. Produziert wurde der ©Heather White

Film von Heather White. Die Amerikanerin setzt sich seit über 20 Jahren für Menschenrechte und soziale Verantwortung in der ganzen Produktionskette der Elektronik-Branche ein. uw

Zwei Jahre war Kunpeng Ming den hochgiftigen Benzoldämpfen ausgesetzt fast ohne Schutz.

http://whopaysfilm-org.cadmiumandcotton.com .

Dann erkrankte er an Leukämie, später beging er Suizid.


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SENSIBILISIERUNGSKAMPAGNE

Eine Chance auf dem Arbeitsmarkt Andrea Oertli

Beruflich gut qualifizierte Migrantinnen und Migranten aus Ländern ausserhalb der EU gehen in der Schweiz häufig einer Arbeit nach, die nichts mit ihrem erlernten Beruf zu tun hat. Das Potenzial dieser Bevölkerungsgruppe sollte besser genutzt werden.

© HEKS/Walter Imhof

Es sind kluge Köpfe und engagierte Menschen, die HEKS im Rahmen der diesjährigen Kampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus» porträtiert. Sie alle sind beruflich gut qualifizierte Migrantinnen und Migranten aus Drittstaaten, die in ihrem Herkunftsland einen Hochschul- oder Berufsabschluss gemacht haben oder über langjährige Berufserfahrung verfügen. Sie sind beispielsweiGut qualifizierte Migranten wie Jathurshan Premachandran aus Sri Lanka sind eine Antwort se im Rahmen eines auf den Fachkräftemangel in der Schweiz. Familiennachzugs, durch Heirat oder als Flüchtlinge in die Schweiz gekommen. Obwohl ihre beruflichen Fähigkeiten gross sind, sind viele von ihnen in der Schweiz erwerbslos oder für ihre Stelle überqualifiziert. Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt haben sie mit formellen und informellen Hindernissen zu kämpfen. Das Anerkennungsverfahren für ausländische Diplome ist aufwendig und teuer und Deutschkurse für Fortgeschrittene in spezialisierten Institutionen können sich nur die wenigsten leisten. Verschiedene Studien zeigen zudem, dass ausländische Personen bei der Stellensuche auf dem Schweizer Arbeitsmarkt diskriminiert werden.

Kampf gegen Vorurteile So erging es auch Jathurshan Premachandran. In Sri Lanka war er stellvertretender Chefredaktor bei einer tami-

lischen Tageszeitung. 2008 musste er aus Sri Lanka fliehen. Wegen seiner kritischen Berichterstattungen über die regierende Partei und regierungstreue Gruppierungen war er zunehmend bedroht worden. Via Botschaftsasyl gelangte er in die Schweiz. Nach fünf Monaten erhielt Premachandran einen positiven Asylentscheid und begann sich mit seiner beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Er wollte im Journalismus bleiben, doch sein Sozialberater legte ihm nahe, eine Stelle in der Gastronomie zu suchen. Für ihn ein Schock: «Die Leute sehen die Tamilen in der Gastronomie und denken, dass wir nur in diesem Bereich Fähigkeiten hätten.» Mit diesem Vorurteil habe er immer wieder zu kämpfen. Das war vor rund sieben Jahren. Heute ist Premachandran 31 Jahre alt. Er fühlt sich in Baden zu Hause und kennt viele Leute. Seit Kurzem arbeitet er bei der Stadt Aarau als Kontaktperson für jugendliche Asylsuchende. Der Weg bis hierhin war hart und geprägt von unzähligen Versuchen und hartnäckigem Engagement. Immer wieder musste er sich die benötigte Beratung und finanzielle Unterstützung suchen und mit der Sozialhilfe verhandeln. Er begegnete aber auch Menschen, die ihn ermutigten und wertvolle Kontakte vermittelten: Sein Studienbetreuer brachte ihn auf die Idee, Soziale Arbeit zu studieren, und unterstützte ihn bei der Bewerbung mit einem Referenzschreiben. Wenn alles klappt, kann Premachandran an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften bald mit seinem berufsbegleitenden Studium beginnen.

Chancen geben Würde das Potenzial qualifizierter Migrantinnen und Migranten besser genutzt, würden sowohl die Schweizer Wirtschaft als auch die Gesellschaft nur gewinnen. Qualifizierte Fachpersonen wie Jathurshan Premachandran können eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein und sich gleichzeitig ein selbstständiges und aktives Leben in der Schweiz aufbauen. Damit dies möglich ist, braucht es jedoch das Engagement der massgeblichen Akteure in Politik und Wirtschaft. Denn welchen Job eine Person ausübt, liegt auch an den Chancen, die sie erhält.

Machen Sie Firmen in Ihrem Umfeld auf die Kampagne aufmerksam! Auf der Plattform www.sie-sind-die-antwort.ch finden Firmen die beruflichen Profile von rund 70 qualifizierten Migrantinnen und Migranten, die in der Schweiz auf Stellensuche sind. Die Arbeitgeber können die Kandidatinnen und Kandidaten via Kontaktformular für ein unverbindliches Erstgespräch kontaktieren.

www.sie-sind-die-antwort.ch .


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«INFOREFUGEES»

Flüchtlingen Orientierung bieten Andrea Oertli

Flüchtlinge haben oft nur erschwert Zugang zu Informationen über das Asylverfahren und das Leben in der Schweiz. HEKS hat deshalb ein mobiles Informationsangebot auf die Beine gestellt, um ihnen in

Informationen und Orientierung darüber, wo man ist und was mit einem geschieht, ist eines der wichtigsten Bedürfnisse von Menschen, die nach einer langen Flucht in der Schweiz ein Asylgesuch stellen. Diese Erfahrung machen auch die Beraterinnen und Berater der HEKS-Rechtsberatungsstellen: Nebst juristischer Unterstützung geben sie vielen Asylsuchenden Auskunft zu allgemeinen Fragen über das schweizerische Asylverfahren und das Leben in der Schweiz. Wie lange muss ich auf meinen Asylentscheid warten? Wann darf ich meine Familie in die Schweiz holen? Dies sind nur zwei Beispiele von Fragen, die Asylsuchende in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft in der Schweiz beschäftigen. Viele von ihnen wissen nicht, dass es vom Zeitpunkt des Asylersuchens bis zum tatsächlichen Asylentscheid rund zwei Jahre dauern kann und ein Familiennachzug in dieser Zeit nicht möglich ist. Sprachliche Barrieren erschweren den Zugang zu solchen wichtigen Informationen. Und seit 2015 wegen der starken Zunahme von Asylgesuchen zahlreiche neue Unterkünfte eröffnet wurden, zum Teil in abgelegenen Jugendherbergen und Zivilschutzanlagen, hat sich die Situation verschärft. Zudem sind die Betreuungspersonen in den Unterkünften als erste Ansprechpartner für Asylsuchende nicht auf Fragen zum Asylverfahren spezialisiert oder kennen das Angebot der verschiedenen Beratungsstellen nur begrenzt.

© HEKS/Sabine Buri

den Asylunterkünften Orientierung zu bieten.

Das Projekt «infoRefugees» informiert die Asylsuchenden über das Asylverfahren und zu Themen wie Arbeit und Wohnen in der Schweiz.

«infoRefugees» vermittelt Asylsuchenden niederschwellige Informationen zu allgemeinen Fragen zum Asylverfahren sowie zu den Themen Arbeit und Wohnen in der Schweiz. Auf diese Weise sind die Flüchtlinge besser darüber informiert, was sie im Asylverfahren und in den ersten Wochen und Monaten in der Schweiz erwartet. So machen sie sich keine falschen Hoffnungen und entwickeln realistische Zukunftspläne. Der direkte Kontakt mit den Asylsuchenden ermöglicht es den Beraterinnen und Beratern von «infoRefugees» zudem zu erkennen, ob jemand dringend juristische Beratung benötigt oder besonders schutzbedürftig ist, um die betroffenen Personen an die entsprechenden Stellen zu vermitteln.

Plattform für eine menschliche Schweiz Die Kampagne «Farbe bekennen» war ein grosser Erfolg. HEKS hat zusammen mit mehr als hundert Partnerorganisationen die

Start in der Ostschweiz und im Kanton Waadt

Schweizerinnen und Schweizer aufgerufen, ein Zeichen zu setzen

HEKS hat deshalb das Projekt «infoRefugees» entwickelt: Seit Mai 2016 besuchen die Beraterinnen und Berater zusammen mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern als Erstes Asylunterkünfte in der Ostschweiz und im Kanton Waadt und erläutern den Asylsuchenden an Informationsveranstaltungen oder in Einzelgesprächen das Schweizer Asylverfahren. Diese finden in den Räumlichkeiten der Asylunterkünfte oder in Räumlichkeiten lokaler Kirchgemeinden und regionaler Solidaritätsnetzwerke statt. Im August ist das Angebot auch in Zürich und in Basel angelaufen. Das Projekt «infoRefugees» leistet keine juristische Beratung; diese bieten weiterhin die Rechtsberatungsstellen an.

für eine menschliche Schweiz. Mehr als 50 000 Menschen haben diese Botschaft weitergetragen. Die Kampagne ist beendet, doch unsere Arbeit geht weiter. Wir setzen uns weiterhin für Menschen auf der Flucht ein und möchten Sie einladen, dies auch zu tun. Auf der Plattform für eine menschliche Schweiz auf der Webseite von «Farbe bekennen» finden Sie aktuelle Aktivitäten zur Unterstützung von Menschen auf der Flucht. Besuchen Sie eine Veranstaltung oder tragen Sie dort Ihre eigenen Aktivitäten ein. www.farbe-bekennen.jetzt/plattform


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TÜRKEI

HEKS intensiviert Nothilfe im Nahen Osten Der seit über fünf Jahren dauernde Krieg in Syrien hat bereits Zehntausende von Menschenleben gefordert. 13,5 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Internationale Hilfsorganisationen erhalten nur erschwert oder

gar keinen Zugang zur notleidenden Zivilbevölkerung vor Ort. HEKS fokussiert deshalb seine Nothilfe auf die angrenzenden Nachbarländer, wohin inzwischen 4,8 Millionen Menschen geflüchtet sind. Zusätzlich zu seinen NothilfeProjekten in Libanon unterstützt HEKS neu auch in der Türkei bedürftige Flüchtlingsfamilien. Denn mit 2,7 Millionen Menschen hat die Türkei in der Region den grössten Anteil an syrischen Flüchtlingen aufgenommen. Allein in der südosttürkischen Provinz Sanliurfa haben bisher 390 000 Menschen Zuflucht gesucht. Aber nur gerade zehn Prozent von ihnen findet eine Unterkunft in den Flüchtlingscamps der türkischen Behörden. Die Mehrheit muss teure Unterkünfte mieten. Angesichts der gesetzlichen Einschränkungen haben diese Flüchtlinge aber kaum eine Möglichkeit ein Einkommen zu erzielen und leben weit unter der Armutsgrenze. Zusammen mit seiner türkischen Partnerorganisation «Support to Life» unterstützt HEKS deshalb in der Provinz Sanliurfa 500 besonders bedürftige Flüchtlingsfamilien mit 450 000 Franken. Die Familien erhalten vorerst während fünf Monaten Gutscheine, mit welchen sie sich in den lokalen Geschäften bargeldlos mit dringend benötigten Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgen können. os © HEKS/STL/Natalia Sancha

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Die Mehrheit der Flüchtlinge muss teure Unterkünfte mieten, die in einem desolaten Zustand sind.

Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Flüchtlinge weltweit (Europa/Naher Osten)»

SIMBABWE

Drohende Hungersnot wegen verheerender Dürrekatastrophe Im südlichen Afrika herrscht infolge des Wetterphänomens «El Niño» seit Monaten eine extreme Dürre. In Simbabwe brachte die letzte Regenzeit nur gerade ein Viertel der üblichen Niederschläge. Massive Ernteausfälle und versiegte Wasserquellen waren die Folge, Tausende Nutztiere sind deswegen bereits verhungert oder verdurstet. Auch die Menschen sind akut von Hunger bedroht, weshalb die Regierung im Februar 2016 den nationalen Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe gebeten hat. HEKS leistet gemeinsam mit seiner lokalen Partnerorganisation Fambidzanai Permaculture Center (FPC) bis vorerst Ende 2016 humanitäre Hilfe im Umfang von 350 000 Franken. Das Geld wird in sechs Gemeinden in der Provinz Matabeleland zum Kauf von Lebensmittelrationen für Bauernfamilien eingesetzt, deren Versorgung mit Nahrungsmitteln wegen der Ernteausfälle nicht mehr gewährleistet ist. Als

Gegenleistung verpflichten sich die arbeitsfähigen Familienmitglieder, bei Gemeinschaftsprojekten mitzuarbeiten: Sie helfen mit, Dämme zur Sicherung der Wasserversorgung zu bauen, Bewässerungssysteme zu verbessern und Gärten mit Nutzpflanzen anzulegen. Geplant sind zudem die Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern sowie die Sanierung verschiedener Brücken. Die Familien erhalten darüber hinaus Saatgut von Getreidesorten, die sich in trockenen Regionen besser zum Anbau eignen als beispielsweise Mais. Zudem werden die Bäuerinnen und Bauern in der Anwendung von nachhaltigen, ökologischen Anbaumethoden geschult, um den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft künftig wirkungsvoller begegnen zu können. os

Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Dürrekatastrophe Simbabwe»


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«PLATTFORM MARKTZUGANG»

Helfen Sie mit! Weltweit produzieren Kleinbauern Produkte von aussergewöhnlicher Qualität. Doch den meisten fehlt der Zugang zum Weltmarkt. Um den Bauernfamilien aus den Ländern des Südens den Zugang zum Markt zu ermöglichen, hat die Schweizer Bio- und Fair-Trade-Organisation «gebana» eine Online-Plattform aufgebaut. Sie ermöglicht, acht verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Produkten zu unterstützen. Sobald sich genügend Unterstützerinnen und Unterstützer für ein Projekt gefunden haben, beginnt mittels der «Plattform Marktzugang» die Herstellung des Produktes für den Export nach Europa.

HEKS ist mit zwei Projekten in Kambodscha vertreten: Durch den Verkauf von Chili und Pfeffer nach Europa (Projekte 3 und 7) wird die Marktposition der Kleinbauern gegenüber lokalen und nationalen Abnehmern gestärkt. Dadurch erhalten diese einen höheren und gerechteren Preis. Mit den zusätzlichen Einkünften führt die Bauernvereinigung, in der sich die Kleinbauern organisiert haben, Schulungen in nachhaltiger Landwirtschaft und in der Produkteverarbeitung durch und investiert in Produktionsmittel, etwa in Geräte zum Trocknen der Produkte, in Bewässerungsanlagen oder Verpackungsmaterial. os Machen Sie mit und bringen Sie unsere Projekte in Kambodscha in Schwung: Chili-Projekt: www.gebana.com/projects/ch/project/information/3 Pfeffer-Projekt: www.gebana.com/projects/ch/project/information/7

«HILFE SCHENKEN»

Einmal schenken, zweimal Freude bereiten Auch dieses Jahr startet im Oktober die beliebte Aktion «Hilfe schenken» von HEKS. Schenken Sie Ihren Liebsten eine edel gestaltete Geschenkkarte und bedürftigen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe. Mit den 44 originellen Geschenken der Aktion «Hilfe schenken» unterstützen Sie Bedürftige in der Schweiz und im Ausland, ihre Lebensumstände selbstbestimmt zu verbessern. Verschenken Sie Klassiker, etwa eine Ziege, Enten oder Hühner, oder machen Sie Ihren Liebsten mit ganz speziellen Geschenken eine Freude: etwa mit einem Schutz­ engel, einer Erfolgsleiter oder einem Plumpsklo. Wer sich für kein einzelnes Geschenk entscheiden kann, wählt aus zwei Sets mit verschiedenen Geschenkkarten aus.

Ein Maulesel für den Weg zum Markt Auch 2016 gibt es neue Geschenke, die doppelt Freude bereiten – eine Auswahl: Mit 300 Franken ermöglichen Sie Kleinbauerfamilien in Haiti, ihre frischen Produkte auf den Markt zu bringen. So viel kostet nämlich ein Maulesel, den diese für den Transport der Waren von ihren Dörfern weit oben in den Hügeln zum Markt in Bois Sec benötigen. «Seit ich einen Maulesel habe, geht es uns allen besser», sagt Vigina François, die mit Unterstützung von HEKS einen Teil ihres Grundstücks mit Kaffeesträuchern bepflanzt. «Nun können wir die Kaffeekirschen, aber auch Früchte, Yams und Gemüse verkaufen und müssen nicht mehr zusehen, wie sie verderben», sagt sie.

Ein Wasserfilter für sauberes Trinkwasser Mit 45 Franken unterstützen Sie Menschen in Pakistan, die noch immer unter den Folgen der Flutkatastrophe leiden und keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, sich vor den Gefahren zu schützen, die im verschmutzten Wasser lauern. Der Wasserfilter verfügt über drei Keramikstäbe, die Arsen, Bakterien und Mikroorganismen herausfiltern. Ein günstiges Geschenk, das Kostbares schützt – die Gesundheit einer ganzen Familie!

Ein Tomatenhaus für ein Stück Heimat Viele Flüchtlingsfamilien in der Schweiz haben es schwer, Anschluss an unsere Gesellschaft zu finden. Mit 150 Franken unterstützen Sie sie dabei, sich sozial zu integrieren. So viel kostet ein Tomatenhaus, das zu jedem der von HEKS gepachteten Familiengärten gehört. In den sogenannten «Neuen Gärten» erhalten die Flüchtlinge ein Stück Boden, das sie gemeinsam mit den freiwilligen Gartenmitarbeitenden bewirtschaften. So lernen die Flüchtlinge auch Deutsch, kommen mit den Gartennachbarn in Kontakt, schliessen Freundschaften und finden ein Stück Heimat. os Das gesamte «Hilfe schenken»-Sortiment mit Informationen zu Spendenfonds sowie Bestell- und Zahlungsmodalitäten finden Sie unter: www.hilfe-schenken.ch


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Vom Krieg vertrieben

SÜDSUDAN / KENIA

Hebammen retten Leben Miriam Glass*

Im Krieg wurde die Hebammenschule unserer Partnerorganisation im Südsudan komplett zerstört, die Schülerinnen mussten fliehen. Mit viel Glück wurden sie aufgespürt und konnten ihre Ausbildung im Flüchtlingslager Lokichoggio in Kenia abschliessen.

Ende 2013 begannen im Südsudan bewaffnete Konflikte, weil Vertreter innerhalb der Regierungspartei einander bekämpften. Die Folgen sind gravierend: Laut südsudanesischen Zeitungen hat der Krieg seither über 300 000 Menschen das Leben gekostet. Darüber hinaus sind 2,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch die Schülerinnen der Hebammenschule gehören zu ihnen, denn bald nach Kriegsausbruch wurde die Schule komplett zerstört. Der PRDA ist es gelungen, alle Frauen aufzuspüren und über die Grenze nach Kenia zu bringen. Die Schülerinnen haben teils Schreckliches erlebt. Nach dem Umzug wurden sie psychologisch betreut, um die Erlebnisse des Krieges und der Flucht zu verarbeiten. Inzwischen haben sie an der neuen Schule im Lager Lokichoggio ihre Ausbildung abgeschlossen und sind im Berufsleben angekommen.

© Mission 21/Ulrich Kleiner

Voller Hoffnung weiter lernen

Jede ausgebildete Hebamme hilft im Südsudan die hohe Kindersterblichkeit zu senken: Vorsorgeuntersuchung während der Ausbildung.

Im Südsudan stirbt jedes fünfzehnte Kind, bevor es ein Jahr alt ist, viele überleben die Geburt nicht. Bei den Müttern ist die Sterblichkeitsrate noch höher. Viele dieser Todesfälle könnten vermieden werden, wenn es in jedem Dorf eine ausgebildete Hebamme gäbe. Um diesem Ziel ein Stückchen näher zu kommen, hat Mission 21 im Jahr 2005 mit ihrer Partnerorganisation PRDA (Presbyterian Relief and Development Agency) in der südsudanesischen Stadt Leer eine Hebammenschule gegründet. Die 79 Frauen, die ihre Ausbildung dort seither abgeschlossen haben, betreuen jedes Jahr über 15 000 Geburten.

Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist Lehrerin Kate Foi mit ihrer scheinbar nie versiegenden Energie. Sie motiviert die Schülerinnen, organisiert Praktika, sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Alltags. Sie sagt: «Viele der Schülerinnen haben ein schlechtes Gewissen. Sie fragen sich: Wie kann ich es mir hier gut gehen lassen, während meine Familie auf der Flucht leidet?» Doch alle wissen, dass die Ausbildung enorm wertvoll ist. Die angehenden Hebammen studieren nicht nur Gynäkologie und Geburtshilfe, sondern auch allgemeinbildende Fächer wie Englisch und Mathematik. Die Hebammenschule geniesst bei ihren Partnern und der südsudanesischen Regierung einen guten Ruf als Ausbildungsstätte, was die Chancen der Hebammen auf einen Arbeitsplatz und ein regelmässiges Einkommen erhöht.

500 Mütter im Jahr betreuen Im Flüchtlingslager Kakuma, rund zwei Autostunden entfernt von Lokichoggio, kommen jährlich Tausende von Kindern zur Welt. Rund 200 000 Menschen leben dort und es gibt mehrere Spitäler. Hier sammeln die angehenden Hebammen praktische Erfahrungen. In Lokichoggio bemüht man sich derweil darum, die Lebensumstände so gut wie möglich zu gestalten. Dank der Unterstützung durch Spenden, die über Mission 21 eingehen, können die Räumlichkeiten der Hebammenschule renoviert werden.


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Im Sommer 2016 startete ein neuer Ausbildungsgang mit motivierten Schülerinnen. Die Rahmenbedingungen der Ausbildung zur Hebamme sind nach wie vor schwierig, dennoch tun Mission 21 und ihre Partnerorganisationen alles, um diese wichtige Arbeit fortzuführen. Gerade in Zeiten von Krieg und Unruhen ist es entscheidend, die Projektarbeit aufrechtzuerhalten. Dass die PRDA ihre Hebammenschule trotz Waffengewalt und Zerstörung weiter erfolgreich betreibt, zeigt, dass das auch gelingen kann. Ihre Spende hilft! Projekt «Leben für Mütter und Kinder» (Projekt-Nr. 179.1022) Konto: PC 40-726233-2, IBAN Nr. CH58 0900 0000 4072 6233 2 Informationen: projektdienst@mission-21.org, 061 260 23 03 Filmtipp: www.mission-21.org/hebammen

Projektarbeit im Kriegsgebiet Auch fünf Jahre nach der Unabhängigkeit findet der Südsudan keine Ruhe. Immer wieder brechen bewaffnete Konflikte zwischen Regierungstruppen und Rebellen aus. Mathias Waldmeyer, Mission 21-Programmkoordinator für Südsudan, spricht von einem «Macht- und Verteilungskampf». Die Menschen leben in grosser Armut, eine Hungersnot breitet sich aus. Die Presbyterian Church of South Sudan (PCOSS), Partnerkirche von Mission 21, ist vom Bürgerkrieg schwer getroffen: Viele Menschen wurden getötet, ganze Einrichtungen mussten schliessen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fliehen. Einige Projekte konnten – so wie die Hebammenschule – an einem neuen Ort weitergeführt werden. Die Partnerkirche ist auf Unterstützung angewiesen, um die dringend benötigte Projektarbeit fortführen zu können. da

HERBSTKAMPAGNE

«Bildung stärkt Menschen!» So lautet der Slogan der diesjährigen Herbstkampagne von Mission 21. Mit zahlreichen Projekten unterstützt Mission 21 ihre Partner, vor Ort Bildungsangebote zu schaffen. Das ermöglicht vielen Menschen eine bessere Zukunft. Bis zum 1. Advent 2016 macht die Kampagne von Mission 21 auf das Thema aufmerksam. Es werden Spenden gesammelt für Menschen, die sonst keine Chance auf Bildung hätten. Für Sie als Kirchgemeinde vereint die Aktionsbroschüre anregende Texte und Informationen. Sie finden dort konkrete Vorschläge für einen Gottesdienst zum Thema «Herzensbildung». Im Religions- oder Konfirmationsunterricht können Sie am Beispiel von Jugendlichen aus aller Welt zeigen, wie wichtig eine gute Ausbildung ist, und welchen Wert Bildung in anderen Ländern hat. Online finden Sie ergänzende Materialblätter zum Download. Für die Kollekte stehen drei ausgearbeitete Projektvorschläge bereit: Die Hebammenausbildung in einem Flüchtlingslager in Kenia, das Stipendienprogramm für Kinder und Jugendliche in Malaysia sowie das Bildungsprogramm für benachteiligte Frauen in Chile. Aktionsbroschüre bestellen: kostenlos bei material@mission-21.org, 061 260 21 20 Ergänzendes Material für Unterricht und Gottesdienst sowie Fotos und Filme finden Sie unter www.mission-21.org/herbstkampagne Fragen und Anregungen: Judith Gysi, Ansprechpartnerin für Kirchgemeinden, ist gerne persönlich für Sie da! judith.gysi@mission-21.org, 061 260 23 37


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Frauen aus vier Kontinenten

AKTUELL

Mit neuem Advocacy-Programm Frauenrechte weltweit stärken Die Worte von Silvia Regina de Lima Silva tun weh. Sie erzählt von der Vergewaltigung einer 16-Jährigen in Brasilien und von den Folgen für die junge Frau. Sie spricht von «Gewalt, die den Körper verletzt, die Seele zerfrisst, die Erinnerung auslöscht und Träume in Albträume verwandelt». Doch ihre Worte spenden auch Hoffnung. Denn sie spricht von Frauen, die sich für ihre Rechte und gegen Gewalt wehren, die sich zusammengeschlossen haben und ihre Stimme erheben. Diese Stimmen zu stärken, ist eines der Hauptziele des neuen Advocacy-Programms von Mission 21. Es unterstützt Aktivistinnen und Aktivisten, die sich weltweit dafür einsetzen, dass die Menschenrechte auch für Frauen eingehalten werden.

Silvia Regina de Lima Silva war eine der Rednerinnen am Anlass, bei dem das neue Programm am 29. Juni in Basel lanciert wurde. Sie leitet das Ökumenische Forschungszentrum DEI in Costa Rica. Drei weitere Frauen berichteten auf dem Podium von ihrer Arbeit: Die tansanische Pfarrerin Melania Mrema Kyando, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von HIV/Aids-Betroffenen engagiert, Yusmiati Vistamika Wangka, die gegen Menschenhandel und für die Rechte von indonesischen Hausangestellten in Hongkong kämpft und Gender-Expertin Annemarie Sancar, die von der Arbeit in Uno-Gremien berichtete. Sancar betonte zum Abschluss der Veranstaltung: «Die frauenspezifischen Aspekte der Grundrechte müssen immer wieder herausgearbeitet werden.» Eine Arbeit, die das Advocacy-Programm von Mission 21 weltweit vorantreiben wird. mg

Kooperationsprogramm Kongo in neuen Händen Jules Tsengele ist seit Frühjahr 2016 Koordinator von Mission 21 in der Demokratischen Republik Kongo. Er ist im Kwango, dem Gebiet unserer Partnerkirche Communauté Evangélique du Kwango (CEK), aufgewachsen und spricht die Sprache der lokalen Bevölkerung. Zu seinen Aufgaben gehört der Austausch mit den Behörden, er besucht Projekte, hilft den Projekt-Leitenden beim Schreiben von Berichten sowie bei der Auswertung und Wirkungsmessung. Zudem

wird der gelernte Buchhalter in Kasongo-Lunda ein kleines Büro für Mission 21 einrichten, um die Arbeit der Partnerkirche CEK möglichst nahe begleiten zu können. Er ist der erste Koordinator von Mission 21 im Kongo, der mit seiner Familie im Projektgebiet wohnt und arbeitet. Kürzlich hat Jules Tsengele die Bilanz über die ersten hundert Tage in seinem neuen Amt gezogen. Dank seiner Ausbildung an der protestantischen Universität im Kongo (UPC) ist er der Arbeit von Mission 21 bereits seit vielen Jahren verbunden. Zudem war er früher bei der CEK Buchhalter für das Projekt HIV/Aids: Aufklärung und Bewusstseinsbildung. Seine fachliche Kompetenz und die Nähe zur Bevölkerung werden die Zusammenarbeit zwischen Mission 21 und ihrer Partnerkirche vertiefen.

© Mission 21/Ueli Knecht

Raymond Rohner, Programmverantwortlicher DR Kongo, Mission 21

Jules Tsengele (rechts) wuchs im Kwango auf und kennt die Bedürfnisse und Sorgen der Bevölkerung.


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Neuer Imagefilm: «Mission 21 setzt Zeichen der Hoffnung»

© Mission 21

Der Film zeigt, wie sich «Hoffnung» in der Arbeit von Mission 21 konkret ausdrückt: Durch Friedensarbeit in Indonesien, Schulungen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Bolivien, medizinische Versorgung in der abgelegenen Kwangoregion der Demokratischen Republik Kongo und durch Bildungsangebote in Peru und Nigeria. Ein Kurzfilm mit poetischen Bildern, bewegender Musik und persönlichen Statements für alle, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen wollen. da Produktion: 2016, Länge: 8.30 Min., Sprache: Deutsch Online anschauen und herunterladen: www.mission-21.org/ueber-uns Bestellen: www.mission-21.org/shop Szene aus dem neuen Imagefilm von Mission 21.

AGENDA

NOVEMBER

10 Jahre Woche der Religionen

100 Jahre Missionsbasar Möriken

Veranstaltungsorte:

Sonntag, 13. November, 11.30–20 Uhr,

Samstag, 26. November, 11.30–16 Uhr,

Wenn nicht anders angegeben, bei Mission 21: Missionsstrasse 21, Basel

Tagungszentrum Oekolampad, Allschwiler-

Gemeindesaal, Unteräschstrasse 27,

platz 22, 4055 Basel

5103 Möriken

Tag der Begegnungen mit Gesprächstheater aus Sarajewo, Ideen-Workshop aus Indonesien und «Sacred Music» aus aller Welt.

In der Kirchgemeinde HolderbankMöriken-Wildegg (AG) stehen engagierte Helferinnen und Helfer seit genau hundert Jahren im Einsatz, um Mission 21 – ehemals Basler Mission – mit einem Basar und dessen Erlös zu unterstützen. Der Jubiläumsbasar lockt dieses Jahr mit einem festlichen Programm nach Möriken.

OKTOBER

Herbstbazar Donnerstag, 27. Oktober, 12–18 Uhr Freitag, 28. Oktober, 10–18 Uhr

Der Herbstbazar zum Herbstkam­ pagnen-Thema «Bildung» lädt ein zum Verweilen, Schmökern und gemütlichen Austausch. Information: pia.mueller@mission-21.org, 061 260 22 53

Jahresanlass im Archiv der Basler Mission Samstag, 29. Oktober, 14-17 Uhr

Jahresanlass für Mitglieder des Gönnerclubs «Friends of the Archives» zum Thema «Trouvaillen» Information: info@bmarchives.org, Andrea Rhyn, 061 260 22 42

Information und Anmeldung: www.mission-21.org/woche-der-religionen, 061 260 22 67

young@mission21 Jahresevent Samstag, 19. November

Junge Menschen aus der Schweiz setzen sich mit Themen einer gerechteren Welt auseinander und erleben interkulturelle Begegnungen. Information und Anmeldung: young@mission-21.org, www.mission-21.org/young

Information: vreniluescher@bluewin.ch, 062 893 31 16

JANUAR 2017

Impulstagung für Kirchenbasare 25. Januar, 8.45–16 Uhr, Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, 3014 Bern

Vielfältige Anregungen in Theorie und Praxis für die Basararbeit in den Kirchgemeinden. Thematisches Referat zur Eröffnung, danach acht praktische Workshops zur Auswahl. Information: judith.gysi@mission-21.org, 061 260 23 37


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AGENDA

Nr.3 | 2016

OIKOCREDIT

Geld für viele Lichter aus dem Dunkeln Karl Johannes Rechsteiner*

Vor 40 Jahren wurden in der Schweiz erste Anteilscheine von Oikocredit gekauft. Heute ist Oikocredit ein weltweites Netzwerk für faire Darlehen. Mit einem Lächeln knipst Kawien Ziedses des Plantes eine Taschenlampe an. So einfach kann Entwicklung sein, erläutert die Direktorin für Social Performance der Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit. Hergestellt wird die kleine Lampe mit LED-

© Oikocredit/Martin Werner

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Leuchte und 6x4 cm-Solarpanel in Indien für weniger als einen Franken. Das bringt Licht in Häuser auch der Ärmsten – und ersetzt unzählige Petrollampen, die gefährlich sind und teuren Brennstoff brauchen. Das Projekt mit doppelter Wirkung wurde von Oikocredit mit einem Darlehen von 40 Millionen Rupien (knapp 600 000 Franken) unterstützt. In der Schweiz haben vor 40 Jahren Kirchenleute in Bern an das Potenzial von Oikocredit geglaubt und mutig Anteilscheine gekauft. Heute stammen rund 40 Millionen Franken aus der Deutschschweiz – weitere 13 Millionen laufen über Oikocredit Suisse Romande. Weltweit haben über 50 000 Einzelpersonen und Kirchgemeinden aus 13 Ländern bei Oikocredit insgesamt eine Milliarde Euro angelegt. Während seither die Finanzbranche von vielen Krisen geschüttelt wurde, zahlt Oikocredit regelmässig kleine Dividenden. Einzig der starke Franken wirkt sich für die Schweizer Anleger aus. In 70 Ländern finanziert Oikocredit heute 800 Partner. Diese umfassen Mikrokredite, Darlehensgenossenschaften, Kooperativen für Handwerk oder Marktfrauen, Firmen für Fair-Trade-Kaffee oder Öko-Kleider. Der Leitsatz bleibt «Investieren in Menschen». Dieses Geld befinde sich in ständiger Rotation, erklärt Kawien Ziedses des Plantes. Darlehen würden zurückbezahlt und danach neue Kredite vergeben. Das vergrössert die soziale Wirkung: «Allein über die mitfinanzierten Kleinstkredit-Institute erreicht Oikocredit 37 Millionen Menschen, die deshalb keine Wucherzinsen mehr zahlen müssen. Es sind vorwiegend Frauen, die Hälfte lebt auf dem Land. Über 100 000 Menschen arbeiten in den mit Krediten geförderten Unternehmen.»

Voll Freude über das Projekt mit doppelter Wirkung knipst Kawien Ziedses des Plantes eine Taschenlampe an. Es bringe Licht für alle und gefährde weniger als Petrollampen, sagt die Direktorin für Social Performance in der Oikocredit-Zentrale

* Karl Johannes Rechsteiner, PR Berater und Journalist, war neun Jahre Präsident von Oikocredit Schweiz und später Verwaltungsrat von Oikocredit International.

in den Niederlanden.

http://www.deutsche-schweiz.oikocredit.ch/

AGENDA OKTOBER

OeME-Herbsttagung Samstag, 29. Oktober, 9.15-16 Uhr Kirchgemeindehaus Johannes, Bern

«Grosse Versprechen – kleinere Budgets», die Entwicklungszusammenarbeit ist unter Beschuss. Gestritten wird um den Anteil am Budget der Schweiz und um die Inhalte. Themen: was passiert, die Sicht des globalen Südens mit einbeziehen, theologisch über weltweite Solidarität und Verantwortung nachdenken – und was ist die Rolle der Kirchen. Information und Anmeldung: www.refbejuso.ch/ oeme-migration; Ref. Kirche BeJuSo, Bereich OeME-Migration, Postfach, 3000 Bern 22

NOVEMBER

10. Woche der Religionen 5.–13. November

Dieses Jahr findet die zehnte Woche der Religionen statt. An vielen Orten gibt es Veranstaltungen. Die Nationale Jubiläumsfeier wird am Sonntag, 6. November, 15 Uhr, im Haus der Religionen, Bern durchgeführt. Informationen: www.woche-der-religionen.ch

FEBRUAR 2017

Fachtagung Interreligiöse Friedensarbeit Montag, 13. Februar, 9–17 Uhr

Welche Werte gelten in Schule und Gesellschaft? Dieser Frage widmet sich die Fachtagung mit Fokus auf Migration und deren Einfluss auf den Wertekonsens. Mit: Seyran Ateş, Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin, Berlin; Hans Georg Signer, ehemaliger Leiter Bildung des Erziehungsdepartements Basel-Stadt; Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Religionspädagogik, Münster (D). Information und Anmeldung: www.mission-21. org/fachtagung, christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67


HINWEISE & MEDIENTIPPS

Nr.3 | 2016

BUCHTIPP

Dem Rassismus widerstehen – damals und heute

© zvg

Albrecht Hieber

In der Geschichte des Ökumenischen Rates der Kirchen (OeRK) hat keine Programmaktivität so viel Staub aufgewirbelt wie das Programm zur Bekämpfung des Rassismus (PCR). Der damalige Direktor Baldwin Sjollema ordnet ein: In den Kirchen des Nordens war es von heftigen Kontroversen begleitet. Doch gerade mit diesem Programm war der Rat am Puls der Zeit. Seine Aktivitäten wurden nicht nur wahrund ernstgenommen, sondern oft auch heftig bekämpft. In Kreisen von Kirchenleitungen und in der weiteren Öffentlichkeit erregte Anstoss, dass es der OeRK nicht bei verbalen Verurteilungen von Rassismus und Apartheid beliess, sondern mit konkreten Massnahmen der Solidarität mit Befreiungsbewegungen Ausdruck verlieh.

Baldwin Sjollema war der erste und langjährige Direktor des Programms zur Bekämpfung des Rassismus. Er stand in der ersten «Frontlinie» der Auseinandersetzungen um dieses Programm. In sehr persönlicher Weise schildert er präzis und spannend die Vorgänge und Entwicklungen im Rahmen des OeRK. Er ruft in Erinnerung, wie schwer sich die Kirchen vielerorts taten, zu einer eindeutigen Verurteilung des Apartheid-Regimes zu kommen. Das Buch ist ein lebendiges Zeugnis für einen im christlichen Glauben verwurzelten Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenwürde. Im Schlussteil zeichnet Sjollema wichtige Stationen Südafrikas auf dem Weg zur Überwindung der Apartheid nach: Kairos Dokument, die Freilassung Mandelas, die Wahrheits- und Versöhnungkommission werden gewürdigt. Und es wird am Schluss auch deutlich, dass der Einsatz gegen Rassismus mit dem Ende des Apartheid-Regimes nicht zu Ende ist. Baldwin Sjollema, Dem Rassismus widerstehen, Persönliche Erinnerungen an das ökumenische Engagement gegen Apartheid und Rassismus, 256 Seiten, Paperback. ISBN 978-3-921620-99-1, Missionshilfe Verlag, Hamburg. 2015. € 16.80

FILMTIPP Kinder auf dem Weg «Wenn Shodai lernt, wird’s laut» heisst einer der Filme rund um den Alltag in und ausserhalb der Schule von Kindern und Jugendlichen im Süden.

© Urs Krüger

contigo

Shodai mit seiner Schiefertafel

Der 8-jährige Shodai lebt in einem Dorf in Bangladesh, wo er, im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, der auf dem Reisfeld der Eltern mitarbeiten muss, auch zur Schule geht. Die 9-jährige Aïcha aus einem Aussenquartier von Ouagadougou (Burkina Faso) lernt intensiv für ihre Prüfungen, da sie später Ärztin werden möchte. Und der 12-jährige Moussa aus Niger soll Lesen und Schreiben lernen, weil das seine Eltern nicht können. In seiner Klasse fragt die Lehrerin nach den Gründen, weshalb viel weniger Mädchen als Jungen zur Schule gehen. Antwort geben sieben Filme auf einer DVD, die vom Alltag von Kindern und Jungendliche handeln und Einblick in deren Lebenssituation geben. Dabei nimmt die Schule einen wichtigen Platz ein. Die Filme regen durch den Vergleich von Lebenssituationen dazu an, sich mit Kinderalltag und Kinderrechten hier und anderswo zu befassen. Kinder auf dem Weg: DVD-Video mit sieben Dokumentarfilmen (98 Minuten), DVD-ROM mit Begleitmaterial und Arbeitsblättern. éducation21, Filme für eine Welt, Schweiz 2014, ab 6 Jahren (bis Sek I) Verkauf und Verleih (DVD, Fr. 60.–): éducation21, 031 321 00 22, verkauf@education21.ch Relimedia, 044 299 33 81

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Nr.3 | 2016

© Act Alliance/Paul Jeffrey

contigo

Jedes Kind ist ein Zeichen der Hoffnung für diese Welt. Sprichwort aus Kamerun


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