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Wolfsrisse nehmen zu

In den letzten Jahren haben die Wolfsrisse in Südtirol, und somit auch im Pustertal, enorm zugenommen. Eine Tatsache, die unserer heimischen bäuerlichen Bevölkerung Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Die Großraubtiere breiten sich immer weiter aus und gelangen immer öfter nicht mehr nur in die Nähe der abgelegenen Bauernhöfe am Berg, sondern auch in unmittelbare Dorfnähe. Dies wurde dokumentiert und ersichtlich gemacht (siehe Liste). Der Ortsausschuss der Bäuerinnen von Rasen/ Antholz sieht sich nun mehr denn je in der Verantwortung, Sprachrohr der bäuerlichen Familien zu sein.

Wir sind der Meinung, dass die Wolfspopulation schon lange überhandgenommen hat und nicht mehr kontrollierbar ist, weshalb wir einen sofortigen Abschuss zumindest der Problemwölfe und eine Regulierung und unter Schutz Stellung der Almen und Weiden fordern, um nicht noch größere Schäden hinnehmen zu müssen.

Dieses Thema nun wieder als politisches Messerschleifen zu benutzen ist absolut inakzeptabel, dennoch stellen wir uns die Fragen: Wie weit muss es noch kommen? Was muss noch passieren, damit die Politik handelt, aber auch, dass die Kritiker sehen, dass diese Situation absolut nicht mehr tragbar ist. Für jeden von uns. Das Motto lautet: Handelt jetzt wo es brennt, nicht nachdem alles schon abgebrannt ist…

Sorgen Um Das Wohlergehen Der Tiere

Wir Bauern sorgen uns um das Wohlergehen unserer Tiere und kämpfen darum, den Tieren den sicheren Auslauf auf Weiden und

Almen garantieren zu können. In den letzten Jahren, aber vor allen Dingen im letzten Jahr, gab es zahlreiche Risse am sogenannten Nutzvieh. Nutzvieh, das für die allermeisten von uns zur Familie dazugehört. Nur allzu oft wird die kleinstrukturierte südtiroler Landwirtschaft mit der Massentierhaltung verwechselt. Wir kennen unsere Tiere noch beim Namen, geben kein Antibiotika vorsorglich und ohne wirklichen Grund, wir sorgen uns 365 Tage im Jahr um diese, egal ob Ostern, Weihnachten, Geburtstag oder hohes Fieber, wir sind für sie da. Wer würde sonst die Arbeit verrichten und wer das Futter für sie auf den Tisch bringen? Wir wünschen uns, dass es unseren Tieren gut geht. Er gehört auch zum Tierwohl, der Auslauf auf Weiden und Almen, die Sommerfrische als Teil der artgerechten Haltung. Die Angst, das Nutzvieh weder auf den Almen noch auf den Weiden in Sicherheit zu wissen, ist unerträglich für viele von uns. Dies geht sogar schon so weit, dass Bauern ihre Tiere nicht mehr auf die Almen bringen wollen, sie in den Ställen behalten und die Türen nicht mehr offenstehen lassen um Luft hinein zu lassen, es könnte sich ja ein Wolf hineinverirren, die Tiere verkaufen oder gar ganz die Stalltüren schließen, sind doch viele von uns „nur“ Nebenerwerbsbauern und verdienen das Geld zum Leben mit einer anderen Arbeit um dieses dann auch wieder in den Erhalt des Hofes zu stecken. Bleiben die Tiere im Stall, steigen erneut damit auch die Kosten für Futter, Energie und Wasser, was zu erheblichen betriebswirtschaftlichen Folgen führt. Viele junge, motivierte Menschen verlieren so die Freude an der Landwirtschaft und wollen oder können die Höfe nicht mehr übernehmen.

Qualvoller Todeskampf

Wir wollen unseren Tieren eine qualvolle Tötung durch den „Riss“ eines oder mehrerer Wölfe ersparen. Nein, so ein qualvolles Ende wünschen wir unseren Tieren nicht: leben- dig von hinten aufgerissen werden, gefressen bei vollem Bewusstsein, angefressen, sich kaum auf den Füßen haltend und im Adrenalinschock taumelnd darauf warten zu müssen, vom Hirten gefunden und hoffentlich auch erlöst zu werden, verarztet zu werden um den Schock nie mehr zu überwinden und bei jedem Geräusch zusammenzucken zu müssen. Sicherheitsmaßnahmen, wie von der Politik gefordert, sind schier realitätsfremde Maßnahmen. Weidezäune können überwunden werden. Man gehe in einen Zoo, wo Wölfe in Gehegen mit mindestens 3m hohem, nach innen gebogenen und mit Strom geschützten Zaun mit betoniertem Untergrund leben, damit sie sicher drinnen bleiben und niemand zu Schaden kommt. Hat man dort etwa maßlos übertrieben? Nun, der Weidezaun hat eine ganz andere Wirkung auf unsere Fauna: der Wildwechsel wird unterbunden, Wasser oder Futterquellen können von den Wildtieren nicht mehr erreicht werden, der Zaun kann sogar zur tödlichen Falle für diese werden. Verhängt sich ein Wildtier darin und wird nicht gefunden, muss es elendiglich verhungern oder ersticken. Noch dazu sind Weidezäune auf Almen mit teils felsigem Gelände nicht machbar, ebenso ist es mit Almen mit viel frequentierten Wanderwegen nicht machbar. Diese werden schnell mal zerstört, um besser voranzukommen, abgesehen von optischen und umweltbewussten Aspekten, sind sie doch auch nur aus Plastik. Wären Hirtenhunde gar eine Lösung? Nein, sagen wir! Die Hunde wehren alles ab, was nicht zur Herde gehört und dieser zu nahekommt. Was wenn diese dann einen Menschen beißen, weil er einfach weitergeht oder er diesen ärgert, wie leider allzu oft auch passiert? Wer übernimmt dann die Verantwortung dafür? Und nicht zuletzt stellen wir uns die Frage: warum sollen unsere Hunde Wolfsfutter werden. Es gibt genügend Bilder und Videos in den Medien, welche zeigen, dass auch Herdenschutzhunde von Wölfen getötet werden. Sind sie weniger wert als das Schoßhündchen in den eigenen vier Wänden?

SCHÜTZEN WIR DIE MENSCHEN

Nicht zuletzt sind wir aber auch Familien, die sich um ihre Kinder sorgen. Wir haben Angst, weil der Wolf in unmittelbarer Nähe zu uns Menschen ist. Kinder dürfen nicht mehr, wie früher, in den nahegelegenen >>

Wald gehen um zu spielen, da dort gerissene Tiere aufgefunden wurden. Die Schulkinder starten schon um 06.30 Uhr in der Früh zur Schule und verlassen die Häuser mit mulmigem Gefühl. Wanderwege und Waldspazierwege werden jetzt schon auch von Teilen der Dorfbevölkerung gemieden oder nur mehr in größeren Gruppen begangen. Spaziergänger mit Hunden, Förster, Waldarbeiter, Bauern, die die Hänge in Waldnähe bewirtschaften, auch sie haben ein ungutes Gefühl, wenn sie wissen, dass ein Wolf in der Nähe ist. Berechtigt? Unser aller Lebensraum wird schleichend beschnitten. Wo führt das hin, wo doch der Wolf schon fast im Dorf ist? Bleiben wir alle nachts in unseren Häusern? Nein, in unserem dicht besiedelten Land, in dem der Kulturgrund bis hinauf auf über 2300m Meereshöhe geht und die Wildnis erst mit der Gebirgswand beginnt, hat das Großraubwild keinen geeigneten Platz mehr.

Unsere Almen Erhalten

Malen wir einmal ein Bild von ferner Zukunft: Die Nutztiere verschwinden langsam, aber unaufhörlich von den Almen und Weiden, diese werden nicht mehr abgegrast, ein verwahrlostes Überbleibsel einer über Jahr-

Wolfsrisse 2023 In Antholz

hunderte entstandener von Bauernhand gepflegter Kulturlandschaft. Die Artenvielfalt in Flora und Fauna ist rückläufig, es beginnen die Almflächen zuzuwachsen, die sonst durch die Beweidung von Kühen, Schafen und Ziegen offengehalten werden, bald beginnen auch Bäume immer mehr die offene

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