Unterricht bei Frau Sekeresh

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Bernhard Martin Haska

Mit Illustrationen von Olesia Sekeresh

Der Unterricht bei Frau Sekeresch



Frau Sekeresch ist eine sehr gute Kunstlehrerin an der Deutschen Schule in Kiew. Der Unterricht bei ihr macht viel SpaĂ&#x;, weil sie immer so tolle Ideen hat (mit der siebten Klasse hat sie zum Beispiel ein Zimmer gebastelt). Nachdem sie mit der 5. Klasse eine Geschichte geschrieben und illustriert hatte, bastelte sie mit ihnen viele kleine Flugzeuge, die echte Motoren hatten.


Die Kinder waren von der Idee begeistert und brachten ihre Wünsche mit ein. Die Kinder waren sogar so begeistert, dass jedes 10 Stück bastelte. Als sie fertig mit Basteln waren, entstanden daraus 215 Flugzeuge. Die Motoren waren so stark, dass 8 Flugzeuge einen Schüler tragen konnten. Dann sagte sie : „Jetzt können wir alle nach Afrika fliegen”. Es gab zwar ein paar Schüler, die ein bisschen Angst hatten, aber nach einigem Zureden hatten auch sie Lust zu fliegen. Aber alle Kinder wollten auch einen Brief an Mutter und Vater schreiben. Zum Glück war die Deutschlehrerin nicht da, als die Eltern die Briefe lasen, sonst wäre sie traurig gewesen, wie der Bär, dem Honig gestohlen wurde.


Als alle fertig waren, flogen sie los. Zum Glück hatten alle noch nicht ganz ihr Pausenbrot gegessen, denn es war ja nicht abzusehen, wie vieleTage die Reise dauern sollte. Am dritten Tag der Reise konnten es die Kinder und Frau Sekeresch vor Hunger nicht mehr aushalten, denn sie hatten alle schon am ersten Tag ihr Pausenbrot aufgegessen. Sie mussten landen. Keiner wusste, wo sie waren und Frau Sekeresch sagte zu den Kindern: “Wenn wir gleich landen, darf sich keiner von mir trennen”. “Aber ich bin doch schon ganz groß”, sagte der Kleinste der Klasse, doch Frau Sekeresch antwortete nicht. Einer der Schüler, der Talent zum Dichten hatte und gut Fussball spielen konnte, dichtete dann das folgende Gedicht: Es war einmal ein Krokodil. Das Krokodil es schwamm im Nil. Es sagte: “Ich hab Hunger sehr”, Drum frass es einen ganzen Bär.


Nun aber weiter zur Geschichte. “Hier sind doch gar keine Menschen!“, sagte ein Kind, das immer alle ärgert.“In der nächsten Stadt oder im nächsten Land sind bestimmt Menschen”, tröstete uns Frau Sekeresch. Sie sammelten 60 Kokosnüsse, so konnte jedes Kind 2 Kokosnüsse essen. Mit dieser Menge an Essen, die sicher für eineinhalb Woche reichen würde, flogen sie weiter. “Ich habe Hunger”, sagte nach einer Woche ein sehr redefaules Kind zu Frau Sekeresch und sie musste es versorgen, aber es waren nur noch halbe Kokosnüsse übrig .

Sie alle begriffen, was es bedeutete, wenn der Vorrat zu Ende war und jeder war fest entschlossen, dass er auch den letzten Krümel, wenn es drauf ankam, essen würde.


Aber sie hatten auch diesmal Glück, als gerade der Erste seine Schultasche essen wollte, war unter ihnen Afrika zu sehen. “Juhu!”, schrien sie alle und landeten sofort. Es war unerwartet gewesen, dass sie gerade jetzt in Afrika ankamen. “Wir gehen jetzt alle zusammen in den Wald dort vorne und sammeln Beeren und Pilze, dass wir nicht verhungern”, sagte Frau Sekeresch zu den Kindern. “Aber wenn es dort böse Tiere gibt, dann möchte ich nicht mitkommen”, sagte ein kleines Mädchen. Im Wald erwartete sie alle aber eine große Überraschung. Denn es gab dort keine Hasen, sondern Tiger, keine Rehe, sondern Löwen, keine Hirsche, sondern Leoparden. Pilze gab es auch nicht, sondern Rüben, die die Form von Pilzen hatten, und Beeren waren eine Art von Pflaumen. “Leise, leise, wir wollen ja nicht verhungern”, ergriff Frau Sekeresch das Wort, “aber es kann sein, dass diese Sachen hier giftig sind, wir müssen also das Risiko eingehen. Wenn wir nichts essen, werden wir verhungern. Alle, die wollen, können also essen, ich kann aber nicht garantieren, ob ihr nicht davon sterben werdet. Ich schlage vor, dass wir alle noch ein bisschen warten. Vielleicht kommt ja noch ein netter Mensch vorbei und sagt uns, ob diese Sachen essbar sind. Wenn keiner vorbeikommt oder es in Afrika keine Menschen gibt, können wir das Zeug ja immer noch essen, vielleicht wird es uns noch etwas nutzen, dass wir gewartet haben”.


Und ihr Warten wurde belohnt, denn gerade kam ein Ureinwohner von Afrika von einem Baum herunter, der alles genau beobachtet hatte und sagte ihnen in der Zeichensprache: “Diese schrecklichen Sachen dürft ihr auf keinen Fall essen!” Frau Sekeresch war sehr erleichtert, dass keines der Kinder etwas von der Frucht gegessen hatte. “Was sind das denn für Früchte?”, fragte sie den Mann, der ihr diesen Tipp gab. “ Es sind todgiftige Früchte”, bekam sie zur Antwort. “ Können Sie mir sagen, wie wir Essen bekommen können?”, fragte Frau Sekeresch. “Ihr müsst euch von mir zum Essen einladen lassen”, sagte der Mann. “Ich heiße Bardomo!”. “Ich heiße Frau Sekeresch”, sagte unsere Lehrerin zu dem netten Mann.


Der Mann nahm sie mit in sein Dorf und gab uns viel zu essen und es blieb nichts übrig, denn er kochte sehr gut. Alle Kinder durften bei ihm übernachten. Die Betten waren einfache Holzpritschen, aber dafür waren die Kissen so weich, wie die Kinder es nur in Märchen gehört hatten.

Alle Menschen waren sehr nett zu den Kindern. Am dritten Tag spielten die Kinder Volleyball im Hof vor dem Haus und alle Leute schauten ihnen zu und feuerten ihre Favoritenmannschaft an.


Da fragte eines der Kinder, ob denn nicht ihre Kinder mitspielen wollten, aber als es übersetzt wurde, wurden alle Leute sehr traurig, und der älteste der Leute fing an zu erzählen “Vor langer Zeit kam ein böser Teufel, der schrecklich wie ein Menschenfresser war. Er machte mit uns zu unserem Unwillen den Vertag, dass wir ihm unsere Kinder geben müssen, er uns dafür aber nichts Böses tun sollte. Wir haben einen schweren Krieg gegen ihn geführt, aber dann mussten wir doch einsehen, dass er stärker als unser ganzes Volk war. Viele aus unserem Volk haben ihn dort getroffen, wo es für einen Menschen tödlich gewesen wäre, aber es sieht so aus, als ob er unsterblich sei, aber es hat uns ein Gelehrter prophezeit, dass es 31 Fremde schaffen werden, das Monster zu besiegen, aber wir haben die Suche nach den netten Fremden aufgegeben.” Alle Leute schwiegen. Aber da fiel einer Frau auf, dass die Kinder mit Frau Sekeresch 31 Fremde waren und nach 3 Tagen stürzten sie sich in ein neues Abenteuer.


Alle waren gut ausgerüstet, dass sie sich, wenn es nötig wäre, auch wehren konnten. Sie suchten 7 Tage lang nach einem Hinweis, wo das Monster wohnte, aber erst am achten Tag sahen sie in der Ferne ein großes Schloss. Es war riesig und sah schrecklich aus. Die Klettergurte, die alle hatten, kamen hier zum ersten Mal zum Einsatz. An den Klettergurten waren Enterhaken. Mit diesen hangelten sie sich an der Burg hoch. Als sie oben angekommen waren, sagte Frau Sekeresch zu den Kindern: “Stellt euch in einer Reihe nebeneinander auf”, und fing an zu zählen, “1,2,1,2,1,2,1,2,1,2,1,2,1,2,1,,1,2 ,...” Alle, zu denen ich 2 gesagt habe, kommen jetzt sofort zu mir. Alle, zu denen ich 1 gesagt habe, bleiben stehen.” Sie hatte eine sehr gute Idee: eine Gruppe sollte mit den gebastelten Flugzeugen nach oben weiter auf die Burg fliegen, während die andere unten Schmiere stand. Als die zweite Gruppe oben ankam, war ein Furcht erregendes Stöhnen zu hören. “Was war das?”, fragte eines der Kinder, aber nicht einmal Frau Sekeresch wusste eine Antwort auf diese Frage. “ Wir müssen uns auf alles, was sich bewegt, außer uns konzentrieren.” Frau Sekeresch überlegte, was das Stöhnen sein konnte, dann sagte sie:

“Es war vielleicht einer der Menschen, die das Monster gefangen hält und die wir befreien sollen”, eines der Kinder fing an zu weinen, weil es glaubte, dass es sein Vater war, der, als es vier Jahre alt war, wie vom Erdboden verschluckt verschwunden war.


Sie flogen weiter. “Hier hat man ja so eine schöne Aussicht”, sagte eines der Kinder. “Jezt sind wir da”, sagte Frau Sekeresch. Sie gingen in den schrecklichen Palast des Monsters und sie sahen ein geheimes Schloss, wo man einen Fussball von 10 Metern Entfernung in ein Loch schießen musste. Nun wurde sehr überlegt, was zu tun sei, da meldete sich ein Junge, der sehr gut Fussball spielen konnte und sagte: “Ich kann mit meinem Fussball, den ich immer dabei habe, in das Loch schießen und dann können wir immer noch weiter überlegen”. Er nahm seinen Fussball und schoß in das Loch. Hätte er das bloß nicht getan. Es war ein Volltreffer. Im selben Moment öffnete sich eine Klappe unter ihnen und sie fielen alle hinein. Alle? Nein. Der Junge, der den Meisterschuß gemacht hatte, konnte sich gerade so noch festhalten und zu den Anderen rennen, um ihnen alles mitzuteilen.

Sie beschlossen, sich noch einmal zu teilen und dann mit der ersten Gruppe unter der Führung von dem Jungen noch einmal in das Schloss zu gehen und Frau Sekeresch und die Anderen zu suchen.


Es gab ein Problem: die Kinder waren ganz auf sich allein gestellt und konnten nicht mehr auf die Ratschläge von Frau Sekeresch hören. Unterdessen saßen die Kinder, die in die Falle getapst waren, in einem gruseligen Gefängnis, aus dem niemand fliehen konnte. Sie beteten zu Gott und ihr Beten wurde erhört, denn es öffnete sich eine große Tür und ein Furcht erregendes Geschöpf trat herein. Allen Kindern war klar: wir müssen versuchen zu fliehen!!! Und es gelang tatsächlich 5 Kindern. Eines war das Kind, das um seinen Vater geweint hatte, das zweite war ein Kind, das in Denksport ein Profi war, das Dritte konnte nie still sitzen, weil es ein bisschen behindert war, es konnte aber viele andere besondere Fähigkeiten entwickeln, die andere nicht konnten, das Vierte war sehr kreativ und das Fünfte konnte Sachen nur mit seinem Willen schweben lassen und Feuer oder Wasser dort erscheinen lassen, wo es wollte (es hieß Emanuel). Er rannte auf der Stelle und das war sehr gut, denn unter ihnen löste sich ein Stein und sie fielen einen Gang nach unten. Jetzt ließ Hans den schweren Stein wieder an seine Stelle schweben und sie rannten weiter.


Das Monster rannte mit raschem Schritt den Kindern nach, aber als es sie nicht mehr fand, ging es zu seinem Thron aus Knochen und setzte sich traurig darauf, dachte dann aber nach und kam zu dem Schluss, dass es sich eines der Kinder, die noch in seiner Gewalt waren, schnappen sollte, um dann zu drohen: Wenn ihr mir nicht sofort die fünf entwischten Kinder gebt, werde ich es fressen. Die fünf geflohene Kinder waren an die frische Luft gekommen. “Puh, endlich wieder frische Luft nach diesem Gestank”, sagte das kreative Kind (es hieß Susanne). Sie hatte immer ihre Pinsel und Farben dabei und malte ein sehr schönes Bild von der Aussicht, die sie hier oben hatten. Nach einer Stunde fingen sie an, die Anderen zu suchen, nach einer weiteren Stunde, als sie sie gefunden hatten und alles erzählt hatten, suchten sie ein Lager für die Nacht. Am nächsten Morgen kam das Monster schon früh zu ihnen und drohte ihnen mit dem, was es sich ausgedacht hatte. Da sagte Frau Sekeresch: “Es wird keiner von uns mit dir kommen , denn wir können dir nicht sagen, wo die fünf sind, außerdem finde ich es sehr böse von dir, Menschen zu quälen, zu töten und zu erpressen. Da fing das Monster an schrecklich zu weinen und versprach den Kindern alles wieder gut zu machen, was es gemacht hat.


Nachwort des Verfassers: Ich habe das Buch für meine tolle Kunstlehrerin Frau Sekeresch geschrieben und hoffe, das es ihr gefällt. Es gibt manche Kinder aus dem Buch so wie beschrieben, sie sind fast so auch in Wirklichkeit, aber die Geschichte ist meine eigene Fantasie. Ich wünsche den Kindern im Buch noch viel Glück, das schreckliche Schloss in den schönsten Palast der Welt umzuwandeln. Bernhard Martin Haska

Nachwort von Frau Sekeresch: Ich danke dir, Bernhard, dass du für uns eine so schöne Geschichte geschrieben hast. Du hast mir Einblick gewährt in Eure kindliche Erlebniswelt . Olesia Sekeresh



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