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Morbius
Böser Batman
Jared Leto mit Fledermausradar: Sony etabliert sein eigenes Antihelden-Filmuniversum: „Morbius“.
„Morbius hat Angst vor seinen Kräften. – Angst davor, dass sie ihn übermannen und verändern werden“, also versucht er ihnen zu widerstehen. Aber: „Um ein Held zu werden, muss er sein Schicksal akzeptieren“.
NEUE BLICK WINKEL
Achtung, es wird etwas kompliziert. Der neueste Marvel-Streifen Morbius ist eigentlich kein richtiger Marvel-Film. Oder doch, aber er ist nicht Teil des Marvel Cinematic Universe, sondern des vergleichsweise (noch) kleinen Sony’s Universe of Marvel Characters, das sich auf Figuren – der Fokus liegt eindeutig auf dem Typus des Antihelden – aus dem Umfeld des Spiderman konzentriert hat. Der Grund? Erraten: die Situation der Filmrechte. Bekanntermaßen hat Sony beim Spinnenmann eine Sonderposition inne und möchte logischerweise auch sein Stück vom Kuchen des ungebrochenen Hypes um Comic-Kinoadaptionen.
Wer hier nicht unberechtigterweise schamlose Geldmacherei wittert, der sei beruhigt. Der vorausschauende Blick auf den eh schwer leidenden Kinomarkt und der Antrieb, einen guten Film zu machen, schließen sich nicht zwangsläufig aus. Der milliardenschwere Disney-Konzern hat bereits einige Best-Practice-Beispiele geliefert, und Sony ist auf dem besten Wege – nach Venom –, einen weiteren düster-gelungenen Blockbuster nachzuschießen. Über eine der ambivalentesten Figuren der Comicwelt.
RISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN Dr. Michael Morbius (Jared Leto, Suicide Squad) – nomen est omen – leidet an einer gefährlichen Blutkrankheit. Seinen nahenden Tod vor Augen, wagt der Nobelpreisträger der Biochemie einen letzten verzweifelten und mindestens so riskanten Versuch, sich und andere erkrankte Menschen zu heilen. Im Selbstversuch unterzieht sich Morbius der Behandlung mittels Vampirfledermaus und Elektroschocks. Und siehe da: Sein partiell gelähmter Körper beginnt zu gesunden, seine Kraft kehrt in nie dagewesenem Ausmaß zurück. Unvermeidlich treten schließlich auch Nebenwirkungen auf: Morbius‘ Wahrnehmungsfähigkeiten entsprechen mehr und mehr jenen einer Fledermaus.
Doch während die gewonnene Kraft und der unfreiwillig eingebaute Radar noch als spannende Assests durchgehen, wird eine Veränderung zur morbiden Bedrohung für alle Menschen im Umfeld des vermeintlichen Wunderheilers: der wiederkehrende Durst nach Blut…
FASZINIEREND BÖSE „Ich bin fasziniert von Rollen, die eine Möglichkeit zur Transformation bieten – eine physische, aber auch eine mentale und emotionale“, so Oscarpreisträger Jared Leto, der die Gewohnheit hat, tief in seine Figuren einzutauchen (siehe etwa Dallas Buyers Club). Mit Morbius hat er ausladend Gelegenheit, eine Transformation zu durchleben. „Ich spiele Dr. Michael Morbius von seiner gebrechlichsten über seine stärkste bis zu seiner monströsesten Seite“, freut sich Leto.
Nur er sei in der Lage, diese Rolle zu spielen, streut ihm sein Regisseur Daniel Espinosa (Life) Rosen. Über die Figur sagt dieser: „Morbius strebt nach Gutem: nach dem Heilmittel für eine Krankheit. Er wird sie auch finden – außer Acht lassend, was das ihn und die Gesellschaft kosten wird. Und während er nach dem Guten sucht, verwandelt er sich in etwas, das er verabscheut. Er muss auch das Hässliche akzeptieren, das er in sich trägt.“ Für Espinosa, der sich selbst „Schwedens zweitgrößten Comicbuch-Fan“ nennt, ist Morbius‘ Zerrissenheit besonders faszinierend – dass gleichzeitig dieser virtuose Mensch und diese brutale Kreatur in ihm stecken. „Morbius ist einer der altruistischsten Charaktere im MarvelUniversum. Er ist einer der Wenigen, die wirklich an das Gute glauben.“ Als Morbius seine neue Kräfte entdeckt, machen sie ihm Angst. „Er hat Angst davor, dass sie ihn übermannen und verändern werden“, also versucht er ihnen zu widerstehen. Aber: „Um ein Held zu werden, muss er sein Schicksal akzeptieren“. – Für Leto eine wundervolle Spielwiese für eine weitere nuancenreiche Performance. www.facebook.com/MorbiusMovie
MORBIUS KINOSTART 01.04., USA 2022, REGIE Daniel Espinosa, MIT Jared Leto, Matt Smith, Adria Arjona, Jared Harris, Tyrese Gibson, © Sony Pictures Entertainment