Thilo Krause Um die Dinge ganz zu lassen Gedichte
poetenladen
Für Sabrina, Emma und Leo
Erste Auflage 2015 © 2015 poetenladen, Leipzig Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-940691-62-0 Illustration und Umschlaggestaltung: Miriam Zedelius Druck: Pöge Druck, Leipzig Printed in Germany poetenladen, Blumenstraße 25, 04155 Leipzig, Germany www.poetenladen-der-verlag.de www.poetenladen.de verlag@poetenladen.de Die Arbeit an den Gedichten dieses Buches wurde gefördert durch ein Werkstipendium der Stadt Zürich. Verlag und Autor danken der Stadt Zürich (Kultur) für die freundliche Unterstützung dieses Buches.
We all have reasons / for moving. I move / to keep things whole. Mark Strand
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D RAUSSEN
FALLEN DIE
W รถRTER
WEITER
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V oRSTADTSoMMER I für Emma, für Leo
Lernen muss ich wach zu liegen die Bäume zu hören. Regen in den Gärten reine Musik. Das alles ist groß und neu, wie ihr klein seid und kühl mit Schlaf. Ich lerne die Dinge von Anfang an.
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II
Kindisch mit unseren Blumen auf den Gardinen fliegen wir in den Tag. Auf dem Dach verbrennt in der Regenrinne das Moos. Hitze hebt uns über die Dinge setzt uns ab im Schlaf schon nachmittags. Was wir vergaßen ist erledigt im Traum wenn wir zurückkehren aufsteigen aus Laken und Salz. Uns blühen die Finger in der Berührung rostiger Rohre. Erde und Wasser. Zu gießen bleibt Zeit. Schon spulen die Kinder Garn vom Knäuel ihrer Träume. Blau leuchtet das Stadtbad herauf. Ferne Galaxie vom Anbeginn der Zeit oder dem, was wir dafür halten: Späte Stunden wenn wir allein sind mit flinken Fingern einen Tag nähen an den nächsten. 10
III
Es gewittert und ich trage dich von Zimmer zu Zimmer. So viel Gewalt für deine blasse Stirn. In den Türritzen singt der Wind. Ich singe, wie um der Stille willen wie um Platz zu schaffen zwischen den Dingen deinen Körper zu behaupten im Spalt zwischen Blitz und Donner. Du wiegst so viel wie ein Eimer voll mit Hagel. Du sollst schmelzen endlich, im Schlaf.
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V
Das ist die Menge Licht, die sich morgens durchs Fenster ergießt, uns sehen lässt was geschah über Nacht. Die Tüten vor dem Haus von Stadtfüchsen durchwühlt nächtlicher Taumel aus Mäulern und Pfoten die ein Tagebuch aus Müll zurückließen. Was wir tun, was wir Zuhause nennen liegt zwischen den Hecken ein welker Strauß Rosen, Korken, eine Schale zerbrochen im Spiel.
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Inhalt
D RAUSSEN
FALLEN DIE
W öRTER
WEITER
Vorstadtsommer (I–VIII) 9 Gedicht 17 Reiher 18 Joyce in Fluntern 19 Sprache 20 Neve / Schnee 21 Über Schönheit (I–II) 22
B RIEFE
IM
G RäBER
W INTER (I–VIII)
27
MöcHTE IcH VERSTEHEN
Anflug 37 Lange war ich nicht zu Haus 38 Wo soll ich fliehen hin? 39 Unterlängen 40 Dinge, die ich lang nicht berührte 41 Laubfeuer 42 Kraftwerk 43 Gräber 44 Elbe bei Königstein (I–III) 45 Eltern 48 Hinter Novy Bor 49 Friedhof, an der Straße gelegen 50 Dinge zu sehen 51
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D AS
IST DIE
M ENGE L IcHT
Um die Dinge ganz zu lassen (I–VI) 55 Rede des Weggegangenen 61 Platons Falter 62 Heroische Landschaft, von Seebach aus gesehen Für Han Shan 64 Gute Nacht 65
S EcHS A RTEN
M IT
DEN
EINE
ä RMELN
K IEFER
VoLL
ZU SEHEN
(I–VI)
63
69
T RäNEN
Eine Stadt für Bashō (I–V) 77 Sprich zu mir 82 Brombeere 83 Warm 84 Altes Motiv, von unserer Küche aus gesehen Selbstauskunft 86 Neujahr 87 Nel mezzo del cammin 88 Du wolltest deine Hand zurück 89 Näherungen 90 Kleine Geschichte der Elektrizität 91 Gute Nachrichten 92
85
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Foto: Sébastien Agnetti
Es geschieht wohl selten, dass ein Erstling auf derart souveräne Weise zu einem unaufdringlichen, dennoch zutiefst berührenden Ausdruck findet wie Thilo Krauses Gedichtband Und das ist alles genug. N EUE Z ÜRcHER Z EITUNG
Thilo Krause: Und das ist alles genug. Gedichte. Reihe Neue Lyrik – Band 3. Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. poetenladen Verlag 2012, 2. Auflage 2013, 88 Seiten, 16.80 Euro
Thilo Krause wurde 1977 in Dresden geboren. Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Dresden und London promovierte er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, wo er seit 2008 in der Forschung arbeitet. Für sein Debüt Und das ist alles genug (poetenladen Verlag) erhielt er 2012 den Eidgenössischen Literaturpreis. 2013 wurde er für Auszüge aus dem vorliegenden Buch mit einem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet. »Verse von stiller Anmut, die uns staunende Achtsamkeit lehren. Eine Sprache, glasklar, Überschwang meidend.« Dresdner Neueste Nachrichten »Es geschieht wohl selten, dass ein Erstling auf derart souveräneWeise zu einem unaufdringlichen, dennoch zutiefst berührenden Ausdruck findet wie Thilo Krauses Gedichtband Und das ist alles genug.« Neue Zürcher Zeitung
Thilo Krause im Verlag