Ecomag – Magazin für nachhaltiges Design der ecosign/ Akademie für Gestaltung

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Das Magazin der ecosign / Akademie für Gestaltung Köln

Projekte aus Kooperationen und Semestern der ecosign / Akademie für Gestaltung Köln

Produktdesign Illustration Kommunikationsdesign Fotografie Wissenschaftliche Arbeiten


14–15 P fandring Paul Ket z, 6. Se meste r Koope rationsproje k t mit de n Kölne r A bfallwir tschaf tsbetr ie be n Winte r se meste r 2011/12 D oze nt: Elmar Sande r

4–9 Weltgestalter D anie l Scislowsk i / Natalie Muth / Jan Gölle r D oze nte n: D ipl. D es. Uwe Bode n und He athe r She e han

10–13 Jundado Claudia Hüskes, 3. Se meste r Koope rationsproje k t mi t de m K inde r möbe lhe r ste lle r D e Bre uyn D oze nte n: D ipl. D es. Guido Hammes, Fe lix Star k

16–21 22–27

S hell Catac l ysm Aaron Wolbe r, 4. Se meste r

Atom

Koope rationsproje k t mit G re e npe ace

A nna Süß, A bschlussar be it

D oze nt: Elmar Sande r

D oze nte n: D ipl. D e s.

Winte r se meste r 2012 /2013

Mar io Jahns, Be r nd D rase r M. A

28–37 N ir gend wo ist hier Adr ian Ballosch und Mona Schulze k, 1. Se meste r Koope rationsproje k t mit de m Flüchtlingsrat NRW D oze ntin: Nola Bunke

38–43 S ouvenir s Mar io Franck, 6. Se meste r Moti v te lle r Köln a. R he in D oze nt: D ipl. D es. Uwe Bode n


44–47

48–51

Beu yslab

S ave the A r ctic

Michael Marks,

Kathar ina Ne lles, 6. Se meste r

Abschlussarbeit

Koope rationsproje k t mit

Winte r se meste r 2012 /13

G re e npe ace

D oze nte n:

D oze nt: Elmar Sande r

D ipl. D es. Uwe Bode n,

Winte r se meste r 2012 /2013

D r. Frank Be r zbach

52–59 Vor den Wäldern Montenegr os G lor ia Laute r bach D oze nte n: D ipl. D es. Thomas Z ika, Be r nd D rase r M. A .

60–63 Dunkler als S chwar z Er f üll t Lautré amonts "Maldoror" die Charak te r istike n des Byron'sche n He lde n? Von Ze inab Bala

68–71

64–67

Moderne A r chitek tur am Beis piel des Bauhauses

und ihr e Bedeutung für die Postmoderne

Fr evel wider die Religion D ie Ve r te idigungsre de de s

Von Jonathan Schäpe r

Sok rates und die R e de des Aposte l Paulus an die Athe ne Von Mar io Franck

72–77 Macht und S elbstmac ht im Wer k Foucault – das Leben als Kunst werk ? Von Mira Ke ppe le r

78–83 I n metr o veritas Betrachtung des König Ö dipus von Sophok les mit anschlie ße nde r Unte r suchung, inwie fe r n Inhalt und Metr um mite inande r als wahr he itsstif te n des Pr inzip f ung ie re n könne n. Von D anie l Hyngar


Weltges


estalter Eine Kooperation zwischen der Werkstatt Allerhand und der ecosign / Akademie für Gestaltung Köln. Daniel Scislowski, Natalie Muth und Jan Göller / Dozenten: Dipl. Des. Uwe Boden, Heather Sheehan


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el das tägliche Handwerkszeug. In der Zusammenarbeit entstanden ist eine Reihe von besonderen Trinkbechern. Diese lassen sich mit den Mitteln der Werkstatt zu produzieren. Ohne zusätzliche Produktionskosten können die in der Werkstatt bereits vorhandenen Tongießformen und Glasuren genutzt werden. Im Gegensatz zu den herkömmlich produzierten Bechern der Werkstatt, werden die Becher dünner gegossen und durch Drücken und Drehen, wird jeder Becher zu einem Unikat geformt. Es entstehen Dellen, Beulen und Falten. Die Individualität des Bechers ist nicht nur oberflächlich ersichtlich sondern auch fühlbar. Die augenscheinlichen Fehler lassen den Be-cher perfekt in jede Hand liegen. Die Außenseite behält Dank einer transparenten Glasur ihre natürliche

Wenn Designer und Mitarbeiter von Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung zusammenarbeiten, sind letztere in der Regel nur ausführendes Organ für die Ideen und Konzepte der Designer. Nicht so im Projekt Weltgestalter: Gleichberechtigt und auf Augenhöhe gestalteten, entwarfen und realisierten ecosignStudenten mit jeweils einem Partner aus der Werkstatt Allerhand Projekte, wodurch sich im Lauf der einjährigen Zusammenarbeit völlig neue Gestaltungsansätze und Herangehensweisen ergaben. Auf diese Weise trägt das Projekt dazu bei, dass Menschen mit geistiger Beeinträchtigung eine wirkliche Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht wird. Die Entwürfe sind so konzipiert, dass sie von Mitarbeitern der Allerhand-Werkstatt auf den Markt gebracht werden können. Eine Dreiergruppe im WeltgestalterProjekt, bestehend aus Daniel Scislowski von ALLERHAND Kreative Werkstatt GWK GmbH und den Studierenden der ecosign/Akademie für Gestaltung Natalie Muht und Jan Göller, ging vom Material GießTonfarbe. Das Innere der Becher ist ton aus. Während es für die beiden im Gegensatz hierzu mit einer knalliStudierenden Natalie und Jan ein gen Farbglasur gebrannt. neues Material war, ist es für DaniSie dient als Blickfang und gibt den verschieden geformten Becher eine gemeinsame farbenfrohe Basis. Pit estis voluptio conectatiae nest eligenet, nestrun tiundaeri doluptatiis restia dios nieniae conse sam nissima ne vendit molorerum, consende doluptas aped es diatur aut mosaper itatibus aut is rehent maionsed esequam fugia qui voloribus.

Gento bero inctateni ipid uism et quia nihiligentin incipsu ferit, con evendae doluptae et dem ut pariam, occum excerum quatum reptatio. Itatemoles et omnim aborum id que dolupt.


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We ltge stalte r:

»

Da nie l Scislowsk i, ALLERHAND

K re ati ve We r kstat t GWK G mbH

8 Was gefällt dir an Allerhand? Mir gefällt die Arbeit mit Gieß- und Modellierten und das Bemalen von Geschirr.

Was war dein erster Gedanke zur gemeinsamen Arbeit mit den Studenten der ecosign? Mein erster Gedanke zur Zusammenarbeit war: es wird klappen! Was hattest du für ein Gefühl nach den ersten Treffen mit den Studenten? Nach dem ersten Tref fen mit ecosign war mein Gefühl, dass wir gut zusammen arbeiten. Wie heisst dein ecosign-Par tner? Meine ecosign-Par tner heißen Jan und Natalie.

Wie hast du die Zusammenarbeit empfunden? Die Zusammenarbeit empfand ich als positiv. Bist du mit eurem fer tigen Produk t zufrieden? Mit unserem Produk t bin ich sehr zufrieden, da er bei vielen Interessenten gut ankam. Würdest du noch mal ein Gemeinschaf tsprojek t machen? Ein weiteres Gemeinschaf tsprojek t würde ich wieder mit ecosign zusammen machen.

Was machst du bei Allerhand? Ich arbeite mit KeramikGießmasse und seit kurzer Zeit mit Porzellanmasse. Kannst du dich noch an das erste Treffen mit den ecosignStudenten erinnern? Das erste Treffen mit ecosign war aufregend und eine neue Erfahrung für uns alle.

Hat dein ecosignPar tner Eigenheiten? Jan und Natalie hatten die Idee, die Becher mit Drücken und Drehen gleichzeitig zu ver formen und die Dellen auch einzudrücken.

Was ist dein Lieblingsessen? Lieblingsessen ist Gyros mit Za ziki und Pommes. Was hast du für Gemeinsamkeiten mit deinem ecosign-Par tner? Unsere Gemeinsamkeiten war, dass wir alle 25 Jahre alt sind. Hat die Zusammenarbeit reibungslos funk tionier t? Die Zusammenarbeit hat gut funk tionier t, da jeder wusste was er tun sollte. Habt ihr bei der Arbeit auch gelacht? Wir haben während der Arbeit of t gelacht.

G e nto b e ro inctate ni ipid et qui a nihili g e ntin su dae p e r c o n fe r i t, c o n eve ndae d o luptae d e m u t pa r i a m, exc e r u m qu atu m re ptati o a b o r u m i d qu e d o.


Was gefällt euch an ecosign? Natalie: Das ausgeglichene Verhältnis von theoritischer und prak tischer Arbeit, Jan: Die nette und sehr persönliche Atmosphäre.

We ltge stalte r: Natalie Muth und Ja n G ölle r

Was macht ihr bei ecosign? N: Ich bewege mich z wischen Kommunik tionsdesign und Illustration und im Weltgestalterprojek t habe mich zum ersten Mal an das Produk tdesign herangetraut. J: Produk tdesign und Fotografie Was war euer erster Gedanke zur gemeinsamen Arbeit mit den Mitarbeitern der Allerhand Werkstatt? N: Es wird bestimmt spannend, da ich noch nie näheren Kontak t zu Menschen mit einer sogenannten geistiger Beeinträchtigung hatte. J: Hof fentlich bin ich der Sache gewachsen. Was hattet ihr für ein Gefühl nach den ersten Tref fen mit den Allerhandmitarbeitern? N: Ich war begeister t wie ungez wungen und of fen wir direk t alle miteinander umgegangen sind. J: Wer von uns hat jetz t eine Behinderung? Hat die Zusammenarbeit reibungslos funk tionier t? N: Die Zusammenarbeit mit Daniel und Jan hat wunderbar funk tionier t. Wir haben es geschaf f t unsere jeweiligen Stärken zu ergänzen. J: ja, sehr gut.

e cosign / A kade mie f ür G e staltung

»

Was ist euer Lieblingsessen? N: Frickas Ratatouille. J: Das wechselt von Tag zu Tag. Heute hab ich ziemlich Bock auf ein Indisches Curr y.

Was habt ihr für Gemeinsamkeiten mit deinem ecosign und deinem Allerhand-Par tner? N: Daniel und ich haben beide eine systematische Ar t zu denken, Jan und ich verbindet eine innere Gelassenheit. J: Ich hatte viel Spaß daran mit Ton zu arbeiten, da das ein völlig neues Material für mich war. Habt ihr bei der Arbeit auch gelacht? N: Auf jeden Fall. Aber wir haben auch immer sehr konzentrier t gearbeitet. J: An manchen Tagen haben wir mehr gelacht als gearbeitet. Hat euer AllerhandPar tner Eigenheiten? N: Daniel hat eine unglaubliche Faszination für Bahnen und Baustellen. Das sieht man auch in seinen Arbeiten. J: Daniel ist ein sehr gradlinieger Mensch, der die U-Bahn liebt. Er kann dich über jede U-BahnStrecke informieren, was sehr hilfreich ist.

Wie habt ihr die Zusammenarbeit empfunden? N: Es war sehr angenehm mit den Jungs zu arbeiten. Jedes Tref fen war produk tiv und dadurch auch sehr befriedigend. J: Ich hab mich immer sehr wohl gefühlt und hatte unglaublich viel Spaß an der Zusammenarbeit. Seid ihr mit eurem fer tigen Produk t zufrieden? N: Ich sehe es noch nicht als fer tig an. Aber was wir in der Zeit geschaffen haben kann sich auf jeden Fall sehen lassen. J: Ich liebe unsere Becher!

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Würdet ihr nochmal ein Gemeinschaf tsprojek t machen? N: Definitiv. Die gemeinsame Arbeit hat mir Menschen näher gebracht, die leider noch immer am Rande der Gesellschaf t stehen. Dabei ist der Kontak t zu den Mitarbeitern schlicht inspirierend und ehrlich gewesen. J: Ich habe schon die nächsten Ideen, die ich gerne in Gemeinschaftsprojekten mit der Allerhand Werkstatt umsetzen möchte.


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In Zusammenarbeit mit dem Kindermöbelhersteller De Breuyn, entwarf Claudia Hüskes eine mitwachsende Möbelserie. Die Babymöbelserie jundado hebt die klassische ‚Dreifaltigkeit‘ im Babymöbelbereich bestehend aus Bett, Wickelkommode und Schrank auf. Der Wickelschrank der Serie jundado kombiniert Wickelplatz und Stauraum. So ist es möglich, alle Arbeiten mit einer Hand am Kind auszuführen. Das erhöht die Sicherheit für das Kind und erleichtert die Arbeit der Eltern. Der Wickelplatz ist durch Lochbohrungen an den nach

Die mitwachsende Babymöbelserie Passt sich an die Bedürfnisse des Kindes an innen zeigenden Schrankstollen höhenverstellbar und damit ergonomisch für Eltern und Großeltern. Der Wickelaufsatz kann bei Bedarf gegen eine glatte Platte ersetzt werden und ermöglicht es somit den Schrank auch weiterhin komplett zu nutzen. Gerade Außenlinien kombiniert mit runden Details passen sich optisch sowohl der Erwachsenen-, wie auch der Kinderwelt an. Zudem ist die schlichte Gestaltung geschlechtsneutral und erleichtert somit den modeunabhängigen Nutzen für mehrere Geschwistergenerationen unterschiedlichen Geschlechts. Das Babybett der Serie wächst von Geburt an mit und kann sich durch diverse Anbau- und Austauschteile den sich ändernden Bedürfnissen des Kindes anpassen. Es ist zweifach höhenverstellbar und die beiden mittleren Sprossen

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können bei Bedarf entfernt werden. Durch den Austausch des Seitenteils wird es zu einem Juniorbett mit Herausrollschutz. Ist das Kind irgendwann zu groß für das Bett, kann es in ein Sofa mit 40er Sitzhöhe umgebaut werden. Durch das schlichte Design von jundado ist das Mitwachsen der Möbel nicht nur technisch, sondern auch ästhetisch möglich. Mit der Kindermöbelserie jundado wurde Claudia Hüskes im

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Gerade Außenlinien kombiniert mit runden " Details passen sich optisch sowohl der Erwachsenen-, wie auch der Kinderwelt an." Jahr 2012 bereits zwei mal ausgezeichnet. Neben der Nominierung für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, gelang es ihr die Jury des Reddot Design Awards von ihrem Entwurf zu überzeugen. Taquasit demporia quam lique prae denim si ipsam nos earitio ipsunt volumque Et untios voles dent comnisi magnisc ilitisitatem re eumet dis verepudanis dolorem quassit qui vendipsunto quo offictate nam, ut es et dolorem rest, consed quuntiberunt ea expersperro endit ipis debit quodiatet occae natiist rumquias expero mi, expeles sundis si sitiat. Am dolendamus res doluptate is il id quissi veriberio et, sitat explabo rrorrunto totas ametur aut verspel lutae. Bequis dolupta dolupta tionsec tiatis adi dolupti as sundaepellis vit a as de sunt, offic tent et quos am excearite comolupisi cum fuga. Et autate voloremquae conecum fugia dolorem niscipsa dolorep et udandita volest quasi doloreptates imust quatusdam, sed que vid ullorerit magnisq uossitatur remporrum in pla volenimint. Acerum, ut il mi, omnimusa etusciet eos el minisseque nonsequam, nonseque soluptatur.


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14 Jede Partymeile, jede Großstadt kennt das Problem: Aus Bequemlichkeit werden Pfandflaschen und -dosen nicht zurückgebracht, sondern in städtischen Mülleimern entsorgt. Menschen sammeln diese Pfandflaschen, um sich ein Zubrot zu verdienen. Wohlmeinende Zeitgenossen werfen ihre leeren Flaschen daher oft nicht mehr in Mülleimer, sondern stellen sie daneben oder darauf. Fällt die Flasche jedoch von der schmalen Oberseite des Mülleimers herunter, ist der Schaden und Reinigungsaufwand durch die Scherben groß. Der von Paul Ketz entwickelte Pfandring löst das Problem der Flaschen auf eine geschickte und einfach erweiterbare Weise. Mit seiner Hilfe

Wintersemester 2011/12 / Dozent: Elmar Sander

Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben

Kooperationsprojekt mit den

Paul Ketz / Pfandring / Für ein sauberes Köln /

Für ein sauberes Köln


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mo isi aliquam laut arum volupta perum que ium facium et, cus aut volor sit lit ut volupta in endam doluptam volorrum volo blaut officimagni blam autenis accatque et, cuscidel ium arum volendi dolupta que volorio optasim illorpos doluptatum quid ut ommolore labor arcium ra qui doleste mporepu distotas volorer oresequeImus estis deribearum qui cusa comnihit que magnimi nctatem porrorum et voluptae con none pore, omni cum nostotatest, volora adis duscidelest ea audi rerit, et et plitasperi odignih iciendicta voloreperro endi non re exceresequos re volorpor ad eos estotati cum, venihillab ipienis etur re aut es soluptae dem volorrore.

können Passanten ihr Pfand so abstellen, dass es weder entsorgt — und somit aus dem Recycling-Kreislauf ausscheidet — noch mühsam herausgesucht werden muss. Er vermeidet Reinigungs- und Entsorgungsaufwand durch zerbrochene oder in Restmüll gemischte Flaschen und ist daher sowohl unter ökologischen, als auch unter sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten eine hervorragende Innovation. Riorem dolutaque nit quis plit quam non num reniminietur aceprat velecte mporruptatus aperspe llaborem velibus


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Shell cataclysm


Aaron Wolber, Projekt Arktis, Wintersemester 2012/2013, Dozent: Elmar Sander Im Wintersemester 2012/2013 startete die ecosign/Akademie für Gestaltung ein Kooperationsprojekt mit der international agierenden Non-Profit-Organisation Greenpeace, die vor allem durch ihre spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam machen.

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Angetrieben durch den Klimawandel schmilzt die Arktis in den Sommermonaten Jahr für Jahr mehr zurück und sorgt bei den Anrainerstaaten und internationalen Ölkonzernen für großes Interesse. Arktische Ölvorkommen, die zuvor unerreichbar waren, könnten in Zukunft einen entscheidenden Marktvorteil bringen, wenn die alten Ölfelder ausgebeutet sind. Doch auf der Suche nach dem schwar-

zen Gold können viele Komplikationen auftreten, die bei den rauen Umweltbedingungen der Arktis zu extremen Katastrophen führen können und unwiderrufliche Folgen für eines der wichtigsten Ökosysteme unserer Erde haben. Aus diesem Grund hat sich Greenpeace zur Aufgabe gemacht, mit Hilfe einer dreijährigen Kampagne auf die Proble-


me und Risiken von Ölbohrungen in der Arktis aufmerksam zu machen. Um dabei nicht immer „im eigenen Saft zu schmoren“ (Karolin Krenzien, Pressesprecherin Greenpeace), sondern frische Konzepte zu entwickeln, arbeitete Greenpeace gemeinsam mit 15 Studierenden der ecosign an neuen Möglichkeiten, eine Sensibilität für das Thema in der Öffentlichkeit zu schaffen. Das von Aaron Wolber gestaltete Projekt beschäftigt sich mit der Identitätsbildung und dem

Selbstbild einer der größten und bekanntesten Ölkonzerne. Die Arbeit mit dem Titel „Shell Cataclysm“ ist ein Versuch, auf ironische Weise der Öffentlichkeit zu zeigen, wie die eigene Außendarstellung oftmals unvereinbar mit den wirklichen Handlungen und Entscheidungen eines Unternehmens ist. „Um mir ein reflektiertes Bild des Konzerns zu machen, beschäftigte ich mich lange Zeit mit den Methoden und Strategien des Erzfeindes Shell, mit denen dieser in der Öffentlichkeit versucht als nachhaltiges Unternehmen aufzutreten“, so Aaron. Dabei fiel ihm besonders der Sprachstil auf, mit dem Shell auf seiner Website oder

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in Videos über sich selbst spricht. Die Texte, die man in einem umfassenden Informationsbereich auf der englischen Website von Shell findet, berichten über alle Vorgehensweisen, Risiken und Sicherheitsregelungen bei den Arbeiten in der Arktis. „Auf jedes mögliche Risiko folgt eine perfekte Lösung durch eine technische Raffinesse“. Doch die Tatsache, dass ein speziell angefertigtes Rettungsschiff für die Arktis beim ersten Test kaputt gegangen ist, wird nirgendwo erwähnt. Was passiert, wenn es wirklich zu einem Ölunfall kommt? Ist Shell in der Lage, eine Katastrophe im Notfall zu verhindern? „Das kann ich mit meinem Halbwissen zwar nicht beurteilen“, so Aaron, „aber wenn man sich an die Katastrophe im Golf von Mexiko

2010 erinnert, bei der nicht einmal annähernd so raue Umweltbedingungen herrschten wie in der Arktis und eine viel bessere Infrastruktur vorhanden war, dann kann man eins und eins zusammenzählen.“ In seinem Projekt gestaltete Aaron im Sinne des „Adbustings“ 1 eine Website, die sich an den Gestaltungsrichtlinien des Corporate Designs (Erscheinungsbild) von Shell orientiert. Auf den ersten Blick bekommt der Internetnutzer also vorgetäuscht, er befinde sich auf der offiziellen Website des Unternehmens und könne sich nun über Ölbohrungen in der Arktis informieren. Zentral findet man ein vierminütiges Aufklärungsvideo, das auf scheinbar simple, aber realitätsnahe Weise das Vorgehen von Shell in der Arktis visualisiert und erklärt, damit sich der Nutzer nicht durch seitenlange Texte quälen muss. Ein sympathisch klingender, junger


Sprecher (Florian Mischa Böder 2) beschreibt bei netter Musik die Arktis und ihre besonderen Bedingungen, die Shell natürlich bei ihren Ölbohrungen berücksichtigt. Dabei nutzt Aaron ausschließlich originale Shell-Texte, die er aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hat. Das Video baut eine idyllische und harmonische Stimmung auf, während wir Tieren bei ihrem Weg durch das ewige Eis zuschauen. Doch Bild und Ton, die anfangs Hand in Hand gehen, entfernen sich voneinander und folgen verschiedenen Wegen. „Was wir sehen und was wir hören, passt nicht mehr zusammen. Die ganze Show wird unglaubwürdig.“

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Ad bu st in g is t e in N e ol og is m us au s „a dv e r tis e m e nt “ ( W e r bu ng ) un d „t o bu st “ (z e rsc hl ag e n) . Ad bu st e r m ac he n si ch zu r Au fg ab e, W e r bu ng im öf fe nt lic he n R au m zu ve r fr e m de n, üb e r k le be n un d um zu ge st al te n, um de re n Si nn um zu dr e he n od e r lä ch e r lic h zu m ac he n. 2 Fl or ia n M is ch a Bö de r is t Fi lm e m ac he r, D re hb uc ha ut or un d Th e at e r re g is se ur. Er w ar so be ge is te r t vo n de r Id e e de s Ko op e ra tio ns pr oj e k ts , da ss e r di e üb e r se t z te n Te x te vo n Sh e ll un e nt ge ltl ic h in se in e m St ud io e in ge sp ro ch e n ha t. 1


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Das Kernkraftwerk Urangewinnung, Betrieb und Endlagerung


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Wie wird in einem Kernkraftwerk Strom erzeugt? Woher stammt das Uran? Welche Firmen sind für die Förderung des Rohstoffes verantwortlich? Wie sehen

Fukushima-Katastrophe. Gerade hier in Deutschland kann auf eine lange Tradition der Antiatomkraftbewegung zurück geschaut werden. Schon

Harrisburg oder Tschernobyl katalysierten diese Entwicklung innerhalb der deutschen Gesellschaft. So dass man heute sagen kann, die Antiatombewe-

Konzept „Das Kernkraftwerk – Urangewinnung, Betrieb und Endlagerung.“ Von Anna-Maria Süß die physikalischen Vorgänge aus, die zu einer Kernspaltung führen? Was passiert mit den abgebrannten Brennstäben? Was muss beachtet werden, wenn man strahlendes Material über eine Zeitspanne von einer Millionen Jahre unterirdisch einlagern will? Kernkraft ist ein Dauerbrenner in den Medien und das nicht erst nach der

in den späten 70ern und frühen 80ern formierten sich verschiedenste Bürgerbewegungen die gegen Kernkraftwerksprojekte im Besonderen oder die Technik im Allgemeinen protestierten. Unfälle wie

gung ist einer der größten und gedankenreichsten öffentlichen Diskurs der Bundesrepublik. Sie blickt nicht nur auf eine lange und kontinuierliche Geschichte zurück, sondern hat auch breiten Rückhalt in der Bevölkerung und führte letztendlich sogar zur Bildung einer Partei, die aus dem politischem System gar nicht mehr wegzudenken ist.


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Vor diesem Hintergrund ist es fast nicht verwunderlich, dass es auf dem Informationsmarkt ein reichhaltiges Angebot gibt, das ganz eindeutig durch die Meinung dieser Bewegung geprägt ist. Dabei kommt es auch nicht zu selten vor, dass der Auftrag der Aufklärung dem Ziel der Überzeugung weichen musste. Doch Aufklärung ist auch noch in Zeiten des schrittweisen Ausstiegs aus der Kernkraft, wie er nach der Fukushima-Katastrophe während des verhängten Moratoriums beschlossen wurde, wichtig. Denn auch wenn bald keine

Kernkraftwerke mehr am Netz sind, so werden wir weiterhin mit den strahlenden Hinterlassenschaften zu tun haben. Die Erfahrungen aus dem seit 30 Jahren anhaltenden und zum Teil erbittert geführten Kampf um Gorleben im Wendland zeigen, dass der Umgang mit radioaktivem Müll nicht einfach ist. Ein demokratischer Entscheidungsprozess sollte einem Beschluss über den Umgang mit dem radioaktiven Inventar der Kraftwerke in jedem Fall vorausgehen. Das neue Endlagersuchgesetz stellt einen Anfang dar, setzt jedoch auch den mündigen und deshalb aufgeklärten Bürger voraus. Denn dieser muss die Kriterien nach denen ein geeigneter Ort für ein Endlager gesucht wird auch unbedingt nachvollziehen

können. Hier zeichnet sich das grundlegende Problem der Kernkraft ab. Erstens das Thema ist unglaublich komplex. Neben globalen wirtschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Energie und Ressourcen, ist physikalisches Grundlagenwissen von Nöten, welches uns in ganz neuen Zeitdimensionen denken lässt. Hinzu kommt das Gefahrenpotential des gesamten Themas, das die ganze Debatte mit Angst besetzt und emotionalisiert. Das alles stellt für den Bürger, der in Sachen Atomkraft normalerweise Laie ist, eine fast nicht zu erklimmende Hürde da.


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Es herrschen regelrechte Berührungsängste. Deshalb bricht das Buch „Das Kernkraftwerk – Urangewinnung, Betrieb und Endlagerung.“ mit der bis dahin vorherrschenden Debattenkultur. So lautet sein erster Auftrag: Aufklären, nicht von einer bestimmten Meinung überzeugen wollen! Aus dieser Grundhaltung haben sich verschiedene Gestaltungskriterien gebildet nach denen das Buch mit samt dem Text erstellt wurde. So wird, wie der Titel schon suggeriert die gesamte nukleare Produktionskette abgebildet. Ziel ist es dem Laien einen guten Überblick über die globalen Zusammenhänge der Kernkraft zu geben. Während der

Berichterstattung wechselt der Blickwinkel in den drei Kapiteln vor, im und nach dem Kraftwerk, stets zwischen global-ökonomischen Aspekten, den technischphysikalischen Fakten und den Risikopotentialen der einzelnen Produktionsschritten. Dabei wird keinerlei Grundwissen vorausgesetzt. Alles was an Wissen zum Nachvollziehen der Informationen nötig ist, wird mitgeliefert. Um die Diskussion aus dem meinungsneutralen Buch nicht komplett auszuklammern, haben Pround Contraargumente in Form von neonfarbenen Störern in die Gestaltung des Buches Einzug gehalten. So treten die Argumente losgelöst vom Inhalt auf und erfüllen verschiedene Aufgaben. Erstens quantifizieren die gezeigten Zitate die im Sachtext auftauchenden

Autoren. Die Benutzen Informationen lassen sich so ganz klar einem bestimmten Meinungslager zuordnen und erleichtert die Dekodierung. Zweitens bringt das nebeneinander von Pro und Contraargument den Leser automatisch in das Spannungsfeld der Diskussion. Denn beim Thema Atomkraft wird man fast immer dazu angehalten selber Stellung zu beziehen und somit eine bestimmte Meinung zu vertreten. So soll das Buch helfen diesen Meinungsbildungsprozess voran zutreiben, ohne dessen konkreten Ausgang


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vorweg zunehmen. Der Leser wird sich automatisch fragen, welchem Argument folge ich hier? Wie ist meine Meinung? Damit es zu dieser Situati-

Bühne auf der das später komplexe zu nächst einmal durch einfache Symbole dargestellt wird. Durch den schrittweisen Aufbau der Bilder wird der Leser

„So werden wir weiterhin mit den strahlenden Hinterlassenschaften zu tun haben.“ Anna-Maria Süß on auch wirklich zu Stande kommt, müssen zuvor etwaige Hemmschwellen und Berührungsängste abgebaut werden. Um den Laien auch wirklich ins Boot holen zu können, wird jedes Kapitel spielerisch eingeleitet. Durch verkürzte Seiten bildet sich eine

langsam aber sicher an den Inhalt herangeführt. Für eine übergreifende Gestaltung des gesamten Buches wurde auf eine zweidimensionale Darstellungsweise in den Atomfarben Gelb und Schwarz zurückgegriffen. Auf diese Weise konnten sowohl Landschaften, technische Einrichtungen, als auch physikalische Modelle illustriert werden. Somit konnte die zentrale Rolle der grafischen Darstellungen erfüllt werden.



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