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Ab mit der Post
Seit zehn Jahren ungenutzt und dem Verfall preisgegeben, rückten im Herbst 2020 die Bagger an und machten das kulturgeschichtlich notable Hotel Post dem Erdboden gleich. Seiner statt wurde auf dem Toblacher Kirchplatz ein modernes Geschäfts- und Wohnhaus errichtet.
Eine der ersten Handlungen von erheblicher Bedeutung, welche Martin Rienzner als neuer Bürgermeister von Toblach tat, war die Erteilung der Baukonzession zwecks Errichtung eines Geschäfts-, Büro- und Wohnhauses am Standort des Hotel Post, dessen Ursprung bis in die Zeit der Habsburger zurückreichte. Der Abbruch des Gebäudes führte zu Protesten unter Einheimischen wie Gästen, darunter sorgte insbesondere jener des Kulturkritikers Vittorio Sgarbi für Schlagzeilen; dieser drohte, alle für den Abbruch Verantwortlichen anzuzeigen. Den frischgebackenen Bürgermeister Martin Rienzner forderte er schlichtweg zum Rücktritt auf; er sollte den Dorfthron, den er gerade einmal zwei Monate zuvor (September 2020) von Guido Bocher, seinem Vorgänger, übernommen hatte, am besten fluchtartig verlassen. Tat er nicht. Er blieb. Das Post-Hotel wurde gemäß dem Ansinnen des Bauwerbers (MC Immobiliare srl) dem Erdboden gleichgemacht. Die Immobilie wurde von der Gesellschaft bereits 2016 erworben. Ein neuer Palast sollte seiner statt dort innerhalb 2019 errichtet werden, doch die Baukonzession zum Abbruch und Wiederaufbau wurde vier Jahre später (2020) erteilt. Dagegen erhob sich Protest.
KRITIK AM BAUVORHABEN
Selbst die von Vittorio Sgarbi, Professor für Kunstgeschichte und zu jener Zeit außerdem
Parlamentarier für Forza Italia, bei der Staatsanwaltschaft in Bozen mit großem Trara vorgebrachte Eingabe blieb erfolglos. Die Staatsanwaltschaft hatte an der Position des Bürgermeisters, das Projekt habe noch unter dessen Vorgänger Guido Bocher alle bürokratischen Instanzen bei der Gemeinde- und der Provinzverwaltung erfolgreich genommen, nichts auszusetzen, weshalb sie keine Veranlassung sah, gegen die von Sgarbi des „Frevels“ bezichtigten Verantwortungsträger strafrechtlich vorzugehen.
Doch es war nicht allein der Professor für Kunstgeschichte, der sich vehement gegen die Beseitigung des historisch notablen Gebäudes zu Wehr gesetzt hatte. Auch Claudia Plaikner bedauerte namens des Heimatpflegeverbandes die Zerstörung des Hauses. Eine auf Initiative des Kunsthistorikers Francesco Vincenti im Netz gegen den Abbruch durchgeführte Petition wurde von rund 4.500 Personen unterstützt. Darunter waren viele, welche Toblach und damit auch den Altbau von ihren Urlaubsaufenthalten her kannten. Der Bürgermeister wies im Gegen- zug darauf hin, das Haus habe seit zehn Jahren leer und ungenützt dagestanden; es habe ein Bild der Verwahrlosung abgegeben; obendrein habe das abbröckelnde Gemäuer eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dargestellt.
Bauwerk Wurde Realisiert
Im Verlauf der Jahre haben die „Aufständischen“ die Waffen gestreckt. Die erholsame Toblacher Ruhe ist zurückgekehrt. Der Bauplan wurde derweil, wenn auch mit deftiger Verspätung auf den fixierten Erledigungstermin (Herbst 2022) quasi vollständig umgesetzt. Die Geschäfts- und Wohneinheiten sind praktisch bezugsfertig. Deshalb wird auf allen Etagen schon bald Leben einziehen und somit die Stille der Leere verdrängen. Eine Firma, die im neuen Palast ihre Tätigkeit entfalten wird, ist das Handelsunternehmen Anjoka aus Pfalzen, Betreiber von zahlreichen Lebensmittelmärkten. Die Sicht auf die Pfarrkirche ist nunmehr freier und größer geworden, weil der Neubau - im Vergleich zum Standort des alten Hotel Post - etwas weiter nach Norden gerückt wurde. „Vom Abbruch und der Wiedererrichtung des Hotel Post“, was die Bautafel einst kundtat, ist aus architektonischer Sicht viel nicht geblieben. // wp