Acoustic Player 4-2014
Editorial
Liedermacher Manchmal könnte man glatt annehmen, unsere kleine überschaubare Welt der Akustikgitarre sei durch und durch angloamerikanisch geprägt. So ist der Begriff ‚Songwriter‘ oder das gemischte Doppel ‚Singer/Songwriter‘ längst eingedeutscht. Dabei haben wir einen mindestens ebenso schönen Begriff in unserer Muttersprache: Liedermacher. Vielleicht schwingt in diesem Wort noch eine typisch deutsche Betonung des Handwerklichen mit. Ein Macher! Das klingt nach Aktivität und Produktivität, nach Sturm und Drang, nach zielgerichtetem Tun, nach ‚Made in Germany‘, nach Ich-AG! Egal, ob es beim Schuhmacher ums Schuhwerk geht oder eben beim Liedermacher um seine Songs - Entschuldigung, um seine Lieder natürlich. Dazu passt auch der Name eines Projektes wie ‚Monsters of Liedermaching‘, wo ohne Berührungsängste Englisches eingedeutscht oder Deutsches anglisiert wird (www.monstersofliedermaching.de).
Zurück zum Liedermacher. Der kam in Deutschland seit den 1960er Jahren überwiegend aus dem linksintellektuellen Milieu, entsprechend anspruchsvoll, inhaltsschwer und thematisch eingefärbt waren und sind oft die Liedtexte. Dabei war das inhaltliche Spektrum immer schon angenehm breit gefächert. Neben den typischen Geschichtenerzählern gibt es politische Sänger mit gesellschaftskritischen Themen, es gibt die eher lyrischen Fabulierer, deren Lieder wie vertonte Gedichte rüberkommen. Dann natürlich die regional unterschiedlichen Mundart-Sänger und die Humor-Getriebenen, die zwischen Ironie und Klamauk ihren Punkt machen. Zu nennen wären noch christliche Liedermacher und die Künstler, die den schleichenden Übergang des ‚Liedermaching‘ zum deutschsprachigen Pop oder Deutsch-Rock markieren. Picken wir uns drei (auch international) bekannte Vertreter heraus. Der erste steht für die Frühzeit des französischen Chansons: Es geht natürlich um Troubadix, den Barden des allseits bekannten gallischen Widerstandsnestes während der römischen Besatzung. Von ihm sind leider nur Fragmente
und Lied-Anfänge übermittelt, denn seine Mitbürger neigten dazu, seinen Vortrag bereits kurz nach der Einleitung zu unterbinden. Also eine eher tragische Figur in der Historie des Liedermachens, der mangels Repertoire wohl auch nie einen Workshop in diesem Magazin bekommen wird.
Einer der führenden Vertreter im deutschsprachigen Raum ist seit Jahrzehnten Reinhard Mey, der Titelheld dieser Ausgabe des ACOUSTIC PLAYER. Er erzählt persönliche Geschichten und Momentaufnahmen, hat bisweilen lockere und lustige Themen, dann wieder Schwerwiegendes und Bedenkenswertes im Programm. Ein wahres Monster in der Welt der deutschsprachigen Musik. Wir freuen uns, dass wir sein Lied ‚Ich wollte wie Orpheus singen‘ als Classic Song dieser A. Schulz Ausgabe vorstellen dürfen, präsentiert von Jens Kommnick, der seit Jahren mit Reinhard live und im Studio arbeitet. Liedermacher-Vertreter Nummer drei ist Robert Allen Zimmermann, unter dem Namen Bob Dylan bekannter Nuschel-Barde aus Minnesota. Er entwickelte sich vom Protestsänger zum Lyriker und Symbolisten und tangierte zwischendurch auch mal die christliche Schiene. Stilistisch reicht seine Spanne von Folk und Blues-Ähnlichem in den frühen Jahren bis zu Folk-Rock und allem dazwischen. Sein Schritt von der akustischen zur elektrischen Klampfe beim Newport Folkfestival 1965 sorgte bei den Puristen der Folkszene für einigen Wirbel. Jens Filser analysiert für euch den Gitarrenstil des frühen Bob Dylan anhand einiger handverlesener Beispiele im Stil des 1963er Albums ‚The Freewheelin‘ Bob Dylan‘.
The Acoustic Family DAS
FACHMAGAZIN
DAS DVD-WORKSHOP-
MAGAZIN
Konzerte · Festivals · Workshops
Auf www.acoustic-player.de könnt ihr euch über Workshops und Autoren informieren, die Jamtracks und Bonus-Materialien zu dieser Ausgabe downloaden und die Arbeit des ACOUSTIC-PLAYER-Teams verfolgen. Der Download-Code dieser Ausgabe: Benutzer AP4-14, Passwort Rockabilly. Wir sind wie immer gespannt auf eure Meinung – schreibt uns per E-Mail an: redaktion@ acoustic-player.de.
Viel Spaß und viel Erfolg mit den Workshops des ACOUSTIC PLAYER! Andreas Schulz (Chefredakteur) A c o u s t i c P L A YER 4 - 1 4
3
Acoustic Music GmbH & Co.KG Postfach 1945 · D-49009 Osnabrück phone: ++49-(0)5 41-71 00 20 fax: ++49-(0)5 41-70 86 67 e-mail: order@acoustic-music.de
w w w. a c o u s t i c - m u s i c . d e