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rara DAS MAGAZIN VON PROSPECIERARA AUSGABE 1 /2015

INKLUSIVE VERANSTALTUNGSKALENDER 2015

Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren


Editorial

Béla Bartha, Geschäftsführer

ProSpecieRara will erhalten, fördern, informieren und bewegen. Die nachfolgenden Projektbeiträge zeigen, dass bereits viel bewegt wurde, aber noch mehr bewegt werden muss ! Die Herausforderungen wachsen. Der Druck auf die Nahrungsmittelproduktion steigt, die Industrialisierung der Landwirtschaft nimmt zu. Neue Züchtungen bedienen primär den Weltmarkt. Die Ansprüche, welche die Nahrungsmittelindustrie an die Sorten und Rassen stellt, unterscheiden sich immer ­stärker von denjenigen der Kleinbauern, Direktvermarkter und Privatgärtner. Letztere benötigen z. B. lokale Spezialitäten, denn sie produzieren regional und damit saisonal. ProSpecieRara will durch die Förderung der gefährdeten Rassen und Sorten für Sie als Konsument, Gärtnerin oder Tierzüchter auch zukünftig etwas bieten. Wir erhalten die Vielfalt fit und interessant und Ihnen bleibt langfristig die Wahl. Helfen Sie uns dabei !


Foto: Beat Brechbühl / Franca Pedrazzetti

Die Schlafmohnsorte ’Hünibach’ ist zwar für die landwirtschaftliche Nutzung nicht geeignet, wird aber wegen ihrer Schönheit ins Zierpflanzen-Erhaltungsprogramm aufgenommen.

’Warrington’, eine über 200 Jahre alte Stachelbeersorte aus England, aufgenommen in der Nationalen Beerensammlung in Riehen /BS.

Spannende Erkenntnisse

Alte Beeren,

rund um Schlafmohn

neuer Wind

Nach einem Aufruf vor sieben Jahren erhielt ProSpecieRara von über 50 Privatpersonen aus der ganzen Schweiz Schlafmohnsamen zugeschickt. Die Beschreibungen und agrono­ mischen Versuche, die seither an der For­ schungsanstalt Agroscope in Zürich-Affoltern mit Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft durchgeführt wurden, wurden 2014 abgeschlossen. Sie zeigten einerseits, dass gewisse Mohnsorten erst nach der ­Lagerung im Kalten keimen und die Herbst­ saat im Gegensatz zur Frühjahrssaat bes­ seren Erfolg im Anbau verspricht. Andererseits wurde festgestellt, dass die untersuchten Sorten für den professionellen Mohnanbau, beispielsweise zur Ölgewinnung, eher nicht geeignet sind, da sie jahrzehnte­ lang nicht züchterisch bearbeitet wurden. ­Erfreulicherweise entdeckte ProSpecieRara aber einige spannende Ziermohn-Raritäten, welche nun in die Zierpflanzenerhaltung auf­ genommen wurden.

Als besonders fruchtbar erwies sich im vergangenen Jahr der stetig wachsende Beeren­ bereich. Eine neue Stelle konnte geschaffen werden, wodurch die Absicherung in Privatund Schaugärten einen Schub erlebt hat: Inzwischen sind schweizweit und über die Landesgrenzen hinaus rund 50 vertraglich ab­ gesicherte ProSpecieRara-Beerengärten ­aufgebaut worden. Auch die Führungen in der Nationalen Beerensammlung in Riehen /BS wurden rege besucht. In Zukunft soll neben der Erhaltung in Sammlungen auch die ­Wiedereinführung gefährdeter Beerensorten in Baumschulen und als Früchte im Detail­ handel vermehrt gefördert werden. So gelingt es uns mit Ihrer Unterstützung, die Faszination und Wertschätzung für die aromatischen Früchte weiterzugeben, ganz entgegen dem Trend zu einheitlichen, aber meist geschmacksarmen Supermarktbeeren. www.prospecierara.ch /de /projekte /beerenprojekte


Ein Capra Grigia-Gitzi freut sich auf den Alpsommer an der Seite seiner Mutter.

Carole Werdenberg, Praktikantin bei ProSpecieRara, schneidet im Herbst 2014 Reiser von Maulbeerbäumen.

Eine neue Alp für die

Aufwändige Vermehrung

­gefährdete Capra Grigia

von Maulbeerbäumen

Viele Capra-Grigia-Züchter betreiben Mutter­ ziegenhaltung: Die Geissen werden nicht ­gemolken, die Jungen wachsen an der Seite ihrer Mütter auf. Da auf den Alpen aber ­praktisch immer gekäst wird, sind dort nur Milchziegen erwünscht – einen Sömmerungs­ platz für eine Mutterziege zu finden ist ­entsprechend schwierig. Für die Rassezucht ist es zudem wichtig, dass die Ziegen auf der Alp im Herbst mit einem passenden Bock ­gedeckt werden – auch diese Möglichkeit ­bestand bis anhin nicht. Die Capra-GrigiaMutterziegenalp, welche wir 2014 zusammen mit Familie Patzen im Averstal /GR ins Leben ­gerufen haben, bietet nun für zehn Zucht­ betriebe Sömmerungsplätze. ProSpecieRara übernahm die Kosten für die Einrichtung der Wasserversorgung und der Nachtweide. Mit Ihrer Hilfe dehnen wir dieses Erfolgs­ rezept auch auf weitere Rassen aus.

Maulbeerbäume wurden Mitte des 19. Jahr­ hunderts auch in der Schweiz zu Zehntausen­ den als Futterpflanze für die Seidenraupe ­angepflanzt. Wegen Raupenkrankheiten und Aufkommen der Kunstfaser ging ihr Bestand aber drastisch zurück, obwohl die Maulbeer­ bäume auch leckere und gesunde Beeren ­tragen. ProSpecieRara setzt sich seit 2012 für den Erhalt dieses kulturhis­to­rischen Erbes ein. Verbliebene Maulbeer­bäumen wurden ­inventarisiert und Jungpflanzen werden nach­ gezogen. Dazu werden von Mutterbäumen in der ganzen Schweiz ein­jährige Triebe (Rei­ ser) geschnitten, welche dann in der Baum­ schule Roth in Dorf /ZH über Veredelung zu Jung­bäumen herangezogen werden. Da dies­ bezügliche Erfahrungen fehlen, ist die Auf­ gabe nicht ganz einfach. Zusammen sind wir nun daran, das Wissen zu erarbeiten, um die Maulbeeren erfolgreich abzusichern.

www.prospecierara.ch /de /projekte / capra-grigia-im-avers

www.prospecierara.ch /de /projekte / inventar-der-maulbeerbaeume-in-der-schweiz


omaten Die Stadt-T t-tomaten.ch www.stad

Erfolgreicher Samenbau braucht Erfahrung, Zeit – und gutes Wetter.

Rund 80 Tomatensorten werden am Stadt-Tomaten-Fest zum Degustieren bereitstehen.

Schwieriges Jahr

Sensibilisieren

für Samenproduktion …

mit den Stadt-Tomaten

Das Gartenjahr 2014 war für die Samen­ produktion eine echte Herausforderung ! Der nasse Sommer hemmte die Entwicklung ­vieler Pflanzen. Die Samenanlagen bildeten sich spät und die Samen hatten Schwierig­ keiten auszureifen mit der Folge, dass in ­vielen Gärten kein oder nur wenig Saatgut ­geerntet werden konnte. So konnten z. B. die Schoten der Stangenbohnen kaum ausreifen und trocknen, die Blütenstände der Salate wurden verregnet und die Kürbisse faulten an der Pflanze. Da konnten die Samengärtne­ rinnen noch so gewissenhaft an die Arbeit gehen, die Tücken des Wetters sind nicht ­voraussehbar. Dank der guten Samenjahre in den Vorjahren und den verbesserten Lager­ möglichkeiten in der neuen Samenbibliothek an unserem Hauptsitz, sind die Ausfälle zum Glück verkraftbar.

Dass es mehr gibt als rote, runde Tomaten, das wissen mittlerweile die meisten. Dass aber ein paar wenige Saatgutkonzerne Saat­ gut für den weltweiten Markt produzieren und somit bestimmen, was wir essen, das ist den wenigsten bewusst. ProSpecieRaraSorten sind samenecht und können ­selber vermehrt werden – sie bieten ein Stück Unabhängigkeit. Diese Tatsachen und die Freude, selber schmackhafte, viel­fältige Tomaten ­anzubauen und zu vermehren, vermittelt das Projekt Stadt-Tomaten seit 2012. Bereits sind über 14 000 Personen auf der Website ­registriert und setzen so ein Zeichen für die Vielfalt. Am 6. September 2015 wird das ­Projekt mit dem Stadt-Tomaten-Fest – mit einer grossen Samentauschbörse und Degus­ tation – auf dem Zürcher Bürkliplatz seinen Höhepunkt feiern (siehe Kalender auf der Rückseite).

www.prospecierara.ch /de /sortenfinder

www.stadt-tomaten.ch


DANKESCHÖN ! Ihre Unterstützung bringt unsere Arbeit voran: Gönnerschaft Plus à CHF 120.–/Jahr Gönnerschaft à CHF 70.–/Jahr Paargönnerschaft à CHF 90.–/Jahr Juniorgönnerschaft (bis 25 Jahre) à CHF 35.–/Jahr Tier-Patenschaft à CHF 150.– bis CHF 450.–/Jahr Baum-Patenschaft à CHF 250.–/Jahr

Für Spenden: PC 90 -1480-3 IBAN CH29 0900 0000 9000 1480 3 BIC POFICHBEXXX

IMPRESSUM Das Magazin «rara» für Gönnerinnen und Spender von ProSpecieRara e ­ rscheint viermal jährlich in deutscher, französischer und italienischer ­Sprache. Herausgeberin: Stiftung ProSpecieRara, Basel, Schweiz Redaktion: Nicole Egloff, Anna Kornicker Texte: Philipp Holzherr, Claudio Niggli, Philippe Ammann, Carole Werdenberg, Mira Langegger, Nicole Egloff Fotos: ProSpecieRara Gestaltung: Reaktor AG, Kommunikationsagentur ASW, Aarau Druck: SuterKeller Druck AG, Oberentfelden Papier: Cocoon 100 % Recycling 120 g /m2 Auflage: 29 300 Ex. deutsch, 6900 Ex. französisch, 1450 Ex. italienisch Weiblein und Männlein: Um die Lesbarkeit zu ­vereinfachen, verwenden wir jeweils entweder die weibliche oder die männliche Form, selbstverständlich sind immer beide G ­ eschlechter gemeint.

STIFTUNG PROSPECIERARA Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren. ProSpecieRara Hauptsitz Unter Brüglingen 6 4052 Basel Schweiz Telefon +41 61 545 99 11 Fax +41 61 545 99 12 info@prospecierara.ch www.prospecierara.ch

ProSpecieRara Suisse romande c/o Conservatoire et Jardin botaniques de Genève Case postale 60 1292 Chambésy Suisse Téléphone +41 22 418 52 25 Fax +41 22 418 51 01 romandie@prospecierara.ch www.prospecierara.ch

ProSpecieRara Svizzera italiana Via al Ticino 6592 S. Antonino Svizzera Telefono +41 91 858 03 58 Fax +41 91 858 03 03 vocedelsud@prospecierara.ch www.prospecierara.ch


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