Gerne sportlich Omega Architects in Boote Exclusiv magazine

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OMEGA ARCHITECTS

GERNE SPORTLICH Mit einem Blick ins Branchenbuch begann die Karriere von Frank Laupman. Der Gründer von Omega Architects zählt heute zu den einflussreichsten Yachtdesignern. Text und Fotos Marcus Krall

Alte Schule: Um Eignern einen ersten Eindruck zu vermitteln, zeichnet Frank Laupman das Exterior per Hand. Alles ist bereits maßstabsgetreu.

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OMEGA ARCHITECTS Trendthema: Gute Beachclubs gehören laut Frank Laupman zu den größten Wünschen heutiger Yachtkäufer. Hier sein voluminöser Vorschlag mit Infinity-Pool für die OceanSport-Serie von CRN.

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Arbeitsplatz: Frank Laupman am Zeichentisch in Druten. In seinem vor 20 Jahren gegründeten Büro beschäftigt der Niederländer derzeit 12 Angestellte.

iese Reise endet dort, wo die Niederlande noch ein bisschen platter und grüner sind. Und auf den ersten Blick bestätigt sich der Lexi­ koneintrag: „Wichtigste Straße von Dru­ ten ist die Landstraße N322 nach Nimwe­ gen. Die Wirtschaft der Gemeinde wird getragen von der Landwirtschaft und vom Kleingewerbe.“ Zwischen vielen Zweckbauten hebt sich indes ein Bunga­ low ab, der um ein Vielfaches stylisher als seine Umgebung aussieht. Vor der Tür parkt ein Tesla, und irgendwie folge­ richtig bestätigt das Navigationssystem: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Omega Architects beziehungsweise deren Gesicht und Gründer, Frank Laup­ man, sind in der Superyachtbranche zwar bekannt, doch sehr offensiv ist man mit seinen Leistungen dort bislang nicht umgegangen – immerhin schwimmen über 100 Omega-Designs über 30 Meter Länge auf den Weltmeeren, darunter so bekannte Formate wie „Galactica Star“ von Heesen oder „Yalla“ von CRN. „Das ist richtig“, sagt Laupman in fließendem Deutsch, als wir uns wenig später gegen­ übersitzen. „Wir agieren ein bisschen low-key und kümmern uns mehr um die Außenwirkung unserer Entwürfe als um uns selbst.“ Als wir das Interview beginnen, stockt mein Gesprächspartner zunächst ein we­ nig. Er möchte von Pieter Beeldsnijder, seinem ersten Lehrmeister, erzählen. Doch die Beerdigung dieses Grandseig­ neurs des Yachtdesigns liegt erst wenige Tage zurück. „Es war sehr emotional“, so Laupman. Wir beginnen einfach mit einer anderen Frage.

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OceanSport 75: das größte der drei Projekte, die Frank Laupman für CRN ersann. Die Modelle mit geringem Volumen sollen für attraktive Budgets auf den Markt kommen.

BOOTE EXCLUSIV: Wenn wir einmal weit zurückblicken, wann begann Ihre maritime Sensibilisierung? Frank Laupman: Das war sehr früh. Wir fuhren als Familie praktisch immer nach Kroatien in den Sommerurlaub und hat­ ten ein Schlauchboot dabei. Ich denke, dass wir rund zwanzigmal den annähernd gleichen Urlaub gemacht haben. Das kann ja auch abschreckend sein. Ja, natürlich. Aber ich bin auch noch als junger Mann mitgekommen, nur steu­ erte ich dann das zweite Auto samt Trai­ ler. Mein Vater fuhr vorneweg. Wie kam der Sprung ins Yachtbusiness? Eigentlich wollte ich Automobildesigner werden, merkte aber, dass dies wirklich viele junge Männer wollten. Hatte man da eine reelle Chance, Karriere zu ma­

chen? Ich studierte dann Architektur und Städtebau, geriet nach dem Abschluss al­ lerdings in eine eher auftragsarme Phase für Architekten. So landete ich im Betrieb meines Vaters, der Lautsprecher pro­ duzierte. Und da Industrial Design mich ebenfalls faszinierte, war das eigentlich ein ganz guter Kompromiss. Das hätte doch bis zur Rente weiterlaufen können. Trotzdem wollte ich die Möglichkeiten ausloten. Ich meine, ich war noch ein sehr junger Mann. Mein Vater schlug mir deshalb einen Deal vor: „Du kannst den Betrieb drei Monate verlassen. Wenn du einen anderen Job findest, bleibst du dort. Wenn nicht, übernimmst du irgend­ wann meinen Betrieb.“ Ich finde das im Rückblick pädagogisch und menschlich von ihm immer noch fantastisch.

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OMEGA ARCHITECTS „Nova“: An diesem kürzlich verkauften Heesen-Projekt sind die verschiedenen Designstufen gut zu erkennen.

„Junge Designer setzen die etablierten Büros unter Druck, sich zu entwickeln“ Als ich also das Branchenbuch unserer Region durchblätterte, stieß ich auf die Werft Heesen in Oss. Das liegt nur ei­ nige Kilometer von Druten entfernt. Ich rief einfach den Geschäftsführer an und fragte ihn, ob er einen Job für mich hätte. Yachtdesign mit Schlauchboot-Erfahrung? Das waren andere Zeiten damals. Alles lief viel persönlicher ab. Der Geschäfts­ führer gab mir den Tipp, Pieter Beelds­ nijder anzurufen, der würde jemanden suchen. So begann meine Karriere in der Branche. Trotzdem verbinde ich den Namen Omega Architects immer sehr stark mit Heesen. Ich habe halt viele Yachten für Heesen entwickelt und war nach meiner Zeit bei Beeldsnijder sogar einige Jahre dort fest angestellt. Das war Mitte der 1980er-Jahre, als Heesen die 38 Me­ ter lange und über 50 Knoten schnelle „Octopussy“ entwickelte. Diese Yacht schob mich auch in eine gestalterische Richtung, die ich lange verfolgt habe. Inwiefern? Ich war eigentlich eher ein Fan Jon Ban­

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nenbergs und – wenn man es etwas wei­ ter fasst – von Frank Lloyd Wright. Ich merkte aber, dass es mir leichterfallen würde, die weicheren und sportlichen Linien von „Octopussy“ zu zeichnen. Gerhard Gilgenast, der das Styling von „Octopussy“ kreiert hatte, war mein vielleicht wichtigster Impulsgeber. Im Industrial Design identifizierte ich mich mit Raymond Loewy. Er war ja ebenfalls für sein Stromlinien-Design berühmt. Selbst Ihre hochgelobte „Galactica Star“ erinnert noch daran.

Interessant, oder? 25 Jahre nach „Octo­ pussy“ ist dieser Stil immer noch en vogue. Allerdings ist gerade in den ver­ gangenen beiden Jahren die Halbwerts­ zeit von Yachtdesigns wesentlich kürzer geworden. Die jungen Leute kommen mit immer neuen Ideen auf den Markt. Und manche von ihnen sind gar nicht mal schlecht. So etwas setzt auch die etablierten Büros unter Druck, sich im­ mer weiter zu entwickeln. Wie ging es denn mit Ihnen bei Heesen weiter? Ich betreute den Bau der 44 Meter lan­ gen „L’Aquasition“ und der 50 Meter langen „Achiever“ mit, beides ebenfalls Gilgenast-Designs. Es waren spannende

„Yalla“: Über die 73 Meter lange CRN dürfen keine Details preisgegeben werden. Das sehr sportliche Omega-Exterior sucht in seiner Größe weltweit seinesgleichen.

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Zeiten, weil das Großyachting sich ja gerade erst entwickelte. Heesen baute One-offs, wir sahen aber, dass zum Bei­ spiel Feadship bereits begann, manche Abläufe zu standardisieren. Heute ist Heesen bekannt für seine Plattformen zwischen knapp 40 und gut 50 Meter Länge. War das damals bereits ein Thema? Nein, noch bevor diese sogenannten Plattformen entstanden, habe ich Anfang der 90er-Jahre mitgeholfen, ein Branding für die Werft zu entwickeln, und mich dann mit meinem Büro selbstständig ge­ macht. Jetzt kam mir mein Architektur­ studium zugute, weil ich zunächst vor allem Interiors für Heesen zeichnete und wir ein gutes System entwickelten. Die Lieferzeit für eine Heesen betrug rund 18 Monate, zudem durfte der Eigner bis zu einem gewissen Zeitpunkt noch Änderungen bei der Interior-Gestaltung vornehmen. Das kam gut an bei den Kunden. Woher kamen die Kunden damals? Heute baut Heesen viel für russische Eigner. Russen waren damals noch nicht aktiv, das ging ja nicht. Es gab deutsche, südeuropäische, arabische und amerika­ nische Kunden. Eine deutsche Familie orderte, so glaube ich, drei HeesenYachten hintereinander. Heute, das ist richtig, sprechen wir oft mit russischen Käufern, wenn wir als Omega Architects für Heesen arbeiten. Ich empfand sie alle als angenehm und schätze es, dass viele von ihnen schnell und verbindlich entscheiden. Gleichwohl sind sie es gewohnt, sich durchzusetzen. Auf „Sibelle“ gibt es etwa ein ExteriorDetail, von dem ich dringend abgeraten habe. Der Eigner wollte aber nicht davon abrücken. Trotzdem ist „Sibelle“ eines meiner liebsten Projekte. Warum? Sie bricht mit dem von Gilgenast und Loewy inspirierten Stil, den wir sonst umgesetzt haben. Nicht nur für Heesen, sondern beispielsweise auch für CRN mit „Yalla“. „Sibelle“ besitzt eher horizonta­

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„Sibelle“: Der Eigner dieser 50 Meter langen Heesen wünschte sich ein von Russlands Datschen inspiriertes Interior. Der schlichte Holz-Look ist für ihn Ausdruck von Luxus.

le Linien, ein langes Vordeck und einen recht aggressiven Look. Innen wirkt sie fast spartanisch, der Eigner wünschte sich eine Datscha, also ein russisches Wochenendhaus, auf dem Wasser. Sein Credo war: „Schlichtheit als ultimativer Ausdruck von Zufriedenheit.“ Was ein­ fach aussieht, war durchaus anspruchs­ voll umzusetzen, weil der Kunde genau wusste, was er wollte. Wir haben mit ihm über Farben und Formen der Poufs diskutiert und verschiedenste Lampen und Gemälde integriert, die er auf Auk­ tionen ersteigert hatte. Das Ergebnis ist sehr persönlich und überhaupt nicht austauschbar. Das 50 Meter lange und gerade ver­ kaufte Projekt „Nova“ schlägt in punc­ to Exterior eine ähnliche, wenn auch aggressivere Richtung ein. Sollte noch eine dritte oder vierte Einheit vergleich­ baren Kalibers hinzukommen, wäre dies

„ Sibelle bricht mit dem von Loewy und Gilgenast inspirierten Stil“ 77


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„Galactica Star“: Die 65-Meter-Yacht, gebaut von Heesen, gilt als eines der besten Omega-Designs. Das Heck mit Beachclub gehört zu den innovativsten der Welt.

vielleicht der Beginn einer neuen, oder besser – zweiten –, Designsprache bei Omega. Gibt es denn Trends, denen man als Designer folgen muss? Das Thema Glas ist allgegenwärtig, Yachten werden zu lichtdurchfluteten Apartments. Jeder möchte möglichst viel Licht in seinen Räumen und möglichst von jedem Platz im Interior aus einen un­ eingeschränkten Blick aufs Wasser. Ein Beachclub gehört inzwischen ebenfalls

zum Standard. Für unser Büro erkenne ich zudem die verkleinerte Superyacht als „hot“. Wir entwickeln für Storm Yachts mehrere Konzepte zwischen 16 und 30 Metern, die viele Features be­ sitzen, die man sonst nur von größeren Formaten kennt. Mit diesem beschränk­ ten Volumen sind wir als Designer stark gefordert. Storm ist noch eine relativ neue Werft. Wie wichtig ist es Eignern, bei einer bestimmten Marke bauen zu lassen?

Es wird immer wichtiger. Es geht um den Wiederverkaufswert, um die wirtschaft­ liche Stabilität einer Werft und natürlich um die Qualität. Branding ist heutzutage eine essenzielle Aufgabe für Werften. Welche Werften werden denn künftig federführend sein? Die, die es jetzt in Nordeuropa auch schon sind. Ihre Reputation ist ohnehin bereits sehr gut, und durch den welt­ weiten und stetig steigenden Bedarf an noch größeren Yachten werden sie sogar noch wichtiger werden. Müssen externe Designbüros nicht auch aufpassen, dass Werften sich keine eigenen und starken InhouseTeams aufbauen? In der Automobilindustrie ist das doch üblich. Das passiert ja schon. Bei Damen oder Feadship ist man da ja schon recht weit fortgeschritten. Trotzdem ist es für die Eigner, und das wissen sie be­

DUTCH MASTERPIECES

Storm Yachts: Für die noch junge Werft entwickelt Omega Architects mehrere Pocket-Superyachten zwischen 16 und 30 Meter Länge.

reits, durchaus von Vorteil, mit einem externen Designer zu arbeiten. Manche Aspekte sind mit ihm besser durchzu­ setzen, wenn etwa eine Werft die eine oder andere etwas extreme Idee blocken möchte, weil ihr der Konstruktionsauf­ wand zu hoch ist. Das bedeutet, dass Designer Produk­ tionsprozesse verstehen müssen? Unbedingt. Nur wer mit einer Werft in einen Diskussionsprozess einsteigen

kann, wird von den Projektmanagern auch wirklich ernst genommen. Jungen Menschen, die Yachtdesigner werden möchten, empfehle ich dringend, sich auch ganz handfest mit dem Bau und der Funktionsweise von Yachten zu beschäf­ tigen. Wer meint, ein reiner Gestalter oder Künstler zu sein, wird es nicht sehr weit bringen. Was können wir von Omega Architects künftig erwarten?

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Wir diskutieren derzeit mit Benetti über mögliche Projekte und haben für CRN die OceanSport-Serie entworfen – drei Modelle mit 52, 61 und 75 Metern Länge. Es sind sportliche Yachten mit einem eher geringen Volumen, die für einen sehr attraktiven Preis angeboten werden können. Omega Architects ist damit das erste nordeuropäische Designbüro, das für CRN über deren Werft-CI nachden­ ken durfte.

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