Acoustic Player 4-2011 - Story Robben Forb aus Acoustic Gitarre 5-1999

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VorGESTELLT

Heimlicher Akustiker? Robben Ford Von Andreas Schulz

Robben Ford ist nicht nur ein populärer und wichtiger Bluesgitarrist der heutigen Zeit. Zu vielfältig sind seine Aktivitäten in Vergangenheit und Gegenwart, um ihn musikalischer Monokultur bezichtigen zu können. Gerade hat er mit „Supernatural“ ein neues Album vorgelegt, das Türen öffnet, auf akustische Sounds setzt und seine Qualitäten als Sänger und Songschreiber unter Beweis stellt.

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D-40. Es ist ein großartiges Instrument, besonders für Studioaufnahmen.“

Ganz neu ist die Akustikgitarre für Robben Ford allerdings nicht. Mit der Sängerin Rickie Lee Jones nahm er das rein akustische Album „Pop Pop Pop“ auf, bei dem sich so mancher gewundert hat, in den Album-Credits über den Namen des Bluesers zu stolpern. „Diese Platte war auch für mich eine Überraschung“, erzählt Ford rückblickend. „Zu der Zeit spielte ich gar keine Nylonstring und hatte sehr wenig Erfahrung damit, Jazz-Standards zu spielen. Als der Anruf kam, sagte ich: ‚Warum ruft ihr nicht jemand an wie Jim Hall ...‘. Sie sagten: ‚Wir glauben, dass du der Richtige bist.‘ Auf dem Weg zum Studio fuhr ich zu einem Musikladen und mietete eine Klassikgitarre. Es war eine der schwierigsten Sachen, die ich je gemacht habe, vor allem im Hinblick auf mein Selbstvertrauen. Ich war also einigermaßen skeptisch, aber mit dem Ergebnis dann doch sehr zufrieden. Das Erste, was Rickie im Studio zu mir sagte, war: ‚Spiel ein Intro, Robben.´ Es war der erste Song, das Band lief, ich hatte keine Zeit, groß nachzudenken. Charlie Haden, der Bassist, ist einer meiner Lieblingsmusiker, und das hat mich sicher beflügelt.“ Auch mit seiner Band „The Blue Line“ gab es bereits Ausflüge in akustische Gefilde, dokumentiert auf dem Album „The Authorized Bootleg“. Die Jungs spielen sich, verstärkt durch Bill Boublitz am Piano, durch ein Set von bluesigen Nummern und verzichten auf komplett auf elektrische Instrumente. Das Ganze macht einen Riesenspaß, und Fords Vorstellung an der E-Akustik ist überzeugend

Foto: Universal

Unplugged

Foto: Schulz

S

ongs habe ich schon immer geschrieben. Bei dieser Platte ist es einfach etwas of„ fensichtlicher. Alles ist offener, melodischer und weniger auf reine Bluessachen beschränkt.“ Ford geht als Komponist, Sänger und Arrangeur neue Wege. Besonderes Augenmerk erhielten die diversen Gitarrenparts im Background – und siehe da, vermehrt sind hier akustische Gitarren zu hören. Ein Beitrag zum poppigeren Gesamtbild des Albums, zum Teil von Ford selbst geplant, zum Teil von Produzentin Susan Rogers (u.a. Prince, David Byrne) angeregt. „Die Tatsache, dass ‚Supernatural‘ poppiger und funkiger geworden ist, heißt nicht, dass ich den Bluessektor verlassen will. Es hat sich auf meiner musikalischen Reise einfach so ergeben. Ich liebe Melodien, und das ist oft nicht einfach im Rhythm´n‘Blues unterzubringen. Also habe ich die Grenzen etwas erweitert. Ich kann nur hoffen, dass sich auch mein Gesang weiterentwickelt hat.“ Im Studio wurden zunächst die Basic Tracks live aufgenommen, dann Gesang und die diversen Gitarrenspuren noch einmal „overdubbed“. Den Einsatz der Akustikgitarren beschreibt Ford folgendermaßen: „Zwei Songs liegt speziell die Nylonstring Acoustic zugrunde, einige andere haben die Steelstring als Basis. Das habe ich vorher kaum gemacht. Ich persönlich habe das Gefühl, die Nylonstring ist – im akustischen Bereich – das essentielle Instrument. Ich liebe die E-Gitarre, bevorzuge allgemein aber akustische Instrumente. Meine Nylonstring stammt von einem spanischen Gitarrenbauer aus Kalifornien, Rubio. Es ist eine streng klassische Gitarre, kein Pickup, kein Cutaway. Meine perfekte Steelstring habe ich noch nicht gefunden. Für Aufnahmen leihe ich mir eine von einem Freund, eine Guild

wie immer. Auch ohne röhrige Verstärkerlautstärke hat er eine unglaubliche Power und eine Artikulation zwischen „delikat“ und „deftig“. „Das Instrument auf ‚The Authorized Bootleg´ ist eine Carvin Thinline Acoustic. Sie hat einen dünnen Korpus mit einem Pickup unter der Stegeinlage und simuliert einen akustischen Sound. Das Spielgefühl ist relativ elektrisch. Auf der Bühne hatte ich einen TraceEliott-Akustikverstärker, aufs Band kam ein Direktsignal von der Gitarre. Die Anregung kam von einer Radiostation, die eine Unplugged-Serie veranstaltete. Sie luden uns ein, und ich besorgte mir die Carvin. Inzwischen ist ein solcher akustischer Part Teil unserer regulären Show geworden, was ich sehr genieße. Ich interessiere mich immer mehr für die Akustikgitarre, eine ziemliche Veränderung für mich. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es wird in Zukunft immer wichtiger werden. Auf der Nylonstring spiele ich meistens Fingerstyle und setze es als Begleitinstrument ein, die Steelstring spiele ich wie eine E-Gitarre mit dem Plektron.“ Robben Ford ist also als heimlicher Liebhaber der Akustikgitarre geoutet. Gut so! Das tut der Energie seiner elektrischen Performance keinen Abbruch, bereichert aber die Akustikgitarrenwelt um einen geschmackvollen und ausdrucksstarken Interpreten.


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