Pogo Presse #15

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Sommer 2004 # 15 2 Euro

• LOS FASTIDIOS • CASUALITIES • • MANILA-SZENE • ANTI-FLAG • • TERRORGRUPPE • RUBBERSLIME • NO EXIT • CUT MY SKIN … POGO PRESSE

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Weiterverkäufer Aschaffenburg ....................................................... Echo-Beat Berlin: .............................. Anti Everything, OI! the Kaufhaus, .............................Real Deal Rec., An’na Nadel Rec., Coretex Bochum: .............................................................. Dirty Faces Coppenbrügge: ...............................................Eisbär Records Darmstadt: ...........................................................Come Back Duisburg: .......................................................... Plastic Bomb Dresden: ..................................................Wahnfried Records Freiburg:................................................................... Flight 13 Gießen: ........................Rotzkrach Mucke, Kamikaze Records Hannover: ............................................................Nasty Vinyl Heidelberg: ....................................................... Kink Records Kaiserslautern:.................................................... Soundcheck Kaltenkirchen: .............................................. Klartext Records Karlsruhe:...................................................... Twisted Chords Mannheim: .................................. Come Back, JUZ Infoladen Lörrach:.................................................................Indie Punk Würzburg:....................................................... My Way, H2O Zürich/Schweiz: ................................... Infoladen Tat und Rat Wen wir vergessen haben sollten, der schicke uns bitte ein kleine Morddrohung und wir bringen das in Ordnung. Wer dabei sein will, der melde sich, da es die Pogo Presse für Weiterverkäufer für nur 1,50 Euro gibt!

Alte Ausgaben

Ja, es gibt sie noch, die alten Ausgaben der Pogo Presse und wen die Sucht gepackt hat, der soll sich einfach bei der Redax melden. Der Einfachheit halber schickt am besten gleich Kohle in Form von Briefmarken mit. Ein Heft älteren Datums kostet leider immer noch asoziale 50 Cent. Wenn man dann noch das Porto von 80 Cent dazurechnet, kommt man ins Grübeln. Da das Porto nämlich teurer is als ein Heft, bestellt man klugerweise gleich zwei alte Exemplare!! Dies dann auch noch so schnell wie möglich, weil # 1 und # 2 schon ausverkauft sind und die # 3 auch schwer zu finden ist! Also werter Leser, mach hin! Reich werden mit der Pogo Presse Klar läuft auch noch unsere Drückerbande. Doch im Gegensatz zu den richtig professionellen Gangs müsst ihr bei uns nicht hungern. Ganz im Gegenteil, wir bieten euch schon heute Hilfe für die Altersruhe. Neben dem jeweils aktuellen Heft gratis, bekommt ihr weitere Exemplare zum weiterverticken für nur 1,50 Euro. Da macht ihr quasi 50 Cent gut. Wenn man dies auf Zines und Jahre hochrechnet kann man sich im hohen Alter die ein oder andere Eigentumswohnung zulegen!! Nun liegt es an euch.

Schergeninfo Der Ruhm der uns gebührt macht uns reich. Ansonsten leben wir alle von Luft und Liebe die dieser Rundbrief an Freunde und Ähnliches überbringt. Deswegen ist dies keineswegs eine Veröffentlichung im Sinne des Presserechts. Falls uns trotzdem jemand ans Bein pissen will soll er es eben machen, dann werden wir unverzüglich unsere hauseigene Atombombe zünden und mit unseren Rettungskapseln aus hiesigen Gefilden türmen! Obendrein is jeder von uns KnetköppInnen für seinen eigenen Hirnschiss verantwortlich und wird gegebenenfalls mit einem Fluch belegt bis in die Ewigkeit leben müssen! Nun genug des Gelabers.

Impressum.......................................................2 Vorwort............................................................3 Alles Spaghetti: Los Fastidios ............................7 Pogo Presse Festival ....................................... 10 Frankreich: Deviance-Fanzine ......................... 12 Fanzine-Reviews............................................. 16 Am Telefon: Casualties ................................... 18 Hausbesetzung: Linkes Ufer............................ 21 Interview mit der Terrorgruppe.......................23 Manila Szene-Bericht......................................26 No Exit: Aus Berlin .........................................29 Die Nachfolger: Cut My Skin ...........................30 Musik: Die aktuellen Scheiben........................34 10 Jahre später: Rubberslime .........................46 Freies Radio: Bermudafunk ............................50 Szene Tschechien............................................53 Behind Enemy Lines .......................................54 Kolumne: Das Experiment ..............................57 Anti-Flag im Interview ....................................59

IMPRESSUM

Depp vom Dienst: Bocky Genauso bescheuert: Beni, Ottl, Metulski, Jasmin, Gehring, Sven, Patrick, Krzysztof (Anti Everything) Internetheiland und Prophet:Höflich Layout-Diktator: Rüdi (www.pogoradio.de)

Adresse:

Pogo Presse Postfach 10 05 23 68005 Mannheim Internet: www.pogopresse.de E-Mail: dbockmeyer@gmx.de POGO PRESSE

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Vorwort Vorwort heißt Rückwärts Trowrov und das wiederum bedeutet in einem selten gesprochenen Russischen Bergdialekt soviel wie „Unnötig“. Deshalb, und weil mir nix einfällt, schreib ich nie eins. Da ich nun aber schon mal den Anfang gemacht hab, werd ich euch noch ein wenig auf den Sack gehen. (Pack die PC Keule wieder ein und stell dir doch einfach vor ich hätte deinen Tränensack gemeint!) Neulich saß ich am Neckar in der ersten Märzsonne, nein ich glaub es war die zweite, die erste hab ich verpennt weil ich am Abend vorher zu lange gezecht (Gruß an Christian Zech) hatte. Leider wiederum nicht lange genug um die erste Märzsonne schon früh morgens mit einem fröhlich gerülpsten „Hallo“ zu begrüßen. Doch ich schweife ab. Zurück zum Thema. Also da saß ich nun in der Sonne, trank mein Bier und rauchte drei-zwölf Kippen. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.( Das Wörtchen Plötzlich ist hier eigentlich fehl am Platz, denn es erzeugt zu viel Spannung, welche im späteren eigentlichen Hauptteil der „Geschichte“ nicht mehr gewährleistet werden kann. Na gut ich probier`s noch mal). Gelangweilt fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Die Welt steht Kopf. Oder warum nennt man eine ausgesoffene Flasche Bier „Leergut“ obwohl sie eigentlich Voll besser ist ? Trowrov Sven

verlosung: Dieses Mal mit Fragen! Zum Einen, damit niemand irritiert ist und nach Fragen suchen muss. Zum Anderen, weil wir es euch nicht mehr all zu leicht machen wollen! Ich mieser Hund!?

3 x Loaded - Fearless Street CD Frage: Was für ein Landsmann ist Sänger und Bassist Nick Rothstein und was hat er mit der Schlagzeugerin zu schaffen, außer dass sie in einer Band spielen?

5 x diverse Fat Wreck Sampler Frage: Wer ist der Macher des Labels und in welcher Band spielt er mit?

2 x Brainless Wankers – consider yourself rocked CD Frage: Wo kommt die Kapelle her und wie viele Bandmitglieder hat sie? (Antworten an Redaktionsadresse. Wie immer: Rechtsweg ausgeschlossen)

Kurz und Gut, wir sind ebbes spät. Die Gründe dafür sind vielfältig und für den Großteil mit Sicherheit nicht interessant und deswegen wäre es müßig euch damit zu langweilen. Doch etwas Gutes hat es ja gehabt, wie man sieht. Ein neues Format. Schick, nicht? Zwar gibt es sicherlich hier und da Verbesserungsvorschläge, doch gab es die beim alten A 4er ebenfalls. Aber wieso dieses neue Auftreten? Schlicht und ergreifend weil wir über die andere Größe hinausgewachsen sind. Natürlich hätten wir auch zu einem Buchbinder gehen können, der die Seiten dann, wie sein Name schon verrät, bindet. Nur wenn ich mir anschaue, wie schnell die Hefte der werten Kollegen, die weit über 80 Seiten darbieten, auseinander bröseln, dann bin ich mit unserer Entscheidung auf der sicheren Seite. Jetzt gilt es nur noch die restlichen Seiten, bis wiederum zu magischen 80, zu füllen. Beinahe hätte das auch schon bei der vorliegenden Ausgabe funktioniert, wenn alle, die zugesagt haben, ihr Wort gehalten hätten. Nun ja, so ist das eben. Von daher schauen wir doch mal, wie es weitergeht. Damit meine ich, dass wir uns wieder was einfallen lassen bezüglich neuer Rubriken oder ähnliches. Wer diesbezüglich (geiles Wort!) nicht bis zur kommenden Ausgabe warten möchte soll halt ab und an mal auf der Homepage nachschauen, was ich so zu erzählen habe. Tja und was gibt es außerdem noch zu berichten? Eigentlich nix neues. Alles ist weiterhin scheiße. In Deutschland wird mal wieder, diesmal angeblich aufgrund der EU-Osterweiterung (irgendwie komm ich nicht umhin bei dem Ausdruck an das Dritte Reich zu denken! Wieso nur?), an dem Asylrecht rumgewurschtelt. Witzigerweise finden das die Grünen ausnahmsweise mal nicht so toll. Wobei sie doch in letzter Zeit eh jeden Blödsinn mitmachen. Da bringt es auch nicht viel Eier in den Kategorien 0 bis 3 auszuzeichnen, oder ein unausgegorenes System einzuführen, was Lebensmitteln ein „G“ für Gen aufdrückt, um sein Image zu wahren. Vielmehr scheint bei denen die Luft raus. Ob die wohl wussten auf was sie sich einließen, als sie 1998 in die

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Regierungskoalition gewählt wurden? Angesichts ihrer Konformität glaube ich das nicht. Doch gibt es auch einen kleines Licht am Ende des Tunnels, wenn man über den großen Teich nach Amilandesien schaut. Dort formiert sich unter dem Namen Punkvoter eine recht große politische Bewegung, der sich, wer hätte es sich bei dem Namen gedacht, viele Punkcombos anschlossen. Wahrscheinlich ein alter Hut, doch vielleicht haben es ja doch einige noch nicht mitbekommen. Grob gesagt versucht diese Vereinigung von Menschen ihren Präsidenten Bush im November aus dem Amt zu jagen. Gute Sache das. Wie es danach weitergehen soll und welche Alternativen es zu Bush gibt, scheint noch keiner wirklich zu wissen. Doch das der Spinner weg muss, darüber ist man sich dort einig. Da muss man denen doch mal auf die Schulter klopfen. Denn die haben wenigstens eins worüber sie sich einig sind. Wenn ich wegen so etwas mal hier kurz vor die Tür schaue, muss ich die leider entmutigt wieder schließen. Da kocht man lieber in kleinen Gruppen seine Süppchen und pisst sich gegenseitig an die Beine, anstatt sich mal gemeinsam Gedanken drüber zu machen, wo man zusammen ansetzen kann!? Leider sind meine Ausführungen zu all dem sehr oberfl ächlich, doch fehlt mir derzeit etwas an Energie mich darüber wirklich auszulassen. Auf der anderen Seite weiß ich aber genau, dass jene Energie wieder kommt! Bis dahin, Bocky

Playlist: Anti-Flag - Epoxies - Incredible Rhine Rockers - Diavolo Rosso - Heimatglück - MDC - Loaded - Los Fastidios - Subhumans - Sheer Terror


In memento mori Hardcore Punkensis ... Qou Vadis Baden-Würtemberg? 2004? Menschen um sich herum egal, ist mensch dort auf der Suche nach dem großen Kick. Kommunikation, ein gegenseitiger Austausch oder so was bleiben da natürlich auf der Strecke. Aber für was denn auch, der Retorten Punk von heute brauch höchstens ein legeres Outfit und ein paar nette Platten im Schrank. Und Montag fängt das normale Leben wieder an … Alternativen??? Wenn ich mir die Situation in Baden-Württemberg angucke, sieht es damit zur Zeit schwierig aus. Wenn ich mir anschaue, wie es hier derzeit um linke Freiräume steht, bekomme ich das große Kotzen. Die ganze Scheiß Entwicklung, die sich hier gerade vollzieht sieht verdammt danach aus, als dass uns auch noch die letzten Inseln, die letzten Freiräume, in denen wir unsere Utopien von einem selbstbestimmten Leben ausleben können, genommen werden sollen.

Spaßgesellschaft olé: Das Ende der Fahnenstange ist schon lange erreicht

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m, altklug zu wirken ist eines der Attribute, die ich mir nicht anheften möchte- wahrscheinlich tue ich es mir mit den nächsten Sätzen aber gerade doch! Wenn ich mir die Entwicklungen in der Szene betrachte und die Diskussionen untereinander, als auch in Medien, Zines reflektiere, komme ich zu dem Schluss, das auch heute noch dieselben Kontroversen wie vor ein paar Jahren geführt werden müssten. Mit dem winzigen Unterschied, das ich all das was mir damals schon Sorgen bereitete es heute nur noch viel mehr tut. Die Dinge sich also keineswegs zum Positiven entwickelt haben sondern eher mehr Grund zur Sorge als früher bereiten. Immer noch gibt es die Aufteilung in die verschiedensten Fraktionen. Und immer noch ist die Szene irgendwie stehen geblieben, anstatt sich weiterzuentwickeln. Obwohl es wegen des Drucks von außen immer schwieriger wird ein unkommerzielles, gegenkulturelles Dasein zu leben, sind es immer die gleichen Hackfressen die mensch sieht, wenn es um was wirklich wichtiges geht. Finde ich echt super schade, dass so viele Leute wie religiöse Fanatiker irgendwelchen Bands hinterherfahren um Samstags Abends sie große Sause zu machen. Wenn es aber darum geht, einen Freiraum der konkret in Gefahr ist zu verteidigen wird lieber ausgepennt. Oder das Verhalten der Leute untereinander … Nehme ich mir mal die großen Events als Beispiel – teilweise geht es da ab wie im Fußballstadion. Abgesehen davon, dass das Preisniveau bald das gleiche ist erinnert mich die große, bierbauchschwingende Masse die zu den Akkorden blökt, mehr an den Fan-Block im Stadion als eine Meute Punkrocker. Darauf aus sich samstagabends den großen Knall zu geben, die

Egal, in welche Stadt ich schaue, all die Läden in denen mensch sich in den letzten Jahren zu Hause gefühlt hat, all die Plätze die ein wenig mehr Spirit, als das Dorf Jugendzentrum in Hintertupfingen ausgestrahlt haben, sind in Gefahr. In Stuttgart soll das seit über 30 Jahren bestehende selbstverwaltete Jugendzentrum OBW9 einem Kindergarten Platz machen. All das was vorher das OBW9 ausmachte, soll in Zukunft entweder keinen Platz mehr in dieser Stadt haben oder durch herkömmliche Jugendzentren mit Sozialarbeitern, festen Strukturen und so weiter ersetzt werden. Der Kultur-Treff in Selbstverwaltung (KTS) in Freiburg hat letzte Woche die Auflage erhalten in Zukunft keine öffentlichen Veranstaltungen wie Konzerte etc. mehr zu machen, da sich der Gebäudebesitzer (Deutsche Bahn AG) dadurch in der Gewährleistung des Bahnbetriebs eingeschränkt sieht. Bereits 3 Tage später (7. Februar 2004) waren über 500 Leute auf der Strasse um ihren Protest gegen die Politik der Stadt und der DB auf die Strasse zu bringen … und nebenbei das Image der DB durch eine Blockade des Hauptbahnhofs, durch diverse Verschönerungen der Glasfassade und weiterer Sachbeschädigungen anzukratzen. In Karlsruhe sieht es nicht anders aus. Im Zuge städtischer Umstrukturierung sollen innenstadtnahe Bereiche „aufgewertet“ und saniert werden. Statt Nutzfl ächen sollen auch dort schicke Konsumtempel entstehen, die durch die damit einhergehende Imageaufwertung

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einkommensstärkere Bevölkerungsgruppen in die Innenstadt locken sollen. Einer dieser Standortfaktoren, den die Stadt Karlsruhe aufwerten will, ist das Gelände am Hauptbahnhof. Bisher bot dieses Gelände Platz für ein paar Künstlerateliers und hat unter anderem auch das autonome Kultur- und Wohnprojekt Ex-Steffi beherbergt. Nun will die Kulturhauptstadt Karlsruhe jenes Gelände abreißen lassen und die dort beheimateten Projekte vertreiben! Das dass natürlich nicht einfach so geschehen wird ist klarbisher gab es auch schon 3 Demos für das selbstverwaltete Projekt doch trotz vielfältiger Bemühungen schaltet die Stadt auf Stur. Eine Alternative oder ein Ersatzobjekt sind nicht in Sicht- nicht nur das die Stadt eben jenes Gelände in ihrem Umstrukturierungswahn an sich reißt- nebenbei soll auch das letzte unabhängige, unangepasste Projekt in dieser Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden. Wenn es schief läuft, wird es auch in dieser Stadt bald keinen Platz für eigene Kultur mehr geben, sondern mensch muss sich in „alternativen“ Schuppen rumtreiben … Klar diese „alternativen“ Schuppen wie das Cafe Central, das Substage in Karlsruhe, oder das Crash in Freiburg wird es immer geben- schließlich funktionieren sie nach den ganz normalen Prinzipien der Wirtschaft. Das Programm richtet sich nach Nachfrage, die Abendgestaltung nach dem Konsumverhalten der Leute. Von den Entfaltungsmöglichkeiten die mensch hier geboten werden, sind diese Schuppen nicht viel mehr als eine Disco

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für Punks. Es gibt in solchen Etablisments nicht die Möglichkeit, sich einen Platz zu schaffen, an dem die eigenen Bedürfnisse und Wünsche ausgelebt werden können. Einen Platz zu schaffen, an dem du aus deiner Rolle als Passiver rausschlüpfen kannst, und selbst aktiv werden kannst. Und deswegen sind diese Läden keine Alternative zu den Verhältnissen in denen wir leben, sondern ein Teil des Ganzen. Eine Facette an der mensch sieht, wie dieses System funktioniert: alles aber auch alles soll vereinnahmt werden und nichts ist für die Idee ein Business draus zu machen, zu schade. Wenn es also schief geht, könnte es bald in fast jeder Stadt in Baden-Württemberg (die Betonwüste Mannheim mal ausgenommen) mau für die Szene aussehen, da die letzten noch existierenden autonomen Projekte in konkreter Gefahr sind. Malen wir aber lieber mal nicht zu schwarz. Gerade die letzten Monate haben gezeigt, daß die Zukunft jener Freiräume von den Leuten abhängt, die hinter ihnen stehen und jene linken Zentren nicht einfach nur Spielbälle städtischer Politik sind. Wenn es genug Leute sind, die sich diese Freiräumer erkämpfen und ihren Forderungen mit vielen Aktionen Ausdruck verleihen, haben jene Läden eine Zukunftsperspektive. Jede Stadt überlegt es sich zweimal, ob es nicht sinnvoller ist jenen ChaotInnen ihr Zentrum zu lassen und so zwar einen Schandfleck, dafür aber ein wenig sozialen Frieden zu haben. Es ist wirklich möglich, etwas zu bewegen. Die Hausbesetzungen, die hier in den letzten 2 Monaten stattgefunden haben, zeigten das viel von dem Selbstvertrauen der Szene abhängt. Egal ob es realistisch ist, ein Haus zu halten oder nicht- Häuser zu besetzen war viel zu lange ein Tabuthema. Denn auch durch solche Aktionen wird den Städten gezeigt, dass es Widerstand gegen jene Umstrukturierungen gibt und geben wird. Gerade im Hinblick darauf sollte vielleicht nicht nur daran gedacht werden, ob es realistisch ist, etwas zu halten oder nicht, sondern trotzdem was zu machen. Wenn immer nur danach gegangen worden wäre, was realistisch ist würde es einige der Läden heute vielleicht gar nicht geben. Ohne die Perspektive den Versuch nach einem eigenen leben umzusetzen ist alles nur eine Farce! Den sozialen Frieden aufkündigen!!! Selbstverwaltete Zentren hier und überall!! wohin es geht bestimmen immer noch wir! Verbrochen von BENI


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reimal hab ich bisher ein Konzert mit den Norditalienern veranstaltet und jedes mal kamen mehr Besucher. Woran das wohl liegt? Ich schätze mal daran, dass sie es auf ihre ganz eigene Art & Weise verstehen Politik mit Spaß so zu verbinden, wie es eben auf einer Party oder einem Konzert sein sollte. Die Inhalte der jeweiligen Songs sind nicht zu bierernst, so dass die nur im Keller lachende PC-Fraktion zustimmend „Hört, hört“ von sich geben kann. Aber auch prolliges, stumpfes, „unpolitisches“ Gehabe liegt dem Fünfer fern. Wie des öfteren liegt die Mischung in der goldenen Mitte. Die Mucke lädt zum tanzen, skanken oder pogen ein und die Refrains und Sing-a-longs sind häufig so gehalten, dass man sie auch auf Demos getrost zum besten geben könnte ohne damit als Depp dazustehen. So schaffen es Los Fastidios immer wieder auf ein neues ihr Publikum zu begeistern und werden ihre „Fanbase“ wohl auch mit der neuen Scheibe wissen zu vergrößern. Kann es sein, dass ich bisher sehr wenig Interviews mit euch in deutschen Zines gelesen habe? Eigentlich seid ihr doch recht bekannt hier! Wie du vielleicht selbst bemerkt hast, kommt meine Antwort sehr spät. Wir haben grundsätzlich extrem wenig Zeit die Fragen zu beantworten, weil wir quasi ständig auf Tour sind. Einfacher ist es sich mit uns auf Konzerten zu treffen und sich dort mit uns zu unterhalten, als in Fanzines über uns zu lesen. Doch möchte ich hier die Gelegenheit nutzen und mich bei all den Schreibern entschuldigen, die auf unsere Antwort warten.

Im März 2003 haben Elena und Filippo die Band unmittelbar nach einem Konzert in Mannheim verlassen. Wie kam es denn dazu, oder möchtest du nicht darüber schreiben? Diese Nacht in Mannheim war die letzte, in der wir große Probleme mit Elena hatten. Doch es ist tatsächlich nicht nett über jemanden zu reden, der nicht antworten bzw. mitreden kann. Bei Fillipo denke ich war es so, weil die beiden zusammen leben. Was bedeutet der Bandname überhaupt? Jedes Mal, wenn ich jemand spanisch Sprechenden frage, bekomme ich keine eindeutige Antwort. Ins Italienische übersetzt heißt es „I Fastidiosi“, eine Übersetzung ins Englische gibt es gar nicht, da es keine einzelnes Wort gibt, was die Bedeutung ausdrückt. Doch bedeutet es so viel wie, Leute die Ärger verursachen. Am Anfang übersetzten wir den Namen aus Spaß ins Spanische. Denn der Dialekt von dort wo wir herkommen, ähnelt schon ein wenig der spanischen Sprache. Von der letzten Scheibe las ich, dass sie wegging wie arme Semmeln und über 10 000 mal verkauft wurde. Stimmt das? Die lief sich wirklich gut. In den ersten drei Monaten verkauften wir alleine 7000 Stück. Und ja, heute sind wir bei über 10 000 Exemplaren angekommen. Was ich recht interessant an der neuen LP finde ist, dass ihr eine italienische Band mit spanischem seid und ein franzö-

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Du bist ja nicht nur Sänger von Los Fastidios, sondern machst gleichzeitig noch das Label KOB. Wie läuft das und nach was suchst du dir denn die Bands aus? KOB Records läuft zur Zeit ganz gut, auch wenn es derzeit nicht die optimale Zeit zum Verkaufen ist. Ich bin zufrieden mit den Kooperationen mit den Independent Labels, die wir in anderen Ländern haben. Das sind Labels wie, Mad Butcher in Deutschland, die vorher schon erwähnten AMP in Argentinien und Jimmy Jazz in Polen, oder aber auch Fucking North Pole in Norwegen. Außerdem bin ich am knüpfen an weiteren KonIm JUZ Mannheim schwitzte das Publikum um die Wette takten. Ich glaube schon immer an ein großes Independent Label Netsisches Lied singt. Wieso denn das, weil alle drei Sprachen work. Ich denke es ist das beste, was man gegen die „Angriffe“ von Majors machen kann. romanischen Ursprungs sind? Die meisten unserer Texte sind schon in Italienisch. Aber da wir Tja und was die Auswahl an Bands betrifft, als aller erstes müsviel in Europa touren, wollen wir auch möglichst in jedem Land sen die Bands einen Antifaschistischen/Antirassistischen Anverstanden werden. So kann man in unseren Booklets auch stets spruch haben. Danach sollten sie eben zum Label selbst passen. die Übersetzungen in Englisch und Französisch finden. Zudem Damit meine ich Ska, Punk oder OI! machen. mögen wir es „internationale“ Wörter und Sätze in unsere Texte einzuarbeiten, um besser von unseren Fans überall verstan- Du hast vorher Mike von Mad Butcher erwähnt, mit dem du den zu werden. Sicherlich erinnerst du dich auch noch an den viele Sachen produzierst und veröffentlichst. Woher kennt Song „Fetter Skinhead“, den wir für einen deutschen Freund ihr euch? machten, oder spanischen, englischen und französischen Riffs auf den älteren Scheiben (Ya Basta, Cuba Libre, Animal Liberation, Friends, Partisans, etc.). Auf dem neuen Album „Siempre Contra“ wird das eben fortgeführt. Zur Zeit wird bspw. ein Best of Alben von uns in Argentinien von Amp Records herausgebracht, das „La verdadera fuerza de la calle“ heißt. Genau die gleiche LP wird in Polen von Jimmy Jazz Records veröffentlicht und heißt dort „Prawdziwa Sila Ulicy“. Ich finde so ist es der beste Weg unsere Message den Menschen nahe zu bringen. Wie schafft ihr eis eigentlich aus fast jedem Lied einen Hit zu machen, der im Ohr hängen bleibt? Das kann ich dir nicht sagen. Was ich sagen kann, ist, dass wir an das glauben, was wir tun. Unsere Songs sind einfach und direkt wie wir es sind. Vielleicht ist es das, was die Leute an uns mögen. Europa habt ihr schon fast komplett bereist und habt auch schon große Festivals gespielt. Was sind denn die kommenden Ziele? Das letzte Jahr war auf alle Fälle vollgestopft mit großen Events für uns. Im Moment haben wir gerade eine lange Italien-Tour beendet und werden dann bald eine wirklich große EuropaTour starten, wo wir dann in Slowenien, Serbien & Montenegro, Ungarn, Frankreich, Deutschland, Tschechei, Polen, Dänemark usw. zu sehen sein werden.

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Oi! United: Schwitzen schweißt zusammen Anfang/Mitte der 90er kannte ich Mike von Plattengeschäften her. Vor allem wegen unserer ersten Scheibe. Später bei der „Contiamo su di voi“ fragte er mich dann, ob er die auf seinem Label in Deutschland pressen dürfe. Zur gleichen Zeit buchte ich eine Tour für Stage Bottles, die ja auf Mad Bucher sind, in Italien. Auf dieser Tour trafen wir uns und von Bier zu Bier entstand unsere Zusammenarbeit und Freundschaft. Los Fastidios sind eine sehr politische Band, die darauf auch sehr bedacht scheint. Wenn ich da an Deutschland denke fällt mir gerade mal eine Band ein, die das auch so hält – No Respect –, von den anderen hört man ständig nur sie wären unpolitisch oder OI!, was auch immer das heißen mag. Im Gegensatz dazu fallen mir neben euch in Italien noch zwei


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Stimm-Building made in Italy

ein – Klasse Kriminale, Atarassiagrop – obwohl ich über eure Szene gar nicht richtig bescheid weiß!? Wir versuchen eben so zu sein, wie wir sind. In unseren Liedern singen wir über unser Leben und unser Leben ist genau das, was um uns herum passiert. Wir mögen es deutlich und direkt zu sein. Logisch singen auch wir über Bier und Spaß, doch auch über unser tägliches Leben, Erfahrungen und Kämpfe. Wir sind immer wir selbst, ob auf der Bühne, in der Straße oder sonst wo. Die Szene in Italien ist gut. Viele Skinhead- und auch Punkbands machen sich Gedanken um soziale Probleme. Viele Bands unterstützen auch politische oder soziale Projekte und Einrichtungen. Bei Bands die sich selbst als unpolitisch geben, sieht es so aus, als ob es keine Probleme gäbe. Das ist nicht unser Ding. Ich denke, dass ist genau der falsche Weg die Skinhead Einstellung rüber zu bringen. Wie wirkt denn die deutsche Linke Szene verglichen zu der Italienischen auf dich? Eher als Spaßgemeinschaft? Auf mich macht es den Eindruck, dass das italienische Volk an sich mehr an Politik teilnimmt. In Deutschland haben wir einen Haufen Freunde, zu denen wir auch immer gerne auf Tour kommen. Auf mich macht es den Anschein, dass die deutschen Kumpels mehr an der Musik interessiert sind, als es die italienischen sind. Es besteht eine größere Musikkultur. Das die italienische Szene größer und ernster ist als die deutsche, liegt sicherlich daran, dass hier in Italien die „Centri Sociali (Squat) Szene“ größer ist. Das einzige große Problem hier in der Linken ist, dass sich die Menschen nicht einig sind, manchmal gibt es richtig Ärger zwischen den verschiedenen Häusern. Wenn man dann die Barrikaden mit solchen Leuten teilen muss ist das natürlich blöd und ein Vorteil für den „echten“ Feind, wie bspw. die Faschisten, die im Moment wieder einmal unser Land regieren. Im Nachhinein ist es etwas ärgerlich, dass das Interview so kurz geworden ist. Doch wie Enrico eingangs schon erwähnte, sind die Fragen sehr spät zurück gekommen und jetzt keine Zeit mehr zum Nachhaken. Denn diverse Fragen bleiben sicherlich noch offen. Zum Beispiel, dass man sie besser auf Konzerten anspricht als in Fanzines über sie liest. Ich finde diese Aussage hinkt ganz gewältig. Zwar sind sie tatsächlich oft hier, doch wie ist es mit Fanzines aus Ländern, wo sie noch nie gespielt haben. Oder mit denen Leuts , die sich gerade aus dem Grund Fanzines kaufen, um über Bands was zu erfahren, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Schade halt, dass alles so spät kam! Bocky

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Wahl und so nimmer geseit gemischten Gefühhen. Im Laufe des Abends len schaute glaube ich kamen insgesamt 515 zahdie ganze PP Beleglende Gäste, plus die Leuschaft dem 14.Februar entgete, die nach Kassenschluss gen, so ging es jedenfalls mir. kamen, plus Helfer und Wir hatten nicht die geringsBands. Eine reife Leistung. te Ahnung wie es laufen sollDas Punk Quiz war auch te. Kommen viele oder extrem schon verteilt, insgesamt wenig Leute, kommen Antidomachten da leider nicht te, Beans und Filaments rechtso viele mit, ich glaube so zeitig nach Mannheim, da sie ca. 25 Leute. Viele Leudoch einen Tag vorher in Berte haben sich beschwert, lin gespielt haben, Fragen über dass es zu schwer geweFragen. Und dann kam er, der sen sein sollte, aber diese Tag X. Nachdem wir einen Tag Beschwerde kann ich nur devorher schon Stunden im JUZ mentieren. Ihr, die ihr euch beschwert gewütet hatten, aufgeräumt, habt, habt einfach nix im Kopp, so sieht das aus! dekoriert, repariert, präpariert Und ihr wollt euch Punker nennen? Ok, Spaß beiseite. Ich usw., hatten wir das wenigstens nicht noch vor uns und so konnten wir den Tag relativ gemüt- kann nicht beurteilen, ob‘s schwer war oder nicht, ich kann nur sagen, dass doch Einige sehr gut abgeschnitten haben. 74 lich angehen lassen. Ich hab mich schon ewig auf das Konzi gefreut, denn wann Punkte konnte man erreichen und wen die richtigen Lösungen erlebt man heut zu Tage noch so ne klasse Zusammenstellung interessieren, der kann sich ja einfach bei mir melden (mrs_ von Bands an einem Abend!? Cut My Skin haben mich sehr in- punkrockchick@yahoo.de). Den III. Platz mit 51P. erreichten teressiert, auf Antidote freu ich mich eh immer, Beans hab ich Die Gartenzwerge (=das Infoladen Ma Team), den II. Platz mit n paar Wochen vorher schon in FFM in der Au gesehn, wo sie 54,5P. belelgte Danny (aus Gießen) und die Gewinner waren, mich schon sehr beeindruckt haben, auf 1982 hab ich mich, seit wie soll es auch jemals anders sein, Karsten und Litty mit 57 dem Rubberslime Konzi tierisch gefreut (weil 1982 einfach die Punkten. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH nochma an dieser besseren Slime sind) und mein persönliches absolutes Highlight Stelle! Die Einzige, die sich wirklich schämen muss, ist eine gewaren an dem Abend die Filaments, die ich seit dem Punk and wisse Matja, sie hat nämlich 9 Punkte erreicht und damit das Disorderly vor 1,5 Jahren nicht gesehen hab. Damals fand ich schlechteste Ergebnis erzielt. Schäme dich deines Angesichts sie schon neben den Adicts die beste Band des Festivals, und und werde nie wieder glücklich!! Zu gewinnen gab es übrigens Tonträger der Bands, die an dem Abend aufgetreten sind. so sollte es auch heute wieder werden. Die Opener, unsere local Heroes Auf dem Flyer stand Beginn um 16 „Banal“ hab ich in dem ganzen TruUhr, und so kam es, dass schon um bel leider fast verpasst, schließlich 15:30 die ersten Punkermassen ins gab es erstmal unsere vielen GäsJUZ strömten. Die 12 Mannschaften te zu begrüßen. Die Leute kamen für‘s Kickerturnier hatten sich auch echt aus halb Deutschland, und extrem schnell angemeldet und nicht so hatte ich auch endlich mal wiewenig Leute fanden‘s schade, dass sie der die Möglichkeit mich mit Leunicht mitmachen und die tollen Bierten zu unterhalten, die ich nicht so preise gewinnen konnten. Tja, wer zuhäufig sehe. erst kommt, mahlt zuerst. Was wähAls zweites spielten Cut my Skin. rend dem Kickerturnier sonst noch so Zu der Band muss ich sagen, dass passierte, kann ich leider nicht sagen. ich ehrlich gesagt recht hohe AnIch hab vor lauter Aufregung schon um sprüche gestellt hab. Ich bin n sehr 16Uhr angefangen zu saufen, und so großer Scattergun-Fan und hab war ich während des Turniers schon halt, wie ich‘s immer mach, fälschligut angetrunken, dass die Organisation cherweise gedacht, dass wenn Patdeshalb auch net soo gut lief. Aber im ti jetzt ne neue Band hat, dass die Endeffekt standen nach ca. 3,5 Stundann bestimmt besser und toller als den die Gewinner fest: Die SlaughScattergun ist. Ich sollte endlich mal terboys oder KC Oisenbach? Sorry, aufhören damit. Cut my Skin haben ich weiß es nicht mehr, ich hab euch gut gerockt, aber ich war dennoch ja eh das ganze Turnier über laufend Joris von Antidote eben ein wenig enttäuscht. verwechselt. Mir persönlich sind sie irgendwie Nach dem Turnier war ich erstma froh, dass es rum war und ich hatte für den Abend meinen n bisschen zu langsam. Beans kamen als näxtes an die Reihe. hauptsächlichen Job erfüllt und konnte mich nun meinem „Fei- Ich fand sie klasse, besser als in Frankfurt im Januar. Getanzt erabend“ widmen. Als erstes war ich mal absolut geschockt, hab ich, wie eine kleine Königin und deshalb hab ich drumals ich gesehen hab, wie voll das JUZ geworden ist, und sah, herum bei den Beans garnet so viel mehr mitgekriegt. Klasse wie immer mehr Leute hineinwollten. So viele Punks hat das Band, auf jeden Fall. 1982 waren nun dran. Auf Grund ihres mittlerweile auch JUZ glaube ich seit dem Weihnachtspogo 97 mit Hass, Dritte

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wohl verdienten Bekanntheitsgrades war der Konzertraum mittlerweile proppenvoll und die Meute hat getobt. Ich selbst hör ja eigentlich kaum noch Deutschpunk, aber bei 1982 kann auch ich mich als nicht beherrschen und muss immer mittanzen und mitsingen wie verrückt. „Yankees Raus“ wurde auch (in der ursprünglichen Version) gespielt, und ich und viele Hundert andere haben ordenthen, und sie mich leider auch lich mitgegrölt. Das Publikum war begeisnie). Dann begann für uns, die tert, und das war ich auch. 1982 sind einBands und unsere Gäste erst fach klasse, da darf keiner was gegen sagen. die richtige Party. Es wurde Auch wenn sie eine ‚Cover‘-Band sind, ist gesoffen wie verrückt, so dass das in dem Fall scheißegal, weil sie es einBocky so gegen 6 Uhr mal den fach drauf haben, die Hits besser zu spieBierkühlschrank abgeschlossen len, als die Originale. hat. Das hat die Leute (hauptUnd nun kamen meine Helden: die Filasächlich die verrückten Hollänments. Ich glaub, die Band ist noch relativ der) auch nicht gestört, denn sie unbekannt, das hat man auch am Anfang haben kurz drauf irgendwo etihres Auftrittes gemerkt, weil noch kaum liche Flaschen Blue Curacao Leute im Konzertraum waren. Das sie aller(oder wie das heißt) gefunden dings absolute Spitzenklasse sind, hat man und das dann gesoffen. Als der aber auch bald gemerkt, denn sie hatten O-Saft zum mischen all war, innerhalb kürzester Zeit das Publikum bewurde das Zeug eben pur gesofgeistert, und so dauerte es auch nicht lanfen, Hauptsache Alk. Die Party ge, da war auch bei ihnen die Halle am war aber echt noch spitze. Wie kochen. Ihre Musik ist einfach absolut immer wurde irgendwann der mitreisend. Ich find so Punk mit Gebläse Wischmob zum Limbo-tanzen und etwas Ska-Einfluss sowieso total klasgeholt, und spätestens da war‘s se. Die Leute waren beeindruckt und ich eh vorbei. Irgendwann so gegen war absolut glücklich, dass ich endlich eine 8 bin ich dann aber auch mal meiner Lieblingsbands endlich mal wieder müde geworden und musste Live gesehen hab. pennen gehen. Nun ging der Abend auch schon langDas Festival war einfach (bis sam zu Ende. Die Letzte Band, und Highlight des Abends betra- auf den Stress beim Kickerturnier) einfach absolut klasse und hat ten die Bühne, Antidote. Ich weiß nicht wie oft Antidote schon tierisch Spaß gemacht. Es gab auch sonst gar keine nennenswerim JUZ gespielt haben, bzw. wie oft ich sie schon live gesehen te Schlägereien, Tote oder Verletzte. Ich freu mich jedenfalls hab. Is mir auch egal, am 11.4. fahr ich eh wieder auf ihr Konzi schon auf das näxte Festival, obwohl die Bandzusammenstelnach Nürtingen. Antidote sind mittlerweile glaube ich eine der lung dort definitiv nicht mehr so gut werden kann. beliebtesten Live-Bands, die das europäische Festland zu bieJasmin ten hat. Die Leute drehen auf deren Konzis ja immer voll am Rad, pogen bis zum umfalAfter Hour Limbo Pogo: Beni die Gummi-Ente beim limben len und können alle Texte auswendig. Phänomenal! Doch auch AntidoteAuftritte sind irgendwann mal zu Ende, und PogoPresse-Festivals folglich auch. Nachdem wir die beschissene Arbeit des Leute „verabschiedens“ hinter uns gebracht haben, (ich weiß nicht, warum manche Leute einfach nicht checken, dass das JuZ keine 24 Stunden Bar ist und wir auch nur Menschen sind, die irgendwann mal ihre Ruhe wollen. Mich nerven die Leute so dermaßen, die sich jedes mal nach Konzis strikt weigern zu gehen, wenn wir zu machen wollen. Aber ich glaube ich werde die nie verste-

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eider geht es auch in unseren Medien hauptsächlich nur um die Musik- insbesondere den Fanzines. Klar, ist ein Fanzine etwas anderes als eine Infoladen Broschüre, allein schon bzgl. Spaß, Ernsthaftigkeit und Zielsetzung. Aber Fakt ist, dass Fanzines nicht eine Ergänzung zur Musik darstellen, sondern einen ganz eigenen Stellenwert in unserer Kultur haben sollten. Auch wenn die Fanzine Szene in Deutschland mehr vor sich hindümpelt, als was zu bewegen und abgesehen von ein paar großen Publikationen gar nicht so viel an die Öffentlichkeit dringt, sehe ich das so. Deswegen hat es mich interessiert, was den die MacherInnen von Fanzines dazu bewegt, welche rauszubringen ... als ich mit dem Steph vom Defiance Zine aus Frankreich in Kontakt kam, ergab sich die Möglichkeit, hierzu mal ein paar Fragen zu stellen. Kannst du dich und das Fanzine erst mal ein wenig vorstellen, Steph? Zum Beispiel, seit wann es das Fanzine gibt, und wie viel Nummern du auf den Scheiterhaufen der Zivilisation geworfen hast. Oder, wie du überhaupt dazu kamst so etwas zu machen. Also ich bin Stephane, bin 30 und lebe schon seit meiner Jugend hier in der Gegend Vosges. In das Punk Ding bin ich so mit 18 Jahren reingerutscht. Klar, hab ich solche Musik schon mit 14/15 Jahren gehört, aber meine Kleidung und vor allem meine Ideen haben sich erst mit 18 Jahren verändert. Ein plötzliches Erwachen was, die Welt, die mich umgibt betrifft-oder auch eine länger währende Unzufriedenheit mit dem kapitalistischen System, in dem wir leben. Das Abenteuer mit dem Fanzine startete so im September/Oktober des Jahres 1996. Ich bin gerade aus ROCK-EPINE ausgetreten (ein Verein der die Konzerte in Epinal organisiert hat) und ich wollte wieder etwas zur Punk-Rock Szene beitragen. Denn ich persönlich möchte das eben nicht auf Aussehen, Bier und Konzerte beschränken. Punk ist für mich, sich sowohl sozial als auch politisch gegen dieses System der Ungleichheit, in dem wir verdammt sind zu leben, zur Wehr zu setzen. Und ich glaube der einzige Weg zu kämpfen ist, sich selbst einzubringen und auf irgendeine Weise zu handeln. Für mich geht es darum auf eine andere Art zu denken und zu handeln, als es der individualistische, reiche Konsummensch der heutigen kapitalistischen Gesellschaft tut. Am Anfang wollte ich erst in einer Band partizipieren, weil die Musik meine Droge ist, aber ich habe hier einfach nicht die richtigen Leute dafür gefunden. Dann habe ich eben beschlossen, ein Fanzine zu machen- wo im Endeffekt mein Herz dran hängen geblieben ist. Am Anfang war es sehr schwierig, einen Weggefährten zu finden, aber ich wollte das auch nicht alleine durchziehen. Ich hielt dann immer Ausschau auf Konzerten, und eines Tages lernte ich auf einem Konzert jemanden kennen, mit dem ich mich auf Anhieb verstand. Schnell wurden Florian und ich Freunde und wir haben das Projekt „Fanzine“ in Angriff genommen. Wir entschlossen

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uns das Ding DEVIANCE zu nennen, nach einem Song der Band HEYOKA die wir liebten (exzellente Anarcho-Punk Band aus Frankrich-R.I.P.)- und das Wort „Deviance“ traf den Nagel dann auf den Kopf. Also schrieben wir an HEYOKA, um ihnen das mitzuteilen und ein Interview mit ihnen anzuleiern. (Jetzt frage ich mich wirklich ob der Erich Fliegenbein vom „Svaveldioxid“ Fanzine es bei seiner Erstausgabe fertigbrachte, mal an ANTI-CIMEX zu schreiben … Anm . Beni). Also erblickte Deviance #1 im Januar ´97 das Licht der Welt. Bis heute haben wir es auf 11 Ausgaben gebracht- die Nummer 11 kam im März 03 als ein Split Fanzine mit PROPAGANDE und FUTURE NOIR raus. Nummer 12 ist gerade in Arbeit. Mittlerweile mache ich das Fanzine alleine, was bedeutet, dass die Regelmässigkeit der Ausgaben mehr oder minder zufällig ist. Das Fanzine hat eine Auflage von ungefähr 200 kopierten und zusammengetackerten DINA4 Heften. Von dem Split Fanzine mit PROPAGANDE und FUTURE NOIR haben wir ca. 300 Stück kopiert. Mensch kann sie immer für 3,5 Euro Porto und Kopierkosten bestellen. Bei der Nummer 10 haben wir aber 4,5 Euro pro Heft gebraucht, da es mit Kassette, Poster, Booklet und Button kam. Alle anderen Nummern gibt es aber nicht mehr. So ganz trägt sich das Fanzine nicht, wegen der Kopierkosten. Ich hab mich entschlossen ein Fanzine zu machen um zu kommunizieren, Ideen auszutauschen, Kontakte zu knüpfen, Bands kennenzulernen, mich frei ausdrücken zu können und andere Fanzines, Bands und Kollektive zu entdecken! Ein weiteres Ziel ist, ein bisschen Chaos zu stiften- und mal zu zeigen, dass mensch Informationen auch auf eine andere Weise verbreiten kann. Kommunizieren statt Konsumieren! D.I.Y. or die! Hat sich dein Fanzine seit dem Beginn verändert, bzw. weiterentwickelt? Reflektiere ich z.B., mal ein bisschen meine Beiträge zu diesem Fanzine, bin ich froh nicht mehr denselben Schrott wie vor 2-3 Jahren zu verzapfen (inhaltlich)- wenn mir aber immer noch dieselben Pannen unterlaufen (eher was die Ästhetik denn den Inhalt betrifft). Wie ist das denn bei dir? Bzw., war das Fanzine immer so ein AnarchoPunk Fanzine? Wenn ja, warum? Bzw., was denkst du denn von der Szene im Allgemeinen? Ich denke, dass sich das Fanzine was ästhetische Aspekte betrifft, schon sehr verändert hat- inhaltlich aber weniger. Von Anfang an war uns klar, dass wir kein reines Musik Zine machen wollen. In jeder Nummer wollten wir verschiedene soziale, politische oder menschliche Probleme zur Sprache bringen. Ich denke das ist ganz normal, dass wenn du Ideen hast, du sie verteidigen willst und sich für sie einsetzen willst. Nur die Leute, die gar nichts im Kopf haben, oder denen alles egal ist, tun überhaupt nichts. Wenn ich sozialkritische Texte veröffentliche oder politische Kolumnen, dann nur weil ich der Meinung bin, das mensch Punk nicht von Politik trennen kann. Wenn du Punk bist dann eben, weil du gegen diese gan-


es wollen, denn in ihm liegt die Verändeze verrottete, kapitalistische Diktatur rung! Wir müssen unser Schicksal in die bist. Und wenn du dagegen bist, musst eigene Hand nehmen, für uns selbst verdu eben auch was tun. Du musst Alterantwortlich sein, uns informieren- vor alnativen suchen und versuchen, diese lem aber handeln und uns nicht dirigieso gut wie möglich zu leben. Wenn ren lassen. Punk Platten hören, Bier trinken und Punk lebt von unseren Ideen und wie auf Konzerte gehen bedeuten würde, wir sie in die Praxis umsetzen! Also mal würde es gar nichts bedeuten. Aber wieder Bewusstsein zeigen! ich denke nicht, dass es diese BeweWegen all dem sind wir ja seit Jahren gung heute noch geben würde, bzw. eine wirkliche Gegenkultur, die es jedem sie noch irgendeine Bedeutung hätte, der dies will ermöglichen soll, sich einzuwenn das alles wäre! bringen. Drücke dich selbst durch SchreiDie Tatsache, das du ein Zine ben, Musik, Kunst aus- dies ist nicht nur machst, in einem Kollektiv bist, ist Sache des Establishments! schon eine politische Tatsache für Wegen all dem bin ich der Überzeusich. Ob du willst oder nicht, aber bei gung das Punk weit davon entfernt ist, eijenen Aktivitäten musst du Entscheine Mode zu sein. dungen treffen, dich selbst e inbringen Punk ist das Leben! Das, was existiert und bestimmte Standpunkte verteidikann nicht alles sein, deswegen steh auf gen. Deswegen hat Punk ja gerade so und mach was! Up the Punx! viele politische und soziale AspekteLiest du auch noch andere Fanzines? und das macht das revolutionäre darUnd vor allem Warum? an ja aus. Punk muss subversiv bleiben Ich lese schon seit längerem viele Zines. Und durch mein und eine konstruktive, solide Alternative zum Herkömmlichen bilden! lebendig bleiben! Schau mal, das gibt es schon seit Fanzine kann ich auch immer viel tauschen. Ich liebe es PRO25 Jahren. All diese lange Erfahrung gaben der Bewegung ihre FANE EXISTENCE oder REASON TO BELIEVE zu lesen, welche Kraft und die Motivation. Natürlich hat sich das ganze weiter- für mich gute Beispiele sind. Ein paar Nummern vom PLASTIC BOMB habe ich auch, entwickelt- der Musikstil, der Sound, die Leute und vielleicht auch die Bands an sich haben sich verändert, nicht aber das welche mir gut gefallen (ich spreche allerdings so gut wie kein Deutsch). In Französisch liebe ich: -EARQUAKE(eines Bewusstsein, die Kraft, die Rebellion. Überall in der Welt gibt es Fanzines, Radios, Kollektive, Dis- der ältesten und bekanntesten, eine Institution) -STREET tros, Bands, die das Spirit am Leben erhalten- und das ist das TRASH(eines der besten Anarchopunk Fanzines) -CONTRE CULTURE(Fanzine der Anarcho-Punk Föderation) -TOTALIPositive daran. Was ich auf der anderen Seite aber kritisiere, ist das Fehlen TARIZM (Punk Fanzine, dass die Szene in Osteuropa im Foan Motivation, der fehlende Wille was zu verändern, bei so vie- kus hat), -PUNK SYSTEM(R.I.P.) -PROPAGANDE -FUTURE len Menschen die sich Punks nennen. Immer mehr Menschen NOIR(selbstverständlich!) -LA FAILLE (Anarcho-Fanzine) rutschen in die Rolle des Konsumenten anstatt zu handeln! Auf NO GOVERNMENT (gerade die Erstausgabe von erschienen) Konzerte gehen, tolle Platten kaufen und das war es dann auch -ON A FAIM! (R.I.P.) -L´ETOILE NOIRE (R.I.P.) -WORST(eines schon mit Aktivitäten(geschweige denn, mal auf eine Demo zu der bekanntesten Frankreichs was auch in größerer Stückzahl gehen...). In Frankreich werden es immer weniger, die sich in verkauft wird) -FORME LETALE(Zine von Tof, der Bassist von die Szene einbringen und für viele ist es eben nur eine Phase Phase Terminale aus Lille) -PLUS RIEN -VICKING -HUMAN DISASTER -DYNAMITE (kleines Fanzine aber auch ein Label) ihres Lebens, eine Mode die auch wieder vorübergeht. Die Folge dessen ist dann, das mehr und mehr gekauft und -LE COMBATE SINDICALISTE (Zeitschrift der C.N.T./A.I.T.) abgehangen wird, denn zu handeln, zu kreieren und zu kämp- HEADFUCKER(Grind-Crust-HC Fanzine) -NEW WAVE(was sich gerade wieder gegründet fen. Aber du lebst in einer hat) -NOISE und OTHER(zwei Gesellschaft, welche dich Punk ist das Leben! schöne neue Zines) -ZOOP zum Individualisten und Das, was existiert kann nicht G.L.A.A.A.C. G8 (AntiglobaliEgozentriker erzieht. Nur alles sein, deswegen steh auf sierungszine) -KANIVO CHAOS wenige Menschen schau(Zine von den Steroids aus Been noch über den eigenen und mach was! Up the Punx! sancon) -NO PASARAN Fanzine Tellerrand- und warum sollte sich die Punk-Bewegung da unterscheiden. „JedeR für -GUERILLA URBAINE Fanzine. Es gibt immer noch viele gute Fanzines in Frankreich, aber sich selbst“ ist das Motto der Stunde- zumindest in Frankreich die Leute scheinen sich immer weniger dafür zu interessieren und das finde ich fürchterlich. Punk repräsentiert neben allem anderen für mich eine Form und gehen stattdessen mehr ins Internet. Und lesen deswegen keine Fanzines mehr. Obwohl mensch den Leuten ja eigentdes Protestes gegen die herrschenden Zustände. Natürlich mag das manche dazu verführen zu glauben, dies lich die Inspiration geben müsste zu lesen, z.B. durch ein äswäre utopisch! Aber ist es denn utopisch, etwas verändern thetisches Layout. Ich persönlich liebe an Fanzines, dass so viel von der Person zu wollen? Lieber etwas zu tun, als die ganze Zeit in dem Scheiß zu die es macht, mit drin steckt. Denk einfach neben persönlichen verbringen und hinterher zu heulen, dass das Leben ja so viel Berichten, an Fotos, die Art des Layouts, das Zusammentackern, die Kritiken, die Redaktionssitzungen, das sind alles Sachen die, besser hätte sein können! Deswegen müssen wir unseren Alltag so gestalten, wie wir die Leute selber machen.

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Deswegen gleicht ja auch kein Zine dem anderen. Ich mag es, wenn sowohl Layout als auch Inhalt per Hand gemacht werden, das Layout mit Computer gefällt mir nicht so. Ich bevorzuge sogar Zines, die per Hand geschrieben sind, denn getippt. Und im Hintergrund soll immer schön viel Geschnipsel seien … Die Interviews und Texte sollten ausführlich und ausgereift sein- und die Texte sollten zu verschiedenen Themen seien, vor allem aber auch persönliche Texte. Das sind Aspekte, die für mich ein gutes Fanzine ausmachen. Vor allem muss sich für ein Fanzine viel Zeit genommen werden und mensch muss dass bewusst und mit Liebe machen. Vielleicht sind für viele Leute Fanzine-Macher nicht hoch angesehen, sondern im Gegenteil ... aber nichts desto trotz, sind Fanzines integraler Bestandteil der Szene. Ich denke sogar, dass die Fanzine eine wirklich wichtige Bedeutung habensind sie doch sowohl Kunst, Kommunikation, Information, als auch freie Meinungsäußerung … und alles zusammen eben Teil eines internationalen Untergrunds. Stehst du denn mit vielen Fanzinern, Bands, Zusammenschlüssen in Kontakt? Bzw. hälst du den Kontakt zu den Leuten aufrecht? Was denkst du über das Verhältnis der Leute innerhalb der Szene zueinander? Arbeiten die Leute viel zusammen, oder führen sie konsequente Grabenkriege? Ich hab viele Kontakte, seien es Bands, Kollektive oder Einzelpersonen. Aber nicht nur in Frankreich, sondern auch in Holland, England, Schweiz etc.. Ich bin halt schon einige Jahre in dieser Szene und gehe auf Konzerte, und hab deswegen halt schon einiges an Kontakt entwickelt. Und dank des Zines war es mir möglich dies alles auszubauen, und neue Leute kennen zu lernen. Viel zu tun habe ich z.B. mit dem AnarchoPunk Kollektiv MALOKA, dem Schweizer Label STRONGLY OPPOSED RECORDS, dem St.Etienner Distro SQUAWK, den französischen Labeln CALVERA, SAUCE AUX GRAVOS und ein paar anderen. Ich bekomme auch immer noch viele Briefe, obwohl viel, viel weniger Leute schreiben, seitdem es das Internet gibt. Ich versuche immer noch so gut wie möglich mit all jenen Menschen in Kontakt zu bleiben, welche dies wollen. Natürlich brauch das auch sehr viel Zeit, da ich jeden Brief allein beantworten muss, aber trotzdem macht mir das noch viel Spaß. Ich versuche auch den Kontakt mit all jenen Bands, Kollektiven aufrechtzuerhalten, mit denen ich seit dem Beginn vom Deviance Fanzine was gemacht habe. Aber es gibt zum Beispiel auch einige Bands, welche nachdem sie einmal ein Interview im Zine gemacht haben, den Kontakt danach abgebrochen haben. Ich finde diese Einstellung nicht nur sehr komisch, sondern auch typisch für die Art, in der die Menschen in dieser Gesellschaft miteinander umgehen. Im Allgemeinen bin ich schon der Meinung, dass es in Frankreich gute Kontakte zwischen Labels, Bands, Konzertorten, Fanzines, Distros gibt. Was mir nur manchmal fehlt ist ein bisschen die Solidarität untereinander. Oft laufen da richtig stupide Kleinkriege ab- „ich will mit dem nichts zu tun haben weil er Ska-Punk hört, ich aber Crustie bin“, oder „du bist nicht so wie ich, also lass mich in Ruhe“. Schwachsinn! Haltet doch lieber zusammen. Ein anderes Problem, das ich sehe, ist die fehlende Kommu-

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nikation. Seitdem es das Internet gibt, legen viele Leute keinen Wert mehr auf ein richtiges Gespräch, oder einen Brief, sondern alles wird per E-Mail gemacht. Ich selber habe keinen Computer zu Hause, weil ich mich nicht zum Sklave des Fortschritts machen will. Ich freue mich viel mehr über einen Brief, den mir mein Postbote einwirft, denn da ist viel mehr persönliches drin. Ansonsten sage ich auch, dass das Leben auf der Strasse ist und nicht vor einer Maschine! Oftmals ist Fanzine Machen nicht das einzige Feld, in der der/die MacherInnen aktiv sind. Natürlich brauch ein Fanzine viel Zeit und Mühe, von daher kann ich das gut verstehen, wenn es schwierig wird, das Fanzine und die anderen Aktivitäten zu koordinieren. Trotzdem wollte ich meinen Horizont nicht so beschränken und ich weiß noch 1.000 andere Dinge die mir am Herzen liegen, und die mir Spaß machen- und sei es nur wie du oben geschrieben hast, mit Leuten in aller Welt Briefe zu schreiben, Sachen zu tauschen ... Oftmals ist das ja aber auch eine Zeitfrage. Wenn du z.B. viel Zeit in ein Distro, eine Band, ein Fanzine steckst, wird es schwierig das mit den Zwängen die in dieser Gesellschaft bestehen unter einen Hut zu bringen. Wie sieht das denn bei dir aus? Widmest du dich noch anderen Projekten? Das ist das Problem dieser Gesellschaft- die Leute werden immer passiver! Die Leute denken an sich, und das war es dann auch schon. Wenn es kein Geld abzustauben gibt, wollen sich die Leute nicht mehr engagieren. Es ist wirklich schwierig noch Leute zu finden, die was bewegen wollen. Wenn mensch z.B. eine Konzertgruppe gründen will, merkt mensch schnell, dass diese eigentlich nur aus 2 max. 3 Personen besteht, die sich wirklich dahinterklemmen. Klar auf das Konzert kommen immer viele Leute, aber wenn es dann mal darum geht, daß zu organisieren werden die Leute ganz schnell ruhig. Leider ist das in Frankreich so und es kann sehr demotivierend wirken, jene Apathie zu erleben. Wenn die Leute verstehen würden, das jede Veränderung oder eine Revolution davon lebt das die Leute sich dahinterklemmen, anstatt sich alles von anderen vorservieren zu lassen, hätten wir schon einen großen Fortschritt erzielt. Ich denke immer, ich versuche das Möglichste zu tun, um etwas zu verändern und probiere deswegen, mich hinter viele Sachen zu klemmen. Ich versuche nach Möglichkeit meine Ideale zu verwirklichen, und stecke meine Energie in Sachen, die ich für gerecht und für wichtig halte. Punk ist für mich eben eine permanente Rebellion gegen eine Gesellschaft, welche die Reichen fetter und die Armen Ärmer macht! Aber immer nur meckern bringt da nichts, denn wenn du irgendwas anders haben möchtest, tue etwas! Ich habe damals mit dem ROCK-EPINE Kollektiv angefangen (vor 12 Jahren), welche zu jener Zeit gute Konzerte hier in Epinal veranstaltet hatte. Später bin ich da aber aus verschiedenen Gründen raus (die Eintrittspreise sind angestiegen, das Programm änderte sich). Die Organisation gibt es aber heute immer noch. Danach fing ich mit meinem Fanzine an. Zwischendurch hab ich noch bei STOP DECHARGE mitgewirkt, eine Organisation, die gegen


die Verseuchung unserer Umwelt durch industriellen Abfall kämpft. Vor zwei Jahren habe ich auch mal in der Band AGORA gesungen, wo ich aber wegen persönlicher Probleme wieder aufhörte. Weil mich die Lage der Indianer tief bewegt engagiere ich mich auch im Komitee zur Unterstützung der Indianer Amerikas (C.S.I.A.). Bei dem Info Kiosk LE BOKAL mache ich ebenso, wie in eins, zwei anderen politischen Gruppen mit. Ich mache auch das SUCIETTE DISTRO mit meinem Freund Moumoutch. Wir betreiben den Vertrieb schon seit 2 Jahren und haben auch eine Liste. Er und ich machen auch ab und an Konzerte in Nancy. Ihr könnt uns über die Homepage kontaktieren: www.kanalhysterik.fr.st. Wir haben jetzt auch angefangen, Zeux mitrauszubringen. Unsere erste Veröffentlichung ist gerade draußen- wir haben die LP der Giessener PESTPOCKEN mit BAD NASTY mitrausgebracht. Ich habe in Zusammenarbeit mit dem Label MALOKA auch schon die 10“ von INNER TERESTRIALS „Enter the Dragon“ mit rausgebracht. Und mit KANIVO CHAOS habe ich mal eine EP der Band LYSTERIA rausgebracht. Ich hab noch ein paar solche Sachen in Zukunft vor, aber das hängt halt vor allem von meiner finanziellen Situation ab. Außerdem mache ich nebenbei noch viel Sport-wie Volleyball, Schwimmen und Basketball. Beim Basketball bin ich auch der Trainer der Jugendmannschaften … und das alles nimmt halt einen Haufen Zeit in Anspruch! Einmal im Jahr kommt dann auch ein Konzert für den Basketball Club rum, wo ich dann immer gut befreundete Bands aus der Punk, Ska, Psycho Ecke einlade. Da bleibt nicht mehr viel Zeit- ich würde mich gerne auch noch für SCALP (Section Carrément Anti Le Pen) oder die FEDERATION ANARCHISTE, aber das geht aus Zeitgründen nicht in dem Maß, wie ich es mir wünschen würde. Meine Freunde, meine Freundin, meine Schwester und all die Bekannten dürfen natürlich auch nicht vernachlässigt werden. Also wie oben schon von dir angedeutet, hier in Deutschland gibt es bei aller Kritik an der Szene, und bei allem Konsumverhalten halt doch ein funktionierendes D.I.Y.Netzwerk. Und das macht es dann doch verhältnismäßig einfach zu touren, Fanzines rauszubringen etc. Auch ist die Szene hier stark mit der Szene in England und in den USA vernetzt (und ignoriert dabei mal den Rest der Welt). HEART ATTACK und PROFANE EXISTENCE kannst du hier ohne größere Schwierigkeiten auf Konzerten bekommen … Woran denkst du liegt dieser Mangel an Kontakten in Frankreich? Meinst du es ist nur eine Sache der Sprache? Wie ich vorher schon angemerkt habe, lesen In Frankreich immer weniger Leute noch Fanzines. In der Tat findest du zwei Gruppen von Leuten hier. Die Leute, die gerade das im Trend liegende Hochglanzmagazin kaufen, dazu das neueste Shirt einer hippen US-Band und mit Joint und Alk in der Hand von der Rebellion schwätzen (ich stigmatisiere ein wenig...) Fanzines sind diesen Leuten egal. Es gibt aber noch Leute, die sich einen Kopf darum machen, was in der Szene so passiert, und die sich überlegen wie sie sich wo einbringen können. Leute die an Infos und Berichten interessiert sind, und nicht nur an Postern für ihr Zimmer. Das sind die Leute die dich auch

mal auf was anhauen, und die auch mal nach was anderem, als nur nach Platten Ausschau halten. Leider sind sie die Minderheit von all denen die sich Punks nennen. Das ist das große Problem. Zum Beispiel sind in unserem Distro neben LPs und anderem auch so Sachen wie PROFANE EXISTENCE und REASON TO BELIEVE, wenn wir auf Konzerten einen Stand machen. Das Resultat ist aber dass du immer einen Haufen Platten verkaufst, weil diese eben billiger als bei VIRGIN oder FNAC (Frankreichs größter Plattenverkäufer- ein multinationaler Konzern) sind, du aber kaum Zines verkaufst. So ist das, für Fanzines ist so gut wie keine Öffentlichkeit mehr da. Klar gibt es auch noch Leute, die sich für politische Dinge interessieren, die auch mal nach den Problemen anderer schauen, mal 300 km für ein Konzert oder eine Demo fahren, die eben überhaupt was verändern möchten. Das sind die Leute die sich für alternative Presse interessieren. Aber wir sind hier leider nicht in England oder Deutschland! Hier wird es niemals ein Zine mit einer 10.000 Auflage geben. Frankreichs bekanntestes Fanzine, das WORST, hat gerade einmal eine Auflage von 2.000- was aber schon verhältnismäßig viel ist. CONTRE-CULTURE das Fanzine der Anarcho Punk Föderation hat gerade einmal eine Auflage von 500. Und das ist winzig, wenn mensch das mal mit Reason To Believe vergleicht. Ich denke also nicht, dass das ein Sprachproblem ist, sondern eher eine Frage der Mentalität. ACT NOW or REST FOREVER IN PEACE!(Aus-Rotten). Zum Beispiel habe ich bei DEVIANCE viele Bestellung per Mail. Ich tue in das Paket immer einen Flyer mit ein paar Zeilen reinpacken, in Erwartung einer Antwort. Ja und 99% der Leute die DEVIANCE lesen antworten niemals. Das ist typisch für französisches Verhalten. Manchmal stehe ich sogar mehr mit Leuten aus dem Ausland in Kontakt, denn mit Leuten aus Frankreich. Aber das enttäuscht mich auch nicht, eher im Gegenteil. Schreibt uns, wenn ihr Interesse an Eps, LPs und CDs aus dem Ska, Punk, Crust, Street-Punk Bereich habt. Moumutch machen eine kleine Liste, die keinen Profit abwerfen soll. Wir versuchen möglichst befreundete Bands zu unterstützen, oder Sachen von Leuten zu vertreiben, die sonst kaum eine Möglichkeit finden ihren Kram unter die Leute zu bringen. Wenn du die Liste haben möchtest, schicke einfach 2 Briefmarken an meine Addresse oder gehe auf die Internet Site von Kanal Hysterik. Danke für das Interview – das erste für ein auswärtiges Fanzines! ANARCHIE, FRIEDEN und DIREKTE AKTION! UP THE PUNX! www.kanalhysterik.fr.st Fanzine DEVIANCE 1 rue des petites boucheries 88000 EPINAL Frankreich Verzapft, übersetzt und kommentiert von Beni

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Fanzine-Besprechungen Alf Garnett

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(Alan Götz, Kandelstr.1, 74889 Sinsheim) Wieder mal ein gewohnt fettes Heft mit was weiß ich wie viel 102 Seiten. Im Gegensatz zu so manch anderen Fanzines (PP) sind beim Herrn Alan die Seiten schön durchnummeriert und stimmen als zusätzlicher Bonus auch noch mit der Seitenangabe im Inhaltsverzeichnis überein. Macht die Sache schön übersichtlich. Toll. Toll auch der Inhalt des Heftes, der sich auch diesmal aus jeder Menge Interviews , lustig geschriebenen Alltags und Urlaubsgeschichten und Intelligent recherchierten Themen zusammensetzt. Einige Berichte bzw. Interviews sind teilweise mehrere Jahre alt, macht aber nix, denn früher war ja bekanntlich eh alles besser. An Interviews gibet diesmal: The Krays, Rotten Bois, Up to Vegas, Recharge, Red Union, Punkroiber und ein ewig langes Interview mit Oi Polloi. Ewig lang heißt in diesem fall 20(!!) einfache Din A 5 Seiten. Liegt allerdings nicht daran das der Alan die Jungs mit tausend Fragen gelöchert hat (war`n glaub ich 17.(Fragen nicht Jungs)), sondern das der Sänger Deek seeehr ausführlich geantwortet hat. Allerdings auf eine Art die nicht langweilig, sondern im Gegenteil sehr informativ ist. Wer sich halbwegs für das Thema Antisemitismus in der Linken (bzw. im Allgemeinen) interessiert, sollte sich mal mit dem Interview befassen. Viel gereist ist man auch wieder und so gibt es unter anderem ein Bericht aus Finnland und was man dort so alles machen kann, lungerte auf einem “ Christen Punk Konzi” rum, schipperte mal kurz nach Kroatien auf`s Monte Paradiso Festival und glänzte auch auf heimatlichen Konzerten nicht gerade mit Abwesenheit. Sehr interessant fand ich auch die Geschichte zur Herkunft des Ausdrucks Oi!, bei der mehrere Möglichkeiten zur Debatte stehen. Man schwankt hauptsächlich zwischen englisch und jiddisch als Sprache von der das Wörtchen OI stammt. (Bei den Römern gab’s allerdings auch schon den Ausdruck OI. Bei denen hießen wir nämlich wörtlich “Oibarbaroi” was später der Einfachheit halber nur noch “ Barbar” hieß. So hat`s mir mein Geschichtslehrer zumindest erzählt. Wenn man sich manche Glatzen anguckt ist das sehr passend.) Ansonsten gibt’s noch Vorwort, Reviews und das übliche Gedöns was halt zu einem guten Fanzine gehört. Steht leider kein Preis dabei, dürfte aber so um die einsfufzisch bis zwofufzisch kosten und ist meiner Meinung nach auch dreifufzisch wert. Kauft mal lieber. Ahoi Sven

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ANARCHOI Fanzine #6

(kein Kontakt- irgendwo aus Osnabrück) HardcorePunk mit Assi Touch-Fanzine. Wurde mir vom Macher zugesteckt, als er mit seiner Band Warsystem im JUZ spielte. Manchmal ein wenig arg Musiklastig, aber kommt auch klar rüber, wo die Leute stehen. So sind ein Haufen Konzertberichte im kopierten 40-seitigen DIN A5 Heft, vor allem aus Norddeutschland/Holland...Dazu noch Interviews mit Paragraf 119, sowie mit der australischen Bands „Anarchoi“, von welcher der Name des Zines kommt. Was zum Black Bloc und ein kleiner Brasilien Bericht sind auch drin. Alles im s/w Schnipsellayout. Inhaltlich gefällt es mir ganz gut, ist auf der richtigen Spur das Fanzine...was ich ein wenig vermisst habe, ist mal was über Osnabrück zu lesen...oder ist da etwa mittlerweile alles tot???? Ne, glaube nicht, gibt ja zumindest noch die AZ Bewegung dort...Beni ANTIEVERYTHING #4 2 Euro + 77ct. Porto (Antieverything, Postfach 350439, 10213 Berlin) Tja, mir scheint, da hat wohl jemand viel Zeit damit verbracht mit Layout Programmen umgehen zu lernen. Wow, das Heft ist vom Layout und Druck her ein ganz schöner Knaller geworden. Nun ja, aber ich weiß aus sicheren Quellen, das der Macher sich eher dem alltäglichen Krawalltourismus widmet, anstatt nur in der Stube zu sitzen. Aber wenn das Heft nun auch mit einer versierten Krawallästhetik versehen ist, erfreut das unsere Gemüter. 68 Seiten ausgewählten Riot-Trash Punks schmeisst das DIN A5 Farbheft auf den Müllhaufen der Geschichte. Zugegeben mag der Humor nicht jeder menschs Sache sein und ab und zu ist es fast zu strange, was geschildert wird. Aber das ist eben Antieverything. GossenPunk Epik vermischt mit Bands, Szeneberichten, Politik und Historischem. Das ganze ergibt insgesamt einen eher einzigartigen, aber meiner Meinung noch trotzdem sehr sympathischen Eindruck.

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Neben der Biographie von Valerie Solanas könnt ihr den diesjährigen Verlauf der Gemüseschlacht zwischen Ost und West-Berlin/Staatskapitalismus vs. Kapitalismus nachlesen, Ein Live Interview mit den Schwarzen Khmern erleben und euch noch ganz andere psychologisch verwirrte Weltbilder andrehen lassen. Den Szenebezug erhält das Heft durch den Peru-Tourbericht eines Eremiten-Punkers und Berichte über Kolumbien und Bolivien.....Beni

ENPUNKT #40

52 A 5 Seiten, 1 Euro + 0,77 Cent Versand (Klaus N. Frick, Postafach 2468, 76012 Karlsruhe) Mit Sicherheit hat es noch niemand woanders lesen können. Die Nummer ist Programm. Herzlichen Glühstrumpf, der Klaus hat endlich so viele Lenze auf dem krummen Buckel, wie Ausgaben herausgebracht. Ob er da wohl Jahre drauf hingearbeitet hat. Bestimmt!! Jedenfalls find ich es schön, das der Veteran weiter durchhält, obwohl er in seinem anderen Job recht fest eingebunden ist und mittlerweile sogar mit der Dame seines Herzen zusammen gezogen ist. Inhaltlich werden diesmal viele Neuerscheinungen detailliert seziert, wie unter anderem die aktuelle OHL. Jene strotzt nur so vor Dummheit und ich kann dem Klaus nur Recht geben. Ansonsten scheint der gute Mann in letzter Zeit nicht allzu viel gereist zu sein, denn die Auslandskorrespondenz beschränkt sich in dieser Ausgabe auf zwei Stories aus Kamerun. Umso mehr werden alltägliche Geschehnisse aufgearbeitet, die aufzeigen, wie interessant das Leben sein kann, wenn man einfach mal nur beobachtet. Der EgoSchmöker in Deutschland überhaupt! Bocky

Human Parasit Erstausgabe

(human-parasit@freenet.de) Hm, in Mönchengladbach gibt es ja tatsächlich nicht nur EA80! Ein neues Scharz-weiss kopiertes A5er hat das Licht der Welt erblickt. Ca. 40 Seiten mit Schere und Pritt gelayoutet, mal ansprechend, mal ein bisschen zu Verwirrung führend. Inhaltlich erst mal viele kleine Kolumnen aus dem Leben der MacherInnen, zwei Interviews, und Lach und Sachgeschichten. Kommt alles ehrlich rüber, die MacherInnen scheinen viel Spaß im Pott zu haben. Und trotzdem haben sie was auf dem Kasten. Schöne Sache. Interviewt werden hier die „Nazi Dogs“- hinter denen stecken wohl die Blowjobs- und die Band 2 LHUD. Das 2 LHUD Inti- ist ganz gut zu lesen, bei dem Blowjobs Inti weiß ich nicht, ob es ernst gemeint ist...Wird jedenfalls kurz die Provokationsdebatte angerissen, bzw. warum sich die Band Nazi Dogs nennt. Meiner Meinung nach genauso unpassend provokativ wie Punks mit Hakenkreuzshirts, oder „Sexismus-Jetzt erst recht“ Aufnähern. Nettes Heft. Beni

Human Parasit #2

68 A 5 Seiten, 1,50 Euro + 0,77 Cent Porto (human-parasit@freenet.de) Wer von meinen lieben Mitschreibern die #1 verschlampt hat, möchte ich ja nicht wissen! Wenn ich das aber richtig verstanden habe ist die auch nur drei Monate her. Das HP an sich ist ein total knorkes Punkzine. Es wird viel gereist, gesoffen, auf Konzerte gegangen und es gibt auch gute Interviews mit Tor Johnson, Heimatglück (subba Band!) und Disturbance. Wobei auf die letzte Band anfangs etwas aggressiv losgegangen wird. In kurzen Geschichten werden die drei Schreiber ohne Blatt vor dem Mund und mit viel Eigenironie vorgestellt. Deren Beiträge finde ich für die erst zweite Ausgabe echt gut und teilweise klug überdacht, wie die Stellungnahme zur Rubberslime Absage im Conne Island in Leipzig. Obwohl darüber wohl auch noch das letzte Wort gesprochen ist. Am meisten amüsiert hab ich mich jedoch über die Reiseberichte. Auf jeden Fall weiter so. Worüber man sich allerdings vielleicht Gedanken machen sollte, sind die Kopiervorlagen. Denn alles kann man leider nicht lesen! Bocky

Inkulant #3

64 A 5 Seiten, 2 SFR (Inkulant zine, PF 598, 3000 Bern 25, CH, inkulant.ch.vu) Dieses Zine verdankt es eigentlich nur meiner Krank-

heit noch in dieser Ausgabe zu erscheinen. So hatte ich nämlich im Fieberwahn die Möglichkeit, diese wirklich gute Gazette noch zu durchstöbern. Anfangs fragte ich mich, wieso ich von dem Heft noch nie was gehört hatte. Schnell fand ich heraus, dass die letzte Ausgabe doch leider schon über drei Jahre zurückliegt! Da der Schmierfink aus der politischen Anarchoecke kommt, sind dementsprechend auch die Artikel gewählt. Interviewt wird der Macher des Züricher Plattenladen und Labels Prawda, der auch gleichzeitig bei der Combo Cwill die Knüppel schwingt. Auch sehr ausführlich kommen noch Pack zu Wort. Die restlichen Seiten bieten eine bunte Kiste aus Persönlichem, Berichte, bspw. Evian. Witzig fand ich die Bastelecke, in der man erklärt bekommt, wie man eine Sprühschablone baut und innovativ das Kreuzworträtsel. Dem Fast-Ego-Ziner merkt man den Spaß an seinem Heft an, lässt aber den Ernst nicht außen vor, was in dem Prostitutionsartikel eindeutig wird. Ein richtig gutes Teil, dessen nächste Nummer hoffentlich nicht wieder drei Jahre braucht!! Bocky

Leather, Studs And Spiky Hair #3

(T.S.O.R. Records, Mathieu Villot, Hofstr.95, CH 9404 Rorschacherberg, m_villot@hotmail.com) Vor mir liegt ein Fanzine mit 24 Seiten. Davon sind 9 Seiten ein CASUALTIES-Interview, 7 Seiten ein ANTIDOTE-Interview und die übrigen 8 Seiten sind mit dem üblichen, (Vorwort, Reviews und ein “Punk is Dead”-Artikel) bestückt. Die Interviews sind sogar eigentlich recht gut, nur ist das Blättchen ansonsten ganz schön mager ausgefallen. Lieber Mathieu, dein Schreibstiel lässt vermuten, dass du noch recht jung bist, is ja auch net schlimm, im Gegenteil. Lass dir für´s näxte Heft einfach n bischen mehr Zeit, überleg dir n paar nette Artikel, oder hol dir noch Mitschreiber. Ansonsten is die ganze Sache recht unnötig, denn Antidote und Casualties kann ich überall lesen, da brauch ich nicht dein Zine für. Jasmin

Moloko Plus #26

+ CD + OI! the Print #12, 3,5 Euro + Porto (Moloko Plus, Feldstr. 10, 46286 Dorsten, www.moloko-plus.de) Da sich die Gemüter beiderseits etwas erhitzt hatten, nahmen wir vor einiger Zeit etwas Abstand voneinander. Da mich verschiedene Sachen aber nicht mehr aufregen, ich sie nur noch zur Kenntnis nehme, beschloss ich auch wieder mal das Moloko zu lesen. Und wie es sich schon vor einiger Zeit abzeichnete, so hat sich das Heft aus dem nördlichen Pott zu einer durchaus guten Musik- und Lifestyle Gazette gemausert. Nicht mehr aber auch nicht weniger. In feinem Layout kommen diverse Reiseberichte (Kalifornien, Kanada, Shanghai) und massig Interviews, bei dem das von Youth Brigade und BYO Macher Shawn Stern für mich heraussticht. Darüber hinaus weiß die Ausgabe ebenso mit Kurzgeschichten, wie auch dem Platten- oder Fanzinesammler Artikel zu unterhalten. Großartig auch der berechtigt lange Bericht zu Heimatglück! Allerdings ziemlich platt ist das Geschreibe über vier Tage durchsaufen im spanischen Benidorm. Dort wird der typische Tourist rausgehängt und viel Fleisch beschaut. Doch wie erwähnt, das regt mich nicht mehr auf. Was mich allerdings aus der Reserve lockt ist die Scumfuck Werbung worauf im Moloko diesmal verzichtet wurde, im beiliegenden OI! the Print aber nicht. Den Puls endgültig steigert mir allerdings die Rascal Mailorder Werbung in der Beilage. Die verkaufen nämlich mittlerweile nicht nur „Patriot“ Klamotten, sondern auch Shirts von Skrewdriver! Tut mir leid Bomml, aber was Scheiße ist, ist Scheiße! Fazit: Moloko ist für schicke Punk & Roller und die Beilage für den ignoranten Skinhead. Bocky

OI!KANUBA #5

56 A5 Seiten (Heiko Fey, Im Hausgarten 45, 79112 Freiburg) Ich glaub die # 1 oder die # 2 war das letzte mal, dass ich das Fanzine des in den Breisgau emigrierten ehemaligen Ludwigshafener gesehen habe. Nur leider genoss damals Anke noch das Privileg die Skin-Zines zu besprechen. Jedenfalls ist das nicht mehr so und so hatte ich mal die Gelegenheit das Heft zu lesen. Layoutet wird nach wie vor mit Schere und Prittstift, was einfach ehrlich daherkommt. Ebenso wird hier


OX #53 + 54

PLASTIC BOMB #45 + 46

124 A4 Seiten, 3,5 Euro + CD (Plastic Bomb, PF 100205, 47002 Duisburg, www.plastic-bomb.de) Schon ebbes her, doch kann ich mich noch recht gut entsinnen, dass das ne gute Ausgabe war. Allen voran die Interviews mit Vorkriegsjugend und Terrorgruppe. Ersteres weil ich schon von der Compilation gnaden-

BÜCHER Alle Bücher rezensiert von Patrick aus dem Infoladen Tat und Rat in Zürich.

Braune Kameradschaften – Die neuen Netzwerke der militanten Neonazis

Andrea Röpke/Andreas Speit (Hrsg): (Ch. Links Verlag, 206 Seiten, zahlreiche Fotos, 15 Euro) Man soll’s nicht für möglich halten, aber es geht ja auch noch weiter rechts als die NPD. Freie Kameradschaften nennt sich das dann. Einer breiteren Oef-

(Le Monde Diplomatique, 190 Seiten, Format A4, Grafiken, Schaukarten und Statistiken, 10 Euro) Schon mal was von Globalisierung gehört aber nicht so richtig im Fass, was damit eigentlich gemeint ist? Dieses Buch ist die Lösung, gut lesbare Infos ohne Ende, jede Seite mit fargigen Diagrammen illustriert. Feine Sache für wenig Geld, schon fast ein Klassiker bei den Antiglobalisierungs-Titeln.

Keine Angst vor Niemand – Ueber die Siebziger, die Bewegung 2. Juni und die RAF

Gabriele Rollnik/Daniel Dubbe (Nautilus Verlag, 125 Seiten, 10 Euro) Gabriele Rollnik war Mitglied in der Bewegung 2. Juni und wurde 1992 nach 15 Jahren Knast entlassen. Geht ja hier um die 70er Jahre, also alles schon eine Weile her, aber dadurch, dass das ganze Buch im Interviewform gehalten ist, wirkt es sehr lebendig und spannend. Alternative Geschichtsstunde sozusagen.

An der Grenze

Michael Warschawski – (Nautilus Verlag, rund 260 Seiten, mehrere Fotos, ca. 20 Euro) „In der Solidarität mit Palästinensern bestätigt sich meine jüdische-israelische Identität“, dies ein Zitat von Michael Warschwawski, dem Autor dieses eindrücklichen Buches. Seit 35 Jahren setzt er sich für die Rechte der Palästinenser und für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten ein. „An der Grenze“ ist sowohl geographisch wie auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Nicht nur auf der Landkarte sollen keine Grenzen mehr bestehen, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Eindrücklich!

OX – Das Buch

(Die besten Interviews aus 15 Jahren Ox-Fanzine, Format A4, 240 Seiten, 15 Euro) Saugeiles Teil, Interviews quer durch die Jahrzehnte und natürlich in den Berichten aus den ersten Jahren (z.T. mit Schreibmaschine und im Klebelayout) merkt man den Power, der dieses Zine mal hatte. Heute ist’s ja eher eine seelenlose Hochglanzpostille. Trotzdem, was das Buch anbetrifft: Kaufen!

Please kill me – Die unzensierte Geschichte des Punk

Legs McNeil/Gillian McCain (Hannibal Verlag, gebunden, 510 Seiten (!) und keine Fotos (!!!), ca. 26 Euro) Tja, was soll ich dazu sagen? Vor allem erwähne ich dieses Buch, weil es neu erschienen ist und - soweit ich weiss – das neueste ist bezüglich Punk. Ist von zwei Amis rausgegeben welche früher mal Punk waren, einer trinkt heute keinen Alkohol mehr sondern Vanilla Coke, welche aufschlussreiche Info in einer AutorInnenbio, vielen Dank! Das Buch selbst sind Zitate aus irgendwelchen Interviews mit vielen MusikerInnen, das meiste natürlich Amis. Diese kleinen Stories lesen sich zum Teil recht vergnüglich, aber immer aus dem Zusammenhang gerissen, da es ja eben nur Zitate und keine ganzen Interviews sind. Die ersten Texte sind aus dem Jahre 1967, die letzten von 1992. Schauts euch zuerst mal selber an, bevor ihrs kauft, mich überzeugts nicht so ganz.

Die Baumkrieger

Roger L. Simon (Unionsverlag-Taschenbuch, 250 Seiten, ca. 10 Euro) Eine Gruppe Umweltaktivisten wird im Kalifornien der heutigen Zeit vorgeworfen, am Tod eines Holzfällers schuld zu sein. Einer der Kids ist der Sohn eines Privatdetektivs, und die Geschichte nimmt ihren Lauf...Wieder mal Lust auf ein Buch, wo man einfach so durchbrettern kann? Krank zu Hause, Langeweile kommt auf, aber noch fähig zum Lesen? Dieser Krimi ist für solche Momente perfekt geeignet. Flotte Unterhaltung, aber auch nicht mehr.

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R E V I E WS

Sehr spät hat uns die Erstausgabe des Zines erreicht. Fast ein Jahr zu spät, aber da das Zine für mich doch ein wenig richtungsweisend ist, finde ich es wert hier noch besprochen zu werden. Die MacherInnen sind alle schon eine Generation weiser als ich, zumindest erscheint mir das so, wenn ich mir Thematik, Kritik und Inhalt betrachte. Aber ist ja auch hinfällig, damit meine ich nicht, dass das Zine dadurch automatisch besser und die vertretenen Positionen richtiger wären. Nun ja, schnicke DINA4 HardcorePunk Gazette- mit Seitenweise Kritik an Konsummentalität, Passivität und Vorschlägen zur Veränderung des Status Quo. Abhängen tun die MacherInnen in Läden wie der Flora, der Köpi, die musikalische Abendgestaltung liefern Bands wie DOOM, Lost World, Paragraf 119. Dementsprechend werden in dem Zine Bands wie Ugly Aesthetics, jene Paragraf 119 und ähnliche interviewt. Das Wohn- und Kulturprojekt Hafermarkt/Flensburg wird vorgestellt, und es wird aus den Analen der Anarcho Szene Kopenhagens erzählt. Beim Lesen hatte ich echt oft das Gefühl zum Nachdenken animiert zu werden, bzw. fand auch ab und an meine eigenen Gedanken wieder. Leider hat so viel Tiefgang eben den Preis, das bewusst nur über das AnarchoPunk Spektrum berichtet wird. Ein bisschen theoretischer Background wird u.a. durch Kolumnen zur Thematik Privateigentum/Enteignung vermittelt. Sehr schöne Gazette! Vergleichbar mit Papiertiger (R.I.P.) und dem ROMP...Beni

Le Monde Diplomatique – Atlas der Globalisierung

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Passion Debil - #1 und#2

SVAVELDIOXID #3

3 Euro + 1,44 Euro Porto (Patrick Kolb, 2 rue ry boissaux, 3430 Dudelange, Luxemburg) Alle Jahre wieder..erfreut mich das Hereinschneien einer neuen Ausgabe der Crust/AnarchoPunk Gazette aus Luxemburg. Immer noch DINA5 und immer noch mit Schnippellayout und Kopierer hergestellt. Mag nicht so ansprechend wirken, vielleicht auch unprofessionell in den heutigen Tagen. Aber die SchreiberInnen leben halt noch in den 80ern...Inhaltlich aber alles andere als stupide. Höchst interessante Mischung aus Persönlichem, Punkrock, und Politik. Zu lesen hat mensch an dem Heft eine ganze Weile, nicht nur weil, es durch Kopieren und kleine Schriftwahl manchmal schwierig zu lesen ist- nein, es ist einfach richtig dick. Dazu noch der gebrannte CD Sampler mit Liedern von den interviewten Bands...richtig preiswert das Heft. Im Heft sind Interviews mit Bands wie RESTARTS(remember their gig in JUZ?????? If not, prepare to die!), 20 Minutes de Chaos, Bettercore...alles Bands aus dem manchmal etwas unbekannten D.I.Y./Anarcho Umfeld. Trotzdem aber alles Bands, die schon bewiesen haben, das sie klasse Musik machen können und was zu sagen haben. Ein paar Seiten sind der Thematik Frauen in der Hardcore/Punk Szene gewidmet, und auch sonst geht es im Heft um fortschrittliche, doch oft viel zu kurz gekommene Positionen. So wird neben der Feminismusdebatte noch über die Situation der Mapuche in Chile berichtet, und auf einer anderen Seite erzählt ein Häftling der JVA Lüneburg über seine Erfahrungen mit Justiz und Politik. Mensch merkt, dass der Macher weiß, von was er redet. Dazu seitenweise persönliches- von Alltag über Liebe zu Sauftouren und Konzertberichten..kann vielleicht ein wenig langweilig wirken, wenn mensch die Akteure der Geschichten nicht kennt. Trotzdem gibt es das Prädikat: Dit rockt! Ben

fentlichkeit dürten diese spätestens seit dem September 2003 bekannt sein, als rund 12 Neonazis aus dem Raum München verhaftet wurden, nachdem Sprengstoff bei mehreren Hausdurchsuchungen entdeckt wurde. Das Teil ist erst rund zwei Wochen alt, hab deshalb noch nicht allzuviel davon gelesen, aber macht einen sehr guten Eindruck: Kompetente AutorInnen, Interessante Themen, so ne Art ausführliches „Antifaschistisches Infoblatt“ zum Thema „Freie Kameradschaften“.

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164 + 156 Seiten, 4Euro + CD (an fast allen größeren Bahnhöfen, ox-fanzine.de) Ehrlicherweise hat das Ox unter dem Logo Punkrock – Hardcore – Rock & Roll stehen, somit weiß man wenigstens von Beginn an, dass man nicht alles lesen „muss“ was drinne steht. Denn nach wie vor geht’s echt querbeet mit den jeweils gut 50 (!!) Interviews (Bullocks, Napalm Death, Chefdenker, Leatherface, Pennywise, Kassierer, Rancid, Disfear, From Ashes Rise, Rifu usw. usf.). Doch natürlich gibt es auch die üblichen Kolumnen, Reviews oder den Fortsetzungsroman Peter Pank in Avignon. Damit dann vielleicht halbwegs fertig geh ich über zu den Film und Video Tipps ackere die Kleinanzeigen durch und komme evtl. auch noch zu den Leserbriefen. Während ich mich noch frage was ich als letztes gelesen habe oder wann wohl die Rubrik „Mode“ in die Gazette mitreingenommen wird, denn man will schließlich rundum meinungsbildend sein, befinde ich mich schon wieder auf dem Rückweg vom Postfach mit einer neuen Ausgabe des Ox, ohne das Kochstudio ausprobiert zu haben oder die Kolumnen gelesen zu haben. Die lese ich diesmal zuerst, aber erst nachdem ich entschieden habe, was mal nicht gelesen werden kann! Bocky

los begeistert war und letzteres weil meiner Meinung nach die Berliner die Nachfolger der Hosen oder der Ärzte sind und somit wichtig für die Kids – obendrein find ich auch deren Mucke gut! Irgendwie war das aber noch nicht alles, was mich an dem Heft interessierte. Da war noch der Tourbericht von No Respect, die Geschichte über die verhinderte Einreise der Shocks in den USA oder das Interview mit den Misfits, aus dem man heraus deuten könnte, dass eine Reunion mit Glenn Danzig(!!) bevorsteht. So ging es dann auch munter weiter bis ich am Ende bei den News und Konzertterminen ankam. Ein diesmal rundum gutes Heft! Bocky Zu Heft 46: Machen wir zur Abwechslung zuerst die CD: Hier wurde mal wieder geklotzt, denn es sind gleich mehrere Bekannte dabei: so triffst du hier auf Descendents, Razzia, Stopcox, Leatherface, Voice of a Generation und einige mehr. Also allein schon die CD ist die Investition wert. Das Heft selbst folgt ja seit Dekaden dem immer gleichen Aufbau, so dass es kaum Überraschungen geben wird. Neben dem ganzen netten Standard findest du hier Sachen zu ACAO Directa, Asta Kask und Rattusalle Interviews sind mit 3 Seiten recht ausführlich. Auch zur Punkgeschichte wird wieder etwas veröffentlicht: 1. Die ehemalige Müllstation Bassistin erzählt aus ihren Erfahrungen, die (mir) unbekannte Wiener Band Schund hat ein längeres Interview, das von Anfang der 80er stammen könnte. Alles in allem solide Sache, Beni

R E V I E WS

Fanzine-Besprechungen auch kein Hehl daraus gemacht, dass man nicht in schwarz und weiß denkt, sondern sich ganz klar in einer Grauzone befindet. Auf der einen Seite steht neben der Einleitung ne durchgestrichene 88 und nem anderen Fanziner legt man nahe keine Faschobands zu interviewen. Auf der anderen Seite tauchen dann bei zwei SchreiberInnen in der Playliste „alles von den Onkelz“ neben den „Skinflicks“ auf!? Zudem spielt der Chef mit seiner Band „Gewohnheitstrinker“ auch mal nen Konzert mit „Pöbel & Gesocks“, von deren Sänger man wiederum weiß, dass er nur ein Fähnchen im Wind ist, wenn es um politische Statements geht. Im Verlaufe und nach Lektüre des Zines kam ich dann zu dem Schluss, dass das hier durch und durch OI! im „unpolitischen“ Sinne ist. Ansonsten bietet Heiko – Schnorres – Fey und seine Schreibergilde Interviews mit Porters, Der Rohr (sächsisch für Terror) und Smelly Anchors, persönliche Geschichten, Konzertberichte und die üblichen Reviews in ausgewogener Mischung. Ich bin mal auf die # 6 gespannt. Bocky


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erschrien bis dorthinaus sind die Amis ja in Deutschland seit nunmehr gut vier Jahren. Wieso werden viele wahrscheinlich gar nicht mal wissen. Bei jenen haben sie vielleicht nicht mal ein schlechtes Image, was soweit auch durchaus o.k. ist! Jedenfalls als ich im Jahr 2000 das erste mal mit den Jungs sprach, war die Negativhysterie kurz vor ihrem Höhepunkt, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hatte. Erst im Nachhinein erfuhr ich geradezu „schreckliches“ von der Band, deren Mucke ich eigentlich ziemlich gut fand. Doch um euch nicht im Dunkeln tappen zu lassen vielleicht mal kurz, was damals vorgefallen war. Wobei das wirklich nur sehr kurz geht, weil ich den ganzen Verlauf in richtiger zeitlicher Reihenfolge gar nicht kenne. Zudem will ich die darin Verwickelten nicht nerven, da ich selbst weiß, wie schwer es ist etwas zu vermitteln, wenn es um heikle Fälle geht > Deadline, PP # 13. Was

die ganze Zeit, was auch Arbeit ist. Seit wir zu Side One Dummy Records gewechselt sind und dort das Album „Die Hards“ veröffentlichten sind wir eigentlich ständig auf Tour, was sehr stressig sein kann. Wir hatten unsere eigenen Headliner-Touren, waren aber auch als Support von bspw. Bad Religion oder Flogging Molly unterwegs. Auch Festival-Touren, wie die Vans Warped waren da mit dabei. Wir waren einfach die ganze Zeit unterwegs. Von dem zurück gingen wir quasi schnurstracks wieder ins Studio und nahmen die aktuelle Scheibe „On the Frontline“ auf. Die Aufnahmen sind wirklich gut und die Mühe des Tourens hat sich bezahlt gemacht. Das neue Album verkauft sich großartig.

jedoch, aber wie schon erwähnt sehr arg verkürzt, hängenblieb, war das Gerücht, die Ami-Band sei bei einem Nazilabel namens Punkcore. „Hoppla“ dacht ich und hörte fortan keine ihrer Platten mehr. Die Jahre verstrichen. Von der Band hörte man hier in Europa lediglich noch, dass sie mittlerweile dem Label Punkcore den Rücken kehrte und bei Side One Dummy Records unterschrieben. Ein Label, welches um einiges größer ist als der Vorgänger. Scheinbar lief es gut für die Jungs und ich machte mir keinen Kopf mehr um eine Band, die es scheinbar „geschafft“ hatten. Dann Ende 2003 las ich im Internet, dass das Quartett eine Tour in Deutschland spielen sollte. So war auch wieder mein Interesse geweckt, da ich gespannt war, wie hier auf die Band reagiert werden würde. Irgendwie gar nicht, oder ich hab’s verpennt. Trotzdem muss die Tour ganz gut gelaufen sein. Denn nachdem die Amis ihre neue Scheibe „On the Frontline“ Ende Februar rausbrachten, eine Tour in den USA absolvierten und vier Shows in Japan spielte, kommen sie im Mai auch wieder nach Europa, vornehmlich Deutschland. „Na wenn das mal keine Story ist für mich verkappten Möchtegern-Journalisten“ würfelte mein Hirn zusammen, „na dann weiß ich auch nicht“. Zudem, dass sich meine Meinung ihnen gegenüber relativiert hat, da sich nach und nach vieles als halb so wild herausstellte, wofür sie von mir aber noch lange keinen „Persilschein“ bekommen. Doch bevor ich euch meine Meinung preisgebe lest erst mal das Interview! Geführt habe ich es per Telefon mit dem Gittaristen Jake während ihrer Tour durch die USA, als sie gerade in Salt Lake City waren. Als ich euch 2000 das erste mal interviewte, hattet ihr in den Staaten noch „normale“ Jobs. Jetzt vier Jahre und zwei LPs später las ich ihr lebt nun von der Band. Ja das ist mittlerweile tatsächlich so. Wir touren dafür aber auch

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Vorsicht bissiger Sänger! Sonst sind die Finger ab


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Von der „Die Hards“ habt ihr angeblich auch viele verkauft. Die letzte Zahl, die ich hörte waren 27.000. Das sind sogar noch ein bisschen mehr, so um die 30.000 sollen das sein. Von der neuen LP sind in den ersten drei Wochen sogar schon 15.200 verkauft worden. Wir sind zufrieden, die Fans auch und glauben das dies auch musikalisch unser bestes Album ist. Man munkelt auch ihr spielt keine Konzerte mehr unter 1000 Zuschauern? Das stimmt nicht. Im Schnitt sind es zwischen 500 und 1200 Leuten. Gestern in Denver waren es auch nur 450.

Casualities beim Promo-Shooting: Posierliche Tierchen

Das war auch ein Dienstag!? Ja klar, was für den Tag ein großes Publikum ist. Ich wollte damit nur sagen, dass es schon wesentlich unter 1000 sind. Das neue Album ist eine sehr fette Produktion, mit Bildergalerie und Videos auf der CD. Der Sound ist klar und druckvoll. Strukturell von den Songs her gesehen aber nichts neues. Was ist denn der Unterschied zu den älteren Sachen? Vor allem der gute Produzent. Der hat bspw. schon mit Black Flag, All und Good Riddance zusammen gearbeitet. Er ist dem Punkding schon lange verhaftet und weiß daher genau, was er macht. Er weiß mit dem Studio und dem Equipment umzugehen. Er hat uns viel geholfen in den Wochen, in denen wir das Album aufnahmen. Im gesamten war die Produktion eben viel besser. Außerdem sind unsere Texte gereifter. Wir haben uns diesbezüglich weiterentwickelt, wollen dem „Punkspirit“ aber keineswegs verlieren. Was wir machen ist nach wie vor Hardcore-Punk. In anderen Interviews von euch, sagt ihr oft die amerikanischen Kids sind nicht so lange in der Punkszene, wie in Europa. Woran liegt das deiner Meinung nach? Auf mich macht es den Eindruck, dass es für die meisten nur eine Phase ist. Für sie ist es mehr eine Mode, als eine Lebenseinstellung. Während ihrer Collegezeit kommen sie für zwei Jahre in die Szene, machen ein auf wild. Nach der Zeit dann verschwinden sie auf nimmer Wiedersehen und das war’s. Wie definierst du Punk? Das kann man nicht definieren. Das ist für jeden etwas anderes. Ich meine wir sind alles Individuen. Für mich ist es mein „way of life“ und findet auch im Kopf statt. Punk mact mich glücklich, weil es zumindest für mich aufregend ist. Ich kann und will nichts anderes in meinem Leben machen. Es ist mein Leben in dieser Band zu sein. Das ist es, was ich will. Es ist was anderes außerhalb der Gesellschaft zu stehen und anders zu denken, nicht wie der große Teil der Bevölkerung. So sieht man auch eher mal, wie man von der amerikanischen Regierung beschissen wird. Sie lügt ununterbrochen.

Nicht nur die Regierung. Ja klar. So war das auch nicht gemeint. Regierungen an sich lügen was das Zeug hält. In den Staaten bekommt man immer nur die eine Seite der Medaille vermittelt. Das ist nicht richtig. Wenn man dann in der Punkszene rumhängt und mit dem ganzen Ding an sich was zu tun hat, dann sieht man da auch eher durch. Was wollt ihr denn mit eurer Musik erreichen? Da halten wir es eher wie die Ramones. Zufrieden sein, mit dem was man hat. Einfach eine gute Zeit haben? Ja, ne gute Zeit, mit Freunden Spaß haben und ein paar Bier trinken können. Mit Leuten zusammensein. Neue Menschen kennen lernen und sich mit ihnen unterhalten. Wir wollen niemanden etwas vorschreiben. Auf der Bühne oder in den Texten der Lieder zeigen wir nur, wer wir sind und wie wir denken. Wir stellen nur eine Meinung dar. Jede Szene hatte so ihre Vorzeigeband. In den 70ern waren es die Sex Pistols in England, in den 80ern die Toten Hosen in Deutschland. Seid ihr das jetzt in den Staaten? Hm, vielleicht. Uns gibt es ja schon recht lange. Für die ganze Szene sind wir aber sicherlich nicht das Aushängeschild, wenn dann für die Iropunks. Vielleicht kann man uns ja die Exploited der USA nennen. Wie denkt ihr über die „Rock against Bush“ Tour und würdet ihr die gerne spielen? Das ist eine gute Sache und wir würden die auch gerne spielen. Nur steht da soweit wir wissen noch nicht konkretes fest und können deshalb noch nichts sagen. Mitmachen würden wir aber auf jeden Fall. Wenn ich dich nun zu den USA an sich frage – Volk, Politik usw. – was hast du dazu zu sagen? Wahrscheinlich was viele sagen. Die Menschen hier sind gut,

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werden aber ständig von der Regierung verarscht und belogen. Ich glaube und hoffe das mittlerweile die meisten Menschen hier gegen Bush sind und wir ihn aus seinem Amt kicken können. Nun zu etwas ganz anderem. Zu eurem Statement, das ihr abgegeben habt. In dem weißt ihr ausdrücklich darauf hin, ihr seid keine Nazis und habt mit Punkcore nix mehr am Hut habt. Glaubt ihr wirklich hier in Deutschland denken die Leute ihr wäret Nazis? Ja ich denke schon. Zumindest wurde das so verbreitet damals. Aber das ist vollkommener Schwachsinn. Denn einer von uns ist Spanier und der andere Puerto Ricaner, so können wir wohl kaum Faschos sein!! Dann ist das mit Punkcore auch schon Jahre her. Damals verkaufte der, der das Label machte über seinen Mailorder Sachen von Ultima Thule von DIM Records. Das sind Nazis, das ist klar. Wir sagten ihm das damals und das er das rausnehmen soll, weil es Nazischeiße ist. Das hat er auch getan. Heute bekommt man auch nichts mehr von dem Label bei ihm. Ich glaube die, die das damals verbreitet haben hatten mehr Probleme mit unserem damaligen Label als mit uns. Wir waren halt bekannt und kamen auf Tour. Doch anstatt sich mit uns auseinander zu setzen hat man sich gleich tierisch aufgeregt. So hätten wir die Möglichkeit gehabt das zu checken und es wäre vielleicht nicht alles so gekommen wie es kam. Außerdem singen wir doch auch schon seit Bestehen der Band gegen Nazis. So kann es kaum Scherenschnitt von Anita Schuster (7a) sein, dass wir Nazis sind!? (Plötzlich hör ich nix mehr am Telefon. Jake ist weg. Was’n los, hab ich wieder was falsches gesagt? Vor vier Jahren hatte ich schon mal das gleiche, nur live. Mensch sind die schnell eingeschnappt. Komisch!? Schnell beim Label angerufen und dem erzählt, dass Jake urplötzlich weg war. Der kann sich das kaum vorstellen und meint es könne vielleicht der Handyakku sein, weil sie doch auf Tour sind. Ich will auf jeden Fall weitermachen, da diese Fragen für mich wichtig sind.) 30 Minuten später Hallo? Ja, sorry. Mein Akku war leer und ich musste erst mal was finden, wo ich den anschließen konnte. Ich bin jedenfalls froh, dass die Geschichte hier in dem Interview erwähnt wird. Denn ich will nicht, dass die Leute in Deutschland denken wir seien Nazis!! Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das jemand denkt. Sondern es geht vielmehr um euer damaliges Label, jenes

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eindeutige Nazimucke vertickte und ihr trotzdem dort gewesen seid. Diese Ignoranz stört die Leute. Wir waren aber schon bei dem Label, noch bevor es den Distro gab. Zudem ist man als Mailorder auch nicht 100% geschützt, was Naziplatten angeht. Nicht jede Band singt in Englisch und man kennt nicht alle Texte von den Bands, die man verkauft (da kann ich nur zum Teil Recht geben. Wollte aber keine neue Diskussion vom Zaun brechen, wie man einen Distro zu führen hat, da ich selbst keinen habe und es außerdem 23.30 Uhr war. Trotzdem sollte man wissen mit welchen Labels man zusammen arbeitet. In diesem Falle DIM, was rechts ist und auch nicht nur im deutschsprachigen Raum bekannt ist!). Davon abgesehen, waren es dann wir, die dafür sorgten, dass der Quatsch aus dem Programm genommen wurde. Zum allgemeinen Verständnis: Es war also alles nur ein großes Missverständnis? Ja. Die Ereignisse überschlugen sich schneller als man schauen konnte. Übrigens verkauft Punkcore auch schon seit damals vor drei Jahren nichts mehr von DIM oder ähnlichen Labels. Nun gut, dann sind wir hier schon am Ende. O.k., vielen Dank für das Interview. An die Leser, hört euch unser neues Album an und kommt auf die Konzerte im Mai. Hm, was soll ich also noch sagen? Jake erzählt mir eine völlig neue „Punkcore Geschichte“, die sich so eigentlich auch o.k. anhört. Bisher kannte ich die Version, dass sie auf dem New Yorker Label unterschrieben, als der Boss schon solche Scheißplatten vertickte. Als dann Anfragen von einem deutschen Fanzine an das Label kamen, wieso das so sei, bekam das Fanzine keinerlei Antwort. Soweit ich weiß bis heute. Soviel zur Punk Unity!! Ich für meinen Teil mache meinen Frieden mit den neuen Stars am „Gutterpunk“-Himmel, wie man ihren Stil heute nennt (Gutter = Gosse). Denn 2000 beim Interview erzählte mir der Bassist Rick, als ich ihn nach seinem täglichen Leben fragte, er schlafe bei seiner Schwester, arbeite als Tagelöhner und habe sonst nichts. So ging wahrscheinlich für die vier fast der „American Dream“ – vom Tellerwäscher zum Millionär – in Erfüllung. Für viele werden sie nach wie vor einfach nur traurige Pfeifen bleiben. Mir jedoch kommt es so vor, als ob sie schon wissen, dass das damals nicht gerade das Gelbe vom Ei war. Jetzt allerdings sind sie bei einem Label, von ganz anderem Format. Sie sind einen Weg gegangen der alles andere als rühmlich ist und führen sich angeblich sonst bei Touren auf, dass einem die Haare zu Berge stehen (wie sich das ja eigentlich für Punks gehört, zu Berge stehende Haare). Alles in Allem ein zweischneidiges Schwert, dessen eine Seite recht stumpf ist. Doch welche das ist, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Bocky


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ur Zeit um Silvester hatte wohl jeder Linke aus der Gegend, der ein bisschen auf dem Laufenden war, den Begriff „Linkes Ufer“ schon mal gehört. Eine Hausbesetzung mit symbolischem politischen Wert – oder doch mehr? Der folgende Bericht ist eine subjektive Schilderung der kalten Wintertage von drinnen.

Die HausbesetzerInnen

Es war der 26. Dezember, der zweite Weihnachtsfeiertag. Genau soviele Menschen, wie zu dieser Zeit gemütlich ihre freien Tage mit Familie, Freunden und Fernseher auf dem Wohnzimmersofa verbrachten, genauso wenig dürften wohl damit gerechnet haben, dass eine kleine Gruppe junger Linker ein leerstehendes Haus im Mannheimer Stadtteil Jungbusch besetzen.

5 Tage Linkes Ufer in Mannheim Die Räumlichkeiten am Verbindungskanal/Linkes Ufer (Aha! Die Schlaumeier wissen jetzt schon, wo der Name herkommt) waren dadurch bekannt, dass eine selbstverwaltete Umzugfirma dort ihren Sitz hatte. Dass diese wegen gesundheitlicher Risiken (Asbest…) eine andere Bleibe suchen musste kümmerte die BesetzerInnen wenig. Eigentlich gar nicht. Die Räume waren einfach zu perfekt. Riesige Hallen, untereinander zwar getrennt aber trotzdem direkt nebeneinander, oben zwei wohnraumgeeignete Stockwerke. Alles noch recht gut in Schuss. Hätte man Strom und Wasser wieder angeschlossen, wäre das Haus sofort bewohnbar gewesen. Diese Tatsachen regten natürlich zu waghalsigen Träumen an. Perfekte Räumlichkeiten für Partys und Konzerte, Werkstattbetrieb, Wohnraum für bestimmt 20 Personen, nen kuscheliges Kaminzimmer, Balkon mit romantischem Ausblick, ja sogar an einen Skatepark in der größten Halle und eine Autowerkstatt dank Rampe ins Gebäude wurde gedacht. Ursprüngliche Ideen, wie Party-Besetzung (also Haus besetzten, einen Abend Party, dann wieder raus) waren dank schlagkräftiger Argumente abgelehnt. Eine Party gab es trotzdem, vielmehr zwei Partys. Die erste am Freitagabend mit ca. 50 Personen erinnerte doch eher an ein nicht geplantes, spontanes Einweihungstreffen, stimmungsmäßig viel zu gedrückt und ernst. Das schöne daran, als wir am Samstagmorgen aufwachten, fanden sich doch wesentlich mehr Personen im Haus, die Freude am Besetzen gefunden hatten. So wuchs die Gruppe, wie die Pläne und Vorhaben. Ein Tagesablauf, der aus regelmäßigen Plenas und zu erledigenden Arbeiten bestand entwickelte sich. Alle hatten alle Hände voll zu tun. Es waren so viele Leute, die halfen und helfen wollten, dass sich tatsächlich eine gute Infrastruktur aufbauen ließ. Wer Lust hatte auf handwerkliche Arbeit fand genug zu tun, unsere Eigenkontruktion „Toilettenspülung“ im 2. OG ohne fließend Wasser bestand beispielsweise aus einer

Badewanne mit Neckarwasser, die immer nachgefüllt werden musste. Also eimerweise das scheiss Wasser vom Kanal hoch in den zweiten Stock schleppen. Am meisten Spass gemacht hat bestimmt das Barrikaden bauen um die Türen zu sichern. Und die Konstruktionen erwiesen sich im nachhinein als ganz brauchbar. Dazu aber später mehr. Der Abend kam und mit ihm die Party. Es gab eine vernünftige Anlage mit guten DJs, die legendäre 68159 Bar und ein Haufen Leute. Ca. 200 wurden geschätzt. Was uns alle verwunderte, es kam bisher keine einzige Bullenstreife. Für die Party gab es Flyer, eine wahre Telefonlawine mobilisierte Leute zum Haus, es wurde an alle bürgerlichen Medien Presseerklärungen verschickt und im Internet konnte jeder die letzten Neuigkeiten in allen Einzelheiten nachlesen. Entweder waren die verantwortlichen Bullen im Urlaub oder der Winterschlaf hatte sich über den bösen Teil Mannheims gelegt. Uns sollte es recht sein. Problemlos und mit guter Stimmung verlief die Party, die Getränke gingen weg wie frische Brötchen und die Leute konnten rein und rausgehen, wie sie wollten. Es hatten sogar einige Leute vor dem Haus Feuer gemacht. Haubesetzerromantik pur! Gegen 4 Uhr morgens ging die Party dem Ende entgegen, immer noch keine Bullen. Außer den Leuten, die im Haus bleiben wollten war nur noch ein Grüppchen besoffener und teilweise recht stressiger Partygäste da. Und auf einmal kam eine Streife vorgefahren. Wie wir später erfuhren, randalierten irgendwo im Jungbusch einige Besoffene und flüchteten sich dann ins Linke Ufer (oder so ähnlich). So erfuhren dann die Cops von Mannheims neuen Squat. Saubere Recherche, haha. Was lernt man daraus. Die Weihnachtszeit eignet sich hervorragend für Aktionen, die die Cops nicht unbedingt was angehen. Trotz allem standen sie jetzt vor der Tür und wollten rein. Da die Party zu Ende war, sahen wir das überhaupt nicht ein, und nicht einmal der selbsternannte Mr. Universum des Mannheimer Nachtdienstes der Polizei konnte unser Eingangstürchen mit Gewalt öffnen. Also blieb alles was grün war draussen, dummerweise hatten wir noch einige besoffene Partygäste da, die keinen Bock mehr hatten und teilweise gar nicht mitbekommen hatten, das sie sich in einem besetzten Haus befanden. Gutes Zureden und

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Erklären half nicht, also musste Plan B gestartet werden und da die Bullen keinen freien Abzug für Betrunkene und Unwissende gewährten wurden die Kandidaten durch die Hintertür in die Freiheit abgeschoben. Alles klar: Bullen draussen, Gäste draussen, dann konnten wir ja schlafen gehen, denn wie sich am nächsten Tag zeigte gab es noch viel zu tun. Tag 4 war angebrochen, das Wetter war gut und tagsüber sogar schön warm. Ab jetzt waren wir Mannheims Sensation. Das Haus wurde die ganze Zeit von Bullen belagert und die Presse rannte uns die Tür ein. Wir ließen Reporter uns Fotografen rein. Nach Absprache machten sie brauchbare Bilder, Videoaufnahmen und Interviews, und daraus, wie sich gezeigt hat, ungewöhnlich positive Berichte. Selbst der Mannheimer Mogel, wegen zahlreicher negativer Berichte über das Juz und Co nicht sehr beliebt, war uns wohl gesonnen. Ebenso die Stimmung, die von aussen hereinkam. Alle 20 Minuten besuchte uns jemand anderes, der Essen, Getränke, Zigaretten und anderen brauchbaren Krams vorbeibrachte. Durch einen Seilzug wurde die Spendenflut an staunenden Bullennasen vorbei nach oben in Richtung Speisekammer hochgezogen. Für die leicht angespannte Situation drinnen waren auch die 2 Demos sehr angenehm. Mit netten Grußbotschaften, lauten Parolen und einer warmen Mahlzeit kamen uns jeweils ca. 60 bis 100 Personen besuchen. Beim zweiten Mal durften sie leider nicht mehr bis zum Haus, vielleicht weil unser Begrüßungfeuer auf dem Dach

einen Großeinsatz der Feuerwehr auslöste? Das die immer so übertreiben müssen, wegen so nem kleinen Feuerchen… Nach lautem Protest schaffte es dann nicht nur die Suppe doch noch hereinzukommen, sondern – zu unser aller Freude – ein weitere Unterstützer ins Haus. Das war echt eine klasse Aktion, an den Bullen vorbei, kletterte er über den Zaun des Nachbarhauses, dann auf die Dächer und kam so zu uns. Überhaupt muss man sagen, dass ohne Aktionen von draussen die Motivation drinnen wesentlich schlechter gewesen wäre. 2 bekannte Gesichter besetzten gegeüber symbolisch den alten Hafenkran, Jungbuschs Treffpunkt Nr.1. Schade nur, dass die Bullen so schnell da waren… Die waren aber nicht immer so fit. Rein und rausgehen war auch während der Blockade des Hauses nicht unmöglich. Vielleicht, weil einige Cops zu sehr damit beschäftigt waren, das Haus mit Böllern zu bewerfen und sich bescheuerte Beleidigungen für uns auszudenken. Das ist schon armselig, wenn ein Bulle nachmittags einigen ca. 8 jährigen Kids Sylvesterböller abnimmt und nachts, wenn’s keiner sieht, uns damit bewirft. Am 5. Tag gings dann auch zu Ende. Von einem nervigen lauten Brummen wurden die geweckt, die nicht schon wach

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waren und ne halbe Minute später standen nen Haufen Bekloppte in grün in unserem Schlafzimmer und meinten, wir müssen jetzt wohl aufstehen. Während wir unsere Sachen zusammen packten, wurden wir noch fleisig abgefilmt und hörten von unten dumpfe Schläge. Während das SEK sich vom Hubschrauber abseilte und sofort über den Balkon drinnen war, brauchte die lächerliche Hundertschaft trotz allem technischen Wunderwerk der Polizeiausrüstung mindestens 10 min um unsere schönen Barris vor der Tür wegzukriegen. Ein Lob an die Handwerkerinnen und Handwerker! So ging der Winterurlaub am linken Ufer seinem Ende entgegen. Nen kleiner Aufenthalt in der Bullenwache, dann gingen wir noch gemütlich Frühstücken und bereiteten uns auf die Demo am Abend vor. Ca. 150 Personen demonstrierten dann auch mit uns gegen die Räumung des linken Ufers. Der Demozug ging bis in den Hauptbahnhof Mannheim hinein. Wie gewohnt hatten die Cops von gar nichts nen Plan. Die Bullen von der Räumung hatten scheinbar Feierabend und der Rest keinen Plan. Uns war’s recht. Es ist ja auch mal ganz nett, ohne Spalier zu demonstrieren. Es ist natürlich schade, das wir das Haus nicht halten konnten, auch wenn zwischendurch die Chancen gar nicht sooo schlecht aussahen. Doch hat die Besetzung auf jeden Fall positive Folgen gehabt. Die Solidarität, die die Besetzer zu spüren bekamen war enorm, auch im Nachhinein. Solikonzerte, -parties, Privatspenden, Aktionen in der der eigenen und in anderen Städten, alles das ermutigt einen weiter zu machen. Freiräume sind wichtig für uns. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und das kann eben auch jeder auf seine eigene Art und Weise tun. Das war jedenfalls noch nicht alles vom Linken Ufer. Fortsetzung folgt… Wenn ihr auch spenden wollt oder Kontakt zur Linken Ufer Soligruppe aufnehmen wollt, schreibt an linkesuferbleibt@yahoo.com


im Interview:

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ie Gründe für das Interview waren ja tatsächlich vielfältig. Meine persönliche Symphatie der Band, ihrer Musik und den Texten gegenüber; sie brachten eine neue Scheibe raus und letztlich ihr Konzert im JUZ. Was noch bevorsteht. So beschlossen Jasmin und ich im November 2003 nach Frankfurt zu fahren und uns die Jungs in der Batschkapp zu betrachten. Das Konzert war ehrlich gesagt spitze. Doch fielen die Berliner Shocks aus, weil sich deren Sänger Smail nen Abend zuvor das Becken prellte und im Krankenhaus lag! Der versuchte scheinbar die Nacht zuvor über die Anhängerkupplung des Busses zu springen, blieb aber prompt daran hängen und legte sich dann halt sehr unsportlich ab. Trotzdem hat er angeblich die Tour auf nem Barhocker beendet. Respekt! Ein anderer Barhocker sollte aber auch zu Ruhm und Ehre in Frankfurt gelangen. Denn Archi ließ sich keine Zeit Smail gleichzutun und latzte nach vier Songs auf die Schnauze. Kurzzeitig sah es so aus, dass das Konzert ausfallen musste, denn sofort musste ein Notarzt gerufen werden. So stand der Opener Movement zum zweiten mal auf der Bühne und überbrückte die Zeit, bis die Nachricht aus den Katakomben kam, das Archi weiterspielen würde. Allerdings auf einem Barhocker und fit gespritzt. Das nahm der Stimmung aber nix und es wurde eine Spaßrakete nach der anderen gezündet. Das „Interview“ entstand glücklicherweise noch vor dem Konzert, denn danach hätte wohl keiner mehr aufgrund des Unfalls noch Lust gehabt. Die Anführungsstriche deshalb, weil es mehr eine lockere Unterhaltung war denn ein hochinteressantes Interview. So hab ich mal die besten Infos rausgezogen und hier ist das Ergebnis: Ihr seid ja jetzt schon etwas länger unterwegs. Wie läufts denn? Mit Shocks und Movement sind wir noch nicht die ganze Zeit unterwegs. Da dies quasi die zweite Schleife ist, die wir unterwegs sind. Beim ersten Mal waren Bitume und Nitrominds mit dabei. Der aktuelle Dreier ist erst seit sechs Konzerten zusammen. Bei den Konzerten mit

Bitume und Nitrominds war es soweit gut. Probleme gab es wenn dann nur in verschiedenen Läden. Teilweise war bis fünf Minuten vor Beginn des Konzertes noch gar nicht der ganze technische Käse fertig. Aber eben eigentlich keine tollen Stories für die Leser. Mit Movement und Shocks hatten wir das Pech anfangs einen Tourbus zu haben, der total am Arsch war. Wir hatten Minusgrade im Bus und mussten dann sogar eine Konzert absagen, weil wir nicht weiterfahren konnten. Da war irgendwie die ganze Elektrik verschmort. Glücklicherweise haben wir jetzt nen anderen Bus und es ist soweit alles o.k. Die Shows selber. Schau dir Movement an. Die sind eine der besten Livebands Europas. Wie ist denn so die Resonanz auf die neue Platte, die neuen Songs? Die sind durchweg super. Zwar gibt es natürlich auch Verrisse, aber das ist ja normal und gehört auch dazu. Die Konzerte sind immer rappelvoll. Auch heute rechne ich mit so 500 bis 600 Leuten. Doch so viele. Wie steht es denn bei euch so mit Lampenfieber? Seid ihr noch nervös und müsst vorher ordentlich einen bechern? Och, ich trink eigentlich ganz gerne so drei vier Bier vor der Show. Oder Wein, der hier rumsteht. Ah, bäh. Ne ne, den Rotwein hat unser Bassist hier hingestellt. Der trinkt immer Rotwein. Ja stimmt ja, du kommst ja ursprünglich aus dem Pott, da trinkt man halt kein Wein. Richtig. Da wird Krombacher, Königs Pilsener und Veltins getrunken. Dann mal zum ersten Lied - „Hedonistische Heilsfront“ - der neuen Scheibe. Der Text erinnert mich doch stark an die APPD. Hängt ihr der noch nach? Ja klar erinnert das an die Partei. Und ob wir der noch nachhängen. Sagen wir es mal so, wir waren ja auch bei der Gründung mit dabei. Z. B. ist dieses lustige Kürzel “SSSSS”, die SuperSecuritateSaalSchutzSicherheitsdienst, auf meinem Mist gewachsen. Auch hat sich der Nagel (der Kanzlerkandidat von 1998, Anmk. Bocky) damals bei der Gründung ganz

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Terrorgruppe auf der Samenbank (beim Kontoauszugsdrucker) stark von unserer zweiten Single „Arbeit sein muss bleibt“ sehr inspirieren lassen. Sowohl vom Layout, den Schriftzügen und dem Inhaltlichen her. Als der die damals in die Finger bekam rief er auch sofort an und meinte, „Ich gründ jetzt ne Partei“. War schon ne herrliche Sache. Nur schade, dass es jetzt so eine wichtige politische Kraft nur noch auf regionaler oder lokaler Ebene gibt. War schon eine wichtige politische Kraft. Eigentlich schade. Denn damals war das ja richtig fett aufgezogen. Mit der Ochsentour, den drei Wahlwerbespots, den Fernsehauftritten usw. Hatte ihr euch da mehr erwartet? Also ich sehe das Problem darin, dass damals jeder wollte, dass Kohl wegkommt. Da haben dann Wirtschaft, Medien und alle, die eine gewisse Macht hatten an einem Strang gezogen. Rot-Grün sollte an die Regierung übernehmen. Alles was ansonsten noch anders war, oder in die alternative Richtung ging, wurde einfach totgeschwiegen. Ich mein wir sind damals mit über 400 Leuten durch das Brandenburger Tor marschiert. Da war die Presse von allen möglichen Sendern und Zeitschriften da. Bild, Spiegel, Stern, Focus, ARD, NTV usw. waren da. Bloß erfuhr man weder von dem Parteitag oder dem Marsch durch das Brandenburger Tor etwas den Tag später. Die ganzen Aktionen wurden einfach totgeschwiegen. Oder wenn mal erwähnt, dann auf lokaler Ebene auf maximal einer halben Seite. Der Wahlkampf damals war ein riesengroßes Gesamtkunstwerk, wogegen solche Pissnelken wie Schlingensief einfach mal völlig einpacken gehen können. Mit ihrem ihrer gequirlten Schei-

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ße. Wenn da nur ein bisschen medialer Hype gewesen wäre. So kleine Artikel im Stern oder Spiegel und ein kleiner Bericht in vielleicht RTL Explosiv, dann hätte die APPD locker zwei oder drei Prozent erreichen können, glaub ich. Auch war es auf der Ochsentour, die wir spielten so, dass unsere Konzerte von den örtlichen Stadtmagazinen nicht präsentiert wurden. Das ist eben das typische Grünen Klientel, die hängen halt mit der Grünen Partei zusammen. Das ist wirklich damals geschlossen von den Medien boykotiert worden. Für den ganzen Rummel der gemacht wurde und die Forderungen, die damals aufgestellt wurden echt schade. Ich denke zu einem anderen Zeitpunkt wäre das echt auf jedem Sender gewesen. Hier in Frankfurt wurde das Konzert damals von der Bild-Zeitung präsentiert. Daraufhin sind dann einige Jugoslawen gekommen, weil sie was lasen von Balkanisierung und das total cool fanden. Die hatten teilweise Schnaps dabei und hatten mit unseren Merchandisern Slibowitz getrunken. Habt ihr eigentlich noch mal was vom Nagel gehört? Nö. Der macht sicherlich schon wieder was ganz anderes. Ich hab nur mal gehört er wolle jetzt vielleicht eine Parodie zur Schill Partei machen. Mit richtig platten Populismus. Hat das aber scheinbar eingestellt. Zum Song „Angela“, der von der CDU Chefin handelt. Da ihr ja bspw. auch schon mit „Keine Airbags für die CSU“ und ähnlichen Slogans Ärger hattet. Kam denn bisher schon eine


dem, dass man dann noch lange keiReaktion auf den Text? ne Garantie hat überhaupt gesendet (Archi, der mittlerweile auch mit dabei zu werden. Solche Scheißspielchen saß): Nein eigentlich nicht. Nur hat uns sollen dann die Majors mitmachen. unser Anwalt im Vorhinein gewarnt. Er Die ja auch aus solchen Gründen weiß eben genau, was der Unterschied Pleite gehen. Nicht wegen dem Inzwischen persönlicher Beleidigung ist ternet, sondern weil die in den letzund politischer Satire. Das Lied ist halt ten Jahren solche großen Budgets keine politische Satire aus dem Fenster geworfen haben. JB: Wir wollen nur persönlich beleiDa mach ich doch lieber wieder so digen. was wie das „Sunny“ Video. Das hat A: Was auch unsere Absicht war. Macht 300 Euro gekostet, lief zwei mal auf halt einfach Spaß. Mal Luft abzulassen. VIVA bei so Spezialsendungen und Der Anwalt meinte, das wir zu 99 % Ärgut is. Wir sind ne gute Liveband ger bekommen würden. Doch bisher ist und brauchen den Quatsch nicht. noch nichts gekommen. Andere Bands brauchen das. JB: Ha, wir werden ihr sagen, dass eine Armee hinter uns steht und wir es dann Wieso denn eigentlich das „FSK für unsere Zwecke ausschlachten wer16“ auf der DVD? den. Mit unseren Fans und den StreetJB: Das ist total bekoppt. Das hat mit teams werden wir irgendwelche AktiWenn Sexgott Archi die Mandoline zupft, onen machen. fliegen die Weiber reihenweise in Ohnmacht den Szenen aus „OI! the Warning“ zu tun. Obwohl der Film den BunA: Ach Angie hat im Moment wahrdesjugend-Filmpreis gewonnen!? scheinlich eh keine Zeit sich mit so deA: Wenn man da allerdings ein bisschen Terz machen würde, bilen Deppen wie mit uns abzugeben. JB: Vielleicht freut sie sich ja auch drüber. Es gibt genügend das wieder einschicken würde unter dem Gesichtspunkt, dann Lieder über Schröder oder Stoiber. Jetzt endlich hat auch mal würde man das auch wieder runter bekommen. Aber so sind wir auch zufrieden. Terrorgruppe ab 16 ist o.k. jemand was über sie gemacht. Die neue Scheibe im Gesamten hat viele verschiedene Musikstile. A: das war aber bei der „Keiner hilft euch“ auch schon so. Ich glaube was bei der neuen LP anders ist, ist dass sie kompakter kommt. Nicht so von wegen „jetzt versuchen sie da mal einen auf Ska zu machen“, sondern es hat einen eigenen Stil. Es passt besser zusammen und aufeinander. Zu der beiliegenden DVD. Ein Freund, der euch schon seit Langem beobachtet, meinte ihr würdet gerne den Sprung zu MTV machen, schafft es aber nie. JB: Wir waren doch aber schon bei MTV. Mit „Stay away from the good guys“ dem “OI! the Warning” Titellied liefen wir ziemlich oft. Der Song “Neulich Nacht” war auch öfter in so ner nächtlichen Rotationsendung. Und dann logischerweise mit dem Lied „Mach die Augen zu und küss mich“, was wir auf unserer Split mit den Ärzten coverten. Aber die anderen Sachen waren halt auch immer nur Low Budget Produktionen. Dann stell dir mal vor du reichst das ein und die haben dann schon nen Haufen Clips liegen, die mal gut 100.000 Euro kosten, von irgendwelchen Hip Hoppern. Dann fliegt die natürlich sofort raus. Zudem haben wir gemerkt, dass das Video „Neulich Nacht“, obwohl wir es nur zur Hälfte gezahlt haben, ein riesiges Loch in unserer Bandkasse hinterlassen hat. Auf solche Spielchen lassen wir uns nicht mehr ein. Da machen wir lieber weiterhin Low Budget Videos. Die können wir für eigene DVD’s nutzen, können die ins Internet stellen oder laufen auf kleinen Fernsehkanälen. Wie morgen, da läuft einer auf ARTE Trax, das reicht uns und fertig aus. Wir haben keinen Bock auf dieses Irrsinnsspiel was da die Musikindustrie und die Musiksender da machen. Da soll man dann 100.000 Euro für ein Video finanzieren. Wobei eine perfekte Albumproduktion so circa 20.000 Euro kostet und dann hat man wirklich alles mit dabei. Und dann soll die Videoauskoppelung eines einzigen Songs so viel kosten!? Ich mein was sind das für Relationen? Zu-

Danach kam „nur“ noch eine recht persönliche Unterhaltung, deren Inhalt nur mit viel Hintergrundsinformation zu verstehen und dann interessant wäre. Zusammenfassend kann ich behaupten, dass zumindest die beiden, genau so sind, wie ich mir sie vorgestellt habe. Zwei liebe nette Leute, die ohne Scheuklappen durch die Welt schlappen. Vielleicht nicht so Punk sind, wie sich das andere vorstellen, aber auf jeden Fall ihr Herz auf dem richtigen Fleck haben und den Blick fürs Wesentliche nicht aus den Augen verlieren. Für mich die „Einstiegsdroge in Sachen Punkrock“ für Deutschland, nur um Längen besser als es die Ärzte oder die Toten Hosen jemals waren! Bocky … jeder bekommt das was er verdient (Trostpreis: Ben & Sven)

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Dangerseeker’s Paradise: Manila M

etro Manila ist ein urbanes Betonmonster, bestehend aus 17 ineinander verzahnten Großstädten mit insgesamt über 15 Millionen Einwohnern, wobei die eigentliche Stadt Manila mit ungefähr anderthalb Millionen Menschen heute nur noch einen Teil dieses ganzen Apparates darstellt. MM erstreckt sich jedoch gerade mal über eine Fläche ähnlich der von Berlin, was die Sache ganz schön eng macht!

Diese Enge bestimmt auch den ersten Eindruck, der mit der die abgasverseuchte, tropisch warme Luft in das Gesicht eines Neuankömmlings schwappt: Menschen, Menschen und noch mehr Menschen. Gedränge und Gewusel überall – insbesondere natürlich am Flughafen. Die Fluggesellschaft hatte versiebt, mein Gepäck mitzuschicken, was üblich zu sein scheint, es warteten mindestens 20 andere aus der selben Maschine am zuständigen Schalter. Der Kram sollte so in 2-3 Tagen nachkommen. Nun saß ich also am Treffpunkt, von dem mich der AntiEverything-Kontaktmann für Südostasien zuvor abholen wollte, nur war es mittlerweile zwei Stunden zu spät und mir fiel auf, dass ich im heimatlichen Hauptquartier keinerlei Plan B vorbereitet hatte für den Fall, dass wir uns nicht treffen würden... . Tatsächlich tauchte Bok aber schon bald auf, lud mich ins Auto und schon heizten wir die ‚Epifanio de los Santos’ (EDSA) rauf, jene gewaltigste Strasse der Megametropole, die sich mit ihren sechs Spuren (in jede Richtung, also insgesamt 12!) im Halbkreis durch Metro Manila bewegt. Die Bezeichnung Strasse verharmlost die EDSA! Vielmehr ist sie eine Blechflut aus Hunderttausenden rasenden Vehikeln, auf der mit Sicher-

heit niemand die Verkehrstoten zählt, teilweise mehrstöckig und mit Blade-Runner-mäßigen Betonkonstrukten und einer Hochbahn überbaut. Hier fanden auch die 1986er ‚People Power’ Proteste statt, mit denen der verhasste Diktator Ferdinand Marcos aus dem Land gejagt wurde. Daraufhin übernahmen verschiedene gewählte PräsidentInnen die Führung über den nationalen Karren im Dreck, machten manches besser und vieles schlimmer, bis Anfang 2001 Staatsoberhaupt Joseph Estrada erneut die Kraft der Bevölkerung zu spüren bekam: ‚People Power II’ kickte den Präsidenten aus seinem Amt. Der als ‚Erap’ landesweit bekannte ehemalige Filmschauspieler ging nicht über Los sondern direkt weiter ins Gefängnis, wo er bis heute einsitzt, da er Staatsgelder in Millionenhöhe unterschlagen hat. Es wird außerdem geschätzt, er hätte ca. 300 Millionen Dollar Schmiergelder erhalten, nicht schlecht für nur 31 Amtsmonate. Bok’s Residenz liegt nicht einmal einen Steinwurf entfernt von der EDSA mit ihrem Motorenjaulen, Smog, Pissegestank (viele männliche Einwohner urinieren recht ungeniert überall hin) und dem zarten Duft verbrannten Unrats (so etwas wie eine funktionierende Stadtreinigung ist undenkbar, da hilft man sich eben selbst...). Ich sollte die EDSA im Zuge der nächsten Wochen noch kennen lernen, mich irgendwie an sie gewöhnen und das Monster schlussendlich ‚zu Hause’ nennen, aber das kam später. Was ich über die sprichwörtliche Gastfreundschaft auf den Philippinen gehört hatte, ist keinesfalls übertrieben. Nach und nach meldete sich ein Filipino nach dem anderen bei meinem Gastgeber oder schneite ‚zufällig’ vorbei, um zu schauen, was für eine neue Langnase da aufgekreuzt ist. Im Handumdrehen standen dann eiskalte Drinks auf dem Tisch. Die verbreitetste Biermarke ‚San

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Miguel Beer’ (SMB) – filipino product, nicht zu verwechseln mit der spanischen Plörre (!) – hat so ca. 3%, genau weiß das niemand, wirkt aber stärker bei 25° C im Schatten. Will man sich jedoch wirklich korrekt zulöten, sollte man besser auf ‚Colt 45’ oder ‚Red Horse’ zurückgreifen, die Starkbiersorten. Schätzungen reichen hier von 6-9% alc. . Ein SMB kostet ca. 14 Peso im Laden, die anderen so vier oder fünf mehr. Die philippinische Währung, der Peso, ist seit Jahrzehnten auf Talfahrt. Im Januar entsprach ein Euro ca. 68 Peso... . Da ist es verständlich, dass der Durchschnittsfilipino mit weißer Haut zunächst ein Attribut verbindet: reich. Die Einschränkung, ich würde ja auch nur von der Stütze leben, blieb mir aber im Halse stecken – auf den Philippinen gibt es keine Stütze, entweder du hast Kohle oder du verreckst. Eine Mittelschicht gibt es kaum, die oft genannte Schere zwischen (extrem) arm und (extrem) reich ist unmittelbar spürbar. Während hunderttausende Menschen an den Ufern des verseuchten Pasig River in Holzhütten existieren, die jedes Jahr während der Regenmonate überflutet werden und andere Höhlen in die riesigen Mülldeponien graben, um gesammelten Müll zu verkaufen, wieder andere in ungezählten Blechhüttensiedlungen hungern, lebt die begüterte Schicht in den sogenannten Subdivisions. Mit Stacheldraht gesicherte und bewachte Mauern umgeben diese abgegrenzten Stadtteile. Hinein kommt nur wer a) seinen Ausweis zeigt und b) erwarteter Besuch der Bewohner ist. Jenseits der Passkontrolle finden sich gigantische Villen mit Fuhrparks, Hausangestellten und dem ganzen Plunder. In Manilas Geschäftsviertel Makati überbieten sich die multinationalen Konzerne mit schicken Glas-und-Stahl-Hauptquartieren und Armeen von Sicherheitsleuten.

Gig in Cavite, auf dem 15 Bands spielten, die meisten nur ca. zehn Minuten und alle auf einem Set, jedoch abgefeiert bis zum letzten Song von wild umherspringenden Kids. Mittendrin marschierten ab und an die unvermeidbaren ‚Sicherheitsleute’ des Platzbesitzers umher: ledergesichtige Stiernacken mit langen Knüppeln und Phantasieuniformen. Als irgendwann bei einer der letzten Bands eine kleinere Prügelei zwischen pogenden Kids entflammte, sprangen die Security-Frontschweine sofort dazwischen und erklären Macht ihres Faustrechts das Konzert für beendet. Na tolle Wurst. Im Jeepney ging es zurück nach Quezon City.

Jeepneys sind Fortbewegungsmittel, die ursprünglich aus den Militärjeeps der US-Streitkräfte entwickelt wurden, die die Amis nach Ende des zweiten Weltkrieges einfach hatten stehen lassen. Findige Filipinos verlängerten die Karosserie und schufen so im hinteren Teil Platz für ca. 15 Leute (den meistens 20 Wachmann oder -frau ist überhaupt ein verbreitetes Berufsbild, und mehr nutzen). Heute werden die Jeepneys in Handarbeit jedes mittelmäßig große Geschäft hat einen, an jeder Metro- mit alten japanischen Dieselmotoren produziert, jedes dieser station und jedem Shoppingcenter werden Taschen und Leute Vehikel ist ein Einzelstück mit teilweise abgefahrensten Verzienach Waffen untersucht (allerdings recht lasch, mein Messer ha- rungen, bunten Bemalungen und Schnickschnack. Auf unzähligen Linien bewegen ben sie nie gePunkkonzerte finden häufig auf Basketballsich die Jeepneys funden, har!). durch die Stadt, ohDie Einkaufsplätzen statt, da die Besitzer von Clubs ne Haltestellen. Die center nennen und Kneipen ihre Räume zu unbezahlbaren wichtigsten Punkte, sich ‚Malls’ Preisen oder gar nicht hergeben wollen die passiert werden, und haben USPlätze, Strassen oder amerikanische Ausmaße. Das größte, die ‚MegaMall’ in Ortigas (Mandaluyong bekannte Gebäude, sind auf Schildern angegeben. Die LinienCity ) streckt sich über einen Kilometer entlang der EDSA, hat führung lässt dabei zunächst keinerlei System erkennen, man fünf Stockwerke und u.a. 12 Kinos unter einem Dach. Ein Be- muss einfach wissen, wo man hin will. Um einzusteigen winkt such dieser gigantischen Konsumbunker kann dem Ausdruck man den Jeepney an den Strassenrand, um auszusteigen ruft ‚Bad in der Menge’ eine Bedeutung geben: Massen schieben am einfach „Para!“ oder klopft gegen das Dach. Weil so ein sich durch Berge von Plastik, weniger um zu kaufen (viele könn- Jeepneyride nur zwischen vier und acht Peso kostet, gewöhnt ten sich ohnehin nur das wenigste leisten), sondern mehr zum man sich längere Fußmärsche in Manila schnell ab. Fast alle Sehen-und-gesehen-werden und nicht zuletzt, weil es dank fahren Jeepney, die bunten Dinger bestimmen das Straßenbild und fahren Tag und Nacht, wobei der Fahrer einen unheimlich Klimaanlage angenehm kühl ist. harten Job macht, teilweise steuert er mit der einen Hand durch Offen agierende Squats oder alternative Zentren in unserem den halsbrecherischen Verkehr, kassiert mit der anderen den Sinne gibt es nicht. Sobald derartiges irgendwo auftaucht, wird Fahrpreis, überblickt, wer zu- oder aussteigen will und gibt den es üblicherweise sofort angegriffen, allerdings nicht von der Passagieren irgendwelche Auskünfte. Und das für diesen (vorkorrupten Polizei, sondern von Nachbarn, die zur Selbstjustiz geschriebenen) Billigtarif, von dem er auch noch Kohle an seine greifen, bevor sich irgendein Cop dafür interessiert. Es exis- Firma, diverse Steuern und vor allem den immer teurer werdentieren lediglich still besetzte, kleinere Squats. Punkkonzerte den Diesel bezahlen muss. Aus dem Grund streikten die Fahrer finden häufig auf Basketballplätzen statt, da die Besitzer von Ende Februar für einen Tag – die Straßen waren gespenstisch Clubs und Kneipen ihre Räume zu unbezahlbaren Preisen oder leer, die Arbeitswelt versank im Chaos, weil alle zu spät kamen, gar nicht hergeben wollen. Trotzdem findet fast jede Woche viele Schulen mussten zubleiben. Einige Streikende wurden an irgendwo in Metro Manila ein Konzert statt. Ich war auf einem dem Tag festgenommen, weil sie angeblich streikbrechenden

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Fahrern, die sich nicht beteiligten, mit Nägeln und Reifentötern das Geschäft versauten... . Die Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo (genannt GMA) setzte auf Härte und kündigte weitere Strafen für Streikende an. Gloria ist um ihr Image als straighte Präsidentin bemüht, schließlich stehen am 10. Mai Wahlen ins Haus und ihre Umfrageergebnisse lassen zu wünschen übrig. Die ‚Eleksyon 2004’, bei der nicht nur Präsident, sondern auch Gouverneure, Senatoren und alle anderen Hampel gewählt werden, beherrscht seit Monaten die Medien und die philippinische Gesellschaft. Die acht Kandidaten die sozusagen in die Endrunde dieses Medienspektakels gekommen sind, setzen auf plumpsten Populismus und Allgemeinplätze: „Man braucht Herz, das ist, worum es geht, nicht Hirn!“ sagte der wichtigste Herausforderer der Opposition, Fernando Poe jr. (genannt FPJ) vor Kurzem recht treffend auf einer Rede vor 10.000 Anhängern. FPJ ist sehr populär, schließlich hat der Filmstar, der auch als ‚Da King’ bekannt ist, Actionschinken wie ‚Walls of Hell’ gedreht. Er ist allerdings auch ein Kumpel von Estrada, dem korrupten Ex-Präsidenten, der seltsamerweise im Knast wieder Popularität erlangt. Viele ehemalige Erap-Anhänger machen sich heute für FPJ stark, der außer seinem Bekanntheitsgrad nicht allzu viel vorzuweisen hat. Ökonomischen Fragen weicht er normalerweise aus und erzählt irgendwas von den über 30 tollen Filmen, die er gemacht hat und dass die Armut das Problem des Landes wäre. Ach nee. Seinen zahlreichen Anhängern jedoch reicht das: als Poe’s Kandidatur im Januar gefährdet war, weil politische Gegner seine Staatsbürgerschaft anzweifelten, drohten sie, Proteste in der Innenstadt anzuzetteln. Bereits nachdem Estrada in den Knast gekommen war, hatten sich seine Anhänger, unterstützt von (dafür bezahlten) Bewohnern der Armensiedlungen, mit der Polizei angelegt und das Ganze ‚People Power III’ genannt. Die Bullen wurden seinerzeit mit Pfeilen und Macheten angegriffen. Die Wahlen sind auch alle sechs Jahre die Hochsaison für politische Morde. Beinahe jede Woche hört man, dass wieder ein Bürgermeister oder Gouverneurskandidat in einer Nachtund-Nebel-Aktion von ‚Unbekannten’ um die Ecke gebracht worden ist. Hinzu kommt der ‚normale’ politische Terror: die islamische ‚Moro Liberation Front’ (MLF) und ihre radikalere Abspaltung ‚Moro Islamic Liberation Front’ (MILF) bekämpfen das Militär im Süden, insbesondere auf der Insel Mindanao, wo sie weite Gebiete kontrollieren. Die ‚Communist Party of the Philippines’ (CPP) und ihr militärischer Arm, die ‘New Peoples Army’ (NPA) rulen im Norden der Hauptinsel Luzon, befinden sich aber in Friedensgesprächen mit der Regierung. Die fundamentalistischen ‚Abu Sayyaf’ bomben hin und wieder dazwischen, häufiger nehmen sie jedoch Geiseln. Ungeachtet dessen und der sich ausbreitenden Armut, jetten die Präsidentschaftskandidaten von einer zynisch teuren Kampagne zur nächsten und präsentieren sich als Heilsbrin-

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ger. Die amtierende Präsidentin zaubert plötzlich neue Straßen und Wasserleitungen aus dem Hütchen (meist jedoch von miesester Qualität, so dass sie wohl kaum bis zur nächsten Wahl existieren werden) und beglückt die Bürger Manilas mit Säuberungsaktionen. In eine dieser Aktionen durfte ich unvermittelt hineingeraten. Ich sah zwar die Gruppe von vielleicht fünfzig Männern in ihren blauen T-Shirts auf dem Gehsteig, dachte aber nur „Ach, schon wieder irgendeine Wahlkampagne“ und lief weiter. Direkt neben dem Mob fielen mir dann Knüppel und Tonfas auf und während ich mich fragte, wer denn jetzt wohl auf die Fresse kriegen sollte, sah ich schon, dass keine Händler am Bürgersteig Essen, DVD-Schwarzkopien, Uhren etc. anboten, wie normalerweise. Die blauen T-Shirts der bewaffneten Herren, die Angestellte der Metro Manila Development Authority waren, warben mit dem Slogan „Sidewalks are for people!“ für diese Kampagne gegen illegale Händler. Weil die aber gewarnt worden waren und in alle Richtungen verschwunden, entlud sich die Wut der Saubermänner an einigen zurückgelassenen Verkaufsschildern, die sie stattdessen zusammentraten. Nur wenige Minuten später tauchten die Händler freilich wieder auf und alles war beim Alten. In Quiapo gibt es auch den ziemlich guten D.I.Y. Plattenladen ‚Radiation Area’, die dort aktiven Leute organisieren auch Konzerte, spielen in Bands, drucken T-Shirts und bringen Fanzines, Tapes und CD-Rs raus. Die Szene ist ziemlich groß, auf dem Gig von Demisor aus Singapur waren ca. 300 Leute auf einer angemieteten Dachterrasse namens ‚John’s Place’ anwesend. John ist der Besitzer des Hauses, der im Erdgeschoss wohnt und außer etwas Miete die Bedingung stellt, mit seiner eigenen Band auf jedem Konzert spielen zu dürfen. Manila ist laut und überbevölkert, stinkt, ist architektonisch ein Horror und wohl auch recht gefährlich. Ich vermisse es bereits. Krzysztof Wrath

Lest den Manila-Report im AntiEverything #5 (Sommer 2004). www.antieverything.de


NO EXIT A

ls ich die neue CD der vier Berliner in den Händen hielt, kamen einige Erinnerungen in mir auf. No Exit war für mich so eine Art Einstiegsdroge in die Welt des Deutschpunks. Und auch wenn ich heute längst nicht mehr alles, was sie machen, beziehungsweise gemacht haben, so toll finde wie damals, gehören sie einfach zu meiner Jugend. So ähnlich, wie wenn man jahrelang das gleiche Bier trinkt und irgendwann merkt, dass es da noch andere, bessere gibt. Man trinkt doch auch gerne mal noch Jahre später von diesem Bier...Ich glaube, dieser Vergleich hinkt ein wenig, aber ihr wisst bestimmt was ich meine...Ich erinnere mich da beispielsweise daran, wie ich mit ein paar Kumpels und Kumpelinen in einem Fahrstuhl immer wieder rauf- und runtergefahren bin, wie wir uns dabei vollgesoffen haben und der alte Kassettenrekorder dudelte dazu No Exit Songs - ebenfalls rauf und runter ... Damals hatten wir ja nix ... Bevor das ganze jetzt nur noch verwirrt, lange Rede kurzer Sinn - Ich hab die Band kurzerhand um ein Interview gebeten und war ganz überrascht, was das doch für freundliche, humorvolle Leute sind. Aber lest einfach selbst. Für diejenigen die euch nicht kennen, wer seid ihr und wie würdet ihr eure Musik beschreiben? 4 machen Pseudoanarchoweichspülpunk. Sagen die Medien ... Wie lange gibt es euch schon? Unser 1. Konzert war am 12/05/1991 Immer schon in der Besetzung? Ick bin der Einzige, der von da an da war. Nach vielen Umbesetzungen spülen 4 schon einige Jahre in der jetzigen Aufstellung, außer Roli, der hat uns Ende letzten Jahres verlassen & dafür kam Danny. Ick war bei der Gründung noch nicht dabei. Der geneigte Fan kann die Chronik ja auf der LP „Das Letzte aus die besten 10 Jahre“ auf der Rückseite nachlesen. Um was geht es bei No Exit? Es geht um einen Film mit Bruce Willis in der Hauptrolle. Wie seid ihr überhaupt auf den Namen gekommen? Und wieso ein englischer Name, wo eure Texte doch überwiegend deutschsprachig sind? Den haben 4 aus dem Film mit Bruce Willis in der Hauptrolle, wo er mit Schuhen zum Mars fliegt, dort eine Pistole findet & mit der Pistole zur Erde zurückfliegt, wo er jeden erschießt, der ihm über den Weg läuft & damit für totale Gerechtigkeit sorgt. Seid ihr eigentlich auch schon mal im Ausland aufgetreten? 4 waren schon in Holland, Schweiz & Österreich, aber das is ja nich wirklich Ausland...Aber in Mecklenburg Vorpommern waren 4 schon & in Kassel & in Ungarn. In Budapest waren 4 schon mal. Ist auch ein schönes Land. Auf eurem neuen Album „aus Berlin“ seid ihr eurem Stil treugeblieben. Qualitativ finde ich, ist es euer bestes Album. Was könnt, bzw. wollt ihr selbst zu der CD sagen?

Was heißt „unser Stil“? 4 können nich anders. Ausserdem war die Produktion sehr teuer. & 4 haben alles selber eingespielt! Ausser die Gitarren, das Schlagzeug, den Bass & den Gesang. Schönen Dank noch an den Computer. Auf der CD sind die beiden Titel „ein schöner Tag“ und „dein Leben“ vertauscht worden. Mit anderen Worten, die Track-Liste stimmt nicht mit dem tatsächlichen Inhalt der CD überein. Wie kommt das??? Absicht oder war da jemand besoffen als das Ding gepresst wurde? Hasste gemerkt? Ick habe den richtigen Text auf das falsche Lied gesungen ... Is aber nur auf der Erstpressung so. Es ist das erste richtige Album seit der „Love hate Punk“ im Oktober 1999. Warum habt ihr so lange nichts mehr aufgenommen? Wegen Depressionen, Alkoholproblemen & kein Geld für Gitarrenseiten. In euren Texten nehmt ihr kein Blatt vor den Mund. Wie kam es beispielsweise zu dem Lied „nicht P.C.“, auf dem Album „Helden“, in welchem ihr euch gegen Spießer-Punks und Punkrock-Polizisten aussprecht? 4 können diese Scheinheiligkeit nich ertragen, geht uns auf den Sack! Gibt halt Leute, die das Leben, Punkrock & den Rest einfach nich verstanden haben ... Sind das überhaupt noch Punks, die andauernd sinnlose Diskussionen anleiern und mit dem Zeigefinger drohen oder was sind das für Leute? Die Beantwortung dieser Frage lehnt das Kollektiv von NE ab. Diese Frage ist uns nicht politisch korrekt genug. Haben 4 im Plenum beschlossen. Gibt es auch Bands von denen ihr sagen würdet, die haben nichts mehr mit Punk zu tun, auch wenn sie sich in der Szene bewegen? Ja, es gibt Bands, von denen würden 4 sagen, sie haben eine Menge mit Punkrock zu tun, auch wenn sie sich nich in dieser Szene bewegen. Wann geht ihr auf Tour und spielt ihr auch im Süden – sprich in der Umgebung Mannheims? Eigentlich spülen 4 immer in der Umgebung Mannheims, kommt nur auf die Betrachtung an, weil im Vergleich zum Universum ist die BRD ja nur ein Fliegendreck! Aber immer schön auf unsere Seite schauen oder mal De Bill fragen! Abschließend noch etwas von euch was ihr loswerden wollt? Süni will einen Übergangsmantel loswerden und MC „Gott“ Hoitling einen Verstärker. Schöne Grüße ausse Hautstatt, Rio. Metulski

POGO PRESSE

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ls ich vor gut 1 1⁄2 Jahren hörte, dass Scattergun im Begriff waren sich aufzulösen, war ich doch etwas betroffen. Schließlich waren sie es, eigentlich ja nur Patti, mit denen ich mein erstes Interview für die Pogo Presse führte. Wenn ich im Nachhinein bedenke wie schnell das alles gegangen ist, dann hat der Haussegen ja wirklich ziemlich schief gehangen. Denn bevor man sich letztendlich am 6.12.´02 im Thommy Haus in Berlin von den Fans verabschiedete, spielten sie im vorhergehenden Sommer auf dem Force Attack noch einen richtig guten Gig und hatten gerade noch eine neue Single veröffentlicht. So schnell kann es gehen und am End ist alles tatsächlich nur „Schall und Rauch“. Na ja zumindest für die Außenstehenden. Dass das Ende der Fahnenstange jedoch noch nicht erreicht ist, wird mit einer neuen Truppe bewiesen. Deswegen jetzt: Klappe zu, Affe tot, Abfahrt: PP: Logisch das ich die Frage stelle. Wieso hat sich Scattergun denn eigentlich letztendlich aufgelöst. P: Wir waren ja im Endeffekt 7 Jahre zusammen, hatten schon den dritten Drummer und da Hardy (git) und Frank (bass) sich seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr verstanden haben, war es fraglich, ob es Sinn macht weiter zu machen, wo klar war, dass einer gehen muss. Ich glaube es wäre Schwachsinn gewesen, alles noch einmal mit jemand Anderem einzuspielen. Irgendwann ist die Luft einfach raus.

P: Ja klar.. Malik: Die Texte spiegeln halt schon in erster Linie Pattis Blick auf die Welt wieder, aber wenn ich nicht zu 100% hinter den Texten stehen könnte, wäre ich nicht in der Band. Ein Lied wie „Bloody Yesterday“ ist ein sehr persönliches Ding von Patti, aber ich kann natürlich nachempfinden worum es ihr da geht. „Reflexion“ z.B. ist ein Song den ich einfach nur unterschreiben kann. PP: Hatte denn der Horst von Nasty Vinyl noch vorher in die neuen Aufnahmen reinhören wollen, bevor er die Scheibe rausbrachte, oder vertraute er einfach blind auf euch und Patti? P: Eigentlich hatte er schon zugesagt, als Malik und ich ihm eine schrömmelige Aufnahme von unseren ersten Sachen geschickt hatten. Natürlich wollte er das gesamte Teil hören, bevor er es rausbringt, aber ich denke mal, dass von seiner Seite das Vertrauen da war, dass wir keine Scheiße abliefern. Und genau so was zum Beispiel gibt mir ein gutes Gefühl. Bisher war`s immer gut, also warum ein neues Label suchen ?

PP: Das Hardy nun bei Frontkick mit von der Partie ist, weiß ich, doch wo ist denn nun der Frank abgeblieben? P: Frank spielt bei „ Bite the bullet“, `ne Punkband aus Berlin.

PP: Ihr habt ja auch vor kurzem in Mannheim gespielt. Ist es denn richtig, dass mir schon jetzt ein neuer Drummer aufgefallen ist!? P: Wir haben seit Dezember eiPP: Zur Gegenwart. Die 10´´ war ja ruck-zuck fertig. nen neuen Drummer (Cris). Der Standen denn die Texte schon bzw. stammen die noch alte Drummer Marky hatte uns aus Scattergun Zeiten? aber fairerweise früh genug BeP: Ich hatte ja noch so`n paar Ideen, die wir nie verwirkscheid gesagt, dass er nicht genug licht hatten und Malik (git) und ich waren ein paar WoZeit hat für uns und dass es auch chen im Proberaum, bevor wir die Anderen gefunden nich unbedingt 100 % seine Muhatten, deshalb waren ein paar Sachen vorbereitet. Jetzt cke is, sondern er steht mehr auf Patti Pattex klebt am Mikro ist es allerdings so, dass wir Alle (Pete- bass, Pablo- git, so Rock`n`Roll Zeux. Also haben Cris-drums) die Songs zusammen machen und da wir wir uns vorher drum gekümmert alle unterschiedliche Ideen haben und zusammen arbeiten, nach jemand anders zu suchen und konnten am Ende mit Beikommen Songs dabei raus, die sich nich alle gleich anhören, den proben, was cool war ohne Pause weiter zu machen. was ich sehr geil und interessant finde. Natürlich dachte ich mir, dass ich an die alten connections anknüpfe, und bei Leuten an- PP: Wie reagiert das Publikum auf die neue Band und den frage die ich aus Scattergun Zeiten kenne und auch gut finde, neuen Sound? Die Musik ist ja doch etwas langsamer und bezüglich Label, Konzerte etc…Hatte zu Einigen eh ein gutes gitarrenlastiger ausgefallen, so dass sie rockiger klingt. Gefühl, was das angeht, aber das Alles hätte nie geklappt, so P: Warst Du da? (Ha Ha) Bis jetz war`s ziemlich geil, und von wie ich`s mir gedacht hatte, hätte ich nicht die richtigen Leute den ca. 20 Gigs waren eigentlich keine Leute, die da waren gefunden, die genau so viel Bock drauf haben und ihre ganze und fanden, dass Scattergun besser war oder so. Natürlich gibt Power rein stecken, damit was passiert . es immer Vergleiche, aber das liegt natürlich auch an meiner PP: Apropos Texte. Wer schreibt die Texte bei CMS, ausschließlich Patti?

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Stimme, aber auf Dauer is das echt nervig. Wiedererkennungswert is gut, aber um dass mal klar zu sagen: Wir sind eine neue


Band mit anderen Leuten und kein Abklatsch von Scattergun, denn dann hätten wir auch weiter machen können. ….das war auch langsam und rockig….aber die Musik zu beschreiben das überlass ich lieber Anderen. Wir machen sie. Malik: Anscheinend denken manche Leute, dass Patti immer mit einer vollständigen Partitur zu jedem Lied in den Proberaum kommt und wir dann spielen, was sie uns vorschreibt. Aber wir sind halt ne richtige Band und schreiben die Lieder zusammen, also kommen auch von allen Einflüsse hinein und dementsprechend haben wir einen eigenen Sound. Wir haben alle vorher in anderen Bands gespielt, Scattergun war da halt nur die bekannteste, und wenn jemand unsere alten Bands mal gehört hat, wird er merken, dass es da auch Ähnlichkeiten zu Cut My Skin gibt. PP: Bekannter weise ist Patti ein großer Rancid-Fan. Vor kurzem hattest du zumindest mal mit dem Drummer die Möglichkeit ein Interview fürs Wahrschauer zu führen. Nervös gewesen? P: Na ja, ein bisschen, aber ehrlich gesagt, hab ich ja vor ein paar Jahren ein Interview mit ihnen gemacht und auch viel mit Tim gequatscht. Ich war mehr nervös, dass das Alles klappt, denn ein paar Stunden vorher war noch nix klar wegen reinkommen usw.. PP: Ich persönlich finde den Hype um diese Combo etwas überzogen. Mal ehrlich, hätte jemand unbekanntes, ohne Namen und ohne Connections, solch eine Platte (Indestructible) abgeliefert, wären die sofort wieder vergessen worden. Auch wenn sie gute Musiker sind/wären. P: Keene Ahnung. Ich find die Platte geil auch grade deshalb weil dass für mich dieses typische Rancid feeling hat , was ich so liebe. Reine Geschmackssache. PP: Könntest du dir vorstellen mit Musik Geld zu verdienen. Nach dem jahrelangen harten Arbeiten daran (nicht am Geld verdienen, sondern die harte Arbeit mit der Musik selbst!). P: Dat wäret doch ma. Nach all der Arbeit … Mein ganzes Herz steckt in der Musik, also wär`s genial davon leben zu können, denn es ist wirklich mehr als sich ab und zu zu treffen, ein paar Akkorde runterzuschrammeln und Party zu haben. Das wollen wir NATÜRLICH AUCH, aber es steckt mehr dahinter. Im Moment probieren wir auf jeden Fall nich drauf zu zahlen, wenn wir irgendwo spielen. Denn das kann sich niemand von uns leisten – ganz im Gegenteil. Es soll ja auch Leute geben, die schon „Kommerz“ schreien, weil wir `ne Platte haben. Da frag ich Dich, was soll`n wir machen? Nur Kassetten machen und auf jeder bekloppten Geburtstagsparty umsonst spielen? Wir kriegen hier Alle unser (auch finanzielles ) Leben in den Griff und ich glaube, Leute die in Bands spielen verstehen das vielleicht ein bisschen besser. PP: Du selbst bist ja ne „Wahlberlinerin“, wobei das ja bald schon nicht mehr wahr ist. Wo kommst du aber ursprünglich her, wann kamst du nach Berlin und vor allem warum!!? P: Ich komm eigentlich ausem Ruhrpott (Unglaublich, aber wahr). Wohne seit `82 in Berlin/Kreuzberg. Bin damals mit 16 abgehauen, hab ein Jahr im ersten besetzten Haus in Oberhausen gewohnt und mit `ner Freundin `81 mal nach Berlin getrampt und war so fasziniert von dem was Punkrock war (sein konnte … sein kann ? …). Jedenfalls war mir klar, dass es in Oberhausen keine für mich akzeptable Zukunft geben kann … und seitdem bin ich hier. PP: Was hat sich denn in den Jahren so geändert, außer dass die Mauer nun schon seit einigen Jahren weg ist? Interessieren tut mich daran die „Schönbohm Schließungswelle“ und der Bezug auf „die Linke“, Punx & Autonome, die Szene eben.

Die Hautchirurgen beim fotografiert werden P: Jedes Jahr wird schlimmer. Schönbohm Politik hat natürlich Spuren hinterlassen und die Juppiescene hält immer weiter Einzug, aber es gibt natürlich noch immer Widerstand. Seit Berlin unsere tolle Hauptstadt ist, wird`s halt alles sauberer … .na Ihr wisst schon. Früher gab`s immer Plätze (Draußen), wo Punx sich getroffen haben, jetz is allet eben ein bisschen anders, aber nie Aufgeben is angesagt und deshalb gibt es Punx und Autonome. Malik: Schönbohm ist nun ja schon längere Zeit nicht mehr Innensenator, aber genauso wenig wie er diese Politik der Repression erfunden hat, hat sie mit seinem Weggang nach Brandenburg aufgehört. Mittlerweile haben wir einen SPD/PDS-Senat, aber es ist natürlich überhaupt nicht besser geworden. (Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten.) Gleichzeitig ist „die Linke“ (is eh nen bekloppter Begriff, weil es keine homogene „Szene“ gibt) mit Privatfehden und natürlich dem Anti-Deutsch/Anti-Imp-Konflikt beschäftigt und schadet sich damit wahrscheinlich mehr als es der Verfassungsschutz jemals tun könnte, aber darüber könnte ich eh nen Buch schreiben. Zum Glück gibt es natürlich immer noch Leute, die trotz allem weitermachen und Konzerte und Aktionen organisieren. Never Surrender! PP: Was ist in/an Berlin nun wirklich besser als anderswo? P: Wir sind hier Malik: Wer hat behauptet, dass es hier besser wäre? PP: Zum Schluss: Wird Patti in Berlin sterben oder vielleicht mal wo anders was neues anfangen/machen. Bzw. ist das zu weit in die Zukunft geschaut? P: Na ick hoffe ma, dass das in die Zukunft geschaut is, denn ich hatte schon zu viele Tote um mich rum in letzter Zeit, und zugegebenermaßen macht mir das Angst, aber jetz wird es ma gerockt und ich wünsche mir noch `ne coole Zeit mit vielen Leuten, die Punkrock verstehen und das nich für ihre asoziale Egoscheiße benutzen. Bevor ich abkacke, will ich auf jeden Fall `ne ganze Weile ans Meer. Das ist so ungefähr mein Plan, damit ich wenigstens glücklich sterben kann. Ob`s klappt, werden wir sehen. STAY PUNK STAY REBEL CUT MY SKIN Dann mal viel Spaß mit der neuen Gang und hoffentlich wechselt die aktuelle Besetzung nicht wieder so schnell, wie es der erste Schlagzeuger machte. Ansonsten gibts ruck zuck wieder ne neue Combo. Übrigens haben sie schon ne neue Single veröffentlicht! Bocky

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25 YEARS OF BIRMINGHAM PUNK CD-Sampler

A Tribute to Slime Tape

(Punkshit) Labelboss und Dogshit Sandwich Sänger Rich hat hier, wie man wohl unschwer erkennen kann, das für ihn beste was es an Punk jemals in seiner Heimatstadt gab zusammen gestellt. Zwar wusste ich bisher nicht einmal, dass es bspw. die Bands Intention oder Farse gab, aber mit GBH, Police Bastard, Contempt und Sensa Yuma kann ich schon was anfangen. Damit es nicht nur ein langweiliger Sampler bleibt, gibt es zu jeder der 28 Kapellen die History. Find ich jetzt zwar nicht so umwerfend die Compilation aber liebevoll. Bocky

(Kink Records) Wer´s kauft hat ein Unikat. Soviel schon mal vorweg. Laut Ralf, seines Zeichen Macher dieses Samplers, gibt es nämlich bisher noch keinen Slime Tribute Sampler. In diesem Fall spielen Bands wie Hausvabot, Systemfehla (ist das eigentlich grad in, jemandem ein ‘a’ für ein ‘er’ vorzumachen ? Ach so, is die politisch korrekte Schreibweise !), Wohlstandsmüll, Stressfaktor, Popperklopper, Antikörper.....und etliche weitere mehr oder minder gute Bands sämtliche Klassiker von Slime. Die Qualität lässt gelegentlich etwas zu wünschen übrig, was allerdings daran liegt dass manche Aufnahmen aus dem Proberäumen der jeweiligen Band stammen (Find ich allerdings nicht so schlimm, is eher die “ehrliche” Version im Gegensatz zu Studioverstümmelungen). Seven

999 – Concrete CD

(Captain OI!) So ne richtige Info zur der Platte hab ich nimmer. Was ich jedoch den einleitenden Linernotes des Sängers Nick Cash entnehmen kann scheint die keine neue CD zu sein sondern ein Re-release. Von wann aber eben nicht. Ah, da hab ich’s 1981. 999 folgen ihrem Stil, sie machen gitarrenlastigen Rock mit ner Prise OI! . Wem das, wie mir, gefällt, wird bestens bedient. Für alle anderen wird es wohl keine schwere Entscheidung. Denn entweder man will den Output haben oder eben nicht. Übrigens wurde das Teil von Vic Maile produziert, der auch schon Motörhead unter seinen Fittichen hatte! Bocky

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A TRAITOR LIKE JUDAS - ...to desperate to breath in... CD

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(Winter Recordings) Der Fünfer liegt einem aber ganz schön schwer im Magen! Mit Punk oder Artverwandtem hat das nämlich nicht mehr viel zu tun. Denn dieser schwere metallastige Hardcore hat ganz schön viele Anleihen zum Death-Metal. Auf ihrem Debut treiben die Jungs ganz schön heftig nach vorne, wo sie dann Double-Bass Gewitter loslassen, dass man in Versuchung gerät das Genick einzuziehen. Doch glücklicherweise ist bei den neun Tracks auch noch ein Instrumental zum durchschnaufen dabei! Respekt, für einen Erstling, räumen die schon ganz schön was aus dem Weg. Nix für Leuts, die nur Punk hören. Bocky

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ABNORM - Inside CD

(Show no Mercy Rec.) Der eine weiß es, der andere nicht. Eigentlich komm ich ja aus der Deathmetal Ecke! Warum ich jetzt mehr Punk denn Metal höre steht auf nem anderen Blatt. Jedenfalls ist das hier die neue Kapelle von Felix Stass. Seines Zeichens der Sänger der ehemals besten deutschen sphärischen Deathmetalband Crematory. Auf dem Debut der etwas neueren Band wird, wenn man von Intro und Outro absieht, eine gute halbe Stunde richtig gut oldschool gegrunzt, gebollert und gerotzt, dass man besser gleich zu Beginn die Repeat-Taste gedrückt haben sollte, wenn man nicht von dem jähen Ende auf dem falschen Fuß erwischt werden möchte. Für mich wird das Probehören auf jeden Fall öfters wiederholt und Erinnerungen an alte Morbid Angel wachgerufen. Auch bei der CD gilt: bisher gesteckte Grenzen niederreißen! Bocky

AGAINST ME! „The Eternal Cowboy“ CD

(Fat Wreck Chords) Was soll ich zu der Band sagen??? Ich glaube selbst wenn ich wollte könnte ich darüber nix negatives sagen, ohne Angst zu haben, als vogelfrei erklärt zu werden. Against me! Sind im Punk-Genre recht einzigar-

tig, sonst findet mensch Bands mit Akkustik Gitarre höchstens im Radio...Irgendwo zwischen Punk, Rock und ein wenig Folk...auf jeden Fall eine geile Sache, waren letztes Jahr auch in Europa auf Tour, wo sie die ganzen selbstverwalteten Räume gerockt haben. 11 Lieder die brachial rocken...Beni

AGROTOXICO – Estado de Guerra civil LP

(Dirty Faces) Die seit etwas längerem erschienene Platte dieser Brasilianer kommt wie Colera im Klappcover und farbigem – weiß gesprenkelt – Vinyl. Der Sound der vier Jungs aus Sao Paulo ist ziemlich aggressiv und erinnerte mich im ersten Augenblick etwas an das Debut von Ausrotten, wenngleich auch nicht gar so derb. Trotzdem hübsch ins Gesicht gerotzt und ohne Blatt vor dem Mund. Ziemlich geil auch das Cover für das vierzehn Titel umfassende Album, deren Texte sogar ins Englische übersetzt sind, damit man auch weiß, wovon hier überhaupt gesungen wird. Für mich eine richtig gute Scheibe aus einem Land, in dem Punk wirklich noch eine „Threat against“ ist!! Bocky

ALPHA BOY SCHOOL – No Interest CD

(Grover) Das deutsche Label in Sachen Ska bekommt zwar scheinbar den Ruf alles zu veröffentlichen, was ihm in die Quere kommt, doch kann man dies bei dem Release nicht gerade behaupten. Denn erstens sind die Ruhrpottler hiermit schon in der zweiten Runde und außerdem wird diese CD für alles nur nicht für „kein Interesse“ sorgen. Das Debut liegt zwar gerade einmal zwei kurze Jahre zurück, aber die Jungens um den Frits Mitbegründer Karsten Riedel, haben sich ganz schon fortentwickelt. Das neue Album ist etwas verfrickelter, doch nicht derart, dass man genervt das nächste Lied ansteuert, sondern so, dass es einem die alten Hacken vom Boden reißt und man, eh man sich versieht, schon am rumhopsen ist. Schön. Bocky

Anfall – Zurück nach Nirgendwo LP

(Nasty Vinyl) Harter Deutschpunk der straight nach vorne losgeht


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ANTI-FLAG – The Terror State CD

(Asian Man Rec.) Do kennt ich mich uffrege!! Lieblos hingeschnuddelte CD ohne Hand und Fuß. Liegt leider keine nähere Erklärung dabei. Steht wahrscheinlich im Booklet, is mir aber zu anstrengend zu lesen, weil zu klein und ohne Absatz geschrieben. Musik teilweise ganz gut, Sampler trotzdem für´n Arsch.Nee lass ma. Seven

Die asozialen Superhelden – Welt ohne Helden LP

(H‘ART SCUM RECORDS) Was ganz besonderes haben sich die Asozialen Superhelden einfallen lassen. Sie legen zu ihrer neuen LP ein Comic dazu. Das ist quasi ein Ersatz zum Textbook, denn in diesem Comic sind alle Texte enthalten. Hab mich schon gefragt was zuerst da war: Der Comic oder die Musik??? Jedenfalls wird man entführt in die Stadt Asopolis, ins asoziale Universum, wo die Asos Abenteuer bestehen müssen, das Batmobil entführen und sich ein Dash Mobil draus basteln oder einfach nur besoffen von Kunstblut durch Gotham laufen. Man kann sich entspannt zurücklehnen und sich das Comic durchlesen während im Hintergrund das passende Hörspiel, beziehungsweise die Musik dazu läuft. Die Musik ist übrigens auch sehr krachend und geil...Alles in allem eine voll gelungene Platte und lustig, lustig, lustig. Freue mich schon auf den zweiten Teil, der bald erscheinen soll und in welchem der Kampf des Jahrtausends stattfindet: Die Asoziale Liga gegen die Asozialen Superhelden. METULSKI

ATARASSIAGRÖP – Aqui Estamos CD

(Mad Butcher) In Zusammenarbeit mit Enrico von Los Fasidios/KOB hat der gute Mike einmal mehr die Türen für eine hochpolitische italienische Skinheadband aufgestoßen. Die beiden haben echt goldene Finger wenn es um solche Combos geht, das muss man ihnen schon lassen. Wobei, es ist immerhin schon die vierte Scheibe der seit 1993 bestehenden Kapelle, jedoch die erste, die nicht selbst produziert wurde. Der Grund zu einem Label zu wechseln lag sicherlich nicht an der professionelleren Promotion, denn immerhin gewann die Truppe in ´02 sogar den Hauptpreis beim italieni-

schen Amnesty International Festival! Jedenfalls nehmen die Italiener in ihren Texten – italienisch gesungen, aber in englisch übersetzt - kein Blatt vor den Mund, schimpfen gegen jegliche Arten von Krieg, aber vergessen darüber hinaus auch nicht die schönen Seiten des Lebens. Dies macht sich vor allem in ihren verschiedenen Spielweisen deutlich, die von HC über Punk, OI!, Ska bis fast hin zu Reggae reichen. Auf alle Fälle eine richtig geile Scheibe, die sich keineswegs hinter Klasse Kriminale oder Los Fastidios verstecken müsste, sondern eher mit jenen ohne weiteres Schritt halten können! Bocky

BAFF - MUSIC FOR THE TERRACES An Anti-Fascist Football Compilation DoppelCD

(Mad Butcher) BAFF, das Bündniss Aktiver Fußball Fans ist ein seit 1993 bestehender vereinsübergreifender Zusammenschluss von rund 150 Faninstitutionen und Einzelmitgliedern. BAFF sieht sich als Teil einer Fanbewegung, die ihre Interessen klar definiert und ihre Rechte einfordert.Und BAFF ist Initiator der Ausstellung „Tatort Stadion“. In dem Booklett wird noch genauer erklärt, was BAFF alles so macht und tut (übrigens ist es auch alles auf Englisch, Spanisch, Italienisch und Französisch übersetzt). Bands wie Attila The Stockbroker, Derozer, Scrapy, Stage Bottles, The Real McKenzies, Walter Elf, Klasse Kriminale, Loaded, Los Fastidios, Red London und viele mehr bieten uns tolle (meist fußballlastige) Songs, die selbst mir alle der Reihe durch gefallen. Die 2. CD is ne multimedia CD, vollgestopft mit Infos, Musikvideos, lustigen Fußballausschnitten u.v.m. KAUFEN!!!!! (auch wenn ihr, wie ich gar nicht fußballinteressiert seid!) Jasmin

BALZAC - Out Of The Light Of The 13 Dark Night 2CD

(G-Force Records/Nasty Vinyl) Jetzt wirds schwierig. BALZAC sind offensichtlich Japaner, die optisch ein wenig an die Misfits erinnern. Sie tragen lustige schwarze Klamotten mit Skelettaufdruck und machen recht melodiösen Punkrock mit schönen Melodien und Chören. Mir fällt aber gerade leider kein brauchbarer Vergleich (sind Misfits Jünger aus Japan und haben mit eben jenen auch schon eine Split gemacht. Sind in ihrem Heimatland ein Rie-

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(Fat Wreck) War ich auf ihr die Scheibe gespannt, nachdem ich sie das erste mal live gesehen habe und ihre VorabCD von dem Track „Turncoat“ hörte. Das Gesamtwerk ist die logische Konsequenz aus dem Vorgänger „Underground Network“ und der täglich, gleich beschissenen Realität, was dieses Album zum absoluten Brett macht! Allein schon das Auspacken zum ersten Anhören ist spannend und ein Affront für jeden überzeugten Staatsdiener zugleich. Auf dem Pappschuber salutiert ein junges Mädchen, dass auf dem CD-Booklet selbst erschossen auf dem Boden liegt. Darüber prangt dann eben nicht der Plattentitel, sondern „Innocence is the first Casualty“. Weiter geht es mit dem Innenteil des Pappschubers. Darauf ist eine Sprühschablone mit Bushs Konterfei aufgedruckt, die man gefälligst größer zu kopieren hat und überall benutzen soll, damit auch der letzte dumme Wicht schnallt, dass Bush ein „One Term President“ bleiben muss. Wohlgemerkt, bis hierhin hat man noch kein einziges Lied gehört!! Doch wer glaubt die Superlative sind schon alle verbraucht, der täuscht sich gewaltig. Bei den 13 Songs bleibt kein Stein auf dem anderen. Wütend wird auf die Missstände dieser verschissenen Welt hingewiesen (GATT, Krieg, Unterdrückung usw.). Alles natürlich in allerfeinsten hauseigenen Sound derart genial verpackt, was jeden einzelnen Song (jeweils inkl. Linernotes) zum Hit macht. Diese Platte ist Manifest gegen die Herrschenden und Soundtrack zur Revolution in einem, wie sie wohl auch so in die (Musik-) Geschichte eingehen wird. Bocky

Asian Man Records Presents - Mailorder for the Masses CD

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und reindrückt vom Hannoveraner Trio. 15 Lieder – darunter 5 Englische und zwei Coverversionen („The Crusher“ von Dee Dee Ramone und „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten. Musikalisch klingen sie gut, aber zusammen mit dem Gesang, hat man das Gefühl, dass die Texte nicht zur Musik passen und oftmals reimen sie sich nicht einmal. Dadurch ist die Musik nicht besonders eingängig und prägt sich nicht gut ein. Wird auch etwas langweilig auf die Dauer. Super hingegen ist das Erscheinungsbild der Platte. Die ist nämlich aus hellblauem Vinyl.METULSKI


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sending ein usw., Anmk. Bocky). Über die Texte kann ich leider nix sagen, es sind keine abgedruckt, auch sonst erfährt man eigentlich nichts über die Band. Auf der 2. CD (=DVD) sind 4 Musikvideos und Liveaufnahmen. Jasmin

Band New Rage - A Tribute to U.K. SUBS CD

(DSS Records) Ein wirklich gelungenes Werk, dass ich hier vor mir liegen hab. Insgesamt 21 Bands covern hier in bester Qualität insgesamt 27 U.K. SUBS Hits. Ich war sehr positiv überrascht, als ich die Scheibe zum ersten Mal gehört hab. Normalerweise sind bei solchen Samplern mindestens 2-3 Stücke dabei, die so dermaßen grottenschlecht sind, dass du dich ernsthaft fragen musst, wie die es auf die CD geschafft hamn. Hier ist das anders. Da is echt jedes Lied klasse. Ebenfalls sehr schön find ich, dass die Scheibe sehr international ausgefallen is, mit dabei sind eine polnische Band (Parafraza), eine Australische (Bastard Squad), eine Norwegische (Trashcan Darlings), eine Schwedische (Sonic Blues), Charge 69 aus dem Franzosenland, Squad 21 aus Doofland und 6 Bands aus den USA und 10 Bands aus England, (u.a. Red Alert und Demob). Eine gute Platte, deren Anschaffung es sich auf jedenfalls Wert. Jasmin

Bonecrusher - The Good Life

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(Knock out Records) Working class Streetpunk aus dem fernen Amerika. Einfache Texte, aber einen guten, rauen Sound. Leider sind nur vier Neuveröffentlichungen auf der Platte. Ich hoffe da kommt demnächst noch mehr. Seven

BOOTS & BRACES – Made in Küʼau CD

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(DSS) Was soll ich dazu schreiben? Die Badener sind mit die dienstälteste deutsche OI! Combo, haben in den 80er mit Skrewdriver in England gespielt, machen daraus keinen Hehl(i) scheinen aber deswegen auch nicht peinlich berührt. Ganz nach dem Motto: Ist der Ruf

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erst mal ruiniert, lebts sich völlig ungeniert. So oder so ähnlich auch die 11 Tracks des mir vorliegenden Silberlings, 5 sind neu, 4 sind die 7´´ B&B over America und die restlichen zwei sind live aus HH ´96. Tja und ich weiß nicht, wann und wo ich es schon mal erwähnt habe, aber ich glaube diese Art von Leuten sind diejenigen, die die freien Lücken an den Stammtischen wieder füllen werden und auch weiterhin mit Bildzeitungsweisheiten prahlen werden. Von nun an geht’s bergab!! Bocky

BRAINLESS WANKERS – consider yourself rocked

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(Rockhit records) Hirnlose Wichser scheinen die Berliner nicht gerade zu sein. Eher im Gegenteil wirkt es, dass sie genau wissen, was sie machen. Die CD kommt im schicken Digipack und wie es sich für solche Bands gehört, ist ein Videoclip mit drauf. Mit „solche Bands“ mein ich diejenigen, die ihre Musik nicht aus reinem Zeitvertreib oder Hobby spielen, sondern auch den großen Sprung wagen würden. Immerhin war man schon bei Onyx TV und kann diverse größere Radio Airplays vorweisen! Die Mucke ist eben radiokompatibel und deckt somit ein breiteres Spektrum ab. Was natürlich gut kommt, sind die beiden Trompeten und Melodien die leicht im Ohr hängen bleiben. Worauf glücklicherweise verzichtet wird sind die mit dem Stil daher kommenden Klischees der flachen Texte über Liebe, Girls und schönes Wetter; diese bleiben deutlich Punk. Hätte mich auch gewundert, wenn die Leute von der Frankfurter Au Spacken auf ihrem Festival spielen lassen würden, wo die Band letztes Jahr auftrat. Bocky

Broilers-La Vida Loca CD

(DSS Records) Oi-Punk Pur auf der CD. Musikalisch einfacher, netter Punkrock, mal mit Melodie, mal ein wenig schneller, immer sauber gespielt! Durch die Stimme fühle ich mich sehr an Springtoifel erinnert. Hm, dazu eine nette Hooligan Streetwear Werbung auf der CD hintendrauf. Mit meiner Definition von Punk, haben

Auftreten und Texte nicht mehr wirklich was gemein. Eher so was wie bodenständiger ArbeiterInnen Rock. Nette Musik, wenn mann den Blaumann auszieht, sich das Bier aufmacht, und sich groß fühlt. Ansonsten halt ohne Aussage, wenn Mensch mal von Spaß und Saufen absieht. Beni

Bubonix-In the Grey, never forget 7“

(Matula Rec.) Hui, was kommt da ins Haus. Die Bubonix haben sich echt gemausert. Eine wunderschön aufgemachte Picture Single, dazu ein gutes Image und neulich sogar einen Beitrag in einer Newcomer Reportage im Hessischen Fernsehen. Trotzdem geht es nicht um Schmusesongs, Bier und Spaß. Sondern die Band ist und bleibt eine politische. Nettes Beispiel, dass mensch doch bekannter werden kann, ohne zur inhaltslosen Marionette zur werden. Die eine Seite gefällt mir musikalisch nicht wirklich, da sich der Song in the grey echt schleppt. Kommt zwar sehr individuell rüber, aber die zweite Seite gefällt mir wesentlich besser. Die macht das dann auch wieder wett. Der Gesang ist recht abgedreht, mensch könnte meinen die hätten mit 15 beim Kiffen viel Rage against the Machine gehört. Insgesamt eine ganz nette Scheibe. Beni

THE BULLOCKS - Ready Steady Cash CD

(Wolverine Records) Die BULLOCKS sind mal definitiv eine der wenigen alten deutschen Punkbands, von denen ich wirklich nicht möchte, dass sie jemals den Löffel abgeben. Düsseldorfs zweitälteste Punk Rock Band sind noch genauso energiegeladen und unlangweilig wie vor 15 Jahren. Und solche Bands sind ja mittlerweile wirklich extrem rar geworden. Im Oktober 2001 hat Gitarrist Holger Santana seine Stelle an das alte d.dorfer Punkrockurgestein Luki, u.a. bekannt von den Schwarzen Schafen und Happy Revolvers, abgegeben, was allerdings nichts am schönen rotzigen Sound der Kapelle ändert. Geboten werden uns 13 Pop-Punk-Perlen


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im fetten Gitarrengewand, die es in sich haben. Lasst euch die alten Männer nicht entgehen (solange sie noch Haare haben), kauft gefälligst die Scheibe und besucht ihre Konzerte!!! Jasmin

CHAOZE ONE – Rapression CD

(Twisted Chords) Von der Combo noch nix gehört? Klar ist ja auch Hip Hop! Was der inner Punkrock Gazette zu suchen hat? Er ist bekannt für seine deutlichen, antifaschistischen Texte, tritt auch mit Punks auf den gleichen Bühnen auf. Außerdem hat er die legendären Anarchist Academy zu einer kurzen Reunion bewogen, obendrein macht er auch gute Mucke und hat es nicht nötig sich mit den typischen Gangsterspacken abzugeben. Von daher, auch mal über’n Tellerrand schauen und mal gucken was es sonst so gibt! Bocky

CHARGE 69 – Universale LP/CD

(K.O./Combatrock) Nachdem Gilles kurz nach Erscheinen der letzten LP

CHICKENPOX - When She Comes Smiling 7“

(Burning Heart Rec. / Leech Rec.) Man oh man, was ist das denn? Komische Musik, irgendwas zwischen Ska, Reggae und die schlechten Sachen der Inner Terrestrials. Gruselig. Jasmin

THE CHINKEES – Searching for a brighter future CD

(Asian Man) Total langweiliger Uffta-uffta Ska. Völlig ohne Elan und Druck. Bisschen Lalala „Punk“ ist auch noch mit dabei. Irgendwem gefällts bestimmt, mir nicht. Markus

COCK SPARRER – Back Home Doppel CD/LP

(Captain OI!/Knock Out) Keine Widerveröffentlichung mit deutscher Lizenz, sondern ein Nigel Nagel neues Album der britischen OI! Legende. Allerdings kein Studioalbum. Die Engländer bringen auf ihre alten Tage ein qualitativ hochwertiges Livealbum heraus, dass 2003 in Morecambe auf dem Holidays in the Sun Festival vor 3000 Zuschauern aufgenommen wurde. All ihre Hits „Take em all“, „Runnin Riot“ und wie sie nicht alle heißen, sind ebenso vertreten, wie der textlich äußerst flache Song „England belongs to me“. Obwohl wahrscheinlich viele nichts mit der Band anfangen können wegen des plumpen, aber hymnenhaften Schunkel-OI!, wird diese Scheibe ihren Einzug in fast jede Plattensammlung aufgrund des Status’ und der wirklich mitreißenden Lieder halten. Bocky

COLERA – Grito Suburbano The best of LP+7´´

(Dirty Faces) Wer es leider nicht mitbekommen haben sollte, die Jungs waren grad auf ihrer dritten Europatour! Wer es also verpasst haben sollte, oder auch nicht, kann sich hier einen Auszug ihrer gesamten Werke zulegen, als Klappcover im grün gesprenkelten Vinyl und extra Single!! Wie das eben so ist bei Best of Scheiben ist der Qualitätsunterschied sehr unterschiedlich. Bei den Brasilianern kommt erschwerend noch die verschiedene Soundqualität dazu, was das Album aber immerhin authentisch macht. Außerdem gibt es sage und schreibe 30 (!) Songs allein auf der LP. Wer also wissen will, welche Band mindestens den selben Status wie Ratos de Porao hat, fackelt nicht lange und schaut wo die Platte zu bekommen ist. Bocky

DECENDENTS - MERICAN Maxi CD

(FAT Wreck Chords) ‚Merican is der Titel des zweiten Songs der EP und der is echt klasse. Sie zeigen den ganzen proud americans den Mittelfinger und sagen ihnen wie sie ihr Land sehen. Find ich echt klasse, dass sie den Kids auch die andere Seite ihres Landes erklären, weil die ‚Dents ja zu den Bands gehören, die ne sehr breite Masse ansprechen. Die anderen 3 Lieder sind auch nicht schlecht, allerdings sind „‘Merican“ und „Nothing with you“ auch auf dem full length „Cool to be You“, dass am 22.3.04 erscheint drauf, weshalb ich diese EP ehrlich gesagt etwas unnötig finde. Fans können sie ruhig kaufen, alle anderen kauft lieber das Album, habt ihr

POGO PRESSE

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(Side One Dummy) Der Wechsel zu dem größeren Label hat den streitbaren New Yorker Nieten und Iro Punks persönlich wirklich viel gebracht. Vom gleichen Mann produziert wie All und Black Flag, kommt die CD im Digi-Pack und ist „enhanced“ mit Videos und Photo Gallery. So auf Anhieb fällt mir eigentlich keine andere Band ein, die es mit solch einem typischen Punkstyle derart weit gebracht hat – nicht einmal Exploited! 14 mal bolzt sich das Quartett im eigenen, bekannten Stil kompromisslos durch das Album. Von daher Respekt, dass sie ihren Stil beibehalten haben. Die Lyrics, in denen man Bullen und Militär angreift, oder das Leben mal an sich reflektiert, scheinen mit dem Alter gereift. Eine Band, die nach über 10 Jahren den American Dream geschafft hat, vom Gutter- (Gossen) Punk zum Punkrockstar! Auf ihren weiteren Weg bin ich tatsächlich mal gespannt. Als nächstes steht bei ihnen im Mai ne Europatour an, gefolgt von der Vans Warped Tour in den Staaten, u.a. neben Bad Religion ebenfalls als Headliner! Bocky

COJOBA-Sin Excusas CD (Discos de Hoy, discosdehoy@yahoo.com) Die CD ist echt ein Grund, warum ich es bereue, lange keinen CD Player mehr gehabt zu haben. Im Vergleich mit ihrem Demo-Tape und der Single, hat sich die Band echt gemausert,und ist verdammt gut geworden. Herausgekommen ist einfacher Punkrock, mit Hammer Gesang. Sehr melodische Sache, sau coole texte...Wow, würde mal sagen, wenn die Band auf einem anderen Label wäre, würde die ganz gut gehypt werden. Puerto Rico Punkrock der extra Klasse. Beni

R E V I E WS

CASUALTIES – On The Front Line CD/LP

ausstieg, bedient Laurent nicht mehr nur noch seinen Bass. Er spuckt auch auf der dritten Album der Franzosen das Mikro voll. Ich für meinen Teil fand den alten Sänger aber besser, weswegen mir auch die neue Scheibe nicht wirklich zu gefallen weiß. Waren auf den ersten beiden Veröffentlichungen mindestens drei bis vier Lieder die man Ohrwurmgleich mitsingen konnte, so kommt diesmal lediglich „espece en danger“ nahe heran. Trotzdem bietet Universale guten eingängigen Punkrock, der sicherlich live um einiges besser kommt. Denn live sind die Franzosen ihren Eintritt immer wert! Bocky


mehr davon. Klasse Sache auf jeden Fall und vielleicht folgt ja auch mal, wenn ich‘s gebacken krieg irgendwann noch ein Interview mit ihnen Jasmin

DESENDENTS - Cool To Be You CD/LP

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(Fat Wreck) Kurz vor Redaxschluss erreichte mich dann auch noch das Album zur Single „‘Merican“. Die ‚Dents haben ja bekannterweise nach ihrer letzten Scheibe ‚Everything Sucks‘ erstmal über 7 Jahre pausiert und gearbeitet und in anderen Bands musiziert. Sänger und Wissenschaftler Milo Aukerman hat aber letztendlich beschlossen, seín Mikroskop wieder gegen das Mikrofon zu tauschen und so liegt nun vor uns eine, ich möchte mal sagen durchwachsene Scheibe. Die Musik is wie immer melodiöser guter Ami-Pop-Punk. Allerdings gibt es neben Hits wie „‘Merican“, „Nothing With You“ oder „Talking“ auch ein paar etwas langweiligerere Stücke wie „Maddie“ oder „Anchor Girl“, die meiner Meinung nach etwas nicht so gut sind. Ich könnte euch jetzt empfehlen nur die zweidrittelse Scheibe zu kaufen, aber da dass nicht geht, bleibt euch die Entscheidung überlassen, das Album oder die Single zu kaufen, aber für eins müsst ihr euch schon entscheiden. Jasmin

DESTITUTION „Break the silence“ CD-R

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(2 Euro +Porto bei Patrick Kolb, 2 rue ry Boissaux, 3430 Dudelange, Luxemburg) 12 Lieder Mitschnitt eines Konzertes in Nancy/ Frankreich. Musikalisch einfacher, netter AnarchoPunk... Geht echt gut rein die Band. Aber die Leute reden nicht nur von irgendetwas, sondern praktizieren das, was sie sagen auch! Qualitativ okay-ungefähr so wie die Tapes mit Live Mitschnitten irgendwelcher Konzerte. Beni

DIAVOLO ROSSO - never follow… LP/CD

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(prügelprinz rec. Bergheimerstr. 144, 69115 HD) Dass es die Band noch gibt, wussten wahrscheinlich die wenigsten. Umso mehr wird dieses Vinyl in die Szene reinknallen. 14 mal treibt die Band um den rotzenden Sänger Micha derart nach vorn, das einem Hören und Sehen vergehen. Ein Anarchopunk Knaller jagt den anderen ohne langweilig zu werden. Glücklicherweise hat man nämlich zwei Gittaren, bei der die Eine sägt, während die andere spielt und umgekehrt. Jedoch werden die Spielereien nicht übertrieben, sodass man den geneigten Hörer bei hoher Wahrscheinlichkeit mit offenem Mund zurücklässt. Andere Combos werden aufgrund dieser Scheibe hart an sich arbeiten müssen, oder es gleich bleiben lassen, sofern sie in diese Richtung tendieren. Eine Platte wie lange gut gereifter, trockener und schwerer schwarzroter Wein - lecker! Bocky

DINGO – No Flattery! No Flinch! Donʼt turn your back! CD

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(Punx Rules Rec.) Warum sich eine Band nach einem Steppenhund benennt, weiß ich zwar nicht. Nur wird gleich zu Beginn der CD klar, um was es sich bei der Band handelt, wenn ein Hund knurrt. Vielleicht halten sich sich ja für einen wütenden, räudigen Hund? Die Sauhunde kommen auf alle Fälle aus Japan und können glaub ich gar

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kein Englisch, was man ja von Bollocks und Konsorten kennt. Haben aber ihre Texte ins Englische übersetzt. 14x beißt sich das Quartett durch eingängige Punkrocksongs im Midtempo ohne schlecht zu sein. Eher könnte man sagen, dass sie nicht so trashig sind wie die Landsleute von „Balzac“ und mir deswegen auch viel besser reingehen. Ich find den sauberen AbgehPogo-Punk gut! Bocky

Rest des Albums auch so klingt, dann wird Duesenjaeger wohl demnächst in einem Atemzug genannt werden mit Bands wie Turbostaat oder sogar Pankzerkroiza, mit denen sie gesanglich große Ähnlichkeiten haben. Die Texte sind gut und die Mucke hat wenigstens Biss und eine Spur Härte, die man bei so vielen Emo-Bands vermisst. METULSKI

THE DISASTERS - Smile Till You Die EP

(Wahnfried Records, P.O. Box 100806, 01078 Dresden) Jau, wieder mal was aus dem Hause Wahnfried. Wie gewohnt geschmacksvoll & exotisch. Im üblichen s/w Schnipsellayout aufgemacht. Vorliegen habe ich hier 3 Radiosendungen über die Punk-Bewegung in Osteuropa. Diese sind für die Nachwelt auf CD-R bzw. auf Tape erhältlich. Das ganze wurde bei Radio Outaspace, einem unabhängigen Radio in Dresden gesendet. In den Sendungen geht es um die Situation in den Ländern, in welchen die Bands leben...immer ganz nett einen kleinen Einblick in die dortige Lebens- und Alltagsrealität gewährt zu bekommen. Vol.1+2 sind zu Osteuropa im Allgemeinen, gesendet werden Bands wie contra La Contra, Adamkus Iieva, Scuffy dogs, Rashit...alles keine völlig unbekannten Bands... Vol. 3 ist ein Special über die Underground Szene in Tschechien...Schöne Sache-fast wie´s Pogoradio. Beni

(Campary Records) Die Debüt-EP der 4 Jungs und Mädel aus Krefeld und Düsseldorf is echt klasse geworden. Und ich muss sagen, dafür, dass es sie erst seit ca. 3 Jahren gibt, bin ich echt positiv überrascht. Da können sich manch ältere Bands noch was dran abgucken. Die Texte sind klasse, die Musik prägt sich schnell ein (laufend hab ich eure Lieder als Ohrwürmer im Kopp, Mensch!) nur die Qualität könnt noch n kleines bisken besser sein, aber das kriegt ihr auch noch hin. Zukunft habt ihr auf jeden Fall, macht weiter so. KAUFEN! Jasmin

DISTURBANCE-Malice in slumberland CD

(streetmusic Berlin) 80er Jahre Punkrock Pur. Saubere Aufnahmen der Holländischen Punks. 12 Lieder, alle mit Englischem Gesang. Geboten werden schnörkelose, einfache Riffs und ein Pogo tauglicher Beat. Ist ihr zweites Stück, nach einer Debüt EP. Sicherlich nicht sehr anspruchsvolle Mucke, aber wer auf den Sound von Antidote steht, wird hier ganz klar fündig, da die Band es drauf hat. Nette Party Band. Beni

DOGSHIT SANDWICH – Murdering Bastards CD

(Punkshit Rec.) Genau so muss sich UK-Punk auch im Jahre 2004 anhören. Aggressiv, geradeaus, zwei Akkorde und Vollgas. In nicht einmal ner halben Stunde hat man sich durch die 13 Songs gehechelt und ist aber schon restlos am Ende. Da bleibt Zeit sich in der Verschnaufpause mal das ganze Werk zu betrachten. Das Cover alleine berechtigt schon zum Kauf: Bush jun. und Komplize Powell scheinen gerade nach ner Landung Menschen zuzuwinken und es sieht aus, als ob sie den Hitlergruß machen, großartig! Zudem gibt es zu jedem Titel Linernotes im 20seitigen Booklet. Für ne DIY Produktion ziemlich fett, denn auch der Sound stimmt. Wer also kein Bock mehr hat auf die ausgelutschten alten England-Bands, der wird sicherlich vom Nachwuchs überzeugt! Bocky

DR. WOGGLE AND THE RADIO – Bigger is Tough CD

(Grover) Tja, da bin ich leider wohl nicht wirklich objektiv (wenn man das bei Musik überhaupt sein kann…). Super Scheibe, klasse Jungs, nette Konzerte! Ziemlich Rocksteady und Reggaelastig, gerade deshalb total geil. Grooved wie d’Sau. Markus

Duesenjaeger – las palmas o.k CD

(My Ruin, Postfach 3107, 49021 Osnabrück) 4 Songs vom neuen Album, das demnächst erscheinen wird hat sie uns geschickt, die Osnabrücker Band, die Emo-Punk mit deutschen Texten macht. Wenn der

East European Underground Reports Vol. 1,2,3

EMSCHERKURVE 77 / HUDSON FALCONS SplitCD

(Knock Out) Wie, Emscherkurve machen keine Fußballhits? Zumindest fast. Denn nur eins ihrer sechs Tracks handelt davon. Die anderen fünf sind tatsächlich heiter, lustig und beschwingend. Man freut sich des Lebens, macht Witze über Inzest und lässt den lieben Gott nen netten Mann sein. So stell ich mir den Ruhrpottler im Sommer vor. Bier inner Hand, Plautze, tattoowiert, nett und gastfreundlich...ich zieh um!? Die anderen sind amerikanische Streetpunks und bieten eher üblichen Sound dieser Gattung. Sie wissen nicht zu überraschen aber glücklicherweise auch nicht zu enttäuschen, außer einmal vielleicht, als sie „New Age“ von Blitz covern. Da lässt man gefälligst die Griffel weg! Schön daher kommen tut das Teil auch noch: Entweder im Digipack, oder auf LP mit A 2 Poster. Bocky

EPOXIES – s/t CD

(Fat Wreck) Space Yeah, Eeepooxiees. Scheiße, ist das ein geiles Debut. Die Neuentdeckung des Hauses Fat Wreck und extra für die europäische Szene, vom ehemaligen Briefs Label Dirtnap, lizenzierte Scheibe, föhnt dir dermaßen guten New Wave Punk um die Ohren, dass sogar Captain Future schwach geworden wäre. Völlig abgedreht führt das Quintett aus Portland, geleitet von der Leadsängerin Roxy Epoxy, durch 11 hochgradig Synthesizer geschwängerte Poppunksongs, von denen jeder einzelne sich lässig im Ohr festsetzt. Doch wer jetzt glaubt irgend nen aalglatten MTV Schwachsinn vorgesetzt zu bekommen, der täuscht sich gewaltig. Hier steckt nämlich wirklich Energie drin, die von den Ohrmuscheln direkt in die Beine geht und trotzdem noch kantig genug bleibt. Holla sind die gut!


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Fahnenflucht – K.O. System CD

(Suppenkazpers Noize Imperium) Das 2. Album der Duisburger Deutschpunkband präsentiert sich immerhin mit 14 Liedern, unter anderem einer Neuauflage von „kleiner terrorist“. Texte sind in Ordnung, Musik ist fett und energiegeladen. Könnte allerdings manchmal ruhig eingängiger sein. Ist aber echt nicht schlecht. METUSLKI

FUNERAL DRESS - A Way of Life CD

Future under crying Kids EP

(H´Artscum Records, Lars Dairek Keune, Kreuzbergring 45, 37075 Göttingen) Hm, was das wohl sein mag, dachte ich im ersten Moment. Das erste Mal haben sich die Klänge der Rillen auch noch nicht in mein Hirn gefressen gehabt. Aber nach ein paar mal hören wurde ich richtig begeistert von der Band! Echter Knüller wird da geboten. Deutschsprachiger Punk/Hardcore mit Geige. Ging mir so gut rein, das ich sie für den 21.2. gleich ins JUZ geholt hatte - und live hat sich mein Eindruck bestätigt! Beni

GLOWFI – getting nowhere…but getting by (CD)

GRUBBY THINGS - Take Off!! CD

(Bloodsucker Records) GRUBBY THINGS kommen aus Berlin, sie gibt‘s seit 2000 und sie machen netten ‚77er Punkrock´n´Roll mit australischem Einfluss, mit Sid Decay als Sängerin, die uns mit ihrer „zuckersüßen Stimme“ (laut Bandinfo) Geschichten aus ihrem Leben vorsingt. „zuckersüß“ ist sehr gut ausgedrückt. Sie hört sich an als hätte sie n Reibeisen verschluckt und erst bei näherem hinhören hab ich gemerkt, dass sie überhaupt ne Frau ist. Ich würde mal sagen, nicht jedermanns/fraus Geschmack, für große 77er Punkrock´n´Roll Fans bestimmt ne schöne Sache, für mich aber nichts, weil ich der Sängerin, immer wenn ich die CD hör, so gerne mal

HAMBURG PUNK EP SERIE 2 – 7 7´´

(Plastic Bomb/Campary) Was hab ich mich davor gedrückt den neuen Longplayer der Hamburger zu hören. Als ich es dann endlich doch tat, lief die Scheibe bis zum nächsten Sonnenaufgang. Fast jedenfalls. Doch sicher ist, wem Shocks zur Zeit gut abgehen, kommt hier nicht vorbei. Allerdings sind die beiden Damen und der Herr aus Hamburg musikalisch viel versierter, was sich obendrein auf die Lyrics auswirkt. Auch die Aufmachung ist nicht von schlechten Eltern. Die CD kommt als Digipack und fett Bonusmaterial, die LP mit nem Booklett, das man fast als Schlafsack nutzen kann! Diese Mischung aus Synthie Pop-Rotz Punk in evtl. New Wave-Style ist eine helle Freude und ich finde diese Band sollte mal vielleicht ihre Kontakte nutzen, denn große sympathische Bands gibt’s wenig, aber Spacken zu viel. Macht was draus!! Bocky

GUMBLES – In Duff we trust CD

(DSS) “He Platz am Tresen hier kommt Barney!”. Nach jenem Säufer nämlich aus der Simpsons Serie haben sich die fünf Jungs benannt. Ungefähr in dem Stil ist auch ihre Mucke und die Texte gehalten. Es wird keine Hehl daraus gemacht, dass man lediglich Spaß will und keine Politik. Witzig finde ich diese unbekümmerte Art und Weise in der sie ihre Musik zelebrieren. OI! zum Mitschunkeln. Bocky

INCREDIBLE RHINE ROCKERS - …retten die Stadt EP-CD

(rhinerockers.de) Was das relativ neue Mannheimer Trio mit seinen vier Tracks präsentiert ist schon ein unglaublicher Hammer. Die Musik lässt sich schlecht beschreiben, da die Songs unglaublich abwechslungsreich sind und das ganze musikalische Können der Band aufzeigt. Ständig mixt man Ska, Punk und auch Blues derart unglaublich, dass jedes Lied zu einem Feuerwerk der guten Laune wird. Ich glaube so wollten sich die Peacocks immer anhören bevor sie zu rockig wurden. In dem unglaublichen Stil sind auch die Texte gehalten. Man nimmt sich selbst auf die Schippe und kann auch sonst niemanden wirklich ernst nehmen, bleibt aber trotzdem immer unglaublich ernsthaft. Es regiert unglaublicher, zynischer Sarkasmus. Wie sich das live auswirkt, wenn man die unglaublichen Drei sieht, kann man sich kaum vorstellen, wenn man selbst noch nie dabei war. Da rasteten 300 Punx und Skins unglaublich aus, als sie deren hauseigene Version von „Breaking the Law“ im Vorprogramm von Los Fastidios hörten. Deshalb die CD besorgen und dafür sorgen, dass man mal selbst unglaublich staunend vor der Bühne steht. Befehl!! Bocky (Twisted Chords) Da wird bei dem Titel aber ganz schön tiefgestapelt. Ich finde die dreijährige Arbeit an dem neuen Album ganz schön gelungen. Der Sound ist wesentlich besser und druckvoller. Doch viel wichtiger, die Stimme der Sängerin Jenny ist um einiges gereifter und sicherer geworden. So wirken die gewohnt kritischen und nachdenklichen Texte viel runder. Das überträgt sich auch auf die gesamte Platte, die wie aus einem Guss wirkt. Gekonnt reihen sich die 12 Songs aneinander ohne in Langeweile zu verfallen. Ein geschickter Mix aus treibenden Hardcorepunk und Punkrock ist auf jeden Fall kurzweilig, in den man auch balladige Elemente nicht scheut. Eine Band, die jedem Vergleich stand hält und zeigt, dass Underground auch richtig gut sein kann!! Die Vinylversion kommt übrigens im schönen Klappcover und die CD im chicen Digipack. Bocky (Klartext) Ersma vorneweg die Infos, die man wirklich brauch. Nr. 1 der Serie war Motormuschi und ist ausverkauft! Jede Single gibt es in limitierter 300er Auflage, was abzüglich Promos und Bandexemplaren nicht viele Teile im Verkauf ausmachen. Also draufstürzen!! Nr. 2: PRAK kommen mit vier deutsch gesungenen

HEIMATGLÜCK – Können gebratene Tauben fliegen?LP/CD

HellPetrol-We can´t surf CD

(Rainer Schäl, Im Kamp 23, 41564 Kaarst) 6x melodischer, grooviger Punk`n Roll aus NRW. Gehört habe ich von der Band noch nicht so viel, deswegen kann ich da ganz ehrlich gesagt nicht viel zu sagen. Hm, die CD erscheint mir von der Aufmachung auch

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(Leech) Is halt net richtig Punkrock, sondern nettes Rock & Roll Gepose. Das ist Musik zum “Breitbeinig auf dem Konzertstehen und den Finger in die Luft strecken“. Leider nicht ganz so druckvoll produziert, wie es bei nem Konzert rüberkommen würde. Aber für jeden, der so etwas mag, ist das genau das richtige, so z.B. für mich. Yeah! Markus

INNER CONFLICT - Anschlusstreffer CD/LP

Punksongs daher, die allerdings manchmal ganz arg an der Grenze zum Anarcho-Punk wandeln. Gezügelt werden die Ausbrüche mit Gitarrensolis, die das alles schön rund machen. Nr. 3: RIOT OF RATS erinnerten mich direkt an die gottgleichen Restarts, als der männliche Gesang einsetzte. Hier pieksen Iros bei geschlechterwechselndem Anarchopunkrock-Gesang. Das ist die richtige Mischung aus Spaß, Rotz und Wut. Worauf man allerdings verzichten sollte sind die englischen Texte, oder wahlweise vorher mehr trinken, dann hört sich das sicherlich auch besser an!? Übrigens die einzigen mit abgedruckten Texten!! Nr. 4: POMMES BRUTAL ist ganz klar Geschmacksache, worüber sich bekanntlich nicht streiten lässt. Zu Pommes, die jeder mag, passen die guten Punkrock-Parts, die gut ins Ohr gehen und leicht verdaulich sind und Brutal ist das zwischenzeitliche HC-Geknüppel auf Emo-Geschrei, was dann jeder mit sich ausmachen muss. Nr. 5: LEISTUNGSGRUPPE MAULICH hätten eigentlich die Serie eröffnen sollen, kommen aber erst jetzt und machen dafür aber die am längsten dauernde 7´´. Haben des weiteren schon zwei bekannte Longplayer draußen, woher ihr satter Punk in Pogogeschwindigkeit bekannt sein dürfte. Neben ROR mein Favorit. NR. 6: WENN SCHON DENN SCHON sind die neue Truppe um den schrägen Ex-Sänger von Torpedo Moskau. Von daher: dreimal deutscher, gereifter Punkrock aus dem hohen Norden. Nr. 7: SITTICH AND THE SICKS SICKS SICKS haben immerhin mal den längsten Namen und wollen scheinbar damit die HC & SxE Nasen foppen 666. Alle drei Tracks sind richtig gut im Garage-Trash Style und verzerrtem Gesang gecovert. Feine Sache mit Motormuschi-Leuts. Komplettiert wird die Serie in Kürze mit 30.000 Kollegen, Antikörper und Heimatglück(!!). Ich bin gespannt ob es sich wirklich bewahrheitet, dass das beste immer zum Schluss kommt? Ich denke schon. Bocky

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(DSSRecords) Hui, das es die Band noch gibt! Habe sie vor 5-6 Jahren ein paar mal gesehen, zu der Zeit, als sie richtig bekannt waren, und auch immer ein ansehnlicher Mob auf den Konzerten war. Ich weiß nicht, das wievielte Album das bereits ist. Die 4 Musiker machen einfachen, routinierten Oi-Punk- schnörkellose Riffs, langsamer, eingängier Beat, dazu männlicher, englischsprachiger Gesang. Alles in allem hat sich nicht viel verändert. Immer noch United-Sex Drugs and Rock`n`Roll als Lebensinhalt. Volle Bratze StreetPunk eben. Beni

ne Tasse Tee kochen würd, dass das Kratzen in ihrer Stimme wenigstens n bisschen weg geht. Jasmin

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Übrigens kann man sich demnächst von ihren Livequalitäten selbst überzeugen, da sie im Mai und Juni auf Tour sind und auch im Vorprogramm von NOFX überzeugen werden. Wer Musik mag, wird die Platte lieben!! Bocky


R E V I E WS R E V I E WS eher wie ein Demo, denn wie ein Album, deswegen kann ich da auch nicht viel mehr zu sagen, als nettes Punk`n Roll. Beni

(Mad Butcher) Nachdem der Labelboss den Amsterdamer “Sixpack” vor einiger Zeit schon mit Klasse Kriminale und Los Fastidios durch Deutschland tingeln ließ und ne 7´´ rausbrachte, hier nun das Debut. Neben dem hauseigenen Trompeter lud man sich Olaf von den Stage Bottles für 5 Songs ein und kann sich anhand der bisher genannten Bands schon halbwegs denken, was man geboten bekommt: Die volle Bratze melodisches OI!-Gebläse mit ner ordentlichen Hardcore garniert. Bocky

(Keine Ahnung c/o Andreas Strohwald, Birkenweg4, 50226 Frechen) Eine von vielen Deutschpunk Bands. Klingt ein wenig nach Realschul Schülerband, die auf Punk macht. Keine Ahnung was ich dazu noch sagen soll. Is nich unbedingt schlecht, is eben nur eine von vielen. Seven

THE HEROINES – King of my dark heart Maxi-CD

Kaputt und Schlecht – du stinkst CD

KRAUT & RÜBEN - Rüben-Neid CD

(Matula Rec.) Der Name ist Programm, aber nicht im negativen Sinn, sondern die Jungs machen sich und dem Publikum nix vor, was man auch dem Titel des Albums entnehmen kann. In 18 Songs und gut 40 Minuten Spielzeit versucht man Crust, Punk oder mal Balladen aus und das einzige worauf man sich wirklich einigen kann ist ein verzerrter Gesang zu Rock & Roll Klängen. Die würde ich gerne mal live sehen!? Bocky

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alle sehr kurz und abwechslungsreich sind. Daumen Hoch!!! METULSKI

(Wolverine Records) It‘s just not boys‘ fun ist ein Sampler mit ausschließlich Bands mit Frauengesang, bzw. auch mit vielen reinen Frauenbands, der beweißt, dass Frauen gute (aber leider auch schlechte) Mucke machen können und nicht nur Sängerinnen seinkönnen, die als Aushängepüppchen auf die Bühne auf die Bühne gestellt werden. Wolverine haben sich hier nun die Mühe gemacht, und, so weit ich weiß, den ersten Female-Rock Sampler ins Leben gerufen. 46!! Bands geben uns die Ehre, wobei auch sehr darauf geachtet wurde, dass der Sampler sehr international gehalten wird und so bieten uns neben deutschen (u.a. Hi-Tops, Vageenas, Boonaraaas, Gee Strings), englischen und amerikanischen (u.a. NY Rel-X, Fabulous Disaster, Tilt), auch holländische (u.a. Bambix), spanische, österreichische, japanische und die einzige Girl Punk Band aus China mehr oder weniger gute Musik. Wo wir auch schon bei meinem kleinen Problem wären. Ich find die Idee echt klasse mit der CD, aber weniger ist oft mehr und nicht jede Female-Fronted Band ¹ Gute Musik. Ihr hättet besser mindestens ein drittel der Songs weggelassen, das ganze auf eine GUTE CD gekürzt und schon hättet ihr ein spitze Teil rausgebracht, so íst das ganze teilweise einfach nur nervig und nicht so gut ausgefallen wie ich mir erhofft hab. Jasmin

HELPLESS DILETANTTES – das leben ist … CD

HEROES & ZEROS – Wake up Call CD

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ITʻS JUST NOT BOYSʻ FUN - Female Bands Kickinʻ Ass! 2CD

(Wolverine) Das gemischte Doppel aus Stuttgart ist wohl hierzulande schon über die Szenegrenzen bekannt. Denn ihre erste LP ist dermaßen abgefeiert worden, dass sie es sogar auf Tour nach Australien verschlägt. Auch auf der 3 Song kurzem Maxi bringen sie dem geneigten Hörer ihren poppigen Glam-Punk nahe. Allerdings hat sich auch etwas geändert, nämlich die Vocals. Denen kann man auf dieser CD nicht nur lauschen, sondern kann „die Neue“ am Mikro auch sehen wenn man will. Mit auf dem Silberling ein Viva 2 tauglicher Clip zum Titlesong. Da kann man dann ja mal auf das kommende 2. Album gespannt sein. Bocky

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POGO PRESSE

(www.kaputtundschlecht.de) Guter schneller Deutschpunk aus Landau mit witzigen, aber auch politischen Texten. Was verwirrend wirkt ist bloß, dass sie manche Texte aus der Sicht eines fiktiven, rechtseingestellten Menschen schreiben und man meinen kann, dass es ihre Meinung sei, die da rüber kommt. Die Band betont aber, dass sie eindeutig links (nicht kommunistisch) ist und auch so verstanden werden will. Die CD hat 16 Lieder, die

Die Kassierer – Männer, Bomben, Satelliten“ CD

(Teenage Rebel Records) Fantastisch was sich die Wattenscheider da zu ihrem 18. Geburtstag so ausgedacht haben. Auf dieser CD hat wirklich jedes Lied die Chance als weiterer Klassiker in den Punk-Rock-Himmel aufzusteigen. Sehr melodisch und mit einer breiten musikalischen Spannbreite bietet die neue CD Jazz, Chanson, Country, Western, Heavy Metal und natürlich Punkrock. Textlich ist alles beim alten geblieben und doch so viel neues dazugekommen...Beispielsweise „das schlimmste ist wenn das Bier alles ist“ oder „Schnaps und Bier“ sind Songs, die das Potential zu Punkrockevergreens haben. Außerdem ist Musik auch Unterhaltung und darauf verstehen sich die Kassierer wie keine andere Band. Diese Platte ist toll! METULSKI

Keine Ahnung -Lebenszeichen CD

(Impact Records) Kraut und Rüben bezeichnen ihre Musik selbst als „Kartoffelackerchansonspunk“. Und ich glaub diese Bezeichnung ist auch relativ treffend. 08/15 Texte, schlechte nervige Melodien und auch sonst nichts positives zu erkennen. Meiner Meinung nach absolut lieblos heruntergeleierte Mucke, und demnach nicht empfehlenswert, es sei denn, ihr habt sehr, sehr starke Nerven. Jasmin

KUZEB `92 - `02

Doppel LP Sampler

(Rinderherz Records, PF 3634, CH-5001 Aarau) Schier nen Bruch hatte ich mir gehoben, als ich den


Leyton Buzzards-The Punk Collection CD

LOADED – Fearless Stree CD/LP

LOS FASTIDIOS – Siempre Contra CD

THE LURKERS - 26Years CD

(Captain OI!) Die Lurkers rocken immer noch, allerdíngs konnte ich mich mit ihnen noch nie wirklich anfreunden. Vielleicht, weil sie schon immer in meinen Augen so ne 08/15 Band waren. Nix Besonderes eben. Und so ist auch die neue CD. Die Lurkers hören sich an wie immer und deshalb gefällt mir die Scheibe wahr-

NECK – hereʼs mud in yer eye CD

(Asian Man Records) Matt Skiba, Sänger von ALKALINE TRIO und Kevin Seconds, Sänger der 7 SECONDS spielen akustisch jeweils 5 Stücke, bei denen sie auch jeweils (fast) alles alleine eingespielt haben. Für Fans ein absolutes Muss. Aber ansonsten, hm. Ehrlich gesagt schenk ich die CD glaub ich meiner Mama zu Ostern oder so, die hat glaub ich als sie so alt war wie ich so Hippiegitarrenmusik gehört. Wie gesagt, echt nur für Fans, alle anderen schlagen sich wahrscheinlich, so wie ich die Hände überm Kopp zusammen Jasmin

MDC – Millions of dead Cops/ Hey cop if I had a face like yours… Picture-LP/LP

(Twisted Chords) Geil!! Nachdem der Tobi schon die ersten drei Singles wieder veröffentlichen durfte, nun auch die ersten beiden ihrer Longplayer. MDC sind mit eine der wichtigsten Ami-HC Pioniere aus den 80ern schlechthin, für die, die es noch immer nicht wussten! Denn wer kennt nicht die Hits „Born to die“ oder „John Wayne was a nazi“, mit denen sie dem Establishment ordentlich in die Fresse traten und immer noch tun. Fürs Lexikon dann noch: Die erste LP wurde gar von den „Dead Kennedys“ „East bay“ Ray und Klaus Flouride gemixt, was man auch deutlich am Sound hört und die zweite Scheibe hat als offizielles Bandmitlglied Matt Freeman von den heutigen Rancid vorzuweisen! Was natürlich auch logisch ist, dass beide Platten in originalem Layout kommen, mit Beiblatt und allen Lyrics!! Quasi zwei absolute „must have“ für jede Sammlung. Obendrein sind die Herren im Juni hierzulande unterwegs!! Bocky

MENTAL – get an oxygen tank

CD

(bridge nine) Auch der Output des amerikanischen Hardcore Lables drückt direkt auf die Stirnhöhle. Kommt vielleicht daher, dass der Produzent Jamie Locke auch mit Bands wie Obituary oder Madball zusammen arbeitet. Die ersten sechs Tracks sind schon einmal als selbstproduzierte 7´´ erschienen und man hat für diese CD weitere 10 hinzu gepackt. Auf die Lauscher gibt es in kurzweiligen 23 Minuten knalligen Ostküsten Hardcore, der mit Punkeinflüssen aufwartet. Zudem scheinen die Jungs sich selbst und ihre Mucke nicht all zu ernst zu nehmen, wenn man dem selbstbetitelten achten Track glauben darf, was ja schön wäre. Der Preis liegt bei dem einer MCD. Bocky

MR. BURNS – where is your freedom LP

(Klartext) Im schönen Klappcover kommt die neue LP der Flensburger daher und hat mit Abstand eines der erstaunlichsten Fotos im Layout, die ich bisher gesehen habe. Ein Mann steckt sich den Finger in die Nase und der kommt aus dem Auge raus. Ich wusste zwar, dass wenn man sich den Riechkolben zuhält und ordentlich Druck auf die Rübe gibt, dass man mit Tränen spritzen kann, doch das überrascht mich! Die Band selbst bolzt 15 kritische und nachdenkliche Titel daher. Doch ist das noch kein Hardcore, aber Punk isses eben auch nimmer. Schwankt immer so ein bisschen dazwischen. Mir jedoch isses ein bissel zu arg, auch wenn das Quartett einen wirklich sympathischen Eindruck bei mir hinterlässt. Was ich von dem Vorgängeralbum nicht sagen konnte. Dieses Vinyl wirkt gereifter. Bocky

MUSSO „Ultra Panic“ CD

(Asian Man Records) 17 Lieder melodischen Ska Punks- was soll die Band auch anderes spielen, als gute Laune Musik, schließ-

(Bad Dog) Das ist Folk Punk!! In den zwölf Songs riecht man die weiten Grünen Teppiche Irlands, hört das - diesmal angenehme - Blöken unzähliger Schafe. Zerschundene, alte Gesichter heben ihre Pints und man erfreut sich an dem, was man hat. Wenn die Welt nur mal so schön wäre, wie zufriedenstellend dieses Album ist, dann wäre eine Steigerung kaum möglich. Zur Band sei erwähnt, dass der Bandleader sein Handwerk bei Irish Folk Papst Shane Macgowan erlernt hat! Scheiß die Wand an, kann das Leben schön sein. Mehr fällt mir dazu nicht ein!! Bocky

NO AUTHORITY-Honk if you´re Horny

(Leech)) 12x Sonnenschein Musik auf der CD. Diese praktiziert die junge Band auch sehr gut. Schöner, melodischer SKA mit ein paar Punk Parts aus Lahr am Rhein. Die Stücke alle recht lang mit 3-4 Minuten Spielzeit. Musikalisch recht gut- live allerdings nicht so. Hab da noch einen Gig im JUZ in Erinnerung, wo mir die junge Band doch ein wenig zu professionell wirkte...und ich mich echt fragte, was das für Allüren sein sollen. Jedenfalls bekam ich da ein wenig den Eindruck, das es nur ums Musik machen geht, und alles andere (fast) egal wäre...Schöne CD Beni

NO EXIT – aus Berlin CD

(Nasty Vinyl) „Nennt mich dummes Arschloch oder nennt mich blöde Sau...“, aber die CD ist geil. Das erste richtige Album der Berliner Deutschpunker seit 1999. Einfach, ehrlich und direkt lassen NO EXIT es auf 12 Liedern krachen. Fetter krachiger Sound der gut reingeht und Texte zum mitsingen. Die CD läuft bei mir zuhause rauf und runter. An dem Album gibt es nix auszusetzen. METULSKI

NOT REALLY – Staub von gestern 7“ EP

(Nasty Vinyl) Schicke 7“ EP aus rotem Vinyl mit 6 geilen Liedern. Besonders der zweistimmige Gesang macht sich gut. Den Deutschpunk den die 5 Leutz da spielen, hat man zwar schon oft so oder ähnlich gehört, aber was gut ist braucht man ja auch nicht zu ändern. Die Texte sind wütend und aggressiv, ebenso wie die Musik und beschäftigen sich mit Themen aus der Szene oder dem Leben allgemein. METULSKI

Normahl – Das ist Punk CD

(SPV GmbH) Normahl haben sich nochmal zusammengetan und ihre persönlichen Normahl-Hits neu aufgenommen. Von „Biervampir“ über „ Trümmertango“, bis hin zu „ Exhibitionist“ ist die Scheibe ein Mix aus Liedern die teilweise 25 Jahre alt sind. Insgesamt erstaunliche 28 Stücke mit knapp 1 Stunde und 15 Minuten Laufzeit. Die Qualität der Aufnahmen ist um einiges besser als die alten Produktionen, verliert dadurch aber auch an Flair. Ich finde die alten Sachen auf jeden Fall besser. Dafür ist die neue CD in einem nett aufgemachten Klappcover aus Pappe. METULSKI

OPEN SEASON – Each Day CD

(Leech Records) Wie es sich bei diesem Label gehört, ist dies hier ein Oktett + Gastmusiker, welches sich dem traditionellen Ska, 2 Tone, Rocksteady und Reggae verschrieben hat. Was mir persönlich sehr gut gefällt ist die recht hohe Frauenquote von 30 %. Aber dabei blieb es nach einlegen des Silberlings Zum Glück nicht. Auch die 15 Tracks sind sehr eingängig und gehen auch für den ungeübten Ska-Hörer wie mir gut in die Muschel. Seither

POGO PRESSE

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R E V I E WS

(Mad Butcher/KOB) Himmel, Arsch und Wolkenbruch!! Mir ist es langsam wirklich ein Rätsel wie es Enrico – der Sänger – immer wieder fertig bringt, sich einen Ohrwurm nach dem anderen aus den Fingern zu leiern. Mit ihrem nunmehr schon vierten Longplayer beweisen die Italiener, dass sie nicht nur kurzzeitig zu Höchstform aufliefen bei ihrem letzten Album, sondern dass sie das sich selbst auferlegte Maß auf ein neues mühelos erreichen. In mittlerweile fast traditioneller Weise werden Melodien und Rhythmen zu Hymnen, Pogo- und Skanummern kombiniert, die den typischen „Fastidios Sound“ ausmachen. Diese 12 neuen Tracks machen einfach Spaß, vergessen dabei aber nicht den Anspruch. Denn mag die Musik noch so schön sein, die Probleme dieser verschissenen Welt werden dadurch nicht vergessen. Was ich damit meine, kann dann jeder selbst in denen ins Englische oder wahlweise Französische übersetzten Texten nachlesen. Weil Kaufpflicht besteht hier ohnehin!! Bocky

MATT SKIBA & KEVIN SECONDS - Same Split CD

Lutèce Borgia – Choose CD

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(Dirty Faces) Der Jescke weiß eben was richtig gute Mucke ist und hat sich jetzt auch die musikalisch reifste Punkband aus Mannheim unter den Nagel gerissen. Das Trio schmeißt der Besetzung nach erst ihr drittes Album auf den Markt. Dafür hat man den sonst extra angemieteten Saxophonisten rausgeschmissen. Ne, ganz so wars natürlich nicht, trotzdem aber ne gute Entscheidung. Denn so fällt dieser Longplayer wesentlich punkrockiger aus. In knapp 34 Minuten kommt man auf 12 ganze und zwei halbe Tracks, die die ganze Versiertheit der Band widerspiegelt. Mal geht’s druckvoll hin (Stick a needle in your eye) und dann wieder etwas sachter her (Radio Corazon). Doch meist sind beide Stile ineinander vermischt, so dass einem keineswegs langweilig wird. Gemixt mit tollen Gitarrenläufen, einprägsamen Refrains und Mitgröhl OI! Parts wird man geradezu angefixt sie live sehen zu wollen!! Eine richtig geile, eigenständige, mit nix zu vergleichende Scheibe die Loaded da bringen, für deren Sound man evtl. ne neue Schublade ziehen müsste!! Bocky

Oi-Punk aus Frankreich. 6 Lieder, die aber im Durchschnitt jeweils eine Länge von 4 Minuten haben. Eigentlich ganz geiler Sound, sowohl mit französischen als auch mit englischen Texten. Eine Mischung aus Charge 69 und Los Fastidios. Einziges Manko: die Lieder dauern einfach zu lange. METULSKI

lich kommt sie ja aus dem sonnigen Kalifornien. Nun ja, nicht unbedingt ein Unikat, aber trotzdem eine gute Band. Kann ich an Leute, die jenen Klängen zu lauschen geneigt sind, durchaus empfehlen. Ich denke, dass die Band sogar einigermaßen bekannt ist. Zumindest habe ich eine große Überraschung erlebt, als mich neulich ein Paket aus St.Petersburg erreichte..denn, ein Freund schickte mir einen Batzen in Russland veröffentlichter Tapes- und dort wurde unter anderem ein Album von Musso auf Kassette rausgebracht. Lustiger Zufall, dass das jetzt beides bei mir gelandet ist...Beni

R E V I E WS

(Captain OI Records) Eih, Captain OI! Greift das Motto von den alten No Future Records auf, und legt Ur-Punk Bands wieder auf, die sonst nur den besten KennerInnen der Materie etwas sagen. Hier haben wir eine Londoner Band von 1976, die genau die Art von Mucke spielen, die erst ein Jahr später groß rauskommen sollte. Irgendwo noch ein bisschen an Rock-Musik verhaftet, bloß ein wenig rauer, coole Sache. Lustig sind auch die Fotos der Platten der Band-wie mensch sich Ende der 70er Punk/alternative eben vorstellt. Jeans, struppige Haare, Schwarze Lederjacke.......Schöner 3 akkord PunkROCK Beni

scheinlich auch nicht so. Hinzu kommt auch noch ein lieblos hässlich gestaltetes Cover und Booklett. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu jung, um sie zu verstehen. Jasmin

R E V I E WS

Sampler das erste mal in der Hand hatte. Hier schepperts noch von gutem 180gr Vinyl und das dann auch gleich 31 mal. Wie man sich denken kann, auch für ne gute Sache. Denn das Kuzeb ist im schweizerischen Bremgarten ne besetzte ehemalige Kleiderfabrik, dass nicht nur ne Konzertgruppe beherbergt, sondern eben auch andere nicht kommerzielle kulturelle Gruppen. Somit ist man logischerweise ein Dorn im Auge des Gesetzeshüters. Etwas näher wird darauf im 40 (!) seitigen Booklet eingegangen, in dem alle bisher spielenden Bands gedankt wird und jenen auf der Scheibe sogar eine Seite gewidmet wird. Jene welchen sind bspw.: Peacoks, Doom, WWK, Bambix, Antikörper, Skalariak, Rawside oder Aurora. Wie man sieht eine bunte Mischung. So hört man also alt vertrautes und evtl. neues, das gefallen könnte und hat noch jemand dabei geholfen. Schöne Sache, auf die man zufrieden einschlafen kann... Bocky


R E V I E WS

höre ich die Scheibe einmal pro Woche während der Arbeit und erfreue meine Kundschaft in der Videothek, auf das sie fröhlich mitschunkeln können. Auch wurde beim Endprodukt auf das Mithören des Auges Rücksicht genommen, indem die CD im schicken Digi daher kommt! Bocky

PLENTY ENUFF – Roots Rebel Ska CD

(Leech) Jawoll!!! Genau so muss Ska sein!! Super Groove, fette Bläser, geiles Schlagzeug. Außerdem tanzbar und geradlinig. So etwas könnte man öfter hören. Geil unbedingt anschaffen. Markus

THE PROWLERS – Chaos in the City CD-EP

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(Mad Butcher) Zwar wurde ein wenig an der Besetzung gebastelt (Gittarist wurde Lead Gittarist, ein zweiter Gittarist kam, der Basser getauscht, Vater wurde Mutter…), aber der Sound blieb der gleiche. Vor den Latz geknallt gibt es viermal politischen, kanadischen OI! und gecovert wird der 4 Skins Klassiker „Chaos“. Auffallend ist, dass auch diese Tracks, wie das Debutalbum, in Paderborn aufgenommen wurden. Hm, dann bin ich ja mal gespannt, wann der nächste Output von den fünf Jungs aus Montreal erscheint. Ich schätze mal Mitte/Ende dieses Jahres. Denn schließlich sind sie im März auch wieder auf Tour in Europa und da bietet sich ja ein Stop im Studio geradezu an. Wer jetzt nicht blind zugreifen will soll halt mal jemanden fragen, de sie schon live gesehen hat. Wobei auch dieses Label für sich spricht! Bocky

Der raketenhund – raus aus gartenstadt... CD

(Plastic Bomb Record s) Emo-Punk mit deutschen Texten, die eher sinnlos als sinnvoll wirken – vielleicht bin ich auch zu doof dafür. Klingt teilweise auch wie Neue Deutsche Welle. 14 Songs die alle ähnlich klingen. Man findet mal wieder alles scheiße-besonders das Leben. Eher etwas für hartgesottene Emo-Punk-Fans. Viel zu melancholisch und nicht aggressiv genug. METULSKI

RAMONES 77 – Mr. Ramone Single

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(Klartext) Jo aller, ich wusst gar net, dass es Leuts gibt, die die gleichen beschissenen Frisuren haben, wie die Ramones. Daher wohl auch der fast gleiche Name. Scheinbar sind die ebenfalls vier Mannen auch schon ewig alt und haben anlässlich des Todestag drei neue Songs nach 17 (!) Jahren eingespielt. Der Sound ist logischerweise an dem der Vorbilder angelehnt und somit gut rockig. Geht ab und wird dem Ramones-Fan sicherlich

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POGO PRESSE

auch zu gefallen wissen, zudem, dass es vom „Ooginaahl“ nix mehr neues geben kann. Bocky

RANTANPLAN – Junger Mann zum … digi-CD/LP

(Hamburg All Styles Recordings) Nachdem man jetzt bei Rodrec weg ist und kein anderes Label suchen wollte, hat man schnell eins gefunden, indem man ein eigenes gründete. An und für sich hat sich aber nix geändert. Das vierte Release macht ungefähr dort weiter wo „Köpfer“ aufhörte. Gemischt werden Pop, Punk und Ska mit Gebläse, so dass kein einfacher Skapunk dabei rauskommt, sondern etwas, was man nicht in Jugendzentren oder ähnlichem antrifft, sondern eher in Clubs. Von daher glaube ich wird die CD nicht jeden ansprechen. Die Lager werden wie vorher auch schon gespalten sein. Doch wessen musikalischen Grenzen etwas weiter gesteckt sind wird daran Gefallen finden. Bocky

Rasta Knast-Crispy Nuts - KANPAI Split-EP

(Nasty Vinyl) Eine absolut lustige Split EP!! Für RASTA KNAST Fans und Japaner das Absolute Muss!! RASTA KNAST spielen auf der west Side ein eigenes Lied „Graue Tage“, im typischen RK -Stil, ein CRISPY NUTS-Cover, „Soldier Untertan“ mit auf deutsch übersetztem Text, und das Lied „Mo“ von den Nuts, aber auf japanisch. Hört sich extrem lustig an, ich wüsst ja gern, ob die wissen, was sie da singen. Noch besser wird´s auf der east side: Da spielen die NUTS „Susie‘s“ und „Out“, ich vermute mal zwei eigene Stücke, ich weiß es aber nicht genau. Und das 3. Lied ist „Wir leben noch“ von RastaKnast. Auf deutsch. Ich hab das ja auch erst beim 3. mal hören gemerkt. Hört sich echt super lustig an. hia hewe ngooch, och eing aar isd uus gewies, ... (= > wir leben noch, noch ein Jahr ist uns gewiss...) Ich bin schon die ganze Zeit am mitsingen! Crispy Nuts sind trotzdem ne Klasse Band, ich hab sie vorher nicht gekannt, werd mir aber bestimmt noch die ein oder andere Scheibe von ihnen zulegen. Jasmin

RAZZIA – Relativ sicher am Strand CD

(Impact) Eigentlich schade, dass sich diese Band mit „Tag ohne Schatten“ 1983 die Messlatte derart hoch gelegt hat, so dass sie auch nach nunmehr über 20 Jahren an diesem Album gemessen wird. Logisch erreicht auch diese Scheibe nicht die abartige Atmosphäre und Intensität, wie es das Debut damals zu tun vermochte, doch überdurchschnittlich ist Razzia im Jahre ´04 allemal! Selbst die berechtigten Zweifler der letzten beiden Alben werden mir Recht geben, wenn ich behaupte, dass das Quintett wieder auf dem richtigen Weg ist

intelligenten und straighten deutschen Punk zu machen. Oder als andere Möglichkeit sollte sich die Band vielleicht nach 10 jähriger Entwicklungsphase einen neuen Namen geben und sich so den Rezensenten ganz jungfräulich stellen!? Bocky

Rejected Youth – Awesome CBGBs 7“ EP

(msm1279.records/Core Tex Records) Rejected Youth sind in dem Club „CBGBs“ in New York aufgetreten und haben von dem Konzert 5 Lieder auf diese EP gepackt. Ist also ein Live-Mitschnitt. Drei der Songs sind bisher unveröffentlicht. Immerhin gibt‘s ein 16 seitiges Booklet dazu, welches auch ganz gut aussieht. Ich kannte Rejected Youth vorher nicht, finde sie aber echt O.K. METULSKI

ROCK AGAINST BUSH VOL. 1 CD

(Fat Wreck) Da isser also, der “Anti-Bush” Sampler. Ich hab da ja wirklich schon drauf gewartet. Und muss sagen, dass sich die Leute da mal wieder echt nen Kopp gemacht haben! Die scheinen sich derzeit wirklich den Arsch ganz schön aufzureißen, um ihren Präsidenten loszuwerden. Respekt! Auf der CD tummeln sich 26 Bands (Anti-Flag, Against Me!, Offspring, NOFX, Jello Biafra etc.) wovon 18 der Tracks entweder „unreleased“ oder „rare“ sind. Am meisten überrascht davon haben mich Ministry, da die ja nicht die typische Punkband sind. Aber trotzdem ein Oberhammer, da sie zu ihrem alten Stil zurückfinden. Checkt die Band mal. Zusammen mit Herrn Biafra waren die LARD!! Jedenfalls ist das nicht nur eine schick zusammengestellte Musikcompilation, mit dabei ist nämlich auch noch eine DVD. Auf der findet man neben vier Videoclips, Infos zu verschiedensten politischen Filmen und einen Comedyautritt eines für den Golden Globe nominierten Komikers namens David Cross. Also im gesamten eine Sache, die sehr viel Sinn macht. Ich bin mal gespannt, wann bzw. ob in Deutschland die größeren Bands und Labels auch mal auf die Idee kommen so etwas zu produzieren. Denn letztendlich geht es doch wirklich um folgendes Zitat von dem Booklet: It’s not about „let’s be Punk Rock and hate the government“; it’s about „let’s be Punk Rock and change the government“. Bocky

ROTTEN APPLES – Real Tuff CD/LP

(Trash 2001) Die Rotten Apples sind ein all-girl Quartett aus Seattle und die CD ein re-Release, dessen erste Auflage bisher nur in den Staaten auf „empty“ veröffentlicht wurde, aber eben schon restlos vertickt ist. Tja und dem Label kann man zu der Europaversion nur gratu-


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ROTTERDAM SKA JAZZ FOUNDATION CD

(Grover) Etwas jazzlastiger, aber deshalb sehr interressanter, grooviger Ska, der zu keinem Zeitpunkt der Platte langweilig wird. Zum Mitwippen und Grinsen, genau mein Geschmack. Markus

RUBBER GUN – Grease up! CD

THE RUMBLERS - Hold On Tight CD/LP

(Knock Out Records) Wenn ich richtig informiert bin, bestehen die Rumblers aus Sänger Donnie Swichblade, der u.a. auch mal 2Jahre lang Tourmanager von Anti-Flag war, aus dessen Bruder Matt Drastic von den Teen Idols und Phillip Hill, ebenfalls von den Teen Idols. Ihre Musik erinnert stark an Bands wie Social Distortion, The Devil Dogs, The Heartbreakers und die Supersuckers. Die Lieder gehen fast ausschließlich über Frauen, Herz-Schmerz, Alkohol, und so weiter, das übliche eben. Leider wird die Musik mit der Zeit etwas eintönig, spätestens ab dem 5 Lied von 13 denkst du, du hättest das alles schon mal gehört. Sehr schade eigentlich, ich denk, die Jungs haben noch einiges Mehr drauf. Also, wie gesagt, schöne Musik, allerdings sehr

Die Schwarzen Schafe - Auf der Suche nach dem Licht CD

(Plastic Bomb Rec.) Huch, bin angenehm überrascht. Bisher kannte ich die nur von diversen Samplern, wo sie mir allerdings nie so richtig bewusst wurden. Wenn man sich allerdings mal die ganze CD antut, merke ich, dass ich bisher was verpasst hab. Schneller pogotauglicher Punkrock wechselt sich ab mit intelligentem Nachdenkepunk. Angenehm sticht auch heraus, das Jana von Heimatglück ihre Stimme zur Verfügung stellt, is ein schöner Kontrast. Die dreckig klingende Stimme von Armin und die schöne Stimme von Jana im Duett zu hören. Doch is echt guter Punkrock. Seven

The Schlippies – Promo CD

Das ist kein Punk Rock, was die vier Jungs aus Ibbenbueren da machen, das ist weiß ich nicht....irgendwie sowas wie schlechter Metal mit langweiligem Rock gemixt...Holzfäller-Rock!!! METULSKI

SEDLMEIR – Hard rock Roboter Germany CD

(Haute Areal) Ähnlich wie TV Smith ist seiner einer ein Alleinunterhalter. Nur merkt man es ihm nicht an, da auch sonst kein Instrument fehlt. So rockert der Kerl durch 13 Stücke, die alle gut ins Ohr gehen und man ab einem gewissen Alkoholpegel durchaus über ein Fußwippen rauskommt. Die Mischung aus Punk, Rock und Roll kommt echt gut gerotzt, verzerrt daher. Macht Spaß und kann was. Bocky

SHEER TERROR – Lovesongs for the Unloved CD

(join the team player/Soulfood) Yeah, eines der wenigen re-Releases, das Sinn macht. Zwar erst Mitte der Neunziger entstanden, so ist das Album doch zweifelsohne eines der besten, was die New Yorker HC-Szene zu bieten hat. Hier wirkt die Aggressivität nicht aufgesetzt, sondern sprudelt mitten aus dem Herzen. Selbstredend wurde der Titeltrack „Lovesong for the unloved“ zum Klassiker, den

wohl auch all jene „College Boys“ kennen, die auch besungen werden. Aber keineswegs gut wegkommen, stattdessen verbal eine Tracht Prügel bekommen und nackt nach Hause geschickt werden. Diese Platte hämmert wie Drecksau und es ist nur zu Schade, dass es die Band mittlerweile nicht mehr gibt! Bocky

Short Round – Language CD

(Asian Man Records) Ami-Punk im Sinne von Blink 182. Drei Kumpels, die eine CD mit 10 Liedern rausbringen. Nix dolles, außerdem Scheiße. METULSKI

SKAFIELD - Smiling out the tragedy CD

(Leech Records) Irgendwie erinnert mich das ganze an Bottle Battle, kennt die noch wer? Skafield machen, wer hätt´s gedacht, … Ska.. Und zwar, hm, wie soll ich´s beschreiben, wie so ne Mischung aus den Mighty Mighty Bosstones und Rantanplan. Nur etwas langsamer und teilweise jazziger. Ja, ich glaub, diese Beschreibung is gut. Nicht der absolute Hit, doch durchaus hörbar. Die Musik der 9 Jungs aus Schwarzenholz - wo auch immer das sein mag- is ne richtig schöne Sommer, Sonne Sonnenschein-Musik, und deshalb werd ich mir sie auf jedenfall auf Tape überspielen und im Sommer am Silbersee beim schwimmen hören. Jasmin

SKALARIAK – radio ghetto CD

(Leech) Aber hallo, was ist denn das? Ein richtig geiles Sextett aus Spanien, das mit klasse Mid-tempo Ska und hochpolitischen Texten aufwartet! An der Stimmung, die mit der Musik transportiert wird, merkt man gleich, dass es in Spanien wesentlich wärmer ist, als bei uns. Ich persönlich höre die CD fast immer in dem Videoladen, in dem ich arbeite. Da Ska auch so schön vorausschaubar ist, schnallen die Leuts auch schnell die Rhythmen und Melodien und beginnen tatsächlich

POGO PRESSE

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R E V I E WS

(Knock Out Records) 77er Punk aus Holland mit Frauengesang. Sehr Rocklastig, was daran liegt, dass der Gitarrist und die Sängerin angeblich Sex Pistols-Fans sind. Eher lahm und nicht besonders mitreißend. 11 Titel voller Langeweile. METULSKI

eintönig. Für alle, die die LP haben wollen, aufgepasst, sie ist auf 1.000 Stück limitiert! Jasmin

R E V I E WS

lieren. Die Combo um die sympathische Stimme der Sängerin Dejha rundet ab, was man nicht unbedingt in ne Schublade stecken kann. Denn es wird nicht ausschließlich gerockert, frau hat auch mal Ruhe im Blut oder benutzt mal das Keyboard, was in den USA derzeit ohnehin sehr angesagt ist. Hier verlässt man sich nicht einfach auf den Frauenbonus, sondern weiß ihn durch gut arrangierte Songs zu toppen. Obendrauf gibt es als Zugabe zur ersten Auflage 4 Bonustracks, wovon zwei gute Covers sind (Tears for Fears & Undertones). Bocky


„enhanced CD“, mit noch nem Livevideo und Interview drauf. Einfach eine richtig gute und runde Sache einer jung und interessant gebliebenen UK-Punkband!! Platte kommt als Doppel-LP. Bocky

R E V I E WS

TEN FOOT POLE – subliminable messages CD

(Go Kart) TFP machen fetzigen nach vorne preschenden California Punk und sind nicht auf Fat Wreck, sondern auf Go Kart aus N.Y., die jetzt ihre europäische Zentrale in Mannheim haben!? Nur kennt niemand die Macherin von uns!? Wird aber bestimmt noch und hat ja jetzt erst mal nix mit der Scheibe zu tun. Das Quartett ist zwar schon zehn Jahre alt und hat hiermit schon das fünfte Album am Start, ist deswegen aber auf keinen Fall ruhiger geworden. Dafür alleine spricht schon der Opener „Wake up (and smell the Fascism)“, der richtig ordentlich knallt. Doch ist die Scheibe nicht ausschließlich hochpolitisch, sondern auch der Spaß wird nicht vergessen, wofür stellvertretend der Song „Last Call for Russell’s Balls“ spricht. Schöne kurzweilige Platte, der Frühling kann kommen. Bocky

THATʼS LIFE AT THE WILD AT HEART VOL.1

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mit zu wippen oder tanzen. Das ist keine Witz! Mit der Scheibe wird einmal mehr bewiesen, dass politische Musik nicht immer knüppelhart, aggressiv und bierernst sein muss, sondern auch in die Beine gehen und öffentlich gelacht werden darf! Bocky

SKANNIBAL PARTY - Vol. 3 CD

(Mad Butcher Records) Der Sampler bietet uns 21 Ska Lieder aus der ganzen Welt, ausschließlich von mir unbekannten Bands. Gespielt wird gemütlicher Ska-Reggae, keine Ahnung, wie man den Stil genau bezeichnet. Leuten die so Musik hören, gefällt‘s bestimmt, aber ich kann damit leider überhaupt nichts anfangen. Vielleicht hör ich den Sampler noch ein, zwei mal in der Badewanne, oder so, aber das war‘s dann auch. Jasmin

THE SKATOONS – Einmal Ska und zurück CD

R E V I E WS

(Mad Butcher) Neben Rantanplan die zweite Skacombo aus HH, die ich kenne und die wesentlich bessere! Was etwas verwunderlich für diesen Musikstil ist, ist der deutsche Gesang, der aber nicht plump oder hohl wirkt, was einem bei OI! ja des öfteren über den Weg läuft. Die Texte handeln von Liebe, Saufen (der Anspieltipp „Kotzen“) und das alle Ska lieben. Letzteres kann ich tatsächlich so unterschreiben, wenn er so gespielt wird wie es die Hanseaten machen! Wer jetzt immer noch nicht überzeugt sein sollte der Tipp, wem No Respect gefällt, aber auch keine Angst vor nem Percussionist hat, der macht keinen Bogen um diese Scheibe! Bocky

R E V I E WS

SLAPSHOT – Digital Warfare Picture-LP

(Knock Out) Sehr schön, wie der Schädel langsam auseinander bricht. Gefallen hatte mir ja auch schon das Cover bei der CD auf I Scream, ebenso wie der heftige AmiHC Sound. Nur sind die Macher derart bescheuert, dass man sich fragen kann, ob da überhaupt noch ein Kopfschütteln angebracht ist. Punx mögen sie ja von vorneherein nicht, weil die stinken und am End noch Alkohol trinken. Doch den Vogel bisher für mich abgeschossen haben die überzeugten Fleischesser, indem sie mal auf nem Veganerkonzert auftauchten und der Band rohes Fleisch auf die Bühne schmissen! Hört sich ja alles ganz witzig an, nur glauben die Schwachmaten eben tatsächlich an das was sie machen, wie z.B. der patriot-idiotische Sänger Jack Kelly, der bei seiner anderen Band „Stars and Stripes“ in dem Song „drop the bomb“ dazu auffordert den Irak zu bombardieren. Fazit: Gute und schöne Platte von ausgemachten Dummköpfen! Bocky

Slow Gherkin – Run Screaming CD

Ein paar amerikanische College-boys, die sehr melodischen amerikanischen Punk-Rock-Ska mit Trompete und so machen. Die Texte sind auch belanglos. Ich hoffe, ich muss den Scheiß nie wieder hören. METULSKI

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POGO PRESSE

SOULFOOD INTERNATIONAL – good old boys sessions Cd

(Grover) Naja. Ich finde halt wenn’s sschon Hip hop sein muss, dann wenigstens ein bissl mit anständigen Texten und nicht bloß: „Ey Kiffen und Musik ist voll geil ey“! Musikalisch ist es eine Mischung aus Reggae, Hip Hop und Ska (En bissl…), is halt Geschmacksache. Markus

STAND & FIGHT – s/t CD

(bridge nine) So richtig begeistert war ich, als ich die CD in den Player legte und der bei 12 Tracks lächerliche 18 Minuten anzeigte. „Hihi, Gebolze pur“, blitzte es durch meinen Kopf. Und wie, mein lieber Scholli, die volle Granate Orange County Tough Guy Straight Edge. Würde mal gerne wissen, ob die Leuts sich auf deren Gigs auch die Esszimmer demolieren!? Interessant fand ich den Song „My Right“, in dem man sich über Raucher nicht nur beschwert. Viel mehr hört sich der Text wie eine Anklage gegen Schwerverbrecher an. Mir selbst ist so ein Käse viel zu unwichtig, um mich darüber aufzuregen, wenn man bedenkt, was man so alles zum Essen vorgesetzt bekommt. Zudem wenn der Sänger vielleicht sogar noch Fleischesser ist, was man ja laut Slapshot Choke als wahrer Straight Edge Mensch durchaus darf. Was da alles an Hormonen drin ist. Davon abgesehen kommt die CD im schicken Digi, in dem die ersten 6 Texte abgedruckt sind, da dies die ursprüngliche EP ist. Die Songs 7-12 sind nämlich „nur“ Demos. Bocky

The Steam Pig - Potshots CD

(Punk shit Rec.) Irgendwann hab ich mir mal vorgenommen nur noch Zeux zu besprechen, dass ich entweder kenn oder dem ein Booklet beiliegt, indem mehr als nur die Texte stehen. Diesmal hab ich wieder eine CD erwischt, die weder das eine noch das andere erfüllt. Somit kann ich euch nicht großartig viel erzählen wo die herkommen oder was die sonst so treiben. Das einzige was ich mit Sicherheit weiß ist das sie Musik machen, ziemlich schnell und doch irgendwie eher Punkrock als Hardcore. Tja, ich hoffe das war nicht zuviel Information auf einmal. Seven

SUBHUMANS – Live in Dive CD

(Fat Wreck) Weil die Post die erste CD in Puzzlestücken lieferte, musste ich natürlich um ein weiteres Promostückchen bitten. Denn diese alten Punks muss man einfach mögen. Zwar werden jetzt einige der Band den Rücken kehren wollen, da sie auf diesem Label sind. Ich jedoch muss sagen, dass das Label mit dem fünften Teil der Live in a Dive Reihe es wieder einmal wunderbar geschafft hat mit über 26 Songs die Geschichte einer großartigen Band festzuhalten und sogar noch einen neuen Song zu präsentieren. Ferner kommt auch dieses Booklet mit einem Comic. Die Story adaptiert einen Songtext, der wohl Orwells „Farm der Tiere“ als Vorbild hatte. Doch damit nicht genug, so ist es eine

(records@wildatheartberlin.de) Wer das Wild at Heart in Berlin kennt, der hat den Sampler wahrscheinlich ohnehin schon. Für den Rest: Das WAH ist ne Club/Kneipe in Berlin-Kreuzberg mit nem netten Konzertsaal dran, der wenn dort jemand spielt grundsätzlich aus allen Nähten platzt, weil auch nur schätzungsweise 150 Gäste reinpassen. Das da ne riesen Stimmung herrscht kann man sich wohl vorstellen. Diese wurde eben mit jener Compilation eingefangen und alle Bandbreiten des Punk abgedeckt. Mit dabei sind: Marky Ramone, Real McKenzies, Terrorgruppe, Briefs, Peacoks, Nekromantix und wie sie nicht alle heißen... Bocky

TRINKERKOHORTE – Go for it… CD/LP

(Meuterei/Streetmusic) Da sind sie wieder. Allerdings in neuer Besetzung, dafür wurde das Durchschnittsalter gesenkt und Ian von den Pillocks is auch noch da. So macht das Berliner Quartett weiter, wie man es sich dem Namen der Band nach vorstellen kann: lockerer Streetpunk mit englischem Gesang. Was mich jedoch etwas irritiert sind die Texte. Das sind gar keine üblichen Schunkeltexte, wie man sie vielleicht aus dem Ruhrpott gewohnt ist. Hier geht es vielmehr um das alltägliche Leben und den Dingen denen man dabei so begegnet. Kein schlechtes Ding das, aber auch kein Hockerreißer. Bocky

TRASH 2001 VOL. 1 LP+CD

(Trash 2001) Von vorne herein, muss man mal sagen, dass das gar keine schlechte Idee ist ne Platte zu machen, der man die haargenau gleiche CD beilegt. Dann muss man nämlich nicht die Platte rumdrehen und sie wird auch nicht evtl. zerkratzt. Allerdings sollte man dann wie hier die eigene Tonträgerherstellung und Label in einem sein!? Die Scheibe kommt im Klappcover, in dem man zu fast jedem Release ein Review lesen kann und zu jeder Combo gibt es winzige Bilder. Auf der Playlist (z. B. Chefdenker, Rotten Apples, Barseros, Riotears, The Negatives, Red London, Derita Sisters, The Rebels) stehen einige gute Bands, die teilweise auch mit „unreleased Tracks“ kommen, was natürlich zum Kaufen reizt. Bocky

TUNE IN – Sampler CD/Doppel-LP

(Grover) Zum 10-jährigen Bestehen des Labels kommt hier der zweite Sampler. Doch keine Angst, es sind nicht ausschließlich Bands vertreten, die für traditionellen oder 2-Tone stehen, aber natürlich auch. Da man meiner Meinung nach eh net viel zu nem Sampler sagen kann, hier nur einige wenige Bands, die ohnehin für sich sprechen: Sublime, Dr. Woogle, Laurel Aitken, Alpha Boy School, Hotknives, Selecter, Mr. Review, Dr. RingDing. Wie gesagt, das sind nur einige!! Bocky

TURBOLOVER - …zum letzten Fisch CD

(Bad Dog) Oooh krass. Stellte ich mich aufgrund des Covers auf sauber eingespielten Punk & Roll ein, war ich umso mehr überrascht, was da aus den Boxen dröhn-


te. Der Goyko Schmidt trifft die Bierpatrioten. Also OI! der härteren Gangart. Was mich jedoch überrascht hat sind die Texte, die nicht von Zusammenhalt unter Jungs, Ficken, Saufen und Ignoranz handeln, sondern auch mal darüber hinausgehen. Zwar ist das dann nicht die hohe Schule der Lyrik, dass will man nämlich gerade nicht. Muss man ja auch nicht. Evtl. vergleichbar mit den Troopers, nur nicht so Onkelz lastig. Bocky

TURBOSTAAT „Schwan“ CD

UMBRELLA BED – Last band standing CD

(Black Butcher) Genau das, was ich beim ersten Betrachten des Covers gedacht hab: schneller Hampelska für Teenies, die auch mal zu Ska Pogo tanzen wollen und dabei hektisch mit den Armen wedeln. „Last band standing“ wohl deshalb, weil alle anderen weggerannt sind. Schlechte Musik. Nix für mich. Markus

Underground Screams CD

( Asian man Rec.) Aaargh der schon wieder. Is halt wieder so´n Labelsampler wie der vorher auch. Diesmal etwas liebevoller designed, dafür ausschließlich Bands von denen ich noch nie was gehört hab und es eigentlich auch nie mehr will. Labelsampler besprechen is wie sich über Quelle Katalog zu unterhalten. Kann man, muß man aber nicht. Verzweifelt den Kopf schüttel. Seven

V.A. - Peace Attack Vol. 2 -Punkrock Edition CD

(Plastic Bomb Records) Klassischer Pogo-Punkrock sehr rotzig dargeboten. Der Klassiker der Band „I want you to be Punk“ ist auch drauf. Insgesamt 15 Songs unter anderem mit Coverversionen von Exploited und Misfits und noch was, wo ich gerade nicht drauf komme. Könnte ich aber auch nicht den ganzen Tag hören, irgendwann nervt es einfach. METULSKI

VICTOR RICE – In America

(Grover) Super Musik. Sehr geiles, produziertes instrumental Skaalbum mit fetten Bläsern und geilem Groove. Sehr, sehr zu empfehlen. Markus

VIRAGE DANGEREUX - Bringen Die Welt In Ordnung CD

(Matulla Records) Virage Dangereux sind die Freiburger Antwort auf die Kassierer und HBW. Bzw versuchen sie es zumindest. Ich muss ehrlich sagen, dass ich Lieder wie Cuba Libre, Vergiss nicht, oder Adventure Break schon ganz lustig finde. Auf Dauer sind sie aber schon ganz schön stressig. Privat sind die Typen bestimmt super nett, aber musikalisch kann man sie sich nicht sehr oft antun, ist dann doch zu anstrengend. Jasmin

WIENS NO. 1 - …jetzt red ma amoi tacheles

(DSS) Wer langsam dieses Label kennt, kann sich denken um welche Art von Musik es sich handelt. Jo genau 1 A Party OI!. Scheinbar sind die Wiener rund um den Nazi geläuterten Sänger mit eine der ältesten österreichischen Bands und obendrein auch überall in der OI! Szene bekannt. Wieso man jedoch bisher noch nie was von ihnen aus der Konserve hören konnte, liegt daran, dass dies nach all den Jahren ihre ersten Aufnahmen sind. Mich reist das jetzt nicht vom Hocker, sondern ist eher Durchschnitt. Für Skins wird es aber vielleicht der Reißer schlechthin sein. Bocky

X-POSSIBLES - Blood Everywhere CD

(www.X-Possibles.com) Die X-Possibles sind offensichtlich aus Amerika, und machen superguten 80er Punkrock mit nem spitze

THE ZVOOKS – lessons learned Cd

(Black Butcher) Bisschen schräger aber netter Rocksteady/Ska zum Tanzen und Kopfnicken. Leider fehlt en bissl der Groove. Außerdem geht mir persönlich die Stimme von dem Typ auf den Wecker. Markus

S

DVDs

oso, nun ist es soweit, dass sogar eine eigene kleine Rubrik eröffnet wird, die sich ausschließlich mit DVD’s aus dem Musik-Genre befasst! An und für sich weiß ich ja nicht, was ich davon halten soll. Zwar könnte man jetzt zum wiederholten Male „Ausverkauf“ schreien, doch bringen würde das so gesehen nix. Stattdessen es einfach so hinnehmen find ich aber auch nicht o.k. Positiv fände ich jedenfalls, wenn dieses Medium auch andere und vor allem bisher noch relativ unbekannte Bands oder politische Initiativen für sich entdecken würden, da auch die Produktionskosten im Rahmen bleiben dürften!

ADOLESCENTS – the show must go off # 10

(Kung Fu Films) Als erstes musste ich mich belehren lassen, da ich immer dachte die Band käme aus England und gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Dahingegen scheint es so zu sein, dass es die aus Orange County stammenden Amis durchgehend seit Beginn der Achtziger gibt! Doch ob es so geschickt war von denen nen Liveauftritt in Bild festzuhalten sei mal dahin gestellt. Möönsch sind die dick und unbeweglich. Amis, wie man sie sich nach 30 Jahren McDonalds vorstellt. Nichtsdestotrotz jagen sie in ordentlichem Tempo durch 19 Songs und geben in der Zugabe „Amoeba“ und „Kids of the black hole“ zu ihrem besten, die dann sogar ich wieder erkannte. Als Special Features, wie sich das für ne DVD gehört, kann man wählen: Das Bandkommentar, Multi Angle Features, Photo Gallery, zu jedem Lied den englischen Untertitel, also die Texte quasi zum Karaoke üben und andere Sachen mehr. Als Sahnehäubchen obendrauf dann die Musik-CD als Bonus. Früher wär das doch umgekehrt gewesen!? Bocky

R E V I E WS

(Impact Records) Die Friedensinitiative VISION EUROPE und das Anti-Globalisierungsnetzwerk ATTAC haben zusammen diesen Sampler veröffentlicht. Vol.1 ist im Bereich Pop/Rock angesiedelt und Vol.2 ist die Punk-Rock Edition. Zu hören gibt es da die unterschiedlichsten Bands wie Dritte Wahl, Terrorgruppe, Rasta Knast, Die Toten Hosen, Kassierer, Popperklopper oder Oi Polloi. Jede Band ist dort mit einem Anti-Kriegs-Song vertreten oder mit Songs gegen Amerika, wie z.B. Rubberslime mit „yankees raus“, Daily Terror mit „USA“ oder Destruction mit „Fuck the USA“. Die Scheibe bezieht also ganz klar Stellung gegen die Politik der USA, rutscht dabei aber auch auf die anti-amerikanische Schiene. METULSKI

VAGEENAS – when music hurts... CD

Frauengesang. Ich hab leider nur ne Promo CD ohne Info und komm nicht auf ihre Homepage drauf, deshalb kann ich net so viel über sie schreiben. Auf der Scheibe sind jedenfalls 14 Lieder, eins besser als das andere, jeweils mit der schönen rauchigen Stimme von Sängering Tibbie X. Kommt es nur mir so vor, dass mich ihre Stimme irgendwie an die Stimme von Bart Simpson erinnert? Das soll jetzt keine Beleidigung sein, im Gegenteil, aber irgendwie muss ich immer daran denken, wenn ich die CD hör. Klasse Sache, auf jeden Fall. Ich hab auch gehört dass sie im Sommer auf tour kommen, also: Schaut sie euch unbedingt an, es lohnt sich mit Sicherheit, und Platte kaufen is Muss!! Jasmin

R E V I E WS

(Flight 13 Records) So langsam mutiert die Band vom Geheimtipp zum fetten Event. Mit ihrem recht eigenen Sound, der zumeist ein wenig an Boxhamsters erinnert (auch z.B. durch die persönlich gehaltenen Texte) kommen sie gerade richtig groß raus. Zur Band kann ich nur sagen, dass mensch sie entweder liebt, und dann sau gut findet, oder einfach nur schrecklich findet. Sehr abgefahrene Musik, die ein wenig verwirrt, mir die 12 Lieder der CD aber ganz gut reinlaufen. Beni

(Plastic Bomb Records) WOW! Das is ma genau meine Musik. Die VADERS haben offensichtlich einen gewaltigen Einfluss der BOMBSHELL ROCKS und RANCID, und das is einfach klasse. 17 kurze, schnelle, aber dennoch hymnische Attacken mit einprägenden Refrains und vielstimmigen Chören besitzt die wahlweise farbige LP, oder der Digipack, der bei mir, seit ich ihn bekommen hab öfters im CD-Player, als im CD-Regal zu finden is. Einfach guter alter Hardcore, gemischt mit einer guten Ladung Streetpunk. Keine langweiligen Oi! oder Saufhymnen, sondern Songs, an denen man merkt, dass die Jungs genauso viel im Kopf haben, wie sie gute Mucke machen können. Ich freu mich schon tierisch drauf, sie bald ma live zu sehn. KAUFEN!!! Jasmin

R E V I E WS

THE VADERS - The Vaders CD/LP

GOLDFINGER – the show must go off # 11

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R E V I E WS

(Kung Fu Films) Auch dieses Konzert ist mit 7 verschiedenen Kameras und 24 Spuren Mischpult aufgenommen worden. Und auch die Special Features gleichen sich fast mit Bandkommentar, Photo Gallery etc. Was ich jedoch noch nicht ausprobiert habe sind die japanischen Untertitel. Sollt ich mal machen, ist bestimmt witzig! Ehrlich gesagt kannte ich die Band vorher nicht und hätte mit ihrer Mucke auch nicht wirklich viel anfangen können. Doch zufälligerweise las ich in den News der Bombe was über sie und von da an gefiel mir auch deren Musik. Der Sänger scheint ein fast militanter Vegetarier zu sein und setzt sich angeblich nicht nur musikalisch dafür ein. Im Liveprogramm hält er damit natürlich nicht hinterm Berg, sondern singt auch mal „Fuck Jennifer Lopez“, da sie Werbung für Pelze macht und versetzt damit ebenfalls die Kids in Raserei. Nach einer guten dreiviertel Stunde ist der Zauber jedoch vorbei und man kann sich mit den oben angesprochenen Features vergnügen. Was will man sagen, auch das Teil ist sauber produziert! Bocky


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ch, hab ich mich Anfang Oktober gefreut, als bekannt wurde, dass es Slime wieder gibt, bzw. Ex-Rubbermaids und Ex-Slime Leute die Band Rubberslime gegründet hamn. Ich hätt auch beinahe doch fast den Fehler begangen mich in den Zug zu hocken um in die Hansestadt zur VIVA St. Pauli -Party zu fahren. Aber rechtzeitig hab ich dann noch in Erfahrung gebracht, dass Rubberslime am 24.Januar zusammen mit Müllstation, Popperklopper und Rasta Knast im Exzess zu Frankfurt zum Tanze bitten, und so hab ich beschlossen, dass ich die 3 Monate dann auch noch warten kann. In der Zwischenzeit hat mir der Bocky dann auch noch n Interviewtermin besorgt, wie soll es also noch besser kommen! Des weiteren blieb mir auch noch etwas Zeit um einige Informationen über die Helden meiner Jugend (die zu meinem großen Entsetzen ja schon vor 10!!! Jahren begann) in Erfahrung zu bringen. So bekam ich auch Großteile der Diskussion mit, die sich um den neuen Text des Liedes “Yankees Raus!” drehte. Im Conny Island wurde ja auch das Konzert deshalb abgesagt, und auch im Exzess hätten sie dieses Lied nur mit dem alten Text und vorheriger eindeutiger Stellungnahme spielen dürfen, denn sonst würde ihnen sofort der Strom abgestellt. Dieses Gerücht stellte sich aber im Laufe das Abends auch als ein solches heraus. Als der große Abend vor der Tür stand, packte ich kurzerhand meinen Herren Gemahl, Stefan, Metulski und Kai in meinen Kadett und dann gings los. Erst noch schnell das Auto der Zwillinge überbrückt, und dann ab durch das Schneegestöber nach Frankfurt. Trotz des Schnees waren wir viel zu früh da, also hatte ich erstma noch n bischen Zeit um die Herren Rubberslime zu finden. Die hatten es sich aber in einem Restaurant erstma bequem gemacht, und ließen sich auch nicht bis 10 min. vor ihrem Auftritt blicken, so dass das Interview von 20 Uhr auf 00: 30 Uhr verschoben wurde, was auf Grund meines Alkoholkonsums sich in seiner Qualität um einiges verschlechterte. Also dann erst mal die Lage abchecken. Mittlerweile waren dann auch alle anderen ca. 15 Mannheimer eingetrudelt und es gab viele bekannte und aufgeregte Gesichter zu begrüßen, denn so ziemlich alle Anwesenden waren gespannt wie ein Flitzebogen, auf das, was uns Rubberslime zu bieten hatten. Den Anfang machten Müllstation, die ich ehrlich gesagt nicht wirklich kenne. In meinen Augen waren es einfach nur alte Herren, die die Musik lieber der näxten Gereration überlassen sollten, aber ich kann sie leider net richtig beurteilen, weil ich halt keine Ahnung hab, wie sie sonst so sind. So, und dann fing allmählich mein Alkoholproblem an dem Abend an, was auch veranlasste, dass ich von den nächsten beiden Bands recht wenig mitbekam. Mein geschmuggeltes gutes Becks wurde nämlich langsam leer, und somit sah ich mich gezwungen, zur Theke zu gehen um dort ein Binding zu bestellen. An der Theke standen so 3 lahmärschige Mädels, die dass Bier in 0,5er Becher schütteten, die in etwa die Stärke von Klopapier (Die Becher, nicht die Mädels) hatten, und in aller Herrgottsruhe ihr Bier an hunderte von trinkwütigen Punks verkauften (Die Mädels, nicht die Becher). Die Menschentraube um die Theke wurde somit immer größer und so beschloss ich, lieber gleichmal 2 Bier zu holen. Und so begann der Teufelskreis. Kaum hatte ich meine 2 Bier in der Hand und mich aus von dem Mob vor der Theke entfernt, kam auch schon der erste, der aus Versehen meinen einen Plastikbecher berührte und der hatte dann sofort einen Riss. Kein Wunder. Dann hieß es erst mal, das Bier abzuexen. Kaum war der Becher leer, hatte auch schon mein zweiter Becher nen Riss und ich musste auch

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hier in sekundenschnelle mein Getränk in meinem Bauch verstauen. So. 5 Minuten später hatte ich schon wieder die Lust nach einem angenehmen Tropfen. Also auf, an die Theke, wieder gleich 2 Bier geholt, wieder sind sofort die Becher kaputt gegangen und wieder musste ich mein Bier in sekundenschnelle leer trinken. Also wieder an die Theke,... Ich weiß nicht wie viel Bier ich auf diese Art und Weise noch geext hab, ich weiß nur, es waren sehr sehr viele! Popperklopper hab ich, wie gesagt nicht wirklich mitgekriegt, ich hab nur mitbekommen, dass der Sänger anschließend gesagt hat, dass das wohl ihr schlechtestes Konzi auf dieser Tour gewesen sein muss. Rasta Knast haben mich etwas überrascht, weil ich im Vorfeld auch nur das Gerücht gehört hab, dass da jetzt der Sänger von Hass spielt, aber nicht wusste ob’s stimmt. Ich find Rasta Knast eigentlich voll gut. Mir ham sie auch an diesem Abend sehr gefallen und ich hab getanzt und gesungen, nur kann ich mich glaub ich niemals mit der Stimme von Hecktor in dieser Band anfreunden. Ich mag Hass mit seiner Stimme und ich mag Rasta Knast mit den Stimmen von Martin, Höhnie und Florentin. Aber ein Gemisch aus beiden ist unmöglich. Nee, nee. Und dann war es soweit. Die Stunde der Wahrheit. Rubberslime betrat die Bühne und die Halle hat getobt.... Aber warum eigentlich so genau? Wahrscheinlich weil sie alle genauso besoffen waren wie ich. Also ich weiß ja net... Vielleicht bin ich zu verwöhnt von Auftritten von 1982 oder so. Man merkt, dass sie auf jeden Fall doch schon alt geworden sind. Besonders Dirk. Er hat sich zwar ein paar Tage zuvor einen Leistenbruch zugezogen, und war an diesem Abend auch nicht gut gelaunt, aber das war es auch gar nicht. Ja, ok, es waren die Helden persönlich, die da standen. Genau die, deren Musik mich mit 12 Jahren so dermaßen beeinflusst hat und mitschuldig ist, an dem was aus mir geworden is. Vielleicht hab ich einfach viel zu viel erwartet. Nun ja. Auf jeden Fall haben sie ne ganze Weile gespielt, keine Ahnung wie lange und sie haben Yankees Raus in der neuen Version gespielt, mit einem klaren Statement, und zwar dass sie hinter dem stehen, was sie da singen, und das ganze Publikum hat mitgesungen. Der Strom wurde nicht abgestellt, es gab keine Massenschlägereien, keine Straßenschlachten und auch sonst nichts wirklich erwähnenswertes. Rubberslime haben noch die ein und andere Zugabe gespielt, das Publikum ist anschließend schön brav nach Hause gegangen, und ich hab nun endlich zusammen mit Rüdi das Interview für die Pogo Presse (PP) und für’s Pogoradio (PR) machen können. Doch lest selbst: PP:Was habt ihr denn in den letzten Jahren alles so gemacht, musikalisch und beruflich? Dirk: Vier von uns hatten ja ne Band, C.I.A., die hatten auch ne Scheibe rausgebracht und ne Tour gemacht, aber irgendwie is das ganze nich gut gelaufen, hat nicht funktioniert. PP: Woran lag’s? Dirk: Schwer zu sagen. Manchmal bist du zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort mit der falschen Musik, ich weiß es nicht, keine Ahnung. Ja, und dann ist das gecancelt. Und dann haben unsere beiden Gitarristen, und unser Bassist spielt da auch manchmal mit, ne Kinder-Rock’n’Roll Band, Minne is Erzieher und die machen Kinder-Rock’n’Roll (wer hätt’s gedacht, Anm. Jasmin). Ich hab musikalisch gar nichts gemacht, ich hatte ja auch eigentlich mit dem Thema abgehakt. Ich fahre Taxi und


verdiene 5 Euro die Stunde, und toll ist das nicht, is halt nur n Job. Ich mach jetzt wieder das, was mir am besten Spaß macht: singen, in der geilen Band PP: Und wie sieht es denn aus mit den ehemaligen Rubbermaids und Slime-Mitgliedern, Warum sind die nimmer dabei und was machen die jetzt so? Dirk: Oh dass kann ich dir so gar nicht sagen. Die Slime-Leute machen zum Teil ja noch Musik, Stefan Mahler hat ja die Band Kommando Sonnenmilch oder so, obskurer Name, aber egal, und ansonsten machen die ihre Jobs. Einer hat n Studio, und der andere arbeitet ganz normal. Also aktiv machen die glaub ich nichts mehr, dass sind nur noch Elf und ich. Und was die anderen von den Maids machen weiß ich nicht, da müsstest du den Thomas fragen. PP: Warum gibt es überhaupt Rubberslime. Was war der ausschlaggebende Punkt weshalb ihr die Band gegründet habt? War das wegen der St. Pauli Geschichte oder wollt ihr einfach nur Kohle machen? Dirk: Ja sicher will ich Geld verdienen, warum soll ich das nicht? Jeder will irgendwie Geld verdienen. Wie gesagt, ich verdiene 5 Euro beim Taxifahren, ich finde diese Begründung völlig korrekt. Wir stecken ja auch unheimlich viel Kohle in die Band, sei es die Miete für den Proberaum, Spritgeld usw. Warum soll das falsch sein. Es kostet 8 Euro Eintritt heute Abend unsere T-Shirts kosten n Zehner, unsere Platte kostet n Zehner. In keinem anderen Land haben die Leute n Problem damit, wenn du in ner korrekten Band spielst um Geld zu verdienen. Der ausschlaggebende Punkt war, ganz klar, dass St.Pauli angefragt hat wegen der im Nachhinein eigentlich völlig beschissenen Rette-Aktion. Ich ärgere mich eigentlich im Grunde genommen daüber, weil 2 Mio Euro bringen die Fans zusammen und ein halbes Jahr später fehlt schon wieder 1 Million, es ist zum kotzen, weil irgendwelche Leute das Geld einstecken. Man müsste eigentlich mal das Präsidium im FC St. Pauli übernehmen, aber über das Thema möchte ich mich glaube lieber nicht so lange auslassen, ich kriege nach 19 Jahren die Krise mit diesem Scheißverein. Wir haben ja eigentlich daran gedacht nur diesen einen Gig zu machen, und die Reaktionen sind einfach überwältigend gewesen und es macht einfach Spaß, wir haben einfach Bock zu rocken, wir haben einfach Bock auf die Bühne zu gehen und zu spielen, dieses alte ursprüngliche schöne Gefühl ist wieder da. Du willst auf die Bühne und rocken. PP: Im Internet auf der Slime-Homepage steht: „Ende 94 beschloss man sich zu trennen, Schluss sein. Stephan: Wir standen immer für eine klare, radikal linke Position. Was wir sagen konnten und wollten, haben wir gesagt. Was sollte nach ’Schweineherbst’ noch kommen? Du kannst dich nicht permanent wiederholen, nur weil du glaubst, das Pferd ist noch am Laufen, Das ist langweilig …“ Habt ihr jetzt mehr zu sagen, oder … Dirk: Wieso ihr? Wir sind Rubberslime und nicht Slime, das ist der ganz entscheidende Punkt an der Geschichte. WIR SIND RUBERSLIME und wir haben ja auch jetzt schon neue Songs, wir haben das `Stupid White Men’, und gerade zur Bush-Administration gibt es jede Menge zu sagen, und zum Irak-Krieg. Wir machen halt auch persönlichere Texte, wie das ’Scheiß freundlich’ zum Beispiel, oder ‚Ohne dich‘. Es wird halt so ne Mischung aus persönlichen und politischen Texten. ES IST NICHT SLIME, ES IST RUBBERSLIME!! Und dieser Punkt ist ganz wichtig. PP: Auf eurer CD ‚First Attack‘ spielt ihr ne gute Mischung aus Slime-, Rubbermaids-, C.I.A.- und eigenen Songs. Wie soll es in Zukunft aussehen, habt ihr da auch vor so ne gute

Mischung zu spielen, oder habt ihr vor, wenn ihr genug eigene Sachen habt, nur noch eigene Songs zu spielen? Dirk: Nicht nur noch, auf keinen Fall. Klar, werden wir auch mal andere eigene Songs spielen, aber wir werden eben auch andere Slime Stücke spielen, wie z.B. ‚Legal- Illegal‘ oder ‚Schweineherbst‘, oder so. Wir werden aber auf keinen Fall die alten Maids, oder Slime Sachen streichen. PP: Gibt es denn irgendwelche Maids, oder Slime Songs, die ihr auf gar keinen Fall mehr spielen werdet? Dirk: Also bei den Maids kann ich das nicht sagen.Elf: Das Problem ist, dass das eben auch musikalisch passen muss. Die Maids waren eher so metal-lastig und haben so komische Breaks da immer eingebaut und ohne Ende Gezuppel und Gezerre, das ist nicht so unser Stil, wir machen das mehr so gerade aus, etwas einfachere Strukturen, kein Avantgarde Kram, oder Heavy Metall (lacht). Bei Slime ist das eigentlich mehr inhaltlich abhängig. Also ‚Bullenschweine‘ z.B. können wir einfach nicht mehr vertreten, ... Dirk: Bullenschweine in der Form auf jeden Fall. Elf: Wir sind auch gegen Gewalt, eigentlich … Dirk: Aber mit der Gewalt-Diskussion könnte man sich wahrscheinlich die ganze Nacht beschäftigen, auf jeden Fall werden

Die Hamburger Sportschule wir ‚Bullenschweine‘ in dieser Form bestimmt nicht mehr spielen. Aber wie gesagt, ‚Legal-Illegal‘, oder ‚Gerechtigkeit‘, werden wir bestimmt wieder spielen. Außer ‚Bullenschweine‘ würde mir jetzt so spontan auch kein anderes Stück einfallen. (auf einmal kommt ein sturzbesoffener Sven herbei getorkelt und beschwert sich, dass wir ihn nicht zum Interview mitgenommen haben. Er beginnt laufend zwischenrein zu lallen, was das Interview somit auch leider etwas verkürzte, weil Rüdi und ich ihn den Rubberslime-Leuten einfach net so lang antun wollten) PP: Ich hab neulich gehört, dass Sexismus-Vorwürfe gegen euch laufen, was ist da dran? Dirk: Ja, aber das Thema ist lange schon vom Tisch, das ist ne 10 Jahre alte Geschichte, sie ist lange geklärt, und ich sehe mich selber nicht als Sexist, und ich glaube, alle Frauen die mich kennen würden das auch auf jeden Fall unterschreiben, und das sind sehr, sehr intelligente Frauen. Und das ist Punkt, Aus, Ende, Alles, was ich dazu zu sagen habe. Da sind so viele Gerüchte und Halbwahrheiten. Man versucht immer Bands anzupissen, die versuchen für korrekten Eintritt, und so zu spielen. Wenn man versucht solche Bands anzupissen, anstatt sich wirklich mal Nazi-Bands z.B. rauszugreifen, und deren Konzerte zu verhindern, das ist ein furchtbares Problem innerhalb der deutschen Linken, dass sie immer versucht sich gegenseitig zu zerfleischen und sich gegenseitig zu spalten, DAS ist wirklich ganz, ganz schlimm.

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anfangen zu tanzen. Ich denke, das ist schon genau die richtige Mischung, die wir da machen. Die Reaktionen sind auch eigentlich durchwegs positiv. Natürlich gefällt immer dem einen oder anderen dies oder das nicht, und darüber kann man PP: Und warum durftet ihr im Conny Island nicht spielen? auch durchaus reden, WENN die Kritik auch auf ‚ner vernünfDirk: Weil wir, glaube ich, Nazis sind. Ich glaube wir sind Na- tigen Art und Weise kommt. Dann ist das auch völlig o.k. Aber zis, weil wir ja gegen die Yankees sind, die Yankees sind gegen wenn wir jetzt auf einmal Nazis Israel, und deshalb sind wir Nazis. Wenn du sind, Sexisten oder was weiß ich das verstehen kannst, erklär‘s mir, was, dann ist das keine vernünftige ich kann es jedenfalls nicht. Art und Weise der Auseinandersetzung. Man kann sich sicherlich über PP: Bleiben wir noch ein bisschen den neuen Text von ‚Yankees Raus‘ bei ‚Yankees Raus‘. Warum genau auch unterhalten, würde ich auch habt ihr den Text geändert? gerne mal mit Stefan Mahler z.B. Dirk: Wir haben ihn lediglich aktuaDieser SA/SS Vergleich ist sicher lisiert, auf Afghanistan, auf den Irak, ne gewagte Sache. Wenn man zu auf die Bush Administration. ‚Stupid häufig irgendwelche Sachen mit White Men‘, ist ja schon wieder anden Nazis vergleicht, dann höhlt ders gehandelt, im Bezug eben auf man logischerweise das aus, aldas Buch von Michael Moore eben. so darüber kann man durchaus Und der ist dann eben ein bisschen diskutieren und da sind wir auch anders. Ich mein, Gott, wir sind ne durchaus offen, so ist das ja nicht. Punkrockband... Aber dieser ganze Sexismus, AnPR: Ihr seid Michael Moore Fans? tideutsche, und das und das und Dirk: Fan, wäre jetzt etwas extrem ausKommerz Kram, du nimmst 8 Eugedrückt. Ich finde, man sollte das Buch ro Eintritt und trotzdem bist du un ne lb ts um ha gelesen haben, dann kann man sich siein Kommerzschwein, und das er bahn nach Auf der Reep cherlich auch über Michael Moore ungeht mir mittlerweile alles am Arsch vorterhalten, denn die Fakten, die er in dem Buch bei. Also wenn, dann soll man bitte auch auf vernünftige Art liefert sind ja nicht von der Hand zu weisen und Weise auf uns zutreten, da sind wir dann auch sicherlich Man muss ja auch immer bedenken, dass ‚Yankees Raus‘ offen, über diese Sachen auch zu reden. z.B..., Mein Gott, wir sind ne Punkrockband! Du kannst doch nicht PP: Seid ihr denn Anti-Amerikaner? zu jedem Lied n Konzeptalbum machen oder was, natürlich ar- Dirk: Ich bezeichne mich nicht als Anti-Amerikaner, es gibt beitest du irgendwie mit Parolen. Du hast a) 3 Minuten Zeit ein korrekte Leute in den USA, außerdem muss man ja auch mal Thema abzuhandeln, und b) der Song ist 20 Jahre alt. ganz klar sagen, Amerika ist nicht USA. Amerika ist auch KanaPP: Was sagst du zu dem Statement, das Stefan Mahler zu da, Kuba, Barbeydos und Mexico. Da sind wir nämlich schon dem Lied gegeben hat: „Diese ewige, wirklich abgedrosche- beim wahren Imperialismus, der beginnt da nämlich schon bei ne Bezugssetzung zum Thema Faschismus in Deutschland im der Sprache. Und warum sollte ich dann Anti-Amerikaner sein? Falle des US-Imperialismus und dem Angriff auf den Irak, nur Wenn du damit meinst, dass ich gegen die USA bin, das bin ich weil es so griffig ist und sich hart anhört, gefällt mir nicht, nicht, denn gerade im Zuge der Bush-Kritik hat sich nämlich gesie ist in ihrer Einfallslosigkeit politisch schlicht falsch... Viel- zeigt, dass viele viele Intellektuelle, Filmemacher, Schauspieler, leicht hätte Elf das Alles lieber mit einer gänzlich neuen Band korrekte Musiker und auch vieles korrektes normales Volk auf und einem Namen, der nicht in direktem Bezug zu Slime die Straße gegangen ist, gegen den Irak-Krieg. Deshalb würde steht verfolgen sollen.“ ich mich nicht als Anti-Amerikaner bezeichnen, sondern als jeDirk: ja, Gott, vielleicht hab ich mich auch mal geschämt für sei- mand, der die bestehenden Machtverhältnisse in den USA und ne Texte. Da fließen auch viel zu viel persönliche Sachen noch die wirtschaftlichen Apparate die dahinterstehen, diese Leute mit rein. Ich find‘s auch peinlich, dass er sich nicht traut einfach hasse ich wie die Pest. Aber ich hasse nicht den US Amerikaface-to-face mit mir darüber zu reden, sondern er geht damit ner, das is ja quatsch. in die Öffentlichkeit. Sowas finde ich beschämend und einfallslos, nach all den Jahren die wir zusammen verbracht haben. Es PP: Wie war das denn genau mit euerem Auftrittsverbot im ist alles Gelaber und Rumdiskutiererei und letztendlich will ich Conny Island. Warum genau durftet ihr da nicht spielen? einfach Rock’n’Roll machen, fertig aus und mein Gehirn nicht Wegen ‚Yankees Raus‘? am Eingang abgeben. Die Leute diskutieren sich tot. Wir sind Dirk: Das is wohl der Grund. Da dürfen scheinbar überhaupt kein singendes Plenum, wir sind ne Punkrockband, verdamm- keine linken Bands mehr spielen, aber rechte Bands dürfen da te Scheiße nochmal! So. Und wenn Leute sich totdiskutieren spielen. Und Leute mit Palästinensertuch kommen nicht mehr wollen, und meinen, sie müssten 19 Stunden Plenum machen rein. Ich finde das alles völlig durchgeknallt. und daraus n Song machen, dann sollen sie selber ne Gitarre in die Hand nehmen und ne Band gründen und dann können PP: Es hieß ja auch im Vorfeld des Konzertes, dass wenn ihr sie ihre Songs machen. Point. Mir geht das nach 24 Jahren so das Lied nicht mit einem klaren, eindeutigen Statement vordermaßen auf den Sack, echt, es nervt einfach nur. her ankündigt, dass euch dann der Strom abgestellt wird. Stimmt das? PP: Wie sieht’s denn aus, wie sind die Reaktionen der Fans, Dirk: Wir haben ja ein eindeutiges Statement abgegeben, also wie lief’s bisher bei der Tour? ist doch gut (grinst). Dirk: Das wahre Feedback kriegst du ja in der Halle direkt live vor Ort, es war einfach überall sensationell und großartig. PR: Aber als Band ist das doch total geil, dass man da so Natürlich ist klar, dass die Leute in erster Linie die alten Slime- ernst genommen wird, oder? Dass die Texte wirklich so ausKlassiker hören wollen, man merkt aber auch, dass sie auch einandergenommen werden. Weil du singst dir wirklich den bei ‚Stupid White Men‘ oder ‚Scheiß Freundlich‘ zuhören und Arsch wund (Womit singst du denn Rüdi? ich dachte man PP: Wie lief denn eure Tour eigentlich bisher? In Berlin gab es ja nach eurem Konzert noch Krawalle, wie ich gehört hab. Dirk: Also das war doch keine Krawalle, also bitte.

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singt mit dem Mund? Anm. Jasmin) und dir hört keiner richtig zu. Alle finden‘s geil, und schnipsen mit den Fingern und wackeln mit m Arsch (meintest du jetzt den Mund? Anm. Jasmin) und keiner hört dir richtig zu. Es ist doch mal geil, dass du richtig ernst genommen wirst. Dirk: Wenn man da ne positive Seite dran sehen will, ist das sicherlich dass, was du gerade gesagt hast. Ja das stimmt, da hast du recht. Aber man muss da natürlich auch vorsichtig sein, dass ist genau das, was ich vorhin gesagt hab, du bist kein singendes Plenum. Man is auch irgendwo noch Punkrocker, und will auch irgendwo noch Spaß haben. Das war natürlich auch bei Slime schon immer die Gefahr, dass die Lieder und Texte irgendwie auseinander genommen werden,... PR: Ihr ward ja auch die erste politische Punkrockband überhaupt! Nicht so wie Cotzbrocken die irgendwie Sachen gesungen haben, was ihnen gerade im Kopp rumgeht, sondern ihr habt ja auch wirklich Dinge auf den Punkt gebracht. Mit wenigen Worten. Dirk: Ja, das ist richtig. PR: Und das hat ja auch davor oder danach auch keiner mehr gemacht. Dirk: Naja, danach würde ich jetzt so nicht gerade sagen. Ich würde schon sagen, dass Bands wie Rantanplan... PR: Ja eben die gerade nicht... Dirk: oder Dritte Wahl PR: Genau die nicht! Die haben das nämlich alles in schöne Worte gefasst, die haben dass schön geschmückt, aber so mit einfachen Parolen, das war bei denen nicht. Dirk: Aber Parolen bergen natürlich auch immer wieder eine gewisse Gefahr. Parolen können das Ganze aber auch sehr reduzieren, und sehr schnell zu nem Schwarz-Weiß-Dingens führen. PR: Und eure Lieder sind halt eben auf Demos gesungen worden. Elf: Die Sache ist eben diese, du kannst ja gar nicht mehr Inhalt in einem Lied rüberbringen. Du kannst die Leute eben nur anstoßen. Guck dir mal das Publikum heut Abend an. Die sind da um Spaß zu haben und abzurocken. Vielleicht gehen sie aber morgen auch in die Buchhandlung, und kaufen sich ‚Stupid White Men‘ von Michael Moore. Und da wären wir auch schon n Schritt weiter. Und dort erfahren sie dann mehr über das Thema. Du kannst sie nur anstoßen. Und wer dass nicht drauf hat, ist eh total verloren und verblödet und geht wahrscheinlich auch zu den Böhsen Onkels oder so. Dirk: Du kannst ja auch als Musiker nur Denkanstöße geben. Ansonsten müsste ich mich hinstellen und sagen „ich bin allwissend, oder so“, und genau das will ich eben nicht. PR: Ich meine, ihr werdet ja eh nicht von Punkrockern kritisiert. Ihr werdet ja von den Leuten kritisiert, die mit Punkrock gar nichts am Hut haben. Dirk: Das ist ja auch gerade irgendwo das perverse an der Geschichte.

PR: Und deshalb braucht man auf die auch eigentlich gar nicht zu hören als Punkrocker. Dirk: Eben, die Leute lieben die Musik ja gar nicht, sondern die beschäftigen sich nur mit den Texten, die suchen nur Irgendwas in den Texten, ich mein, was haben die denn eigentlich mit uns zu tun? PR: Die benutzen Punkrock als Bühne für ihren politischen Kram! ALLGEMEINE ZUSTIMMUNG PP: Wie sieht es denn aus in Zukunft bei euch: Was habt ihr vor, was ist geplant, wollt ihr die Weltherrschaft an euch reisen, oder wollt ihr einfach nur rocken? PR: Habt ihr schon n Video zum Beispiel? Für VIVA 2 oder so n Quatsch? Dirk: Ne, haben wir nicht, und ich glaube das ist auch nicht so unser Medium. Damit hab ich auch eigentlich nicht so viel am Hut. PR: Also Punkrock und Musik bleibt immer Hobby und hauptberuflich Taxifahren? Dirk: Ja, klar, ich meine WENN wir mit korrekten Eintrittspreisen und korrekten CD-Preisen mal so groß werden können, dass wir davon leben können, hab ich nichts gegen. Wir machen aber erst mal alle unsere Sachen weiter. Minne ist Erzieher und macht seine Kinderband nebenbei, ich fahr Taxi, und fang an mal n paar Sachen zu schreiben, ich hab ne Idee für n Fußballbuch, da bin ich dran seit Jahren, ich hoffe, dass ich da mal n bisschen weiter komm: Die größten Derbys der Welt, bla bla, Fußball, bla bla, (hey, ich bin doch ne Frau! ich hab doch keine Ahnung von dem was du mir da gerade erzählst!!) PR: Und wenn ich jetzt in Hamburg in n Taxi steig, ist es gut möglich, dass da dann ne Punkrocklegende drin sitzt? Dirk: Also wenn du in Hamburg in ein Taxi steigst, dann steigst du bitte in ein politisch korrektes Taxi, nämlich mit der Nummer 22 11 22, DAS TAXI, es ist n roter Stern hintendrin, so jetzt hab ich auch noch n bisschen Werbung gemacht. Und zwar ist das ne Genossenschaft, entstanden aus dem Hamburger Kessel, damals, wo die Leute 12 Stunden lang von den Bullen nach ner Demo festgehalten wurden. Und dann sollte es eine Taxi-Unterstützungs-Demo geben, und der damalige Funk, der Blitz-Funk, wollte das nicht mittragen und daraufhin sind 40 Leute ausgestiegen und haben ihren eigenen Funk gegründet, das heißt, wir sind in Anführungszeichen die Alternative Linke Taxi-Zentrale in Hamburg und das werden wir auch immer bleiben. An dieser Stelle hat sich wohl dem Rüdi (Pogoradio) sein Aufnahmegerät abgeschaltet, aber ist auch nicht so schlimm, weil wir dann eh relativ aprupt das Inti beendet haben. Ich finde ja schon, dass der Dirk n bisschen n Schwätzer ist, ich fand ihn auch teilweise sehr aufdringlich, wenn er z.B. den Elf nicht zu Wort hat kommen lassen, oder ihn unterbrochen hat. Ich bin im Großen und Ganzen schon etwas enttäuscht über das Interview, aber leider war ich ja selber so dermaßen voll, dass ich selbst leider nichts besseres draus machen konnte. Elf und John sind sehr nette Menschen, mit denen ich mich auch im Anschluss noch lange unterhalten hab, nur dieser Dirk, der will mir irgendwie net so reingehen. Ich freu mich nun jedenfalls schon sehr darauf 1982 wieder live zu sehen, die haben einfach mehr Elan und verbreiten mehr Stimmung. In diesem Sinne, in die Rinne. Jasmin

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Freies Radio – Der Soundtrack zu ... Vorgeschichte Moderator: So, wir rufen jetzt mal bei Familien Schulze an ... . Telefon: Tuuut Tuuut ... . Klick. Am anderen Ende der Leitung: Schulze. Jingle: OOOOhhh Nooooo Moderator: Herr Schulze, der Tag fängt ja gut an mit RPR. Wenn Sie das gesagt hätten, hätten sie jetzt 100,- DM gewonnen. Am anderen Ende der Leitung: Wissen sie eigentlich wie spät es ist? Es ist 7 Uhr morgens und sie quatschen mich mit so ‚nem Scheiß voll. Ich hoffe, Sie haben einen Scheißtag! Klick. Das ist früher leider nicht passiert, als ich zu Hause am Frühstückstisch saß. Nur gutgelaunte ModeratorInnen, gehirnerweichende Musik und Eltern, die keine Lust hatten, sich meine neuesten Punk-Cassetten anzuhören. Moderatorin: Das eben war das Flugblatt zur Demo am Samstag. Weiter geht‘s mit Musik. Stille (eine halbe Minute, immer wieder unterbrochen durch Knistern) Moderator: Tja, da klappt wohl was mit der Technik nicht. Dann kommt jetzt eben äh ... [Band XY] von Cassette. Das ist so – oder so ähnlich - passiert. Irgendwann später. Als Querfunk in Karlsruhe im Juni 1995 auf Sendung ging. Ich war begeistert! Aus dem Radio kamen Stimmen von Menschen! Menschen, die nicht chronisch gut gelaunt waren, Menschen, die teilweise sogar die gleiche Musik mochten wie ich oder interessante Dinge zu erzählen hatten. Es gab jede Menge neue Dinge zu hören, seien es politische Vorträge, von denen ich manchmal die Hälfte nicht verstand oder Musik, die ich noch nie gehört hatte. Nach dem zehnten vorgelesenen Flugblatt und der sechsten Version von ‚Kriminaltango‘ hatte ich dann zwar manchmal genug, aber es war immer wieder überraschend, spannend oder interessant, FREIES RADIO zu hören. Und das ist es immer noch.

Die Geschichte – Zum Beispiel Radio Dreyeckland Am 4. Juni 1977 ging Radio Dreyeckland (damals noch Radio Verte Fessenheim) das erste Mal auf Sendung. Entstanden war die Idee, Radio zum machen in der Anti-Atom-Bewegung, genauer gesagt im Kampf gegen das AKW Fessenheim (Elsass). Dort wurde trotz massiver Proteste der Bevölkerung ein AKW gebaut und in Betrieb genommen. Im Laufe dieses Kampfes wurde für viele AktivistInnen klar, dass die Berichterstattung in den ‚herkömmlichen‘ Medien nicht nur keine Hilfe war, sondern ein Problem. Wie so oft wurden Ereignisse totgeschwiegen oder falsch dargestellt. So entstand die Idee, sich ein eigenes Medium zu schaffen, dass größere Reichweite hat, als Flugblätter und ‚Szene-Zeitschriften‘. Über 10 Jahre lang wurde PiratInnen-Radio gemacht – zuerst aus Frankreich, dann aus Freiburg selbst – mit immer längeren Sendezeiten. 1988 wurde Radio

Dreyeckland dann endlich als erstes freies Radio in Deutschland ‚legalisiert‘ und konnte offiziell auf Sendung gehen1. Dann dauerte es wieder ca. 7 Jahre bis in Baden Württemberg sieben weitere freie Radios legal auf Sendung gingen. Als bisher letztes kam der bermuda.funk aus Mannheim im November 2000 dazu. Inzwischen gibt es in Deutschland in vielen Bundesländern 2 freie Radios. Die meisten wurden im Laufe der 90 er Jahre lizenziert, viele sind im Bundesverband freier Radios (BfR) organisiert 3.

Was will freies Radio? Aus der Charta des Bundesverbandes freier Radios 4 : 1. Offenheit: Die Freien Radios geben allen Personen und Gruppen die Möglichkeit zur unzensierten Meinungsäußerung und Informationsvermittlung. Vorrang haben dabei solche Personen und Gruppen, die wegen ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung oder sexistischen und rassistischen Diskriminierung in den Medien kaum oder nicht zu Wort kommen. 6. Wirkung: Freie Radios fördern eine selbstbestimmte solidarische Gesellschaft. Sie treten für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Demokratie ein. Diese beiden Punkte sagen schon sehr viel über freie Radios. Sie dürften sich so oder ähnlich in den Statuten von allen freien Radios wiederfinden. Prinzipiell darf jede/r Sendung machen, aber bestimmte Gruppen und Themen haben Vorrang. Andererseits gibt‘s natürlich auch Sachen, die nicht gesendet werden dürfen. Das ergibt sich aus dem Auftrag, eine selbstbestimmte, solidarische Gesellschaft zu fördern und dem Eintreten für Gleichberechtigung und Menschenwürde. Rassistisches, faschistisches, sexistisches, nationalistisches und religiös fundamentalistisches Gedankengut hat deshalb in freien Radio keinen Platz. Freies Radio ist unkommerziell. Weder wird versucht, Gewinn zu erwirtschaften, noch wird Werbung gemacht. Damit wird die Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen gewährleistet. Bei den meisten Radios gibt es auch keine bezahlte redaktionelle Arbeit. Das beugt einer Hierarchisierung vor und verhindert zu einem gewissen Teil Ungleichheiten, die durch ‚ExpertInnen-Positionen‘ entstehen. Auch die interne Struktur der freien Radios trägt den hier formulierten Ansprüchen Rechnung. Auch wenn es sehr unterschiedliche Organisationsformen gibt – manche Radios sind GmbHs, manche e.V.s, manche eine Kombination von beidem – intern wird versucht, Entscheidungsstrukturen möglichst (basis-) demokratisch und transparent zu gestalten.

Freies Radio konkret – bermuda.funk bermuda.funk gibt‘s nun seit mehr als fünf Jahren. Und vor etwa dreieinhalb Jahren gingen wir auf Sendung. Seit etwas mehr als drei Monaten haben wir nun die lange erwartete und heiß ersehnte Mannheimer Frequenz. Als der bermuda.funk lizenziert wurde, wurden uns zwei Frequenzen zugesichert. Eine für Heidelberg, eine für Mannheim. Mit der Frequenz für Hei-

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delberg gingen wir dann gleich auf Sendung, die Mannheimer Frequenz sollte bald kommen. Doch es kam anders. Zuerst fand der SWR es irgendwie nicht in Ordnung, dass wir eine Frequenz bekommen sollten, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer seiner Frequenzen sein sollte. (Die Tatsache, dass sie selbst mit 25 000 Watt senden, während wir mit 100 Watt senden sollten spielte da keine Rolle – schließlich ging‘s da ums Prinzip ... oder was auch immer.) Irgendwann – um genau zu sein nach ca. 2 Jahren – hat der SWR dann seine Blockade aufgegeben. Dann dauerte es aufgrund ‚technischer Probleme‘ und anderer Unzulänglichkeiten noch ein weiteres Jahr, bis der Sender in Mannheim dann aufgebaut war und wir auf Sendung gehen konnten. Und seit Dezember letzten Jahres sind wir nun endlich auch in Mannheim zu hören. Das schizophrene an der bisherigen Situation war, dass wir unsere Räume in Mannheim hatten, dort aber praktisch nicht empfangbar waren (außer über Kabel). Blöde Situation. Aber nichts desto trotz haben sich Leute gefunden, die Sendungen machen wollten. Und es wurden immer mehr. Inzwischen senden beim bermuda.funk über 170 Menschen. Die Entwicklung von bermuda.funk ist – durch die Zeit, in der er entstand – nicht vergleichbar mit der Entwicklung von z.B. Radio Dreyeckland. Während Radio Dreyeckland aus einer ‚Bewegung‘ entstand und sich dann auch als Radio dieser Bewegung verstand, kann davon beim bermuda.funk keine Rede sein. Die ‚Mischung‘ der Menschen beim bermuda.funk ist ziemlich bunt. Inhaltlich hat das Programm des bermuda.funk einiges zu bieten. Vor allem das Musikprogramm ist sehr vielfältig. Von den verschiedensten elektronischen Stilen über Jazz, Rock, Metal und Punk bis zu Weltmusik und Opern gibt‘s bei bermuda.funk (fast) alles. Der Anteil an wortlastigen Sendungen ist leider nicht so hoch, was u.a. daran liegen dürfen, dass die Vorbereitung einer solchen Sendung erheblich mehr Arbeit macht. Auch fremdsprachige Sendungen haben bei anderen freien Radios einen höheren Anteil am Programm, aber der bermuda.funk steckt noch in den Kinderschuhen und die Zukunft kann großartig werden ... . Wie bei allen selbstverwalteten Projekten steht und fällt auch der bermuda.funk mit dem Engagement der Leute, die sich beteiligen.

Möglichkeiten und Grenzen freier Radios Freie Radios bieten enorm viele Möglichkeiten. Ihr Hauptziel ist es ohne Frage, eine Plattform für Themen zu sein, die in der Regel zu kurz kommen. Über freie Radios können mehr Menschen erreicht werden, als mit einem Flugblatt oder Fanzine, dass nur die ‚üblichen Verdächtigen‘ erreicht. Alle können ihre Lieblingsmusik vorstellen, sagen, was sie schon immer mal sagen wollten, das eigene Projekt vorstellen, zur nächsten Demo mobilisieren, über Konzerte berichten, ... . Die Grenzen setzen hier das Redaktions- und Programmstatut 5 und die verschiedenen gesetzlichen Richtlinien. Freie Radios können ein Ort sein, an dem sich Menschen aus den verschiedensten Szenen und Zusammenhängen treffen. So kommen Techno DJs in Kontakt mit Jazz-LiebhaberInnen, politische AktivistInnen lernen KünstlerInnen kennen und Punks treffen auf die Leute vom eritreischen Kulturverein. Wenn sie es wollen und die Offenheit dafür aufbringen. Wenn diese verschiedenen Leute zusammenarbeiten, kann etwas entstehen, was sich niemand hätte vorstellen können. Natürlich bringt diese ‚Buntheit‘ auch Konfliktpotential mit sich. Wenn die JazzerInnen ihren Sendeplatz nicht für eine Sondersendung zum

Frauentag räumen wollen, dann muss eben in der Gesamtredaktionssitzung diskutiert werden, was zukünftig in solchen Situationen Vorrang hat. Aber auch über ein ‚Verlautbarungsmedium‘ (also nach dem klassischen Sender-Empfänger-Modell) hinaus bietet das freie Radio Möglichkeiten. Als Beispiel hierzu fallen natürlich zuerst Quiz- oder Wunschsendungen aus den öffentlich-rechtlichen oder privat-kommerziellen Sendern ein. Denn HörerInnen können (und sollen nach unserem Statut auch) in die Sendung integriert werden – nicht nur als StatistInnen sondern mit Ihren Ideen und auch ihrer Kritik. Doch da geht noch mehr. Bei FSK (Freies Sender Kombinat) in Hamburg gibt es eine ‚Wunschsendung‘, bei der die HörerInnen von zu Hause aus über das Telefon ihre Lieblingsmusik spielen können. Ebenfalls bei FSK gab‘s die Idee, über das Radio in den öffentlichen Raum hinein zu wirken. Vielleicht erinnert Ihr Euch ja noch an die Räumung des Wagenplatzes Bambule und die Proteste gegen die Räumung und gegen Schill. Damals (es war kurz vor Weihnachten) hatte die Stadt ein Versammlungsverbot für die Innenstadt verhängt (die Weihnachtseinkäufe mussten unbedingt geschützt werden). FSK rief unter dem Motto ‚Kauft keinen Scheiß, kauft Radios!‘ zum Radiohören in der Innenstadt auf. So war dann das Versammlungsverbot locker umgangen, da sich ja nicht versammelt wurde. Über die Radios (die die Leute in die Stadt mitgebracht hatten) gab‘s dann Infos über die Bambule-Sauereien, das Versammlungsverbot und immer wieder wurde gesagt, wo sich gerade eine Ansammlung Radio-Hörender Menschen befindet. Immer wieder wurde über Handys aus der Stadt beim Sender angerufen und die Situation geschildert. Besonders lustig war das, als ein Polizist gerade eine Gruppe von Radio-HörerInnen vertreiben wollte und von einer Person mit Handy zu

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Jeden Mittwoch zwischen 23 - 24 Uhr im bermuda.funk

Die wöchentliche Dosis Punkrock mit Anarchie und Bier

Alle Sendungen zum Runterladen www.pogoradio.de

seinem Vorgehen befragt wurde. Dass er sich dann über die Radios selbst hören konnte war wohl so irritierend, dass er von seinem Vorhaben abließ. In der ganzen Stadt waren also RadioHörerInnen verteilt, die sich immer wieder zu kleineren oder größeren Gruppen zusammenfanden und wieder verstreuten. Die Staatsmacht war hilflos 6 . Natürlich hat da s freie Radio auch Grenzen. Menschen, die Radio gerne nebenher hören und möglichst wenig dadurch gestört werden wollen, Leute, die nur ‚ihre‘ Musik hören wollen oder die auf ‚objektiven Journalismus‘ stehen, werden mit freiem Radio nicht viel oder gar nichts anfangen können. Freies Radio muss immer wieder viel Energie in die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Landesmedienanstalt stecken um die eigene Position zu erhalten oder zu stärken – denn die freien Radios sind natürlich nicht gerade das ‚liebste Kind‘ der Landesmedienanstalten7. Und auch die interne Organisation frisst viel Energie.

Doch alles in allem lohnt sich die Mühe und die Potentiale, die freies Radio bietet, sind noch lange nicht ausgeschöpft! In diesem Sinne: Macht mit bei Eurem lokalen Freien Radio (oder gründet eins, wenn‘s noch keins gibt)!

Allgemein: - Links zu freien Radios in Deutschland, Österreich und der Schweiz: http://www.querfunk.de/radios.html. - Audiobeiträge freier Radios zum herunterladen: http://www.freie-radios.net/. Und für die Leute aus der Gegend von Mannheim (EUER freies Radio): http://www.bermudafunk.org. (Manchmal funktioniert auch der Live-Stream, so dass bermuda.funk weltweit(!) zu empfangen ist.)

bermuda.funk auf 89,6 und 105,4 MHz!

Die Punkrock-Sendungen findet Ihr mit Sicherheit. Und es gibt einige! Und jede Menge andere interessante Sendungen auch noch! (1) Zum Kampf um die Legalisierung von Radio Dreyeckland sei empfohlen: * Grieger, Karl-Heinz et al (Hg): Zum Beispiel Radio Dreyeckland – Wie freies Radio gemacht wird – Geschichte, Praxis, politischer Kampf; Dreisam-Verlag Freiburg i. Br., 1987 * Medienwerkstatt Freiburg: Wir bitten nicht länger um Erlaubnis - Geschichten um das freie Radio Dreyeckland; BRD 1985, 57 Min. (www.freiburger-medienforum.de/MW/) * www.rdl.de 2 Zu den unrühmlichen Ausnahmen gehören: Rheinland Pfalz, Berlin, Brandenburg, Saarland, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern. In Bayern ist freies Radio im Landesmediengesetz ebenfalls nicht vorgesehen, aber Radio Z ist ein freies Radio (dass zu den gleichen Bedingungen wie privat-kommerzielle Radios produzieren muss). 3 Infos zum BfR gibt‘s auf dessen Homepage www.freie-radios.de. Dort findet sich auch eine Übersichtskarte der Mitgliedsradios. Eine ausführlichere Liste findet sich bei Querfunk: www.querfunk.de/radios.html 4 Die Charta des BfR findet sich ebenfalls auf der Homepage: www.freieradios.de/bfr/charta.htm. 5 Das Redaktions- und Programmstatut des bermuda.funks findet Ihr hier: http://www.bermudafunk.org. So ähnlich sehen auch die Statute anderer freier Radios aus. 6 Infos zum ‚öffentlichen Radiohören‘ findet Ihr unter anderem hier: http: //germany.indymedia.org. Von FSK gab es auch ein Radioballett am Hamburger Hauptbahnhof, bei dem das Radio auch in den öffentlichen Raum ‚eindrang‘. Infos dazu gibt‘s hier: http://www.fsk-hh.org, hier: http:// germany.indymedia.org und hier: http://www.glizz.net. 7 Zur Auseinandersetzung mit der Landesanstalt für Kommunikation in Baden-Württemberg könnt Ihr mal hier nachsehen: http://www.affbawue.org/situation.htm. Gerade hier in Baden-Württemberg, wo die freien Radios im Vergleich zu anderen Bundesländern einen einigermaßen sicheren Stand haben, sind sie doch nicht davor sicher, dass sie ‚plötzlich‘ eine schlechtere Frequenz bekommen oder einen Teil der Sendezeit abgeben müssen. (Vgl. Freies Radio für Stuttgart: http://www.freies-radio.de/ und Querfunk Karlsruhe: http://www.querfunk.de) 1

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Eines der letzten selbstverwalteten Zentren Tschechiens ist in Gefahr … In Tschechien weht der Wind für autonome Projekte anders. Mit dem EU Beitritt soll auch dort aufgeräumt werden, und die selben Entwicklungen wie hierzulande versuchen die letzten Orte, die eine Alternative zu den herrschenden Verhältnissen bieten, zu zerstören. Im Zuge von Privatisierung und neoliberalem Denken werden die ohnehin schon an den Stadtrand vertriebenen „illegalen“ Projekte immer weiter dezimiert.

So hat nie ein Konzert mehr als umgerechnet 3$ gekostet. Auch die Getränkepreise wurden auf einem möglichst niedrigen Level gehalten. Trotzdem gelten auch im VRAH Club die hiesigen D.I.Y. Standards für tourende Bands- will heißen, die Bands bekommen Spritgeld/Eintrittsanteil, Essen, Pennplatz. Neben Konzerten bietet der VRAH noch Platz für Ausstellungen, Videoabende, sowie für Proberäume lokaler Bands. Oder eben einfach nur Platz um sich selbst zu verwirklichen Ausserdem bietet er noch dem „MOC PLEVELE“ Aufnahme Studio Platz. Ein kleines analoges Studio, welches unbekannten Punk/Hardcore Bands die Möglichkeit gibt, ihre Songs aufzu-

U E r e d n i t s i n e i Tschech

Die legendäre LADRONKA (ehemals besetztes Haus im Zentrum Prags- neben Wohnraum, war sie der Dreh- und Angel Punkt der Polit- und Punkkultur) gibt es schon seit 3 Jahren nicht mehr, und von den letzten beiden besetzten Häusern PragsPAPIRNA und MILADA- existiert auch nur noch das letztere. Ich selbst weilte im Juli 2003 auch mal in der Papirna, beim Konzert von CZOGOLSZ(USA) und TERROR ART(Rumänien). Das Haus bot für ein paar Menschen im Erdgeschoss und im Obergeschoss Wohnraum und hatte außerdem einen heruntergekommenen Hinterhof, sowie einen Kohlenkeller, der als Konzertraum/Bar fungierte. Das Haus selbst war am Stadtrand gelegen, 25 Minuten mit der Metro von der Touristen Stadt entfernt. Inmitten einem der grauen, von Industrie geprägten Vorstadtgebiete wie dem Mannheimer Jungbusch, fiel der Squat gar nicht wirklich auf. Die PAPIRNA wurde vor einigen Jahren legalisiert- die BesetzerInnen erhielten das Gebäude im Austausch für ein anderes besetztes Haus. Seitdem existiert auch eine Art Verträge für das Zentrum- diese Verträge beziehen sich jedoch nur auf einen Teil des Gebäudekomplexes. Der Rest des Hauses, der als Wohnraum genutzt und besetzt gehalten wurde, wurde am 18.12. geräumt. Jetzt soll auch der „legalisierte“ Teil platt gemacht werden. Das zweite besetzte Haus Prags, die MILADA, wurde ein paar Tage später auch gleich gerazzt. Es war geplant die Konzerte aus der PAPIRNA in die räumlich ziemlich beengte MILADA zu verlegen, um das bisschen, was es von der PAPIRNA noch gab, nicht zu gefährden. Zwei der BesetzerInnen der MILADA wurden festgenommen wegen Marihuanabesitzes, das Haus dann aber nicht geräumt. So bleibt als letzter Rückzugsort für die HardcorePunk Szene Prags nur noch das 007(legaler Club am Stadtrand).

nehmen. U.a. wurden hier schon die Master von Homo Consumens, Complicite Candens, Festa Desprato, Sicher Hate System, und von PSI aufgenommen. Der VRAH Club ist ab dem Sommer von einer Räumung bedroht-durch den Gerichtsvollzieher. Da der Laden legal ist, haben sich für das Kollektiv durch Miete, Strom, Betriebskosten mittlerweile 1.600$ Schulden angehäuft. Wenn diese nicht bis Juni 2004 zurückgezahlt sind, wird es den Club nicht mehr geben. Das ist der Preis für den Versuch, mal was anderes als eine Kneipe, Disco etc. zu sein, und einen Laden nach eigenem Ermessen zu gestalten. Jene Summe aber, ist für die wirtschaftlichen Verhältnisse in Roznov und speziell dem Ostteil des Landes enorm. Wenn wir zulassen, das der VRAH Club dichtgemacht wird, wäre dies ein Zeichen mehr, wie unfähig wir eigentlich sind, unsere eigenen Ideale umzusetzen. Betroffen ist zwar nur ein Klub, an dem die wenigsten jemals vorbeikommen werden. Gemeint sind aber wir alle. Denn, egal wo der Versuch unternommen wird D.I.Y. Strukturen aufzubauen, bedeutet ihr Verlust einen Verlust für uns alle. Egal, wo versucht einen anderen Lebensstil jenseits von Kosum- und Massenkultur zu führen, verdienen die Akteure unsere Unterstützung!

Der VRAH Club

Ganz anders sieht die Situation in Roznov pod Radhostem im Osten Tschechiens aus. Hier existiert seit 2000 die Initiative des VRAH Clubs. Ein selbstverwaltetes Kollektiv, welches in den letzten 4 Jahren Räumlichkeiten für unkommerzielle Alternativkultur geschaffen hat und bis dato Platz und Auftrittsmöglichkeiten für auftretende Bands bietet. Fast jede Hardcore/Punk Band Tschechiens und Slowakiens hat dort gespielt. Aber auch unzählige auswärtige Bands sind in den Räumlichkeiten der ehemaligen Schule aufgetreten. Bei den Konzerten wurde immer Wert auf Unkommerzialität gelegt, d.h. die Eintrittspreise möglichst niedrig zu halten und auch unbekannten Bands Auftrittsmöglichkeiten zu geben. Das heißt, im Extremfall nicht nach wirtschaftlichen Kriterien zu gehen, und kann bedeuten einen Laden zu betreiben, ohne Profit zu erwirtschaften.

Nette Briefe, Spenden(nur gut versteckt), Fragen etc. an: MALARIE RECORDS, Vidce 300, LDS 12, 75627 Valasska Bystrice, Tschechien orba@seznam.cz, malariepunk@seznam.cz Unter Verwendung eines Artikel aus Abolishing Borders From Below #14 Beni Das AbfB ist ein 2-monatiger Newsletter in Englisch, in dem ein Netzwerk aus osteuropäischen AktivistInnen regelmäßig zum Geschehen in der Anarcho/Squatter Szene informiert. Die neuste Nummer bekommst du immer für 1EUR+77ct. Porto bei Disyouth, Postfach 120811, 68059 Mannheim

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H

ölle nein! Das können die doch nicht machen. Nicht bevor ich sie wenigstens ein Mal live gesehen habe. Fuck, wieso immer ich. Hat das mit One Way System nicht schon gereicht!?“ So ungefähr hab ich auf den Split von Aus-Rotten reagiert. Die unzensierte Version kann ich hier net schreiben, schließlich kaufen das Heft ja auch noch Leuts, die laut Gesetz noch nicht allem „ausgesetzt“ werden dürfen!? Wie auch immer. One Way System möchte ich mittlerweile gar nimmer sehen, da die sich heutzutage, nach ihrer Reunion, eher wie Aushilfs-Rockstars aufführen sollen. Sofern sie überhaupt in den Läden auftauchen, in denen sie spielen sollen. Denn bevor ich zu dieser Meinung kam sprangen sie zwei Tage vor einem Date ab, dass ich mit ihnen JUZ Mannheim als Veranstalter hatte...Aber das ist ein andere Geschichte. Bei Aus-Rotten hingegen tut es mir wirklich leid, die fand ich richtig großartig. Wie da bei dem Song „The System Works For Them“ zum gleichnamigen Debut-Album Hass, Wut, Zorn und Aggressivität aufgebaut werden ist schon einzigartig und sucht meiner Meinung nach seinesgleichen. Auch die zweite Scheibe „...and now back to our programming“ ließ in diese Richtung nichts vermissen, sondern machte mit dem 16 minütigen Titeltrack unmissverständlich klar, wer zu der Zeit die Anarcho-Punkband war. Ebenfalls sah man daraufhin kaum noch jemand, ob Deutsch-, Style- oder Anarchopunk, ohne Accessoire mit dem Logo dieser Band. Ausgerottet hatte es sich dann nach der normalerweise wegweisenden 3. LP, die auch schon nicht mehr das darstellte was von den Vorgängerscheiben aufgebaut wurde. Die Ruh war da und ich traurig die Europatour damals verpasst zu haben. Doch schon bald hörte ich von BEHIND ENEMY LINES. Gurgel, Röchel... Hass der mein Gesicht in eine Fratze verzieht, das Blut in meinen Adern kochen lässt und mein Herz zu Höchstleistungen antreibt. Da haben die sich doch fast nur umbenannt! Das Schlagzeug gräbt sich in den Magen, wie sich die Gitarren in die Ohrmuscheln sägen und der Gesang ein einziger Mix aus Selbstgeißelung und unbarmherzigem Zorn, vor dem man zur Ölgötze mit meterdicker Gänsehaut erstarrt. Ein Fest!!! So konnte ich es mir nicht nehmen lassen mit Dave, dem neuen und alten Sänger, ein Interview zu führen. Zudem wollte ich natürlich wissen, ob sie eine Tour planen. Nicht, dass ich die Verpasse und am Ende wieder dumm aus der Wäsche schauen muss!! Da ich ein großer Aus-Rotten Fan bin, muss ich dich natürlich auch etwas dazu fragen. Wieso habt ihr euch aufgelöst? Zudem, dass die Leute, mit denen ihr das Debut von Behind Enemy Lines produziert, aufgenommen, gemixt usw. habt, nahezu die gleichen sind. Erst mal danke für’s Kompliment. Die Band löste sich aus verschiedenen Gründen auf. Da gab es persönliche Gründe dafür, aber auch weil einige keine Lust mehr hatten auf der politischen Schiene weiterzumachen. So zerbrach die Combo in zwei Tei-

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le. Die eine Hälfte gründete B.E.L. und die andere macht jetzt als „Caustic Christ“ weiter. Und ja, B.E.L. arbeitete tatsächlich mit einigen Leuten zusammen, die die Sachen für Aus-Rotten aufnahmen. Doch bei unserem neuen Album „The Global Cannibal“ arbeiteten wir mit vielen neuen Leuten. Stimmt es eigentlich tatsächlich, dass die Aus-Rotten 7´´ „Fuck Nazi Symphaty“, mehrere zehntausend Mal verkauft wurde? Also als ich das letzte mal mit Felix von Havoc sprach, erzählte er mir, die Single sei bisher bei einer Auflage von 22 000 Exemplaren. Noch eine letzte Frage zu Aus-Rotten. Eigentlich sehe ich keinen großen Unterschied zwischen der alten und neuen Band – Der Sound, die Texte, die Intention etc. Kannst du mir da einen Unterschied erklären? Da kann ich dir nur Recht geben. Es gibt auf jeden Fall viele Parallenen zwischen den Bands. Die Lyrics gehen nach wie vor in die gleiche Richtung, weil auch Politik immer noch wichtig für mich sind. Deswegen habe ich textlich dort weiter gemacht, wo ich aufgehört habe. Den Sound jedoch finde ich haben B.E.L. auf ein neues Level gebracht. Die Musik ist viel differenzierter, abwechslungsreicher. B.E.L. ist viel heavier und brutaler als Aus-Rotten es jemals waren. Letztere peitschten eher die Meute an. Außerdem sind die neuen Bandmitglieder musikalisch besser und haben verschieden Stile, was es eben möglich machte die Musik auf ein neues Level zu bringen. Zudem versuchen wir derzeit alle in den Gesang zu integrieren. Nun zu B.E.L. Ist denn eine Europatour in Sicht? Tatsächlich haben wir intern schon über eine Tour 2005 gesprochen, aber dabei ist es bis jetzt auch geblieben. Bisher wissen wir noch nicht genau, wann wir kommen können. Wir sprachen mit Timo von Alerta Antifaschista über die europäischen Pressungen unserer Veröffentlichungen und er bot uns an jederzeit beim buchen einer Tour zu helfen. Doch wie gesagt müssen wir uns da zuerst selbst drüber einig werden. Warum ist denn euere Scheibe nicht schon lang in Europa von einem Label veröffentlicht und vertrieben? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es kein Interesse gibt an der AusRotten Nachfolgeband. Ich glaub ich kenne fast niemanden, der nicht ein Shirt, Button, Aufnäher oder ähnliches mit dem Logo hat. Also unser erstes Album „Know your Enemy“ haben wir hier bei Tribal War veröffentlicht und das neue schon erwähnte „The Global Cannibal“ hier bei Antagony Media. Doch in anderen Ländern haben wir uns natürlich auch schon umgehört. In Deutschland wie erwähnt bei Timo von Alerta Antifaschista. Aber auch in anderen Ecken der Erde. In Japan haben wir mit Misaki von Triabl War Japan Kontakt. Ihn kennen wir von der Aus-Rotten Japan-Tour, die er buchte und hoffen er kann


dasselbe noch einmal für B.E.L. arrangieren. In Brasilien wollen wir mit Red Star Records zusammen arbeiten, die sich um ganz Südamerika kümmern sollen. Jorge ein Brasilianer bei Antagony Records hier in den Staaten hat schon mit denen geredet, doch ist noch nichts entschieden. Was machen überhaupt du und die anderen außerhalb der Band? Viel politische Arbeit, vielleicht in Gruppen. Und wie finanziert ihr euer tägliches Leben, also Essen, Miete... Jeder bei B.E.L. ist ständig viel beschäftigt, was es manchmal echt schwierig macht mit der Combo. Bill spielt gleichzeitig noch bei „Caustic Christ“, Mary und Matt T. seine beide noch bei „Pennance“. Letztere starten übrigens kommende Woche eine Europatour. Matt T. spielt außerdem noch in ner irischen band namens „Seirsha“. Daneben geht jeder noch arbeiten. In politischen Gruppen war ich über die Jahre gesehen schon in einigen. Das waren „Food not Bombs“, das „Western Committee zur Befreiung Mumia Abu Jamals“, das Frauenhaus in Pittsburgh und noch einiges mehr. Ich schrieb auch für das „Slug and Lettuce“ Fanzine und schreibe jetzt für das „Profane Existence“. Zur Zeit gehe ich wieder auf die Schule und lerne Zeichensprache, wofür ich hoffentlich mal Übersetzer werde.

Wie registrierst und beurteilst du die aktuelle politische Situation in deinem Land? Ist Kerry, der von Michael Moore unterstützt wird, wirklich eine Alternative? Ja ich hörte, dass Michael Moore in der Vergangenheit sagte er werde jeden demokratischen Kandidaten unterstützen, Hauptsache nicht Joe Liberman, der von seiner eigenen Partei favorisiert wurde. Es gibt hier einen Menge Menschen, die denken „alle nur nicht Bush“, die ihn einfach nur aus seinem Amt werfen wollen. Viele Amerikaner haben zwar in den Vorwahlen für Kerry gestimmt, doch nicht unbedingt, weil sie ihn mögen oder seine Standpunkte mit ihm teilen, sondern weil sie glauben er habe im November bei den Wahlen die besten Chancen gegen Bush. Persönlich hätte ich lieber noch ein paar andere Gesichter vor Kerry gesehen, doch glaube ich nicht, dass sie die richtigen gewesen wären. Ich habe aber auch keine Illusionen, dass wenn Kerry gewählt wird etwas besser wird. Wir werden weiterhin in einem extrem korrupten und rückständigem Land leben. Doch eine Stimmung, die von verzweifelt zu schlecht umschlägt, so traurig es auch klingen mag, ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht werden wir aber unglücklicherweise in diesem Stadium verharren, wenn es die Menschen dann wieder nicht interessiert, was um sie herum passiert und versuchen weiter etwas zu verändern.

Wie stehst du persönlich zu der „Rock against Bush Tour“, In Deutschland hört man, dass die Popularität von Bush die Mike von Fat Wreck organisiert, und der Internetseite ständig sinkt. Ist das wirklich so? „punkvoter.com“? In gewissen Bereichen ist das tatsächlich so. Bspw. was die ArFür mich ist das eine gute Sache. Ich finde jeder Mensch, der beitslosigkeit, Schaffung von neuen Arbeitsplätzen oder die etwas macht, um die Bush Administration ihres Amtes zu ent- Wirtschaft betrifft. Jedoch glauben noch die meisten Ameriheben, macht etwas positives. Niemals zuvor hatten wir solch kaner, dass er einen guten Job macht im Falle der Terrorbeeine rückständige und kriminelle Regierung in diesem Land, kämpfung, was vollkommen absurd ist. Doch auch in diesem die jedem auch nur das kleinste bisschen Energie versucht zu Punkt liegt das Problem wieder bei den regierungstreuen Merauben, der sie aus dem Amt hadien, woraus die Menschen ihre anben will. Deswegen versuche ich Informationen ziehen. So„WE SEE TROUGH YOUR LIES. geblichen Leute dazu zu bringen mal von gar nach dem bewiesen wurde, dass ihren Unterschieden abzusehen YOU CAN STAND ON YOUR OWN. die Regierung ihre Bürger und die und sich auf die eine größere betrogen hat mit den angebWE‘RE NOT WITH THE TERRORISTS, Welt Gemeinsamkeit zu konzentrielichen Gründen für den Irakkrieg, WE‘RE NOT WITH YOU, AND ren und fähig sind, das zu tun, oder der neueste Beweis, Warwas wir tun müssen. nungen vor dem 11.9.2001 nicht WE‘RE NOT ALONE“ B.E.L. sind ja eine DIY Band auf ernst genommen und darauf reaeinem DIY Label. Was denkst du giert zu haben, hat Bush vor Kritidenn über Labels, Bands, Booking kern erfolgreich geschützt, da die „THE GLOBAL CANNIBAL“ LP Agenturen etc, die ihr „Geld mit Punk Regierung in die Fälle mitverwickelt verdienen“, wie bspw. Fat Wreck oder Anti-Flag, letztere grü- ist und die Tatsache, dass die Medien nicht die echten Fakten ßen euch sogar auf ihrer aktuellen Platte? berichten. Es ist definitiv wahr, dass diejenigen, die die InforNun gut, die DIY Werte sind das, woran ich glaube und nach mationen haben, Menschen manipulieren können. denen ich mich entschieden habe zu leben. Ich habe gemischte Gefühle, wenn es um mehr Kommerz bei Bands oder Labels Was hat sich denn für dich persönlich, für die Gesellschaft geht. Doch abgesehen von dem, was in diesem Land und der und für die Innenpolitik seit dem 11 September 2001 veränWelt an sich abgeht, ist das bedeutungslos. Ich glaube es ist viel dert? Hattest du oder jemand deiner Freunde seitdem schon wichtiger, dass die Printmedien ihr Hauptaugenmerk auf diese einmal Ärger mit der Justiz? Dinge fokussiert. Ich persönlich würde meine Zeit und Ener- Für mich persönlich hat sich an dem Tag nichts geändert. Für gie eher dem widmen. Bands wie Anti-Flag haben sich eben die Gesellschaft und die Innenpolitik hat der Tag aber einen entschieden die Möglichkeit zu nutzen ihre Message einer gro- immensen Eindruck hinterlassen. Der 11.9. gab der Bush Adßen Menge von Menschen zu überbringen. Ob die Leute das ministration die Möglichkeit all die unterdrückerischen Mittel tatsächlich hören wollen oder nicht ist eine andere Sache. Wir durchzusetzen, für die sich die konservative Rechte schon seit können es nur hoffen. Jahren einsetzte. In diesem Sturm der Angst und des PatriotisIn diesem Land ist es nahezu unmöglich für Menschen, vor mus’ bauten sie auch ein sehr gelungenes Schutzschild für sich allem für Jüngere, Alternativen zur regierungstreuen, gleich- selbst auf, das sie vor Kritik und anderen Meinungen schützt. geschalteten Propaganda zu hören. Deswegen denke ich ist Indem sie den Patriotismus und die Schwäche eines jeden Einjedes Forum oder Medium, dass seine Message vertritt oder zelnen in Zweifel zogen, der nicht ihrer Meinung ist. Und ja, den Menschen mitteilt, was wirklich da draußen passiert, ei- jeder, dessen Meinung von der der Regierung abwich hier, hatne gute Sache. te diverse Probleme mit Leuten, die ein Opfer dieser abartigen Stimmungsmache der Angst und des Nationalismus’ wurde.

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Hast du von der Geschichte gehört, dass das Pentagon Material verkauft hat, mit dem es möglich sei Biowaffen zu bauen!? Das ist doch nichts neues. Das Pentagon ist verantwortlich für die Bewaffnung von mehr „Terroristen“ als jede andere Institution in der Welt. In Deutschland heißt es immer die Amerikaner sind völlig beeinflusst durch ihre Medien und bekommen nicht genug Informationen. Ich denke bei uns ist das nicht viel anders. Das Problem ist, dass man die Infos bekommen kann, aber man muss eben interessiert daran sein, oder? Ich finde die US-Amerikaner müssen sich Gedanken darüber machen was da draußen passiert und müssen dies auch wollen. Weil die Mainstream Medien hier total rechte Propaganda ist. Es verlangt eben ein wenig Mühe Alternativen und unabhängige Informationsquellen zu finden und zu lernen was wirklich passiert. Was glaubst du wieso Kapitalismus immer noch funktioniert, obwohl logisch ist, dass er letztendlich in sich zusammenbricht? Was könnte die Lösung sein und würde eine Revolution wirklich etwas neues bringen? Ich glaube nicht, dass Kapitalismus funktioniert, da es offensichtlich nur die Reichen oben noch reicher macht. Aber ich denke das ist es warum es immer noch die Basis für unsere Wirtschaft ist. Doch so lange, wie die Menschen mit den Krümeln zufrieden sind, die von den Tischen der extremen Reichen abfallen, wird das System uns auch weiterhin ausbeuten. Eine Revolution wäre ein sehr schwerwiegende Sache. Wie ich glaube wäre sie nur erfolgreich durch einen gewaltsamen Sturz der Regierung. Ob das jedoch etwas Neues bringen würde ist schwer zusagen. Für mich scheint der menschliche Charakter auf Habsucht und Egoismus beschränkt. Weswegen ich glaube, um eine spürbare Veränderung in der Gesellschaft auszumachen, muss jeder einzelne selbst den Willen haben folgende Charakteristika bei sich selbst zu ändern: Wenn ein Problem auftaucht in die andere Richtung zu schauen, so lange es einen nicht direkt persönlich betrifft. Wir sollten für alle einstehen und nicht nur für uns oder jene aus unserem direkten Umfeld, sondern für absolut jeden. Wir müssen endlich einsehen, für eine Gemeinschaft zu arbeiten bedeutet, dass alles was sich auf eine Person auswirkt, sich auf uns alle überträgt. Bocky

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das experiment Aus der Unterrichtsreihe von Professor für galoppierenden Schwachsinn Doktor Svenson

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icher kennt jeder von uns das Problem, man sitzt morgens total verkatert am Frühstückstisch, hat gerade seine Frühstückskippe fälschlicherweise in der Butter ausgedrückt und beim Versuch seinen Kaffe mit der Zahnbürste umzurühren wirft man sein Marmeladenbrot runter. Reaktionsschnell wie man an so einem Morgen nun mal ist, schaffst du es gerade noch zu sehen wie es schon seit etwa zwanzig Sekunden am Boden liegt. Natürlich liegt´s, wie soll´s auch anders sein, genau mit der Marmeladenseite nach unten auf dem Platz wo deine Katze kurz vorher beschlossen hat ihr Winterfell gegen das Sommeroutfit zu tauschen. Auf Katzenhaar mit Erdbeermarmelade hast du an diesem Morgen irgendwie keinen Bock und so landet es eben im Müll. Hungrig gehst du wieder ins Bett, nicht ohne der Katze noch einen Tritt verpasst zu haben. Da dir diese Prozedur nun schon ein paar mal hintereinander passiert ist, du langsam am verhungern bist und deine Katze schon ihr sechstes Leben verballert hat, weil ihr die ständigen Tritte entgegen aller Erwartungen doch etwas zugesetzt haben, wird Professor Doktor Svenson nun für Abhilfe sorgen. Zu aller erst muss man sich mal mit der Problematik etwas genauer auseinandersetzen. Damit ist nun allerdings nicht das Problem gemeint, dass du ständig zu voll und/oder zu dämlich bist dir ein vernünftiges Frühstück zu zaubern. Nein, wir konzentrieren uns lieber auf das Wesentliche, was in diesem Fall der Fall des Brotes darstellt. Warum landet es eigentlich JEDEN Morgen auf der Marmeladenseite? Es gab noch nicht einmal den Fall, dass es anders gewesen wäre. Betrachten wir doch einmal die Ausgangssituation etwas näher. Da wäre zum einen das Brot und zum anderen der Tisch von dem es fällt.

Versuch Nummer 1: Wenn du nun das Brot nicht gerade mit einem motorisch fehlgeleiteten Zucken von dem Tisch feuerst, so dass es erst an der Wand, dem Herd oder sonst wo, wo es nicht hinsoll, landet, sondern ganz normal das Brot über die Tischkante schiebst, können wir den schon erwähnten Effekt beobachten. Brot klebt am Boden. Warum aber ist das so? Hat das möglicherweise was mit der Dicke der Marmelade zu tun? Je Dicker die Marmelade desto größer die Chance dass es auf der Brotseite landet? Das wär ja der Gipfel der Ungerechtigkeit. Dies würde nämlich bedeuten, das du armer Schlucker, der nur sehr sparsam

sein Brot bestreichen kann weil er sein ganzes Geld versoffen hat, ständig sein abgestürztes, verhaartes Brot wegwerfen musst, obwohl du doch eh schon am Hungertuch nagst. Wohingegen derjenige, der sein Brot verschwenderischer Weise und nur um seinen Reichtum zu präsentieren, dick mit Marmelade bestreicht, auch noch im Falle eines Absturzes des Brotes damit belohnt wird, dass es richtig rum auf dem Boden landet. Er könnte sein Brot einfach aufheben und weiteressen, was so jemand natürlich nie machen würde, aber es zählt ja auch nur die Tatsache, dass er es könnte wenn er wollte. Fakt ist: Beide, ob dick oder dünn bestrichen landen auf der Marmeladenseite. Da die Gesetze der Physik nicht zwischen Arm und Reich unterscheiden und herkömmliche Marmeladenbrote auch nicht, muss des Rätsels Lösung eine andere sein. Wie wir nun gelernt haben hat das Problem nix mit der Dicke der Marmelade zu tun. Halt, halt, halt, nicht so schnell, es macht keinen Sinn wenn ihr jetzt in die Küche rennt und ausprobiert ob die Dicke des Brotes vielleicht eine Rolle spielt. Logischerweise, soviel sei gesagt, ist dies nicht der Fall. Tja, nun wissen wir schon etwas mehr. Wie Einstein zu dichten pflegte: Das Gewicht ist es nicht. Betrachten wir uns als nächstes doch einmal die Fallhöhe.

Versuch Nummer 2: Voraussetzung für dieses Experiment ist, dass ihr einen ganz normal hohen Küchentisch habt (bei einer Körpergröße von 1,73 wie ich sie vorweisen kann, misst ein gewöhnlicher Küchentisch etwa bis zu der Taille) und einen Küchentisch der genau doppelt so hoch ist. Möglicherweise könnt ihr euren Nachbarn für euer Experiment begeistern und er leiht euch seinen Küchentisch, den ihr dann auf deinen Tisch stellt. Das Ergebnis für den Sturz von einem einfachen Tisch ist uns ja bereits bekannt. Doch wie siehts aus wenn das Brot den doppelten Weg zurück legen muss? Gibt´s dann die doppelte Sauerei? Wir werden sehen. Zunächst klettern wir mit der Hilfe von unserem Nachbarn auf den zweiten Tisch. Oben angekommen stellen wir fest, dass wir nicht schwindelfrei und außerdem nicht krankenversichert sind und jagen stattdessen unseren Nachbarn hoch. (Wir “jagen” ihn natürlich nur hoch auf den Tisch und nicht in die Luft). Mit einem von seiner Frau professionell geschmierten Marmeladenbrot ausgerüstet sitzt er nun dort oben und wartet auf dein Zeichen. Drei, zwei, eins uuuuund der morsche Tisch bricht laut krachend zusammen. Nachbar liegt jammernd am Boden, auf der Stirn klebt fein säuberlich mit der Marmeladenseite das Brot. Nach einer Zwangspause von zwei Monaten, in denen sich der Nachbar von seinem gebrochenen Becken und Tisch erholt hat, starten wir das Experiment erneut. Der neue Küchentisch des Nachbars macht sich gut auf deinem alten Sperrmüllfund und der neue, äääh genesene Nach-

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bar macht sich gut auf seinem Tisch. Der lang ersehnte Moment nähert sich. Langsam schiebt der Nachbar das nagelneue Marmeladenbrot Richtung Tischkante. Nur noch wenige Zentimeter. Jetzt ist es soweit. Das Brot kippt langsam über die Kante, es fällt, dreht sich, nähert sich rasend schnell dem Boden, schlägt auf und liegt auf der...Brotseite. (Hurrarufe, Gejubel, Standing ovations und so weiter). Nun, was schließen wir daraus? Richtig, auf die Fallhöhe kommt es an. Das Marmeladenbrot schafft bei einem normal hohen Küchentisch gerade mal eine halbe Umdrehung. Immer. Wer nun in Mathematik etwas aufgepasst hat, der weiß nun: einfacher Tisch = halbe Drehung ... Doppelter Tisch= Ganze Drehung. Um also vorzubeugen das dein Marmeladenbrot immer auf die Pfuiseite klatscht, musst du in Zukunft immer mit deinem Nachbarn Frühstücken, indem ihr eure Küchentische übereinander stellt. So, das Problems wäre gelöst, du musst nicht mehr verhungern, hast ein gutes Verhältnis zum Nachbarn Kurt und deiner Katze geht’s somit auch wieder besser. (Wir erinnern uns: Katze schuld an Haaren auf Brot, deshalb ungenießbar, ergo bekam Katze tritt, Katze in schlechter Verfassung.) Dies waren die ersten Schritte um euch in die geheimnisvolle Welt der Physik zu entführen. Ich hoffe ich konnte euch ein wenig begeistern und ihr folgt meinem nun folgenden Experiment genauso aufmerksam wie dem ersten. Begleitet mich nun in die Wunderbar Wirre Welt (WWW) des Svens. Teil dieses Experiments, oder sagen wir besser die Hauptfiguren, sind in diesem Fall das altbekannte Marmeladenbrot und die leicht lädierte Katze. Nun, bisher wissen wir, dass das Marmeladenbrot immer auf die gute Seite klatscht. Das ist für unsere Zwecke genug was wir über Marmeladenbrote wissen müssen. Balzrituale und die verschiedenen Stammesfehden zwischen Schwarz und Weißbrot behandele ich in einem anderen Thema. Beschäftigen wir uns lieber etwas näher mit unserem vierbeinigen Freund. Zunächst einmal ist es ja das Äußere, dass uns auffällt. Sie ist sehr haarig und deshalb mitschuldig an unserem versauten Marmeladenbrot. (Gut, man könnte sie rasieren, aber mal im Ernst so eine rasierte Muschi also ne wie sieht das den aus?). KATZE ihr Barbaren, ich meinte rasierte KATZE. Zurück zum Thema. Also die Optik ist in diesem Fall nicht das Interessante an der Mu... Katze. Betrachten wir doch mal ihre Fähigkeiten etwas genauer. Ja klar, sie frisst, aber das ist es nicht was sie so außergewöhnlich macht, sonst könnte ich auch einen ordinären Elefanten für das Experiment nehmen. Nein, auch ihre zugegebenermaßen hervorragenden Kletterkünste sind in diesem speziellen Fall völlig uninteressant. Wenn sie mir nun noch erklären könnten, was extrem stinkende Katzenexkremente mit meinem Experiment zu tun haben könnten, bin ich gerne bereit darüber nachzudenken, ob dies wirklich als besondere Fähigkeit einer Katze durchgehen könnte. Nun, ich merke schon, sie kommen von alleine nicht drauf. (Ja, richtig, Kiffen würde helfen um drauf zu kommen aber dieses Thema behandelt jemand anderes. Vielleicht euer Psychiater?) Ok, ok, hier noch eine kleine Hilfe. Werft doch die Katze mal scherzhalber hoch. Ruhig etwas höher. So, und was können wir nun beobachten? Oder besser gesagt was können die beobachten die nicht unter dem Deckenventilator standen? Bingo, die Katze landet immer auf allen Vieren. (Erstauntes Raunen). Tja, und somit stehen wir am Anfang unseres Experiments. Wir fassen zusammen.

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Auf der einen Seite haben wir unser Marmeladenbrot, das immer mit der Marmeladenseite unten landet. Auf der anderen Seite haben wir die leicht lädierte Katze, die trotzdem immer auf allen Vieren landet. Daraus ergibt sich doch automatisch die Frage: Was passiert, wenn ich der Katze nun das Marmeladenbrot auf den Rücken klebe? Naja, vorerst noch nichts, außer dass die Katze ziemlich dämlich aussieht. Interessant wird es erst, wenn ich die Katze samt Marmeladenbrot auf dem Rücken vom Frühstückstisch meines Nachbarn werfe. (Wir erinnern uns: der Küchentisch meines Nachbarn steht auf meinen/m Küchentisch). Tja, hiermit ist der praktische Teil des Experiments erst mal an seinen Grenzen angelangt, Was nun folgt ist der Theoretische Teil. Gehen wir als erstes davon aus, dass das Marmeladenbrot das gleiche Gewicht wie unsere Katze hat. Was passiert also, wenn ich unsere Marmeladenkatze über die Tischkante schiebe? Knallt nun das Brot, wie es Marmeladenbrote erwiesenermaßen zu tun pflegen, auf seine Marmeladenseite oder landet unsere lädierte Katze wie es sich für eine Katze gehört auf ihren Pfoten? Möglicherweise haben wir gerade ein bzw. DAS Perpetuum Mobile erfunden. Das ganze sieht nämlich so aus, dass keiner von beiden den Boden jemals erreichen würde. Kaum wäre die Katze mit ihren Pfoten in der Nähe des Bodens angekommen, würden die physikalischen Gesetze des Marmeladenbrotes einsetzen und das Brot würde sich in Richtung Boden drehen. Kaum wären allerdings die Pfoten der Katze nach oben gerichtet, würde diese versuchen sich wieder umzudrehen und auf allen vieren zu landen. Dadurch würden sich Katze und Brot ständig um die eigene Achse drehen. Da dadurch keinerlei Energie verbraucht wird, sondern man im Gegenteil noch einen Dynamo anschließen könnte, wäre dies ein fast perfektes Perpetuum Mobile. Leider nur fast, da das Marmeladenbrot die Angewohnheit hat, irgendwann zu schimmeln und unsere lädierte Katze ja schon ihr letztes Leben angebrochen hat. Doch all meine Hoffnungen ruhen in der Genforschung, die vielleicht schon bald Marmeladenbrote und Katzen züchten, die sich kurz vor ihrem Verfallsdatum wieder regenerieren. Und somit hätten wir, nur mit Hilfe unserer liebsten Haustiere, Nachbars Küchentisch und unserem liebsten Frühstücksbestandteil die Energiekrise der ganzen Welt gelöst. So, dass war´s auch schon für heute. Ich hoffe, sie hören mir auch Morgen wieder zu, wenn es heißt, Professor Doktor Svenson rettet die Welt (und den Rest des Universums gleich mit). Unser morgiges Thema heißt: Schwerkraft? Ich hab noch keine gesehen! In dieser Stunde erkläre ich, wie man mit Hilfe einer Hutnadel und eines Hagebuttenteebeutels auch noch die entferntesten Winkel des Universums bereisen kann. Also bis Morgen und passen sie auf sich auf. Prof. Doc. Svenson


ANTI-FLAG

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or Jahren konnte ich nie etwas mit Fat Wreck Bands anfangen. Die Gründe dazu sind im nachhinein doch etwas, na ja nennen wir es mal schnell pubertär. So von wegen böses großes Label, das nur Geld machen will, genau wie die Bands, deren Mucke obendrein noch lan gweilig ist. Doch mittlerweile hat sich an der Meinung ganz schön was geändert. Denn wenn ich mir mal anschaue, wie der Laden funktioniert, oder was der Labelboss so macht, dann ziehe ich eher mal den Hut. Was jedoch geblieben ist, sich nur nicht bloß auf dieses Label bezieht, ist die Tatsache, dass viele Bands nicht ihren eigenen Stil haben und bedingt langweilig sind. Anders ist das mit Anti-Flag. Die haben zwar auch den typischen Westküsten Stil, doch hört man leicht ihre eigene Interpretation dessen heraus, was sie dann wiederum nicht langweilig macht. Vielleicht lag es auch an dem „Underground Network“ Album, was zu meinem Bedauern das erste war, was ich von ihnen hörte. Denn schaut man sich mal das Booklet genauer an, dann bemerkt man schnell, dass die Jungs nicht nur irgendwelche abgedroschenen Parolen in Lieder einbauen und nachsingen. Vielmehr erfinden sie eigene, von denen man dann ausgehen kann, dass sie mit Herzblut rausgerotzt werden. Denn zu fast jedem Song gibt es Linernotes, wieso, weshalb, warum man das Lied so machte, bekommt Infos zum Inhalt und meist nen Kontakt zum jeweiligen Track. Die machen sich scheinbar wirklich Gedanken und arbeiten hart an ihren Songs. Doch genug der Lobhudelei, schließlich sind sie auch nur Menschen, wie du und ich. Trotzdem geben sie sich bei dem was sie alles machen vielleicht ein wenig mehr Mühe als viele andere, wovon ich mich keineswegs ausschließe, sondern eher versuchen möchte mir mal ein Scheibchen abzuschneiden. Quasi einfach mal machen und nicht nur labern! Das Interview selbst kommt in zwei Teilen. Der erste Teil entstand Ende Oktober ´03 am Telefon mit dem Sänger Justin. Davor hatte ich die Gang in Stuttgart in der Röhre gesehen und war ehrlich gesagt nicht wirklich so begeistert. Das lag aber daran, dass der Laden einfach viel zu klein war und es Schweiß regnete!! Sicherlich aber auch daran, dass ich mit den vielen Kids zurecht kommen musste, die ich ja eigentlich nicht so gewöhnt bin. Also nicht die üblichen, die man auf Punkkonzerten antrifft. Ich meine diejenigen, die nicht auf Punkkonzerte kommen, weil es ihnen zu assig ist, oder nicht poppig genug ist. Von der Mucke her war es ziemlich genial und die haben gerockert wie die Großen!! Der zweite Teil stammt von Anfang März in Fulda, als wir Jasmins Schwester anlässlich eines Anit-Flags Konzertes dort besuchten und somit auch gleich einen guten Pennplatz hatten. Doch zu Fulda unten mehr, wo ich mich kurz mit dem Schlagzeuger Pat unterhielt. Wie war denn die letzte Europatour im August und ist dein Kiefer wieder o.k.? (Gelächter am Hörer jenseits des Atlantiks)

Sauber die Haar gʼsc hnit te

Die Tour war großartig. War natürlich blöd mir den Kiefer zu brechen, was mich auch tierisch genervt hat. Bis dahin hab ich die Tour genossen. Vor allem in Deutschland, was ein gutes Land zum touren ist. Es gibt viele nette Leute und wir haben dort scheinbar auch viele Fans. Nach dem Kieferbruch in England wurde die Tour ja unglücklicherweise abgebrochen. Doch habt ihr circa sechs Wochen später schon wieder dort auf einem Festival gespielt. War dein Kiefer bis dahin schon verheilt? Nein, leider war der bis dahin noch nicht verheilt. So mussten die anderen ohne mich hinfahren. Der Arzt riet mir nicht in ein Flugzeug zu steigen. Die drei verbliebenen Bandmitglieder probten dann auch ohne mich und haben scheinbar auch zu dritt eine gute Show geliefert. Als Band war es uns auch wichtig dort lieber mit einer Person weniger aufzutreten, als den Gig ganz abzusagen. Aber jetzt ist die Kinnlade wieder o.k.? Jaja, da ist wieder alles in guter Verfassung. Wir haben auch gerade ein kurze US Tour hinter uns, auf der wir 10 Konzerte spielten. Das waren Preview-Konzerte um die neue Platte zu promoten. Guter Übergang. Die neue Scheibe „The Terror State“ macht auf mich den Eindruck, dass sie weniger aggressiv als das Vorgänger Album „Underground Network“ ist, jedoch druckvoller und mehr Chöre und Sing-a-Longs hat? Da muss ich dir zum Teil zustimmen, doch trotzdem haben wir auch auf der aktuellen Scheibe Songs die sehr aggressiv sind. Doch im Ganzen kann man wohl sagen, dass „The Terror State“ poppiger ausgefallen ist. Interessanterweise habe ich gestern jemanden getroffen, der genau das gesagt hat wie du.

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Warum haben eigentlich nur die ersten 15 000 CD’s den Bonustitel „Fuck the Flag“? Das hat verschiedene Gründe. Z.B. sollte er für die Kids sein, die große A-F Fans sind und sich das Album ohnehin möglichst schnell zulegen. Außerdem ist er auch für diejenigen, die sich schon lange mit der Band beschäftigen, vielleicht schon von Anfang an „dabei“ sind. Die werden auch den Humor in dem Lied und die Message des Songs verstehen. Andere werden wahrscheinlich denken es handelt sich um einen weiteren unnötigen und flachen „fuck this, fuck that“ Track. Gestern hatte ich von einem Bekannten gehört, euer neues Album sei nach nicht einmal einer Woche nach Erscheinen in einem großen CD-Handel (Müller Drogeriemarktkette – kennt wohl jeder!!) schon vergriffen. Echt? Das ist ja toll. Hm, jetzt schon, das ist ja unglaublich!

(aber wir vielleicht bald Eures! Anmk. Bocky), doch interessiert sie das rein gar nicht. Das ist frustrierend, die Menschen sind faul. Manchmal bin es dann selbst leid eine Message zu haben, mir den Kopf zu zerbrechen. Im Moment ist es wirklich völligst anders als vor fünf Jahren. Das normale Leben ist anders. Die Menschen sind viel frustrierter und weiter fünf Jahre George Bush wären ein Desaster. Andererseits sehe ich kaum jemanden, den es interessiert. Ich hörte 46 % der amerikanischen Bevölkerung wollen ihn wieder wählen. Ja, er ist immer noch sehr populär. Ich kann das nicht verstehen. Das Volk ist verrückt!

Bezüglich eures Songs „You can kill the protesters but you can’t kill the protest“, hattet ihr schon einmal Besuch von so etwas wie dem Staatschutz? (kurz musste klar gestellt werden was bei uns dem CIA, FBI oder bei ihnen dem VS gleich kommt.) Also ob wir von irgend einem Geheimdienst überwacht werden können wir nicht genau sagen, da sie ja geheim agieren. Von so etwas wie dem Verfassungsschutz hatten wir auch noch keinen Besuch. Allerdings kenne ich Leute bei denen das der Fall ist.

Doch zurück zu euch. Ihr habt ja auch schon die Vans Warped Tour gespielt, obwohl ihr sicherlich wisst, dass dieser Konzern seine Produkte zum größten Teil in Süd-Ost Asien in sogenannten Sweatshops (das sind Fabriken, in denen meist Minderjährige, oft länger als 12 Stunden am Tag für einen Hungerlohn schuften – Mehr darüber in den Büchern: Schwarzbuch der Markenfirmen und No Logo) anfertigen lässt. Wie passt das zu euch? Stimmt, es passt nicht wirklich gut zu A-F. Das Problem ist, das die Kids, die A-F erreichen will recht unwissend sind, was so alles passiert. Sie wissen nicht wie und wo Vans gemacht werden. Ich befürchte sie wissen rein gar nichts über Sweatshops. Eben genau solche Leute trifft man auf dieser Tour an. Die kommen dann auch nicht extra wegen uns oder gehen auf Underground Punk Konzerte. Solch eine Tour hat seine positiven und negativen Seiten. Obwohl wir selbst den Tourveranstalter natürlich nicht in seiner Politik unterstützen, so erreichen wir dort Leute, die sich anhören müssen, was wir zu sagen haben und nicht ohnehin schon wissen, was Sache ist, wie es auf kleineren Konzerten der Fall ist. Es ist ein Abwägen von Vor- und Nachteilen, bei dem wir jedes mal aufs neue mit uns ringen müssen. Doch bisher finden wir es immer besser dort aufzutauchen als es sein zu lassen. Bspw. werden wir auch hier in kommerziellen Radiosendern gespielt und finden es gut. Das wäre auch der gleiche Fall, wenn wir bei MTV laufen würden. Im Radio ist es die Sache, dass A-F läuft, aber auch Werbung von der Army. Von daher finde ich es besser mit unserer komplett gegensätzlichen Meinung über den Sender ausgestrahlt zu werden, als vielleicht gar keine Plattform zu haben.

Ich hörte ihr habt eine Tour zusammen mit Dropkick Murphys abgesagt, weil sie dämliche Patrioten sind. Wie steht ihr denn zu Bands, die keinen politischen Anspruch haben und denen es egal ist, vor welchem Publikum sie auftreten? Ha ha ha, das ist nicht so spannend. Verschiedene Leute aus den beiden Bands hatten einfach keine Lust mehr aufeinander und deswegen kam es zu solch einem dramatischen Ende. Es war keine produktive Tour. Sie sind Patrioten und sind unserer Ideologie zu weit entfernt. Daraufhin brachen wir die Tour ab. Zwar wussten wir von Beginn an, dass DM so sind, hofften aber trotzdem mit ihnen auszukommen. Tja und was soll ich zu Bands ohne politischen Anspruch sagen? Für mich wird es immer frustrierender. Da muss ich auch wieder an gestern denken. Immer mehr Menschen machen sich keinen Kopf mehr um nix, obwohl so viel schief geht. Jedenfalls war gestern eine gute Freundin da. Ihr ging es erbärmlich dreckig und sie konnte sich keinen Arzt leisten. Bekannterweise haben die USA nicht das Krankensystem wie in Deutschland

Ihr seid jetzt nicht gerade auf einem typischen DIY Label, aber grüßt auf der neuen LP eine eindeutige DIY Band, Behind Enemy Lines. Was ist denn die Unterschiede zwischen euch und die Vor- bzw. Nachteile? BEL erreichen z.B. nur gut 1 % von den Kids, die wir erreichen. Obwohl sie eine sehr wichtige Message haben. Die meisten hören nie von ihnen. Das ist nicht effektiv. Der Vorteil von Fat Wreckords, unserem Label, ist, sie haben einen guten Vertrieb und viele Kontakte. Wir können unsere Meinung weit verbreiten. Auch an eben jene, die normalerweise nichts von uns wüssten, oder von dem, was wir zu sagen haben. Bei einem DIY Label wäre dies nicht der Fall. Trotzdem gibt es noch einen Unterschied zwischen Fat Wreck und einem tatsächlich großen Label, das in kürzester Zeit 200 000 Einheiten einer x-beliebigen Band verkauft. Wir verkaufen vielleicht 50 bis 100 000, sind die ganze Zeit auf Tour, arbeiten an neuem Material oder machen andere Sachen, die mit der Band zu tun haben. Eine Folge-CD wird dann von Neuem

Dieses Mal habt ihr dem amerikanischen „Liedermacher“ Woody Guthrie nicht nur ein Lied gewidmet, sondern sogar eines seiner unveröffentlichten Texte vertont. Wie kam es dazu? Ja richtig. Auf der „Underground Network“ haben wir ihm einen Track gewidmet. Seine Tochter rief uns an. Sie macht hier eine Art Museum mit seinen Sachen und fragte uns, ob wir nicht Lust hätten einen seiner Texte zu nutzen. Man muss wissen, dass er tausende Songs schrieb, aber nie Musik dazu schrieb. So fragte die Tochter uns, ob wir wollen. Das war wirklich nett. Interessant am Zustandekommen ist, dass der Text gerade mal vier Jahre alt ist und welchen aktuellen Bezug er hat. Das Gedicht handelt von Menschen, die aus dem Krieg heimkehren und deren Gefühle. Das man danach nicht mehr die selbe Person ist. Ich weiß nicht wie es in Deutschland ist, aber hier gibt es Obdachlose, die schon in einem Krieg waren. Jetzt leben sie auf der Straße. Das ist verrückt.

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wieder sehr schwer zu verkaufen. Ein Major hingegen nimmt sich eine Kapelle, baut die kurz auf und setzt massig Platten von ihnen ab. So besteht schon noch ein gewisser Unterschied zwischen Fat Wreck und einem Major. Erneut ist eure LP eine ziemlich fette Produktion, mit vielen und auch interessanten Infos. Glaubt ihr aber nicht, dass das ein wenig viel ist für manche, insbesondere Jüngere? Das kann schon sein. Ich verstehe es als einen guten Einstieg für Kids in verschieden Themenbereiche. Vielleicht ist es etwas kompliziert, doch kann man nicht immer von vorne beginnen. Außerdem kann man auch nie den aktuellen Wissensstand der jeweiligen Person kennen.

Sonst noch was? Aufgrund der fehlenden Zeit eigentlich nichts. Außer Danke für das Interview, hat Spaß gemacht und hoffentlich gefällt es auch den Lesern.

FULDA

Nachdem die erste Nacht in Fulda mehr als nur unspektakulär verlief, machte ich mich nach nem guten Essen auf den Weg ins „Kreuz“, wo das folgende Interview stattfand und Stunden später auch das Konzert. Als ich also dort eintraf bemerkte man das kaum und es schien auch niemanden zu interessieren, vielmehr dachten die von den Bands ich gehöre zum Laden und die vom Laden ich gehöre zur Band (Vielleicht hätte ich damals doch die Chance (Leider müssen wir feststellen, dass die Zeit schon ebbes voran- ergreifen sollen als man mich beim MI 6 bat Doppelagent zu geschritten ist und der nächste Anrufer wahrscheinlich schon werden. Doch immer das viele Blut und die Unordnung nach wartet. Es war Eile geboten.) den Schießereien, wer macht das alles weg?). So schaute ich mir mal den Laden an und musste feststellen, Ich hab da so eine Theorie zur Ignoranz der Menschen ent- dass das einer der besten kommerziellen Veranstaltungsorte wickelt. Ich glaube die Menschen der westlichen Industrie- ist, die ich bisher gesehen habe. Zwei kleine separate Kneiländer sind aufgrund ihres Wirtschaftsystems (Kapitalismus) pen, wovon eine auch geöffnet ist, wenn keine Veranstaltung und ihrer Medien politisch konservativ. Die Medien sagen ist. Ne große Theke im Saal und nen Merchandisingstand gedem Volk täglich, was es unbedingt braucht. Reformen, weni- genüber. Toilette und Garderrobe im Keller, wo man tatsächger Geld und der Wille ihren Lebensstandard zu halten, zwin- lich auch noch Drinks kaufen konnte. Später war das natürlich gen sie zu immer mehr Arbeit. Die Menschen sind deswegen wie des öfteren Treff- und Aufenthaltspunkt vieler verschiedemüde und wollen einfach nur noch unterhalten werden. ner Leute. Wie es immer wieder dazu kommt wird ich wohl Das kann man durchaus so sehen. Wie ich vorher schon von nie verstehen? meiner Bekannten erzählte. Sie ist krank, kann aber nicht zum Nach endlosem Rumstehen, Warten, Dumm-aus-der-WäArzt, aber es macht ihr nichts aus. Sie macht sich keine Ge- sche-schauen, waren auch die Girlies weg, die doch tatsächdanken darüber, woran es liegt oder was sie daran ändern lich zum Autogramme jagen und Starfotos machen da waren. könnte. Sowas hatte ich ja bisher noch nie bewusst mitbekommen. Tsts. Mir wurde das alles zu bunt. Ist die Punkszene denn genau so? Denn nicht nur, dass ich eh zu spät kam, so mussWenn man sich die Leute betrachtet, könnte man te ich auch schon einige Zeit warten. Ungeduldig es manchmal glauben. Allerdings finde ich die stapfte ich auf den Booker Mutti zu, fragte wo Punkszene immer noch viel aktiver, als das Leder Schlagzeuger ist, mit dem ich heute das Verben eines Durchschnittsbürgers. gnügen haben sollte, riss mir den unter den Nagel und verzogen uns in die letzte Ecke von einer Was denkst du denn, wie man etwas veränder beiden Kneipen. dern könnte? Ich denke so etwas geht nur evoDoch bevor ihr endlich den zweiten Teil des Inlutionär und nicht revolutionär. Und am Ende terviews lesen könnt, sei darauf verwiesen, dass kommt es ohnehin wieder zur Schweinegeselles zum größten Teil um Punkvoter gehen sollte. schaft wie bei Orwells „Farm der Tiere“!? Jene Vereinigung hat es sich zur Aufgabe gemacht Häschen hüpf! In der Vergangenheit hast du sicherlich Recht. eine breite Masse von jungen Leuten zu mobiliWas jedoch hoffentlich drastische Folgen nach sich ziehen wird, sieren, die im November 2004 gegen Bush in der Präsidentist das einfachere Überschreiten von Ländergrenzen heutzuta- schaftskandidatur wählen soll. Leider kam dabei nicht wirklich ge. Ich meine auch die Kommunikation in der arbeitenden Ge- so viel rum, da es mir schien, dass der Schlagzeuger nicht wesellschaft ist viel einfacher geworden mit Telefon oder Internet. sentlich mehr Ahnung hatte wie ich. Das sind schon unglaubliche Vorteile in dieser Zeit. Eine Veränderung wird nicht schnell kommen. Dazu bedarf Na, wie ist denn die Tour bis jetzt? Justin bis jetzt noch ines mehr Bildung. Man muss den Menschen mehr beibringen, takt? denn viele sind noch zu unwissend. Dann glaube ich werden Ja er ist fit. Wobei, die erste Show konnte er nicht spielen, sondie Menschen auch weiser entscheiden. Es wird wohl ein Mix dern musste ins Krankenhaus. Was er genau hatte wissen wir geben aus Revolution und Evolution. Die Revolution muss im nicht. Er hat brechen müssen. Doch mittlerweile ist er wieder Kopf und im Herzen beginnen. fit und spielt seit der zweiten Show auch wieder mit. Zum Schluss wieder zu etwas erfreulicherem. Wann kommt ihr wieder nach Deutschland und wie steht es um die Rock Against Bush Tour? Nach Europa kommen wir wieder Ende Februar (was ja nun auch schon rum ist, Anmk. Bocky). Zur Rock Against Bush Tour gibt es im Moment noch nichts, außer das dazu ein Sampler erscheinen wird (kommt/kam die Tage, Anmk. Bocky).

Quasi spielt er in Europa nie eine Tour durch. Stimmt. Das ist jetzt das dritte mal in Folge, dass er irgendwie krank wird. Ich habe auf der Homepage von Punkvoter gelesen, dass versucht wird die Kids gegen Bush zu einen. Das stimmt soweit. Es wird versucht so viele wie möglich dazu

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zu bewegen gegen Bush zu wählen damit man ihn aus seinem Amt kicken kann!

würde er mit Sicherheit verlieren. Deswegen können wie eben nur kleine Schritte gehen. Womit aber die Möglichkeit gegeben ist, dass daraus linke Ideen und Strukturen Zeit haben wachsen zu können.

In anderen Interviews lese ich ständig, dass die Kids nicht lange genug in der Szene sind, um überhaupt ein großes Gegengewicht schaffen zu können. Was mich schon seit längerem Bei uns in Deutschland ist das nicht mal wissen wollte, ist, wieso bei anders. euch Dienstags gewählt wird. Das sehe ich nicht so. Denn trotzdem gibt Das ist doch ein ganz normaes circa 2 Millionen Menschen in jener Aller Arbeitstag und viele haben tersgruppe, die wählen dürfen. Wenn ich dadurch bestimmt nicht die dann an die Wahl 2000 denke, an der aus Gelegenheit wählen gehen zu dieser Altergruppe so gut wie niemand können. teilnahm und man dieses Jahr evtl. 1,5 Das ist eine gute Frage. Ich weiß Millionen dazu bewegen könnte gegen nicht warum das immer an eiBush und für Kerry (der voraussichtliche nem Dienstag ist. Ich schätze es Präsidentschaftskandidat der Demokraist Tradition. Mit Sicherheit hat ten, Anmk. Bocky) zu wählen, dann wäre das irgendeinen Grund. Sonntags, das schon klasse. Obendrein, wenn man wie bei euch, geht es nicht, wegen bedenkt, dass vor vier Jahren gerade einder Religion. mal 1000 Stimmen gefehlt haben und BuCheeeese sh wäre nicht Präsident geworden (wobei das mehr mit dem Bundesstaat Florida, Bushs Cousin der dort Ist das wirklich noch so krass? Gouverneur ist, einer Richterin, den Auswertungsmaschinen In Pennsylvania bspw. kann man Sonntags keinen Alkohol kauund noch einigen anderen Sachen mehr zu tun hatte. Doch fen, weil es eben ein religiöser Tag ist. Aber das interessiert mich jetzt auch, wieso die Wahlen immer an einem Dienstag statt würde das etwas zu weit führen, Anmk. Bocky). finden. Ich werd’ der Sache mal auf den Grund gehen. Trotzdem ist die Basis sehr klein und um sie herum kommen Was ich mir aber vielleicht vorstellen kann warum es so ist, weil in den USA die Medienwoche von Dienstags bis Freitags geht. und gehen immer wieder viele. Das mag sein, ist aber nicht das Problem. In unserer Szene ver- Der 11.9. war auch an einem Dienstag. Hm, jedenfalls gehen schwinden die Leute dahingehend, dass sie einfach nicht mehr Montags viele nicht arbeiten, weswegen auch für die Medien auf Konzerte gehen. Sie sind aber noch da. Denn sie ändern die Woche erst am Dienstag beginnt. So kann man bis Freidadurch, dass sie nicht erscheinen gleich ihre Meinung. Viel- tag drüber reden. Politiker gehen auch meist Freitags erst mit mehr glaube ich sie kaufen weiterhin die Alben, bleiben der schlechten Nachrichten an die Öffentlichkeit, da das Volk bis Musik treu und haben sicherlich auch noch Interesse an den zum kommenden Dienstag alles wieder vergessen hat! Dingen, die um sie herum passieren. O.k. dann wart ich mal ab, was bei deiner Recherche rauskommt und drück ich euch mal die Daumen für die Wahl Wie läuft es eigentlich bei Punkvoter? Dazu kann ich dir leider nicht viel sagen, da ich darin nicht so im November. sehr involviert bin. Das macht zum großen Teil der Mike von Im Moment führt Bush leider immer noch die Umfragen an und Fat Wreck. Neben ihm arbeiten da auch sehr viele Andere mit. es steht 46 % zu 43 % für ihn gegen Kerry. Hoffentlich wird sich Wir bekommen spätestens alle zwei Tage einen Anruf, bei dem das bis dahin noch ändern. Falls aber nicht werden wir auch wir auf den aktuellen Stand gebracht und Infos ausgetauscht weiterhin gegen ihn auf die Bühne gehen. werden. Sie fragen uns dann, was wir helfen wollen bzw. was wir tun könnten. So kamen dann schon einige verschiedene Ak- Abschließend noch ein Wort zur „Rock Against Bush“ Tour. tionen zustande, wie z. B. eine Postkartenbeilage in der größ- Da habe ich noch keine genauen Infos zu. Außer, dass es mehten Sport- und Bademodenzeitschrift der Westküste, die wir rere Touren mit ähnlichem Hintergrund geben wird. Selbst MTV unterstützt eine Tour, die junge Leute animiert an den Wahlen organisiert haben. teil zu nehmen. Zwar nicht speziell gegen Bush, doch scheinen Was passiert eigentlich wenn Bush nicht mehr da ist? Gibt sie zu wissen, in welche Richtung es dann gehen wird. Hey und dann noch was an die Leser. Unterstützt Antikriegses Alternativen zu Kerry? Zur Zeit ist Kerry als der demokratische Kandidat unsere ein- organisationen! zige Hoffnung. Obwohl er ganz klar keiner von „uns“ ist. Auch er soll lediglich eine Kurzzeitlösung sein, wie Bush es hoffent- Dann war aber eben schon Schicht. Später auf dem Konzert lich sein wird. Bei Letzterem haben wir ja gesehen, was er für hab ich mich dann zwar prächtig amüsiert, kam mir jedoch irein schlechter Mensch ist. Wenn er geht, dann gehen auch die gendwie alt vor, da ich das Durchschnittsalter doch um einige Jahre überschritten hatte. Doch wie gesagt es war gut, ebenso wirklich Bösen, wie Cheney, Rumsfeld und andere mit ihm. Mit der Alternative kann ich mir gut vorstellen, was du meinst. wie die beiden Vorbands „Pipedown“ und „Darkest Hour“, die Unser 2-Parteien System ist sehr rückständig und es bedarf je- beide auf dem Label A-F von Anti-Flag sind. Schaut oder hört weils einer langen Zeit, bis sich letztlich etwas verändert. Ralph die euch auch mal an. Bocky Nader von den Grünen ist vielleicht der, der unseren Ansprüchen am nächsten kommt. Bloß im direkten Vergleich zu Bush

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