Diabetes Typ I

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Diabetes

m-e-d-i-a 35 / 12.2007

mellitus -Typ I

crossmed Edition Arzt und Patient im Gespr채ch


Impressum

Verlag

crossmed GmbH Oberer Schrannenplatz 9 88131 Lindau Telefon 0 83 82 - 40 92 34 Telefax 0 83 82 - 40 92 36 info@crossmed.de www.crossmed.de

Autor

BjĂśrn Weschenfelder 88131 Lindau

Redaktion

Sabine Habicht PR Service Oberer Schrannenplatz 9 88131 Lindau Telefon 0 83 82 - 27 50 56 Telefax 0 83 82 - 27 50 57 info@habicht.de www.habicht.de

Layout

Nicole BlĂźmel crossmed GmbH 88131 Lindau

Bildnachweis

www.pixelio.de

Auflage

1/2007


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Vorwort

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Was ist Diabetes mellitus?

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Formen des Diabetes

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Wirkung und Folgen durch Störungen des Zuckerstoffwechsels

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Ursachen

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Diagnose

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Ernährung bei Diabetes

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Symptome

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Therapie · Tabletten · Insulin-Injektionen · Insulintherapien · Diabetikerschulung · Zellen transplantieren

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Was Sie selbst tun können

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Ratgeber

Inhaltsverzeichnis

Seite


Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Diabetes mellitus ist ein Überbegriff für verschiedene Stoffwechselkrankheiten. Allen gemeinsam ist, dass sie zu erhöhten Blutzuckerwerten führen. In Deutschland leben rund sechs Millionen Diabetiker - davon sind etwa 200.000 Menschen des sog. Typ -1- Diabetiker. Schätzungsweise 15.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland neu. Rund 95 Prozent der geschätzten sechs Millionen Diabetiker in Deutschland leiden unter Typ-2, nur fünf Prozent unter Typ-1. Beide Diabetesformen können familiär gehäuft vorkommen. Die Krankheit ist derzeit noch nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln. Für jeden Diabetiker ist es wichtig, den Blutzucker optimal einzustellen. Nicht nur, um akute Entgleisungen des Stoffwechsels wie eine Unterzuckerung zu verhindern, sondern auch um diabetische Folgeerkrankungen zu vermeiden oder hinauszuzögern. Mit guter Blutzuckerkontrolle kann jedoch - abgesehen von der Therapie - ein vollkommen beschwerdefreies und normales Leben geführt werden. Nur der zeitgemäß und frühzeitig behandelte Diabetiker erreicht sowohl eine gute Lebensqualität als auch einen optimalen Schutz vor den gefürchteten Folgeschäden. Diese Broschüre soll Ihnen eine kleine Orientierungshilfe sein, um Verständnis für das Krankheitsbild zu entwickeln, eventuell vorzubeugen oder auch bei einem Arztbesuch gezielt Fragen stellen zu können. Für Informationen über Diabetes mellitus Typ II lesen Sie bitte unsere Broschüre „Diabetes mellitus -Typ II“. Erhältlich bei Ihrem Arzt oder über www.crossmed.de. Ihr Björn Weschenfelder

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Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der sich im Blut zu viel Zucker befindet. Dieser Zucker wird auch mit dem Urin ausgeschieden und süßt ihn an. Zur ärztlichen Untersuchung gehörte früher neben der Beschau des Harns ebenso das Schmecken des Patientenurins. Dabei konnte eine Zuckerkrankheit an dem süßen Geschmack erkannt werden, woher auch ihr Name rührt. "Diabetes mellitus" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie "honigsüßer Durchfluss".

Was ist Diabetes mellitus?

Was ist Diabetes mellitus ?

Formen des Diabetes Es gibt zwei wesentliche Formen des Diabetes: Diabetes Typ I: Dies ist der klassische Insulinmangeldiabetes, der meist schon im Kindes- oder Jugendalter beginnt und daher auch als jugendlicher Diabetes bezeichnet wird.

Typ I beginnt häufig im Kindesalter

Formen des Diabetes

„Zu viel Zucker im Blut“

Diabetes Typ II: Er entsteht zum einen durch eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin (Insulinresistenz).

Zum anderen führt eine jahrelange Überproduktion von Insulin zu einer "Erschöpfung" der Insulin produzierenden Zellen. Typ-2-Diabetes wird auch als Altersdiabetes bezeichnet, da er meist erst im Erwachsenenalter beginnt. Heute trifft der Altersdiabetes aber auch stark übergewichtige Jugendliche. Typ II meist erst im Erwachsenenalter

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Beim Diabetes mellitus vom Typ 1 zerstören körpereigene Abwehrstoffe die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet. Die etwa zwölf Zentimeter lange Drüse unterhalb des Magens erfüllt zwei Funktionen: Zum einen bildet das Pankreas täglich etwa 0,5 - 1,5 Liter Verdauungssekrete und gibt diese in den Dünndarm ab. Zum anderen ist das Pankreas die Produktionsstätte des Insulins. Die Zellen, in denen das Insulin hergestellt wird, sind die nach ihrem Entdecker Paul Langerhans benannten Langerhans'schen Inseln (auch Inselzellen oder Beta-Zellen genannt). Sie liegen inselartig gruppiert über die gesamte Bauchspeicheldrüse verteilt. Besonders reichlich sind sie im Schwanz des Pankreas zu finden. Ein gesunder Erwachsener hat ca. eine Zuckerstoffwechsel Million solcher Inselzellen. www.swiss-pankreas.ch

Wirkung und Folgen durch Störungen des Zuckerstoffwechsels

Wirkung und Folgen durch Störungen des Zuckerstoffwechsels

Insulin - eine Schlüsselsubstanz! Alle Körperzellen brauchen Insulin, um Zucker aus der Blutbahn aufnehmen zu können. Glukose (Traubenzucker) ist der wichtigste Zell - Nährstoff im Blut. Vor allem das Gehirn ist auf die konstante Zufuhr von Glukose angewiesen, aber auch Muskelzellen und Fettzellen ernähren sich davon. Der Körper versucht stets einen ausreichenden Vorrat an Glukose im Blut bereit zu halten, optimal ist ein Blutzuckerspiegel zwischen 80 und 100 mg/dl. Den Zucker wandeln sie zu Energie um. Mangelt es nun an Insulin, können die Zellen keinen Zucker mehr aufnehmen. Die Zuckerkonzentration im Blut steigt an, was zu einer dauerhaften Erhöhung der Glukosekonzentration im Blut (Hyperglykämie) führt und gleichzeitig eine Unterzuckerung in den Zellen bewirkt. Inselzellen

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Fünf bis sieben Prozent der Diabetiker sind Typ-1-Diabetiker. Da der Typ-1Diabetes in der Regel in einem jugendlichen Alter beginnt, wurde er früher auch als juveniler (jugendlicher) Diabetes bezeichnet. Bis auf wenige Ausnahmen tragen alle Typ-1-Diabetes-Patienten spezielle Merkmale auf ihren weißen Blutkörperchen (HLA-Merkmale DR 3 und DR 4). Deshalb wird eine genetische Veranlagung (Prädisposition) für die Erkrankung angenommen. Allerdings gibt es viele Menschen, die diese Erbinformationen tragen und den noch nicht an einem Diabetes erkranken.

Ursachen

Ursachen

Es wird deshalb davon ausgegangen, dass zusätzlich zu den Erbanlagen auch bestimmte Virusinfektionen zum Ausbruch der Krankheit beitragen. Als auslösende Viren kommen vor allem Masern-, Mumpsund Grippeviren in Betracht. Ein solcher Virusinfekt kann bei bestimmten Personen eine so genannte AutoimmunGrippevirus reaktion auslösen, bei der Antikörper gegen körpereigenes Gewebe, in diesem Fall gegen die Inselzellen des Pankreas, gebildet werden. Diese Inselzellantikörper (ICA) führen schließlich zu einer vollständigen Zerstörung der Insulin bildenden Zellen. Erst nachdem etwa 80 % der Inselzellen verschwunden sind, tritt der Diabetes mit seinen typischen Beschwerden in Erscheinung. Zwischen dem Beginn der Erkrankung und dem Auftreten der ersten Symptome können Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen. Häufig kommt es, nachdem die ersten Symptome aufgetreten sind, zu einer vermeintlichen Besserung des Zustands. Der Betroffene befindet sich dann in der so genannten Remissionsphase, die allerdings nur einen kurzen Stillstand der Krankheit bedeutet. Tatsächlich schreitet der Krankheitsprozess fort, bis schließlich alle Inselzellen zerstört sind und kein eigenes Insulin mehr gebildet wird. Beim Typ-1-Diabetes liegt also von Anfang an ein echter (absoluter) Insulinmangel vor. Daher ist die Insulingabe die einzige Therapie, die zu einer Besserung der Beschwerden führt. Der Typ-1-Diabetes mellitus wird mit einer Wahrscheinlichkeit von drei bis fünf Prozent von der Mutter oder dem Vater auf die nachfolgende Generation vererbt. Sind beide Eltern Typ-1-Diabetiker, steigt das Risiko auf etwa 20 %. Geschwister von diabetischen Kindern haben ein eigenes Erkrankungsrisiko von mindestens 10 %. Bei eineiigen Zwillingen liegt das Risiko für das Geschwister eines Betroffenen bei 35 %.

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Diagnose

Diagnose Ein Diabetes mellitus kann mit mehreren Verfahren diagnostiziert werden. Blutzucker- und Urinzucker-Bestimmungen Bestätigen lässt sich die Diagnose eines Diabetes zweifelsfrei durch die Bestimmung des Blutzuckers. Der normale Nüchternblutzuckergehalt liegt gemäß den deutschen Leitlinien unter 110 mg/dl Blut. Laut amerikanischer Diabetesgesellschaft liegt die Grenze des normalen Nüchternblutzuckerwertes bei 100 mg/dl. Bei Diabetikern sind die Blutzuckerwerte im nüchternen Zustand höher als 126 mg/dl. Der Grenzwert wird so deutlich überschritten, so dass die Krankheitsdiagnose mit diesem Test eindeutig zu stellen ist. Auch die Konzentration des Zuckers im Urin sichert die Diagnose. Ab einem Blutzucker von 160 - 180 mg/dl wird die so genannte Nierenschwelle für Glukose überschritten, bei der der Körper beginnt, überschüssige Glukose über den Urin auszuscheiden (Glukosurie). Dieser ausgeschiedene Zucker kann mit Hilfe von Glukose-Teststreifen im Harn nachgewiesen werden. Wenn die Zellen aufgrund eines Insulinmangels keinen Zucker verwerten können, ernähren sie sich von so genannten Ketonkörpern, einem Produkt des Kohlehydratstoffwechsels in der Leber. Bei schlechter diabetischer Stoffwechsellage tauchen sie auch im Urin auf (Ketonurie) und können ebenfalls mit einem einfachen Teststreifen nachgewiesen werden.

Teststreifen

Diese Teststreifen sind in der Apotheke erhältlich und in einem Selbsttest einfach durchzuführen.

Bestimmung von Antikörpern Hierbei werden die Abwehrzellen (Antikörper) gegen die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse bestimmt. In 90 Prozent der Fälle sind diese Antikörper im Blut nachweisbar. Bei Typ-1-Diabetikern finden sie sich oft schon Jahre vor dem Ausbruch der Krankheit. Dann ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, innerhalb der nächsten fünf Jahre an Typ-1-Diabetes zu erkranken.

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Glukosetoleranztest Werden bei der ersten Kontrolle Blutzuckerwerte im Grenzbereich festgestellt, kann ein Glukosetoleranztest (oGTT) zur Klärung durchgeführt werden. Beim oGTT erhält der Patient morgens nüchtern (16 Stunden ohne Nahrung und Rauchen) nach der ersten Blutentnahme 75g Glukose in Wasser gelöst. Diese Lösung muss innerhalb von fünf Minuten langsam getrunken werden. Eine und zwei Stunden später folgen weitere Blutentnahmen.


Ein Diabetes mellitus liegt vor, wenn die Werte für den Nüchternblutzucker über 120 mg/dl und den 2-Stunden-Blutzucker über 200 mg/dl betragen. HbA1c-Wert Für die Einschätzung des Zuckerstoffwechsels über einen längeren Zeitraum eignet sich der HbA1c-Wert. Dieser gibt den Prozentanteil des mit Glukose verbundenen roten Blutfarbstoffs an, der normalerweise bei vier bis sechs Prozent liegt und direkt vom Blutzucker abhängt. Mit dem HbA1c-Wert kann man die Blutzuckereinstellung der letzten acht bis zehn Wochen beurteilen.

Ernährung bei Diabetes

Beim Gesunden liegen die Blutzuckerwerte nüchtern im Normalbereich unter 120 mg/dl und zwei Stunden nach dem Test unter 140 mg/dl.

Für eine gut verlaufende Therapie sollte der HbA1c immer unter sieben Prozent, optimalerweise unter 6,5 Prozent liegen.

Ernährung bei Diabetes Eine gesunde Ernährung ist für alle Patienten mit Diabetes mellitus von großer Bedeutung. Mit Hilfe einer ausgewogenen Ernährung kann eine Verbesserung der Zuckerwerte im Blut erreicht werden. Viele Patienten können auf diese Weise ihren Tablettenbzw. Insulinbedarf deutlich reduzieren. Diabetesgerechte Ernährung bedeutet durchaus nicht automatisch eine strenge Diät. So muss ein Diabetiker nicht zwangsläufig auf Süßigkeiten oder Alkohol verzichten. Eine ausgewogene Ernährung, wie sie für Stoffwechselgesunde empfohlen wird, ist auch für Diabetiker gesund. Um in Beruf und Freizeit leistungsfähig zu sein, benötigt ein Diabetiker genauso wie ein Gesunder eine Kalorienzufuhr, die der körperlichen Tätigkeit angemessen ist. Wichtig ist, dass die mit der Nahrung zugeführten Kalorien vom Körper auch verwertet werden können und Kohlenhydrate nicht als Harnzucker wieder ausgeschieden werden.

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Gut: mehrere kleine Mahlzeiten (fünf bis sechs) am Tag sind besser als wenige große fettarme Kost in Verbindung mit viel Obst und Gemüse Vollkornprodukte

Ernährungs-Umschau

Ernährung bei Diabetes

Essen

Vorsicht: bei Nahrungsmitteln, die reine Glukose oder Kochzucker enthalten Ausnahme: Erlaubte Süßstoffe sind Saccharin, Cyclamat und Aspartam, sowie die Zuckeraustauschstoffe Fruktose und Xylit. bei Nahrungsmitteln mit Eiweiß (fettarmes Fleisch, Fisch, pflanz- Ernährungspyramide der Deutschen Gesellschaft für liche Eiweiße) sollten normaler- Ernährung, www.dge.de weise zehn bis 15 % der Gesamtkalorienmenge ausmachen. Falls Nierenschäden auftreten, sollte der Eiweißkonsum jedoch eingeschränkt werden. Trinken Gut: ausreichende Trinkmenge (mindestens 1,5 - 2 Liter täglich) Vorsicht:

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bei Kaffee und schwarzem bzw. grünem Tee eignen sich nicht, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, da sie vor allem harntreibend wirken und den Körper somit "austrocknen" (Konzentration schädlicher Substanzen steigt an) Alkoholkonsum sollte sich auf ein gelegentliches Glas beschränken, da sonst Wichtig: ausreichende Flüssigkeitsaufnahme Unterzuckerung droht. Zu Bier oder Wein sollten daher immer ein paar Kohlenhydrate gegessen werden.


Die Beschwerden bei Diabetes sind abhängig vom Grad des Insulinmangels und dem Ausmaß der daraus resultierenden Stoffwechselveränderungen. Diabetes lässt sich anhand folgender Beschwerden erkennen, wobei bei Typ-1Diabetikern die Symptome viel stärker ausgeprägt sind als beispielsweise bei Typ-2-Diabetikern. Es vergehen oft Monate vom Beginn der Erkrankung bis zum Auftreten der ersten Symptome, da etwa 80 % der Inselzellen zerstört sein müssen, bevor der Insulinmangel vom Körper nicht mehr ausgeglichen werden kann.

Symptome

Symptome

Die typischen Symptome, die mehr oder weniger stark in Erscheinung treten und sowohl einzeln als auch kombiniert vorkommen können, sind: Häufiges Wasserlassen (Polyurie): Bei einer erhöhten Zuckerkonzentration im Blut gelangt Zucker in den Harn. Um die Konzentrationsunterschiede auszugleichen, gelangt auch mehr Wasser in den Urin. Damit verliert der Körper zusätzlich größere Wassermengen. Folge: Starker Durst durch den Wasserverlust Körper baut seine Fettreserven zur Energiegewinnung ab Folge: Gewichtsverlust des Patienten Mit der Ausatemluft und dem Urin scheidet der Körper verstärkt giftige Fettabbauprodukte wie zum Beispiel Aceton aus. Schwächegefühl und Leistungsminderung

Achtung! - Bei nachfolgenden Warnzeichen ist bereits die Schwelle zur Unterzuckerung erreicht: Heißhunger Übelkeit Erbrechen Unruhe Schwitzen

Herzrasen Zittern weite Pupillen Kopfschmerzen

Symptome von Diabetes z.B. Konzentrationsschwäche und Müdigkeit

Verstimmungen Reizbarkeit Konzentrationsschwäche Verwirrtheit und Müdigkeit

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Therapie

...es sollten schnell resorbierbare Kohlenhydrate aufgenommen werden, z.B.: Traubenzucker Cola Obstsäfte

Therapie Diabetes mellitus vom Typ 1 ist eine zurzeit noch nicht heilbare Erkrankung, die sich jedoch durch die lebenslange Zufuhr von Insulin über Spritzen und in naher Zukunft auch mit inhalierbaren Nasensprays behandeln lässt. Dabei kommt dem Patienten die entscheidende Rolle zu, da dieser die wesentlichen Therapiemaßnahmen des Diabetes in seinem persönlichen Alltag dauerhaft und eigenverantwortlich umsetzen muss. Beim Typ-1-Diabetes liegt ein absoluter Insulinmangel vor. Die fehlenden Hormone der Bauchspeicheldrüse müssen also lebenslang von außen ersetzt werden. Eine lebenslange, sorgfältige Blut- Optimale Blutzuckereinstellung ist entscheidend zuckereinstellung ist daher entscheidend, um Spätschäden zu verhindern, die im wesentlichen durch Veränderungen der Blutgefäße hervorgerufen werden. Zu solchen Spätschäden gehören: Herzinfarkt Schlaganfall Durchblutungsstörungen der Beine und Füße Veränderungen der Netzhaut, die zum Erblinden führen können Störungen der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen Erektionsstörungen Taubheitsgefühl und Gefühlsstörungen

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Nicht alle Diabetiker entwickeln solche Folgeerkrankungen, aber bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten treten sie häufiger und früher auf. Die Folgeerkrankungen des Diabetes entwickeln sich durchschnittlich innerhalb von zehn Jahren nach Beginn der Krankheit. Dies hängt allerdings stark davon ab, wie gut der

Achten Sie auf Durchblutungsstörungen der Beine und Füße


Therapie

Diabetes eingestellt ist und welche individuelle Veranlagung der Patient hat. Ist der Blutzucker optimal eingestellt, lässt sich das Risiko für die Entwicklung von Folgeschäden erheblich senken. Tabletten Orale Antidiabetika, also Tabletten gegen Diabetes mellitus, wirken auf verschiedene Weise. Einige Medikamente regulieren den Blutzucker, in dem sie die Glukose-Aufnahme aus dem Darm verzögern oder die Glukose-Aufnahme in die Zellen verbessern. Guar-Präparate quellen im Darm stark auf und erzeugen ein Völlegefühl. Dadurch wird weniger viel gegessen und entsprechend weniger Kohlenhydrate gelangen in Darm und Blut. Acarbose und Miglitol (Alpha-Glukosidasehemmer) verhindern, dass Glukosemoleküle im Darm aufgespalten und ins Blut aufgenommen werden. Als unerwünschte Nebenwirkung können Blähungen auftreten, die im Laufe der Behandlung jedoch weniger werden. Beide Medikamente führen zu einer Verzögerung der Glukoseaufnahme im Darm. Biguanide erhöhen die Glukoseverwertung in den Zellen, z.B. in der Muskulatur. Zusätzlich hemmen sie die körpereigene Herstellung von Glukose aus anderen Stoffwechselprodukten wie den Proteinen (Glukoneogenese). Als Nebenwirkung kann es zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz und Durchfällen kommen. Bei Nierenerkrankungen dürfen Biguanide nicht eingenommen werden. Glitazone (Thiazolidindione) erhöhen die Insulinempfindlichkeit in Leber-, Muskel- und Fettgewebe und senken so den Blutzuckerspiegel. Als Nebenwirkungen sind in manchen Fällen Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) möglich.

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Therapie

Insulin-Injektionen Prinzipiell gibt es zwei verschiedene Arten der Insulinbehandlung durch Injektion: Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) Insulinpumpentherapie (CSII) © 2006 Lilly Pharma Holding GmbH

Injektionshilfen - Möglichkeiten der Verabreichung

Welche Art der Insulin-Behandlung in Frage kommt, hängt unter anderem von der Bereitschaft ab, sich mit der Erkrankung auseinander zusetzen und an den Diabetiker-Schulungen teilzunehmen. Die subkutanen Insulininjektionen (ICT) können mit Hilfe von "Pens" erfolgen. Dabei handelt es sich um füllhalterähnliche Injektionsgeräte, die das Insulin in vorgefertigten Patronen enthalten und aus denen die gewünschte Insulindosis per Knopfdruck gespritzt werden kann.

www.diabetesvision.ch

Beispiel für eine intensivierte konventionelle Insulintherapie - ein sogenannter Pen

Eine kontinuierliche Insulinzufuhr ist dagegen durch die Benutzung so genannter Insulinpumpen möglich (CSII). Diese mit Insulin gefüllten Dosiergeräte von der Größe einer Zigarettenschachtel werden ständig am Körper getragen und geben über eine unter der Haut liegende Kanüle regelmäßig eine bestimmte vorprogrammierte Insulinmenge ab. Darüber hinaus erlauben sie es, vor den Mahlzeiten eine Extradosis Insulin abzuBeispiel für eine Insulinpumpe rufen. Allerdings haben die Insulinpumpen noch keinen Sensor, der ihnen erlauben würde, den Blutzuckerspiegel selbstständig zu regulieren und dem Diabetes-Patienten auf diese Weise nahezu völlige Unabhängigkeit von seiner Erkrankung zu verschaffen. Bislang muss www.kaisereiche.de

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Therapie

die abzugebende Insulinmenge also noch nach der Menge der gegessenen Kohlehydrate errechnet werden. Auch bei der CSII kommen Diabetiker nicht um eine intensive Schulung herum. Insulintherapien Konventionelle Insulintherapie Bei der konventionellen Insulintherapie werden kurzwirksames Normalinsulin und langwirksames Verzögerungsinsulin in einem festen Mischverhältnis ein bis zweimal täglich injiziert. Es kann nicht als Tablette eingenommen werden, weil das Protein von der Magensäure zerstört wird. Vorteil: einfache Handhabung Nachteil: zwingt den Patienten, sich in seinem Tagesablauf, in Menge und Zeitpunkt seiner Mahlzeiten an einen festen Ablauf zu halten. Intensivierte/Supplementäre Insulintherapie Die Weiterentwicklung von Insulinpräparaten und Insulinapplikationsformen in den letzten Jahren ermöglichte die Einführung der so genannten intensivierten Insulintherapie, bei welcher der Patient die Insulindosis ständig dem aktuellen Blutzuckerwert anpasst. Die Therapie erfolgt nach dem so genannten Basis-Bolus-Prinzip und ahmt die natürliche Insulinsekretion des Organismus nach, der eine kontinuierliche Insulinabgabe (basale Sekretion) zu Grunde liegt, die zu Mahlzeiten gesteigert und bei körperlicher Betätigung vermindert wird. Ein zwei- bis dreimal täglich gespritztes Verzögerungsinsulin bildet die "Basis". Der erhöhte Insulinbedarf zu den Mahlzeiten wird mit der zusätzlichen Injektion von schnell wirksamen Normalinsulin als "Bolus" abgedeckt. Die erforderliche Dosis wird nach der Blutzuckerbestimmung berechnet. Erhöhte Blutzuckerwerte vor dem Essen können durch die zusätzliche Gabe von Normalinsulin nach einem Korrekturplan gesenkt werden. Diese Basis-Bolus-Therapie bietet dem Diabetiker die Möglichkeit, seine Mahlzeiten frei zu gestalten, da die Insulinmenge an die verzehrten Kohlenhydrate angepasst wird und nicht umgekehrt. Voraussetzung für diese Therapie ist die regelmäßige Bestimmung des Blutzuckerspiegels und eine gute Schulung des Patienten.

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Therapie

Diabetikerschulung Eine umfangreiche Diabetes-Schulung ist für Diabetiker sehr wichtig. Sie vermittelt wichtige Informationen über: die Erkrankung und ihre Behandlung die Bestimmung des Blutzuckerspiegels den Umgang mit Medikamenten © 2006 Lilly Pharma Holding GmbH (vor allem Insulin) die Ernährung und Möglichkeiten zur Vermeidung von Folgeschäden Solche Schulungen werden von zahlreichen Stellen angeboten, die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Diabetes Ambulanzen von Kliniken, Selbsthilfegruppen und DiabetesSchwerpunktpraxen informieren über die verschiedenen Kursangebote. Zellen transplantieren Die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse lassen sich heute isolieren und transplantieren. Nach der Operation müssen die Patienten kein oder nur sehr wenig Insulin spritzen. Wie nach jeder Transplantation sind aber bestimmte Medikamente notwendig, die das Immunsystem schwächen. Der Körper würde die transplantierten Zellen sonst zerstören. Deshalb wird der Eingriff nur bei wenigen Patienten durchgeführt.

Gesunde Ernährung und Bewegung unterstützen die Diabetes-Therapie und steigern die Lebensqualität

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Lernen Sie den richtigen Umgang mit dem Insulin und der Erkrankung. Eine optimale Einstellung des Blutzuckers heißt, die richtige Insulindosis zur richtigen Zeit wählen. Beim Typ-1-Diabetes ist die Prognose auch vom Alter, in dem die Erkrankung beginnt, abhängig. Manifestiert sich der Diabetes um das zehnte Lebensjahr, kann es zu einer Lebensverkürzung von durchschnittlich 15 -18 Jahren kommen. Daher sind regelmäßige Arztbesuche bei Diabetes besonders wichtig. Mit dem Arzt können alle Fragen bezüglich der Therapie und der Erkrankung besprochen und Unklarheiten aus dem Weg geräumt werden. Um keinen der wichtigen Termine zu verpassen, können sämtliche Arztbesuche in den „Gesundheitspass Diabetes“ der Deutschen Diabetischen Gesellschaft eingetragen werden. Er ist beim Arzt oder bei der DDG erhältlich. Auch die Befunde und Blutzuckerwerte sind dort einzutragen, damit sie nicht verloren gehen und stets verfügbar sind.

Was Sie selbst tun können

Was Sie selbst tun können

Für den Alltag mit Diabetes gibt es einige Tipps: Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung oder die Ihres Kindes. Lernen Sie, die Symptome für zu hohen oder niedrigen Blutzucker richtig zu deuten. Nutzen Sie die Diabetikerberatung bei Ihrem Arzt oder einer DiabetesAmbulanz. Sie werden dort intensiv auf eine selbstständige Blutzuckermessung und den Umgang mit Insulin vorbereitet. Lernen Sie, sich das Insulin selbst unter die Haut zu injizieren. Für die Zukunft ist das lebensnotwendig. Stecken Sie sich immer Zucker in die Tasche. Damit lässt sich eine Unterzuckerung durch eine zu hohe Insulindosis verhindern. Vereinbaren Sie mit Ihrem Arzt regelmäßige Kontrolltermine. Hier werden Blutzuckerspiegel, Nieren- und Blutfettwerte, Blutdruck, Urin und Ihre Füße kontrolliert. Falls Komplikationen oder Zuckerspätschäden auftreten, wird er zusätzliche Untersuchungen veranlassen oder Sie zu einem entsprechenden Spezialisten überweisen. Gehen Sie regelmäßig mindestens einmal im Jahr zum Augenarzt, denn die Zuckerkrankheit kann auch die Augen schädigen.

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Ratgeber

Ratgeber Buchtipps Hürter, Peter; Lange, Karin: Kinder und Jugendliche mit Diabetes. 396 Seiten. Springer, Berlin: 2004 Jäckle, Renate; Hirsch, Axel; Dreyer Manfred: Gut leben mit Typ-1-Diabetes. Arbeitsbuch zur Basis-Bolus-Therapie. 202 Seiten. 5. Aufl. 2003

Organisationen / Vereine www.diabetes-union.de www.diabetesstiftung.de www.diabetikerbund.de www.bund-diabetischer-kinder.de www.idf.org www.easd.org www.diabetesgate.de www.daszuckerkrankekind.de www.stiftung-dhd.de www.diabetes-informationszentrum.de www.Diabetes-Freunde.de www.diabetes-info.com ISBN-10: 3131437014 ISBN-13: 9783131437013

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Deutscher Diabetiker Verband Hahnbrunner-Str. 46 67659 Kaiserslautern Telefon 06 31 – 7 64 88 Telefax 06 31 - 9 72 22 www.bund-diabetischer-kinder.de

Deutscher Diabetiker Bund Goethestr. 27 34119 Kassel Telefon 05 61 - 7 03 47 70 Telefax 05 61 - 7 03 47 71 www.diabetikerbund.de


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