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GLOSON
from FUZE.94
Foto: Ulf Blomberg & Ogino Design EHRLICH WÄHRT AM LÄNGSTEN. Mit „The Rift“ wälzen die Schweden den nächsten Sludge-Metal-Brocken auf den Markt. Warum ihnen das zweite Studioalbum ziemlich leicht von der Hand ging, ihm Genre-Schubladen nicht so viel bedeuten und welche Rolle in der Pandemie sein kleiner Freundeskreis gespielt hat, verrät uns Gitarrist und Sänger Anders Persson.
Eure neue Platte heißt „The Rift“, also Spalte, Riss. Das Artwork transportiert den Titel schon sehr anschaulich. Wie setzt sich die Platte aber inhaltlich mit dem Leitmotiv auseinander? Nun, ich verstehe den Titel einerseits als eine existenzielle Art von Spaltung, die sich mit dem „Guten“ und „Bösen“ in uns befasst. Wir Menschen drängen so sehr darauf, mit uns selbst und anderen in Konflikt zu geraten. Darum geht es unter anderem. Gleichzeitig sind wir natürlich vier Leute in der Band, die jeder an allen kreativen Entscheidungen beteiligt waren. „The Rift“ könnte insofern also auch unsere unterschiedlichen Ansichten widerspiegeln – oder auch nicht.
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Was waren die größten Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen ihr während des kreativen Prozesses zu kämpfen hattet? Ganz ehrlich, irgendwie war diese Platte total einfach zu schreiben, da wir uns vorher keinerlei Verpflichtungen auferlegt hatten, wie das Ergebnis aussehen soll. Das hat den Druck enorm verringert. Es gibt auch nie richtige Machtkämpfe oder Dramen bei uns im Proberaum, also ist normalerweise alles ein Kinderspiel, haha.
Was schätzt du am meisten an der Platte? Und was, hoffst du, werden die Hörer daran mögen? Mir gefällt, dass wir ein Album gemacht haben, bei dem jedes Instrument seine Rolle auf eine sehr traditionelle Weise gespielt hat. Die Gitarren haben einen knackigeren Mittenbereich, während der Bass das gesamte untere Spektrum einnimmt. Einige unserer früheren Sachen sind etwas fuzzy und haben diesen Low-End-Vibe, was das Vehemente, Ungezügelte ein bisschen ausgebremst hat.
Das Post-Metal-, Sludge- und ExperimentalGenre hat in den vergangenen Jahren deutlich an Popularität zugelegt. Woran, glaubst, du liegt das? Und hast du das Gefühl, dass es dadurch auch schwieriger geworden ist, aus der Masse herauszustechen? Ich höre privat tatsächlich nicht mehr so viel aus diesem Bereich, also kann ich nicht wirklich was dazu sagen. Wenn mich heute jemand fragt, welche Art von Musik wir spielen, sage ich meistens: Metal! Der Hörer darf dann gerne selbst entscheiden, welches „Genre“ es für ihn genau ist. Aber um die Frage zu beantworten: Es ist uns wirklich egal, ob jemand unser Zeug für sonderlich originell hält oder nicht. Wir wollen ehrliche Musik machen, die von Herzen kommt. Und wenn vorher schon mal jemand was Ähnliches oder gar das Gleiches gemacht hat, dann ist es eben so. möglicherweise in den Pandemie-Jahren verändert? Ach, das ist völlig unspektakulär. Klar höre ich Musik, aber auch Podcasts. Beim Kochen, beim Putzen, wenn ich mit dem Hund draußen bin. Aber ich würde nicht sagen, dass sich da im Zuge von Corona etwas Nennenswertes verändert hätte.
Die Pandemie war vor allem für Künstler und Musiker ein schwerer Rückschlag. Was hat euch die Motivation gegeben weiterzumachen? Und welche persönlichen Kämpfe habt ihr dabei ausgetragen? Nun, wir haben alle einen regulären Job, also hat uns die Pandemie tatsächlich nicht so hart getroffen. Klar war es ein ziemlicher Einschnitt, nicht live spielen zu können und das Album ein paar Mal verschieben zu müssen. Aber am Ende haben wir es ganz gut hinbekommen.
Hat sich deine persönliche Wahrnehmung des Lebens und der Kunst dennoch verändert? Nicht wirklich, ich habe mein Leben ziemlich genau so weitergelebt wie sonst auch. Bei mir ist es sowieso eher eine kleinere Gruppe von Leuten, mit denen ich seit Ewigkeiten abhänge. Daher haben sich die Dinge in meinem Fall überhaupt nicht so sehr verändert.
Gibt es etwas, das du in diesen herausfordernden Zeiten über die Menschheit gelernt hast? Ich habe auf jeden Fall wieder einmal gesehen, dass es, egal was passiert, immer einen Haufen Idioten geben wird, die in die falsche Richtung rennen. Anton Kostudis