V o r GESTELLT
Grenzgänger Keb‘ Mo‘ Von Andreas Schulz
Seine erste Gitarre bekam er von seinem Onkel. „Ich fand es toll, dass man sie ganz einfach überall mit hinnehmen kann. Du kannst deinen Gesang selbst begleiten, du kannst Songs damit schreiben. Sie ist einfach wie ein guter Freund.“ Die Gitarre und seine Songs haben ihn über die ganze Welt begleitet und ihm bislang zwei Grammys beschert. Gerade hat Keb´ Mo´ sein fünftes Album „The Door“ veröffentlicht.
Keb‘ Mo‘: „Der Blues ist immer Gegenwart“
Diskografie
Diskografie (Auswahl)
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· The Door (2000, Epic/Sony) · Slow Down (1998, Epic/Sony) · Just Like You (1996, Epic/Sony) · Keb‘ Mo‘ (1994, Epic/Sony)
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inden wird man diese Platte sicher im Blues-Regal des Plattenladens. Tatsächlich ist jede Note darauf bluesgetränkt, doch die Puristen werden ihm wieder vorwerfen, eine weichgespülte Variante dieses Stils zu pflegen. „I can live with that, it´s okay“, so der lapidare Kommentar. Keb‘ Mo‘ nutzt den Blues als Grundlage und vermischt ihn mit Pop, Folk und dem ein oder anderen jazzigen Akkord. Das Ganze ist verpackt in eine zeitgemäße Produktion und für jeden, der nicht sklavisch an veralteten Strukturen des Blues festhält, ein abwechslungsreicher Hörspaß.
„Der Erfolg hat sich eingestellt, als ich aufhörte, mich darum zu kümmern, ihm hinterherzurennen“
Fotos: John Halpern/Epic Royalty free
Persönliches
Keb‘ Mo‘ wurde als Kevin Moore in Kalifornien geboren. Den Blues lernte er erst spät kennen, zu Hause wurden eher Soul und Jazz gehört. Als Teenager lernte er verschiedene Instrumente, unter anderem Trompete, French Horn und Steeldrums. Sein Onkel Herman drückte ihm die erste Gitarre in die Hand. Ein erstes Schlüsselerlebnis in Sachen Blues ereignete sich 1968: Ein Freund gab ihm Taj Mahals „The Natch‘l Blues“, die er begeistert immer und immer wieder abhörte. Dennoch dauerte es noch lange Zeit, bis der Blues in seiner eigenen Musik den nötigen Ausdruck erlangte. Später, während er schon eine Ausbildung in einem „bürgerlichen“ Beruf machte, wurde ihm klar, dass die Musik seine eigentliche Berufung war. Er spielte in verschiedenen Bands, die das damals angesagte Material der Charts im Programm Anzeige hatten. 1972 stieß er zur Band von Papa John Creach, einem farbigen Bluessänger und Violinisten, der bei „Jefferson Air plane“ zu einiger Bekanntheit gekommen war. Hier tobte sich Kevin Moore bis 1976 hauptsächlich an der elektrischen Gitarre aus. Danach begann er, eigene Songs zu schreiben und nahm einen Studiojob bei A & M Records an, wo er als Gitarrist und Arrangeur bei unzähligen Aufnahmen mitwirkte. 1980 schließlich erschien seine erste eigene CD „Rainmaker“. Dieses Album allerdings floppte, kaum jemand interessierte sich dafür. Rückblickend meint Keb‘ Mo‘, dass er zum damaligen Zeitpunkt seine Stimme und seine musikalische Persönlichkeit einfach noch nicht gefunden hatte. Außerdem habe er damals zu sehr auf die Urteile anderer Leute
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vertraut und seine eigenen Ideen hintangestellt. Nächste Station war die Band von Monk Higgins, die Hausband des Clubs „Marla‘s Memory Lane“, in der auch Gitarrist Charlie Turner spielte. Hier begleitete Moore bis 1985 Bluesleute wie Jimmy Witherspoon, Big Joe Turner, Pee Wee Crayton oder Albert Collins. Dieser Job war wohl mitverantwortlich dafür, dass er die Wendung schaffte vom Musiker, der die Arbeit leistete, die von ihm erwartet wurde, hin zum Künstler mit eigenem Profil. Und da sollte fortan der Blues eine wesentliche Rolle spielen. Nun entdeckte er auch die Wurzeln dieser Musik für sich, wurde vertraut mit den alten Herren des Country Blues wie Blind Boy Fuller oder Mississippi John Hurt. Besonders angetan hat es ihm Robert Johnson, dessen mystischer Blues zwischen Erde und Hölle großen Eindruck auf ihn machte. Da passte es perfekt, dass Moore 1990 das Angebot bekam, in dem Theaterstück „Rabbit Foot“ einen Deltablues-Man zu spielen. In der kurzen Vorbereitungszeit von nur einem Monat schaffte er sich amtliches Slide-Playing drauf und agierte so überzeugend, dass sein Acting und sein akustisches Bluestalent auch noch in den Theaterstücken „Spunk“ und „Lost Highway“ zum Einsatz kamen. Ein Meeting mit „Taj Mahal“ und dem bekannten Produzenten John Porter nutzte Moore, um den beiden seine Solo-Demos vorzuspielen. So bekam er 14 Jahre nach seinem fehlgeschlagenen Debüt die Chance, für Okeh-Records die CD „Keb‘ Mo‘“ aufzunehmen, die prompt mit dem W.C. Handy Award ausgezeichnet wurde.
„Auf keinem Gebiet bin ich der Beste, aber ich leiste gute Arbeit“
Die Nachfolger „Just Like You“ (1996) und „Slow Down“ (1998) wurden zu GrammyGewinnern und hielten sich außergewöhnlich lange in den Blues-Charts. „Den Grammy zu gewinnen war großartig“, erinnert sich Moore. „Du erinnerst dich an all die Opfer, die du gebracht hast, an die Apartments, aus denen du rausgeworfen wurdest, an die Freundinnen, die dich haben sitzen lassen, weil du es nicht gebracht hast.“ Doch jetzt zum aktuellen Album ...“
The Door
Wie siehst du deine Entwicklung über die letzten vier CDs? Was hat sich verändert, was hat sich verbessert?
Mo‘ Plays!
Von der neuen CD „The Door“ haben wir für euch zwei Beispiele mit akustischer Gitarre transkribiert und arrangiert. Abb. 1 zeigt die erste Strophe des Titels „Anyway“, einer Ballade im 12/8-Takt. Das Stück steht in E-Dur, dementsprechend nimmt der Einsatz von Leersaiten hier einen großen Raum ein. Das vorgestellte Arrangement macht intensiven Gebrauch von Akkord-Voicings, die Leersaiten und gegriffene Saiten im höheren Register miteinander kombinieren. Auffällig sind auch Tonverdopplungen, die ihren speziellen Klang dadurch bekommen, dass die eigentlich gleichen Töne auf zwei verschiedenen Saiten gespielt werden. Achtet beim Nachspielen auf das getragene Tempo und die Dynamik. So sind einzelne Töne nur angedeutet. Vielleicht fällt euch ja auf, dass ein solches Arrangement eine enorme Tragfähigkeit besitzt, obwohl es extrem offen und einfach konzipiert ist. Nicht immer ist die Anzahl der Töne entscheidend, sondern – wie hier – die Auswahl. „Anyway“ jedenfalls ist ein hervorragendes Beispiel für geschmackvolle Songbegleitung: technisch einfach – klanglich überzeugend. Abb. 2 ist die Gitarrenbegleitung von „The Beginning“. Hier kommt ein traditionelles Picking-Pattern zum Einsatz, das allerdings wiederum ausgedünnt ist. Der Daumen sorgt für die nötige Kontinuität und marschiert in Viertelnoten durch das komplette Arrangement. Dazwischen werden sehr sparsam Melodietöne auf den oberen Saiten gestreut. Instrumentiert ist „The Beginning“ im Original mit dieser Akustikgitarren-Stimme, Piano, einer Streicherfläche, Bass und Pedal-Steel. Auch hier ist das Arrangement besonders luftig gehalten, alle Instrumente sind wunderbar zu orten und sauber voneinander getrennt. Dadurch kommen die Stimme und die Akustikgitarre auch in einem umfassenden Arrangement zur Geltung. Beide Beispiele sind auf der AKUSTIK-GITARRE-CD nachzuhören. Bei „Anyway“ ist ein Bass hinzugefügt, bei „The Beginning“ sind es dezente Strings.
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Keb‘ Mo‘: Ich denke, ich sehe die Dinge inzwischen klarer. Außerdem gibt es nicht mehr so viele Leute, die meinen, sie müssten mir sagen, was ich zu tun habe. Wenn du erst einmal ein paar Auszeichnungen erhalten hast und erfolgreich bist, darfst du auf einmal deine eigenen Vorstellungen verwirklichen. Keiner sagt mehr „Das geht aber nicht“ oder „Das können wir so nicht machen“. Ich glaube, die Entwicklung über vier Alben zu „The Door“ war sehr geradlinig. Ich wusste immer genauer, was ich zu tun hatte und wie ich es zu tun hatte. Siehst du dich eher als Gitarrist, Sänger oder Songwriter? Keb‘ Mo‘: Meine Stärke ist die Kombination
Wo ordnest du dich selbst stilistisch ein? Zu sagen, es ist Blues, dürfte etwas zu einfach sein. Keb‘ Mo‘: Ich mische meinen Background im Blues mit Elementen von Soul, Pop, Country und Folk. Ich bin sicher kein Purist, obwohl du meine Platten in den Läden bestimmt in der Blues-Abteilung finden wirst. Ich möchte mich einfach nicht auf nur eine Richtung festlegen lassen. Daher ist „The Door“ auch nicht einfach nur ein Blues-
Album. Was es ist? Hm, ... ein Keb‘-Mo‘Album eben. Wenn man es nicht sofort einordnen kann, freue ich mich. Das spricht für die Vielseitigkeit. Die Produktion und der Klang der neuen CD sind sehr modern und durchsichtig. „The Door“ klingt, als wären die Band-Arrangements bewusst um deine Stimme und deine Gitarre gebaut worden. Keb‘ Mo‘: So war es auch. All diese Songs könnte ich auch alleine performen, sie wären tragfähig genug, auch ohne Drums und Bass. Gitarre und Stimme sind das Zentrum, das Herz jedes Songs. Darunter haben wir Arrangements gelegt, die die Seele jedes Songs unterstützen und herausarbei-
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der drei Elemente. Auf keinem Gebiet bin ich der Beste, aber als Personalunion, als Sänger meiner eigenen Songs, leiste ich gute Arbeit. Inzwischen könnte ich das auch gar nicht mehr trennen, ich muss Songs schreiben, ich muss singen, wenn ich Gitarre spiele.
ten sollen. Die Arbeit im Studio war sehr entspannt. Es lief fast von allein, vor allem das Verständnis mit Jim Keltner (dem Drummer) war hervorragend. Die meisten Stücke haben wir live eingespielt, nur Teile des Gesangs sind später hinzugefügt oder ersetzt worden. In Wirklichkeit ist es sogar so, dass einige der Original-Gesangsspuren erhalten blieben. Sie waren ursprünglich nur zur Orientierung gedacht, waren aber so gut und so spontan, dass wir sie behalten haben. Ich bin mit „The Door“ absolut zufrieden, ich bin sogar ein wenig stolz darauf. Es ist eine der wenigen Aufnahmen, bei denen ich nicht zurückgehen möchte, um sie noch einmal zu machen. Du hast mit einem neuen Produzenten gearbeitet, mit Russ Titelmann, der auch schon Eric Clapton produziert hat. Wie war euer Verhältnis? Hatte er großen Einfluss auf die Musik? Keb‘ Mo‘: Es lief bestens. Wir waren ein echtes Team und mussten nie über etwas wirklich debattieren. Ich bin früher oft Kompromisse eingegangen. Das war diesmal nicht nötig. Wir haben an einem Strang gezogen und in der gleichen Richtung gedacht. Es gab zu keiner Zeit einen Kampf oder Streit, niemand musste Kompromissen zustimmen, die wehtaten. Sind die Songs von „The Door“ neu? Hast du sie vorher bei Konzerten ausprobiert und auf ihre Wirkung getestet? Keb‘ Mo‘: Bis auf einen Song sind es alles neue Stücke, die ich selbst geschrieben habe. Ich habe sie vorher gespielt, aber nicht oft oder intensiv. Sie haben sich im Studio entwickelt, während des Aufnahmeprozesses.
Da ist das Herz dieser Songs zum Vorschein gekommen. Ich hatte meine Vorstellungen, die sich durch die Studioarbeit noch erweitert haben. Alles ist unglaublich rund geworden, in sich stimmig.
was echt klingt, nehme ich auf und verwende es. Wenn es um Musik geht, versuche ich, einen weiten Blickwinkel zu haben, einen guten Überblick zu bewahren und nicht zu einseitig zu denken.
Ein Cover-Titel ist auf dem neuen Album gelandet: „It Hurts Me Too“ von Elmore James. Keb‘ Mo‘: Diesen Titel spiele ich schon seit langem, warum sollte ich ihn nicht aufnehmen? Wir haben ihn modern interpretiert, mit Keyboard-Sounds und mehreren Gitarrenstimmen. Doch im Mittelpunkt stehen wie früher die Stimme und die NationalSlide-Gitarre. Egal, in welcher Zeit du bist, das Thema dieses Songs ist aktuell, obwohl er vor vielen Jahren geschrieben wurde.
Spielt heute die Hautfarbe noch eine Rolle, wenn es um Blues geht? Keb‘ Mo‘: Meiner Meinung nach war es nie eine Sache der Hautfarbe. Die Schwarzen wurden bekannt für den Blues, sie sind vielleicht die „Bewahrer des Blues“. In Wirklichkeit kennt jeder den Blues, jeder auf dieser Welt. Blues ist ein internationales, ein universelles Gefühl. Ich werde oft nach dem „Contemporary Blues“ gefragt. Blues war immer da und wird immer da sein. Er war immer zeitgemäß. Die Welt mag sich ändern, aber die Themen bleiben. So passiert es, dass ein alter Song plötzlich wieder aktuell ist. Darum kann ich einen Elmore-James-Titel aufnehmen und trotzdem ein „Contemporary Blues Artist“ sein. Der Blues ist immer präsent. Dafür muss man nicht in die Zukunft schauen. Der Blues ist immer Gegenwart. Es ist wie mit der Musik von Bach. Er ist lange tot, aber sein Werk ist immer noch präsent. Es ist zeitgemäß, weil es zu den Menschen spricht, sie berührt. Die Zeiten haben sich geändert, es herrschen nicht mehr die Verhältnisse wie auf den Baumwollplantagen in den 30er oder 40er Jahren. Doch den Blues gibt es immer noch. Er ist nicht an eine Zeit gebunden.
Dein Debüt-Album „Rainmaker“ erschien bereits 1980, war aber ein Flop. Erst 14 Jahre später, mit „Keb‘ Mo‘“, ging deine Story richtig los. Was war der Unterschied? Warum ist die allererste Platte wirkungslos verpufft? Keb‘ Mo‘: 1980 war ich noch nicht selbstsicher, ich hatte meine Sache noch nicht klar definiert und war unsicher. Damals wollte ich eher erfolgreich sein, anstatt mich ehrlich auszudrücken. Wen würdest du als musikalischen Einfluss nennen? Keb‘ Mo‘: Ich bin sicher von den alten Bluesgitarristen beeinflusst, aber auch von jemand wie Taj Mahal oder Robben Ford, dessen Album „Talk To Your Daughter“ ich sehr gern mag. Es gibt keine ganz bestimmte musikalische Richtung oder eine Person, die mich geprägt hat. Alles, was mir gefällt und
Die CDs
„Keb‘ Mo‘“ aus dem Jahr 1994 zeigt zum ersten Mal den Sänger und Gitarristen Keb‘ Mo‘ mit wirklich eigenem Profil und einer starken musikalischen Persönlichkeit. Das bezieht sich sowohl auf die Songs als auch auf die Performance. Elf Stücke sind Eigenkompositionen, dazu kommen zwei Cover seines großen Idols Robert Johnson, „Kindhearted Woman Blues“ und „Come On In My Kitchen“. Spürbar ist schon hier die Vielseitigkeit Moores, der mit einem akustischen Solostück beginnt, um darauf mit einem entspannten Reggae-Groove fortzufahren. Auch eine wunderschöne Ballade mit zwölfsaitiger Gitarre ist vertreten („Victims Of Comfort“). Dieser Wechsel von Solo- und Ensemble-Stücken, von traditionellen Blues-Anklängen und poppigen Ausflügen zieht sich durch die ganze CD. Keb‘s Gitarrenspiel ist dabei unaufdringlich und geschmackvoll, bietet aber bei genauerem Hinhören eine Menge an amtlichen Licks und Begleittechniken. Die 98er Aufnahme „Slow Down“ kommt wesentlich bandorientierter daher. Ganze zwei akustische Solostücke sind hier zu hören: wieder einmal ein Robert-JohnsonTune („Love In Vain“) und die Ballade „I‘m Telling You Now“. „Slow Down“ ist entgegen der Assoziation des Titels ein FunkyBlues-Album, das wenig auf traditionelle Klänge setzt. Moderne Produktionsmethoden und Sounds herrschen vor, Zwölftakter stehen etwas im Hintergrund. „Slow Down“ ist der Prototyp eines modernen bluesigen
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Pop-Albums mit zum Teil absolut radiotauglichen Songformaten. Die aktuelle CD „The Door“ schlägt keine ganz neue Seite des Kapitels „Keb‘ Mo‘“ auf, doch werden die Bestandteile seines Stils hörbar perfektioniert. Wieder gibt es akustische Stücke („Loola Loo“, „Mommy Can I Come Home“ und „Anyway“), wieder gibt es FunkGrooves („Stand Up“ und „Gimme What You Got“), wieder gibt es keyboardorientierte Popballaden. Alles kommt mit dem nötigen Understatement und sehr ausgeschlafen. Die Instrumentierung ist trotz der Verwendung von Bläsersätzen und eines Streichensembles eher sparsam, dafür aber besonders songdienlich und pointiert. Als Sänger hat man das Gefühl, dass Keb‘ Mo‘ noch mehr zum Geschichtenerzähler geworden ist. Auch die Basis von „The Door“ ist der Blues, doch die Songs mischen munter Elemente von Rock, Pop, Funk, Soul und Country. Der Sound ist auf der Höhe der Zeit. Auch hier gibt es wieder ein Cover, den alten Elmore-JamesTitel „It Hurts Me Too“, der mit Slide-Gitarre beginnt und ganz zeitgemäß mit elektronischen Anklängen glänzt. Auch hier fällt die Geschmackssicherheit auf, mit der diese Spielchen vollzogen werden. So können heute Bluestitel klingen, wenn man den nötigen Respekt vor der Tradition mit modernen Studiomöglichkeiten kombiniert und keine sklavische Angst davor hat, Puristen vor den Kopf zu stoßen.
Auf dem CD-Cover ist ein persönlicher Satz von dir abgedruckt: „Jeder Traum kann Wirklichkeit werden, weil die Türen grundsätzlich offen stehen.“ Any dream is possible, because the door is always open. Möchtest du deine Hörer ermutigen? Keb‘ Mo‘: Ich möchte, dass jeder seine eigene Kraft, sein eigenes Vermögen erkennt. Was auch immer dein Traum sein mag, versuche, ihn zu verwirklichen. Was reizt dich speziell an der akustischen Gitarre? Keb‘ Mo‘: Ich habe mit akustischen Instrumenten angefangen. Mein Onkel hat mir meine erste Gitarre gegeben und mir die ersten Griffe gezeigt. Der akustische Klang ist reiner und tiefer. Das Gefühl dieses Klanges ist näher an der Seele des Menschen als bei elektrischen Instrumenten. Ich spiele außer Steelstring auch National-Resonator-Gitarren und Banjo, außerdem natürlich Mundharmonika. Mein Gitarrenstil ist eine Mischung zwischen den Pickings von Mississippi John Hurt und dem kräftigeren Delta-Blues. Gab es eigentlich einen spezifischen Moment, in dem dein Erfolg begann? Keb‘ Mo‘: Ich glaube, der Erfolg hat sich dann eingestellt, als ich aufhörte, mich darum zu kümmern, ihm hinterherzurennen. Einige Bluespuristen kritisieren deine Musik und werfen dir vor, den Blues zu verwässern. Keb‘ Mo‘: That‘s o.k.! Ich habe kein Problem damit, im Gegenteil, ich lebe sehr gut damit. Solange die Leute meine Musik hören wollen und sie genießen, kümmern mich die Kritiker wenig. Ich arbeite für mich und mein Publikum, nicht für Musikkritiker.