musik
Reden wir über Blues Er ist einer der besten Blues-Gitarristen der Region. Mit seiner Kai Strauss Band geht der Namensgeber jetzt aber Richtung Soul und Funk. STADTBLATT: Wie bist Du zum Blues gekommen? KAI STRAUSS: Über das Gitarre spielen. Ich habe als Teenager Gitarrenmagazine gelesen und da standen die Songs drin. Und mein Vater hatte eine Plattensammlung mit ein paar alten Blues-Platten. STADTBLATT: Hast Du Blues-Helden? KAI STRAUSS: Ich mag das eigentlich nicht mehr, einige Namen zu nennen und den Blues dann an diesen Personen festzumachen. Ich höre heute auch nicht mehr so viel Blues wie früher. Wenn ich Blues höre, dann ursprünglichen, akustischen Blues. Sachen wie Lightnin Hopkins und Lil’ Son Jackson. Mit dem Blues ist es ... wie mit Käse (schmunzelt). Käse-Liebhaber essen Sorten, die kein anderer anrühren würde. Ich höre aber auch gerne andere Musik, zum Beispiel die Black Keys. STADTBLATT: Mit der Kai Strauss Band erweiterst Du den Blues auch in Richtung Soul, Rock und Funk. KAI STRAUSS: Ja, ich würde uns auch nicht als Bluesband bezeichnen. Ich nenne unseren Stil gerne Roots Music – wir nehmen uns was von allen schwarzen Musikstilen. Ich hatte als Musiker das Bedürfnis, mich nicht mehr so starr an ein Genre zu halten. Mit der Kai Strauss Band ist das geglückt, ich fühle mich damit richtig wohl.
Würde gern auch in Clubs wie der „Kleinen Freiheit“ spielen: Kai Strauss
24 STADTBLATT 7.2013
STADTBLATT: Du bist einer der besten Blues-Gitarristen weit und breit. Was für ein Equipment spielst Du? KAI STRAUSS: In erster Linie Fender Amps. Ich habe einen Fender Super Reverb aus den 60ern und einen Fender Bassman. Dazu spiele ich zureit vor allem Gibson-Gitarren, eine Gibson SG und eine Gibson ES-330 von 1971, aus den USA. Eine phantastische Gitarre! Ich habe auch noch eine alte deutsche Akustikgitarre, eine Framus. STADTBLATT: Zum Blues gehört die Improvisation. Stehen fünfminütige Solos bei Dir noch an der Tagesordnung? KAI STRAUSS: Das hat sich in den letzten Jahren verändert durch die neue Band. Zurzeit habe ich mehr Spaß daran, Songs zu schreiben und die mit der Band zu spielen. Aber wir haben zwei, drei Songs im Programm, bei denen, ich ganz gezielt ein längeres Solo spiele. Aber nicht fünf Minuten! (lacht) STADTBLATT: In der Band gibt es einen Neuzugang. KAI STRAUSS: Ja, mit Jan Karow an den Fender Rhodes haben wir jetzt einen noch souligeren Sound. STADTBLATT: Osnabrück galt in den 90ern als „Blues-Hauptstadt“ Deutschlands. Ist sie das noch? KAI STRAUSS: Osnabrück ist auf jeden Fall eines der Zentren in Deutschland, wo am meisten in Richtung Blues passiert. Ganz klar.
STADTBLATT: Weil? KAI STRAUSS: Ganz wichtig dabei ist der Blue Monday Jam in der Lagerhalle bzw. der Vorläufer dieser Blues-Session im ehemaligen Pink Piano (heute ist dort das Nil, Anm. d. Red.). Der Pianist Christian Rautenberg hat die Session damals ins Leben gerufen, und zu dem Zeitpunkt gab es auch schon die Blues Company – das waren zwei wichtige Elemente. Später haben dann viele US-Blues-Musiker montags Stopp in Osnabrück gemacht und an einem freien Tourtag auf der Session gespielt. Das hat damals junge Leute wie mich inspiriert. Ich kann sagen, dass ich ohne die Session im Pink Piano kein professioneller Musiker geworden wäre. STADTBLATT: Heute wird in der Lagerhalle montags gejamt. Kann jeder kommen? KAI STRAUSS: Ja, wir sind da absolut kein elitärer Haufen – dieses Vorurteil stimmt nicht. Ganz im Gegenteil: Uns eint der Wunsch, dass Blues ein breites Publikum bekommt. Es können auch gerne mehr junge Musiker kommen. Da gibt es übrigens eine lustige Anekdote. STADTBLATT: Und die geht wie? KAI STRAUSS: Auf einem Blue Monday Jam waren zwei Sängerinnen vom Institut für Musik – und die beiden waren wirklich tolle Blues-Sängerinnen!
Ich habe sie dann nach der Session angesprochen, ob sie nicht Lust hätten, öfter vorbei zu kommen und sie meinten: „Blues ist in drei Wochen vorbei.“ – Die haben das im Semester durchgenommen und das Semester ging zu Ende. STADTBLATT: Gibt es denn eine junge Bluesband aus Osnabrück, die man auf dem Schirm habe sollte? KAI STRAUSS: Wir haben dieses Jahr auf der Maiwoche gespielt und vor uns ist eine Band aufgetreten, die ich wirklich klasse fand: Kneeless Moose. Die machen so eine Art alternativen RockBlues. STADTBLATT: Apropos Auftritt. Ihr spielt Anfang Anfang Juli im Blue Note. Warum treten Bluesbands so selten in ‚Szeneclubs’ auf, z.B. im Bastard Club, der Kleinen Freiheit oder im Ostbunker? KAI STRAUSS: Wir würden da liebend gerne auftreten! Sofort! Ich wäre froh, wenn uns die Clubs die Möglichkeit geben würden, dort zu spielen, aber vielleicht sind die Booker einfach zu vorsichtig beim Thema Blues. Dabei wäre es toll, auch das Publikum dieser Clubs zu erreichen. Wir spielen auf dieser Tour zum Beispiel in Münster, im Café der Sputnikhalle. Eigentlich ein ungewöhnlicher Ort für eine Band wie uns – aber die Atmosphäre und Stimmung dort ist super. Andererseits können die Leute, die in die Kleine Freiheit gehen, auch gerne ins Blue Note kommen. Das fände ich toll! INTERVIEW MARIO SCHWEGMANN
P 4.7., Blue Note