STORY
Neu erfunden Ed Sheeran · In 25 Ländern hat sein Debütalbum ‚+‘ Goldstatus erreicht, seine Songs rotieren in Radio-Playlisten. Bei den BRITAwards gab‘s gleich zwei Trophäen, und 2012 bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele in London spielte er sich endgültig in die Herzen der Fans. Sheerans Konzerte sind stets ausverkauft, der 23-Jährige füllt mühelos die größten Arenen. Was ist so besonders am Newcomer mit der Falsettstimme, seiner Little Martin und der
Foto: PR
Loop-Station?
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Von Stefan Woldach
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ool sein ist out. Eitles Gehabe, narzisstisches Posen und lächerliches Vorzeigen von Statussymbolen gilt als antiquiertes Gebaren um die Gunst des Publikums. So wie „Silence is the new loud“ einst zum geflügelten Wort wurde, sind heute uneitles, persönliches und sympathisches Auftreten Voraussetzung für eine breite Fan-Basis – wenn Musik und Texte stimmen, wohlgemerkt. Der Rotschopf aus dem britischen Framlingham ist genau so. Er kann gar nicht anders, er ist einfach wie er ist: nett. Er erzählt auf der Bühne Familiengeschichten. Bittet seine Fans, sich zu umarmen, gemeinsam mit ihm zu singen. Er spendet seine Klamotten für wohltätige Zwecke. Engagiert sich für den Teenage Cancer Trust. Und spricht, seit er 2007 begann sich durch die Londoner Clubs zu spielen, mit seiner Natürlichkeit den Fans aus dem Herzen. Der Rest ist ein modernes Pop-Märchen. Ed, wie ist es, Songs für ein neues Album zu schreiben mit dem Wissen, dass jetzt alle Welt zuhört? Hat das deine Herangehensweise verändert? Ed Sheeran: Absolut! Nur: Wenn ich versucht habe einen Song für mein Publikum zu schreiben, war das immer Mist. Ich schreibe jeden Song von Herzen und lege alles hinein, was ich habe. Wenn ich das komplette Album vor mir habe, wähle ich aus, was ich als Single nehmen würde. Andersherum funktioniert das nicht für mich. Also: Niemals an das Publikum denken, wenn du schreibst. Aber anschließend kannst du sehr wohl entscheiden, wie du einen Song platzierst. Niemand wäre wohl darauf gekommen, dass du mit Pharrell Williams arbeiten würdest. Er hat ‚Sing‘ gehörigen Groove verpasst. Das war die Intention. Ich war immer ein Riesen-Fan seiner Justin-Timberlake-Produktionen. Alles was Pharrell anfasst, hat Groove, alles klingt cool. Ich hab ihn bei den Grammys getroffen, da haben wir nett geplaudert,
Ed Sheeran und es endete damit, dass ich ein paar Monate später bei ihm im Studio stand. Diese Möglichkeit hat mich aus meiner Komfortzone geholt, denn die neuen Songs entwickelten sich zunächst in die klassische SongwriterRichtung mit typischen Balladen. Und dann hat Pharrell diesen Ansatz ein bisschen aufgemischt. (lacht) Faszinierend, dass du, ausgehend von einem einfachen Akustikgitarrenthema, dir ein so ausgefallenes Arrangement wie ‚Sing‘ oder ‚Don’t‘ vorstellen kannst. So wie du das formulierst, klingt das, als sei ich ein supertoller, intelligenter Musiker. Ich weiß nicht, ob ich das bin! (lacht) Es steckt gar nicht so viel Konzept dahinter, viel mehr Zufall. Ich gehe ins Studio, baue eine Idee auf, beginne mit ihr zu spielen, wie etwa ‚Sing‘ mit seiner Gesangsmelodie und dieser faszinierenden One-Note-Gitarrenbegleitung! (lacht) Wenn es darum geht, einem Song Struktur zu verpassen, ist das sicherlich eine meiner Stärken, weniger die Produktionsdetails. Etwa, wenn dieser dreckige Bass einsetzt und währenddessen das Schlagzeug aussetzt – da hat Pharrell einen exzellenten Job gemacht. Er hat einige meiner Konzerte gesehen, sich Gedanken gemacht, wie ich beispielsweise mein Loop-Pedal einsetze oder meine Fans zum Singen bringe. All das hat er aufgegriffen und in dieses Arrangement gepackt. Der nächste große Name ist Rick Rubin, mit dem du das schwer groovende ‚Don’t‘ aufgenommen hast. Wie kam das denn? Völlig überraschend. Rick kam nach einem Konzert zu mir, wir haben uns unterhalten, und er lud mich ein, komm doch vorbei und spiel mir ein paar Songs vor. Ich kam, er machte den Tee und ich spielte derweil. Er meinte, dass er meine Live-Performance deutlich besser fände als meine Studioaufnahmen und schlug mir vor, mein Album live einzuspielen. Und schon nahm er mich mit in sein Studio und stöpselte mich in ein Loop-Pedal. Ich fand diese Version
Stagg’s SA40 acoustic guitars are equipped with a Fishman Isys 201 pre-amp fea turing contour and phase control as well as a tuner and a battery indicator. Classic craftsmanship from Stagg, allied with Fishman’s precise pre-amplification : the time has come to project your soul.
aktuelle Produktion Ed Sheeran: X (2014, Warner Music) Überraschung! Die erste Single-Auskopplung ‚Sing‘ gab bereits die Richtung vor: Der britische Shootingstar hat den Groove entdeckt. Zusammen mit R&B-Superstar-Produzent Pharrell Williams verpasst er seinen Acoustic-Pop-Songs recht unerwartete Arrangements, die nicht nur feinster Airplay-Stoff sind, sondern auch zum Tanzen einladen. Das ist neu. Dass Sheeran singen kann, wussten wir. Dass er griffige Songs schreiben kann, auch. Die gibt’s diesmal im Cinemascope-Format. Dafür sorgt gleich der nächste Mega-Produzent Rauschebart Rick Rubin, der dem minimalistischen ‚Don’t‘ (Refrain: ‚Don’t Fuck With Love‘) mit sattem Beat und Bass in ein Groove-Monster verwandelt. Und sonst? Sheeran arbeitet noch immer geschickt mit Open Tunings (‚One‘), singt sich in seinem typischen Falsett die Seele aus dem Leib (‚Think Of Love‘) und zeigt sich noch immer als melancholischer „Balladeer“ mit sehr persönlichen Themen wie ‚Afire Love‘ über den Tod seines Großvaters. Kein Zweifel: Dieses Album wird den sympathischen Songwriter endgültig in der Riege der aktuellen Pop-Superstars etablieren. Bin gespannt, wie er das mit seinem Looper live umsetzt. Stefan Woldach AKUSTIK GITARRE 5/14
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Ed Sheeran
DisKografie + (2011, Warner Music) X (2014, Warner Music)
Online-Info www.edsheeran.com
Foto: Warner
absolut tolle Gitarre! Ich hatte nicht vor sie zu stehlen, aber habe sie einfach nicht mehr hergegeben! Ich nahm sie mit ins Studio und habe die gesamte Platte damit eingespielt. Als ich den Jungs von Martin das erzählte, konnte diese Gitarre behalten. Also: Meine Neue hat Body und Zargen aus Koa, eine Fichtendecke und ein paar wundervolle Inlays. Ich habe totalen Schiss, dass ich sie auf Tour vielleicht schrotte, denn eine wie diese würde ich nie wieder kriegen.
Ed Sheeran: Superstar ohne Allüren
tatsächlich nicht schlecht, verbrachte einen Monat in Malibu und nahm einige Versionen mit ihm auf. Übst du, arbeitest du an deinem Spiel? Nein. Was mir geholfen hat ein Instrument zu lernen, waren die Songs von Künstlern, die ich toll fand. Das war meine Motivation, das hat mich angespornt, Gitarre spielen zu wollen. Okay, ihr als Fachmagazin kommt bestimmt daher und meint, dass man Unterricht nehmen und Noten lernen sollte. Dass man Skalen, Stimmungen und Harmonielehre drauf haben müsste. Ich kann nichts dergleichen! (lacht) Ich habe immer nur Songs gelernt, die ich toll fand. Das hat mich als Gitarrist weitergebracht und dazu geführt, dass ich regelmäßig geübt habe. Als ich das Riff von ‚Layla‘ cool fand, hab ich‘s gelernt. Als ich Green Days ‚Time Of Your Life‘ hörte, hab ich‘s gelernt. Anstatt 100 verschiedene Skalen auswendig zu können, kann ich jetzt hundert tolle Songs. Es hindert dich ja nicht daran, irgendwann mal Noten und Theorie zu lernen.
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Ich spreche vermutlich für die meisten Kids da draußen, wenn ich jetzt mal mutmaße: Es gibt vermutlich nur einen unter 100.000 Kids, der so virtuos wie John Mayer Gitarre spielen können will und der monatelang allein in seinem Zimmer hockt und wie der Teufel Soli übt. Alle anderen Kids schnappen sich eine Gitarre, weil sie ihre Lieblings-Songs spielen wollen, am Lagerfeuer, auf Partys und einfach Spaß damit haben wollen. Wenn ich diesen Kids einen Tipp geben sollte: Hört euch eine Lieblingslieder an, lernt die Akkorde, übt sie bis ihr sie draufhabt, spielt und habt euren Spaß. Ich jedenfalls hatte noch nie Bock, auf der Bühne zu stehen und ein fünfminütiges Gitarrensolo zu spielen. Du spielst eine Martin Signature, das LX1E Ed Sheeran Modell, von dessen Verkaufspreis übrigens ein Teil an das East Anglia’s Children’s Hospices geht. Noch andere Instrumente? Vor dem Album haben die Leute von Martin mir mehrere Gitarren zum Ausprobieren geschickt. Fred Greene, Vizepräsident der Company in Nazareth bot mir an, ein Einzelstück zu bauen, ich könne mir die Hölzer, die Art des Bracings, die Inlays und alle sonstigen Features aussuchen. Ich bekam also verschiedene Modelle und sollte mir eines aussuchen. Davon ausgehend würden sie meine Gitarre bauen. Alle diese Gitarren waren Custom Built und absolut hochpreisig! Mich sprach sofort ein 00-Modell an, eine
Deine Bedenken sind berechtigt, wenn man deine bisherigen Instrumente bei Konzerten sieht. Ich habe inzwischen sieben Gitarren in Grund und Boden gespielt - und das in zwei Jahren! Sie alle sind total dreckig, haben Risse in der Decke, sogar Löcher. Ich habe sie alle aufgehoben und zuhause in Rahmen gesteckt. Ich hatte ja das Glück, unterwegs einige Stars kennen zu lernen, die mir meine Instrumente signiert haben. Zum Beispiel Paul McCartney – die Gitarre hängt direkt neben meinem alten Höfner-Bass 500/1. Total cool. Und wie siehst du dich jetzt: Bist du immer noch der verhaltene Balladen-Songwriter, der sich live mit seinem Loop-Pedal begleitet? Aber sicher. Ich habe sogar ein neues Loop Pedal am Start! Zwei Freunde haben es entworfen, zwei Elektrotechniker, die gerne basteln. Ich teste es schon exzessiv, denn mein altes BossPedal ist nun schon acht Jahre alt, rauscht und knackt ziemlich. Jetzt habe ich die Möglichkeit, vier verschiedene Loops zu starten und zu bearbeiten, außerdem kann der Mixer das Teil ebenfalls steuern, und wenn ich ins Publikum springe, kann er es anhalten. Und natürlich bin ich noch immer der traurige Balladensänger, das werde ich auch immer bleiben. Du hast bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele vor einer Milliarde Menschen gespielt, mit Kollegen wie Elton John und Taylor Swift, hast zuletzt mit ‚I See Fire‘ zum Soundtrack ‚Der Hobbit – Smaugs Einöde‘ einen weltweiten Hit. Angesichts solcher Erfolge – was für Ziele hast du da noch? Kann ich dir sagen: Es ist mein Traum, mal ein ganzes Stadion mit einer Loop-Station zu bespielen. Ein Mal in einem riesigen Stadion, das wäre cool. Mehr kann ich erst mal nicht sagen. Vermutlich werde ich irgendwann Vater, werde eine Menge Kinder haben – und dann mit der Musik aufhören, wer weiß? Aber vorher sind erst mal die Stadien dran. (lacht) Vielen Dank für das Gespräch.
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Von Andreas Schulz
Martin
Kleine Klampfe, großer Live-Sound: Martin LX1E Ed Sheeran
LX1E Ed Sheeran Signature
Mit Ed Sheeran hat Fotos: Schulz
Martin einen der angesagten Singer/Songwriter der aktuellen Musikszene als Endorser gewonnen. Sheerans Signature-Modell ist eine Smallbody-Steelstring; ganz bescheiden griff der Rotschopf zu einem Modell der preiswerten X-Serie.
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heerans soziales Engagement bleibt auch bei diesem Modell nicht außen vor: Der Erlös aus dem Verkauf fließt an EACH (East Anglia’s Children’s Hospices), eine englische Organisation, die schwerkranke Kinder, Jugendliche und ihre Familien unterstützt.
Konstruktion Die Decke besteht aus massivem Sapeli, einem afrikanischen Hartholz, das dem bekannteren Mahagoni in Klang und Optik ähnelt. Die LX1E entspricht etwa einer verkleinerten Single-0. Das Instrument ist 87 cm lang bei einer Mensur von 58,5 cm; der Korpus ist 40 cm lang und an der breitesten Stelle 32 cm breit. Damit ist die LX1E prädestiniert als Reisegitarre und dank des Fishman-Pickup-Systems als Bühnengitarre. Typisch für die X-Serie ist die Verwendung künstlicher Materialien: Boden und Zargen aus schwarzem HPL (High Pressure Laminate) und Hals aus Stratabond, einem verleimten Schichtholz, das an Kanten und Rundungen interessante Optik aufweist. Griffbrett und Steg bestehen aus Richlite, einem Material aus 65 Prozent recyceltem Papier oder FSC-zertifizierten Beständen und 35 Prozent Phenolharz. Das Richlite ist von Ebenholz kaum zu unterscheiden. Die LX1E ist schlicht gestaltet, es gibt keine Bindings und nur einen einfachen schwarzen Ring um das Schallloch, das Finish von Decke und Hals ist seidenmatt.
Media Track 37 AKUSTIK-GITARRE-Begleit-CD
Technische Daten Hersteller Modell Typ Herkunft Boden/Zargen Decke Verbalkung Hals Griffbrett & Steg Bünde Mechaniken Sattel/Stegeinl. Mensur Halsbreite Finish Pickup Preis Vertrieb Info
Martin LX1E Ed Sheeran modifizierte Single-0 14-Fret Mexiko HPL (High Pressure Laminate), schwarz Sapeli, massiv (mit Laser-Gravuren) modifiziertes X-Bracing Brown Stratabond Richlite 20 (Hals/Korpus-Übergang: 14. Bund) Schaller M6-Typ, schwarz mit Mini-Griffen Kunststoff, schwarz 58,5 cm Sattel 43,5 mm/Steg 52,5 mm Decke & Hals seidenmatt Fishman Isys T (mit Tuner) v 660 (inkl. Gigbag) AMI GmbH/München www.martin-gitarren.de
Eds Trademark, das Plus-Zeichen, ist in die Decke eingraviert, gleich daneben der ‚each‘Schriftzug, beides sauber ausgeführt als LaserCut. Das + findet sich auf der Kopfplatte wieder, zusammen mit dem Martin-Logo, beides in leuchtendem Orange. Bei Martin findet man das bekannte ‚Est. 1833‘. Bei Eds Plus ist vermerkt: ‚Est. 1991‘, Sheerans Geburtsjahr. Die Mechaniken sind geschlossene schwarze Schaller-StyleTypen mit Minigriffen. Ebenfalls schwarz sind Sattel und Stegeinlage aus Kunststoff sowie die Bridgepins. Das Fishman Isys-System besteht aus Piezo-PU unter der Stegeinlage und ZargenPreamp mit Lautstärke, Tuner, Phasenschalter und einem Contour-Switch, der Mitten absenkt und Bässe und Höhen boostet. Die Batterie sitzt neben der Endpin-Buchse gut zugänglich in der hinteren Zarge.
Handhabung und Klang Hat man sich an die verkürzte Mensur von circa 58,5 cm gewöhnt, spielt sich die LX1E absolut easy. Die Halsbreite ist Standard, das Halsprofil schlank und gut abgerundet, Halskrümmung und Saitenlage sind auf einen guten Kompromiss zwischen leichtem Greifen und sauberem Ton abgestimmt. Die leichte Kopflastigkeit stellt kein Problem dar. Der akustische Klang ist bei leicht reduziertem Volumen geprägt von der Wärme und dem Charme der Sapeli-Decke. Der Sound könnte
Sheerans Trademark: Plus-Zeichen und Förderung von ‚EACH‘
so auch von einer All-Mahogany-SmallbodySteelstring stammen. Die künstlichen Materialien machen sich nicht negativ bemerkbar. Dynamik und Schwingungsintensität sind leicht gebremst, über den etwas höher gelegten eher weichen Bässen türmen sich die warmen und hölzern-kehlig klingenden Mitten und werden oben dezent silbrig abgerundet. Dieser Sound ist bei Fingerstyle und Strumming gut verwendbar und macht die LX1E tauglich als Reise- und ‚Immer-dabei-Gitarre‘. Speziell bei Fingerstyle-Song-Begleitung kommt der charmant-süßliche Charakter positiv zur Geltung. Der große Pluspunkt ist der knallige Live-Sound am Amp. Die kleine Klampfe trumpft auf und bietet Druck, klare Artikulation und einen gebrauchsfertigen Pickup-Klang, der sich mit dem Contour-Switch zwischen eher mittig und Hifi-mäßig voluminös schalten lässt. Das klingt weitaus größer als es die geringen Dimensionen der Gitarre vermuten lassen und ist auch bei hohen Lautstärken rückkopplungsresistent.
Fazit Das Fazit zur Martin LX1E Ed Sheeran fällt positiv aus. Das in Mexiko gebaute Instrument bietet solide Qualität, macht einen äußerst stabilen Eindruck, spielt sich angenehm und glänzt mit überlebensgroßem Live-Sound. An die kleinen Dimensionen hat man sich schnell gewöhnt. AKUSTIK GITARRE 5/14
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