Gesund in Tirol 01

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AUSGABE # 1 / SOMMER 2010

Süße Träume? Welche Beschwerden Süßstoffe auslösen können

„ Gesunde“ Bräune Warum der richtige Sonnenschutz so wichtig ist

Laufwunder Wie Laufen Körper und Geist stärkt. Plus: Trainingsplan für Einsteiger

Nikotinfrei endlich mit dem rauchen aufhören – so wird der vielgehegte wunsch, der selbst dem willensstärksten menschen mitunter seine grenzen aufzeigt, wirklichkeit.


Für ein gesundes Tirol © land tirol/aichner

Krankenhäuser: Neuer Bettenplan beschlossen

Bernhard Tilg Landesrat für Gesundheit

Durch den neuen Tiroler Krankenanstalten-Bettenplan wird sichergestellt, dass die Tiroler Spitäler für die kommenden Jahre gut aufgestellt sind.

Sorgsam Haushalten: Medizinische Qualität stärken

Umwandlung des Stadt-Krankenhauses Kitzbühel in ein Reha-Zentrum (120 Betten) und die Integration des Bezirks-Krankenhauses Hall in die TILAK.

Reha: Lücke geschlossen

Drei große Reha-Projekte werden in Tirol realisiert: In Münster und in Kitzbühel entstehen insgesamt 420 Betten zur medizinischen Nachsorge. In Lans entsteht eine neue ambulante Reha-Einrichtung mit einem 100-Betten-Beherbergungsbetrieb.

Schlaganfall: Frühzeitig erkennen und richtig behandeln

Ein ganzheitliches Versorgungskonzept inklusive Aufklärungskampagne hilft im Kampf gegen Schlaganfall. Der Bezirk Landeck ist Pilotregion.

eMedikation – Medikamenten-Check: Sicherheit erhöhen

Die gemeinsame Einnahme von mehreren Medikamenten kann zu schweren Wechselwirkungen führen. Auf Wunsch wird in Zukunft der Arzt oder Apo­ theker die Medikamente auf gefährliche Wechselwirkungen prüfen können. Imst, Landeck und Reutte sind Pilotregionen.

Hospiz: Die Würde des Menschen im Mittelpunkt Die Hospizversorgung in Tirol wird laufend gestärkt.

Wissenswerte Fakten → Gleiche medizinische Leistungen sind in Tiroler Krankenhäusern um 60 % kosteneffizienter als in Wiener Krankenhäusern. → Die TirolerInnen werden im Österreich-Vergleich am ältesten (Frauen: 83,7 Jahre; Männer: 79,3 Jahre).


Inhalt & Editorial

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Editorial Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: target group publishing gmbh / Zielgruppen Verlag Geschäftsführung: Andreas Eisendle, Michael Steinlechner Chefredaktion: Matthias Krapf Redaktion: Sarah Boyks, Julia Brugger, Paul Salchner, Daniel Naschberger, Helmuth Thöny, Barbara Wohlsein Produktion & Layout: Philipp Frenzel Titelfoto: iStock Fotos, falls nicht anders gekennzeichnet: Archiv/ Zielgruppen Verlag Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten Anschrift für alle: Karl-Kapferer-Str. 5, 6020 Innsbruck Telefon: +43 (0)512/586020-0 Fax: +43 (0)512/586020-20 E-Mail Redaktion : redaktion@zielgruppenverlag.at E-Mail Verkauf: office@zielgruppenverlag.at

Gesund in Tirol – der Titel des neuen Magazins, das Sie, liebe Leserin und lieber Leser, in Händen halten, ist definitiv Programm. Mit Unterstützung der TILAK dürfen wir Ihnen einen breiten Mix von interessanten Beiträgen rund um das Thema Gesundheit präsentieren. Zahlreiche Experten sind uns dabei Rede und Antwort gestanden und sorgen dafür, dass in den Artikeln Wissen auf dem neuesten Stand vermittelt wird. Unter anderem erfahren Sie in dieser Ausgabe von Gesund in Tirol, warum Sonnenschutz für die Haut so außerordentlich wichtig ist, wie man am besten mit dem Rauchen aufhört beziehungsweise sich dabei wirksam helfen lassen kann oder weshalb die unzähligen Süßstoffe, die heute in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen, für manche Menschen gefährlich werden können. Wir wünschen eine angenehme Lektüre! Die Redaktion

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Medieninhaber/Firmensitz: target group publishing GmbH, ­K arl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit Geschäftsführer: Michael Steinlechner, Mag. Andreas Eisendle; Mag. Hermann Petz Gesellschafter der target group publishing GmbH, deren unmittelbare Beteiligung 25 % übersteigt: • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmens­gegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen Gesellschafter der Moser Holding Beteiligung GmbH, deren mittelbare Beteiligung an der target group publishing GmbH 50 % übersteigt: • Moser Holding Aktiengesellschaft, Innsbruck, Unternehmens­gegenstand: Verwalten von Beteiligungen Unmittelbare Beteiligungen der Moser Holding Aktiengesellschaft an anderen Medienunternehmen oder Mediendiensten über 25%: • Schlüsselverlag J. S. Moser GmbH, Innsbruck, Unternehmens­gegenstand: Medienunternehmen • New Media Online GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb von neuen Medien • Regionalradio Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb eines Regionalradios • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen Mittelbare Beteiligungen der Moser Holding Aktiengesellschaft an anderen Medienunternehmen oder Mediendiensten über 50%: • Tiroler Tageszeitung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Redaktion der Tiroler Tageszeitung • MOHO Newscenter GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Mediendienst • Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens • Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen • Print Wochenzeitung Verlag GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Inhaltliche Gestaltung, Herstellung, Verbreitung, Besorgung der Abrufbarkeit und Herausgabe von Medien, insbesondere von periodischen Printmedien in Oberösterreich • holl medien GmbH, Wels, Unternehmensgegenstand: Herausgabe von periodischen Zeitschriften • Neu-Media GmbH, Neumarkt im Hausruckkreis, Unternehmens­gegenstand: Herausgabe von Drucksorten und Magazinen • target group publishing GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit Unmittelbare Beteiligungen der Moser Holding Beteiligung GmbH an anderen Medienunternehmen oder Mediendiensten über 25%: • Oberländer Verlags GmbH, Telfs, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit • Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens • Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen Grundlegende Richtung: Gesund in Tirol informiert zwei Mal im Jahr über Gesundheitsthemen.

Inhalt Shortcuts Gesund leben Nikotinfrei in die Zukunft Endlich mit dem Rauchen aufhören – so wird der Wunsch Wirklichkeit

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Das Büro für Patientenanliegen an der Innsbrucker Klinik

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„Gesunde“ Bräune So wichtig ist der Sonnenschutz

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Leben nach dem Herztod Genanalyse als Vorsorgecheck

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Professionelle Hilfe bei der Diagnose Brustkrebs

„Eine gesunde Bevölkerung ist das höchste Gut“ – Interview mit LR Bernhard Tilg

Ratgeber Bauchweh und Bettnässen Experten geben Auskunft

Wissen

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Vom Schlaf übermannt Die Erkrankung Narkolepsie

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„Begründete Aussicht auf Heilung“ – Univ.-Prof. Hartmann Hinterhuber im Interview

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Reine Kopfsache Stichwort: Wetterfühligkeit

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Laufen für die Gesundheit Plus: Trainingsplan für Einsteiger

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Süße Träume – gar nicht süß Die Gefahren der Zuckerersatzstoffe

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Wenn Angst vor der Prüfung blockiert Tag der offenen Tür Einblicke in die Chirurgie

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Olivenöl: Basis gesunder Küche? Zwei Diaetologinnen klären auf

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Shortcuts

Kurz & bündig Die Bademeister. Josef Fiegl, Berufsgruppenobmann der Tiroler Bäder, Bernhard Wanner, Geschäftsführer der Gesundheitsbetriebe und Karlheinz Bader, Obmann des Bäderausschusses (v.l.)

Bewegen lernen

Abseits gängiger physiologischer Methoden hat sich im Bereich Bewegungskoordination und –training in letzter Zeit die Feldenkraismethode, die vom Physiker Dr. Moshe Feldenkrais entwickelt wurde, etabliert. Die Methode zielt darauf ab, den Teilnehmern die natürliche Dynamik von Bewegungsabläufen zu vermitteln. Die Methode wird in den zwei Unterrichtsformen „Bewusstheit durch Bewegung“ und „Funktionale Integration“ ausgeübt, wobei der Lehrende eine Gruppe oder eine Einzelperson durch mündlich angeleitete Bewegungssequenzen führt. Die Bewegungslektionen fördern die Entdeckung von Leichtigkeit, Effizienz und Eleganz in Bewegungen unseren täglichen Lebens.

Mammographie Screening Das „Mammographie Screening Modell Tirol“ ist ein Programm des Tiroler Gesundheitsfonds zur Früherkennung von Brustkrebs. Seit Beginn des Projekts im Jahre 2007 wurden 139.000 Untersuchungen dokumentiert, wobei 76.700 Frauen das Angebot – zum Teil wiederholt – in Anspruch genommen haben. Im Rahmen des in Österreich einzigen landesweiten Mammographie-Screening-Modells werden alle sozialversicherten Frauen zwischen dem 40. und 69. Lebensjahr schriftlich zur Teilnahme an einem Brustkrebs-Früherkennungsprogramm eingeladen. Ziel des Mammographie Screenings ist es, die Schaffung eines tirolweiten Brustkrebs-Früherkennungsprogramms, die Steigerung der Teilnahmen an der Brustkrebsfrüherkennung, die internationale Vergleichbarkeit der Daten sowie die Qualitätssicherung der Mammographien zu erreichen. Durch eine frühzeitige Feststellung des Brustkrebses kann die Sterblichkeitsrate bei dieser Art des Krebses laut internationaler Literatur in der Gruppe der 50- bis 69-jährigen Frauen um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden. Doch auch die Chancen auf schonendere Eingriffe und brusterhaltende Operationen steigen, je früher der Krebs erkannt wird. Daher ist die Früherkennung des Brustkrebses äußerst wichtig.

© klafs

Im September 2010 startet an der fh gesundheit erstmalig der dreisemestrige Lehrgang Atempädagogik. Ganzheitliche Atempädagogik hat sich in der Gesundheitsförderung, Persönlichkeitsentwicklung, Entspannung, Stimmentlastung/-kräftigung, Schwangerschaftsbegleitung und Geburtsvorbereitung bewährt. Bei diversen Krankheitsbildern wie Asthma, Stress, Trauma, Fehlhaltungen und Rücken- sowie chronischen Schmerzen, hohem und niedrigem Blutdruck, Schlafstörungen, Depressionen und Ängsten soll Atempädagogik deutliche Verbesserungen bewirken. „Mit dem Lehrgang möchten wir vor allem jene Personen ansprechen, die aus den Bereichen Gesundheitsförderung/Prävention, Bewegung, Entspannung, Medizin, Pflege und Therapie kommen“, so Lehrgangsleiter Norbert Faller.

© wk tirol

Neuer Lehrgang


Shortcuts

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Fitnesstraining auf engstem Raum

Kalter Start.

Tirols Bäderbetriebe zogen Ende April eine erfreuliche WinterBilanz: Mehr als 1,4 Millionen Gäste oder acht Prozent mehr als im Vorjahr sind in das umfassende Angebot eingetaucht. Trotz widrigen Starts glauben die Betreiber, dass der Sommer ein Erfolg wird – gerüstet jedenfalls ist man. Um den Ansprüchen der Gäste zu genügen, wurde massiv in die Infrastruktur investiert. Ein „nasses Loch“ in der Landschaft reiche, laut Josef Fiegl, Sprecher der Tiroler Bäder, heute nicht mehr aus, vielmehr werde nach Erlebnissen, hohen hygienischen Standards und entsprechender Infrastruktur verlangt. Seit 1. Mai warten mehr als 100 Bäderbetriebe in ganz Tirol nur mehr auf besseres Wetter.

Fitness und Koordinationstraining wird unweigerlich mit Bewegung und sportlicher Aktivität verbunden. Der Schweizer Karl Müller, unter anderem Erfinder der MBTSchuhe, hat mit einer besonders elastischen Matte, dem kyBounder, ein Produkt entwickelt, das es erlaubt, die Stand- und Haltungsmuskulatur auf engstem Raum zu fördern. Die Matte, die in der kleinsten Größe 46 x 46 Zentimeter misst, kann beispielsweise dezent am Arbeitsplatz oder zuhause eingesetzt werden. Medizinische Tests haben bestätigt, dass der kyBounder die Muskulatur stärkt und stabilisiert, die Körperhaltung verbessert, den Gleichgewichtssinn stärkt, die Blutzirkulation erhöht sowie die Konzentration und Aufmerksamkeit fördert.

Zehn Gründe für die Sauna Studien bestätigen immer wieder, dass der regelmäßige, aber nicht zu intensive Besuch einer Sauna positive Effekte auf die körperliche Befindlichkeit hat. Die Berliner Charité hat nun die fünf wichtigsten Auswirkungen auf den Körper erhoben. Demnach kann durch den Besuch der Sauna der Bluthochdruck bei betroffenen Menschen gesenkt, die Durchblutung durch das Kalt/ heiß-Training des Gefäßsystems gefördert, das Immunsystem gestärkt, die Haut mit Nährstoffen versorgt und die Entsäuerung des Gewebes beschleunigt werden.

Starkes Wachstum

In Österreich wurden im Jahr 2008 laut einer Erhebung der WK Österreich rund 14 Milliarden Euro für den Bereich Gesundheit, zusätzlich zu den vom Sozialversicherungsträger getragenen Dienstleistungen, von den Endverbrauchern aufgebracht. Insgesamt wurden in der Alpenrepublik für den Bereich Gesundheit von privater und öffentlicher Hand 35 Milliarden Euro aufgewendet. Für die kommenden Jahre erwarten Experten im privaten Gesundheitsbereich ein zweistelliges Wachstum.


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Shortcuts

Runde Zahl

Im März 2010 konnte das AZW die 2000ste Absolventin der Schule für Gesundheitsund Krankenpflege feiern. Seit Gründung des AZW im Jahr 1991 wurden bis Juni 2010 mehr als 2030 Personen in der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege ausgebildet. Die Tiroler Gesundheitseinrichtungen erhalten damit eine wichtige Verstärkung für den Pflegebereich, so AZW-Direktor Walter Draxl. Die umfassende Ausbildung der Absolventen ermöglicht den Einsatz in breitgefächerten Tätigkeitsbereichen, von der Pflege zu Hause über Sozial- und Gesundheitssprengeln, Hospizeinrichtungen, Lebenshilfe, Ambulanzen, Akutkrankenhäuser, stationäre Einrichtungen für Alte und pflegebedürftige Menschen bis hin zur Selbstständigkeit. „Grundsätzlich gilt nach wie vor, dass jede Absolventin und jeder Absolvent eine den Interessen, Wünschen und Neigungen entsprechende Arbeitsstelle findet, sofern eine gewisse räumliche Flexibilität vorhanden ist“, so Draxl.

Neue Bio-Produkte aus Tirol Wiedereinstiegskurs

Die Vita + Naturprodukte AG mit Sitz in Langkampfen ist seit über 20 Jahren der führende Produzent von biologisch hergestellten Lebensmitteln in Österreich. Die seit 2007 unter dem Markennamen Verival Bio vertriebene Produktpalette wird laufend ergänzt. 2010 konnten neben Fertiggerichten auch ernährungsphysiologisch besonders hochwertige Müslis am Markt eingeführt werden. Derzeit werden über 200 Produkte aus fast allen Warengruppen im Sortiment geführt. Vertrieben werden die Produkte über MPreis, Spar, Merkur und Billa.

Das GesundheitsPädagogische Zentrum (GPZ) der Landessanitätsdirektion für Tirol bietet einen Wiedereinstiegskurs für diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern und –pfleger an. Die Kursteilnehmer können vorhandene berufliche Kenntnisse auffrischen und werden mit aktuellem Wissen und neuen Pflegemethoden vertraut gemacht. Der Kurs vermittelt umfassende Kenntnisse über gesetzliche Neuerungen, Pflegedokumentation, neueste Pflegestandards und Kommunikation. Er beginnt am 14. September 2010 und dauert bis 29. Juni 2011. Anmeldungen sind noch bis 15. Juni möglich. Nähere Informationen beim GPZ unter: 0512/508-3980 oder per E-Mail an christiane.jenewein@tirol.gv.at.

Master-Studium für Hebammen Um eine qualitätsvolle Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeit für die Berufsgruppe der Hebammen zu gewährleisten, starten im Oktober 2010 an der fh gesundheit erstmalig zwei neue Lehrgänge: „Master of Science in Advanced Practice Midwifery“ und „Akademische Hebamme für Perinatales Management“. Beide Lehrgänge können unabhängig voneinander oder ergänzend absolviert werden. Bei einer Aufschulung vom Lehrgang „perinatales Management“ zum „Master of Science in Advanced Practice Midwifery“ muss mit einer weiteren Studiendauer von zwei Semestern gerechnet werden. Die berufsspezifische Qualifizierung ermöglicht den AbsolventInnen, eine leitende oder lehrende Tätigkeit sowie die Mitarbeit in Forschung und Entwicklung anzustreben.


Shortcuts

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Vorsorgen gegen Burnout und Depression

Bündnis gegen Depression

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in Viertel aller Tiroler Pensionisten ist gefährdet, beim Übergang von ihrem Arbeitsleben in den Ruhestand von einem sogenannten Pensionsschock betroffen zu sein. Der Pensionsschock ist ein Risikofaktor für das Entstehen von Depressionen. Vor allem Männer, die ihr ganzes Leben und ihre Identität auf die Arbeit und ihren Beruf ausgerichtet haben, sind gefährdet, einen Pensionsschock zu erleiden. „Diese Menschen erleben die Pension nicht als ein Recht auf Ruhestand, sondern als erzwungene Arbeitsunfähigkeit. Für sie ist der Pensionsantritt ein einschneidendes Lebensereignis ohne Bewältigungsmöglichkeit, das sie – oft nach einer anfänglichen Euphorie – in ein

schwarzes Loch fallen lässt. Da Depression nach wie vor ein Tabuthema ist, suchen Betroffene oft keine Hilfe“, sagt Univ.-Prof. Dr. Ullrich Meise, Direktor der Gesellschaft für Psychische Gesundheit – pro mente tirol und Leiter des Tiroler Bündnisses gegen Depression. Experten raten dazu, sich mindestens ein Jahr vor Pensionsantritt ganz bewusst auf die Pen­sion vorzubereiten. „Vorbereitung heißt, soziale Kontakte und Interessen außerhalb der Arbeit aufzubauen. Hobbys oder gesteigerte Reisetätigkeit alleine genügen nicht. Die Pension ist kein Dauerurlaub. Auch in der Pension braucht es sinnerfüllte Tagesstruktur und Pflichten“, so Meise. lll

Lässt sich der rasante Zuwachs an Depressionen, Burnout oder Angststörungen in der Bevölkerung 
durch Präventionsprogramme stoppen oder nachhaltig senken? EUFEP, das Europäische Forum für evidenzbasierte Gesundheitsförderung und Prävention, geht dieser brisanten Frage im Rahmen des Schwerpunkts „Mentale Gesundheit“ nach und lädt zum zweiten internationalen Kongress vom 16. bis 18. Juni 2010 im Casino Baden bei Wien.

Heilwasser im Krankenhaus Die 1212 entdeckte Tiroler Sauerbrunn-Quelle ist eine staatlich anerkannte Heilquelle, deren Wirkung bei Nieren-, Blasen-, Harnwegs, Magen- und Darmerkrankungen nachgewiesen ist. Im Krankenhaus Hall werden die Patienten mit dem Wasser aus Ladis im Oberland, das ausschließlich in Glasflaschen abgefüllt wird, versorgt.

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WÄRME

FEUCHTE

SCHALL

BAUSTOFF


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Gesund leben

Gesund leben


Gesund leben

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Nikotinfrei in die Zukunft Endlich mit dem Rauchen aufhören – ein vielgehegter Wunsch, der selbst dem willensstärksten Menschen mitunter seine Grenzen aufzeigt. Helfen können auf dem Weg aus der Sucht eine Reihe von Methoden, aber auch die professionelle Unterstützung durch die Raucherberatungsstelle Tirol.

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ass Rauchen ungesund ist, darüber herrscht wohl kaum ein Zweifel. Trotzdem entscheiden sich laut dem österreichischen Bundesministerium für Gesundheit an die 30 Prozent aller Erwachsenen (über 15 Jahre) täglich für den Griff zum Glimmstängel. Neben dem Wissen um die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit werden Raucher mit hohen Kosten konfrontiert – rund 1300 Euro im Jahr bei zirka 20 Zigaretten pro Tag. Auch wurde das Rauchen in den vergangenen Jahren allerorts ziemlich eingeschränkt: Nachdem der Griff zur Zigarette in öffentlichen Gebäuden schon länger verboten ist, wurden und werden auch die Regelungen für das Rauchen in Lokalen laufend verschärft. Warum greift also der Raucher, trotz vieler offensichtlicher Nachteile und Erschwernisse, zur Zigarette?

rung in der Gruppe. Außerdem fühlen sich viele durch das Rauchen reifer, als sie eigentlich sind. Bei den Erwachsenen spielt der Wunsch, sich eine Auszeit zu nehmen und sich etwas zu gönnen, eine große Rolle. Darüber hinaus dient das Rauchen dazu, die soziale Unsicherheit in bestimmten Situationen leichter zu überwinden. Auch Ängste und Aggressionen abbauen hilft es – nicht ohne Grund rauchen viele Menschen mit psychischen Erkrankungen.“ All diese kurzfristigen Vorteile verleiten zum Weiterrauchen und führen zwangsläufig zur Sucht, die durch das Nikotin im Tabak ausgelöst wird und von der man ab zehn Zigaretten pro Tag spricht. Leider zeichnet das Rauchen auch für gesundheitliche Spätfolgen verantwortlich: etwa für 90 Prozent der Lungenkrebserkrankungen und 98 Prozent aller Infarkte unter 40 Jahren.

Langfristige Nachteile.

Wege aus der Sucht.

Dazu meint Univ.-Prof. Verena Günther, Leiterin der Raucherberatungsstelle des Landes Tirol: „Rauchen wird mit positiven Konsequenzen verknüpft und bringt kurzfristig tatsächlich einige Vorteile mit sich. Jugendliche erhoffen sich größeres Ansehen und stärkere Bewunde-

Nicht wenige Raucher verspüren früher oder später den Wunsch, sich von ihrer Sucht zu befreien. Großer Beliebtheit erfreut sich die Schluss-Punkt-Methode, also der Vorsatz, ab einem bestimmten Tag wie Neujahr oder einem runden Geburtstag komplett auf das Nikotin zu verweiter auf seite 12

Die Raucherberatungsstelle Tirol • 4-Punkte-Programm: Diagnostik und Motiva­ tionsanalyse, Zielbestimmung, eigentliche Therapie, Rückfallprophylaxe • Behandlungsrahmen: individuelle Einzelberatung (à 30 Minuten) mit einem klinischen Psychologen, offener Therapiedauer und selbstbestimmtem Tempo • Kosten: keine, lediglich ein ärztlicher Überweisungsschein erforderlich Kontakt Raucherberatungsstelle Land Tirol Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie und Sozialpsychiatrie, Abteilung für Klinische Psychologie Anichstraße 35 6020 Innsbruck Telefonische Voranmeldung erbeten unter: Tel.: 0512/504-23655 Mo–Fr 9–16 Uhr


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Gesund leben


Gesund leben

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Einige Methoden der

Raucherentwöhnung und ihre Erfolgsaussichten

Psychologische Therapie

Die Expertin Univ.-Prof. Dr. Verena Günther Leiterin der Raucher­ beratungsstelle Tirol

Dabei lernt der Raucher mehr über seine inneren Konflikte und Beweggründe, die hinter seinem Rauchverhalten stecken. In wissenschaftlichen Untersuchungen weist die psychologische Therapie die besten Erfolgsraten für dauerhaftes Nichtrauchen auf. Sinnvoll unterstützt wird sie durch Nikotinersatzpräparate. Das meint die Expertin Univ.-Prof. Dr. Verena Günther: „Der Raucher wird bei der psychologischen Therapie mit seinem Problem nicht alleine gelassen, die regelmäßigen Treffen mit einem klinischen Psychologen bringen für ihn etwas Verbindliches in das Vorhaben. Nachteile sehe ich keine.“

Nikotinersatz­ therapie Das Nikotin gilt als die wichtigste suchterzeugende Substanz in der Zigarette und zeichnet für die anregende und beruhigende Wirkung verantwortlich. Bei dieser Therapieform wird der Stoff dem Körper weiterhin zugeführt – in Form von Kaugummis, Pflaster, Lutschtabletten, Sprays etc. – und zwar ohne die schädlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchs.

Nichtraucher­ seminare Dabei handelt es sich um mehrstündige Veranstaltungen, bei denen die Raucher von einem Seminarleiter „bekehrt“ werden. Manchmal kommt es auch vor, dass statt eines Rauchverbotes alle Teilnehmer innerhalb kurzer Zeit noch einige Zigaretten rauchen müssen. Die Erfolgsaussicht hängt stark vom Charisma des Seminarleiters ab und inwieweit er die Teilnehmer in seinen Bann ziehen kann. Das meint die Expertin Univ.-Prof. Dr. Verena Günther: „In solchen Seminaren wird auch über die Hintergründe des Rauchens referiert; dies kann sehr wohl einiges bewirken, ebenso wie das Gruppenphänomen. Langfristig gesehen dürften die Erfolgsaussichten nicht höher sein als bei jeder anderen Methode, weil der Zauber der Veranstaltung rasch verfliegt und eine fehlende Nachbetreuung gänzlich fehlt.“

Das meint die Expertin Univ.-Prof. Dr. Verena Günther: „Das dem Körper verabreichte Nikotin mildert die psychischen Entzugssymptome, aber auch der Gewichtszunahme wird damit weitgehend entgegengewirkt. Der Nachteil ist, dass manche dieser Ersatzpräparate auch gewisse Nebenwirkungen aufweisen können und man auch damit früher oder später aufhören muss.“

Hypnose Dabei wird versucht, die negativen Verhaltensweisen des Rauchers in einem tranceartigen und völlig entspannten Zustand über das Unterbewusstsein zu ändern. Es wird ihm quasi „eingeredet“, dass Rauchen schadet und er nach den Hypnosesitzungen nicht mehr rauchen wird. Das meint die Expertin Univ.-Prof. Dr. Verena Günther: „Bei manchen Menschen wirkt diese Methode durchaus, obwohl in der Nikotinentwöhnung eindeutige wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit noch ausstehen. Ohne weitere Unterstützung hat die Hypnose auch nur in geringem Prozentsatz eine langfristige Erfolgsaussicht.“


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Gesund leben

Drei Fragen an einen Exraucher Im September 2009 wandte sich Roland Schabus aus Innsbruck an die Raucherberatungsstelle Tirol. Damals rauchte er täglich 35 Zigaretten, seit März 2010 ist er rauchfrei. Herr schabus, welche Gründe waren ausschlaggebend, dass sie Hilfe bei der raucherberatungsstelle tirol suchten? Nach 50 Jahren als Raucher spürte ich zwar kaum gesundheitliche Spätfolgen, aber sehr wohl, dass mir etwa beim Radfahren oder beim Bergwandern immer wieder die Luft ausging. Gestört hat mich auch der lästige Raucherhusten und dass in meinem Freundes- und Bekanntenkreis fast niemand rauchte und wir bei einer Feier oder anderen Treffen wegen mir ein Raucherlokal aufsuchen mussten. auf welche Weise hat ihnen die raucherberatungsstelle tirol geholfen? Nach mehreren erfolglosen Versuchen musste ich mir eingestehen, dass ich es alleine einfach nicht schaffe, mit dem Rauchen aufzuhören, aber sehr wohl mit psychologischer Betreuung. Hilfreich waren für mich die regelmäßigen Gespräche über die zugrundeliegenden Motive, warum ich rauchte, aber auch die Aufgaben, die mir meine Psychologin stellte: So sollte ich jede Zigarette aufschreiben, weiters wann und warum ich sie rauchte. Durch dieses Bewusstmachen gelang es mir, zunehmend auf viele der „unnötigen“ Zigaretten zu verzichten, bis ich schließlich ganz mit dem Rauchen aufhörte. Wie haben sie die vergangenen Wochen und monate erlebt? Die Zeit war sehr hart und man muss sicher einen starken Willen mitbringen, damit man von der Zigarette loskommt. Geholfen hat mir auch, dass es in den Gesprächen nie um ein Verbot von Zigaretten ging, sondern gemeinsam ein Weg gesucht wurde, wie ich auf Dauer erfolgreich auf Nikotin verzichten kann.

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zichten. Vor allem jene Raucher, die es ohne fremde Hilfe schaffen wollen, entscheiden sich für diesen kurzen, aber keineswegs schmerzlosen Weg: Der Erstentzug kann sehr unangenehm sein. Die langsame, sukzessive Entwöhnung genießt hingegen in der fachlichen Therapie einen hohen Stellenwert, allerdings besteht die Gefahr, dass der „Tag Null“ ewig hinausgeschoben wird. Bei beiden Varianten, im größeren Ausmaß bei der Schluss-Punkt-Methode, bereitet die Gefahr der Gewichtszunahme berechtigt Sorge: Rauchen bedeutet für den Körper in vielerlei Hinsicht Stress, der reichlich Energie verbraucht. Nimmt dieser plötzlich ab, nimmt man zu – auch wenn man sich gleich weiterernährt wie bisher. „Zwei bis drei Kilogramm sind durchaus üblich“, stellt Günther fest. Beim einen oder anderen Exraucher kommen unter Umständen noch weitere Kilos dazu: durch den verstärkten Verzehr von Süßigkeiten, Erdnüssen und dergleichen, der als Ersatzhandlung für das Rauchen dient.

Professionelle Hilfe.

Egal, ob man von heute auf morgen oder langsam mit dem Rauchen aufhören möchte, ohne mindestens eine unterstützende Maßnahme sind nur ganz Wenige langfristig erfolgreich. Professionelle Hilfe – auch bei der Sorge wegen einer unerwünschten Gewichtszunahme – bietet die Raucherberatungsstelle Tirol: „Zu uns kommen Raucher, die schon mindestens drei erfolglose Versuche der Raucherentwöhnung hinter sich haben. Sie sind im Durchschnitt zwischen 35 und 50 Jahre alt und rauchen etwa 30 Zigaretten pro Tag“, beschreibt Prof. Günther ihre Klienten. Vorwiegend seien es Menschen, die mit der SchlussPunkt-Methode aufhören wollen. Nach einem ausführlichen Gespräch wird gemeinsam mit dem Raucher das Ziel festgelegt und wie es erreicht werden soll. Der

ständige Kontakt mit einem klinischen Psychologen und eine Betreuung über die letzte Zigarette hinaus beschert der Raucherberatungsstelle – im Vergleich mit anderen Methoden beziehungsweise Therapien – eine stattliche Quote: Rund 50 Prozent von jährlich etwa 150 Raucherinnen und Raucher verlassen die Einrichtung rauchfrei.

Frage der Einstellung.

Hat man endlich den Sprung zum Nichtraucher geschafft, darf man sich nicht in Sicherheit wiegen, denn vor einem Rückfall ist man sein ganzes weiteres Leben nicht sicher. Vor allem in den ersten Monaten nach der Raucherentwöhnung ist die Gier nach einer Zigarette oftmals riesengroß, aber auch Fälle von Menschen sind bekannt, die nach zehn Jahren wieder mit dem Rauchen begonnen haben. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Craving“, das wie bei allen Süchten, auch beim Rauchen auftreten kann. Ausgelöst wird das gierige Verlangen nach einer Zigarette durch bestimmte positive oder negative Schlüsselreize wie Gerüche, Musik, Situationen wie Stress oder bestimmte Orte, die in der Vergangenheit untrennbar mit dem Genuss einer Zigarette verbunden waren. Gibt man der plötzlich auftretenden Gier nach, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man wieder zum Raucher wird. Wer auf solche Situationen vorbereitet ist, wird sie neugierig analysieren und sich fragen, warum er plötzlich so anfällig war, und sich am nächsten Tag wieder als Nichtraucher definieren. Es hilft auch, wenn man die Situation verlässt, in der das starke Verlangen aufgetreten ist. Die Garantie für den langfristigen Erfolg einer Raucherentwöhnung gibt es nicht. Aus zahlreichen Gesprächen mit Rückfälligen weiß Prof. Günther aber, was vielen nach eigenen Angaben geholfen hätte – ein faszinierendes Hobby als dauernden Ausgleich für den Verlust des lustvollen Rauchens und Bereicherung P. SALCHNER lll des Lebens.


Gesund leben

Beistand, Aufklärung und Transparenz Seit etwas über einem Jahr ist am Landeskrankenhaus – Universitätsklinik Innsbruck ein Büro für Patientenanliegen eingerichtet. Die Dienststelle, die direkt der Ärztlichen Direktion zugeordnet ist, verhilft dem Patienten zu Recht und Gehör.

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gal ob Behandlungsfehler, vermuteter Behandlungsfehler oder­ schlicht die Unzufriedenheit mit dem Personal – den Betreibern von Krankenhäusern wird oft abgesprochen, aktiv an der Aufklärung tatsächlicher oder vermuteter medizinischer Komplikationen beziehungsweise der Optimierung etablierter Abläufe mitzuwirken. Eine Einschätzung, die in regelmäßigen Abständen durch die Berichterstattung über Patientenschicksale neue Nahrung erhält. Eine Einschätzung, die, so Michaela Kuhn, seit 1. März 2009 Leiterin des Büros für Patientenanliegen an der Universitätsklinik Innsbruck, schlicht falsch ist: „Das Interesse der Klinikleitung ist es, die Ursachen von schlechten Behandlungsergebnissen oder gar Todesfällen aufzuklären, schon allein, um in Zukunft Fehler zu vermeiden und Risiken zu verringern. Sollten tatsächlich Behandlungsfehler gemacht worden sein, muss damit auch

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Rechte & Aufgaben Das Büro für Patientenanliegen hat die Aufgabe, im Beschwerdefall alle Unterlagen zur Krankengeschichte einzuholen sowie schriftliche Stellungnahmen einzufordern. Im Fall einer vorliegenden Vollmacht hat das Büro auch das Recht der direkten Einsichtnahme im Sinne der Aufklärung des Beschwerdefalls. Im Zuständigkeitsfall erfolgt die Weiterleitung der Informationen an die Tiroler Patientenvertretung. Außerdem tritt das Büro bei Kommunikationsproblemen mit dem medizinischen Personal als Mediator auf.

ehrlich umgegangen werden. Für derartige Fälle besteht im Übrigen eine Haftpflichtversicherung.

Vertrauen aufbauen.

Das Problem sei, dass die Patienten bis 2009 keine in dieser Deutlichkeit ausgewiesene Anlaufstelle hatten und nun erst Vertrauen aufgebaut werden müsse, weshalb, so Kuhn, gegenüber Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen die Aufgabe des Büros offensiv kommuniziert werde. „Die Mitarbeiter des Büros für Patientenanliegen sind dienstrechtlich verpflichtet, bei Beschwerden an der Aufklärung der Sachlage mitzuwirken und bei Anregungen oder Empfehlungen aktiv zu einer positiven Entwicklung des Hauses beizutragen“, so Kuhn. Im Sinne einer zeitnahen Bearbeitung von Beschwerden und Anliegen werden Betroffene deshalb ermuntert, zum ehest möglichen Zeitpunkt mit dem Büro für Patientenanliegen Kontakt aufzunehmen. Möchte beispielsweise ein stationär aufgenommener Patient eine Beschwerde vorbringen, so sollte er dies noch während seines Krankenhausaufenthalts tun, sagt Kuhn. In vielen Fällen gehe es gar nicht um medizinische Fragen, sondern um organisatorische Probleme und Kommunikationsmängel, bei denen das Büro für Patientenanliegen rasch helfen und H. thöny ●●● vermitteln kann.

Zur Person Michaela Kuhn ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester und akademisch geprüfte Führungskraft im Gesundheitswesen. Kuhn kann auf eine jahrelange Berufserfahrung im Pflege- und Managementbereich verweisen. Kontakt Büro für Patientenanliegen Gebäude Frauen- und Kopfklinik, Erdgeschoß Tel.: 050/504–244 77 lki.patientenanliegen@tilak.at Öffnungszeiten Mo-Do: 9–16 Uhr Fr: 9–12 Uhr In den weiteren Zeiten wird um Nachricht am Anrufbeantworter gebeten.


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Gesund leben

„Gesunde“ Bräune Im Urlaub braun zu werden, gehört dazu. In der Werbung wird uns vorgelebt, dass Bräune attraktiver macht. Aber braun zu sein ist auch ein Zeichen dafür, dass man sich einer großen Menge von UV-Licht ausgesetzt hat. Und das ist unserer Haut langfristig gar nicht recht.

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ie meisten Menschen liegen gerne in der Sonne, viele gehen ins Solarium, um braun zu werden. Sie wollen attraktiv sein, jung und vital wirken. Doch an die Spätfolgen denken die wenigsten. Langfristig erreichen sie nämlich genau das Gegenteil von dem, was sie ursprünglich wollten. In 20 Jahren werden die einstigen Sonnenanbeter die Ersten sein, die mit ihren Falten unzufrieden sind. Denn UV-Licht schädigt die Haut nicht nur, es lässt sie auch drastisch altern. Es gibt langfristige und kurzfristige Schäden durch häufige UV-Licht-Exposition. Der kurzfristige Schaden ist der Sonnenbrand. Er ist der eindeutige Beweis, dass man sich nicht ausreichend vor der Sonne geschützt hat. Die langfristigen Schäden merkt man erst viele Jahre bis Jahrzehnte später – in Form von Hautalterung und Hautkrebs. Eine Krebsart ist das Melanom, das einem Muttermal ähnelt. Es kann auch an Stellen entstehen, die nie direkt der Sonne ausgesetzt waren. Die unbekanntere und zugleich am weitesten verbreitete Krebserkrankung ist aber der „weiße Hautkrebs“. Es sieht aus wie eine raue Stelle, leicht rötlich und man merkt ihn oft nur, wenn man über die Haut streicht. Er tritt an Stellen auf, die direkt der Sonne ausgesetzt wurden, also im Gesicht, am Handrücken und bei Männern, die schütteres Haar haben, oft auf dem Kopf.

Verantwortungsvoll genießen.

„Die Rache dafür, dass man mit der Sonne mit zunehmendem Wohlstand viel

Schindluder getrieben hat und sehr viel der Sonne exponiert war, kommt langsam“, sagt Dr. Alexis Sidoroff, Dermatologe der Universitätsklinik Innsbruck. Dabei wissen wir längst, wie man sich schützen kann. In Australien ernten Eltern bereits böse Blicke, wenn ihre Kinder ungeschützt in der Sonne spielen. Hierzulande fehlt dieses Bewusstsein vielfach noch. Dabei wäre es so einfach: Die Eckpfeiler des richtigen Sonnenschutzes sind Sonnencreme, Kleidung und das Meiden zu langer Sonneneinstrahlung und der Mittagssonne. Das Cremen ist essenziell für den Schutz der Haut. Beim Produktkauf sollte man darauf achten, dass die Creme vor UVA- und UVB-Strahlen schützt. UVBStrahlen sind für den Sonnenbrand verantwortlich und UVA für die Hautalterung. „Ich weiß, dass es vielleicht sozial interessant ist, sich von der hübschen Dame, die am Strand oder im Schwimmbad neben einem liegt, einschmieren zu lassen, aber auftragen sollte man die Creme bereits 30 Minuten, bevor man überhaupt in die Sonne geht“, rät Dr. Sidoroff. Wichtig ist, dass man eine ausreichende Menge Sonnencreme aufträgt. Häufig werden große Areale, wie zum Beispiel der Nacken oder die Ohren, beim Eincremen vollkommen vergessen. Da man in der Hitze oft schwitzt, sich im Wasser aufhält und auch der Abrieb durch Sand und Handtuch den Schutz der Sonnencreme schwächen, sollte man regelmäßig nachschmieren. Welchen Lichtschutzfaktor man benutzt, hängt vom Hauttyp ab. Je lichtempfindlicher,

umso höher sollte der LSF sein. Da man jedoch selten die empfohlene Menge benutzt und der LSF meist unter Idealbedingungen und nicht im Alltag getestet wird, empfehlen Dermatologen, im Zweifel lieber zu einem höheren Lichtschutzfaktor zu greifen.

Keine Taschenlampe.

Die Intensität der Sonne verändert sich im Tagesverlauf beträchtlich. Eine gute Regel, für die man keine Uhr benötigt, ist folgende: Ist der Schatten kürzer als man selbst, sollte man die Sonne meiden. Ist der Schatten länger, ist die Belastung niedriger und man kann sich eingecremt in der Sonne aufhalten. Die Schutzwirkung von Schattenspendern wird laut Dr. Sidoroff häufig überschätzt, denn: „UVStrahlung ist überall. Wenn es unter dem Sonnenschirm kein Licht gäbe, bräuchte man eine Taschenlampe.“ Daher sollte man sich auch im Schatten eincremen und entsprechend kleiden. Die Folgen von lebenslanger UV-Belastung sind ernste Hautschäden. Deshalb sollte man von Kindheit an auf sich und seine Haut achten – Sommer wie Winter. Ist der Schaden bereits entstanden, muss man handeln. Findet man oder der Partner eine Stelle, die einem nicht geheuer ist, sollte man sofort zum Arzt gehen. Ein Muttermal, das sich in Form, Farbe und Aussehen verändert, sollte untersucht werden – ebenso eine raue, schuppige Stelle in sonnenexponierten Arealen, vor allem bei älteren Personen. Denn, und das ist die gute Nachricht: Im frühen Stadium s. boyks lll ist Hautkrebs heilbar.


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„ Sinn des Urlaubs ist, sich zu erholen und nicht braun zu werden“ Interview mit Ao. Univ.-Prof. Dr. Alexis Sidoroff von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie

G

ibt es eine gesunde Bräune? Ja, wenn sie von Natur aus gegeben ist. Das heißt, es gibt verschiedene Hauttypen und es gibt Leute, die sind von Natur aus braun. In bestimmten Konstellationen ist eine Bräune von Vorteil, aber jede

ausreichend schützt. Das hängt davon ab, wie der Stoff gewebt ist. Spezielle Schutzkleidung lässt das Sonnenlicht tatsächlich nicht durch.

Bräune, die wir uns aneignen, verdanken wir UV-Strahlen und diese haben auch unerwünschte Wirkungen.

Im Schatten bekomme man, so hört man oft, eine gesündere Bräune, die länger hält. Stimmt das? Das ist nicht logisch. Es gibt die sofortige Bräune, die merkt man, wenn man akut in der Sonne war, und die langanhaltende Bräune, die man aus dem Urlaub mit nach Hause nimmt – die bekommt man in der prallen Sonne genauso wie im Schatten. Eine Bräune kann nicht gesünder sein, mit gesund hat das nichts zu tun.

Bietet Bräune an sich einen Schutz? Bräune schützt nicht vor einem UV-Schaden. Das heißt, auch wenn man am Ende des Sommers braun ist, ist das nichts anderes als ein Indiz dafür, dass man bis dahin sehr viel UV-Licht abbekommen hat und den Schaden bereits gesetzt hat. Das Problem ist schon passiert, wenn man braun geworden ist. Was halten Sie von Schutzkleidung? Sehr viel. Wenn Sie in Australien an Strände gehen, sehen Sie kein Kind, das nur in der Badehose herumläuft. Dort findet man sehr oft Sportbekleidung, die einen gekennzeichneten Lichtschutzfaktor hat. Man darf sich nicht in Sicherheit wiegen, dass jeder Stoff, den man anhat, tatsächlich auch vor Sonne und UV-Strahlung

Ist ein Solarium generell schlecht oder hat es auch Vorteile? UV-Licht ist schlecht, also ist das Solarium schlecht. Denn Sie werden sich ja nicht in die Sonnenbank legen und sich mit Sonnencreme einschmieren. Der Sinn des Solariums ist, braun zu werden. Der Sinn des Urlaubes ist es, sich zu erholen und nicht braun zu werden. Man kann schließlich auch einen sehr schönen Urlaub verbringen, ohne dass man dann schokoladenbraun zurückkommt – was für die Haut natürlich gesünder ist.

Aber ist es nicht schwierig, die Sonne zu meiden, wenn man etwa viel draußen arbeitet? Wenn man es weiß, ist es nicht schwierig. Man muss ja nur jeden Tag einen Sonnenschutz verwenden. Sich eincremen, sich durch Kleidung schützen und eine Kopfbedeckung aufsetzen. Diese Maßnahmen hätten einen signifikanten Nutzen, was mittlerweile auch einige Studien beweisen. Vielen Dank für das Gespräch.

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Der richtige Schutz für jeden Hauttyp Typ I • Merkmale: helle Haut, helle Haare, helle Augen, Sommersprossen • Hautkennzeichen: immer oder schnell Sonnenbrand, keine bis geringe Bräunung • Eigenschutzzeit der Haut: 5–10 Min. • Empfohlener LSF: 50+ Typ II • Merkmale: helle Haut, blonde Haare, blaue oder grüne Augen • Hautkennzeichen: oft Sonnenbrand, geringe und langsame Bräunung • Eigenschutzzeit der Haut: 10–20 Min. • Empfohlener LSF: 30–50 Typ III • Merkmale: dunkle Haare, braune Augen, helle bis hellbraune Haut • Hautkennzeichen: manchmal Sonnenbrand, schnelle Bräunung • Eigenschutzzeit der Haut: 20–30 Min. • Empfohlener LSF: 20–25

Kleidung

als Sonnenschutz in Oberteil anziehen, die Arme und das Gesicht eincremen und man ist gegen die Sonne gewappnet? Ein häufiger Irrtum, denn die gängigen Textilien bieten oft keinen ausreichenden Schutz vor UV-Strahlen. In Australien ist eine Kennzeichnung des Sonnenschutzfaktors von Textilien bereits gang und gäbe. Viele Stoffe sind grob gewebt und lassen so Strahlung an die Haut. Gerade Kinder, die im Strandurlaub sehr lange der Sonne ausgesetzt sind, sollten durch spezielle Stoffe geschützt werden. Diese Schutzkleidung, zum Beispiel von Hyphen, ermöglicht den Eltern, Kinder länger im Meer spielen zu lassen, ohne sie einem erhöhten Risiko auszusetzen.

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Typ IV • Merkmale: oliv bis dunkelbraune Haut, dunkle Haare, braune Augen • Hautkennzeichen: selten Sonnenbrand, tiefe und schnelle Bräunung • Eigenschutzzeit der Haut: 30–40 Min. • Empfohlener LSF: 15–20 Mehr Tipps, Veranstaltungen und Antworten unter: www.sonneohnereue.at


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Leben nach

dem Herztod Wenn das Herz zu schlagen aufhört, stirbt man – das ist grundsätzlich natürlich richtig. manchmal ist es aber möglich, ins Leben zurück zu kommen – wenn jemand in der Nähe ist, der sich auskennt, oder wenn man weiß, dass man ein hohes risiko für einen plötzlichen Herztod hat, und die richtigen Vorkehrungen trifft. ein Blick in die Gene kann dabei helfen.

I

n der Silvesternacht 1994 verharrt Österreich in Bestürzung. Einer der wohl legendärsten Fußballer der Nachkriegszeit, der Vorarlberger Bruno Pezzey, verstirbt im Alter von nur 39 Jahren. Die Erstdiagnose Herzinfarkt hinterlässt Kopfschütteln und Verwunderung – bis heute. Doch starb der erfolgreiche Sportler wirklich an einem Herzinfarkt? Nein, sind heute die meisten der Experten überzeugt. Die Krankengeschichte des Sportlers sowie sein plötzlicher Tod weisen darauf hin, dass Pezzey nicht am multifaktorell ausgelösten Infarkt, sondern am akuten Herztod starb – einer Todesart, die häufig genetisch determiniert ist.

Einer Todesart, der heute entgegengetreten werden kann, denn aufgrund der Fortschritte, die die Medizin in Diagnose, Behandlung bis hin zur Heilung erzielt hat, können mittlerweile tragische Schicksalsschläge abgewendet werden.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Doch wie kam es zu diesen Fortschritten in der Kardiologie, der Lehre vom Herzen? Im März 2009 hat ein Gremium der University of Pennsylvania in einer Umfrage die größten „Life Changers“ der letzten 30 Jahre zu erfassen versucht. Nach den diversen Veränderungen, die durch die elektronischen Medien eingeleitet wur-


Text, eine sogenannte Mutation, zerstört ist, kann es zu Herzkrankheiten kommen. In diesen Jahren werden ständig „neue“ Gene entdeckt, welche Krankheiten des Herzens oder der Gefäße verursachen können. Heute sind unzählige Mutationen in mehr als 40 Genen nachgewiesen, mit denen eine Häufung von kardiologischen Krankheiten in einer Familie erklärt werden kann. Und es werden nicht nur ständig mehr Gene, die in Frage kommen, entdeckt, auch die Geschwindigkeit der genetischen Untersuchung hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Musste früher auf die Untersuchungsergebnisse Jahre gewartet werden, was eine Behandlung oder Vorbeugung unter Berücksichtigung des genetischen Befundes fast unmöglich machte, so sind heute die Ergebnisse manchmal binnen weniger Wochen verfügbar und können für Therapieentscheidungen herangezogen werden.

Das sollten Sie sich zu Herzen nehmen.

Wahrscheinlichkeit abklären.

KUratiON DUrCH iNterDisZiPLiNÄres teamWOrK: Kardiologe Prof. Pachinger (li.) und Humangenetiker Prof. Zschocke

den, rangieren die Erkenntnisse, die durch die DNA-Analyse, also die Genetik, gewonnen wurden, auf Platz fünf. „Die bahnbrechenden Fortschritte in der Humangenetik haben auch die Entwicklungen in der Kardiologie beschleunigt“, sagt Kardiologe Univ.-Prof. Otmar Pachinger. Im Erbgut sind mehr als 24.000 Gene, welche jeweils die Anweisungen für die Herstellung von bestimmten Bausteinen des Körpers enthalten, erklärt Univ.-Prof. Dr. Johannes Zschocke, Leiter der Sektion Humangenetik an der Medizinischen Universität Innsbruck. Einige dieser Gene sind besonders für das Herz notwendig. Wenn die Funktion dieser Gene durch eine Veränderung im

Bei den meisten Herzkrankheiten spielen sowohl unterschiedliche genetische Veränderungen als auch nicht-genetische Faktoren eine Rolle, und eine genetische Testung ist dann meist nicht wirklich hilfreich. Wenn jemand aber relativ jung, beispielsweise im Alter unter 40 Jahren, an einem plötzlichen Herztod gestorben ist, oder wenn mehrere Verwandte plötzlich ohne Vorwarnung sterben und die Ursache unklar ist, sollte man abklären lassen, ob es nicht einen genetischen Grund dafür gibt. Der Nachweis einer solchen Diagnose ist besonders deshalb wichtig, weil für manche Familienangehörigen ein hohes Risiko bestehen könnte, selber einen plötzlichen Herztod zu erleiden, erläutert Prof. Zschocke. Viele der genetischen Herzkrankheiten werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent an die Kinder weitergegeben. Wenn man die Mutation in der Familie kennt, kann man gesunde Angehörige „prädiktiv“, also vorhersagend testen, noch bevor irgendwelche Symptome aufgetreten sind: Wenn die familiäre Mutation nicht nachweisbar ist, kann Entwarnung gegeben werden. Wenn aber die familiäre Mutation vorliegt, kann man heutzutage erfolgreich vorbeugend behandeln, so Prof. Pachinger. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, einen Defibrillator einzusetzen, eine Art Herzschrittmacher, der das Herz wieder auf die Reihe bringt, wenn es nicht mehr richtig schlägt.

Noch feiner als der Geschmack sind nur die vielen wertvollen Inhaltsstoffe, denn der Saft aus Granatäpfeln kann bei regelmäßigem Genuss nachweislich helfen, Ihr Herz-Kreislauf-System zu stärken.


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Walter Plörer hat den plötzlichen Herztod bereits fünfmal überlebt.

Kontakt Universitätsklinik Innsbruck Innere Medizin III / Kardiologie Direktor: O. Univ.-Prof. Dr. O. Pachinger Anichstr. 35, 6020 Innsbruck Tel.: 0512/504-227 90

Neues Leben.

Walter Plörer spielt wieder Tennis. Eigentlich müsste Walter Plörer tot sein. Walter Plörer gehört zu den wenigen Menschen, die von sich terminologisch korrekt behaupten können, den Tod überlebt zu haben. Als „überlebter plötzlicher Herztod“ wird der Zustand bezeichnet, wenn ein Mensch nach erfolgreicher Reanimation wieder in das Leben eintritt. Walter Plörer wurde dieses Glück zuteil – fünfmal. Beim ersten Mal hatten seine Frau und ein Bekannter Plörer wiederbelebt, die letzten viermal, bis zur Verpflanzung eines Kunst- und später Spenderherzens, ein Defibrillator. Als Plörer, ein kerngesunder sportlicher Mann, im Sommer 2001 seinen ersten Zusammenbruch erlitt, wurde als reine Vorsichtsmaßnahme an seinem Herzen ein Defibrillator eingepflanzt. Die Medizin konnte damals die innerfamiliären Zusammenhänge und genetischen Ursachen bei kardiologischen Krankheiten wissenschaftlich noch nicht nachweisen. Als in der Familie Plörers jedoch 2005 ein nahes Familienmitglied am plötzlichen Herztod verstarb, war die Medizin so weit und der Fall wurde neu aufgerollt. Man erinnerte sich, dass bereits in den siebziger Jahren ein Bruder Walter Plörers sehr jung und völlig unerwartet am Herztod verstorben war – in einer so-

fort eingeleiteten Aktion wurden die restlichen Familienmitglieder gescannt. „Der Vorteil ist, dass wir mit den uns zur Verfügung stehenden Methoden nun genau erkennen können, ob eine Person gefährdet ist oder nicht, und auch die Möglichkeiten haben, kurativ einzugreifen“, so Pachinger und Zschocke unisono.

Interdisziplinäre Beratung.

Oft stellt sich jedoch das Problem, dass die Patienten vor einer Gewissheit verschaffenden Diagnose zurückschrecken. Eine Hemmschwelle, die Plörer heute nicht mehr nachvollziehen kann: „Auch ich hatte anfangs meine Bedenken vor der Diagnose und deren Konsequenzen. Doch heute weiß ich, dass ich nicht mehr leben würde, hätte ich mich nicht untersuchen lassen“, so Plörer. Eine prädiktive genetische Testung kann tatsächlich das Leben grundlegend verändern, bestätigt Prof. Zschocke. Deshalb erfolgen vor einer solchen Untersuchung in Innsbruck nicht nur eine kardiologische und eine humangenetische, sondern auch eine psychologische Beratung. Dies hat sich bei vielen genetischen Analysen seit Jahren bewährt und wird von den Betroffenen selber gefordert. Man braucht also keine Angst vor einem Gentest zu haben, der das Leben retten kann. h. thöny lll



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Professionelle Hilfe bei der

Diagnose Brustkrebs Sie geben Raum und Halt in der Verzweiflung, Ohnmacht und Sprachlosigkeit. Die Breast Care Nurses an der Universitätsklinik Innsbruck stehen Brustkrebs erkrankten Frauen mit „Herz und Verstand“ zur Seite.

E

s ist still im Besprechungszimmer. Frau Anna S. ist fassungslos, sitzt erstarrt und ihr Blick geht ins Leere. „Wenn Frauen über die Diagnose Brustkrebs informiert werden, erleiden sie häufig einen Schock“, erzählt Schwester Julia. Die Brust ist Inbegriff der Weiblichkeit. Eine Krebs-Diagnose erschüttert eine Frau damit im Kern ihres Frau-Seins und kann im schlimmsten Fall ihr weiteres Leben in Frage stellen. Behutsamkeit, sensible Aufmerksamkeit, einfühlsame Gespräche und die Bereitschaft zuzuhören stehen nun an erster Stelle. Seit 26 Jahren arbeitet die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester Julia in der Universitätsklinik für Allgemeine Chirurgie, seit zehn Jahren in der Sprechstunde für Brustdrüsenerkrankungen. Neben den betreuenden Ärzten ist auch sie bei der Diagnoseübermittlung anwesend. „Wir sind das Bindeglied zwischen der Patientin und Ärzten, Psycho- und Physiotherapeuten, Sozialbe-

ratern, Seelsorgern sowie Sanitätshäusern und Perückenmachern“, erklärt die Schwester. Die Breast Care Nurses der Universitätsklinik Klinik Innsbruck sind in den gesamten Behandlungs- und Krankheitsverlauf eingebunden. Betroffenen Frauen sowie deren Angehörigen stehen sie zur Seite, wobei sie auf persönliche Lebensumstände, religiöse und kulturelle Werte individuell eingehen. „Es ist wichtig, dass die betroffene Patientin gleich eine Struktur für das weitere Vorgehen erhält, für weitere Termine und Therapiemöglichkeiten“, so Schwester Barbara, Breast Care Nurse an der Universitätsklinik für Gynäkologie. Bei Fragen wie: „Was bedeutet die Diagnose? Was passiert nun? Was ist der nächste Schritt?“, helfen die Schwestern weiter.

In guten Händen.

In einer speziellen Ausbildung haben sich die diplomierten Gesundheits- und Krankenschwestern Julia, Barbara, Karin und

Kathrin über zehn Monate hinweg Detailwissen über die Brust sowie Brusterkrankungen angeeignet. Die Ausbildung umfasst körperliche, geistige und seelische Aspekte. „Wir sind vor allem auch da, um den Frauen emotionale Stütze zu sein“, formuliert es Schwester Karin, die als jüngste Breast Care Nurse an der Gynäkologie der Universitätsklinik Innsbruck arbeitet. „Im Zuge dessen dürfen wir auch immer wieder erleben, wie Frauen in der Krankheit eine große Chance erkennen. Sie setzen sich intensiv mit sich selber auseinander und gestalten ihr Leben neu. Sie stellen beispielsweise die Ernährung um und versuchen, weniger Belastungen auf sich zu nehmen. Das gibt auch uns Hoffnung.“ Noch existiert keine eigene BreastCare-Abteilung oder Hotline an der Klinik. Die vier Schwestern lassen derzeit ihr gefragtes Spezialwissen und ihre Fähigkeiten in den Stations- und Ambulanzalltag einfließen. Weitere Strukturen sind jedoch im Aufbau begriffen. J. Brugger ●●●


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© michael rathmayr (4)

Breast Care Nurses Breast Care Nurses, kurz BCN, sind Pflegeexpertinnen für Brusterkrankungen. Die Ausbildung zur BCN soll Diplompflegepersonen befähigen, Betroffene und Angehörige in allen Stufen des Krankheitsprozesses unter Berücksichtigung ihrer körperlichen, sozialen, geistigen und seelischen Bedürfnisse und Ressourcen umfassend zu betreuen und zu beraten. Da auch Männer an Brustkrebs erkranken können, betrifft dieses umfassende Betreuungsangebot auch Männer. Die Ausbildung findet in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Innsbruck am AZW statt. Die ersten Schwestern absolvierten im Feber 2010 ihre Ausbildung.

„ Respekt und Wertschätzung sind wichtig.“ Was kann man für eine gute Freundin tun, wenn man erfährt, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist? Wichtig ist, für sie da zu sein, offen und ehrlich mit ihr über das Thema zu sprechen, es aber auch auszuklammern, wenn ihr das lieber ist. Jede Frau versucht, der Krebserkrankung mit ihrer eigenen Strategie zu begegnen. Respekt, Toleranz und Wertschätzung sind deshalb wichtig. Was soll man auf keinen Fall tun oder sagen? Die Erkrankung bagatellisieren. Aussagen wie: „Das wird schon wieder“ oder „Anderen geht es noch viel schlechter“, sind tabu. Gut gemeinte Ratschläge sollen sehr vorsichtig kommuniziert werden. Es ist große Achtsamkeit gefragt. Wie verhält man sich am besten, wenn die Freundin Wut, Aggression oder ein Ohnmachtsgefühl empfindet? In einem geschützten Raum ist es gut, es einfach zuzulassen. Nach einer gewissen Zeit ist es hilfreich, ihr eine Struktur zu bieten, klar zu sein und beispielsweise etwas zu unternehmen. Vielleicht begleitet man sie auch zum nächsten Krankenhaustermin, wenn sie das möchte. lll


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Gesund leben

Laufen für die Gesundheit

© max2

Kaum eine Sportart wird weltweit von so vielen Menschen ausgeübt wie Laufen. Gerade in der warmen Jahreszeit sind wieder unzählige Jogger unterwegs – einerseits, um die Natur zu genießen, und andererseits, um ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden zu steigern.

M

an muss festhalten, dass es prinzipiell keine Sportart gibt, die für absolut jeden gut geeignet ist. Beim Laufen überwiegen aber ganz klar die Vorteile“, meint Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger. Für den Direktor des Instituts für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) liegen die Pluspunkte auf der Hand: Laufen ist evolutionsbedingt die natürlichste Sportart des Menschen, der Bewegungsablauf liegt uns quasi seit Generationen

im Blut. Der Erfolg des Laufens ist sicher auf seine Einfachheit zurückzuführen, es kann überall und jederzeit ausgeübt werden, die notwendige Ausrüstung ist auf Bekleidung mit gutem Schuhwerk beschränkt. Die Länge der Strecke und das Tempo können je nach körperlichen Voraussetzungen variieren, vielfach wird Laufen als Ausgleich zur Arbeit und zum Stressabbau ausgeübt. Durch regelmäßiges Joggen wird vor allem die Ausdauer trainiert, außerdem reichen für Hobbyläufer bereits zwei bis

drei Einheiten pro Woche, um Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Arterienverkalkung vorzubeugen. Weiters sinkt nachweislich das Risiko, an Brustkrebs (Frauen) oder Dickdarmkrebs (Männer) zu erkranken. „Dreimal die Woche zu laufen sollte eigentlich für niemanden ein Problem sein, auch nicht für Personen, die viel Stress im Beruf haben. Wem seine Gesundheit am Herzen liegt, der darf bei Bewegung keine Abstriche machen“, betont Dr. Schobersberger.


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Gefahr der Selbstüberschätzung.

Um seinen eigenen Körper und dessen sportliche Möglichkeiten und Grenzen besser kennenzulernen, kann ein Besuch beim Sportmediziner nicht schaden – dies gilt vor allem für untrainierte und übergewichtige Laufeinsteiger. „Sowohl bei der Technik als auch beim Laufpensum muss man individuell ansetzen und sich den potenziellen Laufkandidaten genau ansehen. Alter, Gewicht und etwaige Zusatzerkrankungen sind wichtige Kriterien – allgemein gültige Aussagen, wie jemand zu laufen hat, können daher nicht getroffen werden“, erklärt Dr. Wolfgang Schobersberger. Übergewichtigen Menschen empfiehlt er eine Kombination aus Joggen und Schwimmen, da Laufen allein zu einer einseitigen Belastung führen könnte. Wobei Sport nicht das einzige Kriterium fürs Abnehmen ist – bewusste Ernährung spielt eine mindestens ebenso große Rolle, wie Dr. Schobersberger bemerkt: „Es nützt nichts, wenn ich zwar brav laufen gehe, mich danach aber mit einem Schweinsbraten oder dergleichen ‚belohne’. Das Zusammenspiel von Sport und Ernährung ist entscheidend.“ Wer die Kilos purzeln lassen will, darf jedenfalls nie die Motivation verlieren und sich gerade zu Beginn nicht entmutigen lassen. Die Laufeinheiten können anfangs

mit zehn Minuten bewusst niedrig angesetzt werden, so bleiben genug Entwicklungsmöglichkeiten und die kontinuierliche Steigerung fördert überdies das Selbstbewusstsein. Durch die Verwendung einer Pulsuhr kann sich ein Laufeinsteiger selbst kontrollieren und überprüfen, ob er die Frequenz verringern oder erhöhen kann. Der Pulsbereich, innerhalb dessen man laufen sollte, wird ebenfalls bei einem sportmedizinischen Check eruiert. „Neueinsteiger trainieren häufig zu intensiv und denken, sie müssen ständig Vollgas geben. Dafür sind sie nach wenigen Minuten außer Atem und quälen sich über viel zu lange Distanzen. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, wie weit man den eigenen Körper belasten sollte“, so Dr. Schobersberger. Der ISAG-Direktor hat selbst mehrere Marathons bestritten und warnt generell vor übertriebenem Ehrgeiz. Um über lange Distanzen laufen zu können, braucht es einen gewissen Trainingsumfang, den die meisten Durchschnittssportler kaum erreichen. In der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten sieht er die größte Gefahr, auch für erfahrene Läufer, die unbedingt an einem Wettbewerb teilnehmen wollen. Besonders wichtig sind neben der körperlichen Belastung auch die Phasen der Regeneration,

Was ist das ISAG? D

as Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus betreut Athleten aller Leistungsklassen, vom Breiten- bis zum Spitzensportler. Die Kernkompetenz liegt in internistischen und orthopädischen Untersuchungen mit Schwerpunkt auf sportmedizinischen Fragestellungen. Dafür stehen modernste Untersuchungsmethoden zur Leistungsbeurteilung zur Verfügung. Die Ergebnisse dienen als Grundlage sowohl für ein wettkampf- als auch gesundheitsorientiertes Training mit dem Ziel optimaler Effektivität bei minimalem Risiko. Erweitert wird das Angebot im ISAG durch die enge Kooperation mit verschiedensten Abteilungen der Universitätsklinik. Interessierte Hobbysportler können das Angebot eines Leistungstests inklusive Trainingsberatung nutzen (Preise zwischen 150 und 210 Euro). lll

Kontakt Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus Anichstraße 35 , 6020 Innsbruck Tel.: 0512/504-234 50, Fax: 0512/504-234 69 isag.tilak.at

P U B L I C R E L AT I O N S

Fühlen und Üben beim Gehen

D

er Mensch bewegt sich, sofern er auf keine technischen Hilfsmittel zurückgreift, zumeist im Gehen fort. Bei der beim Menschen überwiegenden Form der Bipedie, dem zweifüßigen Gang, hält im Rahmen der Fortbewegungsrhythmik ein Teil eines Fußes stets Kontakt zum Untergrund. Wissenschaftler haben errechnet, dass der Bodenkontakt insgesamt rund 20 Prozent der Gesamtzykluszeit in Anspruch nimmt. Doch nicht nur im Gehen, auch beim Sitzen, Stehen oder beispielsweise Klettern ist der Fuß einer permanenten Belastung durch Bodenkontakt ausgesetzt – umso mehr verwundert es, dass das herkömmliche Schuhwerk im Grunde das Design vor den Gesundheitsaspekt stellt.

Weisheit wiederbelebt.

Mit der Markteinführung des fivefingerSchuhs, eines Handschuhs für die Füße, erfährt die alte Weisheit, dass es am gesündesten ist, sich barfuß zu bewegen, eine Renaissance. Dem Schuh wird hierbei einerseits zugesprochen, aufgrund seiner Form die Muskulatur zu stärken und somit Fußgelenksverletzungen entgegen zu wirken, andererseits wird aber auch die bei herkömmlichem Schuhwerk völlig degenerierte Feinmotorik der Zehen belebt. Ein weiterer Vorteil des Schuhs ist, dass dieser auch im Wasser eingesetzt bzw. gewaschen werden kann.

Interkultureller Austausch.

Eine andere am Schuhmarkt unorthodoxe Konstruktion der Fußbekleidung stellt die Masai Barefoot Technology dar. Die MBT hebt sich durch die konvex zur Laufrichtung abgerundete Sohlenform und ein spezielles Fersenweichteil ab, wodurch der Fuß beabsichtigt seinen Halt verliert. Nach eingehenden medizinischen Tests wurde festgestellt, dass aufgrund dieser Funktion die Koordinationsfähigkeit verbessert und die Skelettmuskulatur ausgeglichener als üblich beansprucht wird. lll

Blasius-Hueber-Straße 14 • 6020 Innsbruck Tel.: 0512/28 67 07 • www.sport-spezial.at


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Gesund leben

Trainingsplan für Laufeinsteiger erstellt von Laufexperte Andreas Tomaselli Ziel: gesundheitsorientiertes Training Vorraussetzung: belastungsfähiger Bewegungsapparat; keine gesundheitlichen Probleme (insbesondere Herz-Kreislauf-System); normales bis höchstens geringes Übergewicht

Woche/ Tage

1. Woche: 2 Trainingseinheiten

Montag

5´Gehen/ 5´Laufen/ 5´Gehen

Dienstag

2. Woche: 2 Trainingseinheiten

3. Woche: 2 Trainingseinheiten

4. Woche: 3 Trainingseinheiten 3´G / 5´L / 3´G / 5´L / 3´G

3´G / 7´L / 3´G

5´G / 5´L / 5´G / 5´L / 5´G / 5´L / 5´G

Mittwoch Donnerstag Freitag

5´G / 10´L / 5´G / 10´L / 5´G 5´G / 5´L / 5´G / 5´L / 5´G

Samstag

4´G / 8´L / 4´G / 8´L / 4´G 3´G / 7´L / 3´G / 7´L / 3´G 3´G / 8´L / 3´G / 8´L / 3´G / 8´L / 3´G

Sonntag Woche/ Tage

5. Woche: Regeneration 2 Trainingseinheiten

6. Woche: 2 Trainingseinheiten

Montag

12´L / 5´G / 12´L / 5´G / 12´L / 5´G

10´L / 5´G / 10´L / 5´G 3´G / 7´L / 3´G

Donnerstag

15´L / 5´G / 15´L / 5´G

10´L / 3´G / 10´L / 3´G / 10´L / 3´G

10´L / 5´G / 10´L / 5´G

15´L / 3´G / 15´L / 3´G

11. Woche: 3 Trainingseinheiten

12. Woche: 4 Trainingseinheiten

10´L / 5´G / 10´L / 5´G / 10´L / 5´G

Freitag Samstag

8. Woche: 3 Trainingseinheiten

12´L / 5´G / 12´L / 5´G

Dienstag Mittwoch

7. Woche: 3 Trainingseinheiten

3´G / 7´L / 3´G / 7´L / 3´G

Sonntag Woche/ Tage

9. Woche: 4 Trainingseinheiten

Montag

10´L / 5´G / 10´L / 5´G

10. Woche: Regeneration 2 Trainingseinheiten

Dauerlauf 25´

Dienstag Mittwoch

20´L / 5´G / 20´L 12´L / 5´G / 12´L / 5´G / 12´L / 5´G

10´L / 5´G / 10´L / 5´G 15´L / 5´G / 15´L / 5´G / 15´L / 5´G

Donnerstag Freitag

10´L / 3´G / 10´L / 3´G / 10´L / 3´G

Dauerlauf 30´ 10´L / 5´G / 10´L / 5´G / 10´L / 5´G

Samstag Sonntag

Dauerlauf 30´

Dauerlauf 30´

15´L / 3´G / 15´L / 3´G

Legende: 5‘... 5 Minuten, G ... Gehen, L ... Laufen Woche 1-4: nur Steigerung des Umfangs Woche 6-9, 10 + 11: auch Steigerung des Tempos: die fett markierten Abschnitte etwas schneller laufen (ca. +10 Pulsschläge) Woche 5 + 10: Regenerationswochen Trainingssteuerung: subjektives Belastungsempfinden maßgeblich (leicht + mittel) Mittelwert-Zielpuls: 190 minus Lebensalter +/- 5 Die Trainingseinheiten bis zur 6. Woche beginnen mit zügigem Gehen, ab der 6. Woche mit Laufen! Beim Laufen auf gleichbleibendes Tempo achten! Insgesamt 32 Einheiten

Dauerlauf 35´


Gesund leben

Laufland Tirol D

ie Initiative „Laufland Tirol“ wurde vom ehemaligen erfolgreichen Mittelstreckenläufer Andreas Tomaselli ins Leben gerufen. Im Jahr 2003 erhielt er von der Tiroler Landesregierung den Auftrag, zehn Laufstrecken zu präparieren. Daraus entstand der österreichweit einzigartige Aufbau von rund 500 Strecken auf 3000 Kilometern im gesamten Bundesland. Tomaselli entwarf außerdem Richtlinien zur Planung und Umsetzung von Laufstrecken sowie eine einheitliche Beschilderung, bei der sowohl die Distanz als auch die Richtung angegeben werden. Im Herbst soll ein Internetportal mit umfassenden Daten, Profilen und weiteren Informationen rund ums Laufen in Tirol online gehen. lll

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Richtig sitzen – aber wie?

„Die beste Sitzhaltung ist immer die nächste“ – das spricht einem Physiotherapeuten aus der Seele, denn der Mensch ist nicht zum Stillsitzen gebaut. Die vielen kleinen Bewegungen, die unser Körper aus richtigem Instinkt machen möchte, sind genau das, was mit dem Möbel Capisco gefördert wird. In der offenen Sitzhaltung wird die Wirbelsäule entlastet und die Muskulatur gleichsam nebenbei gestärkt. Vega Nova Maximilianstr. 25 6020 Innsbruck Tel.: 0512/58 26 40 www.veganova.at

Kontakt www.max2.at www.tirol.at www.tirol.gv.at

Art your Feet

die von vielen Läufern zu häufig vernachlässigt werden. Nicht möglichst hohe Gesamtumfänge sind entscheidend, sondern der Wechsel zwischen Belastung und Erholung.

Optimierte Technik.

Herz und Kreislauf bringt der Gelegenheitsläufer relativ leicht in Schwung, mit einer ausgereiften Technik lassen sich allerdings noch wesentlich mehr positive Effekte erzielen. Um Laufen für die Verbesserung der Kraftausdauer zu nützen, muss die Muskulatur mehr Arbeit verrichten, als dies bei den meisten Joggern der Fall ist. Eine ökonomische und harmonische Lauftechnik zu erlernen, ist ohne Anweisung eines geschulten Trainers aber kaum möglich. Dieser kann die Grundprinzipien der Technik vermitteln und helfen, das Laufverhalten zu verbessern. Wichtig ist auf jeden Fall, nicht nur die Beine zu bewegen, sondern auch den Rumpf und den Oberkörper in eine flüssige Gesamtbewegung einzubauen. „Eine Technikumschulung mit aller Gewalt ist der falsche Weg. Eine gewisse Optimierung ist aber sicherlich ratsam – so kann rhythmisches Laufen gefördert werden. Dies kann dazu beitragen, die Muskeln

und Gelenke nicht allzu sehr zu belasten“, erläutert Dr. Schobersberger. Beim Stichwort Belastung kommt das heiß diskutierte Thema des richtigen Laufschuhs ins Spiel. Dieser soll primär vor Irritationen schützen, die Dämpffunktion des Körpers unterstützen und somit die Verletzungsgefahr verringern. „Wenn ein Fachmann den Schuh anpasst, wird das Risiko der falschen Materialwahl stark minimiert. Eine umfassende Betreuung ist sehr wichtig, denn es gibt Schuhe, die einfach nur zu bestimmten Läufern passen – auch wenn vielleicht die Größe geeignet wäre. Wohlfühlen allein ist zu wenig“, konstatiert der Laufexperte Manfred Brandstätter vom Innsbrucker Sportfachgeschäft „Sport Spezial“. Genau wie Schobersberger rät er jedem Läufer zu einer Fußanalyse, um den aus orthopädischer Sicht geeigneten Schuh zu ermitteln. Was die restliche Ausstattung anbelangt, hat Brandstätter ebenfalls einen Tipp parat: „Es sollte mittlerweile passé sein, ein Baumwollshirt zum Laufen anzuziehen. Vielmehr empfiehlt es sich, Funktionswäsche zu tragen, die den Körper vor Feuchtigkeit schützt und warm hält. Außerdem verhindert sie, dass man sich während des Laufens die D. NASCHBERGER lll Haut aufreibt.“

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Hypo Geschäftsstelle Universitätsklinik Ihr Marktplatz für Service, Beratung und Erfolg Seit der Gründung dieser Geschäftsstelle im Jahre 1971, als erste Zweigniederlassung des Hypo Konzerns, ist die Hypo Tirol Bank Universitätsklinik auf Erfolgskurs. Als mittlerweile größte und kundenstärkste Niederlassung der Hypo Tirol Bank hat sie sich vor allem auf die Bedürfnisse der Berufsgruppen Arzt-, Pflegeund Universitätspersonal sowie Studenten spezialisiert. Bereits seit den 50er Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit mit Ärztekammer und Universität, aus der sich rasch eine vertiefte Kundenbetreuung mit einem spezifischen Produktangebot entwickelte. Bis heute ist die Hypo Tirol Bank als Vertrauensbank erster Ansprech- und Finanzpartner für Tiroler Ärzte geblieben. Heute präsentiert sie sich ihren Kunden mehr denn je als verlässlicher Partner mit Qualität und Vertrauen in allen Finanzangelegenheiten. Dennoch ist nichts beim Alten geblieben. Über die Jahre hat sich das Bankgeschäft stark verändert. Waren es zu Beginn vor allem Bar- und Service-Geschäfte, die den Großteil der Zeit in Anspruch nahmen und mit vier Kassen abgewickelt wurden, so ist nun viel Raum und Zeit für intensive Beratungsund Betreuungsmöglichkeiten gefragt. Dieser innovativen Unternehmensentwicklung und der stetig steigenden Kundenzahl trägt die Geschäftsstelle Universitätsklinik dank kompetenter Betreuung und moderner Architektur gleich in mehrerer Hinsicht Rechnung. Die Vision der Geschäftsstelle folgt der Hypo Strategie aGOra (griechisch für Marktplatz), die darauf ausgerichtet ist, den Kunden mit all seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen. Im Erdgeschoß wird das Konzept einer Ladenstraße verfolgt, wo man sich ähnlich einem Marktplatz einfindet und pulsierendes Leben erfährt. Diese Ladenstraße verbindet den Nord- und Südeingang und bildet somit eine wertvolle Verbindung zwischen Universität und Klinikum. Neben dieser belebten Zone gibt es Rückzugszonen, in denen diskret in Beratungsräumen zeitintensivere Bankgeschäfte erledigt werden können. In den oberen Räumlichkeiten sind Spezialisteneinheiten angesiedelt, die hochwertige Finanzkultur im Finanzierungs- und Veranlagungsgeschäft anbieten.

Reinhard Gastl Leiter Geschäftsstelle Universitätsklinik

Werter Kunde! Wer wollen wir für Sie sein? █ Ein Finanzpartner, den Sie persönlich kennen, den Sie einschätzen können und dem Sie vertrauen. █ Ein Partner, der sich Zeit nimmt für Ihre individuellen Ziele und Wünsche. █ Ein Partner, mit dem Sie gerne langfristig zusammenarbeiten. █ Ein Partner, der Sie mit erfolgsversprechenden innovativen Lösungsansätzen und Produkten überzeugt. █ Ein Partner, der Ihnen hohe Beratungsqualität in einem ansprechenden, diskreten Umfeld bietet. █ Ein Partner, bei dem Sie Begegnungsqualität erleben, wo Sie auch Berufskollegen treffen und sich austauschen können. Wir freuen uns schon, Sie in unserer Geschäftsstelle begrüßen und betreuen zu dürfen!

● Kontakt HYPO TIROL BANK AG Geschäftsstelle Universitätsklinik Innrain 47a 6020 Innsbruck Tel 050700 7100 www.hypotirol.com

Die Geschäftsstelle Universitätsklinik ist ein Marktplatz, der zum Verweilen einlädt und mit warmen Farben, Materialien, Pflanzen, Wasser und Ruhezonen zum Wohlbefinden beiträgt und das Vertrauen stärkt.


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Gesund leben

Wenn Angst vor der Prüfung blockiert Nervosität und Angst gehören zum Leben wie die Luft zum Atmen. Werden sie zu groß, münden sie leicht in einem Teufelskreis. Wenn man die eigenen Stärken kennt und Misserfolge als Teil des Lebens akzeptiert, findet man leichter einen Weg aus der Spirale.

P

eter war ein guter Schüler. Seit der Oberstufe hatte er nur Einser und Zweier, manchmal im Halbjahreszeugnis einen Dreier. Die Welt war für ihn in Ordnung. Doch nach einiger Zeit bekam diese Welt Risse. Die letzten Schularbeiten waren klägliche Abstürze. Peter konnte nicht mehr an seine gewohnten Leistungen anknüpfen. Die Nächte vor den Prüfungen verliefen schlaflos und waren von Magenkrämpfen begleitet. An den Tagen, an denen er sein Bestes geben wollte, herrschte große Leere in seinem Kopf. Der Zugang zu seinem Wissen, zu Verstand, Logik und Sprache war blockiert – ein Blackout versperrte ihm den Weg zum Erfolg.

Der Druck allzu hoher Ideale.

Peter gehört zum Typ „Vorzugsschüler“ (siehe Kasten), erfolgsverwöhnt, aber auch erfolgsgeschädigt. Damit ist er jedoch nicht alleine. „Wir sind häufig mit Jugendlichen konfrontiert, die unter starken Versagensängsten leiden“, erklärt Petra Grubinger, Psychologin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Innsbruck. „Ein wesentlicher Grund dafür ist eine ängstliche, aber strenge innere Haltung beziehungsweise Stimme, die zu hohen Zielen treibt.“ Äußerlich möchte man das vielen Jugendlichen nicht ansehen. Legere Coolness vermittelt eher den Eindruck, dass ihnen Vieles egal ist oder sie über den Din-

gen stehen. „Das streben etliche auch an“, erklärt die Psychologin. „Jugendliche, wie auch zahlreiche Erwachsene haben den großen Wunsch, ständig den eigenen, als auch fremden Erwartungen, beispielsweise denen der Eltern, zu entsprechen. Zudem möchten sie alles unter Kontrolle haben.“ Und damit haben sie sich selbst auch schon ein Ei gelegt, denn sie leben in einer Scheinwelt. „Wir können nun mal nicht alles unter Kontrolle haben – das ist eine Illusion“, bringt die Expertin die für Perfektionisten schmerzhafte Erkenntnis nüchtern auf den Punkt. Wenn der Zugang zum Wissen blockiert ist oder das Herz zu rasen beginnt, dann zeigt der Körper einem auch deutlich, wie wenig man selber unter Kontrolle hat. Diese Symptome führten auch Peter in den „Teufelskreis der Angst“, denn Misserfolg war für ihn ein Fremdwort. Es fehlte ihm die Erfahrung, dass mäßiger bis fehlender Erfolg natürlicher Bestandteil des Lebens ist, und erst recht, wie er damit umgehen soll. „Doch das kann man lernen“, beruhigt Christina Haller, Verhaltenstherapeutin an der Psychiatrie der Klinik Innsbruck. „Wichtig ist es zunächst einmal, Angst und Nervosität als Freunde anzuerkennen und nicht als Feinde, welche man auf schnellstem Weg loswerden möchte.“ Erst, wenn man sich den bedrohlichen Emotionen wohlwollend zuwendet, kann man beginnen, den Teufelskreis zu durchbrechen. Problematisch wird es

auch, wenn Schularbeiten und Prüfungen als Meilensteine im Leben oder gar als Lebensbestätigung betrachtet werden. „Man gibt der Situation dann zu viel Bedeutung. Man braucht sie zur Selbstbestätigung, versucht sich gleichzeitig aber unbewusst davon zu befreien. Derartige Konflikte können zur psychischen Blockade führen“, ergänzt Grubinger. Ein möglicher Weg: Die große Prüfung sollte „entmachtet“ und damit zu einer von Vielen gemacht werden. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt.

Die richtige Dosis.

Ein gewisser Spannungspegel ist lebensnotwendig. Er bringt den Menschen zu Höchstleistungen und ermöglicht Entwicklung. Tritt Prüfungsangst situativ auf, so pusht sie, führt zu innerer Anspannung und hoher Leistungsbereitschaft. Doch ein Zuviel und Zulange paralysiert: Es entsteht ein Ungleichgewicht im Körper. „Man kann wieder lernen, zu einer gesunden Mischung aus Anspannung und Entspannung zurückzukehren“, erklärt Haller (Siehe: „Unterstützendes Verhalten“). In zugespitzter Form mündet Nervosität und Versagensangst in einem Blackout. „Ist man erst einmal drinnen, ist es schwer, aus der Situation wieder rauszukommen. Am hilfreichsten sind Entspannungsübungen, die man kontinuier-


Gesund leben

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Gesund leben

Gedanken an Prüfung

Prüfungsangst entsteht meist im Kopf

Verstärkung der Symptome

Körperliche Symptome verstärken sich

Körperliche Symptome

Teufelskreis der Angst

Gedanken

„Oje, das geht bestimmt schief“, „Ich kann das nicht“

Kennzeichen von Versagensangst • Körperliche Ebene: Schwitzen, Frieren, Harndrang, Durchfallneigung, Enge im Brustbereich, Schwindelgefühl, Knieschlottern, Atemnot oder Herzrasen • Emotionale Ebene: Nervosität, Schlafstörungen vor der Prüfung, Innere Angespanntheit und Unruhe, depressive Verstimmung, Unlustgefühl, Leere, Gefühl von Wertlosigkeit • Kognitive Ebene (Wahrnehmung und individuelle Interpretation der Situation): Negative Selbsteinschätzung der eigenen Leistung („Das schaff ich nie“), Selbstabwertung, Antizipation des Versagens („Das geht sicher schief“) • Verhaltensebene: Ungezielte Vorbereitung, fehlende zeitliche Einteilung, Aufschieben, Nebenhandlungen, Vermeiden

Herzklopfen, Zittern, Atemnot

Emotionen

Angst, Nervosität

lich in den Tagesablauf einbaut“, so die Verhaltenstherapeutin. Daneben kann es sinnvoll sein, angelernte Denkmuster genauer unter die Lupe zu nehmen. „Nicht selten hat man im Geist zwei Dinge miteinander verknüpft, die nicht zusammengehören.“ Sätze wie „Ich werde dann geliebt, wenn ich etwas leiste“ oder „Wenn ich einen Fehler mache, bin ich ein schlechter Mensch“, steuern das eigene Denken, Fühlen und Handeln stark aus dem Unbewussten heraus. Für Peter war Erfolg eins zu eins mit seiner Person verknüpft. Folglich ging er mit sich hart ins Gericht, als er einen Misserfolg erlebte. Daraufhin entwickelte er eine Angst vor weiteren Misserfolgen, die seiner Ansicht nach nicht passieren durften. Der innere Druck wuchs und führte schließlich zum Blackout. Macht man sich verinnerlichte Glaubenssätze jedoch einmal bewusst, ist das schon die halbe Miete. Schritt für Schritt können die Verknüpfungen dann aufgelöst werden. Das gibt Freiraum und es kann ein natürliches Verhältnis zu Nervosität und Angst entstehen.

Hilfe zur Selbsthilfe.

Am schwierigsten ist es, Emotionen zu verändern. Sich einzureden: „So, jetzt habe ich keine Angst mehr“ und damit einfach eine Emotion schnell loswerden, wird kaum funktionieren. Der einfachere Weg aus dem Teufelskreis von zu viel

Nervosität verläuft über Gedanken und die Verhaltensebene. „Ich kann meine Gedanken positiv und neu formulieren, wobei es wichtig ist, dass man realistisch bleibt“, so Haller. Superlativen würden nur erneuten Druck erzeugen. Sätze wie „Ich bin ausreichend vorbereitet“ oder „Ich bin ausreichend klug“ oder „Ich besitze genug Möglichkeiten, das jetzt zu schaffen“ können stark beruhigen. „Wer seine Ressourcen kennt und in der Prüfungsangst bewusst erinnert, wird ebenso gestärkter sein.“ Zu den Ressourcen zählen die eigenen Fähigkeiten, Stärken und Persönlichkeitsmerkmale, auf die man sich verlassen kann. Wenn die Prüfungsangst paralysiert, gibt es Wege, wieder handlungsfähig zu werden. „Im Rollenspiel oder durch Simulation einer Prüfungssituation mit Freunden kann man sich gezielt auf die Situation vorbereiten“, erklärt die Klinische Psychotherapeutin. Auch Entspannungstechniken können helfen, Körper und Geist resistenter gegenüber Stress zu machen. Seitdem Peter regelmäßig die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson macht, kann er besser schlafen und geht wesentlich ruhiger in Prüfungen. Aber auch, weil er gelernt hat, mit Mittelmäßigkeit und Misserfolg adäquat umzugehen. In akuten Stresssituationen hilft ihm zudem der „4er-Atem“, Ruhe und damit auch einen klaren Kopf zu j. brugger lll bewahren.


Gesund leben

Unterstützendes Verhalten • Zusammenspiel von Gedanken, körperlichen Symptomen und Emotionen bewusst machen. (Teufelskreis der Angst) • Wissen über eigene Ressourcen: Eigene Stärken, Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale, auf die man sich verlassen kann.

Drei Typen, die zu Versagensängsten neigen Typ

Kennzeichen

Was hilft?

Fehlende Erfolgs­ erlebnisse

Etliche Misserfolge, zu strenge, fordernde Lehrer, mangelnde Unterstützung der Eltern, fehlende/nicht ausreichende Erfolgserlebnisse. Daraus resultiert mangelnde Erwartung an Erfolge in der weiteren Berufsausbildung und Fehlschlagängste.

Therapeutische Heranführung an die eigenen Fähigkeiten, um Erfolgserlebnisse zu fördern.

Vorzugsschüler

Immer Erfolge und überdurchschnittliche Leistung gewohnt, durchschnittliche Leistung wird als schlecht erlebt und gewertet. Fehlende Erfahrung des Misserfolges, fehlendes Regulativ, dass „weniger gut abschneiden“ natürlich ist.

Eltern: Kinder heranführen, dass Schwächen normal sind. Therapeut: Moderates Denken über Leistung vermittelt. Heranführen an Stärken und Schwächen.

Gelernte Hilflosigkeit

Dem Kind wird alles abgenommen, überprotektive Eltern, bei Krankheit oder Handicap ev. übermäßiges Schonen, fehlendes Lernen der eigenen Handlungsfähigkeit, fehlende „Lebenstüchtigkeit“.

Therapeutisch „nachlernen“, die eigene Handlungsfähigkeit zu entdecken und zu leben. Im Kleinen beginnen, Entscheidungen alleine zu fällen.

• Wohlwollende Gedanken formulieren: „Ich kann ausreichend gut sein“, Ich bin ausreichend vorbereitet“, „Ich bin ausreichend intelligent“ ... das wirkt sich auf Körper und Emotionen aus. • Erlaubnis geben: Sich selber die Erlaubnis geben, aufgeregt zu sein und dass die Leistung schwanken darf. Nicht-Kontrolle akzeptieren. • Entspannungstechniken: Mildern körperliche Symptome (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Atemübungen, Yoga, Autogenes Training, Meditation etc.). Einfache Übung: 4er-Atem: Während des Einatmens bis vier zählen, Atem anhalten und bis vier zählen, während des Ausatmens bis vier zählen. Durch die Nase ein- und durch den Mund wieder ausatmen.

© gerhard berger, michael rathmayr

• Als Außenstehender Ressourcen stärken: Am wenigsten unterstützend: „Du brauchst keine Angst zu haben“. Unterstützend: die Ressourcen stärken, indem man auf bereits erreichte Erfolge aufmerksam macht. • Bedingt sinnvoll: Beruhigungsmittel. Egal, ob Bachblüten, Erste-Hilfe-Tropfen, Johanniskrautkapseln oder in Ausnahmesituationen verordnete Tranquilizer (suchtgefährdend!) – sie können vorübergehend helfen, doch beheben das Problem nicht an der Wurzel. Sie mildern zwar die Angst und Nervosität, die dahinterliegende Ursache (Denkmuster, Glaubenssätze, Vermeidungsverhalten etc) bleibt jedoch unerkannt. Das Problem tritt früher oder später in intensiverer Form wieder zu Tage.

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Die Expertinnen Mag. Petra Grubinger ist Klinische Psychologin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin an der Kinderpsychiatrie der Universitätsklinik Innsbruck.

Mag. Christina Haller ist Klinische Psychologin und Verhaltenstherapeutin an der Psychiatrie/Abteilung Klinische Psychologie der Universitätsklinik Innsbruck.


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Gesund leben

Chirurgie hautnah

© tilak

am 26. Juni 2010 lädt die tiLaK zwischen 10 und 16 Uhr zum tag der offenen tür. im rahmen des diesjährigen Chirurgie-schwerpunkts wird gezeigt, was die handwerkliche Kunst der medizin (Übersetzung aus dem Griechischen) alles zu bieten hat. Was geschieht bei einer Operation? Was passiert bei einem Notfall? Was ist eine Narkose? am tag der offenen tür werden spezialisten in einem umfangreichen Vortragsprogramm zu den verschiedensten Bereichen der Chirurgie auskunft erteilen, Filme von Operationen zeigen und Besucherfragen beantworten.

Orthopädie

Vom Stützstrumpf bis zur Prothese

Unfallchirurgie

Die Lehre vom Stütz- und Bewegungsapparat hat sich rasend schnell entwickelt. Neue Methoden, wie die minimal-invasive Operationsmethode, haben massive Auswirkungen auf den Patienten. Waren früher schmerzhafte lange Operationen nötig, kann heute deutlich schmerzarmer behandelt werden. Die Orthopädie lädt die Besucher ein, Prothesen anzugreifen, die Hemmschwelle abzubauen und die Belastungsfähigkeit der künstlichen Extremitäten zu testen.

Wenn es wirklich schnell gehen muss Was passiert bei einem Notfall? Lernen Sie einen Emergency Room von innen kennen. Das Spezialprogramm führt von der Besichtigung des Hubschrauberlandeplatzes über die Besichtigung eines hochmodernen Schockraums, in den alle Schwerverletzten eingeliefert werden, bis hin zu Gesprächen mit Teams der verschiedensten Fachrichtungen. Außerdem werden Vorträge zu verschiedenen Spezialthemen geboten. Die Vielfalt der Vorträge reicht vom Kreuzbandriss (Was passiert bei einem Kreuzbandriss? Wie wird er operiert?) bis hin zur Komplettprothese.

Radiologie

Der totale Durchblick Die Radiologie bietet eine „Reise durch den menschlichen Körper“ an. Was können moderne bildgebende Verfahren alles leisten? Etliche Computerterminals werden zum Zweck der intensiveren Wahrnehmung aufgestellt sein.

Herzchirurgie

Ohne Robodoc geht nichts mehr Das Spezialthema Kinderherzchirurgie geht unter die Haut: Wie laufen Operationen an sehr kleinen Herzen ab? Wie laufen Operationen am offenen Herzen ab? Welche Vor- beziehungsweise Nachteile haben minimal-invasive Herzoperationen? Was bringt die Roboterunterstützung im OP? Außerdem werden Vorträge zu den Themen „Das Kunstherz“, „Die Bypassoperation“ oder „Die Lungentransplantation“ geboten.

Plastische Chirurgie Wiederherstellung und Ästhetik

Die Plastische Chirurgie informiert anschaulich zum Thema „Brust verändern und heilen“. Neue Methoden zur Korrektur angeborener Fehlbildungen werden präsentiert und erklärt und das Verbrennungsteam informiert über Behandlungsmöglichkeiten bei schweren Verbrennungen und Verbrühungen.


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Rahmenprogramm Den Tag genießen

Rettungsautos können unter die Lupe genommen werden. Es gibt eine Luftrutsche der TT für die Kleinen und eine Fotostation der TT für die Kleinen und Großen. Die „Roten Nasen“ treiben ihre Späße, für das leibliche Wohl sorgt die TILAK.

Anästhesie

Praxisnahe Chirurgie Selbst Hand anlegen

Der Tag der offenen Tür soll wie gewohnt Lust an der Arbeit und Verständnis für die Tätigkeit der Mediziner machen, weshalb die Vorträge klar und praxisnah gestaltet werden. Im Lernzentrum der Chirurgie kann man minimal-invasive Eingriffe (Laparoskopische Chirurgie) selbst an Modellen ausprobieren.

Wo gezielte Betäubung Recht ist Was ist eigentlich eine Narkose? Muss ich Angst vor der Narkose haben? Sind Anästhesisten auch Notärzte? Was passiert am Unfallort? Welche neuen Methoden gibt es, um Verletzten zu helfen? Diese und andere Fragen werden von den Experten beantwortet. Notärzte und Flugärzte erzählen aus ihrem Arbeitsalltag. Außerdem organisiert der Fachbereich einen Spezialvortrag zum Thema „Lawinenunglück – Wie hoch sind die Überlebenschancen?“. Zusätzlich zu diesem Spezialthema werden noch Vorträge zum Thema „Chronische Schmerzen – Was kann man dagegen tun?“ organisiert.

Gefäßchirurgie

Wächter des menschlichen Leitungssystems Operationen im mikroskopischen Bereich. Was sind Krampfadern und wann muss man sie operieren? Außerdem informieren die Experten über die Gefahr des Schlaganfalls durch Einengung der Halsschlagader.


Gesund leben

© gerhard berger

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„ Eine gesunde Bevölkerung ist das höchste Gut“ LR Bernhard Tilg erläutert im Gespräch mit GiT die Schwerpunkte der Tiroler Gesundheitspolitik und führt aus, weshalb in Tirol die medizinischen Leistungen kosteneffizient angeboten werden können.


Gesund leben

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us dem jüngsten Bericht des Rechnungshofes zur Gesundheitsreform 2005 geht hervor, dass medizinische Dienstleistungen in Tirol um fast 60 Prozent kosteneffizienter angeboten werden können als in Wien. Das klingt fast unglaublich. Wie ist das möglich? Wir haben in allen Bereichen unsere Hausaufgaben gemacht. Wir sind beispielsweise seit Jahren bemüht, das Angebot bedarfsgerecht zu optimieren. Das heißt, dass nicht jedes Krankenhaus alle Dienstleistungen anbieten muss, aber jeder Patient in seiner Umgebung auf alle Dienstleistungen zurückgreifen kann. Zweitens haben wir in Tirol äußerst schlanke Verwaltungsstrukturen, wobei dieser Prozess, wie übrigens alle Bereiche, stets weiterentwickelt wird. Drittens, und dieser Bereich ist mir sehr wichtig, ist es uns gelungen, in der Bevölkerung mittels Aufklärung eine ausgesprochen hohe Sensibilität für das Thema Gesundheit zu verankern. Nicht umsonst geht aus den Gesundheitsberichten der Statistik Austria regelmäßig hervor, dass die Tiroler im Vergleich zu den restlichen Bundesbürgern besonders gesund sind.

Welche Maßnahmen hat das Land konkret ergriffen, um die Bevölkerung zu sensibilisieren? Das Land hat etliche Maßnahmen ergriffen. Lassen Sie mich zwei hervorheben, das Mini-Med-Studium und die Senioren-Gesundheitstage. Mit dem Mini-Med-Studium ist es den Initiatoren gelungen, dem Laien komplexe medizinische Themen auf verständliche Weise näher zu bringen und über die Sensibilisierung positiven Einfluss auf die Lebensgestaltung der Bevölkerung zu nehmen. Das Land unterstützt die Vortragsreihe, die im September in die nächste Runde geht, mit einem finanziellen Beitrag. Das MiniMed-Studium hat sich übrigens zu einem geistigen Exportgut entwickelt. Das Konzept, das in Tirol von Prof. Bartsch entwickelt wurde, wird nun auch in allen anderen Bundesländern sowie in Südtirol zur Information der Bevölkerung erfolgreich

„Die Landesregierung eint die Überzeugung, dass eine gesunde Bevölkerung das höchste Gut eines Landes ist.“

eingesetzt. Andererseits unterstützen wir aber auch die Gesundheitstage für Seniorinnen und Senioren, wo speziell auf die Bedürfnisse der älteren Generation eingegangen wird. Wichtig ist mir, dass diese Veranstaltungen nicht nur in Innsbruck, sondern auch in den Bezirken angeboten werden. Möglichst gesund alt werden, ist das oberste Ziel der Tiroler Gesundheitspolitik. Herr Landesrat, Sie haben auch von bedarfsgerechter Versorgung gesprochen. Mit Verlaub, das klingt etwas schwammig. Können Sie Ihre Behauptung konkretisieren? Wir haben in den letzten Jahren viele mutige, aber wie ich glaube wichtige Entscheidungen getroffen. Da wir uns nicht vor Entscheidungen drücken, können wir die Tiroler Steuermittel sehr effizient einsetzen. Ihr Vergleich mit Wien, das bei gleichen Leistungen um 60 Prozent teurer ist, spricht hier wohl für sich. Nur wenn jetzt die Weichen richtig gestellt werden, können wir auch einer immer älter werdenden Gesellschaft in Zukunft die bestmögliche medizinische Versorgung anbieten. Und dafür stehe ich. Nehmen Sie zum Beispiel den Bezirk Kitzbühel. Wir haben uns dazu entschieden, das Krankenhaus Kitzbühel in eine Reha-Einrichtung umzuwandeln und im Krankenhaus St. Johann die medizinischen Leistungen gebündelt anzubieten. Dadurch konnten Doppelgleisigkeiten verhindert werden. Der Sonderstellung Kitzbühels konnte mit der Genehmigung eines Ärztehauses sowie eines Privatsanatoriums entsprochen werden. Es ist uns außerdem gelungen, dass die Pensionsversicherungsanstalt eine Reha-Versorgung auch in Tirol anbietet. Das ist ein großer Erfolg für die Tirolerinnen und Tiroler. Endlich wird die Reha auch im eigenen Land angeboten. Neben Kitzbühel mit 120 Betten wurde auch in Münster ein Haus mit 300 Betten errichtet und in Lans folgt ein weiteres Haus mit 100 Betten für den Ambulanzbetrieb. Weiters arbeiten wir an einer flächendeckenden 24-Stunden-Versorgung

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für die Bürger. Als letztes möchte ich noch die Vorreiterrolle ansprechen, die Tirol bei der eMedikation (Anm.: Prüfung der Medikamente beim Arzt und Apotheker auf schädliche Wechselwirkungen) einnimmt, da wir überzeugt sind, mit diesem Instrument, die Qualität und Sicherheit für die Patienten deutlich zu erhöhen. Kürzlich wurde das Krankenhaus Hall in die Tilak integriert. Wie konnte dieses große Projekt so ruhig abgewickelt werden? Die Integration des Krankenhauses Hall wurde sehr professionell vorbereitet und war sicher ein richtiger Schritt. Das sind die großen und wichtigen Entscheidungen, um auch in Zukunft gut gewappnet zu sein. Das Land ist erst vor kurzem an die Öffentlichkeit getreten und hat mitgeteilt, künftig 300.000 Euro in neue Projekte zur Qualitätsförderung an Tirols öffentlichen Krankenhäusern zu investieren. Ist das nicht etwas üppig? Der Betrag wurde von 200.000 auf 300.000 erhöht. Der Betrag ist aber nicht üppig, sondern angemessen. Die Landesregierung eint die Überzeugung, dass eine gesunde Bevölkerung das höchste Gut eines Landes ist. Deshalb werden wir alles daran setzen, den Patienten als Menschen bestmöglich wahr zu nehmen. Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: H. Thöny

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Ratgeber

Ratgeber

Das Doppel-B beim Kind Eltern von Kleinkindern erfahren laufend Überraschungen – erfreuliche wie weniger erfreuliche. Neben dem Miterleben sämtlicher Kinderkrankheiten stellen das Bettnässen und der Bauchschmerz zwei besonders häufig auftretende Ursachen für elterlichen Kopfschmerz dar. Zwei Spezialisten antworten auf Fragen von Eltern.

Mein Kind ist vier Jahre alt und immer noch nicht trocken. Soll ich den Arzt aufsuchen? Univ.-Doz. Dr. Oswald: Vorab müssen wir zwischen einer rein nächtlichen Symptomatik, die man gemeinhin als Bettnässen versteht, und dem Befund, dass ein Kind generell unkontrolliert Wasser verliert, unterscheiden. Generell gilt, dass ein Kind ab dem dritten Lebensjahr untertags kontrolliert, also am Topf, Wasser lassen sollte. Ab dem sechsten Lebensjahr sollte auch während der

Nacht das Bettnässen vorbei sein. Sind diese Altersgrenzen überschritten, sollten die Eltern mit dem Kinderarzt, der die weiteren Schritte einleitet, Kontakt aufnehmen. Heute sind wir allerdings zunehmend mit dem Problem konfrontiert, dass Eltern Kinder bereits im Alter von ein bis zwei Jahren drängen, auf den Topf zu gehen. Das ist deutlich zu früh, wodurch das Kind unnötigem Stress ausgesetzt wird. Als Regel kann man sich auch einfach merken, dass ein Kind erst dann


Ratgeber

Die Spezialisten Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald ist stationsführender Oberarzt der kinderurologischen Station der Abteilung für Urologie und Kinderurologie an der Universitätsklinik Innsbruck.

mit dem Blasentraining beginnen sollte, wenn es eine Treppe freihändig nach unten gehen kann. Mein Kind macht während der Nacht hin und wieder ins Bett. Was kann ich machen, um das nächtliche Bettnässen einzudämmen beziehungsweise zu verhindern? Univ.-Doz. Dr. Oswald: Durch Reifungsprozesse im Gehirn lernt der kindliche Organismus, auch in der Nacht die Blase zu kontrollieren und trocken zu werden – das gelingt jedoch nicht bei jedem Kind sofort. Ein generelles Verhindern wird es also nicht geben, einfache Verhaltensmuster können diese „Reifung“ zum Trockenwerden jedoch beschleunigen. Eltern sollten darauf achten, dass ein Kind beispielsweise abends wenig trinkt, wobei aber unbedingt auf den Gesamtwasserhaushalt geachtet werden muss. Das bedeutet, dass das Kind anstatt abends untertags genügend Flüssigkeit, im besten Fall Wasser oder ungesüßten Kräutertee, zu sich nimmt. Außerdem sollte man abends auf salzige Speisen verzichten, da dadurch das Kind ein größeres Bedürfnis hat, Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Ich habe einen arbeitsintensiven Job und somit wenig Schlaf. Mich stört es, dass ich mein Kind vor Mitternacht noch einmal auf die Toilette schicken soll. Gibt es Medikamente, um das nächtliche Bettnässen zu verhindern? Univ.-Doz. Dr. Oswald: Es gibt Medikamente, mit denen das nächtliche Wasserlassen verhindert werden kann. Allerdings sind diese Medikamente rezeptpflichtig. Der missbräuchliche Einsatz von Medikamenten, die über den Hormonhaushalt die Nachtharnmenge reduzieren, kann aber zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen.

In den meisten Fällen würde es helfen, wenn sich die Eltern die Zeit nehmen, ihre Kinder zum kontrollierten Wasserlassen zu motivieren. Eltern sollten ihre Kinder beispielsweise loben, wenn ihnen dieser Entwicklungsschritt, selbstständig auf den Topf zu gehen, gelingt. Als nächster Trainingsschritt sollte am Wochenende die Blasenentleerung geübt und auch entsprechend durch sogenannte „PieselProtokolle“ dokumentiert werden. Sollte das nicht ausreichen, gibt es sehr ausgereifte Weckapparate, die nach Einsetzen der – anfangs – tropfenweisen Blasenentleerung über Sensoren am Pyjama oder am Leintuch Alarm schlagen. Dadurch wacht das Kind auf und kann die Toilette oder den Topf rechtzeitig aufsuchen. Was sind die häufigsten Gründe für ungewollten, eventuell organisch bedingten Harnverlust? Was können Eltern tun, um Klarheit zu erhalten? Univ.-Doz. Dr. Oswald: Harnverlust untertags, insbesondere in Verbindung mit Harnwegsinfekten, bedürfen einer kinderurologischen Abklärung. Hierbei wird nicht nur die genaue Krankengeschichte (Anamnese) erhoben, sondern auch der Urogenitaltrakt beispielsweise durch eine Ultraschalluntersuchung und falls nötig mit weiteren kinderradiologischen Methoden kontrolliert. Die häufigsten funktionellen Ursachen sind eine zu geringe Blasenkapazität oder ein Mangel an antidiuretischem Hormon (ADH). Das ADH ist dafür verantwortlich, dass die Nieren während der Nacht deutlich weniger Harn produzieren. Derzeit wird auch geforscht, ob und welche Zusammenhänge zwischen dem Blasenausdehnungsreiz und dem Aufwachmechanismus bestehen und ob eine diesbezügliche Störung zum Bettnässen führen kann. Wenn Kinder über das gewöhnliche

Universitätsklinik Innsbruck Abteilung für Urologie und Kinderurologie Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald Anichstr. 35, 6020 Innsbruck josef.oswald@uki.at

Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Müller ist interimistischer Leiter der Universitätsklinik für Pädiatrie II an der Kinderklinik Innsbruck und auf Magen-, Darm- und Lebererkrankungen im Kindes- und Jugendalter spezialisiert.

Universitätsklinik Innsbruck Kinderzentrum/ Pädiatrie II Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Müller Anichstr. 35, 6020 Innsbruck thomas.mueller@i-med.ac.at

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Ratgeber

„ 90 Prozent aller immer wieder kehrenden Bauchschmerzen im Kindesalter sind harmlos. Diese sogenannten ,funktionellen‘ Bauchschmerzen sind häufig und betreffen bis zu 20 Prozent aller Kinder.“ Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Müller

Alter hinaus nass sind, sollte man jedenfalls den Arzt aufsuchen. In Abstimmung mit der ärztlichen Betreuung ist hierauf ein Miktions- oder Pieselprotokoll, also die genaue Niederschrift über die Flüssigkeitszunahme und die Entleerung der Blase, zu führen. In der Niederschrift müssen der Zeitpunkt und die Menge der Flüssigkeit, die getrunken beziehungsweise abgegeben wird, festgehalten werden. Begleitend hierzu setzen die medizinischen Diagnoseschritte ein. Mein Kind leidet immer wieder unter Bauchschmerzen. Was kann ich tun? Soll ich den Arzt aufsuchen? Univ.-Prof. Mag. Dr. Müller: Vorweg möchte ich beruhigen. 90 Prozent aller immer wieder kehrenden Bauchschmerzen im Kindesalter sind harmlos. Diese sogenannten „funktionellen“ Bauchschmerzen sind häufig und betreffen bis zu 20 Prozent aller Kinder. Unter „funktionell“ versteht man vereinfacht, dass eine grundsätzlich normale Darmaktivität bei bestimmten Patienten gelegentlich als Schmerz wahrgenommen wird. Man spricht auch vom „Reizdarmsyndrom“ des Kindes. Die Schmerzen können bei manchen Patienten aber auch durch psychischen Stress ausgelöst bzw. verstärkt werden. Das heißt aber nicht, dass das Kind den Schmerz vortäuscht. Wenn die Schmerzen jedoch über einen Beobachtungszeitraum von drei Monaten anhalten und gehäuft immer wieder auftreten, sollte der Kinderarzt, die Kinderärztin aufgesucht werden. Je nach Anamnese und Untersuchsbefund wird der Spezialist weiterführende Untersuchungen durchführen oder veranlassen. Nur wenn zusätzliche Symptome wie beispielsweise Abgeschlagenheit, Fieber, Gewichtsverlust, Erbrechen, Durchfälle,

Kleinwuchs oder verspätete Pubertätsentwicklung vorliegen, muss ehestmöglich der Kinderfacharzt, die Kinderfachärztin aufgesucht werden. Ansonsten sollten die Eltern das Kind beobachten und alle Schmerzepisoden in einem Kalender vermerken. Zusätzlich sollte auch notiert werden, wie oft das Kind in der Woche Stuhlgang hat und wie der Stuhl aussieht (hart, breiig, flüssig). Diese Aufzeichnungen sollten Sie dem Spezialisten mitbringen, der dann entscheidet, ob eine Lebensmittelunverträglichkeit wie Zöliakie, also die Glutenunverträglichkeit, eine Zuckerunverträglichkeit, also die Laktose- oder Fruchtzuckerunverträglichkeit, oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung durch weiterführende Untersuchungen ausgeschlossen werden sollten. Wie erkenne ich, ob bei meinem Kind eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) vorliegt? Univ.-Prof. Mag. Dr. Müller: Das häufigste Symptom sind immer wieder kehrende Bauchschmerzen. Der Kinderarzt, die Kinderärztin weiß aber auch, dass viele andere Symptome, die nicht den Verdauungstrakt betreffen, auf eine Zöliakie hinweisen können. Beispiele sind chronische Durchfälle, Eisenmangel, Zahnschmelzdefekte, Kleinwuchs und viele mehr. Da die Zöliakie sehr häufig ist – zirka ein Prozent der Bevölkerung leidet unter Zöliakie – wird der Spezialist bei verdächtigen Symptomen eine entsprechende Blutuntersuchung veranlassen. Auf keinen Fall sollte ohne ärztliche Untersuchung eine glutenfreie Diät begonnen werden, da der Bluttest ansonsten nicht aussagekräftig ist. Auch wenn sich die Beschwerden unter einer selbstbegonnenen glutenfreien Diät scheinbar bessern, liegt oft keine Zöliakie vor. Eine unnötige lebenslange glu-

tenfreie Diät schränkt die Lebensqualität des Betroffenen unnütz ein. Eine Schwester von mir leidet unter Zölia­kie. Stimmt es, dass Familien, in denen solche Krankheitsbilder auftreten, häufiger betroffen sind? Univ.-Prof. Mag. Dr. Müller: Ja. In Familien, in denen Zöliakie auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Mitglieder unter dieser Krankheit leiden, um bis zu zehn Prozent höher als in Familien, in denen diese Krankheit nicht vorkommt. Wenn bei den Eltern oder Geschwistern eine Zöliakie diagnostiziert wurde, sollte eine entsprechende Blutuntersuchung beim Kinderarzt, bei der Kinderärztin erfolgen. Wie erkenne ich Zuckerunverträglichkeit? Was kann ich bei meinem Kind machen? Univ.-Prof. Mag. Dr. Müller: Die Milchbzw. Fruchtzuckerunverträglichkeiten sind häufige Ursachen für Bauchschmerzen und Blähungen im Kindesalter. Sie sind lästig, aber harmlos. Die Eltern können einen Selbstversuch mit Milch oder Apfelsaft machen. Bei positivem Selbstversuch sollte dies dem Kinderarzt, der Kinderärztin mitgeteilt werden. Die endgültige Diagnosestellung erfolgt mittels eines harmlosen Atemtests. Im Gegensatz zur Zöliakie muss keine komplette Diät erfolgen. Um Beschwerdefreiheit zu erzielen, genügt in vielen Fällen eine Meidung stark milchbeziehungsweise fruchtzuckerhaltiger Le­ bensmittel. Bei Kindern und Jugendlichen ist insbesondere an den Konsum von Fruchtsäften sowie Eistee zu denken. Bei nachgewiesener Milch- beziehungsweise Fruchtzuckerunverträglichkeit sollte aber unbedingt eine kompetente Diätberatung durch einen Diaetologen, eine Diaetologin erfolgen. lll


Ratgeber

public relations

Die Wasserrevolution Das Konzept von Wellwasser ist einfach, aber nicht minder genial.

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eider haben bereits viele Erwachsene und Kinder verlernt, Wasser zu genießen, und sind an einen hohen Gehalt an Zucker, Zuckerersatzstoffen oder Geschmacksverstärkern gewöhnt. Dabei sind diese über einen längeren Zeitraum hinweg alles andere als gesundheitsfördernd. Die Sensibilisierungsarbeit, die derzeit von der Firma Wellwasser geleistet wird, ist daher äußerst wichtig. Die gesundheitsbewusste Gesellschaft wird zwangsläufig immer mehr auf natürliche Qualität zurückgreifen. Das Konzept von Wellwasser ist einfach, aber nicht minder genial. Eine vor die Schankanlage geschaltete, mehrstufige Hightech-Wasseraufbereitungsanlage entnimmt dem Trinkwasser die überflüssigen, eckigen und dem Geschmack nicht förderlichen Inhaltsstoffe. Auch gesundheitsschädliche Komponenten werden über diese Anlage eliminiert. Sowohl für den Gastronomen als auch für den Konsumenten ergibt sich durch dieses Konzept eine noch trinkfreudigere Qualität. Jene umweltfreundliche und

sinnvolle Initiative hat mittlerweile in der internationalen Gastronomie großen Zuspruch gefunden und wird mit Begeisterung weitergetragen. Wellwasser lässt sich perlend ebenso leicht und geschmeidig trinken wie Wellwasser still, und jene Menschen, die Wellwasser mit Kohlensäure bisher mieden, empfinden die perlende Wellwasservariante als äußerst zufriedenstellende Alternative. Auch Limonaden wie Apfel, Eistee, Blutorange, Cola usw. werden auf Basis von Wellwasser unter dem Namen Wellpresso angeboten. Auch hier unter Berücksichtigung von Umwelt, Qualität und Lifestyle. Mehr Informationen finden Sie unter www.wellwasser.com. lll

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Vom Schlaf übermannt Die Krankheit ist nur wenigen Menschen ein Begriff und doch ist die Zahl der Betroffenen vergleichsweise hoch. Einige Tausend Österreicher leiden an der Schlafstörung Narkolepsie – viele davon, ohne es zu wissen.

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us dem Griechischen übersetzt bedeutet Narkolepsie so viel wie Schlafanfall, genauer gesagt versteht man darunter eine Störung der Schlaf- und Wachregulation. „Es besteht ein permanentes Müdigkeitsgefühl. Die Betroffenen können sich untertags nicht durchgehend so lange wach halten wie andere Menschen. Sie haben Phasen mit extrem starkem Schlafbedürfnis, das kaum zu bekämpfen ist, und schlafen teilweise sogar bei aktiven Tätigkeiten wie Radfah-


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Durchbruch erwartet.

Die Erforschung der Narkolepsie steckt noch in den Kinderschuhen. Vor rund zehn Jahren entdeckten Wissenschafter, dass bei dieser Schlafstörung gewisse Gehirnzellen, die den Botenstoff

Hypocretin/Orexin produzieren, verlorengehen. Der Körper braucht dieses Peptid, um scharfe Übergänge zwischen Schlaf- und Wachphasen erzeugen zu können. Bislang ist es nicht gelungen, einen künstlichen Ersatz für Hypocretin/ Orexin herzustellen. Nach wie vor ist Narkolepsie stark unterdiagnostiziert. „Lediglich jeder Fünfte bis Zehnte, der diese Krankheit hat, weiß es auch. Viele Menschen ignorieren die Symptome schlichtweg, zudem gibt es des Öfteren Verwechslungen mit anderen Krankheiten. Wir vermuten, dass in Österreich zirka 4000 Personen betroffen sind, dagegen behandelt werden aber höchstens 500“, berichtet Birgit Högl. Sie und ihr Team betreuen in Innsbruck fast 100 Narkolepsiepatienten – so viele, wie nirgendwo sonst in Österreich. Auch wenn eine grundlegende Heilung nicht möglich ist, kann die Krankheit mit gezieltem Einsatz von Medikamenten und einer Anpassung des Lebensstils – vor allem durch den Einbau geplanter Schlafpausen in den Tagesablauf – relativ gut unter Kontrolle gebracht werden. Unter Beteiligung der Universitätsklinik ist vergangenes Jahr eine Studie erschienen, die einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Krankheitsursachen leistet und hoffentlich bald auch zu neuen Behandlungsmethoden führen wird. Denn nun steht fest, dass es sich bei Narkolepsie um eine Autoimmunerkrankung handelt, der Körper die Botenstoffzellen also selbst zerstört. Mit dieser Erkenntnis wollen die Forscher nun einen weiteren Schritt vord. naschberger lll wärts machen.

Was ist Narkolepsie? Unter Narkolepsie versteht man eine Störung der Schlafund Wachregulation. Die Betroffenen leiden an starkem Schlafzwang und schlafen auch bei aktiven Tätigkeiten ein. Weitere Merkmale sind Kataplexien (Verlust der Muskelspannung), ein abnormer Schlafrhythmus, Schlaflähmungen sowie traumartige Halluzinationen. Es wird vermutet, dass in Österreich rund 4000 Menschen von Narkolepsie betroffen sind, aber nur etwa 500 behandelt werden. Eine grundlegende Heilung gibt es bislang nicht, aber mit Medikamenten und einer Anpassung des Lebensstils ist die Krankheit unter Kontrolle zu bringen.

© gerhard berger

ren oder Schwimmen ein“, erklärt Dr. Birgit Högl, die Leiterin des Schlaflabors an der Klinik Innsbruck. Ein weiteres Merkmal der Krankheit sind sogenannte Kataplexien: Dabei geht die Muskelspannung verloren, die Patienten können sich vorübergehend nicht mehr bewegen oder auf den Beinen halten. Ausgelöst werden die kataplektischen Attacken häufig durch Gemütsregungen wie etwa Lachen oder eine Schreckreaktion. „Ein freudiges Ereignis kann dazu führen, dass der Körper zu Boden fällt. Es kommt leider nicht selten vor, dass an Narkolepsie leidende Personen für betrunken gehalten werden, weil sie nicht mehr stehen können und zu torkeln beginnen“, erläutert Högl. Neben einem gestörten Nachtschlaf können bei Narkolepsiepatienten Schlaflähmungen auftreten: Sie wachen zwar auf und nehmen dies bewusst wahr, können sich aber nicht mehr bewegen. Sowohl während der Schlaflähmungen als auch in den Phasen der Tagesschläfrigkeit kann es zu hypnagogen Halluzinationen kommen, dies bezeichnet im Übergang zwischen Schlaf und Wachheit auftretende Sinnestäuschungen. Dabei können realistische Traumbilder entstehen, die oftmals sehr bedrohlich und beängstigend sind.

Dr. Birgit Högl Leiterin des Schlaflabors an der Universitätsklinik Innsbruck

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„ Begründete Aussicht auf Heilung“ Seit 1985 leitet Univ.-Prof. Hartmann Hinterhuber die Universitätsklinik für Psychiatrie. Im Interview blickt er auf die Anfänge seiner Karriere zurück und beschreibt den Wandel hin zu einer modernen Psychiatrie, die er in Tirol entscheidend mitgeprägt hat. Zudem geht er auf die Aufgaben und die Faszination seines Berufstandes ein und räumt mit falschen Vorurteilen auf, die psychisch Kranken entgegengebracht werden.

H

err Professor Hinterhuber, was veranlasste Sie, sich nach dem Medizinstudium zum Facharzt für Psychiatrie ausbilden zu lassen? Ich hatte das große Glück, in eine Unternehmer-Familie hineingeboren worden zu sein, die sich durch großes soziales Engagement auszeichnete. Meine Brüder und ich genossen eine Erziehung, die das Wohl der Mitmenschen in das Zentrum der Bemühungen stellte. Mein konkretes Interesse an der Fachrichtung „Neurologie und Psychiatrie“ weckten unter anderem einige große Ärztepersönlichkeiten, mit denen meine Eltern befreundet waren. Anfangs faszinierte mich die Neurologie stärker, im dritten Ausbildungsjahr verlagerte sich mein Interesse aber zunehmend in Richtung des Fachgebietes „Psychiatrie“. Wie reagierte Ihr Umfeld auf Ihren Berufswunsch – in einer Zeit, als die Psychiatrie noch nicht jenen positiven Ruf genoss, der ihr heute entgegengebracht wird? Meine Familie, meine Freunde und Bekannten hatten nicht nur keine Vorurteile gegenüber psychisch Kranken, sondern förderten, wo immer es möglich war, deren Integration in die Gesellschaft. Sie alle vertraten die Meinung, dass die in psychiatrischen Großkrankenhäusern herrschenden Missstände und die Vernachlässigung der ambulanten Betreuung von Menschen mit psychischen Störungen nur dann verbessert werden können, wenn sich engagierte Menschen dieser Aufgabe widmen. Ich habe somit von meinem Umfeld die größtmögliche Unterstützung erhalten. Sie gelten als einer der Väter der modernen Psychiatrie in Tirol. Wodurch unterscheidet sich Ihr Verständnis von psy-

chischen Erkrankungen von jenem Ihrer Vorgängergenerationen? Bis in die Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts waren die heute erfolgreichen Behandlungsmethoden bei depressiven Störungen und Wahnerkrankungen noch völlig unbekannt. Es war ein unschätzbares Privileg erst meiner Generation, die gewaltigen Fortschritte der medizinischnaturwissenschaftlichen Forschung den Menschen mit psychischen Störungen zugänglich gemacht zu haben: Neben dem Aufkommen von Psychopharmaka und neuen Formen von Sozio- und Psychotherapien veränderte sich auch der Zugang zum Menschen. So wurden die positiven Kräfte der Kranken stärker gewürdigt, anstatt die Defizite zu betonen. Diese großartigen Entwicklungen haben sicher meine weitere berufliche Laufbahn und damit mein Verständnis von psychischen Erkrankungen geprägt. Welche neuen Angebote zur Förderung der psychischen Gesundheit der Menschen in Tirol sind unter Ihrer Federführung entstanden? Die Verantwortung eines Direktors einer Psychiatrischen Klinik darf sich nicht nur auf seine Krankenhausabteilungen beschränken, sie umfasst auch die Organisation und Struktur aller therapeutischen Hilfsmaßnahmen, die Kranke in ihrem Bezirk benötigen. Entsprechend dem gemeinsam mit Professor Ulrich Meise erstellten „Psychiatrieplan Tirol“ konnten therapeutische und rehabilitative Angebote in allen Bezirksstädten verwirklicht werden. Davon waren wir in der Vergangenheit weit entfernt: Noch vor fünfzehn Jahren herrschte bezüglich der Notwendigkeit einer stationären und ambulanten Therapie in der Wohnregion bei vielen Verantwortlichen großes Unverständnis. Vehement für die Umsetzung des Psy-

chiatrieplans setzt sich die „Gesellschaft für Psychische Gesundheit – pro mente tirol“ ein, der ich seit 25 Jahren ehrenamtlich vorstehe. Mit 250 Mitarbeitern hat sie sich zur größten sozialpsychia­trischen Einrichtung in unserem Bundesland entwickelt. Sind die Tiroler stärker von psychischen Erkrankungen betroffen als Menschen in anderen Regionen? Nein. Dieser Frage widmete ich bereits im Jahr 1982 meine Habilitationsschrift. Ich fand heraus, dass in einem Tiroler Alpental ein Viertel der Bevölkerung einmal im Leben unter einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung leidet. Spätere, in unterschiedlichen Ländern und Kontinenten durchgeführte Studien bewiesen die Richtigkeit dieser Erhebung: Psychische Erkrankungen sind in allen Nationen, bei allen Rassen, Kulturen und klimatischen Zonen annähernd gleich häufig vertreten. Sie zählen zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen. In den USA scheint der Gang zum Psychiater üblich geworden zu sein. Bestehen in Tirol diesbezüglich immer noch Tabus? In einem Land, in dem die psychiatrische Betreuung früher nur von großen Krankenhäusern fern der Ballungszentren garantiert werden konnte, herrschten Vorurteile und diesbezügliche Tabus; diese Situation bestand in Tirol bis in die 80er Jahre. Heute, wo weit mehr als 30


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„ Psychische Erkran­kungen sind in allen Nationen, bei allen Rassen, Kulturen und klimatischen Zonen annähernd gleich häufig vertreten. Sie zählen zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen.“

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Prozent aller Tiroler fallweise zur Bewältigung ihrer Lebenssituation gerne die Hilfe von Psychiatern, Psychotherapeuten und Psychologen in Anspruch nehmen, hat sich das öffentliche Bild der Psychiatrie stark zum Positiven gewandelt. Mit Sicherheit haben die Bemühungen der Psychiatrischen Klinik und der „Gesellschaft für Psychische Gesundheit – pro mente tirol“ die früheren Vorurteile gegenüber psychisch Kranken zurückgedrängt. Widmet sich die Psychiatrie besonders den Schwersterkrankten bzw. inwieweit verfälschen Medien das Bild der psychisch Kranken? Die um Menschlichkeit bemühte Psychiatrie nimmt sich jedes psychischen Leidens an. Das zeigt auch die Tatsache, dass in Tirol jährlich rund 10.000 Menschen stationär behandelt werden, wobei die durchschnittliche Dauer des Aufenthalts nur acht Tage beträgt. Meine Mitarbeiter und ich wenden uns mit großer Entschiedenheit gegen jegliche Diskriminierung und behandeln Menschen unabhängig ihrer Herkunft und Sprache oder des Schweregrades der Krankheitsausprägung und des Alters. Leider vermitteln Medien, wie in anderen Bereichen so auch in der Psychiatrie, sehr plakative Bilder der Wirklichkeit: Hier sind sie besonders an der Darstellung von psychisch kranken Rechtsbrechern interessiert. Psychisch Kranke übertreten in Wahrheit aber seltener das Recht als psychisch Gesunde.

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Wo liegt eigentlich die Grenze zwischen „psychisch gesund“ und „psychisch krank“? Mein persönlicher Leitsatz und der der


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„ Die um Menschlichkeit bemühte Psychiatrie nimmt sich jedes psychischen Leidens an. Das zeigt auch die Tatsache, dass in Tirol jährlich rund 10.000 Menschen stationär behandelt werden, wobei die durchschnittliche Dauer des Aufenthalts nur acht Tage beträgt.“

Universitätsklinik für Allgemeine Psychia­ trie und Sozialpsychiatrie ist das „MindManifest“ der Britischen Gesellschaft für seelische Gesundheit: „Es gibt keine klaren Grenzen zwischen seelischer Gesundheit und seelischer Krankheit. Die meisten psychischen Kranken erleben Phasen innerer Stabilität und Einsichtsfähigkeit. Die meisten normalen Menschen leiden unter unbegründbaren Ängsten und zeitweise depressiven Verstimmungszuständen. Die seelisch Kranken sind keine besondere Menschenart, die mit der Welt, in der wir leben, mit unseren alltäglichen Erfahrungen nichts zu tun hätten: Sie sind wie wir und wir sind wie sie.“ Wollen wir trotzdem eine Grenzlinie ziehen, dann verläuft diese dort, wo die genannten Störungen ein Ausmaß annehmen, das verhindert, dass der einzelne Mensch seinen „Lebensentwurf“ verwirklichen kann und er beziehungsweise seine Umgebung darunter leidet. Bereiten Ihnen die Fälle Ihrer Patienten manchmal schlaflose Nächte? Die Güte einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Intervention wird durch die fachliche Kompetenz und das Engagement des Arztes bestimmt. Wenn dazu noch eine tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung her­gestellt werden kann, ist dem Therapeuten bei aller Betroffenheit eine Distanz möglich. Diese

ist wiederum die Voraussetzung, sich voll und bedingungslos dem Patienten widmen zu können. Gelingt dies, gelingt in der Regel dann auch der notwendige, erholsame Schlaf. Gab es auch schon Drohungen von Patienten gegen Sie? Der allergrößten Zahl von Patienten ist es möglich, nach unserer Intervention wieder ein befriedigendes, erfülltes Leben in Familie und Gemeinschaft zu führen. Es liegt in der Natur einiger seltener psychischer Störungen, dass Gedanken, verfolgt und bedroht zu werden, das Denken der Betroffenen beherrschen. Drohungen sind in diesem Sinne Ausdruck der Erkrankung, die es zu behandeln gilt. Nach erfolgreicher Therapie wandelt sich die Drohung in der Regel in eine dankbare Zuwendung. Gibt es Ereignisse, die Sie veranlassen könnten zu sagen: „Ja, ich habe einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung der psychischen Gesundheit der Menschen in Tirol geleistet?“ Diese Frage können nur andere beantworten. Ich persönlich kann in Demut und Bescheidenheit sagen, dass ich stets versucht habe, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: p. salchner

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Zur Person Nach dem Medizinstudium in Innsbruck und Padua ließ sich Univ.-Prof. Hartmann Hinterhuber in Innsbruck und in Bologna zum Facharzt für Psychiatrie und Neurologie ausbilden. Der gebürtige Brunecker leitete zunächst Zentren für Psychische Gesundheit in Südtirol, ehe er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck habilitierte. 1985 wurde er zum Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie ernannt. Seit 25 Jahren steht er ehrenamtlich an der Spitze der „Gesellschaft für Psychische Gesundheit – pro mente tirol“. Universitätsklinik für Psychiatrie Die Universitätsklinik für Psychiatrie entstand 1974 aus der 1891 gegründeten Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik. Heute kümmert sich dort ein professionelles Team aus Angehörigen aller Gesundheitsberufe um Menschen mit depressiven und psychotischen Störungen, aber auch um psychiatrische Störungen des Alters. Zudem verfügt die Universitätsklinik für Psychiatrie als einzige universitäre Einrichtung Österreichs über spezielle medizinische Einrichtungen für psychosomatisch Kranke, psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter sowie für Alkohol- und Medikamentenabhängige. www.i-med.ac.at/psychiatrie


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Der Föhn wird in Tirol gerne als Ausrede für (fast) alles verwendet. An der Kopfschmerzambulanz der Innsbrucker Universitätsklinik vertritt man jedoch die Meinung, dass jedes Wetter Kopfweh verursachen kann. Wichtig ist eine klare Diagnose.

Reine Kopfsache W

etterfühligkeit wird nicht nur in Innsbruck gerne als Volkskrankheit bezeichnet, gegen die man „eh nichts machen kann“. Kaum bricht der Föhn über den Brenner herein, klagen die Menschen über Kopfweh und Müdigkeit, die Stimmung ist gereizt, Statistiken sagen sogar, dass sich Autounfälle häufen. Doch ist es wirklich der warme Fallwind aus dem Süden, der Menschen zur Schmerztablette greifen lässt? Kann sein, muss aber nicht. Extreme Temperaturschwankungen können zwar Kopfschmerzen auslösen, als alleinige Erklärung für häufig auftretende Attacken sollte aber keine Wetterlage der Welt benutzt werden.

Mythos „Wetterkopfschmerz“.

Denn: So etwas wie einen reinen „Wetterkopfschmerz“ gibt es gar nicht. „Das Ziehen und Pochen im Kopf ist in den meisten Fällen ein Spannungskopfschmerz oder eine Migräne“, erklärt Dr. Georg Wille von der Kopfschmerzambulanz der Innsbrucker Uniklinik. Viel seltener kommen zum Beispiel Clusterkopfschmerzen, die sich in besonders extremen Attacken äußern, vor. Um die Beschwerden richtig zu behandeln, ist deshalb eine genaue Diagnose von Nöten. Erst wenn klar ist, ob hinter dem dröhnenden Kopf eine Migräneattacke oder etwas anderes steckt, kann die gezielte Behandlung beginnen. Im Fall von Migräne ist zum Beispiel eine rechtzeitige und richtig dosierte Medikamentierung wichtig – je früher

die Schmerztablette geschluckt wird, umso besser kann sie eine beginnende Kopfwehattacke lindern.

Schmerz durch Tablette.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Als Richtlinie gelten acht bis zehn Kopfschmerztage pro Monat, an denen Schmerzmittel eingenommen werden. Ist diese Grenze überschritten, sollte auf jeden Fall eine Diagnose gestellt werden. Die Beschwerden können dann in Folge mit individuell verschriebenen Medikamenten, die teilweise auch prophylaktisch wirken, behandelt werden. Eine unkontrollierte Selbstmedikation mit Schmerzmitteln aus der Apotheke kann das Leiden dagegen sogar noch verschlimmern. Dr. Wille: „Werden Tabletten zu oft eingenommen, kann es zu schmerzmittelinduzierten Kopfschmerzen kommen. Dann ist paradoxerweise nicht mehr der Föhn ‚schuld’, sondern das Medikament, das man dagegen eingenommen hat.“

Langer Leidensweg.

Die Ärzte der Kopfschmerzambulanz an der Klinik für Neurologie konzentrieren sich zunächst auf die Einordnung des Schmerzes. „Wir müssen feststellen, ob es sich um einen ‚primären Kopfschmerz’ handelt, für den keine zugrunde liegende Ursache gefunden werden kann, oder ob eine andere Erkrankung für den Schmerz verantwortlich ist.“ Durch spezielle Untersuchungen können etwa (Gehirnhaut-) Entzündungen oder Tumore ausgeschlos-

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sen werden. Erst dann kann eine abgestimmte Symptombehandlung beginnen. In die Kopfschmerzambulanz kommen vor allem Patienten, die schon einen jahre- oder gar jahrzehntelangen Leidensweg hinter sich haben und mit ihren Attacken trotz rezeptfreier oder vom Hausarzt verschriebener Schmerzmittel nicht mehr zurechtkommen. Der Andrang ist groß, im Moment gibt es eine Wartezeit von durchschnittlich drei bis vier Monaten.

Ein Faktor von vielen.

Um noch einmal zum Wetter zurückzukommen: Starke Temperaturschwankungen können durchaus Spannungs- oder Migränekopfschmerzen auslösen. Eben noch schneit es, zwei Tage später hat es fast 20 Grad – in Innsbruck sind diese Wechsel vor allem im Frühling und Herbst keine Seltenheit. Viele Patienten entwickeln Beschwerden, wenn zu dieser Wetterlage auch noch weitere „Trigger“Faktoren wie Stress, hormonelle Schwankungen oder bestimmte Nahrungsmittel hinzukommen. Dr. Wille: „Trotzdem muss man klar feststellen, dass das Wetter nur ein Faktor von vielen ist.“ Manche Menschen reagieren etwa stark auf Histamin, das zum Beispiel in Käse oder Wein vorkommt. Immer wieder wird auch Schokolade als Auslöser für Migräne genannt – dieser Zusammenhang konnte laut Dr. Georg Wille in medizinischen Studien allerdings nicht bestätigt werden. An der Kopfschmerzambulanz der Universitätsklinik Innsbruck ist man jedenfalls der Meinung, dass der Tiroler Föhn für weit mehr verantwortlich gemacht wird, als wissenschaftlich nachweisbar ist. „Sehr viele Menschen geben Wetterfühligkeit als Auslöser für ihre Kopfschmerzen an. Wenn man aber Patiententagebücher mit den meteorologischen Daten der jeweiligen Tage vergleicht, ist der Zusammenhang zwischen Wetter und Schmerz weit weniger ausgeprägt als allgemein angenommen“, so Dr. Wille.

Gesund sein hilft. Die sogenannte Wetterfühligkeit kann auch ein Gradmesser der ei-

genen Gesundheit sein. Dr. Georg Wille: „Geschwächte Menschen sind in der Regel deutlich anfälliger für wetterbedingte Kopfschmerzen als physisch und psychisch ausgeglichene Menschen.“ Deshalb kann es in vielen Fällen helfen, auf regelmäßige Bewegung in der frischen Luft (bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit), vernünftige Ernährung und genügend Schlaf zu achten. Immer wieder empfohlen werden auch Saunabesuche oder Kneippkuren, um den Körper „abzuhärten“ bzw. an starke Temperaturwechsel zu gewöhnen. „Alles, was das Herz-Kreislauf-System und die Immunabwehr stärkt, ist positiv. Allerdings machen diese Hausmittel nur bei gesunden Menschen Sinn. Wenn ein Patient bereits geschwächt ist, muss man hier vorsichtig sein“, erklärt der Spezialist. Dass Frauen von Migräne öfter betroffen sind als Männer, ist medizinisch belegt und lässt sich auf die hormonellen Schwankungen im Laufe des weiblichen Zyklus zurückführen. Allerdings treten auch wetterbedingte Kopfschmerzattacken häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Dr. Georg Wille: „Der Grund

dafür ist aber noch nicht ausreichend geklärt.“ Das abschließende Plädoyer des Kopfschmerzexperten lautet: „Immer wieder kehrende Attacken bitte nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn man die Beschwerden schon seit der Jugend hat und sich damit ‚arrangiert‘ hat, dass man eben mehrmals pro Monat unter Kopfschmerzen leidet – zumindest einmal zum Arzt gehen und den Schmerz abklären lassen. Jeder Kopfschmerz-Patient sollte eine Dia­gnose haben.“ b. wohlsein lll


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Wetterfühligkeit Von Wetterfühligkeit spricht man, wenn ein Patient unter Symptomen leidet, noch bevor ein Wetterwechsel stattfindet (meist ein bis zwei Tage vorher). Die Beschwerden können vielfältig sein – von Kopfschmerzen über Müdigkeit bis hin zu Gelenk- und Narbenschmerzen. Was passiert? Was bei Wetterfühligkeit genau im menschlichen Körper passiert, ist nach wie vor ungeklärt. So viel weiß man: Ein empfindlicher Organismus kann aufeinanderprallende Wellen von Hoch- und Tiefdruck, wie sie bei einem abrupten Wetterwechsel vorkommen, registrieren und darauf mit diversen Beschwerden reagieren. Außerdem vermutet man, dass sogenannte „Sferics“ (elektromagnetische Wellenpakete), die sich bei bestimmten Wetterlagen häufen, Kopfschmerzen etc. auslösen können. Arten von Kopfschmerz Spannungskopfschmerzen (nach der neuen Klassifikation: Kopfschmerzen vom Spannungs­ typ) sind leichte bis mittelschwere Schmerzen im Bereich des gesamten Kopfes, die meist als dumpf und drückend empfunden werden. Man unterscheidet je nach Häufigkeit den episodischen vom chronischen Kopfschmerz (wenn die Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat über drei Monate vorhanden sind). Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die in Attacken auftritt. Der Schmerz kommt anfallartig, pulsierend und oft halbseitig. Zum starken Kopfschmerz kommen weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit. Die Dauer einer Attacke kann zwischen vier und 72 Stunden liegen.

Zur Person

Dr. Georg Wille ist an der Ambulanz für Kopfund Gesichtsschmerzen der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck tätig.

Kontakt Kopfschmerzambulanz Frauen-Kopf-Klinik Innsbruck, Erdgeschoß Ambulanzzeiten: Mi 13–16 Uhr Tel.: 0512/504-238 58 od. -242 39


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Süße Träume – gar nicht süß Der Süßmacher Stevia steht kurz vor seiner Zulassung in Europa. Dabei sind Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoffe für immer mehr Menschen eine gesundheitliche Gefahr. Zu finden sind sie fast überall – Langzeitstudien über Nebenwirkungen gibt es kaum.

E

s klingt wie ein Traum für Schleckermäuler: Ein Stoff, der süß schmeckt, aber keine Kalorien besitzt. In den USA wird Stevia (-> siehe Infobox) bereits zum Allheilmittel gegen Übergewicht, Diabetes und Karies hochstilisiert, sowohl Coca Cola als auch Pepsi haben Softdrinks mit dem Süßkraut-Extrakt auf den Markt gebracht. Nachdem die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit den Stoff Steviosid im April als „unbedenklich“ eingestuft hat, dürfte auch die Zulassung in der EU nicht mehr lange auf sich warten lassen. Doch bedeuten Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoffe wirklich das Ende von Fettleibigkeit und Zivilisationskrankheiten? Mit Sicherheit nicht, sagt der Innsbrucker Ernährungsmediziner und Buchautor Dr. Maximilian Ledochowski. Ganz im Gegenteil: Die angeblichen Problemlöser sorgen bei immer mehr Menschen für diverse gesundheitliche Beschwerden.

Kaum Langzeitstudien.

Von Kopfschmerzen über ReizdarmSymptomen bis hin zu Krebserkrankungen – seit langem werden eine Reihe von Erkrankungen mit dem Konsum von Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoffen in Verbindung gebracht. Zu finden sind diese Stoffe mittlerweile fast überall – nicht nur in Light- und DiabetikerProdukten. „Das Problem ist, dass es zur Verstoffwechselung dieser Stoffe keine seriösen Langzeitstudien gibt“, erklärt Dr. Ledochowski. Diese medizinischen Studien sind äußerst aufwendig und kostenintensiv – und damit für einzelne Universitäten zu teuer und für die Lebensmittelindustrie, die naturgemäß Interesse daran hat, ihre Produkte weiterhin zu verkaufen, uninteressant.


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Süßes Blatt Stevia (auch: Süßkraut, Süßblatt, Honigkraut) ist eine subtropische Korbblütler-Pflanze. Die Blätter sind 30-mal süßer als Zucker, reines Steviosid hat sogar die 300-fache Süßkraft. Als Zuckerersatzstoff ist Stevia vor allem in Japan, China und Südamerika (wo die Pflanze herkommt) populär. Stevia ist hitzeresistent und kann daher auch zum Kochen oder Backen verwendet werden. Bislang war Stevia in Österreich nur unter der Bezeichnung „Badezusatz“ in Reformhäusern erhältlich. Im April 2010 hat die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) den Stoff als „unbedenklich“ eingestuft, eine baldige Zulassung für Lebensmittel in der EU dürfte also bevorstehen.

Was ist was? Zuckeraustauschstoffe (zum Beispiel Sorbit, Mannit, Xylit) sind Zuckeralkohole und kommen vor allem in Kaugummis und Zahnpasten vor. Ihre Süßkraft ist niedriger als jene von Zuckerersatzstoffen, ihr Kaloriengehalt jedoch immer noch deutlich geringer als jener von Zucker. Zuckerersatzstoffe sind „Süßstoffe“ wie Acesulfam, Aspartam, Cyclamat oder Saccharin und finden sich in zahlreichen Light- und Diabetikerprodukten. Sie werden von den Rezeptoren der Zunge als süß wahrgenommen, oft besitzen sie jedoch einen etwas anderen Nachgeschmack als Zucker.

Deshalb lassen sich für den Experten auch die Vor- und Nachteile von Stevia nur schwer beurteilen. Dr. Ledochowski: „Jeder Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoff kann zu Problemen führen, Stevia ist da weder als besser noch als schlechter einzuordnen. Viele Menschen meinen, dass Stevia ‚natürlicher’ und deshalb ungefährlicher ist, weil es aus einer Pflanze gewonnen wird – das kann man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Erste Studien zeigen etwa, dass nach Stevia-Konsum über die Niere vermehrt Kalium und Natrium ausgeschieden werden, damit auch Wasser, und in Folge sinkt der Blutdruck. Das kann für einen übergewichtigen Hypertoniker positiv sein, aber zum Beispiel für ein zartes Mädchen mit niedrigem Blutdruck gefährlich werden.“ Ein positiver Effekt der EU-Zulassung von Stevia könnte laut Dr. Ledochowski sein, dass sich die konkurrierenden Lebensmittelkonzerne in Zukunft nun doch Langzeitstudien leisten, um die potenziellen Nebenwirkungen des jeweils anderen Produkts aufzuzeigen.

Süß und süßer.

In seiner Innsbrucker Praxis als Internist wird Dr. Maximilian Ledochowski immer wieder mit Symptomen konfrontiert, die auf den Konsum von Zuckeraustauschstoffen zurückzuführen sind. So können zum Beispiel wiederkehrende Bauchkrämpfe und Durchfälle, die zunächst mit der Diagnose Reizdarm in Verbindung gebracht werden, durch den Zuckeraustauschstoff Sorbit ausgelöst werden. Dieser findet sich in fast jedem Kaugummi. „Sorbit kann die Fähigkeit des Körpers, Fruchtzucker zu verdauen, vorübergehend stören. Da isst man also einen gesunden Apfel und kaut danach einen Kaugummi – und bekommt davon Bauchschmerzen. Der Teufelskreis beginnt, wenn die Patienten immer häufiger zu Kaugummis greifen, um den Mundgeruch zu überdünchen.“ Dr. Ledochowski geht davon aus, dass bereits bis zu 80 Prozent der Menschen gesundheitliche Probleme nach

„ Essen Sie hauptsächlich das, was auch Ihre Großmutter vor etwa 60 Jahren gekannt oder gekocht hätte.“


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Wieso süß?

Warum hat der Mensch eine solche Schwäche für Schokolade, Kuchen & Co.? Die biologische Erklärung: Unser Instinkt sagt uns, dass alles, was süß schmeckt, Energie liefert und vermutlich nicht giftig ist – für unsere Vorfahren war diese Empfindung überlebenswichtig (dieser Instinkt ist im Übrigen auch bei Tieren vorhanden). Bei bitteren Nahrungsmitteln ist der Mensch hingegen von Natur aus zurückhaltend. Dr. Ledochowski: „Deshalb beginnt die Lebensmittelindustrie auch, Bitterrezeptor-Blocker zu entwickeln und unserer Nahrung zuzusetzen – eine gefährliche Entwicklung, weil damit ein natürlicher Schutzfilter ausgeschaltet wird und unsere Sinne noch mehr getäuscht werden.“

Macht light dick?

Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Dr. Ledochowski: „Bei der Ernährung spielen eine Vielzahl von Faktoren zusammen, etwa ob man allein isst oder in Gesellschaft – Essen ist ein hochkomplexer Prozess.“ Eines ist für den Experten aber klar: „Der Konsum von Süßungsmitteln ist eine Täuschung des Körpers und dieses ‚Austricksen’ führt immer zu einer Regulationsstörung. Daher ist es nur logisch, dass Kandisin & Co. das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl durcheinanderbringen können. Ob dafür Blutzuckerschwankungen oder andere Komponenten verantwortlich sind, darüber kann man streiten.“

dem Verzehr von Sorbit haben. „Man hat zum Beispiel auch gesehen, dass in der ehemaligen DDR in den letzten 20 Jahren eine Reihe von Krankheitsbildern aufgetreten sind, die es zu Zeiten des eisernen Vorhangs nicht gegeben hat. Und wieso? Möglicherweise, weil die Menschen erst seit 1989 industriell verarbeitete, mit diversen Zusatz- und Aromastoffen versetzte Lebensmittel essen.“ Den Süßmachern aus dem Weg zu gehen, wird indes zusehends schwieriger. Fast jedes Produkt wird heute mit Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoff süßer und damit – so das Kalkül – für den Konsumenten attraktiver gemacht. Nicht nur in Cola Light oder Fastenjoghurts, auch in Müsli, Fischkonserven, Essiggurken, Zahnpasten und Halslutschpastillen finden sich Aspartam & Co. „Das Problem ist, dass unsere Süß-Schwelle dadurch immer weiter nach oben steigt. Wir brauchen immer stärkere

Reize, um etwas als wohlschmeckend zu empfinden“, so Dr. Ledochowski. In Südtirol werden aus diesem Grund bereits immer zuckerhaltigere Apfelsorten gezüchtet, um dem Geschmack der Masse zu entsprechen. Der einzige Ausweg ist laut Dr. Ledochowski, aus diesem „Wettsüßen“ auszusteigen und den Geschmackssinn durch gezielten Verzicht wieder auf Normal­niveau zu bringen: „So braucht man weder Unmengen an Zucker noch an anderen Süßmachern.“

Wie Oma.

Was empfiehlt Dr. Maximilian Ledochowski seinen Patienten noch? „Essen Sie hauptsächlich das, was auch Ihre Großmutter vor etwa 60 Jahren gekannt oder gekocht hätte.“ Soll heißen: auf Fertig­ suppen und Tiefkühlpizzen verzichten und selbst kochen. Getreide darf ruhig geschält und Gemüse gekocht werden – vermeint-

lich „gesundes“ Essen aus Vollkorn und Rohkost wird nämlich von vielen Menschen sehr schlecht verdaut. Deshalb hält Dr. Ledochowski auch das extrem schlechte Image von Weißbrot für übertrieben. Ähnliches gilt für Zucker, obwohl dieser heutzutage für fast alles Schlechte, das dem Körper passieren kann, verantwortlich gemacht wird: „In Maßen genossen – kein Problem. Nicht umsonst waren Zuckerdosen früher gut versiegelt.“ Das Fazit: Ohne Ende Süßes in sich hineinzustopfen, ob nun mit Zucker oder Süßstoffen versetzt, ist in keinem Fall zu empfehlen. Denn eines ist für den Ernährungsmediziner klar: „Der Körper lässt b. wohlsein lll sich nicht austricksen.“


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„ Bis zu 80 Prozent der Menschen haben bereits gesundheitliche Probleme nach dem Verzehr von Sorbit.“

Zur Person

Dr. Maximilian Ledochowski ist Vorstand der Abteilung Ernährungsmedizin an der Universitätsklinik in Innsbruck. Zudem ist er Internist mit Praxis in Innsbruck und Dozent an der Medizinischen Universität. Dr. Ledochowski hat zahlreiche Bücher zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten verfasst und 2008 eine eigene Akademie zur Aus- und Fortbildung von Studenten, Ärzten und Ernährungsberatern gegründet.

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Olivenöl: Basis gesunder Küche? Es schmeckt hervorragend, Duft und Farbe regen den Appetit an – aus der heimischen Küche ist Olivenöl nicht mehr wegzudenken. Gesund in Tirol hat die Diaetologinnen Luzia Lemmerer und Cornelia Hölzl zum mediterranen Gold befragt.


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sie sagen, dass Olivenöl aus ungesättigten Fettsäuren aufgebaut ist. Der Begriff löst beim Laien nicht unbedingt positive assoziationen aus. Was bewirken ungesättigte Fettsäuren? Lemmerer: Fette lösen nicht unbedingt positive Assoziationen aus, das kann man aber nicht generell auf ungesättigte Fettsäuren ummünzen. Ungesättigte Fettsäuren beeinflussen den Blutfettspiegel positiv und schützen unseren Körper vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unter anderem sind Fettsäuren lebensnotwendig, um fettlösliche Vitamine aufnehmen zu können. Woher weiß der Konsument, in welchen ölen ungesättigte Fettsäuren vorkommen? HöLZL: Das ist relativ einfach zu erkennen. Pflanzliche Öle, wie vorhin schon erwähnt, weisen einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren auf. Die einzige Ausnahme ist das Kokosfett, das wie die tierischen Fette einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthält. sie haben eingangs auch davon gesprochen, dass Olivenöl einen hohen anteil einfach ungesättigter Fettsäure aufweist. Was ist der Unterschied zwischen einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren? HöLZL: Einfach ungesättigte Fettsäuren kann der Körper zum großen Teil selbst bilden. Diese Fettsäuren bezeichnen wir daher als nicht essenziell, oder nicht lebensnotwendig. Mehrfach ungesättigte

„ Ungesättigte Fettsäuren beeinflussen den Blutfettspiegel positiv und schützen unseren Körper vor HerzKreislauf-Erkrankungen.“

Luzia Lemmerer

Fettsäuren, wie beispielsweise die Omega-3-Fettsäuren, können vom Körper in der Regel nicht hergestellt werden und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Diese findet man nicht nur in pflanzlichen Ölen, sondern auch in fettreichen Fischen wie etwa in Lachs, Makrele oder Hering. in der Küche empfehlen sie den einsatz verschiedener öle. Können sie den ratschlag konkretisieren: soll zum Braten oder für die Zubereitung von salaten oder für beides neben dem Olivenöl ein weiteres öl verwendet werden? Lemmerer: Olivenöl und andere kaltgepresste Öle sollten nicht zum Braten oder Frittieren eingesetzt werden. Wir raten, kaltgepresste Öle ausschließlich für die Verfeinerung von kalten oder warmen Speisen zu verwenden. Zum Braten sind raffinierte Öle wie Raps-, Maiskeim- oder Sonnenblumenöl zu bevorzugen, da diese hitzebeständiger sind. Neben Olivenöl können in der „kalten Küche“ auch Distel-, Walnuss-, Kürbis-, Erdnuss- oder beispielsweise Sesamöl verwendet werden. sie haben auch gesagt, dass immer die menge das entscheidende ist. Wie viel öl sollte am tag durchschnittlich pro Kopf für die speisezubereitung eingesetzt werden? HöLZL: Wir empfehlen für die Zubereitung der Speisen, inklusive der Verfeinerung von Salaten, täglich zwei bis drei Esslöffel hochwertiges pflanzliches Öl pro Erwachsenem. Vielen Dank für das Gespräch. INTERVIEW: H. THÖNy

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Cornelia Hölzl

© gerhard berger (2)

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andauf, landab hört man, dass Olivenöl gesund ist. Die Verkaufszahlen des Handels belegen, dass Olivenöl nach wie vor einen ungebrochenen Boom erfährt. Hält das öl, was man sich davon verspricht? LUZia emmerer: Die Frage ist, wie vieles in der Ernährung, schwer zu beantworten. Wer bestimmt, welche Lebensmittel „gesund“ beziehungsweise „ungesund“ sind? Ausschlaggebend sind immer die richtige Menge und die korrekte Umsetzung in der Praxis. Generell sind pflanzliche Öle aus einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufgebaut. Olivenöl enthält vor allem einfach ungesättigte Fettsäuren, die sogenannte Ölsäure, und hat somit durchaus positive Eigenschaften. Damit auch genügend lebensnotwendige mehrfach ungesättigte Fettsäuren dem Körper zugeführt werden, ist es empfehlenswert, auch andere Öle, wie Raps-, Sonnenblumen-, Maiskeim-, Sesam- oder Kürbiskernöl zu verwenden.

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Der Olivenbaum Der Olivenbaum wird seit dem vierten Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert, wobei das ursprüngliche Verbreitungsgebiet die Mittelmeerregion und Südafrika umfassten. Heute wird der Baum auch in Übersee, Asien und nördlichen Regionen angepflanzt. Der nördlichste Olivenhain befindet sich in Köln. Alleine im Mittelmeerraum werden über 1000 Olivenbaumsorten kultiviert. 90 Prozent der Oliven werden zu Olivenöl gepresst. Weltweit werden auf 8,6 Millionen Hektar (etwas mehr als die Staatsfläche Österreichs) 17,3 Millionen Tonnen Oliven geerntet. Spanien, Italien, Griechenland und Syrien zeichnen für 80 Prozent der weltweiten Produktion verantwortlich. 60 Prozent der weltweit 750 Millionen Olivenbäume stehen in der europäischen Union, wobei die EU nicht nur der größte Hersteller, sondern auch der größte Verbraucher ist. Der weltweite Anteil des Olivenöls an der Speiseölproduktion ist aufgrund seines hohen Preisniveaus eher gering.


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Das Olivenöl Kalt gepresstes Olivenöl ist ein reines Naturprodukt, das aus der Olive und dem Kern der Olive gewonnen wird. Olivenöl besteht wie alle Pflanzenöle aus an Glycerin gebundenen Fettsäuren. Kalt gepresstes Olivenöl setzt sich aus 77 Prozent einfach ungesättigten, neun Prozent mehrfach ungesättigten und 14 Prozent gesättigten Fettsäuren zusammen.

P U B L I C R E L AT I O N S

Kretisches Olivenöl

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Im Handel erhältliche Olivenölsorten (nach EU-Kategorisierung) KATEGORIE I: Natives Olivenöl Extra (kaltgepresst, erste Pressung) KATEGORIE II: Natives Olivenöl (kaltgepresst) KATEGORIE IV: Olivenöl ist eine Mischung aus raffiniertem (heißgepresst) und nativem Olivenöl. Der Anteil des nativen Öls beträgt meistens nicht mehr als zwei Prozent.

Populärer Irrtum Bei der grünen beziehungsweise schwarzen Olive handelt es sich um zwei verschiedene sorten. Falsch. Bei grünen Oliven handelt es sich lediglich um unreife Oliven, folglich sind echte schwarze Oliven voll ausgereifte grüne Oliven. Im Handel werden jedoch auch grüne, mit Eisengluconat (E 579) schwarz eingefärbte Oliven vertrieben.

Kochen mit Öl eignet sich natives Olivenöl zum Braten oder Frittieren? Nein. Natives Olivenöl sollte hauptsächlich für Salate und zum Verfeinern von Speisen (etwa Gemüse) verwendet werden. Zum Anbraten oder Frittieren eignen sich hitzestabilere Fette wie Raps-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl. Generell sollen Fette nicht zu hoch erhitzt werden, da sonst Transfettsäuren entstehen. Bei zu hohem Verzehr von Transfettsäuren geht man von einer Gesundheitsgefahr aus.

eicht und schmackhaft – so wünschen sich ernährungsbewusste Österreicher ihre Speisen. Bei der Zubereitung bzw. Verfeinerung der Nahrungsmittel und Gerichte ist der Einsatz von Öl deshalb nicht nur aus geschmacklicher Sicht unerlässlich. Doch Öl ist nicht Öl – unter heimischen Konsumenten hat sich eine Vorliebe für Olivenöl manifestiert. Doch auch unter Olivenölen kann man die Spreu vom Weizen trennen – Olivenöle aus kontrolliert biologischem Anbau werden bei internationalen Verkostungen regelmäßig mit den besten Auszeichnungen bedacht.

Extraklasse.

Das Tiroler Unternehmen Vita + Naturprodukte AG vertreibt unter dem Markennamen Verival Bio mit dem Olivenöl Toplou wiederum ein besonderes Olivenöl. Das Öl, das im Osten Kretas im gleichnamigen Kloster Toplou hergestellt wird, erhielt nicht weniger als fünfmal in Folge die Goldmedaille für das beste Olivenöl verliehen. Das Öl konnte bei den Juroren mit seinem fruchtigen, leicht pikanten Geschmack und dem samtigen Abgang überzeugen. Außerdem wurde festgestellt, dass aufgrund der schonenden Zubereitung des Öls die wertvollen Nährstoffe der Olive zur Gänze erhalten bleiben. lll

• 100 % Oliven der Sorte Koroneiki • kontrolliert biologischer Anbau • Kaltpressung • Abfüllmenge: 500 ml • erhältlich bei MPreis


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exklusivvertrieb durch

Hörtnagl - Pionier zur Stärkung der Tiroler Landwirtschaft

P ublic R elations

Lust auf gesundes Fleisch? Eine Studie der Universität für Bodenkultur belegt die ernährungsphysiologischen Vorteile des Tiroler GrauviehAlm­ochsen – eine Frohbotschaft für Genießer roten Fleisches.

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www.hoertnagl.at

aut der vom Bundesministerium für Gesundheit erstellten Ernährungspyramide sollten Frau und Herr Österreicher maximal dreimal pro Woche Fleisch essen. Empfohlen wird vor allem der Verzehr fettarmen Fleisches, weshalb vom übermäßigen Genuss fetthaltigen roten Fleisches abgeraten wird – ein Dilemma für den Konsumenten, rangiert rotes Fleisch doch deutlich vor weißem Fleisch.

Tiroler Unikum.

Doch in Tirol steht der Konsument nicht vor einer ausweglosen Situation – dem Endverbraucher wird eine attraktive Alternative geboten: Fleisch vom Tiroler Grauvieh-Almochs. „Der Fettgehalt des Tiroler Grauvieh-Almochsen ist halb so hoch wie bei herkömmlichem Fleckvieh. Außerdem weist der Almochs im Vergleich zum Fleckvieh eine doppelt so hohe Konzentration an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren auf, weshalb wir bestätigen können, dass das Fleisch von Grauvieh-Almochsen im Vergleich zu herkömmlichem Rindfleisch aus ernährungsphysiologischer Sicht sehr hochwertig ist“, so Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der Universität für Bodenkultur in Wien.

Exklusiver Vertrieb.

Doch nicht nur die Hochwertigkeit, sondern auch der Vertrieb des Tiroler Grauvieh-Almochsen ist exklusiv und erfolgt ausschließlich über die Filialen des Tiroler Traditionsunternehmens Hörtnagl. „Das Unternehmen Hörtnagl in Person von Geschäftsführer Hans Plattner hat 1993 mit einer Abnahmeund Preisgarantie für den Grauvieh-Almochsen nicht nur einen bis heute einmaligen Impuls zur Stärkung einer lokalen Nutztierrasse gesetzt, sondern auch eine Rückbesinnung auf die traditionell überlieferte hohe Qualität des Fleisches ermöglicht. Deshalb betreiben wir den Vertrieb exklusiv über die Firma Hörtnagl“, so Ing. Otto Hausegger, Geschäftsführer des Tiroler Grauvieh-Zuchtverbandes. ●●●

Wir reden nicht nur über die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, wie es viele Mitbewerber tun, wir praktizieren sie in Form von echten Partnerschaften. Mit unseren Tiroler Lieferanten, die die Herkunft des Fleisches bis zum einzelnen Bauernhof garantiert zurückverfolgen, verbindet uns eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit:

1993 Beginn Grauviehprojekt Rückverfolgung Rind- und Kalbfleisch aus Tirol 1996 Gründungsmitglied Agrarmarketing Tirol 2001 Fairnesskristall der Tiroler Bauern 2006 Hof- & Almschweine aus Tirol mit Rückverfolgung

Andrä Hörtnagl Produktion und Handel GmbH 6060 Hall in Tirol · Tel. 05223/506-0

HO Ins. Gesund in Tirol 83x235.indd 1

19.05.2010 15:13:34 Uhr



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