Weltbote Extra 3 - Magiertreffen von Silur - WBX3

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Bannkreis zur Beschwรถrung Gohguns



Schwarze Magie und Finsternis Eine Abhandlung von Shinaya von Arganthûr, Erste Elrhadyni Rhyandis Einleitung In vielen Berichten über Aktivitäten sogenannter "dunkler Mächte" wird "Schwarze Magie" erwähnt. Meist machen die Autoren derartiger Berichte nicht den Versuch, zu erklären, was sie eigentlich damit meinen. Der angsteinfößende Terminus "Schwarze Magie" wird als Symbol aller schrecklichen und damit abzulehnenden Dinge benutzt, die die Autoren ins Dunkel der Ablehnung drängen wollen. Auf diese Weise werden viele gute magische Werkzeuge in die Finsternis abgeschoben, die - auch zum Kampf gegen dieselbe besonders gut geeignet wären. Diese Schrift unternimmt den Versuch, den Begriff der Schwarzen Magie ein und für allemal auf die Füße zu stellen, um die Wirklichkeit von den Brandreden und der Propaganda mancher fanatischen Lichtmächte zu unterscheiden. Dieselben werden sich natürlich fragen, wie wir, als Magier, die schon oft gegen Dunkle Mächte gekämpft haben, und die Absicht haben, das auch weiterhin zu tun, uns, wie sie es wahrnehmen werden, "gegen sie" stellen können. Die Antwort ist einfach: Alles, was das Licht in die Dunkelheit abschiebt, wird zum Eigentum der Dunkelheit und stärkt ihre Macht. Je mehr Priester gegen Häretiker und andere Religionen wettern, je mehr Dinge von Religionen als "Sünde" gebrandmarkt werden, je mehr Dinge der individuellen Entscheidung entzogen und einfach "verboten" werden, je mehr Magier sich deshalb selbst einengen durch eine falschverstandene lichte Einstellung, um so mehr wird die Finsternis an Macht gewinnen. Sie übernimmt mit Freuden all diejenigen Machtmittel, die von der Lichtwelt abgelehnt werden, denn das ist ihr Wesen: das Andere, das Unterdrückte, die Rebellion gegen jegliche Einschränkungen. Andererseits, je mehr Dinge die Weisen der Lichtwelt selbst für sich einnehmen, und erst innerhalb des Rahmens ihrer eigenen Lehre beurteilen, ohne sie durchgängig abzulehnen, um so schwächer wird die sogenannte Finsternis, denn wir nehmen ihr das, was sie sonst uns überlegen machen würde. Man verstehe mich recht: es gibt schwarze Magie, sie ist weiter verbreitet, als man denkt, und sie ist im allgemeinen und besonders in hohen Größenordnungen etwas Schlechtes - aber sie ist nicht das, was viele sich darunter vorstellen. Agressive Magie Was vielen zuerst einfällt, wenn die Worte "Schwarze Magie" fallen, ist die Angst, von einem agressiven feindlichen Magier "verzaubert" oder anderweitig an Geist oder Körper verletzt zu werden. Ist schon einmal ein Magier allein wegen der Beschwörung eines der berüchtigten Feuerbälle als Schwarzmagier bezeichnet worden? Ich glaube nicht. An der Agressivität allein kann es also nicht liegen.


Natürlich spricht die massenhafte Anwendung von Feuerbällen oder Bezauberungen nicht gerade für die Ethik des jeweiligen Magiers, doch ich nehme nicht an, daß Feuerbälle den Priestern des Zamnait fremd sind, oder Bezauberungen den Priesterinnen der Jani. Beide dürften wohl kaum als Beispiele für sogenannte "dunkle" Religionen herhalten. Solche Zauber werden von Magiern und Priestern aller möglichen Art im Kampf und in der Diplomatie benutzt, und der Ruch des Verbotenen und zutiefst Angsteinflößenden, den der Begriff "Schwarze Magie" ausstrahlt, ist mit Agressivität allein kaum zu begründen. Schwarzmagische Symbole und Zauber Hier die kurze Antwort: es gibt keine "Schwarzmagischen Symbole und Zauber". Es gibt magische Symbole, die Zauber zum Kontrollieren, Verletzen und sogar Töten in sich tragen, und es gibt Effekte aller möglichen Schulen, die durch schwarzmagische Rituale (siehe unten) genauso wie durch andere beschworen werden können. Und schließlich gibt es auch magische Effekte, die so viel Energie brauchen, daß die Versuchung, dafür eines der vergleichsweise leichten "schwarzen" Rituale zu benutzen, ziemlich groß ist. Aber all das ist nicht inhärent "schwarz". Es gibt eine einzige Klasse von Effekten, die man mit einigem Recht als "schwarz" bezeichnen kann: das sind solche, bei denen das Element der Benutzung von Lebensformen als unfreiwillige Energiereserve ein wesentliches Element nicht nur des Rituals, sondern auch des Effekts ist. Selbst hierbei ist die Frage, ob es diese überhaupt gibt. Als Beispiel sei der berüchtigte Deddeth-Zauber erwähnt: es besteht kein Zweifel daran, daß die unfreiwilligen Menschenopfer aus dem Ritual ein schwarzmagisches machen, und die Auswirkungen sind zweifellos besonders schädlich für Pflanzen, Tiere und Menschen. Doch sie sind nützlich für die anderen Lebensformen, die entstehen. Sogenannte "Monster" heißen nur so, weil sie für die menschliche Bevölkerung besonders schädlich oder furchterregend sind - mit schwarzer Magie hat dieser Aspekt nichts zu tun. Auch hier gilt, daß die Auswirkungen selbstverständlich mit gutem Recht von menschlichen Magiern und Priestern bekämpft werden, doch als Begründung für die besondere Qualität, die "schwarzer Magie" zugemessen wird, sind die Auswirkungen allein nicht ausreichend. Des weiteren stellt sich die Frage, ob ein Effekt mit solchen Auswirkungen auch unter Vermeidung der unfreiwilligen Menschenopfer zu erzielen wäre. Erst wenn die magische Theorie zu dem Ergebnis kommt, daß das nicht der Fall ist, könnte der Deddeth-Zauber mit Recht als schwarzmagischer Zauber bezeichnet werden. Die berüchtigte Nekromantie Ist Nekromantie Schwarze Magie? Greift Nekromantie in göttliche Sphären ein? Die Priester sagen ja, die magische Theorie sagt nein. Die Animation von Körpern, aus denen jedes echte Leben verschwunden ist, durch magische Energie eines Nekromanten hat aus der Sicht der magischen Theorie nichts, aber auch gar nichts mit einem Eingriff in das Reich der Toten zu tun. Man könnte sogar argumentieren,


die magische Kontrolle von lebenden Tieren oder Pflanzen - von Menschen einmal ganz zu schweigen - sei ethisch verwerflicher als Nekromantie, und die Priester würden sich schwertun, das zu widerlegen, ohne auf unbegründete Befehle der Götter zurückzugreifen. Und Befehle befolge ich grundsätzlich nicht - ob die von Göttern, Menschen, Dämonen oder wem auch immer. Jedenfalls ist Nekromantie ein gutes Stück weiter entfernt von "Schwarzer Magie" als der oben erwähnte Deddeth-Zauber. Das Verbot der Nekromantie fällt aus meiner Sicht in den Bereich "Religiös motivierte Willkür". Man hält sich daran, denn etwas anderes ist ungesund, und so wichtig ist das Thema Nekromantie für uns Magier nun wirklich nicht. Dennoch: göttliche Willkür ist unter Magiern nicht gern gesehen. Ich glaube kaum, daß es viel mehr Nekromanten gäbe, wenn das Verbot verschwinden würde. Ich jedenfalls würde nicht damit anfangen. Es besteht allerdings eine gewisse Versuchung, solange das Verbot noch besteht... nur als ein Zeichen. Natürlich muß man sich trotzdem fragen, ob die Nekromanten geistig noch ganz gesund sind - die Ergebnisse ihrer Bemühungen sind im Normalfall derart abstoßend, und dazu wenig effektiv, daß nur wenig dafür spricht. Eigentlich gibt es keinen Grund dafür, ein Nekromant zu werden - außer, daß es verboten ist! Echte Schwarze Magie: schwarzmagische Rituale Was bleibt nun, mag man sich fragen. Leider eine ganze Menge. Im Gegensatz zu weitverbreiteten Meinungen liegt der Unterschied zwischen Schwarzer Magie und anderer nicht im Ergebnis und nicht einmal in der Absicht, sondern in der Art eines Rituals. Nur alluviele Magier benutzen Lebewesen als unfreiwillige Quelle magischer Energie oder als Quelle magischer Komponenten. Selbst wenn es sich nur um eine zerteilte Spinne handelt oder ein Blatt eines Baumes - wenn Leben zerstört wird, um Energie oder Komponenten zu gewinnen, und der Gabe nicht zugestimmt wurde, handelt es sich um Schwarze Magie. Die verwendeten Beispiele zeigen, daß dies eine Einschränkung ist, die wesentlich weiter reicht als viele das normalerweise annehmen. Um Schwarze Magie zu vermeiden, muß der Magier entweder Rituale entwickeln, die ohne die Zerstörung von Leben im Ritual auskommen, oder sich diejenigen Wesen zum Freund machen, die ihm freiwillig etwas Energie abgeben würden. Ein einzelnes Blatt ist kein großer Verlust für einen Baum. Kleine Gegenleistungen oder auch nur eine freundliche Bitte können hier viel ausmachen. Das ist übrigens nicht ausschließlich eine ethische Frage: freiwillige Gaben sind um vieles effektiver als unfreiwillige. Deshalb wenden viele Magier sehr viel Zeit auf bei der Suche nach ihren Komponenten. Wer nun kann mit Recht als ein Schwarzmagier bezeichnet werden? Ich denke, fast jeder Magier hat in seinem Leben schon einmal schwarzmagisch gearbeitet im beschriebenen Sinn, und ist deshalb nicht gleich ein Schwarzmagier. In seltenen Fällen läßt sich das auch nicht ganz vermeiden - schließlich töten Menschen auch, um zu Essen, und niemand nennt sie abgrundtief böse deswegen. Wer aber immer das tut, muß sich fragen, ob er es vor sich selbst verantworten kann. Der entscheidende Unterschied liegt in der Einstellung: Der echte Schwarzmagier stellt sich diese Fragen nicht - er tut es einfach! Der Schwarzmagier meint, es sei nicht von Belang,


welches Leben und wieviel davon er für seine Magie zerstört, außer vielleicht, daß er sich damit in seiner Umgebung unbeliebt macht. Der Schwarzmagier ist blind für die Konsquenzen seiner schwarzen Magie für sich selbst - nicht zufällig gibt es einige, die die Grenze des Wahnsinns bereits überschritten haben. Auswirkungen schwarzer Magie Die Benutzung von Magie als Waffe unterscheidet sich in der mystischen Signifikanz nicht von der Benutzung eines Schwerts als Waffe - im ganzen gesehen eine bedauerliche Notwendigkeit, aber kein Grund für ewige Verdammnis, auch nicht für die, die an so etwas glauben. Wer aber Wesen ohne ihre Zustimmung beschädigt oder zerstört, als Mittel, um seine Magie zu bewirken, unterscheidet sich in nichts von demjenigen, der Menschenblut zum Härten eines neu geschmiedeten Schwerts benutzt. Und natürlich hat das einen Einfluß darauf, wie sich ein Zauber hinterher auswirkt. Besonders bei Gegenständen gilt, daß der Wunsch nach Vergeltung des Frevels weiterhin darin gebunden bleibt. Ein solcher Zauber wird jede Gelegenheit nutzen, zu seinem Erzeuger zurückzukehren und sich an ihm zu rächen. Irgendwann kommt schwarze Magie immer zurück, niemand entkommt der Aufrechnung. Das ist nicht der Wille der Götter, sondern ein magisches Gesetz - und auch der Grund dafür, daß diejenigen Magier, die die Konsequenzen sehen und akzeptieren, sehr vorsichtig sind mit ihren möglichen Rechtfertigungen, denn die Konsequenzen kommen unabhängig von der Einstellung und Rechtfertigung. Es gibt keine Vergebung - die Konsequenzen müssen getragen werden. Schwarzmagische Bücher Es ist eine bedauerliche Tatsache, daß Energie durch schwarze Magie nur allzuleicht zu gewinnen ist. Es bedarf zwar weit mehr an Energie, aber viel weniger an Disziplin und einer gehörigen Portion Ignoranz, um etwas schwarzmagisch zu bewirken. Viele Magieschüler machen diesbezüglich einmal einen Fehler, aber die meisten sind geheilt, wenn sie hinterher drei Wochen lang von Alpträumen heimgesucht werden und nicht schlafen können. Die schwarzmagischen Rituale, die in diesen Fällen benutzt werden, sind meist intuitiv erfunden und nicht sonderlich effektiv. Die langjährigen Schwarzmagier hingegen arbeiten viel an der Verbesserung ihrer ungesunden Praktiken, und schreiben sie nieder oder sammeln sie in einem mystischen Gefäß wie andere Magier auch. An der Schrift selbst ist meist nichts "schwarzes", es sei denn, es handelt sich um eine besondere Schrift, die schon so lange ausschließlich für diese Zwecke benutzt wurde, daß sie fast unwiderruflich befleckt und verdorben ist. Aber der wesentliche Inhalt sind die Rituale, häufig in langjährigen Versuchen (ich gebe lieber keine Details) verfeinert und mit den grobschlächtigen Konstruktionen irregeleiteter Lehrlinge keinesfalls zu vergleichen. Wer einmal so etwas gelesen hat, weiß wovon ich spreche. Was bleibt, sind vielleicht ein paar Worte über die berühmten Bücher der schwarzen Magie, die von den Göttern der niederen Welten und von Dämonen so begehrt sind, das Buch der Alpträume etwa. Über große Teile der Inhalte kann man nur spekulieren


- zum Glück - aber in den meisten der Splitter und Kapitel dürften schwarzmagische Rituale stehen, von denen die meisten zu Effekten führen, die anders auch zu verwirklichen sind. Eine Ausnahme bilden dabei diejenigen Zauber, die mit einigem Recht als "schwarzmagische Zauber" gelten (siehe oben), von denen die meisten, denke ich, zum Glück niemand kennt. Es stellt sich trotzdem die Frage, ob es für uns andere, die die Schwarze Magie eher bekämpfen als selbst betreiben, nicht dennoch nützlich wäre, um dieses Wissen zu verfügen. Wissen allein verdirbt nicht, und das, um das man weiß, kann man besser bekämpfen. Dies nur als Anregung, den Theorien der Schwarzen Magie nicht völlig aus dem Wege zu gehen.


Möglichkeiten der magischen Zeitbeeinflussung Vortrag beim Magiertreffen auf Silur von Almurdin, Magier der Zeit, Wu-Ya-Shan Langsam geht Almurdin von seinem Sitz zum Podium. Sein Äußeres ist das eines alten Mannes, doch abgesehen von einem leichten Zittern der Hände schienen keinerlei körperlichen Leiden ihn zu plagen, seine rund hundertsechzig Zentimeter lange Gestalt trug er aufrecht. Sein ehemals schwarzes, kurzgelocktes Haar ist nun ebenso wie der wallende Bart steingrau und wird von einem Stirnreif zurückgehalten in dem das Zeichen für Unendlichkeit graviert wurde. Almurdin trägt eine gegürtete Magierrobe aus wu-ya-shanischen Leinen in der natürlichen hellbraunen Farbe, darüber einen roten Umhang, verziert mit einem schwarzen Raben in einer strahlenden gelben Sonne. Seinen Vortrag hält er aus dem Gedächtnis, nur gelegentlich schaut er auf seine Papyrusblätter, wobei man bemerkt, daß es mit seinen Augen nicht mehr zum Besten steht. Geehrte Kollegen, seit vielen Jahren widme ich mein Leben der Zeit und der magischen Beeinflussung derselben. Heute möchte ich erstmals die Ergebnisse meiner Forschungen vorstellen und zur Diskussion anbieten. Zeit, was ist das eigentlich? Ist Zeit nur eine Folge von Augenblicken durch deren Reihenfolge ein Vorher und Nachher definiert wird oder ist Zeit ein unabhängig vorhandenes Etwas? Der Mensch kann die Zeit nur in begrenzten Rahmen und recht ungenau wahrnehmen. Es ist uns unmöglich aus uns selbst heraus einen Zeitpunkt festzustellen, nur das Vergehen der Zeit ist für uns erfahrbar. Doch auch dies gelingt nur höchst unvollkommen, je nach den Umständen scheint die Zeit „stillzustehen“ oder aber „wie im Fluge“ zu vergehen. Allein die Benutzung unabhängiger Messmethoden, oft durch Beobachtung periodischer Vorgänge, gelingt uns eine objektive Wahrnehmung des Vergehens der Zeit. Aus der Geschichte sind mehrere glaubhafte Zeitphänomene bekannt. In der Legende vom Kometensohn heißt es, der Held Mythor nutzte den Helm der Gerechten, ein vom Lichtboten geschaffenes magisches Artefakt, um wichtige Ereignisse der fernen Vergangenheit aus der Sicht eines damals lebenden Menschen zu beobachten. An andere Stelle wird berichtet wie der Barbar Nottr mit mehreren Gefährten durch ein magisches Tor in eine fremde Welt gelangte. Nach ihrer Rückkehr stellten sie fest, daß die Zeit in der anderen Welt anders verstrich als in der unseren. Später gelangte der Kometensohn in die selbe Welt und traf den Wolfssohn Xatan, den späteren Darkon. Nach seiner Rückkehr wurde Mythor offenbart, daß er sich am Ende der Zeit befunden habe, wo die Götter die Entscheidung zwischen Licht und Finsternis austrugen, die jedoch unentschieden blieb und daher in die Gegenwart verlagert werden solle. Die Frage warum die Zeit in der Zukunft schneller verlaufen soll als in der Gegenwart beantwortet die Legende jedoch nicht. Dagegen scheint mir der Bericht, in dem der Kometensohn auf dem Zeitstrom reist, eher ins Reich der Legende zugehören, denn mir die Zeit als real existierenden Fluß vorzustellen ist absurd. Eine andere Legende berichtet aus dem Dunklen Zeitalter vom Kampf gegen den mächtigen Großherzog der Schatten DUL. Dieser hielt nach seiner Niederlage die Helden des Lichts durch ein Gespräch hin, währenddessen er die Zeit manipulierte, wodurch für die Helden nur Augenblicke verstrichen, wogegen außerhalb der Halle Jahrhunderte vergingen. Der umstrittenste Aspekt der Zeitmagie ist die körperliche Versetzung durch die Zeit, die Zeitreise.


Dazu bedarf es eine Theorie über den Ablauf der Zeit in unserer Welt. Durch meine Forschungen gelangte ich an drei dieser Theorien, die gut genug durchdacht scheinen, um nicht vom gesunden Menschenverstand von vornherein als unmöglich zu erscheinen. Das erstaunliche an diesen Theorien ist, daß sie zwar die Zeitreise nicht generell unmöglich erscheinen lassen, doch ihr jeglichen Sinn nehmen. Die erste dieser Theorien wird zumeist von religiösen Gruppierungen vertreten, nicht so sehr von freidenkenden Magiern. Nach dieser Theorie ist das Schicksal jedes Individuums vorherbestimmt und in Puras Schickalsrad festgelegt. Die Geschichte der Welt ist dann mehr oder weniger unveränderbar und selbst potentielle Zeitreisen wären „eingeplant“. Laut der zweiten Theorie ist die Zeit ein streng linearer Vorgang, die Zukunft existiert noch nicht, sondern wird immer von der Gegenwart aus geschaffen, welche dadurch zur Vergangenheit wird. Eine Reise durch die Zeit wäre hier nur in die Vergangenheit möglich. Da durch eine solche Reise aber zweifellos die Vergangenheit beeinflußt wird, erschafft der Zeitfahrer eine neue Gegenwart, die eine neue Zukunft gebärt. In der Theorie reist man auf dem Zeitstrang zurück und löst ihn damit auf, die bekannte Welt hört auf zu existieren oder hat gar nie existiert. Als drittes gibt es die Theorie von den unendlichen Parallelwelten. Von einer Gegenwart aus gibt es unzählbare mögliche Zukünfte. Nach dieser Theorie wird nicht eine einzige ausgewählt, nein, alle diese Zukünfte werden wahr, jede in einem eigenen Universum. All diese Universen existieren nebeneinander und gleichzeitig. Eine Reise in der Zeit zurück ermöglicht zwar eine neue mögliche Zukunft, aber die eigene Gegenwart verändert sich nicht. Dies erkennend wandte ich meine Forschung ab von den wenig lohnenden aber nicht ungefährlichen Möglichkeiten der Zeitreise und widmete mich der Beeinflussung unser eigenen Zeit. Dabei experimentierte ich zunächst mit einem magischen Effekt, welchen ich bereits bei den Zeitreiseexperimenten entdeckte, aber zunächst zurückstellte, da er eine Sackgasse zu sein schien. Doch da er das „normale“ Zeitgefüge nicht zu stören schien, griff ich auf ihn zurück. Für den Zuschauer erscheint dieser Effekt oft wie ein simple Teleportation, die wie der Kollege aus Silur erörterte einen Ortswechsel in Nullzeit erlaubt. Viele von euch werden sich auf diese Weise von meinem Standort aus mehrere Schritte nach links versetzen können ohne auch nur eine Sekunde zu benötigen. Den Unterschied zu meinem neuerforschten Effekt werde ich euch an Hand dieser Sanduhr demonstrieren. In diesem Augenblick stehe ich hier und drehe die Sanduhr um ... im nächsten stehe ich nun zehn Schritte entfernt und der Sand der Uhr ist zu einem unerwartet großen Teil in das untere Glas gerieselt. Ihr werdet das Phänomen sicher erkannt haben, während ich mich von dort nach hier versetzte ist für mich Zeit vergangen, nicht aber für euch, jawohl verehrte Kollegen, ich bin nicht teleportiert, ich bin gegangen! Wenn ich mich außerhalb der normalen Zeit versetzte, bleibt diese aus meiner Sicht scheinbar stehen oder wird zumindest so weit verlangsamt, daß der Unterschied nicht erkennbar ist. Ich kann mich frei bewegen und alle Gegenstände manipulieren, die ich mit aus der Zeit genommen habe. Alles andere dagegen ist für mich völlig unbeeinflußbar, zum Beispiel wäre es völlig unmöglich eine Tür zu öffnen, etwas zu essen oder jemanden einen Dolch ins Herz zu stoßen. Während ich jedoch unter Umständen die Tür und die Nahrung bei etwas Geschick noch mit außer Zeit setzen kann, scheint dies bei unwilligen Personen nicht möglich. Eine andere Grenze in der Ausübung dieses Effektes, den ich hiermit Almurdins Phantastischen Zeitstop taufen möchte, ist die Zeit selbst, die hierbei nicht nur als Ziel des Zaubers fungiert, sondern auch als Komponente. Ihr werdet verstehen was ich meine, wenn ich euch mein Alter mitteile. Ich stehe hier als alter Mann vor euch, doch wurde ich erst vor vierundvierzig Jahren von meiner Mutter geboren. So paradox es sich anhören mag, außerhalb der Zeit vergeht die Zeit anders als gewohnt, nicht linear wie für uns jederzeit erfahrbar, sondern exponentiell schneller je länger man sich außer Zeit setzt. Sekunden scheinen keinerlei Effekt zu haben, Minuten führen bereits zu großen Hunger sowie leichtem Wachstum der Haare und Nägel, in Stunden verliert man Jahre, an einem Tag ein ganzes Leben.


Nachdem ich dies bemerkte nutzte ich Hornaffen für weitere Experimente, doch lieferten sie nicht auf alles Antworten und so verlor ich Jahr um Jahr. Als Warnung für alle muß ich auch vom bedauerlichen Unfall eines Schülers erzählen, der sich auf der Flucht vor einer Strafe in einer Besenkammer versteckte und sich zudem noch außer Zeit versetzte. Ich kann nur vermuten, daß er dort außerhalb der Zeit einschlief oder die Formel zu Rückkehr vergaß, denn am nächsten Tag fanden wir ihn als uralten Greis, den erst der Tod wieder zu uns zurückgebracht hatte. Der Zerfall läßt sich verlangsamen indem man Unmengen an Nahrung zuführt, doch schließlich kann man gar nicht mehr schnell genug kauen, um die Alterung aufzuhalten. Körperliche Leiden halten sich dabei in Grenzen, da zum Beispiel kein Verschleiß der Knochen durch Überbeanspruchung auftritt. Eine sehr extreme Wirkung scheint übermäßiges sich außer Zeit versetzen dagegen auf das Nervensystem zu haben. Die Augen werden schlechter, die Kontrolle des Körpers wird schwieriger und einige Gehirnfunktionen lassen deutlich nach. Nun möchte ich noch ein paar Worte zu meinen aktuellen Forschungen sagen. Da diese noch nicht sehr weit fortgeschritten sind, möchte ich hier nur meine Zielsetzung darlegen. Das erste angepeilte Ziel ist ein Effekt, den ich Almurdins Statischer Zeitblick nennen möchte. Mit Hilfe dieses Zaubers werde ich in die Vergangenheit des Ortes schauen können, an dem ich mich gerade aufhalte. Die Reichweite in die Vergangenheit und der tatsächlich Sichtbereich werden zunächst noch gering sein, sollten sich aber mit zunehmender Meisterschaft steigern lassen. Besonders geeignet scheint dieser Effekt zur Aufklärung von Verbrechen, denn ein Magier kann bei Kenntnis von Ort und Zeit der Tat, dieser einfach zuschauen. Vom Prinzip her soll dieser Zauber genauso gehandhabt werden wie der bekannte Effekt Weitsicht nur geht die Sicht in eine völlig neue Richtung und bedarf daher andere Komponenten. Durch Kombination von Almurdins Statischen Zeitblick mit Zaubern wie Peilen hoffe ich in fernerer Zukunft Almurdins Dynamischen Zeitblick entwickeln zu können, der dann die Beobachtung jeglichen Ortes zur jeglichem Zeitpunkt ermöglichen soll. Der Zaubernde bedarf hierzu jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine ähnlich gute Kenntnis des zu beobachtenden Ortes wie bei einem Teleport, so das die Wirkung eingeschränkt bleibt.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Geschichte eines Gegenstandes zu verfolgen, wobei allerdings als zusätzliche Steigerung des Effektes eine Zeitraffung bei der Beobachtung wünschenswert wäre.



Rathulor ar Markum - Personen – Schamane Wichtiger Schamane im Ophis Karcanons, der aus Ligurien stammt, aber für das gemeinsame Konstrukt Midligur, nicht für das heimische Ligurien, seine Energie einsetzte. Seinen letzten bekannten Auftritt hatte er im Dachsmond Tischri des Jahres 417 nP beim Magiertreffen von Silur. Ein Geistwesen nahm ihn dort mit sich, damit er lerne und der beste Schamane der ganzen Welt (oder beider Welten - der körperlichen und der Geistwelt) werden könnte. Karcanon Ligurien Rathulor ar Markum WBX3/6-7








(Mehr WBX3? Dafür müsste man es wohl kaufen... ) WGW


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