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Ausgabe 01
Paerfect
Paerfect
Titelfoto Leif M Bene Brandhofer Styling Christine Neder Haare & Make-up Jana Reuber Model Antonia Wolff
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Vorwort
Eine Reise
Es ist mehr, als nur eine Diplomarbeit. Es ist mehr, als das Entwerfen und Zusammennähen irgendwelcher Stoffe und mehr, als das Runtertippen von Texten. Es ist eine lange Reise gewesen. Eine Reise zu mir selbst. Es hat mit einem Langstreckenflug ins Nirgendwo angefangen. Ich wusste nicht, wo ich bin. Wer ich bin. Wohin ich will. Was auf mich zukommen wird. Ich stand eine zeitlang bewegungslos neben mir und hatte das Gefühl, mich auf der Reise verloren zu haben; erschlagen, durch die ganzen neuen Eindrücke und Erfahrungen. Doch dann habe ich es geschafft und habe angefangen, die Welt aus eigenem Willen zu erkunden. Schritt für Schritt habe ich viele neue Seiten an mir entdeckt, neue Erfahrungen gemacht, gelernt, Ängste über Bord zu werfen und die innere Stimme anzunehmen. Es waren nicht immer die einfachsten Wege, die ich gegangen bin. Aber das wichtige war, dass ich überhaupt losgelaufen bin. Was mir auf der Reise zu mir selbst unglaublich geholfen hat, war die Rückenansicht. Die Dinge nicht immer so anzunehmen wie sie uns auf den ersten, oft täuschenden Frontalblick erscheinen, sondern uns Zeit zu nehmen für sie. Sie zu wenden und zu drehen. Sie von allen Seiten zu betrachten und zu hinterfragen. Denn oft verbirgt sich hinter einer unspektakulären Fassade eine wunderschöne Rückansicht, die entdeckt werden will.
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Paerfect
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Inhalt
zur Übersicht
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S. 10 S. 14
S. 24
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1 D r i t t e l , ¾ u n d g l ä n z e n d e s H a a r ≥ Artkel 02 B l e n d w e r k
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S i n n e
≥ Artkel 03
» W e n n m a n S c h ö n h e i t h a t , d a n n i s t d a s G l ü c k « ≥ Interview 02
S. 38
S. 48
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S e l b s t b e h e r r s c h u n g s o l l t e j e d e r h a b e n ≥ Interview 01
S. 28 S. 30
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H a p p y B i r r . P r e s i d e n
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E s z ä h l t i m m e r d a s B i l d n a c h a u ß e n w a s s
S. 56 S. 60
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Paerfect
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≥ Interview 03
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≥ Artkel 04
P e r f e k t e s
S. 76 S. 80
P i x e l
» D a s s i n d M o m e S ti m m unge n un d Situatio n e n«
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D i e Z u k u n f t v o n G e s t e r n
S. 92
A b g a n g S e i t e n s c h e i t e l
S. 108
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P e r f e k t e r
S. 114
S. 142
S. 164 S. 166
≥ Artkel 06
≥ Artkel 07
≥ Fotoshooting 04
A b e n d
≥ Artkel 07
V i s i o n ä r e E p i p h a n i e i m S o u t e r r a i n ≥ Artkel 08
S. 116
S. 118
l a e v i s
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≥ Fotoshooting 03
Verr ü ck t n or m a l o d er r m a l v e r r ü c k t
M o l u c e l l a
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≥ Interview 03
S. 90
S. 106
≥ Artkel 05
1
O u t f i t , 5 S h o o t i n g s = 1 1 P e r f e k t e I n s z e n i e r u n g e n D e r
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Lieber b e h u n d   z e r s
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Fassade l t e n e l b s t ö r e n ?
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Artikel 01
Sei Faul
J e t z t m u s s t d u n o c h e i n m a l richtig reinhauen, 110% geben, wenn das überhaupt r e i c h t , d e n n i m D i p l o m k o m m t e s d a r a u f a n . Wen interessiert schon, das du die letzten Jahre in jeder Prüfung eine 1,0 bekommen hast, ein Auslandssemester an der Central St. Martin in London absolviertest und Praktikas bei Balenciaga in Paris, Jil Sander in Mailand und Zac Posen in New York hattest. Wenn du jetzt keine geniale innovative Idee hast, nicht die nächsten vier Monate unerbittlich arbeitest, um eine spitzenmäßige Abschlussarbeit hinzulegen, war alles um sonst. Dann hast du versagt.
A b e r r i c h t i g ! Alles unter einer 1,0 ist nicht akzeptabel, schließlich darfst du dich nie mit dem 2. Platz zufrieden geben. Um das zu vermeiden, solltest du schon 2 Jahre v o r h e r a n f a n g e n dich um dein Diplom zu kümmern. S c h l i e ß l i c h w i s s e n w i r a l l e : » N u r d e r f r ü h e V o g e l f ä n g t d e n W u r m . « Du wirst auch nicht wie vorgeschrieben drei Mindestoutfits machen, auch keine sechs wie alle anderen sondern zwölf. Zwölf Outfits in vier Monaten, das ist doch mit Links zu machen. Das haben letztes Semester zwei Absolventen zusammen geschafft, dann machst du das doch locker alleine. Damit könntest du so richtig auftrumpfen und deinen krankhaften Arbeitseifer zeigen. Das ist ein Ziel, für das es sich lohnt sich zu zerfleischen, zu kämpfen und übermäßig unter Druck zu setzten. Druck der dich nur weiter bringen kann. Den mit zwölf Outfits allein ist es noch nicht getan. Du brauchst mindestens noch drei super inszinierte Foto-strecken, ein mörderisch gutes Kollektionsbuch, eine Catwalkshow mit Topmodels und einen Ausstellungsraum, der einem die Sprache verschlägt. Sei einfach nie mit dir zufrieden und denke immer daran, es geht noch besser, du kannst noch mehr leisten, du brauchst nur den richtigen Tunnelblick, der alles andere ausblendet, dich nur auf dieses eine Ziel fokusiert. Freunde, Freuzeit, Familie, alles unwichtig.
10
Paerfect
Sie geben dir sicherlich keinen Rückhalt oder Stärken. Sie lenken dich nur ab und bringen dich auf falsche Gedanken, die deinen wirklichen Zielen fern sind. Hier geht es um deine Zukunft, deine Karriere, dein Leben. Der Stellenmarkt ist klein in deiner Branche, und jeder kämpft um das gleiche Einen Job. Der andere Diplomant ist auch
nicht dein Freund, mit dem du
diese Zeit gemeinsam durchstehst und von dem du dir mal Unterstützung und Rat holen kannst, sondern dein Feind. Du solltest früh damit anfangen deine Konkurrenz zu registrieren und dich mit ihr zu vergleichen. Fertige eine Liste von allen anderen Absolventen an
und hänge von jedem ein Foto
über dein Bett. Jeden Morgen, wenn du aufstehst, sagst du dir:
» D a s s i n d m e i n e G e g n e r . Ic h m u s s b e s s e r s ei n a l s s i e. I c h m u s s p e r f e k t s e i n . «
Kämpfe gegen sie und deine Fehler. Denn jeder Fehler ist ein zusätzlicher Feind, und du selbst bist dein größter, wenn du dich nicht streng an folgende Regeln hälst. 1 . M a c h
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L e b e n
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s c h w e r .
K r it i si e r e di c h p e r m a n e n t s el b s t, s ei u n z u fr i e d e n,
w e n n d u d ei n e n A n s p r ü c h e n n i c h t g e r e c h t w i r s t, a b e r zei g e
2 . L e b e j a n i c h t n a c h d e m M o t t o :
n i e S c h w ä c h e. S c h w ä c h e f ü h r t z u m Ve rl u s t d e r S e l b s t k o n tr o l l e
»
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Mit dieser Einstellung könntest du noch zu
i n d e n A u g e n d e r a n d e r e n p e r f e k t s e i n u n d i h r e n
ei n e r s t a r k e n, u n v e r w e c h s el b a r e n P e r s ö n l i c h k eit
A n s p r ü c h e n g e n ü g e n , s o n s t b i s d u e i n N i c h t s .
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k ö n n e n .
Mit diesen einfachen Regeln könntest du es schaffen, deine Ansprüche nicht herunter zu schrauben und dich selbst zu überfordern. Wenn dir ein 16-Stunden-Tag nicht reicht, dann mach eben 20 daraus. Zweifele niemals daran, es nicht alleine schaffen zu können. Hilfe von anderen wäre nur hinderlich. Du müsstest dich maßlos über die Fehler der anderen ärgern und mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sein. Du könntest höchstens in deinem Kontrollfreakdasein die Unbeliebtheit deiner Gehilfen genießen. Aber das bringt dich nicht weiter, und du solltest auch wissen, du bist nicht allein. Jeder 5. hält sich für einen Perfektionist. Aber nicht alle schaffen es, auch eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung zu bekommen, die zur stärksten Ausprägung zählt. Doch du kannst es schaffen. Der beste Weg dort hin ist, dich in Details verzetteln, bis dir alles über den Kopf wächst und du völlig aus deinem Zeitplan kommst.
Nähe jedes Probeteil lieber vorher dreimal aus Nessel, bevor du den Originalstoff nimmst. D e i n g a n z e s D i p l o m wäre ruiniert wenn du dabei einen Fehler machst. Schließlich werden deine ausgewählten Stoffe e i n k l e i n e s V e r m ö g e n kosten für die du einen Kredit aufnimmst und a b e n d s n a c h d e r F H n o c h k e l l n e r n g e h s t . Aber nur
mit dem Besten vom Besten hast du die Chance, eine
excellente Abschlusskollektion zu designen. Außerdem reicht es auch nicht aus wenn nur deine Kollektion perfekt ist, sondern du musst es auch sein. Eine Modedesignerin sollte sowieso am Besten wie ein Model aussehen um erfolgreich zu sein. Für Schönheitsoperationen wirst du wahrscheinlich kein Geld haben, und so musst du dich also auf dein Idealgewicht hungern. Somit sparst du gleichzeitig Geld und Zeit fürs Essen. Um auch die angemessene, modisch-avantgardistische Kleidung vorzuweisen, musst du eben mal eine Nacht durchmachen und dir was Hübsches nähen. Du siehst also, perfekt sein zu wollen lohnt sich. Es ist eine erstrebenswerte Illusion, ein Kampf, den du sicher verlieren wirst.
A b e r w e n n d u w i r k l i c h g e n u g F a n a t i s m u s u n d A r b e it s e u p h o r i e z e i g s t, wirst du zu 100% mit ausreichend F r u s t r a t i o n , E i n s a m k e i t , p s y c h i s c h e n S t ö r u n g e n u n d b u r n - o u t b e l o h n t .
13
≥
Interview 01
»Selbstbeherrschung sollte jeder haben.« Wir fahren in den Bielefelder Osten und halten vor einem Flachdachgebäude in einer kleinen Seitengasse. Kammermühlerweg 54. Das einzige Zeichen dafür, dass wir hier richtig sind, sind die zwei steinernen Drachen vor dem Eingang. Die Einganstür ist offen und wir gehen durch einen kleinen Flur in die Empfangshalle. Keiner ist ja. Es steht ein dekorierter Tempel mit zahlreichen kleinen Schüsseln, Drachen und Figuren im Raum und ein Tisch mit vier Stühlen. Die Eingangstür öffnet sich erneut und ein asiatisch aussehender Mann betritt den Raum. Der Dolmetscher, wie sich im Nachhinein herausstellt. Kurz darauf kommt auch schon der Mönch mit seiner Begleitung um die Ecke und wir setzen uns an den Mahagoni-Tisch, um das Gespräch zu beginnen.
Was würde er mit 1 Millionen Euro machen? Dolmetscher: Er würde immer weiter Kung Fu machen, denn es ist nicht nur sein Beruf, sondern sein Leben. Es wäre natürlich schön, mit dem Geld seine Schüler noch mehr fördern zu können und ihnen eine noch bessere Ausbildung zu ermöglichen. Außerdem würde er gerne Shaolin Kung Fu bekannter machen und versuchen, dass es noch mehr Menschen kennen lernen könnten. Macht Geld glücklich? Natürlich macht Geld ein bisschen glücklicher, weil man sich mehr leisten kann, aber sein wahres Glück wird immer im Kung Fu liegen. Und Schönheit? Kommt darauf an, was Sie mit Schönheit meinen. Auf seinen Bühnenshows, wenn alles aufeinander abgestimmt ist, alle Darsteller in traditionellen Kostümen auftreten und es ein tolles Bühnenbild gibt, spielt Schönheit für ihn eine große Rolle und macht ihn auch stolz und glücklich. Was ist sein Schönheitsideal? Der schönste Mensch, den er kennt? Das Äußere eines Menschen, bedeutet ihm nichts. Er ist der Meinung, dass er erst mit einem Menschen Kontakt aufnehmen und ein Gespräch führen muss um ihn kennen zu lernen und festzustellen, ob es ein schöner und guter Mensch ist.
Fotos Leif M
14
Paerfect
15
Es gibt leider wenige Menschen, die so denken und die Schönheit im Inneren, sozusagen im Charakter, suchen. Für die meisten ist doch der erste Eindruck, der nur auf das Äußere absieht, wichtig. Wie kann er sich das erklären, dass die meisten Menschen so oberflächlich sind? Er denkt, jeder Mensch ist eine individuelle Person, und auch was er denk ist individuell. Er ist jetzt schon so lange Kung Fu Meister, und die Menschen mit denen er zu tun hat, denken genauso wie er und suchen die innere Schönheit. Er kennt also niemanden, der so oberflächlich ist und jemanden nach dem Äußeren beurteilt. Was wäre, wenn er einen schlimmen Unfall hätte und entstellt wäre. z.B. im Gesicht, wo es jeder sofort sieht? Würde er in so einer Situation eine Schönheitsoperation machen, um wieder so auszusehen und sich zu fühlen wie jetzt? Er würde sein Schicksal akzeptieren, und was er durch den Unfall bekommen hat annehmen. Eine Schönheitsoperation käme für ihn trotz der Entstellung nicht in Frage. Was mag er an sich am liebsten? Welche Eigenschaft oder Charakterzug? Seinen Ehrgeiz. Ist er denn ein Perfektionist? Die Stimme seiner Begleitung, einer guten Freundin antwortet: Ja, er ist der totale Perfektionist. Und wie und wo zeigt sich sein Perfektionismus am meisten? Dolmetscher: Wenn er seine Schüler trainiert. Er möchte, dass seine Schüler in den Bereichen stark sind, wo er Schwächen hat. Interessant. Normal will man immer selber der Beste in allem sein. Er gibt viele Arten von Kung Fu, und manche Disziplin davon kann er nicht erreichen, weil er gemerkt hat, dass er es körperlich nicht schafft. Manche Schüler haben aber die körperliche Vorrausetzung. Er möchte also, dass seiner Schüler die Ziele erreichen, die er nicht schafft. Er verlangt also von seinen Schülern gar nicht perfekt zu sein, sondern nur, seine Schwächen auszugleichen. Was für eine Verbindung haben für ihn Körper und Geist? Für ihn sind Geist und Körper eins. Wenn man keinen Geist hat, hat man quasi auch keinen Körper mehr. Der Geist ist ein Fenster des Körpers. Wenn ein Mensch auf der Straße in gebückter Haltung läuft und mit halb geschlossenen Augen, ist sein Geist nicht anwesend und somit auch sein Körper nicht. Kann er denn bei den Leuten auf der Straße erkennen, ob sie im Einklang mit sich sind? Auf den ersten Blick kann er das nicht schaffen, den Zustand eines anderen zu lesen. Aber durch Kontakt mit ihm sieht er, ob jemand mit sich zufrieden ist und sein Körper und Geist im Einklang sind.
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Paerfect
Wie kann ich den Einklang zwischen Körper und Geist erreichen? Er hat dazu gerade ein Beispiel erzählt. Wenn jemand ein Auto haben möchte, aber er hat kein Geld, muss er viel arbeiten, um Geld zu bekommen und sich seinen Wunsch zu erfüllen. Genauso ist es mit Körper und Geist. Wenn ich viel trainiere und hart mit meinem Körper arbeite, erreiche ich auch den Einklang mit dem Geist. Meditieren spielt sicherlich auch eine wichtige Rolle in seinem täglichen Leben? Ja, vor allem, wenn er Stress hat, hilft es ihm sehr. Er schafft es, damit zur Ruhe zu kommen, glücklicher und zufriedener zu werden. Wie oft meditiert er? Jeden Tag. Meistens morgens 20 Minuten Und wie oft trainiert er Kung Fu? Er muss Kung Fu jeden Tag machen, weil er es liebt und braucht. Er merkt sofort, dass ihm etwas fehlt, wenn er einen Tag mal nicht trainieren kann. Es ist für ihn das Allerwichtigste im Leben. Und wenn er sich einmal verletzten würde und nicht Kung Fu machen könnte? Was wäre dann? Hat er irgendeinen Ausgleich? Er war schon öfters verletzt. Einmal z.B. hat er sich die Bänder im Fuß gezerrt. In der Zeit durfte er seinen Fuß nicht belasten und konnte somit nicht am richtigen Training teilnehmen. Er hat dann einfach, so gut es geht, die Übungen mit seinem Oberkörper mitgemacht. Ganz auf Kung Fu verzichten könnte er nicht. Wie kam es dazu, dass er so eine Leidenschaft für diesen Sport entwickelt hat? Als kleines Kind hat er einen Shaolin Film im Fernsehen gesehen und so Shaolin Kung Fu kennen gelernt. Dieser Film und alles, was er über Kung Fu gehört, gesehen und gelesen hatte, begeisterte ihn so sehr, dass er zu seiner Mutter gegangen ist und gefragt hat, ob er Shaolin Kung Fu lernen darf. Er wusste, dass ist das, was er auf jeden Fall für immer machen möchte. Welche Eigenschaften sollte jeder Mensch haben? Selbstbeherrschung sollte jeder haben. Die Disziplin die Kontrolle über sich selber zu haben.
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Wie ist sein Verhältnis zur Mode? Er hat kein Verhältnis zur Mode. Heute hat er ja z.B. einen ockerfarbenen Anzug an. Die Farbe hat doch bestimmt eine Bedeutung im Kung Fu. Ja, seine Trainingskleidung bedeutet ihm schon viel. Im Kung Fu ist es so, dass es eine Rangordnung bei den Farben der Trainingsanzüge gibt. Man fängt mit hellgrau an und Ocker ist der oberste Grad. Auch bei den Shows ist ihm seine Kleidung wichtig. Sie bringt die nötige Dynamik mit. Auf der Bühne ist er jemand anders, spielt sozusagen eine Rolle, und die Kleidung hilft ihm diese Rolle besser zu verkörpern. Kennt er denn einen berühmten Modedesigner? Ja, er hat sogar schon einmal mit einem zusammen gearbeitet. Den Namen weiß er leider nicht mehr, aber er kommt aus China und arbeitet für Pierre Cardin. Mit ihm hat er die Kostüme für eine Show zusammengestellt. Hatte er auch schon typisch europäische Kleidung an wie z.B. einen Smoking? Stimme seiner Begleitung: Ja, jedes Jahr einmal beim Landespresseball in Gütersloh. Bekommt er eine andere Reaktion auf Menschen, wenn er mir seiner Kung-Fu- Kleidung das Haus verlässt? Natürlich. Wenn er in seinem Anzug auf die Straße geht, kommen die Menschen viel öfters auf ihn zu und fragen, wo er her kommt und was er macht. Das hat er schon öfters erlebt, dass seine Kleidung die Menschen anzieht und neugierig macht auf sein Leben. Denkt er, Eitelkeit ist eine gute oder schlechte Eigenschaft? Eigentlich denkt er, es ist eine gute Eigenschaft, aber man sollte nicht zu viel Zeit dafür investieren. Kurz bevor man das Haus verlässt, darf man schon einmal vor dem Spiegel stehen und schauen, ob man so weg kann. Aber dafür braucht man keine zwei oder drei Stunden. Wann kam er das erste Mal nach Deutschland? 1998. Er ist für eine Show nach Deutschland gekommen und reiste nach Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München, also in alle großen Städte. Was war sein erster Eindruck von Land und Leuten? Die Leute waren begeistert, eine Shaolin Kung Fu Show sehen zu dürfen, und alle waren sehr freundlich und offen. Damals war Shaolin Kung Fu noch
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Paerfect
nicht so sehr bekannt in Deutschland und die Leute waren begeistert, einen echten Shaolin Mönch in real zu sehen. Gibt es etwas, was Sie gerne allen Menschen raten würden? Eine Lebensweisheit? Es tut ihm leid und er findet es schade, dass er auf diese Frage so wenig sagen kann. Er ist schon als Kind in einen Shaolin Tempel gegangen und hat dort 14 Jahre verbracht. Die Außenwelt kennt er also gar nicht wirklich. Er kennt und hat nur seine eigene Welt, deswegen kann er zu anderen Menschen nichts sagen und ihnen auch nichts raten. Außer viel Schlaf und er wünscht ihnen Gesundheit. Wären Sie lieber Vollkommen oder glücklich? Vollkommen. Wie würde er den Begriff Perfektionismus definieren? Perfekt ist für ihn ein gutes Leben. Das besteht aus zwei Teilen. Einerseits muss jeder auf der Welt genug zu essen und einen Platz zum Schlafen haben. Andererseits, für ihn selber, bedeutet Perfektionismus im Leben Kung Fu noch besser zu können und die Liebe dazu mit möglichst vielen anderen Teilen zu dürfen. Was war sein schönstes Erlebnis in der letzten Zeit? Als er von seinem Meister geschlagen worden ist. Er hat schlecht trainiert, einen Fehler gemacht und wurde beim Kampf besiegt. Das er besiegt worden ist war sein schönstes Erlebnis? Ja.
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Paerfect
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W i e p i u n p e
p e r f e k t s t r f e k t ?
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Artikel 02
Blond, Blöd, Blauäugig Ihre kinnlange, lockige Mähne fällt immer wieder verführerisch ins Gesicht, während sie langsam ihr mausgraues Kostüm auszieht und schließlich nur noch im weißen Hängerchen im Raum steht. Sie hat dieses gewisse Etwas, einen fesselnden Blick, Bewegungen, die vor Selbstbewusstsein strotzen und eine erotische Attitüde, die John alias Mickey Rourke um den Verstand bringt. Plötzlich tauscht sie ihr hauchdünnes Hemdchen gegen einen dicken Wollmantel und rennt die Wendeltreppe zur Dachterrasse hoch. Hier steht sie nun, über den Dächern von New York, dem Mantel auf dem Boden, splitterfasernackt. Als Elizabeth in »9 ½ Wochen« verkörperte Kim Basinger das Frauen-ideal der Neunziger, wurde zur blonden Verführung und beflügelte die Fantasien der Männerwelt. Traumfrauen, eine Gattung, die schon immer allgegenwärtig war und in den unterschiedlichsten Formen ihren Ausdruck findet. Vom vollschlanken Rubensweib über Spargeljane Twiggy bis hin zu Kates Heroin-Chic.
Z u m a b s o l u t e n Tr a u m f r a u e n j a h r z e h n t wurden jedoch die 50er Jahr g e k ü r t, m it i h r e n g l a m o u r ö s e n u n d g l a nz volle n Fi l m dive n. D e r M y t h o s M a r i ly n M o n r o e, S o p h i a L o r e n die Starke, die fast schon androgyne A u d r e y H e p b u r n , d i e v o r n e h m d i s t a n z i e r t G r a c e K e l l y , d i e B e rl i n e r i n H i l d e g a r d K n e f und die verführerische B r i g i t t B a r d o t In die Riege der Leinwandheldinnen reihen sich Hollywoodgrößen neben europäischen Filmstars. Alle gehören sie zur Gattung der Traumfrauen obwohl sie durch extreme Gegensätze gekennzeichnet sind. So steht Marilyn Monroe, ein Vollblutweib mit Vamp Allüre, im totalen Kontrast zu dem zurückhaltenden Typus einer zarten Kindsfrau wie Audrey Hepburn. Doch eines hatten sie alle gemeinsam: Sie wollten etwas verändern. Sie stellten den männlichen Blick auf die Frau in Frage, beleuchteten verlogene Moralvorstellungen und kämpften gegen die Prüderie und das Spießertum der Nachkriegszeit. Man befand sich in einer Zeit des kulturellen und politischen Umbruchs, in der es für die Frau eine neue Rollenverteilung gab. Zwar nahmen sie erneut widerstandslos die Aufgabe als Hüterin des Hauses an, wollten
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Pärvektionismuss
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sich aber nicht ausschließlich als »Heimchen hinterm Herd« definieren, sondern ihren eigenen Wünschen nachgehen. Vor allem in den Filmen sieht man den Zusammenprall von Männerfantasien und Realitätssinn, energische, selbstbewusste Frauen, die auf unterschiedlichste Weise ihre Ziele verfolgten und Schauspielerinnen die sich die Freiheit nahmen ihre Film-
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s p r o v o k a n t Französin Brigitte Bardot dem Spielfilm i e u c r é a l a f a m m e « sie durch ihre Nacktszene zum S exsy m b ol e
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rollen auch im wahren Leben zu verkörpern.
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Mit Schmollmund und rasanten Kurven eroberte sie die Herzen der Männerwelt, obwohl sie eigentlich einfach nur sich selber spielte und kein Geheimnis um ihr Begehren und ihre Sinnlichkeit machte. Sie spiegelte die Sehnsüchte der Menge wieder, strahlte unbändige Lebenslust aus, puren Sex und erreichte dadurch den Status einer Traumfrau. Doch nicht jeder konnte mit so viel Natürlichkeit überzeugen. Annekathrin Bürger musste für ihre erst Rolle einige Kilos abspecken, sich das Sächseln abgewöhnen und sogar ihren Namen ändern. Trotzdem hat das Ost-Berliner Mädchen mit Selbstbewusstsein überzeugt. Traumfrauen werden eben doch gemacht, schlüpfen in Rollen als Pin-up Girl, Nymphe, Femme fatal oder Vamp, erfüllen Fantasien und sind im Endeffekt doch alle nur menschliche Wesen mit Ecken und Kanten. Eine wirkliche Traumfrau gibt es wahrscheinlich als Einzelfigur auch gar nicht. Nicht in der 50er Jahren und auch nicht heute. Das hat die Community »Worth 1000« zum Anlass genommen, um auf ihrer Website einen Wettbewerb namens »Ultimate Celebrity auszuschreiben, indem es darum ging, die perfekte Schönheit aus der Kombination verschiedener Details von Popstars und Kino-Helden zu morphen. So entstanden verblüffend realistische
Ergebnisse, die fast schon zu perfekt
waren um schön zu sein.
25
So standen zur Wahl der »Miss virtuell Beauty« unter anderem Carlizina Jolectron, Michelle Theron und Fergalie Joston. Das rennen machte aber Ankira. Dieses Rasseweib hatte den vollen Mund und die großen Augen von Angelina Jolie, Gesichtsformen von Shakira und die Nase von Rachel Bilson.
D o c h « M i s s v i r t u e l l e B e a u t y « hat eine starke, reale Konkurrenz. N ä m l i c h » M i s s P e r f e c t « , K
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B
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di e 2005 zur er o ti s c h s te n Fr a u der Welt gewählt wurde. Wer immer noch denkt, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, d e r i r r t . Forscher haben errechnet, dass es wissenschaftliche Kriterien für die Schönheit gibt, die auf der ganzen Welt gleich sind. Ein symetrisches, reines Gesicht mit großen Augen und weißen Zähnen, glänzendem Haar, einer Taille, die ein Drittel kleiner ist als die Hüfte und drei Viertel des Brustumfangs misst. Dazu noch das Verhältnis von 0,7 zwischen Hüfte und Taille, und schon haben wir die universelle Schönheitsformel. Kelly Brook erfüllt alle diese Kriterien der messbaren Perfektion und ist somit das Ideal absoluter körperlicher Schönheit. Die Erklärung dafür liefern Psychologen und Hirnforscher. Der Mensch ist von Grund auf ordnungsliebend. Er sucht seine Umwelt nach Regelmäßigkeiten ab, die ihm das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen geben. So ist für ihn Symmetrie und Ebenmaß ein Zeichen dafür, dass in der komplexen Welt doch Ordnung herrscht und dass jedem unübersichtlichen Treiben Regeln untergeordnet sind. Der Mathematiker Georg Birkhoff hat in den 30ern diese Erscheinung in eine einfache Gleichung gesetzt. Sie lautet. »M=o/C«, und bedeutet, dass das ästhetische Maß (M) mit jenem der Ordnung (O) bei konstanter Komplexität © wächst, sprich »Symmetrie und Ordnung gleich schön. Das Schöne ist demnach nur ein Nebenprodukt unseres Ordnungsdrangs. Darüber hinaus haben Wissenschafter ein Hirnzentrum für das Bewerten von Schönheit entdeckt, welches beim Anblick von schönen Gesichtern
vermehrt das Glückshormon Dopamin ausschüttet.
Es gibt also beim beurteilen von Schönheit einen gemeinsamen universellen Nenner.
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Doch reichen das erfüllen einer mathematische Formel und ein symmetrischer Körper aus um eine Traumfrau zu sein? Da wir im Photoshop-Zeitalter leben, kann im Grunde jeder schön sein. Tiefenreine Hautporen, verschlankte Taillen, verkleinerte Nasen, vollere Brüste oder längere Beine. Nichts ist mehr unmöglich in der Welt des Retuschierens. Deswegen sind auch Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Persöhnlichkeit und Charakterstärke immer wichtiger, weil man sie nicht ebenmäßig durch OPs verschönern oder mit dem Zauberstab auf den Körper klicken kann. »Perfekt ist eben, wenn es doch nicht perfekt ist,« hat man schon in den 50er Jahren festgestellt. Trotzdem hört das Streben nach Vollkommenheit nie auf, obwohl Makel und Fehler einen Menschen zu etwas Besonderem besonders machen und aus der Masse heben. Erst dann ist man interessant, wenn etwas anders ist, das Gehirn nicht alles mühelos verarbeitet und ablegt sonder man im Gedächtnis bleibt. Also warum den uralten Rätsel nach der Traumfrau anhand von mathematischen Formel festlegen, wo wir doch alle wissen, dass uns bei einem Menschen mehr anzieht, als bloßes Aussehen. Haltung, Stimme, Geruch, Lebendigkeit, Witz und Intelligenz spielen ein genauso große Rolle. Wir können zwar dank der Wissenschaft eindeutig sagen, was das Schöne ist, doch was schön ist, bleibt von Mensch zu Mensch verschieden. Also warum nicht sich selbst als Maß aller Dinge sehen mit all unseren Einzigartigkeiten, unserer Natürlichkeit und Authentizität. Vielleicht ist das der beste Weg eine Traumfrau zu werden.
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Artikel 03
Bländwerk der Sinne
Die einen haben sie, die anderen nicht, gänzlich unverdient in jeder Hinsicht. Die Schönheit, ein Talent mit ganz besonderen Nebenwirkungen. »Der Bischof ließ sie laden, vor geistiger Gewalt, und musste sie begnaden, so schön war ihr’ Gestalt«, heißt es in der Sage von der schönen Loreley. Schönheit, ein Begriff ohne objektive Definition, der die Attraktivitätsforschung in die Zwickmühle treibt und zum Tricksen bringt. In Versuchen kommt es zu keinem Schönheitsindex, den ein Computer errechnet, sondern die Ergebnisse beruhen auf einen repräsentativen Querschnitt von Beurteilung des Schönen, einer Wahrheit durch Übereinstimmung. Die Schönheit ist und bleibt ein brisantes Thema in der Wissenschaft, dem man sich mit höchster Vorsicht nähert, da manche Forschungsergebnisse erschreckend war sind. Säuglinge mit größeren Augen und dickeren Pausbacken bekommen mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung, hübsche Kinder erhalten bessere Schulnoten, schöne Straftäter erteilt man mildere Umstände, weil Menschen »schön sein« mit »gut sein« gleich setzten. Für dieses Phänomen hat Platon einen eigenen Begriff ersonnen: Kalokagathia, »Zusammenfall von Schönheit und Güte«. Nun war die Menschheit Jahrhunderte lang der Überzeugung, das Schönheit relativ ist. Erst 1966 wurden die Weichen für die moderne Attraktivitätsforschung gestellt, und Evolutionsbiologen, Sozialpsychologen
sowie Wirtschaftswissenschaftler
bewiesen das Gegenteil. Mit Hypothesen, die den Namen »Bad gens«, »Structural powerlessness« oder »Runaway« tragen und der Erläuterung der »Hingucker-These«, der »Prototyp-Theorie« und des »Halo-Effektes« hat man den Mythos besiegelt, dass Schönheit reine Ansichtsache ist und im Auge des Betrachters liegt. Körperliche Schönheit ist quer durch alle Gesellschaftsschichten, Kulturen und Kontinente in ein klares Attraktivitätsmuster einzuteilen, das unabhängig von Alter, Beruf oder Geschlecht ist. Die Mischung aus den richtigen Zutaten 2001 kam mehr Klarheit in den Mythos Schönheit. Martin Gründl an der Universität Regensburg fotografierte 64 Studentinnen und 32 Studenten ii weißen T-Shirts, ungeschminkt und aus allen Attraktivitätsschichten. Mit Hilfe der Besucher des »Donau Einkaufszentrum« wurden die Studenten und Studentinnen per Mausklick auf einer 7-stufigen Attraktivitätsskala bewertet und anschließend von Gründl paarweise gemorphed. Die Resultate wurden noch so lange
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paarweise weiter verschmolzen, bis das
durchschnittlichste Durchschnittsbild entstanden ist. Beim zweiten Ranking im Donau-Einkaufszentrum kommt es zu einem eindeutigen Ergebnis: Je mehr Gesichter in das Durchschnittsbild eingingen sind, desto attraktiver war es. Sind schöne Gesichter also nur Mittelmaß? Kann der Durchschnitt das Optimum sein? Solche Fragen beantwortet David Perrett mit einem klaren »Nein, Durchschnitt ist nicht alles.« Sein Experiment bringt Klarheit: Er stellt aus 60 Frauen ein Durchschnittsbild her und aus den 15 attraktivsten Gesichtern seiner 1. Generation ein »Sexy-Gesicht«. Am Computer ließ er den Unterschied zwischen dem Durchschnittsbild und dem »Sexy-Gesicht« errechnen, um diesen in seinem dritten Gesicht karikaturistisch um 50 Prozent zu erhöhen.
D a s E r g e b n i s w a r h y p e r s c h ö n . Ei n G esic h t m it gr o ß e n Au ge n, h ö h er e n Augenbrauen, b etonten Wangenknochen, kleiner Nase und grazilerer Kiefer- und K i n n p a r t i e, d a s d i e Z ü g e e i n e s K i n d e s h a t. Das Kindchenschema erweckt nicht nur den Beschützerinstinkt, sorgt für fürsorgliches behandeln und erobert die Herzen der Menschen sondern steigert auch die Attraktivität. Davon profitieren jedoch nur die Frauen, bei denen das erwachsene Gesicht in seiner Entwicklung im kindlichen Stadium stehen bleibt, der Mann dagegen geht in die Richtung Neandertaler. Je durchschnittlicher und kindlicher umso schöner ist man also? Erstaunlicherweise genau das Gegenteil. Die Mischung aus Kindlichkeit und Reifezeichen wie hohe Wangenknochen senden die entscheiden Botschaft: »Ich bin jung aber schon alt genug.« Ein Blick hinter den Frontallappen Doch auch wer nicht alle Zutaten eines attraktiven Gesichtes vereint, wird zumindest beim betrachten eines hübschen Antlitzes freudig erfüllt. Mit Hilfe des Magnetresonanz-Tomographie konnten Forscher aufzeichnen, dass beim Erblicken eines schönen Frauengesichtes das Belohnungssystem im menschlichem Gehirn heftig aktiv ist. Innerhalb des Belohnungsapparates kommuniziert der Botenstoff Dopamin mit den Nervenzellen und erzeugt Vorfreude auf schöne Dinge, Glückseligkeit und Lust am Leben. Schönheit ist für das Gehirn eine Art Belohnung, freudige Erregung und in der biologischen Natur des Menschen verankert. Daneben spielt seine 2.Natur eine wichtige Rolle. Der Mensch ist von seinem sozialen Umfeld geprägt, von der eigenen Herkunft, dem persönlichen Geschmack, der Kultur und den unterschiedlichen Zeiten. In Jahren des Aufschwungs dominiert die Vorliebe für die kindliche Frau, in der jetzigen Wirtschaftskrise hingegen der reife Frauentypus. Manchmal ist unser kulturelles Verhalten auch stärker als das genetische Programm, wie man am Beispiel des Magerwahns sieht, der die Fruchtbarkeit wesentlich beeinträchtigt. Die Philosophin Simone Weil hat die den Einfluss, die Vorteile und Faszination des Mythos erkannt. »Schönheit bringt dich aus dem Gleichgewicht.« Wer die Macht der Schönheit leugnet, belügt sich selbst aber man darf nicht vergessen, dass jede Medaille zwei Seiten hat.
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Interview 02
»Wenn man Schönheit hat, dann ist das Glück.« Bisher kannte ich Schönheitskliniken nur aus dem Fernsehen. Heute betrete ich die Mang Medical One in Dortmund, um ein Gespräch mit dem Schönheitschirugen Sigurd Clemens zu führen. Wir werden von zwei netten, hübschen Damen an der Rezeption empfangen und gebeten, noch einmal kurz Platz zu nehmen, bis uns Herr Clemens in sein Büro holt. Er trägt einen schicken, grünen Arbeitskittel und strahlt eine vertrauensvolle Atmosphäre aus. Wäre ich seine Patientin, würde ich mich sofort bei ihm unters Messer legen.
a u s e i n e m S t ä d t c h e n i n B a y e r n R u h r g e b i e t s t u d i e r t Fach ausbi ld u ng zu m A llge m ei n chir ur ge n Sp ezi alisier u ng in Handchirurgie und plastischer Chirurgie z e h n J a h r e O b e r a r z t g e n u g N a c h t d i e n s t e u n d s c h w e r e Ve rl e t z u n g e n a n d e r e r S c h w e r p u n k t ä s t h e t i s c h e C h i r u r g i e Auf welches Körperteil schauen Sie bei anderen Menschen als erstes? Dr. Sigurd Clemens: Jetzt schaue ich auf die Mimik im Gesicht und die Falten im Gesicht, und ich sehe sofort, selbst bei Kindern, die Muskeln, die sich anspannen und die man auch mit Botox behandeln kann. Das ist automatisiert. Ich sehe sofort, auf einen Blick, die Falten und dass, was man machen kann, wenn es denn einen stören sollte. Mich stört es nicht, nur ich sehe es sofort. So wie Kardiologen alles über ein EKG philosophieren können, kann ich über die Falten im Gesicht philosophieren. Das wäre jetzt auch eigentlich meine nächste Frage gewesen, ob Sie auch manchmal bei der ersten Begegnung über Menschen urteilen? Nach dem Motte: »Ach, die könnte sich aber mal die Nase richten lassen?« Wir tuen das in der Mode ja auch. Klar denke ich mir schon, der könnte jetzt dies und der … Aber ich sage das nie. Halten Sie sich für perfekt? Nein, überhaupt nicht. Und wie sieht es in Ihrem Job aus? Sind Sie da Perfektionist? Ja, ich versuche das optimal zu machen. Ich sage immer, das höchste ist für mich eigentlich, die Perfektion einer Monospezialität. Das ist eigentlich
Fotos Leif M
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mein Ziel, und wenn ich jetzt noch einmal Examen hätte, würde ich nach dem Medizinexamen sagen, ich mache gleich eine Subspezialisierung. Das habe ich nicht gewollt, als ich Examen hatte. Ich wollte wissen, wie sieht es in den Bäuchen der Menschen aus, ich wollte zersplitterte Knochen haben. Heutzutage denke ich anders. Vielleicht würde ich eine schnelle Ausbildung machen, und mich dann ganz konzentrieren auf facelift oder nur Brüste. Wie definieren Sie Perfektionismus? Das definiere ich mal chirurgisch. Das heißt, mit möglichst wenig Gewebedramatisierung und mit einer maximalen Kapazität an Sicherheit effizient sein, dass heißt möglichst viel erreichen mit einem geringen Risiko. Und nicht schaden. Das ist auch ein großes Problem in der plastischen Chirugie, dass man keinen Schaden zufügt, dann gibt es auch immer gleich eine Klage. Auf jeden Fall haben Sie einen enormen Druck, da Sie die Schönheit eines Menschen in ihrer Hand haben. Ja, der Patient und der Chirurge müssen auch zusammen passen. Dass heißt, ein Patient der mir im Gespräch seine Erwartungshaltung schildert, von der ich weiß, dass ich sie nicht befriedigen kann, den operiere ich nicht. Wir sind schon ein Unternehmen und natürlich muss ein Unternehmen auch wirtschaftlich funktionieren, das Geld kommt immer hinterher, das ist niemals primär. Primär ist immer, dass man das, was man macht, gut vertreten kann. Das die Erwartungshaltung des Patienten kongruent ist mit dem, was ich machen kann.
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Würden Sie ein Familienmitglied operieren? Wenn der etwas operiert haben möchte, was ich ganz besonders gut kann. Glauben Sie Schönheit ist ein Talent? Das, was schön ist, liegt erstens im Auge des Betrachters, und das sind sicherlich ganz bestimmte Proportionen usw. Ich glaube, wenn jemand schön ist, hat er Glück gehabt. Glück, dass er so gute Gene hat. Ich habe eine Zeit lang in Stuttgart gearbeitet, auch in einer Metical bond Klinik, Ich habe in der Zeitung gelesen, dass 30 km von Stuttgart, in Tübingen, eine Ausstellung im Amerika-Haus ist über amerikanische Soldaten, die im Kriegseinsatz im Irak verwundet worden sind. Der Journalist, der diese Ausstellung gemacht hat, hat ein Bild von den Soldaten und auch Soldatinnen gemacht wie sie ausgesehen haben vor der Verletzung und wie er/sie jetzt aussieht und hat eine kleine Geschichte dazu geschrieben. Im Wesentlichen war es eine fotografische Ausstellung. Die Fotos haben schon alles gesagt. Da war ein Soldat, der gesagt hat, er war immer der Schöne, am College und in der Universität, doch durch seinen Kriegseinsatz hat er schwere Verletzungen bei einer Explosion bekommen und sein Gesicht war komplett weg. Das hat mir gezeigt, wenn man Schönheit hat, dann ist das Glück. Wie wichtig, wie viel Macht hat Schönheit in unserer Gesellschaft wirklich? Ich denke schon, dass die Schönheit eine recht große Macht hat. Der Mensch kann sich nicht gegen das Schöne wehren. Es ist ja auch erwiesen, dass schöne Schüler selbst in der Grundschule die besseren Noten haben. Es ist auch sicher, dass schöne Menschen weniger harte Strafen bekommen. Wer schön ist, hat es einfach leichter, vor allem Frauen, die brutal schön sind, aber auch Männer. Hier kommen viele schöne Frauen rein, manchmal haut es mich um, da zittern mir die Knie. Und dann kommen sie noch zu Ihnen, obwohl sie schon so brutal schön sind? Die wollen ja oft nur eine Kleinigkeit. Botox oder so etwas. Wann denken Sie, Schönheitswahn ist krankhaft? Das ist, wenn es eine Dysmorphophobie ist, dass heißt, wenn Leute völlig normal sind und völlig normal aussehen, aber denken, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmt. Z.B. sie haben eine top Nase und sie sagen, diese Nase muss operiert werden. Diese Patienten sieht man zwar in der plastischen Chirugie sehr selten, aber man sieht sie. Und das ist selbstverständlich etwas, wo man niemals operieren darf. Man muss also immer daran denken, dass es sowas gibt. Und dann gibt es noch den Thersites Komplex, der hat dann eine Nase, wo man sagen kann, ok, der hat einen superkleinen Höcker, das ist eine superkleine Sache, die man machen kann, aber man merkt, dass diese Kleinigkeit einen unglaublichen, übermäßig hohen Stellenwert beim Patienten hat. Das ist auch etwas, wo man nicht operieren darf, weil der Patient gestörte Erwartungshaltungen hat, die nicht erfüllt werden können, und das führt zu Problemen. In Deutschland sind schon ein paar Operateure vor allem von männlichen Patienten deswegen umgebracht worden. Man muss sich also alles, was man operiert, sehr gut überlegen.
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Wie definieren Sie das Zusammenspiel zwischen Körper und Kleidung? Es ist etwas, was ich immer sehe, ich sehe, wie die Patientin angezogen ist. Eine schöne Frau, die eine Jeans anhat und ein T-Shirt anhat, ist superschön und superschön angezogen. Das hat auch mit Geld nichts zu tun. Schönheit, die sich vermarkten lässt, die wird auch vermarktet und teilweise gemacht. Ich habe immer gesagt, lasst mich 2 bis 3 Stunden durch die Stadt gehen, dann finde ich mindestens zwei oder drei Mädels die so schön aussehen wie Claudia Schiffer. Schönheit ist auch nichts super seltenes, nur das Gesicht von der Claudia Schiffer ist sehr hoch stilisiert durch Markmechanismen, aber es gibt viele, ganz namenlose schöne Frauen. Kann die Kleidung einen schönen Körper entstellen? Ich denke eher andersrum, dass man seine nicht so ganz wahnsinnige Schönheit durch Kleidung etwas kaschieren kann. Welche inneren Werte zählen für Sie? Verlässlichkeit. Welches Model oder Star kommt ihrer Meinung nach ziemlich gut an ihre Vorstellung von Perfektionismus im Körperlichen hin? Claudia Schiffer ist zum Beispiel für mich eine schöne Frau, hier zu mir kommen aber auch Frauen, die schöner sind als Claudia Schiffer. Ganz normale Frauen. Natürlich nicht jeden Tag, aber ab und zu, also in der Woche sehe ich zwei bis drei ultraschöne Frauen, die für mich die schönsten von der Welt sind. Was ist Ihr Schönheitsideal? Wenn das Gesamtbild schön ist, ohne dass ich jetzt das Gesicht durchmesse. Ich sehe sofort, die Taillie, der Oberbauch, der Unterbauch, da stimmt alles. Gibt es ein Körperteil, das Sie sich wünschen würden in der Mode mehr inszeniert zu sehen? Nein, gar nicht. Ich denke, die Modeleute sehen von sich aus, was im Trend ist, was geht. Denen kann ich nichts sagen, dass bekommen die alle viel besser hin als ich. Aber Mode finde ich was Spannendes. Was sind die Trendprognosen in der Schönheitsindustrie? J-Lo-Po? Es sind schon Trends da, z.B. sind in den letzten Jahren die Fettabsaugungen weltweit zurückgegangen. In Amerika kommen die Po-Implantate immer mehr, in Südamerika sind sie schon stark. Es nimmt zwar alles zu aber die operativen Eingriffe nehmen lange nicht so zu wie die Minimalinvasive, wie Unterspritzungen, Faltenbehandlungen, Peelings usw. Und welche Fortschritte gibt es in der Zukunft der Schönheitschirurgie? Das mit einem möglichst Minimalinvasiven Eingriff ein guter Effekt erreicht wird, bei einem minimalen Risiko. Dann lassen sich auch immer mehr Menschen operieren. Und das erreicht man einer Meinung nach durch eine Perfektionierung von Monospezialitäten. Es gibt die Studie, dass wir den Menschen lieber helfen, die uns sympathischer sind, die ähnliche Gesichtszüge haben wie wir ... ... also, das würde ich jetzt nicht so unterstützen, z.B. eine schöne Frau mit langen, blonden Haaren ist mir überhaupt nicht ähnlich, weil ich gar keine Haare mehr habe, und ich finde sie trotzdem ganz schön und oft auch sympathisch.
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Was war Ihr größter Fehler? Da fragen Sie jetzt einen alten Mann. Ich kann bestimmt dazu etwas sagen, aber da müsste ich jetzt erst einmal 3 Minuten nachdenken. Da geht doch bestimmt auch was spontan. Ich habe einen kleinen Jungen, der zwölf Jahre alt ist und dem versuche ich, auch alle meine Erfahrungen im Leben zu erzählen, damit er es mal klüger macht als ich. Ich denke, dass man im Leben inne halten muss. Für mich gibt es zwei wichtige Stellen im Leben, wo man inne halten muss. Die eine ist nach dem Abitur, was mach ich danach und wohin ich mich orientiere. (zum Fotografen) Fotografie finde ich übrigens auch sehr interessant. Ich würde sagen, im nächsten Leben werde ich Fotograf. Wie wäre es mit Modefotograf, dann haben Sie gleich zwei ihrer versteckten Leidenschaften vereint. Genau, Modefotograf mit netten Mädels, dass macht mir total Spaß und ich habe nicht das lästige Risiko eines Chirurgen. Da habe ich es viel einfacher. So bin ich mit dem Kopf schon sehr beschäftigt, auch eben weil es operativ ist. Das muss alles laufen. Da denke ich schon am Wochenende manchmal darüber nach, alles muss immer genau eingezeichnet werden, alles muss gut gehen. Dann liegt auch schon die nächste auf dem Tisch. Das ist anstrengend, ich kann mich gar nicht den Frauen so widmen wie ich es gerne möchte, weil mein Kopf chirurgisch angestrengt ist. Wann war jetzt die andere Stelle im Leben, an der man inne halten sollte? Nach dem Abi und ...? Nach dem Examen, dass sage ich Ihnen auch, weil Sie beide jung sind. Das sind für mich Schlüsselstellen in denen man inne halten sollte, mit Freunden sprechen, dass man das, was man macht, bewusst macht. Noch eine letzte Frage: Welche gefährliche Falte haben sie bei unserer ersten Begegnung in meinem Gesicht gesehen? Die Nasolabialfalte aber ...
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Fotostrecke 01
H a p p y Birthday M r . President Fotos Leif M Bene Brandhofer Styling Christine Neder Haare & Make-up Jana Reuber Model Monika Cieslar
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Interview 03
»Es zählt immer mehr das Bild nach außen« Jedes mal fühle ich mich wie erschlagen, wenn ich die Universität betrete. Dieser Riesengang, der dem Terminal eines Flughafen gleicht. Die Menschenmassen, die an dir vorbeiströmen. Heute gehe ich jedoch in ein kleines Nebengebäude. R5-148, die studentische Beratungsstelle. Wir haben einen Termin mit Carmen Kropat, die seit November letzten Jahres an der Universität in Bielefeld arbeitet. Sie bittet uns in ihr kleines Beratungszimmer und macht vor dem Gespräch noch schnell alle ihr kleinen Lampen an, um eine gemütliche Atmophäre zu schaffen. Als aller-
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erstes fällt mir das große Kirschblütenbild an einer der Wände
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auf. So ein ähnliches habe ich auch im Shaolin Tempel gesehen.
Wen oder was siehst du, wenn du Früh in den Spiegel schaust? Jemand, der sehr müde ist. (lacht) Sind dir Menschen, die dich an dich selbst erinnern, automatisch sympathischer? Erstmal sympathischer vielleicht ja aber ich habe so viele Freunde, mit denen ich so ganz eng verbunden bin und die mir auf den ersten Blick und bei der ersten Begegnung oft sogar unsympathisch waren, und ich dachte, dass passt gar nicht zwischen uns. Was sind solche Sachen, die dir auf den ersten Blick erst einmal unsympathisch erscheinen oder dich ein bisschen abschrecken? Wenn jemand unähnlich ist vom Charakter, oder wenn Leute so extrem laut und aufgedreht sind, finde ich das schwierig. Studien zufolge helfen wir denjenigen lieber, die uns ähnlich sind. Hast du das bei dir auch schon bemerkt, dass Studenten rein kommen, zu denen du sofort einen besseren Draht hast? Ob ich ihnen mehr helfen möchte, weiß ich nicht, aber es ist oft einfacher, wenn sie ähnlich sind, weil man dann schon besser weiß, wie sie funktionieren. Wenn jetzt jemand ganz anders ist, bräuchte ich länger und müsste mir auch mehr Gedanken darüber machen, wie der jenige tickt und was er für Gedanken im Kopf hat. Gab es auch schon mal jemand, bei dem du gar nicht raus finden konntest wie er tickt? Bei manchen ist es einfacher, da weiß man es schneller und bei manchen Menschen ist es schwieriger, aber dass man so überhaupt gar nicht weiß, wie jemand denkt ... Kommt sicher auch vor, aber da kann ich mich jetzt gar nicht daran erinnern, dass mir das schon einmal passiert ist. Es kommt schon öfters vor, dass ich nicht so ganz zutreffende Hypothesen über die Leute habe und um was es geht, aber eigentlich geht es doch um etwas anderes. Und darum ist es in der Arbeit ganz wichtig, wenn man mit Hypothesen arbeitet, sich das ganz offen zu halten und immer wieder zu überprüfen, stimmt das auch oder stimmt es nicht. Da gab es auch schon Fälle, bei denen etwas komplett anderes raus kam als ich vorher gedacht hatte. Was war die wichtigste Sache, die du von jemand anderen gelernt hast? Meditation Ist ja ein witziger Zufall, Meditation spielt später bei meinen Interviewfragen auch noch eine Rolle. Wer hat dich darauf gebracht? Mein Exfreund letztendlich. Durch ihn habe ich es kennen gelernt. Könntest du dir vorstellen, in einem Einzelbüro den ganzen Tag allein und abgeschottet zu arbeiten? Nein, überhaupt nicht. Mir war von Anfang an klar, dass ich mit Menschen zusammenarbeiten möchte. Ich habe es mal ganz gerne, wenn ich so alleine vor meinem Schreibtisch gelegentlich rumprodeln kann, aber so den ganzen Tag, ohne Menschen, auf keinen Fall. Was liebst du am meisten an deinem Beruf, außer den Menschenkontakt? Dass ich Entwicklungen begleiten darf. Mein Job ist es ja auch Entwicklungen mit anzustoßen oder mit zu reflektieren und daran Teil zu haben. Das ist eigentlich das Schönste.
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Vielleicht kannst du noch ein bisschen mehr von deinem Arbeitsalltag erzählen. Du hast mir geschrieben, dass du mit Langzeitstudenten zu tun hast, bei denen auch oft das Thema »Perfektionismus« eine große Rolle spielt? Kann man es wirklich als Krankheit bezeichnen oder einfach nur übertriebenen Eifer? Also Perfektionismus an sich ist ja keine Krankheit und es kann ja auch etwas ganz Hilfreiches sein, dass man Sachen besonders gut macht. Manchmal kommen dann aber Situationen, wo man nicht mehr weiter kommt, weil man so perfektionistisch ist, dass man einfach Sachen nicht mehr abschließt. Das ist dann häufig bei den Langzeitstudenten der Fall. Wenn sie z.B. eine Abschlussabeit schreiben und dann so lange daran rumarbeiten und die ganze Zeit das Gefühl haben, es ist immer noch nicht gut genug und es deswegen nicht zum Abschluss bringen können. Oder, dass sie für eine Prüfung so lange lernen bis sie hoffen, dass sich ein Gefühl einstellt, das sich aber nie einstellen wird, nämlich dass man alles weiß. Wie finden diese Studenten den Weg zu dir um sich helfen zu lassen? Sie kommen meist her, weil sie Schwierigkeiten haben, ihr Studium fort zusetzten oder abzuschließen, oder weil sie überlegen, ihr Studium ganz abzubrechen und schauen was es für Alternativen gibt. Manchmal wissen sie auch, was ihnen fehlt z.B. irgendwelche Lern- und Arbeitstechniken, manchmal ist aber auch unklar, woran es liegt. Es kann auch an persönlichen Krisen oder auch psychischen Problemen liegen. Und dann ist ja auch erstmal mein Job herauszufinden, worum es denn eigentlich geht. Kann man sagen, dass Perfektionismus in unserer Gesellschaft, jetzt nicht nur bei Studenten, als eine Art Modekrankheit zu sehen ist, durch den immer größer werdenden Druck von außen? Wir haben erst beim Mittagessen darüber gesprochen. Heute? Heute, genau. Und ich bin mit einer Kollegin zusammen der Meinung, dass Perfektionismus eher abnimmt. Es gibt zwar den Druck, gute Leistung zu erbringen, aber auch die Vorraussetzung immer schneller zu sein, und je schneller man ist, desto weniger gründlich kann man die Sachen ja machen. Die Schnelllebigkeit ist also stärker als die Genauigkeit? Ja, es zählt auch immer mehr das Bild nach außen, ein möglichst gutes und perfektes Bild zu tragen, aber nicht wirklich gründlich in die Tiefe zu gehen. Im Gegensatz zu den Abschlussarbeiten, wo man denkt: »Ich muss das jetzt ganz wissenschaftlich durchdringen und fünf Autoren nehmen, auf die ich mich beziehe. Die Selbstdarstellung wird also immer wichtiger als der Perfektionismus. Das sieht man auch beim Bachelor Studiengang. Die Anforderungen sind da ja schon so hoch durch die Stunden die man anwesend sein muss, dass man es gar nicht schafft sich so viele Stunden zu Hause noch hinzusetzten und das Ganze vorzubereiten und nachzubereiten. Was sind die Auslöser oder Gründe für diese Art von Perfektionismus? Ich habe schon oft gelesen, dass die Erziehung ein wichtiger Faktor ist? Da ich eine therapeutische Ausbildung habe, würde ich das auch sagen. Es sind Lernerfahrungen und wenn etwas problematisch wird, ist das immer ursprünglich eine Bewältigungsstrategie, dass man irgendetwas anderes auslässt. Beim Perfektionismus hat man oft mit einem anderen Selbstwertgefühl zu tun. Man möchte es ausgleichen, dass man sich nicht wohl fühlt mit sich selber und man versucht irgendwie durch äußere Leistung das quasi aufzufüllen. Bei manchen ist das dann eben so, dass die Familie sehr leistungsorientiert war, aber es kann auch das Gegenteil sein, dass die Familienverhältnisse sehr chaotisch waren oder man wenig
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Aufmerksamkeit bekommen hat und darüber das kompensiert. Wie kannst du den Betroffenen dann helfen, dass sie das wieder in den Griff bekommen? Aus dem Ansatz, aus dem ich jetzt komme, schaut man halt, was für Gedanken da sind, die mit Perfektionismus verbunden sind und vor allem auch was für Gefühle, denn oft ist es so, man sagt zu den Menschen: »Mach doch mal ein Experiment, schludder es so hin und guck mal, was passiert.« Oft ist es dann so, dass da ganz viel Angst entsteht. Die Leute machen es auch oft nicht, weil sie schon vorher wissen, dass sie Angst bekommen weil Perfektionismus auch mit Kontrolle zu tun hat. Wenn ich es perfekt mache, habe ich es unter Kontrolle und sobald ich irgendwelche Fehler mache, gleitet mir alles aus der Hand. Um das eben zu thematisieren und zu reflektieren und dann auch zu gucken, wie man das verändern kann in flexiblere Gedanken wie z.B., »Ich bin liebenswert, auch wenn ich Fehler mache.« Das muss man dann auch an einfachen Sachen ausprobieren, Aufgaben mal nicht perfekt machen um zu schauen, wie reagieren die Leute wirklich. Da sind oft Fantasien da, die gar nicht eintreten wie: »Oh Gott, dann finden mich alle schrecklich und alle lehnen mich ab und keiner mag mich mehr. Es ist wichtig die Erfahrung zu machen, dass das gar nicht stimmt.
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Hast du im Nachhinein auch noch ein freundschaftliches Verhältnis zu deinen Patienten? Nein, das ist hier eine Beratungsstelle, die Leute kommen, schildern ihr Problem, dann schauen wir uns das an und versuchen, eine Lösung zu finden und dann sind die auch wieder weg. Wenn ich Glück habe, bekomme ich irgendwann noch mal eine Mail, dass sie die Prüfung gut bestanden haben. Kannst du immer die nötige Hilfe leisten? Nein, es gibt auch Fälle, wo ich nicht weiter weiß oder Fälle, wo ich das hier nicht abdecken kann, zum Beispiel wenn jemand eine Psychotherapie braucht, ist das vom Umfang her hier zu viel. Ist es vor allem deinem Beruf sinnvoll immer die Wahrheit zu sagen? Ja, aber so, dass der andere es nehmen kann. Es hilft auf jedenfall nicht, den Leuten irgendwas vor den Kopf zu knallen. Wie sieht es mit meditieren aus? Könnte das eine alternative Heilmethode gegen den Stress und die Angst sein? Ich würde es nicht als alternative Heilmethode sehen, aber als ergänzende. Man weiß ja, dass Meditation Entspannung bringt. Ich mache auch öfters mit Leuten Achtsamkeitsübungen, um einen Abstand zu den inneren Gedanken und Gefühlen zu bekommen und ein bisschen mehr Puffer, um sich das einmal von außen anzusehen. Nutz du meditative Techniken hier in deiner Arbeit? Bei manchen Leuten, ja. Aber ich meditiere jetzt nicht mit ihnen, sondern schlage das vor, gebe Anleitungen mit oder so etwas. Was machst du selber für eine Art von Meditation? Buddhistische Meditation Was ist das genau? Das sind Diamantfixmeditationen, die gehen in verschiedene Richtungen in den Buddhismus und sind Meditationen auf Buddhaform. Das können formlose Meditationen auf den Atem sein oder Meditationen, welche die eigenen Qualitäten heraus bringen durch eine Identifikation. Denkst du, es gibt Menschen, die im perfekten Einklang mit sich und der Welt sind? Ja. Meditationsmeister. Könntest du dir denn so ein Leben vorstellen? Das Leben eines Meditationsmeisters oder buddhistischen Mönches? Also ich mag nicht Nonne werden. (lacht) Generell finde ich eine Auseinandersetzung mit einen anderer Weltanschauung total spannend und toll, nur welchen Weg man dann geht, ob man versucht, es im Alltag mit einzubringen oder im ganzen Leben und ins Kloster geht, dass muss dann jeder für sich selber entscheiden. Ich könnte mir das Leben im Kloster nicht vorstellen. Was denkst du, könnte noch ein Weg sein um glücklich und zufrieden zu werden, abgesehen vom Meditieren? Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sicht auf die Welt. Man sagt ja auch oft, Menschen studieren Psychologie um sich selbst zu heilen. Ja, ja man hört immer: Ihr habt doch alle selber einen Schaden (lacht).
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Nein, so war das jetzt nicht gemeint. Man spezialisiert sich ja dann auch auf einen Bereich, in den man später tätig ist, vielleicht auch, weil man schon selber darin Erfahrungen gesammelt hat? Ich habe es nicht aus dem Grund studiert, sondern weil ich das super spannend fand und es einer der Jobs ist, wo man den Menschen am nähesten ist und am meisten mitbekommt. Generell denke ich auch, dass ich durch mein psychologisches Wissen in machen Situationen im Vorteil bin, weil ich weiß, wie ich damit umgehen muss, aber wenn es wirklich schwerwiegende Probleme sind, dann kann man sich auch nicht selber helfen. Sehe ich es auch richtig, dass Perfektionisten sich nicht nur innerlich unter Druck setzten, sondern auch oft mit ihrem Äußeren nicht zufrieden sind und Perfektes erreichen wollen? In manchen Fällen ist es beides, aber oft ist es auch nur eins von beiden. Obwohl, ich weiß gar nicht, ob es äußeren Perfektionismus ohne inneren gibt. Da müsste ich erst länger drüber nachdenken. Eigentlich ist ja Magersucht auch eine Art Perfektionismus? Ja, das hängt damit stark zusammen.
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Hast du damit auch schon Erfahrungen gemacht? Ja, ich habe mal in einer Klinik für Essstörungen gearbeitet, während des Studiums. Bei Magersucht ist es auch ganz stark, dass das innere Erleben mit Perfektionismus gemessen wird. Du hast bestimmt nach all den Jahren schon ein gewissen Gespür für Menschen bekommen. Kannst du auf den ersten Blick in die Seele schauen? Ich glaube, ich bin keine intuitive Menschenkennerin, ich muss immer mit den Menschen reden. Mindestens 5 Minuten. Ich trage heute einen roten Pulli. Glaubst du, dass ich dadurch mehr Energie habe? Dass sich Farben auf das Gemüt übertragen? Ich habe keine Ahnung von Farbpsychologie. Aber rein psychologisch machen die Farben, in denen man sich wohl fühlt, auch eine bessere Stimmung. Sind Kleider für das Wohlbefinden da oder Statussymbol? Beides Welcher Modetyp bist du? Keine Ahnung. Hast du einen Lieblingsdesigner? Lieblingsdesigner nicht, aber ich stehe im Moment sehr auf individuell gestaltete Röcke, aber ich trag auch ganz viel Jeans und Pulli. Wenn die Mode eine Geisteskrankheit wäre, welche könnte es sein? Die Sucht nach Aufmerksamkeit.
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Artikel 04
Was muß, dass muß Hochtemperatur-Supraleitung für verlustfreien Stromtransport, Teleportation von Quantenzuständen zur Erzeugung von Zwillingsphotonen mit einem Laser in einem optischen Kristall und die erste Hirntransplantation rückt auch Schritt für Schritt näher. Es ist immer mehr technisch und medizinisch möglich, also warum soll es nicht machbar sein, ein perfekter Mensch zu sein? Die weltweite Entwicklung im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich fördert das Perfektionistentum nicht weniger als die Medien es tun. Für sie gibt es nur einen klaren, einfachen Weg zum vollkommenen Glück: perfekt sein. Wenn ich
mit der perfekten Figur und dem perfekten Styling
in der perfekten Küche, meines perfekten Hauses den perfekten Kuchen für meinen perfekten Mann und den noch perfekteren Kinder backe habe ich das perfekte Leben. Schließlich bekommen wir ja auch genug literarischen Beistand zum Erreichen dieser idealisierten Welt.
» D i e p e r f e k t e L i e b h a b e r i n «, »Die perfekte Figur«, » M i t B o d y s c u l p t i n g z u m E r f o l g «, »D er p er fe k te Ta g« o d er B a b aji s »Lehre der perfekten Gesundheit.« I d e a l , o p t i m a l , g e n i a l ! Adjektive, die nicht mehr als besonders wünschenswert
sondern
als lebensnotwendige Vorraussetzung gehandhabt werden. Bücher mit Titeln wie »Eine fast perfekte Frau« finden wir nur noch in antiquarischen Buchhandel. Perfektionismus steht ganz oben auf der IN-Liste, aber er ist definitiv nicht der Weg zum Glück, auch wenn wir uns das oft selber vorlügen. Natürlich haben wir unsere Vorstellungen, wie alles sein sollte, wenn es ideal ist: Bewunderung von anderen, Anerkennung für die Arbeit die wir leisten, Vollkommenheit im Familienleben. Doch sind die Dinge und Personen keine Ideale, die wir wie Spielsteine aufs richtige Feld setzten um den Jackpot zu knacken und alles zu bekommen. Perfektionismus bleibt ein unerfüllter Menschheitsraum mit illusorischen Maßstäben. Man kann nicht alle Ziele erreichen, da man ein menschliches Wesen ist, stetig am Entwickeln, Lernen und somit auch Fehler machend. So erreicht man mit dem unbändigen Streben nach Vollkommenheit kein erhofftest Glück, dafür aber dauernde Unzufriedenheit, Stress und Depressionen. Doch oft treibt uns die Versuchung nach Vollkommenheit in die Falle, wie die Maus ein Stückchen reifer, würziger Allgäuer Bergkäse. Peng! Genickbruch.
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F ü r d i e U r s a u n d M o t i v e d i i r r a t i o n a l e n S u c h t s t g i b t e s k e klare und eindeutige A
c h e n e s e s r e b e n s i n e n t w or t.
Es ist ein Zusammenspiel zwischen biologisch-erblichen, persönlichkeitsbedingten, familiären und gesellschaftlichen Faktoren. Mann kann aber klar zwischen zwei Typen entscheiden: der introvertierten oder der extrovertierten Persöhnlichkeit. Der extrovertierte Perfektionist sammelt Bewunderung und Anerkennung wie andere Briefmarken. Seine Wirkung auf andere geht ihm über alles und er demonstriert auch gerne sein Können vor der Konkurrenz. Dazu kommt, dass er einen scharfen Blick für die Fehler anderer hat und so lieber alles selber machen möchte, bevor er es Stümpern anvertraut. Der introvertierte Typ stellt die hohen Maßstäbe an sich selbst. Im Alltag scheint er unauffällig doch kämpft er ständig mit dem Gefühl nicht gut genug zu sein für diese Welt. Dumm, hässlich, nichts nützig würde er sich mit drei Adjektiven selbst beschreiben. Beide verbindet das Streben nach Vollkommenheit und der Irrglaube dieses Ziel jemals erreichen zu können. Denn auch wenn man alles gibt, heißt es nicht automatisch, dass es so läuft, wie wir uns das vorstellen.
Wir denken, als M i t a r b e i t e r , 110 Pr ozent gibt,
ein d e r
perfekter i m m e r
sich keinen Fehler erlaubt und strengstens darauf achtet, dass auch die anderen keinen machen, werden wir befördert. In Wahrheit werden wir für unsere nervige Besserwisserei und Fehlerlosigkeit von den Kollegen als unnahbar und unsympathisch empfunden. Die ständige Höchstleistung, die wir absolvieren, artet in Stress, Hektik und Unachtsamkeit aus. Wir verzetteln uns total und ehe wir uns versehen, wird der faule Kollege befördert anstatt wir. Welcher Chef möchte denn auch einen Kollegen befördern, der mehr leistet und höhere Qualifikationen hat als er als Chef! Der könnte ihm nur gefährlich werden. Um nicht später als perfektionistischer Burn-Out Kandidat im Berufsleben zu stehen, sollte man schon im Studium lernen, dass es immer jemanden gibt, der es besser kann. Der Trend im Hörsaal geht eindeutig zum Konkurrenzdenken und Vergleichswahn, der durch das verschulte Bachelor-System auch immer größer wird. Alle fangen zur gleichen Zeit, mit den gleichen Vorraussetzungen an und hören die gleichen demotivierenden Sprüche von den Professoren: »Sehen sie sich ihren linken und rechten Banknachbarn gut an — in ein paar Jahren wird nur noch einer von ihnen hier sitzen.«
Da springen die
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Hochtemperatur-Supraleitung für verlustfreien Stromtransport, Teleportation von Quantenzuständen zur Erzeugung von Zwillingsphotonen mit einem Laser in einem optischen Kristall und die erste Hirntransplantation rückt auch Schritt für Schritt näher. Es ist immer mehr technisch und medizinisch möglich, also warum soll es nicht machbar sein, ein perfekter Mensch zu sein? Die weltweite Entwicklung im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich fördert das Perfektionistentum nicht weniger als die Medien es tun. Für sie gibt es nur einen klaren, einfachen Weg zum vollkommenen Glück: perfekt sein. Wenn ich mit der perfekten Figur und dem perfekten Styling in der perfekten Küche, meines perfekten Hauses den perfekten Kuchen für meinen perfekten Mann und den noch perfekteren Kinder backe habe ich das perfekte Leben. Schließlich bekommen wir ja auch genug literarischen Beistand zum Erreichen dieser idealisierten Welt. Adjektive, die nicht mehr als besonders wünschenswerte sondern als lebensnotwendige Vorraussetzung gehandhabt werden. Bücher mit Titeln wie »Eine fast perfekte Frau« finden wir nur noch im antiquarischen Buchhandel. Perfektionismus steht ganz oben auf der IN-Liste, aber er ist definitiv nicht der Weg zum Glück, auch wenn wir uns das oft selber vorlügen. Natürlich haben wir unsere Vorstellungen, wie alles sein sollte, wenn es ideal ist: Bewunderung von anderen, Anerkennung für die Arbeit, die wir leisten, Vollkommenheit im Familienleben. Doch sind die Dinge und Personen keine Ideale, die wir wie Spielsteine aufs richtige Feld setzten um den Jackpot zu knacken und alles zu bekommen. Perfektionismus bleibt ein unerfüllter Menschheitsraum mit illusorischen Maßstäben. Man kann nicht alle Ziele erreichen, da man ein menschliches Wesen ist, stetig am Entwickeln, Lernen und somit auch Fehler machend. So erreicht man mit dem unbändigen Streben nach Vollkommenheit kein erhofftes Glück, dafür aber dauernde Unzufriedenheit, Stress und Depressionen. Doch oft treibt uns die Versuchung nach Vollkommenheit in die Falle, wie die Maus ein Stückchen reifer, würziger Allgäuer Bergkäse. Peng! Genickbruch. Es ist ein Zusammenspiel zwischen biologisch-erblichen, persönlichkeitsbedingten, familiären und gesellschaftlichen Faktoren. Mann kann aber klar zwischen zwei Typen entscheiden: der introvertierten oder der extrovertierten Persönlichkeit. Der extrovertierte Perfektionist sammelt Bewunderung und Anerkennung wie andere Briefmarken. Seine Wirkung auf andere geht ihm über alles, und er demonstriert auch gerne sein Können vor der Konkurrenz. Dazu kommt, dass er einen scharfen Blick für die Fehler anderer hat und so lieber alles selber machen möchte, bevor er es Stümpern anvertraut. Der introvertierte Typ stellt die hohen Maßstäbe an sich selbst. Im Alltag scheint er unauffällig doch kämpft er ständig mit dem Gefühl nicht gut genug zu sein für diese Welt. Dumm, hässlich, nichts nützig würde er sich mit drei Adjektiven selbst beschreiben. Beide verbindet das Streben nach Vollkommenheit und der Irrglaube, dieses Ziel jemals erreichen zu können. Denn auch wenn man alles gibt, heißt es nicht automatisch, dass es so läuft, wie wir uns das vorstellen. sich keinen Fehler erlaubt und strengstens darauf achtet, dass auch die anderen keinen machen, werden wir befördert. In Wahrheit werden wir für unsere nervige Besserwisserei und Fehlerlosigkeit von den Kollegen als unnahbar und unsympathisch empfunden. Die ständige Höchstleistung, die wir absolvieren, artet in Stress, Hektik und Unachtsamkeit aus. Wir verzetteln uns total und ehe wir uns versehen, wird der faule Kollege befördert anstatt wir. Welcher Chef möchte denn auch einen Kollegen befördern, der mehr leistet und höhere Qualifikationen hat als er, der Chef! Der könnte ihm nur gefährlich werden. Um nicht später als perfektionistischer Burn-Out Kandidat im Berufsleben zu stehen, sollte man schon im Studium lernen, dass es immer sondern
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A l a r m g l o c k e n a u f r o t , u n d es werden die E l l e n b o g e n a u s g e f a h r e n i m K a m p f u m d i e b e s t e n Z u k u n f t s c h a n c e n . D e r e i n e h a t g u t e N o t e n, d e r a n d e r e e i n t o l l e s P r a k t i k u m . D er Drit te br a u c h t a m b este n b ei d es und noch ein Auslandssem ester oben drauf um m i t h a l t e n z u k ö n n e n . Dieser Konkurrenzkampf setzt enorm unter Druck.
W i e s o l l d e n n d a n o c h f l i e g e n
m a n l e r n e n ?
Das Studium fällt in die Phase des Erwachsenwerdens. Man wird von den Eltern aus dem Nest gestupst, und nun muss man um sein Leben flattern um selbstständig zu werden. Der Abnabelungsprozess beginnt, man braucht Zeit zum Neuorientieren, Ausprobieren zum Selbstfinden. Deswegen braucht man manchmal etwas länger um zu begreifen, dass alle unterschiedliche Vorraussetzungen haben, es nicht schlimm ist, einmal von den Kommilitonen überholt zu werden, und man ein fehlendes Selbstbewusstsein nicht durch Anerkennung von außen ersetzten kann. All diejenigen, die nicht mehr weiter wissen und im ständigen Wettbewerb immer denken den Kürzeren gezogen zu haben, landen mit viel Glück bei jemanden wie Wilfried Schumann aus der Psychosozialen Beratungsstelle der Universität Oldenburg. Er kennt sich aus mit den übertriebenen Perfektionsansprüchen von Studenten und holt zu gerne das Bild vom Esel und dem Lastkarren aus der Schublade, um die Situation zu verdeutlichen. Wir sind der Esel und müssen den Karren mit der ganzen Last ziehen. Wenn wir einen anderen Esel mit dem gleichen Wagen, aber mehr Gepäck darauf sehen, denken wir, dass wir uns auch mehr aufladen müssen, nach dem Motto, was der kann, kann ich auch. Dabei verlieren wir den Überblick was wir glauben bewältigen zu können, und was wir wirklich mit unserer Leistung können. Wenn wir also als Esel mit dem Zaumzeug in der Luft hängen, mit den Beinen strampeln und nicht mehr vorwärts kommen, dann liegt es nicht an unserer schlechten Leistung, sondern daran, dass der Karren einfach zu schwer ist, und wir uns zu viel aufgeladen haben. Das zu begreifen und die Schuld nicht bei sich selber zu suchen ist der wichtigste Schritt, um nicht weiter in der Luft zu hängen. Schließlich haben wir ja auch schon in der 10. Klasse gelernt: Leistung ist Kraft mal Geschwindigkeit. Wenn ich also mit meiner Kraft den Wagen nicht ziehen kann, komm ich nie vorwärts und kann nichts leisten. Wichtig ist auch, nicht immer am gleichen Karren zu ziehen auf dem die Unilast liegt. Wer sich mal umzäumt und die Hobby- oder Freizeitkutsche fährt, kann plötzlich davonlaufen wie ein junges Rennpferd und so neue Energie tanken.
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Fotostrecke 02
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Fotos Leif M Bene Brandhofer Styling Christine Neder Haare & Make-up Jana Reuber Model Antonia Wolff
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t u e l l R e e l l ?
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Artikel 05
Pärvektes Pixel
Facebooking, Blogging, F l i c k r i n g , 32 1 3 M i n u t e n i n d e u n d n o c h e i n m a l 28 verbringt Bine täglich
Twittering, t u b i n g . Minuten am Morgen, r M i t t a g s p a u s e M i n u t e n a m A b e n d m i t S o c i a l- n e t w o r k i n g . Y
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Das sind 1:13 Stunden täglich und hochgerechnet 8 Stunden wöchentlich. Damit ist sie stundenmäßig gleich auf mit Charmaine aus Ashford. Der einzige Unterschied: Die Britin kümmert sich nicht um ihr reales sondern ihr virtuelles Ich im Netz. »Ich habe ein neues Leben gefunden« sagt die 29-jährige Hausfrau und Mutter von drei Kindern. Als junge, schöne Jova Song durchstreift sie die 3D-Infrastruktur, Second Life, das ihr neues zu Hause ist. Erst neulich hat sie Nacktfotos für eine virtuelle Zeitschrift von sich machen lassen, Fallschirmspringen ausprobiert und ist eine sexuelle Beziehung eingegangen. Hier, im virtuellen Raum kann sie gefahrenlos alles ausprobieren und sich Wünsche erfüllen, von denen sie real nur träumen kann. Mit Jove Songs ziehen noch weitere 120 Millionen Avataren durch das Land, die alle mit wenigen Mausklicks von ihren Spielern zur datenbasierten Figuren erweckt wurden. Der Avatar, übersetzt »der Herabsteigende«, wird im Hinduismus einer körperlichen Erscheinung eines Gottes auf Erden zugewiesen. Auch im Computerspiel sind sie unsterbliche Wesen, ohne Vergänglichkeit und ohne optische Grenzen. Ob eine singende Katze, oder ein rüstiger Krieger, oft verkörpern sie die Sehnsüchte und verborgenen Wünsche ihrer Erschaffer, wie im Fall Jason Rowe. Der 32jährige Texaner ist schwerbehindert und leidet unter Muskelschwund. Das Sprechen fällt ihm schwer, er sitzt im Rollstuhl mit einem Sauerstoffgerät über der Nase und hat wohl nur noch wenige Jahre vor sich. »Im echten Leben sind viele Menschen befangen, wenn sie mich kennen lernen. Online ist es gleichgültig wie ich wirklich aussehe. Da begegnet man meinen Gedanken, meinem Charakter, nicht meinem Körper. Für mich ist das eine unglaubliche Befreiung.« Mit seinem mächtigen Krieger Rurouni Kenshin bekämpft er im Spiel »Star Wars Galaxies« Monster oder trifft sich ganz unbefangen mit Freunden an der Bar.
Doch nicht für jeden ist
der virtuelle Raum ein Segen. Manche verlieren sich im Spiel. Marco verlor alles durch seine Druidin Erresea. Seine Freundin, seine Arbeit, seine Wohnung, sein Auto. Es war der 11. Februar 2005 als das Computerspiel World of Warcraft in Deutschland ans Netz ging. Marco hat sich extra Urlaub genommen, um von
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Anfang an mitspielen zu können. Schon nach wenigen Wochen wurde er von tausend Spielern bewundert, für seine tollkühne Heldin Eresseas und wollte immer mehr mit ihr erreichen. Hier
bekam er endlich Anerkennung, Bestätigung und Zuspruch,
Eigenschaften, die er als Kind kläglich vermisst hat. Die Nächte wurden immer kürzer, Marco verlor seinen Job, es kam nun vor, dass er wochenlang nicht das Haus verließ und 50 Stunden am Stück spielte, bis er plötzlich ganz allein war. 8500 Stunden hat er mit seiner Druidin verbracht, bis er von einem Therapeuten schließlich für zehn Wochen in die Klink überwiesen wurde. Diagnose: »Krankhaftes-Internet-Spielen«. Befreiung und Besessenheit liegen so dicht beieinander, in der Welt, die Erfinder Linden Lab zum »Metaversums« erschaffen möchte, wie im Roman »Snow Crash« beschrieben wird: Eine von Usern bestimmte Parallelwelt von allgemeinen Nutzen, in der Spieler interagieren, spielen, Handel bestreiten und kommunizieren. Wir zweifellos leben in einer Zeit, in der die virtuelle Welt allgegenwärtig ist. Durch Webgemeinschaften wie facebook oder myspace werden Verbindungen zwischen Menschen immer enger. Kaum ist ein Gedanke im Gehirn vollendet, ist er auch schon wenige Minuten später online für alle Welt sichtbar. Der Trend, immer mehr private Daten preis zu geben und in immer kürzeren Abständen ins Netz zu übertragen, sieht man deutlich am neuen Hype, dem Social-Messaging-Dienst Twitter. Puristische 140 Zeichen müssen dem Autor auf seinem Mikro-Blog seine
reichen, um
Tweets zu twittern und seine follower zu begeistern.
In den Updates geht es meistens um Informationen über das eigene Leben oder Meinungen über spezifische Themen. Es ist aber nicht nur der Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrungen möglich, sonder das Echtzeit-Medium läd auch zum kommentieren und diskutieren von Beiträgen ein. So kommt der News-Junkie zu den allerschnellsten Neuigkeiten und der von zu Hause Arbeitenden zu sozialen Kontakten. Twittern folgt also dem Prinzp des »Life-Streamings«: unsere gesamte Wahrnehmung wird augenblicklich ins Netz übertragen. Unsere virtuelle Existenz und unser reales Ich fallen also immer mehr zusammen bis am
Ende dieser Entwicklung das Meta-Gehirn steht.
Mit diesem Meta-Gehirn sind alle Menschen vollständig vernetzt und im permanenten Gedankenaustausch. Durch Augmented-RealityKontaktlinsen kann unsere Wahrnehmung telepathisch ins Netz übertragen werden und wird dort zu einem kollektiven Wissen gebündelt. Alles, was jeden Mensch zu einem beliebigen Zeitpunkt gesehen, gehört, gerochen oder geschmeckt hat, wird dort
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werden. Was wie eine Sciene-Fiction Vision klingt, ist tech-
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nologisch bereits in
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existent. Japanische
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haben es Ende 2008 geschafft, gedankliche Bilder visualisieren
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zu können. Während sich Testpersonen Tafeln mit Buchstaben
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anschauten, wurden ihre Gehirnströmungen mit einem sogenannten
0 0 0 Bildinformationen. Die 1 gezeigten Bilder wurden auf dem 0 0 Monitor sichtbar. 1 1 Bis jetzt kann das 1Gedankenvisualisierungs-System 0 0 nur einfache 0 Schwarzweißbilder zeigen jedoch sollen bereits1in werden. 1 0 zehn Jahren0farbige, komplexe 0 Bildmotive erkannt 1 0 1 1 1 A u c0 h f 0ü r d1 a s 0 0 l e i b l i c h e W o 0 h l sorgt die 0 Netzkultur. y b1 e r s1 e x 1 C 0 galt als unanständig 1 lange 0 mysteriöse, auch technisch 1 0 0 aber 0 1 0 1 s p a n1 n e n d e V i s i 1 o n . 0 0 Die0Verbindung des menschlichen Körpers mit 1 der Maschine im Sciene –Fiction Raum ist 0 1 eine prickelnde Vorstellung. 0In der USA wurde 1 1 1 der »High 0Joy Enabled iVive 0 Controller«1 serienreif, 0 1 vom virtuellen 0 1 0 eine Maschine, 0 die pulsierende 0 Vibrationen 1 1 Sexpartner per Mausklick steuert. Sex ist frei 1 1 von Raum und Ort. Egal ob in Berlin oder 0 0 Buenos Aires. Man kann jemanden a einen Orgasmus bereiten0ohne selbst Hand anlegen zu müssen. Noch näher am körperlichen 0 1 und somit herkömmlichen Sex 0 ist »OIOO«,1die Erfindung vom 28-jährigen Produktdesigner 1 1 0 Valentin 0 Heun. Dieses 0 Gerät aus Drähten und Platinen kann per Bluetooth 1 verbunden 1 0 mit jedem Computer 0 0 werden, und die 1 programmierte 0 1 Software schickt die via Internet-Telefonie 1 erzeugten sexuellen 1 Befehle an den Benutzer. 0 0 über Kunst-Genitalien 0 1 Die Teledildonik 0 hält Einzug in die Schlafzimmer, und schnell reagiert0das 0 1 Netz auf diese 1 1 technische Entwicklung. 1 »Bald wird es möglich0 sein, einzubin1 eine HighJoy-Funktion in sein Facebook-Profil 0 1 0 den. Wer seine 0 Teledildoniks0 angeschlossen hat, 1 kann Anfragen 0 1 zu 1 virtuellen Sex schicken.«, sagt Amir Vatan, 1 Mitbegründer von0Teledildonik-Hersteller 0 0 HighJoy Products. 1 Auch für Second 0 Life ist ein digitales 1 Bordell denkbar, damit die Spieler 0 0 nicht nur 1 1 1 0 0 1 1 auch erleben 1 0 die sexuellen 0 Reize sehe, sondern 0 1 können. 0 1 1 1 0 0 0 0 0 1 0 1 1 1 0 0 0 1 1 0 0 0 1 0 1 1 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 1 0 1 1 1 0 0 1 0 1 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 1 0 1 1 0 fMRI-Gehirn-Scanner gemessen. Anschließend wertete ein Cumpu-
terprogramm die gedanklichen Muster aus und übersetzte sie in
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0 0 1 0 I1 m Z e 0i t a l t1e r d 0 e s M e1 t a - H i0 r n s 0 entsteht eine zwischen den 0 Menschen. 0 1 1 neue Nähe 0 1 Wir 0 0kommunizieren nicht mehr mit Wörtern oder mit 1 0 Buchstaben, sondern 1 S i n n e s e i 0n d r ü c k e n , e i n0 e r M i s 1 c h u n g 0a u s Bildern, Emotionen. 1 0 Stimmungen, 1 0 1 0 1 Die 0 1 1 Entwicklung wird 0 so weit gehen, 1 dass unser Bewusstsein 0 vom nicht mehr am 0 Körper gelöst wird. Wir müssen Erfahrungen 0 eigenen Körper erleben, 0 1 0 sondern können alles 1 per Brain-Link 0 abrufen. Die Menschen1werden also in drei verschiedene 0 0 »Kasten« 0 eingeteilt. Die einen, die 1 1 ein attraktives Äußeres 0 oder 0 besonders körperliche Fähigkeiten haben 1 um physische Ereignisse zu erleben zu stellen, 0 1 1 0 und zur Verfügung 1 0 die anderen, die durch herausragende Intelligenz 0 0 Brain-Power ins die keine 0 0 1 kollektive Meta-Hirn 0 einbringen und diejenigen 1 Qualität haben und somit 0 1 unnutz sind. Ein Teil der Menschheit 0 wird sich 1 0 1 vollständig0vom physischen1Selbst trennen0und nur noch wo hingegen ein anderer 0 1 1 als Gehirn existieren, 0 1 0 Teil sich zu 0 biotechnologischen Übermenschen mit überdurchschnittlichen, 0 körperlichen 0 Fähigkeiten entwickeln. So wie Charmain ihren 1 1 Avatare Jova Stone durch 0 die virtuelle Welt Second Life steuert, steuern die mit dem 0 1 Meta-Hirn vernetzten Gehirne 0 Menschen in der realen Welt. 1 0 1 Es kommt zu einer 0Umkehrung der Verhält-1 nise zwischen realer und virtueller 0 1 Welt. Wir befinden uns dann 0 1 1 in einem neuen 0 Zeitalter, indem 1 die gesamte Menschheit 0 zu 0 einem einzigen Organismus verbunden ist, 0 wie ganz am Anfang der Evolution, 0als aus undifferenzierten Einzellern 0 1 1 0 im entstanden. 0 0 1 Laufe der Entwicklung 0 mehrzellige Organismen 1 Willkommen in der retuellen Welt. 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 1 0 1 0 1 0 1 0 1
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Interview 04
»Das sind Momente, Stimmungen und Situationen.« Antje Drinkuth ist als Lehrbeauftragte für ein Blockseminar in Bielefeld und nimmt sich Zeit, um ein Interview zu geben. Wir setzen uns auf ein gemütliches, schwarzes Ledersofa in einen unserer Kursräume. Es ist ein wunderschöner Herbsttag, die Sonne scheint durchs Fenster, und es ist eine lockere, angenehme Stimmung im Raum.
V o r d e m M a u e r f a l l n a c h B e r l i n UdK Modedesign studiert K o s t a s M u r k u d i s a s s e s t i e r t E i g e n e s L a b e l : C S B , i n B e r l i n Freie Designerin und Stylistin K o s t ü m b i l d n e r i n A n n e t t e G u d e r a s s e s t i e r t 7 Jahre Style and the Familiy Tunes Seit 2007 Lehraufträge an der UdK Berlin und der FH Bielefeld Wann hast du das letzte Mal gebetet? Antje Drinkuth: Ohhhh (Lacht) Gebetet? Also, richtig gebetet im Sinne von in der Kirche? Oder auch daheim für dich? Also, wahrscheinlich bei der letzten Hochzeit im Sommer. Meditierst du regelmäßig? Ich mag Yoga und dazu gehören auch Atemübungen, aber das ist keine richtige Meditation. Also bist du auch ein bisschen dem Yogatrend verfallen? Ja. Aber schon länger. Aber das ist nicht so trendmäßig bei mir. Ich hab das schon das erste Mal gemacht, da war ich zwölf Jahre alt. Wie würdest du deine persönliche Definition von Schönheit formulieren? Das ist ganz schwierig. Das muss man so differenzieren. Du hast auch mal einen Moment, wo du den Mund von jemandem schön findest, den du sonst nicht schön finden würdest. Auch bei Filmen geht das einen doch häufig so. Das ist dann eine Situation, ein Blickwinkel, eine Geste, die man schön findet. Das kann so vieles sein, aber man kann nicht sagen, jemand ist schön oder hässlich. Das sind auch Momente, Stimmungen und Situationen. Das ist von so vielen Sachen abhängig. Kennst du jemanden der körperlich schön ist, aber geistig, vom Charakter her hässlich? Doch, auf alle Fälle. Ich hab gerade in Paris mit Models gearbeitet. Die waren hübsch, ganz klar, da kann man überhaupt nichts sagen. Aber hübsch ist noch mal was anderes als schön.
Fotos Leif M
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Was ist für dich da der Unterschied? Hübsch ist eben, wenn man gut aussieht und auf dem ersten Blick faszinierend ist. Dann hab ich sie kennen gelernt und fand sie einfach unangenehm und war dann natürlich auch enttäuscht. Währendessen gab es auch jemand, wo ich gedacht hab, die ist echt schön. Da hab ich mich auch mit Kolleginnen drüber unterhalten und wir hatten das Gefühl, ihre Schönheit kommt von Innen. Da strahlt noch irgendwas mit, wo man das Gefühl hat, da ist auch irgendwie ein barmherziger Zug oder Lebenserfahrung. Wie definierst du das Zusammenspiel von Schönheit und Mode? Mhhh. Naja, ich würde sagen, klassischer Weise bemüht sich die Mode natürlich, die Schönheit des Menschen zu betonen. Aber inzwischen ist es ja nicht ganz so, sondern es gibt ja auch die eine oder andere Kollektion, die dagegen arbeitet. Es ist nicht mehr das klassische Schönheitsideal, das betont oder herausgearbeitet wird. Körper werden deformiert. Aber eigentlich ist es natürlich etwas, wo man versucht, Schönheit rauszuarbeiten. Schon immer. Jeder kleidet sich morgens und versucht natürlich, irgendwie gut auszusehen. Wie weit würdest du gehen für ein Schönheitsideal? Könntest du dir vorstellen, eine OP zu machen? (Lacht) Nee. Ich hab mich dazu entschieden, einen Pony zu tragen. Pony statt Botox. Ich bin noch eine andere Generation. Neulich zum Beispiel habe ich Veruschka von Lehndorff gesehen bei einer Ausstellungseröffnung, und die ist noch eine, obwohl sie aus dem Modelmetier kommt, die sich nicht operieren lassen hat. Und ich fand die so super in ihrer Ausstrahlung, die hatte sowas tolles und so eine Würde. Ich habe auch schon Frauen in Paris gesehen, die waren total geliftet und hatten einen ganz komischen Gesichtsausdruck.Die sahen so schlimm aus, ich hab im ersten Moment gar nicht begriffen, was ist denn mit der los? Da bewegt sich ja auch nichts mehr. Ich versuche in Würde zu altern. Die Mode zeigt ja immer mehr als nur Kleidung. Eine Stimmung und so eine gewisse Traumfrau der Zeit. Was denkst du, ist die Traumfrau der Wirtschaftskrise? Erst dachte ich, als ich die erste Winterkollektion nach der Krise gesehen habe, es ist alles düsterer und grauer, ärmlicher. Jetzt habe ich aber das Gefühl, es ist eher der Tanz auf den Vulkan, wie in den 20er Jahren, nach dem Motto, jetzt erst Recht. Es ist ja auch gerade wieder opulenter, sag ich mal. Es gibt wieder futuristische, metallische Materialien, Prints usw. Es wir also nicht mehr zurückgenommen, sonder es gibt einen großen Reichtum. Es gibt ja auch immer mehrere Traumbilder und Traumfrauen, so Images, die aufgebaut werden. Es ist also nie nur eine Sache. Vieles ändert sich aber auch nie. Braucht die Mode diese ganzen Magermodels, die nach wie vor über den Catwalk laufen? Also ich habe da persönlich auch schon mit zu kämpfen gehabt. Hab auch schon damals, als ich assistiert habe, den Designer gebeten, ein Model nicht zu buchen, dass hochgradig magersüchtig war. Aber da heißt es dann doch, dass sie gerade total angesagt ist, und die sieht doch gut aus in dem Kleid und dann wird darüber hinweggegangen. Ich weiß nur, dass die Brigitte z.B ab der nächsten Ausgabe drauf verzichtet. Es ist aber natürlich auch schwierig, weil es ein ganzer Markt ist, indem die Klamotten natürlich so genäht werden. Es ist so ein Rattenschwanz, der dem folgt. Aber ich persönlich fände es gut, wenn es sich auf ein normales Maß einpendeln würde.
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Und was hältst du von den krassen Gegenteilen wie z.B. Beth Dito? Ist es nur eine Erscheinung, die immer wieder mal kommt? Ja, glaub ich schon. Irgendwie braucht die Medienwelt auch immer wieder neue Figuren, die erstrahlen im Rampenlicht. Und sie brauchen auch Extreme, Skandale. Ob das jetzt jemand ist, der ganz dick ist oder wie Lady Gaga. Lagerfeld holt sich ja auch jede Saison eine neue Muse, und dann wird die andere wieder weggeworfen. Das ist ein komisches Konsumverhalten mit Menschen. Was ist deine persönliche, größte Stilikone? (Lacht) Hätte ich mir doch lieber die Fragen gestern schicken lassen. Die spontanen Antworten sind doch die schönsten. Kann ich mich nicht auf eine festlegen. Ich finde, zum einen sind es für mich die klassischen 70er, und da kann es jemand sein wie Jane Birkin oder auch andere französische klassiche Schauspielerinnen der 70er Jahre, und dann mag ich aber gleichzeitig Petty Smith, die einen ganz eigenen Stil kreiert hat, damals in den 70-er, 80-er Jahren. Allein wenn man ihre Plattencover anschaut. Sie hat ihren ganz eigenen Styl geprägt und ist toll. Was ist dein teuerstes Kleidungsstück, dass du dir je gekauft hast? Das teuerste? Ja. Das sind auf alle Fälle Schuhe. Das hätte ich jetzt auch vermutet. Ich glaube, dass waren Martin Margiela Schuhe. (lacht) Frag mich jetzt aber nicht, was die gekostet haben. Hast du es auch manchmal satt über die Moder nachzudenken? Es gibt auf alle Fälle Bereiche, wo ich das hinter mir lasse, im Privatleben z.B., das ist mir auch ganz wichtig, das ich nicht Tag und Nacht dafür lebe. Aber lustigerweise stelle ich immer wieder fest, dass es der Bereich ist, der mich immer wieder begeistert. Wo ich irgendwie nach wie vor nach 20 Jahren eine unglaubliche Leidenschaft für habe, die auch nicht nachlässt. »Mode ist wie Politik. Man versucht immer wieder Dagewesenes neu und interessant zu präsentieren.« Was sagt du zu dem Statement? Das sind immer so diese klassischen Vorwürfe. Das eine ist, dass man sagt, es passiert nichts Neues und der andere Vorwurf, der dann gleich danach kommt, ist dann, wer soll das denn anziehen. Irgendwie kann man es auch niemandem recht machen, dass sind so Rummoserer. Aber ich glaube, in dem Moment, wo man sensibel ist für Gestaltung, ganz egal, ob man sich Architektur anschaut, Produktdesign oder Modedesigner, entdeckt man immer neue Facetten. Es geht um Facetten, es geht um viel sensibleres als jetzt das Kleid oder die Jeans neu zu erfinden. Es ist in seiner Form stets innovativ aber feintöniger, nicht so laut und eindeutig. Was war der letzte Look, der dich auf der Straße oder auf einer Show wirklich umgehauen hat? Das war aus einem Blog, the face hunter, ein Look von einer Japanerin mit blond gefärbten Haaren, Sie hatte eigentlich ganz klassische Kleidungsstücke an, aber wie sie die getragen hat, war als Look total super. Sie hatte einen klassischen, beigen Trenchcoat an, ein weißes Tanktop und das Fellfutter des Trenchcoats über die Schulter geworfen. Dazu hatte eine riesige, kaputte, Levis 501 an, die ihr vier Nummern zu groß war, und die sie selber mit einem Knopf versetzt hat und hochhackige Schuhe. Das war so ein Look, wo kein Kleidungsstück für sich spektakulär war, aber wie sie es zusammengestellt hat, war einfach super.
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Du hast es ja gerade schon angesprochen, Blogs haben einen ganz neue Stellenwert bekommen, genauso wie Twitter. Wie siehst du diese neue Komunikation in der Modewelt? Darüber könnte ich jetzt eine Stunde reden. Ich denke, es ist ein nie dagewesenes, zeitgenössisches Dokument, dass Kleidung wird dokumentiert. Nie haben Menschen so öffentlich über Kleidung diskutiert. Ich finde es wichtig, es ist auch eine neue Inspirationsquelle, es verändert direkt den Designprozess, aber es ist auch zum Teil banal, so sehr sie die Mode demokratisiert so banal ist es auch teilweise, weil da Amateure Mode kommentieren, ihren eigenen Geschmack kommentieren, und die haben auch manchmal wirklich sehr wenig zu sagen. Vom journalistischen Standpunkt ist es manchmal traurig aber trotzdem ist es ok. Denkst du, es ist nur ein Trend oder echt etwas, was bleibt? Ich glaube, es ist etwas was bleibt, aber ich glaube, es ist auch etwas, was sich verändert. Ich glaube wir wissen noch gar nicht, was das Internet mit uns macht, mit der neuen Generation macht. Es hat jetzt schon soviel verändert und ausgelöst, ich habe ja die Anfänge mitbekommen. Es wird sich noch alles ändern, aber wo es genau hinführt, kann ich auch noch nicht sagen. Was könntest du dir nach Blogs und Twitter als nächsten Schritt vorstellen? Ja, ich könnte mir da was vorstellen. Damit fangen jetzt auch schon Leute an. Also, dass ist jetzt ein Tipp. Es gibt zum Beispiel Leute, die lassen das Internet reinigen. Die wollen nicht, dass ihr Name auftaucht in bestimmten Zusammenhängen. Das heißt, es wird viel mehr noch von diesem öffentlichen und diesem für 10 Minuten ein Star sein wie bei »I like my style« weggehen und wieder zurück zu dem intimen hingehen. Ich will nicht alles mit jedem teilen, ich bin nicht mehr auf facebook und habe 400 Freunde, sondern ich teile nur mit zehn Freunden. Dass ist ein bisschen was Elitäres nach diesem Massending, nach diesem, jeder ist mit jedem verlinkt im Netz und kann alles sehen und teilt öffentlich auf facebook mit, wann man auf Toilette geht. Manche scheint das ja glücklich zu machen ... Wann war denn der letzte Moment, wo du gemerkt hast, dass du ein Glückspilz bist? Na ja, ein Glückspilz? Ich glaube, dass es eben immer wieder wichtig ist, sich in Relation zu setzten, und auch nicht immer mit denen die es besser haben, sondern auch mit einem Grossteil der Bevölkerung, die es wesentlich schlechter haben, und das darf man nie vergessen. Es gibt hier kaum ein Loch, in das man so tief fallen kann, denk ich immer so. Man hat noch Familie und es gibt noch Hartz 4 oder was auch immer. So, jetzt kommen wir zur letzten Frage, die immer ein bisschen gefürchtet ist. Woran kann man einen Idioten auf den ersten Blick erkennen? (lacht) Was denn für einen Idioten? Ein Mensch, den du siehst und du sofort weißt, der kann nur dumm sein. Gibt es da irgendetwas Äußerliches? Lustigerweise haben wir gerade festgestellt, dass bei einem Spielzeug von unserem Sohn, das Krokodil, ganz enge Augen hat, was dann total dumm aussieht. Vielleicht ist das ein ganz komisches Klischee, oder Merkmal, dass man auch auf Menschen übertragen kann, die eher nicht so clever rüber kommen. (lacht) Danke das wars
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Artikel 06
Die Vergangenheit von Heute
Sie scheint ein Wesen aus einer andern Galaxie zu sein. Ihr Körper ist hüllenlos, verflüssigt sich, wird vom schmalen Steifen zu futuristischen Formen — Lichteffekte, Dehnungen, Wirbel. Wie ein formbares Liquid nimmt sie ständig neue Gestalten an. Bis sie kurz still steht. Ein schwarz-weißes Alien mit überdimensionalen, ins Nichts verlaufendem Kopf, spitzen Schultern und strengem Kragen, steht mitten im Bild und schmettert mit ihrer kühlen, expressiven Stimme »I’m a man-eating machine.« Das »Corporal Cannibal« Video von Sciene-Fiction Ikone, Grace Jones ist ein Muss unter den Inspirationsquelle für den Futurelook. Wenn eine Sängerin verdient, als überirdisch gehandelt zu werden, dann die
langgliedrige Muskelfrau mit
den Scherenschnittgesicht. Selbst der »National Design Award« nominierte Kai Kühne lässt sich für seine kommende Herbst/Winterkollektion von den starken Schwarzweißkontrasten aus Graces Jones’ Videoclip inspirieren. Aber auch Modesty Blaise und T-1000 sind Vorbilder der neuen, dynamischen Welt. Fantasien aus fernen Galaxien erobern die Laufstege. Gareth Pugh entwickelt aerodynamische Minikleider und geometrisch-abgesteppte Astronauten-Jacken, Nina Ricci blendet mit intergalaktisch-schimmernden Textilien und Nicolas Ghesquière formt für Balenciaga Kleider aus kurvigen Plastikschalen, für die neue Roboterfrau oder entwirft die im Dunkeln leuchtenden Smart-Clothes-Anzüge für Ihn. Das symbiotische Verhältnis zwischen Sciene-Fiction und Mode scheint in den letzten Jahren präsenter denn je zu sein. Daran beteiligt ist Film-Klassiker wie »Barbarella« mit Jane Fonda als Weltraumnomadin, »Tron«, dessen Computerlook eine Revolution war und die betongraue Kargheit von »Gattaca« die Christian Louboutin in seine sexy High Heels transzendiert. »Gattaca Metalic Pumps«, heißt der Schuh, dessen Details aus schweren Motorradjacken zusammengesetzt sind. Aber nicht nur Designergrößen wie Balmain oder Karl Lagerfeld haben den neuen CaptainFuture-Look entdeckt. Auch auf der Berliner Fashion Week 2010 ging es spacig zur Sache. Penkovs spring/summer Kollektion 2010 war angelehnt an Ridley Scotts Sciene-Fiction-Kultfilm »Blade Runner«, und so schwebten seine Models futuristisch, mit ausgestellten Hüften und Schulterbetonungen lässig und leicht über den Laufsteg. In den Kreationen von »Starstyling« glichen die Models eher Prinzen oder Prinzessinnen aus einer weit entfernten Galaxie. Glitzersteine funkelten durch den Raum, schrille, bunte Accessoires blendeten das Auge und weite Umhänge mit geometrischen Formen perfektionierten den New-Age-Futurismus. Beim zukunftsorientierten Design spielt
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das Element der Geometrie neben metallisch-glänzenden Materialien und kantigen Formen eine entscheidende Rolle. Vorwegnehmen von technischen Innovationen und der Rückgriff auf antike Kleider und Formsprachen sind die Grundzüge des Science-Fiction-Designs. Man könnte sich die Zukunft nie ohne Vergangenheit vorstellen, und so sind Rückblicke wie auf die Entwürfe von Oskar Schlemmers »Triadischen Balett« nötig. Der Bauhaus-Künstler partagiert seine Modelle in geometrische Grundmuster und betreibt somit eine dreidimensionale Bekleidungsforschung die noch heute Designer wie Hussein Chalayan beeinflussen. Wer Innovationen in der Mode sucht kommt am Meister der Metamorphose nicht vorbei. Mit seiner Konzeptkunst schafft er »Mode fürs Gehirn«, die nicht wie Looks von anderen Designern leblos an Puppen hängen wenn man sie museal ausstellt, sondern einen geborgenen Raum gefunden haben, in dem sie vom Betrachter in Ruhe und ganz nahe analysiert und realisiert werden können. Eine große Retrospektive im Londoner Design Museum widmet sich dem Britischen Designer, der in der technischen Entwicklung die Zukunft der Mode sieht, mit der man die Möglichkeit hat, etwas Neues zu entwerfen. Hochfahr-bare Rocksäume, fluoreszierende Hüte, funkelnde SwarovskiKristalle die Laserstrahlen abschießen sind Elemente aus seinen Kollektionen.
» I c h g e b e b l i n d e n F l e c k e n e i n e Gestalt« ist die Beschreibung seiner Designphilisophie. Sachen, die wir sehen, aber nicht wirklich wahrnehmen, r ü c k t e r d u r c h d i e H i l f e n e u e r Te c h n o l o g i e in den Blick p unk t des Betrachters. Besondere mechanische Aufmerksamkeit erweckte sein »Remote Control Dress«, ein Kleid aus fernsteuerbaren Flugzeugteilen, die man in verschiedenen Winkeln anheben bzw. abstehen lassen kann. Für seine Kollektionen arbeitet er stets mit Molekularbiologen, Historikern und Softwarespezialisten zusammen, durch die er die ideale Proportion zwischen Philosophie, Politik, Technik und
Mode bekommt. Er macht Meta-Mode, ist
ein Impulsgeber und hat ein Gespür für die Neigung unserer Zeit — Sciene Fiction. Es wird also nicht mehr lange dauern, bis sich Hussein Chalayan im im Zeitalter des Meta-Gehirns an den fMRI-Gehirn-Scanner anschließen lässt und seine komplexen Entwürfe mit Hilfe des Gedankenvisualisierungs-System direkt sichtbar machen lässt.
S ci e n e Fic ti o n i st kei n e Vi si o n o d er Z a u b er ei, sondern nur einen halben Meter unserer Zeit vorraus.
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A b g a n g S e i t e n scheitel Fotos Leif M Bene Brandhofer Styling Christine Neder Haare & Make-up Henriette HĂśft Model Lennart Julius (Modelwerk) Glynis Elisa (Seeds)
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t  unsere l s c h a f t u r  i n n e r ?
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Artikel 07
Verrükt normaloder normal ver rückt? Meine Damen und Herren herzlich Willkommen im Medienzirkus. Schlangenkörper und fünfäugige Menschen sah man gestern. Heute, liebes Publikum, haben wir spindeldürre Kleiderbügel und moppelige Nachtigallen. Legen Sie sich zurück bei sich zu Hause und machen Sie einfach das Fernsehen an oder schlagen ein Magazin auf. Unser neues Multimedia-System macht den Zirkusbesuch unvergesslich und überall möglich. Kommen und staunen Sie.Manege frei. Der Vorhang geht auf und ein Wesen vom anderen Stern betritt den Catwalk. Ihre zwei Beine so lang und dünn wie Streichhölzer. Die Wangenknochen eingefallen bis auf die Zähne und ihre Haut so dünn wie Pergamentpapier. Sie schwankt sehr stark nach links und rechts, sieht kraftlos, fahl und mitgenommen aus. Darf ich vorstellen, die Magermodels. Sie sind mit ihrer knochigen Sinnlichkeit und ihrem bulimischen Charme feste Programminszenierung im Manegeschauspiel und werden von den Medien geliebt. Seit über zehn Jahren ist die »size-zero«-Diskussion eine eine regelmäßige Headline in den Zeitungen. Am liebsten, wenn mal wieder irgendeine Chefredakteurin bei den Designern anklopft, mahnend den Zeigefinger hochhebt und sich beschwert, dass ihre Klamotten zu eng sind.
Was bei Audrey und Twiggy gute
Gene im Stoffwechsel von selbst gemacht haben, muss eben heute abgemagert werden. Die Zeiten werden immer härter und nicht umsonst sagt der Volksmund: »Wer schön sein will, muss leiden«. Die Catwalk-Präsentation ist eben wie eine Zaubersho. Mit Illusionen, unbegreiflichen Phänomenen und geheimen Tricks. Es sieht nun mal spektakulärer aus, wenn extrem dünne und extrem große Models die kaum tragbaren Ideale der Modeschöpfer präsentieren. Schließlich will das Publikum begeistert und unterhalten werden. Dafür reicht es nicht mehr aus, das Kaninchen aus dem Zylinder zu ziehen. Da muss man sich schon mehr einfallen lassen.
B e th Dit o, ei n e w eit er e At tr a k ti o n, b a l a n ci er t w ie ei n e Tr a p ezk ü n stleri n a u f d e m sc h m a le n Gr a d z w i s c h e n g e s c h m a c k l o s u n d a t e m b e r a u b e n d. Sie bezeichnet sich selber als »eine fette, feministische Lesbe aus Arkanas«, ist best friend mit Kate Moss und Muse des Antifett-Designers Karl Lagerfeld. Die Provokation liegt in der Luft und fordert das Publikum auf, umzudenken — doch nicht ganz ohne jeliche Buh-Rufe aus dem Zuschaueraum.
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Zwar ist es imposant jemanden zu sehen, der mit seinem 95 kg-Körper bei 1,50 m Höhe zufrieden ist, doch ist dieses Extrem wirklich erstrebenswert? Das Glorifizieren des Übergewichtes, das zu Diabetes mellitus Typ 2, koronaren Herzkrankheiten und Arthrose führen kann?
A u ß e r g e w ö h n l i c h e S h o w - E i n l a g e n h a b e n a u f j e d e n F a l l auch schon vor über 100 J a h r e n d i e Z u s c h a u e r i n d e n B a n n g e z o g e n. So wie das Kuriosum F l o r e n c e F o s t e r J e n k i n s aus dem Jahre 1868. Mit ihrer gruseligen Unterhaltungsschau, begeisterte die talentfreie Sängerin ganze Menschenmassen. Sie traf bei ihren Auftritten keinen Ton, hatte keinen Einsatz an der richtigen Stelle, steckte ihren völligen Leib in scheußliche, selbst genähte Kostüme wurde und damit zum Star, der jedes Mal vor ausverkauften Konzertsälen trällerte. In einem klassischen Entree voller origineller Ideen darf Eines nicht fehlen, der Spaßmacher! Die Clownerie neuer Prägung vertritt Susan Boyle. Als die 48jährige das erste Mal in ihrem Hausfrauenlook die Bühne der britischen TV Show »Das Supertalent« betreten hat, brach das Publikum in Gelächter aus. Was mag diese unscheinbare, arbeitsslose Amateursängerin mit den Bubilocken schon können. Man stempelte sie als selbst überschätzte
Casting-Kandidatin ab, bis ihre erstaunlich
wundervolle Stimme erklang. Aus dem hässlichen Entlein wurde ein singender Schwan im Rampenlicht. Ja, das lieben die Zuschauer. Eindrucksvolle Showeinlagen, wie man sie noch nie gesehen hat, Überraschungseffekte der Extraklasse, Reisen ins Land der Skurrilität, die Jeden ins Staunen versetzen.
D e r Af f e b r a u c h t w a s z u m G u c k e n. Je extremer, desto besser — u n d e g a l , a u f w e s s e n K o s t e n . D e r M e d i e n z i r k u s l e b t ! Das Ensemble bedankt sich für Ihren Applaus und sagt »Auf Wiedersehen«.
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Fotostrecke 04
Molucella l a e v i s
Fotos Joscha Kirchknopf Styling Christine Neder Haare & Make-up Lydia Gejko Model Christine Dimba
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Artikel 08
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Der perfekte Abend
Das perfekte Antonym der Initalisierung eines Teils des wiederum 365,2-ten Teil der Bewegung unseres Rotationsellipsoiden um eine gigantische, dichte Wasserstoff-Heliumwolke. Nach einem super anstrengenden, nervigen und unproduktiven Tag an der University of Applied Sciences, habe ich nur noch die Ambition nach einer progressiven Muskelentspannung, möchte die manifestierte Emission energiereicher Strahlungsquanten seitens des Zentralgestirns des Solarsystems genießen und ein adäquates Maß an freigesetzten Endorphinen erleben. Chronologisch primär mache ich eine temporäre Stagnation, in einem drei-dimensionalen Raum, gefüllt mit der Teilmenge von Speisen und Getränken, die ein Lebewesen zur Versorgung mit Energie, Baustoffen und Vitaminen braucht,
erwerbe käuflich
die Substanz eines domestizierten Mikroorganismusses namens Saccharomyces cerevisiae, belegt mit einem mit Milchsäurebakterien angereicherten Produkt aus Fett-in-Wasser-Emulsion und Paradeiser , Serotonin angeregtes, Sacharose-haltiges Nahrungsmittel auf Basis mehrfach gesättigter Fettsäuren und Äthylalkohol in einer wässrigen Lösung, bestehend aus Dissacharide, Ester und Laktaten. Bevor ich auf der Recamiere eine Position reduzierter potentieller Gravitationsenergie einnehme, führe ich noch schnell eine verbale Konversation via Funktelefon mit meinen Freundinnen, die sich zusammen mit mir fettige Substanzen zuführen, verbal Emanationen ohne kommunikative Signifikanz führen
und visuell »Sex and the
City« wahrnehmen. In der Ansammlung mehrerer Individuen lässt es sich besser Tränenflüssigkeit absondern, wenn Big Carry verbal entgegenbringt: »In meiner psychologischen Konstitution manifestiert sich eine absolute Dominanz positiver Effekte für eine labile, existierende Individualität deiner Person«, aber wir alle wissen, dass die Struktur einer ambivalenten Beziehung das visuelle und kognitive Wahrnehmungsvermögen extrem beeinträchtigt, und wir die mentale Imagination besitzen, dass es sich um ein Adabsurdum handelt. Nach genügend Dramatik wird noch eine darstellende Kunstgattung mit kognitiv beeinträchtigten, maskulinen, atavistischen Individuen der lokalen Umgebung dargestellt, bis ich, in einem Status nahe der maximalen Entropie in einem affektiven, reversiblen Zustand verminderten Bewusstseins, den Dezibelwert gegen den Nullpunkt genieße. Der perfekte Abend eben.
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Artikel 09
Visionäre Epiphanie beim Souterraine Es war ein Freitagabend in der FH, Jeder der regelmäßig das Treiben der Studentenmassen beobachtet merkt schnell, dass ab Donnerstagnachmittag ein Aussterben der Studenten einsetzt. Es wird leerer, ruhiger und vor allem im Modebereich trifft man kaum noch jemanden auf dem Gang, mit dem man ein ausgeprägtes Schwätzchen halten könnte, um sich vom Diplomstress abzulenken. So bleibt einem zur Regeneration und Erneuerung der Vitalität nur noch der Weg zum Klo. Eine fast schon gruselige Unternehmung, wenn man sich durch die dunklen Treppenhäuser in den Keller tastet.
Wenn man Glück n o c h e i n e L a Ate mzügen, b evo u n d i n d a s Ta l
h a t, fl a c ker t g el e g e n tl i c h m p e i n i h r e n l e t z t e n r sie e n dg ülti g erli sch t d e r t o t e n L a m p e n b eitr it t.
Ich drapierte gerade an meinem Problementwurf, eine Decke, die als perfekt-gemütliches Wohlfühloutfit funktionieren soll. Durch eine Umfrage unter Freunden habe ich festgestellt, dass bei der Frage: »Was ist für dich ein perfekter Abend«, die Decke als wärmendes, weiches Kuschelobjekt eine sehr wichtige Komponente ist, die in gerne in einem Entwurf für den alltäglichen Gebrauch, fernab des Sofas tragbar machen möchte. Natürlich gleichzeitig funktional, innovativ und avangardistisch schick. Ich dachte dabei an eine Mischung aus Balenciagas architektonischen Umhängen aus dem Jahre x und einem dekonstruierten Jäckchen a la comme de garcon. Doch irgendwie funktionierte alles nicht, und ich habe mir eingebildet, einen Inspirationsschub beim dunklen Weg auf die Toilette zu bekommen. Eine Art Eingebung, oder noch besser, ein helles Licht am Ende des Ganges aus dem eine Figur heraustritt und zu mir spricht:
» C h r i s t i n e , n e h m e d e n 4 . S c h n i t t v o n h i n t e n a u s d e i n e r M a p p e, er w eiter e d e n Ar m l o c h r a di u s u m 1 2 c m , s c h m ä l e r e d i e Ta i l l e u m e i n Drittel des Hüf tu m fangs, un d du w i r s t d e n p e r f e k t e n E n t w u r f h a b e n .« Völlig versunken in meine visionären Gedanken, merkte ich erst mit 2 Sekunden Verspätung, dass man mich eine dunkle Gestalt beim vorbeigehen grüßte. Es war Herr Fütterer. Jahrelang war ich ihm wohl keinerleih Begriff, ein unbeschriebenes Blatt, bis ich neulich bei der Prüfung meiner Grafikerin bei ihm im Raum war, die meine Theoriearbeit gestaltet hatte. Seitdem darf er eines
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meiner Exemplare sein eigen nennen. Obwohl er eigentlich schon an mir vorbei gelaufen war, drehte er sich noch einmal um und fing ein Gespräch mit mir an. Ob ich schon von dem neuen Modemagazin gehört habe, das die FH heraus bringen möchte, und ob ich Interesse hätte, etwas dafür zu schreiben oder Artikel aus meiner Theoriearbeit veröffentlicht lassen möchte. Ich fühlte mich sehr geehrt für die Anfrage, aber noch mehr interessierte mich das Thema des Magazins: »Konzeptionelle Kunst«. Herr Fütterer fing plötzlich an von Projekten aus der Mode zu schwärmen, wie den Kurs »Körper trägt Kleid«, in dem surreale Kreationen entstanden sind oder eine Arbeit aus einfachen Sakkos, die völlig neu und spannend zusammen gesetzt wurden. Eine einfache Idee, die übertrieben, bis ins kleinste Detail durcharbeitet wurde.
D a s t a n d s i e a l s o v o r m i r . M ei n e M u s e. M ei n L ic h tblick a m En d e d e s Tu n n e l s, m e i n e I n s p i r a t i o n s q u e l l e a u f d e m W e g z u m K l o — H e r r F ü t t e r e r u n d s e i n M o n o l o g ü b e r k o n z e p t i o n e l l e G e s t a l t u n g . Schnell eilte ich nach unserem Gespräch zurück in mein kreatives Zentrum, dem Diplomraum, und setzte mich wieder vor meinen Deckenentwurf. Plötzlich war mir klar, was passieren musste. Das perfekte Wohlfühloutfit musste nach den Grundsätzen des konzeptionellen Arbeitens optimiert werden. Das kleine Jäckchen um die Schulter wurde aus weichen Schulterpolstern drapiert, für einen komfortablen Sitz, wenn man sich seitlich gegen eine Wand legt. Der Rücken wurde mit einem dreickigen Schaumstoffkeil aufgefüllt, damit der Rücken beim Anlehnen weich gepolstert ist, und zusätzlich gibt es eine Nackenrolle unter dem Rever, um in jeder Position den Kopf entspannd nach hinten ablegen zu können. Die Idee, des optimal, maximierten Gefühls des bequemen Sitzens und Liegen in jeder Situation war der konzeptionelle Weg den Entwurf um zu setzten. Danke Herr Fütterer.
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Projekt 5 Fotografen
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1 Outfit 5 Shootings = 12 perfekte Inszenierungen
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M i c h a e l K o h l s S a s k i a P l e t s c h
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Harriet Esther Muntean I s a b e l l e T e g t m e y e r
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E i n w e g k a m e r a ! E i n w e i s u n g :
1 . D u h a s t g e n a u 1
d i e K a m e r a W o c h e .
2 . D u s o l l s t i m m e r wenn du das Gefühl hast e i n M o m e n t , eine Person e i n D i n g o d e r w a s w e i ß i c h , i s t g e r a d e p e r f e k t oder sehr nah daran ein Foto machen.
3. Du kannst so viele Bilder machen wie du willst. Also wenn du in der Woche das Gefühl nur 3x hast dann mach 3 Bilder, wenn du es 27x hast dann mach 27 Bilder. 4.Nach einer Woche hole und bin total gespannt
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die Kamera wieder passiert ist ;)
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Bene Einwegkamera Heinrich H beim Bilder nageln. War trotzdem eine schöne Ausstellung ≥ Abb. 01 … war auch verwundert über das Bilder nageln. ≥ Abb. 02 Wir! ≥ Abb. 03 Dino? Drache? Lurch? Vielleicht das einzig lebende Exemplar. ≥ Abb. 04
Katze Namens Action und man betrachte Bruce Lee im Hintergrund. ≥ Abb. 05 … weil zwischen Diplom, Kostümen, Easy Putz und Stress immer noch Platz für ein großes Herz und nette Worte ist. ≥ Abb. 06 I love! ≥ Abb. 07 Für Frauen Wrestling musste ich früher immer die halbe Nacht aufbleiben … ≥ Abb. 08
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Christine Einwegkamera Meine Sex and the City DVD Box! In jeder Serie steckt eine Lebensweisheit. ≥ Abb. 01 Ich kann mir selber winken. ≥ Abb. 02 Ich liebe es daheim vor dem Kamin zu sitzen und ins Feuer zu schauen. Besser als jede Meditation. ≥ Abb. 03 Superschönes Licht beim Sonnenuntergang. ≥ Abb. 04 Eraclea Trinkschokolade.
Abb. 02
Gibt es in 36 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Einfach geil!!! ≥ Abb. 05 Das perfekte Mitbringsel aus New York. ≥ Abb. 06
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Manuela Einwegkamera Schlagzeuger, ausgepowert nach dem Konzert. FĂźr das Foto zog er nochmal sein T-Shirt aus, geiler OberkĂśrper!!!
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Lukas Einwegkamera Einfach Quatsch gemacht mit Robert. Der macht immer was man ihm sagt und jeden Quatsch mit. ≥ Abb. 01
Der Durchbruch in unserem Gestaltungskonzept. Wurde natürlich später wieder verworfen. ≥ Abb. 02 Ich war müde, wollte schlafen und der Platz war perfekt, weil die Sonne durch das Fenster schien. ≥ Abb. 03 Die sind gerade frisch zusammen. ≥ Abb. 04
Spontane Grillaktion mit perfektem Bild — das Auto brennt!!! ≥ Abb. 05 Nach der spontanen Grillaktion … ≥ Abb. 06
Lustige Nachschicht mit einem
Abb. 10
Kasten Bier. ≥ Abb. 07 Der perfekte Dönerteller ≥ Abb. 08 Robert macht wieder alles was man ihm sagt. ≥ Abb. 09 Der perfekte Sprung aus dem Fenster. ≥ Abb. 10 Ich hatte so durst und habe die letzte, volle Wasserflasche entdeckt. ≥ Abb. 11
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Geraldine Einwegkamera Impression einer perfekten Nacht. ≥ Abb. 01
Gefühlte 1.000.000.000 CD-sleeves ausgecuttet. ≥ Abb. 02 Spuren einer perfekten Nacht. ≥ Abb. 03
nach dem Grillen ist vor der Party — oder so ähnlich ≥ Abb. 04
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Michael Einwegkamera Schwarz plus weiss sind im Vergleich zu allen anderen Farben am einfachsten zu definieren. Es gibt kein perfektes oder unperfektes schwarz und weiss. ≥ Abb. 01, 02 Brustbehaarung: einfach meine Freundin fragen. ≥ Abb. 03
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leere Teller nach perfekten Essen. ≥ Abb. 04, 05 ### ≥ Abb. 6 Die Sahne von Dany Sahne ist unglaublich lecker. ≥ Abb. 07 Klein, rund, lecker, gesund, preiswert, perfekt. ≥ Abb. 08, 09, 10
### ≥ Abb. 11 Klassisches Rindersteak. ≥ Abb. 12, 13
Neutrales grau!!! ≥ Abb. 14, 15 ### ≥ Abb. 16 Die deutsche Hecke, traditionell unperfekt. ≥ Abb. 17, 18 Es gab eine Zeit vor IKEA, die Zeit der »deutschen Gemütlichkeit«, die Zeit des perfekten Wohnzimmers. ≥ Abb. 19
der Heilunsprozess des menschlichen Körpers ≥ Abb. 20, 21, 22, 23, 24
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W a s d u w i
d e n k s t i r k l i c h?
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Ihr seid toll!
Danke! Meiner Mama
für all die Unterstützung, Liebe, netten Worte,
Geduld und Zuwendung. Ich weiß, ich bin manchmal schwierig. Aber so bin ich eben. Meinem Papa für die unzähligen Stunden im Keller beim Holzpanzerbasteln oder an der Bohrmaschine, um mir Stricklieselwürste zu machen. Es ist so toll geworden. Meinem kleinen Neffen André, der meinen Papa so super unterstützt hat, beim Stricklieselwürste machen. Meiner weisen, älteren Schwester Silke. Für die zuversichtlichen Worte, dass alles irgendwann gut wird. Meinen zwei Brüdern Michael und Jürgen, die zur Modenschau gekommen sind. Das hat mir wirklich sehr viel bedeutet. Kai, dem Meister, ohne den ich nie so weit gekommen wäre. Du machst Deinen Job super. Halt’ das Schiff weiter über Wasser - die FH braucht Dich. Michael, meinem Näh-Knappen! Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Silke, die mir in meiner 4-jährigen FH-Laufbahn bestimmt acht mal erklärt hat, wie man eine Paspeltasche näht … peinlich, aber war. Frau Plate, die gute Seele, wenn es um Schnittprobleme ging. Herrn Fütterer, für den Inspirationsschub am Freitag Abend. Herrn Deppner, der immer an mich geglaubt hat. Martin, dass er immer für mich da war, mir so viel mit den Perücken geholfen hat und einfach ein wundervoller Mensch ist. Es tut mir leid. Geraldine, für lange Gespräche und die Erkenntnis, dass wir nur Opfer unserer selbst sind! Manuela, meine weise alte Freundin, mit der ich so viele, schöne Stunden in den letzten Jahren verbracht habe. Andrea, für ihre Meinung, ihren Rat, ihre Sichtweise und den Tag, an dem Du mich ganz doll in den Arm genommen hast. Anna, für Deine ruhige, ausgeglichene Aura, das unzählige Anziehen der Puppe und die gemeinsamen Heulstunden.
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Paerfect
Sarah, dass Du doch noch zu uns
Hariette und Isa für den schönsten Hasen-Trench, den ich je
gekommen bist, mit Deiner guten
gesehen habe.
Laune, den netten Worten, Deiner ganzen Lebensweisheit und Energie.
Steffen B. für viel nackte Haut.
Du hättest so gefehlt! Julia S. für ein spontanes Shooting im Keller. Megy, die beste Tischnachbarin, die ich je hatte.
Petra, für superschöne Bilder und schönere Abende ;).
Super Sarah, für die positive
Joscha, für den Kampf gegen das schlechte Omen und super
Energie, die sie uns immer in den
Bilder, die dabei heraus gekommen sind.
Raum geschickt hat und den Mut, mit mir vier Woche verbringen zu
Monika für endlose Stunden in einer Ritterrüstung, oder
wollen.
spontane Shootings im Schnee.
Lena M. für Deine weisen, klugen
Philip für seine Unterstützung bei meinem kleinen Projekt.
Lebensratschläge, ohne die ich jetzt nicht da wäre, wo ich bin.
Serath für den liebevollen Haarschnitt an meiner Perücke.
Ayline, für tiefgründige Gespräche
Lukas für so schöne perfekte Momente.
über Sex and the City und die Männerwelt.
Meiner Erstis Lisa und Isabel für spontane Näh-Aktionen und geniale Schuhe.
Meinen Interviewpartnern, Carmen Korpat, Herr Dr. Sigmund Freund,
Theresa, für den einen und anderen Styladvice und der
den Mönchen und besonders Antje
Gesellschaft beim DVD gucken.
Drinkuth. Florian, dem Grafiker meines Vertrauens. Der alles gegeben hat, Veri und Christiane, meinen zwei
und es ist so toll geworden.
Telefonjokern, die mir so gut durch die Krise geholfen haben. Liebe
Benni, der Florian bei vielen Gestaltungsfragen beratetend zur
vergeht, Freundschaft besteht!
Seite stand, besonders in der letzten Nachtschicht.
Sanna, für den einen Tag, an dem es
Celil, für die eine Nacht, in der er mir bis drei Uhr Beistand
mir so »Scheiße« ging,
geleistet hat.
sie mich
umarmt hat und gesagt hat: »Christine, du siehst heute toll aus … «
Die Lästerschwestergang, ihr seid so witzig.
Ilona für spontane 12 m »plissier-
Meinen Laufsteg-Häschen Emilia, Monika, Lara, Antonia, Sophia,
ten Saum«.
Anna-Lena, Valerie und Saskia
Henriette Höft und Jana Reuber
Allen Modemädels, die mir in den letzten Monaten immer
für das beste Make-up und die
wieder ein Lächeln auf dem Gang geschenkt haben. Das tat oft
schönsten Frisuren.
so gut! Ohne diese Gemeinschaft in der Näh-Bude hätte ich das echt nicht ausgehalten.
Glynis und Lennart, meinen zwei süßen Perücken-Models.
Tanja, unserem treuen Anprobemodel.
Christine für ihre tapfere
Michael Kohls, dem nettesten Menschen in der FH. Habe noch nie
Gänsehaut.
einen so freundlichen und offen Menschen an der FH gesehen. Von ihm brauchte man mehr in der Anstalt.
Herrn Berger und seinem Lötkolben. BeneB, für Spannung, Spaß und supergeile Fotos. Bleib so, wie Die Plisseebrennerei Gießmann für
Du bist und lass’ uns wieder was zusammen machen!
den Studentenrabatt. Leif M, für alles und nichts und doch so unglaublich viel, denn Die Buchbinderin Frau Sundermann,
wir können immer mehr als wir denken.
die das Unmögliche möglich gemacht hat
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Impressum
≥
Wer dahinter steckt
Herausgeber
C h r i s t i n e
N e d e r
≥ Neder.c@web.de ≥ www.lilies-diary.blogspot.com
Fotografen
S
t
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f
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n
B
u
n
t
e
≥ mail@steffenbunte.com ≥ www.steffenbunte.com
B e n e d i k t B r a n d h o f e r
≥ bene@beneb.de ≥ www.beneb.de
P h i l l i p P
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F r o w e i n b
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≥ philipfrowein@gmx.de
≥ mail@petraherbert.com ≥ www.petraherbert.com
L e i f
M a r c u s
≥ info@leifm.de ≥ www.leifm.de
H a r r i e t E s t h e r M u n t e a n
≥ www.harrietesthermuntean.com ≥ www.artistsunlimited.de
J o s h a
K i r c h k n o p f
≥ joscha@joschakirchknopf.com ≥ www.joschakirchknopf.com
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J u l i a Mitarbeiter
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S t e i n b r e c h t
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B r o z i o
H e n r i e t t e J a
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≥ fotoprojekte@yahoo.de ≥ manuela.brozio@sdirekt-net.de
H ö f t e r
≥ michael.kohls@hotmail.com
≥ www.blossommanagement.de
≥ jana.reuber1@gmx.de ≥ www.janareuber-artist.de
Geraldine van Riesenb eck I s a b e l l e T e g t m e y e r L
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Gestaltung
J a n - F l o r i a n
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Paerfect
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≥ geraldine2205@gmx.net ≥ isabelle.belle@ymail.com
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≥ L_Weber@gmx.de
≥ flo@wolfs-buero.de
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Auflage
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