rezensionen ► Büc he r DvD s er to ntr äg
Liederbestenliste Die Top Ten oktober 2013
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World Music Charts Europe oktober 2013 ► Seite 78
DIE BESONDERE … Empfehlung der Folker-Redaktion
klingt in dieser Ausgabe deutsch, rezensiert von unserer Autorin Judith Wiemers ► Seite 72
Geil!
Die fünf Hannoveraner von EVELYN KRYGER haben ein Album eingespielt, das berauscht und nicht nur von exquisiter Musikalität und einem tiefen Verständnis für die verquirlten Stilvarianten einmal quer von Ost nach Süd zeugt, sondern vor allem die Neugier und den Spaß am Material ausstellt. ► Seite 72 Foto: Archiv FOLKER 5.13 6.13
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HANS WELL 35 Jahre Biermösl Blosn / Hans Well mit Franz Kotteder. – München : Kunstmann, 2013. – 333 S. : mit s/w-Fotos ISBN 978-3-88897-823-4, 19,95 Euro Er war schon immer der Schreiber, der inhaltliche Kopf der Biermösl Blosn. Nach der Trennung von seinen beiden Brüdern legt auch Hans Well seine Sicht der Dinge dar. Haben Michael und Stofferl Well mit Biermösl Blosn – Tokio, Kapstadt, Hausen ein illustriertes Roadbook vorgelegt (s. Folker 4/13), in dem sie Freunde, Weggefährten und Kritiker zu Wort kommen ließen, so liefert Hans Well, ein Meister des Worts, eine vorzüglich geschriebene Autobiografie. Sie gestattet Einblicke in das Innenleben der bayerischen Musikergroßfamilie und in fünfunddreißig Jahre mit der Gruppe, die deutsche Kabarettgeschichte geschrieben hat. Es ist ein Blick zurück ohne Zorn, aber auch ohne Schonung – weder seiner selbst noch seiner Brüder, erst recht nicht der bayerischen Gesellschaft und ihrer Politiker. Well schildert ohne Häme aber mit viel Humor und schnörkellos seinen Werdegang zwischen „Beatles und Stubnmusi“, seine erste Schritte in der Münchener Kleinkunstszene in der „Keimzelle muh“ und erste Auftritte mit seinen Brüdern im Hörbacher Montagsbrettl. Er schildert, wie der Bayerische Rundfunk mit dem „BayWa-Lied“-Skandal die Biermösl Blosn richtig bekannt machte, und den Weg des Trios vom Biermoos über Tokio bis zur Elfenbeinküste. Die Auftritte mit Weggefährten wie Dieter Hildebrandt oder Dauerbühnenpartner Gerhard Polt und die Erfolge im Theater werden ebenso kurzweilig geschildert wie Misserfolge vor Schlagerpublikum oder der Kleinkunstkrieg gegen die Warsteiner Brauerei. Das Buch endet mit Hans Wells Sicht auf die Trennung der „bayerischen Kultband“ (Heute Journal, ZDF) und dem „Letzten Pfiff der Blosn“ – nicht ganz! Well schaut nach vorn und zeigt im Kapitel „Auf geht’s“, was für ihn „Post Biermösl Blosn“ kommt: wieder eine Familienband – die Wellbappn mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas, von der die Augsburger Allgemeine bereits schrieb: „Sie blasen frischen Wind ins alte Segel.“ Da weiß man doch, wo man nach der Lektüre des Buches hingehen muss. Ulrich Joosten Bezug: www.kunstmann.de Folker-Mitarbeiter CHRISTOPH WAGNER Der Klang der Revolte – Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground / hrsg. vom Haus d. Geschichte Baden-Württemberg. – Mainz : Schott, 2013. – 387 S. : mit zahlr. s/w-Fotos ISBN 978-3-7957-0842-9, 24,95 Euro Das Hauptthema dieses schwergewichtigen, überaus aufschlussreichen Werkes ist die Geschichte und Ent-
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wicklung der westdeutschen populären Musik in den Genres Rock, Jazz, Folk und avantgardistische Pop elektronik und ihre radikale Abkehr von der spießigen Nachkriegsunterhaltung. Wie ein roter Faden zieht sich die Suche nach künstlerischer Eigenständigkeit, einer eigenen musikalischen Identität durch das Buch. Der Autor lenkt den Blick auf diejenigen westdeutschen Bands und Musiker, die zwar von angloamerikanischen Einflüssen geprägt waren, sich aber gleichzeitig auf die Suche nach eigenen Konzepten begaben – offensichtlich mit Erfolg. „Ihre Musik basiert nicht auf angloamerikanischen Grundlagen des Rhythm & Blues und ist doch zweifellos Rockmusik von höchst individueller Natur … mit keiner der Traditionen des Rock verwandt“, schrieb ein britischer Kritiker über die Gruppe Neu!. „Wir hatten es satt, die amerikanischen Musiker nachzuahmen“, schrieb der Vibrafonist Gunter Hampel. „Ich musste meinen eigenen Weg finden und mich nicht an jemandem orientieren“, sagte Jaki Liebezeit, Schlagzeuger der richtungweisenden Rockgruppe Can. „Nachmachen war nicht drin! Das ist vom künstlerischen Standpunkt aus nicht vertretbar.“ Gut lesbar, illustriert mit vielen Fotos und garniert mit etlichen Geschichten und Anekdoten, führt Wagner den Leser durch die Jahre 1965 bis 1972, in denen beispielsweise das Deutsch in die Rockmusik kam, Jimi Hendrix die deutsche Popszene elektrisierte, Weltmusik ihren Anfang nahm, Liedermacher sich auf den Weg zur Burg Waldeck machten, Festivals wie Pilze aus dem Boden schossen, Drogen den Underground vergifteten und Hippiemusiker in Wohngemeinschaften vom großen Wir-Gefühl träumten. Abgesehen von einem etwas nachlässigen Lektorat – ganze Passagen werden wörtlich wiederholt, im Text finden sich etliche Druckfehler –, ist das Buch eine wirklich spannende, ausgezeichnet recherchierte, in höchstem Maße informative Lektüre. Kai Engelke Bezug: www.schott-musik.de
DAVE ARTHUR Bert – The Life and Times of A. L. Lloyd / Foreword by Richard Thompson. – London : Pluto Press, 2012. – 424 S. : mit Fotos ISBN 978-0-7453-3252-9, 22,00 engl. Pfund Was Hamish Henderson für Schottland und Seamus Ennis für Irland, das war Albert Lancaster Lloyd, kurz A. L. Lloyd oder Bert, für England: eine, wenn nicht die zentrale und treibende Figur des zweiten Folkrevivals. Nicht, dass er das Revival alleine gestemmt hätte (wie sollte das auch funktionieren, Leute wie Ewan MacColl oder Peter Kennedy hatte ihren großen Anteil), und nicht, dass Lloyd sich auf England beschränkt hätte. Sein hoher Intellekt und sein Sprachtalent führten ihn von Argentinien über Norwegen
nach Osteuropa, wo er aufgrund seiner lebenslangen kommunistischen Gesinnung gute Kontakte hatte. Sein Schwerpunkt jedoch war England, und wie es sich für einen Folkloristen und Sänger gehörte, der die traditionellen Lieder seinen Vorstellungen anpasste und das auch nicht verschwieg, so brachte er auch teils bewusst einige Mythen über sein Leben in Umlauf. Autor Dave Arthur, selbst Folklorist und aktiver Musiker, trat an, neben einer unterhaltsamen Lebensgeschichte zumindest die Fakten korrekt auf die Reihe zu bringen. Daher ist diese Biografie von jemandem, der Lloyd noch persönlich kannte (er starb 1982), eine gut lesbare und enorme Fleißarbeit. Arthurs spürbare Sympathie für Lloyd steht einer kritischen Prüfung seiner Leistungen nicht im Wege. Wer die Geschichte des zweiten englischen Folkrevivals, also hauptsächlich der 1950er- und 1960er-Jahre, mit allen Querverbindungen, Insidergeschichten und erstaunlichen Zusammenhängen ehrlich geschildert haben möchte, der wird dieses Buch schätzen. Mike Kamp Bezug: www.plutobooks.com
VAHID MATEJKOS Klezmer Play-Alongs für Querflöte. – Köln : Alfred Music Publ., 2013. – 44 S. : überw. Noten + CD ISBN 978-3-943638-46-2, 16,80 Euro Das Buch umfasst 15 Stücke mit Noten für Querflöte mit Akkordbezeichnung, einen CD-Track mit Flöte und Bandbegleitung sowie einen Track nur mit Begleitung. Sechs Melodien sind traditionell und mit Arrangements des Autors versehen, neun Stücke sind neu komponiert. Die Band ist mit Schlagzeug, Kontraoder E-Bass, Akustik- oder E-Gitarre sowie Akkordeon besetzt, die Arrangements meist modern. „Klezmer-Gefil“ kommt auf, weil die passenden Skalen verwendet werden und die notierten Verzierungen gute Anregungen geben. In der sauberen Aufnahme sind Flatterzunge und Mitsummen auf der Flöte Ideen, um den Klang lebendig zu gestalten. Ob die komponierten Stücke Klezmer sind, ist fast egal, weil sie meist zum Stil passen und Spaß machen. Und wo es nötig ist, gibt es auch den passenden Einzähler: „Eins, zwei, drei, fir …“ Nils Schröder Bezug: www.alfredverlag.de
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ANDREAS SCHUMANN Um die Welt mit Lena und Tom : Lieder, Balladen und Folksongs aus der ganzen Welt in leichten Arrangements für 1 und 2 Gitarren ; mit CD. – o.O. : Bosworth, 2013. – 40 S. : nur Noten + CD. – (BOE ; 7644) ISBN 978-3-86543-741-9, 12,50 Euro PHILIP JOHN BERTHOUD Begin the Journey – Guitar : Easy Trad. Tunes from around the World / coll. and ed. By Philip John Berthoud. – Laggan Bridge : Spartan Press, 2012. – 38 S. : nur Noten u. Akk. + CD. – (SP ; 967) ISMN 979-0-57999-967-6, 14,99 engl. Pfund Melodien aus aller Welt für Gitarrenschüler, die ihre allerersten Hürden auf dem Instrument genommen haben. Volkslieder aus Irland, Finnland oder Mexico, im Falle des Berthoud-Heftes geht die Reise über Mazedonien, den Sudan, Guinea bis hin nach Indien und China. Beiden Heften liegt eine CD bei, die dem Kennenlernen der Stücke dient sowie als Playalong genutzt werden kann. Über die ersten beiden Lagen geht es in beiden Fällen nicht hinaus. Zu den Unterschieden: Schumanns Heft richtet sich an den eher klassisch orientierten Unterricht. Notenlesen ist Pflicht. Auf der Begleit-CD finden sich jeweils drei Versionen der für zwei Gitarren konzipierten Stücke. Einmal komplett, dann getrennt erste und zweite Gitarre. Stimme zwei ist der Lehrerpart. Eine hübsche Auswahl an Melodien, die eine Art „Best of “ früherer, nicht mehr aufgelegter Notenausgaben darstellt. Der Ansatz des Berthoud-Albums liegt ein wenig mehr auf dem Hören. Die zusätzliche Tabulatur macht es auch dem
Notenunkundigen möglich, die etwas ausgefallenere klangliche Weltreise nachzuvollziehen. Hier gilt es vor allem rhythmisch anspruchsvollere Melodien zu meistern (gleich drei Stücke im 7/8-Takt!). Die zweite Reise würde ich eher dem erwachsenen Anfänger empfehlen. Die Kinder sollten sich an Lena und Tom halten. Rolf Beydemüller Bezug: www.bosworth.de, www.spartanpress.co.uk BERND BRÜMMER Akkorde griffbereit. – Wertheim : Brümmer, 2013. – 75 S. : überw. Abb. ISBN 9783-940334-02-2, 7,80 Euro Dass es so was in Zeiten des Internets überhaupt noch gibt … Früher kannte man Bücher mit Titeln wie Tausend Barrégriffe für die Gitarre oder ähnliche, heute bekommt man die tonnenweise im Web. Der Haken daran: Das Web kann man nicht in den Gitarrenkoffer tun, es sei denn im Smartphone – aber wer will das schon. Insofern kommt dieses Büchlein sicher recht: Über 2.500 handverlesene Gitarrengriffe, Open Chords, Powerchords und Barrégriffe, die für alle Tonarten übersichtlich gegliedert wurden und für jede Stilistik sofort einsetzbar sind. Ein Referenzguide fürs Gigbag. Und mit knapp 8 Euro sehr preiswert, eine Investition, dies sich lohnt. Ulrich Joosten Bezug: www.bbmusic.de
PHILIP JOHN BERTHOUD Begin the Journey – Mandolin : Easy Trad. Tunes from around the World / coll. and ed. By Philip John Berthoud. – Laggan Bridge : Spartan Press, 2012. – 38 S. : nur Noten u. Akk. + CD. – (SP ; 966) ISMN 979-0-57999-966-9, 14,99 engl. Pfund Einmal rund um die Welt, mit Melodien für Mandolinen: 35 Volkslieder, von den USA bis China, von Australien über Indien bis Argentinien. Ein Heft für Anfänger, die Wert auf einen breiten Horizont legen. Alle Stücke sind in Noten- und Tabulaturschrift festgehalten; die beigefügte CD präsentiert sämtliche Lieder in moderatem Tempo mit dezenter Begleitung. Es handelt sich aber nicht um ein Mandolinen-Lehrbuch – Angaben etwa zur Anschlagtechnik fehlen. Ein klassisches Liederheft also. Volker Dick Bezug: www.spartanpress.co.uk BARBARA ERTL Jede Menge Flötentöne 1 : die Schule für Altblockflöte mit Pfiff. – Manching : Musikverl. Holzschuh, 2013. – 88 S. : überw. Noten u. Ill. + 2 CDs. – (VHR ; 3611-CD) ISBN 978-3-86343-003-1, 24,80 Euro Das ist endlich mal eine nette Schule für Altblockflöte: Sorgfältig ausgewählte Lieder, Stücke und Übungen geben dem Lehrer ein Konzept an die Hand, acht bis zwölf Jahre alte Kinder spielerisch und mit Spaß an das Instrument heranzuführen. Musikalische Anklänge und Beispiele aus Folk und Volksmusik sind ebenso vorhanden wie Stücke von Chédeville, Baton, Boismortier und Co., aber auch Gassenhauer
cinema INSIDE I’M DANCING (GB/IRL/FR) // 19.15 H // CHF 12 MI 27. THE GUARD (IRL) // 21.30 H // CHF 12 an irish night THE HENRY GIRLS (IRL) // 20.15 H DO 28. // CHF 35/30 DERVISH (IRL) // 21.45 H a scottish night BLAZIN’ FIDDLES (SCOT) // 21.00 H FR 29. // CHF 35/30 MÀNRAN (SCOT) // 22.30 H from singing to dancing THE BANJO HEARTS (IRL) // 20.15 H SA 30. // CHF 40/35 ALTAN (IRL) // 21.15 H KILA (IRL) // 23.00 H www.irishnights.ch
ein Engagement von Stadt und Kanton im KulturRaumSchaffhausen
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wie „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ oder „Hey, Pippi Langstrumpf “. Die Schule wird durch jede Menge wunderschöne, lustige Farbillustrationen und „Musik rätsel“ aufgelockert. Zwei CDs enthalten die Übungsstücke mit Ensemble eingespielt, einmal mit Blockflötenpart zum Hören, wie es insgesamt klingen soll, die zweite CD enthält das Ensemble ohne Blockflöte zum Mitspielen. Doris Joosten / Bezug: www.holzschuh-verlag.de MARTINA SCHUMECKERS Balkan-Musik. – Manching : Musikverl. Holzschuh, 2013. – 43 S. – nur Noten. – (holzschuh exklusiv ; 1783) ISBN 978-3-86434-007-9, 14,50 Euro Spielfutter für Akkordeonisten, allerdings nur für ein Instrument arrangierte Stücke aus dem Balkan. Balkan meint hier überwiegend Stücke aus Rumänien und Bulgarien, nur zwei stammen aus Griechenland, eines aus Serbien, drei aus Armenien (letztere aus der musikalischen Sichtweise dem Balkan zugehörig). Alle Bearbeitungen halten sich an die traditionelle Spielweise; Interpretationen, Wiederholungen, Oktavieren – alles möglich! Alle Stück sind mit Melodiestimme und Bassbegleitung gesetzt – leider ohne Gitarrenakkorde und ohne CD. Doris Joosten / Bezug: www.holzschuh-verlag.de INGEBORG MAGDALENA HÄRTEL, HERMANN HÄRTEL Wir lernen Jodeln – Hausübungen II / ein Jodelkurs von Ingeborg Magdalena u. Hermann Härtel inkl. Lern-CD. – Deutsch Freistritz : tradmotion, 2013. – 58 S. : mit zahlr. Ill. + CD ISBN 978-3-9501291-3-7, 25 Euro zzgl. Versand „Da hat man dann wenigstens was Eigenes!“ Wer denkt nicht gleich beim Anblick dieses Büchleins an Frau Hoppenstädt im Loriot-Sketch vom Jodeldiplom. Dass man diese Kunst ernsthaft erlernen kann, belegt dieses Büchlein, bereits der zweite Teil einer Jodelschule, die sich neben Fachbeiträgen und Noten zum Jodeln selbst auch mit der richtigen Stimmpflege beschäftigt. Eine CD liegt bei. „Diridijo!“, sog i. Doris Joosten Bezug: Ingeborg Magdalena Härtel, Eichbergstr. 4, A8121 Deutschfreistritz HIT SESSION 6 o.O. : Bosworth Ed., 2013. – 296 S. : Noten, Texte, Akkorde. – (BOE ; 7679) ISBN 978-3-86543-767-9, 21,50 Euro Einhundert Hits von Oasis über Kate Perry, die Sugarbabes, Linkin Park, Aerosmith und Coldplay bis zu Adele, mit Akkord-Leadsheets, Noten, Text und Akkorddiagrammen von den Stücken. Folkfaktor: gegen Null. Na ja: „I Will Wait“ von Mumford & Sons kommt drin vor und „Je Veux“ von Zaz, aber das war’s dann auch schon. Immerhin: Für Leute, die „Hang
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over“ von Taio Cruz am Lagerfeuer singen wollen, ist das ringgebundene Buch vielleicht eine Anschaffung wert. Doris Joosten / Bezug: www.bosworth.de KARL KIERMAIER Blasmusikerfolge für Steirische Harmonika. – Manching : Preissler, 2013. – 42 S. : nur Noten + CD. – (JP ; 6619) ISMN 979-0-2014-6619-4, 19,80 Euro Zwanzig bekannte Stücke, arrangiert für Steirische Harmonika. Es handelt sich nicht um eine Schule, es sind lediglich die Noten, Texte und Griffschrift enthalten, von Stücken wie „Rosamunde“, „Schützenliesel-Polka“ und ähnlichen Liedern beziehungsweise Instrumentals. Eine CD mit Einspielungen auf einer Steirischen Harmonika in der Stimmung GCFB liegt bei. Doris Joosten / Bezug: www.preissler-verlag.de THOMAS BATTENSTEIN Stille Nacht : 50 Advents- u. Weihnachtslieder ; Gitarrenmusik instrumental - stimmungsvoll arrangiert, mit allen Texten, Melodiestimmen und Akkordsymbolen. – Düsseldorf : Tomte Music, 1991. – 51 S. : Noten u. Texte + CD. – (BOE ; 7655) ISBN 978-3-86543-752-5, 16,90 Euro HUBERT PFLUGER Advent und Weihnachten mit der Tiroler Harfe (Volksharfe). – Manching : Preißler, 2012. – 32 S. : nur Noten + CD. – (JP ; 6218) ISMN 979-0-2014-6218-9, 16,80 Euro Da fühlt man sich vorweihnachtlich verarscht: „Gitarrenmusik instrumental stimmungsvoll arrangiert“, steht auf dem Cover. Und was ist drin: Melodiestimmen, Texte und Akkordsymbole – von wegen „arrangiert“. Und noch mal Achtung: Akkordsymbole meint nicht etwa Diagramme, auf denen zu ersehen ist, wie ein Akkord gegriffen wird, sondern schlicht die Namen der Akkorde als Buchstaben, also zum Beispiel G, A, Em etc. Auf der beigelegten „legendären Original-CD“ (Coveraufdruck) sind alle fünfzig enthaltenen Lieder instrumental eingespielt, und zwar sehr schön, meist zweitstimmig. Diese Arrangements hätte man abdrucken sollen. Schon differenzierter kommt der Band mit Adventsund Weihnachtsliedern daher, arrangiert für die Tiroler (Volks-)Harfe. 29 sehr schöne Melodien, meist zweistimmig plus Bassbegleitung gesetzt. Leider werden zu diesen Stücken keine Begleitakkorde angegeben und auch keine Texte. Schade. Immerhin ist auch hier eine nett anzuhörende CD mit allen Stücken beigelegt. Doris Joosten Bezug: www.tomtemusic.de, www.preissler-verlag.de
DVD BARBATUQUES Corpo Do Som Ao Vivo (MCD World Music 341, www.barbatuques.com.br) 13 Tracks, 92:00, mit engl. u. portug. Infos Das Stichwort „Body Percussion“ taucht meist im Zusammenhang mit der Human Beatbox im Rap auf. Was aber wirklich Body Percussion ist, zeigt die brasilianische Formation Barbatuques auf ihrer Live-DVD von 2008. Die Kombination von Rhythmen, die hier durch Stampfen, Schreiten, Klatschen oder Schlagen erzeugt werden, mit Mundgeräuschen wie Schnalzen, Zischen, Schreien, Pfeifen, Summen ist aber längst nicht alles. Die Truppe baut in ihre Stücke viele Breaks ein und entwickelt eine eigene Choreografie auf der Bühne. Vor allem bezieht sie das Publikum mit ein, indem sie es dirigiert und selbst Geräusche machen lässt. Für Abwechslung sorgen der sparsame Einsatz von Instrumenten wie Querflöte und Gesangseinlagen. In puncto Virtuosität und Unterhaltungswert dürften Barbatuques ziemlich konkurrenzlos sein. Vor allem aber zeigen sie, dass Brasilien weitaus mehr kulturelle Ecken zu bieten hat als jene, die man gemeinhin kennt. Für Freunde ungewöhnlicher Percussion dürfte Corpo Do Som Ao Vivo eine Offenbarung sein. Während bei uns derartige Formationen eher als Avantgarde wahrgenommen werden, wurden Barbatuques in Brasilien 2006 zur besten Gruppe der Música Popular Brasileiro gewählt. Hans-Jürgen Lenhart
P l at t e n p r o j e k t e Es gibt im Musikbereich immer wieder Veröffentlichungen, die den Rahmen herkömmlicher Produktionen inhaltlich wie vom Umfang her sprengen und deshalb einer ausführlicheren Betrachtung bedürfen, als dies in Form einer üblichen Rezension geleistet werden kann. Die Folker-„Plattenprojekte“ widmen sich in loser Folge solchen außergewöhnlichen Serien, Boxen, Sammlungen, Sondereditionen – bis hin zu vergleichbaren Unternehmungen wie etwa Internetprojekten, die auf physische Tonträger inzwischen zunehmend verzichten.
In diesem Heft schreibt christoph Wagner über
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London Is The Place For Me
Eine Plattenserie dokumentiert die Anfänge der Multikultisounds an der Themse
er Notting Hill Carnival ist eine Attraktion. Jeden Sommer zieht das Straßenfestival mehr als eine Million Besucher an. Ein Zug aus farbenprächtigen Tänzern und Tänzerinnen wälzt sich zu den wummernden Bässen der zahllosen Soundsysteme durch die Straßen von Westlondon. Das Ereignis hält die Erinnerung an die Einwanderer aus der Karibik wach, die London in den Fünfzigerjahren zur ihrer neuen Heimat machten. Rhythmen aus der Karibik und Afrika erklangen damals in den Nachtclubs und legten den Grundstein dafür, dass die englische Hauptstadt heute als Mekka der Weltmusik gilt. In London regiert die Vielfalt. Mit nahezu zehn Millionen Einwohnern ist die englische Hauptstadt eine der ethnisch buntesten Metropolen der Welt. Mehr als dreihundert verschiedene Sprachen werden an der Themse gesprochen, und über fünfzig Volksgruppen mit mehr als zehntausend Angehörigen leben hier. Die weiße britische Bevölkerung macht heute weniger als die Hälfte der Einwohner aus. In der Musik der Metropole spiegelt sich diese Vielfalt wider. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es vor allem Menschen aus den Kolonien, die in die Hauptstadt des damals noch weltumspannenden britischen Königreiches kamen – auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Ihr Beitrag zum Wiederaufbau nach dem Krieg war beträchtlich. Und immer hatten die Einwanderer ihre Musik im Gepäck. Im Juni 1948 gingen die ersten 493 „Untertanen ihrer königlichen Majestät“ aus Jamaika in London von Bord der Empire Windrush. Werbeanzeigen in jamaikanischen Zeitungen hatten diejenigen mit einer billigen Überfahrt gelockt, die in England länger bleiben und arbeiten wollten. Reisebeschränkungen gab es damals im „Empire“ noch nicht. Viele der Neuankömmlinge fanden zuerst im Südlondoner Stadtteil Brixton Quartier, in heruntergekommenen Wohnungen oder schäbigen Zimmern ohne Warmwasser und mit klapprigem Mobiliar. Dazu kamen Vermieter, die den Neuankömmlingen das Leben schwer machten: „Meine Vermieterin ist schrecklich. / Sie mischt sich in mein Leben ein. / So behandelt zu werden, ist schwer zu ertragen. / Kein Stuhl, kein Tisch – von Gemütlichkeit keine Spur. / Die Bettwäsche ist dreckig. / Kein heißes Wasser, um ein Bad zu nehmen. / Und dann besitzt sie auch noch die Frechheit zu behaupten, dass ich im Luxus lebe. / Doch wenn man sich beschwert, fliegt man raus!“ Mit diesen Textzeilen brachte im Song „My Landlady“ der Calypsosänger Lord
Kitchener die Misslichkeiten auf den Punkt. „Kitchy“ war einer der Passagiere der Empire Windrush gewesen. Andere wie Lord Beginner und Lord Woodbine hatten ebenfalls die Überfahrt gewagt. Nach einer längeren Durststrecke gelang es ihnen allmählich, in der Londoner Clubszene Fuß zu fassen. In Trinidad hatten Calypsosänger als eine Art Nachrichtensprecher fungiert, die Neuigkeiten unters Volk brachten und kommentierten. Diese Rolle übernahmen sie auch in England. Als in den Fünfzigerjahren der Bebop mit seinen rasanten Melodien und hitzigen Rhythmen aufkam, war für King Timothy klar: „The People Going Crazy!“, wie ein Songtitel hieß. In den Clubs begegneten die „Calypsonians“ Musikerkollegen aus Ghana, Nigeria und Sierra Leone, die ihre afrikanischen Klänge mit Jazz und afrokubanischen Rhythmen zu aufregenden neuen Stilformen verbanden. Aus westafrikanischem Highlife wurde „Piccadilly Highlife“! Damals konnte das Leben als Farbiger in London recht schwierig sein. Ressentiments und Vorurteile begegneten einem auf Schritt und Tritt. „No Dogs, no Irish, no Blacks“, war an Eingangstüren von Pensionen zu lesen. Doch
die Musik war eine Waffe: „Ich werde hier in Großbritannien bleiben, um meine Lage zu verbessern. Und falls sie mich auffordern zu gehen, kannst du dein Leben verwetten, dass ich ‚Nein!‘ sagen werde, weil es das Mutterland ist“, gibt sich der Calypsosänger Mighty Terror im Song „Life in Britain“ kämpferisch. Die Plattenserie London Is The Place For Me des Londoner Labels Honest Jon’s Records widmet sich seit ein paar Jahren der Sounds der Nachkriegszeit von „Young Black London“. In opulenter Aufmachung und mit reicher Bebilderung werden Titel aus der Schatztruhe der Schellackära präsentiert, wobei in den Booklets zu den Veröffentlichungen nicht nur die einzelnen Titel und Musiker detailliert genannt werden, sondern auch ihr soziales und ökonomisches Umfeld beleuchtet wird. Ob Kwela, Highlife oder Afro-Cubism, ob Calypso, Mento, Blue Beat oder Ska – viele Stile aus Afrika und der Karibik drückten der Londoner Musikszene ihren Stempel auf. Sie bereiteten den Boden für die Explosion an ethnischer Musik, die London heute zu einer echten „Global Music City“ macht.
www.honestjons.com DIVERSE London Is The Place For Me –The Music Of Young Black London (CD/LP/Download; Honest Jon’s Records, 2013) Vol. 1: Trinidadian Calypso in London, 1950-1956 Vol. 2: Calypso & Kwela, Highlife And Jazz From Young Black London Vol. 3: Ambrose Adekoya Campbell Vol. 4: African Dreams And The Piccadilly Highlife Vol. 5: Latin Jazz, Calypso & Highlife From Young Black London Vol. 6: Mento, Calypso, Jazz & Highlife From Young Black London
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Tonträger DEUTSCHLAND EARLY AUTUMN BREAK Farewell To The Juvenile Heart Volume 1 (Eigenverlag, www.earlyautumnbreak. com) Promo-CD, 10 Tracks, 40:11, mit Infos Wer Folkrock à la Crosby, Stills & Nash liebt, kann zum Beispiel darauf warten, dass unveröffentlichte Aufnahmen von den Byrds oder John Sebastian auftauchen. Oder er richtet den Blick nach Düsseldorf. Dort nämlich – und nicht etwa in den USA – sitzen die wundervollen Early Autumn Break. Auf ihrem neuen Album machen die Rheinländer alles richtig. Das Songmaterial ist atemberaubend, die Arrangements ausgefeilt und die musikalische Darbietung außergewöhnlich ausdrucksvoll. Dazu eine saubere, professionelle Produktion –Folkerherz, was willst du mehr? Dabei ist Farewell To The Juvenile Heart Volume 1 vollständig selbst gemacht, inklusive eigenem Label. Musikalisch erinnert Early Autumn Break nicht nur an die Balladen der amerikanischen Folkrockbewegung, es besteht auch Verwandtschaft zu Krautrockern wie Gila oder den Songwritern der Siebziger. Der Gesang von Susan Bauszat und Chris Bauer, die die Songs auch komponierten, ruft Erinnerungen an vergangene Zeiten wach. Man möchte das Album am liebsten als Vinylausgabe in Händen halten und durch das Cover im Großformat blättern. Geplant ist für nächstes Jahr Volume 2 mit neuen Songs. Wir warten gespannt! Chris Elstrodt ERDMÖBEL Kung Fu Fighting (Jippie! JIPPIE001CD/Rough Trade, www.erdmoebel.de) Promo-CD, 11 Tracks, 35:19 Die übliche Reaktion der Hörer auf die Band aus Münster, jetzt Köln, trennt sich schön mittendurch in rasendes Entzücken wie in den Rezensionsteilen und Feuilletons und – wie bei diesen Jubelpersern längst nicht mehr opportun – heftigste Ablehnung. In ihren besten Momenten, und so ist es nun auch beim zehnten Album Kung Fu Fighting wieder, gelingen Autor, Sänger und Gitarrist Markus Berges und seinen Kumpanen regelrecht besoffen vollmelodische, rhythmusstarke, harmoniereiche Lieder zum Hineinspringen mit brillant assoziativen Texten – überraschend, lustig, exzentrisch, rätselhaft. Oder auch einmal nur ein schönes Liebeslied ohne jeglichen doppelten Boden. Aber wenn die Dinge nicht so gut laufen, können ihre immer hoch gelegten Latten auch mit krude verkopftem Humbug gerissen werden, dem jegliche Leichtigkeit jeden-
falls vollkommen abgeht – daher dann auch die Ablehnung mancher Hörer, alles andere als unverständlich. In welche der beiden Schubladen zum Beispiel der diesmalige Gesangsgast Désirée Nosbusch passt, ob sie singen kann und jetzt auch noch hip sein soll oder was – wer auch nur halb so ambitioniert ist wie Erdmöbel, der möge gern darüber schlaumeiern, bis die Band einen Remix davon macht. Christian Beck KAI OLAF Wenn ich groß bin … live (Timezone TZ982, www.kai-olaf.com) Do-CD, 39 Tracks, 105:20 Kai-Olaf Stehrenberg aus dem Raum Hannover zieht seit einigen Jahren mit seiner Gitarre durchs Land, spielt auf Kleinkunstbühnen seine Lieder und hat dabei auch schon einige Preise bei diversen Slam-Wettbewerben gewonnen. Als Junge stand er wohl mal mit Rolf Zuckowski auf der Bühne, das weckte bei ihm den Wunsch, mit eigenen Liedern aufzutreten. Die Liedermacherei hierzulande ist tendenziell von Comedy durchwebt, und so sind auch Stehrenbergs Lieder eher dem Komischen zugewandt, aber nicht nur. Es mischen sich auch immer wieder leisere und ernstere Töne hinein. Thematisch bewegt er sich im Privaten, Liebesleid und Einsamkeit, und seine 1,65 Meter Körpergröße spielen ebenfalls öfter eine Rolle. Fragen der Zeit, des Landes, der Gesellschaft werden nicht weiter angesprochen. Stehrenberg macht seine Sache nett, seine Texte und Melodien haben etwas Solides, ein bisschen mehr Frechheit und Pfiff täte ihnen gut. Zur Liveaufnahme seines Debütalbums in der Kofferfabrik in Fürth hatte er auch Atze Bauer, Philipp Stenger und André Katawazi als Gäste eingeladen, die mit ihm kurz auf der Bühne standen. Rainer Katlewski PAO Alles im Kasten (Eigenproduktion, www.paomusic.de) 11 Tracks, 46:40, mit dt. Texten u. Infos Die Sängerin und Songwriterin Petra Scheeser aus München, die als Dozentin an der Popakademie Mannheim tätig ist, und der Pianist und Komponist Oliver Hahn, der bereits so unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler wie Monserrat Caballé, Yehudi Menuhin, Georg Ringsgwandl und Bonnie Tyler als Keyboarder begleitete, bilden zusammen Pao. Sie schreiben ihre jazzorientierten Songs immer gemeinsam. Das reduzierte musikalische Konzept – hauptsächlich Stimme und Tasten sowie ein paar perkussive Einsprengsel – ermöglicht dem Duo, das bereits seit mehr als fünfzehn Jahren besteht, die größtmögliche künst-
lerische Freiheit, die Scheeser und Hahn auch ausgiebig nutzen. Die gefühlsbetonten Songtexte handeln unter anderem von Stimmungsschwankungen („Mit mir ist heut nichts anzufangen“), Enttäuschungen („Wie gestern“), Zweifeln („Leuchten“), Hoffnungen („Herz“) und auch von der Musik („Musik muss neu sein“). Ein wirklich gut gemeinter Rat: Man kann auch niveauvolle Songlyrik ohne das Personalpronomen „ich“ schreiben. Auf alle Fälle ist Alles im Kasten ein nicht alltägliches Album zum bewussten Zuhören. Kai Engelke PENSION VOLKMANN Nass wie Fische – Volkmanns Beste (Amiga 88883705322/Sony, www.pensionvolkmann.de) 22 Tracks, 76:50, mit Infos Auch wenn Pension Volkmann eigentlich ein Duo war, sahen sich die beiden Musiker Peter Butschke und Reinhard Buchholz doch eher als Trio – nämlich indem sie den kongenialen Lyriker und Songtexter Werner Karma als vollwertiges Mitglied des Projekts anerkannten. Karma hatte sich bereits als Texter der erfolgreichen Band Silly in der DDR einen Namen gemacht, als die Zusammenarbeit mit Pension Volkmann begann. Musikalisch bewegen sich die drei zwischen Blues, Folk und Chanson, angereichert mit einer guten Portion Rock und gewürzt mit einer kleinen Prise Pop. Werner Karmas intelligente Texte beleuchten scheinbar Banales aus ungewohnter Perspektive, die Musik kommt virtuos und filigran daher. Auch für sanft-kluge Systemkritik war Karma gut: „Satt zu essen und ’nen Ausweis inner Tasche, der was gilt / Satt zu essen und ’ne Heimat, die dich nicht für Fernweh schilt“. Immerhin drei Jahre vor der sogenannten Wende bei Amiga veröffentlicht. Musik für Hirn und Herz – nicht unbedingt alltäglich. Seit Reinhard Buchholz Tod im Jahr 2007 nennt Peter Butschke die Band nur noch Volkmann, ohne Pension. Die vorliegende Rückschau erschien anlässlich des dreißigjährigen Bandjubiläums. Kai Engelke MANFRED POHLMANN Gguggugg (Eigenverlag MP0713, www.manfred-pohlmann.de) 18 Titel, 52:02, mit Texten u. Infos Zum vierzigjährigen Bühnenjubiläum gönnt sich der moselfränkische Liedermacher Manfred Pohlmann nach vielen Veröffentlichungen ein Album mit Liedern, die ihm am Herzen liegen und die er schon immer einmal aufnehmen wollte. Dementsprechend ist Guggugg eine sehr persönliche, eher ruhigbeschauliche Veröffentlichung gewor-
Verein deutschsprachige Musik e.V.
Die Liederbestenliste
(www.liederbestenliste.de) präsentiert mit Unterstützung von Folker (www.folker.de)
Die top ten oktober 2013 1. (3.) Maike Rosa Vogel
„So Leute wie ich“ Fünf Minuten Our Choice (www.roughtrade.com)
2. (6.) Barth/Roemer
„Mit im Tritt“ Groove Chanson Hey! Blau Records (www.gesangundgitarre.de)
3. (5.) Johan Meijer
„Sterben für Ideen“ Zeitenwechsel Nederossi (www.nederossi.com)
4. (2.) Reinhard Mey
„Dann mach’s gut“ Dann mach’s gut Odeon/Universal (www.universal-music.de)
5. (1.) Ringsgwandl „Mehr Glanz!“ Mehr Glanz! Capriola/Sony Music (www.blankomusik.de)
6. (14.) Tempi Passati
„Politiker Polka“ Ein Sommer geht langsam vorüber Tury Records (www.tempi-passati.com)
7. (10.) Bernd Köhler und ewo² „Lied von der Macht“ Keine Wahl Jump Up (www.jump-up.de)
8. (30.) Matthias Brodowy
„Ufos über Berlin“ Bis es euch gefällt Roof Records (www.roofmusic.de)
8. (55.) Dave de Bourg
„Die Hymne des Unperfektseins“ Wo du mich findest Mottow Soundz (www.mottowsoundz.com)
10. (55.) Liederjan
„Wankelmut“ Eins, zwei: Drei im Sauseschritt – Liederjan trifft auf Wilhelm Busch Westpark (www.westparkmusic.de)
10. (18.) Christoph Weiherer „Andersrum“ A Liad, a Freiheit und a Watschn BSC Music (www.bscmusic.com) Die CD des Monats Oktober 2013 Manfred Pohlmann, Gguggugg Eigenverlag (www.manfred-pohlmann.de) Die persönliche Empfehlung, Oktober 2013 Lied: Aniada a Noar, „Parce a mi“ Auf: Aniada a Noar, Khult Eigenverlag (www.aniada.at) Empfohlen von Martin Steiner, Winterthur, Schweiz CD: Manfred Pohlmann, Gguggugg Eigenverlag (www.manfred-pohlmann.de) Empfohlen von Stephan Rögner, Frankfurt/Main
FOLKER 1.13 6.13
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Tonträger ist The Stories I Could Tell nämlich ein deutsches Album. Genauer: ein brillantes deutsches Album. Shiregreen schafft es, die amerikanischen Vorbilder musikalisch in Klangfarbe, Arrangement und Songmaterial typisch abzubilden – aber in seinen Texten zu germanisieren. Zwar sind sie englisch und handeln, wie erwartet, von Straßen, Zügen und weiten Landschaften. Doch beim Wiederhören dämmert es einem: Der Künstler singt nicht von der amerikanischen Westküste, er singt von zu Hause! Die Küste ist vielleicht die Ostsee, der Zug vermutlich ein ICE. Die Geschichten, die Shiregreen erzählen kann, stammen direkt aus dem bewegten Leben eines deutschen Musi-
kers, die Musik ist Herzensmusik aus der hessischen Heimat. Wie amerikanisch auch immer sie klingt. Chris Elstrodt YOUNG CHINESE DOGS Farewell To Fate (Rent a Record Company RAR 21852/ Motor Music/H’Art, www.youngchinesedogs.com) Promo-CD, 12 Tracks, 41:49 Die Münchener Band macht akustischen Folkpop. Man sollte das gleich vorwegschicken, bevor der Bandname Young Chinese Dogs womöglich in die Irre führt. Die Band weiß selbst nicht mehr, wo der seltsame Name herkommt. Band-
gründer Nick Reitmeier findet ihn aber offensichtlich gut, denn er hält seit 2009 an ihm fest, trotz völligem Austausch der Musiker und einem Wandel vom Britpop zum poppigen Folk. Jetzt bestehen die Dogs neben Reitmeier, der singt, Gitarre spielt und alle Stücke schrieb, aus Kosängerin Birte Hanusrichter und dem Gitarristen Oliver Anders Hendrikssson. Die Stimmen von Reitmeier und Hanusrichter harmonieren perfekt, weshalb sie auch fast immer zweistimmig singen und etwas nach Country klingen. Die Musik ist leicht, aber auch leicht melancholisch, nach einem fröhlichen „Uh-la-la-la“ folgt der dann doch traurige Refrain „Can’t find love in the
► D IE BESO ND ERE – d e u t s c h l a nd
den, die vergangene Dekaden reflektiert und einige lang gehegte Wünsche erfüllt. Die Zusammenarbeit mit einem Streichquartett gehört dazu und das Wiedersehen mit Musikern, mit denen Pohlmann über die Jahre immer wieder zusammengearbeitet hat. So Dirko Juchem an Saxofon und Querflöte und Yannick Monot, der Gesang, Gitarren, Bass und Bouzouki beisteuert sowie die meisten der Arrangements, die in seinem Studio eingespielt wurden. Kernstück des Albums sind vier Lieder über den Kuckuck, der laut Pohlmann schon viele Sommer nicht mehr zu hören ist. Dazu gibt es Hommagen, wie die an Pohlmanns verstorbene langjährige Bühnenpartnerin Ursula Klee, an Roger Siffer, seinen Freund und Kollegen aus Straßburg, und an das Wienerlied, das sein Vater sehr liebte. Auf Moselfränkisch, versteht sich, und zwar vollkommen ohne Schmäh, trotz stilechter Heurigenbegleitung. Ein gelungenes Album! Ulrich Joosten SHIREGREEN The Stories I Could Tell (DMG 54.218139.2/Broken Silence, www.shiregreen.de) 13 Tracks, 59:02, mit Texten u. Infos Liegen hier unveröffentlichte Aufnahmen Johnny Cashs vor? Oder handelt es sich um Neues von Kris Kristofferson? Wer The Stories I Could Tell im Vorbeigehen hört, könnte leicht vermuten, dass es sich dabei um das Album eines gro ßen amerikanischen Klassikers handelt. Der Name an Shiregreens Türklingel lautet jedoch Klaus Adamaschek, und seine Band ist eine deutsche mit europäischem Einschlag. Das hat Folgen. Trotz aller amerikanischen Vorbilder
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EVELYN KRYGER Evelyn Kryger (Hey!blau Records H!B 0015, www.evelynkryger.de) 10 Tracks, 59:03, mit dt. Infos Die fünf Hannoveraner von Evelyn Kryger haben ein Album eingespielt, das berauscht und nicht nur von exquisiter Musikalität und einem tiefen Verständnis für die verquirlten Stilvarianten einmal quer von Ost nach Süd zeugt, sondern vor allem die Neugier und den Spaß am Material ausstellt. Die junge Band enthebt die Folkmusiktraditionen des Balkan und aus arabischen Ländern der Ernsthaftigkeit, die durch kulturpolitische und akademische Diskurse mitunter Übergewicht bekommen, und führt sie zu ihrer anderen eigentlichen Bestimmung zurück: dem Tanzen. Schlagzeuger Hannes Dunker unterlegt die hybriden Arrangements mit hitzigen Beats, am Bass groovt Jonas Holland-Moritz zum Polkarhythmus, Malte Hollmanns Keyboard sorgt für Discostimmung. All dies geschieht, ohne dem eigentlichen Kern der Stücke, Melodie und Harmonik an Raum zu nehmen, und trotz aller Tanzwut gibt es auch immer wieder Momente, in denen die Groove-Maschinerie pausiert und Rebecca Czech und Christoph Kalig an den beiden Hauptinstrumenten, Geige und Saxofon, schwelgen lässt. Die Band nimmt sich an den richtigen Stellen Ruhe und Zeit, um musikalische Ideen zu nähren und ihnen Aussagekraft zu verleihen, sei es die minimalistisch begleitete Solopassage der Synthie-Hammondorgel bei „Balcanan“, die dem Track eine Sechziger-Jazz-Färbung verleiht, oder „Tarantulas“ Bossa-Einlage, in der Geige und Saxofon zunächst im Dialog schwermütige Melodien entwickeln, bevor sie sich schließlich virtuos duellieren. Die Harmonie zwischen verlässlichen Rhythmen und unerwarteten Breaks sorgt für ein durchgehend abwechslungsreiches Album, das Aha-Momente beschert und dennoch Ohrwürmer produziert. Hier wird geschwoft, werden die Hüften geschwungen, die Hände zum Himmel gereckt – alles völlig unangestrengt und auf höchstem Niveau. Sogar für Rap-Einlagen – Gastauftritt Jake Olson – und eine Beethoven-Reverenz finden Evelyn Kryger ein authentisches Plätzchen. Das Resultat ist, wenn Sie die stilistische Entgleisung erlauben: geil. Judith Wiemers
tonträger Summertime“. Als Einfluss nennen sie listig „die Isar“, weil ihre Musik „mitten in der Stadt, aber naturnah“ entstanden sei. Die Single „Sweet Little Lies“ hat Hitpotenzial, und zwar nicht aus Versehen. Die drei Münchener spielen zwar gerne in kleinen Clubs, aber zum großen Erfolg würden sie nicht Nein sagen. Christian Rath
EUROPA CARA Horizon (Artes Records ARCD 4001/Skycap/ Rough Trade, www.cara-music.com) 13 Tracks, 56:38, mit engl. Infos u. Texten Nach Long Distance Love mit Jeanne Leslie von 2010 ist Horizon nun das erste Cara-Album in der neuen Besetzung mit Kim Edgar und Ryan Murphy. Es ist nicht besser, aber noch einmal etwas anders als der Vorgänger, vor allem jazziger. Dass Ryan Murphy auf Empfehlung von Beoga in die Band aufgenommen wurde, hört man vielen Tunes an, die aber zugleich auch an Davy Spillane erinnern. Für Traditionalisten dürften viele Stücke zu jazzig und poppig sein, Freunde einer entspannten Loungemusik werden eher ihre Freude haben, bis Cara dann doch wieder rasant reelig davongaloppieren. Kim Edgar unterbricht die Instrumentals immer wieder mit feinen, komplex gesungenen Balladen, die auch zwischen traditionellem und Jazzgesang pendeln. Und das Stammduo Gudrun Walter und Jürgen Treyz sowie Bodhránist Rolf Wagels lassen sich keineswegs an den Rand drängen, sondern geben Horizon letztlich doch wieder den für Cara ganz eigenen, unverwechselbaren Klang. Diese Band ist weder eine reine TradFormation noch biedert sie sich einem kommerziellen Massengeschmack an – sondern setzt durch ihre Fusion verschiedener Musikstile und -kulturen eigene Standards zwischen „Global“, „Urban“, „Celtic“ und „Trad“. Michael A. Schmiedel GUARDIA NUEVA Live In Concert (Guardia Nueva GN-CD05, www.guardianueva.net) 9 Tracks, 35:50, mit engl. Infos Im Wettstreit der beiden Tangonationen legt Finnland mit diesen Livemitschnitten ein in jeder Hinsicht überzeugendes Argument in die Waagschale – in großer Orchesterbesetzung mit acht Geigern, Bandoneon, Akkordeon, Piano, Kontrabass, Percussion und einer Sängerin, die jegliche Idee von unterkühlter nordischer Leidenschaft vom ersten Ton an Lügen straft. Das Ensemble besticht durch perfektes Handwerk und gekonnt
eingesetzte Dynamik – satte Streicherflächen werden filigranen und transparenten Akzenten per Percussion oder Piano gegenübergestellt. Es überrascht aber vor allem durch erfrischend gute Arrangements bekannter Titel. Zu hören ist Musik von Richard Galliano, natürlich Astor Piazzolla und den Kollegen vom Gotan Project in Bearbeitungen von Mika Paasivaara, Petri Ikkelä und dem Dirigenten, Raimo Vertainen. Dabei hat man sogar den Mut, das Gotan Project, musikalisch sehr eigen interpretiert, ins Finnische zu übersetzen. „Musta Tango“, finnischer Tango pur (Musik: Joima Panula, Text: M. A. Numminen), komplettiert zusammen mit einer höchst originären Version von Astor Piazzollas „Libertango“ das kulturübergreifende Angebot – eine Herausforderung an alle Tänzer auf höherem Niveau. Cathrin Alisch LUKE JACKSON More Than Boys (Pipe Records PRCD021, www.lukepauljackson.com) 11 Tracks, 46:31, mit engl. Texten Der Junge ist ein Phänomen! Ja – der Junge, für einen Achtzehnjährigen fällt das Wort Mann doch noch etwas schwer. Luke Jackson, Singer/Songwriter aus Canterbury, war nicht umsonst unter den Nominierten für zwei BBC Folk Awards. Er schreibt Lieder, die ihn doppelt so alt erscheinen lassen, etwa „Last Train“ über einen Soldaten, der den Tod seines Freundes dessen Frau übermitteln muss. „The Winning Goal“ über Jungs, die daran glauben, einmal so richtige Fußballstars zu werden, es dann doch nicht schaffen und nun Söhne haben, die dem gleichen Traum nachhängen. Oder „How Does It Feel?“, eine überaus erwachsene Betrachtung des Verhältnisses zwischen Teenagern und ihren Eltern. Der Gesang ist leicht schnoddrig, und die faszinierende Gitarrenarbeit ist die Krönung von allem. Produzent Joseph Martin hat das alles bis auf ganz wenige Ausnahmen einfach so stehen lassen – nur Luke Jackson, Gitarre und Gesang. Texte und Interpretation klingen manchmal etwas überengagiert, aber das wird sich mit den Jahren der Erfahrung legen. Ein enormes Talent, das live ebenso wie auf Tonträger bereits heute zu hundert Prozent überzeugt. Luke Jackson wird einmal ein ganz Großer, das ist jetzt schon deutlich zu hören. Mike Kamp LA CARAVANE PASSE Gypsy For One Day (Exil Musik EXIL 98038-2/Indigo, www. lacaravanepasse.com) 12 Tracks, 37:02 Eine prachtvolle Truppe! Die vor zwölf Jahren in Paris zusammengestellten
mehrsprachigen Multi- und Spezialinstrumentalisten weit gestreuter Herkunft bilden den Kern. Zigeunermusik ist ohnehin global verwurzelt, hier kommen noch ein paar junge Triebe hinzu, nämlich Hip-Hop, Surf Rock, Disco, Elektro, Chanson, französischer Pop. Dazu kommen hochkarätige Gäste aus der Gypsyszene wie der preisgekrönte Gitarrist Stochelo Rosenberg und Sänger Sanseverino. So viel Herkunft braucht eine gemeinsame Heimat, man trifft sich am imaginären Ort Plechti, dem Utopia der Fahrenden. La Caravane Passe passiert ihn nun schon zum vierten Male, treibt das Gypsygenre virtuos und humorvoll auf die Spitze und nimmt sich auch selbst ironisch auf die Schippe, etwa in „I Wanna Be Your Slave“, das auf Iggy Pops Punkstück „I Wanna Be Your Dog“ anspielt. Alles andere als ruhig und langweilig ist die wilde Fahrt durch die Stile, dieselben Songs kommen in diversen Versionen vor. Ganz toll auch die ungarischstämmige Sängerin Erika Serre, die mit ungezwungener, kräftiger, aber mädchenhafter Stimme, den Titelsong „Gypsy For One Day“ singt – eine Aufforderung an jeden, einmal einen Tag als Obdachloser auszuprobieren. Imke Staats NORTH ATLANTIC TRIO Some Part Of Something (Bird Creek Records BCR002, www.northatlantictrio.com) 11 Track, 48:54, mit engl. Infos Man muss den Covertext einfach wörtlich zitieren, weil er den Nagel auf den Kopf trifft und auch in Englisch höchst eindeutig ist: „American girl plays harp in mostly Scottish way with Scottish guy who plays dobro in mostly American way with Irish guy who plays percussion anyway“. So ist es, Punkt. Okay, ein paar zusätzliche Infos wären vielleicht hilfreich: Es kommt auch noch eine Gitarre zum Einsatz und – schottisch – gesungen wird auch ab und an. Cheyenne Brown, die hierzulande auch in Thomas Zöllers Band Homebound spielt, Dave Currie und Dave Boyd haben eine wunderbare Mixtur angerührt aus schottischen Tunes, Old-Time und Bluegrass, angereichert mit swingenden und bluesigen Untertönen. Noch nie schnippte der „Wayfairing Stranger“ so lässig mit den Fingern! Und Bill Monroe hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass sein „Cumberland Crossing“, eingeleitet von der Harfe, so träumerisch dahertaumeln könnte, Bluegrass minus das normale, halsbrecherische Tempo. All diese Musik hat eben im Prinzip dieselben europäischen Quellen. Das North Atlantic Trio demonstriert das eindrucksvoll. Danke dafür – und mehr davon! Mike Kamp
HARALD PETERSTORFER Königskinder (Eigenverlag, www.haraldpeterstorfer.com) 14 Tracks, 50:58, mit engl. Infos Königskinder – da vermutet man Märchenhaftes. Und richtig, der österreichische Gitarrist Harald Peterstorfer entführt uns ins Reich von Elfen und Feen. Das gelingt ihm ganz vorzüglich. Kindheitserinnerungen verbinden sich mit einem Gemälde über dem Bett der Großmutter. Aber keine Sorge, das Album ist kitschfrei. Fein gewebte lyrische Kompositionen, die neben folkloristischen Themen aus dem zeitgenössischen Großraum keltischer Kultur immer wieder kleine Überraschungen bereithalten; der durchgehend balladenhafte Duktus, mittlere Tempi und die warme Tongebung sorgen von Anfang für die richtige „Temperatur“. Ganz vorzüglich passt sich die Adaption eines Stückes des norwegischen Saxofonisten Jan Garbarek („The Survivor“) in die völlig homogene Klangwelt des Albums ein. Das auf einer Harfengitarre vorgetragene „Faery Ring“ verzaubert alleine durch den Klang des ausgefallenen Instrumentes. Peterstorfer weiß
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Tonträger er von seinem Lehrer Börje Olpers lernte. Auf Anregung seines Freundes, des Riksspelmans Greger Brandström, beschäftigte er sich dann mit der Musik aus Härjedalen. Olav L. Mjelva, der professioneller Musiker ist, gibt den harmonischen Hintergrund auf der Viola und der Violine. Er spielt zusammen mit zwei anderen Fiddlern im Trio The Nordic Fiddlers Bloc modernisierte traditionelle Musik und mit Sver Folkrock. Auf dem vorliegenden Album führen Thunell und Mjelva meist mit Polskas des Spielmanns Per Myhr (1843-1927), der unweit von Linsell lebte, in gewissenhafter und engagierter Weise die Tradition der zahlreichen Fiddler fort, die es früher gab. Bernd Künzer
zu erzählen, wie es eben ein guter Märchenerzähler vermag, und nimmt sich dabei alle Zeit der Welt. Ein ausgereiftes Werk, das nicht durch spieltechnische Mätzchen glänzt, sondern sich ganz auf musikalische Substanz stützt – es schimmert und funkelt und leuchtet in diesem Märchenwald. Rolf Beydemüller ANDERS THUNELL & OLAV L. MJELVA Uppspelt (Dimma DIS021, www.dimmaswe.com) 24 Tracks, 50:37, mit schwed. u. dt. Infos Traditionelle Musik hat sich im Norden oft landschaftsbezogen entwickelt, auch über die Nationalgrenzen hinaus. Auf Uppspelt geht es um die mittelschwedische Landschaft Härjedalen und um die Heimatorte der beiden Musiker, Røros in Norwegen und Linsell in Schweden, die nur 180 Kilometer auseinanderliegen. In diesem historisch lange isolierten Gebiet entstand ein lokaler Spielstil, und so haben sich die beiden jungen Geiger zusammengefunden. Anders Thunell spielt eine fünfsaitige Violine und begann zunächst, Melodien aus Dalarna zu spielen, die
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WE BANJO 3 Roots Of The Banjo Tree (Eigenverlag WB3CD001, www.webanjo3.com) 13 Tracks, 40:39, mit engl. Infos Irland und Nordamerika sind alleine schon durch die Auswanderung zigtausender Iren eng miteinander verbunden. Musikalisch steckt der irische Einfluss in vielen amerikanischen Stilrichtungen, in der Old-Time-Musik wie im Bluegrass, und daher ist es auch kein Wunder, dass diese Musikarten auch wiederum in Irland populär sind. Wenige Bands jedoch verbinden Irisches und OldTime und Bluegrass so erfolgreich und mitreißend wie die zwei mal zwei Brüder von We Banjo 3 aus Galway. Dem Namen entsprechend bedienen die Brüder Scahill und Howley neben drei Banjos auch noch Gitarre, Fiddle und Mandoline. Gerade die Instrumentals sind grandios. Wenn drei Banjos „Over The Waterfall/Liberty Polka“ interpretieren, dann erscheint es völlig rätselhaft, warum dieses Instrument in gewissen Kreisen einen solch schlechten Ruf hat. Im Gegenteil, man möchte David Howley zustimmen, wenn er – in Abwandlung des fast gleichnamigen Guy-Davis-Klassikers – singt „We all need more banjos in this world“. Stimmt, solange sie so genial gespielt werden wie bei We Banjo 3. Und wer bringt die Jungs jetzt auf Tour nach Deutschland? Mike Kamp JULIUS WINGER Under Linden – Viser Av Robert Levin (Grappa GRCD4427/Galileo MC, www.myspace.com/juliuswinger) 9 Tracks, 35:29, mit norw. Texten Julius Winger ist ein norwegischer Sänger und Liedermacher. Dass er 2009 am Eurovision Song Contest teilgenommen hat, wollen wir nicht verschweigen, aber auch nicht ewig gegen ihn verwenden. Sein neues Album enthält Lieder, die Robert Levin komponiert hat – leider
gibt es in Norwegen mehrere Robert Levine, die in Frage kämen, das Beiheft verrät nichts Genaueres. Der Robert Levin welcher hat die Texte von einer Vielzahl von Dichtern entlehnt – es geht gleich los mit Walther von der Vogelweide, in Übersetzung, „Tandaradei“ heißt auch auf Norwegisch so. Es folgen Gunnar Reiss-Andersen und Arnulf Øverland, Dichter, die man in Norwegen im Schulunterricht kennenlernt, dazu ein Kinderreim/Abzählvers, der natürlich sehr lebhaft in Musik umgesetzt worden ist. Sänger Winger wird von allerlei fähigen Hilfskräften begleitet, etwa Ine Hoem, die im Walther-vonder-Vogelweide-Lied die zweite Stimme singt, Akkordeonspieler Alfred Janson und Trygve Sem, der sein Saxofon sehr zurücknimmt und wunderschön harmonische Begleitungen spielt. Ein hinreißendes Album – aber ein Tipp an die Hersteller: Wenn man im Booklet auf grauem Papier keine grauen Buchstaben nimmt, kann man es am Ende sogar lesen! Gabriele Haefs MARCO ZAPPA, RENATA STAVRAKAKIS, GINGER POGGI & GUESTS Polenta E Péss (Zytglogge Zyt 4947, www.zytglogge.ch) 15 Tracks, 54:53, mit Texten Marco Zappa ist der wohl produktivste Liedermacher des Tessins und ein großer Bewunderer der Beatles. Sie scheinen ihm nicht nur ihre Schaffenskraft, sondern auch das Gespür für eingängige, einfallsreich arrangierte Songs vermacht zu haben. Darüber hinaus ist der Multiinstrumentalist ein Bewahrer der vom Aussterben bedrohten Tessiner Dialekte und ein unermüdlicher Beobachter und Chronist seiner Umwelt. Mit seiner Partnerin Renata Stavrakakis (Flöten, Gesang), Ginger Poggi (Percussion, Mountain Dulcimer) und einer Vielzahl von Gästen sind fünfzehn Lieder über die Traditionen und Veränderungen seiner Heimat entstanden. In „Balabiòtt“ beschreibt Zappa etwa, wie 1926 die Künstler und Freidenker auf dem Monte Verità dem Geldadel weichen mussten, in „Il Piccolo Chiosco Antico“ wie in Mailand ein alter Kiosk und Quartierstreffpunkt geschleift wird, um einem gesichtslosen Neubau zu weichen. Von den Beatles hat Marca Zappa auch gelernt, wie wichtig es ist, jedes Lied mit viel Liebe zum Detail zu produzieren. Auch für das Beiheft, das neben den Texten eine deutschsprachige Erklärung zu jedem Titel mit der Angabe des jeweiligen Dialekts enthält, hat er keinen Aufwand gescheut. Martin Steiner
AFRIK A VIEUX FARKA TOURÉ Mon Pays (Six Degrees Records 657036120020/ Exil Musik/Indigo, www.vieuxfarkatoure.com) 10 Tracks, 48:01, mit engl. Infos Es verwundert sicher nicht, dass etliche Musiker und Sänger aus Mali nach den politischen Verwerfungen und blutigen Konflikten seit dem Militärputsch 2012 nunmehr Stellung beziehen. Vieux Farka Touré, dem es mehr und mehr gelingt, die Last zu überwinden, Sohn eines berühmten Vaters zu sein, tut dies auf die liebenswerte Weise einer Hommage an sein Heimatland. Das Album generell und die Auswahl der Stücke sind ein Plädoyer für gelebte Musik, gerichtet an die Adresse der musikfeindlichen Islamisten. Für die Aufnahmen in Bamako hat Farka Touré diesmal auf prominente westliche Gaststars verzichtet, nur einheimische Kollegen um sich geschart, etwa Koraspieler Sidiki Diabate. Ausnahme: der israelische Pianist Idan Raichel, mit dem er zuletzt die hierzulande wenig beachteten Tel Aviv Sessions eingespielt hatte. Beide glänzen in der elegischen Ballade „Ay Bakoy“. Große Neuerungen sind ansonsten nicht zu erkennen; Farka Touré zelebriert souverän seine Form des Niger-Blues, verbeugt sich mit „Safare“ vor seinem Vater, demonstriert sein Können als Gitarrist vor allem in den Instrumentals „Future“ und „Peace“. Insgesamt ein eher in sich gekehrtes, nachdenkliches Opus, das zu Herzen geht. Roland Schmitt
NORDAMERIK A CYRIL NEVILLE Magic Honey (Ruf Records RUF 1192/In-akustik, www.cyrilneville.net) 12 Tracks, 54:08 Neville – zumindest in New Orleans bedeutet dieser Name pure Musik. Seit Jahrzehnten sind die Nevilles dort eine der ganz großen, wegbereitenden Musikerfamilien – und in dieser vor Talent überbordenden Stadt ist das durchaus ein Superlativ. So war der Percussionist und Sänger Cyril Neville Mitglied der legendären Band The Meters, die den New Orleans Funk prägte, gründete mit dreien seiner Brüder die Neville Brothers, in deren Musik Funk, Gospel und Rhythm’n’ Blues den Puls der Stadt New Orleans akustisch beschreiben, und sorgt seit einiger Zeit nun außerdem mit der Blues- und Southern-Rockband Royal Southern Brotherhood für Furo-
tonträger re. Sein viertes Soloalbum Magic Honey klingt denn auch wie eine Melange aus diesen drei großen Stationen seines musikalischen Schaffens. Der Blues ist hier allgegenwärtig, allerdings nicht in seiner knorrigen, spröden Ausprägung, sondern unterlegt mit sattem Groove, gegenläufigen Rhythmen und vertrackten Tempowechseln. Die Musik ist unglaublich dicht, satt und schwer und erschließt sich nicht gleich beim oberflächlichen Hören. Taucht man jedoch tiefer ein, wird man mit brodelnden, magischen Momenten reich belohnt. Achim Hennes ROD PICOTT Hang Your Hopes On A Crooked Nail (Welding Rod Records, www.rodpicott.com) 11 Tracks, 39:12, mit engl. Texten Der erste Song könnte schon das ganze Album wert sein: „You’re Not Missing Anything“ zieht lakonisch die Bilanz einer mal wieder gescheiterten Beziehung. „And so it goes, just another end / Turn around and start all over again“, heißt es; dazu groovt die Band im trockenen Americana-Idiom mit deutlich vernehmbarer Mandoline. Glücklicherweise aber lohnen auch weitere Stücke das Hören von Hang Your Hopes On A Crooked Nail, wobei der Albumtitel
tatsächlich programmatisch scheint. So lautet die Quintessenz von „I Might Be Broken Now“, dass sowieso keine Hilfe naht und jeder Ausweg nur neue Probleme bringt: „When you get Jesus you get the devil too / Open up your screen door they both walk on through.“ Der im US-Bundesstaat Maine aufgewachsene Rod Picott hängt seinen Gedanken nach, überlegt, was wohl nach dem Tod passiert, erinnert sich an seinen alten Ford Falcon oder fragt, warum Mobilhäuser so heißen, obwohl sie doch in der Regel nie bewegt werden. Musikalisch mäandert er zwischen Tom Petty, Steve Earle und John Hiatt, klingt auch mal nach schwerem Neil Young, kann Countryballaden, kann Bluesrock. Das Leben auf der Straße hat ihn geprägt – so wie dieses Album. Volker Dick RED TAIL RING The Heart’s Swift Foot (Earth Work EW8503, www.redtailring.com) 12 Tracks, 48:24, mit engl. Texten Der Zauber wirkt früh und lässt bis zum Ende des Albums nicht nach: Das Duo aus Michael Beauchamp und Laurel Premo beherrscht die Kunst musikalischer Magie, lässt Stimmen, Gitarre, Fiddle, Banjos, Mandoline und Dobro
so ineinanderfließen, dass ein Klanggewebe entsteht, von dem man sich gern umhüllen lässt. Die Balladen und Tanzstücke der europäischen Auswanderer transformieren Beauchamp und Premo auf ihrem vierten Album in eine Musik ohne Zeitkolorit, die Bilder weckt – von karger Schneelandschaft, hartem Leben, kahlen Bäumen. Es mag an ihrer Heimat Michigan im äußersten Norden der USA liegen, dass vieles so düster und karg klingt, was den Reiz ihres Spiels jedoch weiter steigert. Cahalen Morrison und Ely West fallen einem ein, die beiden aus Seattle, die es auf ähnlichem Terrain ebenfalls verstehen, zu zweit mehr zu vollbringen als eine Horde seelenloser Virtuosen zusammen. Oder Gillian Welch und Dave Rawlings, ein Vergleich, der sich bei Red Tail Ring schon wegen der Mann/Frau-Kombination aufdrängt. Von dieser Qualität kann man nie genug bekommen. Seit 2009 machen Beauchamp und Premo gemeinsam Musik. Ab 27. November sind sie in Deutschland mit dem Bluegrass Jamboree unterwegs (siehe auch Kasten in der „Szene“, S. 14). Volker Dick
Alle zwei Monate NEU!
BEN TAYLOR Listening (Sun Pedal Recordings/V2 Records Benelux VVNL24712/H’Art, www.bentaylormusic.com) 11 Tracks, 44:50, mit engl. Texten Assoziationen mit hohem Déjà-vuPotenzial. Der jüngst verstorbene J. J. Cale etwa, wie er Stücke von Jack Johnson singt. Und natürlich James Taylor – denn es ist sein Sohn Ben, dem diese Stimme gehört. Listening, in den USA bereits im August 2012 erschienen, ist seine erste Veröffentlichung seit 2008 – eine Pause, die dem Künstler offenbar gut getan hat. Das Album geht über den entspannten Singer/Songwriter-SurfPop, mit dem er auf der Szene erschien, hinaus. Hier Leben Folk, Pop, Soul, Reggae, elektronische Rhythmen, selbst Country & Western in unmittelbarer Nachbarschaft und bilden in wechselnden Kombinationen das Grundgerüst für sonnendurchflutete Stücke. Eine versiert gespielte, perlende Akustikgitarre und exquisiter mehrstimmiger Gesang sind das hörbare Erbe, das Sohn Ben von seinem Vater und Mutter Charly Simon mitgegeben wurde – davon, dass die stilprägenden Eltern etwa eine Bürde wären, ist nichts zu spüren. Der Klang ist überwiegend akustisch, die Produktion hat dieses unangestrengt aufreizend
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tonträger dische Schönheit der entstandenen Songs kontrastiert die entworfenen Seelenlandschaften erheblich. Michael Freerix
INTERNATIONAL
Lässige gerade vieler amerikanischer Produktionen. Die Arrangements sind komplex, aber nicht überfrachtet, songdienlich und angenehm unprätentiös. Ein sehr gutes, ausgereiftes Album. Dirk Trageser RANDY SHARP, JACK WESLEY ROUTH, SHARON BAYS, MAIA SHARP Dreams Of The San Joaquin (Blix Street Records G2-10102/Rough Trade, www.blixstreet.com) 11 Tracks, 44:25, mit engl. Texten Als intensiv genutzte Agrarfläche zieht das San-Joaquin-Tal südöstlich von San Francisco seit Generationen Migranten an, die sich dort neue Lebensperspektiven erarbeiten wollen. Ein Großteil der Bevölkerung ist heute mexikanischer Abstammung und lebt unter der Armutsgrenze. Gemeinsam mit ihrem Gatten Randy Sharp, Tochter Maia und Freund Jack Wesley Routh erarbeitete die Anthropologin und Musikerin Sharon Bays mit Dreams Of The San Joaquin ein Konzeptalbum zu Migration und Entwurzelung. In erster Linie erzählen die Musiker Geschichten um das authentische Lebensgefühl der Wanderarbeiter. In den Songs nehmen sie die Stilmittel aus deren musikalischen Traditionen auf und schaffen – wie Roy Rodgers’ und seine Sons of the Pioneers es in den Dreißigerjahren begannen – aus Songs mit Gitarrenbegleitung eine Art Panoptikum zu Themen wie Hoffnung und Enttäuschung, Identität und Entfremdung. Mit bitteren Texten übertragen Bays, Routh, Sharp und Sharp die emotionale Seite dieser Themen in überschaubare Arrangements, bei denen Geige, Akkordeon und Vibrafon wichtige Rollen übernehmen. Die melo-
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BOSSARENOVA TRIO Samba Prelúdio (Skip Records SKIP9113-2/Soulfood, www.bossarenova.com) 12 Tracks, 48:13, mit engl. Infos Wie sich das „re“ fast unmerklich im Namen des deutsch-brasilianischen Trios verhakt hat, so dezent und dabei doch so wirkungsvoll rückt man der ohnehin nicht mehr reformierbedürftigen Bossa Nova wie auch klassischem Liedgut von Franz Schubert, Robert Schumann oder Claudio Monteverdi zu Leibe. Die schwebenden, von süßer Melancholie durchwobenen, hier und da sanft elektrifizierten oder mit kleinen Rap-Einlagen versehenen Songs haben durchweg eine jazzige beziehungsweise jazzballadeske Anmutung. Kein Wunder, war doch die Bossa Nova ohnehin stets jazzaffin. Und es sind hier zwei welt- und stiloffene Jazzer am Werk: Trompeter Joo Kraus und Pianist Ralf Schmid legten samt Begleitung der Sängerin Paula Morelenbaum, einer ausgewiesenen, zeitgenössischen Bossa-Nova-Interpretin, die haargenau richtigen Klang- und Rhythmusspuren. Da wird nichts Unnötiges hinzuerfunden und doch so kreativ mit dem Ausgangsmaterial umgegangen, dass selbst Klassiker von Dorival Caymmi oder Tom Jobim & Vinicius de Moraes in einem veränderten Licht blitzen. Kennengelernt hatten sich die drei beim Bossarenova-Projekt der SWR Big Band, das nun in diesem intim-minimalistischen Verbund geschickt fortgeführt wird. Katrin Wilke FJARILL Tiden (Content Records 0208813 CTT/Edel, www.fjarill.de) 12 Tracks, 51:19, mit schwed. u. dt. Texten Das fünfte Album von Aino Löwenmark und Hanmarie Spiegel ist nun doch etwas anders. Einige Stücke, wie „Aards“, sind rhythmusbetonter und lauter, was sicher auch an den beiden zusätzlichen Musikern liegt, dem Schlagzeuger Jürgen Spiegel und dem Bassisten Omar Rodriguez Calvo. Besonders zu spüren ist das bei „Tiden“, wo die Dynamik durchaus dem Bild des ungebremsten Rollens eines Zuges entspricht. Tiden ist aber auch etwas moderner als die Vorgänger. Bei Arrangements mit Viola und BassSolo, wie bei „Planet“, ahnt man, welches Entwicklungspotenzial die beiden haben. Vorläufig aber bleibt noch alles
unverkennbar Fjarill, besonders durch Aino Löwenmarks Stimme. Herausragend und typisch das Stück „Tydloos“, wo auch ein Englischhorn zum Einsatz kommt. Ganz anders wiederum „Varaz“, ein französischer Walzer als Symbol für Geborgenheit und „Durch-das-Lebenschweben“. Auch wenn die beiden meinen, dass ihnen die Worte nicht so wichtig sind – „Man muss die Musik fühlen.“ –, so sind doch sehr sensible Texte zum Thema des Albums entstanden, der „Zeit“. Sie sind im schön aufgemachten Booklet auf Schwedisch abgedruckt, mit deutscher Übersetzung, an der man aber noch feilen könnte. Bernd Künzer MAGUARÉ Cumbia Insomnia (Zephyrus ZEP017/Galileo MC, www.maguare.be) 16 Tracks, 50:45, mit span. Texten u. engl. Infos Alles scheint langsam etwas ausgereizt beim Cumbia in allen nur denkbaren, traditionelleren und vor allem auch elektrifizierten Spielarten, und doch treiben immer wieder kleine, feine Pflänzchen dieser originär afrokolumbianischen Musik ans Licht. In diesem Fall im belgischen Gent, wo die Sängerin Paola Márquez aus Bogotá mit einer Big-Band-starken Mannschaft seit 2009 die Cumbia der alten, eleganten Schule, etwa der Sechziger, und andere, nahe Rhythmen wie Mapalé zelebriert. Mit starkem Gebläse, Keyboard und traditionellen Instrumentarium wie der Tambora, sowie charismatischem, zwischen Folklore und jazzig-souligem Ton changierendem Gesang interpretiert man gekonnt vor allem eigene Stücke. Raffiniert und mit einem eigenen Stempel versehen sind auch die Cover, etwa „Mi Cumbia“ von Márquez’ Helden Lucho Bermúdez sowie die zwei belgischen Kultnummern „Jungle Fever“ von Les Chakachas und „Dominique“ von Sœur Sourire, der unter diesem Pseudonym singenden Nonne Jeanne-Paule Marie Deckers. Eine Nonne ziert auch die surreale Collage auf dem Cover des Maguaré-Debüts, das von in der Szene anerkannten Musikerkollegen in Bogotá und London abgemischt und gemastert wurde. Katrin Wilke
MUSIK FÜR KINDER DIE MUKKETIERBANDE Landauf, landab unterwegs (Karussell 0602537297580/Universal, www.mukketier-bande.de) 14 Tracks, 55:25, mit dt. Texten u. Infos Die CD-Hülle ist aufwendig und ansprechend wie ein Hardcover-Kinderbuch
gestaltet. Das eingeklammerte Textheft besticht durch witzige Illustrationen, die wie die Musik nicht nur Kindern Spaß machen dürften. Bauer Anton lebt mit seinen musikalischen Tieren auf einem kleinen Bauernhof und will mit ihnen auf Tournee gehen. Alle Tiere spielen Instrumente, wobei sie jeweils ihren Lieblingsmusikstil vorstellen. Der Reigen beginnt mit dem schwungvollen A-cappellaStück „Wir sind auf Tour“, das „Vegetarische Schwein“ bevorzugt Dixieland, die „Mozartziege“ liebt offensichtlich Country-Swing, „Die Katze am Strand“ mag Surfmusik, die wie die Beach Boys klingt, „Diddley, das Rennpferd“ steht auf Rock ’n’ Roll à la Bo Diddley, „Der Hahn im Stadion“ hört sich brasilianisch an, die „Tanzenden Kühe“ hüpfen am liebsten zu Countryrock, und der Song „Der Hals ist ab“ kommt als Reggae daher. Diese zeitgemäße, kindgerechte Produktion könnte durchaus als Unterrichtsmaterial in der Grundschule zum Einsatz kommen. Ein wirklich charmantes Album, in erster Linie für Kinder, aber allemal auch für Erwachsene. Kai Engelke
WIEDER VERÖFFENTLICHUNGEN BULIMUNDO Bulimundo/Djâm Brancu Dja (Lusafrica 662812/Sony Music, www. lusafrica.com) Do-CD, 16 Tracks, 79:48, mit Infos Funa spielte das diatonische Akkordeon, Naná, seine Frau, schlug mit dem Messer auf eine Eisenstange. Das war die Geburt des Funaná, eines ländlichen Tanzes der Insel Santiago auf den Kapverden. So will es die Legende. Der Funaná war ein Graus für die zarten Ohren der portugiesischen Kolonisatoren. Der Rhythmus war zu afrikanisch, zu archaisch – und wurde kurzerhand verboten. Genau das faszinierte Katchas, mit bürgerlichem Namen Carlos Alberto Martins, Gitarrist, Komponist und Bandleader von Bulimundo. Mit dem Funaná wollte er die kulturelle Identität der Kapverden, die seit 1975 unabhängig waren, stärken. Die Debüt alben der Band, beide 1980 aufgenommen, zeugen vom Aufbruch, den man zu jener Zeit auf den Inseln spürte. Mit Keyboards, Schlagzeug, Bass, Gesang und elektrischer Gitarre, deren glasklare Soli sich an die Rumba Congolaise anlehnten, verschmolz Katchas das musikalische Erbe der Kapverden mit aktueller Popmusik. Bulimundo waren mehr als Funa ná. Neben dem Batuque, einem anderen Rhythmus der Insel Santiago, spielten sie auch Coladeiras und Mornas. Katchas träumte vom weltweiten Erfolg. Der blieb ein Traum. Doch die Musik klingt auch noch heute frisch und kraftvoll. Martin Steiner
WEIHNACHTEN „Wenn ich etwas zu sagen hätte, dann würde ich als allererstes das Weihnachtsfest in eine Zeit verlegen, in der die Geschäfte nicht so voll sind.“ Präzise Beobachtungen, kurzweilig umgesetzt. Kongenial am Klavier begleitet von Ben Süverkrüp, singt und spricht TINA TEUBNER auf Stille Nacht bis es kracht Lieder, Kabarett und Unfug zur Weihnachtszeit. Typisch Teubner! Toll! ([li:d] Records 1-1112/Conträr/Indigo, www. tinateubner.de, 16 Tracks, 77:40). In Wirklichkeit aber: überraschend schon wieder ein Jahr fast zu Ende, der Winter im Anmarsch, die Geschäfte werden voller und voller – mit Winterman der BROOM BEZZUMS lässt sich die Situation immerhin ertragen. Im typischen Klang der Band plus Katie Doherty als Gastsängerin – also Schmalzanteil gegen Null – können selbst ein traditioneller Wassail Song und Slades „Merry Xmas Everybody“ friedlich zusammen folkrocken (Steeplejack Music SJCD015/In-akustik, www.broombezzums. com, 12 Tracks, 44:53). BELLA HARDY ist da anders drauf: Bright Morning Star swingt eher und kann bestimmt auch der Mama vorgespielt werden, vereint traditionelle Weihnachtslieder aber auch mit vielen frischen Songs und alten Rockern wie Shakin’ Stevens „Merry Christmas Everyone“. Wie üblich ist es auch diesmal die Stimme des Mädchens aus dem englischen Peak District, die das Album überdurchschnittlich macht (NOE Records NOE05, www.bellahardy.com, 12 Tracks, 37:27). Gleichsam eher gerade durchschnittlich will dagegen eine Zusammenstellung sein, die sich anschickt zu zeigen, welch breiten Raum von Rentieren bis Luciafest der Winter mitsamt Weihnachten imskandinavischen Alltag einnimmt: Mit Folk, Pop und Jazz bietet God Jul. A Scandinavian Christmas eine bunte Mischung weihnachtlicher Lieder von großer stilistischer Bandbreite (Content Records/Edel, Promo-CD, 12 Tracks, 51:00). Feierlicher wird es dagegen mit En Stjärna Gick På Himlen Fram des LUNDS AKADEMISKA KÖR. Unterstützt durch das Ensemble Mare Balticum stehen die beiden Solistinnen Emma Reid, Violine, und Emma Johansson, Flöte und Gesang, im Vordergrund dieses Albums mit alten Versionen christlicher schwedischer Weihnachtslieder und -choräle. Einige weltliche Melodien sorgen für Abwechslung (Sjelvar Records SJECD28, www.lak.se, 14 Tracks, 52:00) – ein überzeugendes Konzept, das auf dem Gebiet etwas leichterer Muse in etwa auch den Verwirrten Hirten der TALKING HORNS & STANKOWSKI zugrunde liegt. Andreas Gilgenberg (Saxofon, Flöte, Klarinette), Bernd Winterschladen (Tenor-, Bariton- und Altsaxofon, Bassklarinette) und Stefan Jochen Schulze (Flügelhorn, Tuba, Posaune) gesellt sich als Verkünder weihnachtlicher Riten und Gebräuche der Erzähler Martin Stankowski hinzu (Westpark Music 87242, www.talkinghorns.de, 19 Tracks, 68:32) – eine amüsante Produktion auf musikalisch und textlich deutlich höherem Niveau als Piet, der Weihnachtspirat, einem weihnachtlichen Hörspiel für Kinder mit Musik von LILA LINDWURM und FRANK BODE. Zwar kommen die Lieder recht schwungvoll daher, doch die Sprecher agieren eher albern und betulich. Kinder wollen ernst genommen werden – wie etwa mit den zusätzlichen Playbackversionen aller Lieder, mit denen sie selbst aktiv werden können (Eigenproduktion, www.lilalindwurm.de, 23 Tracks, 55:32). Etwas, das offenbar auch Bluesharpspieler DIETER KROPP unter den Nägeln gebrannt hat. Und so hat er neueren Songs von Felix Janosa, Mickey Meinert und Götz Alsmann auch noch einmal Altvertrautes wie „Jingle Bells“, „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und das unvermeidliche „Stille Nacht …“ im von ihm favorisierten Rock-’n’-Rollund Bluesidiom zur Seite gestellt. Die kehlige Harp und die raue Gitarre disharmonieren erheblich mit der harmlosen Stimme (Eine schöne Bescherung, Spareribs Records SPR 08, www.dieterkropp.com, 14 Tracks, 41:24) – was allerdings fast noch ein weiterer Vorteil gegenüber Süßer die Engel nie swingen der NDR BIGBAND ist, einer Zusammenstellung von „Jazzy X-Mas Rare Grooves 1970-2010“ im Instrumentalgewand, die inzwischen abgelutscht klingen und entsprechend nerven (Content Records 0208364CTT/Edel, www. ndr.de, 11 Tracks, 62:49). Kai Engelke, Mike Kamp, Bernd Künzer
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kurzschluss ACHILLES WHEEL 13 Hours (Achilles Wheel Records AWR101/Vertrieb, www.achilleswheel.com, 13 Tracks) Wie im Artwork, wo es allerdings etwas amateurhaft ausfällt, erinnert das Quintett aus Nordkalifornien auch musikalisch in mancher Beziehung an gewisse dankbare Tote: Folkgrundierung, Rockgewand, entspannt funky, ausgeprägte, in ihren besten Momenten federleicht fliegende Harmoniegesänge – ein ebenso überzeugendes wie vielversprechendes Debüt. AL ANDALUZ PROJECT Salam (Galileo GMC059, www.alandaluzproject.de, Promo-CD, 15 Tracks, 63:03) Auch auf ihrem vierten Album dient das mittelalterliche Andalusien, mit seiner einmaligen Melange aus sephardisch-
oktober 2013 1 CHATMA Tamikrest / Mali / Glitterbeat 2 AYO The Garifuna Collective / Belize / Cumbancha 3 MEZÖ – FIELD Lajko Felix / Ungarn / Fono 4 DÜNYA Mercan Dede / Türkei / Onearth 5 MALAGASY BLUES SONG Lala Njava / Madagaskar / Riverboat 6 MON PAYS Vieux Farka Touré / Mali / Six Degrees 7 SKETCHES OF ETHIOPIA Mulatu Astatke / Äthiopien / Jazz Village 8 ME SIJUM UNDERGROUND Shutka Roma Rap / Mazedonien / Fono Budai 9 MAKAN Driss El Maloumi / Marokko / Contre Jour 10 MORTISSA Cigdem Aslan / Türkei / Asphalt Tango
www.wmce.de
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jüdischer, arabisch-muslimischer und spanisch-christlicher Kunst und Musik Projektleiter Michael Popp und den drei Damen Aranda, Hausen und Kandoussi als unerschöpfliche Inspirationsquelle. Und – einmal mehr – wurde daraus große Kunst! PAUL ARMFIELD Up-Here (Artfullsounds ASP022/Dake/Cargo Records, www.paularmfield.com, 12 Tracks, 42:44) Eine bärtige und zärtliche Stimme hat der Herr von der Isle of Wight. Seine akustischen und lyrischen Lieder erinnern entfernt an Leonard Cohen, aber Armfields swingender Gesang ist variabler und seine Arrangements aus Gitarre, Bass, Schlagzeug, Piano, Lap Steel, Mandoline, Akkordeon, Violine sind überraschender. In diese Musik kann man eintauchen! SUSIE ASADO Onward Aeropuerto (KookOOK027/Broken Silence, www. susieasado.com, 11 Tracks, 35:43) „Textpop“ hat sich Kook Berlin auf die Fahnen geschrieben – das trifft auf Susie Asados drittes Album zur Texthälfte zu. Zum Pop mangelt es der Sängerin, die in Chicago und Frankfurt aufwuchs und nun in Berlin lebt, an einer gewissen Geschmeidigkeit. Was Absicht sein dürfte: spröde Lieder, meist auf Englisch, zwei auf Deutsch, mit Kunstcharakter. ASHIA & THE BISON ROUGE Diesel Vs. Lungs (Jaro Medien 4314-2, www. ashiamusic.com, 10 Tracks, 45:55) Eine exzentrische, oft metallisch hart produzierte Frauenstimme pendelt auf Polnisch und Englisch in ihrer Gesangstechnik selbstverliebt, aber suchend, zwischen Oper, Pop, Kabarett, versuchtem Rap und slawisch gefärbtem Chanson und wird dabei fulminant von Streichern, Gitarre und Schlagzeug begleitet. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. ANDRÉ BALDES & BAND Vorhang und Statisten (Timezone TZ938, www. andre-baldes.de) 12 Tracks, 43:18, mit dt. Texten und Infos André Baldes aus Aachen ist ein rockorientierter Singer/Songwriter, dessen Lieder nicht selten wie Anklagen daherkommen. Der Hörer empfindet eine düstere, zuweilen sogar aggressive Grundstimmung. Die befindlichkeitslyrischen Texte changieren zwischen rätselhaft („Weit Weg“) und gefühlsbetont („Hinterher“). Eher kühl als cool. BATUCADA SOUND MACHNINE B2KDA (GMO – The Label GMO 00152/Rough Trade, www.b2kda.com, 12 Tracks, 55:48) Die neun Männer haben Energie und
Rhythmus aus den Kulturen Afrikas, Lateinamerikas und Neuseelands zu einer mitreißend lebensfrohen Cocktailparty vermixt. Mal schmeckt’s mehr nach Funk, mal eher nach Reggae oder Hip-Hop – oder einem neuen heißen Klanggebräu. Auch die Sprache wechselt, doch jedes Stück ist voller Kraft, rhythmusbetont, tanzbar. MARIA BETHÂNIA Noite Luzidia 1 (Biscoito Fino B.8520-13/Discmedi DM5038/Galileo MC, www.biscoitofino. com.br, 16 Tracks, 44:29) Die fast fünfzig Jahre aktive große Vokalistin erinnert mit dieser glanzvollen Liveaufnahme daran, wie sie 2001 in Rio de Janeiro mit vielen Kollegen ihr 35. Bühnenjubiläum beging. Erhältlich außerdem Noite Luzidia 2 mit der zweiten Hälfte dieses wohltemperierten Tondokuments voll berührender Gesangsduette mit allen jüngeren und älteren Großen der MPB. NADIA BIRKENSTOCK & STEVE HUBBACK The Glow Within (LaikaRecords 3510299.2/Rough Trade, www. keltische-harfe.de, www.stevehubback. nl, 16 Tracks, 50:44) Feine, vielschichtige Harfen- und Percussionmusik nebst Gesang in deutschwalisischer Koproduktion. Zum Beispiel „The Snow It Melts The Soonest“ – das Stück lässt einen von Sonnenstrahlen auf schmelzendem Schnee träumen, über dem die Feen tanzen. Zu schade zur Beschallung von esoterischen Buchhandlungen! RON BLOCK Walking Song (Rounder Records 11661-9167-2/In-akustik, www.ronblock.com, 14 Tracks, 45:42) Es klingt wie eine Bluesgrassvaiante James Taylors, wenn Ron Block mit sanfter Stimme seine Songs singt, Kate Rusby ihn gesanglich unterstützt oder seine Chefin bei Union Station, Alison Krauss. Die Schar der beteiligten Musiker liest sich wie ein Who’s who der Bluegrassszene, die Stücke sind wohlfeil. Doch das Ergebnis ist nicht mehr als nett. CHAUNCEY BOWERS Rumors Of Reason (Back 9 Records, www.chaunceybowers.com, 15 Tracks, 58:49) Erfreulich geglückte Einsichten in das Leben aus überraschenden Perspektiven. Die Akustikgitarre des Kaliforniers dominiert auf seinem späten Debüt, eingerahmt von versierten Begleitern an Bass, Schlagzeug, Piano und E-Gitarre. Chauncey Bowers singt mit rauer Stimme, oft im Duett mit Lisa Turner. Stimmig, mit textlichem Tiefgang, ohne Experimente.
BRIGANDU Dragon Fly (Eigenverlag, www.brigandu.de, 12 Tracks, 49:35) Miriam Carl machte sich schon 2009 mit der schwedisch-irisch-indischen Musik von Cool Masala einen Namen. Auch Brigandu bewegt sich in diesem Mix von Weltmusikstilen, zu dem noch Beigaben anderer ethnischer und historischer Provenienzen und eigene Lieder hinzukommen. Das Ergebnis wirkt nicht wie ein Einheitsbrei, sondern wie ein vielfältiges Menü. CLARENCE BUCARO Dreaming From The Heart Of New York (20/20 Records 06/H’Art, 12 Tracks, 44:15) Clarence Bucaro verarbeitet auf seinem siebten Album die Geschichten, die das Leben schreibt – über Familie und Beziehungen, über Glück und noch öfter über Unglück. Dass er dabei wie Bob Dylan mitsamt der Harmonika klingt und der amerikanischen Songwritertradition vielleicht etwas zu detailgetreu nacheifert, mag man ihm verzeihen. THE CARPER FAMILY OldFashioned Gal (Eigenverlag, www.carperfamilyband.com, 15 Tracks, 42:42) Die drei Damen aus Austin/Texas, von denen im Übrigen nur eine Carper heißt, bewegen sich mühelos in Stilen wie Western Swing, Bluegrass und Country und überzeugen zudem mit perfektem dreistimmigem Gesang. Dazu stand ihnen mit Slidegitarristin und Produzentin Cindy Cashdollar eine Frau zur Seite, die den Songs leicht rauen Charme verliehen hat. NEKO CASE The Worse Things Get, The Harder I Fight, The Harder I Fight, The More I Love You (Epitaph EPIT 21772-2A/Anti-/Indigo, www.nekocase. com, Promo-CD, 12 Tracks, 38:15) Hierzulande gibt es Sängerinnen wie sie gar nicht: Aus voller Kehle singt das kleine US-Kraftpaket, einst Punkschlagzeugerin, mit einer Präsenz, die mitreißt! Auch auf ihrem neunten Soloalbum: rockige Americana-Songs, intensiv, packend. Und verwunschen bis zum A-cappella-Stück „Nearly Midnight, Honolulu“ – Kunst, aber sicher nicht jedermanns Sache. JIM CAUSLEY Cyprus Well (Folk Police Recordings FPR 010, www.jimcausley.co.uk, 12 Tracks, 43:50) Der Akkordeonist, Pianist und Sänger aus Devon vertont die Gedichte des entfernten Verwandten Charles Causley und spielte Cyprus Well in dessen Haus auf dessen Piano ein. Aber nicht alleine, sondern mit Freunden wie Julie Murphy (Gesang), Ceri Owen-Jones (Trombone, Harfe) oder Pete Berryman (Gitarre). Eine warme und einfühlsame Atmosphäre.
tonträger CEUZANY Nha Vida (Harmonia 024352/Lusafrica/Rough Trade, www.lusafrica.com, 11 Tracks, 42:40) Auf ihrem Solodebüt brilliert die kapverdische Sängerin mit ihrer flexiblen, ausdrucksfähigen Stimme. Mit ihr erzeugt sie vor allem bei den mit Rap- und Latinpassagen modernisierten Funanás und Coladeiras gehörigen Druck. Darüber hinaus sieht die junge Frau aus wie eine Diva. Kommerzmusik, ja, aber gute. Der Start einer Weltkarriere? THE COALS A Happy Animal (Eigenverlag, www. thecoalsmusic.com, 8 Tracks, 22:11) Zweites Album des Sextetts aus Kalifornien um Singer/Songwriter Jason Mandell – falls 22 Minuten schon ein Album ergeben. The Coals haben einen Sinn fürs Essenzielle, sowohl, was die Länge ihrer Countryund Folkrocksongs betrifft, der munter rollenden wie der besinnlicheren, als auch bezüglich voller Arrangements und direkter Produktion. Treffer! CUMBIA CHICHARRA Sudor (Association Cumbia Chicharra 124120/Broken Silence, www.lacumbiachicharra.com, 10 Tracks, 47:41) Mit der fidelen zwölfköpfigen Band um Sängerin Patricia Gajardo aus Chile findet die Cumbia auch in Marseille eine Heimstatt. Ausgeklügelt, gut gelaunt und stiloffen klingt die üppige, farbenfrohe Instrumentierung, mit der man sich neben anderen Latinzutaten eher an der alten Schule des kolumbianischen Tanzes orientiert, ohne altmodisch zu klingen. JUSTIN CURRIE Lower Reaches (Endless Shipwreck/Ignition Records IGNCD45/Indigo, www.justincurrie.com, Promo-CD, 10 Tracks, 33:52) „Every song’s the same“ meint Del-Amitri-Sänger Justin Currie im gleichnamigen Stück seines dritten Soloalbums. Falsch! Es gibt durchaus besser auf den Punkt komponierte, gesungene und produzierte, aber auch schlechtere. Dem Schotte gelingen hier eindeutig bessere – wenn man vom nervtötenden Gepucker à la Casio einiger der gefühligen Midtempoballaden mal absieht. DAILEY & VINCENT Brothers Of The Highway (Rounder Records 11661-9141-2/In-akustik, www. daileyvincent.com, 12 Tracks, 35:50) Die besten Musiker, bestechende Songs, höchste Aufnahmequalität, kurzum: Sänger Jamie Dailey und Bassist Darrin Vincent bieten Perfektion in Reinkultur. Wer auf Leute wie Gitarrist Bryan Sutton und Mandolinist Andy Leftwich zurückgreifen kann, muss sich keine Gedanken um Virtuosität im Bluegrass machen. Ein Fest für Traditionalisten. DA LATA Fabiola (Agogo Records AR 037 CD/Alive, www.dalatamusic.com, 10 Tracks, 42:02) Nach zehn Jahren Funkstille meldet sich das afro-brasil-affine Londoner Bandprojekt mit einem gelungenen Dancefloor-Feger zurück. Interessante Gäste wie die brasilianische Sängerin Luísa Maita oder Sänger und Koraspieler Diabel Cissokho aus dem Senegal wirken mit bei den souverän und geschmackssicher aus Rock, Funk oder Afrobeat schöpfenden Tracks. DANNY & THE CHAMPIONS OF THE WORLD Stay True (Loose Music VJCD212/Rough Trade, www. dannyandthechamps.com, 11 Tracks, 43:38) Internationalisten mit Basis in London, sympa-
thischem Größenwahn und tiefen musikalischen Wurzeln in den USA: Soul, Country, Rock, Van Morrison, The Band und Ronnie Spector – so ungefähr klingt die Mischung des vierten Albums dieser Formation und des insgesamt elften von Frontmann Danny Georg Wilson. THE DEADLY GENTLEMEN Roll Me, Tumble Me (Rounder Records 1161-9174-2/Concord Records/ Universal, www.deadlygentlemen.com, 10 Tracks, 38:39) In der Crooked-Still-Pause spielt Greg Liszt seine Deadly Gentlemen warm. Für sein drittes Album ist das Bostoner Quintett zu Rounder gewechselt – da ist die Frage der Virtuosität geklärt. Mit stimmungsvollen Harmoniegesängen dargebotene, einfache kleine Lieder. Zu denen alle Arten von Saiten in höchsten Bluegrasstönen puckern und zirpen, versteht sich. DEBADEMBA Souleymane (World Village WVF 029/Harmonia Mundi, www.debademba.com, Promo-CD, 12 Tracks, 48:38) Das in Paris lebende Duo, bestehend aus dem burkinischen Gitarristen Abdoulaye Traoré und dem malischen Griot Mohamed Diaby – was für eine Stimme! – setzt mit seinem zweiten Album den eingeschlagenen Weg konsequent fort: Tief verwurzelt in der Mandinge-Musik reichern sie ihre Kompositionen etwa mit Afrobeat, Salsa und – im Titelsong – Flamenco an. DAVE DE BOURG Wo du mich findest (Mottow Soundz MOWCAT 01302, www.davedebourg.com, 12 Tracks, 31:39) Althergebrachter Singer/Songwriter-Gitarrenrock und -pop plus Streicher, der Gesang des jungen Mannes aus Montabaur ist näher am Klang der Nachgeborenen – dieses Genöle mit Emo, gleichzeitig lakonisch, aber auch voll engagiert. Ein steter Strom flüssiger Alltagsgeschichten – wortreich, aber ein Gefühl von Notwendigkeit mag sich nicht einstellen. EICHENLAUB MIT ISABEL
DHALIA’S LANE Lifeline (Water Violet/Indigo, www.dhaliaslane.de, 14 Tracks, 62:50) Lieder und Stücke aus Irland, Schottland, Deutschland, der Bretagne sowie Eigenkompositionen bietet das Quartett Dhalia’s Lane aus dem hessisch-badischen Grenzgebiet. Neben Gesang, Gitarre, Langhalslaute und Geige kommen allerlei Holzblasinstrumente wie diverse Sackpfeifen, Rauschpfeife und Flöten sowie Whistles zum Einsatz. DIVERSE 40 Hamburger Küchensessions #2 (Hanseklang 4 250137 206226/Broken Silence, www.kuechensessions.de, Do-CD, 41 Tracks, 154:45) Womöglich etwas zu viel des Guten? Lobenswert, dass bei den Veranstaltungen in Jens Pfeiffers Küche fast jeder einmal ran darf, aber die Tendenz geht doch leicht ins Mediokre – den einzig wirklich bekannten Namen, den viel gepriesenen Olli Schulz erstaunlicherweise eingeschlossen. Für die Konserve – also die Ewigkeit – wäre weniger vermutlich mehr. DIVERSE Classic Banjo From Smithsonian Folkways (Smithsonian Folkways SFW CD 40209/Galileo MC, www.folkways.si.edu, 30 Tracks, 66:18) Zusammengestellt von den Banjoexperten Greg Adams und Jeff Place, präsentiert das Album Perlen aus dem Folkways-Archiv – von einer Aufnahme mit
Winzerhänd „ ... Was Reinig, Braun und Böhm, diesmal mit der Cellistin Isabel Eichenlaub und weiteren Gästen produziert haben, ist vom Feinsten. „Winzerhänd“ heißt die brandneue CD. Und wer jetzt glaubt, Folk klinge eh immer gleich, genauso wie Weinlieder, der sieht sich im Irrtum ... Auch so kann man sich diesem Thema annähern, über das scheinbar schon alles gesagt und gesungen ist. Eine wahrhaft hörenswerte Pfalz-CD.“ DIE RHEINPFALZ, Januar 2013 TERMINE, BUCHUNG UND CD-SHOP:
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tonträger Pete Seeger von 1943 bis zum Duett zwischen Tony Trischka und Bill Evans von 2007, mit Klassikern und weniger Bekanntem. Dazu ein 44-seitiges Booklet – eine abwechslungsreiche und überraschende Sammlung. DIVERSE Oriental Blues (Network Medien NW233764/Membran Media, www.networkmedien.de, 14 Tracks, 72:07) Die aufrüttelnde Zusammenstellung Our Dreams Are Our Weapons von 2011 bekommt mit Oriental Blues irgendwie ein bitteres Gegenstück: melancholische Balladen zum „Arabischen Herbst“. Doch versprühen diese sanften Stücke keineswegs Hoffnungslosigkeit, sind eben auch nicht nur politisch angehaucht. Orientalisches Blues-Empfinden auf höchstem Niveau! DIVERSE The Flooers O’ The Forest (Greentrax Recordings CDTRAX1513, www.greentrax.com, Do-CD, 22 Tracks, 101:11) Thematisch geht es um den fünfhundertsten Jahrestag der schweren schottischen Niederlage gegen die Engländer bei Flodden – Künstler wie Dick Gauhan oder Karine Polwart gedenken der Opfer beider Seiten. Sammlerwert hat eine aktuelle Einspielung der eigentlich bereits aufgelösten McCalmans. Die zweite CD enthält sieben Gedichte zur Schlacht und ihren Umständen. DIVERSE Woody Guthrie At 100! Live At The Kennedy Center (Legacy Recordings 8883728092/Sony Music, www.woodyguthrie.org, CD, 19 Tracks, 76:55/DVD, 29 Tracks, 85:00) Konzert zum hundertsten Geburtstag des Gründervaters des zeitgenössischen Singer/Songwriter-Folk. Von Ramblin’ Jack Elliott über Ani DiFranco bis zur Old Crow Medicine Show liefern Stars aller Americana-Genres amtliche Interpretationen der Klassiker – und Lucinda Williams eine leicht ungelenke dazu. Die DVD enthält Filmmaterial mit Guthrie selbst. DJANGO 3000 Hopaaa! (Südpolrecords EB 145/Rough Trade, www.django3000.de, 12 Tracks, 45:45) Wenn eine Platte im Wirtshaus aufgenommen wird wie in diesem Fall im Gasthof Ott in Staudach im Chiemgau, dann ist Lokalkolorit unvermeidbar – wenn auch heftig balkanesk durchsetzt und voller Gypsy-Geist. Dafür kommen die Texte im Idiom daher, wilde Geschichten von Liebe, Bankrauben und einem Teufel in Postuniform. Lustig ist das Zigeunerbeben! RICHARD DOBSON Here In The Garden (Brambus Records 201372-2/
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6.13 FOLKER
Rough Trade, www.richard-j-dobson. ch, 11 Tracks, 37:15) Sein jüngstes Album hat der 1942 in Texas geborene Weggefährte von Townes Van Zandt und Guy Clark bei Thomm Jutz in Nashville aufgenommenen. Ein versierter Geschichtenerzähler mit countrylastigen Songs. Die Produktion – vorwiegend akustisch mit Kontrabass, Geige, Banjo und Gitarre – auf erwartbar hohem Niveau, wenn auch vielleicht etwas bieder. THE GARIFUNA COLLECTIVE Ayó (Cumbancha CMB-CD-27/Exil Musik/Indigo, www.garifunacollective. com, 12 Tracks, 40:26) Nach Andy Palacios frühem Tod haben sich die Musiker um ihn bei aller Trauer musikalisch offenbar in den Jungbrunnen fallen lassen. Dieses erste Album mit anderen charismatischen Sängern klingt deutlich peppiger, trotz afrokaribischer Erd- und Traditionsverbundenheit urbaner und elektrifizierter. Palacio wird dieser Abschiedsgruß – Ayó – freuen. JONNY GLUT Schmuggelkuss und Pflaumentraum (Fuego FUEGO 2386/ Vertrieb, www.jonny-glut.de, 13 Tracks, 55:47) Waterkantry nennt der Bremer Singer/ Songwriter seine Lieder von Norden und Meer im Americana-Gewand. Er ist nicht mehr der Allerjüngste, entsprechend untermalt die Band seine Erzählungen versiert, aber auch schon etwas gesetzt. Fünftes Album, Eigenes und Cover von „La Paloma“ bis AC/DC – für Gemütsmenschen Richtung Norden durchaus ein Hinhören wert. KARIN GRABEIN Was vom Träumen übrig bleibt (Neuklang NCD4076/ Edel, www.karingrabein.com, 8 Tracks, 45:10) Karin Grabein aus Hannover textet und komponiert ihre Lieder selbst. Die Jazzsängerin und Komponistin verarbeitet in ihren Songs Fragmente von Träumen: Wünsche, Hoffnungen, Erinnerungen, Ängste. Sie singt deutsch, englisch und französisch. Begleitet wird sie von David Kölling (Piano), Achim Seifert (E-Bass) und Tobias Decker (Schlagzeug). GERRY GRIFFIN The Passage Of Time (Eigenverlag GJG 003, www.gerrygriffinmusic.com, 10 Tracks 40:11) Die Songs des Liedermachers sind etwas schräger als der Durchschnitt. Es geht zwar auch bei ihm um beliebte Themen wie Liebe und Umweltzerstörung, doch die Bilder, die der Kanadier erzeugt, hinterlassen irgendwie den Eindruck, man habe gerade etwas besonders Kluges gehört. Das spiegelt auch die Musik, die clever wirkt und direkt ins Hirn geht.
SARAH LEE GUTHRIE/JOHNNY IRION Wassaic Way (Route 8 RTE 803/ Cargo Records, www.sarahleeandjohnny.com, 11 Tracks, 41:05) Waren Sarah Lee Guthrie und Johnny Irion auf ihren bisherigen Alben noch vor allem ein Folkduo, haben sie mit Wassaic Way unter der Produktion von Wilco-Kopf Jeff Tweedy nun ein folkpoppiges Album eingespielt, das den Klang elektrischer Gitarren nicht scheut, aber trotzdem harmonischen Gesang und vielfältige Arrangements in den Vordergrund stellt. HATUN KOTAMA ¡Así Kotama! – The Flutes Of Otavalo, Ecuador (Smithsonian Folkways SFW40564/Galileo MC, 36 Tracks, 63:05) Das für besondere Klangfunde bekannte US-amerikanische Label hob diesen musikethnologisch wertvollen Schatz in einem indigenen Dörfchen im Norden des kleinsten Andenstaats. In einer Schule kultiviert man dort eine in ihrer Vielstimmigkeit suggestive, repetitive Flöten-, Gesangs- und Tanzkultur – völlig unbeirrt von irgendwelchen Modernisierungen. HISS GOLDEN MESSENGER Haw (Paradise of Bachelors PoB-06/Cargo Records, www.myspace.com/hissgoldenmessenger, 11 Tracks, 41:49) Haw steht für einen Fluss und einen ausgestorbenen Indianerstamm in North Carolina, ist aber auch ein Ruf zum Antreiben des Gauls. So umfasst das vierte Album des Duos auch nostalgische Aspekte amerikanischen Farmlebens: Familie, Arbeit, Natur, Religion. Ein ruhiges, warmes Album, klassisch, reich und ideenvoll instrumentiert, frisch im Gesang. GÜNTER HOCHGÜRTEL Mon Âme Française – Meine französische Seele (Archipoeta Songs CD00002, www. guenter-hochguertel.de, 12 Tracks, 42:12) Wenn der Liedermacher aus der Eifel Chansonhts von Maxime Le Forestier, Georges Moustaki, Francis Cabrel oder Michel Sardou aus der Versenkung holt, schwelgen gewisse Rezensenten in der Erinnerung an die hübschen Mädchen im Hafen von La Rochelle. Eine dezente Annäherung an die Musik, die Frankreich in den Siebzigern verzauberte. HUGH MacDIARMID’S HAIRCUT Airs From Your Elbow (Brechin All Records CDBAR009, www.brechin-allrecords.com, 11 Tracks, 49:40) Ein überaus ungewöhnliches Quartett! Der Namensgeber ist ein berühmter schottischer Poet, die Band hat keine Homepage, sie ist eine der wenigen Ceilidh-Bands mit Pipes, und sie veröffent-
licht ihr Debütalbum jetzt erst, nachdem sie sich bereits 25 Jahre lang erfolgreich bis ins Fernsehen musiziert hat. Die Hälfte der Band war früher bei Ceolbeg. TERO HYVÄLUOMA Junkyard Ball (Lusti Music, www.terohyvaluoma.com, 8 Tracks, 46:00) Die Gruppe Frigg, in der Tero Hyväluoma Fiddle spielt, ist auch nicht altbacken, aber hier ignorieren er und seine Gruppe Frost V stilistische Grenzen fast gänzlich und geben einer Vielzahl von Einflüssen Raum, von Béla Fleck bis Béla Bartók, von Sväng bis Väsen und Chick Corea. Der Avantgarde stehen sehr ruhige melancholische Melodien gegenüber. IXTAHUELE Pagan Rites (Subliminal Sounds SUB-099-CD/Broken Silence, www.ixtahuele.com, 11 Tracks, 33:43) Mit ihrem Debütalbum liefern die fünf Schweden von Ixtahuele eine grandiose Hommage an ihr Vorbild ab, den amerikanischen Jazzpianisten Martin Denny (1911-2005), Erfinder der „Exotica“, einer Art gepflegten Bar-Jazz’ mit Folkloreelementen und selbst erzeugten Naturlauten. Einzig die Plattencover waren bei Martin Denny deutlich weniger … steinig!? JAQEE Yes I Am (Rootdown Records RDM 130081-2/Soulfood, www.jaqee. com, Promo-CD, 13 Tracks, 46:08) Von Uganda über Schweden nach Berlin zog es die 36-jährige Sängerin, und so polyglott klingt von der glamourösen Produktion her auch ihre hochinfektiöse Tanz- und Popmusik. Musikalisch ebenfalls; wenn auch stellenweise das flirrend afrikanische Element besonders ausgeprägt ist. Dazu Reggae, Ska, Dancehall und Konsorten – praktisch unwiderstehlich! JECONTE & THE MALI ALLSTARS Mali Blues (Soulnow Records SNR 001, www.themaliblues.com, 12 Tracks, 52:55) Beim Festival du Désert 2010 hatten sich der kalifornische Bluesmusiker Joe Conte aka JeConte, bekannt für sein brillantes Mundharmonikaspiel, und die Köpfe der Mali Allstars, die Gitarristen und Sänger Boubacar Sidibé und Adama Dramé kennengelernt. Einige Songs entstand wohl während des Militärputsches, so das rockige „Le Monde Pour La Paix“. GARLAND JEFFREYS Truth Serum (Luna Park Records/India Records 471148-2/Rough Trade, www.garlandjeffreys.com, 10 Tracks, 40:06) Wenn hier schon Wahrheitsserum gereicht wird: Er gilt gemeinhin als einer
tonträger der amtlichen Autoreninterpreten gewisser amerikanischer Bevölkerungsszenarien unterhalb der Grenze zum Wohlstand, der Mann. Wir aber sagen euch: Er hat keine Songs! Grooves womöglich; Rhythmus; auch Produktion, fett und amtlich. Aber Songs? Sprechgesang mit Kunstanspruch … JODYMOON The Life You Never Planned On (GRecords GM 080-2/Rough Trade, www.jodymoon. com, 14 Tracks, 45:41) Wenn ein Open-Back-Banjo und Streicher zusammenkommen, muss das etwas Besonderes sein. Tatsächlich mixt das holländische Duo aus Sängerin Digna Jansen und Multiinstrumentalist Johan Smeets Folk, Klassik und Pop, kombiniert raue Slidegitarre mit Geigen. Ein Album, das stilistisch vielfältig daherkommt und eigene Songs authentisch präsentiert. ELIN KÅVEN Máizan – Thaw (Nordic Notes NN053/Broken Silence, www.intundra.com, 9 Tracks, 42:51) Joiken wird Pop – das für beide Seiten von Vorteil sein kann. Sami-Künstlerin Elin Kåven ist auf einem Trip-Hop-Festival gleichermaßen gut aufgehoben wie bei den Folkies. Máizan wird dem Joik-Puristen zu modern sein; der Freund intelligenter Weltmusik kann damit aber gut leben und wird es seiner Nordic-FolkSammlung womöglich gern einverleiben. KEJALEO Alaire (Karonte KAR7841/Galileo MC, www.kejaleo.com, 11 Tracks, 47:38) Die souverän zwischen Flamenco, Jazz und indischer Musik siedelnden Klänge des neuen Trios aus Barcelona lassen die Vergangenheit seines Percussionisten Xavi Turull erkennen. Vor Ojos de Brujo hatte er schon Pionierarbeit in der Vermittlung dieser Musikkulturen geleistet, etwa mit seinem Projekt Amalgama, dessen Stück „Chana“ hier erneut erklingt. KELLERKOMMANDO Dunnerkeil (Downbeat Records/Warner 5053105693726, www.kellerkommando.com, 14 Tracks, 47:19) Wieder liefern sich die sieben wilden fränkischen „Anti-Stadler“ Battles aus Balkanpolka, Rap und Volksweisen und nehmen dabei kein Blatt vor den schnell sprechenden Mund. Tanzbar und derb geht es um Sex, Altnazi-Nachbarn, das verdrehte „Schneiderla“ oder um die korpulente Liebste, das „Kunnerla“ – mal im Dialekt, mal im Deutschrap-Zungenschlag. WOUTER KELLERMAN Mzansi (Kellerman Music KELLF47006, www.wouterkellerman.com, 13 Tracks, 56:23) In seiner südafrikanischen Heimat ist Wouter Kellerman längst ein Star. Stilistisch lässt sich der Flötist nicht einordnen. Dass er sowohl mit Johnny Clegg als auch Hugh Masekela gejammt hat, verwundert nicht. Sein viertes Album bietet „African Hornpipes“ oder den Reggae „Mama Tembu“; selbst dem abgenudelten „Malaika“ gewinnt er neue Facetten ab. KING OF THE WORLD Can’t Go Home (Bertus/ King of the World Records KOTW1302/H’Art, www. kingoftheworld.eu, 13 Tracks, 62:20) Die vier gestandenen Niederländer haben sich ihre musikalischen Sporen bereits reichlich verdient. Eingerahmt zwischen den beiden Slow-Blues-Nummern „Bluesified“ als Auftakt und „Can’t Go Home“ zum Ausklang des Albums dominiert der Bluesrock. Der
allerdings wird äußerst geschmackvoll und virtuos gespielt und – oft dreistimmig – gesungen. KOZMA ORKESTAR Kozma Orkestar (Eigenverlag, www.kosmaorchestar.com, 9 Tracks, 35:40) Mit dominantem, aber einfallsarmen Schlagzeug, zwei Trompeten, Tuba, Saxofon, Bassklarinette, Akkordeon und Gesang brav wiedergegebener Balkan Brass. Zu hören sind größtenteils traditionelle Titel, sauberes Handwerk, alle regional gängigen Klischees und etwas schüchterne Spielfreude – aber in Auswahl, Besetzung und Arrangement kaum Neues zum Thema. MONTY KRAH Besucher (Eigenverlag, www.montykrah.com, Promo-CD, 10 Tracks, 31:07) Zu verblüffend altbackener Klavierbegleitung singt der Braunschweiger seine Lieder. Melancholische Befindlichkeiten eines sensiblen jungen Mannes – elegisch, lakonisch, theatralisch. Modernern klingt es, wenn zwischendurch einmal zum elektrischen Klavier gewechselt wird. Und auf der Website kommen auch schon Rhythmen aus der Konserve zum Einsatz. LANDSTREICHMUSIK Heiteri Schiibe (Narrenschiff Nar 2013093, http://landstreichmusik.ch, 12 Tracks, 42:43) Eine heitere, unbeschwerte Sache ist das Debüt der Schweizer Formation um Geiger Matthias Lincke, Christine Lauterburg (Gesang, Jodel, Geige), Dide Marfurt (Drehleier, Dudelsack, Trümpi) und Simon Dettwiler (Diatonisches Akkordeon) geworden. Ein Album voll rauer, fast archaischer Tänze und Lieder, die erstaunlich zeitlos und aktuell tönen. LES ALLUMÉS DU CHALUMEAU Les Allumés Du Chalumeau (Aremorica Records/Albumtrad.com, www.soundcloud.com/ronan-le-gourierec, 10 Tracks, 54:01) Die Bretonen Ronan Le Gourierec (Bombarde, Baritonsaxofon) und François Robin (Dudelsack, Programming) sind zusammen das Duo Les Allumés du Chalumeau. Auf diesem ungewöhnlichen Album sind sie live zu hören, mit etwas Elektronik und viel Improvisation. Die Videoprojektionen der Liveperformance fehlen natürlich. MAJA & DAVID Nord (GO’ Danish Folk Music GO1013, www.gofolk.dk 10 Tracks, 48:02) Nord entstand aus Liebe – und zwar zwischen der Dänin Maja Kjær Jacobsen und dem Frankokanadier David Boulanger. Auch die musikalische Übereinstimmung ist so groß, dass man Unterschiede zwischen den wenigen frankofonen und den überwiegenden dänischen Stücken nur mit Mühe heraushört, etwa durch das typische Foot Tapping. Kulturen verbindende Musik.
„UNPLUGGED“ im Leinwand-Salon Zwischen Leinwänden, Farben, Staffeleien und Bildern im (angrenzenden) Atelier bringen wir Kunst und Künste zusammen. Euer Auftritt bei uns möglich? Schreibt an: sonntag@hilde-ihr-saloncafe.de
MARCEESE Young At Heart (Timezone TZ997, www.marceese.de, 11 Tracks, 44:30) Das Cover könnte auch von The Who sein – und richtig, der Berliner Marceese ist eigentlich Rockmusiker. Auf seinem vierten Soloalbum finden sich aber einige wunderschöne Folkballaden in bester Singer/Songwriter-Tradition. Young At Heart könnte sich so auch für diejenigen lohnen, die sich mit den ebenfalls gelungenen Rockern nicht anfreunden können.
FOLKER 6.13
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tonträger TONY McMANUS Mysterious Boundaries (Greentrax Recordings CDTRAX376, www.tonymcmanus.com, 10 Tracks, 47:17) Das ist mal eine Überraschung! Der keltische Gitarrist par excellence begibt sich auf Folk/Klassik-CrossoverAbwege: Vier der Tracks stammen von einem gewissen Johann Sebastian Bach! Hinzu kommen Komponisten wie Erik Satie, Claudio Monteverdi und François Couperin. Nicht was wir thematisch von Tony McManus erwarten, aber in der üblichen Qualität. ALIAS MEANS Light Matter (Alias Means Music, www.aliasmeansmusic. com, 10 Tracks, 40:13) Der Kalifornier Alias Means ist tief in der Americana verwurzelt und singt mit schönstem Countrynäseln nostalgische Lieder auf die Liebe. Für die Produktion von Light Matters holte er sich namhafte Musiker der Szene ins Boot und beweist mit Anleihen aus Bluegrass und Honky Tonk seine Vielseitigkeit. Echte Cowboystimmung!
MARIN/MARIN Skuggspel (Dimma DIS019, www.miamarin.com, 13 Tracks, 48:13) Der besondere Klang des schwedischen Duos entsteht durch die tiefen Töne der fünfsaitigen Violine und der fümfsaitigen Viola, vor allem aber durch das unglaublich harmonische Zusammenspiel. Traditionelles und Eigenkompositionen, immer etwas melancholisch – wie Mia und Mikael Marin sie auf ihrem dritten Album spielen, etwas Schöneres gibt es zurzeit nicht! GUS McKAY Saltflat Blues (Rolling Plains Media RPM CD 002, www.gusmckay.com, 12 Tracks, 50:06) Der australische Gitarrist und Sänger spielt akustischen und elektrischen Blues. Bis auf „Starter Won’t Start“ von Lightnin’ Hopkins hat er alle Texte selbst geschrieben. Bei den rockigen Stücken wird er von Phil Batley (b), Pete Smith (dr), Murray Campell (perc) und Brad Capper (harp) unterstützt. Zusätzlicher Gesang von Ava und Pete Grandison.
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6.13 FOLKER
MELL Relation Cheap (Artdisto Mel 650128, www.artdisto.com, 10 Tracks, 35:20) Guesch Patti hat eine Erbin. Mell schafft mittlerweile zum fünften Mal den Spagat zwischen Chanson und Rock. Das klingt gleichermaßen unschuldig, sexy und gefährlich. Die Französin verleibt sich die Beatmusik der frühen Sechziger charmant ein und bedient sich unverhohlen bei der frühen New-WaveSzene, passt ins Penthouse wie in den Punkschuppen. FERNANDO MICELI Arrabal Y Exilio (Galileo MC GMV053, www.fernando-miceli.com, 11 Tracks, 49:51) Das zweite Soloalbum des langjährigen Wahlberliners aus Buenos Aires zeigt einen gereiften, eleganten Tangosänger, der mit exzellenten Musikern in Eigenund wenigen Fremdkompositionen die ferne und nahe „fremde“ Heimat poetisch reflektiert. Zwei deutsche Lieder und ein Instrumental sondern sich in ihrer tangopoppigen Schlageranmut etwas ab. DANNY MICHEL WITH THE GARIFUNA COLLECTIVE Black Birds Are Dancing Over Me (Cumbancha CMB-CD-28/Exil Musik/Indigo, www. dannymichel.com, www.garifunacollective.com, 10 Tracks, 41:02) Diese erste Kanada-Belize-Allianz hat nichts Disparates, klingt harmonisch, offenbart eine ähnlich empfundene, hörbare kernige Erdverbundenheit. Auf einfachen, eher getragenen Rhythmen sind Danny Michels rauer Gesang und die Chorstimmen der Mittelamerikaner
gebettet. Für deren Kultur und Sprache engagiert sich der Rockpopbarde schon seit Längerem. MISTER KLOF Octopus (Eigenproduktion/Albumtrad.com, www.misterklof.fr, 11 Tracks, 61:22) Das französische Quartett Mister Klof spielt mit Querflöte, Dudelsack, Akkordeon und Gitarre anspruchsvolle BalFolk-Musik. Die Musiker kommen ursprünglich aus der Irish-Folk-Szene, haben sich jetzt aber dem französischen Repertoire zugewandt. Sie klingen wie eine französische Version der irischen Supergruppe Lúnasa. ROB MOIR Places To Die (Make My Day Records MMD 007/Alive, www. robmoir.com, 12 Tracks, 34:48) Eingängig sind die Melodien und geradeheraus die Texte des sympathischen jungen Songwriters aus Kanada. Einige seiner mal lässigen, mal rockigen Gitarrensongs erinnern an Jeff Tweedy von Wilco oder auch an Bruce Springsteen; und dann in ganz ruhigen Stücken an Elliott Smith. Kommt direkt und ehrlich rüber. MOJO MAKERS Wait Till The Morning (Hypertension Music HYP 13208/ Soulfood, www.myspace.com/mmakers, Promo-CD, 12 Tracks, 48:00) Die Geschichte verläuft zyklisch – jetzt spielen die Jungen wieder Blues und Soul! Nur dass es heute natürlich gleich ganz anders kracht im Produktionsgebälk: Rhythm and Blues mit einem massiven Hardrockfundament spielen die fünf jungen Dänen auf ihrem Debüt. Es dominieren der kehlige Sänger Kasper Osman und die jaulende Gitarre Kristian Hoffmanns. MONSTERS OF LIEDERMACHING Zehn Jahre. Das Jubiläumsalbum (Nothing to lose NTL 1310/Soulfood, www.monstersofliedermaching. de, 27 Tracks, 78:58) Sechs Sänger, die per Zufall zusammengekommen sind, im Halbkreis auf der Bühne sitzen und eigene oder gemeinsame Lieder singen – das sind die Monsters, quasi eine Liedermacherband. Das machen sie jetzt schon zehn Jahre, Anlass für eine Tour und ein Jubiläumsalbum, auf denen sie ihre spezielle Mixtur unterschiedlicher Stile und Inhalte präsentieren. BERNADETTE MORRIS All The Ways You Wander (Eigenverlag, www. bernadettemorris.com, 11 Tracks, 42:18) Das Debüt der jungen Dame aus Belfast verspricht eine große Zukunft. Die Sängerin und Fiddlespielerin umgibt sich mit Topmusikern und dem ausgespro-
chen fähigen Produzenten und Arrangeur Seán Óg Graham. Da kann bei den meist traditionellen irischen Songs – plus ein Instrumental –nichts mehr schief gehen. Et voilà: Großartige Musik für Irlandfans! MUYAYO RIF Maldita Comedia (Kasba Music KM00713/Galileo MC, www.muyayorif.org, 13 Tracks, 41:45) Bands aus dem von jeher rebellischen Mestizolager wie Muyayo Rif bekommen mit der spanischen Krise und der Indignados-Bewegung in ihrer Folge neues Futter für ihre ruppig-partylaunigen Ska-Polka-Reggae-Klänge. Das Oktett aus der Nähe von Barcelona sinniert auf seinem dritten Album recht explizit über die „Verfluchte Komödie“ und deren Lichtblicke. NËGGUS & KUNGOBRAM Social Groove (Artynov NK821231/Broken Silence, www.neggusetkungobram.com, 12 Tracks, 65:22) Der Titel ist Programm: Für die sozialkritischen Texte sorgt der aus Togo stammende Poetry-Slammer Nëggus, für den coolen Groove das französische Jazzquintett Kungobram, auch mit Einsatz von Balafon, Talking Drum und Djembé. Kein platter Agitprop, stattdessen klare Kante, etwa in „Des Chiffres Et Des Êtres“, das mit der „Festung Europa“ abrechnet. NEUZA Flor Di Bila (Harmonia 025102/Lusafrica/Rough Trade, www. lusafrica.com, 13 Tracks, 58:46) Erinnern wir uns an Cesária Évora – mit ihrer dunklen, vom Leben gezeichneten Stimme eroberte sie die Welt. Neuzas Stimme ist dagegen hell und klar, sie ist jung, die Rhythmen sind frisch und luftig. Doch auch bei ihr schwingt die Melancholie der Kapverden mit. Das Eröffnungsstück „Djar Fogo“ ist ein Ohrwurm erster Güte. Feine akustische Tanzmusik. NEW COUNTRY REHAB Ghost Of Your Charms (Kelp Records Ke 075/ Sonic Rendezvous, www.newcountryrehab.com, 11 Tracks, 42:23) Beim zweiten Album der Kanadier stehen Fiddle und Gesang im Vordergrund folkrockiger Songs, die mit viel Herzblut vorgetragen werden, aber auch die leisen Töne nicht vermissen lassen, bei denen sich alles um Geisterbeschwörung dreht. Menschenleere Straßen, endlose Weiten – New Country Rehab wissen davon ein Lied zu erzählen. JULIA A. NOACK The Feast (Timezone TZ999, www.julianoack.com 11 Tracks, 42:03) Der Sprung ist kein kleiner von der Folksängerin mit Gitarre aus Berlin, die Bob
tonträger Dylan im Bonner Hotel abpasst, um ihm ihre Songs vorzusingen, bis zu diesem experimentierfreudigen Album, produziert von Alexander Nefzger aus Wien. Eine genresprengender Entwurf mit viel Elektronik, Rhythmus und Samples, die um Julia Noacks Stimme im Zentrum kreisen. OH MY DARLING Venez Danser (Oh My Darling Music OMD-05, www. ohmydarling.ca, 7 Tracks, 21:37) Eine Kombination von traditioneller Musik und Gedichten aus der kanadischen Provinz Manitoba mit dem, was das Frauenquartett Oh My Darling in der Jetztzeit damit anfängt – samt Anklängen an Cajun und die Musik der Cree-Indianer, mal tanzbar, mal tendenziell düster. Und diesmal baut die eher auf Old-Time ausgerichtete Band auch einmal ein Schlagzeug ein. OLLI & THE BOLLYWOOD ORCHESTRA Olli Goes To Bollywood (Label Caravan CD LC-010 – DB 12/ Broken Silence, www.ollibollywood. com, 10 Tracks, 46:59) Ein bisserl spinnert ist er schon, der Bretone Olivier „Olli“ Leroy mit seinem Hang zu den bonbonbunten Kitschfilmen. Doch seine akribische Interpretation bollywoodscher Klangmuster ist so schlüssig, dass man ihm mangelnde Authentizität nicht vorwerfen kann! Und seine augenzwinkernde Version von Frankie goes to Hollywoods „Relax“ ist vom Feinsten … ØSTFOLK Østfolk (Grappa/Heilo HCD 7282/Galileo MC, www.ostfolk. wordpress.com, 14 Tracks, 42:58) Østfold, südlich von Oslo, ist eigentlich nicht bekannt als Quelle traditioneller Musik. Østfolk entdeckte jedoch die Tänze und Melodien, die Matias Lindemann (1812-1887) gesammelt hatte. Neu arrangiert für Violine, Mandola, Resonatorgitarre und Gesang, tourte das Trio dann mit einem Konzertprogramm für Schulen und legt hier nun sein Debütalbum vor. RAFE PEARLMAN & JONATHAN PLUM Dust & Gold (London Tone Records, www.rafepearlman.com, www. jonathanplum.com, 11 Tracks, 54:03) Nach einer Kindheit mit Künstlereltern und ersten Gehversuchen im Rock, richtete Rafe Pearlman sein Leben nach der Lektüre eines Buchs über Mystizismus von Grund auf neu aus. Seine akustischen Songs sind häufig ausladend arrangierte, zu Pathos neigende Epen voller Einsamkeit und Schönheit, die er mit einer sagenhaft variationsreichen Stimme singt.
SVEN-SASCHA PERKUHN Tunnel aus Gold (Eigenproduktion, www.svensascha.de, 10 Tracks, 47:41) Es sind die üblichen Themen, die der Kieler Musikant Sven-Sascha Perkuhn zu Liedern verarbeitet: Liebe („Wenn du in Eile bist“), vom Verliebtsein („Über Stock und Stein“) bis zur Eifersucht („Zack, bin ich weg“). Er tut das lockerlässig, oft mit einem Augenzwinkern, zuweilen rockbetont. Die Instrumentierung besteht aus Gitarre, Bass und Cajon. PERMANENTE BLUESMASCHIN Permanente Bluesmaschin (BSC Music 307.0088.2/Rough Trade, www.permanente-bluesmaschin.de, 16 Tracks, 52:34) Die Melodie von „Pubertät“ ist ziemlich dreist bei Jerry Leibers und Mike Stollers „Lucky Lips“ geklaut – wird aber als Eigenschöpfung ausgegeben. Ansonsten bieten Schorsch Hampel und Arthur Dittlmann ein perfekt produziertes Album zwischen Skiffle, Countryblues und Rock mit witzigen bayerischen Mundarttexten, die beim Hören eine Menge Spaß machen. DANA POMFRET Float (Eigenverlag, www.danapomfret.com, 8 Tracks, 27:33) Mit einer knappen halben Stunde Spielzeit präsentiert die Singer/Songwriterin eine viel zu kurze Sammlung von Balladen, ruhigen Gitarrenriffs, Zeitlupennummern. David Crosby hält die Künstlerin für eine der besten neuen amerikanischen Stimmen. Entsprechend ist Float am ehesten Fans von Joni Mitchell oder der früheren Joan Armatrading zu empfehlen. PUPKULIES & REBECCA Tibau (Normoton 39/Alive, www.pupkuliesrebecca.de, 11 Tracks, 44:42) Pupkulies & Rebecca mischen Songs und Chansons mit synthetischen Klängen und Rhythmen und dem der Atmosphäre moderner Clubs. Für das aktuelle Album haben sie sich mit dem kapverdischen Liedermacher und Gitarristen Tibau zusammengetan. Dessen Beiträge zur Musik stehen im Vordergrund. Vom deutschen Trio hört man vor allem die Basstrommel. MAYITO RIVERA Alma De Sonero (Connector Records/In-akustik 06159916, www.mayitorivera.net, 11 Tracks, 60:23) Der Exsänger von Kubas populärster Combo Los Van Van lebt auf seinem zweiten in Deutschland veröffentlichten Album verschiedene musikalische Gelüste aus. Der sehr versierte, mehrfach für den Grammy nominierte Sonero ist ein Crooner vor dem Herrn, der einen
Bolero ebenso elegant interpretiert wie eine Rumba oder einen Changüí, den Ur-Son-Cubano. HUBERTUS ROESCH Better World (Eigenverlag, www.hubertusroesch.com, 15 Tracks, 59:01) Die engagierten englischsprachigen Songs Hubertus Roeschs würden auch einer Rockband gut stehen. Hier werden sie aber nur von der akustischen Gitarre des Künstlers begleitet. Das wirkt – wie bei Heimdemos typisch – etwas limitiert. Man muss sich auf die Texte einlassen, durch die Musik alleine erschließt sich dieses Album nicht. BOBO RONDELLI E L’ORCHES TRINO A Famous Local Singer (Ponderosa Music & Art CD 112/Galileo MC, www.boborondelliofficial.it, 13 Tracks, 36:12) Nostalgische Schlager, Anarchopop, Jazz, Ska, angetrieben von einer Brassband und einem charismatischen Sänger. Wenn Bobo Rondelli singt, dass sich in den Augen der Menschen der ganze Himmel spiegelt – außer beim Padrone, dessen Blick leerer ist als der eines verängstigten Kaninchens –, ist das nicht nur sinnliche Italianità, sondern auch Poesie. SAITENKLANG Im schönsten Wiesengrunde (Merkton, www.thommjutz. com,www.merkton.de Promo-CD, 10 Tracks, 23:45) Vor mehr als zehn Jahren hat der inzwischen in Nashville lebende Gitarrist Thomm Jutz für das Label Merkton Aufnahmen deutscher Volkslieder eingespielt. Akustische Gitarren im Mehrspurverfahren, sehr beschaulich und vermutlich eher etwas für Musikantenstadel-Freunde. SCHANDMAUL So weit, so gut – 15 Jahre Folk ’n’ Roll (F.A.M.E. FR088/Sony, www.schandmaul.de, 15 Tracks, 68:27) Die Bilanz nach fünfzehn Jahren Bühnen- und Festivalpräsenz in Form eines Best-of-Albums. Zwölf Favoriten der Band wurden neu eingespielt, dazu drei neue Stücke. Interessanter als diese Einzel-CD ist sicher noch die Extended Version mit 17 weiteren Hits und 24seitigem Booklet. Und für den Fan gibt es ein Boxset, das zusätzlich ein T-Shirt enthält. JOCELYN B. SMITH Here I Am (Blondell/Soulfood, www.jocelynbsmith.com, Promo-CD, 10 Tracks, 41:26) „Jocelyn B. Smith – Das Gesamtkunstwerk“, steht auf der Promo-CD – meinen die das ernst? Offenbar. Selbstbesoffen bierernst, wie man es von ihr kennt, macht die Berliner Sängerin aus New York selbst Kompositionen Ludwig van Beethovens, Sergei Rachmaninows und
Ennio Morricones zu schwülstigem Mainstreampop. Humorlos triefendes, hohles Pathos en masse. AMY SPEACE How To Sleep In A Stormy Boat (Windbone Records CSCCD 1096/In-akustik, www.amyspeace. com, 11 Tracks, 41:49) Eine beeindruckende Stimme in einer glasklaren Produktion: Die Zusammenarbeit mit ihrem Pianisten und Produzenten Neilson Hubbard beschert der Songschreiberin aus Baltimore, Maryland und uns ein hoch atmosphärisches Album mit akustisch geprägten Stücken, auf dem die Balladen in der Mehrzahl sind. Zum Durchhören und Liebhaben. RICHIE STEPHENS Real Reggae Music (Kingstone Records KS042/Groove Attack, www.grooveattack.com, Promo-CD, 14 Tracks, 51:04) Frühere R-’n’-B-Ambitionen hat der 47jährige Sänger aus Jamaika zugunsten einer dichten Mischung aus modernem Reggae mit hohem Rootsanteil und allgemein verträglicher Dancehall aufgegeben. Verblüffend nah am Klang der Erfinder; die Gäste U-Roy, Gentleman und Richie Campbell bilden das Spek-
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Tonträger ten Durcheinandergeschrei – Letzteres nichts für zarte Nerven! TAMIKREST Chatma (Glitterbeat GB 007/Indigo, www.tamikrest.net, Promo-CD,10 Tracks, 41:55) Der Terror in ihrer Heimatregion, Malis Nordosten, hat auch Tamikrest erfasst. Ein Teil der Tuaregband lebt zurzeit im algerischen Exil. Den Frauen ihres Volkes ist ihr drittes Album gewidmet – Chatma bedeutet auf Tamashek „Schwestern“. Ihr psychedelischer „Desert Blues“ gewinnt durch die Sängerin Wonou W. Sidati und Neugitarrist Paul Salvagnac.
trum von Ur-Toasting und -Dub bis Lovers Rock korrekt ab. STILBRUCH Alles kann passieren (Natom Productions 0 700153 287241/ New Music Distribution, www.stilbruch. tv, 14 Tracks, 55.42) Die Instrumentierung der drei Musikstudenten aus Dresden mit Cello, Geige und Schlagzeug ist für Singer/Songwriter-Pop ungewöhnlich, doch das Ergebnis überzeugt noch nicht. Ein Song klingt wie der andere, die Texte kommen schmerzhaft banal daher: „Es ist alles gut, und wer nicht wagt, hat schon verloren … / Nichts bleibt wie es war, rot ist das Blut …“ KRISTINA STYKOS Wyoming Territory (Thunder Ridge Records, www.kristinastykos.com, 12 Tracks, 55:43) Ansprechendes elektroakustisches Americana-Album mit tollen Songs aus der Feder der Singer/Songwriterin aus Vermont, die Wyoming Territory selbst produziert und mit akustischen und elektrischen Gitarren, Bass, Schlagzeug, Fiddle und mehr eingespielt hat. Man muss sich an die teils brüchige Stimme gewöhnen, um die Lieder richtig würdigen zu können. SUDEN AIKA Laiturilla – Live At Sissola (Laika Records 3510298.2, 13 Tracks, 53:27) Das stimmgewaltige finnische Damenquartett legt zum zehnjährigen Bandjubiläum einen Querschnitt durch sein Schaffen vor. Ab und zu ein wenig Kantele und Moraharpa, vor allem aber Gesang, und zwar alles vom melodischsten Gesäusel bis zum hektischs-
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TEMENIK ELECTRIC Ouesh Hada? (Le Nomad’ Café NCP27371/Broken Silence, www.temenikelectric.com, 11 Tracks, 40:53, m. franz. Infos) Dem in Marseille ansässigen algerischfranzösischen Quintett um Sänger, Gitarrist und Songwriter Mehdi Haddjeri gelingt mit seinem Debütalbum ein großer Wurf: die stimmige Synthese aus Elementen moderner urbaner nordafrikanischer Stile wie Raï und Gnawa, Tuareg-Blues der Sahara und amerikanischem Alternative-Rock – eine Art „Maghreb Rock“. THEODOR BASTARD Oikoumene (Danse Macabre Records/Alive 6414699, www.theodorbastard.com, 12 Tracks, 64:17) Früher eine lupenreine Goth-Kapelle, wildert die Band um Sängerin Yana Veva und Mastermind Fyodor Svoloch in den letzten Jahren verstärkt auf jenem Weltmusik-Segment mystisch angehauchter Gesänge, auf dem sich von Mari Boine bis Natasha Atlas bereits allerlei Prominenz tummelt. Das Zeug, sich dort einzunisten, haben die St. Petersburger allemal! THE TRAVELLING FEELSAITIG BROTHERS Rocking The Campfire (Intraton IntrA-08513, www.intraton. de, 18 Tracks, 65:40) Im Tonstudio Intraton des Sängers Alexander Sandy Wolfrum in Bayreuth haben schon manche Musiker ihre Aufnahmen gemacht. Am knisternden Lagerfeuer gibt es danach oft noch eine kleine Session, bei der ein Bandgerät mitläuft. Von Klassikern der Rolling Stones und Doors bis zu Songs von Rio Reiser und Wolfrum – alles real unplugged und handgemacht. TURIN BRAKES We Were Here (Cooking Vinyl COOKCD581W/Indigo, www.turinbrakes.com, Promo-CD, 12 Tracks, 54:50) Zwölf Jahre ist es nun her, dass Olly Knights and Gale Paridjanian aus Balham, London mit The Optimist LP einen
der Anstöße für eine allgemeine Rückkehr zu akustischer Musik und schließlich Folk gaben. Seitdem ist Pop auch wieder wie We Were Here: sanft, zart, meist leise – und gelegentlich ein bisschen Emphase und eine kleine Gefühlswallung … TXÜTXÜKAN Surf The River Lee (Wild Board Music 21116, www.txutxukan.com, 10 Tracks, 62:33) Txütxükan zelebrieren balkaneske Volksmusik mit virtuoser Klarinette und Akkordeon. Die Band vereint traditionelles Instrumentarium mit elektrischer Gitarre, die stilistischen Einwürfe reichen von Rock bis zu Bluesskalen mit Bouzoukibegleitung. Ein Gospelchor hebt zum „Yeah, Yeah, Yeah“ an, bevor die Klarinette wieder eine Polka intoniert. UMMANANDA Dream Is Destiny (Eigenproduktion, www.ummananda. de, 11 Tracks, 52:35) Die Nürnberger Band Ummananda um Gitarrist und Sänger Martin Stüllein macht soliden Folkpop mit englischen, spanischen und fränkischen Texten. Gegenüber dem Vorgängeralbum The River’s Mouth ist eine deutliche Professionalisierung zu erkennen. APRIL VERCH Bright Like Gold (Slab Town Records STR13-01, www. aprilverch.com, 20 Tracks, 62:31) Die kanadische Sängerin, Fiddlerin und Steptänzerin mit ihren Mitstreitern Cody Walters (Bass, Banjo) und Hayes Griffin (Gitarren) plus einer Handvoll Gästen frönt auf ihrem neunten Album ihrer üblichen hochqualitativen Mischung aus energiegeladener Old-Time Music, appalachischen Traditionen und eigenen Songs und Tunes. Die Frau ist einfach gut! BERGITTA VICTOR On A Journey (Jazzhaus Records JHR 079, www.bergittavictor.com, 11 Tracks, 41:53) Ihre Stationen auf den Seychellen, in Tansania, der Schweiz, Hamburg und Berlin haben die kleine Sängerin mit dem großen Afro zu mehrsprachigem, internationalem Folkpop mit Elementen von afrikanischer Folklore über Reggae bis Mainstream geführt. „Barefoot Performer from the Seychelles Islands“, sagt die Website – gefällige Oberfläche dominiert. THE WAKES The Red And The Green (Big Hooley Records 888174135519, www.thewakes-band.com, 11 Tracks, 38:40) Folksongs mit der Kraft des Punk und
Ska sowie der Attitüde des Headbangers – aber das ist noch lange nicht alles: Das Quartett aus Glasgow beweist auf seinem vierten Album die gleiche sympathische Einstellung, das gleiche Engagement und die gleiche Energie in Sachen linkem Protest! Ein echter Knaller im wahrsten Sinne! TONY JOE WHITE Hoodoo (YepRoc Records/Cargo Records, www. tonyjoewhite.com, Promo-CD, 9 Tracks, 45:29) Der stampfende Sumpfboogie ist definitiv ansteckend, die Einladung des „Gypsy Epilogue“ zum Schweben kaum auszuschlagen – aber wie schwer sich der Autor von Hits wie „Polk Salad Annie“, „Rainy Night In Georgia“ und „Steamy Windows“ dabei tut, mit schwacher Stimme auch nur im engen Vier-TonUmfang einmal eine Note zu treffen, kann echt anstrengen. WILL WILDE Raw Blues (Big Lake 471142-2/Rough Trade, www.willharmonicawilde.com, 10 Tracks, 46:26) Ein ausgefuchster Harmonikaspieler und nicht minder ausdrucksstarker Sänger ist der erst 24-jährige Brite Will Wilde. Sein ungeschliffener Chicago Blues hat Ecken und Kanten, er singt von Liebe, Verlust, Einsamkeit und schildert – autobiografisch – den Kampf gegen seine Depressionen. Ein Album, das wahrhaftig unter die Haut geht. SANDY WOLFRUM Da steckt Wolfrum drin! (Intraton IntrA-08413, www.sandywolfrum.de, 18 Tracks, 64:34) In Richard Wagners zweihundertstem Geburtstagsjahr ist es für einen Bayreuther Musiker nicht leicht, Gehör zu finden – zumal wenn er erst seinen 55. feierte und im eher mäßig populären oberfränkischen Dialekt singt. Eine Best-of-Zusammenstellung zorniger, launiger und persönlicher Songs aus dreißig Jahren des umtriebigen Liedermachers Alexander „Sandy“ Wolfrum.
Cathrin Alisch, Walter Bast, Christian Beck, Rolf Beydemüller, Volker Dick, Chris Elstrodt, Kai Engelke, Michael Freerix, Gabriele Haefs, Achim Hennes, Ulrich Joosten, Mike Kamp, Rainer Katlewski, Bernd Künzer, Piet Pollack, Christian Rath, Michael A. Schmiedel, Roland Schmitt, Imke Staats, Martin Steiner, Annie Sziegoleit, Dirk Trageser, Katrin Wilke
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impressum Folker 16. Jahrgang (2013), Nr. 6 Folker erscheint zweimonatlich im Christian Ludwig Verlag Niederfeldweg 5, 47447 Moers verlag@folker.de, www.folker.de Herausgeber: Mike Kamp (mike.kamp@folker.de) Redaktionsadresse (auch für Tonträger): Folker Postfach 300552, 53185 Bonn Tel. 0228-462424 (Anrufbeantworter) Fax 0228-4298898 info@folker.de, www.folker.de Redaktion: Chefredakteur: Michael Kleff (michael.kleff@folker.de) Endredaktion: Stefan Backes (stefan.backes@folker.de) Redaktionsassistenz: Sarah Fuhrmann (sarah.fuhrmann@folker.de) Nachrichten: Ulrich Joosten (ulrich.joosten@folker.de) Heimspiel: Sabine Froese (sabine.froese@folker.de) Ortstermin: Ulrich Joosten (ulrich.joosten@folker.de) Rezensionen: Christian Beck (christian.beck@folker.de) Bücher: Doris Joosten (doris.joosten@folker.de) Nachspiel: Jürgen B. Wolff (juergen.wolff@folker.de) Verlosungen: Michael A. Schmiedel (verlosung@folker.de) Terminseiten: Redaktion: Christian Ludwig Verlag (verlag@folker.de) Techn. Realisierung: Hidden Tracks, München (info@folkliedweltmusik.de) Kontakt: Tel. 089-57967998 Bildredaktion: Ingo Nordhofen (bildredaktion@folker.de) Lektorat: Stefan Backes (stefan.backes@folker.de) Webmasterin: Cosima Hoffmann (webmaster@folker.de) Österreich: Harald Justin (harald.justin@folker.de) Schweiz: Martin Steiner (martin.steiner@folker.de) Redaktion Byte FM Mixtape Folker: Sarah Fuhrmann, Mike Kamp, Michael Kleff Ständige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Walter Bast, Rolf Beydemüller, Markus Dehm, Volker Dick, Chris Elstrodt, Kai Engelke, Stephan Göritz, Gabriele Haefs, Wolfgang König, Bernd Künzer, Hans-Jürgen Lenhart, Michael Pohl (Fotos), Christian Rath, Johannes Schiefner, Reinhard „Pfeffi“ Ständer, Frank Szafinski (Fotos), Sylvia Systermans, Katrin Wilke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Cathrin Alisch, Michael Freerix, Birger Gesthuisen, Gerd Heger, Achim Hennes, Rainer Katlewski, Walter Liederschmitt „Woltähr“, Piet Pollack, Michy Reincke, Kay Reinhardt, Roland Schmitt, Nils Schröder, Jana Schulze, Imke Staats, Christof Stählin, Sylvia Systermans, Annie Sziegoleit, Dirk Trageser, Christoph Wagner, Thomas Waldherr, Judith Wiemers Redaktionsbeirat: Anette Heit, Christian Ludwig, Kerstin Klenke, Rainer Prüß, Dr. Jan Reichow, Konstantin Wecker (beirat@folker.de)
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VORWÄRTS MIT DER TRADITION
FRISCHER WIND HINTER DEN KREIDEFELSEN
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22.10.2013 11:56:40
Vorwärts mit der Tradition
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Frischer Wind hinter den Kreidefelsen
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illy Bragg sang dereinst von dem neuen England, was er aber leider nicht suchte. Ihm ging es in dem Lied eher um ein neues Mädchen. Heutzutage führt zumindest die Suche nach der neuen englischen Folkmusik jedoch zu erstaunlichen Resultaten. Lucy Ward(Cover), Sam Lee, Jackie Oates und zahlreiche weitere junge Erneuerer besinnen sich in freundschaftlicher Abgrenzung zu ihren keltischen Nachbarn auf die eigenen Wurzeln und sind damit erfolgreich. Im Windschatten dieses erneuten Revivals laufen auch altehrwürdige Institutionen wie die English Folk Dance And Song Society wieder zu überraschender Form auf. Neben diesen erfreulichen Entwicklungen ist und bleibt England aber zugleich Erfindungsort des langsam wieder verblassenden Marketingbegriffs „World Music“. Trotzdem ist die Musik aus aller Welt auch über die berühmten WOMAD-Festivals hinaus weiterhin beliebt im Lande …
Titelfoto: Sandra Ludewig Redaktionsschluss Ausgabe 1/2014: Inhalt: 15.11.2013 Terminseiten: 5.12.2013
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