Pressestimmen "LoveAffairs", Deutsche Oper Berlin, 20.-27.06.2014

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Zufall Liebe Affairs" in 'Lcrve der i)er-rtschen Oper Marcel Reich-Ranicki hat einmal gesagt, da\s es nur ein Thema gebe. bei dem scin Texthonorar steige, je kürzer der Bericht ausfallen solle; beim Thema Liebe. Das innigste Geluhl ist nicht knapp in Worte zu lassen. Oder doch? Daher nähern sich die zwei jungcn Künstler Birke J. Bertelsmeier und Dariusz Przybylski bci der Uraufführung von ,,Love Affairs., in der Tischlcrei der Deutschen Oper aus gutcm Grund mit überzeichneten pcrspektiven. Da kann man nichts falsch machen. Bei den experimentellen Auftragswerken handelt es sich um ,,Liebesszenarren mit Musik", schrillen Neukompositionen, in dönen der ganze Saal als Spielund Liebesraum genutzt wird. Die Musiker stehen auf Podesten, das publikum muss auf Sitzkisse[ oder Kartons platz nehmen. Bertclsmeier verschanzt sich dabei in absträkten F-antasien. Die beidcn eindrucksvollen Stücke,,el'terelle', und

..Nachtigall reilen Rauchsäulen. 5piege. lungen und Videoprojektionen bizarr aneinander. ohne sich liir Sinn zu inreressicren. Odcr es taucht plötzlich eine weiße, schaukelnde Nachtigall auf, gesungen von Cideon Poppe, die das größte Thema der Oper mit atonalen Brechungen ad absurdum führt. Hier zeigt sich die Natur der Liebe bestechend nebulös und wider-

sprüchlich-

Bei Przybylski das krasse Gegenteil: Dcr Pole lässt seine Sänger in pompöse Kostüme kleiden, verballhornt seine Liebespaare aufkongeniale Weise und feiert

- crua in - mit urkomischen, messerscharfen Pointen. fra erdcn Ausverkauf des Kilschs dem Stück ,,Musical Land"

schießt der Zwölfton-Guru Anton Schön-

berg die Musical-Größe Evita oder die Stepptanz-Stars Ginger und Fred, um seine unspielbaren katofonischen Opern zu verteidigen. In dem Stück ,,1äll" wiederum wird dcr Liebesbegriff zaghrfr gerettet, durch ein Gedicht der polnischen Poetin und Nobelpreisträgerin Wieslawa Szymborska.

Die fantastischen Musiker der Deutschen Oper. der Kinderchor, die Singer Bini Lee und Jörg Schörner präsentreren

ihre Tonfolgen in unerklärlichen Zufallsketren. Nichts passt zusammen. Warum auch? Das ist dann so unverständlich und schön und groß und atemberaubend, wie die Liebe selbst sein kann. Oder nicht? ..Denn icder Anfang ist Fortsetzunt rrur. und das Buch der Ereignisse isr sters in der Mitte aufgeschlagen." Toirlesz Kuzu,srowrcz

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Quclle: Irttp://u,u'w.deropemfreund.de/ber.lin-deutsche-opcr-6.htm I 23.06.2011

LOVEAFFAIRS r.JA 20.6.2014

Liebe aller Arten

Wic in den letzten Jahren dank der 1ür Experimente geeignetcn 'l'ischlerei häulig, gibt die Deulsche Oper Berlin auch in dieser Saison jungen l'hcatcrschall'enden die Möglichkeit. mit Hill'e der Dramaturgie, l cchnik und von Orchester- und Chormitgliedern eigene Projekte zu veru,'irklichen. Diesmal handelt es sich um vier Szenen zum l'hcma "Lovea[]äirs", ein gemeinsames Sujet, das unterschicdlicher nicht hätte umgesetzt werden können als in den ie zwei Szenen der Komponistin Birke.l. Bertelsmeier und des Komponisten !)ariusz Przvbvlski.

Das von Oscar Wilde ironisch verfremdete Märchen von der Nachtigall, die mit ihren, Blut cine Rosc rot llirbt, dan.rit ein Liebender seinem Mädchen das begehrte Geschenk bringen kann, bildet dcn Hintcrgrund zu Beftelsmeiers "Nachtigall", deren Szenerie der Zuschauer bcreits beim Bctreten des Saals ansichtig wird. Die einem zahlreichen Publikum Platz bietende 'fribüne nurde abgeräumt, um einen Riesenspielraum zu schaf'fen, während dic Zuscliauer sich an einer Seite auf Kissen und Papphockern postieren, Technik und den Or1 r.vechselnde Orchester die anderen Seiten besetzen. lnder Mitte befindet sich eine Schaukcl. aufder eine An Prinz. so legl es das Kostüm nahe, von einem Ballerinenpaar (Mimi Jeone. Javicr Carranza Uribe) sanft gewiegt wird, dazu klingt rninimalistische Hintergrundmusik. Ein Solistenquartet von drei Damen und einem IIerrn (Alexandra Schulz. Kalarina Bradic. Ronnita Miller und Jörg Schörner) in schwarzen Mantillas begleitet das Geschchcn mit Gesang. Der "Prinz" entpuppt sich im Verlaufdes Geschehens als die Nacht.igall, die von


Gideon Poppe mit angenehmem Bariton gesungen , von der Regie Nina Dudeks cin wenig zu sehr durch den Raum gehetzt wird. Viel Phantasie hat bereits hier Lars Unger, der für dic Bühne verantwortlich ist, bewicscn, so mit dem vorzüglichen Kontrabass Clrristoph Anacker, der u'ie ein Baum aus einer Wurzel zu entwachsen scheint oder dem ebenso tüchtigen Saxolbnisten Detlev Ilensmann mit romantischem Zylinder. Mal raunend, r:ruschend. mal etwas an l-igeti gemahnend ist die Musik, mal kommenticrend, mal dic Handluns mitbestimmend das l änzemaar.

Die Komponislin ist auch für die dritte Szene. als "Oper" bezeichnet. mit dem Titel "Querelle" verantwortlich. Es handelt sich um eine Ablblge von Sex- und Gewaltszenen nach Motiven von.lean Genet um den so verführerischen rvie verbrecherischen Matrosen ()ucrelle, dcr von Frauen wie Männern begehrt r.ird, die allesamt von Frauen gespielt werden. E,s gibt in der Regie von Tilman Hecker eine dreifäche Handlung, denn außer aul'der Bühne kann man auch aufzwei Videowänden. die manchmal Spiegel zu sein scheinen, rechts und links von der Bühne sehen, was der zwielichtige Matrose treibt. Die Szene wirkt elegant, erotisch, dekadent, dic Kostüme von Beldn Montoliü (auch für die anderen drei Szenen zuständig und stets viel Phantasie beweisend) passen bestens dazu, auch niit den für die durch."veg weiblichen Darslellern besonders u,itzigen Penisbeuteln, einem silbernen darzu t-ür dic Titelfigur. Die Musik entwickelt sich aus einem an- und abschwellenden Raunen, das Schifl-erklavier kennzeichnet die Atmosphäre ebenso wie die Orgel. Aus dern kleinen Ensemble ragt Katarina Bradic als Seblon mit schönem, farbig-schlankem IVlezzosopran hervor. lst man zunächst von der Stimmung des Werks fasziniert, so beginnt man sich nach einiger Zeit zu langweilen, wird die Spannung. die dem Werk zunächst inne zu wohnen scheint. nicht durch eehalten.


Szene 2 und 4 stammen von Dariusz Przybylski, dcssen "Musical Land" mit dem überordneten Thema u'enigcr zu tun hat. Drei Musical-Figuren, Maria aus der -l'rapp1ämihe. Annie mit der Gun und Evita, überleben den Untergang der Musical-Welt (im IIintergrund tanzer auch noch Ginger und Fred) und streiten sich darüber, ob das Leben allcin oder zu zrveit besser sei. Sie beschießen, den Dirigcnteri zu ermorden, lasscn sich jcdoch von Arnold Schönberg (wunderbar komödiantisch Jörs Schömcr) dazu übcrreden, ihr Leben wie das in einem Musical zu leben. In diescr Szcne wird ein großcr Aufwand an optischen Rcizcn geboten. die die Szene eher erschlagcn, als sie zu bclcbcn. Christina Sidak (Annie), Laila Salome Fisher (Evita) und Alexandra Hutton (Maria) gcbcn sich alle Mühe, ihre Figuren lebendig werden zu lassen. dcr Kinderchor unter Christian Lindhorst ist phantastisch, wirc auch in dcr Regie von Felix Seiler gut eingesetzt, aber die musikalische Substanz ihrer Rollen lässt ihnen nicht gcnug Möglichkeiten, sich ins Gedächtnis des Zuhörers eir'zugraben,

"Zufallsoper" nennl sich das zweile Werk des polnischen Komponisten auf 'fexte von Uldis Berzins und Wislawa Szymborska. zu dessen Beginn mit Hilfe des Zufallsgenerators die Zuschauer bestimmen, in welcher Reihenfblge die Nummern gespielt werden. Zn'ei sehr anspruchsvolle. Virtuositä1 erfordemde Rollen sind mit Königin Fortuna (hirhensicher Binr Lcc) und Königin Scientia (irrwitzig die Register und Intervalle durchmesse,nd Jörs Schörner) komponicrt rvorden. beide enden, nachdem sie sich die Stimmbänder ll'und gesungen haben. im Müllcontainer. Die größte Bew'underung muss man den beiden Dirigenten Martin Nagashirna Toft und dem 1ür die Sänger aul'Moniloren agierenden Mitdirigenten Ilolser Reinhardt zcllen, dic mit nre nachlassender Aulmerksamkeit und Einfühlsamkeit für das Gelingen des Abends verantrvortlich r.varen.

Vier Spielarten der Liebc. einer stets gebrochcncn, sich selbst ad absurdum l'ührenden. dcren '[ Vergleich mit der von l3utterfly oder osca allerdings ver\\'egen erscheint. clie aberjede 1ür


sich originell und optisch sehr professionell umgesetzt wurde. konnte man an diesem Abend zur Kenntnis nehmen, dazu eine mehr untcrmalende, kommentierende, nie clie Nerven strapaziercnde, durch die jeweilige Wahl der dominierenden Instrumcnte or:iginelle Musik S채nger mit Miniports im Gesicht bleiben f체r viele Opernbesucher jedoch ein Argernis. aucl.r wenn sie immer mehr 체blich werden. 21 .6.2014

Ingrid

Lf anja

Fotos 'l'homas Aurin


orloveAffairs" mit Synchronfilm-Handlungen und Zufallsgenerator - Uraufführungen von vier Kurzopern in der Deutschen Oper Berlin

(nmz) Während cs beim derzeitigen Festival .,Inl'ektion!" dcr Staalsoper zwar neuc Musik. aber keinc szenischen lJraullührungen zu erleben gilt. gab es in der zweiten Spiclstättc der schrJg gegenüber belindlichen Dcutschen Oper llerlin, der -I'ischlerei, gleich vier höchst untcrschiedliche Opernurauflührungen an einem Abcnd. Immerhin war untcr dcn I-icbcsszenaricn von llirkc J. Bertelsmeier und [)ariusz Przvbvlski cin echter Wurl. Bcrtelsmeiers .,Querellc" nach Jean Genet. 22.06.2011- Von Petef I). Pachl

Minimal-Music-Elemente als Präludium zum Einlass im diesmal im Qucrformat bespicltcn Raum der Tischlerei, das Publikum beim Kooperationsproj ekt der Deutschen Oper n.rit dcr Deutschc Bank Stiftung, aul' Karton-Kasten und Kisscn gelagert. inmitten einer seltsam chaotischen Raumlösung von l-ars Unger. dem Einhcitsraum 1ür dic höchst unterschicdlichcn Liebesszenarien, mit diverser l)odcsterie 1ür dic divcrgierend positioniefien Orchesterfbrmationen und lür die szenischcn Aktioncn. inklusive zrvcicr Gaslalernen. Ordnung verhcißt am Boden ein Springl'eld wic bei Achrm Freyer. der auch Gast der Aul1ührung war. aber dicses lvird in kciner der Szenerien genutzt.

Birke J. Bertelsmeier: Die Nachtigall und die Rrose Bertelsmeiers erstes Musikthcater. ..Die Nachtigall und die Rose'' crwcist sir:h primär als Oratorium, eine Konzeftr'crsion des Kunstmärchens von Oscar Wilde. l]ner.uvarlct uird die Titelligur von cinem Bariton dargestellt. der die Geschichte crzählt. die in d,:r ltegie von Nina Dudek von il.rm selbst aul'ciner Schaukel und mit einem rveißen'l'anzpaar rlLumlich transportien u,ird. Spannend ist die räumliche Klanganordnung, mit vicr Stirnmen hinter denr rechts hinten disponierten Orchester. einer 1'rompetc auf dem höchstcn Punl:t der Treppe rechts hintcn und einem Saxophon links hinten auf einer Giral)'e. Spätcr bcsteigt (iideon Poppe, der Darstellcr der Nachtigall. im grauen Wams mit Pufflirmeln. eine rveitere Giralls um sich in die Luft zu erheben. Die Tänzer ziehen weilje Stotlbahnen aus seinen lirmcln und wickeln ihn darin ein. Liebesliustierl rammt sich in der im cnglischen Original gesungcnen Erzählung die Nachtigall die Dorne einer roten Rose ins Herz. Hicr cntschr,"'indet das Tanzpaar (Mimi .lcong. Javier Carranza Uribe) mit dem mehr bodenständig. denn r.vie ein nächtlicher Vogel singenden Bariton in dcni rot beleuchteten Gang zum Magazin. Dcutlich vcrsteht die Komponistin il.rr Handrverk. sie vermag lljr Stimme sanglich zu schreibenl als Individualitat dieser wenig szcnischen Komposition bleiben einige Jazzelemente in Erinncrung.


Dariusz Przybylski: Musical Land Dannjagt kreischend der Kinderchor. untermischt von ebenlälls zwei Tänzern als Gingcr und Fred. aul'die Szene. bunl und musicall.rafl kostümicrt von Belen Montoliü. In..Musical Land" geht es ums Ende dcr Welt dcs Musicals. Drei lrigurcn, Annic. mit leuchtcndem,.M" als Signet dcs Musicallandes, aber ohne Gun (oder stamnit sic aus dem..Zauberer von oz"?). Ilvita und Maria sind in der Regic von Felix Seiler mit cinem grolJem Reisckot-lbr 'ollcrsie Dollarnoten auf der Flucht. während es in der erstcn oper keine übertitu'l gab. uerclen hier im vornehntlich gesungenen lrnglisch proj iziert. Den aggressiven Trommeln im orchcster zum I'rotz, wird Dirigent Martin lJagashirra-l ofi verschleppl und verprügelt. An seincr Stelle übcmimmt Arnold Schönberg (Jörg Schörncr hat allerdings in l"igur und Maske keincrlei Ahnliehkcit mit dem Komponisten,lie musikalischc Leitung. Seine Behauptung. ,.Jedcs Kind auf dcr Straße kann mcine I 2-'l'on:melodien pleilen" r'vird vom Kinderchor (Einstudicrung: Christian Lindhorst) soglcich unter Bcncis gestelll. Das ist r.vitzig, aber nicht, u'cnn es mehrf-ach wiederholt wird. Wie in Herbert Rosendorl'ers ..Der er.vige Wagner", wo dcr unsterblicl.re Bayreuther Meistcr als lJrheber der erlblgrcichsten amerikanischen Musicals geoulel rvird. ist es hier, im Librctto von Amv Stebbens und Felix Seiler. der Erflnder der Zwölftonmusik. Die Kornposition von Dariusz Przybvlski rnischt kurzrveilig die divcrgierenden Musikstile.

Birke J. Bertelsmeier: Etüde über Macht, Sex und Mord Nach der Pause dann cine rundum gclungene Novitäl. die sich als..eine Etü,le über Macht Sex und Mord'' (Pressetext der DOB) versteht,..zrvischen Krimi. Porno und VideoInstallation". Als Chiasmus zu Jean Genets,.Zofen". dic nach dem Willen des Autors. ausschließlich von Männern dargestellt *'erden sollen. sind in Birke J. Berle lsmeiers Oper allc l{ollcn wciblich besetzt. Genets im Jahre 1947 erschiencncr, aulgrund der Schilderung homoerotischer Szenen zeitweise verbotcner Roman..Querelle de Brest" als Spielvorlagc zu rvählen. bedeutet. dic Latte hoch zu legen. Dennjcdc Dramatisierung *ird automatisch gcmcssen an Rainer Werner Fassbinders Verlilmung. Daher hat das l'eam unt Regisseur Tilman Flecker zwci gigantische Filmleinwände rechts und links in den Raum gestellt. Daraul' erlblgcn als Rückprojektion in der Gesarntlänge der Oper vorproduzicrlc Filmszcncn. die zuvor mit dcn Sängerdarstellerinnen im Ranglol,er der Deulschen Opcr Bcrlin gcdrcht rvurden. Die Filmaktionen mit den Gestalten in [,ebensgrößc laufcn u,ann inimer dies gewünscht ist in den Bewegungen erstaunlich lippensl-nchron zur Lir,'e-Al:tion ab. Die aulgespaltenc Wahrheit zeitigt verblülTcnde Wirkungen. etwa wenn die Kamera einen Schr.venk macht und der reale Sessel im Gegenzug an cinem Strick zur Seite gezogen wird. Spanncnd ist aber is1 das Auseinanderklaffen von live gespielter und lllmischer Realität. rund um dcnjungen Querelle (verführerisch im Spiel. r'erhalten im Gesang: Alexandra Hutton). der im Würf'elspiel beu'usst verlicrt um sich dann als vereinbarlen Spielpreis vom Sicgcr ..llcken" zu lassen. Dic sexuelle IJbertragbarkeit der.A.klionen zeichnct dic lnszcnicrung durch Bärte und Kotelettcn der stark dekolletierten Darstellerinnen. die sich aul'High Heels betonl sexy bewegen und das männliche Geschlecht durch glitzernd au1€esetzte Schanrkapseln betonen. Wie bci Gcnets,.Balkon" spielt die Ilandlung im Bordell - und nur dic Putlmutter MnTe. Lysiane (Ronnita Millcr) erscheint in ungebrochen üppiger Wciblichkcit. Großartig in ihrem ausgeslellten Exhibitionismus die Sängerd lrstcllcrinncn


Katarian Bradliö als Seblon, Alexandra Schulz als Nono und christina Schuld als Vic uncl als Mario.

Musikalisch wird dcr Raum gefasst durch die auf der rechten Empore platziertc Orgel. ciic im Gegensatz zum s}'nchronen, lllmisch und live dargebotencn Spiel dramaturgische Diskrepanz durch Auseinanderklaflen signalisiert. die orgcl etwa im höchstcn Diskant. das orchcsrei []läser und Streicher - gleichzeitig ir.r der Kontrabassregion. Dinc Altistin rezitierr singend (.ienets originalcn Wortlaut. der diesmal nicht übcrtitelt r.vird. Stattdessen gibt es Zg'ischentilel zur I Iandlung.

Die Tonsprache dcr Komponistin bietet $'enige Seemannsmomente - außer dem in den Gesamtklang des Orchesters integricrlen Akkordeon. Hohe Streicher korrespondieren mit dcr orgel, zunehmcnd deutlich wird dcr rhythmisch stoßendc Duktus det Musil:. dic sich aul' diesc Weise. mit repetierten Gesangsmomenten zu einer höchst artilizicllen Ileischlaf'musrk kristallisiert. Vorproduzicrte Szencn teilrvcisc auch mit bcrcits ." orproduziertem cesang in den Film-Szencn, verlangen nach exakter Synchronizität, für dic im gegen findc dichter lverdenden Paraffrnnebel ein weiterer Dirigent im Zusammenspiel zwischerr orchestcr und Sängerinnen sorg1.

Dariusz Przybylski: Fall Während die Requisite das tsühnenblut wegrvischt, ergreill Margo Zalite, die I{egisscurin der vierlen Oper das Wort und lässt dic zuftillige Reihenfolge t-ür die Zulällsopcr von Dariusz I'rzybylski ausloscn. Die zulällige Reihenfolge der komponierren Illöcke f'ür Solisten. Chor und (Jrchester sci an jedem A ufTührungsabcnd andcrs. crläutert sie.

Ein ..Fall" (so dcr'fitel dieses Musikthealers). der nrit Zut'allsgenerator das .l-cbcn als Zufäll aulTeigen rvill. Als expressiv cxzessives Dauer-Ostinato erklingt ein Duett von Königin Fortuna (Bini l-cc) und Königin Scinentia (Jörg Schörner) in Reiliöcken. Zr.rnächst an Strippen aufgehängt. u,erden diese beiden Protagonisten in Rahmen in den ebenerdigcn .Bühnenraum gelähren und befreien sich dann ihrer Rahmen Richtung, rvo sie links und rechls von der Orgel, die Jens Ilolzkamp dicsmal im Kostüm schlägt, gestenreich u,eitersingen. [)re Kinder des Kinderchors hintcr Ganzmasken, führen einen plastischen Esel auf Wagen mit sich, der aber im Spiel keinc rveitere Funktion hat. Während der Kinderchor sich zum Singen hintcr einen Gerüst-l{aumteiler drängt. werden die beiden Königinncn von (ilück und Weisheit in zwei Mülltonnen gepf'ercht gehalten. wo sie ciann an die llrdmenschen von Samuel lleckctt gemahnen. Diesn.ral sind ausschließlich die llläscr und das aggressiv zr-t Werke gchcnde Schlagu,erk auf dem linken Orchesterpodest positioniert. Ob Musik und Aklion in anderer Zulällsanordnung zwingender u,irken könnten, sei dahingestellt. Die l-ust zum crneuten I Iören brachte diese Partitur nicht. Den an diesem Abend vornehmlich aktiven, clfhierjungen Theaterschafl'enden in den Bereichen Komposition. Regie, Dirigieren, Bühnenbild, Kulturmanagetnent und Dramaturgic. ist gemein, dass sic zwei Jahre lang Stipcndiaten der..Akademie Musiktheater heule" der Deulsche l3ank Stiftung waren. Am Ilndc des Urauflührungsabends gab es viel Zuspruch r,ont Publikum und den fast komplett versammelten AIumni dieser Orgar.risation. Ll/eitere ALt/führungen. 21.,

2J., 25., 26., 27. Juni 2011.


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