September 2017 | Nr. 163
paraplegie Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung
Das Leben als Balanceakt Die Hublers haben ihr Gleichgewicht gefunden
3D-Technologie im Operationssaal: Spenden machen es möglich
Für alle Jäger und Platzhirsche
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Tier des Jahres
2017
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EDITORIAL
Liebe Gönnerin, lieber Gönner
I
n der Öffentlichkeit sieht man mir auf den ersten Blick an, dass ich nicht mehr gehen kann: Ich sitze im Rollstuhl. Oft werde ich deshalb von Fremden angesprochen, die mir ihre
Hilfe anbieten. Nach jahrzehntelanger Aufklärungsarbeit für die Situation der Querschnittgelähmten sind Rollstuhlfahrer in der Schweiz in vielen Bereichen in die Gesellschaft integriert – auch dank Ihrer Unterstützung der Arbeit der Schweizer Paraplegiker-Stiftung! Ganz anders ist die Lage für die vielen Querschnittgelähmten, denen man von aussen nichts ansieht. Trotz einer schweren Verletzung des Rückenmarks können sie zwar zu Fuss gehen. Aber durch ihre lähmungsbedingten Einschränkungen kommt es im Alltag immer wieder zu missverständlichen Situationen. Zum Beispiel wenn jemand am Ticketautomat wegen seiner lahmen Finger einfach nicht vorwärts macht. Oder wenn der neue Kollege am Arbeitsplatz längere Pausen machen darf. Während die Akzeptanz für Rollstuhlfahrer in unserem Land gestiegen ist, sind Menschen mit einer sogenannt inkompletten Querschnittlähmung manchmal abschätzigen Blicken und einer Erklärungsschuld ausgesetzt. Die Reportage in diesem Heft beleuchtet ihre Situation (Seite 14). Wir möchten Sie für diese Betroffenen sensibilisieren, deren Anzahl kontinuierlich zunimmt. Unser Spendenaufruf im Rahmen des Erweiterungsbaus gilt einer technischen Innovation für die Wirbelsäulenchirurgie. Mit der Anschaffung einer dreidimensionalen Bildgebungslösung in den neuen Operationssälen steigt die Präzision und Sicherheit der chirurgischen Eingriffe. Gleichzeitig werden schonendere Operationsmethoden unterstützt (Seite 20). Helfen Sie mit Ihrer Spende, dass wir diese wichtige Innovation auf dem Campus Nottwil einführen können. Ich bedanke mich herzlich für Ihre Unterstützung!
Dr. sc. tech. Daniel Joggi Präsident Schweizer Paraplegiker-Stiftung
IMPRESSUM: Paraplegie. Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, www.paraplegie.ch 41. Jahrgang | Ausgabe: September 2017 / Nr. 163 | Erscheinungsweise: vierteljährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch | Gesamtauflage: 1 011 990 Exemplare | Auflage Deutsch: 904 199 Exemplare | Copyright: Abdruck nur mit Genehmigung der Herausgeberin und der Redaktion. Herausgeberin: Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, 6207 Nottwil, sps@paraplegie.ch | Verantwortlich: Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Corporate Communications, 6207 Nottwil | Redaktion: Manuela Vonwil (Leitung), Stefan Kaiser, redaktion@paraplegie.ch | Bild: Walter Eggenberger, Beatrice Felder, Astrid Zimmermann-Boog | Layout / Vorstufe: Regina Lips, Michael Kling, Melanie Camenzind | Anzeigen: Zürichsee Werbe AG 8712 Stäfa, info@fachmedien.ch | Vorstufe / Druck: Vogt-Schild Druck AG, 4552 Derendingen
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INHALT
6 NEWS
Das Bauprojekt der Spezialklinik ist auf Kurs. 268 Bauleute aus 70 beteiligten Firmen haben die Aufrichte gefeiert.
10 PORTRÄT
Der 40-jährige Michael Hubler sitzt seit einer missglückten Operation im Rollstuhl. Erzählt der gebürtige Solothurner aus seinem Leben, sind es ernste, aber auch unbeschwerte Geschichten. Die neueste Handlung verheisst pures Glück. Sie spielt im Berner Haslital.
14 REPORTAGE – Diagnose: inkomplett
Nadja Schweizer ist vom Hals an abwärts gelähmt – und sie kann gehen. Das führt im Alltag zu einigen Missverständnissen. Wie Rollstuhlfahrer hat die inkomplette Tetraplegikerin mit massiven Handicaps zu kämpfen. Doch von aussen sieht man ihr das nicht an.
20 SPENDENAUFRUF
Die aktuellen Bauarbeiten im Schweizer Paraplegiker-Zentrum sind der ideale Zeitpunkt, um in moderne Operationstechnologie zu investieren. Dazu zählt ein Computertomograf für die 3D-navigierte Wirbelsäulenchirurgie.
22 BEGEGNUNG
Das Hotel Sempachersee präsentiert sich nach einem umfassenden Umbau in neuem Glanz. Es versteht sich, genauso wie das Schweizer ParaplegikerZentrum, als Begegnungsort für Fussgänger und Rollstuhlfahrer.
28 PRAXIS
Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum eröffnet das Internationale Kompetenz- und Schulungszentrum für Funktionelle Elektrostimulation. Die Bündelung von Forschung, Technik und therapeutischer Erfahrung bietet Patienten eine Fülle an Behandlungsmöglichkeiten.
34 FINALE
Alltagsimpressionen von Rollstuhlfahrer Roland Burkart.
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NEWS
© Martin Rhyner
Triumph in London Marcel Hug gewinnt im Juli an den ParaLeichtathletik-Weltmeisterschaften in London über 800 m, 1500 m und 5000 m Gold. Mit dem 800-m-Sieg ist der 31-jährige Spitzen athlet auf sämtlichen Strecken – 400 m, 800 m, 1500 m, 5000 m, 10 000 m und Marathon – im Laufe der Jahre mindestens einmal Weltmeister geworden.
Siegeslauf. Marcel Hug untermauert in London seine Ausnahmestellung in der Rollstuhlleichtathletik. Er ist nun 10-facher WM-Goldmedaillengewinner.
Bauprojekt auf Kurs: Halbzeit ist erreicht Der Rohbau des neuen Nordtraktes ist fertiggestellt. Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) feierte am 29. Juni mit 268 Bauleuten aus 70 beteiligten Firmen und Mitarbeitenden das Aufrichtefest. Der Nordtrakt vergrössert das SPZ flächenmässig um 15 000 Quadratmeter, was rund einem Drittel der bisherigen Fläche entspricht. Er beheimatet unter anderem zwei akutmedizinische Bettenstationen sowie die
Abteilung Intensivmedizin. Die neue Intensiv pflegestation verdoppelt ihre Bettenzahl auf sechzehn, acht davon als Intermediate Care Station zur Überwachung von Patienten im Anschluss an Operationen. Sobald Mitte 2018 bezugsbereit, wird der Nordtrakt zuerst als Rochadefläche dienen, um die bestehenden Bettenstationen zu erneuern. Dort gibt es nach 27 Jahren Renovationsbedarf in den Patientenzimmern, Stationsräumlichkeiten und bei der
Nordtrakt. Am 1. Oktober 2015 erfolgte der Spatenstich. Mitte 2018 ist der Neubau bezugsbereit.
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Energietechnik. Spätestens Anfang 2020 sollen die baulichen Massnahmen abgeschlossen sein. Nachdem alle Abteilungen am geplanten Ort eingerichtet sind, wird das SPZ seine Bettenkapazität von aktuell 150 auf 190 Betten erhöht haben. Weitere Informationen: paraplegie.ch/bauprojekt
Nordsicht. Die neuen Patientenzimmer bieten einen grosszügigen Blick über den Sempachersee.
NEWS
Einsatzbereit. Kristine Duc (links) vom Verein Le Copain übergibt Assistenzhund Tara an Marijke Windhorst. Gastfamilie Mudry (rechts) hat Tara ausgebildet.
Splitter
Sechs Helfer auf Pfoten übergeben Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung unterstützt den Verein Le Copain, der Assistenzhunde für motorisch behinderte Menschen ausbildet. Im Juni fand in Nottwil die feierliche Übergabe von sechs Hunden statt. Doch bis zur Übergabe ist es ein langer Weg: Die Hunde kommen als Welpen zu einer Gastfamilie. Dort werden sie sozialisiert, an Kinder, Tiere und die Öffentlichkeit gewöhnt. Im Alter von rund 15 Monaten werden sie für ein halbes Jahr von Le Copain-Trainern in Granges (VS) geschult. Tara, ein schwarzer Labrador Retriever, wird von nun an bei Marijke Windhorst leben. Die Hündin befolgt rund 50 Befehle und hilft Marijke Windhorst Türen zu öffnen und zu schliessen, die Waschmaschine zu füllen und zu leeren oder beim Einkaufen Ware aus den tieferen Regalen hochzuheben. Marijke Windhorst sitzt wegen zwei Hirnblutungen und einem Hirnschlag im Rollstuhl. «Mit viel Ergotherapie konnte ich mir die Sprache und das Schlucken wieder antrainieren», berichtet die Berner Oberländerin mit holländischen Wurzeln. Dank ihrem Assistenzhund lebt sie selbstständig. Tara ist bereits ihr dritter Hund von Le Copain. Der Verein hat bisher 324 ausgebildete Hunde kostenlos an Menschen mit Einschränkungen abgegeben. Es könnten mehr sein, doch es mangelt an Gastfamilien für die Grundausbildung. Wer einen Hund für befristete Zeit bei sich aufnehmen will, kann sich bei Le Copain melden. Weitere Informationen: lecopain.ch
Pro Infirmis zeichnet das Theater Spektakel auf der Zürcher Landiwiese mit dem Label «Kultur inklusiv» aus. Das Label erhalten Institutionen, die sich für eine gelebte kulturelle Offenheit engagieren und ihr Kulturangebot für Menschen mit einer Einschränkung zugänglich machen. «Kultur inklusiv» wurde 2015 in Bern lanciert. Vierzehn Berner Kulturinstitutionen haben das Label für ihre ganzheitliche inklusive Haltung erhalten. Weitere Informationen: kulturinklusiv.ch und theaterspektakel.ch. Das Theater Spektakel dauert bis 3. September. Am Samstag, 23. September findet in Zürich die «Disability Pride» statt, ein grosser Umzug mit der Botschaft «Menschen mit Behinderungen sind Teil unserer Gesellschaft». Weitere Informationen: disability-pride.ch «Sport kann Hoffnung wecken, wo vorher nur Verzweiflung war», Nelson Mandela, Nobelpreisträger – Im Rahmen des Internationalen Nelson-Mandela-Tages fand am 18. Juli in Nottwil und in weiteren 22 Ländern der erste «Global Sports & Inclusion Day» statt. Dem weltweiten Sportanlass sollen inspirierende Aktivitäten und Gespräche mit Olympia- und Paralympics-Teilnehmern Denkanstösse geben und Inklusion fördern.
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NEWS
Agenda
SPZ mit «Ambulatoire Plein Soleil» in Lausanne vertreten
Fünf Jahre erfolgreich in der Westschweiz Seit 2012 können Querschnittgelähmte aus der Westschweiz von lebenslanger medizinischer und therapeutischer Nachsorge in Wohnortnähe profitieren: Das «Ambulatoire Plein Soleil» ist eine Kooperation des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ) und der Stiftung Institution de Lavigny und bietet das gewohnt hohe Behandlungsniveau. Das Angebot ist mittlerweile aus der medizinischen Versorgungslandschaft der Romandie nicht mehr wegzudenken und wird entsprechend rege genutzt.
Lausanne. Axel Crone, Oberarzt am SPZ, leitet das Westschweizer Ambulatorium.
Höhere Lebensqualität durch ambulante Nachsorge Der Akut- und Rehabilitationsphase nachgelagert, sind spezifische ambulante Leistungen für Querschnittgelähmte ausserordentlich wichtig für ein gesundes und selbstbestimmtes Leben. Die Möglichkeit zu kompetenter lebenslanger Nachsorge und Beratung in der eigenen Sprache gibt Sicherheit und erhöht massiv die Lebensqualität der Betroffenen.
Das Team aus Nottwil ist während einer Woche pro Monat vor Ort. Ein Paraplegiologe, je eine Physio- sowie Ergotherapeutin und ein Urologe sowie eine Urologie-Fachpflegekraft kümmern sich um die Anliegen der Patienten. Das Angebot wird abgerundet durch die Leistungen von ParaHelp und der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV), die ebenfalls vor Ort vertreten sind.
Institution de Lavigny Das dezentrale Ambulatorium des Schweizer Paraplegiker-Zentrums ist in den Räumen von Plein-Soleil in Lausanne eingemietet. Plein Soleil ist ein Wohn- und Rehabilitationszentrum für Menschen mit Hirnerkrankungen oder -verletzungen. Knapp siebzig Personen haben hier ihren Wohnsitz. Plein Soleil ist Teil der Stiftung Institution de Lavigny, die Menschen mit einer Behinderung oder mit Lernschwierigkeiten betreutes Wohnen, Pflege sowie Begleitung bietet. Weitere Informationen: ilavigny.ch/paraplegie
5. September Welttag der Querschnittlähmung worldsciday.org 6. September, 19.30 Uhr Autorenlesung mit Martin Mosebach SPZ Nottwil, Bibliothek im GZI Der Georg-Büchner-Preisträger und meister hafte Erzähler lässt die Zuhörer eintauchen in seine Wahrnehmungs- und Sprachkunst. 21. Oktober, 10.00 – 16.00 Uhr Hotel Sempachersee in Nottwil: Tag der offenen Tür hotelsempachersee.ch 27. Oktober Swiss Paralympic Sportlerehrung Schweizerhof Bern 9. November 26. Pflegesymposium Nottwil, Aula SPZ Zielpublikum sind Fachpersonen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, die sich mit dem Thema (chronische) Schmerzen ausei nandersetzen. paraplegie.ch/pflegesymposium 15. November, 19.30 Uhr Autorenlesung mit Reinhard Kaiser-Mühlecker Nottwil, Bibliothek im Gebäude GZI Es sind seine Sprache, der präzise Stil, der distanzierte Ton, die den österreichischen Schriftsteller unverkennbar machen. 25./26. November, 11.00 – 17.00 Uhr Weihnachtsmarkt SPZ Nottwil Am traditionellen Weihnachtsmarkt bieten Rollstuhlfahrer Kunsthandwerk und Kulina risches an. 1./2. Dezember Swiss Handicap – nationale Messe für Menschen mit und ohne Behinderung Allmend, Luzern
PORTRÄT
Das Glück im Haslital Michael Hubler (40) sitzt seit den Teenagerjahren im Rollstuhl. Wegen eines Fehlers bei einer Operation. Dies ist eine von vielen Geschichten, die sein Leben schreibt. Weitere sind: Vom Fussballer zum Treuhänder. Vom Single zum Ehemann. Vom Flachländer zum Bergler.
Ehemann. «Happy Day» und Facebook haben Michael Hubler mit Daniela zusammengebracht.
Fussballer. Der ehemalige Verteidiger ist zuständig für das Ressort Finanzen des SV Meiringen.
Text: Tom Mayer | Fotos: Beatrice Felder
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er hier wohnt, geniesst das Leben. Das Auge fällt in dieser Meiringer Wohnung zuerst auf ein grosses Hochzeitsfoto, dann auf Weinflaschen in einer einzigartigen Holzwand und auf die Dekoration mit vielen roten Spruch-Herzchen. Eine Fotowand erzählt Geschichten von Familie und Freunden. Der Tisch mit viel Platz für Gäste und die Wohnküche zeigen: Daniela und Michael «Mats» Hubler sind glücklich. Immer? «Naja. Wie jeder bin auch ich manchmal schlecht gelaunt», sagt Mats. «Aber dass ich im Rollstuhl sitze, stört mich nicht mehr.» Heute ist er gut gelaunt. Mats lebt mit seiner Frau Daniela seit 2013 im Haslital (BE). Die Wohnung im modernen Mehrfamilienhaus wurde gebaut für Menschen mit Einschränkungen. «Anpassen mussten wir nur WC und Bad», erläutert Mats. Ein Zimmer in der Hubler-Wohnung ist das Büro. Hier hat sich Mats mit seiner Firma Haslital Treuhand im November 2016 selbstständig gemacht. «Ich liebe meine Arbeit, bin Frühaufsteher, eher diszipliniert und gehe auf die Leute zu», sagt der Rollstuhlfahrer. Gute Voraussetzungen, um sich selbstständig zu machen.
Es sprudelt nur so aus ihm heraus, wie er als «Auswärtiger» von Solothurn im Haslital heimisch wurde: «Man muss sich halt einbringen in ein Dorf.» Bei Mats war es der Fussballclub. Im SV Meiringen war man rasch einverstanden, dass er das Ressort Finanzen übernahm. Fussball ist bis heute seine Leidenschaft. Michael Hubler wird Mats genannt, weil sein Jugendheld der Grasshoppers-Star Mats Gren war. «Diese Frau muss ich kennenlernen» Mats hat viele Geschichten zu erzählen. Wie er und Daniela zueinander fanden, ist eine: «Ich zappe eines Abends ziellos durchs TVProgramm und bleibe bei ‹Happy Day› hängen. Da ist diese hübsche Frau, die nach einem Töffunfall im Koma lag und eine sehr schwierige Zeit durchmachen musste. Sie dankt ihren Eltern für deren Unterstützung. Es war bewegend. Und diese Daniela war einfach attraktiv!» Er habe sie sofort auf Facebook angeschrieben. «Ich spürte gut, wie es ihr ging, hatte selber ja Ähnliches erfahren. Ich schrieb ihr ein paar Zeilen aus meinem Leben und schlug vor, sich übers Internet einfach mal über das Erlebte auszutauschen.
Aber sie war zuerst eher zurückhaltend …» Bald gab es dann doch ein erstes persönliches Treffen. Kurz darauf ein zweites, ein drittes. «Und nicht lange danach habe ich ihr hoch über dem Thunersee, unterstützt von vier Jodlern, den Heiratsantrag gemacht.» Daniela Hubler sieht man ihren Unfall heute nicht mehr an. Die Folgen sind dennoch da. Sie kann nur noch Teilzeit arbeiten und muss sich schützen vor zu viel Menschen, vor Lärm und Unruhe. «Es ist für Daniela manchmal schwierig, weil man ihre Behinderung nicht sieht», sagt Mats. «Bei mir dagegen ist der Rollstuhl offensichtlich.» Die Hublers ergänzen sich gut in ihrer Beziehung. «Wenn Daniela von einer längeren Wanderung mit dem Hund zurückkommt, habe ich ein feines Znacht gekocht. Kochen ist für mich pure Erholung. Oft gehen wir auch gemeinsam spazieren. Die Natur im Haslital ist unglaublich schön!» Er komme hier überall hin, wo er wolle. Auch in den Bergbahnen sei es kein Problem. Mats geht heute locker mit dem Rollstuhl um. Ja sicher, es habe schon gedauert, bis er ihn wirklich akzeptieren konnte. Etwa fünfzehn Jahre lang. «Heute ist der Rollstuhl aber mein bester
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Wanderer. Der gebürtige Solothurner und seine Frau schätzen die urtümliche Natur im Haslital.
Kollege. Der Arme! Er kommt nirgends hin ohne mich. Und ich komme nirgends hin ohne ihn», grinst Mats. Achtstündige Operation mit Unterbruch Mats erzählt die Geschichte seiner Jugend. 1987 musste der zehnjährige, fussballverrückte Junge zum ersten Mal ins Kinderspital. Die Kräfte in den Beinen nahmen plötzlich ab. Am Tag nach dem MRI in Lausanne (VD) wurde er in Bern operiert. Kurz darauf spielte er wieder Fussball mit seinen Freunden in Deitingen (SO). Morbus Recklinghausen heisst seine vererbte Multiorganerkrankung, ein gutartiger Tumor. Vier Jahre lang erzielte Mats schöne Tore für den FC Deitingen. Sein Körper wuchs rasant, als Teenager war er fast zwei Meter gross. 1991 dann wieder: keine Kraft in den Beinen. Die Diagnose lautete «Knick in der Wirbelsäule», die Lösung der Ärzte: «Wir stabilisieren mit zwei Metallstäben, nach einem Jahr wird alles wieder gut.» Für seinen Körper wurde es nicht mehr gut. Mats erzählt ruhig: «Man entdeckte bei der Operation wieder einen gutartigen Tumor.
Weil der Eingriff jedoch die Knochen betraf, operierte ein Orthopäde. Er verletzte das Rückenmark. Die Operation dauerte acht Stunden. Man weckte mich mittendrin und sagte mir, ich solle mal die Beine bewegen. Es ging nicht. Ich war sowieso belämmert. Sie schickten mich wieder in die Narkose. Als ich in der Intensivstation aufwachte, standen meine Eltern am Bett und weinten. Ich war noch erschöpft, kapierte nicht viel. Am nächsten Tag kamen die Ärzte und schilderten, was passiert war. Ich dachte: Redet ihr
Arzt namens Zäch. Er nimmt meine Hand, erklärt mir meine Situation und sagt mir klar ins Gesicht: ‹Nein, du wirst nie mehr laufen können. Aber: Du wirst ein gutes, selbstständiges Leben führen.› Es war brutal. Aber weil er so direkt und ehrlich war, hatte dieser Arzt sofort mein Vertrauen. In dieser Sekunde realisierte ich alles. Lähmung ab dem sechsten Brustwirbel. Rollstuhl für immer.» Mats fokussiert im Erzählen immer wieder auf die positiven Seiten seiner Erlebnisse. Über schlimme Zeiten und Gefühle lässt er
« Der arme Rollstuhl! Der kommt nirgends hin ohne mich. Und ich komme nirgends hin ohne ihn.»
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Michael Hubler
nur – ich bin Fussballer! Sie sagten etwas von Rehabilitation, von einem neuen Zentrum in Nottwil.» Ein Arzt namens Zäch Am nächsten Tag war Sommeranfang, der 21. Juni 1991. Man brachte Mats mit der Ambulanz ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ), vor einem Jahr erst eröffnet. «Ich lag da und wartete. Herein kommt ein
sich kaum etwas entlocken. «Doktor Zäch und alle Angestellten in Nottwil gaben mir von Anfang an eine Perspektive! Es ist doch für alle Menschen so: Wenn du eine Perspektive hast, wird es gut.» Natürlich habe er auch seine Tiefs gehabt. «Meine Eltern mussten lange als Prellbock herhalten. Ich habe ihnen viel Unrecht ange tan. Es dauerte sehr lange, bis ich alles akzeptieren konnte. Die Frage ‹Warum ich?› kam
PORTRÄT
Genussmensch. Michael und Daniela kehren des Öfteren im Hasliberger Gasthof ein.
Rollstuhlfahrer. Im Haslital komme er mit dem Rollstuhl überall hin, wo er wolle, sagt «Mats» zu seiner neuen Heimat.
andauernd. Aber ich beschäftigte mich zu nehmend mit den Perspektiven. Und, ganz klar: Ohne meine Freunde, meine Familie und das SPZ wäre ich nie da, wo ich jetzt bin.» «So richtig in den Ausgang kam man nur mit mir.» Im SPZ war Mats als junger Patient der Hahn im Korb: «Ich hatte es gut unter all den Pflegerinnen und Physiotherapeutinnen», lacht er. Er konnte auch weiter an seinem Schulstoff arbeiten. «Meine Freunde haben in den Sommerferien kurzerhand ihr Zelt neben dem SPZ aufgestellt. Sie gingen in den See, ich hatte aber oft gar keine Zeit.» Mats lernt: Es wird anders, aber er verpasst nichts. Aus negativen Erfahrungen kommen die positiven. Auf seine unverblümte Art sagt er im Solothurner Dialekt: «Ersch wenn’t uf d’Schnurre gheisch, chonsch am Schluss witer.» Die Spezialisten des SPZ unterstützten seine Eltern beim Hausumbau für den Rollstuhlfahrer: Rampe, Treppenlift, Badezimmer. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung half mit
einer Überbrückungsfinanzierung aus, bis die Anträge bei der IV durchkamen. «Auch im Oberstufenzentrum Derendingen baute die Gemeinde einen Treppenlift ein. Ich blieb in meiner Klasse und verlor kein einziges Schuljahr. Die Freizeit verbrachte ich mit den Freunden, wir gingen viel in den Ausgang. Es war so ziemlich wie früher.» Mit 17 Jahren hatte Mats den Fahrausweis und ein umgebautes Auto. «Damit war ich natürlich der Held. So richtig in den Ausgang kam man nur mit mir.» Die Laufbahnberatung des SPZ zeigte ihm eine lange Liste mit Berufen, die möglich blieben. Sein Wunschberuf Koch war nicht dabei. Er wurde Maschinenzeichner, dann Kaufmann. «Ich sah, dass Finanzen und Buchhaltung mir liegen. Daher bildete ich mich in Richtung Treuhand weiter. Bei der Treuhandgesellschaft BDO in Solothurn haben sie mir dann echt Freude an diesem Job vermittelt.» Die Hublers schreiben heute ein weiteres Kapitel ihrer Familiengeschichte. Sie bauen ein Haus mit Büroräumen in Hasliberg Gol-
Treuhänder. Michael Hubler hat sich vor wenigen Monaten mit eigener Firma selbstständig gemacht.
dern, 2018 soll es fertig sein. «Wir kehren dahin zurück, wo meine Frau aufgewachsen ist», strahlt Mats. «Mit traumhafter Aussicht auf die Engelhörner.» Es ist offensichtlich: Mats geniesst das Leben. Nach unserem Gespräch hat er noch im Büro zu tun. «Ich muss Abschlüsse für meine Kunden fertig machen.» Er grinst beim Abschied. Sein Händedruck ist so richtig fest.
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Diagnose: inkomplett Querschnittgelähmte, die wieder zu Fuss gehen können, haben es doppelt schwer: Sie leiden an den gleichen versteckten Beschwerden wie Rollstuhlfahrer, aber weil man ihnen auf den ersten Blick nichts ansieht, kommt es im Alltag zu vielen Missverständnissen. Die Sensibilisierung der Gesellschaft für ihre Probleme ist überfällig.
Text: Stefan Kaiser | Fotos: Beatrice Felder, Walter Eggenberger
E
ine Haltestelle in Sydney. Der vollbesetzte Bus öffnet die Türen. Doch die junge Schweizerin steigt nicht ein. Sie hat lange gewartet und wird jetzt zu spät in ihre Sprachschule kommen. Aber einen Fremden um Verständnis zu bitten, dass sie seinen Sitzplatz braucht, traut sie sich nicht. Also bleibt sie draussen. Wieder einmal. Fünf Jahre später schildert Nadja Schweizer (29) aus Davos verschiedene solcher Anekdoten aus ihrem Leben als Querschnittgelähmte. Man spürt, wie selbst banale Alltagssituationen demütigen können. Sässe Schweizer im Rollstuhl, wäre der Fall für alle Beteiligten klar. Aber wer weiss schon, dass es Querschnittgelähmte gibt, die gehen können? Die zwar Fussgänger sind, aber dennoch mit massiven Handicaps zu kämpfen haben? Dazu die abschätzigen Blicke in der Öffentlichkeit. Am Billettautomaten. An der Supermarktkasse. Auf dem Zebrastreifen. Ein Sturz bei einem spektakulären «big air»Sprung im Snowpark hatte aus der begeis-
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terten Snowboarderin eine «inkomplette Tetraplegikerin» gemacht. Das heisst: Nadja Schweizer war zwar vom Hals an abwärts gelähmt, aber einige Nervenbahnen im Rückenmark wurden nicht vollständig durchtrennt und ermöglichten Restfunktionen im gelähmten Bereich. Nach einem Monat konnte sie abends im Bett den Fuss wieder etwas bewegen. Auf diesen Hoffnungsschimmer fokussierte sie ihre ganze Energie in der Rehabilitation im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ). Nach fünf Monaten wurde sie ohne Rollstuhl nach Hause entlassen. Hoher Erklärungsbedarf Unser Alltagsverständnis setzt Querschnittlähmung mit Rollstuhl gleich. Steht ein Rollstuhlfahrer im Museum, Supermarkt oder am Arbeitsplatz plötzlich auf und geht ein paar Schritte, gilt er schnell als Simulant. Doch inkomplett gelähmte Menschen leiden unter den gleichen Einschränkungen, wie man sie
von Querschnittgelähmten im Rollstuhl kennt. Von der Verletzung sind nicht nur die Bewegungsfähigkeit und die Sensibilität betroffen, sondern alle Körperfunktionen, die über Nervenreize im Rücken mark gesteuert werden. Darunter Blasen- und Darmfunktion, Herz- und Atemfrequenz, Tiefensensibilität, Sexualfunktion, Blutdruck, Schmerzempfinden und die Fein motorik. Von all diesen Beschwerden sieht man den Betroffenen nichts an. Dass man Nadja Schweizers Verletzung von aussen nicht bemerkt, ist eine ständige Quelle für Missverständnisse. Während ihre Freundinnen nach dem Ausgang auf den Zug rennen, bleibt Schweizer in ihrem Gehtempo zurück. Die Bahnangestellten sehen eine hübsche blonde Frau, die es offenbar nicht nötig findet, sich ein bisschen anzustrengen. «Ich muss mich immer rechtfertigen», erklärt sie, «sonst werde ich als verwöhnte Prinzessin abgestempelt.» Anfangs war das schlimm. Mittlerweile gehe sie selbstbewusster damit
Gedankenaustausch. Nadja Schweizer trifft sich einmal pro Monat auf dem Campus Nottwil mit anderen inkomplett Gelähmten. Als «Peer Counsellor» begegnet sie den Patienten und ihren Fragen auf Augenhöhe. Ganganalyse. Ein wichtiges Instrument am SPZ ist die Analyse des Gangbilds eines Patienten im Ganglabor. Ärzte und Therapeuten erhalten objektivierbare Messdaten zur präzisen Bestimmung und Überprüfung der weiteren Behandlungsschritte.
um, dass viele ihren medizinischen Zustand nicht einordnen können. «Aber es darf auch Tabuthemen geben», sagt sie. «Lerne ich jemanden kennen, erzähle ich bei den ersten Dates vieles nicht.» In der Schweiz ist gut die Hälfte aller Menschen, die durch einen Unfall am Rückenmark verletzt wurden, inkomplett gelähmt (SwiSCI-Studie 2012 der Schweizer Paraplegiker-Forschung: 52,5%). Dank vorbeugender Massnahmen im Rettungswesen und in der Behandlung wächst ihr Anteil weiter – und damit der Erklärungsbedarf in der Öffentlichkeit. «Versuchen Sie einmal, einer Versicherung beizubringen, dass eine Klimaanlage im Auto kein Luxus ist, weil ein Patient seine Überhitzung nicht regulieren kann und ernste Gesundheitsschäden drohen», sagt Andreas Jenny. Der Leitende Arzt Paraplegiologie wirkt am SPZ als medizinisches Bindeglied zu den Versicherungen. Ein typischer Diskussionspunkt ist die Meinung, Teilfussgänger gehörten nicht in eine
Teilfussgänger ein gutes Gangbild zu erreichen.» Bleibt der biomechanische Gang nämlich fehlerhaft, löst das mit der Zeit komplexe Schäden aus, etwa in den Gelenken. Aus medizinischer Sicht braucht es ein intensives Gehtraining. Der Arzt nennt zwei Hauptgründe für die Meinungsverschiedenheiten: Aufgrund von tiefen Fallzahlen in der eigenen Praxis ken-
« Eine Klimaanlage im Auto ist für Querschnittgelähmte kein Luxus.» Andreas Jenny, Leitender Arzt Paraplegiologie
Spezialklinik: Ein Patient, der wieder gehen kann, soll nach Hause, sagen Versicherungen. Jenny widerspricht: «Es ist oft einfacher, einem komplett Gelähmten das Rollstuhl-Handling beizubringen, als bei einem
nen Haus- und Versicherungsärzte die Folgen einer Querschnittlähmung kaum; in diesen Fällen ist viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit notwendig. Und zweitens benötigen Querschnittgelähmte selbst bei
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REPORTAGE
identischer Diagnose andere Behandlungen als Fussgänger; auch davon müssen Versicherungen überzeugt werden. Das Hirn umprogrammieren Die meisten Menschen denken bei der Diagnose komplette oder inkomplette Querschnittlähmung an die ganz oder teilweise eingeschränkte Bewegungsfunktion in den Beinen. Auch viele Patienten. «Das Thema inkomplette Lähmung sorgt für Verwirrung», erklärt Michael Baumberger, Chefarzt Paraplegiologie und Rehabilitationsmedizin am SPZ. «Häufig wird bei einer Querschnittlähmung das autonome Nervensystem vergessen.» Und damit all die verborgenen Körperfunktionen, die über Nervenreize im Rückenmark gesteuert werden. Da der
«Unser Gehirn ist das komplexeste Ding, das es gibt. Das ist unsere Schwäche, und das ist unsere Stärke», sagt Baumberger. In der Rehabilitation konzentriert sich der Chefarzt auf die Neuromodulation und Neuroplastizität, die Beeinflussung von Nervenstrukturen und die Lernfähigkeit unseres Gehirns: «Ein Mensch kann gut damit leben, dass er nicht mehr gehen kann. Aber wenn das autonome Nervensystem nicht mehr funktioniert, kommt es zu gravierenden Funktionsstörungen. Durch das Umprogrammieren von Funktionen und Nervenbahnen in Rückenmark und Hirn können wir diese Funktionen wieder aktivieren.» Ist eine Nervenverbindung vollständig durchtrennt, ist eine relevante Verbesserung ausgeschlossen. In allen andern Fällen besteht die Chance, dass ein neuer Weg für die Übertragung der elektrischen Impulse gefunden wird. So können verlorene Kör perfunktionen wieder zurückkommen, wenn sie über die noch vorhandenen Nervenbahnen neu angesteuert werden. Die Ärzte und Therapeuten arbeiten dazu mit gezielten Wiederholungen und unterstützt von Methoden wie der Funktionellen Elektrostimulation (siehe Seite 28).
«Unser Gehirn ist das komplexeste Ding, das es gibt. Das ist unsere Schwäche, und das ist unsere Stärke.» Michael Baumberger, Chefarzt Paraplegiologie und Rehabilitationsmedizin
Mensch mittels elektrischer Impulse funktioniert, reicht eine kleine Störung in den Milliarden von Nervenverbindungen und es kommt zu Fehlfunktionen, die das zentrale Nervensystem lahmlegen.
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Eines der wichtigen Instrumente am SPZ ist die Ganganalyse im Ganglabor. Mittels eines 3D-Videosystems, Infrarot-Kameras und Kraftmessplatten im Boden wird das Gangbild eines Patienten objektiviert und zuver-
lässig dargestellt. Hinzu kommen Daten für die elektrische Muskelaktivität und die Koordinationsfähigkeit (durch sog. Elektromyografie-Ableitungen). Diese Ganganalyse bietet Physiotherapeuten und Ärzten eine objektivierbare Messmethode. Anhand der Parameter erkennen sie, wo eine Therapie am wirkungsvollsten ansetzt oder wo orthopädietechnische Hilfsmittel wie Beinschienen sinnvoller sind, weil die Belastungswerte sonst zu hoch wären. Regelmässige Kon trollen dokumentieren den Verlauf der Massnahmen und unterstützen die weitere Optimierung der Therapie. «Sei doch froh!» In einer Zeit, die voll aufs Tempo drückt, ist das Leben eines inkomplett Querschnitt gelähmten anders getaktet als das eines gesunden Fussgängers. Die ehemalige Pflegefachfrau Nadja Schweizer macht zur Zeit ihren Masterabschluss in Pflegewissen schaften in St. Gallen. Als Pflegeexpertin wird sie wieder in einem Spital arbeiten können. Einmal pro Monat kommt sie auch ans SPZ und berät als «Peer Counsellor» andere inkomplett gelähmte Menschen. In ihrer
Andreas Hegi ist Leiter Psychologie im Schweizer Paraplegiker-Zentrum. Er und sein 15-köpfiges Team unterstützen Patienten und deren Angehörige im Umgang und in der Verarbeitung einer Querschnittlähmung.
«Es braucht Akzeptanz»
Querschnittgelähmt. Wenn Nadja Schweizer durch Davos geht, sieht man der inkompletten Tetraplegikerin ihre Beeinträchtigungen nicht an.
Bachelorarbeit befasste sich die junge Frau unter dem Gesichtspunkt der Scham mit den Ausscheidungsproblemen von Querschnittgelähmten. Sie weiss genau, wie schwierig den Betroffenen das Sprechen über gewisse Themen fällt. Oft bekommt Schweizer zu hören: «Hast du aber Glück gehabt!» Was soll sie darauf antworten? Dass die Beschwerden trotzdem da sind? Dass neunzig Prozent aller Inkompletten unter ständigen Schmerzen leiden, die sie im Lauf der Jahre zermürben? Dass sie pro Woche viele Stunden auf der Toilette verbringen muss? Oder soll sie vom australischen Outback erzählen, wo die Reisegruppe sie eine verwöhnte «Swiss Miss» nannte, wenn sie gewisse Tätigkeiten nicht ausführen konnte – obwohl sie schon längst bis an ihr körperliches Limit gegangen war? Mit bewundernswerter Disziplin und grossem Organisationsaufwand schlägt sich die junge Frau durch ein Leben mit den gleichen Handicaps, Beschwerden und Sekundärkomplikationen, wie sie andere Querschnittgelähmte haben, die im Rollstuhl sitzen. Dass sie wieder laufen kann, heisst nicht, dass sie wieder gesund ist, sondern dass sie bei einigen Themen mehr Verständnis braucht. Dafür will sie Arbeitgeber und die Öffentlichkeit sensibilisieren.
Andreas Hegi, welches sind typische psychologische Probleme bei inkomplett Querschnittgelähmten? Ein wichtiger Aspekt ist, dass man diese Form der Querschnittlähmung nicht kennt. Gelähmt sein bedeutet in unserer Gesellschaft, dass jemand sich nicht bewegen kann und deshalb im Rollstuhl sitzt. Dieses Bild haben auch viele Patienten: Wenn sie ihre Zehen bewegen können, haben sie die Hoffnung, wieder so zu werden wie vor der Verletzung. Es fällt ihnen schwer zu akzeptieren, dass 24 Treppenstufen pro Tag zu viel sein können. Psychologisch liegt die Herausforderung darin, wie sie mit dieser Enttäuschung umgehen. Haben sie die falschen Erwartungen? Sie setzen sich selber mit zu hohen Zielen unter enormen Druck. Solange jemand darauf hofft, wieder das alte Gangbild zu erreichen, verschiebt er die Verarbeitung der Verletzung auf später. Studien zeigen: Patienten mit einer kompletten Lähmung geht es im Vergleich zu inkomplett Gelähmten psychisch besser. Sie erreichen fast alle ihre Ziele bereits in der Erstrehabilitation. Wenn inkomplett Gelähmte eine Rehabilitationsstufe erreicht haben, setzen sie sich bereits wieder neue Zwischenziele. Aber es bleibt immer eine Differenz zum Hoffnungsbild. Und diese bringt Unzufriedenheit. Obwohl sie wieder zu Fuss gehen? Gerade weil sie gehen können, wird diesen Patienten oft mehr zugemutet als sie leisten können, etwa bei der Büroarbeit. Manche haben in den Armen fast keine Muskelkraft mehr. Da ist es wichtig, dass man ihnen Verständnis entgegenbringt und nicht einfach sagt: «Jetzt nimm endlich das Telefon ab!» Weil man ihnen von aussen nichts ansieht, müssen sie sich in banalen Alltagssituationen immer wieder erklären. Oder sie benötigen eine Umschulung und müssen dann den Versicherern ihr Unvermögen beweisen – dass sie etwas nicht leisten können, das sie ja eigentlich wollen. Eine weitere psychologische Belastung. Es ist ein Kampf um Glaubwürdigkeit. Und es geht um Abwertung. Man möchte so werden wie vorher und bekommt dann amtlich verbrieft, dass die Kraft in den Händen nur noch zwanzig Prozent beträgt. Spätestens jetzt – nach ein, zwei Jahren – ist die innere Verarbeitung gefordert, die ein komplett Gelähmter bereits früher durchgemacht hat. Die Patienten müssen lernen, ihre Einschränkungen anzunehmen und sich wieder gerne zu bekommen. Das betrifft auch das Umfeld: Es sollte keine «Motivationen» geben, welche die teilbehinderten Menschen nur unnötig unter Druck setzen. Es braucht also Akzeptanz von allen Seiten.
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Operieren mit dem GPS Mit der Erweiterung der Spezialklinik wird der Campus Nottwil ein zentraler Schweizer Standort für die Wirbelsäulenchirurgie. Zum Einsatz kommen modernste Technologien und Verfahren. Aktuell im Gespräch: eine Art GPS-Navigationssystem durch den menschlichen Körper. Davon profitieren nicht nur querschnittgelähmte Patienten, sondern auch Fussgänger. Text: Stefan Kaiser | Foto: zVg
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st eine Wirbelsäulenoperation unumgänglich, wünscht sich jeder den Zugang zu den besten Technologien und Operationsverfahren. Doch nicht immer ist dieser Zugang gegeben. Selbst grosse Häuser stehen unter starkem Kostendruck und können sinnvolle Neuentwicklungen erst mit einer längeren Verzögerung anbieten. Zum Beispiel die mittels Computertomografie (CT) navigierte Wirbelsäulenoperation; eine Technologie, die seit rund fünf Jahren erhältlich ist und den Patienten grosse Vorteile bietet – doch ihr Einsatz in der Schweiz lässt vielerorts auf sich warten.
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Mit der Erweiterung der Spezialklinik im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) sind jetzt die besten Voraussetzungen gegeben, die Hauptkompetenz rund um diese Operationsmethode im Schweizer Wirbelsäulenund Rückenmarkzentrum SWRZ zu konzentrieren.
as Schweizer WirbelsäulenD und Rückenmarkzentrum SWRZ ist ein Kompetenzzentrum in der Zentralschweiz. Träger sind das Luzerner Kantonsspital und das SPZ Nottwil.
Sicherheitsgewinn Die klassische Technik der Wirbelsäulenchirurgie erfordert ein zeitintensives Freilegen jener Stellen im Körper, wo Schrauben eingesetzt werden. Um deren Lage zu erkennen, müssen die Chirurgen während der Operation aus zweidimensionalen Röntgenbildern eine räumliche Vorstellung interpretieren. Eine aufwändige Technik, die dennoch Unsicherheiten und Gefahrenquellen mit sich bringt. Die CT-Navigation dagegen ist wie Autofahren mit dem GPS. Statt eines grossen Schnitts werden im minimalinvasiven Verfahren nur
Sicherheitsgewinn. Das System führt die Chirurgen präzise an die gewünschte Stelle im geschlossenen Körper.
die notwendige Anpassung der Operationssäle bezüglich Strahlenschutz, Spezialverglasung und Grösse. Zum guten Timing passt auch, dass auf dem Markt bereits eine neue Gerätegeneration zur Verfügung steht, die kleiner und leichter ist und von einem Operationssaal in den nächsten gefahren werden kann. Mit der Inbetriebnahme des Klinik erweiterungsbaus im Herbst 2018 bleibt das SPZ seiner Philosophie treu, im Dienste der Behandlungsqualität keine Kompromisse zu machen. Die CT-navigierte Wirbelsäulenoperation ist Teil dieser Verpflichtung. Allerdings haben die Vorteile ihren Preis. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung rechnet mit Zusatzkosten von zwei Millionen Franken und ruft deshalb zu einer zweckgebundenen Spende auf (siehe Box). zwei Löchlein benötigt. Das System führt die Chirurgen präzise durch den Körper des Patienten, ein dreidimensionales Koordinatensystem erfasst dabei alle Positionen in Echtzeit. So wird eine Schraube zwar tief im geschlossenen Körper eingesetzt, aber die Chirurgen können ihren Weg von aussen millimetergenau verfolgen und haben über den Bildschirm eine permanente Kontrollinstanz. Dadurch nimmt nicht nur die Präzision der Verschraubungen zu, auch die Gefahr von Verletzungen wird erheblich kleiner. Blutverlust, Heilungsdauer, Schmerzen, Komplikationsraten – alle Parameter verbessern sich. Ein weiterer Gewinn: Das Gesamtergebnis ist bereits während der Operation ein deutig. Die Frischoperierten müssen nicht wie bisher noch einmal geröntgt werden. Die damit verbundenen Transportrisiken und die zusätzliche Strahlenbelastung entfallen. Idealer Zeitpunkt Die aktuellen Bauarbeiten auf dem Campus Nottwil bieten einen idealen Zeitpunkt für
Eine Klinik für alle Mit dem Ausbau der Wirbelsäulenchirurgie am Standort Nottwil wird das SWRZ zu einem Referenzzentrum, das auch andere Ärzte in dieser neuen Operationstechnik schult. Dazu steht ein Team von Chirurgen zur Verfügung, das bereits die minimal-
invasive Operationsmethode an der Wirbelsäule massgeblich entwickelt hat. Ob es sich dabei um Querschnittgelähmte oder um Fussgänger handelt, macht für ihre Arbeit keinen Unterschied. Daher profitieren in Nottwil beide Patientengruppen von der neuen Technologie sowie dem gesamten Leistungsspektrum in der Wirbelsäulenchirurgie. Oft geht es darum, mit der richtigen Behandlung zu verhindern, dass ein Patient überhaupt in den Rollstuhl kommt. Wird zum Beispiel eine komplexe Rückenmarkveränderung früh und kompetent saniert, ist der Betroffene davor geschützt, Jahre später durch eine Entzündung oder Osteoporose eine Querschnittlähmung zu erleiden. Die Spezialisten in Nottwil sehen jedoch häufig Fälle, wo solche Chancen verpasst worden sind: Gerade im sensiblen Bereich des Rückens wird das Thema Prävention nicht frühzeitig genug angegangen. Von der umfassenden Expertise vor Ort und den modernen Technologien, für deren Anschaffung sich die Stiftung einsetzt, haben alle Patienten nur Vorteile.
Spenden Sie für die navigationsunterstützte Wirbelsäulenchirurgie Im Rahmen des Erweiterungsbaus der Spezialklinik investiert das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in innovative Technologien, um seinen Patienten die bestmögliche Behandlung bieten zu können. Die Anschaffung eines mobilen Computertomografen steigert die Präzision in der Wirbelsäulenchirurgie und unterstützt eine schonende Operationsmethode, von der sowohl Rollstuhlfahrer wie Fussgänger profitieren. Die Einführung dieser 3D-Bildgebungslösung in den neuen Operationssälen kostet zwei Millionen Franken. Seien Sie mit Ihrer Spende Teil einer wertvollen Innovation. Wir garantieren, dass jeder Spendenbeitrag vollständig in die Anschaffung dieser 3D-Bild gebungslösung für die navigationsunterstützte Wirbelsäulenchirurgie fliesst.
Wir danken für Ihre Spende Schweizer Paraplegiker-Stiftung PC Konto 60-147293-5 IBAN Nr. CH14 0900 0000 6014 7293 5 Zweck: CT-Operation
Der Begegnungsort Nach einer intensiven Renovations- und Umbauphase strahlt das Hotel Sempachersee in neuem Glanz. Mit einer veränderten Positionierung möchte es zusätzliche Gästegruppen ansprechen.
Text: Stefan Kaiser | Fotos: Marco Frauchiger
D
iese Grosszügigkeit! Sie überrascht Besucher und Personal gleichermassen: Mit wenigen, aber entscheidenden Veränderungen ist im Hotel Sempachersee ein neues Raumgefühl entstanden. Das Haus, das der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) gehört, empfängt nach der Renovation seine Gäste in einem frischen, ansprechenden Look.
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Seit letztem November wurden neue Räume geschaffen und alte renoviert, wurden Prozesse optimiert und die Infrastruktur an heutige Erfordernisse angepasst. Besucher von Kongressen, Gesundheitsevents oder mehrtägigen Sportanlässen sollen sich ebenso zu Hause fühlen wie Seminarteilnehmer, Familienangehörige von Patienten und Individualgäste. Sie wohnen in einer Begeg-
nungsstätte ohne Schwellen – einem inspi rierenden Ort im Grünen mit fliessenden Übergängen zu den benachbarten Einrichtungen auf dem Campus Nottwil. Der Zeit geschuldet Bereits der frühere Hotelbetrieb hatte mehrfach die Auszeichnung «Seminarhotel des Jahres» erhalten, zuletzt 2016 vor dem Umbau.
BEGEGNUNG Willkommen. Der neue Haupteingang (links) und die neue Réception (unten) des Hotel Sempachersee auf dem Campus Nottwil.
Eine Glasfront gibt den Blick frei auf den Aussenbereich der Restaurants. Auch Reisende und Besucher aus der Umgebung sind eingeladen, die idyllisch gelegene Anlage zu nutzen: «Nur wenige wissen, dass unsere zwei Bars und drei Restaurants allen offen
Wok-Bereich. Ein Stockwerk höher setzt das Tapas-Style-Restaurant Sempia auf kreative Speisekombinationen in gehobener Atmosphäre mit freiem Blick auf die Arbeit der Köche. «Hier wird das Essen zum Erlebnis», freut sich Allet.
« Unsere Gäste reagieren positiv auf die Chance zur Begegnung.» Grégoire Allet, Direktor Hotel Sempachersee
stehen», sagt Allet. «Das wollen wir ändern!» Die Strategie heisst Öffnung. Das Publikum soll sich hier wohlfühlen, geniessen und aus einem Mix unterschiedlicher Angebote auswählen. Ein neues Restaurantkonzept setzt diesen Anspruch um. Das Buffet-Restaurant Vivace, das seit Juni in Betrieb ist, bietet neben viel Liebe fürs Detail auch einen Pasta- und
Die Wertigkeit und Grosszügigkeit, die das ganze Haus durchzieht, soll zum entspannten Feiern animieren. Dafür öffnet Ende September im Guido A. Zäch Institut (GZI) auf der andern Seite der Passerelle das frisch renovierte Bankett-Restaurant Aurora – ein Ort für gediegene Anlässe, Hochzeiten und Geburtstagsfeste, mit schönem Blick auf den Sempachersee und in die Berge.
Doch ins Kundenfeedback mischten sich auch Stimmen, die etwa die fehlende Klimatisierung in den Sommermonaten kritisierten. Ebenfalls in die Jahre gekommen waren im 27-jährigen Gebäude Küche und Intérieur. «Wir haben 18,5 Millionen Franken in die Renovation investiert», sagt Hoteldirektor Grégoire Allet. «Damit sichern wir unserem Haus die Wettbewerbsfähigkeit im umkämpften Seminar- und Kongressmarkt.» Der Hoteldirektor steht in der sechzig Meter langen neuen Passerelle, die elegant gebogen in Form einer Wirbelsäule die zwei Hauptteile des Hotels schwebend miteinander verbindet. Von oben macht Allet auf eine unscheinbare Brachfläche zwischen den Gebäuden aufmerksam. Dort möchte er noch eine Bahn fürs Boule-Spiel anlegen.
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Genuss pur erleben. ANGEBOT FÜR GÖNNERINNEN UND GÖNNER Als Gönnerin oder Gönner der Schweizer Paraplegiker-Stiftung profitieren Sie jetzt von einem einmaligen Spezialangebot. Angebot für eine bis drei Übernachtungen inklusive reichhaltigem Frühstücksbuffet: CHF 75.– pro Person und Nacht CHF 55.– für Jugendliche bis 16 Jahre Buchbar von Freitag bis Montag im Zeitraum September bis Dezember 2017.
TAG DER OFFENEN TÜR Samstag, 21. Oktober 2017, 10 bis 16 Uhr Nach einem umfassenden Umbau erstrahlt das Hotel Sempachersee in neuem Glanz. Nutzen Sie den Tag der offenen Tür, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
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BEGEGNUNG
Joseph Hofstetter Direktor der Schweizer Paraplegiker-Stiftung
« Ohne diese Investition wären wir nicht mehr konkurrenzfähig» Joseph Hofstetter, weshalb gibt es ein Hotel auf dem Campus Nottwil? Ursprünglich war das Gebäude ein Ausbildungszentrum für Rettungssanitäter des Schweizerischen Roten Kreuzes. 2002 wurde der Ausbildungsbetrieb eingestellt und das Hilfswerk machte daraus ein Seminarhotel. Im Jahr 2007 verkaufte das Rote Kreuz das Hotel dann an den Aargauer Gastrounternehmer Rolf Kasper, obwohl auch die Schweizer Paraplegiker-Stiftung ihr grosses Interesse bekundet hatte. Ende 2011 konnten wir das Hotel auf unserem Campus übernehmen. Dank des Hotels werden neue Begegnungen möglich. Guido A. Zäch setzte sich immer dafür ein, dass der Campus kein «Ghetto für Querschnittgelähmte» ist, sondern ein Ort der Begegnung, wo zwischen Rollstuhlfahrern und Fussgängern ein Miteinander und ein gegenseitiges Verständnis entsteht. Er hat deshalb Veranstaltungen durchgeführt, damit die Schweizer Bevölkerung nach Nottwil kommt, von der Stiftung und ihrer Vision Kenntnis nimmt und überzeugt wird. Was sagen Sie zum Vorwurf, ein Hotel sei nicht mit dem Stiftungszweck zu vereinbaren? Das bestreite ich! Wenn wir einen Ort der Begegnung schaffen wollen, braucht es barrierefreie Hotelkapazitäten. Für Gäste und Familienangehörige, für Tagungen von Rollstuhlgruppen und Wettkämpfe von Rollstuhlsportlern, für Wissenschaftler und Ärzte. Viele der Seminargäste besuchen unsere Spezialklinik und werden zu Gönnern und Spendern. Die Stiftung hatte für den Umbau eine finanzielle Limite festgelegt. Wir dürfen nur so viel investieren, wie der Hotelbetrieb auch amortisieren kann. Es gab mehrere Berechnungen von externen Experten, die dazu geführt haben, dass wir auf einige der ursprünglichen Wünsche verzichteten. Doch ohne die nun getätigten Investitionen wäre das Hotel in ein paar Jahren nicht mehr konkurrenzfähig gewesen.
Eine Win-win-Situation Gutes Design kennzeichnet den ausgedehnten Lounge-Bereich im Hauptgebäude. Viel Holz kombiniert mit grossen Glasflächen, digitale Informationstafeln als Wegweiser zu den 41 modular aufgebauten Seminarräumen, dazu eine Aula mit modernster Technik – und alles nachhaltig gekühlt mit Wasser aus dem nahen See. Das Angebot ist breit ausdifferenziert für die unterschiedlichsten Ansprüche. Ende September sind auch die renovierten 150 Doppelzimmer bezugsbereit, rund die Hälfte davon wurde rollstuhlgängig eingerichtet, wobei Rollstuhlfahrer bei der Gestaltung mitgewirkt haben. «Hinter all dem steht die Idee, dass Begegnungsräume geschaffen werden. Beim Essen, beim Lernen, beim Ausspannen», sagt Allet. Eine Win-win-Situation: Die vielen Besucher des Schweizer Paraplegiker-Zentrums sind froh um die attraktiven Übernachtungsmöglichkeiten. Andererseits profitiert die Schweizer Paraplegiker-Stiftung davon, dass sie den jährlich 100 000 Event-, Kongress- und Seminarbesuchern ihre LeistunVerbindung. Die schwebende Passerelle zwischen dem Hotel- und dem GZI-Trakt.
Welches sind die längerfristigen Ziele für das Hotel auf dem Campus? Das Thema Begegnung bleibt die Hauptaufgabe. Wie sich die Bedürfnisse in zehn, zwanzig oder dreissig Jahren verändern, ist schwierig abzuschätzen. Vielleicht braucht es eine Neuausrichtung. Strategisch eröffnet eine Landreserve von 26 000 Quadratmetern direkt auf dem Campus den Raum für neue Ideen. Wie gefällt Ihnen persönlich der Umbau? Ich habe das Projekt eng begleitet und bin mit dem Resultat mehr als zufrieden. Wir konnten die Termine einhalten, hatten die Kosten jederzeit im Griff und das Endprodukt ist sehr schön geworden. Das Hotel Sempachersee verbreitet eine zeitgemässe, ansprechende Stimmung. Es ist kundenfreundlich und die neue Passerelle zum GZI unterstützt die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur. Ich finde das Ganze sehr gelungen.
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BEGEGNUNG
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gen näher bringen kann. Den Patienten der Spezialklinik wiederum kommt zugute, dass ihre Angehörigen auf dem Campus wohnen können, in neu gestalteten Familienzimmern im GZI und in Studiowohnungen. Die hindernisfreie Infrastruktur sowie das breite Sportangebot fördern die Begegnung zwischen Rollstuhlfahrern und Fussgängern. Auf die zentrale Bedeutung solcher Begegnungen für die Integration und Teilhabe der Querschnittgelähmten hat Gründer Guido A. Zäch unermüdlich hingewiesen. Grégoire Allet bestätigt, dass seine Gäste auf die Auseinandersetzung mit dem Thema durchwegs positiv reagieren würden. Viele Gruppen wünschen sogar explizit eine Führung durch die Spezialklinik. Weitere Formen der Begegnung und des Austauschs mit der Bevölkerung im Umkreis des Campus Nottwil sind im Sommer das Open Air Kino und im Winter das Chalet. Das beliebte Filmerlebnis wird von einem individuell abgestimmten Kulinarikprogramm begleitet. Im originalgetreu nachgebildeten Winterchalet gibt es Fondue und Raclette in allen Variationen.
Nottwil. «Die Renovation war schon zum Zeitpunkt des Kaufs der Liegenschaft durch die SPS ein Teil der Überlegungen», erklärt Hoteldirektor Allet und betont, dass sein Hotelbetrieb nicht etwa bevorzugt wird, sondern der Stiftung marktübliche Pachtzinsen entrichte. Mit optimierten Kapazitäten und einer harmonisierten Infrastruktur positioniert sich das Hotel Sempachersee für neue Aufgaben.
«Wir sind schöner, funktionaler und gästefreundlicher geworden», fasst Grégoire Allet zusammen. Eine intensive Zeit sei es gewesen. Der Lohn: Fussgänger und Rollstuhlfahrer bekommen einen Begegnungsort der ganz besonderen Art. Tag der offenen Tür: Samstag, 21. Oktober 2017 hotelsempachersee.ch
Marktübliche Pachtzinsen Mit dem Erwerb des Hotels sind die neue Tiefgarage, die Optimierung der betrieblichen Abläufe und die Erhöhung der Besucherkapazitäten im Hinblick auf die Erweiterung der Spezialklinik erst möglich geworden. Das Hotel ist insofern ein wichtiges Element des Masterplans zum Ausbau des Campus
Atmosphäre. Blick in das Tapas-Style-Restaurant Sempia. Paraplegie, September 2017 |
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PRAXIS
Mehr Lebensqualität – dank Stromimpulsen Anfang Januar 2018 eröffnet auf dem Campus Nottwil das Internationale Kompetenzund Schulungszentrum für Funktionelle Elektrostimulation (FES). Stationären und ambulanten Patienten steht ein breites Angebot an Wissen, technischen Geräten und Behandlungsmethoden zur Verfügung, das im interdisziplinären Austausch ständig weiterentwickelt wird.
Text: Stefan Kaiser | Foto: Beatrice Felder
F
ür den Patienten wird ein Traum wahr. Sein gelähmter Fuss hebt sich wieder – bei jedem Schritt, im richtigen Moment, ganz ohne Anstrengung! Für den wunder baren Effekt ist die Stimulation eines Mus kels verantwortlich, der auf Deutsch «Fuss heber» heisst. Dazu werden Elektroden auf der Haut angebracht, wo sie ein elektrisches Feld erzeugen. Diese Behandlungsmethode der Funktio nellen Elektrostimulation (FES) erleichtert erheblich einen Alltag, in dem jeder einzelne Schritt hohe Konzentration und Kraft erfor dert oder ein Patient sich nur mit Stützschie nen fortbewegen kann. Dank der gezielten Stimulation von Nerven und Muskeln kön nen die Patienten längere Strecken zu Fuss bewältigen. Das Gehen fällt ihnen leichter, die Bewegungsabläufe sind natürlicher und sicherer. Für die Betroffenen bedeutet das mehr Lebensqualität. Gelähmte Glieder wieder nutzen Kann ein Patient seinen Fussheber nicht mehr kontrollieren, wird ihm im Rahmen der Rehabilitation am Schweizer ParaplegikerZentrum (SPZ) ein sogenannter Stimulator angepasst. Dabei löst ein Funkschalter an der Ferse das Signal aus. Daraufhin fliesst
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aus dem kleinen Gerät am Unterschenkel ein elektrischer Impuls an den Wadenbeinnerv. Und dieser leitet das Signal zum Muskel wei ter, der sich zusammenzieht und den Fuss hebt. Menschen mit einer Verletzung oder Erkran kung des Rückenmarks profitieren von der Funktionellen Elektrostimulation ebenso wie Patienten nach einem Schlaganfall oder Schädelhirntrauma. Je nach Schwere der Schädigung werden die gelähmten Glieder wieder beweglich und können funktionell zum Gehen und Greifen genutzt werden. Das Gehirn gezielt aktivieren Die FES kann aber nicht nur verlorene Kör perfunktionen ersetzen. Das Ziel einer The rapie ist es jeweils, die geschädigte Funktion so weit wie möglich wiederherzustellen und das zentrale Nervensystem so zu trainieren, dass es die Muskeln wieder selbstständig ansteuern kann. Dieses «motorische Lernen» betrifft Bewegungen und Funktionen, die durch eine neurologische Schädigung beein trächtigt wurden, und aktiviert die entspre chenden Bereiche im Gehirn. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Ver hinderung von Schädigungen aufgrund von Muskelschwund. Sowohl die bewusst ausge
lösten Muskeln zur Körperbewegung wie auch Muskeln, auf die unser Wille keinen Einfluss hat, werden über Nervenbahnen und das Rückenmark angesteuert. Sind die Nervenreize durch eine Verletzung unter bunden, kommt es zu einem starken Rück gang der Muskelmasse. Die Folgen sind Kraft- und Funktionsverlust sowie Durch blutungsstörungen der Haut. Auch solche Schädigungen lassen sich mittels FES ver hindern. Internationales Kompetenz- und Schulungszentrum in Nottwil Die Funktionelle Elektrostimulation ist bereits seit 1992 ein fester Bestandteil in der Rehabilitation von stationären und ambu lanten Patienten am SPZ, jährlich werden rund 2000 Behandlungen durchgeführt. Aus Sicht der Patienten bietet sich ein Zusam menspiel aus Forschung, Technik und thera peutischer Erfahrung – mit einem grossen Gerätesortiment für die individuell optimale Lösung. Im Januar 2018 wird ein neues Kapitel auf geschlagen: Dann eröffnet auf dem Campus Nottwil das Internationale Kompetenz- und Schulungszentrum für FES. Im neuen Zent rum bündelt das SPZ seine interdisziplinäre
Muskelkraft. Die Elektrostimulation der Oberarmmuskulatur stärkt Arme und Hände des Patienten. Dazu kommen Trainings am Handvelo und Physiotherapie. Das Ziel: Wieder ohne Fremde Hilfe essen und trinken zu können.
Erfahrung mit verschiedensten Therapieme thoden, Gerätetypen, Robotik-Hilfsmitteln und Kombinationsbehandlungen. Interna tionale Forschungsprojekte und Kooperati onen mit Hochschulen dienen der Weiter entwicklung der Methodik. Schulungen und Weiterbildungen fördern den Austausch unter Fachspezialisten. Und die technische Weiterentwicklung der Geräte fördert das neue Zentrum in seiner Rolle als klinischer Testort. Internationale Konferenz in Nottwil Als ein erster Höhepunkt des neuen Kom petenz- und Schulungszentrums findet auf dem Campus Nottwil Ende August 2018 die 22. Jahreskonferenz der Internationalen Gesellschaft für Funktionelle Elektrostimu lation statt. Im Zentrum der Konferenz steht die Frage, wie man mit der Technologie der Elektrostimulation die Lebensqualität der Patienten verbessern kann. Informationen zur Konferenz: http://ifess2018.com/
Anwendungsbereiche der Funktionellen Elektrostimulation (FES) Motorisches Lernen. Durch Übung oder Bewegungserfahrung können verlorene Muskelbewegungen und Funktionen wieder erlernt werden. Herz-Kreislauf-Training. Beim FES-Cycling entsteht die Bewegung des Velofahrens durch Stimulation der Beinmuskeln. Zusatzeffekte sind eine grössere Sauerstoffaufnahme und Fettverbrennung. Atmung, Husten. Die Bauchmuskulatur ist wichtig für die Belüftung der Lunge, für das Husten und Sprechen. Die FES hilft der Bauchmuskulatur beim Abhusten. Dekubitusprophylaxe. Die Kräftigung der Gesäss- und hinteren Beinmuskulatur führt zu einer besseren Druckverteilung. Stoffwechsel und Durchblutung werden verbessert. Funktionsersatz. Die FES unterstützt oder ersetzt Muskeln in ihrer Funktion. Die häufigste Anwendung ist das Gehen, aber auch Muskeln für das Greifen werden stimuliert. Kräftigung. Die FES verhindert den Muskelschwund und verbessert Kraft, Leistung und Ausdauer der Muskeln. Tonus. Die FES reguliert Spastik und Spasmen. Dies führt zu einer Senkung der Muskelspannung (Tonus). Struktur. Die FES wirkt einer Fehlstellung in den Schultern entgegen (ein Problem insbesondere bei Tetraplegikern), optimal in Kombination mit einer Physiotherapie.
Paraplegie, September 2017 |
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Nottwil. Spitzenathleten wie Manuela Schär und Marcel Hug drehen am Sponsorenlauf Runde um Runde, um Geld für das undichte Klinikdach in Haiti zu sammeln.
Haiti. In der Rehabilitationsklinik Pascale Aurélie Toussaint wird mit sehr einfachen Mitteln möglichst umfassend rehabilitiert.
Sponsorenlauf für ein Dach Auf der Karibikinsel Haiti regnet es oft und stark. Das bekommen die querschnitt gelähmten Patienten in der Rehabilitationsklinik Pascale Aurélie Toussaint im Norden von Haiti direkt zu spüren. Das Klinikdach ist undicht, an mehreren Stellen werden Betten nass und müssen Kessel unterstellt werden. Der Verein Haiti-Rehab Schweiz will helfen und hat dazu einen Sponsorenlauf in Nottwil durchgeführt. 550 Runden für ein dichtes Dach Am Sponsorenlauf im Juni drehten in der Sport Arena Nottwil Rollstuhlfahrer, Handbiker, Inlineskater und Läufer gesamthaft 550 Runden. Die von den Teilnehmern organisierten Sponsoren bezahlten einen Fixbetrag oder den festgelegten Betrag pro 400-MeterRunde auf der Rennbahn. Der Sponsorenlauf, die Tombola und die Festwirtschaft erzielten einen Gewinn von rund 14 000 Franken. Damit kann das Klinikdach saniert und zusätzlich Direkthilfe an Betroffene geleistet werden.
Private Initiative HaitiRehab Schweiz unterstützt die Rehabilitationsklinik Pascale Aurélie Toussaint in Cap-Haïtien und die querschnittgelähmten Menschen in Haiti. Im Vorstand des Vereins wie auch für den Sponsorenlauf engagieren sich Mitarbeitende der Schweizer Paraplegiker-Gruppe privat. Der Einsatz für Haiti besteht seit dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010, das über 300 000 Todesopfer forderte. Weitere Informationen: haitirehab.ch
Inserat
Gutschein im Wert von CHF 300.– für Gönner-Mitglieder der Schweizer Paraplegiker-Stiftung
Als Neukunde bei Wirz Travel AG profitieren Sie gegen Vorweisen Ihres Mitgliederausweises und diesem Inserat von einer Ermässigung im Wert von CHF 300.– auf REISEN MIT STIL® (pro Person 1 Gutschein). Seit 28 Jahren DER Reisepartner: Entdecken Sie mit uns auf stilvolle Weise die ganze Welt und geniessen Sie das familiäre Ambiente. Für höchste Qualität und Sicherheit sorgen das professionelle Team sowie die medizinische Reisebegleitung. Und: Ihr Portemonnaie können Sie zu Hause lassen, bei uns ist alles inklusive! Unsere nächsten Traumreisen 2017:
J.P. Wirz
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16. bis 23. September 2017 5. bis 23. Oktober 2017 5. bis 15. November 2017 11. bis 29. November 2017
Wirz Travel AG • Bitzighoferstr. 16 • 6060 Sarnen • 041 666 57 57 • wirztravel.ch
ENGAGEMENT
HERZLICHEN DANK FÜR IHRE SPENDE
Besuch bestätigt Spendenidee Der Samariterverein Dottikon (AG) hat an seiner Generalversammlung 2017 beschlossen, 1000 Franken der Schweizer Paraplegiker-Stiftung zu schenken. «Ich habe im GönnerMagazin gelesen, dass für das grosse Bauprojekt in Nottwil Spenden nötig sind», sagt Vereinspräsidentin Ruth Tschan zur Spendenidee. «Weil der Umgang bei Rückenmarkverletzungen in unseren Kursen regelmässig geübt wird, haben wir uns zudem für eine Führung im Schweizer Paraplegiker-Zentrum angemeldet.» Den Besuch in Nottwil nutzen die Samariter, um ihren Check zu überreichen. «Die Besichtigung der Spezialklinik war eindrücklich und hat uns bestätigt, dass unsere Spende richtig investiert ist», sagt Ruth Tschan.
Samariter. Elvira Brändli, Verantwortliche Unternehmensbesichtigungen (rechts), hat den Mitgliedern des Samariter vereins Dottikon Einblick in die Leistungen der Spezialklinik gewährt und ist mit einer Spende überrascht worden.
Ein Fest zum Dankesagen Im Juli 2015 stürzt Landwirt Hermann Roider (62) von einer Leiter und verletzt sich schwer. Mit der Diagnose Querschnittlähmung wird er im Schweizer Paraplegi ker-Zentrum aufgenommen, wo er sechs Monate zur Erstrehabilitation verbringt. Kurz nach Weihnachten kehrt Hermann Roider heim nach Ottikon bei Kemptthal (ZH). Gemeinsam mit Ehefrau Esther lebt er zunächst bei ihrer Tochter. Als das Bau ernhaus rollstuhlgängig umgebaut ist, können sie zurückzügeln. «Wieder in meinem Bauernhaus zu leben, war wie ein Zurückkehren in mein früheres Leben», erinnert sich Hermann Roider. Vor Kurzem haben Hermann und Esther Roider zu einem Fest geladen, um sich bei ihrer Familie, ihren Kollegen und den Menschen aus dem Dorf zu bedanken. «Sie alle sind nach meinem Unfall eingesprungen. Während meiner Abwesenheit haben sie die Hofarbeit übernommen und meine Familie und mich in einer schweren Zeit grossartig unterstützt», sagt Hermann Roider. Das Ehepaar Roider hat mit dem grossen Fest zugleich seinen 40. Hochzeitstag gefeiert und dazu einen Wunsch geäussert: Die siebzig Gäste sollen keine Geschenke zum Jubiläum mitbringen. «Wir baten sie stattdessen um eine Spende für das Schweizer Paraplegiker-Zentrum. Unsere Gäste haben insgesamt 2200 Franken in die Spendenkasse gesteckt. Das freut uns ungemein.» Seine Felder bestellt der querschnittgelähmte Landwirt heute mit einem Traktor, der an seine körperlichen Bedürfnisse angepasst ist. Für den Traktorumbau hat sich das Schweizer Paraplegiker-Zentrum bei der Invalidenversicherung starkgemacht.
32 | Paraplegie, September 2017
Städtepartner sammelt für Querschnittgelähmte An der Gewerbeausstellung Nottwil von Ende Mai haben über sechzig Aussteller ihre Dienstleistungen und Pro dukte präsentiert. An einem der Stände verkauften die Gymnastikfrauen aus Schwaigern-Stetten (DE) 800 frisch gebackene Laugenweckchen und Schlemmerstangen. Den Erlös von 660 Franken schenkten sie der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Nottwil und das deutsche Schwai gern verbindet seit 2009 eine Städtepartnerschaft.
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Testament-Ratgeber Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) hat zusammen mit dem VZ Vermögens Z entrum einen Testament-Ratgeber verfasst. Die Sonderausgabe des Gönner-Magazins «Paraplegie» zeigt Ihnen auf, was Sie bei Ihrer Nachlassplanung und beim Verfassen Ihres Testaments besonders beachten sollten.
BRIEFE AN DIE STIFTUNG
Unterstützung macht stark Seit einem Jahr bin ich schon mit dem neuen Rollstuhl unterwegs. Ich schätze mich glücklich, dadurch mobil und frei zu sein. Von Herzen danke ich Ihnen für Ihre grosszügige Unterstützung. Marta Elmiger, Horw (LU) Dank dem neuen Handbike meistere ich meinen Schulweg selbstständig und nehme an vielen Ausflügen mit meinen Freunden und meiner Familie teil. Das bereitet mir grosse Freude. Ich bin sehr dankbar für Ihre finanzielle Beteiligung. Rahel Stalder, Flawil (SG) Ihre Zustimmung, die Umbauarbeiten in meinem Zuhause zu finanzieren, hat mich zu Tränen gerührt. Die hindernisfreie Wohnung vereinfacht meinen Alltag ungemein. Diese Hilfe der Schweizer Paraplegiker-Stiftung stärkt mich. Es ist, als ob ich mit 83 Jahren ein zweites Leben beginne. Claude Perruchoud, Réchy (VS)
Nach langer Zeit der Rehabilitation lebe ich wieder daheim mit meiner Frau. Die Hilfsmittel, die ich dank der Unterstützung der Stiftung anschaffen konnte, erleichtern uns vieles. Ich gebe mein Bestes, um gesund und zuversichtlich zu bleiben – Alles kommt gut, weil ich auf meine Familie und auf die Stiftung zählen kann. Fiore Iannone, Morges (VD) Vor einem Jahr bin ich verunfallt und danach sieben Monate im Schweizer ParaplegikerZentrum rehabilitiert worden. Die erste Zeit zu Hause ist eine Herausforderung gewesen, mittlerweile finde ich mich immer besser zurecht. Mir wird zunehmend bewusst, wie unermüdlich sich die Schweizer ParaplegikerVereinigung für uns Rollstuhlfahrer einsetzt und wie sehr sie dadurch unser Leben verbessert. Ich bedanke mich für euren ausserordentlichen Einsatz! Sibylle Oberholzer, Regensberg (ZH)
Der Ratgeber bietet Ihnen auch die Möglichkeit, sich beim VZ zu einer Beratung anzumelden – zu speziellen Konditionen: Gönnermitglieder der SPS profitieren von einem kostenlosen Erstgespräch und einem Rabatt von 10 Prozent auf danach anfallende Beratungskosten. Sie sind an diesem Angebot interessiert? Dann bestellen Sie jetzt den kostenlosen Testament-Ratgeber mit dem Talon in der Heftmitte.
Testament-Ratgeber 2017
paraplegie Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung
SONDERAUSGABE in Zusammenarbeit mit VZ VermögensZentrum
Der Testament-Ratgeber mit Tipps und Beratungsangebot
Wir danken Ihnen für den grosszügigen Beitrag zum Kauf eines Monoskibobs. Es ist schön, als Familie gemeinsam einen Sport zu betreiben und zu sehen, wie viel Freude Silvan, 9, daran hat. Unbeschreiblich, wie selbstbewusst er jetzt den Berg hinunter flitzt. Ehrgeizig hat er zwei Rennen mit seinen Schulkollegen bestritten. Dass er am Ende wie alle anderen eine Medaille erhalten hat, war für ihn das Grösste. Gabi und Heinz Siegenthaler mit Silvan und Janik, Schangnau (BE)
Paraplegie, September 2017 |
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FINALE
© Roland Burkart
Inkomplett gelähmt
Roland Burkart (36) hat Illustration-Fiction an der HSLU Design und Kunst studiert. Der Tetraplegiker sitzt seit zehn Jahren im Rollstuhl. Er lebt und zeichnet in Luzern. Buchhinweis. In seiner soeben veröffentlichten Graphic Novel erzählt Roland Burkart die Geschichte von Piedro. Dieser wacht nach einem schweren Unfall im Krankenhaus auf. Mit der Diagnose Tetraplegie beginnt für ihn ein völlig neues Leben. «Wirbelsturm» erscheint im Verlag Edition Moderne, 2017.
34 | Paraplegie, September 2017
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