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Eternals
SCHIEF LAGE
So richtig haben sich die eingefleischten Marvel-Fans mit dem personellen BeinaheReset ihres Lieblingsfilmuniversums noch nicht abgefunden. Nie mehr Iron Man! Kein Steve Rogers alias Captain America! Jüngst hatte auch Black Widow ihren ziemlich wahrscheinlich letzten (eh schon nurmehr aus Vorgeschichte bestehenden) Auftritt. Disney und Marvel machen uns unmissverständlich klar: Es gibt kein Zurück mehr. Die Leinwand gehört nun einer neuen Generation um Spider-Man, Shang-Chi und Captain Marvel, auch wenn einige Geschichten der alten Avengers noch weitererzählt werden.
Eternals, der nun bereits 26.Output des Marvel Cinematic Universe, kann getrost als ultimativer Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Zeitrechnung betrachtet werden. Einerseits knüpft die Handlung noch einmal einen starken Bezug zu den Ereignissen in Avengers: Endgame und Avengers: Infinity War, andererseits hat sich das vorliegende Werk die höchst ambitionierte Aufgabe gestellt, dem Publikum gleich zehn neue Superhelden vorzustellen (siehe dazu Side-Infos).
CGI, STARS UND JAHRTAUSENDE „Ambitioniert“ ist ohnehin das passende Stichwort im Zusammenhang mit dem neuesten MarvelStreich. Inszeniert vom chinesischen Regie-Shooting Star Chloé Zhao (Nomadland) ist in Eternals nämlich ganz und gar nichts klein oder reduziert, wie es etwa bei den (für Disney-Verhältnisse) eher zurückhaltenden Ant-Man oder Spider-Man: Homecoming der Fall war. Der neueste Blockbuster beinhaltet ein Budget von 200 Millionen US-Dollar, atemberaubende CGIEffekte, die größten Hollywoodstars sowie einige, die das noch werden wollen, und eine Story, die sich innerhalb einer Zeitspanne von 7.000Jahren bewegt.
Die Eternals (zu Deutsch „die Ewigen“) leben nämlich schon seit
TEXT: MAX GFRERER EWIGE vs. ABTRÜNNIGE
Neue (Super-)Helden braucht das Marvel-Land: „Eternals“.
sehr langer Zeit in nobler Zurückhaltung unter uns. Der Krieg der Avengers gegen Thanos und seine Schergen, der den Handlungsschwerpunkt der letzten beiden Avengers-Filme darstellt, hat Vorgänge in Gang gesetzt, die vor den meisten Lebewesen verborgen geblieben sind. Nicht aber vor den Eternals, die nun gezwungen sind, aus dem Schatten zu treten und die rund um den Erdball verstreuten Helden wieder zu vereinen.
Falls sich nun jemand, der nicht alle Marvel-Produktionen chronologisch aufzählen kann, fragt, was das alles bedeuten soll, sei diesem Jemand an dieser Stelle erst mal erklärt, was Eternals, Deviants und Celestials eigentlich sind. Celestials sind uralte omnipotente Wesen, die über unermessliche Macht verfügen. Einer trat bereits als Peter Quills Vater Ego in Guardians of the Galaxy Vol. 2 in Erscheinung. Einst führten die Celestials genetische Experimente an Menschen durch und erschufen damit die Eternals. Im selben Prozess entstanden jedoch auch die bösartigen Deviants (zu Deutsch „die Abweichler“), die seitdem mit den Eternals verfeindet sind.
DIE THANOS-KONTROVERSE An dieser Stelle: ACHTUNG! Potenzielles Logikloch! Wenn die eh schon so lang auf der Erde leben, wieso haben sich diese Superwesen dann einen Dreck geschert, als Thanos mit einem Fingerschnipsen die halbe Population des Universums ausgelöscht hat. Die Begründung ist einfach, hat aber gleichzeitig zu Kontroversen unter Fans der Comicvorlage geführt: Eternals mischen sich nämlich nur dann in fremde Belange ein, wenn die Deviants etwas damit zu tun haben. Das Internet-Portal Netzwelt.de merkt jedoch an, dass Thanos in der Originalerzählung ein Kind der Eternals ist und das Deviant-Gen in sich trägt. Einst versuchte der Eternal Mentor nämlich seinen Artgenossen zu beweisen, dass seine Spezies in der Lage sei, sich
fortzupflanzen. Dies glückte im ersten Versuch mit einem Sohn namens Eros. Der zweite Anlauf brachte jedoch Thanos hervor, der zum erbitterten Feind seiner Schöpfer wurde und wild entschlossen war, diese auszulöschen. Wieso also greifen die Eternals nicht ein, wenn ein Oberschurke mit erwiesenem Deviant-Bezug das komplette Universum bedroht? Und welchen Sinn haben sie überhaupt, wenn einer der wichtigsten Antagonisten der Comicvorlage im Filmkosmos bereits abgehandelt wurde?
Die stets auf Anschlusslogik fokussierten MCU-Produzenten und Drehbuchautorin Zhao waren im Vorfeld dazu gezwungen, sich einen (auch rückwirkend) abweichenden Handlungsverlauf auszudenken. Das Ergebnis ist erfreulicherweise ein Film, der dem Geist der ComicVorlage treu bleibt. Glaubt man den Machern, werden die Eternals das MCU dennoch auf den Kopf stellen, neu definieren und nachhaltig verändern. Iron Man war gestern. www.disney.de/filme/eternals
ETERNALS KINOSTART 03.11., USA 2020, REGIE Chloé Zhao, MIT Gemma Chan, Angelina Jolie, Richard Madden, Kumail Nanjiani, Lauren Ridloff, FILMLÄNGE 150 Min., © The Walt Disney Company
Wer sind eigentlich diese Eternals?
Für Eternals haben die Macher auf das erfolgversprechende Guardians of the Galaxy-Konzept gesetzt. Statt die Figuren in einzelnen Filmen Schritt für Schritt ins MCU einzuführen, werden sie auf einen Schlag als Team vorgestellt. Um die Zuschauer auf diese Superhelden-Flut vorzubereiten, gibt es hier eine Übersicht.
Ajak, die Anführerin Sie ist die Mutterfigur der Gruppe und besitzt die Fähigkeit zur Selbstheilung. Ajak verkörpert eine Art Brücke zwischen den Eternals und ihren Schöpfern, den Celestials. Mit viel Weisheit und lateinamerikanischer Eleganz wird sie von Salma Hayek (Killer’s Bodyguard2) dargestellt.
Sersi, die Formerin Sie ist eine der wichtigsten Eternals und besitzt die Kraft, Materie zu verändern. Darüber hinaus erweist sie sich immer wieder als Philanthropin, der das Schicksal der Menschheit nahegeht. Sersi wird von Crazy Rich-Darstellerin Gemma Chan gespielt.
Thena, die Waffenmeisterin Sie ist eine Vollblutkriegerin, die die Macht hat, unterschiedlichste Waffen wie durch Zauberhand zu erschaffen. Thena ist sicherlich
nicht die prägendste aller Eternals, verkörpert wird sie allerdings vom größten Star, den der Film aufzubieten hat: Angelina Jolie (By the Sea).
Ikaris, der Mächtige Rein von den Skills her ist Ikaris wohl der Stärkste aller Eternals. Sein Portfolio, das er sich in Tausenden Jahren angeeignet hat, lässt Iron Man oder Black Panther schon mal alt aussehen. Game of Thrones-Star Richard Madden (Rocketman) verleiht dieser Rolle die nötige Mischung aus Würde und Draufgängertum.
Kingo, der Energetiker Nein, dieser Held hat nichts mit Esoterik oder Ähnlichem zu tun. Kingo ist in der Lage, Energie mit seinen bloßen Händen zu manipulieren. Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern hat er sich für ein extrovertiertes Leben als Bollywood-Star entschieden. Der pakistanisch-amerikanische Schauspieler Kumail Nanjiani (The Big Sick) ist hierfür besetzt und gibt auch eine Tanzszene im typisch opulenten Bollywood-Stil zum Besten. Makkari, die Flinke Was The Flash für die DC-Comics ist, das ist Makkari für Marvel. Sie läuft schneller als der Schall und ist darüber hinaus die erste gehörlose Figur im MCU. Darstellerin Lauren Ridloff (Sound of Metal) ist ebenfalls gehörlos.
Phastos, das Gehirn Keine Frage, Deppen sind die Eternals natürlich alle nicht, doch Phastos setzt in puncto Intelligenz noch einen drauf. Deshalb ist er auch derjenige, der das Team mit seiner Technologie-Expertise unterstützt. Darüber hinaus ist er der erste offen homosexuelle Superheld im MCU. In seine Rolle ist Bryan Tyree Henry (Godzilla vs. Kong) geschlüpft.
Sprite, die Illusionistin Sie ist das Küken unter den Eternals – allerdings nur optisch, denn auch Sprite hat bereits mehrere tausend Jahre auf dem Buckel. Ihre Superkraft kann täuschend echt wirkende Illusionen kreieren. Die 15-jährige Lia McHugh wurde dem breiten Publikum durch ihren Auftritt im gefeierten Horror-Film The Lodge bekannt.
Gilgamesh, der Krieger Jede Heldentruppe braucht einen Haudrauf, der zuerst zuschlägt und dann die Fragen stellt. Gilgamesh ist aber mehr als das, denn neben seiner immensen Wucht besitzt er auch eine große Portion Loyalität und Humor. Der amerikanisch-südkoreanische ExBoxer und Martial-Arts-Trainer Ma Dong-seok (Train to Busan) erfüllt diesen Part mit aller gebotenen Schlagkraft.
Druig, der Stille Er ist wohl das absolute Gegenteil von Gilgamesh. Druig ist stets in sich gekehrt und distanziert. Passend dazu seine Superkraft: die Fähigkeit, Gedanken zu manipulieren. Ebenso passend die Besetzung: Den irischen Schauspieler Berry Keoghan kennen viele bereits aus Christopher Nolans Dunkirk.