Michael reepen vom himmel hoch, da komm ich her ein weihnachtlicher begleiter aus dem kloster

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Michael Reepen (Hrsg.)

Vom Himmel hoch, da komm ich her Ein weihnachtlicher Begleiter aus dem Kloster

Vier-T端rme-Verlag


Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

1. Auflage 2009 © Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2009 Texte aus der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980 Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Dr. Richard Reschika Umschlaggestaltung: Elisabeth Petersen, München Umschlagmotiv: © CORBIS UK LTD / Jupiterimages Gesamtherstellung: Friedrich Pustet KG, Regensburg ISBN 978-3-89680-437-2 www.vier-tuerme-verlag.de


Inhalt

Michael Reepen Vorwort ................................................................................ 9 Christoph Gerhard Zeit der Stille und der Sehnsucht ....................................... 13 Erster Adventssonntag Anselm Grün Wunden zu Perlen – Von den Erwartungen anderer frei werden ......................... 17 Der Tag der heiligen Barbara Christoph Gerhard Innehalten im Advent ......................................................... 23 Zweiter Adventssonntag Meinrad Dufner Wachsam – beweglich – gegenwärtig – tatkräftig ............... 27 Adventliche Adjektive Fidelis Ruppert ER sucht mich .................................................................... 37 Dritter Adventssonntag Anselm Grün Gottesgeburt im Herzen ..................................................... 45 Vierter Adventssonntag


Michael Reepen O übermorgen ist schon Heilig Abend! .............................. 51 Michael Reepen Wie ein Licht aus einer anderen Welt ................................. 53 Heiliger Abend Meinrad Dufner Krippenbauen .................................................................... 57 Das Menschwerden Gottes spielen Anselm Grün »Stille Nacht, heilige Nacht« .............................................. 61 Eine Liedmeditation Anselm Grün Das Wort ist Fleisch geworden ........................................... 65 Erster Weihnachtstag Anselm Grün »Vom Himmel hoch, da komme ich her ...« ....................... 71 Eine Liedmeditation Anselm Grün Fest der heiligen Familie ..................................................... 77 Zweiter Weihnachtstag Pirmin Hugger Jenseits von Worten und Begriffen ..................................... 83 Weihnachtsgedanken

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Michael Reepen Ein Kind ist uns geboren .................................................... 93 Dominikus Trautner An Gottes Segen ist alles gelegen ........................................ 95 Silvester Michael Reepen Wach auf, meine Seele! ....................................................... 99 Dominikus Trautner Was trägt mich? ................................................................ 101 Neujahrsgedanken Meinrad Dufner »Als die Zeit erfüllt war ...« .............................................. 107 Eine Meditation zum Jahreswechsel Mauritius Wilde Dieses kleine Kind zieht alle an ........................................ 109 Epiphanie Meinrad Dufner Dem Stern der Sehnsucht folgen ...................................... 115 Gedanken zum Fest der Heiligen Drei Könige Pascal Herold Du bist mein geliebter Sohn ............................................. 119 Taufe des Herrn

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Meinrad Dufner Einweihung ins Leben ...................................................... 123 Gedanken zur Taufe des Herrn Herausgeber und Autoren ................................................ 127

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Michael Reepen

Vorwort »Die Ware Weihnacht ist nicht die wahre Weihnacht« lesen wir bei Kurt Marti. Mit Hilfe eines simplen, aber trefflichen Wortspiels ruft uns der Schweizer Theologe und Lyriker ins Gedächtnis, dass das wohl mit Abstand gemütvollste, gefühligste unserer Kirchenfeste zusehends Gefahr läuft, als bloßes Geschenk- und Familienfest seines eigentlichen christlichen Gehalts beraubt zu werden. Keine Frage: Weihnachtsbäume in allen Größen (die natürlich Nadelnden wie die für die Ewigkeit gedachten Kunstimitate), grellbunte Lichterketten und kitschige Goldengel mit Heiligenschein gehören inzwischen genauso zum Repertoire der Advents- und Weihnachtszeit wie der ausgedehnte Einkaufsbummel, der leckere Gänseschmaus im Kreis der Allerliebsten und das rituelle Glühweintrinken in dicht gedrängter Menge auf eisig kaltem Marktplatz. Und wer möchte schon allen Ernstes auf das – mit dem Schein der Kerzen konkurrierende – Leuchten von Kinderaugen beim Naschen frisch gebackener Plätzchen oder beim Marathonauspacken der Geschenke verzichten?! Allem nicht mehr wegzudenkenden Konsum und Kommerz, die mitunter in regelrechten Stress ausarten können, aller süßen Nostalgie und vermeintlichen Familienidylle zum Trotz, werden wir zu Weihnachten jedes Mal aufs neue herausgefordert, uns des spirituellen Kerns, der Grundbotschaft dieses Hochfestes 9


bewusst zu werden, innezuhalten und uns auf die Mitte unseres Glaubens selbstkritisch zu besinnen. Dies gilt zweifellos auch für uns Mönche von Münsterschwarzach, die sich der vorweihnachtlichen Geschäftigkeit ebenfalls nicht gänzlich zu entziehen vermögen. Feiern wir doch an Weihnachten das Geburtsfest Christi in Betlehem und damit nichts weniger als das unauslotbare Mysterium der Mensch- und Weltwerdung Gottes, seine Inkarnation hier auf Erden. Für christliche Mystiker geht es bei dieser Gottesgeburt, bei dem im Fleisch erschienenen, ewigen Gottessohn, der »Licht vom Licht« und »wahrer Gott vom wahren Gott« ist, gleichsam auch um eine Gottesgeburt in uns selbst, in unseren eigenen Herzen. Mit den prägnanten Worten von Angelus Silesius aus dem Cherubinischen Wandersmann ausgedrückt: »Wäre Jesus tausendmal in Betlehem geboren und nicht in dir, du wärest ewiglich verloren.« So könnten wir uns beispielsweise fragen, was daraus für unsere Existenz, unser Leben folgt: Sind wir überhaupt durchlässig für dieses Große, Größte? Sind wir wirklich offen für diese Gottesgeburt in uns? Wie können wir die Fülle des göttlichen Lebens in uns selbst verwirklichen? Wie können wir uns als christlich Glaubende solidarisch den Mitmenschen zur Verfügung stellen? Das vorliegende Buch versteht sich als klösterlicher Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit, die auch den Jahreswechsel einschließt und erst mit Epiphanias und der Taufe des Herrn ihren krönenden Abschluss findet. Wir Mönche von Münsterschwarzach laden Sie ein, mit uns diese intensive Zeit des Jahres mitzuerleben. Mögen Ihnen die folgenden Beiträge in all ihrer individuellen Mannigfaltigkeit neue, inspirierende Perspektiven für Ihr Leben eröffnen. 10


Zu allen Festtagen dieser Zeit finden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, auf den folgenden Seiten Impulse, die zum Teil auf einen der liturgischen Tagestexte Bezug nehmen. Die anschließenden Fragen wollen zugleich eine Brücke zu Ihrem Alltag schlagen und Ihnen helfen, den in den Texten angedeuteten Weg weiterzugehen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dabei immer mehr von dem »aufstrahlenden Licht aus der Höhe« (Lk 1,78) beziehungsweise vom »wahren Licht der Welt« (Joh 8,9) spüren dürfen.

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Christoph Gerhard

Zeit der Stille und der Sehnsucht Erster Adventssonntag Mit dem heutigen Tag beginnt die Adventszeit, das heißt die Vorbereitungszeit auf Weihnachten hin. Als ich in den letzten Tagen unterwegs war, habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass die Kirche wieder einmal hoffnungslos hintendran ist. Denn das Weihnachtsgeschäft hat längst begonnen, wenn es nicht sogar schon auf seinem Höhepunkt angelangt ist. Seit spätestens Mitte November sind die Weihnachtsbäume mit ihren Lichterketten in den Einkaufszentren aufgestellt und Engel beziehungsweise Christkinder in allen Variationen machen das kommende Kaufereignis unübersehbar. Das Geschäft hat mit Weihnachten zwar kaum etwas zu tun, aber das spielt keine Rolle. Die Werbung besetzt unsere tiefe Sehnsucht nach Gott mit Waren, die nichts als ein schlechter Ersatz für Christus selbst sind. Aber sie tut das sehr erfolgreich. Eines ist klar: Weihnachten ist das Jahresereignis, das am meisten vom Kommerz vereinnahmt wird. Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Sind wir Menschen als Konsumenten des Handels und der Freizeitindustrie so dumm, dass wir dem Ganzen unhinterfragt auf den Leim gehen? Oder steckt etwas anderes dahinter? Ich meine ja! Ganz gewiss steckt etwas anderes dahinter. Die Advents- und die Weihnachtszeit ist doch nicht nur deshalb so schön, weil es dunkel ist und ich ein paar Kerzen anstecken kann. Oder weil es kalt genug ist, um einen Glühwein zu genießen. 13


Ich behaupte, tief hinter der allgemeinen umtriebigen Geschäftemacherei steckt unser Bedürfnis, mit Gott in Verbindung zu treten. Weihnachten – die Menschwerdung Gottes und die Engel, die dazugehören – ist das Fest schlechthin, das diese Sehnsucht und ihre Erfüllung feiert. Wenn ich also etwas erfolgreich verkaufen will, gibt es nichts Besseres, als sich dieser Sehnsucht zu bedienen. Nur unsere Sehnsucht wird dadurch gewiss nicht gestillt: Statt einer Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen bekommen wir Waren, für die wir unser Geld ausgeben. Die große Tragik ist: So geht es ganz bestimmt nicht! Beziehungen und unsere Sehnsucht nach Gott brauchen Zeit, Stille und Achtsamkeit. Und genau das soll ja der Advent sein: eine stille und schöne Zeit, in der wir aufatmen können. Nur genau dies ist der Advent für die meisten keineswegs, denn es gibt ja noch so vieles zu erledigen, so viele Adventsfeiern zu besuchen. Der reinste Stress! Und unsere Sehnsucht bleibt unerfüllt. An diesem Punkt wird es wirklich schwierig. Wir leben in einer Gesellschaft, aus der wir nicht einfach aussteigen können. Selbst wir Mönche von Münsterschwarzach können dem nicht ganz entrinnen. Was also tun, wie könnte es gehen? Ich gebe zu, ich habe keine Patentrezepte, allerdings bin ich ein Freund des Evangeliums. Jesus warnte uns im Evangelium davor, uns allzu sehr vom Getriebe des Alltags besetzen zu lassen. Er mahnte zur Wachsamkeit. Dazu brauche ich Aufmerksamkeit, da kann ich mich nicht auf andere Dinge konzentrieren. Wachsamkeit braucht meine ganze Achtsamkeit, immer wieder muss ich hinschauen, hinhören, hinfühlen und -spüren: Wie ist es denn mit der Ankunft Gottes in meinem Leben? Wie ist es denn mit meiner Beziehung zu IHM und mit der Beziehung zu meinen Mitmenschen? Und jetzt wird es ganz schlimm. Wachsamkeit braucht Zeit. Zeit, die etwas ermöglicht, was unbezahlbar ist: Gott direkt oder in meinen Mitmenschen zu treffen. Das Zweite, was Jesus 14


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