Powision #7 - Engagier dich!

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W ie füh rt m an e ine Disk ussion übe r e in Th e m a, das noch nich t rich tig e xistie rt?Ein Th e m a abe r, das für die se s M agazin von e ntsch e ide nde r Be de utung ist, für de m ok ratisch e und m oral isch e W e rte e xiste ntie l l und – gl aubt m an vie l e n de n AutorInne n die se s H e fte s – für de n Arbe itsm ark t notw e ndige Qual ifizie runge n be re ith äl t. Eine sol ch e Disk ussion h at noch k e ine w irk l ich e n Für- ode r Ge ge nspre ch e r. Sie ist e in offe ne r Disk urs, de r darauf w arte t be gonne n zu w e rde n. Nich t ganz unbe gonne n ist e r fürw ah r. Ve rsch ie de ne Tage sze itunge n h atte n die se n Som m e r ve rm e h rt auf De fizite im Bol ognaProze ss ge ze igt, ve re inze l t w urde auch sch on auf positive Effe k te von Engage m e nt ve rw ie se n und Be griffe w ie „Soft- Sk il l s“ de ute n auf die Existe nz von Kom pe te nze n h in, die m an nich t ausw e ndig l e rne n k ann sonde rn im „l e arning- by- doing“ e rprobe n m uss. Auch stude ntisch e H och sch ul pol itik ist späte ste ns se it 19 68 e in re ge l m äßige s Th e m a in W isse nsch aft und Öffe ntl ich k e it ge w e se n. Se it de n 80e r Jah re n al l e rdings sch e int sich zum inde st die W isse nsch aft nur noch sporadisch m it die se m Th e m a ause inande rse tze n zu w ol l e n. M it de m Be ginn de r H och sch ul re form disk ussione n in Europa ge rät stude ntisch e s Engage m e nt zw ar w ie de r in de n Bl ick punk t, be de ute t nun abe r e tw as völ l ig ande re s: De r angl o- am e rik anisch e Be griff „stude nt e ngage m e nt“ be zie h t sich auf das Engage m e nt von Studie re nde n in ih re m und für ih r Studie nfach . Z w ar w arnte n auch Anfang de r 9 0e r Jah re H och sch ul forsch e r vor e ine r zu e nge n Fixie rung de r Pe rspe k tive (so zum Be ispie lLe e H arve y), doch bis in De utsch l and die Frage nach de r Erfah rungsw e l t inte nsiv und auch öffe ntl ich disk utie rt w urde m usste n ne ue H och sch ul ge se tze , Studie nge büh re n und de r Bol ognaProze ss gl e ich ze itig übe r die H och sch ul l andsch aft e inbre ch e n. Die se Gl e ich ze itigk e it sch afft Unw il l e n und de r R uf nach e ine m „so nich t studie re n“ w ird l aute r. W ie abe r studie rt m an „ande rs“? W as ge h ört zum Studium dazu, w as h at tatsäch l ich e n

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Nutze n und nich t zul e tzt w ie sol l te das Ve rh äl tnis von inne r- und e xtra- curricul ar aufge te il t w e rde n? Die AutorInne n in die se m H e ft ve rsuch e n die se n Frage n durch unte rsch ie dl ich e Pe rspe k tivste l l unge n zu fol ge n. W äh re nd im e rste n Te il vor al l e m R aum und e xte rne Anforde runge n an die Studie re nde n und die sich ih ne n öffne nde W isse nsch aftsw e l t im Vorde rgrund ste h e n, ve re ngt sich die Pe rspe k tive auf e xtra- curricul are s stude ntisch e s Engage m e nt im Fol ge nde n zune h m e nds: Von de n Be dingunge n stude ntisch e n Engage m e nts, übe r de n h ie raus zie h bare n Nutze n, bis sch l ie ßl ich zu de n ve rsch ie de ne n Form e n be w e ge n sich die Be iträge um sch l ie ßl ich in e ine n k ritisch e n R ück bl ick auf e ine be sonde re Form stude ntisch e n Engage m e nts übe rzul e ite n. Die de m ok ratisch ve rfasste Studie re nde nsch aft de r Unive rsität Le ipzig fe ie rt im 600ste n Le be nsjah r ih re r Al m a M ate r de n 20ste n Ge burtstag. Oh ne Anspruch auf Vol l ständigk e it bl ick e n Ak tive und e h e m al s Ak tive k ritisch auf ih re Z e it al s Studie re nde nve rtre te r zurück und anal ysie re n die ve rsch ie de ne n Ansatzpunk te w e l ch e dam al s ih r H ande l n prägte n. Ebe nfal l s oh ne Anspruch auf Vol l ständigk e it h offt die se s H e ft e in m ögl ich st w e itl äufige s und offe ne s Bil d auf e xtracurricul are s stude ntisch e s Engage m e nt zu bie te n und die Be de utung de s unsch e inbare n Extras am Studium stärk e r ins Lich t zu rück e n. Vie lVe rgnüge n be im l e se n!


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De r/die Studie re nde ste h t nie al l e ine im R aum , sch on gar nich t se in/ih r Engage m e nt. Sch on im m e r w are n sie /e r und se in/ih r H ande l n e inge be tte t in die unive rsitäre Le be nsw e l t. Die institutione l l e n Struk ture n de r Unive rsität, die Anforde runge n de s Studie nal l tags und nich t zul e tzt die Anforde runge n, w e l ch e sich aus de m „Erw artungsh orizont“ –aus de n Ve rm utunge n darübe r, w as de r Arbe itsm ark t e rw arte t – e rge be n: al l das ste l l t spe zifisch e Anpassungsanforde runge n an die Studie re nde n. Die partizipative n M ögl ich k e ite n und vor al l e m auch Gre nze n stude ntisch e r M itbe stim m ung be l e uch te t M ich ae lH ube r. Er anal ysie rt die ak tue l l e n unive rsitäre n R e form proze sse h in zu profe ssional isie rte r Organisation und th e m atisie rt die sich h ie raus e rge be nde n Konse q ue nze n für de n unive rsitäre n Le h rbe trie b. Die te r Koop be sch äftigt sich m it de r Ve rk l ärung de s H um bol dt'sch e n W isse nside al s und fragt inw ie fe rn die dam al ige n Ide e n noch al s Argum e nte für e ine be stim m te Art von stude ntisch e r Le be nsw e l t ge nutzt w e rde n k önne n.

Die von e be n je ne n Kritik e rn be k l agte Eine ngung de s Studium s und be stm ögl ich e Ve rw e rtbark e it w ie de rum nim m t Ge org Vorbruba zum Anl ass um das Dil e m m a zw isch e n R e gul ation und Innovation zu probl e m atisie re n. Sch l ie ßl ich ze ich ne t Ch ristoph e r H e m pe l e in Bil d vom norm al (isie rt)e n Studie re nde n, de r sich in die Diszipl inarm e ch anism e n de s re gul ie rte n Studium s e inpasst und stude ntisch e s Engage m e nt nur noch zul ässt, w e nn e s nutzbar zu m ach e n ist.

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Übe r die w isse nsch aftl ich e W ah rh e it k ann nich t abge stim m t, sonde rn nur rational argum e ntie rt w e rde n. Aus gute n Argum e nte n e ntste h e n zw ar nich t zw angsl äufig de m ok ratisch e Struk ture n, abe r die daraus e ntste h e nde n Sozial be zie h unge n zw isch e n Le h re nde n und Studie re nde n w e rde n se it de r Entste h ung de r m ode rne n, h um bol dtsch e n Unive rsität al s Ke im ze l l e e ine r e m anzipie rte n Ge se l l sch aft ange se h e n. M it de r für die m ode rne Unive rsität k onstitutive n Einh e it von Le h re und Forsch ung w ird die vorm ode rne Asym m e trie von Le h re r und Stude nt übe rw unde n und an ih re Ste l l e tritt e ine Be zie h ung ge ge nse itige r Irritation und Anre gung: De r Le h re r ‚irritie rt’ die Stude nte n, inde m e r sie an se ine m k re ative n De nk proze ss te il h abe n l ässt, nich t nur an de sse n Erge bnisse n. Er se l bst w ird durch Frage n de r Studie re nde n in se ine m De nk e n ange re gt, w ovon sch l usse ndl ich auch se ine Forsch ung profitie rt.

D e m ok ratisch e Ge h ve rsuch e un d Ne w Publ ic M an age m e n t

dam it sch m e rzh afte Erinne runge n, Die trich Sch w anitz (19 9 5) ve rspotte t die Unive rsität für die daraus e ntste h e nde n Entsch e idungsbl ock ade n. Se it M itte de r 19 9 0e r Jah re w ird die se s Ve rsage n al s trage nde r Te il e ine r um fasse nde n Unive rsitätsk rise be sch rie be n, die durch das Ne w Publ ic M anage m e nt be h obe n w e rde n sol l . M it die se r R e form ge h t abe r nich t nur e ine Ne uorie ntie rung an Effizie nz, Transpare nz und R e ch e nsch aftspfl ich t e inh e r, sonde rn auch die Organisationsw e rdung de r Unive rsität. Nie l s Brunsson & Ke rstin Sah l in-Ande rsson (2000) ve rbinde n m it de r Organisationsw e rdung die Entw ick l ung h in zu e ine r vol l w e rtige n Unive rsität, die sich nich t m e h r auf ge te il te W e rte und e xte rne Entsch e idungsübe rnah m e ve rl asse n m uss, sonde rn autonom und k om pe te nt übe r ih re Be l ange e ntsch e ide n k ann. Die Organisationsw e rdung rich te t, ge m e insam m it de n Sparzie l e n de r ak tue l l e n R e form , die Unive rsität statt an W e rte n, an Knapph e it aus.

Unte r Knapph e it w il l ich de n asym m e t risch e n Z ugriff auf Güt e r ve rste h e n, be i Trotz die se r Gl e ich h e it Al l e r vor de r W isde m de r Konsum e ine s Ak t e urs de n Konsum se nsch aft w ird de m ok ratisch e M itbe stim durch ande re Ak t e ure aussch l ie ßt. R e form m ung durch e ine Organisationsform e rst rat e gie n orie nt ie re n sich dann an Al l osch w e rt, die sich auf Norm e n und W e rte k at ionsst rat e gie n, nich t an W e rt e n. Das ve rl ässt, die für al l e Unive rsitätsm itgl ie de r e m e für die Unive rsität auf. gl e ich e rm aße n und vorab gül tig sind. Karl w irft ne ue Probl Einige Ak t e ure w e rde n ve rsuch e n, KnappJaspe rs be h aupte te , dass die Norm e n de r h e it daue rh aft zu übe rw inde n, de nn e s „m ag ‚Institution’ Unive rsität zu e ine m Ge ist e rt rägl ich se in, w e nn m orge n e in ne ue r Tag ge bünde l t w ürde n, de r die Entsch e idunge n be ginnt und dam it e in ande re r zum Z ug übe r rich tige s w isse nsch aftl ich e s H ande l n k om m t . Je m e h r abe r je de r ve rsuch t, sich vorw e gne h m e . In e ine r sol ch e n norm orie nauf l ange Z e it v on Knapph e it zu be fre ie n, tie rte n Organisation w e rde n Entsch e idungum so grö ße r w ird be i ge ge be ne r e n e ntw e de r ausge l age rt ode r durch R e k urs M e nge nk onst anz die Knapph e it für ande re “ auf Norm e n ganz unnötig. (Luh m ann 19 9 1, 70). Ande re Ak te ure w ie de rum w e rde n ve rsuch e n, die Ungl e ich Al s 19 76 die se unive rsitäre Institution h e it e n aufre ch t zue rh al t e n, w e il sie dam it m it de r Einfüh rung de r Gruppe nunive rsität V ort e il e v e rbinde n. Das Univ e rsit ät se rste de m ok ratisch e Ge h ve rsuch e unte rnim m t, ve rk om m t die M itbe stim m ung m anage m e nt h at sich dann sch w e rpunk tm äßig m it de n uninte ndie rte n Fol ge n die se r sch ne l lzu e ine r Karik atur. Da unive rsitätsSt rat e gie n ause inande rzuse t ze n. re l e vante Entsch e idunge n ande rsw o (ode r gar nich t) ge troffe n w e rde n, be sch äftige n sich die Unive rsitätsgre m ie n m it Intrige n, H ie rarch isie run g un d w e n ige r e xze l l e n te ‚sch arfe n Prak tik e n’ (Luh m ann 19 9 2) ode r Ausbil d un g m it W e l tpol itik , nich t m it unive rsitäre n Be l ange n. R e fl e k tie rt w ird die se s Ve rsage n W el ch e Konfl ik te w e rde n m it Knapph e it unte rsch ie dl ich . Nik l as Luh m ann ve rbinde t

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ve rbunde n?Eine e rste Konfl ik tl inie e ntfal te t sich e ntl ang de r unte rsch ie dl ich e n M anage m e ntstrate gie n, w ie m it Knapph e it um zuge h e n se i. Einige Strate gie n zie l e n auf die Binne ndiffe re nzie rung de s H och sch ul syste m s und k onze ntrie re n sich be sonde rs auf die Ausbil dung e inige r w e nige r, e xze l l e nte r ode r gar e l itäre r Forsch ungsunive rsitäte n. Unive rsitäte n m üsse n sich in de r Fol ge die se r Entw ick l ung m it de r fak tisch e n Um ve rte il ung, m it de n Gre nze n de r Ve rte il ungsge re ch tigk e it inne rh al b de r Organisation e be nso ause inande rse tze n, w ie m it de n nich t inte ndie rte n, l angfristige n Struk ture ntw ick l unge n für das ge sam te H och sch ul syste m . Die zw e ite Konfl ik tl inie gründe t e be nso auf de m Forsch ungsprim at de r ak tue l l e n H och sch ul pol itik , e ntfal te t sich abe r e ntl ang de r, be im k onse k utive n Studie nm ode l l aufe inande r aufbaue nde n, Bach e l or- , M aste r- und Prom otionsstudie ngänge . De r Forsch ungsprim at an de n Unive rsitäte n ve rdrängt die Profe ssore n aus de r Le h re . H e inz Ste ine rt (2008) h at die se Entw ick l ung al s H ie rarch isie rung de s Le h rk örpe rs be sch rie be n: Die nie drige Le h re für die e infüh re nde n BA Studie ngänge w ird m it ‚Le h rprofe ssure n’ be se tzt, die in de r Forsch ung k e ine R ol l e spie l e n. Die ‚Norm al l e h re nde n’ sind an de n M A Be re ich ge bunde n, ih re Forsch ung w ird w e ite rh in ne be nbe i ausge füh rt, w äh re nd die be sonde rs e rfol gre ich e n, e xze l l e nte n Forsch e r w e itge h e nd aus de r Le h re h e rausge zoge n w e rde n bzw . sich auf die Dok torande nausbil dung be sch ränk e n.

H ie rdurch sind die ne ue n H e rausforde runge n an das Unive rsitätsm anage m e nt be ze ich ne t: W ie sol ldie Organisation Ungl e ich ve rte il unge n be i Studie re nde n, Forsch ungsge l de rn und Be l astunge n inte rn ausgl e ich e n?W ie k ann ge sich e rt w e rde n, dass Studie re nde nich t nur an al l e n Unive rsitäte n de n gl e ich e n Studie nbe itrag be zah l e n m üsse n, sonde rn auch übe ral le ine ve rgl e ich bar gute Ausbil dung e rh al te n?W ie k ann de utsch l andw e it ge sich e rt w e rde n, dass e s nich t Studie re nde e rste r und zw e ite r Kl asse gibt?

En td e m ok ratisie run g al s Probl em l ösun gsm e ch an ism us Übe rrasch e nd w ird die de m ok ratisch e Te il nah m e an die se n Entsch e idunge n, die al s inte grative Probl em l ösungsstrate gie sonst bre ite Anw e ndung finde t, abge bl ock t. Die Pol itik nim m t, m e ist m it Ve rw e is auf die Fe h l e ntw ick l unge n de r Gruppe nunive rsität, M itbe stim m ung in de n ne ue n ‚H och sch ul fre ih e itsge se tze n’ zurück . Die Entsch e idungsl ast w ird de n R e k tore n und De k ane n übe rsch rie be n, w äh re nd die norm al e n Organisationsm itgl ie de r, w e l ch e m it de n Fol ge n in Le h re und Forsch ung l e be n m üsse n, e ntw e de r nur noch e ine be rate nde ode r gar k e ine Stim m e be zügl ich ih re r Be l ange h abe n.

Je tzt, w o e s im Z uge de r Organisationsw e rdung e tw as zu be stim m e n gibt, w ird De m ok ratie an de r Unive rsität abge baut und Ungl e ich h e it w ird zum Program m e rh obe n. M it de r Be ge iste rung für die El ite w ird die Die se , an de r Drittm itte l ak q uise orie ntie rUm ve rte il ung von unte n nach obe n m it te , H ie rarch isie rung be de ute t für die Studie unm itte l bare m Erfol g gl e ich ge se tzt. So w ie e nde n, dass sie ge rade an forsch ungsm äßig die Unive rsität de r l e tzte Ge se l l sch aftsbe e xze l l e nte n Einh e ite n e ine w e nige r e xze l re ich ist, in de m de r Ne ol ibe ral ism us in l e nte Ausbil dung e rh al te n. Z w ar w ird die re ine r Form ve rtre te n w ird, se tzt die Pol itik Le h r- und Forsch ungsre putation in R antrotz (ode r vie l l e ich t: w e ge n) be sse re n k ings al s additive Größe be h ande l t, al l e rW isse ns und e ine s w ach se nde n Probl em dings m uss die Z unah m e von Forsch ungsdruck s auf Entde m ok ratisie rung al s Proq ual ität struk ture l lm it abne h m e nde r, w e il bl em l ösungsm e ch anism us. W äre e s nich t an nich t forsch ungsorie ntie rte r Le h rq ual ität de r Z e it, m e h r De m ok ratie zu w age n? be zah l t w e rde n. Dazu w e rde n die Studie nge büh re n von de n BA Studie ngänge n zur M ICH A EL H U BER M A- und insbe sonde re zur Ph D-Ausbil dung um ve rte il t. Lite ratur Brunsson, N. und K. Sah l in-Ande rse n (2000): ‘Constructing Organizations: Th e Exam pl e of Publ ic Se ctor R e form ’, in: Organization Studie s, 21(4), pp. 721- 746. Luh m ann, N. (19 9 1): Soziol ogie de s R isik os. Be rl in: De Gruyte r. Luh m ann, N. (19 9 2): „W abuw abu in de r Unive rsität“, in: Kie se rl ing, A. (H rsg.): Unive rsität al s M il ie u, Bie l e fe l d: H aux, S. 74- 79 . Ste ine rt, H . (2008): „Die näch ste Unive rsitätsre form k om m t be stim m t“, in: Soziol ogie , 38(2), S. 155- 168 Sch w anitz, D. (19 9 5): „Sie g de r Topfpfl anze n“, in: De r Spie ge l , 45.

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Im l e tzte n Bil dungsbe rich t von 2008 w ird das H och sch ul w e se n unte r zw e i Aspe k te n be trach te t: de r Erh öh ung de r Studie nanfänge r- und Absol ve nte nq uote al s Erforde rnisse de s sozioök onom isch e n Struk turw ande l s und de r Sch affung e ine s e inh e itl ich e n e uropäisch e n H och sch ul raum s al s Fol ge de s Bol ogna- Proze sse s. Dabe i k onstatie re n die Ve rfasse r, dass sich die H och sch ul e „m e h r und m e h r zu e ine r ze ntral en Institution be rufl ich e r Qual ifizie rung“ e ntw ick e l t (Autore ngruppe Bil dungsbe rich t 2008: 117). M it al l e r De utl ich k e it k om m e n h ie r die Konse q ue nze n de r Bil dungsre form zur Sprach e und e s offe nbart sich e in Bruch zu e ine m bish e r noch vorh e rrsch e nde n Se l bstve rständnis von Unive rsität, w as sie se i und w as sie zu l e iste n h abe . Die Studie nre form al s Te ilde r H och sch ul und Bil dungsre form h at e rh e bl ich e n W ide rspruch provozie rt, de r die Z ah lde r Bol ognak ritik e r und - sk e ptik e r aus unte rsch ie dl ich e n M otive n ste tig anste ige n l ässt. Die Kritik am Bol ogna- Proze ss ist m ittl e rw e il e unübe rh örbar. Die vorge trage ne n Argum e nte re ich e n von e ine r Kritik an de r Um se tzung de r Bol ogna- R ich tl inie n bis zur prinzipie l l e n Abl e h nung de r R e form . Stich w orte sind: Ve rsch ul ung, Entm ündigung de r Studie re nde n, Z e itdruck und übe rfrach te te s Studium , Form al ism us, Z w e iKl asse n-Absch l üsse , zu ge ringe M itbe stim m ung und M itge stal tung be i de n R e form e n, Fre m dbe stim m ung durch Ak k re ditie rungsage nture n, sozial e Se l e k tion be im Übe rgang von BA zum M A, ge ringe W e rtigk e it de r BAAbsch l üsse auf de m Arbe itsm ark t usw . Kurz, de m Bol ogna- Proze ss w e rde n m ange l nde Effizie nz be i de r Um se tzung und fal sch e R e form zie l e be sch e inigt. M otive und Inte ntione n de r Kritik e r sind unte rsch ie dl ich und w e ise n in ve rsch ie de ne R ich tunge n: von Be sitzstandsw ah rung, übe r W arnunge n vor e ine r zu stark e n Ök onom isie rung de r Bil dung und e ine m Abrück e n davon, Bil dung al s öffe ntl ich e s Gut zu be trach te n, bis h in zu e ine r Fundam e ntal k ritik , die die se Entw ick l ung k ate gorisch al s Sünde nfal lund Kul turve rfal l , al s Unte rgang de s Abe ndl ande s, diagnostizie rt. Die e ine n be trach te n die R e form al s Ve rrat an de r Bil -

dungse m anzipation, die ande re n al s Ve rrat am H um bol dtsch e n Bil dungside al . Die fol ge nde n Ausfüh runge n ne h m e n die se be ide n Sch l üsse l be griffe de r Kritik (Bil dungse m anzipation und Bil dungside al ) auf und th e m atisie re n sie vor de m H inte rgrund de r R e form de batte in Pre uße n zu Be ginn de s 19 . Jah rh unde rts. Dam it sol l zugl e ich de r Frage nach ge gange n w e rde n, ob e s h e ute noch l e gitim ist, sich auf die H um bol dtsch e Unive rsitätside e zu be zie h e n.

D ie Un ive rsitätal s ph il osoph isch e s Proje k t Die m it de m Bol ogna- Proze ss ve rbunde ne H och sch ul re form ist die größte R e form se it je ne m R e form proje k t, das 1810 zur Gründung de r Be rl ine r Unive rsität füh rte und das m it de m Nam e n W il h el m von H um bol dt e ng ve rbunde n ist. Gl e ich ze itig ste h t Bol ogna, so die Kritik e r, auch für e ine Abk e h r von de n Ide al e n und Ide e n de r H um bol dtsch e n Unive rsität: Fre ih e it de r W isse nsch aft, Einh e it von Le h re und Forsch ung, W isse nsch aft al s Bil dung. Insge sam t w e rde durch die se Entw ick l ung die Autonom ie de r H och sch ul e n be droh t, sow oh l durch de n Staat al s auch durch die W irtsch aft. Inw ie fe rn k ann de r h e utige R e k urs auf H um bol dt h il fre ich se in? Ge h t e s um das H och h al te n von Ide al e n ode r um Argum e nte , die im m e r dann ange füh rt w e rde n, w e nn m an sich Ve rände runge n e ntzie h e n m öch te ?Es se i nur daran e rinne rt, dass sich die de utsch e n Unive rsitäte n be re its vor Bol ogna in de r Krise be fande n, offe n von H och sch ul m ise re ge sproch e n w urde und die H um bol dtsch e n Ide e n al s nich t m e h r ze itge m äß gal te n. De r Ve rw e is auf H um bol dt ist abe r auch de sh al b inte re ssant, w e ile r e in De fizit de r h e utige n R e form disk ussion offe nl e gt. W as die se r De batte fe h l t, ist das R inge n um e ine n ange m e sse ne n Bil dungsbe griff, de r nich t funk tional ve re ngt ode r norm ativ übe rh öh t ist, de r auf die e m anzipatorisch e Dim e nsion von Bil dung ve rw e ist und de r Bil dung in de n Konte xt de r W isse nsge se l l sch aft ste l l t.

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Die H um bol dtsch e Ide e W isse nsch aft al s Bil dung ve rsuch te sow oh l Bil dung al s auch W isse nsch aft für e ine n grundl e ge nde n ge se l l sch aftl ich e n R e form proze ss die nstbar zu m ach e n. Insofe rn ging e s nich t um die Einrich tung de r Unive rsität al s El fe nbe inturm de r W isse nsch aft, sonde rn um e in e m ine nt pol itisch e s Proje k t al s Te il de r bürge rl ich e n Em anzipationsbe stre bunge n in De utsch l and. Die Disk ussion um e ine Unive rsitätsre form e rstre ck te sich be re its übe r de n Z e itraum e ine r De k ade al s dann e ndl ich 1810 die Be rl ine r Unive rsität ge gründe t w e rde n k onnte . Auch nich t gl anzvol l , de r Gründungsak t gal t e h e r e ine m Provisorium . Die Unive rsitätsstatute n w urde n e rst 1817 fe rtig. Die k onk re te pol itisch e Situation und de r Ve rl ust e ine r Anzah lvon Unive rsitäte n zw ange n Pre uße n zur Kom pe nsation und die m il itärisch e Nie de rl age auch zu e ine m ge istige n Ne uanfang. Die De batte w urde vor die se m H inte rgrund, unte r Fe de rfüh rung de r Ph il osoph ie und Te il e n de r M iniste rial bürok ratie , ge füh rt. Die Ph il osoph ie füh l te sich dazu be rufe n, w e ilsie übe r e in e inh e itl ich e s W isse nsch aftsk onze pt ve rfügte , das sich auf die W isse nsch aft al s Ganze s be zog. An ih r w are n - ne be n W il h el m von H um bol dt - Fich te und Sch l e ie rm ach e r be te il igt, um h ie r nur zw e i zu ne nne n. Das R inge n um e ine Unive rsitätsve rfassung h atte se h r vie l m it de m W isse nsch aftsve rständnis zu tun, w el ch e s ide al istisch e und ne uh um anistisch e Einfl üsse aufw ie s und zw e ck fre ie W isse nsch aft al s Bil dung zur Individual ität e inforde rte . Be re its Kant be gründe te im Stre it de r Fak ul täte n das R e ch t de r Ph il osoph isch e n Fak ul tät ge ge nübe r de n dre i ve rm e intl ich h öh e re n dam it, dass je ne ih re Existe nz durch prak tisch e Z w e ck se tzunge n und ih re Gl ie de rung durch Ve rstande szw e ck e de r R e gie re nde n und Ge sch äftsm änne r e rh al te n h abe n, die Ph il osoph isch e Fak ul tät abe r die Ganzh e it de r W isse nsch aft re präse ntie re , da sie Ve rnunftgründe n fol ge und fre i von fre m de n Z w e ck e n zur Kritik de r ande re n be fäh igt se i und som it in de r H ie rarch ie de n obe re n Pl atz be anspruch e . Dam it w are n e ine Vie l zah lvon Frage n aufge w orfe n, die das Ve rh äl tnis von Unive rsität und Staat be trafe n, die Art und W e ise w ie W isse nsch aft be trie be n und ge l e h rt w e rde n sol l te und w e l ch e n Nutze n m an sich von de r W isse nsch aft e rh offte . Die Antw orte n auf die se Frage n ze ige n, w ie e ng das R e form proje k t m it de r W isse nsch aftsl e h re , de m M e nsch e nbil d und de r Ge -

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sch ich tsph il osoph ie ve rbunde n w ar.

D ie un sich tbare H an d d e r re in e n Id e e d e r W isse n sch aft Dam it sind auch die Sch w ie rigk e ite n be nannt, w e nn die se r Konte xt in de r ge ge nw ärtige n Disk ussion nich t m itge dach t und re in auf die Ide e n ve rw ie se n w ird. H um bol dts Unive rsitätsre form w urze l t in e ine r Th e orie de r Bil dung de s M e nsch e n m it e ine r ge sch ich tsph il osoph isch e n Dim e nsion. M an m uss die M e nsch e n ände rn, um die Ve rh äl tnisse ände rn zu k önne n. Die se Ide e finde t m an sch on be i R ousse au. Die R e form de s Staate s m ach t e r abh ängig von Ve rände runge n im Ch arak te r de r M e nsch e n. H um bol dt sch l ie ßt sich ih m an, inde m e r de r Bil dung die se Aufgabe zuw e ist. „W e nn w ir abe r in unse re r Sprach e Bil dung sage n, so m e ine n w ir dam it e tw as zugl e ich H öh e re s und m e h r Inne rl ich e s, näm l ich die Sinne sart, die sich aus de r Erk e nntnis und de m Ge füh l e de s ge sam te n ge istige n und sittl ich e n Stre be ns h arm onisch auf die Em pfindung und de n Ch arak te r e rgie ßt.“ (zn. Bol l e nbe ck 19 9 6: 145) W isse nsch aft trage „von se l bst zw e ck m äßig“ zur ge istige n und sittl ich e n Bil dung be i. „Obje k tive W isse nsch aft und subje k tive Bil dung“ ge h e n ine inande r übe r (H um bol dt 19 9 0: 273). Um die se Ve rbindung h e rzuste l l e n, be darf e s de r „re ine n Ide e de r W isse nsch aft“, m it „Einsam k e it und Fre ih e it al s die vorw al te nde n Prinzipie n“ de s unive rsitäre n Le be ns. Da W isse nsch aft m it e ine m ständige n Forsch ungsproze ss ve rbunde n bl e ibe n m uss, al s „noch nich t ganz Ge funde ne s und nie ganz Aufzufinde nde s“, se i sie für de n Staat „ve rl ore n“ w e nn sie die se s Stre be n aufgibt und w e rde zu e ine r „l e e re n H ül se “.(H um bol dt 19 9 0: 274ff) Auch h ie r ge h t e s H um bol dt nich t um ak ade m isch e Konte m pl ation und W e l tabge sch ie de nh e it. „De nn nur die W isse nsch aft, die aus de m Inne rn stam m t und ins Inne re ge pfl anzt w e rde n k ann, bil de t auch de n Ch arak te r um , und de m Staat ist e s e be nso w e nig al s de r M e nsch h e it um W isse n und R e de n, sonde rn um Ch arak te r und H ande l zu tun.“ (H um bol dt 19 9 0: 276) Dam it ist die W isse nsch aft al s Bil dung Te il e ine r um fasse nde n Ge se l l sch aftsre form und e ine s tie fgre ife nde n sozial e n W ande l s für die H um bol dt e ine h e rausrage nde Ste l l ung de r Ge l e h rte n und de s Bil dungsbürge rs re -


kl am ie rt.

Pe rsönl ich k e itsbil dung. Ausbil dung fol ge auße rh al b de s Bil dungsproze sse s l ie ge nde n Z w e ck e n. Die Bil dung dage ge n h abe die Se l bstve rvol l k om m nung de s M e nsch e n zum Te l os.

De r Staat sol ldie Unive rsitäte n nich t al s „Spe zial sch ul e n“ be h ande l n und sich ih re r nich t al s „te ch nisch e und w isse nsch aftl ich e De putation“ be die ne n. H um bol dts l ibe ral es Ge se l l sch aftsve rständnis se tzt auf e ine Korre sponde nz und e ine n Ausgl e ich zw isch e n Bil dung, Ge se l l sch aft und Staat. Nur so k ann die R ol l e , die H um bol dt de m Staat ge ge nübe r W isse nsch aft und Unive rsität zuw e ist, rich tig ge de ute t w e rde n.

Subje k t und W isse n sind h ie r aufe inande r be zoge n und be gründe n de n w isse nsch aftl ich e n Eth os de s Ge l e h rte n. Noch de utl ich e r drück t das Fich te in se ine r De nk sch rift übe r die Unive rsität aus: Die spe zie l l e Bil dung, die an de r Bürge rsch ul e ge l e h rt w ird, ist „Ne be nsach e und bl oße s M itte l für de n „Er (de r Staat –D.K.) m uß im Ganze n [...] be sse rn Fortgang de s bürge rl ich e n Ge w e rvon ih ne n (de n Unive rsitäte n –D.K.) nich ts be s al s de n e ige ntl ich e n Z w e ck “, da sie nich t forde rn, w as sich unm itte l bar und ge rade zu „de r Sitz se ine s w ah re n, e ige ntl ich e n Le auf ih n be zie h t, sonde rn die inne re Übe rbe ns“ se i. „De m Ge l e h rte n abe r m uß die ze ugung h e ge n, daß, w e nn sie ih re n EndW isse nsch aft nich t M itte l für irge nde ine n zw e ck e rre ich e n, sie auch se ine Z w e ck e und Z w e ck , sonde rn sie m uß ih m se l bst Z w e ck zw ar von e ine m vie l h öh e re n Ge sich tsw e rde n.“ Er w ird „in je de m Fal l e al l e in in punk te aus, e rfül l e n, von e ine m , von de m de r Ide e die W urze l se ine s Le be ns h abe n sich vie l m e h r zusam m e nfasse n l ässt und und nur von ih r aus die W irk l ich k e it e rganz ande re Kräfte und H e be l ange brach t bl ick e n und nach ih r sie ge stal te n und füge n w e rde n k önne n, al s e r in Be w e gung zu [...]und nich t um ge k e h rt.“ (Fich te 19 9 0: 71) se tze n ve rm ag.“ (H um bol dt 19 9 0: 278) Kann, so die absch l ie ße nde Frage , de r De r Nutze n de r Unive rsität für de n Staat Bil dungsdisk urs um die W e nde zum 19 . ist dort am größte n, w o e r von staatl ich e r Jah rh unde rt für die ge ge nw ärtige Bil dungsBe vorm undung be fre it ist. Z w isch e n be ide n de batte ge nutzt w e rde n? Sich e r nich t in h e rrsch t so e tw as w ie e ine prästabil ie rte de m Sinne , dass se ine ze ntral e n Ide e n unH arm onie . De r Ve rsuch , W isse nsch aft und re fl e k tie rt in die h e utige Disk ussion e inge Unive rsität nich t zu instrum e ntal isie re n, sie füh rt w e rde n. Insofe rn übe rw ie gt h ie r die nich t al s M itte l für k onk re te Z w e ck e Disk ontinuität. Die ph il osoph isch e n, w isse ne inzubinde n, produzie rt am Ende Effe k te , sch aftsth e ore tisch e n, anth ropol ogisch e n w ie die unsich tbare H and be i Adam Sm ith , und bil dungsth e ore tisch e n Grundannah die größe r sind al s je ne , die von auße n ge m e n je ne r Z e it k önne n w ir h e ute nich t m e h r se tzt w e rde n. te il e n. Das Ve rh äl tnis von W isse nsch aft und Ge se l l sch aft h at sich k om pl e tt ve rände rt. So ste h t, um nur e in Be ispie lh e rauszugre ife n, W isse nsch aft h e ute se l bst unte r Le gitim aM itte lzum Z w e ck od e r t ionszw ang. Ge h t e s abe r um die Be stim Se l bstve rvol l k om m n un g? m ung e ine s e m anzipatorisch e n Bil dungsbe griffs und de n dam it v e rbunde ne n th e oDie Frage nach de m Nutze n de r Bil dung re t isch e n Sch w ie rigk e it e n (V e rh äl t nis von füh rt zur Ause inande rse tzung um das Ve rSubj e k t und W isse n, Indiv idual isie rung von h äl tnis al l ge m e ine r und spe zie l l e r Bil dung Bil dung usw .) , dann k ann de r R e k urs auf und de r Be tonung de s Ge ge nsatze s von e ine h ist orisch e Bil dungsde bat t e durch aus Bil dung und Ausbil dung. Nach H um bol dt s nur e ine Kontrastfol ie , vor de r de gradie rt spe zie l l e Bil dung de n M e nsch e n m e h r se in al de r ak t ue l l e Bil dungsdisk urs ausge bre ite t zu e ine m M itte l und e rh e bt ih n nich t zu w ird (v gl . H ö h ne 2003: 81ff) e ine m se l bstbe w usste n Subje k t. Bil dung se i w e se ntl ich Se l bstbil dung, Ch arak te rbil dung, D IETER K O O P Lite ratur Autore ngruppe Bil dungsbe rich t (2008): Bil dung in De utsch l and 2008. Bie l e fe l d. Bol l e nbe ck , G. (19 9 6): Bil dung und Kul tur. Gl anz und El e nd e ine s de utsch e n De utungsm uste rs. Suh rk am p: Frank furt am M ain. H um bol dt, W . (19 9 0): Übe r die inne re und äuße re Organisation de r h öh e re n w isse nsch aftl ich e n Anstal te n in Be rl in. In: Enge l , Joh ann e t al . (H g.): Ge l e ge ntl ich e Ge dank e n übe r Unive rsitäte n. R e cl am : Le ipzig. Fich te , J.G. (19 9 0): De duzie rte r Pl an e ine r zu Be rl in zu e rrich te nde n h öh e re n Le h ranstal t, die in ge h örige r Ve rbindung m it e ine r Ak ade m ie de r W isse nsch afte n ste h t. In: e bd. H öh ne , T. (2003): Pädagogik de r W isse nsge se l l sch aft. Transcript: Bie l e fe l d.

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Autonom ie , Se l bstge stal tung – das be de ute t: tun, w as m an w il l ; und w isse n, w as m an tun w il l . Z w ei el e m e ntare Vorausse tzunge n dafür sind sozial e Sich e rh e it und Bil dung. Im Z uge de r Entw ick l ung de r M ode rne sind aus de m Z usam m e nw irk e n von m ate rie l l abge sich e rte n Le be nsl age n und Bil dungsübe rsch üsse n im m e r w ie de r Inte l l e k tue l l e nbe w e gunge n e ntstande n. Dabe i h ande l t e s sich um Le ute , die Kritik an de n ge ge be ne n Ve rh äl tnisse n übe n, die ih re re l ativ privil e gie rte n Positione n nich t e infach ve rte idige n, sonde rn zu ve ral l ge m e ine rn trach te n und die m it de m Anspruch auf Ge se l l sch aftsge stal tung auftre te n. (dazu ausfüh rl ich vgl . Vobruba 2009 )

Sich e rh e itun d W isse n al s am bival e n te Prod uk tion sfak tore n

Abe r die traditione l l e n M itte l zur H e rste l l ung von pol itisch e r Ste ue rbark e it, Unsich e rh e it und Unw isse n, l asse n sich nich t m e h r so e inse tze n w ie früh e r. Im Ke rn l ie gt das an de n radik al ve rände rte n Anforde runge n an die Arbe itsk raft. In de r m ode rne n Ge se l l sch aft h at m an e s m it e ine r k om pl e xe n Ök onom ie zu tun. Die se m ode rne , k apital istisch e Ök onom ie ist in vie l fäl tige r W e ise vorausse tzungs- und anspruch svol l . Insbe sonde re be darf sie k re ative r, se l bstve rantw ortl ich h andl ungsfäh ige r, fach l ich k om pe te nte r Arbe itsk räfte in re l ativ große r Z ah l . Die Vorausse tzung dung. Sozial e Sich e rh e it und Bil dung für al l e dafür ist Existe nzsich e rh e it und Bil (ode r doch : für vie l e ) h atte n darum im m e r De nn Existe nzangst und Unw isse n ve rbstve rantw ortsch on de n Ve rdach t ge ge n sich , zu Unruh e , trage n sich nich t m it se l ich e m , innovative m Arbe ite n. Dass die s Aufm üpfigk e it, W ide rstand zu füh re n. Das l ich zu e ine m Daue rprobl e m ge w orist de r syste m atisch e Grund, w arum die tatsäch l Vorw ürfe ge ge n Sozial l e istungse m pfänge r, de n ist, be stätige n die bre ite n und inte nich e n und pol itisch e n Studie re nde und Inte l l e k tue l l e so m e rk - sive n w isse nsch aftl w ürdig äh nl ich k l inge n. „Ge h t arbe ite n!” – Disk urse : Übe r de n ök onom isch e n Nutze n e r Sich e rh e it und Fl e xicurity e ine rdas be de ute t: Ih r h abt zu vie lfre i ve rfüg- sozial se its, übe r die W isse nsge se l l sch aft und die bare Z e it und pote ntie l l zu vie l Z e it zum Nach de nk e n. W e nn m an in Studie re nde n Be de utung von Kre ativität ande re rse its. Die transitorisch e Inte l l e k tue l l e (Vobruba 2008: ne ue n Anforde runge n an die Arbe itsk raft ge n, die übe r die Ök onom ie 27- 40) sie h t, k ann m an die spe zifisch e h abe n abe r Fol Um se tzung de s Bol ogna- Proze sse s al s h inaus re ich e n. Inde m Sich e rh e it und W isVe rsuch be gre ife n, m it de n Studie re nde n in se n zu Produk tionsfak tore n w e rde n, e nte nz. m iniaturisie rt Le nin’sch e r M anie r um zu- ste h t e ine nich t aufh e bbare Am bival ge h e n: sie m it „e ise rne r Faust” anzupack e n, Sich e rh e it und W isse n w e rde n e ine rse its e rforde rl ich , be rge n abe r sie al so zu m e h r Diszipl in anzuh al te n und ök onom isch l em auf fre m dge se tzte Z ie l e e inzuste l l e n. Ob das ande re rse its R isik e n, da sie individue l n im m e r auch nich t k ontrol l ie rbare tatsäch l ich ge l ingt, ist al l e rdings se h r frag- H ande l Spie l räum e e röffne n – k urz: Autonom ie ge l ich . w inne abw e rfe n. Unsich e rh e it und Dum m h e it m ach e n M e nDie sozial und h och sch ul pol itisch e n sch e n ste ue rbar nach M aßgabe von Z ie l e n, e tzte n Jah re k ann m an al s die nich t die ih re n sind. Das traditione l l e R e form e n de r l zah lvon Ve rsuch e n be gre ife n, die se Ordnungsm itte l ge ge n Aufm üpfigk e it w ar e ine Vie l e nz zu übe rw inde n: individue l l e de sh al b ste ts die Le ute in Unsich e rh e it und Am bival l e zu Dum m h e it zu h al te n. Daraus fol gt ge ne re l l , Fre iräum e unte r ve rstärk te Kontrol dass pol itisch e Ve rände runge n nich t aus bringe n, sie nich t zu ze rstöre n, abe r zu isie re n. M an k ann auch sage n: Es e xiste ntie l l e n Z w angsl age n und dum pf e m p- funk tional uste für die funde ne m Ungl ück e ntste h e n, sonde rn aus ge h t darum , Autonom ie ve rl e m e , für die re al nutzbare n H andl ungsspie l räum e n und Le ute oh ne Funk tionsprobl Aufk l ärung. Z um inde st für die de m ok ra- Ök onom ie zu organisie re n. In die se m Sinn pol itik ve rsuch t, die tisch e Link e w ar e s im m e r sch on fatal , w ird in de r Sozial ose r durch die e nge pol itisch auf Ve re l e ndung zu se tze n. W e r in Le be nsfüh rung Arbe itsl l e istunge n an Arbe it Not und oh ne Orie ntie rung ist, k l am m e rt Anbindung von Sozial und Diszipl in („förde rn und forde rn”) zu k onsich an de n Status Quo.

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trol l ie re n ode r e ine ge sunde Le be nsfüh rung zur Bürge rpfl ich t zu m ach e n. Und in äh nl ich e r Absich t w ird für die Studie re nde n Daue rprüfungsdruck und für die Le h re nde n Daue rre ch tfe rtigungsdruck an de n Unive rsitäte n instal l ie rt. Ebe nso w ird ve rsuch t, ak ade m isch e Bil dung auf Ausbil dung zu re duzie re n, al so auf das, w ovon m an m e int, dass e s auf de m Arbe itsm ark t ve rw e rtbar ist. Insge sam t füh re n die R e form e n de r sozial e n Sich e rungssyste m e e be nso w ie de r Bil dungssyste m e ak tue l l zu Autonom ie ve rl uste n: Sie füh re n zu rigide re n R e gul ie runge n, zu ve rringe rte n individue l l en H andl ungsspie l räum e n und zu e rh öh te r Unsich e rh e it.

m ark t nich t h inzune h m e n. Abe r e s ge h t nich t um ak tionistisch e n W ide rstand ge ge n je de Art von R e form e n, die auf m e h r Arbe itsm ark ttaugl ich k e it de s Studium s ange l e gt sind. Darum ist de r pol itisch e Vorw urf, die Unive rsitäte n w ürde n sich R e form e n w ide rse tze n, e be nso unkl ug w ie h il fl os. Es ist vie l m e h r e ine Art struk ture l l e Spe rrigk e it ak ade m isch e r W isse nsproduk tion und - ve rm ittl ung, w e l ch e die Unive rsitäte n daran h inde rt, in de r ge ge nw ärtige n arbe itsfixie rte n, ök onom isch e n M ode rnisie rung de r Ge se l l sch aft unte rzuge h e n. M it ande re n W orte n: Es gibt syste m atisch e Gründe für die Annah m e , dass e s nich t ge l inge n w ird, die Autonom ie ve rl uste auf Daue r zu ste l l e n. W arum ?

Struk ture l l e Spe rrigk e itak ad e m isch e r W isse n sprod uk tion un d - ve rm ittl un g Es w äre naiv, h inte r sol ch e n Entw ick l unge n k e ine e insch l ägige n Inte re sse n zu se h e n. Es w äre abe r noch naive r, dah inte r e ine n M aste rpl an zu ve rm ute n, de r auf Autonom ie ve rl uste ange l e gt ist. Und e rst re ch t ist e s Unsinn anzune h m e n, dass sich das Proje k t Autonom ie ve rl uste unge broch e n re al isie re n l ässt. M an m uss ge nau h inse h e n. Z w ar trifft zu, dass ve rsuch t w ird, sozial e Sich e rh e it und Bil dung so zuzusch ne ide n, dass die durch sie e röffne te n H andl ungsm ögl ich k e ite n im Sinne fre m dge se tzte r Z ie l e ge nützt w e rde n. Sozial pol itik al s Vorstufe zur W ie de rbe sch äftigung um je de n (nie drige n) Pre is, Uni- Le h rpl äne strik t auf Ve rw e rtbark e it de s W isse ns ge trim m t. Abe r kl appt das tatsäch l ich ? Es ist k e ine sw e gs ausge m ach t, dass e s ge l ingt, sozial e Sich e rh e it und Bil dung so zu re gul ie re n, dass sie e ine rse its präzise auf ök onom isch e Funk tionse rforde rnisse e inge ste l l t sind, dass ande re rse its abe r ih re autonom ie förde rl ich e n Effe k te nach h al tig unte rdrück t bl e ibe n. Ge ge n die daue rh afte Fe stsch re ibung von Autonom ie ve rl uste n sprich t sch on das pe rm ane nte Lam e nto übe r zw e ck e ntfre m de nde Nutzunge n von Sozial l e istunge n e be nso w ie de r ak tue l l e Vorw urf h och sch ul pol itisch e r Funk tionäre an die Unive rsitäte n, e s w ürde n in die ne ue n Studie ngänge die al te n Inh al te ge pack t. Le tzte re s be de ute t im Kl arte xt: Die Unive rsitäte n l asse n sich ök onom isch e n Funk tionse rforde rnisse n nich t so oh ne w e ite re s anpasse n. Und e be nso sch e int zum inde st e ine re l e vante M inde rh e it de r Studie re nde n die R e duk tion von Bil dung auf Ausbil dung für de n Arbe its-

Z w isch e n d e m D il e m m a von R e gul ie run g un d In n ovation Prinzipie l l e rge be n sich aus sozial er Sich e rh e it und Bil dung Fre iräum e , in de re n R ah m e n individue l l e s H ande l n sch w e r prognostizie rbar ist. Aus th e ore tisch e r Pe rspe k tive w ird die s al s e ine ge se l l sch aftl ich e Unbe stim m th e itsl ück e (Vobruba 2009 : 9 1ff), aus e ine r auf Ordnung be dach te n prak tisch e n Sich t al s pol itisch e s R isik o be obach te t. Gl e ich w oh lm uss die se s R isik o e inge gange n w e rde n. De nn ge rade aus ök onom isch e n Gründe n ist Bil dung in e ine r Qual ität e rforde rl ich , die sich doch nie strik t auf ök onom isch e Ve rw e rtung fe stl e ge n l ässt. Und je anspruch svol l e r die Ök onom ie , je k om pl e xe r ih re Aufgabe n, um so m e h r gil t die s. Das Dil e m m a zw isch e n R e gul ie rung und Innovation ist unaufl ösbar. Ge l ingt die R e gul ie rung, so ge h t die s auf Koste n de r Innovationspote ntial e de r Bil dung, de re r e ine m ode rne , w e ttbe w e rbsfäh ige Ök onom ie be darf. W il l m an abe r die se Pote ntial e aussch öpfe n, so m üsse n R e gul ie runge n zurück ge nom m e n und Fre iräum e e röffne t w e rde n. Sich e rh e it und Bil dung sind al so e be nso unabdingbar w ie risk ant. Ich k onstruie re h ie r k e ine n Autom atism us, de r sozusage n h inte r de m R ück e n de r Ak te ure de re n Autonom ie absich e rt. M an m uss sch on se l bst e tw as tun. M e in Argum e nt l aute t vie l m e h r: Die Ve rh äl tnisse sind so, dass m an e tw as tun k ann. Die soziol ogisch e Anal yse k ann aus de r Untre nnbark e it zw isch e n „te ch nisch e n” und „e m anzipatorisch e n” Aspe k te n von sozial er Sich e rh e it und Bil dung auf struk ture l l e Be -

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dingunge n für se l bstbe stim m te s H ande l n sch l ie ße n. Die R e al isie rung von Autonom ie ge w inne n, die sse its und je nse its de r Arbe it, ist e ine Sach e de r Praxis.

GEO R G VO BR U BA

Lite ratur Vobruba, G. (2009 ): Die Ge se l l sch aft de r Le ute . Kritik und Ge stal tung de r sozial e n Ve rh äl tnisse , W ie sbade n: VS Ve rl ag für Sozial w isse nsch afte n. Vobruba, G. (2008): "Studie re nde al s transitorisch e Inte l l e k tue l l e ", in: Soziol ogie , Vol . 37, Nr. 1, S. 27- 40.

Stude ntisch e s „Engage m e nt“ ste ck t in de r Krise . Das zum inde st be k l age n vor al l e m stude ntisch e Initiative n, Gruppie runge n und institutione l l e Ve rtre tunge n m it „Nach w uch sprobl e m e n" sow ie ve rm e h rt H och sch ul l e h re rInne n, die be i ih re n Studie re nde n nur noch das „Anspruch sde nk e n e ine s Ve rbrauch e rs m it de m Erw artungsh orizont e ine s Sch ül e rs“ (Ste k e l e r-W e ith ofe r 2009 ) fe stste l l e n k önne n. Die „Sch ul dfrage “ ist dabe i um stritte n.Eine de r m ögl ich e n Antw orte n sol lin die se m Be itrag andisk utie rt w e rde n: De r de rze it gül tige , h e ge m onial e Disk urs produzie rt e ine spe zifisch e Norm al ität, an de r sich Unive rsitäte n und ih re Studie re nde n ausrich te n und de re n R ational ität m it „Engage m e nt“ im k l assisch ve rstande ne n Sinne k aum ve re inbar ist. Dabe i sol ldie ve rm e intl ich e Ursach e nich t auf de n so ge nannte n „Bol ogna- Proze ss“ re duzie rt, und die „al te Unive rsität“ dam it gl e ich ze itig ve rk l ärt w e rde n. Die se w ar l ängst m it ih re m Anspruch , al l e zur W isse nsch aft (aus)bil de n zu w ol l e n, ge sch e ite rt, und das nich t zul e tzt an ih re n Studie re nde n (und nich t nur an de re n „M asse “). Die Struk turre form ist nich t die Ursach e , vie l m eh r passt sie zu de n Einste l l unge n e ine r M e h rh e it von Studie re nde n, die sich auch vor ih r sch on an de n H och sch ul e n be fande n. Die H och sch ul (struk tur)re form (e n) füge n sich al so gut in e in ge sam tge se l l sch aftl ich e s Bil d e in, inde m sie sich m aßge bl ich , unive rse l l und inte ndie rt an de n Ge se tze n de s M ark te s orie ntie re n: Ein inte rnational es Disk ursne tzw e rk h at e ntspre ch e nde W ah r-

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h e ite n auch an de n Unive rsitäte n (pol itisch ) durch ge se tzt, inde m e s durch die Im pl em e ntie rung ne ue r Ste ue rungsstruk ture n die „al te Unive rsität“ m ate rie l l , und durch die gl e ich ze itige Etabl ie rung ih re r (gl obalh om oge nisie rte n) De utungsm uste r und Le itbe griffe se m antisch e nte igne te . Das be trifft in de r Esse nz e ine diszipl inie re nde Ausw e itung ök onom isch e r R ational ität auf das Bil dungs- und W isse nsch aftssyste m m it de r e ntspre ch e nde n Erfindung m ark tförm ige r H andl ungssyste m e . Z ie l punk t de r Be stre bunge n sind „autonom e “ Unive rsitäte n und Studie re nde , die sich durch Se l bstve rantw ortung ausze ich ne n. Se l bstve rantw ortung in die se m Konte xt m e int, dass Studie re nde sich an Effizie nzk rite rie n orie ntie re n und m e sse n l asse n m üsse n und die Fol ge n ih re s „se l bst ge w äh l te n“ (Fe h l )ve rh al te ns auch individue l l ve rantw orte n m üsse n. Das De nk e n w ird ve rbe trie bsw irtsch aftl ich t, Bil dung be zw e ck t in e rste r Linie die Optim ie rung von H um ank apitalund w ird dam it ve rk ürzt auf das unm itte l bar ök onom isch Ve rw e rtbare , und Unive rsitäte n, Le h re nde und Studie re nde w e rde n zu „W e ttbe w e rbe rn, die sich pe rm ane nt am M ark t zu be h aupte n h abe n. Die se „ne ol ibe ral e Gouve rne m e ntal ität“ w irk t, sich w e ch se l se itig be e infl usse nd, übe r H e rrsch aftste ch nik e n und (w e se ntl ich „ök onom isch e r“) übe r Se l bstte ch nol ogie n (Le m k e 2000: 28f.). Nur w e r nach de n „ne ue n“ W ah rh e ite n h ande l t, h ande l t auch rational–norm al e s und nich t norm al e s Ve rh al te n w e rde n al so präsk riptiv ge tre nnt und die (individue l l e n und k ol l e k tive n) Ak te ure


w e rde n durch die Ausrich tung an die se r Norm al ität e ntspre ch e nd diszipl inie rt.Je de r sol lund w il lsich se l bst optim ie re n, und das Syste m sorgt dafür, dass je de r die s auch m it de m rich tige n Z ie l und inne rh al b de s rich tige n R ah m e ns m ach t.

Und, das e rgibt sich aus in ih r e ige ne s H um ank apitalinve stie re nde r Kunde n: Sie be zah l e n ih re Inve stition se l bst. Die (w ach se nde ) M e h rh e it de r Studie re nde n e rw irbt dam it, so das düste re Sze nario, e ine n (zune h m e nd se l bst finanzie rte n) Bach e l orabsch l uss, de sse n W e rt durch die w e ite re Öffnung de r H och sch ul e n und dam it ve rbunde ne r e rh öh te r „Konk urre nz“ zune h m e nd sink t. Die Studie re nde n füh l e n sich abe r l e tztl ich se l bst für ih re pote ntie l l e Ch ance nl osigk e it ve rantw ortl ich . W e nige „l e istungs“(und in Korre l ation dam it sozial ) se l e k tie rte Studie re nde dürfe n in e ine n M aste rstudie ngang, noch w e nige r (noch „l e istungs“se l ek tie rte re ) Studie re nde in e ine n M aste rstudie ngang an sich durch ve rtik al e Diffe re nzie rung h e rausbil de nde n „El ite unive rsitäte n“, an de ne n dann sow oh lForsch ung al s auch Studium m ögl ich ist.

Die ge forde rte Effizie nz de r nun „e ntfe sse l te n H och sch ul e n“ (M ül l e r- Böh l ing 19 9 9 ) sol l dabe i re form e risch e rzw unge n w e rde n: M ark tförm ige W e ttbe w e rbsm e ch anism e n (und dam it strik te Nach frage orie ntie rung) w e rde n instal l ie rt und die Entsch e idungsstruk ture n profe ssional isie rt. De m zugrunde l ie gt die Vorste l l ung von H och sch ul e n al s m ark tge ste ue rte Die nstl e istungsunte rne h m e n, de re n Z w e ck e und M itte l ne u be stim m t sind: Statt ve rantw ortl ich e r Gre m ie n l e gt die ne ue W isse nsordnung nun rich tige s H ande l n fe st, statt staatl ich e r R e gul ie rung und ak ade m isch e r Se l bstorganisation re gie re n zune h m e nd Auße nste ue rung, h ie rarch isch e Se l bstste ue rung und e rh öh te r Konk urre nzdruck in und zw isch e n de n H och sch ul e n. Dass die Um se tzung die se s De nk e ns in h istorisch ge w ach se ne n Konte xte n zu m e ist al s „Kinde rk rank h e ite n“ ve rnie dl ich te r Dysfunk tional itäte n füh rt, ist e in ge sonde rte s Probl e m (M ünch 2009 : 9 ).

Die se s Syste m sch afft sich se ine e ige ne , ange passte und sich anpasse nde Kl ie nte l– die norm al (isie rt)e n Studie re nde n. Sie m üsse n die k ünftige „R e ndite “ ih re r Bil dungsinve stitione n ge nau k al k ul ie re n und, um von Staat und W irtsch aft „nach ge fragt“ zu w e rde n, die s m ögl ich st „be sse r“ al s ih re M itstudie re nde n.

Abe r auch zu de n ne ue n Z w e ck e n be nötigt m an Studie re nde , und im m e rh in h e ißt e s nun ve rm e h rt, de r „Kunde “ se i „König“. R e gul ie rt w ird dabe i abe r übe r Nach frage und Pre is, nich t übe r Kritik und M itw irk ung. Die „Kunde n“ ve rh al te n sich dann auch w ie Ve rtragspartne r und w e rde n in die se m De nk e n w e ite r sozial isie rt (e bd.: 17).

Nich ts k ann m e h r aus „Inte re sse “ ode r „Ide al ism us“ ode r „um se ine r se l bst W il l e n“ ge m ach t und ge l e rnt w e rde n, sonde rn (ve rantw ortungsbe w usst) im m e r in H inbl ick auf Prüfunge n bzw . anre ch e nbare Le istungspunk te . Kritik und „Engage m e nt“ ge h öre n al so nich t m e h r e infach dazu, sonde rn m üsse n e ntw e de r e rst nach ge fragt w e rde n ode r sind e ine Sach e de r individue l l e n Fre ize it (w e nn in die se r auch fre ie Z e it vorh ande n ist). M it de n ge sch il de rte n R ational itäte n je de nfal l s ist e s sch w e r ve re inbar, auße r w ie de rum individue l l e Vorte il e und ande re zw e ck rational e Be w e ggründe e xistie re n.

Die se Entw ick l unge n spie ge l n sich auch im Studium w ide r. Die se s w ird auf Koste n (al s ine ffizie nt und ze itve rsch w e nde risch w ah rge nom m e ne r) individue l l e r Le rnw e ge und ak ade m isch e r Fre ih e ite n durch struk turie rt und auf k urzfristige n Prüfungse rfol g h in ausge rich te t: Eine h om oge ne M asse w ird produzie rt, die m odul arisie rt, standardisie rt und didak tisie rt l e rnt statt studie rt (e bd.: 87 f.), e inge rah m t durch e in norm ativ ok troyie rte s (w e nn auch al s pse udo- norm al istisch ve rk aufte s) „Syste m unive rse l l e r Ve rpunk tung“ (Link 2007: 21), vor al l e m de m m itunte r Z e it- und Daue rprüfungsdruck ve rursach e nde n „W ork l oad“. Die Fol ge sind „Fast- Know l e gde “-Anstal te n (e bd.: 20) für die M asse al s Anpassung an ausbil dungsw il l ige n Studie re nde n und das pol itisch e Z ie lvon q uantitativ m e h r H och sch ul absol ve nte n be i stagnie re nde n Ausgabe n.

Es w ird darauf ank om m e n, ob die sk izzie rte n Proze sse auch von norm al (isie rt)e n Studie re nde n al s De norm al isie rung w ah rge nom m e n w e rde n und inw ie w e it sich m it de r propagie rte n Al te rnativl osigk e it abge funde n w ird. Das w ird um so sch w ie rige r, je m e h r e in pädagogisch ge w ol l te s, e ffizie nte s und syste m k onform e s Ve rh al te n, ve rbunde n m it ök onom isch e m Druck , sozial e n Erw artunge n und R e ch tfe rtigungspfl ich te n von früh e ste r Kindh e it an „antrainie rt“ w ird. Sol ange je de nfal l s das ne ue De nk e n noch nich t vol l ständig l e gitim ist (das ze ige n die

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öffe ntl ich e n Ause inande rse tzunge n darübe r), bl e ibt Spie l raum für pol itisch e Käm pfe um al te rnative De utunge n. Z um inde st w e nn Studie re nde da sind, die sie füh re n.

CH R ISTO PH ER H

EM PEL

Lite ratur: Le m k e , Th om as e t al(2000) „Gouve rne m e ntal ität, Ne ol ibe ral ism us und Se l bstte ch nol ogie n. Eine Einl e itung“.In: Bröck l ing, U. e t al ., Gouve rne m e ntal ität de r Ge ge nw art. Studie n zur Ök onom isie rung de s Sozial e n,Frank furt a. M .: Suh rk am p M ünch , R ich ard (2009 ) Gl obal e El ite n, l ok al e Autoritäte n. Bil dung und W isse nsch aft unte r de m R e gim e von PISA, M cKinse y & Co. Frank furt a. M .: Suh rk am p. M ül l e r- Böh l ing, De tl e f (19 9 9 ) Die e ntfe sse l te H och sch ul e . Güte rsl oh : Ve rl ag Be rte l sm ann Stiftung Ste k e l e r-W e ith ofe r, Pirm in (2009 ) „Das Ak k re ditie rungsw e se n m uss e ndl ich w e g!“ Frank furte r Al l ge m e ine Z e itung vom 06.05.2009 , N5. Link , Jürge n (2007)„Kul turre vol utionäre Pe rspe k tive n in de n Z e ite n von Fast Know l e dge “, k ul tuR R e vol ution, Vol . 53, No. 2, S. 20- 25.

© Ne e f

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De r Be griff „stude ntisch e s Engage m e nt“ ste h t e rst ange de ute t im R aum . Auch im Konte xt de r Unive rsitätsre form e n, de s Bol ogna- Proze sse s ist e ine k l are De finition unse re s W isse ns noch nich t e rfol gt. Vie l m e h r sch e int stude ntisch e s Engage m e nt de r unbe stim m te und dam it unbe ach te te Te ilde s Studium s zu se in. Ge rade im angl o- am e rik anisch e n Sprach raum w ird die auße nste h e nde Funk tion sol ch e r Ak tivitäte n e rsich tl ich : Al s „e xtracurricul are s“ Engage m e nt ste h e n sie ne be n de r Erforsch ung de s „stude nt e ngage m e nt“ - de s inne r- curricul are n Engage m e nts –al s Sam m e l be griff für al l das w as m an be i ce te ris- paribus Gl e ich unge n l ie be r e rst e inm alzurück ste l l t. Le e H arve y be l e uch te t in die se m Konte xt die w e nige Forsch ung, die in die se m R ah m e n stattge funde n h at und pl ädie rt für e in stärk e re Be ach tung al l e r Kom pone nte n de s Studium s im Sinne e ine r „totalstude nt e xpe rie nce “. Dass m it Struk turve rände runge n – ob nun nur in de r H och sch ul e ode r in de r Ge se l l sch aft insge sam t – die Studie re nde n unpol itisch e r ge w orde n sind ze ige n die Erge bnisse de s Stude nte nsurve ys, w e l ch e Tino Barge l e rl äute rt. Ge rade auch de r k osntatie rte W ande l von „satte fe ste n“ zu l abil e n und diffe re nzie rte n De m ok rate n stim m t nach de nk l ich und l e ite t übe r zum dritte n Be itrag.

Sh ouping H u e rl äute rt anh and se l bst durch ge füh rte r Studie n im am e rik anisch e n R aum die Be de utung von e xtracurricul are n Ak tivitäte n für e in de m ok ratisch e s Se l bstve rständnis und e in ge se l l sch aftl ich e s Ve rantw ortungsbe w usstse in. Für de n Europäisch e n R aum bie te t Sjur Be rgan e ine n e m pirisch e n Übe rbl ick übe r de m ok ratisch e Partizipation von Studie re nde n an H och sch ul e n (al s e ine de r w e nige n Studie n übe rh aupt) und e xpl izie rt das Ve rh äl tnis von pol itisch e r Inte gration von Studie re nde n und Ge stal tung de r Ge se l l sch aft von m orge n. Absch l ie ße nd be tont auch Pe te r Z e rvak is die Be de utung von stude ntisch e m Engage m e nt im R ah m e n von Bol ogna und appe l l ie rt sow oh lan H och sch ul e n al s auch an Studie re nde stärk e r auf Ak tivitäte n ne be n de n curricul are n Anforde runge n e inzuge h e n. Nich t zul e tzt, w e ildie se pe rsönl ich k e itsbil de nd auf die Z e it nach de m Studium vorbe re ite n.

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Extracurricul ar activity is an im portant el e m e nt of stude nt de ve l opm e nt. Surprisingl y, th e re h as be e n l ittl e re se arch on th e im pact of stude nt e ngage m e nt in e xtracurricul ar activity on stude nt l e arning. Of th e fe w studie s th at h ave be e n conducte d, m ost focus on e xtracurricul ar activity on cam pus. Pascare l l a and Te re nzini (2005, p. 602) sugge st th at “th e im pact of col l e ge is l arge l y de te rm ine d by individuale ffort and invol ve m e nt in th e acade m ic, inte rpe rsonal and e xtracurricul ar offe rings on a cam pus” and M ark w e l l (2007) al so focuse d on e xtracurricul ar activitie s in cam pus l ife . Krause (2008) cl aim e d th at dropouts from th e first ye ar of unive rsity w e re ch aracte rise d, inte r al ia, by sh ow ing no inte re st in e xtracurricul ar activitie s, w h il e pe rsiste nt stude nts fe l t th e y be l onge d to th e unive rsity com m unity and w e re active l y invol ve d in col l e ge - base d e xtracurricul ar activitie s. Toyok aw a and Toyok aw a (2002) sh ow e d th at Japane se stude nts in Am e rica found th at e ngage m e nt in cam pus- base d e xtracurricul ar activitie s w as positive l y re l ate d to stude nts’ ge ne ral l ife satisfaction and l e ve l s of acade m ic invol ve m e nt.

O n - cam pus an d com m un ity- base d activitie s Th e se studie s m ay h ave re l e vance for ful l tim e , traditionalstude nts, w h o are re ce nt sch ool l e ave rs and l iving on cam pus. Inde e d, th e stude nt e ngage m e nt re se arch in th e US sugge sts th at on- cam pus e xtracurricul ar activitie s are dom inate d by younge r stude nts and th at m al e s are m ore l ik e l y to be invol ve d th an fe m al e s. Th us oncam pus activity is not ne ce ssaril y a good indicator of th e im pact of e xtracurricul ar activity in a w ide r se nse , w h ich incl ude s activitie s l ink e d to w ork (both paid e m pl oym e nt and vol untary), fam il y and ne igh bourh ood and range s from invol ve m e nt in l ocal activity groups, th rough pol itical organisations, pre ssure groups to social groups. M ature stude nts, part- tim e stude nts and th ose l iving off- cam pus, particul arl y at h om e , th us ofte n h ave a diffe re nt array of e xtracurricul ar e xpe rie nce s.

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Th e de ve l opm e nt and articul ation of transfe rabl e sk il l s and abil itie s in addition to acade m ic k now l e dge is incre asingl y im portant. Th e re is conside rabl e docum e nte d e vide nce about th e im pact th at e xtracurricul ar and curricul um - l ink e d, but e xte rnal , w ork e xpe rie nce h as on stude nt de ve l opm e nt. Stude nts re port im prove d se l f- confide nce , pe rsonal organisation, tim e m anage m e nt as w el las m aturity, incre ase d fl e xibil ity and adaptabil ity as a re sul t of a pe riod of w ork e xpe rie nce . Th e se are m atch e d by im prove d inte rpe rsonalsk il l s such as w ritte n and oral com m unication, ne tw ork ing and l iaison. Th e m ore th e w ork e xpe rie nce is re l ate d to th e program m e of study th e m ore re sponde nts sugge st im prove m e nts in inte l l e ctual abil itie s, such as e nh ance d confide nce w ith subje ct m atte r and anal ytic, criticaland synth e tic sk il l s. Unfortunate l y, th e sam e k ind of anal ysis doe s not appe ar to h ave be e n unde rtak e n of stude nt e ngage m e nt in com m unity- base d or fam il y activitie s. Ane cdotal e vide nce sugge sts th at, for e xam pl e , be ing active in a l ocal h ousing com m itte e ove rse e ing m ainte nance in an apartm e nt buil ding de ve l ops a range of ne gotiation and inte rpe rsonal sk il l s. Look ing afte r e l de rl y re l ative s or be ing a singl e pare nt w ith sch ool - age d ch il dre n re sul ts in be tte r- de ve l ope d organisational sk il l s and vol untary w ork at th e l ocalsch oolor sports cl ub de ve l ops a varie ty of sk il l s and abil itie s. R ath e r m ore dire ctl y, th e re is conside rabl e ane cdotal e vide nce th at invol ve m e nt in pol itical activitie s or social m ove m e nts, e ith e r cam pus- base d or e xte rnalh ave be e n l ink e d to subse q ue nt care e rs. Som e tim e s th e se are incre m e ntalde ve l opm e nts such as h e ad of an institution’s stude nt union, be com ing invol ve d in th e nationalstude nt body and de ve l oping a pol iticalcare e r as an el e cte d m e m be r of parl iam e nt. M ore ofte n, th e se e xtracurricul ar activitie s give stude nts th e e dge in re cruitm e nt to care e rs. Em pl oye rs in m any countrie s are l ook ing for som e th ing m ore th an acade m ic accom pl ish m e nts and be ing abl e to articul ate th e l e arning gaine d from e xtracurricul ar


activitie s, of al lk inds, is incre asingl y im portant in obtaining a graduate job.

‘Totalstud e n te xpe rie n ce ’ rath e r th an ‘total q ual ity m an age m e n t’ Th e ge ne ral assum ption w h e n e xpl oring th e stude nt e xpe rie nce is to start w ith th e cl assroom , ofte n focusing on th e te ach ing and assum ing th at th is is th e prim ary factor in stude nt l e arning. One w oul d h ope th at it is a significant e l e m e nt, al th ough by no m e ans th e onl y ve h icl e for te ach ing in th e el e ctronic age . Stude nt fe e dback is ofte n sough t on th e ‘m odul e ’ or th e te ach e r pe rform ance , w h ich privil e ge s a particul ar notion of l e arning. In som e se ttings, se e k ing fe e dback is e xpande d to cove r th e various l e arning support se rvice s, incl uding th e l ibrary or l e arning re source ce ntre and th e inform ation te ch nol ogy infrastructure (m ore ofte n th an th e conte nt of th e virtual e nvironm e nt). None th e l e ss, such pe rspe ctive s te nd to a suppl ie r- l e d vie w of stude nt de ve l opm e nt. In th e e arl y 19 9 0s I coine d th e ph rase ‘total stude nt e xpe rie nce ’ (H arve y e t al ., 19 9 2) to try and focus atte ntion on th e com pl e xity of th e l e arning e nvironm e nt. Th e ph rase w as a counte r to ‘totalq ual ity m anage m e nt’, w h ich w as popul ar at th e tim e and w h ich th ose inte re ste d in q ual ity issue s w e re trying to appl y to th e stude nt e xpe rie nce . ‘Totalstude nt e xpe rie nce ’ h igh l igh te d th e m ul tifarious and dive rse factors th at im pinge on th e l e arning proce ss, both cl assroom - base d and e xte rnal . Th e se incl ude d, in addition to th e cl assroom se tting, th e

unive rsity- provide d se rvice s such as counse l l ing th rough to care e rs se rvice s, th e e nvironm e nt and am bie nce th rough to th e cate ring. It al so atte m pte d to capture e xte rnal infl ue nce s such as fam il y, com m itm e nts and finance . M uch of th is w as e ncapsul ate d in th e satisfaction surve ys de ve l ope d in th e l ate 19 80s and e arl y 19 9 0s, initial l y at th e Unive rsity of Ce ntralEngl and in Birm ingh am , w h ich w e re base d on focus group discussions w ith stude nts about th e ir l e arning e xpe rie nce s. Th e se cl e arl y sh ow e d th e im portance of e xtracurricul ar and ce rtainl y e xtra- cl assroom activitie s. Th e focus on stude nt l e arning, rath e r th an te ach ing, is now w ide spre ad w ith th e grow ing adoption of l e arning outcom e approach e s as, for e xam pl e , e ncapsul ate d in th e Bol ogna proce ss. H ow e ve r, de spite th e focus on l e arning, th e re continue s to be a re l uctance to e xam ine th e l ive d e xpe rie nce of l e arning and th e rol e of e xtracurricul ar activitie s. Gone are th e days w h e n l e arning w as about absorption of inform ation provide d by a te ach e r. Th e re is too m uch inform ation and it is grow ing at an e xpone ntial rate ; w h at is im portant now is l e arning h ow to l e arn. Extracurricul ar activitie s h ave a significant rol e to pl ay in th is and th e ir infl ue nce sh oul d not be ignore d.

LEE H

A R VEY

Lite ratur: H arve y, L., Burrow s, A. and Gre e n, D.(19 9 2): TotalStude nt Expe rie nce : A First R e port of th e QH E NationalSurve y of Staff and Stude nts’ Vie w s of th e Im portant Crite ria of Qual ity, Birm ingh am : UCE, QH E. Krause K.L., (2008): "Stude nt e ngage m e nt and re te ntion in th e first ye ar: ch al l e nge s and opportunitie s! Pre se ntation for th e M oving Forw ard proje ct", Gl asgow : Cal e donian Unive rsity, in: h ttp://w w w .acade m y.gcal .ac.uk /m ovingforw ard/docs/GCUk rause 2008.pdf [26.06.2009 ] M ark w e l l , D.(2007): 'A l arge and l ibe rale ducation': h igh e r e ducation for th e 21st ce ntury, M e l bourne : Austral ian Sch ol arl y Publ ish ing & Trinity Col l e ge , Unive rsity of M e l bourne . Pascare l l a, E. und Te re nzini, P. (2005): H ow col l e ge affe cts stude nts (Vol . II): A th ird de cade of re se arch , San Francisco: Josse y- Bass. Toyok aw a, T und Toyok aw a, N. (2002): "Extracurricul ar activitie s and th e adjustm e nt of Asian inte rnational stude nts: A study of Japane se stude nts", in: Inte rnationalJournalof Inte rcul turalR e l ations, Vol . 26, No.4, S. 363–79 .

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Die Z e itre ih e de s Studie re nde nsurve ys m it ze h n Erh e bunge n von 19 83 bis 2007, be i de r bunde sw e it bisl ang insge sam t 88.000 Studie re nde an Unive rsitäte n und Fach h och sch ul e n be fragt w urde n, be l e gt e ine n nach h al tige n W ande l de r pol itisch e n Orie ntie runge n und ge se l l sch aftl ich e n W e rte de r Studie re nde n. Nach fol ge nd w e rde n zue rst e m pirisch e Be funde vorge l e gt und danach e inige Inte rpre tationsve rsuch e zur Disk ussion ge ste l l t.

Eine n be m e rk e nsw e rte n R ück gang ve rze ich ne t die Be te il igung an de n Fach sch afte n. Sie sind offe nbar für nur noch w e nige Studie re nde e in sozial e r Kristal l isationspunk t an de r H och sch ul e . W e itaus stärk e r ist de r R ück zug de r Studie re nde n aus de r stude ntisch e n Se l bstve rw al tung und de n offizie l l e n H och sch ul gre m ie n.

1 W an d e ld e r pol itisch e n O rie n tie run ge n un d H al tun ge n

Die Se l bste instufung de r Studie re nde n im Link s- R e ch ts- Spe k trum bringt im l angfristige n Tre nd e ine l e ich te Stärk ung de r "M itte " (von 19 % auf 23%), be i e ine m R ück gang de r Position "k l ar l ink s". In auffäl l ige r W e ise ist im ne ue n Jah rtause nd de r Ante il Studie re nde r ge stie ge n, die k e ine Einstufung ih re r pol itisch e n R ich tung vorne h m e n w ol l en ode r k önne n.

Die Be funde übe r die pol itisch e n Orie ntie runge n de r Studie re nde n ze ige n e ine n grundl e ge nde n W ande lauf, de sse n M uste r sich im ne ue n Jah rtause nd stabil isie rt h at. Dazu se ie n ze ntral e Aspe k te fe stge h al te n, die für die Ve rände runge n k e nnze ich ne nd sind.

1.2 Pol itisch e Position e n un d Z ie l präfe re n ze n : w e itre ich e n d e Än d e run ge n

Be i de r Z ustim m ung ode r Abl e h nung pol itisch e r Z ie l e sind gravie re nde Ände runge n e inge tre te n. Z um e ine n h at sich e in 1.1 W e n ige r pol itisch e s In te re sse un d al l ge m e ine r W ande lvon sozial - ök ol ogisch e n ge rin ge re Be te il igun g zu k onse rvativ- l ibe ral e n Z ie l e n vol l zoge n, w obe i die Präfe re nz k onse rv at iv e r Z ie l e Das Inte re sse de r Studie re nde n am pol i(e h e r angst und abw e h rbe se t zt ) st ärk e r ge tisch e n Ge sch e h e n ist im l angfristige n Tre nd w orde n ist al s die l ibe ral e r Z ie l e (e h e r stark zurück ge gange n: von 54% m it stargsbe se tzt). Z um ank e m Inte re sse (19 83) übe r 46% (19 9 3) auf fortsch ritts- und e rfol de re n ist e ine Z unah m e e xtre m e r Z ie l e fe stnunm e h r nur noch 37% (2007). De r Le be nszust e l l e n, se i e s de r Abw e h r k ul t ure l l er be re ich von "Pol itik und öffe ntl ich e m Le be n" Übe rfre m dung ode r die Absch affung de s h at de utl ich an Ste l l e nw e rt ve rl ore n;dafür Priv at e ige nt um s an Indust rie und Bank e n sind "Fam il ie und Ge sch w iste r" al s private r (je w e il s ge ringe re Abl e h nung). Be re ich se h r vie lw ich tige r ge w orde n. Die Studie re nde n be te il ige n sich se l te ne r in Parte ie n und an Bürge rinitiative n;vor al l em das De sinte re sse an Bürge rinitiative n ist stärk e r ange stie ge n: von 60% (19 9 5) auf 72% (zul e tzt 2004). Auch die Be te il igung in ande re n pol itisch e n Gruppie runge n h at w e ite r nach ge l asse n (e tw a be i Um w e l tsch utzgruppe n, M e nsch e nre ch tsgruppe n, Fraue ngruppe n). Studie re nde ze ige n, fast traditione l l , nur e in ge ringe s Inte re sse an H och sch ul pol itik .

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1.3 Labil itätd e r d e m ok ratisch e n Ein ste l l un ge n Die de m ok ratisch e n H al tunge n de r Studie re nde n w are n Ende de r 9 0e r Jah re noch w e it ge fe stigte r al s sie sich im ne ue n Jah rtause nd e ntw ick e l t h abe n: m it m e h r Une inde utigk e ite n und Distanz ge ge nübe r e inige n de m ok ratisch e n Prinzipie n. Insge sam t m üsse n die Studie re nde n h äufige r al s "l abil e De m ok rate n"be ze ich ne t w e rde n und


w e nige r al s "satte l fe ste De m ok rate n" w ie noch ge ge n Ende de r 9 0e r Jah re . Die ge fe stigte n De m ok rate n (ve h e m e nt ode r e inde utig) bil de n in de r Stude nte nsch aft nich t m e h r die M e h rh e it: R ück gang von 71% auf 48%.

ih ne n. W ie sind sie e inzuordne n und zu be gründe n?Sol ch e Disk ussione n anzure ge n, ist m it de n w e ite re n Übe rl e gunge n be absich tigt.

2.1 Ne ue Z üge : gl e ich gül tig, ratl os un d än gstl ich

Z w e i Ke rnstück e de m ok ratisch e r Prinzipie n w e rde n abe r von de n Studie re nde n w e ite rh in übe rw ie ge nd ve rtre te n: die M e inungs- und De m onstrationsfre ih e it und de r Ve rzich t auf Ge w al t be i pol itisch e n Konfl ik te n. Abe r das Votum für Inte re sse ngruppe n ode r die k ritisch e Oppositionsfunk tion ist stark zurück ge gange n; die El e m e nte e ine r pl ural istisch e n und k ontrove rse n De m ok ratie w e rde n vie l se l te ne r be fürw orte t.

Es ze ich ne t sich ab, dass e s sich se it de r Jah rtause ndw e nde ve rstärk t und ve rfe stigt um e ine Ge ne ration de r Te il nah m sl osigk e it und Une inde utigk e it, de r Konve ntional ität und de r l abil e n De m ok rate n h ande l t; sie äuße rt w e nig Ansprüch e an sich und die W el t –auße r durch zuk om m e n und sich zu be h aupte n, fre il ich m it m e h r Ängstl ich k e it al s Z uve rsich t. Unte rgründig h abe n sich e inige be ze ich ne nde Be w e gunge n vol l zoge n. Sie sind nich t unm itte l bar e rsich tl ich , sonde rn l ie ge n de n e inze l ne n stude ntisch e n Einste l l unge n und Ste l l ungnah m e n zu Grunde :

1.4 Ge se l l sch aftsbil d un d ge se l l sch aftl ich e W e rte Die Übe rze ugung, je de r h abe e ine faire Aufstie gsch ance , h at e be nso nach ge l asse n w ie de r Gl aube an die Ge l tung de s Le istungsprinzips. Dam it w ird die Le gitim ität de s sozial e n Aufstie gs im m e r m e h r in Frage ge ste l l t und die sozial e Inte gration e rsch e int ge fäh rde t. Es e ntste h t e in probl e m atisch e s Ge se l l sch aftsbil d: Sch l ie ßung statt Offe nh e it und Unge re ch tigk e it statt Fairne ss.

- von de r ak tive n Be te il igung zur passive n Kundsch aft, - von Ste l l ungnah m e n zu Be l ie bigk e ite n ode r Gl e ich gül tigk e ite n, - von de m Be m üh e n um Konze pte zur Entsch e idungsl osigk e it, - von de r autonom e n Se l bstve rw irk l ich ung zum e goistisch e n Konsum ie re n, - von de r Such e nach Al te rnative n zu m e h r Konve ntional ität, - vom stark e n Se l bstbe w usstse in zu Unsich e rh e ite n, - vom M ut zu Erprobunge n zur H innah m e de r Ge ge be nh e ite n, - von de r H offnung auf Erfol g h in zur Angst vor M isse rfol g, - von ide al istisch e n Grundh al tunge n zu util itaristisch e n Strate gie n.

Die Urte il e de r Studie re nde n zur Antinom ie zw isch e n W e ttbe w e rb und Sol idarität, al s grundl e ge nde ge se l l sch aftl ich e M e ch anism e n, ze ige n e ine ge w ich tige Ände rung: die k ritisch e Sich t de s W e ttbe w e rbs h at de utl ich nach ge l asse n. Die positive Funk tion (m e h r Anstre ngung) w ird stärk e r h e rvorge h obe n, die ne gative Funk tion (ge fäh rde te Sol idarität) w ird abge sch w äch t. Noch stärk e r ist de r W ande l be i de r m ögl ich e n Ge ge nsätzl ich k e it zw isch e n Natur und Um w e l t ve rsus Te ch nik und Te ch nol ogie : Die Priorität de s Um w e l tsch utze s e rfäh rt e ine n drastisch e n Einbruch von 76% auf 51% Unte rstützung, die Förde rung de r te ch nol ogisch e n Entw ick l ung e ine n große n Ge w inn an Z ustim m ung be i de n Studie re nde n von 31% auf 52%.

In w e ite n Te il e n sind durch sol ch e Tre nds in de n pol itisch e n H al tunge n und ge se l l sch aftl ich e n Vorste l l unge n nich t nur die Studie re nde n zu ch arak te risie re n, sie sind zugl e ich k e nnze ich ne nd für al l ge m e ine ge se l l sch aftl ich e Entw ick l unge n. Es e rw e ist sich e rne ut, w ie se h r Studie re nde Te il de r Ge se l l sch aft sind und von die se m Konte xt be stim m t w e rde n.

2 Z ur In te rpre tation übe r d ie ge ge n w ärtige Stud e n te n ge n e ration Die Be funde übe r de n W ande l de r pol itisch e n Orie ntie runge n de r Studie re nde n ve rl ange n e ine Ause inande rse tzung m it

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ze ugung darste l l t, sonde rn l e tztl ich e h e r Punk tual ität und Be l ie bigk e ite n be sch re ibt. Insofe rn ist die Ke nnze ich nung e ine s ve rm e h rte n Konse rvatism us und e ine s stärk e re n Pragm atism us zw ar zutre ffe nd, trifft abe r nich t de n probl e m atisch e n Ke rn de r Entw ick l unge n: Sie sind in de m Sch w und an de m ok ratisch e n Übe rze ugunge n, an de r Ve rbre itung von Te il nah m sl osigk e it, und dam it Ve rantw ortungsl osigk e it, sow ie in de r bre ite n Labil ität zu se h e n –auch in de r H innah m e und Anpassung an äuße re Se tzunge n.

2.2 Ne ue H al tun ge n : R ück zug, Labil ität, K on ve n tion al ität In vie l e n Be re ich e n de r pol itisch e n H al tunge n h abe n sich die M e h rh e ite n unte r de n Studie re nde n ve rände rt und sch affe n dam it ne ue Ve rh äl tnisse de r Dom inanz ode r Ge l tung: - vom Engage m e nt am öffe ntl ich e n Le be n zum private n R ück zug in die Fam il ie , - de r W e ch se lbe i de n ge fe stigte n (satte l fe ste n) zu de n l abil e n und distanzie rte n De m ok ate n, - die ve rände rte Einsch ätzung von W e ttbe w e rb und Sol idarität al s ge se l l sch aftl ich e W e rte , - die ge ringe re Priorität von Um w e l tsch utz und die stärk e re Förde rung de r Te ch nol ogie .

2.3 An om isch e Ve rh äl tn isse in Pol itik un d Le be n Die pol itisch e n und ge se l l sch aftl ich e n Orie ntie runge n de r ge ge nw ärtige n Stude nte nge ne ration sind durch e in M e h r an Anom ie ge k e nnze ich ne t: e ine Läh m ung be i Entsch e idunge n und Konze pte n, die Z unah m e an Be l ie big- und Gl e ich gül tigk e ite n, die Ve rm e idung von Ve rantw ortl ich k e ite n. Anom ie ist e in Ke nnze ich e n für ge se l l sch aftl ich e Ve rh äl tnisse , in de ne n die W e rte und Z ie l e m it de n vorh ande ne n M itte l n und R e ssource n im m e r w e nige r e rre ich t ode r e rfül l t w e rde n k önne n. Die se Erfah rung, für Juge ndl ich e oh ne be rufl ich e Qual ifik ation al s "Pre k ariat" sch on öfte rs diagnostizie rt, trifft nun für m e h r und m e h r Studie re nde e be nfal l s zu –nich t nur für ih re be rufl ich m ate rie l l e Situation, sonde rn auch für ih re ide e l l - pol itisch e Orie ntie rung.

Entsch e ide nde Entw ick l unge n be zie h e n sich auf die Z unah m e k onse rvative r und k onve ntione l l e r H al tunge n unte r de n Studie re nde n, m it de r stärk e re n Ve rtre tung und H innah m e e ntspre ch e nde r Z ie l e (auch ve rstärk t national - k onse rvative r Art). Dage ge n h abe n die l ink e n Studie re nde n e ine n "R e ch tsruck " vol l zoge n, zur M itte h in: Einstige w ich tige Z ie l e sozial e r ode r sozial istisch e r Art w e rde n l ängst nich t m e h r so ve h e m e nt ve rtre te n. Sol ch e Entw ick l unge n k önne n de n Eindruck e ine s stärk e re n Pragm atism us e rw e ck e n, de r al l e rdings nich t e ine Übe r-

TINO BAR GEL

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In an age of gl obal ization and dram atic de m ograph ical ch ange s, th e ge ne ral popul ation in m any countrie s w il lundoubte dl y be com e m ore and m ore dive rse . Th is de m ograph ic transform ation w il lbring opportunitie s w h il e al so pre se nting som e ch al l e nge s to de al w ith . One ch al l e nge is to m aintain and e nh ance com m unity coh e sion and h arm ony in an incre asingl y dive rse socie ty. H ow can w e be tte r pre pare th e future ge ne rations to l ive and th rive in a dive rse de m ocracy?

Prom otin g “civic re spon sibil ity" M any organizations in th e Unite d State s h ave put forth conside rabl e e ffort to re spond to th is ch al l e nge . For e xam pl e , th e Am e rican Association of Col l e ge s and Unive rsitie s (AAC& U) h as k e pt th is issue al ive for ye ars and advocate d a “civic re sponsibil ity” age nda for Am e rican h igh e r e ducation. Spe cifical l y, th e AAC& U cal l s for col l e ge s and unive rsitie s to h e igh te n th e ir e ffort in e ducating stude nts for l ive s of civic re sponsibil ity for a dive rse de m ocracy. Th is cal lis tim e l y, give n th at th e distrust of th e pol itical proce sse s and th e dise ngage m e nt w ith civic activitie s se e m s to be on th e rise . De ve l opm e nt of civic re sponsibil ity in col l e ge stude nts can be e sse ntialto th e h e al th y functioning of de m ocracy and th e e nh ance m e nt of socialcoh e sion.

D ive rse d e m ocracy an d e xtracurricul ar activity Give n th at m ost of col l e ge stude nts’ tim e is outside of th e cl assroom , and th e pre val e nce of e xtracurricul ar activitie s on col l e ge cam pus, m any w onde r w h e th e r stude nt e ngage m e nt in e xtracurricul ar activitie s can h e l p pre pare th e m for a dive rse de m ocracy. Stude nt e ngage m e nt in col l e ge activitie s, both acade m ical l y and social l y, h as be e n conside re d as an inte gralpart of a col l e ge e ducation. Th e h igh e r e ducation l ite rature , at l e ast in th e conte xt of th e Unite d State s, h as une q uivocal l y sugge ste d th at w h at re al l y m atte rs in stude nt col l e ge outcom e s is w h at stude nts do in col l e ge . Stude nt e ngage m e nt in col l e ge activitie s can e nrich stude nt col l e ge e xpe rie nce s, prom ote stude nt cognitive and affe ctive gains, and h e l p stude nt com pl e te th e ir col l e ge de gre e s.

As for th e spe cific rol e of e xtracurricul ar activitie s, e xisting l ite rature se e m s to indicate prom ising re sul ts as w e l l . A se rie s of e m pirical studie s, conducte d in th e H igh e r Education R e se arch Institute (H ER I) at UCLA and th e com pre h e nsive re vie w s in H ow Col l e ge Affe cts Stude nts by Erne st Pascare l l a and Patrick Te re nzini, sugge st stude nt e ngage m e nt in m any type s of cocurricul ar or e xtracurricul ar activitie s, such Civic re sponsibil ity is an um bre l l a con- as com m unity se rvice s or invol ve m e nt in struct w ith m ul tipl e dim e nsions. In h e r se rvice l e arning, h ave positive infl ue nce s on doctoral disse rtation titl e d "Civic R e spon- outcom e s re l ate d to stude nt civic re sponsibil ity and R e se arch Unive rsitie s" (2006), sibil ity de ve l opm e nt. M y ow n re ce nt re Courtne y Th ornton distil l e d five dim e nsions se arch using nationaldatase ts al so sugge sts of civic re sponsibil ity th at incl ude k now - th e pow e rfulrol e of stude nt e xtracurricul ar l e dge and support of de m ocratic val ue s: e ngage m e nt on th e de ve l opm e nt of de m ode sire to act be ne ficial l y to th e com m unity, cratic val ue s and civic e ngage m e nt for use of k now l e dge and sk il l s for socie tal col l e ge graduate s. be ne fit, appre ciation for and inte re st in th ose unl ik e se l f, and pe rsonal accountUsing data col l e cte d by th e National abil ity. Cl e arl y, civic re sponsibil ity age nda Opinion R e se arch Ce nte r at th e Unive rsity signifie s th e val ue s, be l ie fs, and com m it- of Ch icago on a group of h igh - ach ie ving l ow m e nts th at are criticalto l ive and th rive in a incom e stude nts of col or, I e xam ine d th e dive rse de m ocracy as th e Unite d State s and re l ationsh ip be tw e e n stude nt e ngage m e nt in m any oth e r socie tie s. a range of co- curricul ar or e xtra- curricul ar activitie s during col l e ge ye ars and e ve ntual

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outcom e s of de m ocratic val ue s and civic e ngage m e nt afte r col l e ge graduation. Spe cifical l y, stude nts w e re ask e d in th e ir junior ye ar to re spond on q ue stions re garding th e e xte nt to w h ich th e y participate d in e ve nts sponsore d by a frate rnity or sorority, re side nce h al lactivitie s, e ve nts or activitie s sponsore d by groups re fl e cting th e ir cul tural h e ritage , and com m unity se rvice activitie s.

Extracurricul ar activitie s pre pare for civic re spon sibil ity

Th e findings from th is study cl e arl y indicate d a significant rol e of stude nt e ngage m e nt in e xtracurricul ar activitie s on stude nt de m ocratic val ue s and civic e ngage m e nt e ffort. Th e individual s w h o w e re m ore e ngage d in e xtracurricul ar activitie s during col l e ge ye ars h ad significantl y h igh e r l e ve l of score s in th e m e asure s of ue s and civic e ngage m e nt Tw o ye ars l ate r, th e sam e stude nts w e re de m ocratic val ik e l y to l ook at th ings ask e d again to docum e nt stude nt de m o- e ffort. Th e y are m ore l tipl e angl e s and to w ork w ith cratic val ue s and civic e ngage m e nt e ffort. from m ul e of diffe re nt back ground. Th e y te nd M e asure s on de m ocratic val ue s are con- pe opl ce rne d w ith individualvie w s on th e state - to th ink “giving- back ” as an im portant com m e nts such as “th e re are m ul tipl e side s to m itm e nt, and do so by be ing m ore e ngage d e ve ry issue and I try to l ook at th e m al l ”, in com m unity and social activitie s afte r l e ge graduation. Th e se findings are e s“de m ocracy th rive s on diffe ring vie w s”, col l y consiste nt w ith th e ge ne ral l i“buil ding coal itions from varie d inte re sts is se ntial k e y to a w ork ing de m ocracy”, “I be l ie ve I te rature on th e im portance of e ngage m e nt ar or e xtracurricul ar activitie s can do th ings th at can m ak e a big diffe re nce in co- curricul e col l e ge outcom e s, but th e in th e l ive s of oth e rs”, “I h ave an obl igation on de sirabl p e xte nd our unde rstanding of to ‘give back ’ to th e com m unity”, and “I findings h e l e of e xtracurricul ar activitie s on civic l e arn th e m ost about socie tal issue s in th e rol ity de ve l opm e nt. It is im portant discussion w ith dive rse pe e rs”. M e asure s on re sponsibil col l e ge graduate s’ civic e ngage m e nt e ffort for various groups w ith in and outside th e e of are stude nt re sponse s to th e im portance acade m y to appre ciate th e positive rol ar activitie s and to inte ntioth at th e y w oul d attach to th e aspe cts of e xtracurricul l y util ize th e m to pre pare col l e ge stu“using care e r- re l ate d sk il l s to w ork in l ow - nal ive s of civic re sponsibil ity in a incom e com m unitie s”, “prom oting racial de nts for l d. e q uity and re spe ct”, “voting in national ch anging w orl el e ctions”, and “vol unte e ring w ith com m unity groups or age ncie s”. SH O U PING H U

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In 2001, Europe an m iniste rs de cl are d th at stude nts are ful lm e m be rs of th e acade m ic com m unity, th at th e y are com pe te nt and constructive partne rs in th e Europe an H igh e r Education Are a (EH EA) and th at th e y sh oul d participate in and infl ue nce th e organization and conte nt of e ducation (Prague Com m uniq ué 2001). In 2003, M iniste rs de cl are d th at stude nts are ful l partne rs in h igh e r e ducation gove rnance . Th e y al so pointe d to th e im portance of stude nts ach ie ving th e ir ful l pote ntial for Europe an ide ntity, citize nsh ip and e m pl oyabil ity (Be rl in Com m uniq ué 2003). Both state m e nts w e re m ade in th e e arl y stage s of th e Bol ogna Proce ss, but it is w orth noting th at th e y w e re not m ade in th e Bol ogna De cl aration. In 19 9 9 , stude nts w e re pre se nt at th e confe re nce th at l aunch e d th e Europe an H igh e r Education Are a, but th e y w e re th e re be cause th e y h ad invite d th e m e l ve s and th e y w e re re l ative l y m arginalto th e proce e dings Tw o ye ars l ate r, stude nts w e re at th e ce nte r of th e Bol ogna Proce ss. Th is articl e w il ll ook brie fl y at th e form al itie s as w e l las th e re al itie s of stude nt participation in h igh e r e ducation gove rnance at th re e l e ve l s: institutional , national and Europe an. It w il lal so ask w h e th e r incre ase d possibil itie s for participation in h igh e r e ducation gove rnance transl ate into stude nts e ngaging as citize ns in broade r socie ty. Data on stude nt participation is scarce , and th e inform ation for th is articl e ste m s e sse ntial l y from studie s conducte d by th e Councilof Europe and partne rs.

Form al itie s of re pre se n tation Form alprovision for stude nt participation at som e l e ve lof institutionalgove rnance is ne arl y unive rsalin Europe . In al lcase s, stude nt re pre se ntative s are a m inority group on th e gove rnance bodie s, and th e y m ost typical l y h ave be tw e e n 10 and 20 pe r ce nt of th e se ats (Pe rsson 2004: 41- 43). Th is is in k e e ping w ith th e traditionalEurope an m ode l for h igh e r e ducation gove rnance , w h e re re pre se ntation is a function of

th e group’s re l e vance to th e k e y m issions of h igh e r e ducation –te ach ing and re se arch – and to a l e sse r e xte nt to its num be rs w ith in th e institution. Incide ntal l y, th e principl e argum e nt th at re pre se ntation on h igh e r e ducation gove rnance bodie s sh oul d be l ink e d to com pe te nce in th e core m issions is be ing w e ak e ne d by th e incl usion of e xte rnalre pre se ntative s on th e gove rnance bodie s since th is re pre se ntation for th e m ost part m e ans th at facul ty no l onge r h ave a m ajority of th e se ats. Final l y, institutional re pre se ntation is an issue not onl y of num be rs but al so of th e status and rol e of th e re pre se ntative s once th e y h ave be e n e l e cte d. In m ost countrie s, stude nt re pre se ntative s h ave th e righ t to spe ak and vote on al lissue s th at com e be fore th e gove rning body. In th e case of e igh t countrie s, h ow e ve r, re sponde nts in th e surve y re porte d th at stude nt re pre se ntative s cannot vote on ce rtain issue s. W h il e th e se issue s m ay vary, th e y typical l y incl ude staff, financialand curricul a issue s. At th e l e ve lof e ducation syste m s, th e form alprovision for stude nt re pre se ntation is m uch w e ak e r. At m ost, h al f of th e countrie s surve ye d h ad som e k ind of provision for such re pre se ntation (Pe rsson 2004: 40)1. Th e argum e nts h e re are som e w h at diffe re nt th an at th e institutionall e ve l . Th e re is a cl e ar pol itical re sponsibil ity for th e e ducation syste m e xe rcise d by th e m iniste r and th e nationalasse m bl y, and both are de te rm ine d th rough ge ne ral e l e ctions. Pol itical de cisions m ay be m ade fol l ow ing consul tation w ith groups conce rne d, and th is se e m s to be a com m on patte rn at th e l e ve l of h igh e r e ducation syste m s. In m any case s, th e re is al so stude nt re pre se ntation in re l ation to th e national re ctors’ confe re nce , th e re is form aland inform alcontact w ith th e national parl iam e ntary asse m bl y and th e re are various oth e r form s of consul tation at syste m l e ve l(Pe rsson 2004: 48- 51). Abse nce of form al provision for re pre se ntation th e re fore doe s not im pl y abse nce of de facto consul tation and re pre se ntation. At th e Europe an l e ve l , th e m ost re l e vant

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fram e w ork in w h ich to asse ss stude nt re pre se ntation is th e EH EA. H e re , th e form al issue is re l ative l y straigh tforw ard: th e m e m be rs of th e EH EA are 46 countrie s and th e Europe an Com m ission, w h il e th e Europe an Stude nts’ Union (ESU) is a consul tative m e m be r al ong w ith a num be r of oth e r IGOs and NGOs.

Activity an d in fl ue n ce An ove ral l im pre ssion is th at m any stude nts are re l ative l y uncom m itte d to participating in h igh e r e ducation gove rnance . Th is doe s not transl ate into a probl e m w ith fil l ing e l e ctive office s. Exce pt for som e instance s at facul ty and in particul ar de partm e nt l e ve l , it doe s not se e m difficul t to find e nough stude nts w il l ing to se rve on gove rnance bodie s. To w h at e xte nt stude nt re pre se ntative s e xe rcise infl ue nce is a m atte r of som e dive rge nce . On a scal e of 1 (l ow ) to 5 (h igh infl ue nce ) in th e Councilof Europe surve y, re sponde nts spre ad fairl y e ve nl y be tw e e n cate gorie s 1- 4 for th e ir pe rce ption of stude nt infl ue nce at nationall e ve l , w ith fe w m ark ing cate gory 5. For stude nt infl ue nce at institutional l e ve l , m ost re sponde nts m ark e d cate gory 3 w ith som e m ark ing cate gorie s 2 and 4 and ve ry fe w th e e xtre m e cate gorie s 1 and 5. W h e n ask e d about infl ue nce on spe cific pol icy are as w ith in institutions, re sponde nts indicate d th at stude nt re pre se ntative s h ave gre ate r infl ue nce ove r “im m e diate issue s” such as socialissue s, th e l e arning e nvironm e nt and e ducationalconte nt th an ove r “h ard” issue s such as budge ts and th e re cruitm e nt of facul ty. W h e n ask e d to diffe re ntiate th e ir pe rce ptions of stude nt infl ue nce according to th e l e ve l of gove rnance , stude nt and m iniste rial re pre se ntative s th ough t th is infl ue nce w as stronge st at institutionaland facul ty l e ve l , w h e re as acade m ic re pre se ntative s th ough t it w as stronge st at national and facul ty l e ve l (Pe rsson 2004: 59 - 68, Be rgan 2004: 21- 22). Th e re is, to m y k now l e dge , no sim il ar surve y on th e pe rce ption of stude nt infl ue nce w ith in th e Bol ogna Proce ss. As a l ong standing active m e m be r of th e Bol ogna Fol l ow Up Group and se ve ral w ork ing groups, I w oul d, h ow e ve r, ve nture to say th at th is infl ue nce is fairl y strong and th at it h as be e n incre asing ove r th e ye ars. Activity is of course not an e ntire l y re l iabl e m e asure of in-

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fl ue nce –one m ay fe e lone ne e ds to participate ve ry active l y in discussions pre cise l y be cause one is not sufficie ntl y h e ard. Ne ve rth e l e ss, m y ow n pe rce ption is th at th e infl ue nce of th e ESU re pre se ntative s in th e BFUG is ve ry re al . As one e xam pl e , ESU w as an e sse ntial part of th e coal ition of countrie s and organizations th at m anage d to tone dow n th e re fe re nce to rank ing and cl assification in th e Le uve n Com m uniq ué (2009 ). Infl ue nce is a m atte r not onl y of form al position and l e galcom pe te nce , but al so of th e re al com pe te nce and pow e r of pe rsuasion of th e individual s w h o re pre se nt a give n group in a give n conte xt at a give n tim e . W ith in th e BFUG, ESU h as h ad a succe ssion of h igh l y com pe te nt and profe ssionalre pre se ntative s w h o h ave be e n abl e to e ngage in issue s w e l lbe yond th ose th at m ay be pe rce ive d as “narrow stude nt issue s” and w h o h ave be e n abl e to articul ate Europe an pe rspe ctive s. Both e ngage m e nts h ave incre ase d th e ir infl ue nce and cre dibil ity. In th e w ords of an ESU m e m be r: “Th e th ing th at m ak e s a stude nt re pre se ntative now adays diffe re nt from 100 or e ve n 40 ye ars ago is th e fact th at stude nts are now , for th e first tim e , be ing e ngage d in re sh aping th e w h ol e e ducation syste m , and m ak ing sure th at th e ch ange s e xpe rie nce d in h igh e r e ducation are dire cte d tow ards be ne fiting stude nts” (Santa 2009 ). W h il e th e re is, to m y k now l e dge , no re se arch on h ow stude nt infl ue nce m ay vary ove r tim e at diffe re nt l e ve l s of gove rnance , it se e m s re asonabl e to assum e th at th e variation m ay be particul arl y m ark e d at th e l ow e r l e ve l s of gove rnance , w h e re th e pool of pote ntialre pre se ntative s am ong stude nts as w e l las am ong facul ty is sm al l . In a sm al l de partm e ntalgove rning body, th e infl ue nce of com pe te nt and w e l larticul ate d stude nt re pre se ntative s m ay far outw e igh th e num e rical stre ngth of th e stude nt re pre se ntation, w h il e th e opposite m ay e asil y be th e case if th e stude nt re pre se ntative s are ine xpe rie nce d and unaw are of th e broade r issue of h igh e r e ducation pol icy. A broade r probl e m is w ith th e participation of th ose stude nts w h o do not run for office . Th e basic act of de m ocracy is voting. Eve n if it m ay be argue d th at re stricting one ’s de m ocratic participation to voting at pe riodic inte rval s is an insufficie nt com m itm e nt to de m ocracy, de m ocracy is inconce iv-


abl e w ith out fair e l e ctions. It is th e re fore a re ason for conce rn th at turnout in stude nt el e ctions is rare l y h igh e r th an 50 pe r ce nt, w ith th e 16- 30 pe r ce nt range th e m ost fre q ue ntl y participation rate re porte d in th e surve y (Pe rsson 2004: 57). Th is com pare s unfavorabl y w ith participation rate s in m ost nationale l e ctions.

m ove m e nts, ranging from th e far righ t (such as e .g. th e Nazi and Fascist m ove m e nts in th e 19 30s and 19 40s) to th e far l e ft (e .g. Baade r- M e inh of, R e d Brigade s or Com m unist re gim e s in Europe ) and incl uding unde m ocratic re gim e s w ith a l e ss pronounce d ide ol ogicalbasis (Be rgan 2004: 2526). Stude nts ove ral ldo not se e m to be m ore active th an “ave rage citize ns”, and it se e m s l ik e l y th at th e re l ative l ack of com m itte d stude nt citize ns is a part of a m ore ge ne ral te nde ncy tow ard incre ase d e m ph asis on e ach individual ’s private sph e re and l e ss on e ngage m e nt in th e publ ic room . Th is te nde ncy is som e tim e s re ve rse d te m poraril y by m ajor e ve nts, such as th ose of 19 68, th e q uash ing of th e stude nt m ove m e nt in Ch ina in 19 89 , w h ich l e d to w orl dw ide m ass prote st w ith strong stude nt participation, and th e Obam a cam paign, w h ich l e d to a re surge nce of civic spirit.

Stud e n ts as citize n s Th e l ate st point brings us to a conside ration of stude nts as citize ns in broade r socie ty. If stude nts are not strongl y e ngage d in issue s of h igh e r e ducation gove rnance , aside from th e com m itte d fe w , is th is be cause th e y are busil y e ngage d as active citize ns in broade r de m ocratic socie ty or is it be cause th e y focus on th e ir individualrath e r th an on socie talconce rns?Th e issue is w h e th e r actors e m ph asize th e e conom ic rol e of h igh e r e ducation at th e e xpe nse s of oth e r purpose s, such as pre paration for citize nsh ip, pe rsonalde ve l opm e nt and – at l e ast partl y –th e de ve l opm e nt and m ainte nance of a broad and advance d k now l e dge base (Be rgan 2005).

Th is, h ow e ve r, doe s not se e m l ik e l y to al te r a basic tre nd tow ard e m ph asis on th e private ove r th e publ ic sph e re , and socie tal discourse re inforce s th e tre nd. R e fe rring to stude nts as cl ie nts rath e r th an as m e m be rs of th e acade m ic com m unity is not onl y doubtfulas a de scription of th e re alsituation in conte m porary Europe an socie tie s. It is of e ve n gre ate r conce rn if tak e n as an aspiration. Cl ie nts h ave no intrinsic inte re st in th e gove rnance and inte rnal arrange m e nts of th e se rvice provide r, and if th e provide r doe s not de l ive r satisfactoril y, th e cl ie nts can e asil y go e l se w h e re . M e m be rs of a socie ty, on th e oth e r h and, h ave a fundam e ntalstak e in th e w e l lbe ing of th e ir socie tie s and sh oul d w ork to im prove th e ir socie tie s if th e y are unh appy w ith th e curre nt state of affairs. Th e im pact on our h igh e r e ducation institutions and syste m s as w el las our socie tie s at l arge w il lbe dram atic if stude nts w e re to se e th e m se l ve s as cl ie nts rath e r th an as m e m be rs of socie ty.

Th e aspiration th at h igh e r e ducation sh oul d de ve l op th e val ue s and attitude s of citize nsh ip al ong w ith m ore l abor m ark e t orie nte d com pe te nce s h as strong advocate s (Councilof Europe 2007, 2008: 31;AAC& U 2007), but it is not unive rsal l y sh are d by stude nts and facul ty (Pl antan 2004: 114- 123). Th e findings of th e proje ct cl e arl y indicate th at m any facul ty and staff conside r de m ocratic participation to be a m atte r for e ach individualstude nt to de cide and th at such conce rns sh oul d not im pinge upon th e institution’s core m ission of te ach ing and re se arch . According to th is vie w , th e m ain purpose of h igh e r e ducation is to train profe ssional s to h igh standards in th e ir discipl ine s. In th e w ords of Frank Pl antan: “Europe and th e Unite d State s sh are a com m on probl e m of e xce ss vocational ism am ong stude nts” (ibid., 114).

Con cl usion Socie tie s are gove rne d th rough pol itical proce sse s. W h e re stude nts and acade m ics do e ngage in pol iticalactivity, th e re se e m s to be no cl e ar patte rn as to w h at k ind of pol iticians th e y w il l be or w h e th e r th e ir acade m ic back ground w il l infl ue nce th e ir vie w s. Acade m ics are found on th e de m ocratic l e ft, righ t and ce nte r as w e l las in m any varie tie s of unde m ocratic pol itical

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Form alprovision for stude nt participation in h igh e r e ducation gove rnance is ne arl y unive rsal in Europe , and in particul ar at institutional and facul ty l e ve l , and, w ith som e e xce ptions, it doe s not se e m ove rl y difficul t to find e nough candidate s for e l e ctive office as stude nt re pre se ntative s. M ore broadl y, h ow e ve r, participation by stude nts


in h igh e r e ducation gove rnance and institutionall ife as w e l las stude nts’ com m itm e nt to socie ty at l arge as citize ns se e m s l ow e r th an de sirabl e e ve n if th e state of our k now l e dge is im pe rfe ct. Expl oring th e m e ch anism s and attitude s th at l e ad to th is l ack of com m itm e nt w oul d se e m to be an inte re sting re se arch proposal for social scie ntists and one of w h ich de m ocratic socie tie s w oul d be in gre at ne e d. Profe ssionalcom pe te nce aim e d at th e l abor m ark e t is im por-

tant but onl y if stude nts and facul ty e ngage m ore broadl y on socie tal issue s w il lw e de ve l op th e k ind of e ducation w e ne e d. In th is, w e m ay e ch o th e Ch il e an sociol ogist Euge nio Tironi: th e answ e r to th e q ue stion “w h at k ind of e ducation do w e ne e d? ” is to be found in th e answ e r to anoth e r q ue stion: “w h at k ind of socie ty do w e w ant? ” (Tironi 2005). SJU R BER GAN

Lite ratur: AAC& U (2007): Col l e ge Le arning for th e Ne w Gl obalCe ntury. (W ash ington, DC: Association of Am e rican Col l e ge s and Unive rsitie s) Be rgan, S. (2004): “H igh e r Education Gove rnance and De m ocratic Participation: Th e Unive rsity and De m ocratic Cul ture ”, in Be rgan, S. ( H g.): Th e Unive rsity as R e s Publ ica (Strasbourg: Councilof Europe Publ ish ing), pp. 13- 30. Be rgan, S. (2005): “H igh e r Education as a “Publ ic Good and a Publ ic R e sponsibil ity”: W h at Doe s it M e an? ”, in W e be r, L. and Be rgan, S.(H g.): Th e Publ ic R e sponsibil ity for H igh e r Education and R e se arch (Strasbourg: Councilof Europe Publ ish ing. Councilof Europe H igh e r Education Se rie s Vol um e 2), pp. 13- 28. Councilof Europe (2007): R e com m e ndation CM /R e c(2007)6 of th e Com m itte e of M iniste rs to m e m be r state s on th e publ ic re sponsibil ity for h igh e r e ducation and re se arch , in h ttps://w cd.coe .int/Vie w Doc.jsp? id=113519 1& Site =CM & Back Col orInte rne t=9 9 9 9 CC& Back Col orIntrane t=FFBB55& Back Col orLogge d=FFAC75 [01.07.2009 ] Councilof Europe (2008): W h ite Pape r on Inte rcul turalDial ogue : Living Toge th e r as Eq ual s in Dignity, Strasbourg: Councilof Europe /Com m itte e of M iniste rs. Pe rsson, A. (2004): “Stude nt Participation in th e Gove rnance of H igh e r Education in Europe : R e sul ts of a Surve y”, in Be rgan, S. (H g.): Th e Unive rsity as R e s Publ ica (Strasbourg: Councilof Europe Publ ish ing), pp. 31- 82. Pl antan, F. (2004): “Th e Unive rsity as a Site of Citize nsh ip”, in Be rgan, S. (e d.): Th e Unive rsity as R e s Publ ic, a Strasbourg: Councilof Europe Publ ish ing , pp. 83- 128. Santa, R . (2009 ): “An Inside r’s Vie w : Stude nt R e pre se ntation th rough th e Eye s of a Ne w Stude nt R e pre se ntative ”, Th e Stude nt Voice . Th e M onth l y Ne w sl e tte r of th e Europe an Stude nts’ Union, June 2009 . Tironi, E. (2005): Elsue ño ch il e no. Com unidad, fam il ia y nación e n e lBice nte nario, Santiago de Ch il e : Taurus.

Vor ze h n Jah re n, am 18. Juni 19 9 9 , w urde m it de r Unte rze ich nung de r „Bol ogna- Erkl ärung“ durch die e uropäisch e n Bil dungsm iniste r e in bish e r be ispie l l ose r R e form proze ss in Gang ge se tzt. Darin h at sich De utsch l and al s e ine r von 29 Signatarstaate n fre iw il l ig zur Sch affung e ine s Europäisch e n H och sch ul raum s ve rpfl ich te t, um die Ve rgl e ich bark e it de r Studie nabsch l üsse und die M obil ität de r Studie re nde n zu förde rn. De r Bol ogna- Proze ss unte rstützt die se n struk ture l l e n Konve rge nzproze ss zu e ine m ge m e insam e n Bil dungsraum . Er h at von Anfang an die Studie re nde n in de n M itte l punk t ge ste l l t. In de r Erk l ärung von 19 9 9 w e rde n die Transpare nz- Instrum e nte ECTS und Dipl om a Suppl e m e nt e inge füh rt, die die Be dingunge n für e ine k om pe te nz- und studie re nde nze ntrie rte Studie nstruk tur zur Ve rbe sse rung de r Arbe itsm ark tch ance n von

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H och sch ul absol ve nte n („e m pl oyabil ity“) sind. Das Kom m uniq ue von Prag (2001) forde rt die Einbe zie h ung de r Studie re nde n al s k om pe te nte , ak tive und k onstruk tive Partne r be i de r Errich tung und Ausge stal tung de s e uropäisch e n H och sch ul raum s. Die H och sch ul absol ve nte n sol l e n zu e ine r Te il nah m e an de r Arbe its- und W isse nsge se l l sch aft be fäh igt w e rde n, die sie ih r ganze s Le be n l ang zur fl e xibl e n W ah rne h m ung von Bil dungsoptione n m otivie rt. Die Erk l ärung von Le uve n (2009 ) w il le ine Be te il igung de r Studie re nde n an de r Z ivil ge se l l sch aft („citize nsh ip“) sich e rste l l e n. Die Europäisch e Studie re nde nve re inigung (ESU) h at in de r Bol ogna Fol l ow - Up Group e ine n Be obach te rstatus. In De utsch l and ist de r „fre ie Z usam m e nsch l uss de r Stude ntInne nsch afte n“ gl e ich be re ch tigte s M itgl ie d in de r National e n Bol ogna Arbe itsgruppe . Im Ak -


k re ditie rungsrat sitze n Studie re nde , die das Syste m de r Qual itätssich e rung in Studium und Le h re m itve rantw orte n. Z ur Ak k re ditie rung trage n auch die e xte rne n Be gutach tunge n de r Studie ngänge be i, in de ne n de r Ak k re ditie rungspool Studie re nde al s Gutach te r ausbil de t und e inse tzt.

Trotz be sse re r Struk turie rung de s Studium s brauch e n auße runive rsitäre Ak tivitäte n, w ie zum Be ispie l Ne be ne rw e rbstätigk e ite n ode r ge se l l sch aftl ich e s und sozial e s Engage m e nt de r Studie re nde n, nich t zu k urz k om m e n. De nn die se e rl aube n Einbl ick e in ge se l l sch aftl ich e Be re ich e je nse its de s Studium s und runde n e rst die pe rsönl ich e Entw ick l ung im Studium ab. Be fragunge n ze ige n, dass in de r Te nde nz die ne ue n Studie ngänge zie m l ich gut auf de n Be rufse instie g vorbe re ite n und grundsätzl ich k e ine w e se ntl ich e ze itl ich e Übe rforde rung de r Studie re nde n fe stzuste l l e n ist. Je doch ge be n nich t w e nige Studie re nde an, zu w e nig Z e it für auße r- curricul are s Engage m e nt und Pe rsönl ich k e itsbil dung zu h abe n und m ach e n dafür die Studie nbe dingunge n ve rantw ortl ich .

Da die Bol ogna- M itgl ie dstaate n für die k onk re te Um se tzung de s R e form program m s ve rantw ortl ich sind, e ntw ick e l te n Bund und Lände r in Z usam m e narbe it m it de n H och sch ul e n, Studie re nde n und Sozial partne rn e ine Studie nre form , die e ine M ode rnisie rung al l e r Studie nange bote und inte rnationalve rständl ich e Studie nabsch l üsse zum Z ie l h at. Be i de r de utsch e n Le sart von „Bol ogna“ ge h t e s ne be n e ine r e rl e ich te rte n Ane rk e nnung von Studie nl e istunge n und de r Se nk ung de r Abbre ch e rq uote n um e ine n e ch te n Pe rspe k tivw e ch se lh in zum Le rne nde n. Die Studie re nde n sol l e n im Studium ih re individue l l e n Fäh igk e ite n und Kom pe te nze n e ntw ick e l n, um sich in e ine m w ande l nde n Arbe itsm ark t auf Grundl age von w isse nsch aftl ich e r Fach - und Pe rsönl ich k e itsbil dung inte grie re n zu k önne n. Die H och sch ul e n h abe n die Studie nre form al s strate gisch e Le itl inie ih re r Ne uausrich tung ange nom m e n. Sie h abe n sich die Z ie l e de s Proze sse s zu e ige n ge m ach t und be gre ife n sie al s Ch ance zur Inte rnational isie rung de s Studium s und zur Um se tzung von notw e ndige n R e form zie l e n, die sch on l ange disk utie rt w urde n. Aus e ine r ursprüngl ich e n e uropäisch e n Initiative zur Erh öh ung de r inte rnational e n M obil ität de r Studie re nde n h at sich die Einsich t in e ine um fasse nde R e form von Studium und Le h re durch ge se tzt, die die Qual ität de r Studie nange bote tie f gre ife nd ve rbe sse rt. Die H och sch ul e n h abe n e ine große Ve rantw ortung übe rnom m e n und l e iste n im inzw isch e n w e it fortge sch ritte ne n Um ste l l ungsproze ss Enorm e s - und das im l aufe nde n, struk ture l lvöl l ig unte rfinanzie rte n Le h rbe trie b und oh ne zusätzl ich e Finanzm itte l . Die inh al tl ich e Studie nre form ste l l t vie l fäl tige Anforde runge n an die Le h re , die in ne ue n Struk ture n ve rank e rt w e rde n m üsse n. H ie rbe i ist e s in de r Übe rgangsze it zu e ine m W il dw uch s standortspe zifisch e r R e gul ie runge n und zu inh al tl ich e r Übe rfrach tung in Bach e l or- Studie ngänge n ge k om m e n. Die re form ie rte n Studie ngänge rich te n sich zune h m e nd nach de n Le rne rge bnisse n de r Studie re nde n aus, die zur Ge sam tq ual ifik ation de r Absol ve nte n ausge drück t in anw e ndbare n Kom pe te nze n, Fäh igk e ite n und Ke nntnisse n –be itrage n.

Tatsäch l ich ste l l t de r Konstanze r Studie re nde nsurve y e ine n W ande l in de n pol itisch e n Orie ntie runge n und ge se l l sch aftl ich e n W e rte n de r Studie re nde n fe st. Das Inte re sse an de r H och sch ul pol itik l ie gt se it 19 83 auf e ine m gl e ich bl e ibe nd nie drige n Nive au. Auch be i de n e xtracurricul are n sozial e n und k ul ture l l e n Ange bote n ist –m it Ausnah m e de s Bre ite nsports –e in R ück gang de r stude ntisch e n Te il nah m e fe stzuste l l e n. Die Studie re nde n re agie re n auf de n W ande l im Arbe itsl e be n ve runsich e rt. Sie ne ige n dazu, sich m e h r um die e ige ne be rufl ich e Karrie re zu k üm m e rn. Die se s Erge bnis w ird auch im Cam pusBarom e te r 2009 de r De utsch e n Bil dung be stätigt. Die be fragte n Studie re nde n m e inte n zu w isse n, w as zuk ünftige Arbe itge be r von ih ne n e rw arte n: Sie absol vie re n be rufl ich e Prak tik a und sch ätze n inte rnational e Erfah runge n h och e in. Die auße runive rsitär e ngagie rte n Studie re nde n se tze n sich m e h rh e itl ich in Stude nte ninitiative n e in. H och sch ul pol itisch e s Engage m e nt sow ie die M itw irk ung in Fach sch afte n und stude ntisch e n Ve rtre tunge n sind dage ge n w e it abge sch l age n. Vie l e n Studie re nde n sind offe nbar pl anbare Studie nze ite n und ak ze ptie rte Absch l üsse , die Ih ne n gute Ch ance n auf de m Arbe itsm ark t ve rspre ch e n, w ich tige r. Die Absol ve nte n sol l te n sich be w usst se in, dass von ih ne n nich t nur Fach k om pe te nze n, sonde rn auch ge se l l sch aftl ich e Ve rantw ortung e rw arte t w e rde n. In e inige n Studie ngänge n m öge n die Pl ane r be i de r Um ste l l ung auf das ne ue Studie nsyste m M odul arisie rung und Kom pe te nzorie ntie rung l edigl ich „aufge se tzt“ h abe n, m it de r Fol ge e ine r zu h oh e n ze itl ich e n Einbindung Stu-

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die re nde r und de r Übe rforde rung durch e ine Vie l zah l von Prüfunge n. Ge rade die ne ue n Studie ngänge ve rm itte l n durch Sch l üsse l k om pe te nze n und Praxisbe zug Fäh igk e ite n w ie ge m e insam e Proje k tarbe it und e th isch e R e fl e k tion de s ge l e rnte n Fach w isse ns. Sie k önne n be i Studie re nde n ge se l l sch aftl ich e s Inte re sse und Engage m e nt w e it übe r das Studium h inaus w e ck e n. Be sonde rs ge l unge ne Proje k te aus Studie re nde nsich t bie te t z. B. das „Se rvice Le arning“ an. Das H och sch ul ne tzw e rk „Bil dung durch Ve rantw ortung" w il ldas „Le rne n durch Engage m e nt“ an H och sch ul e n e tabl ie re n. In de r Gründungsurk unde be k unde n die se ch s be te il igte n H och sch ul e n ih re n W il l e n, „pe rsönl ich e und ge se l l sch aftl ich e Ve rantw ortung al s w e se ntl ich e Erzie h ungsaufgabe “ an ih re n je w e il ige n Standorte n zu e ntw ick e l n. Vom „Se rvice Le arning“ profitie re n al l e be te il igte n Studie re nde n, de nn e s ve rbinde t k ognitive s Le rne n m it de m Aspe k t de r Pe rsönl ich k e itsbil dung. De n Studie re nde n w e rde n m e th odisch e und sozial e Kom pe te nze n

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ve rm itte l t und sie sind ange h al te n, „Ve rantw ortung zu übe rne h m e n und sich al s sozial e ngagie rte , ve rantw ortungsbe w usste M e nsch e n zu e rw e ise n."Im m e r m e h r H och sch ul e n h abe n äh nl ich e Ange bote in ih re Vorl esungsk atal oge n aufge nom m e n. Te il w e ise h abe n sie die se sogar al s k re ditie rbare s Pfl ich tm odul in ih re n Bach e l or- und M aste rstudie ngänge n inte grie rt. Eine R e ih e ande re r H och sch ul e n unte rstützt de n e h re nam tl ich e n Einsatz in stude ntisch e n Initiative n, w ie de n in de r „Köl ne r R unde “ zusam m e nge sch l osse ne n se ch s Ve rbände n al s Ergänzung de r H och sch ul ausbil dung m it z. T. w e it re ich e nde n Anre ch nungs- und Ane rk e nnungsm odal itäte n. Stude ntisch e s Engage m e nt, ob curricul ar ode r e xtracurricul ar, h at in Z e ite n von Bol ogna zw ar e ine n ne ue n R ah m e n e rh al te n, abe r aus Sich t de r H och sch ul e n e h e r an Be de utung w e ite r zuge nom m e n. PETER Z ER VAK IS


Bi s h i e rh i n w urd e n d i e Kon te xte e xtracurri cul are r Ak ti vi täte n d i s k uti e rt: Bol ogn a- Proze s s , Struk turre form e n un d zun e h m e n d e „E rw artun gs h ori zon te “, d i e s i ch aus d e r zuk ü n fti ge n Arb e i ts w e l t s pe i s e n u n d gl e i ch ze i ti g i h re Be d e utun g fü r e i n e d e m ok rati s ch e Ge s e l l s ch afts ord n un g th e m ati s i e rt. W i e ab e r l as s e n s i ch d i e s e An ford e run ge n m i te i n an d e r ve rb i n d e n ? W i e m oti vi e rt e i n n e ue r Kon te xt – z.B. e i n m od ul ari s i e rte s Stud i um –trotz d e r ve rän d e rte n R ah m e n b e d i n gun ge n zu s tud e n ti s ch e m E n gage m e n t?D i e s e n Frage n w i d m e n s i ch d i e Autore n d i e s e n Te i l e s. Ch ri s ti an Sch ol z un d U w e E i s e n b e i s b e ton e n d i e Be d e utun g von e xtracurri cul are n Ak ti vi täte n fü r d as H um an k api talun d pl äd i e re n m i t i h re r An ti - Fl at-Th e s e d afü r, Stud i e re n d e n d e n n öti ge n Fre i raum zu b i e te n um s i ch e xtracurri cul ar s e l b s t d i ffe re n zi e re n zu k ön n e n . H e n n e r Sch m i d tTraub w i d e rum pl äd i e rt fü r e i n e E i n b i n d un g e xtracurri cul are n E n gage m e n ts i n d as Stud i um . Al s „Soft- Sk i l l s “ d e fi n i e rt e r b e s ti m m te E i ge n s ch afte n , d i e Stud i e re n d e i n n e rcurri cul ar d urch e n ts pre ch e n d e s coach i n g s i ch an e i gn e n s ol l e n.

E i n e an d e re Art d e r E i n b i n d un g s te l l t R ob y n M ul d oon m i t d e m aus tral i s ch e n N e w E n gl an d Aw ard vor. H i e rb e i w i rd d urch e i n Pun k te s y s te m d as e xtracurri cul are s tud e n ti s ch e E n gage m e n t re ch n e ri s ch ak k um ul i e rt un d e n ts pre ch e n d aus ge ze i ch n e t. Äh n l i ch e s e rl äute rt auch R ol an d Bl och an h an d d e r E urope an Bus i n e s s Sch ool . E r an al y s i e rt d i e s e al s e i n Be i s pi e lfü r e i n e n utze n ori e n ti e rte Kom b i n ati on von Stud i e n aus ri ch tun g un d E n gage m e n t. An n i k a Sti e n e n b aut h i e rauf auf un d pl äd i e rt fü r e i n E n d e d e s 68e r Bl i ck s auf s tud e n ti s ch e s E n gage m e n t. Si e s i e h t d i e n e ue Stud i e re n d e n ge n e rati on s tärk e r auf d i e e i n e fruch tb are Sy m b i os e von In te re s s e , E n gage m e n t un d Le b e n s l auf aus ge ri ch te t. Ab s ch l ie ß e n d b e l e uch te Jam e s W il l i am s d i e e xtracurri cul are n As pe k te d e s Aus l an d s s tud i um s un d b e ton t d i e N otw e n d i gk e i t aus l än d i s ch e Stud i e re n d e i n d i e „fre m d e “ Stud i e n w e l t e i n zub i n d e n .

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ch e rn und Le h rpl äne n ste h e n –al so e xtracurricul ar –zu e rw e rbe n. Konk re t sind die se e xtracurricul are n Engage m e nts be ispie l sw e ise

Sol l en Ge rade be i e ine m W irtsch aftsstandort w ie De utsch l and, w o nich t auf Bode nsch ätze ode r Dum pingl öh ne be i de r Produk tion ge se tzt w e rde n k ann, sind das W isse n in de n Köpfe n de r M itarbe ite r sow ie de re n Kom pe te nze n die ze ntral e n Produk tionsfak tore n. Dah e r ist das H um ank apital(Vgl . Sch ol z e t. al . 2007) –ve rstande n al s Pote nzial , das in de n M itarbe ite rn ste ck t –ze ntralfür die ge ge nw ärtige Le istung und zuk ünftige Entw ick l ung de r W irtsch aft de s Lande s.

- die Te il nah m e an fre iw il l ige n Fal l studie n, - de r Be such von Prak tik e rvorträge n, - die Be te il igung an Disk ussionsrunde n und W ork sh ops, - die M itw irk ung be i stude ntisch e n Organisatione n ode r

W e ttbe w e rbsfäh ig sind de m nach nur die Unte rne h m e n, de re n Be l e gsch aft e in h oh e s H um ank apitalaufw e ist. Ne be n de n fach l ich e n Kom pe te nze n e ntsch e ide n dabe i zune h m e nd die übe rfach l ich e n Kom pe te nze n übe r Erfol g ode r M isse rfol g. M it die se n übe rfach l ich e n Kom pe te nze n sind zum e ine n die sozial e Kom pe te nz, al s Vorausse tzung de s e rfol gre ich e n Um gangs m it Füh rungsk räfte n, Kol l e ge n ode r Kunde n, al so be ispie l sw e ise Te am fäh igk e it, Kom m unik ationsfäh igk e it sow ie ge ne re l l e Ve rh al te nsre ge l n und Ve rh al te nsw e ise n im Um gang m it M e nsch e n ge m e int. Z um ande re n ge h t e s um m e th odisch e Kom pe te nz, im Sinne von Ve rfah re n und syste m atisch e n Vorge h e nsw e ise n und som it Arbe its- und Organisationsm e th ode n, w ie be ispie l sw e ise Pl anungsm e th ode n sow ie die Fäh igk e it zur Kom pl e xitätsre duk tion. Dah e r sind e s ge rade die im R ah m e n de r e xtracurricul are n Ak tivitäte n e rw orbe ne n Kom pe te nze n de s Be w e rbe rs, die be i de n Unte rne h m e n im R ah m e n von Ausw ah l e ntsch e idunge n ne be n de n fach l ich e n Qual ifik atione n l e tztl ich die Entsch e idung für ode r ge ge n e ine n Kandidate n ausm ach e n. Für Unte rne h m e n ist e s w ich tig, dass H och sch ul absol ve nte n ge rade im Be re ich de r übe rfach l ich e n Kom pe te nze n gut ausge bil de t sind. Das h e ißt: Studie re nde sol l en übe rfach l ich e Kom pe te nze n e rw e rbe n.

W ol l en Die se w ich tige n Kom pe te nze n sind an de n H och sch ul e n insbe sonde re ne be n de n Inh al te n, die al s ve rpfl ich te nd in M odul h andbü-

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- das Übe rne h m e n von Aufgabe n in h och sch ul pol itisch e n Initiative n sow ie - die Ak tivität im R ah m e n stude ntisch e r Existe nzgründunge n. Grundsätzl ich frage n Studie re nde die se Ange bote ak tiv nach , sind inte re ssie rt und e ngagie re n sich an e ntspre ch e nde r Ste l l e: Se i e s, um sich im R ah m e n von Fal l studie n ode r Prak tik e rvorträge n übe r Unte rne h m e n zu inform ie re n, Kontak te zu k nüpfe n ode r pote nzie l l e späte re Arbe itge be r k e nne n zu l e rne n. Se i e s, um sich in Disk ussionsrunde n und W ork sh ops e inzubringe n, e ige ne M e inunge n zu ve rtre te n ode r sich w e ite rzubil de n. Se i e s, um im R ah m e n von stude ntisch e n Organisatione n ne ue M e nsch e n m it äh nl ich e n Inte re sse n k e nne n zu l e rne n. Se i e s, um im R ah m e n pol itisch e r Initiative n Dinge tatsäch l ich zu ve rände rn. Ode r se i e s, sich im R ah m e n von Existe nzgründunge n se l bständig zu m ach e n und ne ue H e rausforde runge n anzune h m e n. Ge rade w e nn Stude nte n an de r H och sch ul e übe r de n H örsaalh inaus ak tiv w e rde n und so die H och sch ul e m itge stal te n, h at die s l angfristig, sow oh l für die Studie re nde n se l bst abe r auch für die H och sch ul e , positive Effe k te . Z um e ine n e rw e rbe n die Studie re nde n Soft- Sk il l s ode r „h abe n e tw as für de n Le be nsl auf“, w as sich im R ah m e n de r Jobsuch e positiv ausw irk e n w ird. Dass Pe rsonal e r be i Be w e rbe rn e xtracurricul are s Engage m e nt h onorie re n ste h t oh ne h in auße r Z w e ife l . Z um ande re n e ntste h t e ine ak tive H och sch ul e , in de r m an ge m e insam – sow oh lH och sch ul l e itung und Ve rw al tung,


Profe ssore n, M itte l bau und Studie re nde – an k onstruk tive n Ge stal tungsproze sse n arbe ite t und som it be sse re „Arbe its- und Studie nbe dingunge n“ sch afft, die H och sch ul e insge sam t attrak tive r m ach t, w as l e tztl ich w ie de r al l e n Studie re nde n zugute k om m t. Studie re nde profitie re n von e xtracurricul are m Engage m e nt und sind m otivie rt, sich zu e ngagie re n. Das h e ißt: Studie re nde w ol l e n übe rfach l ich e Kom pe te nze n e rw e rbe n.

K ön n e n Ge rade in l e tzte r Z e it ist je doch fe stzuste l l e n, dass Studie re nde e xtracurricul are Ange bote w e nige r nach frage n und sich w e nige r e ngagie re n. Die Gründe l ie ge n insbe sonde re in de n k nappe n ze itl ich e n R e ssource n, die ne be n de n „ve rpfl ich te nde n Inh al te n“ de s Studium s zur Ve rfügung ste h e n. De nn: Für Studie re nde w ird e xtracurricul are s Engage m e nt in Z e ite n de r e ng organisie rte n Bach e l or- und M aste r- Studie ngänge und de r Notw e ndigk e it, im Studium be re its Praxise rfah rung ge sam m e l t zu h abe n und im Ausl and ge w e se n zu se in, im m e r sch w ie rige r (vgl . z.B. Spore r 2007: 85). H inzu k om m t: Be dingt durch die in de n m e iste n Fäl l e n zu zah l e nde n Studie nge büh re n sind im m e r m e h r Studie re nde darauf ange w ie se n, in die se m e nge n Z e itpl an auch noch R aum für ne be nbe rufl ich e Ak tivitäte n zu sch affe n, die dann nich t nur dazu die ne n, sich e in Tasch e nge l d zu ve rdie ne n, sonde rn das Studium übe rh aupt e rst finanzie re n zu k önne n. „Ge rade durch die Entw ick l ung de r Unive rsitäte n in de n l e tze n fünf Jah re n, ist de r Le istungsdruck auf die Studie re nde n m assiv ge stie ge n. Die se Tatsach e m ach t e s für die se sch w ie rig, e h re nam tl ich e n Tätigk e ite n nach zuge h e n und dadurch –unge ach te t de s W e rte s de s je w e il ige n Engage m e nts –e ine Studie nze itve rl änge rung in Kauf zu ne h m e n.“ (R e tte nbach e r e t. al . 2007). Studie re nde frage n e xtracurricul are Ange bote und Initiative n im Erge bnis w e nige r nach . Das ze igt auch die H IS- Studie 2008: Die W e rtigk e it sich ge se l l sch aftl ich und/ode r pol itisch zu e ngagie re n, „sich für ande re M e nsch e n e inzuse tze n“, ist se it 2002 von 63 Proze nt auf 56 Proze nt in 2008 e be nso zurück ge gange n w ie de r W unsch „sich stark pol itisch zu e ngagie re n“ (von k napp 25 Proze nt auf inzw isch e n 14 Proze nt) (W il l ige 2008). Al l e rdings w ol l e n und/ode r k önne n nich t al l e Studie re nde , die e ine m sol ch e n Engage m e nt grundsätzl ich positiv ge ge nübe r ste -

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h e n, Z e it für e in Eh re nam t aufbringe n. 64 Proze nt de r nich t ak tive n Stude nte n ge be n al s Grund für ih r Nich t- Engage m e nt an, dass das Studium zu ze itinte nsiv se i (Fisch e r 2006). Die s be k om m e n auch die große n Stude nte norganisatione n w ie AIESEC, El sa ode r M TP zu spüre n. H ie r w ird e s im m e r sch w ie rige r, Fre iw il l ige zu finde n, die e ntspre ch e nde (Eh re n- )Äm te r übe rne h m e n m öch e n. Studie re nde w e rde n daran ge h inde rt, sich e xtracurricul ar zu e ngagie re n. Das h e ißt: Studie re nde k önne n nich t m e h r im ge w ünsch te n be zie h ungsw e ise notw e ndige n Um fang übe rfach l ich e Kom pe te nze n e rw e rbe n.

Erm ögl ich e n M itte l fristig w ird das Ganze m e h rfach zum Probl e m : Unte rne h m e n be k om m e n späte ste ns dann e in Probl e m , w e nn Bol ogna-Absol ve nte n aufgrund de r Studie nstruk ture n und - be dingunge n w e de r übe r die sozial en Kom pe te nze n, noch übe r M e ta-W isse n ve rfüge n (vgl . Sch ol z 2009 ). Stude nte n ode r Arbe itne h m e r be k om m e n e in Probl e m , w e nn sie aufgrund fe h l e nde r Kom pe te nze n e ntw e de r e rst gar k e ine n Job be k om m e n ode r in de r Arbe itssituation nich t zure ch t k om m e n und übe rforde rt sind. H och sch ul e n be k om m e n e in Probl e m , w e nn in de r Öffe ntl ich k e it de utl ich w ird, dass sie de r ge forde rte n Qual ität de r Bil dung je nse its de r re in fach l ich e n Ausbil dung nich t nach k om m e n. H ie r sol l te n die Ve rantw ortl ich e n –und dam it sind unte r ande re m Pol itik , H och sch ul l e itunge n, Profe ssore n und Studie re nde ge m e int –übe rl e ge n, w ie für e xtracurricul are s Engage m e nt be sse re Be dingunge n ge sch affe n w e rde n k önne n. De r zurze it be sch ritte ne W e g, de r in Form h e k tisch e n Nach be sse rns und vie l fach pure m Ak tionism us ve rsuch t, k onze ptione l l e Fe h l e r im Syste m durch m e ch anistisch e Lösunge n k urzfristig zu be h e be n, h il ft dabe i w e nig. So w ird vie l fach unte r de m Stich w ort „Sch l üsse l k om pe te nze n“ e in Pfl ich tprogram m in Studie nordnunge n inte grie rt. Dam it w e rde n gut ge m e inte und inh al tl ich durch aus sinnvol l e Ange bote , die –w e ilnun Pfl ich t –k e in e xtracurricul are s Engage m e nt m e h r darste l l e n, nun fe ste r Be standte ilje de s Studium s –unabh ängig von de r individue l l e n Qual ifik ation ode r de n W ünsch e n de r Stude nte n. Z ude m w ird je de s Engage m e nt m it Bonus- be zie h ungsw e ise ECTS-


de ne Bol ogna- Um se tzung aufge baute n bürok ratisch e n H ürde n m üsse n abge baut w e rde n: Die übe rtrie be n ze ntral ge ste ue rte n Syste m e , die Vie l fal t ve rh inde rn, sol l te n zugunste n m ark tl ich e r Struk ture n w ie de r abge baut w e rde n. Nur so k önne n im W e ttbe w e rb de r H och sch ul e n unte re inande r Al l e inste l l ungsm e rk m al e ausge bil de t w e rde n. Le tztl ich profitie re n davon die Studie re nde n im H inbl ick auf be sse re Be rufsch ance n und Statt e ine r so e ntste h e nde n Ve re inh e itl i- die Unte rne h m e n sow ie die W irtsch aft im ch ung und im sch l im m ste n Fal lauch Ve r- H inbl ick auf e in Ve rte idige n von W e ttbe fl ach ung al l e r Ange bote , sol l te n sow oh l w e rbsvorte il e n. H och sch ul e n, Profe ssore n al s auch Studie De nn k l ar ist: W e nige r Engage m e nt gl e ich re nde –ge m äß de r Ide e de r Anti- Fl at-Th e se e nde Kom pe te nze n. Fe h l e nde Kom pe te n(Sch ol z 2008) – ge zie l t auf Diffe re nzie rung fe h l e ich w e nige r H um ank apital . Das se tzte n (dürfe n). Dazu m üsse n Fre iräum e – ze n gl e n m üsse n unbe dingt e xtrain ze itl ich e r, k onze ptione l l e r und struk tu- h e ißt: H och sch ul are s Engage m e nt und dam it übe rre l l e r H insich t –für k re ative Ide e n und un- curricul ich e Kom pe te nze n durch fl e xibl e Struk k onve ntione l l e Le h r- und Le rnm e th ode n e r- fach l ich e n. l aubt se in. Die durch e ine fal sch ve rstan- ture n e rm ögl Punk te n be l oh nt. Dass dabe i insge sam t die Individual ität und Profil bil dung durch fe h l e nde M ögl ich k e ite n de r Sch w e rpunk tse tzung ve rl ore n ge h e n und Engage m e nt sich nich t m e h r aus Inte re sse an de r Sach e , sonde rn nur noch in unm itte l bare n Be l oh ungssyste m e n be gründe t („Ich tue nur noch Dinge , für die e s auch Punk te gibt“), ist sich e r w e nig w ünsch e nsw e rt.

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U ND

U W E EISENBEIS

Lite ratur Fisch e r, L. (2006): „Studium –und darübe r h inaus?Ge se l l sch aftl ich e s Engage m e nt de utsch e r Studie re nde r“, H Y PER LINK: h ttps://h isbus.h is.de /h isbus/docs/h isbus15.pdf [30.07.2009 ] R e tte nbach e r, Be ne dik t, ÖH W U und UNIM C (2007): „Initiative zur Förde rung de s auße runive rsitäre n Engage m e nts“, H Y PER LINK: h ttp://w w w .oe h - w u.at/pre sse /106- OH W UundUNIM CInitiative zurFoum l rde rung de sauszl ige runive rsitaum l re nEngage m e nts.h tm l[30.07.2009 ] Sch ol z, C. (2009 ): „M atrjosch k a- Bol ogne se al s M asse nve rnich tungsw affe “, in C. Sch ol z und V. Ste in (H g.): Bol ognaSch w arzbuch , Bonn: De utsch e r H och sch ulVe rband, S.31- 34. Sch ol z, C. (2008): „Die Anti- Fl at-Th e se und w arum im Be re ich H R - IT um ge dach t w e rde n m uss“, in A. Papm e h l , P. Gastge be r und Z . Budai (H g.): Die Kre ative Organisation. Füh rungsve rantw ortung w ah rne h m e n;Kre ative M itunte rne h m e r e ntfe sse l n;Ch ance n im gl obal e n W e ttbe w e rb ge stal te n, W ie sbade n: Gabl e r, S.153- 166. Sch ol z, C., Ste in, V. und Be ch te l , R . (2007): „Ök onom isch e H um ank apital be w e rtung –Eine be trie bsw irtsch aftl ich e Annäh e rung an das Konstruk t H um ank apital “, in: Be trie bsw irtsch aftl ich e Forsch ung und Praxis, Vol59 , No. 1,S. 20- 37. Spore r, T. e t al . (2007): „Be gl e itstudium Probl em l öse k om pe te nz (Ve rsion 2.0). Infrastruk tur für stude ntisch e Proje k te an H och sch ul e n“, in M . M e rk t e t al . (H g.): Studie re n ne u e rfinde n –H och sch ul e ne u de nk e n, M ünste r: W axm ann S. 85- 9 4. W il l ige , J. (2008): Gl ück und Z ufrie de nh e it Studie re nde r. Onl ine - Be fragung Studie re nde r im Som m e rse m e ste r 2008, H Y PER LINK: h ttps://h isbus.h is.de /h isbus/docs/h isbus20.pdf [30.07.2009 ]

Im Bach e l or- / M aste rstudium w e rde n ne ue rdings Sch l üsse l q ual ifik atione n ge forde rt. Industrie ve rtre te r be tone n die Be de utung von Soft Sk il l s und dive rse Ve rbände publ izie re n R angl iste n de r von Absol ve nte n e rw arte te n Fäh igk e ite n, in de ne n ne be n Fach k e nntnisse n vie l e ande re Qual ifik atione n aufge füh rt sind.

Soft Sk il l s und be w e rte n sie ge ge nübe r Fach k e nntnisse n so h och ? H ie r ist e inde utig fe stzuste l l e n: Gute Fach k e nntnisse sind die Vorausse tzung für e ine Einste l l ung. W e nn h ie r De fizite vorl ie ge n, nütze n die be ste n Soft Sk il l s nich ts! Abe r die se sind notw e ndig, um be rufl ich e rfol gre ich zu se in und Karrie re zu m ach e n. Die h e utige n Arbe itsproze sse e rforde rn Koope ration und Te am arbe it, de nn de r Erfol g e ine s Unte rne h m e ns

W arum l e ge n Firm e n be sonde re n W e rt auf

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m isst sich an de m Erge bnis e ine s Te am s und nich t an de r Einze l l e istung. Bl oße s Arbe ite n nach Anw e isung füh rt be i k om pl e xe n inte rdiszipl inäre n Aufgabe nste l l unge n zu suboptim al e n Erge bnisse n. De r e inze l ne M itarbe ite r be k om m t de sh al b m e h r Ve rantw ortung und m uss an de r Ge stal tung de r Arbe itsproze sse ak tiv m itw irk e n. Kom m unik ation e rh äl t dam it e ine n h oh e n Ste l l e nw e rt. Se h r gute Fach l e istunge n nütze n w e nig, w e nn m an sie nich t k om m unizie re n k ann ode r durch m ange l h afte s Sozial ve rh al te n Konfl ik te e rze ugt.

l ich e n und m e h rde utige n Botsch afte n. Die se m e h rsch ich tige Kom m unik ation e rze ugt se h r l e ich t Spannunge n, die das Arbe itsve rh äl tnis be l aste n. Um Kom m unik ationsprobl e m e zu ve rm e ide n, ist e s se ite ns de s Em pfänge rs notw e ndig, zum Be ispie ldurch ak tive s Frage n und ge zie l te s Fe e dback zu k l äre n, ob die ausge sandte n Botsch afte n rich tig ve rstande n w urde n. Konfl ik te l öse n: W e nn Konfl ik te im Be ruf und im Private n auftre te n, fe h l t oft e ine Lösungsstrate gie , um e ine W in-W in- Situation zu e rre ich e n. Stattde sse n e sk al ie re n M issstim m unge n, die die Arbe it be e inträch tige n.

Die „w e ich e n Fäh igk e ite n“ sind al so w ich tig für de n Einstie g ins Be rufsl e be n. Doch w as sind Soft Sk il l s und w ie k önne n sie e rw orbe n w e rde n? Soft Sk il l s ode r Sch l üsse l q ual ifik atione n um fasse n Sozial - und M e th ode nk om pe te nze n sow ie Se l bstk om pe te nz. • Sozial k om pe te nz be fäh igt M e nsch e n zu sozial adäq uate m H ande l n, zum Be ispie laufgrund von Kom m unik ations- , Koope rationsund Konfl ik tfäh igk e ite n, Einfüh l ungsve rm öge n sow ie e m otional e r Inte l l ige nz. Sozial k om pe te nz be zie h t sich al so auf die Art und W e ise w ie M e nsch e n m it Ih re r Um ge bung inte ragie re n. •M e th ode nk om pe te nz be fäh igt zur Be w äl tigung von Aufgabe n und Probl e m e n. Dazu zäh l e n zum Be ipie lAnal yse fäh igk e it, Kre ativität, Abstrak tionsve rm öge n, Füh rungsve rh al te n, Ve rh andl ungsge sch ick und Le rnbe re itsch aft. M e th ode nk om pe te nze n k e nnze ich ne n dam it be stim m te H andl ungsfäh igk e ite n. • Se l bstk om pe te nz ode r Pe rsönl ich k e itsk om pe te nz be trifft individue l l e Fäh igk e ite n und Einste l l unge n zur Durch füh rung von Aufgabe n und zur Lösung von Probl e m e n. So e tw a Le istungsbe re itsch aft, Engage m e nt, M otivation, Fl e xibil ität, Ausdaue r, Z uve rl ässigk e it und Se l bstständigk e it. Se l bstk om pe te nz be ste h t al so aus pe rsönl ich e n Eige nsch afte n, die aufgrund von Ve ranl agung und Erzie h ung m itge brach t w e rde n.

Ve rh ande l n: W ir al l e h abe n e rfah re n, dass Ve rl auf und Erfol g von Ve rh andl unge n von de n Pe rsone n abh änge n. M an sagt dann: Die k önne n m ite inande r. Doch w as ste h t dah inte r?W ie e rre ich t m an e ine offe ne ve rtraue nsvol l e und e rfol gre ich e Atm osph äre ?Das H arvard- Konze pt (Fish e r e t. al . 2004) l ie fe rt h ie r se h r w e rtvol l e H inw e ise . Präse ntation: Vorträge h al te n und Erge bnisse präse ntie re n w ird h e ute be re its an de n H och sch ul e n se h r gut trainie rt. Die Erfah rung ze igt, dass m an die s durch Übung se h r w oh ll e rne n k ann und dam it zune h m e nde Sich e rh e it ge w innt. Das al l e inige Training nützt abe r nur w e nig, w e nn nich t gl e ich ze itig grundl e ge nde Darste l l ungste ch nik e n be h e rrsch t w e rde n und die ve rbal e und nonve rbal e Kom m unik ation ve rbe sse rt w ird. Probl em e l öse n: Ge ge nstand e ine r Be spre ch ung ist oft die Such e nach e ine r Probl em l ösung. W e r h ie r unvorbe re ite t in die Disk ussion e inste igt, k ann sch ne l lin e ine r ch aotisch e n Erörte rung e nde n, die suboptim al e Erge bnisse h e rvorbringt ode r gar sch e ite rt. Erfah re ne n M anage r ve rfüge n in de r R e ge l nich t übe r das de tail l ie rte Fach w isse n, um e in anste h e nde s Probl e m zu l öse n. Sie fol ge n abe r e ine r Lösungsstrate gie , die e s ih ne n e rm ögl ich t, durch ge zie l te Frage n Expe rte n so zu l e ite n, dass die se die Lösung se l be r finde n. Z e itm anage m e nt: W ie te il t m an se ine Z e it e in?H äufig h ande l t e s sich um Kl e ink ram , de r vie lZ e it raubt. W ich tige s bl e ibt l ie ge n und e rforde rt dann Fe ue rw e h rak tione n. H ie r h il ft nur e in syste m atisch e s Z e itm anage m e nt. Das Pare to- Prinzip be sagt be ispie l sw e ise , dass m it e tw a 20% Z e itaufw and 80% Erfol g zu e rre ich e n ist. M an m uss al so re ch tze itig w ich tige Aufgabe n ausw äh l en und se ine Z e it nich t m it Unw e se ntl ich e m

Kom m unik ation: W ir k om m unizie re n pe rm ane nt. Doch ist e ine m nich t im m e r be w usst, w ie m e h rsch ich tig w ir Inform atione n austausch e n. Ne be n de m e ige ntl ich e n sach l ich e n Inh al t se nde n w ir Botsch afte n übe r die e ige ne Be findl ich k e it, Appe l l e an de n Ge spräch spartne r, e tw as zu tun sow ie H inw e ise auf die Be zie h ung zu die se m . Ve rbal e Aussage n sind auße rde m be gl e ite t von nonve rbal e n zum Te il auch m issve rständ-

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ve rsch w e nde n.

m üh e l ose ste n im Kinde s- und Juge ndal te r. In El te rnh aus, Sch ul e und H och sch ul e be m üh e n sich El te rn und Le h re r - w e nn auch in unte rsch ie dl ich e m Ausm aß und m it m e h r ode r w e nige r Ge sch ick - um die Ve rm ittl ung von pe rsönl ich e n und sozial e n Fäh igk e ite n. Durch das W e ch se l spie l von Ve ranl agung und Erzie h ung e ntste h e n se nsibl e und w e nige r sozial e m pfindsam e Dispositione n und individue l l e H andl ungsw e ise n. H ie rin unte rsch e ide n sich die M e nsch e n ganz e rh e bl ich , w as auch zu e ntsch e ide nde n Ausw irk unge n auf ih re be rufl ich e Entw ick l ung füh rt.

Pe rsonal füh rung: W arum w ol l e n w ir arbe ite n?Natürl ich fäl l t e ine m sofort e in, dass m an m ögl ich st vie lGe l d ve rdie ne n w il l . Aus de r Sich t e ine s Vorge se tzte n, de r e ine m ögl ich st gute Le istung von de n M itarbe ite rn e rw arte t, ist Ge l d abe r k e in be sonde rs nach h al tige r Anre izfak tor. Daue rh afte Le istungsste ige runge n von M itarbe ite rn sind durch Ane rk e nnung und Übe rtragung von Ve rantw ortung zu e rre ich e n, das h e ißt Se l bstve rw irk l ich ung dom inie rt al s Anre iz ge ge nübe r e ine m üppige n Ge h al t. Inte rk ul ture l l e Kom m unik ation: Inte rnational e Firm e nfusione n sch e ite rn zu e tw a 50%. Al s Ursach e n w e rde n oft M anage m e ntfe h l e r, te ch nisch e Probl e m e ode r ve rände rte M ark tsituatione n ge nannt. Im H inte rgrund spie l e n k ul ture l l e Unte rsch ie de e be nfal l s e ine se h r w ich tige R ol l e . W e rde n sie nich t be ach te t, k om m t e s zu Spannunge n unte r de n M itarbe ite rn. Al s Fol ge sink t die Arbe itsl e istung und dam it die Effizie nz de s Unte rne h m e ns. W ir m üsse n be gre ife n, dass die e ige ne Kul tur nich t de r absol ute M aßstab ist und w ir ande re Kul ture n ve rste h e n m üsse n, um im Ausl and e rfol gre ich zu se in. Um gangsform e n: Um gangsform e n und auch Kl e idung sind e in w ich tige s El e m e nt de r Kom m unik ation. Es gibt übe ral lR e ge l n, sie sind notw e ndig, um de n Um gang m ite inande r zu e rl e ich te rn. Sie sind l ästig, sagt de rje nige , de r sich nich t ausk e nnt. W e r ge ge n Um gangsform e n ve rstößt, w ird l e ich t ausge gre nzt. Die s ve runsich e rt, so dass m an be ginnt, be stim m te Situatione n zu m e ide n und dafür Ausre de n zu e rfinde n. Ve rstöße ge ge n Um gangsform e n füh re n sch ne l l zu Nach te il e n im Be ruf. W ie e igne t m an sich nun die se Kom pe te nze n am be ste n an?Soft Sk il l s w e rde n nich t e rst im Erw ach se ne nal te r e rw orbe n und e rl e rnt, sonde rn in al l e n Le be nsph ase n. Am

Die be re its im früh k indl ich e n Al te r ge prägte Se l bstk om pe te nz w ird späte r zu e ine m ge fe stigte n Pe rsönl ich k e itsprofil , das sich nur unte r be sonde re m individue l l e m Einsatz und e ve ntue l l e r Unte rstützung durch Dritte ände rn l ässt. Sozial - und M e th ode nk om pe te nz l asse n sich dage ge n im Erw ach se ne nal te r durch Le rne n und Trainie re n ve rbe sse rn. Fach l ite ratur be ruh igt dabe i vie l l e ich t im e rste n M om e nt, re ich t abe r nich t aus. M an m uss die M e th ode n ve rste h e n, für sich adaptie re n und übe n. W äh re nd de s Studium s bie te n sich h ie rzu gute Ge l e ge nh e ite n. Z e ige n Sie Eige ninitiative und übe rne h m e n Sie Ve rantw ortung. Arbe ite n Sie be ispie l sw e ise in de r Stude nte nve rtre tung m it, organisie re n Sie e in Se m inar, initiie re n Sie e ine AG zu e ine m k ritisch e n Th e m a, be sorge n Sie sich e in Ausl andsprak tik um ode r studie re n Sie im Ausl and. Es k ann auch die Be tre uung e ine r Juge ndgruppe se in. H ol e n Sie sich H il fe be i Pe rsone n Ih re s Ve rtraue ns. Frage n Sie : „W ie w ar m e ine Präse ntation, w orauf sol l te ich ach te n? “, „H abe ich m ich in die se r Situation rich tig ve rh al te n? “ Ih r Eige nbil d k ann sich de utl ich vom Fre m dbil d unte rsch e ide n, dah e r sind sol ch e R ück k oppl unge n se h r h il fre ich . Übrige ns: späte re Arbe itge be r w e rde n e s be i e ine r Be w e rbung positiv re gistrie re n, w e nn Sie sich auch auße rh al b de s e ige ntl ich e n Fach studium s ak tiv e ngagie rt h abe n. H ENNER SCH M ID T- TR AU B

Lite ratur Fish e r, R ., Ury, W ., Patton, B. (2004): Das H arvard- Konze pt. De r Kl assik e r de r Ve rh andl ungste ch nik , Frank furt: Cam pus.

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Th e Ne w Engl and Aw ard (NEA) w as e stabl ish e d by th e Unive rsity of Ne w Engl and (UNE) in 2004. Th e prim ary aim of th e NEA is to re cognise and re w ard stude nts’ pe rsonaland profe ssionalde ve l opm e nt th rough e xtra- curricul ar activity carrie d out concurre ntl y w ith acade m ic studie s. Th e re are th re e cate gorie s of NEA e l igibl e activitie s: (1) e xtra- curricul ar l e arning and training; (2) profe ssionalde ve l opm e nt;and (3) contribution to th e unive rsity and l ocalcom m unitie s. Participation in NEA- e l igibl e activitie s e arns NEA points for both com pl e tion of th e activity and de m onstrate d com m itm e nt and succe ss in th e activity. UNE is l ocate d in th e tow n of Arm idal e in north e rn Ne w South W al e s, Austral ia. It h as approxim ate l y 18,000 stude nts w ith m ore th an tw o th irds studying e xte rnal l y via distance e ducation. Original l y, th e NEA program w as avail abl e to inte rnalstude nts onl y w ith th e aim of e ncouraging participation in th e broad range of e xtra- curricul ar opportunitie s th at are avail abl e on- cam pus. Afte r a th re e ye ar pil ot pe riod, th e Unive rsity Councilw as so pl e ase d w ith stude nt participation and outcom e s th at it re q ue ste d an e xte nsion of th e program in orde r to incl ude off- cam pus stude nts. Th is pose d a h uge ch al l e nge as our e xte rnalstude nts are l ocate d righ t across Austral ia and th e h uge distance s pre ve nte d cl ose m onitoring of participation. Th e sol ution w as to form re l ationsh ips w ith nationalorganisations th at use vol unte e rs and subse q ue ntl y de ve l op l ink s w ith national se rvice cl ubs, com m unity support groups, gove rnm e ntal and nongove rnm e ntal organisations, ch urch e s, art socie tie s, advocacy organisations and e nvironm e ntalgroups righ t across Austral ia.

Com bin in g l e ad e rsh ip d e ve l opm e n tan d com m un ity con tribution

Th e re are tw o l e ve l s of ach ie ve m e nt. Participants re ce ive a Ne w Engl and Ce rtificate afte r h aving re corde d 1000 points w orth of el igibl e activitie s across th e th re e NEA activity cate gorie s. Th e Ne w Engl and Ce rtificate com pl e m e nts and e ndorse s stude nts’ ow n re cords of activitie s and ach ie ve m e nts and e nh ance s th e ir re sum e s. Th e Ne w Engl and Aw ard is re ce ive d by stude nts w h o h ave accrue d 1,000 NEA points w h il e al so ach ie ving a cre dit grade point ave rage in th e ir acade m ic studie s, and h ave succe ssful l y w ritte n a 5,000 w ord re fl e ctive journal about th e ir pe rsonaland profe ssionalde ve l opm e nt. Th is re q uire m e nt is incl ude d to e ncourage criticalre fl e ction and th e e xpl oration and articul ation of pe rsonaljourne ys, ach ie ve m e nts and e xpe rie nce s, and al so to e ncourage stude nts to pl an and tak e re sponsibil ity for th e ir l e arning. Th is tw o- tie re d approach e ncourage s w ide participation but m aintains th e pre stige of th e aw ard w h ich is confe rre d as an additionalte stam ur at officialgraduation ce re m onie s al ong w ith unive rsity de gre e s. Action re se arch h as asce rtaine d th at th e re are m ul tipl e be ne fits be ing de rive d from th e NEA. Th e program h as raise d stude nts’ aw are ne ss of th e val ue of e xtra- curricul ar activity in te rm s of pe rsonaland profe ssional de ve l opm e nt. It h as contribute d to th e ir l e ade rsh ip capacity by e ncouraging th e m to pl an and tak e control of th e ir l e ade rsh ip de ve l opm e nt th rough e xtra- curricul ar training opportunitie s and by re cognising th e im portance of e l e cte d and appointe d l e ade rsh ip positions both on- cam pus and in stude nts’ l ocal com m unitie s. Anoth e r ve ry im portant outcom e is th at it h as aw ak e ne d in m any an aw are ne ss of com m unity contribution and civic e ngage m e nt.

D e ve l opin g th e ‘w e l l - roun d e d ’ stud e n tth at e m pl oye rs of grad uate s w an t

Stude nts w h o re giste r for th e NEA are re q uire d to pl an th e ir activitie s; inform th e re l e vant activity provide rs and e m pl oye rs/ supe rvisors th at th e y are NEA stude nts –so th at th e ir pe rform ance can be m onitore d – and k e e p a re cord of th e ir activitie s in an e portfol io.

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W h e n ask e d about w h at th e y gain from participating in th e NEA stude nts h ave said: •W ork in g tow ard s a goalh as in cre ase d m y m otivation an d w ish to ach ie ve an d d e ve l op d iffe re n tsk il l s;


•Th e m otivation to con tin ue to be in vol ve d an d al so th e satisfaction of ach ie vin g th e 1000 poin ts. I foun d it gave m e a re alan d ach ie vabl e goalto w ork tow ard s.

pl oye rs of graduate s w ant. By focusing stude nts’ atte ntion on th e be ne fits to be de rive d from e xtra- curricul ar activity, particul arl y activitie s invol ving com m unity se rvice and w ork ing to support oth e rs, de sirabl e pe rsonal q ual itie s such as confide nce , al truism , com m unity spirit, pe rsonalre sponsibil ity, e m path y and citize nsh ip are al so e nh ance d. Th e se are typicaltype s of pe rsonal attribute s, attitude s and h um an q ual itie s be ing incre asingl y e xpounde d in th e graduate attribute l ite rature .

Oth e rs h ave said th at th e NEA e ncourage d th e m to be m ore invol ve d th an in th e past. For e xam pl e: •It h as in cre ase d m y socialaw are n e ss, m otivate d m e to atte m pt th in gs I h ad pre viousl y putoff. NEA stude nts h ave said th at th e NEA re sul te d in a m ore broad unive rsity e xpe rie nce . For e xam pl e: • W ork in g tow ard s th e re q uire d n um be r of poin ts m ad e sure th at w e e xpe rie n ce d an array of situation s an d aspe cts of un ive rsity l ife ; • It h as give n m e a m ore roun d e d e xpe rie n ce , in ste ad of just con ce n tratin g on acad e m ic m atte rs. It h as give n m e th e in ce n tive to try th in gs I h ad pre viousl y put off d oin g; • R e al isin g th at th e re is a l ot m ore I can accom pl ish d urin g m y tim e at un ive rsity rath e r th an justm y d e gre e . Th e be ne fit de rive d from th e NEA’s re fl e ctive com pone nt h as al so be e n prom ine nt. For e xam pl e: • R e fl e ction ! It’s gre at to sit d ow n an d re fl e ct an d w rite d ow n ach ie ve m e n ts. I probabl y w oul d n’t h ave d on e th is oth e rw ise an d w oul d forge t th e spe cifics about ce rtain activitie s I h ave be e n in vol ve d in . Th e re fl e ctive journ al s h ave e n abl e d m e to stop an d tak e stock of th e sk il l s I h ave acq uire d from th e various activitie s; • R e giste rin g for NEA h as m ad e m e a m ore accoun tabl e pe rson , in th at th e w ritte n re q uire m e n ts m ad e m e an al yse an d e val uate th e rol e an d /or activity I participate d in . It w as in te re stin g to l ook back on w h at I h ad be e n in vol ve d in an d re fl e ct on w h at I h ad gain e d from th ose e xpe rie n ce s.

Inde e d, w e are h e aring from e m pl oye rs th at th e y val ue w h at th e Ne w Engl and Aw ard re pre se nts, th at stude nt ach ie ve m e nt th rough vol unte e ring and oth e r e xtra- curricul ar activity is sanctione d by th e Unive rsity, and th at e m pl oye rs can h ave confide nce in th e val idity of its w orth . Inde e d, a surve y of e m pl oye rs h as confirm e d th at th e y val ue th e NEA. R e sponde nts pl ace d a strong e m ph asis on th e e nh ance m e nt of e m pl oyabil ity fol l ow e d by th e de ve l opm e nt of ‘l ife ’ sk il l s. Typicalcom m e nts about e m pl oyabil ity are : • Sh ow s w ork e xpe rie n ce . Give s e m pl oye rs k n ow l e d ge th at th e stud e n t h as goal s an d pe rson al w il l pow e r to ach ie ve th e m . Al so th at th e y h ave e xpe rie n ce of task m an age m e n t; •Prospe ctive e m pl oye rs w il lse e d e m on strate d pe opl e sk il l s w h ich are h igh l y re gard e d in th e w ork pl ace . It sh ow s th at (th e ) stud e n t is pre pare d to ‘go th e e xtra m il e ’ w h ich is w el lre gard e d in an y busin e ss; • Sh ow s th at th e stud e n t is a h ard w ork e r an d w il l in g to putin e xtra e ffort; • Th e se d ays it is a ve ry com pe titive e n viron m e n t so an ad d ition al ce rtificate or q ual ification l ik e th e NEA sh oul d ad van ce e m pl oym e n topportun itie s.

In concl usion, w e be l ie ve th at by re cognising and re w arding e xtra- curricul ar stude nt de ve l opm e nt in th is w ay, w e are gaining m ore e ngage d and satisfie d stude nts w h ich w e k now from th e re te ntion l ite rature im Th e re sul t h as be e n a w in- w in for al l pacts on stude nt succe ss and re te ntion. Th e invol ve d. Com m unity organizations h ave a de ve l opm e nt of com m unity aw are ne ss and re ady source of vol unte e rs. Th e y can al so be good citize nsh ip sk il l s th rough vol unte e ring, sure of th e stude nt vol unte e rs’ com m itm e nt l e ade rsh ip e xpe rie nce and profe ssionalde and k now th at th e re is both ince ntive for ve l opm e nt outside th e unive rsity conte xt and re cognition of th e ir e fforts. Th e stude nt concurre ntl y w ith te rtiary studie s is re sul vol unte e rs unde rstand th at th e vol unte e ring ting in e nh ance d e m pl oyabil ity of graduate s. provide s opportunitie s to de ve l op im portant W e are al so buil ding m ore m e aningfultie s l ife sk il l s and th at th e se are as im portant as w ith th e com m unitie s of our stude nts. acade m ic goal s for th e ‘w e l l - rounde d’ stuR O BY N M U LD O O N de nt w h ich is w h at w e are h e aring th at e m -

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Eine rse its sind Studie re nde e ine h e te roge ne Gruppe , die sich in vie l fäl tige n Proje k te n inne rh al b w ie auße rh al b de r H och sch ul e e ngagie rt. Ande re rse its ve rbl e ibt im R ah m e n de r ne ue n Studie ngänge nur noch w e nig Z e it für sozial e s, k ul ture l l e s und pol itisch e s Engage m e nt. Das w ird abe r nich t al s Ursach e für das al l ge m e in k onstatie rte ge ringe stude ntisch e Engage m e nt ge se h e n. Vie l m e h r h abe be re its in de n 19 9 0e r Jah re n e in M e ntal itätsw ande lunte r de n Studie re nde n e inge se tzt, de r nun in de r ‚Bol ogna-W e l t’ sich tbar w ird: Studie re nde w ürde n h e ute vorrangig nutze n- und k arrie re orie ntie rt studie re n. „Nur nich t bum m e l n! Nich t träum e n, k e ine fal sch e n H offnunge n h e ge n“, se i die De vise die se r Ge ne ration (Je sse n 2008).

(M oh r 2006) Engage m e nt und e xtracurricul are Ak tivitäte n sol l e n die Pe rsönl ich k e itse ntw ick l ung de r Studie re nde n förde rn. Stude ntisch e s Engage m e nt ist e in „M uss“, das nich t nur von de r H och sch ul e , sonde rn auch von de n k ünftige n Arbe itge be rn e rw arte t w ird. H inzu k om m t: An de r EBS sind die Studie re nde n ve rpfl ich te t, sich w äh re nd de s e rste n Studie njah re s in m inde ste ns zw e i R e ssorts, w ie die stude ntisch e n Initiative n ge nannt w e rde n, zu e ngagie re n. Die se R e ssorts ve rfüge n übe r e ige ne Budge ts; e inige w ie die Unte rne h m e nsbe ratung ‚jam e s consul ting‘ ode r das ‚EBS sym posium ‘ sind Gm bH s. Be ide s sind große R e ssorts m it übe r 50 M itgl ie de rn;k l e ine re w ie ‚stude nte n h e l fe n‘ h abe n um die ze h n M itgl ie de r. Die M e h rzah lde r Studie re nde n e ngagie rt sich in e inde utig k arrie re be zoge ne n Initiative n w ie de r Unte rne h m e nsbe ratung ode r de r Organisation von W irtsch aftsk onfe re nze n.

Ob e s die se n M e ntal itätsw ande l tatsäch l ich gibt ode r nich t: Die ne ue n Studie nstruk ture n, so e in Erge bnis m e ine r Unte rsuch ung (Bl och 2009 ) zu de n Konse q ue nze n de r Studie nre form e n für die stude ntisch e Praxis, be förde rn strate gisch e s und e ffizie nte s Studie re n. Dazu passt e ine instrum e nte l l e Einste l l ung, die das Studium al s Inve stition in die be rufl ich e Z uk unft be gre ift. Um die se s Passungsve rh äl tnis sol le s h ie r ge h e n. Al s e m pirisch e s Be ispie ldie nt e in Bl ick in das ‚Labor‘ de r Studie nre form : An de r Europe an Busine ss Sch ool(EBS) sind die Bol ognaR e form e n sch on l ängst um ge se tzt w orde n und das Studium ist k arrie re be zoge n, ge büh re npfl ich tig und straff organisie rt. Es e rforde rt e xtre m e Be l astbark e it, die von de n Studie re nde n al s Le istungsbe re itsch aft ge de ute t w ird: W e r das Studium an de r EBS ‚durch ste h e ‘, se i für e ine Karrie re in de r W irtsch aft q ual ifizie rt. Das Studium be ginnt m it e ine r Unte rne h m e nspräse ntation, Prak tik a w e rde n be ispie l sw e ise be i de r De utsch e n Bank ode r Gol dm ann- Sach s absol vie rt und Absol ve nte n k önne n in de r R e ge l zw isch e n m e h re re n gutbe zah l te n Jobange bote n w äh l e n. W e nn Studie re nde nur m it Bl ick auf die Karrie re studie re n, dann h ie r. Abe r sie e ngagie re n sich auch : Stude ntisch e Initiative n re ich e n von de r Unte rne h m e nsbe ratung übe r die Cam pusze itung bis zu sozial e n Proje k te n und e ine r M e nsch e nre ch tsgruppe . Und für de n R e k tor de r EBS sind „sozial e Ak tivitäte n und das Engage m e nt in stude ntisch e n R e ssorts e in M USS!“

Eine rse its w e rde n auf die se W e ise Anforde runge n an de n Le be nsl auf de r Absol ve nte n abge de ck t, ande re rse its die nt das ve rpfl ich te nde stude ntisch e Engage m e nt an de r EBS de r Durch se tzung be stim m te r Ve rh al te nsw e ise n. De nn das stude ntisch e Engage m e nt in de n e rste n be ide n Se m e ste rn ist e inge bunde n in e in k om pl e xe s Be w e rtungssyste m – de m sog. ‚Sozial punk te - Syste m ‘. Dabe i h ande l t e s sich um e ine Form von Pe e r Asse ssm e nt: Studie re nde be w e rte n w e ch se l se itig ih re Le istunge n und übe rne h m e n gl e ich ze itig die R ol l e de s Prüfe rs und de s Ge prüfte n. Die e ndgül tige Prüfungse ntsch e idung ve rbl e ibt in de n H ände n de r Le h re nde n. An de r EBS w ird Pe e r Asse ssm e nt zur Be w e rtung de s stude ntisch e n Engage m e nts ange w e nde t. Die Studie nordnung re ge l t, dass die Studie re nde n se l bst ih r Engage m e nt be note n und dass die se Note m it 40 Proze nt in e in R ank ing e infl ie ßt, nach de m die EBS Studie re nde n die Unive rsitäte n für ih re n Ausl andsaufe nth al t w äh l e n (60 Proze nt zäh l e n die Studie nl e istunge n) (EBS 2004). Das Ve rfah re n zur Ve rgabe de r Note – de n ‚Sozial punk te n‘ –l e ge n die Studie re nde n se l bst fe st. Auf de r Grundl age de r Inte rvie w s m it EBS Studie re nde n, die ich im R ah m e n m e ine r Unte rsuch ung ge füh rt h abe , l ässt sich fol ge nde s Bil d de s ‚Sozial punk te - Syste m s‘ ze ich -

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ne n: Prinzipie l l gibt e s zw e i Kate gorie n von Ak tivitäte n, für die EBS Studie re nde ‚Sozial punk te ‘ e rw e rbe n k önne n: für al l ge m e ine s Engage m e nt auf de m Cam pus, w orunte r e tw a H il fstätigk e ite n be i Konfe re nze n, Be tre uung von Be such e rn ode r Cam pus- Füh runge n fal l e n; und für das Engage m e nt in de n stude ntisch e n R e ssorts. Das al l ge m e ine Engage m e nt w ird von e ine r stude ntisch e n ‚Sozial punk te - Kom m ission‘ be w e rte t, die fe stl e gt, w e l ch e Tätigk e ite n w ie vie l e ‚Sozial punk te ‘ bringe n. In de n R e ssorts be w e rte n M itgl ie de r und R e ssortl e ite r w e ch se l se itig ih r Engage m e nt. Ansch l ie ße nd w e rde n die R e ssorts insge sam t m ite inande r ve rgl ich e n.

trotzde m m it in das R ank ing e infl ie ßt ist für die EBS de r Nach w e is, dass sie die Pe rsönl ich k e itse ntw ick l ung de r Studie re nde n förde re . Abe r w e l ch e Form de r Pe rsönl ich k e itse ntw ick l ung forcie rt die se Variante de s Pe e r Asse ssm e nt?

Die „l ange Nach t de r sch arfe n M e sse r“ m ach t de utl ich : e s ge h t um Ve rh andl ungsge sch ick und Durch se tzungsfäh igk e it; zw e i Kom pe te nze n, die von ange h e nde n Füh rungsk räfte n in de r W irtsch aft e rw arte t w e rde n. Die EBS Studie re nde n trainie re n die se Kom pe te nze n, w e nn sie die ‚R e ssortM ul tipl ik atore n‘ aush ande l n, ih re R e ssortak tivitäte n präse ntie re n ode r ‚H e l fe rtätigk e iAnja: „Und dann w e rde n die R e ssorts l e tztte n‘ be w e rte n. Al l e EBS Studie re nde n traie ndl ich noch ge ge ne inande r aufge w oge n, al nie re n die se Kom pe te nze n, de nn sol ch e Ausso m it R e ssort- M ul tipl ik atore n, w e ilal l ge h andl ungsproze sse finde n ge nauso in de n m e in sol l e n die R e ssorts m ite inande r ve rR e ssorts statt. Das be de ute t abe r auch , dass gl e ich bar ge m ach t w e rde n. Und dann sol l Pe e r Asse ssm e nt an de r EBS nich t vorrangig h al t ge sagt w e rde n, w ie ak tiv w ar das e ine , e in Be w e rtungssyste m ist, sonde rn vie l m eh r w ie ak tiv w ar das ande re R e ssort. Und in de r Sozial isation ange h e nde r Füh rungsk räfde r l ange n Nach t de r sch arfe n M e sse r w ird te die nt. Es ge h t nich t um val ide Le istungsdann h al t ge ge ne inande r aufge w oge n, w e r m e ssung, sonde rn um Inte rve ntion in die w as für e ine n M ul tipl ik ator be k om m t.“ Pe rsönl ich k e itse ntw ick l ung und Sank tionie rung be stim m te r Ve rh al te nsw e ise n. Dass die Frage : „W e r be w e rte t je tzt die se M ul tipl ik a‚Sozial punk te ‘ l e tzte ndl ich von je de m e inze l tore n?Al so w ie w e rde n die … “ ne n EBS- Stude nte n ausge h ande l t w e rde n be förde rt e ine „Konk urre nzde nk w e ise “, w ie e s Anja: „Die R e ssortl e ite r tre ffe n sich e ine e in Inte rvie w te r ausdrück te –de nk bar w äre Nach t l ang, k om pl e tt. Und ste l l e n vor, w as ja auch , dass sich be ispie l sw e ise al l e Studie sie ge m ach t h abe n, k om pl e tt. H abe n fünf re nde n e ine s R e ssorts die gl e ich e Note ge M inute n Z e it und sage n das und das und das be n. Positiv sank tionie rt w ird die Durch se th abe n w ir al l e s ge m ach t, w ir sind tol lde szung de r e ige ne n Inte re sse n, ne gativ sank w e ge n, de sw e ge n, de sw e ge n, bitte ge bt uns tionie rt h inge ge n sol idarisch e s H ande l n. e ine 1,1 ode r 1,0 ode r w as auch im m e r. Und dann w e rde n, nach de m sich al l e vorge ste l l t De r Erfol g de s ‚Sozial punk te - Syste m s‘ l ie gt h abe n, Anträge ge ste l l t auf Auf- ode r Abw e rin de r Konstruk tion e ine s e infach e n Anre iztung. Und w e nn m an übe r dre i Anträge in syste m s, näm l ich de r Inte gration de r ‚Sozial e ine R ich tung übe rsch ritte n h at, w ird darüpunk te ‘ in das R ank ing zur W ah lde r Ausbe r disk utie rt unte r al l e n R e ssortl e ite rn und l andsunive rsitäte n. Die se r W ah lw e ise n die dann l e tzte ndl ich abge stim m t. Und be i m anStudie re nde n e ine w ich tige Be de utung zu. ch e n ging’s dann sch on h och h e r. Dann gab’s Be i de r öffe ntl ich e n W ah lde r Ausl andsuniirge ndw ie fünf für Abw e rtung und zw e i für ve rsitäte n w e rde n zude m die individue l l en Aufw e rtung, und dann w urde da auch rich Le istunge n l e tzte ndl ich für al l e sich tbar. tig pe rsönl ich disk utie rt, w as die Le ute fal sch ge m ach t h abe n und w as nich t. Und Das ‚Sozial punk te - Syste m ‘ k om binie rt de sh al b auch die sch arfe n M e sse r. Da k ann’s Se l bst- und Fre m dbe obach tung m ite inandann so e in bissch e n pe rsönl ich w e rde n“ de r;die Studie re nde n ‚be l aue rn‘ sich ge ge n(Anja, EBS, 4. Se m .). se itig m it de m Z ie l , ih re e ige ne n Inte re sse n durch - zuse tze n. Z ie ldie se s Panoptik um s an Die ‚Sozial punk te ‘ w e rde n anh and e ine s de r EBS ist, „gl e ich ze itig die Fügsam k e it k om pl izie rte n Syste m s be re ch ne t, das die und die Nützl ich k e it al l e r El e m e nte de s ve rge be ne n Punk te obje k tivie re n und l e gitiSyste m s zu ste ige rn“ (Foucaul t 19 9 4: 280). m ie re n sol l . Eine Funk tion ist zunäch st die Das ‚Sozial punk te - Syste m ‘ ist e ffizie nt, w e il Entl astung de r Doze nte n: Sie m üsse n nich t e s die Übe rw ach ung an die Studie re nde n das Engage m e nt de r EBS Studie re nde n be de l e gie rt und zugl e ich nutze norie ntie rte s w e rte n. Dass stude ntisch e s Engage m e nt H ande l n durch se tzt. In de r Praxis de s Pe e r

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Asse ssm e nt e igne n sich die EBS- Studie re nde n Kom pe te nze n w ie Ve rh andl ungsge sch ick und Durch se tzungsfäh igk e it an.

sind. Ge rade die Durch struk turie rung de s Studium s anh and von M odul e n, Kre ditpunk te n und studie nbe gl e ite nde n Prüfunge n e rforde rt une ndl ich vie l e kl e ine Nach ve rh andl unge n, se i e s m it Profe ssore n ode r Prüfungsäm te rn. Das k ann m an de n Studie re nde n nich t vorw e rfe n. R e ge l n w e rde n nich t im m e r be fol gt, sonde rn auch m odifizie rt, ignorie rt und unte rl aufe n. So l ange m an de n Studie re nde n w e nn auch m inim al e H andl ungsräum e l ässt, ist ih ne n unange passte s H ande l n offe nbar nich t auszutre ibe n.

Das ‚Sozial punk te - Syste m ’ de r EBS ist e in Extre m fal l . H ie r fal l e n Ausrich tung de s Studium s und M e ntal ität de r Studie re nde n zusam m e n. Engage m e nt ist nich t nur e in „M uss“, sonde rn m uss sich auch l oh ne n. Die Konditione n m üsse n ausge h ande l t und e ige ne Inte re sse n radik aldurch ge se tzt w e rde n. Das ‚Sozial punk te - Syste m ‘ ist e in Sonde rfal l , abe r e s sank tionie rt Ve rh al te nsw e ise n, die ge ne re l l in de r ‚Bol ogna-W e l t‘ ge fragt

R O LAND BLO CH

Lite ratur Bl och , R . (2009 ): Fl e xibl e Studie re nde ?Studie nre form und stude ntisch e Praxis, Le ipzig: Ak ade m isch e Ve rl agsanstal t. EBS (2004): § 9 , Abs. 1 de r Studie nordnung für de n BA Ge ne ralM anage m e nt an de r EBS vom 14.9 .2004, Oe strich W ink e l : Europe an Busine ss Sch ool . Foucaul t, M . (19 9 4): Übe rw ach e n und Strafe n. Die Ge burt de s Ge fängnisse s. Frank furt a.M : Suh rk am p. Je sse n, J. (2008): „Ge ne ratione nw ande l : Die traurige n Stre be r“, in: Die Z e it, 28.8.2008, in: h ttp://w w w .ze it.de /2008/36/Juge nd- oh ne - Ch arak te r [10.08.2009 ] M oh r, C. (2006): „W oh in ste ue rt die EBS?Inte rvie w m it Ch ristoph e r Jah ns“ in: H ande l sbl att, 5.7.2006, in: h ttp://w w w .h ande l sbl att.com /unte rne h m e n/m ba- ne w s/w oh in- ste ue rt- die - e bs [10.08.2009 ]

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Je de Ge ne ration m uss sich , e ine r w ande l nde n Le be nsre al ität e ntspre ch e nd, ne u de finie re n. Die unsrige ist ge prägt von Inte rne t, Gl obal isie rung und M ark torie ntie rung. Und w ie e s sch e int, m ach t de r ge se l l sch aftl ich e W ande lauch vor de n Unis nich t h al t. Stude nte n, die e instige n W e l tve rbe sse re r, Ge se l l sch aftsk ritik e r und Ak tiviste n – in de r ak tue l l en W el t de r Studie nge büh re n und Profe ssore ne val uie runge n rutsch e n sie l e ich t in die R ol l e von Kl ie nte n, w e rde n zu passive n Em pfänge rn von Bil dungsdie nstl e istunge n und darauf trainie rt, sch ne l l e Erfol ge zu e rzie l e n. R und vie rzig Jah re nach de n 68e r R e vol utione n be finde n sich Stude nte n in de r Kl e m m e : Auf de r e ine n Se ite ste h e n ih re Ide al e , auf de r ande re n Se ite de r sozioök onom isch e Stre ss. Vie l e w ürde n sich ja ge rne e inbringe n. Abe r w ann de nn, bitte ? W e r h e ute die Uni be such t, k l agt übe r vol l e Stunde npl äne und stark e n Le istungsdruck . Vorbe i die Z e ite n, al s Stude nte n für Fre ih e it, sozial e n Fortsch ritt und H um anism us (auf- ) stande n? Es ist w ah r: W as k l assisch e rw e ise al s „Engage m e nt“ gal t (Z e it, Ge l d und Tal e nt dafür e inzuse tze n, ande re n zu h e l fe n) nim m t ab und auch stude ntisch e M asse nprote ste sind h e ute se l te ne r ge w orde n (H ande l sbl att Junge Karrie re 2009 ). De n Stude nte n w ird dah e r oft vorge w orfe n, sich nur noch um sich se l bst und nich t m e h r um die Al l ge m e inh e it zu k üm m e rn. Doch w e r ge nau h inguck t, ste l l t fe st, dass an die Ste l l e de r k l assisch e n H och sch ul pol itik ode r Al te nh e im be such e e ine Vie l zah l ne ue r Initiative n ge tre te n ist. Die se h abe n h äufig e ine n dire k te n Be zug zu de n im Studium e rl e rnte n Ke nntnisse n und Fäh igk e ite n de r Stude nte n: Le h ram tsstude nte n und Psych ol oge n h e l fe n Im m igrante nk inde rn, Sozial w isse nsch aftl e r w e rde n al s Proje ct M anage r ode r Fundraise r ak tiv und in stude ntisch e n Unte rne h m e nsbe ratunge n arbe ite n Be trie bsw irtsch aftl e r e h re nam tl ich und e rm ögl ich e n e s k l e ine n ge m e innützige n Ve re ine n, die w e nig Ge l d h abe n, ih re Be ratung in Anspruch zu ne h m e n (Szantyr 2008). W e r sich auf die se W e ise e inbringt, h il ft nich t nur, sonde rn e ntw ick e l t gl e ich ze itig se ine soft sk il l s w e ite r. In e inige n de r größe re n Stude nte norganisatione n w ird ge nau

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die s ge förde rt: Die Association de s Etats Généraux de s Etudiants de l ´Europe (AEGEE), zum Be ispie l , ve rfügt übe r e ine Ak ade m ie , die in w e ch se l nde n e uropäisch e n Städte n e inw öch ige Trainingsk urse für ih re M itgl ie de r anbie te t und sie auf die se W e ise „fit“ für ih r Engage m e nt m ach t –und ne be nbe i de n inte rk ul ture l l e n Austausch förde rt (AEGEEAcade m y). Engage m e nt ist al so nach w ie vor Te ilde s stude ntisch e n Le be ns. Nur die Form h at sich ge w ande l t. Sie spie ge l t die Entw ick l ung de r Ge sam tge se l l sch aft w ide r, in de r Profe ssional isie rung, sk il l s upgrade und Spe zial isie rung e ine im m e r w ich tige re R ol l e spie l e n. Inde m sich die oft h och q ual ifizie rte n Stude nte n im m e r ne ue e h re nam tl ich e Tätigk e itsfe l de r e rsch l ie ße n, trage n sie zu e ine r Profe ssional isie rung und Dive rsifizie rung de s „dritte n Se k tors“ be i. „An e tw as be te il igtse in , d as m an in te re ssan tfin d e t“ De r Be griff „Engage m e nt“ ve rl angt al so, an die h e utige Z e it ange passt und ne u de finie rt zu w e rde n. Eine ungarisch e Stude ntin, die e h re nam tl ich für die Ge ne ration Europe Foundation arbe ite t, um sch rie b de n Be griff spontan w ie fol gt: „Erfah runge n übe r die W el t ode r se ine n Studie nbe re ich sam m e l n und an e tw as be te il igt se in, das m an inte re ssant finde t und m it de m m an sich auch in se ine m späte re n Le be n m ögl ich e rw e ise be sch äftige n m öch te .“ (Boros 2009 ) Dam it trifft sie , unbe w usst, de n Ke rn de r ak tue l l en Entw ick l unge n. Und de r Ide al ism us?Ist de r dabe i völ l ig auf de r Stre ck e ge bl ie be n?–Das nich t, abe r e r ste h t e infach nich t m e h r im Vorde rgrund. W oh e r k om m t die se r W ande lde s Ve rständnisse s von stude ntisch e m Engage m e nt?Laut Die te r R uch t, Prote stforsch e r am W isse nsch aftsze ntrum Be rl in, be finde t sich die Ge se l l sch aft insge sam t de rze it in e ine r „Ph ase de s Pragm atism us“ (H ans 2006). Vie l e Stude nte n e ngagie re n sich h e ute nich t m e h r al l e in aus al truistisch e n M otive n, sonde rn sind sich gl e ich ze itig be w usst, dass ih r Engage m e nt Einfl uss auf ih re späte re n Karrie -


re ch ance n h at. Sie sind vorsich tige r ge w orde n und w äh l e n be w usste r zw isch e n de n zah l re ich e n Ange bote n aus: Ge h e ich zum AStA, e ine m traditione l l‚l ink e n’ Gre m ium , und ge fäh rde dam it e ve ntue l lm e ine späte re n Be rufsch ance n?Ode r tre te ich e ine r ande re n Organisation be i, die ge nau in de m Se k tor tätig ist, in de m ich späte r arbe ite n m öch te ? W e r Stude nte n vorw irft, Ide al ism us und Kam pfge ist ge ge n R e signation und Ange passth e it e inge tausch t zu h abe n und ih re n 68e r Vorbil de rn nich t m e h r ge re ch t zu w e rde n, übe rsie h t, dass sie h e ute noch an vie l en ande re n, ne ue n Fronte n zu k äm pfe n h abe n. De r W e ttbe w e rb um Arbe itspl ätze ist um e inige s h ärte r ge w orde n. Se l bst unte r de ne n, die m e h re re Studie nabsch l üsse be sitze n und zig Fre m dsprach e n be h e rrsch e n, ist die Juge ndarbe itsl osigk e it unge k annt h och (Eurostat Ne w sre l e ase 2009 ). De r Le istungsdruck an de n Unis h at al so im Ve rgl e ich zur vorh e rige n Ge ne ration e rh e bl ich zuge nom m e n. „Natürl ich gab e s auch in de n se ch zige r Jah re n Note n, abe r sie w are n re l ativ unbe de ute nd;sie h abe n nich t übe r Karrie re ch ance n e ntsch ie de n. H e ute ve rsch l ie ßt e ine sch l e ch te Note be stim m te Tätigk e itsfe l de r.“ (H ans 2006) Unte r die se n Be dingunge n k önne n e s sich vie l e Stude nte n nich t l e iste n, Z e it für Dinge zu inve stie re n, die ih ne n k e ine n Vorte ilauf de m Arbe itsm ark t bringe n.

w ie vor de r W unsch ist, ande re n M e nsch e n zu h e l fe n und die W e l t zu ve rbe sse rn, be zie h ungsw e ise die ge füh l te R e l e vanz e ine s Proje k te s. Ebe nfal l s an prom ine nte r Ste l l e ste h t de r W unsch , durch se in Engage m e nt Le ute k e nne nzul e rne n und ne ue Fre undsch afte n zu k nüpfe n. Erst an e l fte r Ste l l e w ird die ve rbe sse rte Karrie re aussich t ge nannt (Institute for Vol unte e ring R e se arch 2008). Auch psych ol ogisch be trach te t, bl e ibe n Ide al ism us und Al truism us fundam e ntal e Vorausse tzunge n für e h re nam tl ich e Ak tivitäte n. Die Be frie digung, die m an ve rspürt, w e nn m an ge h ol fe n ode r e ine Ak tion e rfol gre ich um ge se tzt h at, füh rt dazu, dass m an de n W unsch e ntw ick e l t, w e ite r zu h e l fe n. Se l bst Stude nte n, die ursprüngl ich aus Karrie re gründe n e in Proje k t organisie rte n, m öge n sch l ie ßl ich aus Be ge iste rung ode r e ch te r Fre ude am H e l fe n dabe i ge bl ie be n se in (Szantyr 2008).

En gage m e n tal s M ögl ich k e it, bil l ig d ie W e l t zu se h e n ?

Ein w e ite re r Tre nd, de r sich abzuze ich ne n sch e int, ist e ine zune h m e nde Gl obal isie rung stude ntisch e n Engage m e nts. Initiative n bl e ibe n nich t m e h r auf die l ok al e Uni- Um ge bung be sch ränk t, sonde rn finde n zuse h e nds im inte rnational e n R ah m e n statt. Traditione l l e inte rnational e Stude nte norganisatione n, w ie AEGEE (m it Sch w e rpunk t Europa) Nich t al l e s h at sich je doch ve rände rt;m anund AIESEC (w e l tw e ite Ve rne tzung von ch e s bl e ibt w oh l im m e r typisch „stude nPrak tik ante n), w e rde n durch im m e r m e h r tisch “. De r noch frisch e , k ritisch e Bl ick auf se k torspe zifisch e Organisatione n e rgänzt: die W e l t zum Be ispie l . Die Tatsach e , dass ErLaw ye rs w ith out borde rs (2000) und Ine ignisse , die e ine n aufw üh l e n, e in Ve ntil ge nie ure oh ne Gre nze n (2003), um nur zw e i brauch e n und e ine n dazu bringe n, sich zu Be ispie l e zu ne nne n. e ngagie re n. Nich t zul e tzt die Pe rsönl ich k e itse ntw ick l ung, das H in- und H e rge risse nBasie rt auch die se r Tre nd auf e goistisch e n se in zw isch e n de r Ide ol ogie de s Ve rzich ts M otive n?Vie l e Stude nte n ge be n an, dass sie und de m W unsch , Erfol ge zu e rzie l e n. M it ge rne und vie lre ise n w ol l e n. Inte rnationaande re n W orte n: das Such e n nach se ine r l e s Engage m e nt al s M ögl ich k e it, bil l ig die „Nützl ich k e it für die Ge se l l sch aft“ (Cafe baW el t zu se h e n?–Nich t nur. De nn w e r nich t be l2008). Nach w ie vor spie l t auch die sow irk l ich von de r Ide e e ine r inte rk ul ture l l en zial e H e rk unft e ine R ol l e . Je ge bil de te r die Z usam m e narbe it be ge iste rt ist, w ird bal d Pe rsone n, de sto stärk e r das Engage m e nt de n Kopf in de n Sand ste ck e n. Ge rade im (H ans 2006). Unive rsitäte n bil de n dah e r w ie inte rnational e n R ah m e n w arte n unzäh l ige , e h und je de n ide al e n Näh rbode n für al l e rauf k ul ture l l e n ode r sprach l ich e n Barrie re n art Initiative n. basie re nde , Probl e m e und Kom prom isse , die m an nur m it e ine m h oh e n Grad an Ide al isUnd sch l ie ßl ich h at auch de r traditione l l m us und Tol e ranz be w äl tige n k ann. h um anistisch e M otivationsgrund stude ntisch e n Engage m e nts se ine R e l e vanz noch l anVor die se m H inte rgrund e rfül l e n Stude n ge nich t ve rl ore n. Eine Studie de s Institute te n säm tl ich e r Lände r h e ute e ine ne ue , for Vol unte e ring R e se arch in London ze igt, w ich tige R ol l e : Sie l e be n die Ide e e ine s Eudass de r H auptgrund für Engage m e nt nach ropas, das auf De m ok ratie , Tol e ranz, Sol ida-

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rität und Partizipation se ine r Bürge r be ruh t (Europe an Vol unte e r Ce ntre ). Stude nte norganisatione n sind darübe r h inaus im m e r noch h äufig sozial k ritisch e inge ste l l t und an de r Frontl inie de s Ge sch e h e ns ange sie de l t, w e rde n al so m it al s e rste auf Probl e m e ode r ge se l l sch aftl ich e Ve rände rungsproze sse aufm e rk sam und k önne n M aßnah m e n vorsch l age n ode r e rgre ife n. Studie n und e h re nam tl ich Ak tive w e ise n auf Unte rsch ie de be i de r Ve rbre itung und ge se l l sch aftl ich e n Ane rk e nnung von Engage m e nt in W e st- und Oste uropa h in. Die M itgl ie dsch aft in Ve re ine n, Organisatione n, Kirch e n, Ge w e rk sch afte n ode r pol itisch e n Parte ie n ist in de n oste uropäisch e n Lände rn w e nige r ve rbre ite t al s im W e ste n (z.B. Isl ington Training Ne tw ork 2007: 22). Gre nzübe rsch re ite nde Stude nte norganisatione n k önne n h ie r auf e ine n W ande l h inarbe ite n: W e nn oste uropäisch e Stude nte n m it w e ste uropäisch e n Stude nte n zusam m e narbe ite n, k ann sich dort e ine ak tive Z ivil ge se l l sch aft

bil de n. Stude nte ne ngage m e nt ist h e ute se l te ne r, abe r vie l fäl tige r, e goistisch e r abe r profe ssione l l e r, und inte rnational e r al s noch w äh re nd de r 68e r- Ge ne ration. Ist die se Entw ick l ung positiv ode r ne gativ? M uss m an das übe rh aupt e ntsch e ide n? W ich tig ist doch , dass von stude ntisch e m Engage m e nt die Al l ge m e inh e it, w ie auch die individue l l e Pe rson, profitie rt und das Z usam m e nge h örigk e itsge füh lge stärk t w ird. Dürfe n pe rsönl ich e Inte re sse n da nich t durch aus e ine R ol l e spie l e n? „M ich ne rvt e s, w e nn sich Le ute h al bh e rzig e ngagie re n, nur w e ilsie das für ih re n Le be nsl auf brauch e n“, be sch w e re n sich m anch e (Disk ussion zw isch e n Ge ne ration Europe Am bassadors). Ande re finde n das nich t ve rw e rfl ich . „Ich tue e tw as für m ich und m e ine Karrie re m it positive n Effe k te n für m e ine Um w e l t.“ Und da ist e r w ie de r: de r stude ntisch e Pragm atism us. A NNIK A STIENEN

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One of th e m ost im portant are as of grow th in conte m porary h igh e r e ducation is th e de ve l opm e nt of a ‘m ark e t’ in inte rnational stude nts. Unive rsitie s h ave be e n invol ve d in an incre asingl y h ot com pe tition for th is l ucrative com m odity. Stude nts from abroad ofte n pay l arge fe e s and th e se are val uabl e

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to th e m ode rn unive rsity. H ow e ve r, w h il e unive rsitie s put a gre at de alof e ffort into re cruiting stude nts from abroad, th e y h ave put ve ry m uch l e ss e ffort into supporting th e m w h il e th e y are studying, l e aving m any to fe e le xpl oite d and a l ittl e re se ntful . It is vital , th e re fore , th at w e m ak e som e atte m pt


to unde rstand w h y stude nts de cide to tak e th e ir de gre e s in anoth e r country. It is no l onge r acce ptabl e (if it e ve r w as) to e xpe ct th at stude nts com e m e re l y to study and th at sim pl y gaining a de gre e is re w ard e nough (Kinne l l , 19 9 0;Boh m e t al ., 2003). Th is pape r is base d on re se arch carrie d out on be h al f of th e UK H igh e r Education Care e rs Se rvice s Unit (H ECSU), w h ich e xpl ore d th e e xpe rie nce s of inte rnational stude nts and th e ir support by unive rsity h igh e r e ducation se rvice s (H ECAS) in th e UK. Eve ry unive rsity in th e UK and m any oth e r countrie s posse sse s H ECAS and th e se are aim e d at h e l ping stude nts to de ve l op th e ir e m pl oyabil ity sk il l s (Cappuccini e t al ., 2005). Th e re se arch w as base d on inte rvie w s of staff and focus groups w ith stude nts at a range of unive rsitie s in th e UK and on a nationalsurve y of a sam pl e of 1840 inte rnationalstude nts.

for m ode rn busine ss. H ow e ve r, for native spe ak e rs, studying in th e UK offe re d th e ch ance to study som e w h e re diffe re nt, not ye t fam il iar. Th irdl y, m ost stude nts re cognise th at study abroad w il lh ave be ne fits to th e m in th e ir care e r de ve l opm e nt. Not onl y doe s proficie ncy in a fore ign l anguage , e spe cial l y Engl ish add val ue to study, th e e xpe rie nce of study abroad as a w h ol e w il lh e l p de ve l op a stude nt’s e m pl oyabil ity. For e xam pl e , our Norw e gian al so note d th at sh e w oul d “find a good job if I h ave studie d abroad.” H aving a de gre e from th e UK, m igh t give a graduate an advantage ove r com pe titors: one Nige rian postgraduate com m e nte d, “a UK postgraduate de gre e m ak e s you distinct from th ose w ith BSc at h om e .”

W h atis be h in d stud yin g abroad ?

W h y stud yin g abroad ? Th e de cision to study abroad is m ade for a w ide range of re asons. M ost stude nts w oul d probabl y argue th at th e principal conce rn w as w ith course - re l ate d issue s, such as th e q ual ity and re putation of th e course . Th is w as rate d m ost im portant of al lite m s in our surve y: th e q ual ity of UK q ual ifications w as a factor m e ntione d by 57% of th e sam pl e (70% for re sponde nts from South East Asia, Africa and Ce ntraland South Am e rica) and pre stige of UK q ual ifications w as a factor for 45% of re sponde nts (63% of re sponde nts from South East Asia). A sim il ar point w as m ade by stude nts in focus group discussions. For e xam pl e , one stude nt note d th at “th e e ducation in UK is fam ous al love r th e w orl d”. Se condl y, stude nts w ant to e xpe rie nce som e th ing ne w and diffe re nt and re cognise th at th is w il lh ave a l asting im pact on th e ir pe rsonalde ve l opm e nt. For e xam pl e, a Norw e gian postgraduate com m e nte d th at “I w ant to e xpe rie nce studying in a diffe re nt country th an Norw ay.” Countrie s appe alfor varying re asons and th is appl ie s to individual citie s, e ve n institutions. In th is re se arch , th e UK w as th ough t to h ave spe cific attractions, but stude nts ch ose individualcitie s and institutions for spe cific re asons. Live rpool , for e xam pl e , w as k now n as th e h om e of th e Be atl e s and of Live rpoolfootbal lCl ub! Th e UK h as an adde d appe albe cause studying th e re offe rs th e opportunity to im prove Engl ish l anguage sk il l s for nonnative spe ak e rs, re cognise d by m any stude nts invol ve d in th is re se arch as be ing vital

But w h at is th e ir e xpe rie nce once th e y ge t h e re ?In ge ne ral , stude nts w h o participate d in th is re se arch w e re positive about th e ir e xpe rie nce of studying and l iving in th e UK. Th e re asons for studying in th e UK h ave be e n ful fil l e d to a l arge de gre e . H ow e ve r, th e m ain conce rn am ong inte rnationalstude nts appe ars to be about inte gration into th e l ocalcom m unity. Se ve ralfe l t th at th e y h ad not inte grate d w e l linto th e unive rsity com m unity. Th e y spe nt m ost of th e ir tim e w ith oth e r inte rnational stude nts rath e r th an h om e stude nts. Th is w as partl y be cause h om e stude nts did not spe ak to th e m . It w as partl y be cause of il l - de vise d institutionalpol icie s. In one institution, for e xam pl e , stude nts fe l t th at by be ing pl ace d in a h al l of re side nce th at w as e xcl usive l y for inte rnationalstude nts, th is pre ve nte d th e m from inte grating w ith th e re st of th e com m unity. Sim il arl y, at anoth e r institution, difficul tie s of l anguage and w e igh t of num be rs pre sse d a facul ty to de vise a course spe cifical l y for visiting Ch ine se stude nts. Th is cause d som e re se ntm e nt am ongst both h om e and visiting stude nts be cause it w as fe l t th at tim e w as tak e n aw ay from h om e stude nts ye t Ch ine se stude nts did not ge t a ful le xpe rie nce of studying in th e UK. W h at can w e do about it at an institutional l e ve l ?Th e k e y appe ars to be w ith stude nt support. Curre ntl y in th e UK in particul ar, a l arge proportion of th e w ork of a typicalinte rnationaloffice appe ars to be in re cruiting stude nts. Support for stude nts w h il st th e y are h e re is l arge l y carrie d out by oth e r office s. Em pl oyabil ity is cl e arl y a m ajor con-

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- ce rn for al lstude nts and th is is as true for inte rnationalstude nts as it is for oth e rs. It is th e re fore cl e ar th at H ECAS coul d pl ay a m ore ce ntraland e ffe ctive rol e in de ve l oping th e e m pl oyabil ity of inte rnationalstude nts (Cappuccini e t al . 2005). M uch re se arch h as sh ow n th at e m pl oyabil ity is m ore ge nuine if it is e m be dde d into de gre e course s rath e r th an be ing de l ive re d as an ‘add- on’ (H arve y e t al . 2002; M ore y e t al . 2003). Th is of course h as im pl ications for h ow a course is de l ive re d to inte rnational stude nts if, as m any indicate , th e y are aim ing to use th e ir de gre e as a m e th od of de ve l oping th e ir care e r in th e ir h om e countrie s (Boh m e t al . 2003). Em be dding of e m pl oyabil ity into de gre e course w ork is in dange r of be ing base d on a ‘standard’ m ode l of th e h om e stude nt and m ay not be appl icabl e to th e inte rnationalstude nt. Th e re is al so a ne e d for gre ate r aw are ne ss am ongst care e rs advise rs of th e issue s th at confront inte rnational stude nts and am ongst stude nts about w h at is re al istic. Th e re is al so a ne e d to e nsure th at e m pl oye rs are aw are th at ofte n, it is e asie r th an th e y th ink to e m pl oy an inte rnationalstude nt. Th e re are se ve ralim pl ications arising from th is. 1. R e cruitm e nt strate gie s ne e d to be m ore focuse d and sustainabl e to m aintain stude nt num be rs and ove rcom e fl uctuations in th e m ark e t. 2. Efforts sh oul d be m ade to im prove com m unication, both in th e m ark e ting of course s and th e inform ation suppl ie d to stude nts, about th e re al ity associate d w ith paid w ork w h il e studying in th e UK and finding e m pl oym e nt in th e UK afte r graduation. 3. Effe ctive and inte grate d support syste m s for inte rnationalstude nts h ave a vitalpart to pl ay in m aintaining and in-

cre asing th e l e ve lof re cruitm e nt. 4. Inte rnationalstude nts w oul d be ne fit from a stronge r focus on im proving th e ir spok e n and w ritte n Engl ish and h e l ping th e m unde rstand m ore about UK cul ture . 5. A continuing dial ogue is ne e de d w ith appropriate gove rnm e nt bodie s about visa re gul ations and costs as th e se can be a de te rre nt to inte rnational stude nts ch oosing to study in th e UK. 6. Th e re ne e d to be e ffe ctive l ink s to oth e r re l e vant pol icy are as, such as im m igration pol icy, to avoid m isl e ading m e ssage s and confusion. 7. M ark e ting and re cruitm e nt of stude nts from ove rse as sh oul d be se e n to be e th icaland fair.

Con cl usion Stude nts ne e d to be supporte d th rough out th e ir studie s and assiste d in inte grating w ith th e com m unity of l ocalstude nts, gaining suitabl e ne tw ork ing opportunitie s and assiste d in de ve l oping th e ir ow n e m pl oyabil ity w h e th e r it is in th e ir h om e countrie s or abroad. Th is case - study of th e UK sugge sts th at for unive rsitie s to re tain th e ir inte grity, it is vitalto m aintain th e ir re putation for q ual ity, as th is is w h at prim aril y attracts stude nts. As e m pl oyabil ity is a m ajor conce rn for inte rnationalstude nts, h igh e r e ducation care e rs se rvice s cl e arl y h ave a ce ntralrol e to pl ay in th e proce ss of stude nt de ve l opm e nt. Expe ctations in th e are na of e m pl oym e nt in m ay be m isl e adingl y raise d pre - arrival . Ke y to th e rol e of H ECAS is a ne e d for transpare ncy about th e pote ntial for w ork ing part- tim e in th e UK and about th e pote ntialfor l ong- te rm e m pl oym e nt afte r th e ir studie s. JAM ES W ILLIAM S

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H och sch ul pol itik ist das sich tbarste Fe l d stude ntisch e n Engage m e nts. Ob im AStA ode r StuR a, in e ine r H och sch ul gruppe , al s Ak tivistIn, be i e ine r De m onstration, in unive rsitäre n Gre m ie n: das al l e s ist (e xtracurricul are s? ) Enagage m e nt von Studie re nde n. Be vor im l e tzte n Te ilde r Stude ntInne nR at de r Uni Le ipzig zum Z e ntrum de r Be iträge w ird, sol l e n im Fol ge nde n Be dingunge n, Ch ance n und Gre nze n in de r H och sch ul pol itik , ge rade inne rh al b stude ntisch e r und ak ade m isch e r Se l bstve rw al tung und zu Z e ite n von Bol ogna ve rh ande l t w e rde n. Z unäch st h abe n w ir uns m it Ul rich Bröck l ing übe r de n M ögl ich k e itsraum stude ntisch e n Engage m e nts unte rh al te n. Er be tont die Notw e ndigk e it, die rich tige n Frage n zu ste l l en und ve rw e ist auf die Be zie h ungsl inie n zw isch e n pol itisch e m Engange m e nt und ge se l l sch aftl ich e n Entw ick l unge n. Je anne Binde rnage le rl äute rt anh and de r R e ak tione n auf Godards 68e r Fil m „die Ch ine sin“ unse re Vorste l l ung von Studie re nde nprote ste n. Nach de m k om pl e xe n Ve rh äl tnis von Disk urs und Tat fragt dann Al e xande r Eise nach und anal ysie rt das Spannungsve rh äl tnis zw isch e n Avantgarde de r Tat und de r unbe ach te te n Se l bstre fl e xion. De n dire k te n Be zug zu Form e n h och sch ul pol itisch e n Engage m e nts sch l ie ßl ich se tzt Andre as Karsch . Al s Prore k tor für Studium und Le h re be rich te t e r von e ine r ande re n Form stude ntisch e r Einfl ussnah m e abe r vom Probl e m „zw isch e n de n Stüh l e n“ zu sitze n.

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Pow ision : Lie be r H e rr Bröck l ing, „stude ntisch e s Engage m e nt“ w ird in l e tzte r Z e it inte nsiv in de n M e die n (z.B. Z EIT, Südde utsch e ) disk utie rt, und de sse n R ück gang al s Sym ptom e ine r ge sch e ite rte n Bol ogna- R e form ve rk auft. Sind Studie re nde tatsäch l ich „düm m e r“1 ge w orde n? Bröck l in g: W e de r düm m e r noch sch l aue r, w e de r m otivie rte r noch de m otivie rte r. Abe r sie ste ck e n durch die ve rände rte Studie norganisation, die m it de n Bach e l or- Program m e n ve rbunde n ist, in e ine m ande re n Z e itre gim e , und das m ach t e s sch w e re r, sich auße rh al b de r Studium s zu e ngagie re n. Ein e ntsch e ide nde r Unte rsch ie d zw isch e n de m Bach e l orm ode l lund de n al te n Studie ngänge n ist, dass die Z ah lde r Prüfunge n e norm ange stie ge n ist. Z ude m ge h e n vom e rste n Se m e ste r an die M odul l e istunge n in die Ge sam tnote e in. Das ist ve rm utl ich die Ände rung m it de n nach h al tigste n Diszipl inie rungse ffe k t. In de n al te n Studie ngänge n k onnte m an m alin ande re Fäch e r sch nuppe rn, e ine Z e it l ang Pol itik m ach e n ode r se ine n Lie be sk um m e r ausk urie re n und h at trotzde m se ine Sch e ine irge ndw ie be k om m e n. Die Note n spie l te n bis zu de n Absch l ussprüfunge n ja k e ine R ol l e , H auptsach e m an h at am Ende die Kurve ge k rie gt. Die je nige n, die das w ol l te n, h atte n vie l Z e it für stude ntisch e s Engage m e nt. W e nn vom e rste n Se m e ste r an al l e s zäh l t und sich gl e ich ze itig die Prüfungsl ast e rh öh t, m uss m an se ine Z e itganz ande rs e inte il e n. Einm al e in Se m e ste r l ang für e xtracurricul are Ak tivitäte n auszuse tze n, ist im ne ue n Syste m sch w ie rige r ge w orde n. Es ist be ispie l sw e ise auch nich t m e h r so e infach , H il fsk räfte zu finde n. Ge rade e h rge izige , e ngagie rte , m otivie rte Studie re nde übe rl e ge n sich , ob sie so e in Ange bot anne h m e n, w e il e s m it de n e ige ne n Le istungsansprüch e n und m it de n Anforde runge n de s Studium s in Konk urre nz ste h tund unte r Um stände n k ol l idie rt.

Bröck l in g: Die Studie nanforde runge n sind se h r vie l dich te r ge strick t. H inzu k om m t, dass e s in vie l e n Studie nprogram m e n w e nig Ausw ah l gibt. M an m uss das vorge ge be ne Program m absol vie re n. Die se stärk e re Struk turie rung ve rände rt dann de n Studie nal l tag. Es bl e ibt w e nige r Pl atz für e in Engage m e nt ne be n de m Studium . W e nn be k l agt w ird, die Studie re nde n ve rh ie l te n sich h e ute oft sch ül e rh aft, so l ie gt das daran, dass sie in e ine m R e gim e ste ck e n, das sie al s Sch ül e r be h ande l t und das sie zu Sch ül e rn m ach t. Pow ision : Kann de r Soft- Sk il l - Be re ich e ine n Ausgl e ich bie te n, al so in de m Sinne , dass m an das Studium al s Proje k t sie h t –al s „al l - incl usive “ Konze pt? Bröck l in g: Es gibt die Te nde nz, sozial e ode r k ul ture l l e Ak tivitäte n, die inne rh al b ode r im Um k re is de r Unive rsität stattfinde n, al s Te ile ine s e rw e ite rte n Studie nprogram m s anzuse h e n und zum Be ispie l das M itspie l e n im Unive rsitätsorch e ste r ode r das Engage m e nt im Fach sch aftsrat m it Le istungspunk te n zu be l oh ne n. M an k ann das ja al s Sch l üsse l q ual ifik ation ve rk aufe n, für die in de n m e iste n Studie ngänge n ja auch e in fe ste r Pl atz vorge se h e n ist. Engage m e nt, das vor k urze m noch e xtracurricul ar w ar, w ird so ins Curricul um e inge bunde n. M an k önnte darübe r stre ite n, ob das Engage m e nt dadurch e ntw e rte t ode r aufge w e rte t w ird. Je de nfal l s ände rt sich de r R ah m e n. Die unive rsitäre n Anforde runge n und Ange bote struk turie re n de n Al l tag de r Studie re nde n auch übe r die Vorl e sunge n und Se m inare h inaus. Es gibt w e nige r Le be n auße rh al b de r Uni al s früh e r. Pow ision : Gab e s früh e r auch sch on die se Unte rsch e idung zw isch e n auße rh al b und inne rh al b de r Unive rsität? Bröck l in g: Es gab, zum inde st in de n Unive rsitätsstädte n, k ul ture l l e und pol itisch e Sze ne n, auch sozial e Initiative n, die sich w e itge h e nd aus Studie re nde n re k rutie rt h a

Pow ision : Lie gt darin nich t auch e in k al k ul ie re nde s M om e nt? Stude ntisch e s Engage m e nt w ird für w e nige r w ich tig ge h al te n, w e ildurch die Kl ausure n de m Studium e ine 1

stärk e re Be de utung zuk om m t.

„Die Z e it“ vom 23.04.2009 : „M ach t Studium dum m ? “

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be n, und für vie l e w ar e s attrak tive r, sich in e ine r Bürge rinitiative ode r e ine r Ak tionsgruppe m itzum ach e n, al s sich h och sch ul pol itisch zu e ngagie re n. Die H och sch ul gruppe n w are n h äufig die Dom äne l angw e il ige r Pol itik aste r gl e ich w e l ch e r Coul e ur, die sich an de r Uni sch on die Spore n für ih re k ünftige Karrie re al s Parte isol date n ve rdie ne n w ol l te n und ih re Ene rgie n dann in Ge sch äftsordnungsanträge n be i de n Uni-VVs ve rausgabte n. Die Erfah runge n, die m an e tw a in Bürge rinitiative n, Stadtte il proje k te n ode r Basisgruppe n m ach e n k onnte , w are n ganz ande rs. Das w are n R äum e , die nich t m it de m Studium , m it de r Institution Unive rsität zusam m e nh inge n. Es ging um Konfl ik te , die , auch w e nn e s sich oft nur um „singl e - issue m ove m e nts“ h ande l te , doch e ine größe re Brisanz be saße n al s die Z usam m e nse tzung de s näch ste n Stura. Die Frage nach de m Ausm aß und de n Form e n stude ntisch e n Engage m e nts l ässt sich al l e rdings nich t nur vor de m H inte rgrund e ine r ve rände rte n Studie norganisation be antw orte n. Sol ch e Engage m e nts h inge n im m e r auch von auße runive rsitäre n Fak tore n ab. W e nn sozial e Be w e gunge n e ine h oh e M obil isie rungsk raft e ntw ick e l te n, ist auch vie lEngage m e nt in die se Be w e gunge n h ine inge fl osse n. Sobal d sie abfl aute n, h at sich das Engage m e nt ins Private ode r in die Unive rsitäte n ve rl age rt. M om e ntan h e rrsch t, so m e in Eindruck , in Sach e n sozial e Be w e gunge n e h e r e ine Fl aute . Pow ision : W arum ? Bröck l in g: (l ach t) Puh , dafür gibt e s vie l e Gründe . Erste ns brauch e n sol ch e Be w e gunge n Kristal l isationspunk te , an de ne n sich Prote st e ntzünde n k ann. Be ispie l sw e ise w are n die Prote ste ge ge n de n G8- Gipfe lin H e il ige ndam m e in Ere ignis, für das sich , ze itl ich und räum l ich , se h r gut m obil isie re n und das sich auch sym bol isch se h r gut be se tze n l ie ß. Das „Be se tze n“ ist h ie r durch aus auch w örtl ich zu ve rste h e n: Die Anti-AKW - Be w e gung in de n 70e r und früh e n 80e r Jah re n ode r die Prote ste ge ge n de n Ausbau de s Frank furte r Fl ugh afe ns, abe r auch H ausbe se tzunge n w are n ve rbunde n m it k onk re te n Orte n, de n Sch aupl ätze n von De m os, Bl ock ade n ode r e be n Be se tzungsak tione n. W e nn m an W yh l , W ack e rsdorf ode r Gorl e be n sagt, dann sind das m e h r al s Nam e n von Dörfe rn irge ndw o in de r de utsch e n Provinz - e s sind Ch iffre n ve rgange ne r Käm pfe . H e il ige ndam m ist vie l l e ich t auch so e in sym bol isch e r Ort. Sol ch e Kristal l isationspunk te l asse n sich nich t am Grüne n Tisch e rfinde n.

Das h at im h oh e n M aße e tw as Ere ignish afte s. Und auch die Ge ge nse ite h at ge l e rnt und aufge rüste t. Etw as ande re s k om m t h inzu: Sozial e Be w e gunge n unte rl ie ge n e ine r Dynam ik de r Esk al ation und Übe rsch re itung. Sie brauch e n ne ue Prote stform e n, die bl oße W ie de rh ol ung de s Im m e rgl e ich e n ist ih r Tod. Ein Probl e m ak tue l l e r Prote stbe w e gunge n ist vie l l e ich t auch , dass sch on ve rdam m t vie l durch e xe rzie rt w orde n ist. Es ist sch w ie rig zu m obil isie re n, w e nn m an das Ge füh lnich t l os w ird, al l e s se i doch sch on e inm alda ge w e se n. Pow ision : Be i e ine m große n pol itisch e n M om e nt w ürde sich al l e s w ie de r dre h e n? Und die M obil isie rungsk raft de s stude ntisch e n Engage m e nts w ürde w ie de rbe l e bt? Bröck l in g: Auch unte r de n Be dingunge n de s Bach e l or- /M aste r- Syste m s be finde n sich Studie re nde in e ine r biograph isch e n Z w isch e nph ase . Trotz de s stre ng ge strick te n Studie nprogram m s h at m an im Ve rgl e ich zu späte re n Le be nsph ase n m e h r ve rfügbare Z e it. M an h at die M ögl ich k e it, und m an w ird im Studium unte r Um stände n ge rade zu ge nötigt, sich m it se h r grundsätzl ich e n Frage n inte nsiv ause inande r zu se tze n, al l es M ögl ich e in Frage zu ste l l e n. M an l ie st ja nich t nur und sch re ibt Kl ausure n ode r H ausarbe ite n, m an disk utie rt auch e ndl os. Um e s e tw as sark astisch auszudrück e n: Studie re nde sind in h öh e re m M aße e m pörungsbe re it al s ande re Al te rsgruppe n. Oh ne e ine n Kurzsch l uss zw isch e n Le be nssituation und Prote stbe re itsch aft h e rste l l e n zu w ol l e n, gl aube ich , dass m an in die se r Ph ase e h e r auf die Straße ge h t, al s w e nn m an ge rade e ine Fam il ie ge gründe t h at. Da ist de r Kopf in de r R e ge le h e r vol lm it ande re n Dinge n. Pow ision : Gl aube n Sie , dass de r Bol ognaproze ss an Studie norte n m it ge ringe re m vorge sch rie be ne n w ork l oad , die M ögl ich k e it auf Fre ize it ne be n das Studium projizie rt? Könnte sich da nich t das Ge füh le inste l l e n: „Ich h abe je tzt m e ine Te xte für das Se m inar ge l e se n. Je tzt bin ich fe rtig“? Bröck l in g: Ich k ann das nur aufgrund von subje k tive n Eindrück e n, von Ge spräch e n ode r R ück m e l dunge n von Studie re nde n be antw orte n, die m ir sage n, dass sie das Ge füh lh abe n, sie k om m e n m it de n Anforde runge n nich t durch , w e ile s de finitiv zu vie l ist und im m e r die Sorge bl e ibt, dass e s noch nich t re ich t. Die m e iste n be ste h e n sch on die Kl ausure n, abe r e s bl e ibt gar nich ts übrig,

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al s auf Lück e zu l e rne n. M an ist nie an e ine m Punk t, w o m an e ntspannt sage n k ann: „So, ich h abe je tzt ge nug ge arbe ite t, Fe ie rabe nd. De n R e st de s Tage s ode r de n Sam stag und Sonntag, die re se rvie re ich für w as ande re s.“

m e n ause inande rse tzt, die vie l l e ich t nah e an de m sind, w as im Studium stattfinde t, abe r vie l l e ich t auch in ganz ande re R ich tunge n ge h e n, w o je de nfal l s die Art und W e ise de s Disk utie re ns und die Ausw ah lde r Th e m e n ande rs ist al s in de n Le h rve ranstal tunge n. In pol itisch e r H insich t ist das vie l l e ich t soPow ision : Kom m t e s nich t auch dah e r, gar de r w ich tigste Te il e xtracurricul are n dass m an die se s Unge nüge n von M agiste r- / stude ntisch e n Engage m e nts. M an disk utie rt Dipl om - Studie re nde n übe rnom m e n h at?Die ande rs, w e nn e s k e ine Prüfunge n gibt und se k önne n gar nich t fe rtig w e rde n, w e ile gal k e in Doze nt da ist, de r al l e s oh ne h in be sse r w ie vie l sie m ach e n, sie im m e r noch das w e iß und m it m an e s sich nich t ve rde rbe n Ge füh lh abe n, noch e tw as l e se n zu m üsse n. w il l . In sol ch e n Gruppe n e igne t m an sich e in ande re s W isse n an, e in Ge ge nw isse n, Bröck l in g: Ich gl aube , die Studie re nde n das e ine vie lgröße re W e rtigk e it be sitzt, das de r al te n Studie ngänge drück t das Ge füh l sich nach h al tige r e inprägt al s das, w as m an de s Unge nüge ns e tw as w e nige r ode r in sich in de n offizie l l e n Se m inare n ane igne t. ande re r W e ise , w e ildie Erw artunge n, de ne n M e in Ph il osoph ie studium be ispie l sw e ise be sie ausge se tzt sind, w e nige r k onk re t sind. stand zum k l e ine re n, unw ich tige re n Te ilaus Am Ende de s Studium s ge be n sie e ine Arbe it de n dre i ode r vie r Se m inare n, die ich dam al s ab und h abe n noch e in paar m ündl ich e ode r al s Ne be nfach stude nt absol vie re n m usste . sch riftl ich e Prüfunge n zu absol vie re n. Die Vie lw ich tige r w ar e ine übe r sie be n Se m e ssind m ögl ich e rw e ise e in rie sige r Be rg, de r te r l aufe nde Le se gruppe , in de r w ir uns be i de r e ine n ode r de m ande re n auch m it durch die „Dial e k tik de r Aufk l ärung“ ode r große n Ängste n ve rbunde n ist Abe r e s sind die „Ph änom e nol ogie de s Ge iste s“ durch ge e be n nich t in je de m Se m e ste r dre i ode r vie r bisse n h abe n. Be i de r „Kritik de r re ine n Ve rKl ausure n, dre i ode r vie r Ich gl aube , die nunft“ sind w ir sch l ie ßl ich abge soffe n, w e il Studie re nde n de r al te n Studie ngänge drück t dann be i al l e n die M agiste rarbe it nah te . Das das Ge füh lde s Unge nüge ns e tw as w e nige r w ar m e in Ph il osoph ie studium . In de r pol itiode r in ande re r W e ise , w e ildie Erw artunsch e n Gruppe , in de r ich dam al s m itge arge n, de ne n sie ausge se tzt sind, w e nige r k onbe ite t h abe , in de r w ir e ine Z e itsch rift h e k re t sind. Am Ende de s Studium s ge be n sie rausge brach t und re ge l m äßige Vortragsre ie ine Arbe it ab und h abe n noch e in paar h e n organisie rt h abe n, h abe ich rück bl im ündl ich e ode r sch riftl ich e Prüfunge n zu ck e nd m inde ste ns so w ich tige inte l l e k tue l l e absol vie re n. Die sind m ögl ich e rw e ise e in rie Anre gunge n und Prägunge n e rfah re n w ie in sige r Be rg, de r be i de r e ine n ode r de m ande de n Le h rve ranstal tunge n an de r Uni. Um re n auch m it große n Ängste n ve rbunde n ist noch w e ite r zurück zuge h e n, w e it vor die Abe r e s sind e be n nich t in je de m Se m e ste r Z e it m e ine r e ige ne n pol itisch e n Sozial isadre i ode r vie r Kl ausure n, dre i ode r vie r Prütion: In de n 50e r und früh e n 60e r Jah re n funge n. Das R e gim e Bach e l or/M aste r ist w are n undogm atisch e l ink e Disk urse in de r se h r vie ldich te r ge tak te t. Die große Püfung Bunde sre publ ik absol ut m arginal isie rt. Es am Ende k onnte m an doch ve rgl e ich sw e ise gab l e digl ich w inzige Z irk e l , in de ne n sich l ange aus se ine m Be w usstse in ve rdränge n. be stim m te Le k türe traditione n (be ispie l sw e iDas ge h t je tzt nich t m e h r. se M arx) e rh ie l te n. Die se für sich ge nom m e n völ l ig randständige n Gruppe n h abe n Pow ision : Gut, aus e ine r Pe rspe k tive , in das W isse n übe r die Z e it ge re tte t, und in e iw el ch e r m an nich t ständig „Studie re nde r“ ne r Situation w ie '68 k onnte m an darauf aufist, sonde rn nur de n Status „Stude nt h at“... baue n. M an k ann in je de r Z e it ge m e insam l e se n, m an k ann frage n, m an k ann disk uBröck l in g: Das ist vie l l e ich t auch noch e in tie re n. M an w e iß nie , w as m it de m W isse n Punk t, übe r de n m an spre ch e n sol l te . W ir passie rt: ob e s irge ndw ann e inm alFrüch te h abe n bish e r übe r pol itisch e , sozial e ode r trägt. Und w e nn e s nur e ine n se l bst ve ränk ul ture l l e Ak tivitäte n ge sproch e n, abe r de rt, ist das ja sch on e ine M e nge . nich t übe r e in Studium je nse its de r Uni ode r auch ge ge n die Uni, an de n Dozie re nde n Pow ision : H ie r in Le ipzig gab e s ja ge rade vorbe i ode r auch ge ge n das, w as sie ve rm itauch e ine n k l e ine n Prote st. Ist die se r nich t te l n. Ich m e ine Le se k re ise , stude ntisch e Z e itge nau an e ine m sol ch e r Art ange e igne te m sch rifte nproje k te , autonom e Se m inare , in de W isse n, e ine m poststruk tural istisch e n W isne n m an l ie st und sch re ibt und sich m it Th e se n, ge sch e ite rt?M an w ol l te nich t m e h r e i-

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ne radik al e Position be zie h e n, sonde rn disk ursivdas Ganze form e n.

doch w ie de r in e ine r be stim m te n Form h e rausge nom m e n: An Scie nce s Po in Paris stim m e n die Studie re nde n übe r die Proje k te ande re r Studie re nde r ab um zu e ntsch e ide n, w e r von de r Unive rsität Ge l d dafür be k om m t.

Bröck l in g: Es ist die Frage , ob das e in Sch e ite rn ist ode r ob de m nich t durch aus e ine re al istisch e Situationse insch ätzung zugrunde l ag. Die Einsch ätzung, dass e s im M om e nt w ich tige r ist, die rich tige n Frage n zu ste l l e n und sich be im Ste l l e n de r Frage n nich t gl e ich w ie de r die Z üge lde r pol itisch e n Um se tzbark e it anl e ge n zu l asse n. Kurzfristig h at das w ah rsch e inl ich k e ine sich tbare n Spure n h inte rl asse n, abe r ich m öch te nich t aussch l ie ße n, dass in die se r Be se tzungsze it in de r Gruppe e tw as passie rt ist, dass sich die dabe i M itdisk utie re nde n ve rände rt h abe n. Ich fände e s zynisch , das al s „Sch e ite rn“ zu be ze ich ne n. W as ist de r M aßstab de s Erfol gs, w as ist de r M aßstab de s Sch e ite rns?Im H inbl ick auf die ak tue l l e n Probl em e an de r Unive rsität Le ipzig ode r auf de n Bol ogna- Proze ss h at das vie l l e ich t w e nig ge brach t. Ich w ürde e s abe r nich t al s e ine n M isse rfol g se h e n, w e nn Le ute die rich tige n Frage n ste l l e n, oh ne auf die Ve rm itte l bark e it m ögl ich e r Antw orte n zu sch ie l e n.

Bröck l in g: Sol ch e Entw ick l unge n gibt e s h ie r zum inde st an private n Unive rsitäte n auch sch on. Das be sch re ibt auch R ol and Bl och in se ine m Buch „Fl e xibl e Studie re nde “2 [Anm . d. R e d.] . M an m uss das w oh lal s Exte nsion de r Unive rsität in Be re ich e de r Le be nsw e l t ve rste h e n, in die sie bisl ang noch h ine inre ich te . W il lm an das w irk l ich ? Pow ision : Das sind ja zw e i k om pl e tt unte rsch ie dl ich e Arte n und W e ise n, die Unive rsität zu fasse n. Das e ine ist de r ak ade m isch e Absch l uss und das ande re ist e ine Praxisorie ntie rung, noch nich t e inm alnotw e ndige rw e ise e ine Industrie orie ntie rung. Ne tzw e rk fäh igk e it w ird ge sch ul t, w e ildas Nutze n e inbringt. Be re ite n die se H och sch ul en l e tztl ich be sse r vor, al s die „al te n“ Unive rsitäte n?

Pow ision : Al so ist e s (für das Syste m ) ge fäh rl ich e r, Frage n statt Forde runge n zu ste l l e n?

Bröck l in g: Das k ann ich nich t sage n. Die Erfah rung ze igt ja, dass die „Ge ne ration Prak tik um “ nich t unbe dingt be sse re Ch ance n auf e ine n Job h at. Ich gl aube nich t, dass m an sich so se h r e ine n Kopf darübe r m ach e n sol l te , w e l ch e m ögl ich e n positive n ode r ne gative n Fol ge n das, w as m an tut und l ässt, für k ünftige Be rufsch ance n h at. W e nn m an se ine r Ne ugie rde fol gt, w e nn m an sich an e tw as re ibt und dadurch inte l l e k tue l l e Funk e n fre ise tzt, dann w ird m an se ine Sach e gut m ach e n und das ist, gl aube ich , im m e r noch die be ste Ch ance , auch späte r im Be ruf k l ar zu k om m e n. Die se s Tak tie re n und Pl ane n und Übe rl e ge n, die se s „w as be w irk t w as und w as m uss ich tun, dam it...? “, und die se s „ve rne tze ich m ich je tzt gut, w e nn ich da h in ge h e ? “, das füh rt zu e ine r Art von Daue rge sch äftigk e it oh ne Substanz.

Bröck l in g: Das w e iß m an nie vorh e r. W e nn die Prote stie re nde n e ine n tol l en Reform k atal og für die Probl e m e m it de m Le ipzige r Bach e l or- Program m e n aufge ste l l t und dam it Druck auf die Uni- Le itung auszuübe n ve rsuch t h ätte n, w äre das auch e in h onorige s Erge bnis. Abe r die je nige n, die sich e ine r sol ch e n Erw artung ve rw e ige rt und statt de sse n Se m inarräum e be se tzt und dort „Die unbe dingte Unive rsität“ von De rrida ge l e se n h abe n, w are n vie l l e ich t am Ende doch die pol itisch e re n Köpfe . Je de nfal l s w e nn m an Pol itik al s W ide rstre it, al s Organisation de s Disse nse s be gre ift und nich t al s bl oße R e präse ntation von Inte re sse n. Vie l l e ich t brauch t e s e infach auch noch w e ite re sol ch e Ph ase n, äh nl ich de r Be se tzung, bis e tw as ande re s passie re n k ann ode r, w e nn w as passie re n sol l te , auch die Le ute da sind, die be stim m te Fe h l e r nich t m ach e n, w e il sie vorh e r be stim m te Frage n ge ste l l t h abe n und sich be stim m te n Antw orte n ve rw e ige rt h abe n.

Pow ision : De r Spie ge l h at ge rade e ine PISA- Studie m it re ch t sim pl e n Krite rie n für Studie re nde k onzipie rt, abe r die OECD pl ant so e tw as auf anspruch svol l e re m Nive au für Studie re nde auch . Gl e ich fal l s gibt e s im R ank ing de s Ce ntrum s für H och sch ul e ntw ick l ung die se Krite rie n, w as w ich tig ist für de n Standort, für die Entsch e idung, h ie r und nich t dort zu studie re n. Kann m an stude ntisch e s Engage m e nt irge ndw ie m e sse n, w e nn ja, sol l te m an die se m e ine stärk e re Be de u-

Pow ision : An m anch e n H och sch ul e n, w ird das Studium sch on se h r m assiv auf das stude ntisch e Engage m e nt zuge sch nitte n. Es w ird ins Curricul um inte grie rt und dann 2

Sie h e Be itrag in die se m H e ft.

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tung in de n R ank ings be im e sse n? Bröck l in g: Eine Be de utung sol l te m an ih m be im e sse n, abe r ob m an das nun m e sse n m uss?Es w ird so vie lge m e sse n. W as h at m an davon, w e nn m an das m isst?Das k ann e ige ntl ich ja nur aus de r Pe rspe k tive von Adm inistratione n e rfol ge n, die w isse n w ol l e n, w ie m an das Z e itm anage m e nt, die Z e itbe l astung noch e ffe k tive r m ach e n k ann. Ode r e s sind Soziol ogie stude nte n, die sol ch e Ide e n aufgre ife n, w e ilsie e in Th e m a für ih re Absch l ussarbe it such e n... Pow ision : ... w e ildas Studium auch bil de n sol l , m an sich abe r übe rw ie ge nd auf curricul are Anforde runge n k onze ntrie rt und de r Stude nt/die Stude ntin, bzw . die zuk ünftige n Studie re nde n, e ine Studie n- und StandortEntsch e idung tre ffe n m üsse n. Und in de m M om e nt ist e s doch tatsäch l ich e ntsch e ide nd, w e nn m an davon ausge h t, dass stude ntisch e s Engage m e nt e in w ich tige s Krite rium ist.

sität Le ipzig zu k om m e n, w ar nich t die Uni, nich t das Curricul um , nich t e in noch so origine l lge strick te s Bach e l or- ode r M aste rprogram m , sonde rn sch l ich tw e g die Stadt. M an be k om m t h ie r bil l ige und gute W oh nunge n und e s gibt e ine inte re ssante k ul ture l l e und pol itisch e Sze ne . Das h at –zum inde st in de n Ge iste s- und Sozial w isse nsch afte n – die M e h rzah l de r ange h e nde n Studie re nde n ve ranl asst, sich für de n Studie nort Le ipzig zu e ntsch e ide n. Um ge k e h rt h abe n ande re Standorte –oh ne auße runive rsitäre n Standortvorte il – Probl e m e , spanne nde , inte re ssie rte und m otivie rte Studie re nde zu sich zu h ol e n. Sol ch e Fak tore n m e sse n? Be e infl usse n k ann die Uni sie oh ne h in nich t. Pow ision : Das w ürde ja dann be de ute n, dass w e nn m an in de n R ank ings grundsätzl ich sch l e ch t absch ne ide t und die Studie re nde n trotzde m re l ativ fre udig k om m e n, m an ih ne n m e h r Fre iraum zuge ste h e n sol l te . Bröck l in g: (l ach t) So k l ug ist k e ine Unive rsität.

Bröck l in g: Ich gl aube , die Studie re nde n sind vie linte l l ige nte r, al s sol ch e Pl anungsübe rl e gunge n vorausse tze n. W e nn ich m ich an die Ausw e rtung de r Be fragung zur Studie nortw ah l e rinne re , die an de r Fak ul tät für Sozial w isse nsch afte n und Ph il osoph ie im ve rgange ne n Jah r vorge ste l l t w urde : W as Studie re nde be w e gt h at, an die Unive r-

Z u de r Z e it al s die Stude nte n noch ge ge n Prüfunge n w are n und sich ge ge nse itig l aut aus M anife ste n vorl ase n, e ntstand e in großartige r Fil m . Die Stude nte n re zipie rte n ih n, w e ile r von ih re m Kam pf e rzäh l te , die Pre sse be ach te te ih n, w e ile r de r Pol itisch ste e ine s Ästh e te n se in sol l te und die Cine aste n ak ze ptie rte n ih n aus de r um ge dre h te n Argum e ntation h e raus. „Die Ch ine sin“ von Je anLuc Godard ist in Frank re ich e in Kl assik e r de r Stude nte nbe w e gung. Se ine R e ze ption h e ute gl e ich t e ine m de utsch e n Sch l age rabe nd, an de m nostal gisch e tw as Ve rl ore ne s h e raufbe sch w ore n w ird, von de m m an nich t oft und ge trage n ge nug singe n k ann.

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Pow ision : H e rr Bröck l ing, w ir dank e n Ih ne n für das Ge spräch .

D AS INTER VIEW FÜ H R TE A LEXAND ER M ITTER LE

D e r W e g d e r Ern e ue run g Es ist die Ide e e ine r ge w e se ne n Ide ntität de r Stude nte n, de re r m an sich anh and de r Bil de r de s Fil m s ve rge w isse rn k ann, ste ts auf de m W e g ih re r Erne ue rung. Doch im Ge töse die se s vie l ve rspre ch e nde n bunte n Abe nds ge h e n die Aspe k te de s Fil m s unte r, w el ch e ih n so inte re ssant m ach e n - für die Frage , w as Stude nte n h e ute aus e ine r prüfungsge norm te n Le th argie h ol e n k önnte . Godards „Die Ch ine sin“ ist e ine Kol l age aus h istorisch e r Erzäh l ung und ih re r ästh e tisch e n Übe rw indung. Oh ne Z ynism us fe ie rt e r e ine Z e it, die e r nich t e infach so e rnst ne h m e n k ann.


D a ist zum e in e n d ie Ge sch ich te von e in e r Gruppe Stud e n te n , d ie sich in e in e großbürge rl ich e Parise r W oh nung e inm ie te n, um dort ge ge n die ve rrotte te n Z ustände an ih re r Vorstadt- Uni anzul e se n und ih re pol itisch e n Ak tione n zu pl ane n. Frank re ich 19 67 ist e in bissch e n so w ie dre ck ige s Ge sch irr, h e ißt e s dort: Ein übe rsch m ie rte s Bl üte nornam e nt auf w asch bare m M ate rial . Um de sse n R e inigung k üm m e rn sich nun die Stude nte n de r Nach k rie gsge ne ration. Sie h abe n ge nug von Entfre m dung, Unte rdrück ung und Studie re n in um ge baute n H üh ne rstäl l e n. Sie se h e n de n Im pe rial ism us de s Vie tnam k rie ge s und k e nne n die Bil de r de r ste rbe nde n Kinde r. Sie h abe n ge nug ge se h e n, sie w ol l e n h ande l n.

„Stud e n te n sin d n ich td as Prod uk td e r Ve rh äl tn isse ih re r ge sch ich tl ich e n Z e it, sie sin d d e re n Prod uze n te n“

W äh re nd zur Z e it de s Fil m dre h s die Stude nte n das Se in von Be w usstse in unte rsch e ide n w ol l te n, ve rw e ist Godard auf das Artifizie l l e , das die Be dingung e ine r ge te il te n W irk l ich k e it ist. Se ine Stude nte n sind nich t das Produk t de r Ve rh äl tnisse ih re r ge sch ich tl ich e n Z e it, sie sind de re n Produze nte n. Sie l e se n nich t nur M arx, sie h al te n ih n auch in die Kam e ra, dam it e r im Bil d fe stge h al te n, vor de m Ve rsch w inde n se ine r W irk ungsm ach t be w ah rt w e rde n k ann. Un fil m e n train d e se faire , e in Fil m im Be griff sich zu e rsch affe n, w ird die Situation de n Z uDe r Fil m e ntste h t inm itte n de r pol itisch e n sch aue rn e inge l e ite t. Die Darste l l ung de r Ak tione n, zitie rt die ge fragte n Th e ore tik e r ph il osoph ie re nde n, zur pol itisch e n Tat be re ide r Stude nte nbe w e gung und w ird som it zu te n, Stude nte n e ntnim m t Godard nich t de m e ine m Z e itze uge n. Nur zu ge rn w ird e r noch Frank re ich von 67, e r se tzt sie und ih re W e l t h e ute im größte n H örsaalde r Uni von Nanin e ine r M ontage zw isch e n Eise nste in, Dote rre , Dre h ort und Ve rw e is de s Fil m s, an die k um e ntarfotografie und Popart zusam m e n. W and de s Pl atte nbauge bäude s projizie rt. Se ine Figure n tun e s ih m m it de m Vie tnam Dann se ufze n die , de n Figure n gl e ich al trik rie g, de n sie in ih re m W oh nzim m e r zur ge n, Z usch aue r auf und träum e n sich zuVe ransch aul ich ung e ine s Vortrags nach ste l rück in e ine Ge ne ration m it Ide al e n und l e n, gl e ich . Erst w e nn m an sich se ine Bil de r ge se l l sch aftl ich e n Z ie l e n. Z urück in e ine Ide ge sch affe n h at w e iß m an, w ie m an zu ih ne n e nw e l t, de re n Kl arh e it sich in de r Ordnung ste h t. de r Prim ärfarbe n e infange n l ässt und in de Godards übe rre fl e xive r Um gang m it de m re n bil dl ich e r Darste l l ung e ine inte grie re nde M e dium Fil m bil d l ässt zw ar de r H andl ung Kraft l ie gt. De nn w e r die rote n Büch e r l ie st, R aum , sich zu e rzäh l e n, doch nim m t e r ih r ste l l t sich de n dränge nde n pol itisch e n Fraih re Z uve rl ässigk e it und Einde utigk e it. Die ge n. Und so ist auch de r sch w arze VorstadtFigure n re agie re n nich t auf e ine vorge funstude nt Te il de r postbürge rl ich e n Avantde ne W irk l ich k e it, sonde rn sie k onstruie re n garde , w e nn e r im rote n Pul l ove r übe r die Be ih re ästh e tisch e R e al ität. Sie m ach e n sich dingunge n de r R e vol ution re fe rie rt. Bil dnisse , auf die sie l ustvol l , k am pfe sbe re it, im Ausdruck von Sch m e rz re agie re n Am Ende de r Proje k tion gibt e s im H örsaal k önne n. Ästh e tik ist m e h r al s e in Z e itve re ine Be re itsch aft zur Tat, zur R e produk tion tre ib in pol itisch ruh ige n Z e ite n, sie l ässt de r Bil de r, die Godard dam al s Nante rre zudas Pol itisch e e ine r Z e it e ntste h e n. Es sch rie b. Dam al s w ie h e ute w ol l e n Z usch aubrauch t k e ine n rot e inge bunde ne n M arx e r zu Ak te ure n w e rde n. M an be sch l ie ßt zu ode r Vie tnam k rie g, dam it Stude nte n im Z ustre ik e n, de nn die Dok torande n sind unte rbe ge e ine r nostal gisch e n Erinne rungsk ul tur zah l t, die Bil dungsabsch l üsse ve rl ie re n an aufbe ge h re n k önne n, e s brauch t ih re n W il W e rt und das Land w ird von e ine m M ach tpol e n, sich ih re Z e it zu sch affe n. l itik e r re gie rt, de r h och m otivie rt die W irtsch aftsk rise in se ine n Traum e ine s ne ue n In Nante rre stre ik te n die Stude nte n im Kapital ism us ve rw ande l n w il l . Doch so w ie Som m e rse m e ste r 2009 übe r 10 W och e n de r Fil m von de r Stude nte nbe w e gung e rl ang. So w ie dam al s, sage n m anch e und m e izäh l t, so e rzäh l t e r auch von de r Entste h ung ne n dam it vie l l e ich t de n ve rw aiste n Cam ih re r Bil de r. Ein Fil m im Fil m w ird ge dre h t, pus m it de n rote n Fah ne n w ie e r im Fil m zu im m e r w ie de r rück e n Kam e ras und Sze ne nse h e n ist. Es ist ge nüge nd Z e it, „La Ch i kl appe n vor Godards Obje k tiv, Sze ne n m üsnoise “ m alw ie de r anzusch aue n. Am Ende se n w ie de rh ol t w e rde n, die Figure n spre de s Fil m s trifft e in Atte ntat de r Stude n- te n ch e n übe r die darste l l e risch e n Qual itäte n de n fal sch e n Parte ifunk tionär, w e ilm an im große r R e vol utionäre . Vorfe l d k e in Bil d de r Z ie l pe rson h atte . Die Z e it ist da, sich ne ue Bil de r zu m ach e n. JEANNE BIND ER NAGEL

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H och sch ul pol itisch e s Engage m e nt sch e ide t sich - w ie je de s pol itisch e Engage m e nt - in zw e i grundl e ge nde El e m e nte , die sich im Ide al fal lzu e ine m ganzh e itl ich e n Argum e nt be zie h ungsw e ise Standpunk t ve rbinde n. Die se El e m e nte sind zum e ine n de r Disk urs, al so De batte und Parol e , und zum ande re n die Ak tion, al so De m onstration und Sitzbl ock ade . Die se s Ve rh äl tnis von W ort und Tat ist im Be zug auf das h och sch ul pol itisch e Engage m e nt nach h al tig von de r Stude nte nbe w e gung ge prägt und ge stört. Die soge nannte n 68e r be gre ife n de n unive rsitäre n R aum al s e ine n ge se l l sch aftl ich e n Ge ge nraum , de r sich auf e ine n W e rte k anon aus M arxism us, Antiim pe rial ism us und ödipal e r Fasch ism usk ritik be ruft. W e ite stge h e nd unve rände rt ging das Vok abul ar die se r M axim e n in das übe r, w as h e ute Gl obal isie rungsk ritik ge nannt w ird, addie rt um je ne Disk urse , die sich in de n Ne unzige rn unte r de m Sch l agw ort „Ozonl och “ und h e utzutage unte r de m de r „Kl im ak atastroph e “ ve rsam m e l n und subtrah ie rt um de n inte l l e k tue l l e n Fe m inism us, w e l ch e r sich zw isch e n „girl - “ und „bitch pow e r“ sow ie e ine r duck m äuse risch e n R e trofrigidität aufrie b. Sow oh lInh al te , ge se l l sch aftl ich e Be dingunge n al s auch die die Konstitutione n de r organisie rte n Ge gne rsch afth abe n sich ge ände rt: die Form sprach e und R h e torik de r Ak tioniste n ist je doch die gl e ich e ge bl ie be n. Nah e zu unve rände rt h inge ge n h äl t sich e in m e ssianisch e r m ach ism e , de sse n Pote nz die R adik al ität in W ort und Tat ist. Im pote nt ist e r in Be zug auf die Ausbil dung e ine r e ige ne n Ausdruck sform . Se l te n k rak e e l e nd, abe r fast im m e r be l e h re nd, nich t im m e r be sse rw isse risch , abe r oftdogm atisch re produzie rte r antik e Prote stform e n und ist de m M antra e ine s Irge ndw as- m uss- m an- doch - tun unte rw orfe n. Irge ndw as, das sich in de r Sch il de rung drastisch e r Sch re ck e nssze narie n auf das m oral isch e Unre ch t de r Situation und

das m oral isch e R e ch t de s Ak tioniste n be ruft. In die se m Irge ndw as k l afft die inte l l e k tue l l e W unde de r Stude nte nbe w e gung se it 40 Jah re n. W e m sch on dam al s Disk ussion und Pl e num nich t ge nug w are n, de r sch ritt zur Tat. Dass die Are na de s m ännl ich e n Initiationsritus (Kinde r sage n M utprobe ) e ine pol itisch e w ar, ist vie l l e ich t k e in Z ufal l , abe r be stim m t k e ine Notw e ndigk e it. „Die Avantgarde sch afft sich se l bst (Ch e Gue vara). W e r die k nal l h ärte ste n Tate n bringt, de r gibt die R ich tung an.“ (Baum ann, 19 75) In Baum anns an die Focusth e orie ange l e h nte r Aussage l ässt sich in nuce das Se l bstve rständnis de s Ak tioniste n e rk e nne n. Die Tat l e gitim ie rt sich in sich se l bst, inde m sie vorgibt, e ndl ich das zu tun, übe r das al l e ande re n noch disk utie re n. Dass de r pol itisch - re ak tionäre Bursch e nsch aftsstam m tisch von Ade naue r bis Sch äubl e m ittl e rw e il e nie m ande n m e h r inte re ssie rt, be w e ist die Undiffe re nzie rth e it, m it de r die Bil de r de s Ve rgange ne n produzie rt und k onsum ie rt w e rde n. Die Labe l s, unte r de ne n pol itisch e s und ge se l l sch aftl ich e s Be w usstse in l aufe n, sind in ih re r m asse nh aft produzie rte n Gl e ich förm igk e it und ih re m antiq uie rte n Duk tus nich t m e h r al s e ine sch l e ch te W e rbe k am pagne .2 De r Tat in ih re r Disk ursfe rne je doch ge h t e s h öch ste ns noch um das Labe l , unte r de m sie firm ie rt, nich t um Ge h al t. De m Inh al t de r Disk ussion ist sie in ih re r se l bstge sch affe ne n Avantgarde oh ne h in voraus und übe rl e ge n. Aus de r ve rm e intl ich e n Übe rl e ge nh e it spe ist sich die be l e h re nde H al tung, die de r Ak tionist se ine r Um w e l t ge ge nübe r e innim m t. Da e r übe rh aupt „e tw as tut“, w äh re nd al l e ande re n „nur jam m e rn“, w äh nt e r sich m oral isch pe r se im R e ch t. Da m an k e ine Büch e r l e se n m uss, um de n Tate n de s Ak tioniste n zu fol ge n, ge w innt e r bal d die Disk ursh oh e it.3

Aus e ine m von Gudrun Enssl in in Stam m h e im ve rfasste n Ge dich t. H ie r zitie rt nach Ste fan Aust: De r Baade r- M e inh of- Kom pl e x, H am burg, 19 85, S.303. 2 M it Sch aude r de nk t de r Autor an e ine Kam pagne , m it de r m an Stude nte n dafür ge w inne n w ol l te , M arx' Kapitalin ge m e insam e n Disk ussionsrunde n zu l e se n. Nah e zu übe ral lbe ge gne te n e ine m im Laufe de r Kam pagne in Pop-Art ge h al te ne Aufk l e be r ode r Poste r, die das Konte rfe i von M arx m it e ine m Base cap ze igte n. 1

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Som it w ird dann auch e ige ntl ich nich t m e h r disk utie rt, sonde rn in de r k rude n Sprach e de s ve rstaubte n Dogm as dozie rt. Die Be sch ränk th e it de r Parol e , ih r agitie re nde r Ton und die ve rk nappte Be l e h rsam k e it offe nbare n de n ange sproch e ne n Bruch zw isch e n W ort und Tat. Die Tat ist nich t das Produk t de s Disk urse s, vie l m e h r be stim m t sie de n Disk urs, oh ne se l bst Te ilvon ih m zu se in. R ainal d Goe tz sch re ibt von se ine m Ve rh äl tnis zur Avantgarde de r Tat: „Die fre m de Sprach e e rl e ich te rt m ir, paradoxe rw e ise , de n Z ugang zu de n Inh al te n e ine s re vol utionäre n Vok abul ars, das m ir se it m e ine n Obe rsch ul tage n in se ine r Etik e tte nund Sch abl one nh aftigk e it al s de nk fe indl ich e rsch ie ne n und darum zuw ide r w ar. Pl ötzl ich durch stoße ich die se n Ek e l , w e il e s nich t m e h r um die bl oße Äuße rl ich k e it von Be ne nnunge n ge h t.“ (Goe tz, 19 78) Goe tz, de r sich se l bst al s de nk e nde Avantgarde ve rste h t, ist von de r Avantgarde de r Tat, die die Ph rase sch l ie ßl ich zur Ak tion m ach t, e rotisie rt. Gl e ich Baade rs D ie K n arre sprich t4 w ird die Ph rase durch ih re M utation zur Tat m anife st und angre ifbar nur im Ve rurte il e n. Al s W ort- und Sprach sch abl one ist sie de nk fe indl ich , m uss in de r inte l l e k tuel l e n Argum e ntation ve rsage n. Da m an m it ih r nich t argum e ntie re n k ann, fick t sie sich ins Knie , w o sie sich e rk l äre n w il l .

„D e r vom D isk urs un ve rste l l te Bl ick auf d ie Tat“ Aus de r H al tung de s ge re ch te n Outl aw s h e raus k ann und m uss sich die Sch abl one (die nich t w e nige r e ine Sprach - al s e be n auch e ine H andl ungssch abl one ist) de m argum e ntative n Disk urs e ntzie h e n. Für de n junge n Goe tz ist die Sprach sch abl one in de r fre m de n Sprach e nich t m e h r al s de nk fe indl ich e Ide ol ogie zu e rk e nne n. Es e rm ögl ich t sich

ih m de r vom Disk urs unve rste l l te Bl ick auf die Tat, die nun rück w irk e nd auch das Vok abul ar l e gitim ie rt. Goe tz se l bst fol gt die se m Prinzip, al s e r sich be im Kl age nfurte r Lite raturpre is w äh re nd de r Le sung die Stirn aufritzt. W ie auch im m e r die se r Ge stus zu de ute n ist, al s Tat ge ge n die Konve ntion e ine r l ite rarisch e n Disk ussion e ntzie h t e r sich die se r. Und de n Te xt gl e ich m it, de n e r m it Bl ut be k räftigt, gl e ich sam unte rsch re ibt, sich m it Tat und Körpe r für ih n ve rbürgt.5 Natürl ich ist die „Ak tion“ zur Unte rstre ich ung von Forde runge n nach Ge re ch tigk e it und Fre ih e it l e gitim . Abe r e be n nur dort, w o sie al s l ogisch e Konse q ue nz de r Forde rung auftritt. Dort, w o sie be l e h re nde Ph rase ndre sch e re i und M e inungsre ze pt ist, ist sie de m Disk urs ge ge nl äufig und produzie rt nich ts al s abge k apse l te Bl asie rth e it und Se l bstbe stätigung. Dort, w o die Tat die ge se l l sch aftl ich e Ve rände rung zu Fre ih e it und Gl e ich h e it e inforde rt, sol l te m an m ate rial istisch e s De nk e n e rw arte n dürfe n, w e nn m an an zivil isatorisch e n Fortsch ritt gl aubt. Dah e r ve rbie te t sich die m oral isch e Attitüde , m it de r sich de r Ak tionist übe r se ine Um w e l t e rh e bt. Se ine m Irge ndw as- tun l ie gt nich t das Be dürfnis, sonde rn die Em pörung und das Ersch re ck e n zu Grunde . Se ine Ak tion al s progre ssive s El e m e nt, se tzt nich t auf Ve rste h e n, sonde rn auf Em path ie , auf diffuse s Dage ge nse in, auf m oral isch e Em pörung. Die Ak tion, die e tw as ve rände rn w il l , brauch t k e in W e l tbil d und k e ine Ide ol ogie . Sie brauch t Ve rstand. Dort, w o e s ih r ch ronisch an Ve rstand m ange l t, agie rt sie re fl e xartig in de n Sch e m ata ve rm e intl ich re vol utionäre r Paradigm e n. Darin bl e ibt sie Kopie de s Kl isch e e s, anstatt ih re Form im k onk re te n e ige ne n Be dürfnis zu finde n. A LEXAND ER EISENACH

M an be de nk e , w ie se l te n M e nsch e n auf die Straße ge h e n m it e ine r Forde rung w ie : Le st T.S. El l iot! Andre as Baade r äuße rt sich übe r die Sol idaritätsak tione n de r „R ote n H il fe “ m it pol itisch e n Ge fange ne n so: „M it de r Dok um e ntation fick e n sich die Dok um e nte ure im m e r noch ins Knie [...]W as ist zu m ach e n. Kl ar: Übe r de n 24Stunde nfick e ndl ich so q uatsch e n, daß k e ine Se m inararbe it draus w ird...Die ganze Sch e iße ause inande rze rre n, dam it m e h r sie so se h e n, w ie w ir sie se h e n: I- DEN-TI- FI- KA-TION. [...]w e ilje de be w affne te Ak tion de n Z w ang de r Ve rh äl tnisse de m Z w ang de r Ere ignisse unte rw irft. [...]Ich sage , unse r Buch m uß m inde ste ns h e iße n: Die Knarre sprich t.“ H ie r zitie rt nach Aust 19 85, S.269 f. 5 „Oh ne Bl ut l ogisch k e in Sinn. Und w e ilich k e in Te rrorist ge w orde n bin, de sw e ge n k ann ich bl oß in m e in e ige ne s w e iße s Fl e isch h ine insch ne ide n.“ R ainal d Goe tz: Subito. In: Pe te r Gl ase r (H g.): R aw um s. Te xte zum Th e m a, Köl n, 19 84. S. 161. 3 4

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Al s die H am burge r Stude nte n De tl e v Al be rs und H inne rk Be h l m e r am 9 . Nove m be r 19 67 be i de r Inve stitur de s ne ue n R e k torate s ih r Transpare nt m it de m Sl ogan „Unte r de n Tal are n - M uff von 1000 Jah re n“ e ntrol l te n, w ol l te n sie nich tnur ge ge n die ausge bl ie be ne Aufarbe itung de r NS-Ve rgange nh e it prote stie re n. Z ie l e ih re r Pe rsifl age w are n die el itäre n Struk ture n und die zur Z w e ife l h aftigk e itstil isie rte n Traditione n de r H och sch ul pol itik - m e h r De m ok ratisie rung durch stärk e re Partizipation de r Studie re nde nsch aft w ar die sich daraus e rge be nde Anstre ngung ih re r Ge ne ration. De r l e tzte Erfol g bl ie b je doch de r Al t- 68e r- Bunde sre gie rung 2005 ve rw e h rt, al s e inige Bunde sl ände r vor de m Bunde sve rfassungsge rich t ge ge n die ve rbindl ich e Aufnah m e von ve rfasste n Studie re nde nsch afte n im H och sch ul rah m e nge se tz von 2002 e rfol gre ich k l agte n. Dabe i ist de r Argw oh n nach vol l zie h bar, w e nn m an be trach te t, w e l ch e Konse q ue nze n sich aus e ine m e infach e n Z uge ständnis e rge be n k önne n. W are n e s doch die ve rfasste n Studie re nde nsch afte n de s Lande s M e ck l e nburg-Vorpom m e rns, die in das 2002 nove l l ie rte Lande sh och sch ul ge se tz e ine Institution e inbringe n k onnte n, m it de re r die H och sch ul l e itung –das R e k torat –de n Studie re nde n zugängl ich ge m ach t w urde . Nich t m it H il fe e ine r ständige n Inte re sse nve rtre tung, sonde rn m itte l s e ine s vol l w e rtige n M itgl ie ds de r H och sch ul l e itung, de m stude ntisch e n Prore k tor. So w e it k ann e xtracurricul are s Engage m e nt re ich e n. Doch so re ch t zu e ige n m ach e n w ol l te sich k e ine de r autonom e n H och sch ul e n die von de r rot- rote n Lande sre gie rung vorge ge be ne M ögl ich k e it. Erst die Unive rsität R ostock nutzte m it e ine m R e k torw e ch se ldie Ch ance , sich von e ine m „k om pl e tte n R e k torat“ l e ite n zu l asse n. Knapp dre i Jah re und zw e i stude ntisch e Prore k tore n späte r be finde t sich die se (l e ide r noch im m e r) bunde sw e it e inzigartige Funk tion w e ite r im Proze ss de r Ide ntitätsstiftung. Dabe i ge stal te t sich nich t die Such e nach de m e ine n Be zugspunk t, sonde rn vie l m e h r die Ausw ah laus de r Fül l e de r Be zugspunk te al s Dil e m m a.

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„W o ste h td e r stud e n tisch e Prore k tor ge ge n übe r d e n profe ssoral e n R e k toratsm itgl ie d e rn ?“ So räum t das Lande sh och sch ul ge se tz von M e ck l e nburg-Vorpom m e rn de m stude ntisch e n Prore k tor zw ar e ine gl e ich ge ste l l te Position inne rh al b de r H och sch ul l e itung e in, die Ge sch äftsordnung de s R e k torate s k ann de m abe r nur be dingt fol ge n und be sch ne ide t die Kom pe te nze n aufgrund de r Lande sh aush al tsve rordnung. W o ste h t de r stude ntisch e Prore k tor al so ge ge nübe r de n profe ssoral e n R e k toratsm itgl ie de rn, oh ne Unte rsch riftsbe re ch tigung und dam it institutione l l e n Ge sch äftsbe re ich ? Sich e rl ich w e rde n die Aufgabe n zu e ine m Großte ilvom R e k tor aufgrund se ine r R ich tl inie nk om pe te nz vorge ge be n, doch auch die se füh re n ih n oftm al s in e in Spannungsve rh äl tnis: Al s stude ntisch e r Prore k tor ist e r, w ie be re its e rw äh nt, gl e ich w e rtige s M itgl ie d de r H och sch ul l e itung und ste h t dam it für die Inte re sse n de r ge sam te n H och sch ul e e in. Ande rse its w ird e r von de r ve rfasste n Studie re nde nsch aft, de m R e k tor, sow ie de n be ide n H och sch ul gre m ie n Se nat und Konzil zur W ah l vorge sch l age n. Ide al e rw e ise h at e r sich zuvor se l bst al s Ve rtre te r stude ntisch e r Inte re sse n e ngagie rt. Da h il ft auch die Orie ntie rungsprägung aus de r Ge sch äftsordnung nur be dingt w e ite r, die de m stude ntisch e n Prore k tor die Sch affung e ine s Inte re sse nausgl e ich s zw isch e n Unive rsität und Studie re nde nsch aft aufgibt, abe r gl e ich ze itig die ge ge nw ärtige Situation, an de r die Studie re nde nsch aft k rank t, nich t be rück sich tigt. W ie ist de nn e in Inte re sse nausgl e ich zu sch affe n, w e nn e s k e in Inte re sse de r Studie re nde nsch aft m e h r gibt?

Stud e n tisch e s En gage m e n tsch w in d e t Eine Unzul ängl ich k e it, die nich t in de r Ge sch äftsordnung l ie gt, sonde rn in de r Entw ick l ung de r H och sch ul pol itik . Se itde m de r Bol ogna- Proze ss in de r Be rge n- De k l aration die Sch affung e ine s zw e istufige n Syste m s von Studie nabsch l üsse n durch Arbe itsaufw and und Sol l - Qual ifik atione n de finie rt h at, sch w inde t stude ntisch e s Engage m e nt - e in Ne gativtre nd, de r nich t aussch l ie ßl ich am


W il l e n und an de r Be re itsch aft de r Studie re nde n fe stzum ach e n ist.

turraum de m re al e n Le be nsraum Unive rsität anzunäh e rn ve rsuch t.

Vie l m eh r l e ide t die Inte nsität, m it de r sich die w e nige n Studie re nde n, die sich auße rh al b ih re s curricul are n W ork l oads in und für die Unive rsität e ngagie re n, noch um die Inte re sse n de r Studie re nde nsch aft k üm m e rn k önne n. So zie h e n sich die Studie re nde nve rtre te r fast autom atisch aus unive rsitäre n Th e m e n und Ange l e ge nh e ite n zurück , die nich t unm itte l bar zu de n e insch l ägige n Inte re sse nsge bie te n de r Studie re nde nve rtre tung ge h öre n. Abe r auch in de n tradie rte n Ke rnaufgabe n m uss die stude ntisch e Inte re sse nsve rtre tung de r curricul are n Straffung R e ch nung trage n - sch l ie ßl ich gil t e s w ie de r Sitzsch e ine zu e rw e rbe n und h äufige r für die Absich e rung de r Le be nsh al tungsk oste n zu arbe ite n.

M it zune h m e nde r Ök onom isie rung de r H och sch ul e w ird de r re al e Le be nsraum Unive rsität, w ie sich die Studie re nde n ih n vorste l l e n, nich t m e h r e xistie re n. Dabe i gil t, je l änge r sich die Unive rsitäte n de n struk ture l l e n Effizie nzw ünsch e n de s Lande s und de n R ah m e nvorsch rifte n de r EU oh ne W ide rspruch be uge n, de sto dom inie re nde r w e rde n die ök onom isch e n M aßstäbe , die ne u ange l e gt und zusätzl ich be förde rt w e rde n. Ein Proze ss, de r al so e ntge ge n de m Ide alde r Studie re nde n ve rl äuft und sich ste ts de m Ide al de s Unte rne h m e ns annäh e rt.

„En tsch e id un ge n n ur n och ge troffe n un d n ich tin ak ad e m isch e n Gre m ie n d e m ok ratisch e rarbe ite t“

Die Te nde nz: Studie re nde nparl am e nt und Fach sch aftsräte re duzie re n sich auf re ak tive Ne tzw e rk e , die zw ar noch im m e r e in Standing inne rh al b de r H och sch ul e h abe n, sich die se s abe r nur noch in ve rsch w inde nd ge ringe m Um fang nutzbar m ach e n. An de sse n Ste l l e tritt nun de r stude ntisch e Prore k tor, de r nich t w ie von al l e n Se ite n ange se h e n al s Studie re nde nve rtre tung, sonde rn al s H och sch ul ve rtre te r de n Kom prom iss such t. Eine n Kom prom iss, de n e r w e nige r aus se ine r Se l bstde finition zie h t al s vie l m e h r durch die M e nge an Einbl ick e n und H inte rgrundw isse n, die e r m it de r Position e rl angt. W as dann e rre ich t w ird, ist zw ar oftm al s e ine sch ne l l e Lösung, al l e rdings unte r Ve rsch ie bung de r w irk l ich e n Inte re sse n de r Studie re nde nsch aft. Bish e r trate n sol ch große Diffe re nze n an de r Unive rsität R ostock nich t auf, abe r je l änge r de r stude ntisch e Prore k tor im Am t ist und tie fe r in die H och sch ul e e intauch t, de sto w e ite r e ntfe rnt e r sich von de m e indim e nsional e n Ve rl ange n de r stude ntisch e n Inte re sse nve rtre te r. Dabe i se i k l ar ge sagt, dass das h ie r ge nannte e indim e nsional e Ve rl ange n de r Studie re nde nsch aft k e ine sfal l s ne gativ be h afte t ist. Ganz im Ge ge nte il : Es ist positiv zu w e rte n, de nn die ve rfasste n Studie re nde nsch afte n de nk e n stark im Ge iste de r R om antik , ih re Forde runge n an die H och sch ul e sind M oral und Ide al . Und das h at nich t e tw a m it de r Ge ne ration von De tl e v Al be rs und H inne rk Be h l m e r aufge h ört. Nur übe rw äl tigt h e ute die Entw ick l ung de r H och sch ul e n be daue rnsw e rte r W e ise de n l e tzte n stude ntisch e n Ide al ism us, w e l ch e r de n ide al istisch e n Kul -

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Gre ifbar w ird de r W ande l , inde m e tl ich e Aufgabe n und Entsch e idungsbe fugnisse in de r H och sch ul l e itung k onze ntrie rt w urde n, w o Entsch e idunge n dann nur noch ge troffe n und nich t w ie zuvor in ak ade m isch e n Gre m ie n de m ok ratisch e rarbe ite t w e rde n. Äq uival e nt dazu w ürde die Fak ul täts- ode r Fach be re ich sl e itung al s zw e ite M anage m e nte be ne Aufgabe n und Entsch e idungsproze sse aus de n Fak ul tätsgre m ie n abzie h e n und sie in ih re Ge sam tve rantw ortung e ingl ie de rn. Für die stude ntisch e n Inte re sse nve rtre te r w ürde sich h inge ge n de r R aum für die institutione l l e Einbindung und die disk ursive Dial e k tik de utl ich ve re nge n. Die se r Z ustand k önnte sich e rl ich durch de n stude ntisch e n Prore k tor e ntspannt w e rde n. Er k ann abe r - das h at die obe n darge ste l l te Se l bstde finition ge ze igt - k e in vol l w e rtige r Ersatz für stude ntisch e Inte re sse nve rtre tung se in. Und auch w e nn das Sze nario für die Unive rsität R ostock und M e ck l e nburg-Vorpom m e rn w e it e ntfe rnt zu se in sch e int, w e ise n insbe sonde re Bunde sl ände r w ie Baye rn und Bade n-W ürtte m be rg - in w el ch e n e s k e ine im Lande sh och sch ul ge se tz ve rank e rte ve rfasste Studie re nde nsch aft gibt - de n e ige ntl ich e n M ange lauf, de r in de r W ah rne h m ung von stude ntisch e n Engage m e nt l ie gt. Le ich tfe rtig al s „softsk il l “ ode r „M itbe stim m ungsanspruch “ abge tan, sind die Be re itsch aft und de r W il l e de r Studie re nde n trotz M odul arisie rung und W ork l oad vorh ande n, die Unive rsität abse its de s Curricul um s m it-


zuge stal te n und sich für die e ige ne Al ma M ate r e inzuse tze n. Die se s Engage m e nt l ässt sich nich t w e gw isch e n. W ie die Eval uation de r Stude nt Se rvice s unte r m e h re re n Unive rsitäte n sogar aufze igte , übe rne h m e n die in ve rfasste r Studie re nde nsch aft ode r Fach sch aftsrat organisie rte n Studie re nde n e ine n große n Ante ilin die se m Be re ich . Al so w arum nich t syne rge tisch e Ne tzw e rk e sch affe n und die Studie re nde nve rtre tung al s e in partizipative s M anage m e ntinstrum e nt be gre ife n?M it de r Funk tion e ine s stude ntisch e n Prore k tors ist m an in R ostock be re its zw e i Sch ritte w e ite rge gange n. Dass sich die se s Am t noch e tw as sch w e r tut be i de r e ige ne n Ide ntitätsfindung, ist von de r Ak ze ptanz inne rh al b de r Unive rsität R ostock abzuk oppe l n.

Be de nk e nträge r ge ge n die se s Am t gibt e s nich t, fal l s e s sie al s ge sch l osse n auftre te nde Gruppe je ge ge be n h at. Und auch w e nn an das Am t im m e r h öh e re Erw artunge n von auße n ge ste l l t w e rde n und de r e ige ne Ansporn, e tw as zu be w e ge n, e ine n e norm e n Arbe its- w ie Z e itdruck ausl öst, so ist e s nich t die Frage nach de r Finanzie rung ode r de r R e ge l studie nze it, die sich für de n stude ntisch e n Prore k tor ste l l t. De nn finanzie l l e Entsch ädigung und curricul are Fre iste l l ung sind durch das Am t sich e rge ste l l t. Es bl e ibt anh and de r im Artik e ldarge ste l l te n Situation l e digl ich die Frage , w e l ch e r Qual ifik ationsq ue rsch nitt zuk ünftig für die Nach fol ge für das Prore k torat im e xtracurricul are n Engage m e nt noch zu e rw e rbe n ist?

A ND R EAS K AR SCH

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H och sch ul pol itik ist zum e ist de r offe nsich tl ich ste Te il stude ntisch e n Engage m e nts. Durch W ah l w e rbung, ge l e ge ntl ich e De m onstrationsaufrufe ode r Fair-Trade - Kaffe e - Initiative n e rsch e ine n sie zum e ist visue l lim Erfah rungsh orizont de r Studie re nde n. W ie unte rsch ie dl ich die Form e n, die Strate gie n und vor al l e m auch die Erfol ge sol ch e n Engage m e nts se in k önne n e rfäh rt m an zum e ist al l e rdings nich t. Anl ässl ich e ine s doppe l te n Jubil äum s, de m 600jäh rige n de r Unive rsität Le ipzig und de m 20jäh rige n Jubil äum de m ok ratisch e r inne runive rsitäre r W il l e nsbil dung, h abe n w ir Be iträge von Ak tive n und e h e m al s Ak tive n ge sam m e l t um Entw ick l unge n näh e r zu be l e uch te n. In e ine m e rste n Be itrag be rich te t Pe e r Paste rnack von de n Anfangsw irre n und - k äm pfe n, von Abw ick l ung und übe rrasch e nde r M obil isie rung unte r de n Studie re nde n. Im Ansch l uss h abe n w ir m it de m l angjäh rige n StuR a-Ange ste l l te n Eduard Je sse ge sproch e n um e ine Inne nansich t aus e ine r Auße npe rspe k tive auf die stude ntisch e Se l bstve rw al tung zu be k om m e n. Fal k Bre tsch ne ide r be rich te t dann von de n BAFöG- R e form e n und de m Los de s Übe rbaus de m die Basis nich t re ch t fol ge n w il l . Aus e ine r R ück bl ick pe rspe k tive sie h t M ark us Lore nz die Gre m ie narbe it und inh al tl ich e Ause inande rse tzung sow oh lal s Ke rnge sch äft de s Stude ntInne nR ats, al s auch al s individue l l e n, e rfah rungbringe nde n Le rnproze ss. El e ni Andrianopul u sk izzie rt w ie Studie re nde ih re Unive rsität sow oh l baul ich al s auch institutione l l m it- und um ge stal te n (k önne n). Eine ne ue W ortsch öpfung –de n „k onstruk tive n Stre ik “ - anal ysie re n ansch l ie ße nd Syl via Eh l und H e nning Sch ul ze und be rich te n vom Dil e m m a zw isch e n R adik al isie rung de r Prote stform e n und Ve rsch w inde n in de r Be de utungsl osigk e it. Al s Ansch l ußk onze pt abe r auch al s Pol itik w e ch se ll ie st sich de r Be rich t Arne Sch il dbe rgs, de r übe r die Entw ick l ung dire k te r pol itisch e r Einfl uß k onze pte e ine r stude ntisch e n Lobbygruppe be rich te t und som it Einbl ick e in ne ue Form e n h och sch ul pol itisch e r Ak tivitäte n gibt. Auf äh nl ich e m Nive au be w e gt sich die Disk ussion um die Nove l l ie rung de s Säch sisch e n H och sch ul ge se tze s, w e l ch e se it 2004 vor al l e m auf Lobbye be ne abe r auch durch dire k te n Prote st von stude ntisch e r Se ite k ritisch be gl e ite t w urde . Torste n Pre uß w ie de rum k onze ntrie rt sich w e nige r auf e in be stim m te s Ere ignis sonde rn be rich te t se l bstk ritisch von de r Übe rsch ätzung stude ntisch e r Einfl ussnah m e im Kaffe e dunst de r M ach t. Absch l ie ße nd ge be n Danie lFoch tm ann und Al e xande r M itte rl e Einbl ick in die Z ah l e n h inte r de m StuR a und ste l l e n anh and de r W ah l be te il igung und de r Partizipationsbe re itsch aft übe rrasch e nde s fe st.

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In offe ne n Ge se l l sch afte n ist e s nich t die vorrangige Aufgabe de r Studie re nde n, e inve rstande n zu se in. In de r DDR w ar das ande rs. Dort h atte die Unive rsität al s Le h rstätte nich t al l e in e ine n fach l ich e n, sonde rn w e se ntl ich auch e ine n pol itisch e n Auftrag: Die m it e ine r Basisausstattung „sozial istisch e r Pe rsönl ich k e ite n“ von de r Sch ul e ge k om m e ne n Studie re nde n sol l te n zur „sozial istisch e n Inte l l ige nz“ ve re de l t w e rde n. 19 89 studie rte die zw e ite autoch th one DDR Ge ne ration an de n H och sch ul e n. Sie w ar unte r pe rm ane nte r staatssozial istisch e r Indok trination sozial isie rt, in rigide w irk e nde n, zusätzl ich diszipl inie re nde n Ausl e se proze sse n an die H och sch ul e ge l angt und dort in e in ve rsch ul te s Studie nsyste m inte grie rt. De rart h atte n die Studie re nde n e in be de ute nde s M aß an Fre m dzw angste ue rung inte rnal isie rt (vgl . Sie be r/Fre ytag 19 9 3: 1552). Um so m e h r k ann e s übe rrasch e n, dass sie im H e rbst 19 89 auch Se l bstste ue rungspote nzial e zu m obil isie re n ve rm och te n.

inte rval l studie 19 77 und Stude nt 89 – e in signifik ante r Abl ösungsproze ss von de r pol itisch e n Füh rung zu be obach te n: Die e insch ränk ungsl ose Ve rbunde nh e it m it de r SED, im Jah re 19 77 noch 32 Proze nt, w ar im Früh jah r 19 89 auf sie be n Proze nt ge fal l e n. Die je nige m it de r Fre ie n De utsch e n Juge nd (FDJ) h atte e ine n R ück gang von 19 77 36 Proze nt auf 19 89 zw e i Proze nt zu ve rze ich ne n (Stark e 19 9 2: 16f.). Nun, im Um bruch , sah e n die Studie re nde n vor al l e m e ine Ch ance : Libe ral isie runge n de r e rstarrte n Struk ture n se l bstbe stim m t m it vorantre ibe n und nutze n zu k önne n. Noch in de n H e rbstw och e n de s Jah re s 19 89 w urde n auf stude ntisch e Initiative Pfl ich tsport, Pfl ich tfre m dsprach e nausbil dung (das be zog sich vor al l e m auf R ussisch ) und M arxistisch - l e ninistisch e s Grundl age nstudium (M LG) abge sch afft. In de n Gre m ie n zah l re ich e r H och sch ul e n sol l te n die stude ntisch e n Ve rtre te rInne n in de r Fol ge ze it pe rm ane nte Im pul sge be r w e rde n. Vorre ite r dabe i w are n die Studie re nde n an de r (dam al s Karl - M arx- )Unive rsität Le ipzig und de r H um bol dt- Unive rsität zu Be rl in (vgl . Küppe r 19 9 3: 109 - 117;Fül l e r 2000).

H e rbst’89 : R om an tisch e Ph ase d e s Un iUm baus Die Studie re nde n w are n nich t die Spe e rspitze de s ge se l l sch aftl ich e n Um sturze s. Das e inte sie m it Ge m üse h ändl e rn, Produk tionsarbe ite rn ode r Be trie bsabte il ungsl e ite rn, al so ih re n El te rn: Es gab k e ine sozial m il ie ube stim m te Gruppe , die Träge r de s übe rrasch e nde n Vorgangs w ar. Die se r w ar von pol itisch M otivie rte n, näm l ich de n Bürge rre ch tsgruppe n, al s punk tue l l e r Prote st initiie rt w orde n. Z u M asse n aufl aufe nde Einze l individue n je gl ich e r sozial er H e rk unft ve ral l ge m e ine rte n de n Aufruh r. Das R e gim e sch l ie ßl ich , se ine r Se l bstge w issh e it ve rl ustig ge gange n, tol e rie rte de n Vorgang fak tisch .

Die Organisationsfrage ist ze ntralin e ine r R e vol ution – das h atte n die DDR - Stude ntInne n in de n Z w angsvorl e sunge n zur KPdSU- Ge sch ich te ge h ört. Sie griffe n dah e r das h e rrsch aftl ich ange m aßte stude ntisch e Ve rtre tungsm onopolde r FDJ an: In Ge stal t de r Stude nte nräte , späte r Stude ntInne nR äte , w urde e in e ige nständige s Organisationsm ode l le ntw ick e l t und durch ge se tzt (vgl . Sie be r/Fre ytag 19 9 3: 71- 147;Paste rnack 2000). An de r Le ipzige r Unive rsität h atte am 17. Ok tobe r 19 89 im Th e ol oge nk l ub e ine Disk ussion von Th e ol ogie - und Ge se l l sch aftsw isse nsch aftsstudie re nde n stattge funde n: Die De batte übe r die R ol l e de r Unive rsität im Um bruch m ünde te in de n Be sch l uss, e ine unabh ängige Stude nte nve rtre tung zu gründe n. Es fol gte n h e k tisch e Ak tivitäte n. Vor al l e m m usste al l e s form alse h r saube r abl aufe n: Le gitim ationsve rl uste durch Ve rfah re nsm änge l w are n in de r pol itisch aufge h e izte n Situation dringl ich zu ve rm e ide n.

Ab M itte Ok tobe r 19 89 fande n die Studie re nde n auch al s Gruppe zu ge stal te risch e m H ande l n. Eine Erk l ärung dafür l ie fe rt de r Um stand, dass die Ide ntifik ation de r DDR - Studie re nde n m it de m Syste m be re its in de n Jah re n zuvor rapide abge nom m e n h atte . In de n ach tzige r Jah re n w ar – nach de n Unte rsuch unge n Stude nte n-

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Inne rh al b e ine r W och e w urde n W ah l en von 449 Spre ch e rInne n de r stude ntisch e n Se m inargruppe n organisie rt. Am 26. Ok tobe r trafe n sich die se und be sch l osse n m it Z w e idritte l m e h rh e it de n w e ite re n Fah rpl an. Am 9 . Nove m be r, paral l e l zum M aue rfal l , k onstituie rte sich de r Stude nte nrat (StuR a) in öffe ntl ich e r Sitzung im dich t be se tzte n, größte n H örsaalde r Uni. Am 7. Nove m be r h atte e s e in e rste s Ge spräch zw isch e n R e k tor und StuR a-Vorbe re itungsgruppe ge ge be n. Am 13. De ze m be r ve re inbarte n R e k tor und StuR a, dass die bish e rige n Kom pe te nze n de r FDJ an de n StuR a übe rtrage n w e rde n. Be sonde rs w ich tig dabe i: Die Ve rfügung übe r de n so ge nannte n „Fonds junge r Sozial iste n“ ging von de r FDJ an de n StuR a. Dam it w ar die Studie re nde nve rtre tung auch finanzie l lh andl ungsfäh ig, de nn Se m e ste rbe iträge w urde n se ine rze it noch nich t e rh obe n. Im Januar 19 9 0 fand e ine Urabstim m ung übe r Ak ze ptanz und Satzung de r Studie re nde nve rtre tung statt. Die Be te il igung w ar grandios und sol l te späte r nie w ie de r e rre ich t w e rde n: 73 Proze nt al l e r Stude ntInne n gabe n ih re Stim m e ab, davon be stätige n 9 3 Proze nt de n StuR a al s Inte re sse nve rtre tung und 72 Proze nt de sse n Satzung (Stude ntInne nR at 19 9 1: 17).

ße n Ve tore ch te ge ge n StuR a- Be sch l üsse . Dane be n h atte n in de n e rste n Jah re n die stude ntisch e Uni-Vol l ve rsam m l ung und Urabstim m unge n al s h öch ste Entsch e idungsinstanze n de r Studie re nde nsch aft e ine n große n Ste l l e nw e rt –zum inde st in de r Satzung.

19 9 0: M e h r O l igarch ie w age n Die e ige nständige Absch affung de r Studie re nde nfre m dve rw al tung und die Durch se tzung ih re r Se l bstve rw al tung w are n originäre Be standte il e de s de m ok ratisch e n Aufbruch s im Lande . Al sbal d je doch fol gte de r Nie de rgang de r von e ine r bre ite n Basis ge trage ne n e m anzipatorisch e n Be w e gung in de r DDR . Die dam it e inh e rge h e nde n De sil l usionie runge n spie ge l te n sich auch an de n H och sch ul e n und inne rh al b de r Studie re nde nsch aft w ie de r. Die Vol k sk am m e rw ah l vom 18. M ärz 19 9 0 e rbrach te de n al l ge m e in übe rrasch e nde n W ah l e rfol g de r vorm al ige n Bl ock parte i CDU (inne rh al b e ine r „Al l ianz für De utsch l and“), die e ine sch ne l l e de utsch de utsch e Ve re inigung anstre bte . Die s m ark ie rte e ine e ntsch e ide nde Z äsur. De utl ich e r, m e inte n vie l e , k önne das Stre be n nach se l bstbe stim m te r ge se l l sch aftl ich e r Entw ick l ung nich t torpe die rt w e rde n. De r re signative R ück zug vie l e r pol itisch e r Ak tiviste n w ar die Fol ge . Das be k am e n auch die Stude ntInne nräte zu spüre n. Die Ve rbl e ibe nde n ve rsuch te n, ih re Arbe it situationsadäq uat auszurich te n. Eine ve rstärk te Orie ntie rung auf die unm itte l bare n sozial e n Inte re sse n de r Studie re nde n k e nnze ich ne te die s. So w ar e tw a die Studie nfinanzie rung in die se r Z e it e in Daue rth e m a. Bisl ang h atte e s e in e l te rnunabh ängige s Stipe ndium für al l e Studie re nde n ge ge be n. Das be trug 200,- M ark ode r e in Vie rte le ine s Fach arbe ite rl oh ne s. Dam it l ie ß e s sich übe rl e be n in de r durch subve ntionie rte n DDR . Die Stude ntInne nräte fande n zum inde st die Ide e de r El te rnunabh ängigk e it übe rtragund im übrige n die BAFöG-Ve rw al tungsk oste n in Stipe ndie n transfe rie rbar (Strate gie k onze pt 19 9 0). Bal d de ute te n sich die e rste n sozial e n Frik tione n an. Die Libe ral isie rung de r Pre ise se tzte e in. Be trie be be ganne n m it Entl assunge n und l ie ße n m ith in nich t e rw arte n, dass sie H och sch ul absol ve ntInne n e inste l l e n w ürde n. Kinde rtage sstätte n w are n ge fäh rde t. Nun gab e s e ine n Um sch l ag vom e h e r spie l e risch e n Um gang m it de n ne ue n pol itisch e n M ögl ich k e ite n zur Orie ntie rung auf –je tzt al s e xis-

Das dam al s e ntw ick e l te Organisationsm ode l l h at sich in w e se ntl ich e n Te il e n bis h e ute e rh al te n: Die Fach sch afte n w äh l te n auf Vol l ve rsam m l unge n ih re Spre ch e rInne n, von de ne n sie im StuR a – m it e ine m im pe rative n M andat ausge statte t – ve rtre te n w urde n. Es fande n al so Pe rsone n- und k e ine Liste nw ah l e n statt. Paral l e lzur so k onstituie rte n Spre ch e rInne nve rsam m l ung – de m e ige ntl ich e n StuR a –w are n in de r Struk tur ne be nge ordne te Arbe itsgruppe n vorge se h e n. Sol ch e k onnte je de Stude ntin und je de r Stude nt bil de n, um zu e ine m be stim m te n Proje k t ode r Th e m a zu arbe ite n und darübe r ggf. Einfl uss auf die StuR a-Tätigk e it zu ne h m e n. Be stim m te Gruppe n – Stude ntinne n und ausl ändisch e Studie re nde – be sa-

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te ntie l lnotw e ndig e m pfunde ne –k nal l h arte sozial e Inte re sse nve rtre tung. Dadurch l ie ß sich das be re its spürbare Abfl aue n de r anfängl ich e n Be te il igungse uph orie noch e tw as m il de rn. Insge sam t abe r k onnte e s nich t aufge h al te n w e rde n.

dom inie rte Profe ssore nsch aft w ol l te nun vor al l e m m e h r Ol igarch ie w age n. (Vgl . Stude ntInne nR at 19 9 1;Paste rnack 19 9 5)

Die H andl ungsform e n w are n fortan dom inie rt von pragm atisch e r Gre m ie narbe it. Ph ase nw e ise w urde die s k ol orie rt durch Ak tione n in de n M uste rn k l assisch e r stude ntisch e r Prote stform e n: Vorl e sungsstre ik , De m o, Uni- Bl ock ade , „Sit- in“/H och sch ul be se tzung, Vorl e sunge n im stadtöffe ntl ich e n R aum . Le digl ich das Spre nge n von Gre m ie nsitzunge n bl ie b auch dann unübl ich . Die pragm atisch e Gre m ie narbe it w urde re ch t bal d Dom äne sich h e rausbil de nde r stude ntisch e r Expe rtInne n. In se l te ne re n Fäl l e n ge l ang e s, durch Prote stak tione n ge pl ante bzw . be re its ge troffe ne Entsch e idunge n zu m odifizie re n. Abe r auch dabe i be durfte e s im m e r de r trainie rte n Ve rh andl ungsfüh re rInne n. Die se e ntw ick e l te n in k ürze ste r Z e it e ine z.T. be m e rk e nsw e rte Sach k om pe te nz – unte r de m Druck de r Um stände bl ie b ih ne n auch gar nich ts ande re s übrig. Sie prägte n die Erne ue rungsproze sse de r Unive rsität w e se ntl ich m it und ze igte n sich in die se m Punk t ge ge nübe r w e se ntl ich e n Te il e n de r Profe ssorInne nsch aft übe rl e ge n. Das anfangs h offnungsvol l stark basisge trage ne stude ntisch e Be w e gtse in h inge ge n fand in die se n Abl äufe n re l ativ sch ne l lzu w e stde utsch e r Norm al ität: Be te il igung an de r Inte re sse nve rtre tung w ar al sbal d Sach e e inige r w e nige r (ausfüh rl ich e r Paste rnack 2000). Konfl ik tanl ässe und Ause inande rse tzunge n gab e s gl e ich w oh lübe r das ganze Jah r 19 9 0 h in in re ich l ich e r Z ah l : übe r e ine Unive rsitätsve rfassung, die Z usam m e nse tzung de s Konzil s (e s w urde dann in Vie r-Vie rte l - Parität ge w äh l t, h atte abe r bal d m it se ine n 500 M itgl ie de rn pe rm ane nt Probl e m e , be sch l ussfäh ige Sitzungsbe te il igunge n zu e rre ich e n), Ve rtraue nsabstim m unge n von Se k tions- , Instituts- und Kl inik dire k torInne n, die M odal itäte n e ine r pol itisch e n Übe rprüfung de s Le h rk örpe rs, de n Unive rsitätsnam e n Karl M arx, Eingriffe de s Bil dungsm iniste rium s in Unive rsitätsange l e ge nh e ite n und die W ide rstandsfäh igk e it de s R e k torats dage ge n (l e tzte re aus Sich t de r Studie re nde n: in de r R e ge l m ange l h aft), die Ne uge stal tung de r Studie ngänge und ih re r Curricul a, die struk ture l l e Erne ue rung de r Uni, w e l ch e be re its 19 9 0 vie l fach al s k onse rvative M ode rnisie rung be trie be n w urde : Die vorm al s sozial istisch

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In die se n Ause inande rse tzunge n sch ul te n sich e inige , e ntw ick e l te n Organisationsk om pe te nz, Konfl ik tstrate gie n und Übe rze ugungsfäh igk e ite n. Auch w e nn e s ge ge n die basisde m ok ratisch e n Grundide e n ve rstie ß: Es se tzte die Bil dung stude ntisch e r Se l bstve rw al tungsfunk tionäre e in. Die se ne igte n dann dazu, Ge stal tungsansprüch e zu e ntw ick e l n. De m k onnte de r StuR a al s die Ve rsam m l ung de r Fach sch aftsspre ch e r/inne n h äufig nur Sitzungsdaue rn bis tie f in die Nach t e ntge ge nse tze n. De m Ve rne h m e n nach ist das bis h e ute so.

Abw ick l un g: Übe rrasch e n d e M obil isie run g Eine une rw arte te M obil isie rung große r Te il e de r Studie re nde nsch aft brach te dann noch e inm al das Jah re se nde 19 9 0: M itte De ze m be r k am e n die sog. Abw ick l ungsbe sch l üsse übe r die ostde utsch e n H och sch ul e n. Sie be trafe n vor al l e m die sozial - und ge iste sw isse nsch aftl ich e n Fach be re ich e . Z ur Be gründung h ie ß e s im Be sch e id de r säch sisch e n Lande sre gie rung: Das Le h range bot dort e ntspre ch e nich t de n Anforde runge n, „die e ine fre ih e itl ich e Ge se l l sch aft, e in de m ok ratisch e r R e ch tsstaat und e ine sozial e M ark tw irtsch aft an Le h re und Forsch ung ste l l e n. Be re ich e , die ide ol ogisch e inse itig und auf die sozial istisch e Staats- und Ge se l l sch aftsordnung fe stge l e gt w are n, sol le s k ünftig nich t m e h r ge be n“ (Säch sisch e Staatsk anzl e i 19 9 0). Abw ick l ung be de ute te die Sch l ie ßung de r be troffe ne n Einrich tunge n unte r Fortdaue r de r Be zah l ung ih re r M itarbe ite rInne n in e ine r W arte sch l e ife von se ch s bzw . (be i Äl te re n) ne un M onate n; sobal d die W arte sch l e ife ausge l aufe n w ar, e nde te n al l e w e ite re n Ve rpfl ich tunge n de s öffe ntl ich e n Arbe itge be rs. Das w e se ntl ich e Probl e m dabe i w ar die de zidie rte Nich tindividual ität de s Vorgangs: Die M itgl ie dsch aft in e ine m Institut, das al s pol itisch probl e m atisch ode r sach l ich übe rfl üssig gal t, al so e in Organisationsm e rk m ale ntsch ie d übe r die individuel l e be rufl ich e Existe nz, oh ne dass die Einze l ne n je e ine re al istisch e Ch ance h atte n, de r k ol l e k tive n Ve rdam m ung zu e ntge h e n. In de r Unive rsität w urde n die se Abw ick l ungse ntsch e idunge n zunäch st al s Eingriff


in die Ge stal tungsk om pe te nz für die e ige ne Struk ture ntw ick l ung w ah rge nom m e n. Al sbal d m el de te n sich abe r auch ande re Stim m e n. Sie sah e n in de r Abw ick l ung e ine n Sch ub für die Erne ue rung de r Unive rsität. Es w urde gl e ich sam jak obinisch argum e ntie rt: „Die Abw ick l unge n sind e in h och pol itisch e r Be fre iungssch l ag, de r arbe itsre ch tl ich e Z w änge be se itigt“, h ie ß e s e tw a be i e ine m Le ipzige r Kirch e nh istorik e r (Now ak 19 9 1: 373). Die Am bival e nz de r Be w e rtunge n ze igt e xe m pl arisch e ine Äuße rung de s nach m al ige n R e k tors Corne l ius W e iss: „Z unäch st w ar ich von de m Abw ick l ungsbe sch l uß ganz e ntse tzt. M e in spontane r Ausruf w ar: Um H im m e l s W il l e n, sind w ir de nn nun w irk l ich e in be se tzte s Land?Abe r dann, al s ich die W irk ung sah , daß sich h ie r al l es w ie e in aufge sch e uch te s W e spe nne st be w e gte , w ar ich dann doch ge ge n e ine R ück nah m e de r Abw ick l ung. Es gab zw isch e n de n Stude nte n und de ne n, die für die Abw ick l ung w are n, e ige ntl ich k e ine n Disse ns darübe r, daß die Abw ick l ung unde m ok ratisch ist.“ (W e iss/W arte nbe rg 19 9 1)

19 9 1). Abw ick l ungsbe troffe ne H och sch ul l eh re rInne n ve rsuch te n z.T., die Prote ste zu instrum e ntal isie re n. Dage ge n w e h rte n sich die Studie re nde n w e itge h e nd e rfol gre ich : „W ir sind uns se h r w oh lbe w ußt, daß oh ne Z usam m e narbe it m it al l e n inte gre n und k re ative n W isse nsch aftl e rn de r KM U die de m ok ratisch e Erne ue rung de r Uni unnötig e rsch w e rt w ird. Darum se h e n w ir in die se n W isse nsch aftl e rn auch unse re Partne r. Das h e ißt nich t, daß w ir uns dafür e inse tze n, daß al l e Le h rk räfte k ünftig w e ite rbe sch äftigt w e rde n sol l te n. Al l e rdings sol lNich te ignung in e ine m faire n und dam it re ch tsstaatl ich e n Ve rfah re n nach ge w ie se n w e rde n.“ (Stude nte n 19 9 0) Eine e m pirisch e Unte rsuch ung l e gte für Le ipzig die die sbe zügl ich e n stude ntisch e n Präfe re nze n offe n: Die M e h rzah lde r abw ick l ungsbe troffe ne n Studie re nde n pl ädie rte für e ine Fortse tzung de s Studium s m it „e inige n Le h rk räfte n“, die bisl ang sch on ge l e h rt h atte n. Ke ine r die se r Studie re nde n w ol l te sich für „al l e “ Le h rk räfte e inse tze n (Stark e 19 9 1).

Unte r de n Studie re nde n –vor al l e m de n unm itte l bar be troffe ne n – re gte sich W ide rstand. Be stärk t füh l e n k onnte n sie sich durch ge w ich tige Stim m e n, nich t zul e tzt aus W e stde utsch l and, die de m Abw ick l ungsinstrum e nt nur sch w e r R e ch tsstaatsk onform ität abge w inne n k onnte n (e tw a Konze n

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De r e inse tze nde Prote st w ar vie l ge stal tig: Be se tzung de s R e k torats de r Unive rsität übe r zw e i W och e n (ink l . Sil ve ste rparty), M ah nw ach e vor de r Uni, H unge rstre ik e ine r k l e ine re n Gruppe , e in sie be ntägige r Fuß m arsch ge ge n die Abw ick l ung von Be rl ine r Studie re nde n nach Le ipzig sow ie , im Ge ge nzug, e ine fünftägige Fah rradde m o von Le ipzig nach Be rl in. Be gl e ite t w urde al ldie s von pe rm ane nte n Ve rh andl unge n zw isch e n StuR a- Spre ch e rn, Uni- Le itung und M iniste rium . W isse nsch aftsm iniste r M e ye r ste l l te sich zw e im alin Le ipzig Podium sdisk ussione n m it je w e il s rund 800 Uni-Ange h örige n. Die M itte l bauve rtre tung, Th e ol ogie - Profe ssore n und de r Le ipzige r Stadtpräside nt übe rnah m e n Ve rm ittl e rrol l e n zw isch e n de n ve rh ärte te n Fronte n. Am 29 . De ze m be r fande n in de n R äum e n de r Th e ol ogisch e n Fak ul tät ganztägige Ve rh andl unge n zw isch e n de m M iniste r, Studie re nde n und de m R e k torat statt. Im Erge bnis w urde de r Abw ick l ungsbe sch l uss nich t zurück ge nom m e n, abe r m odifizie rt. Insbe sonde re fand sich die e rsatzl ose Sch l ie ßung de r Journal istik und de r Kul turw isse nsch afte n k orrigie rt: Sie w urde n –e rste re al s Kom m unik ations- und M e die nw isse nsch afte n –ansch l ie ße nd ne u aufge baut. Oh ne die stude ntisch e n Prote ste gäbe e s die se be ide n Institute h e ute nich t. (Vgl . Stude ntInne nR at 19 9 1a)


ge n Ak te urInne n in de n Stude ntInne nräte n ab.

Nach d e r Abw ick l un g: Al l tag & Ärge r Ansch l ie ße nd ging die Be te il igung an stude ntisch e r Inte re sse nve rtre tung w ie de r auf das Vor-Abw ick l ungs- Nive au zurück . De r StuR a w urde 19 9 1 al s stude ntisch e Ve rtre tungsstruk tur im säch sisch e n H och sch ul ge se tz ve rank e rt. Das h e ißt: Es be stand und be ste h t w e ite rh in die M ögl ich k e it, M e h rh e itsw ah l e n von Fach sch aftsve rtre te rInne n statt Ve rh äl tnisw ah l e n (parte i- )pol itisch e r Liste n durch zufüh re n. Fe ie rte n die s die säch sisch e n Stude ntInne nräte al s große n Erfol g, so e ntsprang e s im W isse nsch aftsm iniste rium w oh le h e r pol itisch e m Kal k ül . Z w ar assoziie rte n die dortige n Entsch e idungsträge r m it „Stude nte nrat“ e h e r Arbe ite r- und Sol date nrat al s Aufsich tsrat. Sie m e inte n dah e r, dass de r Parl am e ntarism us e ige ntl ich auch für die Studie re nde nve rtre tung vie l situationsge re ch te r se i. Doch zugl e ich bl ie b ih ne n e ine s nich t ve rborge n: De r Anspruch de r Stude ntInne nräte , al l e Studie re nde n an de r H och sch ul e ve rtre te n zu w ol l e n, h at naturge m äß auch be frie de nde W irk unge n. Aus die se m se l bstge se tzte n Anspruch re sul tie rt zw angsl äufig e ine ge w isse Se l bstbe sch ränk ung, und zw ar insbe sonde re be i de r De utl ich k e it, pol itisch e Positione n zu form ul ie re n und zu ve rtre te n. W e r im m e r al l e M e inunge n be rück sich tige n w il l , m uss sich m itunte r sch w e r dam it tun, de utl ich e Positione n zu be zie h e n. W ie w e it da die Gre nze n ausge re izt w e rde n, h ängt von de n je w e il i-

Für die Unive rsität brach te n die fol ge nde n Jah re die Inte gration m e h re re r Le ipzige r H och sch ul e n bzw . H och sch ul te il e , de n Abbau de s 19 9 0 be sch äftigte n Pe rsonal s um zw e i Dritte l (Gutjah r- Löse r 19 9 7: 33), die de utl ich e Ve rw e stl ich ung und Ve rm ännl ich ung de r Profe ssore nsch aft (Sch l uch te r 19 9 3: 13) m it se h r durch w ach se ne r Qual itätsve rte il ung (Krul l 19 9 4: 215), de n sym bol isch w ie prak tisch sch ädl ich e n und se l bstve rsch ul de te n Ve rl ust de s Uni- H och h ause s am Augustuspl atz (vgl . Paste rnack 19 9 9 ), die Ause inande rse tzunge n um die Paul ine rk irch e und de n Ne ubau am Augustuspl atz (vgl . Engm ann 2008), im m e r w ie de r auch stude ntisch e Prote ste sow ie e ine re l ative Positionsve rsch l e ch te rung de r Unive rsität Le ipzig im Forsch ungsrank ing de r ostde utsch e n H och sch ul e n von Pl atz 2 auf Pl atz 4 (h inte r H U Be rl in, TU Dre sde n und FSU Je na;vgl . Paste rnack 2007). 20 Jah re sind im Le be n e ine r 600 Jah re al te n Unive rsität nich t be sonde rs vie l . Doch auch w e nn die se be ide n Jah rze h nte ze itl ich nur dre i Proze nt de r Unive rsitätsge sch ich te ausm ach e n: Expansionsbe dingt be trafe n die Entw ick l unge n die se r k urze n Z e it 15 Proze nt al l e r Studie re nde n, die se it 1409 an de r Unive rsität Le ipzig e inge sch rie be n w are n bzw . sind. PEER PASTER NACK

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Pow ision : H e rr Je sse , Sie arbe ite n se it 20 Jah re n für de n StuR a. W as m ach e n Sie da?

Studie re nde n e ntge ge nzune h m e n und dann Kontak t m it de n W oh nungsste l l e n de r Stadt aufzubaue n. Z ie lw ar e s, e ine n l e gal e n M ie tve rtrag für ih re be se tzte W oh nung zu organisie re n. Dam it be gann e s e ige ntl ich und m it de r Z e it sind dann al l e w e ite re n Sach e n h inzu ge k om m e n.

Je sse : Ich bin e ine r de r Ange ste l l te n für de n Se rvice be re ich : W ir h abe n zw e i Se rvice be re ich e im StuR a, e inm al Ina Sch ul z m it de r Jobve rm ittl ung und BaföG- Be ratung und m e ine n Cam pusse rvice . De r um fasst al l e s M ögl ich e , ange fange n be i Te ch nik ve rl e ih , Faxse rvice , Te l e fonse rvice , M itfah rge l e ge nh e ite n, Se m e ste rtick e tve rk auf, bis h in zur W oh nungsve rm ittl ung und w e ite re Frage n, die dabe i auf m ich zu k om m e n.

Pow ision : W ie stark h abe n Sie Einbl ick in die Al l tägl ich k e ite n de r Stude ntisch e n Se l bstve rw al tung?

Ursprüngl ich w ar ich e ige ntl ich nur Ange ste l l te r für die ganze n W oh nungssach e n. Ich m uss m alk urz e in bissch e n aush ol e n: Vor de r W e nde h atte n vie l e Stude nte n offizie l l e ine n W oh nh e im pl atz, die zah l te n dafür ca. 10 Ost- M ark pro M onat dam al s. Eige ntl ich h abe n die sich abe r auße rh al b de s W oh nh e im s ih re e ige ne n W oh nunge n ge such t, w e ilin Le ipzig de r Le e rstand re l ativ h och w ar und da w urde n e infach W oh nunge n be se tzt. Ke ine r füh l te sich dafür zuständig und de m e ntspre ch e nd be stand in de r Nach w e nde ze it die M ögl ich k e it, die W oh nunge n zu l e gal isie re n. Das w urde von stude ntisch e r Se ite zum inde st ve rsuch t. De r Stude ntInne nR at w ar m it se ine n Spre ch e rInne n am runde n Tisch be te il igt und dort w urde das ganze be sproch e n. Ich w ar dafür zuständig, die Anträge von inte re ssie rte n

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Je sse : Ich sag m also: Es w ar e ine Z e it l ang räum l ich e tw as ge tre nnt. Z ual l e re rst saß ich ja auch m it in de r zw e ite n Etage im H auptge bäude , durch die M itfah rze ntral e bin ich dann in de n al te n Uniinne nh of in die Sch al te rh al l e ge zoge n. M an w ar zw ar an de n Probl e m e n und Frage n de r Studie re nde n se l be r dran, abe r für e ine n Übe rbl ick übe r die spe zie l l e n Entsch e idungsabl äufe de s StuR as w ar ich dann räum l ich e tw as e ntfe rnt. Durch die Protok ol l füh rung be i StuR aSitzunge n h abe ich dann e ige ntl ich im m e r m itge k rie gt übe r w e l ch e Frage n ge rade im StuR a ge sproch e n und ge stritte n w urde .

„Vorw ürfe , d ass d e r Stura l in k s se i, k am e n sch on im m e r“ Pow ision : Studie re nde nve rtre tunge n um gibt h äufig de r M yth os de s „l ink e n w e l t-


ve rbe sse risch e n Ch aos“? Könne n Sie das auch für Le ipzig be stätige n?

abe r je de Ge ne ration h atte ih re Eige narte n und ih re ande re n Z ugänge zu be stim m te n Probl e m e n: Einige w are n m e h r spontan, ande re w are n w ie de r e h e r ruh ig. Das Inte re ssante an m e ine m Job ist, m an e rl e bt junge Le ute , die sich zue rst fast nich t traue n, e tw as zu sage n in de n StuR a- Sitzunge n und dann, sobal d sie e ine Aufgabe be k om m e n und in die Aufgabe h ine inw ach se n, dann m uss ich e h rl ich sage n, tut e s Ina und m ir m anch m all e id, uns von de n Le ute n ve rabsch ie de n zu m üsse n.

Je sse : Öh (sch m unze l t) l ink e s Ch aos… ich se h e das e ige ntl ich nich t so. Ich m uss dazu sage n, dass ich in St. Pe te rsburg Ph il osoph ie studie rt h abe , de sw e ge n (l ach t) bin ich da vie l l e ich t e in bissch e n vorbe l aste t. De r Stude ntInne nR at ve rtritt se it e h und je die Inte re sse n de r Studie re nde nsch aft in unse re r Unive rsität und Vorw ürfe , dass e r „l ink s“ se i, k am e n e ige ntl ich sch on im m e r. Abe r ich bin prinzipie l l de r M e inung, dass e r aus m e ine r Sich t e h e r „re al itätsnah “ al s „l ink s“ ge h ande l t h at.

„Es gab im m e r Fach sch afte n d ie für sow as w ie StuR a k e in In te re sse h atte n“

W ie ge sagt, die Studie re nde n die Probl em e h abe n k om m e n zu uns, w ir ve rsuch e n die Probl e m e zu l öse n, zu k l äre n, auf de n ve rsch ie de nste n Ebe ne n: se i e s m it de m Se rvice be re ich , w e nn sie e infach be stim m te Te ch nik brauch e n, die w oande rs vie lte ure r w äre , ode r se ie n e s be stim m te Frage n zum Studium , Studie nbe ratung ode r BaföG- Be ratung. Die k önne n da m e ist irge ndw ie h e l fe n. Ich se h e da k e ine n Link stre nd.

Pow ision : Eine Studie , die auch in die se m M agazin zu l e se n ist, ze igt, dass e s se it Be ginn de r W ah l statistik 19 9 3 e ine n k ontinuie rl ich e n Anstie g de r W ah l be te il igung und auch de r Studie re nde n, die sich zur W ah laufge ste l l t h abe n, gab. Be k om m t m an die se n Tre nd auch im StuR a m it? Je sse : W ir h abe n uns m it de n W ah l e n m e iste ns nur am R ande be fasst, das h at m an vor al l e m be i de n StuR a- Sitzunge n, durch das Protok ol l ie re n zum Te ilm itbe k om m e n. Abe r an de n Erge bnisse n de r W ah l e n, vor al l e m an de n W ah l be te il igungsdate n w are n w ir im m e r inte re ssie rt, w e ildas m e ine r M e inung nach e in Ausdruck dafür ist, w ie w e it sich die Studie re nde n für ih re n Stude ntInne nrat inte re ssie re n – inw ie fe rn sie al so ih re Ve rtre tungsre ch te w ah rne h m e n w ol l e n. Eine n Tre nd w e iß ich je tzt nich t, e s w ar e h e r im m e r unte rsch ie dl ich : Z u früh e re n Z e ite n w ar das Inte re sse w e nige r al s ode r auch um die 20%. Das h ing dann im Einze l fal lvon de n Fach sch afte n ab. Es gab e infach im m e r Fach sch afte n die w are n irge ndw ie im m e r ande rw e itig be sch äftigt, die h atte n für so e tw as w ie StuR a im m e r k e in Inte re sse ode r k e ine n Bock .

Pow ision : Gibt e s vie l l e ich t e ine „R ich tung“, in die sich de r StuR a insge sam t e ntw ick e l t h at? Ist e r bürok ratisch e r ge w orde n?Größe r? Je sse : Ve rände rt h at e r sich auf al l e Fäl l e. Größe r ist e r sow ie so ge w orde n, das m e rk ich ge rade auch be i m e ine r Arbe it: Das Se rvice spe k trum ist h e ute vie lw e ite r ge fasst. W ir h abe n auch m e h r R e fe re ntInne n, die m e h r Fach be re ich e be arbe ite n, und dazu noch m e h r M itarbe ite rInne n in de n R e fe rate n. Gut, dass de r StuR a bürok ratisch e r ge w orde n ist, h ängt w ah rsch e inl ich dam it zusam m e n, dass de r Ge se tzge be r vie l e Sach e n vorgibt. Und auch nach de n Prüfunge n durch die Uni- Inne nre vision und de n Lande sre ch nungsh of sind h ie r e inige Sach e n k ritisie rt w orde n, die m an ve rsuch t zu ände rn und zu ve rbe sse rn. Das ge h t w ah rsch e inl ich nich t oh ne bürok ratisch e n Aufw and.

Pow ision : Al so se h e n Sie k e ine Krise de r Se l bstve rw al tung?Z um inde st auf de r StuR aEbe ne ? Je sse : Krise , Krise , von Krise w ürde ich je tzt nich t spre ch e n. Ich w e iß nich t w ie sich die Bach e l or/M aste r- Um ste l l ung l e tzte ndl ich auf die Studie re nde nsch aft ausw irk e n w ird. Abe r Krise n, in Anfüh rungsstrich e n, gab e s gl aube ich be im StuR a sch on öfte r, se i e s pe rsone l l e r Natur ode r in Be zug auf Vorgabe n, die vom Land ode r von de r Uni k am e n. Ich bin sow ie so de r M e inung, dass

Pow ision : W ie w irk e n sich die ve rsch ie de ne n Pe rsönl ich k e ite n de r Spre ch e rInne n und R e fe re ntInne n auf de n StuR a aus? Je sse : M ittl e rw e il e h abe ich , ich w e iß nich t w ie vie l e Spre ch e rInne n m ite rl e bt, in m e ine r Liste sind e s, gl aube ich , 49 . Das kl ingt je tzt vie l l e ich t e in bissch e n m ak abe r,

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m an das al l e s m e iste rn k ann. M it e ine r optim istisch e n H e range h e nsw e ise k ann m an sol ch e Probl e m e im m e r l öse n. Pow ision : W as sind die de nk w ürdigste n M om e nte im StuR a für Sie ge w e se n? Je sse : De nk w ürdigste M om e nte ? Ja, e s gab natürl ich vie l e . Z um Be ispie lal s k urz nach de r W e nde die große n Studie re nde nde m onstratione n und - prote ste l osginge n, w o die Studie re nde n auch die Unive rsität be se tzt h abe n. Da w ar dam al s auch das H auptge bäude –de r StuR a h atte se ine Büros in de r zw e ite n Etage –be se tzt. Da w urde rich tig e rnst ge m ach t und die ganze n H örsäl e und Ve rw al tungsge bäude ve rsch l osse n. An de m De m onstrationstag bin noch nich t m al ich al s StuR a-Ange h örige r (l äch e l t) ins Büro ge k om m e n. M an h at e infach unte n das H auptge bäude abge spe rrt und k e ine n re inge l asse n. Erst al s de r Spre ch e r runte rk am und sagte , de r ge h ört zu uns, h abe n die m ich re inge l asse n.

„Ein ige Frage n sin d auf se h r pe rsön l ich e r Ebe n e ge k l ärtw ord e n“ Es gab auch ganz ande re , inte rne Ge sch ich te n, zum Be ispie lal s e in Spre ch e r nich t e ntm ach te t, sonde rn von se ine m Am t ge l öst w orde n ist und die se Disk ussione n dazu e be n. Ich h atte das Gl ück ode r Ungl ück , je nach de m , w ie m an e s sie h t, die se Sitzunge n m itzuprotok ol l ie re n. Und da h at m an m itbe k om m e n, w ie e inige Frage n auf se h r pe rsönl ich e r Ebe ne ge k l ärt w orde n sind. Da w urde m it Argum e nte n h in und h e r ge sch m isse n, da w urde n Vorw ürfe ge m ach t. Die Abse tzung e ine s Spre ch e rs, e in M isstraue nsantrag ge ge n e ine Spre ch e rin ode r die ganze Disk ussion, die m it de m Cam pusfe st und de m Sportre fe re nte n zusam m e nh ing und so w e ite r und so fort: Es gab Sach e n, die w are n sch on inte re ssant im Nach h ine in. Pow ision : Könne n Sie dafür e in Be ispie l ge be n?W ie m uss m an sich das vorste l l e n, w e nn je m and abge se tzt w ird?Ge sch ie h t das spontan aus de r Sitzung h e raus ode r w ird das im Vorfe l d vorbe re ite t? Je sse : Vor k napp zw öl f Jah re n gab e s e in e rfol gre ich e s M isstraue nsvotum ge ge n e ine n Spre ch e r. Dam al s k am von de r Unive rw al tung und auch von de n ande re n Am tsträge rInne n m assive Kritik –ich gl au-

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be vor al l e m am Auftre te n de s be tre ffe nde n Spre ch e rs. M an w arf sich dam al s auch h och sch ul pol itisch m otivie rte Konk urre nz vor, e s gab zu de r Z e it auch Studie re nde nstre ik s, e s h at abe r sch on vorh e r zw isch e nm e nsch l ich nich t so ganz ge stim m t. Auf je de n Fal l w urde e in k onstruk tive r M isstraue nsantrag auf die Tage sordnung ge se tzt und de r w urde ausdisk utie rt. Am Ende h at dann das Pl e num das M isstraue n ausge sproch e n, w e nn auch natürl ich nich t e instim m ig. Vorbe re ite t w urde das sch on, e s w urde ja aus be stim m te n Gründe n auf die Tage sordnung ge se tzt und e s gab de n Ärge r unte re inande r. Abe r e s w ar nich t w irk l ich e in ge pl ante r Sturz –e s w urde im Pl e num offe n darübe r ge stritte n. Pow ision : W irk t de r StuR a auf Sie e h e r w ie e in Parl am e nt m it vie l e n unte rsch ie dl ich e n M e inunge n ode r sind sich die Studie re nde nve rtre te r m e iste ns e inig? Je sse : Das k om m t auf die Th e m e n an. Es gibt ja de n Arbe itsaussch uss, de r vie l e Sach e n vorbe re ite t, so dass die Am tsträge rInne n oft m it e ine r ge sch l osse ne n Stim m e ins Pl e num ge h e n. Dann ist sich auch das Pl enum e h e r e inig, w e ilw e nige r stark e Ge ge npositione n ve rtre te n w e rde n. Dafür w urde de r AA ja auch e inge se tzt, dam it m an nich t be i al l e m im m e r ins Kl e inste ge h e n m uss. M anch m al be w irk t de r Arbe itsaussch uss abe r ge nau das Ge ge nte il . Dann k om m t e s dort sch on und e rst re ch t im Pl e num zu l ange n Disk ussione n. Ich w e iß e s ja h auptsäch l ich vom Protok ol l ie re n: Im Pl e num w ird übe r die m e iste n Sach e n sch on ausfüh rl ich disk utie rt, vor al l e m k rie ge n die ganze n Fach sch afte n dort ja Ge l e ge nh e it sich zu äuße rn. W ie e in Parl am e nt ist das abe r nich t, ich w ürde e s nich t so ne nne n, e s gibt ja k e ine fe ste n Frak tione n ode r äh nl ich e s. Pow ision : W ir dank e n Ih ne n für das Inte rvie w .

D AS INTER VIEW FÜ H R TE JO H ANNES K IEß


In de n früh e n M orge nstunde n de s 2. Fe bruar 19 9 6 stand e in e insam e r R e ise bus auf de m Le ipzige r Augustuspl atz. Be ste l l t h atte ih n de r Stude ntInne nR at de r Unive rsität. De r Jah re sze it e ntspre ch e nd w ar e s trübe und k al t. De sh al b w äre m an ge rn l osge fah re n. Z ie l ort w ar Bonn und dort die große Studie re nde n- De m o „Ge ge n Bil dungsabbau, Abi- R e form , BAföG-Ve rzinsung und Studie nge büh re n“. Studie re nde nve rtre tungn aus de r ganze n R e publ ik h atte n dazu aufge rufe n, m al w ie de r so rich tig auf die Pauk e zu h aue n. Da sol l te n auch die Le ipzige r nich t fe h l e n. So zum inde st dach te n de re n R e präse ntante n. Le ide r k am so gut w ie k e ine r. Irge ndw ann sch ick te e in zie m l ich frustrie rte r StuR a- Spre ch e r (ide ntisch m it de m Autor die se r Z e il e n) e in Fax nach Bonn und m e l de te , zur ge pl ante n Abfah rtsze it h ätte n sich l e ide r nur „vie r Journal iste n, e in Busfah re r und ganze ze h n Studis“ ve rsam m e l t. M an h ätte die ge pl ante R e ise de sh al b abge bl ase n. Um m it de m th e ore tisch e n Bude nzaube r de r Brüde r und Sch w e ste rn im Ge iste m itzuh al te n, fol gte noch rasch e in pse udom arxistisch e r Satz: „De r Übe rbau ist von de r Basis ve rl asse n w orde n.“ Dann fuh re n die w e nige n Früh aufste h e r nach H ause und l e gte n sich aufs Oh r. Das w ar auch so zie m l ich das Einzige , w as zu tun übrig ge bl ie be n w ar.

„Völ l ig un ge übtim D irigie re n von M asse n , griffe n w ir auf be k an n te R e ak tion sm uste r zurück “ De m De bak e lvorausge gange n w are n h e iße W och e n. Im Som m e r 19 9 5 h atte Bunde sbil dungsm iniste r Jürge n R üttge rs ve rk ünde t, die Darl e h e nsl e istunge n de s BAföG sol l te n zuk ünftig Z inse n k oste n. Dage ge n e rh ob sich Prote st.1 Z unäch st e h e r be i Organisatione n w ie de m De utsch e n Stude nte nw e rk , die Studie re nde n w are n ja noch in de n Fe rie n. Be i Se m e ste rbe ginn abe r w urde auch an vie l en Unive rsitäte n und Fach h och sch ul e n darübe r nach ge dach t, w as sich ge ge n die se pol itisch e „Spre ngl adung“ unte rne h m e n l ie ß. In Le ipzig e rgriff de r Arbe itsk re is „H och sch ul pol itik “ be im StuR a die Initiative und m ach te

sich an die Vorbe re itung e ine r Prote stw och e . In Anspie l ung auf R üttge rs’ h och stape l nde n Tite l„Z uk unftsm iniste r“ stand die se unte r de m M otto „Unse re Z uk unft, M iniste r!“. Nich t w irk l ich se xy, abe r im m e rh in. Z unäch st ging e s vor al l e m um das Inform ie re n de r Le ipzige r Studie re nde n, de nn Be sch e id w usste n nur se h r w e nige . Eine Brosch üre , die de n R üttge rs-Vorsch l ag und die al te rnative n Studie nfinanzie rungsm ode l l e vorste l l te , w urde ge sch rie be n und 7.000fach unte r die Le ute ge brach t. H öh e punk te de r Prote stw och e w are n e ine Podium sdisk ussion, e ine Unte rsch rifte nsam m l ung sow ie e ine De m onstration auf de m Le ipzige r R ing m it e tw a 1.000 Te il ne h m e r/inne n. Im Oste n De utsch l ands w ar die Le ipzige r Prote stw och e die e rste und be i w e ite m größte Ak tion. Ih re Protagoniste n h atte n vor al l e m auf Inform ation und k ritisch e Disk ussion ge se tzt. Al l e s in al l e m w ar das e in re ch t zivil isie rte s Prote stie re n. Im De ze m be r k am dann Sch w ung in die Sach e . Am 13.12. stim m te das Bunde sk abine tt R üttge rs’ Ve rzinsungsvorsch l ag zu, und noch am gl e ich e n Abe nd be se tzte n in Le ipzig e tw a 100 Studie re nde das örtl ich e BAföG-Am t. Im StuR a h e rrsch te zunäch st zie m l ich e R atl osigk e it, w ie m it de r ne ue n Dynam ik um zuge h e n se i. Pl ötzl ich sch osse n übe ral lk l e ine Initiativgrüppch e n aus de m Bode n, m al te n Pl ak ate und ve rl angte n auch von ih re n offizie l l en Ve rtre te r/inne n Ak tionism us. De ne n (d. h . auch m ir) w ar das gar nich t so l ie b. Völ l ig unge übt im Dirigie re n von M asse n und oh ne je de n Sch im m e r, w ie sich e in sol ch e s Prote stpote ntial pol itisch nutze n l ie ß, griffe n w ir auf be k annte R e ak tionsm uste r zurück . Erne ut w urde n Unte rsch rifte n ge sam m e l t und zu e ine r Podium sdisk ussion ge l ade n. Al l e rdings ände rte sich die sm aldie Z ie l rich tung. H atte im Nove m be r die Inform ation im Vorde rgrund ge stande n, gl aubte n w ir nun, auf Auge nh öh e in de r große n Pol itik m itspie l e n zu k önne n. Im Ansch l uss an die Le ipzige r Disk ussionsve ranstal tung, w e l ch e großspurig „R unde r Tisch zur Bil dungsfinanzie rung“ übe rsch rie be n w orde n w ar, w urde e ine „Le ipzige r Erk l ärung“ ve rabsch ie de t,

1 Z um W e ite rl e se n: Th e m e nsch w e rpunk t „Ausbil dungsförde rung: Pol itik & Prote st in Ost & W e st“, in: h och sch ul e ost 5 (19 9 6) 4, S. 7- 67.

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de re n Z ie l„e ine ge m e insam e Antw ort und Positionie rung säch sisch e r H och sch ul e n und Bil dungspol itik e r zu de n Vorsch l äge n aus Bonn“ se in sol l te . Im Kl arte xt: In de n fol ge nde n W och e n sch l uge n sich die Le ipzige r (und späte r auch ande re säch sisch e Studie re nde nve rtre tunge n) auf die Se ite e ine s vom Säch sisch e n Staatsm iniste rium s für W isse nsch aft und Kunst ausge arbe ite te n Al te rnativvorsch l ags, de m soge nannte n „Dre i- Körbe - M ode l l “.

„W äh re n d e in ige n d e r Ge istw e ite r n ach Aufl e h n un g stan d , k aufte ich m ir e in e n w arm e n W in te rm an te l “ Sch l ie ßl ich fuh re n w ir nach Bonn. Nach e ine r De m onstration am 14.12. in Le ipzig w ar die Ide e aufge k om m e n, Prote st l autstark auch vor de m Bunde sbil dungsm iniste rium zu artik ul ie re n. Z unäch st sol l te daraus e in bunde sw e ite s Ere ignis w e rde n. So k urz vor W e ih nach te n w ar davon abe r nie m and so re ch t zu übe rze uge n. Je de nfal l s sagte n al l e k ontak tie rte n Studie re nde nve rtre tunge n ab. Auch die Ide e e ine r öffe ntl ich k e itsw irk sam e n Sol idarisie rung zw isch e n Künstl e rn und Studie re nde n (de r H e rbst 19 89 w ar uns al l e n noch se h r in Erinne rung) pl atzte , nach de m Ge w andh ausk ape l l m e iste r Kurt M asur uns übe r se in Se k re tariat h atte m itte il en l asse n, dass ih n das nich t inte re ssie rte . Vom groß ange l e gte n Prote stpl an bl ie b so nich t vie lübrig: In e ine m sch nie k e n Bonne r Pre sse cl ub gabe n w ir e ine Pre sse k onfe re nz m it de m Ge ne ral se k re tär de r H och sch ul re k tore nk onfe re nz, de r m it uns e rst ge m e insam „R e form e n statt Z inse n“ forde rte und dann e rkl ärte , so e tw as h abe e s in de r Ge sch ich te de r H R K noch nie ge ge be n. Dann fuh r e r uns fre undl ich e rw e ise in se ine m Auto zum M iniste rium . Dort gab e s e ine M ini- De m o, be i de r w ir die k am pfe rprobte Bonne r Pol ize i k e nne n l e rnte n, die uns oh ne vie lFe de rl e se n auf irge nde ine n Bürge rste ig absch ob. Eine kl e ine Abordnung durfte im m e rh in de m M iniste rium sstaatsse k re tär ih r Anl ie ge n vortrage n. W äh re nd w ir se h r aufge re gt pl appe rte n, l ie ß e r e rk e nne n, dass de rl e i für ih n R outine w ar. Z ie m l ich vie lFrust al so, de r unte rsch ie dl ich ausge l e bt w urde . W äh re nd e inige n de r Ge ist w e ite r nach Aufl e h nung stand, w e sh al b die se e ine Spontande m o pl ante n und in Stadt und Unive rsität auf die Such e nach Unte rstützung ginge n, k aufte ich m ir e ine n w arm e n W inte rm ante l–w om it ich e in für al l e M alm e ine völ l ige Unfäh igk e it zum Füh re n prote stie re nde r M e nge n

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unte r Be w e is ge ste l l t h atte . Nach de n W e ih nach tsfe rie n dann bl ie b die Stim m ung in Le ipzig fl au. Dam al s k am m ir das al l e s unge h e ue r vor. H e ute w e iß ich , dass w ir e infach de n übl ich e n Z yk l us stude ntisch e n Engage m e nts durch l aufe n h atte n. M it vie lEl an und noch m e h r Il l usione n w are n w ir ge starte t und h atte n uns dann an de n gl atte n W ände n de s e inge fah re ne n Pol itik be trie bs die Köpfe e inge rannt. In Bonn inte re ssie rte e s k e ine n H ah n, dass w ir ge ge n die BAföG-Ve rzinsung w are n. H ätte n w ir w isse n m üsse n – w ol l te n w ir abe r nich t gl aube n. Be sonde rs in de n Büros de s StuR a. Je de n Tag m it de n ak tue l l e n H och sch ul pol itik e re ignisse n k onfrontie rt, ve rgaße n w ir dort auch , dass sich Prote st nich t e w ig am Laufe n h al te n l ässt. Die se Le k tion l e rnte n w ir k urze Z e it späte r, bibbe rnd auf de m Augustuspl atz ste h e nd und auf M itfah re r/ inne n w arte nd. Sch l ie ßl ich m usste n w ir uns h äm isch e Kom m e ntare ande re r Studie re nde nve rtre te r/inne n anh öre n, w e il w ir de n BAföG-Al te rnativvorsch l ag de s säch sisch e n W isse nsch aftsm iniste rs H ans- Joach im M e ye r unte rstützt h atte n. „Naiv“ fande n das die Ne tte re n, „idiotisch “ die pol itisch sch on Ge w ie fte re n. In de r R ück sch au m uss ich tatsäch l ich übe r die M isch ung aus Ah nungsl osigk e it, Ch uzpe und Ge l tungsdrang sch m unze l n, die uns dazu ge trie be n h atte , m it e ine m M iniste r ge m e insam e Sach e zu m ach e n, de sse n Absich te n w ir nich t e inm al ansatzw e ise durch sch aute n. Im m e rh in ist nich ts passie rt – und zu unse re r Ve rte idigung se i ge sagt, dass uns de r gl e ich e W unsch trie b w ie al l e ande re n auch : R üttge rs Ve rzinsungsm ode l lve rh inde rn!

„Be im id e ol ogisch e n Abrüste n abe r h atte n w ir e in paar Jah re Vorsprun g“ Obe rfl äch l ich ge se h e n e nde te dann al l es m it e ine m zie m l ich e n Fiask o. Im August 19 9 6 trat das Z ins- BAföG in Kraft (die rotgrüne Bunde sre gie rung nah m die R e ge l ung 19 9 8 w ie de r zurück ). W ar de sh al b al l e s um sonst? Ich gl aube nich t. H och trabe nd ge sagt, h abe n w ir uns in de m ok ratisch e r Partizipation ge übt und dabe i ge l e rnt, dass die se nich t nur Spaß m ach t, sonde rn rasch auch Frustrationse rfah runge n be re ith äl t. Danach w ar die W e l t w ie de r um e ine n Z aube r ärm e r, für m ich pe rsönl ich abe r um die Einsich t re ich e r, dass pol itisch nur e tw as ve rände rt, w e r sich l angfristig e ngagie rt. (Bre tsch ne ide r 2004) Gl aubt m an de n


Kom m e ntare n zu de n große n Studie re nde nprote ste n von 19 9 8 und 2003, dann w ar zude m unse r Ansatz, pol itisch e Koal itione n auch m it unge w öh nl ich e n Partne rn zu sch m ie de n, gar nich t so dum m . Z w ar fe h l te uns pol itisch e r Sch ne id, be im ide ol ogisch e n Abrüste n abe r h atte n w ir e in paar Jah re Vorsprung. H e ute bin ich ve rbl üfft, w ie w ich tig dam al s noch de r Ost-W e st- Ge ge nsatz in de n Prote stform e n und - inh al te n w ar. W ir se l bst sah e n uns al s pragm atisch . „Unk ritisch “ sch al l te uns h inge ge n vom ande re n Ufe r de r

El be e ntge ge n. M axim al forde runge n und re vol utionäre R h e torik w ie de rum w are n für uns Gründe dafür, dass Studie re nde dort von ih re n e ige ne n Ve rtre te r/inne n sch on l ange nich ts m e h r w isse n w ol l te n. Al s w ir sch l ie ßl ich e inse h e n m usste n, dass auch be i uns die Basis e ine untre ue M agd de s Übe rbaus w ar, e ntde ck te n w ir zum inde st e ine Ge m e insam k e it – und h atte n e in bissch e n m e h r ve rstande n, w ie Ge se l l sch aft und Pol itik funk tionie re n. FALK BR ETSCH NEID ER

Lite ratur Bre tsch ne ide r, F. (2004): "Eine k urze Ge sch ich te vom l ange n Ate m . W as stude ntisch e r Pol itik in De utsch l and fe h l t", in: Frauk e Gützk ow und Gunte r Quaiße r (H g.): H och sch ul e ge stal te n. De nk anstöße aus H och sch ul pol itik und H och sch ul forsch ung, Bie l e fe l d, S. 153- 162.

Z w e i große Th e m e n h abe n m ich in m e ine r Z e it im Stude ntInne nR at (StuR a) be sch äftigt: Die Säch sisch e H och sch ul e ntw ick l ungsk om m ission (SH EK) und de r H och sch ul pak t/ H och sch ul k onse ns. Be ide sol l te n nach W il l e n de r säch sisch e n Staatsre gie rung die H och sch ul l andsch aft positiv (fort- )e ntw ick e l n.

sion re agie re n. W e nn e s im Auftrag aussch l ie ßl ich um e ine de m W isse nsch aftsrat nach e m pfunde ne Be standsaufnah m e m it Em pfe h l unge n für die positive Forte ntw ick l ung und Ve rbe sse rung de r H och sch ul l andsch aft ge gange n w äre , h ätte n w ir w e nige r abl e h ne nde Positione n ve rtre te n m üsse n. Um e s an die se r Ste l l e be re its vorw e g zu ne h m e n, w ar auch de r Kom m ission se l bst, be ste h e nd aus W isse nsch aftl e rn al l e r Fach rich tunge n, be i ih re m Auftrag, Effizie nzdivide nde n auffinde n zu m üsse n, nich t w oh l . Pol itisch ge se h e n w ar die Z usam m e nse tzung de r Kom m ission e in Ausdruck de s e rnste n W il l e ns von Staatsm iniste r M e ye r, die von ih m nach de r W e nde ge stal te te H och sch ul l andsch aft nich t de m Spardik tat e ine s ausge gl ich e ne n Staatsh aush al te s zum Opfe r fal l e n zu l asse n. Das Votum e ine r inte rnational be se tzte n Expe rte nk om m ission h atte unte r M iniste rpräside nt Bie de nk opf Ge w ich t und h ätte in de n Etatbe ratunge n ge w ich tige Argum e nte für die Bil dung l ie fe rn k önne n.

M it m e ine m Eintritt in de n StuR a al s H och sch ul pol itisch e r R e fe re nt (e rst späte r h abe n die Spre ch e rInne n die Th e m atik H och sch ul pol itik se l bst m it abge de ck t) bin ich in das Th e m a SH EK unte r de m Vorsitz von Prof. Dr. H ans N. W e il e r (Stanford) h ine in ge stoße n w orde n. Die unabh ängige Expe rte nk om m ission, be rufe n von W isse nsch aftsm iniste r H ans Joach im M e ye r, sol l te die Struk tur de r säch sisch e n H och sch ul l andsch aft unte rsuch e n und Entw ick l ungspote ntial e ide ntifizie re n. Subk utan w ar h ie rbe i de r Auftrag de r SH EK, Einsparpote nzial e aus doppe l te n (Studie n- )Ange bote n h e rauszuarbe ite n und Em pfe h l unge n für die Ne ustruk turie rung de r H och sch ul l andsch aft unte r de m Aspe k t sink e nde r Ge burte nrate n bis 2010 an die Staatsre gie rung auszuspre ch e n. An e ine m pe e r re vie w Ve rfah re n ist grundsätzl ich nich ts auszuse tze n, doch unte r die se n Vorausse tzunge n m usste de r StuR a m it Vorbe h al t auf die Einse tzung de r Kom m is-

„D ie Stud ie re n d e n h atte n m e iste in e n In form ation svorsprun g ge ge n übe r d e n R e k torate n“

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Die Kom m ission h atte e s sich zum Z ie lge se tzt, auch die Studie re nde n in die M e inungsbil dung e inzube zie h e n und h at die se zum inde st zu e ine m Ge spräch ge be te n, w as abe r vor m e ine r Z e it im StuR a l ag. Die Be ge h unge n und w e ite re n Ge spräch e inne rh al b de r H och sch ul e n e rfol gte n h inge ge n oh ne Be te il igung von Studie re nde n. So h at sich in die se r Z e it e in –bis h e ute –funk tionie re nde s Ne tzw e rk de r Inform ationsbe sch affung be zügl ich ak tue l l e r Entw ick l ungsstände h e rausge bil de t. Die vie l fäl tige n Kontak te de r StuR ä in Sach se n zu de n Frak tione n und ins M iniste rium w urde n auf de n Sitzunge n de r Konfe re nz Säch sisch e r Studie re nde nsch afte n (KSS) ge bünde l t und ausge w e rte t. So h atte n die Studie re nde n m e ist e ine n Inform ationsvorsprung ge ge nübe r de n R e k torate n, w as auch de n Inform ationsaustausch m it die se n be fruch te te . Ich k onnte h ie r und –im Ansch l uss an die Arbe it de r SH EK – vor al l e m in de n Ve rh andl unge n zum e rste n H och sch ul k onse ns de s Staatsm iniste rium s m it de n säch sisch e n H och sch ul e n e in inform ative s Ve rtraue nsve rh äl tnis zum dam al ige n R e k tor, Prof. Bigl , aufbaue n, w as nich t zul e tzt auch die M ögl ich k e it de r Einfl ussnah m e auf Entsch e idunge n be de ute te . Doch zurück zur SH EK. Nach de n unve rm e idl ich e n Eval uie runge n und Be ge h unge n de r H och sch ul e n h atte sich die Kom m ission in m e h re re n Sitzunge n auf vorl äufige Em pfe h l unge n ge e inigt. Übe rrasch t w are n w ir –und sich e r auch die R e k torate –übe r die De utl ich k e it de r Em pfe h l unge n de r Kom m ission zu Kürzunge n und Abbau von Pe rsonal ste l l e n. In die se m Papie r w urde e in ganze r Bl um e nstrauß an soge nannte n Effizie nzste ige rungsm ögl ich k e ite n an die Staatsre gie rung übe rre ich t. Vie l e Fäch e r, ganze Fak ul täte n sol l te n ge sch l osse n w e rde n. H och sch ul ve rw al tunge n sol l te n je Stadt, be i nah el ie ge nde n Städte n auch h ie r, zusam m e nge l e gt w e rde n. Die Juriste nfak ul tät Dre sde n sol l te in Le ipzig, die Inge nie urw isse nsch afte n Le ipzig sol l te n in Dre sde n, die Ge ow isse nsch afte n sol l te n in Fre ibe rg k onze ntrie rt w e rde n u.v.m . Im StuR a, darunte r Anja Poh l , M arco W e iß und ich , h abe n w ir se h r vie l Arbe it darin inve stie rt, die Arbe itspapie re de r SH EK zu anal ysie re n, die ve rste ck te n Fal l strick e h e raus zu arbe ite n, M e m orande n zu ve rfasse n und die se in de n R e k torate n de r säch sisch e n H och sch ul e n ge m e insam m it de n StuR ä de r KSS zu ve ntil ie re n. Es ist sich e r nich t zu vie lbe h aupte t (und in de n Protok ol l e n de r KSS nach zul ese n), dass de r StuR a de r Unive rsität Le ipzig

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h ie r de n Löw e nante il de r Arbe it ge trage n h at. Ne be n de r fach l ich e n Argum e ntation in de n Ste l l ungnah m e n zu de n Be rich te n de r SH EK h abe n w ir abe r auch das M itte lge nutzt, dass e in R e k torat nich t e insch l age n k ann –ode r w il l . W ir h abe n die Studie re nde n m obil isie rt und die Öffe ntl ich k e it durch Ak tione n und De m onstratione n auf unse re Anl ie ge n aufm e rk sam ge m ach t.

„W e n n auch n ich tgl e ich be re ch tigt, so w are n w ir d e n n och ge fragte Ge spräch spartn e r für M in iste r, Frak tion e n un d R e k torate “ Nach de m Ende Ok tobe r 2000 de r –inzw isch e n dritte – Z w isch e nbe rich t de r SH EK vorl ag, in de m Ste l l e nk ürzunge n im Um fang von übe r 1700 Ste l l e n e nth al te n w are n, h at die KSS Anfang Nove m be r be sch l osse n, durch öffe ntl ich k e itsw irk sam e Ak tione n auf die Lage de r H och sch ul e n aufm e rk sam zu m ach e n. Für de n 12.12.2000 h abe n w ir e ine große De m onstration in Dre sde n zum Landtag ge pl ant, um die Ste l l e nk ürzunge n zu ve rh inde rn. Z um M e inungsbil dungsproze ss und zur vorh e rige n Einstim m ung in Le ipzig h abe n w ir zur Vol l ve rsam m l ung auf de m Augustuspl atz aufge rufe n. M arco W e iß und ich h atte n darübe r disk utie rt, ob e ine Vol l ve rsam m l ung w irk l ich dort stattfinde n sol l te , da w ir nich t w usste n, ob auch ge nüge nd Studie re nde de m Aufruf fol ge n w ürde n. Doch unse re Sorge w ar unbe gründe t. Übe r 4.500 Te il ne h m e r k am e n, darunte r die Ve te rinärm e dizine r, die m it ih re n Tie re n zum Augustuspl atz ge zoge n w are n. Die R e sonanz für die Anm e l dunge n zur M itfah rt in de n Busse n zur De m onstration in Dre sde n w ar e be nfal l s übe rw äl tige nd. Ich k ann m ich noch se h r l e bh aft an das Bil d e rinne rn, das die vie l e n Busse auf de m Augustuspl atz vor de r Abfah rt ge bil de t h abe n. Be i de r Auffah rt auf die Autobah n – ich w ar in e ine m de r l e tzte n Busse –w ar de r Eindruck noch größe r. W e it übe r das soge nannte Kl e e bl att h inaus h abe ich nur Busse ge se h e n. Al l e s Le ipzige r Studie re nde , die sich für ih re Unive rsität e inse tzte n. Das ist e in Eindruck , de r bl e ibt. In Dre sde n h abe n w ir uns dann m it de n Studie re nde n al l e r ande re n H och sch ul e n zusam m e n vom H örsaal ge bäude de r TU zum Landtag in Be w e gung ge se tzt. Ein se h r l ange r Prote stzug von ca. 11.000 Studie re nde n. Auch h ie r w e rde ich die Bil de r, die ich auf de r Brück e am Bah nh of aufge nom m e n h abe , nie ve rge sse n. Es w ar nich t zul e tzt die se r Ansatz von In-


form ie rth e it, sach l ich e r Argum e ntation im Austausch m it R e k torate n und Pol itik sow ie öffe ntl ich e m Druck , de r uns Ge h ör ve rsch afft h at. W e nn auch nich t gl e ich be re ch tigt, so w are n w ir de nnoch ge fragte Ge spräch spartne r für M iniste r, Frak tione n und R e k torate . Es w ar die Be re itsch aft vorh ande n, zuzuh öre n und sich m it de n Argum e nte n zu be sch äftige n, in e inige n Fäl l e n die se n sogar zu fol ge n.

gran o sal is zum inde st w e itge h e nd an die finanzie l l e n Ve re inbarunge n ge h al te n h at. W ir im StuR a und auch die stude ntisch e n Se natore n w are n w e se ntl ich sk e ptisch e r ge ge nübe r de n Absich te n de r Staatsre gie rung. Die im Ve rtrag de r H och sch ul e n m it de r Staatsre gie rung fe stge sch rie be ne n Ste l l e nk ürzunge n h abe n sich je doch so ne gativ ausge w irk t, w ie w ir e s dam al s be fürch te t h atte n. Z u Gunste n de s Staatsh aush al te s w urde h ie r die Aufgabe de r H och sch ul e n aus de n Anforde runge n de s Bol ogna- Proze sse s nich t m it e inbe zoge n. Entge ge n de m w as de r StuR a be re its dam al s ge forde rt h atte , w urde n die h öh e re Be tre uungsinte nsität, die Laste n aus de r Um ste l l ung und die doppe l te n Jah rgänge aus de n al te n und ne ue n Bunde sl ände rn nich t in die Statistik e n e inbe zoge n.

Le tztl ich w ar die SH EK von de r e ige ne n Arbe it unte r de n pol itisch vorge ge be ne n R ah m e nbe dingunge n nich t m e h r übe rze ugt und h at in ih re m Absch l ussbe rich t ih re n e rste n Entw urf w e se ntl ich übe rarbe ite t. Die s h at dazu ge füh rt, dass de r Absch l ussbe rich t in de r be rüh m te n Sch ubl ade ve rsch w unde n ist, sofe rn e r positive Anre ize für die Forte ntw ick l ung de r säch sisch e n H och sch ul l andsch aft e m pfoh l e n h at. Unte r de m große n Dik tat de s ausge gl ich e ne n H aush al te s (ge rade je tzt in de r W e l tw irtsch aftsk rise rück bl ick e nd e in inte re ssante r Aspe k t) h abe n die se Em pfe h l unge n k e ine n Eingang in de n l e tzte n Kraftak t von M iniste r M e ye r ge funde n, de n H och sch ul pak t. De r H och sch ul pak t w ar m e in zw e ite s große s Be tätigungsfe l d und h at m ich in al l e n m e ine n Äm te rn in de r stude ntisch e n und ak ade m isch e n Se l bstve rw al tung noch m e h r al s die SH EK be sch äftigt und ge forde rt.

De r ak tue l l e H och sch ul pak t l äuft 2010 aus. Es w e rde n ne ue Instrum e nte de r H och sch ul ste ue rung m it Ke nnziffe rn, Eval uation, Control l ing, Doppik e inge füh rt. Abe r sind H och sch ul e n dam it e ntw ick e l t?Könne n Sie sich dam it e ntw ick e l n?Die soge nannte Autonom ie de r H och sch ul e n ge h t e inh e r m it e ine m ste tig ausge w e ite te n Control l ing anh and von Ke nnziffe rn, die zu e ine r ve rstärk te n Nabe l sch au in de n H och sch ul e n füh rt. Abe r k ann e s de n Auftrag de r H och sch ul e n in Forsch ung und Le h re stärk e n, ste tig m e h r und ne ue Be rich te übe r sich se l bst anzufe rtige n? Die Anforde runge n de s Ge se tzge be rs im Ausgl e ich für die soge nannte ausge w e ite te Autonom ie de r H och sch ul e n w e rde n im m e r e ngm asch ige r und ve rsch l inge n dam it im m e r m e h r R e ssource n für die Erste l l ung von Be rich te n, m ith in Ve rw al tungsaufgabe n und Pe rsonal . Da de r Ste l l e npl an nich t e rw e ite rt w ird, ge h t die s zu Laste n de s Pe rsonal s in Le h re und Forsch ung. Unge ach te t de r im m e nse n Be l astunge n, die die ne ue n ge se tzl ich e n Anforde runge n an die H och sch ul en aus de r soge nannte n Autonom ie ste l l t, bl e ibt die Frage , w e r in de n M iniste rie n die se Be rich te abne h m e n sol lode r ob das ne ue Be rich tsw e se n Arbe itsbe sch affungsm aßnah m e n für Übe rk apazitäte n in de n M iniste rie n bil de t.

„D ie im H och sch ul pak tfe stge sch rie be n e n Ste l l e n k ürzun ge n h abe n sich so n e gativ ausge w irk tw ie w ir e s be fürch te th abe n“ Die Ause inande rse tzung um die Annah m e de s von de r Staatsre gie rung vorge sch l age ne n H och sch ul k onse nse s durch die R e k tore n de r H och sch ul e n gipfe l te am 11.3.2002. Die W e tte zu e ine r Annah m e , die ich vor de r Tür de s Ve rh andl ungssaal e s m it de m zuständige n R e fe re nte n, Dr. Bie rbaum , ge sch l osse n h abe , w äh re nd die R e k tore n m it de m Staatsm iniste r übe r die Annah m e ve rh ande l t h abe n, h abe ich ge w onne n. Erst e in nach ge be sse rte r, unte r M iniste rpräside nt M il bradt ge sch l osse ne r, dann H och sch ul pak t ge nannte r Ve rtrag, w urde von de n R e k tore n ange nom m e n und von de n Se nate n ratifizie rt. Im Abstand von e inige n Jah re n m uss ich zuge be n, dass sich die Staatsre gie rung cum

Ne be n die se n Frage n h abe ich in m e ine r Z e it im StuR a abe r vor al l e m vie l e M e nsch e n k e nne n ge l e rnt, die zu m e ine r e ige ne n Entw ick l ung be ige trage n h abe n. M AR K U S LO R ENZ

1 Ne be n de n vie l e n M itgl ie de rn im StuR a(- Pl e num ), M arco W e iß, Anja Poh l , Jan Naujok s, Danny W al th e r, M oritz de Gre ck , Jul iane Dre w s, M ario H e l m , sind die s in de r Pol itik u.a. W e rne r Bram k e und vor al l e m Corne l ius W e iss. Ein be sonde re s Ande nk e n w il lich „m e ine m “ R e k tor Prof. Dr. Vol k e r Biglw idm e n, de m ich für de n inte nsive n und se h r pe rsönl ich e n Disk urs zu al l e n Frage n dank bar bin.

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Le ipzig ist e ine Bauste l l e . Ob durch de n City-Tunne lode r die Unive rsität, das Bil d de r Stadt ve rände rt sich m assiv. Ich k om m e nich t m e h r so oft am Augustuspl atz vorbe i, um de n Bau de r Paul ine rk ir..., äh , de r Unive rsität Le ipzig zu be w unde rn. Vom Jah re 2002 bis 2006 h atte ich je doch dort, w o die Gl ock e n de r „Aul a“ zur M e sse rufe n w e rde n, die Unive rsität m itge stal te t. Am 09 .07.2002 w urde ich an ge nau je ne r Ste l l e , im Fe l ixKl e in- H örsaalin de r vie rte n Etage de s e h e m al ige n m it de m „M arx- R e l ie f“ ve rzie rte n H auptge bäude s zur e rste n und bish e r e inzige n ausl ändisch e n Spre ch e rin de s Stude ntInne nR ate s (StuR a) de r Unive rsität ge w äh l t.

se m h obe n w ir de n W unsch de r Studie re nde n nach e ine m funk tional e n Bau h e rvor. M an e rw ide rte m ir, dass ich doch unm ögl ich ge ge n de n W ie de raufbau se in k önnte ange sich ts de s Le ids das die DDR uns al l en ange tan h abe . Die Inform ation, dass ich nich t aus Ostde utsch l and stam m e , sonde rn e ine Ausl ände rin aus de m fe rne n Süde n se i und ich som it die de utsch - de utsch e Ge sch ich te doch e m otionsl os be trach te n dürfe , ze igte k e ine W irk ung.

Nach de m ich in Sitzunge n durch k ritisch e R e de be iträge und Inte rvie w s zum soge nannte n „H och sch ul k onse ns“, e ine Art H och sch ul k ürzungspak t, im Nam e n e ine r fak ul tätsübe rgre ife nde n Prote stinitiative aufge fal l en w ar, dach te n m anch e ich w äre nur e ine W e ssi „m it e ine m k om isch e n Nam e n“. So aufre ge nd w ie für m ich die Z e it dam al s auch ge w e se n se in m ag, m öch te ich m ich h ie r auf zw e i Entw ick l unge n k onze ntrie re n, näm l ich de n H och sch ul bau und die StuR a- Struk turre form und an de re n Be ispie lze ige n, w ie die Studie re nde n ih re n Le be nsm itte l punk t m itge stal te te n.

„Vie l e n D an k , w ir h offe n n äch ste s M alm it je m an d K om pe te n te re n spre ch e n zu d ürfe n“ Nach e ine r k urze n W ah l nach t ste l l te ich m ich früh am M orge n unange m e l de t de m R e k tor vor und ging zu m e ine r e rste n Be spre ch ung im Arbe itsaussch uss (AA). In de r „Etage “, w ie die Fach sch aftsräte de n AA spöttisch nannte n, w urde fe stge l e gt, dass m ir zusätzl ich e in ne ue r se l bständige r Arbe itsbe re ich zuk om m e n sol l te : de r „Uni- Um und Ne ubau“. (vgl . Adrianopul u 2003) In je ne m Se m e ste r h atte die Unive rsität be sch l osse n, auf de m Augustuspl atz nich t die Paul ine rk irch e w ie de raufzubaue n, sonde rn e in Unive rsitätsge bäude zu e rrich te n – e in Th e m a, m it de m sich de r StuR a bis dah in noch nich t w irk l ich be sch äftigt h atte . (vgl . Stura 2002a) Am se l be n Tag gab e s e in e rste s Ge spräch m it de m „Paul ine rve re in“. Be i die -

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Nach die se m Auftak t m usste ich m ich e rst e inm ale ntspre ch e nd vorbe re ite n: Ich h abe al l e s w as auf m e ine m R e ch ne r und in de n Ak te nordne rn w ar ge l e se n und brav Vok abe l n ge pauk t. Nach Erl e digung de r H ausaufgabe n ging e s dann auch rasch zur Sach e − e s gab nur e ine k urze Som m e rpause . Das Pe rsonalim StuR a w urde dazu aufge stock t und die Pre sse sch l ach t w äh re nd de r Fe rie n e röffne t (Adrianopul u 2002). Bis Fe bruar 2003 w urde n Inte rvie w s, se i e s fürs Z DF, de n M DR , die taz ode r l ok al e M e die n, ge ge be n. Die Lobbyarbe it de s StuR a e rw e ite rte sich auf Ge spräch e m it de n Z uständige n de r Uni, Ve re ine n, Be troffe ne n und de m Bauh e rrn. Ebe nso nah m e n w ir an re l e vante n Kol l oq uie n und W ork sh ops te il . Dabe i w urde n auch w e ite re Bauproje k te ve rh ande l t. So sol l te z.B. de r Park h aus-Vorpl atz am Ne ubau Ge iste sw isse nsch afte n zube tonie rt w e rde n, w e ildie Anw oh ne rInne n „k e ine h e rum l unge rnde n Stude nte n auf de m R ase n“ dul de n w ol l te n. Ge m e insam m it de m Ve re in „Pl e iße ans Lich t“ k onnte de r StuR a die s ve rh inde rn. Im Januar 2003 griff de r publ ik um ssch e ue dam al ige W isse nsch aftsm iniste r R ößl e r in das Bauvorh abe n am Augustuspl atz e in und be w e gte das Kabine tt zu e ine m Be sch l uss zugunste n e ine s W ie de raufbaus de r Paul ine rk irch e . Daraufh in trat R e k tor Bigl zurück (Al bre ch t 2003; Kre uze r Extrabl att 2003) und die Konfe re nz Säch sisch e r Studie re nde nsch afte n (KSS) organisie rte inne rh al b von w e nige n Tage n e ine De m onstration in Dre sde n. Die se sorgte für e ntspre ch e nde Sch l agze il e n, w e ildort unte r ande re m l auth al s nach de m R ück tritt de s M iniste rs R öß l e r ge rufe n w urde . (Le ffe rs 2003) Nach zw e i


Stunde n h itzige n Prote ste s vor de m M iniste rium w urde e ine De l e gation zum M iniste r ge be te n. Er sch l ug m e ine m KSS- M itspre ch e r und m ir m onatl ich e Kl ärungsge spräch e im M iniste rium vor. Bis zum Som m e r trafe n w ir uns se ch s M al . M e in Kol l e ge be e nde te je de s M al die Ge spräch e ritue l l m it de m Satz: „Vie l e n Dank , w ir h offe n, näch ste s M al m it je m and Kom pe te nte re n spre ch e n zu dürfe n“.

Struk turve rän d e run ge n im Stud e n tIn n e n R at W äh re ndde sse n de battie rte de r StuR a e rfol gl os übe r die Einrich tung e ine s R e fe rats für de n H och sch ul bau. Struk turve rände runge n w are n de n M itgl ie de rn nich t w il l k om m e n, w ie auch dann das Sch e ite rn de r Einrich tung e ine s R e fe rats für Antirassism us ze igte . Eine Ausnah m e bil de te die e rfol gre ich e pe rsone l l e Aufstock ung de s autonom e n R e fe rats für Fraue n- und Le sbe npol itik , das von nun an al s nich t- autonom e s R e fe rat für Gl e ich ste l l ung- und Le be nsw e ise npol itik (R GL) fungie rte . (StuR a 2002c) De r Struk turabbau h inge ge n w urde be sse r ve rk auft. Ne be n de n zw e i Spre ch e rInne n sah die Satzung zw e i R e fe re ntInne n für H och sch ul pol itik (H oPo) vor, w e l ch e durch e ine w e ite re Spre ch e rInne nste l l e e rse tzt w e rde n sol l te n. Auf de m Struk turw och e ne nde de s StuR a (Kl ausurtagung de s AA) zw e i W och e n vor m e ine r W ah lw urde übe r das soge nannte Dre i- Spre ch e rInne n- M ode l l disk utie rt. (StuR a 2002b) Die s w urde aufgrund de r ange spannte n pe rsone l l e n Lage al s Lösung ge se h e n, de nn de r StuR a w ar se it zw e ie inh al b M onate n durch e ine Spre ch e rin, statt zw e i, unte rbe se tzt. Daraus w urde auch Abh il fe ge ge n die Koordinationsl osigk e it zw isch e n de r k urzfristig übe rl aste te n Spre ch e rin und de m H oPo- R e fe rat e rh offt.

Auße rde m w urde die ge pl ante Struk turve rände rung al s Aufw e rtung de s Th e m e nbe re ich s ve rstande n. De m Einw and, dass die s an de r Arbe itsbe l astung de r Spre ch e rInne n nich ts ände rn w ürde , w urde m it H il fsange bote n se ite ns de s R e fe rats für Öffe ntl ich k e itsarbe it und de s Finanzre fe rats (in Sach e n Satzungsarbe it) e ntge ge nge tre te n. Die Lage w ar se h r ange spannt, al s übe r de n Antrag de battie rt w urde : In de r Som m e rpause h atte e s in de r „Etage “ dram atisch e pe rsone l l e Entw ick l unge n ge ge be n, die dann zur Abw ah lund zur pol ize il ich e n Anze ige e ine r R e fe re ntin füh rte n. In de r be sch l ussfasse nde n Sitzung übe rw oge n l e tztl ich „l inie ntre ue “ Argum e nte . Es k am zu e ine r k nappe n Entsch e idung ge ge n das M ode l l(StuR a 2002d). Nach Entde ck ung e ine s Auszäh l ungsfe h l e rs w urde das Erge bnis in e ine r späte re n Sitzung al l e rdings w ie de r rück gängig ge m ach t. (StuR a 2002e ) So vie l e Struk turve rände runge n die stude ntisch e Inte re sse nve rtre tung auch nach h al tig be e infl usse n m ag, so ze ige n m e ine Ausfüh runge n vie l l e ich t de nnoch , dass die inh al tl ich e Arbe it die je nige ist, die l e tzte ndl ich das aussch l agge be nde ge stal te risch e M om e nt ist, vor al l e m w e nn durch die Fl uk tuation im Eh re nam t ne ue Kräfte e ntfal te t w e rde n und ne gative Erfah runge n in Ve rge sse nh e it ge rate n. Es bl e ibt zu h offe n, dass durch e ine finanzie l l e und studie nte ch nisch e Absich e rung auch finanzsch w ach e n Studie re nde n ne ue Im pul se für die Ge stal tung e ine r be sse re n Unive rsität ge ge be n w e rde n. Be sonde rs das Engage m e nt von Ausl ände rInne n, de ne n Sch w äch e n nich t pe rsönl ich und Stärk e n nich t k ul ture l l zuge sch rie be n w e rde n, k ann zu e ine r w e l toffe ne n H och sch ul e und Ge se l l sch aft be itrage n. ELENI A ND R IANO PU LU

Lite ratur Al bre ch t, M . (2003): "Krach an de r Uni Le ipzig. Kirch e w ie de r da, R e k tor w e g? "In: Spie ge lOnl ine . Unispie ge l , 28.01.2003. H Y PER LINK: h ttp://w w w .spie ge l .de /unispie ge l /studium /0,1518,232635,00.h tm l[2.08.2009 )] Andrianopul u, E. (2002): "Ein ne ue s H e im für Stude nte n de r Le ipzige r Uni? "In: ND- Ne ue s De utsch l and, 07.09 .2002. Andrianopul u, E. (2003): R e ch e nsch aftsbe rich t de r e h e m al ige n Spre ch e rin El e ni Andrianopul u, Anl age zum Protok ol lde s StuR a vom 15.07.2003, Le ipzig. Al l e Protok ol l e ve rfügbar unte r H Y PER LINK: h ttp://w w w .stura.unil e ipzig.de /stura- cm s/314.h tm l[Z ugriffe al l e am 22.08.2009 ] . Kre uze r Extrabl att (2003): Z um Stre itfal lUni- Cam pus. Fak te n H inte rgründe , Anal yse n. 03.02.2003. Le ffe rs, J. (2003): "Turbul e nze n in Sach se n. Z urück tre te n, bitte ."In: Spie ge lOnl ine , Unispie ge l , 07.02.2003. H Y PER LINK: h ttp://w w w .spie ge l .de /unispie ge l /studium /0,1518,234032,00.h tm l[22. 08.2009 ] . Stura (2002a): Protok ol lde s StuR a vom 28.05. und 09 .07.2002, Le ipzig. StuR a (2002b): Protok ol lvom Struk turw och e nde de s StuR a, Bad Sul za, 14.6- 16.6.2002. Stura (2002c): Protok ol lde s StuR a vom 22.10.2002, Le ipzig. Stura (2002d): Protok ol lde s StuR a vom 05.11.2002, Le ipzig. StuR a (2002e ): Protok ol lde s StuR a vom 03.12.2002, Le ipzig.

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Im W inte rse m e ste r 2003/04 füh rte die h och sch ul pol itisch e Age nda m e h re re r Bunde sl ände r, darunte r H e sse n und Be rl in, zu Prote ste n in de r bunde sde utsch e n Studie re nde nsch aft. Erstm al s w urde das Sze nario de r Einfüh rung von Studie nge büh re n k onk re t. Im Z e ntrum de r Kritik de r Studie re nde n stand zude m die Budge tie rung de r h öh e re n Bil dungse inrich tunge n. In Sach se n se l bst h e rrsch te se it M itte 2003 m it de r soge nannte n H och sch ul ve re inbarung1 e in finanzpol itisch e r Burgfrie de n. In de r Studie nge büh re nfrage agie rte die säch sisch e CDU, zu die se m Z e itpunk t noch übe r die R e gie rungsm e h rh e it ve rfüge nd, öffe ntl ich e h e r zurück h al te nd. De r Fre istaat ge h örte de nnoch zu de n se ch s Bunde sl ände rn, die M itte 2003 vor de m Bunde sve rfassungsge rich t e ine Norm e nk ontrol l kl age ge ge n das H och sch ul rah m e nge se tz e inge re ich t h atte n, w e l ch e s e ine Einfüh rung von Ge büh re n für das Erststudium aussch l oss.2

e n de s StuR a anfangs das M otiv de r Sol idarität m it stre ik e nde n Studie re nde n in ande re n Te il e n de r BR D be tonte n 6, w are n de m nach ge rade die k onk re te pe rsönl ich e Be troffe nh e it und Be fürch tunge n h insich tl ich de r h och sch ul pol itisch e n Situation in Sach se n m aßge bl ich e Be w e ggründe für die Te il nah m e am Prote st.

„Al s H och sch ul an ge h örige sah e n w ir un s m itd e m An spruch k on fron tie rt, In h al te brin ge n zu m üsse n . Ein rich tige r Stre ik sch ie n vie l e n zu k rass“

Inw ie w e it sich die se Situation auf die M obil isie rungsfäh igk e it de r Studie re nde n in Le ipzig ausw irk te , l ässt sich sch w e r re k onstruie re n. Die R e sonanz auf Prote staufrufe fie lim W inte r 2003 je de nfal l s positiv aus: Auf e ine r vom Stude ntInne nR at (StuR a) de r Unive rsität Le ipzig e inbe rufe ne n Vol l ve rsam m l ung am 10. De ze m be r 2003 be sch l osse n m e h re re tause nd Studie re nde 3 e ine n Stre ik ab Januar de s fol ge nde n Jah re s. Dre i Tage späte r fand in Le ipzig unte r de m M otto „Ih r ne h m t uns unse re Z uk unft“ e ine De m onstration al l e r säch sisch e n Studie re nde nsch afte n m it 15.000 Te il ne h m e nde n 4 statt. Im Ansch l uss an die De m onstration gründe te sich auf Initiative von StuR a und Einze l pe rsone n e in „Stre ik k om ite e “. Luca B.5, an de n dam al ige n Ere ignisse n dire k t be te il igt, bl ick t zurück : „De n Aussch l ag für das Z ustande k om m e n de s Stre ik s gab dam al s die droh e nde Einfüh rung von Studie nge büh re n, Kritik an de r Bol ogna- R e form und e in al l ge m e ine r Frust ange sich ts sch l e ch te r Studie nbe dingunge n. Dam it m e i- ne ich vor al l e m übe rfül l te Se m inarräum e , fe h l e nde Ausstattung abe r auch die Frage de r individue l l e n Studie nfinanzie rung – das ganze w ar dam al s durch aus sozial k ritisch ge m e int.“ W äh re nd offizie l l e Ve rl autbarung-

Die Studie nge büh re nfrage rück te sch l ie ß l ich in de n M itte l punk t de r agitatorisch e n Be m üh unge n. Ein im De ze m be r 2003 e rsch ie ne ne s Fl ugbl att7 proph e ze ite die be vorste h e nde Einfüh rung von Ge büh re n für das Erststudium in Sach se n und be nannte m it de n anste h e nde n H aush al tsve rh andl unge n im fol ge nde n Früh jah r sogar e ine n k onk re te n Te rm in. Ne be n de m ök onom isch e n Argum e nt, Bil dung se i „de r e inzige säch sisch e R oh stoff“, e nth ie l t das Fl ugbl att zude m ve rsch ie de ne Le gitim ationsange bote für de n Prote st: Die Ve rfasse rInne n be rie fe n sich oh ne näh e re Ausfüh rung auf e ine be ste h e nde „Ausnah m e situation“; Form ul ie runge n w ie : „nur so k önne n w ir die Öffe ntl ich k e it e rre ich e n“ ode r „w ir brauch e n e ndl ich Prote stform e n, die e rnst ge nom m e n w e rde n“, ze ugte n darübe r h inaus von de m Be m üh e n, um e ine bre ite Unte rstützung zu w e rbe n. In de m Fl ugbl att w urde e be nfal l s e rl äute rt, w as sich die Studie re nde n unte r de r Prote stform „Stre ik “ übe rh aupt vorzuste l l en h atte n. So w urde de r Stre ik al s „Unte rbre ch ung de s Al l tags für noch fe stzul e ge nde

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Z e it“ und „e ine Ph ase de s ak tive n und k re ative n Prote sts –und KEIN Url aub“ be ze ich ne t. R adik al e re Inte rpre tatione n de r Prote stform w urde n dage ge n ausge sch l osse n: „NICH T: absol ute Be se tzung, d.h . prüfungsre l e vante Ve ranstal tunge n e ntfal l e n nich t.“

be n de m m il ie uübl ich e n R e pe rtoire –Vorl esunge n und Se m inare in de r Öffe ntl ich k e it und de m sym bol isch e n „zu Grabe trage n“ de r Bil dung – sorgte n vor al l e m Ak tione n w ie das Dre h e n e ine s „Stre ik pornos“9 für m e dial e s Inte re sse . Äuße rst öffe ntl ich k e itsw irk sam ge stal te te sich auch die insze nie rte Be ifal l sbe k undung m e h re re r Studie re nde r aus Le ipzig w äh re nd e ine r R e de de s dam al ige n W isse nsch aftsm iniste rs M atth ias R öß l e r im Säch sisch e n Landtag.10

So e rsch e int e s k onse q ue nt, dass auf de r e ntsch e ide nde n e rste n Vol l ve rsam m l ung am 7. Januar 2004 e in „k onstruk tive r Stre ik “ be sch l osse n w urde . Luca B. be ze ich ne t die se s spe zie l l e Labe lfür de n Prote st al s Erge bnis e ine s R e fl e k tionsproze sse s inne rh al b de s Stre ik k om ite e s und de s StuR a: „W ir w ol l te n dam al s de n Eindruck ve rm e ide n, nur bl inde n Ak tionism us zu fah re n. Dah e r w urde die Ak tionsform sozusage n h e runte rge broch e n. Al s H och sch ul ange h örige sah e n w ir uns m it de m Anspruch k onfrontie rt, Inh al te bringe n zu m üsse n. Ein ‚rich tige r’ Stre ik – k ann e s de n an e ine r H och sch ul e übe rh aupt ge be n?–e rsch ie n vie l e n anfangs al s zu k rass.“ R ück bl ick e nd h ande l te e s sich be i die se r H e range h e nsw e ise offe nsich tl ich um e ine Doppe l strate gie : Die Ve rw e ndung de s Te rm inus „Stre ik “ sugge rie rte e ine Esk al ation de s Prote ste s, die de sse n Nach rich te nw e rt e rh e bl ich e rh öh te . Gl e ich ze itig w urde m it de r Ve rw e ndung de s Adje k tivs „k onstruk tiv“ ve rm ie de n, sich zu se h r de r R adik al ität ruch bar zu m ach e n. Aus Sich t de r OrganisatorInne n w urde so auch die nötige Nie drigsch w e l l igk e it und l e tztl ich Ak ze ptanz für das Vorh abe n unte r de n Kom m il itonInne n ge sch affe n. Die se Strate gie fand von Anfang an auch ih re Kritik e rInne n. Noch im De ze m be r 2003 ste l l te e in Pl e num sm itgl ie d de s StuR a e ine n Antrag ge ge n de n Stre ik m it de r Be gründung, je ne r se i „sinne ntste l l t, zu l asch und nich t aussage k räftig ge nug“ (StuR a de r Unive rsität Le ipzig 2003a: 7). Eine dire k te Abw e ich ung von de r k onstruk tive n Linie w are n auch die e rste n m e die nw irk sam e n Ak tione n de s Stre ik s: W äh re nd de r Vol l ve rsam m l ung am 7. Januar 2004 be se tzte e ine Gruppe von Studie re nde n das R e k toratsge bäude in de r Goe th e straße .8

De r Katal og de r dabe i ve rtre te ne n Forde runge n w ar von de m Be m üh e n ge k e nnze ich ne t, je nse its von Al l ge m e inpl ätze n w ie „Bil dung für al l e “ k onk re te pol itisch e Z ie l e zu form ul ie re n. W äh re nd die Absage an „Studie nge büh re n in je dw e de r Form “ sich dabe i noch al s w e itge h e nd k onse nsfäh ig e rw ie s, sorgte n Forde runge n nach „Einste l l ung de r Koste n für die Bil dung im H aush al t de s Lande s be i de n Inve stitionsausgabe n“ ode r e ine m Be k e nntnis de s Staate s zur „sozial pol itisch e n Aufgabe de r Stude nte nw e rk e “ für Irritatione n und Unm ut. Inne rh al b de s Stre ik k om ite e s k am e s be sonde rs um die Frage , inw ie w e it m it de m Prote st e ine al l ge m e ine re Ge se l l sch aftsk ritik zu ve rbinde n se i, zu Ause inande rse tzunge n (Stre ik k om ite e 2004: S. 4). Al s R e sul tat die se r Disk ussione n w urde n Forde rungspunk te w ie die „Absch affung von Kontrol l - und Übe rw ach ungsm e ch anism e n an de r H och sch ul e “, „Ke ine El ite unive rsitäte n“ ode r „Stopp de r ne ol ibe ral en Entw ick l ung von Bil dungs- und Sozial pol itik “ in de n Katal og aufge nom m e n. Auch k ann de r Ve rsuch m it de r „Le ipzige r Initiative für Bil dung“ e in Parte ie n, Ge w e rk sch afte n, El te rn- und Sch ül e rInne ninitiative n sow ie soziok ul ture l l e Ve re ine um fasse nde s Bündnis zu initiie re n, al s Erge bnis de s Nach de nk e ns übe r die e inzusch l age nde R ich tung ge w e rte t w e rde n.

„D e r ge sch e ite rte R ad ik al isie run gsve rsuch be d e ute te d as En d e d e r Prote stw och e n“ De rgl e ich e n Übe rl e gunge n bl ie be n je doch vorne h m l ich auf de n Kre is de s Stre ik k om ite e s be sch ränk t. Z ude m h atte Ende Januar 2004 die Prote stbe re itsch aft ih re n Z e nit übe rsch ritte n. Luca B. bl ick t zurück : „M it de m Stre ik k om ite e w ar e in sozial e s Ne tzw e rk e ntstande n, das zune h m e nd statisch e , fast sch on h e rm e tisch e Z üge e ntw ick e l te . Le ute von auße n k am e n nur noch sch w e r re in. Auch m ach te sich m ange l s sich tbare r pol itisch e r Erfol ge und m it de r abne h m e n-

„Im Stre ik k om ite e k am e s zu Ause in an d e rse tzun ge n um d ie Frage , in w ie w e itm itd e n Prote ste n e in e al l ge m e in e Ge se l l sch aftsk ritik zu ve rbin d e n se i“ In de n fol ge nde n W och e n organisie rte n Stre ik k om ite e , StuR a und e inze l ne Studie re nde e ine R e ih e von Ve ranstal tunge n m it te il w e ise große r öffe ntl ich e r R e sonanz. Ne -

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de n R e sonanz auf die Ak tione n auch Frust bre it.“ Das Stre ik k om ite e e ntsch ie d sich ange sich ts die se r Situation zu offe nsive m Vorge h e n. Auf de r Vol l ve rsam m l ung am 14. April2004, in de r e rste n W och e de s Som m e rse m e ste rs w urde de r Antrag zum Vol l stre ik ge ste l l t. Nach m e h re re n Abstim m ungsve rsuch e n m usste sch l ie ßl ich e in „H am m e l sprung“ de r rund 4.000 im Inne nh of de s Cam pus am Augustuspl atz ve rsam m el te n Studie re nde n die Entsch e idung h e rbe ifüh re n. Sie fie lge ge n de n Vol l stre ik aus – k napp, w ie sich Luca B. e rinne rt.

De r ge sch e ite rte R adik al isie rungsve rsuch be de ute te fak tisch auch das Ende de r Prote stw och e n von 2004 –w ie de r „k onstruk tive Stre ik “ w oh lde r Sach e ge m äße r zu be ze ich ne n w äre . Dass e r offizie l lnie be e nde t w urde e rsch e int l e digl ich al s e ine w e ite re Ane k dote in de r Ge sch ich te stude ntisch e n Prote sts. W as m it de m Stre ik pol itisch e rre ich t w urde k ann Luca B. so re ch t nich t sage n. Die dam al s aufge baute n sozial e n Ne tzw e rk e , ve rsich e rt sie al l e rdings, h al te n bis h e ute . SY LVIA EH L U ND H

ENNING SCH U LZ E

De r nach m e h rjäh rige n Ve rh andl unge n am 10. Jul i 2003 zw isch e n de n 15 säch sisch e n H och sch ul e n und de r Lande sre gie rung unte rze ich ne te Ve rtrag sah im Ke rn e ine n Abbau von rund 700 Pe rsonal ste l l e n von 2003 bis 2008 vor, e inh e rge h e nd m it e ine r Budge tgarantie de r R e gie rung für de n H och sch ul be re ich im se l be n Z e itraum . (Vgl . Ebcinoğ l u/Jae ge r/Le szcze nsk y 2008). 2 Das Bunde sve rfassungsge rich t gab de m be sagte n Norm e nk ontrol l antrag am 26. Januar 2005 statt. BVe rfG (2005). 3 De r StuR a se l bst sprach von 5.000 Te il ne h m e nde n, nach Einsch ätzung de s dam al ige n StuR a- Spre ch e rs Tim Te ppe r gab e s „vorh e r noch nie e ine so h oh e Te il ne h m e rzah l .“ StuR a de r Unive rsität Le ipzig (2003a: 8). 4 „Ge ist ist ge il “, Säch sisch e Z e itung vom 13.12.03, UR L: h ttp://w w w .szonl ine .de /nach rich te n/artik e l .asp? id=555660& ne w sfe e d=rss (Z ugriff am 19 .07.2009 ). 5 Nam e auf W unsch de r inte rvie w te n Pe rson von de n AutorInne n ge ände rt. Das Inte rvie w e rfol gte am 20.07.2009 . 6 In e ine r Pre sse m itte il ung de s StuR a vom 17.11.2003 m it de m Tite l„Sol idaritätse rk l ärung m it de n Stre ik e nde n“ w ar be ispie l sw e ise von de r „fak tisch e n Einfüh rung von Studie nge büh re n in H e sse n“ sow ie „Kürzungsorgie n in Be rl in, Baye rn und ande re n Bunde sl ände rn“ die R e de . StuR a de r Unive rsität Le ipzig (2003b). 7 „Stre ik . Im Januar (Die e rste gute Tat im Jah r).“, Fl ugbl att (2003), Ve rfasse rIn unbe k annt, Privatarch ivde r AutorInne n. 8 „Säch sisch e Studie re nde zie h e n bl ank “, Spie ge l - onl ine vom 15.01.2004, UR L: h ttp://w w w .spie ge l .de /unispie ge l /studium /0,1518,281821,00.h tm l(Z ugriff am 19 .07.2009 ) 9 Ebd. In de r e rste n Januarh äl fte gab das Stre ik k om ite e m e h re re Ausgabe n e ine s „Al te rnative n Vorl e sungsve rze ich nisse s“ h e raus, in de ne n die Ve ranstal tunge n vol l ständig aufge füh rt sind. Privatarch ivde r AutorInne n. 10 „Stude nte n- H oh n für R ößl e r füh rt zum Ek l at im Landtag“, LVZ vom 17./18.01.2004, S. 4. 1

Lite ratur Bunde sve rfassungsge rich t (2005): 2 BvF 1/03 vom 26.1.2005, H Y PER LINK: h ttp://w w w .bve rfg.de /e ntsch e idunge n/fs20050126_2bvf000103.h tm l[20.07.2009 ] . Ebcinoğ l u, F., Jae ge r, M ., Le szcze nsk y, M . (2008): Eval uation de r Säch sisch e n H och sch ul ve re inbarung. Gutach te n im Auftrag de s Säch sisch e n Staatsm iniste rium s für W isse nsch aft und Kunst, H IS Forum H och sch ul e , 2/2008, H annove r. Stre ik k om ite e (2003): Pl e num sprotok ol lvom 14.01.2004, Privatarch ivde r AutorInne n. Stude ntInne nR at de r Unive rsität Le ipzig (2003a): Protok ol lde r Sitzung de s Stude ntInne nR ate s vom 16.12.2003 (5. Sitzung im W inte rse m e ste r 2003/2004), Privatarch ivde r AutorInne n. Stude ntInne nR at de r Unive rsität Le ipzig (2003b): Sol idaritätse rk l ärung m it de n Stre ik e nde n, Pre sse m itte il ung vom 17.11.2003, zit. nach Stura de r Uni Le ipzig (H g.) (2003): Sturak tivExtra. Sonde rausgabe de r StuR ä de r H TW K und Unive rsität Le ipzig, o.O., Arch ivde s Stude ntInne nR ate s de r Unive rsität Le ipzig, oh ne Signatur.

„Die Gruppe h at e ine ne ue Form von stude ntisch e r H och sch ul pol itik ge funde n, die offe nbar noch ausbaufäh ig ist.“, so die Pre sse spre ch e rin de r Gruppe de r 50 (G50). „[Die Gruppe ]h atte sich ge bil de t, al s de r W inte rstre ik 2003/04 [… ]be re its in se ine n l e tzte n Z üge n l ag. [...]Ih re Ide e w ar e s, stude ntisch e Inte re sse n l angfristig al s Lobbyiste n zu ve r-

fol ge n.“ (Sojus 2009 ) Das Kal k ülde r G50 sah so aus: Sol l te die CDU die absol ute M e h rh e it in Sach se n ve rl ie re n, w äre die SPD de r e inzig m ögl ich e R e gie rungspartne r, da die FDP nich t in de n Landtag e inzie h e n w ürde . Die G50 m ach te de r SPD fol ge nde s Ange bot: „W ir h abe n e in w isse nsch aftl ich abge sich e rte s Konze pt für die progre ssive Entw ick l ung

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de r H och sch ul e n e ntw ick e l t. W e nn ih r e uch be re it e rk l ärt, die se s Vorh abe n zu e ure r Pol itik zu m ach e n, w e rde n w ir k oste nl os e ine profe ssione l l e Kam pagne für e uch organisie re n, die das al l e inige Z ie lh at, die absol ute M e h rh e it de r CDU zu bre ch e n und e uch in die R e gie rung zu bringe n.“ (G50 2004) Be i de r Landtagsw ah lfie ldie absol ute M e h rh e it de r CDU. Am Tag de r Koal itionsve rh andl unge n de m onstrie rte die G50 vor de r Staatsk anzl e i –„W ir zäh l e n auf e uch “ –und e rinne rte so an die SPD-Ve rspre ch e n im W ah l program m . De r Spie ge lbe rich te te : „Die se Initiative (...) brach te m e h re re Forde runge n im Program m k atal og de r SPD unte r ‚H inte r die se m Program m bl e ibt das Koal itionspapie r w e it zurück ’, k onstatie rte G50- Spre ch e rin Anne Döl e m e ye r. ,De nnoch w ar unse re Lobbyarbe it übe rrasch e nd e rfol gre ich .’" (Spie ge l2009 ) 2008 bil anzie rt die SPD Sach se n: „Die SPD h at dafür ge sorgt, dass das Studium [...]ge büh re nfre i bis zum M aste rabsch l uss bl e ibt. [...]w ir h abe n e in Program m zur Ve rbe sse rung de r Studie nbe dingunge n aufge l e gt. Se it 2005 ste h e n de n H och sch ul e n som it jäh rl ich 12 M il l ione n Euro zusätzl ich zur Ve rfügung.“ (SPD Sach se n 2008) Ge nau die se Punk te w are n e s, die e s aus de m Konze pt de r G50 in das Parte iprogram m de r SPD und dann in de n Koal itionsve rtrag ge sch afft h atte n. Die se r Erfol g be ruh te auf e ine m für stude ntisch e Ak tionsform e n untypisch k ontinuie rl ich e n und profe ssione l l e n Lobbyism us.

Profe ssion e l l e r Lobbyism us Profe ssional ität e ine r Arbe it be ze ich ne t das fach ge re ch te Arbe ite n de s Spe zial iste n. Lobbyism us be e infl usst zur Durch se tzung von Gruppe ninte re sse n Le gisl ative und Exe k utive sow ie die öffe ntl ich e M e inung durch pe rsönl ich e Kontak te und übe r die M asse nm e die n. W äh re nd „norm al e “ Stude nte nprote ste „Sym bol pol itik “ oh ne k onk re te s Z ie lbe trie be n, fok ussie rte die G50 ih re Arbe it ganz darauf, die Studie nbe dingunge n zu ve rbe sse rn, inde m sie die zuk ünftige R e gie rungsparte i SPD be e infl usste . Auf die se n Ke rn re duzie rte die G50 ih r profe ssione l l e s Se l bstve rständnis. Im Ge ge nsatz zu de n Stude nte nprote ste n

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struk turie rte die G50 ih r Vorge h e n h ie rarch isch und arbe itste il ig. Arbe itste il ig h ie ß: Dre i Gruppe n be arbe ite te n 1) Ne tzw e rk pfl e ge und Strate gie , 2) Pre sse und Öffe ntl ich k e it, 3) Inh al te . Je de die se r Gruppe n re k rutie rte be w usst fortge sch ritte ne Studie re nde - al so „Fach k räfte “: Psych ol oge n und PR - Studie re nde für die Pre sse und W ah l - Kam pagne , Pol itol oge n für die Program m atik und die strate gisch e Pl anung, Statistik e r für die Um frage n und Eval uie rung de r Arbe it. Z ude m inte grie rte n die Unte rgruppe n das Fach w isse n de r Unive rsität Le ipzig und de s Institute s für H och sch ul forsch ung in W itte nbe rg und form ul ie rte n ih re Forde runge n ge ge nübe r de r SPD ge m äß de m ak tue l l e n Stand de r Forsch ung. H ie rarch isch h ie ß, je de die se r Gruppe n w urde von e ine m Expe rte n ge l e ite t. Die Gruppe die se r Le ite nde n k oordinie rte die Arbe it de r Gruppe insge sam t und re k rutie rte ne ue M itgl ie de r. Pe rsönl ich e Kontak te zur SPD w are n zur Arbe its- je doch nich t zur Entsch e ide r- Ebe ne vorh ande n, l e tzte re ste l l te die Ne tzw e rk Gruppe abe r sch ne l l übe r die Juso- H och sch ul gruppe und das Al um ni- Ne tzw e rk h e r. Auf G50- Einl adung fand sich e in M itarbe ite r de s Frak tionsvorsitze nde n e in und se riös auftre te nde „G50e r“ präse ntie rte n profe ssione l ldas Ange bot an die SPD. Um die W ah rne h m ung de r Gruppe zu ve rstärk e n („Z ie l : Om nipräse nz“) k ontak tie rte die Ne tzw e rk Gruppe paral l e lAbge ordne te und Bürge rbüros sow ie M itarbe ite r de r Frak tion. Übe r Al um ni- Kontak te unte r de n M itarbe ite rn k onnte die W irk ung de r Ak tivitäte n e val uie rt und k orrigie rt w e rde n. Die Gruppe Pre sse be e infl usste die öffe ntl ich e M e inung m it be k annte n M itte l n stude ntisch e r Ak tione n: Die G50 be w e gte Studie re nde dazu, ih re n W oh nsitz nach Sach se n zu ve rl e ge n, um h ie r SPD zu w äh l e n, be se tzte Bibl ioth e k e n, l ud Pol itik e r in die Uni e in und instal l ie rte e ine W ah l uh r: „Noch X-Tage bis zur Abw ah l de r Lande sre gie rung“. Die Ak tione n be gl e ite te die Pre sse gruppe m it e ine r ge zie l te n Pre sse ansprach e und be w arb so das h och sch ul pol itisch e Program m de r G50. Be gl e ite nd be fragte die G50 Studie re nde . Pre sse artik e lund Um frage n be l e gte n ge ge nübe r de r SPD de n e rfol gre ich e n G50W ah l k am pf.


ne t. Übe rrasch e nde Ve rh andl ungsange bote l e h nte n sie ab –aus Pe rsonal - und M otivationsm ange l . Die G50 se tzte darauf, ih re M itstre ite r w e de r inh al tl ich noch ze itl ich zu übe rforde rn. Kontinuie rl ich arbe ite te vor al l e m e ine k l e ine Ke rngruppe . Die se Ke rngruppe de l e gie rte Te il - Proje k te an Spe zial iste n und e ntl ie ß die se nach Proje k tabsch l uss w ie de r. Die se Spe zial iste n pl ante n ih re G50- Z e it und sch l osse n Proje k te m it Erfol g ab, oh ne ausge pow e rt zu se in. Auch in de r Ke rngruppe w ar die Arbe it pl anbar - das re ge l te n die ze itl ich be gre nzte n Proje k tph ase n.

K on tin uie rl ich e r Lobbyism us Die G50 e xistie rte von Januar 2004 bis zu de n Koal itionsve rh andl unge n Ende Nove m be r 2004. Übe r die se n Z e itraum , w e it übe r das Ende de r Studie re nde nprote ste h inaus, ve rfol gte die Gruppe ih r Z ie lund arbe ite te k ontinuie rl ich ih re n Proje k t- Ph ase npl an ab.

So re agie rte n die G50e r in k ritisch e n M om e nte n m otivie rt. Z um Be ispie lal s sie adh oc am W ah l abe nd die Lage de r SPD in Koal itionsve rh andl unge n anal ysie rte n, um auf die se r Basis die Einl ösung de r SPD-Ve rspre ch e n zu forde rn.

De r Ph ase npl an e rm ögl ich te e ine nach h al tige R e ssource npl anung, m ach te das Großproje k t um se tzbar und m itte l s Pl an k ontrol l ie rte n die G50e r ih re Erfol ge . Er sah vie r Ph ase n vor: H och sch ul pol itisch e s Konze pt (Ph ase I;Januar- M ärz), Ve rh ande l n m it de r SPD (Ph ase II; M ärz - M ai), W ah l k am pf (Ph ase III) und Koal itionsve rh andl unge n (Ph ase IV). Sobal d die Gruppe e ine s de r Etappe nzie l e e rre ich te , m otivie rte sie das von Ne ue m : Al s die Gruppe die „Forde runge n im W ah l program m = H och sch ul pol itisch e s Konze pt“ unte rge brach t h atte , l öste das Ph ase III aus und al s am W ah l abe nd die M e h rh e it k ippte und die Koal ition „SPD- CDU“ l aute te , starte te Ph ase IV „Koal itionsve rh andl unge n übe rw ach e n“. Be m e rk e nsw e rt w ar die h oh e pe rsone l l e Kontinuität übe r de n ge sam te n Z e itraum im Ve rgl e ich zu übl ich e n Stude nte nprote ste n. Le tzte re produzie rte n ih re e ige ne ge ringe pe rsone l l e Kontinuität: Erste ns übe rarbe ite te n sich vie l e Ak tiviste n be i R und- um - die Uh r Prote ste n. Gl e ich ze itig bl ie be n Erfol gse rl e bnisse m e ist aus. Z um Be ispie l füh rte e ine m üh e vol lorganisie rte Großde m onstration nich t unm itte l bar zu Pol itik e rfol ge n. Z w e ite ns sprange n vie l e Ak tive aufgrund ide ol ogisch e r Diffe re nze n ab. Dram atisch e Fol ge : Ak tiviste n w are n –w e nn e s e ine M ögl ich k e it zum H ande l n gab –nich t ge w app-

De r pragm atisch e , output- orie ntie rte Ansatz de r G50 ve rh inde rte e in Abspringe n aus ide ol ogisch e n Gründe n. Anh änge r unte rsch ie dl ich e r Parte ie n be te il igte n sich m it profe ssione l l e n Be iträge n. Da die Gruppe ih re Arbe it darauf fok ussie rte , die Studie nbe dingunge n m itte l s e ine s profe ssione l l en Lobbyism us zu ve rbe sse rn, ging e s auch gar nich t um parte ipol itisch e Näh e zur SPD. Die SPD w ar l e digl ich Instrum e nt „pragm atisch e r M ach tpol itik “ (G50 2004), ausge w äh l t vor al l e m al s e inzige r pote ntie l l e r Koal itionspartne r de r CDU. Die G50 nutzte strate gisch das Ge l e ge nh e itsfe nste r, das W ah l e n bie te n. H inzu k am die Situation de r SPD Sach se n, die die H andl ungsspie l räum e de r G50 ve rstärk te – dre i M onate vor de r W ah lw e ch se l te die Parte i de n Vorsitze nde n, e in h och sch ul pol itisch e s Program m fe h l te ih r. Die G50 nutzte e rfol gre ich das vorh ande ne Inh al ts- und M ach tVak uum für ih re pragm atisch e M ach tpol itik . Die s sow ie de r k ontinuie rl ich e profe ssione l l e Lobbyism us und die Ste ue rung durch e ine n Ph ase npl an e rk l äre n de n Erfol g de r G50. A R NE SCH ILD BER G

Lite ratur w w w .sojus- onl ine .de /m agazin/arch iv/SOJUS17.PDF, dow nl oad am 18/08/2009 . G50 (2004): „Übung. Pol itisie rung stude ntisch e r Forde runge n“, unve röffe ntl ich te s Aufgabe npapie r, Le ipzig 2004. h ttp://w w w .spie ge l .de /unispie ge l /studium /0,1518,326374,00.h tm l , dow nl oad am 18/08/2009 SPD Sach se n (2008): Le itantrag zum Orde ntl ich e n Parte itag de r SPD am 15/16 Nove m be r 2008 in Burgstädt.

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In de r Koal itionsve re inbarung vom Nove m be r 2004 h abe n CDU und SPD e ine Nove l l ie rung de s Säch sisch e n H och sch ul ge se tze s (Säch sH G od. Säch sH SG) ve re inbart. Dort h e ißt e s:

R e k tor Prof. Dr. Franz H äuse r zum R ück tritt auf, da e r Inform atione n ge ge nübe r se ine r H och sch ul e vore nth al te n h atte und das Eck punk te papie r von W isse nsch aftsm iniste rin Ludw ig unte rstützte .3 In de n k om m e nde n M onate n e rarbe ite te n die Studie re nde nve rtre te rInne n e rste Kom m e ntare zum nunm e h r vorl ie ge nde n Te xte ntw urf e ine s ne ue n H och sch ul ge se tze s. De r Entw urf vom De ze m be r 2005 w urde im Lande sspre ch e rInne nR at (LSR ) de r Konfe re nz Säch sisch e r Studie re nde nsch afte n (KSS) e rörte rt. Unte r ande re m übe r de n dam al ige n Spre ch e r de r KSS, R obe rt Bisk op, w urde de r Kontak t zum Säch sisch e n Staatsm iniste rium für W isse nsch aft und Kunst (SM W K) sow ie zur SPDLandtagsfrak tion ge h al te n. Das Eck punk te papie r sow ie die e rste n be k annte n Te xte ntw ürfe w urde n w e ite rh in von Ge w e rk sch afte n und Oppositionsfrak tione n im Säch sisch e n Landtag k om m e ntie rt4. An de r Unive rsität Le ipzig fande n ne be n de r Vol l ve rsam ml ung de r Studie re nde n am 07.12.2005, Podie n und Disk ussione n –auch in de n Fak ul tätsräte n sow ie im Se nat – statt. R e sul tat w are n Ste l l ungnah m e n de r 14 Fak ul täte n und de s Ak ade m isch e n Se nats 5 sow ie die Einbe rufung e ine s Sonde rk onzil s am 24.01. 2006 m it m e h r al s 1000 stude ntisch e n Unte rsch rifte n, w e l ch e h ie rfür notw e ndig w are n. W äh re nd de s Sonde rk onzil s w urde n „10 Th e se n für e in be sse re s säch sisch e s H och sch ul ge se tz“6 be rate n und zur Abstim m ung ge ste l l t. Die se Th e se n w urde n nach l ange r Disk ussion ‚k ritisch und zustim m e nd zur Ke nntnis ge nom m e n’.

„Sie [d ie K oal ition spartn e r] w e rd e n d as Säch sisch e H och sch ul ge se tz n ove l l ie re n m it d e m Z ie l d e r En tbürok ratisie run g un d d e s Abbaus l an d e sse itige r Vorgabe n be i gl e ich ze itige r Stärk un g d e s Se l bstve rw al tun gsre ch ts d e r H och sch ul e n . D ie Le itun gsstruk ture n d e r H och sch ul e n sol l e n d urch Ve re in fach un g ih re r Gre m ie n struk ture n ge stärk tw e rd e n .“1

Vor die se m H inte rgrund w urde unte r W isse nsch aftsm iniste rin Barbara Ludw ig (SPD) e in l angjäh rige r Proze ss initiie rt. Aus h e utige r Sich t m uss m an davon ausge h e n, dass be re its e rste Eck punk te unte r de m vorm al ige n CDU- M iniste r M atth ias R ößl e r e rarbe ite t w urde n. Auf die se n aufbaue nd disk utie rte Ludw ig im Som m e r 2005 ih re Eck punk te m it e ine r Arbe itsgruppe de r Lande sh och sch ul k onfe re nz (LH K). Z ude m w urde das für se ine ne ol ibe ral e Pol itik be k annte Ce ntrum für H och sch ul e ntw ick l ung (CH E) zur Be ratung h e range zoge n.

„M il brad tm ach te im m e r w ie d e r d e utl ich , d ass e r e in e n m ark tw irtsch aftl ich orie n tie rte n Stan d pun k tve rfol gte “ Das Eck punk te papie r2 m uss al s Auftak t de s öffe ntl ich e n Disk ussionsproze sse s ange se h e n w e rde n. Es offe nbarte zum e rste n M alde n Pl an zum Top- Dow n- M anage m e nt an säch sisch e n H och sch ul e n. Inte ndie rt w are n e ine Stärk ung de s R e k torats, die Im pl ee ntie rung e ine s prim är e xte rn be se tzte n H och sch ul rate s sow ie die Sch w äch ung de r de m ok ratisch e n M itw irk ungsre ch te de r e inze l ne n H och sch ul m itgl ie de r bzw . - gruppe n, be ispie l sw e ise durch die Absch affung de s Konzil s ode r die Sch w äch ung de s Ak ade m isch e n Se nats. Die se s Eck punk te papie r w urde am 15.11.2005 auf de r Sitzung de s Konzil s de r Unive rsität Le ipzig durch h och sch ul pol itisch e ngagie rte Studie re nde ve röffe ntl ich t. In de n k om m e nde n Tage n und W och e n e ntw ick e l te sich e in Disk ussionsproze ss, de r w äh re nd de s ge sam te n Nove l l ie rungsproze sse s am H och sch ul standort Le ipzig e inm al ig w ar. Am 29 .11.2005 forde rte de r Stude ntInne nR at de r Unive rsität Le ipzig

In de n k om m e nde n M onate n gab e s fortw äh re nde Ge spräch e zw isch e n Ve rtre te rInne n de r KSS und de s SM W K. Al s stude ntisch e s Z ie lw urde im m e r w ie de r e ine Nove l l ie rung de s H och sch ul ge se tze s im Sinne e ine r stark e n stude ntisch e n M itw irk ung e rkl ärt. Be gl e ite t w urde n die Disk ussione n von de r Forde rung nach e ine m ge büh re nfre ie n Studium , w e l ch e s nich t nur de n e rste n be rufsq ual ifizie re nde n Absch l uss – de n Bach e l or – um fasse n sol l te . Insbe sonde re de r dam al ige M iniste rpräside nt, Prof. Dr. Ge org M il bradt (CDU), m ach te im m e r w ie de r de utl ich , dass e r e ine n m ark tw irtsch aftl ich orie ntie rte n h och sch ul pol itisch e n Stand-

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punk t ve rfol gte . Unte rde sse n ve rabsch ie de te sich Ludw ig in de n W ah l k am pf um das Am t de r Obe rbürge rm e iste rin in Ch e m nitz und l ie ß am 02. 05. 2006 ve rl autbare n, dass die Vorarbe ite n für e ine Ge se tze snove l l e abge sch l osse n se ie n und Be ratunge n de r Koal itionsfrak tione n l aufe n 7. M it de r Am tse infüh rung von Dr. Eva- M aria Stange (SPD) al s ne ue W isse nsch aftsm iniste rin am 13. 09 . 2006 ve rbande n die Studie re nde nve rtre te rInne n die H offnung auf e ine n Ne uanfang und Pol itik w e ch se lim Nove l l ie rungsproze ss. Die KSS form ul ie rte abe rm al s e ine n Forde rungsk atal og8, de r im M iniste rium disk utie rt w urde . Erst im M ärz 2007 präse ntie rte Stange e ine n Arbe itse ntw urf9 , w e l ch e r je doch nich t de n Erw artunge n de r Studie re nde nve rtre te rInne n e ntsprach , da de m ok ratisch e M itw irk ungse l e m e nte fe h l te n, die Ök onom isie rung de r H och sch ul e pe r Ge se tz fe stge sch rie be n w urde und e ine sch w am m ige Studie nge büh re nk l ause l e nth al te n w ar. Ein l e ich t ge ände rte r Entw urf fol gte im M ai 2007. Inzw isch e n w ar das H och sch ul ge se tz Ge ge nstand e ine r ak tue l l e n Stunde im Säch sisch e n Landtag. Unte r de m M otto „Die Unfäh igk e it de r CDU/SPD- Koal ition e in m ode rne s H och sch ul ge se tz für Sach se n vorzul ege n“, de battie rte n die Abge ordne te n am 11.05.2007 zur ak tue l l e n Situation 10. Z u die se m Z e itpunk t stande n die Eck pfe il e r fe st, al l e rdings stritt die Koal ition nach w ie vor h e ftig um die Übe rtragung de r Die nsth e rre ne ige nsch afte n 11.

06.07.2007 zu e ine r e rne ute n Z usam m e nk unft zw isch e n M iniste rin Stange und Ve rtre te rInne n de r KSS, das Ve rh äl tnis w ar je doch ange spannt und m usste inzw isch e n al s abge k üh l t be ze ich ne t w e rde n 12. Am Ende de s M onats präse ntie rte Stange dann ih re Eck punk te für e in soge nannte s m ode rne s H och sch ul ge se tz. Die se äh ne l te n aus stude ntisch e r Sich t und nach e ine m zw e ijäh rige n Disk ussionsproze ss nach w ie vor zu se h r de m e rste n Eck punk te papie r, w e l ch e s unte r Ludw ig e ntstande n w ar. Übe r die vorl e sungsfre ie Z e it h inw e g be ganne n die Pl anunge n e ine s sach se nw e ite n Ak tionstage s sow ie e ine r Großde m onstration in Dre sde n. Die Koal ition e rk l ärte nach w ie vor, dass e s de r pol itisch e W il l e se i, das ne ue H och sch ul ge se tz zum 01.01.2008 in Kraft tre te n zu l asse n und ggf. auch e in ve rk ürzte s Anh örungsve rfah re n zu initiie re n. Dass die Disk ussione n inne rh al b de r Koal ition nich t im m e r h arm onisch ve rl ie fe n, be ze ugt u. a. de r R ück tritt de s dam al ige n SPD- Frak tionsvorsitze nde n Prof. Dr. Corne l ius W e iss 13. Am 14.11.2007 fande n an de n säch sisch e n H och sch ul standorte n ve rsch ie de nartige Prote ste und Ak tione n statt und rück te n som it die stude ntisch e n Forde runge n an e in w ah re s m ode rne s H och sch ul ge se tz in de n M itte l punk t de r Ause inande rse tzung14. De r Ak tionstag w ar e be nso al s Auftak t für die l ande sw e ite M obil isie rung zur De m onstration am 13.12.2007 in Dre sde n zu se h e n. De m ge m e insam e n Aufruf15 von KSS, ve r.di (Sach se n, Sach se n-Anh al t, Th üringe n) GEW Lande sve rband Sach se n und de r Lande sve rtre tung Ak ade m isch e r M itte l bau in Sach se n (LAM S) unte r de m M otto: „Je tzt sch l ägt’s dre ize h n! Für e in ge büh re nfre ie s Studium m it De m ok ratie und M itbe stim m ung.“ fol gte n 10.000 Te il ne h m e rInne n und ve rl ie h e n ih re m W il l e n Ausdruck . Inde s disk utie rte de r Landtag abe rm al s zum Th e m a „H och sch ul re form offe n und de m ok ratisch ge stal te n – Säch sisch e s H och sch ul ge se tz ge m e insam m it de n Studie re nde n und Be sch äftigte n w e ite re ntw ick e l n“16. Z u die se m Z e itpunk t w ar abse h bar, dass e s k e ine größe re n Ände runge n am Koal itionse ntw urf m e h r ge be n und in de n k om m e nde n M onate n sow oh l e ine auße rparl am e ntarisch e al s auch parl am e ntarisch e Anh örung k om m e n w ürde . Nunm e h r w ar al s Z e itpunk t für e ine n Be sch l uss de s Ge se tze s die Sitzung de s Landtage s vor de r Som m e rpause ode r die dire k t nach die se r im Ge spräch . Auch e ine Sonde rsitzung w urde in

Ge rin ge Fortsch ritte Im Jul i starte te die KSS ih re Kam pagne „Sie ve rl asse n de n de m ok ratisch e n Se k tor“. Die Pl ak atak tion w urde sach se nw e it durch ge füh rt und durch e ine Prote stak tion auf de n El bw ie se n auch de n Parl am e ntarie rInne n näh e r ge brach t. Z w ar k am e s be re its am

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Erw ägung ge zoge n, dam it de r anvisie rte Z e itpl an e inge h al te n w e rde n k önnte .

Karl M annsfe l d al s h och sch ul pol itisch e r Spre ch e r auf. In die se r ne ue n Pe rsonal k onste l l ation w ar e s nach de r öffe ntl ich e n Anh örung20 am 04.09 .2008 m ögl ich e inige Kursk orre k ture n am vorl ie ge nde n Ge se tze se ntw urf vorzune h m e n. Die Anh örung im W isse nsch aftsaussch uss ze igte de utl ich , dass die M e h rzah lde r Expe rtInne n Korre k ture n im Be re ich de r Gre m ie nstruk tur und M itbe stim m ungsre ch te forde rte , abe r auch ne ue Im pul se in Le h re und Studium sow ie de r Qual itätssich e rung e rforde rl ich sch ie ne n. Um de n stude ntisch e n Forde runge n abe rm al s und l e tztm al ig Nach druck zu ve rl e ih e n, rie f die KSS für de n 12.11.2008, al so k urz vor de r final e n Be ratung, zu e ine r De m onstration unte r de m M otto „Je tzt ge h t’s um die W urst! Für e in be sse re s H och sch ul ge se tz!“21 auf. Übe r 6.000 De m onstrantInne n forde rte n abe rm al s Ände runge n am H och sch ul ge se tz. Ursprüngl ich sol l te n die Be ratunge n noch vor de r De m onstration abge sch l osse n se in, so dass sich die KSS in e ine m Offe ne n Brie f22 an de n Landtag w andte , doch die 2. und 3. Le sung im Säch sisch e n Landtag w urde von k l e ine re n Panne n sow ie Ge sch äftsordnungsanträge n be gl e ite t. Le tzte ndl ich k am e s e rst am Fre itag, de m 14.11.2008, zur Endabstim m ung. Das Ge se tz passie rte de n Landtag m it de n Stim m e n de r Koal itionsfrak tione n. Das ne ue H och sch ul ge se tz, k onnte som it zum 01.01.2009 in Kraft tre te n.

Ein e stil l e Ve rabsch ie d un g Am 29 . 01. 2008 w urde de r e rste R e fe re nte ne ntw urf de r Staatsre gie rung ve röffe ntl ich t17 und de n be te il igte n Institutione n (KSS, Lande sh och sch ul k onfe re nz, Ge w e rk sch afte n, Stude nte nw e rk e e tc.) zur Ste l l ungnah m e bis zum 10.03.2008 übe rge be n. Im Juni 2008 m ach te das Kabine tt de n W e g e ndgül tig fre i und übe rw ie s e ine n Ge se tze ntw urf an de n Säch sisch e n Landtag. De r Landtag be fasste sich in e rste r Le sung am 09 .07.2008 m it de m R e gie rungse ntw urf18 und übe rw ie s ih n zur Be ratung in die zuständige n Aussch üsse .

In de n e rste n se ch s M onate s de s Jah re s 2009 h at e s be re its zw e i k l e ine re Nove l l ie runge n de s Ge se tze s ge ge be n, die zum e ine n auf Fe h l e r im Ge se tz und zum ande re n auf Ände runge n de s Be am te nge se tze s zurück zufüh re n sind. Die be ide n Koal itionsfrak tione n h abe n zude m ane rk annt, dass e s w e ite re n R e form be darf gibt und e inige Kursk orre k ture n notw e ndig e rsch e ine n. Es ist al so m it e ine r w e ite re n Nove l l ie rung nach de r W ah l zum 5. Säch sisch e n Landtag am 30.08.2009 zu re ch ne n.

Um abe rm al s Be w e gung in die Disk ussione n zu bringe n, füh rte n die Studie re nde n zah l re ich e Ge spräch e m it de n de m ok ratisch e n Landtagsfrak tione n und initiie rte n e ine M asse npe tition. De r „Pe tition für e in be sse re s H och sch ul ge se tz“19 fol gte n übe r 8.000 Unte rstütze rInne n. Z w isch e nze itl ich w urde Stanisl aw Til l ich (CDU) M iniste rpräside nt und form te e in ne ue s Kabine tt. De m ne ue n Kabine tt ge h örte n u. a. Prof. Dr. Ge org Unl and (e h e m al ige r R e k tor de r TU BA Fre ibe rg) al s Finanzm iniste r und Prof. Dr. R ol and W öl l e r (CDU) al s Kul tusm iniste r an. Auf Se ite n de r CDU- Frak tion trat zune h m e nd Prof. Dr.

GER ALD EISENBLÄTTER

Lite ratur 1 Koal itionsve rtrag zw isch e n SPD und CDU nach zul e se n unte r: h ttp://w w w .m e die nse rvice .sach se n.de /m e die n/ asse ts/dow nl oad/119 04, [23.08.2009 ] . 2 h ttp://w w w .ge w .de /Binarie s/Binary13276/e ck Nove l l e SH G.pdf, 23.08.2009 . 3 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /stura- cm s/fil e adm in/stura/re fe rate /roe f/Pre sse m itte il unge n/PM _2005/PM _14_2005 _30.11_R e k rorrue ck tritt.pdf, 23.08.2009 . 4 vgl . h ttp://w w w .uni- l e ipzig.de /~ se nat/s_h g.h tm lPunk t: „W e ite re Ste l l ungnah m e n“, 23.08.2009 . 5 h ttp://w w w .uni- l e ipzig.de /~ se nat/s_h g.h tm l , 23.08.2009 . 6 h ttp://w w w .uni- l e ipzig.de /~ se nat/sae ch sh g/2006_01_05_10Th e se n.pdf, 23.08.2009 . 7 h ttp://w w w .m e die nse rvice .sach se n.de /m e die n/ne w s/19 778, 23.08.2009 . 8 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/k ss_position_sae ch sh g.pdf, 23.08.2009 . 9 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/Sae ch sH G/Date ie n_SM W K/2007_03_09 _- _Entw urf.pdf;

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h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/inde x.ph p? id=160, 23.08.2009 . 10 h ttp://w w w .l andtag.sach se n.de /dok um e nte /sitzungsk al e nde r/2007/pp20070511.pdf, S. 6- 20, 23.08.2009 . 11 h ttp://w w w .uni- l e ipzig.de /~ prh sb/info.h tm # prote st, 23.08.2009 . 12 h ttp://w w w .m e die nse rvice .sach se n.de /m e die n/ne w s/26804, 23.08.2009 . 13 h ttp://w w w .sz- onl ine .de /nach rich te n/artik e l .asp? id=16039 22& ne w sfe e d=rss, 23.08.2009 . 14 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/inde x.ph p? id=156, 23.08.2009 . 15 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/Sae ch sH G/2007_10_26_Forde rungspapie r_Sae ch sH G.pdf, 23.08.2009 . 16 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/dow nl oads/De m o_1207/Antrag_Landtag_von_de n_ Frak tione n_Die _Link e _und_Grue ne .pdf, 23.08.2009 . 17 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/inde x.ph p? id=187, 23.08.2009 . 18 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/Sae ch sH G/Date ie n_SM W K/4_Drs_12712_1_1_124_Sae ch s H SG.pdf, 23.08.2009 . 19 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/Sae ch sH G/Date ie n_Pe tition/20080511_Pe tition_Unte r sch rifte nl iste .pdf, 23.08.2009 . 20 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/Sae ch sH G/Anh oe rung/2008_09 _04__Aussch ussprotok ol l .pdf, 23.08.2009 . 21 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/dow nl oads/De m o_1108/2008_09 _30__De m oaufruf_12112008.pdf, 23.08.2009 . 22 h ttp://w w w .stura.uni- l e ipzig.de /k ss- cm s/fil e adm in/k ss/pre sse m itte il unge n/2008/Offe ne r_Brie f_an_die _ Abge ordne te n_de s_Sae ch sisch e n_Landtage s.pdf, 23.08.2009 .

Ph ase de r Vorbe re itung und Einfüh rung bl e nde n l asse n von ne tte n W orte n und Euph e m ism e n sow ie Ve rspre ch e n be zügl ich de s Inh al te s und de r Ch ance n die se r R e form , oh ne zu e rk e nne n, dass in de r R e ge l nich t be absich tigt w ar, die se Ve rspre ch e n auch e inzuh al te n.

Prol og: Al s Gre gor Sam sa e in e s M orge n s aus un ruh ige n Träum e n e rw ach te , fan d e r sich in se in e m Be tt zu e in e m un ge h e ue re n Un ge zie fe r ve rw an d e l t. Er l ag auf se in e m pan ze rartig h arte n R ück e n un d sah , w e n n e r d e n K opf e in w e n ig h ob, se in e n ge w öl bte n , braun e n , von boge n förm ige n Ve rste ifun ge n ge te il te n Bauch , auf d e sse n H öh e sich d ie Be ttd e ck e , zum gän zl ich e n Nie d e rgl e ite n be re it, k aum n och e rh al te n k on n te . Fran z K afk a: D ie Ve rw an d l un g

Ich m öch te ge ste h e n. Ich m öch te , w e nn sch on nich t m e in Ge w isse n be ruh ige n, so doch w e nigste n Z e ugnis abl e ge n übe r fast ach t Jah re stude ntisch e und ak ade m isch e Se l bstve rw al tung inne rh al b de r Unive rsität Le ipzig. Ich k ann zw ar nur übe r e ine n kl e ine n Aussch nitt und de sse n subje k tive s Erl e be n be rich te n, w e l ch e s die Abgründe und Untie fe n de r ak ade m isch e n Se l bstve rw al tung be trifft. Abe r die se r ste h t vie l l e ich t e xe m pl arisch für das Dil e m m a de s stude ntisch e n Ve rtre te rs in unive rsitäre n Gre m ie n.

In Gre m ie n h abe ich (w ie die m e iste n ande re n Studie re nde nve rtre te r) ve rsuch t, die kl e ine n Probl e m e de r Um se tzung de s Syste m s abzum il de rn, oh ne das ganze Syste m in Frage zu ste l l e n. Ge tre u de m M otto „Die Ide e ist gut, nur die Um se tzung ist sch l e ch t“ h abe ich ve rsuch t, die R e form zu be gl e ite n und in ih re r Um se tzung zu ve rbe sse rn, abe r die ge ne re l l e Ide e e ine r notw e ndige n R e form vie l zu se l te n in Frage ge ste l l t. Ich h abe M odul arisie rung und Ve rsch ul ung, Ak k re ditie rung und Z e itfe nste r, W ork l oad und Prüfungsl e istunge n h inge nom m e n, oh ne zu Ich m öch te davon be rich te n, dass ich Te il h inte rfrage n, w e r von e ine r Einfüh rung die e ine s große n Be truge s w ar, de r die Unive rse r w irk l ich profitie rt (de r ode r die Studie sität Le ipzig ge troffe n h at und an de sse n re nde ist e s trotz de s Sch l agw orte s „Ve rbe sUm se tzung ich an ve rsch ie de ne n Ste l l e n unse rung de r Studie rbark e it“ je de nfal l s nich t) te rsch ie dl ich ak tiv be te il igt w ar. De r Be trug, und ob e s nich t ge ne re l l e Al te rnative n gibt. de n ich m e ine , ne nnt sich „Bol ogna- R e form “. Se in Inh al t ist die Einfüh rung de r so „H il fre ich “ h ie rbe i w ar e ine Gruppe von ge nannte n ge stufte n und m odul arisie rte n M itgl ie de rn de r Unive rsität Le ipzig, die im Studie ngänge . Al s M itgl ie d von Gre m ie n und R e ge l fal l w e nig ak ade m isch e M e rite n ve rAussch üsse n h abe ich m ich w äh re nd de r die nt h atte n und sich m it die se r R e form ih r

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ak ade m isch e s „Le be nsw e rk “ sch affe n w ol l te n. W e nn sch on k e in O pus M agn um , dann w e nigste ns e in M agn um m al e ficium . Die se Gruppe ze ich ne te sich für e ine R e form ve rantw ortl ich , de re n Profite ure e inde utig nich t die Studie re nde n w are n und de re n Erge bnisse ganz sich e r nich t de m Ve rsproch e ne n e ntspre ch e n. „H il fre ich “ be i de r Um se tzung und Durch füh rung de r R e form e n w are n ve rsch ie de ne Strate gie n, die de r Vol l ständigk e it h al be r ge nannt w e rde n sol l e n:

Unte rstütze nd w irk t h ie rbe i die Trägh e it zah l re ich e r Gre m ie nm itgl ie de r, für die die M itgl ie dsch aft in Gre m ie n e h e r de m Ausruh e n von h arte r Forsch ung für das O pus M agn um (de re n „Sich tbark e it“ sich abe r im Nirge ndw o ve rl ie rt) die nt, al s de m tatsäch l ich e n Engage m e nt (und se i die s nur für die e ige ne Pe e r- Group). Auch h ie r w ar e in Ve rw e is auf die im m e r w ie de rk e h re nde Argum e ntationsfigur „Z e itdruck “ oh ne Fol ge n (auch für e ine n se l bst) und die Frage nach Al te rnative n ste l l te sich se l te n, de nn:

1. „D ie s ste h tso im Ge se tz/Ve rord n un g XY /Vorsch rift123. Es gibtd azu e in Urte il .“ Die se r Satz ist das Erste , w as m an al s Studie re nde nve rtre te r h ört, w e nn m an e ine Be sch l ussvorl age zu Ge sich t be k om m t. Die „Droh ung“ m it de m Ge se tz w irk t W unde r, de nn sie m ach t aus k l ar de nk e nde n M e nsch e n (ge nannt Ak ade m ik e r) w il l e nl ose Le m m inge , die de m m it de m Ge se tz Droh e nde n fol ge n, auch w e nn zuvor je gl ich e s Bauch ge füh ldage ge n sprach . Das dann e in Bl ick ins Ge se tz e ine s Be sse re n be l e h rt h ätte ode r die Such e nach de m ve rm e intl ich e n Urte ilins Le e re ge füh rt h ätte und m an gl e ich ze itig ste ts se l bst w usste , dass in w e ite n Te il en de r Unive rsitätsl e itung „Ge se tze sautiste n“ am W e rk w are n, sorgte l e ide r nich t dafür, dass m an das e ige ne Ge h irn e inge sch al te t h at. M an gl aubte bl ind ve rm e intl ich e n Autoritäte n und de re n Inte rpre tation, w ie w oh l m an ge rade al s Studie re nde nve rtre te r die se vie l m e h r h ätte in Frage ste l l e n m üsse n.

2. „W ir m üsse n d as h e ute be sch l ie ße n , son st e n tge h e n un s Förd e rge l d e r/son stve rstoße n w ir ge ge n d as Ge se tz.“ Z e itdruck w irk t w ah re W unde r, w e nn m an e tw as Unpopul äre s be sch l ie ße n m uss. Ve rstärk t w ird die se r dadurch , dass m an de n Ve rw e is auf Z e itdruck m it e ine r Tisch vorl age k om binie rt, die de m Be sch l uss fasse nde n Gre m ium m ögl ich st e rst zw e i M inute n vor de m zu fasse nde n Be sch l uss vorl ie gt. W e nn m an dann noch de n e rgänze nde n H inw e is e inpfl e gt, dass die e ntspre ch e nde Disk ussion ja sch on vor zw e i Jah re n ge füh rt w urde und die Kritik e r de s zu fasse nde n Be sch l usse s da w oh lge sch l afe n h ätte n (ode r noch nich t anw e se nd w are n), ist die Z ustim m ung ge sich e rt, w e ilKritik ve runm ögl ich t w ird. De r e ntspre ch e nde Disk ussionspunk t finde t sich h äufig „l e ide r“ be i späte re r Nach frage nich t m e h r in al te n Protok ol l e n.

3. „Es gibtk e in e Al te rn ative , w e r n ich t m itm ach tw ird in zw e i/d re i/fün f Jah re n al s Ve rl ie re r d aste h e n .“ Auch w e nn das „Ve rl ie re rse in“ h öch st unte rsch ie dl ich de finie rt w ar bzw . ist (Forsch ungsförde rung/CH E- R ank ing/k e ine Ak k re ditie rung, e tc.), so ist je de nfal l s kl ar, dass nie m and ge rne Ve rl ie re r (ode r durch se in Abstim m ungsve rh al te n für das „Ve rl ie re rse in“ ve rantw ortl ich ) se in m öch te . Das h e ißt, dass –se l bst w e nn e ine Abstim m ungsal te rnative m ögl ich e rsch ie n – die se m e ist m it so h oh e n tatsäch l ich e n ode r ve rm e intl ich e n Koste n ve rbunde n w urde , dass sie l e tzte ndl ich doch k e ine Al te rnative w ar. Ob abe r –um e in Be ispie lzu ne nne n –e ine Ve rw e ige rung de s Ak k re ditie rungsdruck e s tatsäch l ich m it „Koste n“ ve rbunde n ge w e se n w äre , w urde auch von e ine m se l bst nur se l te n h inte rfragt. Tatsäch l ich h ätte n die be i e ine r Ve rw e ige rung e inge sparte n Ge l de r für Ak k re ditie rung ode r sinnl ose Te il nah m e n an Exze l l e nzanträge n be sse r in die Le h re ge ste ck t w e rde n k önne n und die s auch nach Auße n k om m unizie rt w e rde n k önne n. Und dass die ge m ach te n düste re n Z uk unftssze narie n be i e ine r Ve rw e ige rung tatsäch l ich e n e intre te n w ürde n, k ann zum inde st auch be zw e ife l t w e rde n.

4. „W ir k ön n e n n ich ts d afür, d aran istd ie Ve rw al tun g/Lan d e sre gie run g/Bun d e sre gie r un g/d ie H IS - Gm bH od e r auch : d e r Am tsvorgän ge r Sch ul d .“ Um e ine R e form die se n Um fange s durch zuse tze n und dabe i optim al zu gl änze n (das Le be nsw e rk w il lge sich e rt se in!), ist e s e rforde rl ich , nur die e ige ne n Erfol ge zu fe ie rn, je gl ich e Ve rantw ortung für e ige ne s Ve rsage n

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m ögl ich st w e it von sich zu w e ise n und e rgänze nd noch auf die e ige ne H andl ungsoh nm äch tigk e it h inzuw e ise n. W e r nur die k l e ine n Brötch e n ode r Sandw ich e s back t, ist w e nige r angre ifbar. Für M isse rfol ge sind im m e r die ve rantw ortl ich , die ge rade nich t im R aum sind. Es k om m t de r m e nsch l ich e n Ne igung e ntge ge n, Sünde nböck e zu be ne nne n und die se m ögl ich st (unge fragt) auf e ine m Sch e ite rh aufe n zu ve rbre nne n. Z ugl e ich sorgt die s dafür, dass m an sich se l bst nich t ve rantw ortl ich ze ige n m uss, w e nn e rste Kritik aufk om m t. Sch l im m ste nfal l s w ird m an doch abge w äh l t und tritt dre i Jah re späte r zur W ie de rw ah l an. Im W ah l k am pf k ann m an dann al l e M isse rfol ge darauf sch ie be n, dass m an abge w äh l t w urde und de sh al b nich t die R e form so k onse q ue nt um se tze n k onnte , w ie m an das e ige ntl ich ge pl ant h atte .

5. Sch l usse n d l ich : Ne be l k e rze n zün d e n W e nn m an die be te il igte n Ak te ure übe r die e ige ne n Absich te n m ögl ich st l ange im Unk l are n l asse n w il l , sol l te m an am be ste n nich t die e ige ne n Vorh abe n ve rste ck e n (Ge h e im nisse l asse n sich nur sch w e r ve rbe rge n), sonde rn die se ganz offe n präse ntie re n. Al l e rdings sol l te das e ige ne Vorh abe n e inge h ül l t se in in e ine m ögl ich st um fangre ich e Batte rie von Ne be l k e rze n offe nsich tl ich e r (Pse udo- )Probl e m e . Die m e iste n M itgl ie de r de s be sch l ussfasse nde n Gre m ium s stürze n sich ge nüssl ich auf die sch e inbar offe nsich tl ich e n Probl e m e und fre ue n sich die bisch übe r m inim al e Korre k ture n und Ve rbe sse runge n, die sie de m Ve rursach e r und/ode r Vorl age nge be r abringe n k onnte n (die s sich e rt dann auch die W ie de rw ah lde s Gre m ie nm itgl ie de s be i de r e ige ne n Pe e rGroup!), w äh re nd die e ige ntl ich e n Probl em e und Sch w ach ste l l e n de r R e form m e ist une ntde ck t bl e ibe n. H il fre ich ist e s dabe i auch , Ge gne r in das Spie l e inzubinde n und auf de re n Probl e m e h inzuw e ise n (sie h e auch Punk t 4.), um von e ige ne n abzul e nk e n. Sol ange be ispie l sw e ise die Ve rtre te r de r Studie re nde nsch aft sich darübe r e rre ge n k önne n, dass die Ve rw al tungssoftw are X nich t funk tionie rt, k önne n in de r Studie nordnung sch ne l le in paar Kl e inigk e ite n ge ände rt w e rde n. Sol ange be ispie l sw e ise übe r fragw ürdige Tite l ve rgabe n im Se nat ge stritte n w ird,

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k ann die se r nich t die e ige ntl ich e n Probl em e de r Unive rsität disk utie re n (ode r gar e ine ganze R e form in Frage ste l l e n). De nn: Die vorh ande ne Z e itre ssource n ge rade de r Kritik e r sind be k anntl ich be gre nzt. Unte rstütze nd sol l te m an de m e ine n ode r ande re n Gre m ie nm itgl ie d Gratifik atione n ve rspre ch e n (die s k ann ganz banalin Kaffe e - k ul ture l l e r Form se in, abe r be ispie l sw e ise auch durch die Einl adung zur M itarbe it in e ige ntl ich übe rfl üssige n, abe r al s be sonde rs w ich tig de k l arie rte n Gre m ie n zur Präm ie rung von be sonde rs tol l e n R e form ide e n); die s l ässt m ögl ich e Kritik noch unw ah rsch e inl ich e r w e rde n und sich e rt zugl e ich noch m e h r Unte rstützung. De r pote ntie l l e Kritik e r füh l t sich zu se h r ge sch m e ich e l t, al s dass e r se in Ge h irn noch e inm alsinnvol lge brauch e n k önnte . Z usam m e nge fasst: Ich h abe m ich al s Studie re nde nve rtre te r be soffe n m ach e n l asse n durch das Ge füh l , m itbe stim m e n zu k önne n (übe r vie l fach e ige ntl ich Ne be nsäch l ich e s) sow ie durch gönne rh aft ge w äh rte Be te il igungsm ögl ich k e ite n, die e ine m je doch nur das Ge füh lvon M itbe stim m ung ge be n sol l te n. Die s de n Ve rantw ortl ich e n vorzuw e rfe n, ist zu e infach (w e nn auch absol ut be re ch tigt!), ge nauso m uss sich abe r de r h ie r sch re ibe nde e h e m al ige Studie re nde nve rtre te r frage n, w arum e r nich t früh e r aufge w ach t ist. W arum e r sich nur zu ge rne h at bl e nde n l asse n durch das Ge füh l , m itzube stim m e n und Ve rbe sse runge n im Kl e ine n zu e rre ich e n, oh ne das große Ganze prinzipie l l in Frage zu ste l l e n. Die se Frage m uss aufgrund de r e ige ne n Be gre nzth e it unbe antw orte t bl e ibe n. Se i e s drum : Die vorste h e nd ge nannte n Punk te sorgte n im Erge bnis für e ine be ispie l l ose Ve rne bl ung de r Ge h irne de r m e iste n Gre m ie nm itgl ie de r, w ie e s e ige ntl ich nur nach de utl ich zu vie lKaffe e ge nuss in H inte rzim m e rn m ögl ich se in sol l te . H il fre ich w ar die re sul tie re nde ge istige Um nach tung abe r für die Um se tzung e ine r R e form , die e ine n Naturzustand H obbe ssch e r Prägung inne rh al b de r Unive rsität ge sch affe n h at. Es h e rrsch t nun Ch aos, in de m zw ar ve rm e intl ich al l e s durch das Ge se tz ge re ge l t ist (sie h e Punk t 1.), abe r auch al l e s ande rs ge h t (ge rne auch auf Koste n ande re r Ak te ure ), w e nn m an nur m it ge nug Nach druck e ine n ande re n W e g e insch l ägt.


W e r in e ine m sol ch e n Naturzustand Be h e m ot und w e r Le viath an ist, k ann zum Sch l uss nur ange de ute t w e rde n. Z uvor je doch sol ldie Frage nach ve rm e intl ich e n und tatsäch l ich e n Profite ure n de s Syste m w e ch se l s ve rfol gt w e rde n, de nn die se k l ärt vie l l e ich t auch übe r die m ögl ich e n M otive de r (h och sch ul - )pol itisch Ve rantw ortl ich e n (die die se Ve rantw ortung zu ge rne von sich w e ise n –sie h e Punk t 4.) auf: Z u frage n ist h ie r, w e r die se n inne runive rsitäre n Naturzustand w irk l ich zäh m e n k ann.

te nde n Ausw e itung de r re gul äre n Ve rw al tung e ine um fangre ich e Paral l el ve rw al tung m it Stabsste l l e n und Arbe itsgruppe n ge bil de t h at, von de re n Existe nz nur e ine M inde rh e it w irk l ich w e iß (und de re n M itarbe ite r nur dann äh nl ich e ine r Prätoriane rgarde sich tbar w e rde n, w e nn Ge fah r für de n große n Le viath an droh t). Die se Paral l el ve rw al tung m ach t abe r –re in funk tionalbe trach te t –nur e ine s: Sie ve rw al te t das Ch aos de r Studie nre form (abe r bändigt e s k e ine sw e gs – e in Erfol g de r e ige ne n Arbe it m üsste in l e tzte r Konse q ue nz die Absch affung die se r Doppe l ve rw al tung nach sich zie h e n) und ve rsuch t dabe i –te il s absich tl ich , te il s unbe absich tigt – auch unte r Z uh il fe nah m e de r Punk te 1. bis 5. (in unte rsch ie dl ich e r Kom bination) je gl ich e n Ausbruch aus de m ch aotisch e n Naturzustand zu züge l n. Eine w irk l ich e R e form de r R e form (ink l usive vorh e rige m Einge ständnis de s Sch e ite rns) ist je doch sch on aufgrund de r Eige nl ogik von Ve rw al tungsh ande l n nich t zu e rw arte n: W ürde die R e form de r R e form e rfol gre ich se in, w äre nich t nur de r Naturzustand be e nde t, sonde rn auch die ve rm e intl ich e n Bändige r de s Naturzustande s übe rfl üssig und das Le be nsw e rk de s Be h e m ot (~ de s Die nsth e rrn) l äge m ögl ich e rw e ise in Trüm m e rn…

In H obbe ssch e r Dik tion w äre e s de r Le viath an, de r m itte l s e ine s Ve rtrage s (~ Fäch e rk oope ratione n, Z ie l ve re inbarunge n ode r ganz banal : Ordnunge n) Sich e rh e it ve rsprich t und dafür die Fre ih e it von se ine n Bürge rn (~ Unive rsitätsm itgl ie de rn) nim m t. Um Sich e rh e it zu sch affe n, brauch t de r Le viath an je doch Sank tionspote ntial e ode r w e nige r be droh l ich ge sproch e n: Eine e ffizie nte Ve rw al tung, die auf Anw e isung de s Le viath ans ausfüh re n und sank tionie re n k ann. Be zoge n auf die Uni Le ipzig m üsste al so be i Um w andl ung de r ak ade m isch e n Fre ih e it in die ve rm e intl ich e Sich e rh e it de s m odul arisie rte n Studie re ns (m it stre nge m W ah l be re ich und Z e itfe nste r- R e gim e n) de r Le viath an (~ präzise r: de sse n Unive rsitätsve rw al tung) Profite ur de s Um sturze s se in. Inte re ssant ist abe r, dass sich statt de r zu ve rm u-

TO R STEN PR EU ß

Al s am 13.12.2007 übe r 8000 Studie re nde vor de m säch sisch e n Landtag ge ge n de n Abbau von de m ok ratisch e n Struk ture n an de n H och sch ul e n de m onstrie rte n, w ar nich t nur die ge ringe Z ah laufge bote ne r Ordnungsh üte r übe rrasch t: Auch die Organisatore n de s Prote ste s w are n sich tl ich e rstaunt ob de r Z ah l , w el ch e ih re n Unm ut vor de m Säch sisch e n Landtag k und tat.

ze itung „Die Z e it“ k ritisie rte unte r de m Tite l „M ach t Studium dum m ? “ (W iarda 2009 ) jüngst de n R ück gang stude ntisch e n Engage m e nts al s Sym ptom de s Bol ogna- Proze sse s. In de r FAZ be m e rk te Ge org Vobruba (2009 ) das Ausbl e ibe n stude ntisch e r Prote ste . Und die H och sch ul forsch e r aus Konstanz be l e gte n anh and von Langze itstudie n sogar de n R ück gang de s h och sch ul pol itisch e n Engage m e nts (Barge l2008, sie h e auch Artik e lin die se m H e ft).

In de n Disk ussione n de s Som m e rs 2009 sch e ine n sol ch e De m onstratione n al s e in Lich tbil d von ge ste rn zu w irk e n. Die Tage s-

Vorde rgründig sch e int sich die Krise de s

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h och sch ul pol itisch e n Engage m e nts auch in Le ipzig zu be stätige n. De r Stude ntInne nR at kl agt übe r Probl e m e , fre iw e rde nde Poste n zu be se tze n und m ah nte sch on 2006 dringe nde Struk turre form e n an. Unte r de r H and w arne n Studie re nde nve rtre te r gar vor de m sch l e ich e nde n Tod de r Se l bstve rw al tung, die sich , äh nl ich w ie in ande re n Lände rn, zu e ine r „Be spaßungsorganisation“ w ande l n k önnte ode r sch l ich t und e rgre ife nd de m Karrie re druck de r ne ue n Studie ngänge zum Opfe r fäl l t.

fol gsge sch ich te , die m ögl ich e rw e ise auch in de n näch ste n Jah re n tause nde Studie re nde vor de m Säch sisch e n Landtag ve rsam m el n k önnte - und so k onträr zu de n struk turpol itisch e n Entw ick l unge n de r Lande sre gie runge n ste h t.

Fe h l e n d e In d ik atore n für d ie K rise Krise n abe r sind vor al l e m e rst e inm alKrise n, w e il je de r darübe r sprich t. Ih re Tatsäch l ich k e it zu be w e ise n, ist m e ist w e nige r l e ich t. Z um inde st im Be zug auf die Entw ick l ung de s h och sch ul pol itisch e n Engage m e nts an de r Unive rsität Le ipzig k önne n die Z ah l e n zu de n Fach sch afts- und Konzil w ah l en se it 19 9 3 Aufsch l uss ge be n. In die se n Date n al l e rdings such t m an die Krise ve rge bl ich , vie l m e h r sch re ibe n sie , al l e n Unk e nrufe n zum Trotz, e ine Erfol gsge sch ich te . Eine Er-

such t m an h ie r ve rge be ns.

Se it Anfang de r Ne unzige r Jah re w urde die Unive rsität Le ipzig de m ok ratisch e r. Be sse r ge sagt, ih re zah l e nm äßig größte M itgl ie de rgruppe –die Studie re nde n - h at se it de r Ne uKonstitution stude ntisch e r Se l bstve rw al tung e in ste tig ste ige nde s Be w usstse in für Partizipation e ntw ick e l t. Am offe nsich tl ich ste n ve rde utl ich t die s die W ah l be te il igung be i Fach sch aftsrats- und Konzil sw ah l e n (Abb. 1). W are n 19 9 3 nur 8 % de r Studie re nde n dazu be re it, ih re Kre uze für die Fach sch aft zu se tze n, fande n 2009 fast dre im also vie l e , näm l ich 22,2 %, de n W e g an die W ah l urne n. Die W ah l be te il igung be im Konzilstie g sogar von 4 % auf 20,2 % (20081). Z w ar ist e in l e ich te r R ück gang ge ge nübe r de m Spitze nw e rt von 2005 (FSR : 23,29 %, Konzil : 22,88 %) zu e rk e nne n, doch die s ist in de r R ück sch au l e ich t zu e rk l äre n 2 und be de ute t vore rst nich t das Ende de s Aufw ärtstre nds. Eine n Indik ator für e ine Krise

Be trach te t m an die absol ute n Kandidie re nde nzah l e n, ze igt sich e in äh nl ich e s Erge bnis (Abb. 2). Konnte n sich 19 9 3 nur 137 Studie re nde zu ak tive m Engage m e nt in de r stude ntisch e n Se l bstve rw al tung durch ringe n, ste l l te n sich 16 Jah re späte r 319 Kandidie re nde zur W ah l . W ie be i de r W ah l be te il igung l ässt sich se it 2007 auch h ie r e ine l e ich t rück l äufige Te nde nz e rk e nne n, die abe r durch die noch ausste h e nde Nach w ah lde r Fach sch aft Ch e m ie und M ine ral ogie re l ativie rt w e rde n k önnte . Fe stzuh al te n bl e ibt, dass auch h ie r e ine ste tige Ste ige rung de r Be te il igung zu e rk e nne n ist, die m axim ale ine Sättigung e rre ich t h at, abe r de finitiv k e ine abne h m e nde Te nde nz ode r Krise aufze igt. Z ie h t m an noch e ine n dritte n W e rt, die Entw ick l ung de r Studie re nde nzah l e n, h e ran, ve rfe stigt sich das Bil d e ine r se it 19 9 3 ste ige nde n Be te il igung an de r H och sch ul pol itik 3. Die Im m atrik ul ationszah l e n 4 de r Unive rsität Le ipzig ze ige n auf, dass de r Ante il de r Studie re nde n, die sich für e ine n Fach sch aftsrat zur W ah lste l l e n, 2009 de r zw e ith öch ste se it 19 9 3 w ar (Abb. 3). 1,14 % de r Studie re nde n de r Unive rsität Le ipzig (und

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dam it nur 0,04 % nie drige r al s de r H öch stw e rt) ve rsuch te n offizie l l , sich h och sch ul pol itisch zu e ngagie re n. H ie rbe i bl e ibt al l e rdings die Z ah le h re nam tl ich e r, nich tk andidie re nde r Studie re nde r unbe rück sich tigt.

e s tatsäch l ich be i e ine r zuk ünftige n De m onstration w e nige r Te il ne h m e r, w e il m an e s sich nich t l e iste n m öch te , zu Gunste n de s Engage m e nts auf pote ntie l lbe sse re Note n 5 zu ve rzich te n? Eine w e ite re Undurch sich tigk e it e rgibt sich aus de m Be l oh nungsch arak te r institutional isie rte n h och sch ul pol itisch e n Engage m e nts. Studie re nde , die BAföG- Unte rstützung e rh al te n, k önne n h ie rdurch e ine Ve rl änge rung ih re s Unte rstützungsanspruch e s e rw irk e n. In gl e ich e r W e ise dürfe n Studie re nde Anspruch auf Studie nze itve rl änge rung durch Gre m ie nse m e ste r ge l te nd m ach e n. Und nich t zul e tzt: Die m ögl ich e Erw äh nung im D ipl om a Suppl e m e n t h at Karrie re förde rnde n Ch arak te r. Aus unse re r Erfah rung ist je doch die Z ah lde r Studie re nde n, die aussch l ie ßl ich be i W ah l e n antre te n, um e ine de r be nannte n Vorzüge zu e rh al te n, m arginal . Die Kom binationsm ögl ich k e it von Be l oh nungsch arak te r und stringe nte r Karrie re pl anung k ann al l e rdings zu Laste n nich tinstitutional isie rte n stude ntisch e n Engage m e nts ge h e n.

Late n te K rise ? Das h och sch ul pol itisch e Engage m e nt an de r Unive rsität Le ipzig sch e int al so in be s te r Ordnung zu se in: Die de m ok ratisch e W ah lw ird w ich tige r und die Ve rantw ortung ge ge nübe r de r Studie norganisation sch e int auch zu ste ige n. Die Z ah l e n aus Le ipzig w ide rspre ch e n de m nach de m al l ge m e ine n Tre nd de r ste tig abne h m e nde n Be te il igung, w ie sie im Studie re nde nsurve y (Barge l2008, 27) fe stge ste l l t w urde . Al l e s Lob auf die de m ok ratisch e Be w usstse insbil dung an de r Uni Le ipzig h at abe r e ine n fade n Be ige sch m ack . De r q uantitative Ch arak te r de r Z ah l e n ve rw isch t die M otive de r Studie re nde n. De r Einbruch 2008 bl e ibt w e itge h e nd une rk l ärt: Z e ige n sich h ie r vie l l e ich t die e rste n Ausw irk unge n de s Bol ognaProze sse s?W as passie rt, w e nn Studie re nde fe stste l l e n, dass sie je nse its curricul are r M itbe stim m ungsre ch te durch das ne ue H och sch ul ge se tz w e nige r partizipatorisch e M ögl ich k e ite n h abe n?W ie w irk e n sich die k ürze re n Ve rw e il daue rn an de n H och sch ul en auf das stude ntisch e Engage m e nt aus?Gibt

Die zu e rw arte nde Krise be i de r de m ok ratisch e n Be te il igung und dam it gl e ich ge se tzte n h och sch ul pol itisch e n Arbe it h at sich bish e r an de r Unive rsität Le ipzig nich t ge ze igt. Auch die Spe k ul atione n übe r e ine Te nde nz zu institutional isie rte m e xtracurricul are m Engage m e nt sind nur ve rm ut- , abe r nich t

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be w e isbar. Es bl e ibt abzuw arte n, w ie sich die struk ture l l e n Ände runge n de r Studie nre form und de r Ne uordnung de r Se l bstve rw al tung durch das H och sch ul ge se tz ausw irk e n w e rde n. Das al l ge m e ine Krise nge re de , die Erfah runge n ande re r H och sch ul e n und die Erge bnisse de r zuge h örige n Studie n stim m e n zum inde st nich t optim istisch . M öch te die Pol itik nur h och q ual ifizie rte Absol ve n-

te n al s Grundl age de r W isse nsge se l l sch aft ode r sol l te sie nich t auch e in Inte re sse daran h abe n, aus de m stude ntisch e n Engage m e nt ge näh rte , m oral isch e und nich t zul e tzt de m ok ratisch e W e rte ak tive r zu förde rn al s sie das bisw e il e n ge tan h at?

D ANIEL FO CH TM ANN U ND A LEXAND ER M ITTER LE

Die l e tzte n Konzil sw ah l e n fande n 2008 statt, da m it de m ne ue n Säch sisch e n H och sch ul ge se tzt das Konzil abge sch afft w urde . 2 2005 w urde e ine AG W ah l e n ge gründe t, die durch ve rstärk te W ah l w e rbung, u. a. durch postal isch e W ah l be nach rich tigunge n, die W ah l e n be gl e ite te . Z ude m ze igt sich , dass größe re stude ntisch e Ere ignisse (Stre ik s, De m os, Prote ste usw .) sich im m e r positivauf die W ah l be te il igung nie de rge sch l age n h abe n, die W ah l be te il igung danach abe r im m e r w e nige r ge sunk e n ist al s sie vorh e r zunah m . 3 Die Be te il igung an de r stude ntisch e n Se l bstve rw al tung w ird h ie r von de n Autore n al s Indik ator für das h och sch ul pol itisch e Engage m e nt ve rw e nde t. 4 Die se Z ah l e n sind statistisch nich t ganz e inde utig, da sie die Z ah l e n de s W inte rse m e ste rs re präse ntie re n, die Fach sch aftsratsw ah l e n al l e rdings traditione l lins Som m e rse m e ste r fal l e n. 5 Im R ah m e n de r M odul arisie rung e rfäh rt die Disk ussion um Anw e se nh e itspfl ich te n e ine n Aufsch w ung. Fe h l e n in Le h rve ranstal tunge n k ann dann sch ne l lzum Ve rl ust de s ganze n M odul s (ink l . Cre dit Points und Note n) füh re n. 1

Lite ratur Barge l , Tino (2008): W ande lpol itisch e r Orie ntie runge n und ge se l l sch aftl ich e r W e rte de r Studie re nde n Studie re nde nsurve y: Entw ick l unge n zw isch e n 19 83 und 2007. H Y PER LINK: h ttp://w w w .uni- k onstanz.de / soziol ogie /agh oc/publ ik atione n/Publ ik atBe rich te /Pol itik be rich t2008bf.pdf, [10.08.2009 ] . Vobruba, Ge org (07.04.2009 ): "Die Unive rsität al s Syste m von Unve rantw ortl ich k e ite n", in: FAZ job.ne t, H Y PER LINK: h ttp://be rufundch ance .fazjob.ne t/s/R ub1A09 F6EF89 FE4FD19 B3755342A3F509 A/Doc~ EC2D742D64C4C4563 AA9 24CDB57BEA243~ ATpl ~ Ecom m on~ Sconte nt.h tm l , [10.08.2009 ] . W iarda, Jan- M artin (23.04.2009 ): "M ach t Studium dum m ? ", in: Z e it Onl ine , H Y PER LINK: w w w .ze it.de /2009 /18/CTue binge n, [10.08.2009 ] .

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De r Te rm inus ‚Frie de n‘ ist a priori be trach te t be l ade n m it Be de utunge n. Oh ne je doch in e ine n k onk re te n Konte xt ge ste l l t zu w e rde n, ve rl ie rt e r se ine anal ytisch e Aussage k raft und m utie rt vie l m e h r, w ie m anch ande re Be griffe in de r Sozial w isse nsch aft zum ide ol ogie ge l ade ne n Im pe rativ. In se ine r Ge sch ich te und Ge ge nw art w urde und w ird de r Be griff ‚Frie de n‘ al s Kam pfw ort für pol itisch e Z ie l e und Te il be ze ich nung pol itisch e r Gruppie runge n ve rw e nde t, e be nso w ie al s Be ze ich nung unte rsch ie dl ich e r ge se l l sch aftl ich e r Ph änom e ne in de r W isse nsch aft –oft m it gänzl ich ve rsch ie de ne n Ve rständnisse n davon w as ‚Frie de n‘ m e int. Die Bandbre ite de r De finitione n von Frie de n re ich t von de r ne gativ(st)e n Ausl e gung von Frie de n al s bl oße Abw e se nh e it ph ysisch e r Ge w al t bis zu Entw ick l ungs- und Z ivil isationsth e orie n, die Frie de n al s e ine Stufe de r –nich t unbe dingt notw e ndige n und nich t unbe dingt pfadabh ängige n – ge se l l sch aftl ich e n Entw ick l ung se h e n. Dabe i nim m t Frie de n auch je nach de m ob im l ok al e n, national e n ode r inte rnational e n ode r gar gl obal e n Konte xt unte rsch ie dl ich e Ge stal te n an. Eine de r w oh lbe k annte re n Th e orie n ist die absol ute Ide e de s De m ok ratisch e n Frie de ns, – form ul ie rt von Joh an Gal tung und bis h e ute nich t nur in de r W isse nsch aft h öch st um stritte n. Das Ve rständnis von Frie de n ist je doch nich t nur im ak ade m isch e n Be re ich je nach Forsch e r und Fach be re ich stark variie re nd. Die W ah rne h m ung de r von ‚Frie de n‘ ode r ‚Unfrie de n‘ Be troffe ne n ist e be nfal l s h och diffe re nzie rt, w ie e th nograph isch orie ntie rte Studie n (be sonde rs) de r l e tzte n zw e i Jah rze h nte ze ige n. Es ist al so k e ine übe rrasch e nde Fe stste l l ung, dass das Ve rständnis von ‚Frie de n‘ re l ational ist und je nach Konte xt unte rsch ie dl ich . Die se Unbe stim m th e it bil de t abe r de n R e iz und das Probl em , w el ch e r/s Frie de n al l ze it ak tue l le rsch e ine n l ässt, in W isse nsch aft und Praxis. De r ve rgl e ich sw e ise noch junge Forsch ungszw e ig de r Frie de ns- und Konfl ik tforsch ung, de r sich in fast al l en Lände rn de r W e l t e tabl ie rte , ist e in be de ute nde r H inw e is auf die Ak tual ität von (auch l ok al be gre nzte n,) ge w al tsam e n Konfl ik te n für de n gl obal e n und re gional e n Frie de n, zum alsich die se r Forsch ungszw e ig al s w oh l e inzige r in de r Bunde sre publ ik zu se ine r e xpl izit norm ative n Ausrich tung be k e nnt. Äh nl ich w ie nach de n Ursach e n von Ge w al t, such t die FuK nach de n Ursach e n von Frie de n, in de r H offnung daraus Em pfe h l unge n für die Frie de nsbil dung abl e ite n zu k önne n. Vor die se m H inte rgrund h at Pow ision für die ach te (8.) Ausgabe de s Pow ision- M agazins das Th e m a „Frie de n … “ ge w äh l t. W ie im m e r such e n w ir Inte re ssie rte aus al l e n Fach rich tunge n, die sich an de r De batte um die se s k ontrove rse Th e m a al s Autore n be te il ige n w ol l e n. Unse r W unsch ist e s e in m ögl ich st diffe re nzie rte s Bil d übe r Ve rständnisse von ‚Frie de n‘ zu e rste l l e n, dass l e tzte ndl ich je doch fok ussie rt ist auf die Form e n und Be de utunge n von ‚Frie de n‘. Dafür k önne n sich m e tath e ore tisch e Abh andl unge n anbie te n al s auch de sk riptive Be rich te . Gl e ich fal l s sind auch ande re n (nich t- )w isse nsch aftl ich e n Ausdruck sform e n k e ine Gre nze n ge se tzt (z.B. Karik ature n, Ge dich te , Brie fe e tc.). De r Einse nde sch l uss ist die sm alde r 01.02.2010. W ir bitte n 8.000 Z e ich e n pro Artik e l nich t zu übe rsch re ite n und um H arvardzitie rw e ise . Artik e l bitte pe r e M ail an: k on tak t@ pow ision .de .

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H e rausge ge b e n von Pow ision e .V. Jah rgang IV, H e ft2 Ersch e inungste rm in: O k tob e r 20 0 9 Pre is: 1,0 0 € Ansch rift(Le se rInne nb rie fe e rw ünsch t): Pow ision, c/o FSR PoW i, Be e th ove nstraße 15, 0 410 5 Le ipzig E- M ail : k ontak t@ pow ision.de w w w .pow ision.de R e dak tion: Kath arina Döring, Th om as H e im , Je re m ia H e rrm ann, Th om as Kie sch nick , Joh anne s Kie ß, Konrad Köth k e , Sab ine Küntze l , Jul ian- Ch ristoph e r M arx, Al e xande r M itte rl e , Conrad M ül l e r, Danie lM ütze l , Dan O rb e ck , Jan Sch ub e rt, Catarina Tarpo Tite l b il d: Fl orian H e use l Ge stal tung Tite l se ite und Kapite l se ite n: Fl orian H e use lund Joh anne s Kie ß Bil de r im H e ft: Arch ivde s Stude ntInne nR atde r Unive rsitätLe ipzig Layout: Joh anne s Kie ß, Sab ine Küntze l , Al e xande r M itte rl e , Jan Sch ub e rt Druck : M e rk ur Druck - & Kopie rze ntrum Gm b H H auptm annstraße 4 0 410 9 Le ipzig Ve rantw ortl ich für de n Inh al tsind die je w e il ig aufge füh rte n AutorInne n de r Be iträge . Die Entsch e idung h insich tl ich de r R e ch tsch re ib re ge l n unte rl ie gtde m Erm e sse n de r AutorInne n. Das näch ste M agazin e rsch e intvoraussich tl ich im Som m e rse m e ste r 20 10 . R e dak tione l l e M itarb e itund Be iträge sind e rw ünsch t. Die se s H e ftw urde unte rstütztvon:

Vie l e n Dank an die Bl ätte r, das ce ntral th e ate r, das Kuratorium von "Erl e uch tung de r W e l t", tapir Le ipzig, studie re nde 2009 e .V. und unibuch

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