rara DAS MAGAZIN VON PROSPECIERARA AUSGABE 2 /2014
LAUTLOSES VERSCHWINDEN DER SAASER MUTTEN Seite 5
BERNER ROSEN IM EINKAUFSWAGEN Seite 10
DAHLIEN – OPULENTE SCHÖNHEITEN AUS MEXIKO Seite 12
AUSGEZEICHNETES WOLLSCHWEINPRODUKT Seite 16
Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren 1
Dieses neugierige Schaf von Herbert Zurbriggen aus Saas-Balen ist einer der letzten Vertreter der Saaser Mutten.
DANKESCHÖN ! Ihre Unterstützung bringt unsere Arbeit voran: Gönnerschaft Plus à CHF 120.–/Jahr Gönnerschaft à CHF 70.–/Jahr Paargönnerschaft à CHF 90.–/Jahr Juniorgönnerschaft (bis 25 Jahre) à CHF 35.–/Jahr Die Organisation ProSpecieRara Tier-Patenschaft à CHF 150.– bis CHF 450.–/Jahr ist seit 1997 ZEWO-zertifiziert. Baum-Patenschaft à CHF 250.–/Jahr
Für Spenden: PC 90-1480-3 IBAN CH29 0900 0000 9000 1480 3 BIC POFICHBEXXX
2
Editorial
Béla Bartha, Geschäftsführer ProSpecieRara
Jetzt ist aber Schluss mit dem Sammeln, Beschreiben und Dokumentieren ! In der kleinen Schweiz müssen die noch vorhandenen Sorten und Rassen doch irgendwann einmal erfasst sein – so könnte man meinen. Das vorliegende rara straft diese Annahme Lügen. 1997 war es die Capra Grigia, vor acht Jahren die Kupferhalsziege und dieses Jahr ist es die Saaser Mutte, deren letzte Exemplare Philippe Ammann, unser ProSpecieRara-Tierscout, nach Hinweisen aus der Züchterszene retten will. Gertrud Burger entdeckt derweil unter den über tausend Obstsorten unerwartete Qualitäten und schafft es, z. B. den ’Thurgauer Borsdorfer’ bei Coop in die Verkaufsregale zu bringen. So bleibt die Erkenntnis, dass es ProSpecieRara nicht nur braucht, um die bereits dokumentierte Vielfalt abzusichern, sondern selbst nach 32 Jahren Engagement noch beherztes und rasches Eingreifen für «neue» alte Rassen oder Sorten gefragt ist. Es wird uns auch in Zukunft eine grosse Freude sein, Sie daran teilhaben zu lassen. 3
Nachwuchs bei den Saaser Mutten in Niedergut bei Saas-Balen. 4
Fokus
Das lautlose Verschwinden der Saaser Mutten Philippe Ammann, Bereichsleiter Tiere
Im Wallis werden Schwarznasenschafe, weisse Alpenschafe und Walliser Landschafe gehalten. Im ganzen Wallis ? Nein, im Oberwalliser Saastal blieb in der Obhut von Schäfergenerationen ein Schaftyp erhalten, der nur noch hier vorkommt und im Begriff ist zu verschwinden.
Ich klingle an der Türe des Häuschens «Primeli», das am Rand des Dorfes Saas- Almagell steht. Das kleine Haus war früher der Kuh- und Schafstall der Familie Andenmatten, die hier, wie einst viele Familien im Tal, mit der Landwirtschaft ein Zubrot zum harten Saisonierleben erwirtschaftete. Während die Männer den Sommer hindurch weit weg vom Tal in der ganzen Schweiz 5
rbeiteten, leisteten die Frauen zuhause mit a der Haltung von Schafen und Kühen einen Beitrag zur Ernährung der Familie. Dies erzählt mir Erna Andenmatten. Wir sitzen in der kleinen Küche des «Primeli» und blättern auf der Suche nach Bildern der speziellen Schafe, die hier seit Genera tionen gezüchtet werden, in alten Fotoalben. Ich will wissen, welche Rolle die Wolltiere im Saastal einst spielten und wie es ihnen heute geht. Aufmerksam auf die Saaser Schafe wurden wir von ProSpecieRara durch Mathias Roth. Der engagierte Schaf- und Grauviehzüchter verbringt seine Ferien regelmässig im Saastal und kam so mit den lokalen Schäfern und deren auffälligen Schafe in Kontakt. Sie gefielen ihm so gut, dass er einige Zuchttiere kaufte und auf seinen Hof im Solothurnischen mitnahm. Er erfuhr, dass die Anzahl aktiver Schäfer und damit der Bestand der Schafe im Saastal in den vergangenen Jahren rapide abgenommen hat und keine 30 Betriebe mit Saaser Schafen mehr gezählt werden können. Er kam daher Ende 2013 mit der Frage auf mich zu, ob ProSpecieRara etwas gegen dieses Verschwinden unternehmen könne.
raunen Tieren im Vergleich zu den ansonsb ten mehrheitlich weissen Bergamaskern im angrenzenden Italien. Typisch für die Zucht im Tal ist zudem, dass bei der Zuchtauswahl die Tiere mit den längsten Ohren bevorzugt werden.
EIN SCHAF OHNE FÜRSPRECHER Um geschätzte 75 % ist der Bestand der Saaser Schafe in den letzten 15 Jahren zurückgegangen – auf wenig mehr als
DIE «BERGAMASKER DES WALLIS» Die grossen Schafe fallen mit ihren langen Ohren und ihren stark nach vorne gekrümmten Ramsnasen auf. Gehalten werden sie vor allem ihres Fleisches wegen. Zusätzlich liefern sie beachtliche 4 bis 5 Kilogramm Wolle. Die typischen Saaser Schafe zählen zu den Bergamaskerschafen, die ihr hauptsächliches Verbreitungsgebiet in Norditalien haben. Ihre lange Tradition im Wallis und die Anpassung an die Bedingungen des Saastals schufen einen lokalen Schlag, der sowohl als Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt der Schweizer Schafrassen, als auch als kulturhistorisches Erbe der Region Saas absolut erhaltungswürdig ist. Auffällig ist der grosse Anteil an gescheckten und 6
Erna Andenmatten ist eine der letzten Schäferinnen im Saastal und erinnert sich an die 1970er-Jahre, als alleine in der Gemeinde Saas-Almagell über 450 Saaser Mutten gehalten wurden. Für deren Behütung war ihre Mutter Ida zehn Jahre lang zuständig. Heute sind es im Dorf der 78-Jährigen nur noch fünf Schäfer, die rund 120 Schafe halten.
«Es wäre schön, wenn wieder mehr jüngere Menschen im Tal Freude an den Saaser Mutten fänden, damit unsere Schafe überleben.» Erna Andenmatten
Bild: ZVG
GUT GEFÄHRDETES KULTUR
Die Saaser Mutten haben eine lange Geschichte im Saastal und dem benachbarten Simplon gebiet. Zwischen den beiden Gebieten wurden immer wieder Zuchttiere ausgetauscht. Während sie im Simplongebiet bis auf einen Betrieb komplett verschwunden sind, haben sie im Saastal bis heute überlebt. Aber auch hier ist der Bestand in den letzten 15 Jahren um 75 % zurückgegangen. Das Foto wurde Ende der 1960er-Jahre auf genommen und zeigt Florin Andenmatten, Erna Andenmattens Vater, bei seinen Schafen.
7
400 Tiere. Erstaunlicherweise ging dies ganz leise und ohne grosses Aufsehen zu erregen vonstatten. Die meisten Schäfer im Tal sind bereits im Pensionsalter oder stehen kurz davor. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass man sich schon damit abgefunden hat, dass der Züchternachwuchs ausbleibt und somit wenig Hoffnung für das Weiterbestehen der traditionellen Schafzucht besteht. Ohne öffentliche Anteilnahme
HELFEN SIE UNS BEI DER RETTUNG ! DER SAASER MUTTEN Mit diesen Massnahmen kämpfen wir gegen das Verschwinden der Saaser Mutten: •Z usammentragen aller Adressen von Menschen, die Saaser Mutten halten • Absicherung von historischem Wissen zur Schafhaltung im Ursprungsgebiet • Erfassung aller noch lebenden Tiere in einem Zuchtbuch • Bekanntmachung der Rasse und deren Gefährdung in der Öffentlichkeit • Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftszentrum Visp • Suche nach neuen Züchtern, bevorzugt im Saastal und den angrenzenden Regionen • Hilfe bei der Vermittlung von Zuchttieren Ihre Spende macht unsern Einsatz möglich. Besten Dank !
8
und ohne eine Interessensvertretung präsentiert sich die Aussicht der Saaser Schafe düster. Eine unserer ersten Massnahmen war die Initiierung einer Zusammenkunft der aktiven Schäfer im Tal. Mit Hilfe von Moritz Schwery vom Landwirtschaftszentrum Visp konnten wir im Frühling 2014 in Saas-Grund ein Treffen der Schäfer aller Gemeinden im Tal durchführen und gemeinsam aus loten, welche Fördermassnahmen für das rar gewordene Schaf realistisch umsetzbar sind. Wir stiessen bei den Schäfern auf offene Ohren und stellten erfreut fest, dass unser Interesse und unser Angebot mit zuhelfen positiv aufgenommen wurden. Miteinander beschlossen wir, unter dem Namen «Saaser Mutten» dem Verschwinden des lokalen Schafes entgegenzuwirken («Mutten» vom französischen «Mouton» steht im Walliserdeutsch für «Schafe»). Drei Monate später bin ich mit Erna Andenmatten unterwegs zu ihren 12 Schafen. Ich bin fasziniert von den ausdrucksstarken Tieren, während die 78-jährige Schäferin noch immer etwas irritiert zu sein scheint, dass die Tiere, die ihr Leben, schon seit sie sich erinnern kann, begleiten, nun plötzlich solch ungewohnte Aufmerksamkeit erfahren. Ich hoffe, sie mit meiner Begeisterung und meiner Zuversicht etwas angesteckt zu haben. Als wir zurückfahren sagt sie mit einem Glitzern in den Augen, dass es schön wäre, wenn es gelingen würde, wieder jüngere Schäfer zu finden, die sich den Saaser Mutten annehmen. www.prospecierara.ch/de/projekte/saaser-mutten
PROSPECIERARA SUCHT NEUE ZÜCHTER Damit im Saastal und den angrenzenden Tälern auch in Zukunft Saaser Mutten grasen, suchen wir neue Züchterinnen für die bedrohte Schafrasse. Tipp: Am Samstag, 15. September 2014 findet im Saastal am frühen Vormittag die Alpabfahrt der Saaser Mutten statt. Das ist der günstigste Moment im Jahr, um Zuchttiere zu kaufen. Interessierte melden sich bitte bei: philippe.ammann@prospecierara.ch Telefon 061 545 99 28
9
Vermarktung
’Berner Rose’ im Einkaufswagen Gertrud Burger, Bereichsleiterin Pflanzen, Text: Nicole Egloff
’Goldparmäne’, ’Küttiger Rüebli’ und Co. können nur dann lang fristig überleben, wenn sie auch gegessen werden – je häufiger, desto besser. Deshalb engagiert sich ProSpecieRara dafür, diese Raritäten wieder in die Läden zu bringen. Nach zehn Jahren Aufbauarbeit sind elf ProSpecieRara-Apfelsorten bei Coop erhältlich – eine einzigartige Erfolgsgeschichte. «Zu Beginn haben unsere Obstexperten 17 Apfelsorten ausgewählt, welche sich für den Verkauf beim Grossverteiler voraussichtlich am besten eignen würden», rollt Gertrud Burger die Geschichte auf. Möglichst tauglich für den Bioanbau, transportfest, haltbar und ertragsmässig rentabel sollten sie sein. Zudem mussten sich die Sorten bezüglich Geschmack, Aussehen oder kulturhistorischer Bedeutung klar vom bestehenden Angebot im Laden abheben. Informationen in Bezug auf die Vermarktung alter Sorten im Detailhandel waren nur spärlich vorhanden. «In der historischen Literatur werden zwar Geschmack, Aussehen und weitere Kriterien genau beschrieben, aber die Lagerfähigkeit in klimatisch perfekten Hallen und in warmen Verkaufsräumen spielt darin natürlich noch keine Rolle. Auch über den Anbau auf Niederstamm war nichts zu finden», so Gertrud.
TESTEN, AUSPROBIEREN, EXPERIMENTIEREN An Tests führte also kein Weg vorbei. Zusammen mit dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Coop wurde das Projekt angegangen. Zuerst degustierte 10
eine Gruppe aus Fachleuten und Laien die 17 Projektsorten. Die Sorten, welche diesen Geschmackstest bestanden haben, werden derzeit systematisch auf ihre Lagerfähigkeit geprüft: Einerseits direkt nach dem Pflücken und danach mehrmals nach unterschiedlich langer Lagerungszeit. Nicht nur Geschmack oder Saftigkeit werden dabei getestet, sondern es werden auch verschiedene Werte wie Zuckergehalt, Säure abbau und Festigkeit gemessen. «Dabei haben wir auch Überraschungen erlebt: Der
«Der ’Thurgauer
Borsdorfer’ hat seinen würzigen Geschmack auch nach längerer Lagerungszeit nicht verloren. Gertrud Burger
»
Eine noch junge NiederstammApfelanlage mit ’Schweizer Breitacher’.
’Thurgauer Borsdorfer’ hat seinen würzigen Geschmack auch nach längerer Lagerungszeit nicht verloren». Gleichzeitig wird im Feld geprüft, wie sich die einzelnen Sorten für die Produktion auf Niederstamm eignen. «Der ’Hansueli- Apfel’ wäre eine wunderbare Sorte gewesen. Aber es hat sich herausgestellt, dass er zu wenig und zu unregelmässig Ertrag liefert. Damit fällt er leider aus dem Projekt sortiment», bedauert Gertrud.
EINE LANGFRISTIGE INVESTITION Solche Tests müssen mehrere Jahre lang durchgeführt werden, da die Anbaubedingungen von Jahr zu Jahr variieren können. «Wir wollten aber schneller vorankommen. Zum Glück haben wir Obstproduzenten gefunden, die bereit waren, ein gewisses Risiko einzugehen und Bäume auch ohne das Wissen aus langjährigen Untersuchungen anpflanzten. So sind jetzt schon einige Sorten im Handel erhältlich !» Um das Risiko für die Bauern zu minimieren, hat ihnen Coop eine
Abnahmegarantie gegeben. «Generell sind wir sehr froh um die Unterstützung von Coop – denn Sortenuntersuchungen sind aufwändig und könnten von ProSpecieRara alleine nicht finanziert werden», zeigt sich Gertrud erfreut. «Und das Beste daran: Die so gewonnenen Erkenntnisse dürfen selbstverständlich von allen genutzt werden, also auch von kleineren Vermarktern.» Das noch immer entstehende Wissen wird in Sortenblättern festgehalten und interessierten Produzenten zur Verfügung gestellt. «Wir sind überzeugt, dass die Palette einheimischer Sorten sowohl bei Coop als auch in den Bioläden und auf den Märkten nach und nach wieder grösser werden wird», ist Gertrud optimistisch. Die ProSpecieRara-Apfelsaison bei Coop startet in diesen Tagen mit ’Berner Rose’, ’Danziger Kant apfel’, ’Albrechtsapfel’, ’Eierleder’, ’Sauergrauech’ und ’Goldparmäne’. Mitte Oktober folgen ’Schweizer Orangen’, ’Schweizer Breitacher’ und ’Thurgauer Borsdorfer’. ’Berlepsch’ und ’Wilerrot’ beschliessen die Apfelsaison Ende Februar.
11
Die Dahlie ’Orange von Russikon’, eine der rund 70 Dahliensorten, die nach dem Suchaufruf eingeschickt wurde.
DAHLIEN VERMEHREN Am einfachsten werden Dahlien über die Teilung der Knollen vermehrt. Dies macht man vorzugsweise im Frühling vor dem Auspflanzen. Mindestens drei grosse Knollen sollten jeweils wieder zusammen gepflanzt werden, damit die Pflanze schön wirkt. Knollen zu teilen lohnt sich auch dann, wenn die Knolle zu dicht wird. Dann bildet die Pflanze meist viele aber nur schwache Triebe aus.
Grafik: Claudia Erdös
Dahlie ganz Je nach Sorte sind die Knollen unterschiedlich dicht ineinander verwachsen. Zuerst verschafft man sich einen Überblick und identifiziert die Stelle, wo die einzelnen Knollen zusammengewachsen sind (Wurzelhals).
12
Dahlie geteilt Dort setzt man mit einem scharfen Messer an und teilt die Knollen so, dass jedes abgeteilte Stück einen Teil des Wurzelhalses behält. Denn dort treiben die Dahlien neu aus. Anschliessend werden die Knollen gesetzt.
Zierpflanzen
Dahlien – opulente Schönheiten aus Mexiko Martina Föhn, Projektleiterin Zierpflanzen, Text: Nicole Egloff
Was wäre ein herbstlicher Bauerngarten ohne Dahlien … Auch in Rabatten und Kübeln werden sie zum Hingucker. Richtig gepflegt erfreuen sie die Gärtnerin Jahr für Jahr und ihre Wurzelknollen sind bald so gross, dass Stücke davon an Nachbarn und Freunde weitergegeben werden können.
Ursprünglich stammt die Dahlie aus dem warmen Mexiko. Deshalb ist sie ein wenig aufwändiger in der Pflege als andere mehrjährige Zierpflanzen, wie z. B. Pfingst rosen oder Herbstastern. Im Spätherbst muss die kälteempfindliche Schönheit nämlich ausgegraben werden, damit sie im Winter frostfrei gelagert werden kann. Abgesehen davon ist sie aber eine unkomplizierte und vielfältige Bereicherung für jeden Garten.
NEUE SORTEN VERDRÄNGEN ALTE Über 20 000 registrierte Dahliensorten sind nach und nach aus den 35 Wildarten herausgezüchtet worden und jährlich kommen neue dazu. «Faktisch verschwindet aber für jede neue Sorte eine alte aus dem Sortiment», gibt Martina Föhn zu bedenken. «Denn im Gegensatz zu samenvermehrbaren Pflanzen kann man hier nicht einfach ein paar Samenportionen einlagern, sondern muss die Pflanze jedes Frühjahr auspflanzen und im Herbst wieder ausgraben und überwintern. Das ist auf wändig und braucht Platz.» Überleben können die alten, oft über viele Jahrzehnte
ERFOLGREICHE DAHLIEN-PFLEGE •B evor die Erde gefriert (spätestens Ende November) verdorrte Stängel 10 cm über dem Boden abschneiden und Knollen ausgraben. • Knollen mit Sortennamen beschriften und so lagern, dass die einzelnen Knollen eindeutig einer Sorte zugeordnet werden können. • Kühl, aber frostfrei, luftig und dunkel überwintern. • Ab Mitte April Dahlien in Töpfe auspflanzen. So wird verhindert, dass sich Schnecken über die jungen Triebe hermachen. • Nach den Eisheiligen, Mitte Mai, ins Beet auspflanzen. • Dahlien nach einigen Wochen stützen. • Verblühte Blumen abschneiden, um die Bildung neuer Blüten zu fördern. • Gefüllte Dahlienblüten verwelken von aussen nach innen. Entfernt man diese verfaulten Blütenblätter, verhindert man die Ausbreitung von Krankheiten und die Blume wirkt länger schön.
13
opulären und somit kulturell bedeutsamen p Sorten nur in Privatgärten, in spezialisierten Gärtnereien und bei Erhalterorganisationen wie ProSpecieRara.
KOCHEN MIT DAHLIEN
FINDEN SIE IHRE LIEBLINGSSORTE 2007 hat ProSpecieRara deshalb einen Suchaufruf lanciert. Auf diese Weise sollten Dahlien gefunden werden, die mindestens 30 Jahre alt sind. «Die Resonanz war gross ! Heute haben wir knapp 70 Dahliensorten im Erhaltungsprogramm», erzählt Martina begeistert. Einige Sorten sind für ProSpecieRara-Gönnerinnen über die Publikation «Sortenfinder» erhältlich, allerdings nur in kleinen Mengen. «Ich freue mich aber, dass dieses Jahr zwei Gärtne reien damit begonnen haben, unsere Dahlien zu vermehren. Ungefähr ab 2016 sollten einige Sorten wieder im grösseren Stil zu kaufen sein.» Nutzen Sie bis dahin die Zeit und besuchen Sie unsere Schaugärten, um sich über die Sortenvielfalt zu informieren und sich Ihre Lieblingssorten auszusuchen. Die nach dem Suchaufruf eingesandten Pflanzen sind heute im ProSpecieRaraSchaugarten in der Berner Elfenau und am ProSpecieRara-Hauptsitz in den Basler Merian Gärten ausgepflanzt. Hier blühen sie gerade jetzt um die Wette und ziehen die Besucher mit ihrer Farben- und Formenpracht in ihren Bann. Die Details zu den genannten Schaugärten finden Sie unter: www.prospecierara.ch/de/schaunetz
Dahlien sind essbar ! In Mexiko wurden früher primär die Knollen gegessen, heute werden eher die Blüten zum Kochen benutzt. Je nach Sorte schmecken sie nach Rettich, Nuss oder Salat. Bevor Sie eine Sorte zubereiten, sollten Sie sie degustieren, denn sie schmecken ganz unterschiedlich. Verwenden Sie dafür Blüten, welche sich gerade erst geöffnet haben. Annafried Widmer-Kessler, eine langjäh rige Sortenerhalterin von ProSpecieRara, hat für Sie folgendes Rezept kreiert: DAHLIEN MIT QUARKFÜLLUNG Zutaten: • 250 g Bioquark ¾ fett • 1 EL Etagenzwiebeln fein geschnitten • 1 EL Radiesli fein gewürfelt • abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone • 1 TL Senf • Salz, Pfeffer • Dahlienblüte Je nach Farbe der Blüte können als farblicher K ontrast Curry, Tomatenpüree oder Oliven beigegeben werden. Die Blütenblätter im Inneren der Blüte entfernen (ca. 3 cm Durchmesser). Alle Zutaten zum Quark geben, mit diesem die Blüte füllen. Mit den ausgezupften Blütenblättern garnieren. Dazu Mais-Chips zum Dippen servieren.
14
Agenda
REUTENMARKT
Bereits zum 10. Mal lockt der Reutenmarkt Liebhaber von alten Sorten und Rassen auf den Zofinger Hausberg. Über 50 Marktstände, zahl reiche ProSpecieRara-T iere, Führungen durch den Obstgarten und eine wunderbare
VIELFALTSMARKT
Wenn mitten in Zürich sel tene Schafe blöken und es an zahlreichen Ständen fein duftet, dann ist ProSpecie Rara-Vielfaltsmarkt. Anbieter aus vielen Regionen der Schweiz bringen ihre Spezia litäten, hergestellt aus seltenen Sorten und Rassen, in
Stimmung werden den herbstlichen Heitern beleben. 19. Oktober 2014, 10 – 17 Uhr Heiternplatz, 4800 Zofingen/AG Vom Bahnhof Zofingen verkehrt regelmässig ein kostenloser Shuttle-Bus, die Zufahrt mit dem Auto ist nicht gestattet.
DRESCHTAG
Am ProSpecieRara-Hauptsitz in den Merian Gär ten bei Basel reinigen wir gemeinsam mit vielen fleissigen Händen das Saatgut, welches in den Gär ten Wildegg und Basel geerntet wurde. Vorkenntnisse sind keine nötig, learning by doing heisst die Devise. 21. September 2014, 10 – 17 Uhr ProSpecieRara, Merian Gärten 4052 Basel ProSpecieRara offeriert einen ittagslunch, weswegen eine M Anmeldung nötig ist. Anmelden bis 12. September auf info@prospecierara.ch oder Telefon 061 545 99 11
WEITERE ANLÄSSE SONNTAGSFÜHRUNGEN AM PROSPECIERARA-HAUPTSITZ Bis 28. September 2014 jeden Sonntag, 14 und 15 Uhr 4052 Basel SONNTAGSFÜHRUNGEN IM SCHLOSSGARTEN WILDEGG Bis 28. September 2014 jeden Sonntag, 11, 12, 14 und 15 Uhr 5103 Wildegg/AG FÜHRUNG DURCH DEN ZIERPFLANZENSCHAUGARTEN 4. Oktober 2014, 11 – 12 Uhr 4125 Riehen/BS KURS KÜRBIS-VIELFALT ENTDECKE N 22. Oktober 2014, 18.30 – 21 Uh r 4052 Basel KURS OBSTSORTEN BESTIMMEN Ab 27. September 2014 4800 Zofingen/AG Mehr Infos zu diesen und weiteren Veranstaltungen finden Sie auf: www.prospecierara.ch/de/ veranstaltungen
15
© iStock.com/sorendls
13. September 2014, 10 – 17 Uhr Vor der Markthalle im Viadukt 8005 Zürich
Bild: Marion Schwarz
die Stadt.
Delikatessen
Ausgezeichnetes Produkt im Dienste einer seltenen Rasse Welcher Gourmet träumt nicht von einem exzellenten Produkt, das ihn an die Geschmäcker von früher erinnert ? Die Neuenburger Brüder Alcala, die von ihrem spanischen Vater die Leidenschaft für die traditionelle Produktion von Schinken mitbekommen haben, können mit ihrem Rohschinken «Réserve Pata Negra Jural» nicht nur das Bedürfnis der Gourmets befriedigen, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Überleben des Wollschweins. Am Schweizer Wettbewerb der Regionalprodukte 2013 – 14 wurde ihre Arbeit mit einer Gold medaille belohnt. (Interview: Claudia Steinacker, Projektleiterin Tiere Romandie)
CLAUDIA STEINACKER: WORAUF ACHTET IHR, DAMIT DIE QUALITÄT STIMMT ? Gebrüder Alcala: Zuallererst auf den respektvollen Umgang mit dem Tier: eine saubere Umgebung, die Befriedigung
der natürlichen Bedürfnisse des Tieres und eine Schlachtung ohne Stress – nur so kann eine ausgezeichnete Qualität erzielt werden. Natürlich halten wir nur Tiere, die im Herdebuch registriert sind, so dass wir ohne Inzucht züchten können. Die Fütterung der Tiere und die Art und Weise, wie das Fleisch getrocknet wird, sind weitere wich tige Punkte.
Tomas und Eleuterio Alcala im Keller, wo die Wollschweinschinken 12 bis 18 Monate lang reifen.
16
Bild: ZVG
WAS MACHT DAS WOLLSCHWEIN-FLEISCH SO AUSSERGEWÖHNLICH ? Aus der extensiven Haltung, der Robustheit und dem aussergewöhnlich feinen Fett dieser Rasse resultiert eine ausgezeichnete Mischung. Der ökonomische Druck in den vergange nen Jahrzehnten hat nicht nur das moderne Edelschwein hervorgebracht, sondern die Schweinezucht als Ganzes stark industrialisiert, wobei das Wollschwein auf der Strecke blieb. Wir sind aber überzeugt von dieser Rasse und arbeiten zusammen mit der
Die Wollschweine der Gebrüder Alcala führen ein artgerechtes Leben.
Schweizerischen Vereinigung für die Wollschweinzucht (SVWS) und ProSpecieRara daran, dass sie wieder häufiger vorkommt …
WIE SIEHT BEI EUCH EIN PRODUKTIONSJAHR AUS ? Unsere Produktion beginnt im Winter, dann salzen wir die Stücke. Danach folgt eine Ruhepause. Der Frühling erlaubt anschlies send das regelmässige Trocknen der Schinken. Es ist immer wieder toll, in den Dachboden zu steigen, wo die Schinken dann hängen, und dort mit der Nase zu prüfen, wie die Arbeit vorangeht. Im Herbst feiern wir zusammen mit Freunden und Familie den «Alpabzug» und bringen die Schinken vom Dachboden in den Keller, wo sie den Reifeprozess abschliessen. Einige lagern dort bis zu 18 Monate lang.
WO BEKOMMT MAN EURE PRODUKTE ? Auf www.jural.ch findet man die Verkaufsstellen und weitere Infos zu unserer Arbeit.
SCHE 20 JAHRE SCHWEIZERI E DI R VEREINIGUNG FÜ (SVWS) WOLLSCHWEINZUCHT Am ProSpecieRara-Reutenmarkt, der am 19. Oktober auf dem Zofinger Hausberg stattfindet, feiert die SVWS ihr 20-jähriges Bestehen. Seien Sie dabei, wenn die halbwüchsigen Wollschweine am Säulirennen ihr Bestes geben und erfahren Sie aus erster Hand mehr zu den urtümlichen Tieren. Nicht nur Wollschweinprodukte werden am Reutenmarkt feilgeboten, sondern alles, was das Herz der bewussten Konsumentin höher schlagen lässt. An rund 50 Markt ständen werden Pflanzen, Esswaren, Getränke, aber auch Kleider und Schmuck aus alten Sorten und Rassen feilgeboten. Auf Führungen können Sie zudem den grossen ProSpecieRara-Obstgarten vor Ort erkunden. 19. Oktober 2014, 10 – 17 Uhr Heiternplatz, 4800 Zofingen/AG Vom Bahnhof Zofingen verkehrt regelmässig ein kostenloser Shuttle-Bus, die Zufahrt mit dem Auto ist nicht gestattet.
17
Tipps
TERN KARTOFFELN ÜBERWIN
Kolumne
Vielfalt macht robust Markus Ritter, Präsident Schweizer Bauernverband
Auch ohne klimatisch perfekten Keller lassen sich Saatkartoffeln fürs kommende Jahr überwintern. Spies sen Sie sie auf ein Nagelbrett und stellen sie dieses an einen hellen Ort, ohne direkte Sonneneinstrahlung. Bis zum Frühling sind die Kartoffeln ausgezehrt, aber mit kräftigen, kurzen Lichtkeimen versehen. Haben Sie eigene Tipps ? Teilen Sie diese mit uns ! www.prospecierara.ch/de/tipps
N STAB-PREIS GEWONNE STAB, die Stiftung für abendländische Ethik und Kultur, verleiht den dies jährigen, mit CHF 50 000.– dotierten Preis an ProSpecieRara und honoriert so den jahrzehntelangen Einsatz für die Erhaltung der bedrohten Sorten und Rassen. Die Einladung zur Preisverleihung vom 27. September in Zürich finden Sie unter: www.prospecierara.ch/de/veranstaltungen
18
Was macht die Natur und ihre Lebewesen robust ? Ich behaupte: Ihre Vielfalt. Einzelne Arten oder Rassen haben im Verlauf der Evolution nicht überlebt. Weil das Klima kälter, wärmer, trockener, feuchter wurde oder weil eine Krankheit, ein Schädling oder der Mensch sich ausgebreitet hat. Aber immer gab es welche, die damit umgehen konnten. Die Vielfalt ist damit ein sicheres Erfolgs rezept. ProSpecieRara und Sie als Leserin des rara tragen zur Vielfalt bei. Wir NichtProSpecieRara-Bauern widmen uns diesem Aspekt oft zu wenig, weil wir zu viel anderes um die Ohren haben und der Tag sowieso lang ist. Der wirtschaftliche Druck lässt uns zudem (fast) alle zu den gleichen, möglichst leistungsstarken Rassen und Sorten greifen. Aber wir wissen um den Wert der V ielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen für eine langfristig nachhaltige Nahrungsmittelproduktion: Wir müssen auch in Zukunft auf Vielfalt zurückgreifen können, um robust zu bleiben. Aus diesem Grund möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen für Ihren Einsatz zu danken. Ihr Engagement trägt dazu bei, uns für die Zukunft fit zu h alten. Ein grosses Merci im Namen aller Bäuerinnen und Bauern !
IMPRESSUM Das Magazin «rara» für Gönnerinnen und Spender von ProSpecieRara e rscheint viermal jährlich in deutscher, französischer und italienischer S prache. Herausgeberin: Stiftung ProSpecieRara, Basel, Schweiz Redaktion: Nicole Egloff, Anna Kornicker Texte: Béla Bartha, Philippe Ammann, Nicole Egloff, Claudia Steinacker Fotos: ProSpecieRara Gestaltung: Reaktor AG, Kommunikationsagentur ASW, Aarau Druck: SuterKeller Druck AG, Oberentfelden Papier: Cocoon 100 % Recycling 90 g /m2 Auflage: 35’000 Ex. deutsch, 7’500 Ex. französisch, 1’900 Ex. italienisch Weiblein und Männlein: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, verwenden wir jeweils entweder die weibliche oder die männliche Form, selbstverständlich sind immer beide Geschlechter gemeint.
STIFTUNG PROSPECIERARA Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren. ProSpecieRara Hauptsitz Unter Brüglingen 6 4052 Basel Schweiz Telefon +41 61 545 99 11 Fax +41 61 545 99 12 info@prospecierara.ch www.prospecierara.ch
ProSpecieRara Suisse romande c/o Conservatoire et Jardin botaniques de Genève Case postale 60 1292 Chambésy Suisse Téléphone +41 22 418 52 25 Fax +41 22 418 51 01 romandie@prospecierara.ch www.prospecierara.ch
ProSpecieRara Svizzera italiana Via al Ticino 6592 S. Antonino Svizzera Telefono +41 91 858 03 58 Fax +41 91 858 03 03 vocedelsud@prospecierara.ch www.prospecierara.ch
19
ProSpecieRaraReutenmarkt
Köstliches aus seltenen Sorten und Rassen.
Sonntag, 19. Oktober 2014, 10 bis 17 Uhr Im Obstsortengarten Zofingen beim Heiternplatz Bereits zum 10. Mal findet der Reutenmarkt statt. Inzwischen sind es über 50 Marktfahrer aus der ganzen Schweiz, die ihre Spezialitäten inmitten des riesigen Obstgartens anbieten. Zum Jubiläum gibt’s einen Entdeckungsparcours durch den Obstgarten, Führungen, Wollschweinrennen und das beliebte breite Angebot an Spezialitäten. Details unter www.prospecierara.ch Kostenloser Shuttle-Bus ab Bahnhof Zofingen, Zufahrt mit dem Auto nur für Behinderte. Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren
20