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Herzlich willkommen Pater Joseph

MuchMore: Lieber Pater Joseph, herzlich willkommen in Much

Pater Joseph: Dankeschön

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MuchMore: Ist die Anrede überhaupt richtig? Oder heißt es besser Pfarrer Rayappa, oder Pfarrer Joseph?

Pater Joseph: Nein, nein, Pater Joseph ist genau richtig. Ich bin Ordensmann, deswegen sagt man zum Priester Pater und fügt den Vornamen hinzu. Mein ganzer Name lautet Joseph Rayappa. Rayappa bedeutet auf deutsch „Petrus“.

MuchMore: Pater Joseph, Sie kommen von weit her! Von wo genau?

Pater Joseph: Ich stamme aus Mysore einer Millionenstadt im Südwesten Indiens, in der Nähe von Bangalore. Dort wurde ich am 20.01.1972 geboren – ich bin also jetzt 50 Jahre alt. Meine Muttersprache ist Kannada, das sprechen etwa 50 Millionen Menschen in Indien. Außerdem spreche ich noch Hindi, englisch und jetzt natürlich auch deutsch.

MuchMore: Und haben sie noch Familie in Indien?

Pater Joseph: Ja, natürlich. Ich habe noch einen Bruder und drei Schwestern und insgesamt achtzehn Nichten und Neffen. Meine Mutter ist leider 2015 verstorben – ich lebte zu dieser Zeit bereits in Köln. Aber mein Vater lebt noch, er ist

Herzlich willkommen Pater Joseph! – Ein Interview mit unserem neuen Pfarrvikar

jetzt 87 Jahre alt und ich konnte ihn und die ganze Familie vor wenigen Wochen noch besuchen.

MuchMore: Sie sagten eben, dass sie Ordensmann sind, welchem Orden gehören sie an?

Pater Joseph: Den Montfortanern. Das ist ein Orden, der 1700 vom heiligen Louis-Marie Grignion de Montfort in Frankreich gegründet wurde. Für ihn war die Marienverehrung sehr wichtig. Außerdem die Mission und die Hilfe für Arme und Kranke. Ganz besonders auch die schulische Bildung von armen Kindern. Deshalb gehört zu unserer Spiritualität auch ganz besonders die Marienverehrung und das Rosenkranzgebet. Wir haben weltweit etwa 600 Priester – etwa 120 aus Indien, viele aber auch aus Indonesien, den Philippinen und Malawi. Leider nur noch ganz wenige in Europa. In Deutschland leben etwa 12 Montfortanerpatres, ganz aktuell sind noch zwei Mitbrüder aus Indien gekommen. Wir haben drei Niederlassungen – eine in Bonn, eine in Marienheide und eine Bistum Trier.

MuchMore: Und wie haben sie Kontakt zu dem Orden gefunden?

Pater Joseph: Durch einen Freund der Familie. Er ist Montfortanerpater, hat uns oft besucht und wurde ein Vorbild für mich. Gott sei Dank lebt er heute noch und ich habe ihn bei meinem Urlaub in Indien besuchen können.

MuchMore: Und wann sind sie dann in den Orden eingetreten?

Pater Joseph: Nach der 10.Klasse, mit 18 Jahren!

MuchMore: Mit 18 Jahren?

Pater Joseph (lacht): Ja mit 18 Jahren. Mein Vater war zuerst dagegen. Aber nach zwei bis drei Monaten hat er dann gesagt: Du musst tun, was du machen willst.

MuchMore: Und wie ging dann ihr Leben weiter?

Pater Joseph: Ich habe neun weitere Jahre die Schule und die Hochschule besucht und studiert. Natürlich Philosophie und Theologie. Aber auch englische Literatur, Politik, Geschichte und Ökonomie.

MuchMore: Wann wurden Sie geweiht und wie ging es danach mit Ihnen weiter?

Pater Joseph: Ich wurde am 19.11.1999 zum Priester geweiht. Etwa ein halbes Jahr vorher habe ich die ewigen Gelübde abgelegt und die Diakonenweihe erhalten. Das war etwas vor der Zeit, denn eigentlich wird man bei uns erst mit 30 Jahren zum Priester geweiht. (Lacht) Man hat das bei mir übersehen. Ich war danach etwa drei Jahre lang Ökonom im Priesterseminar für etwa 65 Seminaristen. Dann wurde ich ebenfalls für drei Jahre Verwalter unserer achtzig Hektar großen Kaffeeplantage. Und schließlich war ich drei Jahre lang Novizenmeister (Ausbildungsleiter) unseres Priesterseminars. Wir hatten jedes Jahr 20 bis 25 Bewerber, aber haben letztlich nur etwa zehn Bewerber pro Jahr zur Weihe geführt. Fast ein Jahr war ich auch in Rom und in Frankreich. Dort studierte ich die Spiritualität unseres Ordensgründers.

Dann, eines Tages, kam mein Provinzial zu mir und bat mich, nach Deutschland zu gehen, um unsere dortigen Niederlassungen zu verstärken. Zuerst war ich gar nicht begeistert, ich hatte schließlich Familie und viele Freunde in Indien. Aber dann habe ich mir gedacht, dass ein Priester überall dahin gehen sollte, wo er gebraucht wird. Und so habe ich zugestimmt und bin 2006 nach Bonn gekommen.

MuchMore: Und wie ging es dann in Deutschland weiter?

Pater Joseph: Ich habe zunächst sechs Monate lang einen intensiven Deutschkurs besucht und war nebenbei Priester (Subsidiar) an St. Elisabeth in Bonn. 2006 wurde ich dann Kaplan in Bonn-Poppelsdorf und lebte sieben Jahre in unserer Niederlassung auf dem Bonner Venusberg. 2013 wurde ich dann nach Köln-Weidenpesch versetzt, wo ich Kaplan war, bis 2017 das Erzbistum und mein Orden mich bat, leitender Pfarrer an unserer Ordensniederlassung in Marienheide zu werden.

MuchMore: Darf man sich das schwierig vorstellen, als ausländischer Priester eine deutsche Pfarrei leiten zu müssen, mit all der typisch deutschen Bürokratie.

Pater Joseph: Das ist schon schwer, aber ich hatte gute Mitarbeiter, meine Montfortaner-Mitbrüder, unsere Verwaltungsleiterin, und die vielen Menschen in den Kirchenvorständen und im Pfarrgemeinderat. Umso mehr freue ich mich jetzt aber auch, die Verwaltung hinter mich zu lassen und mich als Pfarrvikar in Much ganz auf die Seelsorge konzentrieren zu können. Ich habe das Pastoralteam kennengelernt und bin froh über die dortige gute und freundliche Atmosphäre. Und ich freue mich ganz besonders auf die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen, denn ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird die Firmvorbereitung, die Messdienerarbeit und die Sternsingeraktion sein.

MuchMore: Dann bleibt uns, Ihnen nur noch einen guten Start in Much zu wünschen, und wir freuen uns darüber, in ihnen einen engagierten Seelsorger gefunden zu haben.

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