Veronika Pr端ller-Jagenteufel
Den Weg zur Auferstehung weitergehen Ein spiritueller Begleiter f端r die Fasten- und Osterzeit
Vier-T端rme-Verlag
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Inhalt
Einleitung 7 Vorzeichen 11 Anweg 13 Treu bleiben – die Versuchungen Jesu 13 Das soll nicht mit dir geschehen – Jesu Ankündigungen von Tod und Auferstehung 17 Gott liebt die Welt – Jesu Hingabe 21 Messiasbekenntnis – ein Triptychon 24 Auf das Begräbnis hin – Salbung in Bethanien 29 Ins Zentrum der Macht – Einzug in Jerusalem 31 Stärkung auf dem Weg 34 Befreiung feiern – das Letzte Abendmahl 34 Ich habe euch ein Zeichen gegeben – die Fußwaschung 38 Was Judas »verrät« – und die Kirche 42 Das Leben hingeben – Jesu Abschiedsrede 45 Liebe und Einheit – die Rede und das große Gebet 47 Auf dem letzten Weg 50 Dem Wachen nicht gewachsen – die Jünger und die Todesangst Christi 50 Verleugnen und Anschwärzen – Petrus und die Magd 54 Die Ignoranz der Macht – Pilatus, seine Frau und Barabbas 57 Den Kreuzweg mitgehen – Veronika und Simon von Kyrene 60 Am Kreuz ausharren 63 Gebete in Not – die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz 63 Im Kreuz ist Heil – Menschsein als Bezogensein 72 Lebensbaum – die Legende vom Kreuz 75
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Beim Kreuz ausharren 78 Das Leiden meditieren? – Kreuzesmystik neu bedacht 78 Staunen unterm Kreuz – dreimal Longinus 82 Letzter Trost – die Pietà 89 Letzter Dienst – Grablegung und Grabesruhe 91 Auf dem Weg in die Osterfreude 94 Hinabgestiegen in das Reich des Todes – Anastasis 94 Das Wunder der Auferstehung – die Nacht des Lichts 98 Er ist auferstanden – die Salbenträgerinnen 102 Nicht bei den Toten – das leere Grab 105 Dem Auferstandenen begegnen – ein Mosaik 108 Den Weg weitergehen 118 Warum der Messias das alles erleiden musste 118 Zeugin sein, Schüler werben – der Sendungsauftrag 122 Zeugenschaft und Gotteslob statt Weltflucht – Christi Himmelfahrt 126 Pfingsten – Geist als Trost und Lebensatem Gottes 129 Vater der Armen und weibliche Ruach – Heilige/r Geist/in 132 Wir können nicht schweigen – das Sprachenwunder 135 Ausblick 138 Leib Christi sein, in Wandlung leben – Fronleichnam 138 Nachwort 141
Anhang: Register der behandelten Bibelstellen 144
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Einleitung »Ostern ist verkaufstechnisch schwierig«, warnte mich mein Kontaktmann im Verlag, als ich begann, dieses Buch mit Betrachtungen über Tod und Auferstehung Jesu zu schreiben. Doch mich hatte dieses Thema gepackt und nicht mehr losgelassen. Während der Arbeit daran habe ich allerdings mehrmals gedacht: Die Kollegen haben recht, Leiden, Kreuz und Tod sind schwierig – und das nicht nur verkaufstechnisch. Ebenso ist die Auferstehung nicht so leicht zu fassen und auch Missionsauftrag und Geistsendung nicht. Dabei sind das, zusammen mit der Menschwerdung Gottes, die zentralen, entscheidenden Ereignisse für den christlichen Glauben. Mich ihnen neu zu stellen, ihnen mit Kopf und Bauch, Gedanken und Intuition intensiv nachzuspüren, war ein Abenteuer. Schreibend habe ich versucht, diesen Fundamenten christlicher Existenz tiefer auf die Spur zu kommen. Und mir wurde neuerlich klar, dass ich mich als Person da nicht heraushalten kann. Ich wollte nicht bloß Lehrbuchsätze reproduzieren, allgemeine Aussagen genügten nicht. Ich musste mich selbst neu fragen: Was bedeutet der Tod Jesu am Kreuz für mich? Was heißt für mich Auferstehung? Was sagen mir die unterschiedlichen Deutungen dieses Geschehens? So war die Arbeit an diesem Buch nicht nur eine herausfordernde theologische Aufgabe, sondern auch ein spannender persönlicher spiritueller Prozess. Ein für alle Mal geklärt sind die Fragen nicht – nicht für mich nach dem Schreiben und wohl auch für die Leserinnen und Leser nach der Lektüre nicht. Angesichts von Tod und Auferstehung bleiben wir immer Fragende, Zweifelnde, Hoffende, Staunende. So bietet dieses Buch keine durchgestylte Theorie, sondern bleibt ein offener Versuch. Aus den vielen möglichen Zugängen musste ich auswählen; geleitet haben mich dabei praktische Fragen: Was hilft mir, in das Geschehen, von dem die Evangelien erzählen, einzutauchen? Was könnte mich Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, näher bringen? Das Buch ist so aufgebaut, dass es den Weg Jesu mitgeht: ans Kreuz und durch den Tod zur Auferstehung und weiter. Ich folge diesem Weg so, wie ihn die Evangelien erzählen, ihrem Fluss und ihrer Dynamik vertrauend, flankiert von Anregungen aus der reichhaltigen geistlichen 7
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Tradition der Kirche. Als Vorzeichen steht allem anderen voran ein Bekenntnis: der so genannte Philipperhymnus, einer der ältesten Textzeugen des christlichen Glaubens. Dieses Loblied spricht vom Gottsein Jesu, von seiner Menschwerdung, von Kreuz und Tod und von der Auferstehung. Alles, was wir im Neuen Testament über Jesus lesen, alles Nachdenken über ihn und seine Bedeutung entstand aus dieser gläubigen Perspektive der ersten Christinnen und Christen. Sie sind den Weg zur Auferstehung weitergegangen. Auf diesem Weg gehe auch ich heute: fragend und glaubend, manchmal restlos begeistert, manchmal voll von Zweifeln. Auf diesen Weg lade ich mit diesem Buch ein. Es beginnt mit einem Anweg: Tod und Auferstehung Jesu sind von seinem Leben nicht zu trennen. Es ist ein Weg nach Jerusalem, ins Zentrum. Jesus geht ihn als Messias, als Retter, aber ohne Triumph. In der Stadt wird er zunächst innehalten: Beim Paschamahl stärkt Jesus sich und die Seinen, fasst sein Vermächtnis zusammen und erkennt den Verräter. Es folgt sein letzter Weg: Verhaftung, Verhör, Verurteilung durch Pilatus, Folter. Jesus begegnet dabei der Angst, dem Versagen, der Gleichgültigkeit, aber auch mutig-zärtlicher Zuwendung. Das Kreuz setzt dem Weg erst einmal ein Ende. Hier scheint es nicht mehr weiterzugehen. Am Kreuz und unter dem Kreuz gilt es auszuharren – für Jesus ebenso wie für seine Jüngerinnen und Jünger. Und doch ist die Dynamik zwischen Jesus und seinem Gott hier auf dem Höhepunkt und es zeigen sich die, die das miterleben, tief bewegt. Dennoch kommt der Tod und das Grab und die Stille danach. Wie geht es jetzt weiter? Nicht nur ins Todesreich, sondern ins unbesiegbare Licht. Zuerst erkennen das Frauen, dann Einzelne, dann immer mehr von den Gefährten Jesu, zum Schluss auch einer, der die Christen verfolgt: Paulus. Den Weg in die Osterfreude geht jeder auf ganz eigene Weise. Das Kreuz ist nicht das Ende, aber auch bei der Auferstehung ist noch nicht Schluss. Freude und Hoffnung wollen gelebt und in die Welt getragen werden. Das Verständnis für Jesus wird beim Weitergehen ebenso wachsen wie das Bewusstsein dafür, von Gottes Kraft begleitet und geführt zu werden – und zwar in ein dankbares, beredsames Staunen über die Liebe und die ungeahnten Möglichkeiten, einander neu zu verstehen. So öffnet sich der Weg in einen Ausblick: Christsein bleibt unterwegs, in steter 8
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Wandlung, genährt aus dem Vertrauen, in der Gegenwart Jesu zu leben, des Gekreuzigten und Auferstandenen. Ein kurzes Nachwort weist dann noch auf systematisch-theologische Fragen hin, die sich in den Texten dieses Buches spiegeln. Im Nachdenken darüber, was es bedeutet, dass Jesus Mensch und Gott ist, muss ebenso Platz für den Zweifel sein wie für den Glauben: Denn zu einer lebendigen Beziehung gehört immer beides. Konkret beleuchtet in allen Teilen des Buches jeweils ein betrachtender Text – gelegentlich sind auch mehrere eng verwandte Texte zu kleinen Sammlungen zusammengenommen – die einzelnen Wegstrecken zumeist anhand von Bibelstellen. Jeder Meditation folgen Bemerkungen zum theologischen oder historischen Hintergrund sowie Anregungen zur Vertiefung im Alltag. Letztere sind Vorschläge, gedacht als Fundgrube zur Inspiration. Sie wollen zu eigener spiritueller Praxis ermutigen. Das Buch ist als Begleiter durch die Fasten- und Osterzeit gedacht, auch wenn nicht alle Sonntagsevangelien hier behandelt werden und der Schwerpunkt bei Texten rund um Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag liegt. Für die zweimal sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern bzw. Ostern und Pfingsten will es Impulse zum bewussteren Miterleben dieser geprägten Zeit geben. Es dafür Stück für Stück von vorne nach hinten zu lesen, ist ebenso möglich, wie sich von jenen Überschriften leiten zu lassen, die einen gerade ansprechen. Ein Register im Anhang ermöglicht den gezielten Zugriff auf Texte zu bestimmten Bibelstellen. Gute Theologie ist immer Gemeinschaftsarbeit. Ich danke allen, die mich in meinem Schreiben bestärkt haben: Ermutigend waren vor allem die vielen positiven Reaktionen, die ich auf das im Jahr 2008 erschienene, ähnlich konzipierte Buch zur Advents- und Weihnachtszeit bekam. Ich danke dem Vier-Türme-Verlag sowie seinem Lektor, Dr. Thomas Böhm, dass sie sich auch auf dieses neue Projekt eingelassen und es sensibel und professionell begleitet haben. Ich danke der dominikanischen Schwesterngemeinschaft von Kirchberg am Wechsel, die mir wieder Raum und Ruhe zum Schreiben gewährte. Ich danke Barbara Müller und Gertrud Hierzer, die neuerlich als »Testleserinnen« zur Verfügung gestanden und wichtige Rückmeldungen gegeben haben. Ich danke meiner Schwester, 9
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Maria Prüller, und meinem Schwiegervater, Dr. Adolf Jagenteufel, für ihr aufmerksames Korrekturlesen. Besonders danke ich meinem Mann, Gunter Prüller-Jagenteufel, für vielfältige Hilfen und vor allem für unzählige Stunden gemeinsamen Fragens nach Gott und seinem Sohn. Kreuz und Tod und Auferstehung Jesu sind kein leichtes Thema. Ich bin vielleicht gerade deshalb in der Auseinandersetzung damit reich beschenkt worden. Leserinnen und Lesern dieses Buches wünsche ich nicht weniger. Wien, im Oktober 2009 Veronika Prüller-Jagenteufel
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Anweg Der Weg Jesu beginnt mit Weihnachten. Die Menschwerdung Gottes ist der Anfang der Erlösung. Diese wird bereits spürbar in dem, was Jesus tut, wie er mit Menschen umgeht und was er von Gott erzählt. Wir gesellen uns zu Jesus ein erstes Mal, als er sich auf sein öffentliches Wirken vorbereitet und in die Wüste geht. Die Versuchungen, denen er dort ausgesetzt ist, weisen auf sein Ende voraus. Jesus selbst spricht – so bezeugen es die Evangelien – schon zu Lebzeiten immer wieder von diesem Ende, auch wenn es die Gefährten nicht hören wollen. Seine Sendung, die er der Liebe Gottes verdankt, lässt sich zusammenfassend als Hingabe beschreiben. Wie jeder Mensch möchte auch Jesus in seinem Wesen erkannt sein. Doch nur wenige erkennen in ihm den Messias und Sohn Gottes, und auch diesen fällt es schwer, an einen leidenden Messias zu glauben. Nur eine Frau salbt ihn vorausschauend für sein Begräbnis. Der Weg Jesu führt nach Jerusalem. Auf dieses Ziel geht er zu, ins Zentrum politischer und religiöser Macht. Doch auch dieses betritt er nicht als triumphierender Held, sondern als Bote des Friedens.
Treu bleiben – die Versuchungen Jesu Was wohl aus Jesus geworden wäre, wäre er damals in der Wüste den Versuchungen des Satans erlegen? Vielleicht einer der Superhelden aus den Actionfilmen, die unverwundbar sind und mit vielen Tricks ihre Gegner ausschalten. Oder vielleicht der komödiantische Typ, der eine Zeit lang sozusagen Gott spielen darf und, mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, erheiternde Verwirrungen stiftet, bis er lieber wieder ganz normal sein will. Oder eine Art Darth Vader aus dem »Krieg der Sterne«, der zwar mächtig ist, aber bei jedem Atemzug abhängig vom bösen Imperator. Vor den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu stellen die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas die Erzählung davon, dass Jesus 40 Tage in der Wüste fastete und dort auf die Probe gestellt wurde: Ei13
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ner, den Jesus als den Teufel erkennt, schlägt vor, Jesus möge sich doch aus Steinen Brot schaffen; er möge sich ihm unterwerfen und dafür alle Reiche der Erde bekommen; er möge sich vom Tempel stürzen und sich von den Engeln Gottes auffangen lassen. Dabei zitiert der Teufel sogar die Bibel. Jesus kontert jedes Mal ebenfalls mit einem Bibelspruch und entscheidet sich dafür, sich von Gott auch anders nähren zu lassen als durch Brot, Gott allein zu dienen und Gott nicht publikumswirksam herauszufordern (Mk 1,12–13; Mt 4,1–11; Lk 4,1–13). Ohne den Versuchungen zu widerstehen, hätte Jesus seinen Weg der konsequenten Liebe angesichts menschlicher Gewalt nicht gehen können. Seine Verbundenheit mit dem, den er seinen Vater nennt, hätte er ebenso aufs Spiel gesetzt, wie er seine Sendung zum Heil der Menschen versäumt hätte. Die Menschheit in einer neuen Qualität in die Beziehung zu Gott hereinzuholen, kann nämlich als Kern dieser Sendung beschrieben werden. Dabei trifft der Versucher sehr genau jene Punkte, an denen die Probe wohl auch für Jesus kein einfacher Spaziergang war. Es sind Punkte, an denen die meisten Menschen verführbar sind, denn wer hätte das nicht gern: materielle Not ausschalten und aus Steinen Brot machen können, unendliche Macht sowie einen Gott, der mir zu Willen ist. Im Blick auf die Leidensgeschichte Jesu erscheinen die Versuchungen in der Wüste wie ein Vorgriff auf das, was dann am Kreuz kommen wird: In der Wüste beginnt das teuflische »Angebot« mit der Feststellung, dass Jesus doch der Sohn Gottes ist und also alles können und alles von Gott bekommen müsste, was er nur wolle. Am Kreuz wird Jesus die Spottworte der Umstehenden hören, dass jetzt doch Gott kommen und ihm helfen müsste, wenn das alles wirklich stimmte, was er gesagt hat. In der Wüste muss sich Jesus der Versuchung stellen, sozusagen die Seiten zu wechseln und sich vor dem Satan zu verneigen. Am Kreuz wird Jesus nahegelegt werden, sich doch einfach selbst zu helfen. In der Wüste wie am Kreuz entscheidet sich Jesus anders und hält an der Beziehung zu seinem Vater fest. Diesem vertraut er im Leben wie im Tod – auch beim Fallen in den Abgrund. Jesus beginnt seinen Weg nach der Wüstenerfahrung mit dem erprobten Vertrauen, dass Gott zu den Verheißungen steht – nicht als billiger 14
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Erfüllungsautomat, sondern als der, der uns Menschen und auch Jesus mit seiner Liebe ganz beansprucht, ohne Vorbehalte und ohne Reserve. In diesem Vertrauen wird Jesus seinen Weg gehen. Was wohl aus uns werden könnte, würden wir nicht so oft den Versuchungen erliegen? Vielleicht Menschen, die öfter aus der Quelle des Lebens schöpfen und damit sich und andere an Leib und Seele zu nähren verstehen. Vielleicht Menschen, die Gott weniger Widerstand entgegensetzen, sich von Gottes Liebe tiefer durchdringen lassen und aus dieser Verbundenheit heraus heilsam zu handeln vermögen. Vielleicht Menschen, die mit dem Willen Gottes in größerer Übereinstimmung leben und dabei gelernt haben, in rechter Weise zu bitten und zu empfangen und mit Gott in Gemeinschaft zu sein. Hintergrund
Die Versuchungen Jesu in der Wüste erzählen Mk 1,12–13; Mt 4,1–11; Lk 4,1–13. Von den 40 Tagen, die Jesus in der Wüste gefastet hat, leitet sich die Fastenzeit her. Sie besteht aus den 40 Tagen zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag, wobei die Sonntage nicht mitgezählt werden. In der römisch-katholischen Liturgie des Kirchenjahres wird sie als die »österliche Bußzeit« bezeichnet. Es ist eine Zeit der bewussten Vorbereitung auf Ostern, des innerlichen Mitgehens auf Jesu Weg in Leiden und Tod und in die Auferstehung. In dieser Zeit zu fasten hilft dabei, den Kopf, den Bauch, den Geist und die Seele frei zu machen für die Beschäftigung mit Gott, mit Jesus und mit dem, was sein Weg für mich heute bedeuten kann. Die 40 Tage sind gedacht als eine Zeit der inneren und äußeren Reinigung, des Loslassens dessen, was zwischen mir und Gott, zwischen mir und anderen Menschen steht – eine Zeit der Auseinandersetzung mit eigener Schuld und eigenem Unfrieden, eine Zeit der Vorbereitung auf Vergebung und Versöhnung. Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit der Vorstellung eines Teufels, die ja viel zu oft als Angst machendes Druckmittel eingesetzt wurde. In der Bibel steht der Teufel als Personifikation des Bösen für all das, was sich in dieser Welt dem Wirken Gottes entgegenstellt. Er bringt damit die Erfahrung ins Bild, dass es in uns und um uns auch Kräfte gibt, 15
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die uns von dem abbringen (möchten), was gut und lebensförderlich ist. Der Weg des Widerstandes gegen das Böse ist das Vertrauen auf Gott und die biblischen Verheißungen. Treue und Vertrauen haben im Deutschen dieselbe Wortwurzel. Zur Vertiefung ► Die einfachste Form des Fastens ist der Verzicht auf Fleisch. Viele
Menschen verzichten in der Fastenzeit auf Alkohol oder Süßes. Alles, was dazu dient, auch inwendig klarer und einfacher, für das Verbundensein mit Gott empfänglicher zu werden, ist hier angezeigt. ► Autofasten oder ein bewusst getaner Dienst im Sinne von Gerechtigkeit und Frieden verbindet den Fastengedanken mit zeichenhaftem Einsatz für ein gutes Leben für alle. In eine ähnliche Richtung gehen auch Projekte, in denen Menschen aus dem Mittelstand oder der Oberschicht in diesen Wochen der Fastenzeit versuchen, mit dem Geldbetrag auszukommen, den Hartz IV-Empfänger oder Asylantinnen zur Verfügung haben. ► Ich wähle für die Fastenzeit eine Form des Fastens, von der ich annehme, dass sie mir helfen wird, in diesen Wochen meine Gottesbeziehung zu vertiefen und achtsamer mit mir und meinen Mitmenschen umzugehen. Vielleicht ist das einfach ein beim Zähneputzen gebetetes Morgengebet statt des Radiohörens. Oder ich verzichte auf eine Sendung im Fernsehen und widme die gewonnene Zeit einem Plausch mit der Nachbarin, dem Spielen mit den Kindern, dem Gespräch mit meinem Partner. Ich übe diese Form des Fastens über die gesamte Fastenzeit und beobachte neugierig und entspannt, welche Auswirkungen das hat.
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